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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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153. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXIV. Gesetzgebungsperiode

 

Donnerstag, 19. April 2012

 

 


Stenographisches Protokoll

153. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode             Donnerstag, 19. April 2012

Dauer der Sitzung

Donnerstag, 19. April 2012: 9.05 – 23.57 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz und das Fremdenpolizeigesetz 2005 geändert werden (BVG Sicherheitsbehörden-Neustrukturierung 2012)

2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz, das Abzeichen­ge­setz 1960, das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz, das Ärztegesetz 1998, das ASOR-Durchführungsgesetz, das Asylgesetz 2005, das Ausschreibungsgesetz 1989, das Außenwirtschaftsgesetz 2011, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Beschuß­ge­setz, das Biozid-Produkte-Gesetz, das Bundes-Ehrenzeichengesetz, das Bundes­gesetz über die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, das Bundesgesetz über eine Amnestie 1995, das Bundesgesetz vom 15. Juli 1964 über die Schaffung einer Medaille für Verdienste um die Vor­bereitung und Durchführung der IX. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1964, das Bundesgesetz vom 27. Jänner 1976 über die Schaffung eines Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs, das Bundesgesetz vom 29. Juni 1977 zur Verbesserung der Nahversorgung und der Wettbewerbsbedingungen, das Bundes­gesetz vom 4. Februar 1948 über die Berechtigung der nach reichsrechtlichen Vor­schriften approbierten Zahnärzte, das Bundesgesetz vom 6. Mai 1976 über die Schaffung einer Medaille für Verdienste um die Vorbereitung und Durchführung der XII. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1976, das Bundeshaftungsobergrenzen­ge­setz, das Bundesluftreinhaltegesetz, das Bundes-Personalvertretungsgesetz, das Bun­desvergabegesetz 2006, das Chemikaliengesetz 1996, das Devisengesetz 2004, das Einführungsgesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen 2008, das Eisenbahnge­setz 1957, das Elektrotechnikgesetz 1992, das Energielenkungsgesetz 1982, die Exe­ku­tionsordnung, das Exekutivdienstzeichengesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2008, das Fremdenpolizeigesetz 2005, das Führerscheingesetz, das Gefahrgutbeförde­rungs­gesetz, das Gehaltsgesetz 1956, das Gelegenheitsverkehrs-Gesetz 1996, die Gewer­beordnung 1994, das Glücksspielgesetz, das Grenzkontrollgesetz, das Güterbeförde­rungsgesetz 1995, das Heeresgebührengesetz 2001, das Kraftfahrgesetz 1967, das Kraftfahrliniengesetz, das Kriegsmaterialgesetz, das Lebensmittelbewirtschaftungs­gesetz 1997, das Luftfahrtsicherheitsgesetz 2011, das Mediengesetz, das Melde­ge­setz 1991, das Militärauszeichnungsgesetz 2002, das Militärbefugnisgesetz, das Munitionslagergesetz 2003, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Paßge­setz 1992, das Polizeibefugnis-Entschädigungsgesetz, das Polizeikooperationsgesetz,


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das Pornographiegesetz, das Preisgesetz 1992, das Punzierungsgesetz 2000, das Pyrotechnikgesetz 2010, die Reisegebührenvorschrift 1955, das Rezeptpflichtgesetz, das Rundfunkgebührengesetz, das Sanktionengesetz 2010, das Schifffahrtsgesetz, das Sperrgebietsgesetz 2002, das Sprengmittelgesetz 2010, die Strafprozeß­ord­nung 1975, das Strafregistergesetz 1968, das Strafvollzugsgesetz, die Straßenver­kehrs­ordnung 1960, das Suchtmittelgesetz, das Tierseuchengesetz, das Umweltinfor­mations­gesetz, das Vereinsgesetz 2002, das Verkehrsrecht-Anpassungsgesetz 1971, das Versammlungsgesetz 1953, das Versorgungssicherungsgesetz, das Verwaltungs­strafgesetz 1991, das Verwaltungsvollstreckungsgesetz 1991, das Verwundeten­medaillen­gesetz, das Waffengesetz 1996, das Wehrgesetz 2001, das Wiedereinstel­lungsgesetz 1950, das Zivildienstgesetz 1986 und das Zollrechts-Durchführungsgesetz geändert werden sowie das Führungs- und Verfügungsgesetz aufgehoben wird (Sicherheitsbehörden-Neustrukturierungs-Gesetz – SNG)

3. Punkt: Bericht über den Antrag 692/A(E) der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entlastung und Besserstellung der Exekutive

4. Punkt: Vertrag zwischen der Republik Österreich und der Tschechischen Republik über Änderungen des Verlaufes der gemeinsamen Staatsgrenze in den Grenz­abschnitten X und XI sowie über Änderungen des Vertrages zwischen der Republik Österreich und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik über die gemein­same Staatsgrenze vom 21. Dezember 1973 in der Fassung des Vertrages vom 26. Oktober 2001

5. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Unfalluntersuchungsgesetz, das Kraftfahr­gesetz 1967, das Seilbahngesetz 2003 sowie das Schifffahrtsgesetz geändert werden

6. Punkt: Bundesgesetz über die Festlegung von Flughafenentgelten (Flughafen­ent­geltegesetz – FEG)

7. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Seeschiffahrtsgesetz und das Bundesgesetz zur Erfüllung des Internationalen Schiffsvermessungs-Übereinkommens von 1969 geän­dert werden

8. Punkt: Kooperationsabkommen über Satellitennavigation zwischen der Euro­päischen Union und ihren Mitgliedstaaten und dem Königreich Norwegen

9. Punkt: Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird

10. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002 geändert wird

11. Punkt: Lebensmittelsicherheitsbericht 2010 des Bundesministers für Gesundheit

12. Punkt: Bundesgesetz über das Arzneibuch (Arzneibuchgesetz 2012 – ABG 2012)

13. Punkt: Bericht über den Antrag 1511/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abgabe von Heilpflanzen und alternativen medi­zinischen Produkten

14. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Epidemiegesetz 1950 geändert wird

15. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bäderhygienegesetz geändert wird

16. Punkt: Bericht über den Antrag 1775/A(E) der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen betreffend österreichweit einheitliche Abgeltung der ärztlichen Leistungen im Rahmen von Substitutionsbehandlungen

17. Punkt: Bericht über den Antrag 1842/A(E) der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausweitung des Personenkreises der Entschädi-


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gungs­berechtigten offensichtlich Thalidomid-/Contergangeschädigten auf Personen, die vor dem Jahr 1956 geboren wurden

18. Punkt: Bericht über den Antrag 1305/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer arbeitsbedingter Risiken in der Prävention und bei der Anerkennung von Berufs­krankheiten

19. Punkt: Bericht über den Antrag 181/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Revision des Abkommens zwischen WHO und IAEO (WHA 12-40) vom 28. Mai 1959

20. Punkt: Bericht über den Antrag 826/A(E) der Abgeordneten Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bisphenol A in Babyschnuller

21. Punkt: Bericht des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Jahresvorschau auf der Grundlage des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission für 2012 und der dänischen EU-Präsidentschaft

22. Punkt: Übereinkommen über das Europäische Forstinstitut; Annahme der deut­schen und französischen Sprachfassung

23. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Gesetz betreffend die Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der israelitischen Religionsgesellschaft geändert wird

24. Punkt: Bericht über den Antrag 1495/A(E) der Abgeordneten Carmen Gartel­gruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung der gesetzlichen Alters­grenzen für Au-pairs

25. Punkt: Bericht über den Antrag 1568/A(E) der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung eines Innovationspreises für Unternehmen mit einem besonders hohen Frauenanteil in Führungspositionen

26. Punkt: Bericht über den Antrag 1891/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend geschlechtsspezifische Auswirkun­gen der Finanz- und Wirtschaftskrise

27. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975), idF BGBl. I. Nr. 114/2011, geändert wird (1815/A)

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Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 27

Ordnungsruf ................................................................................................................. 255

Geschäftsbehandlung

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeant­wor­tung 10263/AB gemäß § 92 Abs. 1 der Geschäftsordnung ........................................................................................ 51

Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung ...... 176


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Redner/Rednerinnen:

Mag. Daniela Musiol ............................................................................................... ... 176

Bundesministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner .................................................... ... 179

Mag. Christine Muttonen ....................................................................................... ... 180

Mag. Wolfgang Gerstl ............................................................................................ ... 181

Mag. Harald Stefan ................................................................................................. ... 182

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ... 184

Ing. Peter Westenthaler .......................................................................................... ... 185

Antrag der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 1846/A(E) der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend die unverzügliche Verkleinerung der Bundesregierung gemäß § 43 Abs. 1 der Ge­schäftsordnung eine Frist bis 15. Mai 2012 zu setzen – Ablehnung ....................  51, 289

Antrag der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 1856/A(E) der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend den Ausbau der direkten Demokratie in Österreich gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäfts­ordnung eine Frist bis 15. Mai 2012 zu setzen – Ablehnung ................................  51, 289

Absehen von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen der schriftlichen Aus­schuss­berichte 1756, 1757, 1759, 1758, 1755, 1760, 1761, 1762, 1763, 1764, 1765, 1766, 1767, 1768 und 1769 d.B. gemäß § 44 (2) der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 51

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 53

Hinweis der Präsidentin Mag. Barbara Prammer auf die Untersagung des Ablichtens von Abgeordneten-Unterlagen seitens der Pressefotografen ...................................................................... 54

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .........................  125, 199

Unterbrechung der Sitzung ...............................................................................  126, 199

Antrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen, den Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Bericht des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser­wirtschaft betreffend Jahresvorschau auf der Grundlage des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission für 2012 und der dänischen EU-Präsidentschaft (III-303/1753 d.B.) gemäß § 53 Abs. 6 Z. 2 der Geschäfts­ordnung an den Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft rückzuverweisen – Ablehnung ...................................................  239, 256

Antrag des Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, den Bericht des Unterrichts­ausschusses über die Regierungsvorlage (1689 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Gesetz betreffend die Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der israeliti­schen Religionsgesellschaft geändert wird (1748 d.B.), gemäß § 53 Abs. 6 Z. 2 der Geschäftsordnung an den Unterrichtsausschuss rückzuverweisen – Ableh­nung  259, 265

Aktuelle Stunde (39.)

Thema: „Abgeltungssteuer für österreichische Vermögen in der Schweiz kommt: Der Finanzrahmen hält!“ .............................................................................................................................. 27

Redner/Rednerinnen:

Dkfm. Dr. Günter Stummvoll ................................................................................ ..... 27

Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter ............................................. ..... 30


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Kai Jan Krainer ....................................................................................................... ..... 32

Jakob Auer .............................................................................................................. ..... 34

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ..... 36

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .............................................................................. ..... 38

Josef Bucher ........................................................................................................... ..... 39

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ..... 41

Gabriele Tamandl ................................................................................................... ..... 42

Elmar Podgorschek ................................................................................................ ..... 44

Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ..... 45

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ..... 47

Ausschüsse

Zuweisungen .........................................................................................................  49, 289

Auslieferungsbegehren

gegen den Abgeordneten Heinz-Christian Strache ..................................................... 49

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bun­des­minister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend: „Genug gezahlt!“ Schluss mit dem Spritpreiswucher (1910/A)(E)                            132

Begründung: Josef Bucher ......................................................................................... 133

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ............................................................. 139

Debatte:

Ing. Peter Westenthaler .......................................................................................... ... 144

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 147

Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................ ... 148

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ... 150

Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ... 153

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 156

Elisabeth Hakel ....................................................................................................... ... 158

Ing. Hermann Schultes ........................................................................................... ... 159

Dr. Martin Strutz ..................................................................................................... ... 161

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 163

Martina Schenk ....................................................................................................... ... 165

Mag. Johann Maier ................................................................................................. ... 166

Oswald Klikovits ..................................................................................................... ... 168

Bernhard Themessl ................................................................................................ ... 169

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ......................................................... ... 171

Sigisbert Dolinschek .............................................................................................. ... 173

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ... 174

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 1910/A(E)  ........................... 175

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über die Regie­rungsvorlage (1679  d.B.): Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz und das Fremdenpolizeigesetz 2005 geändert werden (BVG Sicherheitsbehörden-Neustrukturierung 2012) (1756 d.B.) ..... 53


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2. Punkt: Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über die Regie­rungsvorlage (1726 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz, das Abzeichengesetz 1960, das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz, das Ärzte­gesetz 1998, das ASOR-Durchführungsgesetz, das Asylgesetz 2005, das Aus­schrei­bungsgesetz 1989, das Außenwirtschaftsgesetz 2011, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Beschußgesetz, das Biozid-Produkte-Gesetz, das Bundes-Ehrenzeichengesetz, das Bundesgesetz über die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, das Bundesgesetz über eine Amnestie 1995, das Bundesgesetz vom 15. Juli 1964 über die Schaffung einer Medaille für Verdienste um die Vorbereitung und Durchführung der IX. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1964, das Bundes­gesetz vom 27. Jänner 1976 über die Schaffung eines Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs, das Bundesgesetz vom 29. Juni 1977 zur Verbesserung der Nahversorgung und der Wettbewerbsbedingungen, das Bundesgesetz vom 4. Februar 1948 über die Berechtigung der nach reichsrechtlichen Vorschriften approbierten Zahnärzte, das Bundesgesetz vom 6. Mai 1976 über die Schaffung einer Medaille für Verdienste um die Vor­bereitung und Durchführung der XII. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1976, das Bundeshaftungsobergrenzengesetz, das Bundesluftreinhaltegesetz, das Bundes-Personalvertretungsgesetz, das Bundesvergabegesetz 2006, das Chemikaliengesetz 1996, das Devisengesetz 2004, das Einführungsgesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen 2008, das Eisenbahngesetz 1957, das Elektro­technikgesetz 1992, das Energielenkungsgesetz 1982, die Exekutionsord­nung, das Exekutivdienstzeichengesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2008, das Fremdenpolizeigesetz 2005, das Führerscheingesetz, das Gefahrgutbeförde­rungs­gesetz, das Gehaltsgesetz 1956, das Gelegenheitsverkehrs-Gesetz 1996, die Gewerbeordnung 1994, das Glücksspielgesetz, das Grenzkontrollgesetz, das Güterbeförderungsgesetz 1995, das Heeresgebührengesetz 2001, das Kraftfahr­gesetz 1967, das Kraftfahrliniengesetz, das Kriegsmaterialgesetz, das Lebens­mittel­bewirtschaftungsgesetz 1997, das Luftfahrtsicherheitsgesetz 2011, das Mediengesetz, das Meldegesetz 1991, das Militärauszeichnungsgesetz 2002, das Militärbefugnisgesetz, das Munitionslagergesetz 2003, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Paßgesetz 1992, das Polizeibefugnis-Entschä­di­gungsgesetz, das Polizeikooperationsgesetz, das Pornographiegesetz, das Preis­gesetz 1992, das Punzierungsgesetz 2000, das Pyrotechnikgesetz 2010, die Reisegebührenvorschrift 1955, das Rezeptpflichtgesetz, das Rundfunkge­bührengesetz, das Sanktionengesetz 2010, das Schifffahrtsgesetz, das Sperr­gebiets­gesetz 2002, das Sprengmittelgesetz 2010, die Strafprozeßordnung 1975, das Strafregistergesetz 1968, das Strafvollzugsgesetz, die Straßenverkehrs­ordnung 1960, das Suchtmittelgesetz, das Tierseuchengesetz, das Umweltinfor­mations­gesetz, das Vereinsgesetz 2002, das Verkehrsrecht-Anpassungs­ge­setz 1971, das Versammlungsgesetz 1953, das Versorgungssicherungsgesetz, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Verwaltungsvollstreckungsgesetz 1991, das Verwundetenmedaillengesetz, das Waffengesetz 1996, das Wehrge­setz 2001, das Wiedereinstellungsgesetz 1950, das Zivildienstgesetz 1986 und das Zollrechts-Durchführungsgesetz geändert werden sowie das Führungs- und Verfügungsgesetz aufgehoben wird (Sicherheitsbehörden-Neustrukturierungs-Gesetz – SNG) (1757 d.B.)      ............................................................................................................................... 53

3. Punkt: Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über den Antrag 692/A(E) der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entlastung und Besserstellung der Exekutive (1759 d.B.) ......................................................................................................................................... 54

Redner/Rednerinnen:

Werner Herbert ....................................................................................................... ..... 55

Günter Kößl ............................................................................................................. ..... 56

Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 57


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Otto Pendl ..................................................................................................................... 59

Ing. Peter Westenthaler ........................................................................................  60, 79

Bundesministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner .................................................... ..... 63

Erwin Hornek .......................................................................................................... ..... 65

Dr. Peter Fichtenbauer ........................................................................................... ..... 66

Mag. Gisela Wurm .................................................................................................. ..... 68

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ..... 69

Hermann Gahr ........................................................................................................ ..... 69

Christoph Hagen ..................................................................................................... ..... 70

Hannes Fazekas ...................................................................................................... ..... 71

Leopold Mayerhofer ............................................................................................... ..... 73

Peter Mayer ............................................................................................................. ..... 74

Johann Hell .............................................................................................................. ..... 75

Johann Singer ......................................................................................................... ..... 75

Rudolf Plessl ........................................................................................................... ..... 76

Gabriel Obernosterer ............................................................................................. ..... 77

Ulrike Königsberger-Ludwig ................................................................................. ..... 78

Angela Lueger ......................................................................................................... ..... 81

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung von Diplomatenpässen für alle aktiven und ehemaligen Politiker – Ablehnung           80, 83

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 1756 und 1757 d.B. ....................................... 82

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1759 d.B. ..................................................... 83

4. Punkt: Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über die Regie­rungsvorlage (1567 d.B.): Vertrag zwischen der Republik Österreich und der Tschechischen Republik über Änderungen des Verlaufes der gemeinsamen Staatsgrenze in den Grenzabschnitten X und XI sowie über Änderungen des Vertrages zwischen der Republik Österreich und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik über die gemeinsame Staatsgrenze vom 21. Dezember 1973 in der Fassung des Vertrages vom 26. Oktober 2001 (1758 d.B.) ...................................................................................................................... 83

Redner:

Günter Kößl ............................................................................................................. ..... 83

Genehmigung des Staatsvertrages ............................................................................... 84

Beschlussfassung im Sinne des Artikels 49 Abs. 2 B-VG ............................................. 84

5. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1727 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Unfalluntersuchungsgesetz, das Kraft­fahrgesetz 1967, das Seilbahngesetz 2003 sowie das Schifffahrtsgesetz geän­dert werden (1744 d.B.) ........................................................... 84

Redner/Rednerinnen:

Anton Heinzl ............................................................................................................ ..... 84

Mag. Karin Hakl ....................................................................................................... ..... 85

Mathias Venier .............................................................................................................. 86

Dr. Gabriela Moser ....................................................................................................... 87

Bundesministerin Doris Bures ............................................................................. ..... 88

Christoph Hagen ..................................................................................................... ..... 89

Wilhelm Haberzettl ................................................................................................. ..... 92

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vermeidung von Unfällen durch zeitliche Begrenzung der


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Dauer von Lkw-Überholvorgängen auf Autobahnen und Schnellstraßen – Ableh­nung ..........................................................................  91, 102

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 102

6. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1728 d.B.): Bundesgesetz über die Festlegung von Flughafenentgelten (Flug­hafen­entgeltegesetz – FEG) (1745 d.B.) ...... 94

Redner/Rednerinnen:

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ..... 95

Anton Heinzl ............................................................................................................ ..... 95

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ..... 96

Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................ ..... 97

Sigisbert Dolinschek .............................................................................................. ..... 98

Bundesministerin Doris Bures ............................................................................. ..... 99

Peter Stauber .......................................................................................................... ... 100

Johann Rädler ............................................................................................................ 100

Johann Hell ................................................................................................................. 101

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 101

7. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1730 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Seeschiffahrtsgesetz und das Bun­desgesetz zur Erfüllung des Internationalen Schiffsvermessungs-Übereinkom­mens von 1969 geändert werden (1746 d.B.) .......................................... 102

Redner/Rednerinnen:

Dietmar Keck ........................................................................................................... ... 103

Johann Singer ......................................................................................................... ... 103

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 104

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 105

Mag. Josef Auer ...................................................................................................... ... 105

Erich Tadler ............................................................................................................. ... 106

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 106

8. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1636 d.B.): Kooperationsabkommen über Satellitennavigation zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten und dem Königreich Norwegen (1747 d.B.) ................................................................. 106

Redner/Rednerinnen:

Mag. Rosa Lohfeyer ............................................................................................... ... 107

Johannes Schmuckenschlager ............................................................................. ... 107

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 108

Bundesministerin Doris Bures ............................................................................. ... 108

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 109

Genehmigung des Staatsvertrages ............................................................................. 110

Beschlussfassung im Sinne des Artikels 49 Abs. 2 B-VG ........................................... 110

9. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1729 d.B.): Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird (1755 d.B.) .......................................................................................... 110


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Redner/Rednerinnen:

Alois Gradauer ........................................................................................................ ... 110

Dkfm. Dr. Günter Stummvoll ................................................................................ ... 111

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 112

Wilhelm Haberzettl ................................................................................................. ... 115

Elisabeth Kaufmann-Bruckberger ........................................................................ ... 116

Franz Eßl .................................................................................................................. ... 117

Maximilian Linder ................................................................................................... ... 118

Kai Jan Krainer ....................................................................................................... ... 119

Bundesministerin Doris Bures ............................................................................. ... 120

Gerhard Huber ........................................................................................................ ... 122

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ... 123

Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ... 124

Annahme des Gesetzentwurfes (namentliche Abstimmung) ...................................... 125

10. Punkt: Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (1710 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002 geändert wird (1741 d.B.) ................................ 128

Redner/Rednerinnen:

Mag. Katharina Cortolezis-Schlager .................................................................... ... 128

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................ ... 129

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ... 130

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 186

Bundesminister Dr. Karlheinz Töchterle ............................................................. ... 188

Kurt List ................................................................................................................... ... 189

Anna Franz .............................................................................................................. ... 190

Dr. Sabine Oberhauser, MAS ................................................................................ ... 191

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ... 192

Mag. Gertrude Aubauer ......................................................................................... ... 196

Elmar Mayer ............................................................................................................ ... 196

Mag. Karin Hakl ....................................................................................................... ... 197

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Studiengebühren – Klarheit für die Studierenden und Universitäten – Ablehnung (namentliche Abstimmung)     131, 199

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung von Studiengebühren – Ablehnung ...................................................  193, 201

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 198

11. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Lebensmittelsicher­heitsbericht 2010 des Bundesministers für Gesundheit (III-252/1760 d.B.) .................................................... 201

Redner/Rednerinnen:

Dr. Martin Strutz ..................................................................................................... ... 201

Mag. Johann Maier ................................................................................................. ... 202

Dr. Erwin Rasinger ................................................................................................. ... 203

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................ ... 204

Ursula Haubner ....................................................................................................... ... 205

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ............................................................... ... 207

Dr. Sabine Oberhauser, MAS ................................................................................ ... 208

Nikolaus Prinz ......................................................................................................... ... 208

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 209

Gerhard Huber ........................................................................................................ ... 210

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 211


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 10

Kenntnisnahme des Berichtes III-252 d.B. ................................................................... 212

Gemeinsame Beratung über

12. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (1678 d.B.): Bundesgesetz über das Arzneibuch (Arzneibuchgesetz 2012 – ABG 2012) (1761 d.B.) ................... 212

13. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1511/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abgabe von Heilpflanzen und alternativen medizinischen Produkten (1762 d.B.) .................................................................................................. 213

Redner/Rednerinnen:

Josef A. Riemer ...................................................................................................... ... 213

Johann Hechtl ......................................................................................................... ... 215

Oswald Klikovits ..................................................................................................... ... 216

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 217

Dr. Wolfgang Spadiut ............................................................................................. ... 218

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kostenersatz für alternative Heilmethoden – Ablehnung ....................................  214, 218

Annahme des Gesetzentwurfes in 1761 d.B. .............................................................. 218

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1762 d.B. ................................................... 218

Gemeinsame Beratung über

14. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (1732 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Epidemiegesetz 1950 geändert wird (1763 d.B.) ......................................... 219

15. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (1733 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bäderhygienegesetz geändert wird (1764 d.B.) ........................................... 219

Redner/Rednerinnen:

Dr. Andreas Karlsböck ........................................................................................... ... 219

Wilhelm Haberzettl ................................................................................................. ... 221

Dr. Wolfgang Spadiut ............................................................................................. ... 222

Mag. Gertrude Aubauer ......................................................................................... ... 222

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 223

Claudia Durchschlag .............................................................................................. ... 224

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ............................................................... ... 225

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 1763 und 1764 d.B. ..................................... 225

Gemeinsame Beratung über

16. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1775/A(E) der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen betreffend öster­reichweit einheitliche Abgeltung der ärztlichen Leistungen im Rahmen von Substitutionsbehandlungen (1765 d.B.) ............................................ 226

17. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1842/A(E) der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Auswei­tung des Personenkreises der Entschädigungsberechtigten offensichtlich Thalidomid-/Contergangeschädigten auf Personen, die vor dem Jahr 1956 gebo­ren wurden (1766 d.B.) ........................................................................ 226


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 11

18. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1305/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer arbeitsbedingter Risiken in der Prä­vention und bei der Anerkennung von Berufskrankheiten (1767 d.B.)              ............................................................................................................................. 226

19. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 181/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Revision des Abkommens zwischen WHO und IAEO (WHA 12-40) vom 28. Mai 1959 (1768 d.B.) ................................................................ 226

20. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 826/A(E) der Abgeordneten Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bis­phenol A in Babyschnuller (1769 d.B.)                226

Redner/Rednerinnen:

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 226

Renate Csörgits ...................................................................................................... ... 228

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 229

Dr. Erwin Rasinger ................................................................................................. ... 229

Dr. Wolfgang Spadiut ............................................................................................. ... 230

Erwin Spindelberger .............................................................................................. ... 231

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................ ... 232

Ing. Erwin Kaipel ..................................................................................................... ... 233

Stefan Markowitz .................................................................................................... ... 234

Kenntnisnahme der fünf Ausschussberichte 1765, 1766, 1767, 1768 und 1769 d.B.                      235

Gemeinsame Beratung über

21. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Bericht des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser­wirtschaft betreffend Jahresvorschau auf der Grundlage des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission für 2012 und der dänischen EU-Präsidentschaft (III-303/1753 d.B.) ............................................................................... 235

22. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über die Regierungsvorlage (1673 d.B.): Übereinkommen über das Europäische Forst­in­stitut; Annahme der deutschen und französischen Sprachfassung (1754 d.B.) .......................................................................................... 235

Redner/Rednerinnen:

Maximilian Linder ................................................................................................... ... 236

Ing. Hermann Schultes ........................................................................................... ... 237

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................ ... 238

Ulrike Königsberger-Ludwig ................................................................................. ... 240

Rupert Doppler ....................................................................................................... ... 241

Gerhard Huber ........................................................................................................ ... 241

Mag. Christiane Brunner ....................................................................................... ... 243

Franz Eßl .................................................................................................................. ... 244

Bundesminister Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................ ... 245

Mag. Christiane Brunner (tatsächliche Berichtigung) ........................................... ... 248

Ewald Sacher .......................................................................................................... ... 248

Peter Mayer ............................................................................................................. ... 249

Petra Bayr ................................................................................................................ ... 250

Mag. Michael Schickhofer ..................................................................................... ... 251

Mag. Rosa Lohfeyer ............................................................................................... ... 251

Walter Schopf .......................................................................................................... ... 252

Rosemarie Schönpass ........................................................................................... ... 252


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 12

Harald Jannach ....................................................................................................... ... 253

Mag. Kurt Gaßner ....................................................................................................... 255

Kenntnisnahme des Berichtes III-303 d.B. ................................................................... 256

Genehmigung des Staatsvertrages in 1754 d.B. ......................................................... 257

23. Punkt: Bericht des Unterrichtsausschusses über die Regierungsvorlage (1689 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Gesetz betreffend die Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der israelitischen Religionsgesellschaft geändert wird (1748 d.B.) ......................................................... 257

Redner/Rednerinnen:

Dr. Walter Rosenkranz ........................................................................................... ... 257

Elmar Mayer ............................................................................................................ ... 259

Werner Amon, MBA ............................................................................................... ... 260

Dr. Harald Walser .................................................................................................... ... 261

Ursula Haubner ....................................................................................................... ... 262

Bundesministerin Dr. Claudia Schmied .............................................................. ... 263

Mag. Laura Rudas ................................................................................................... ... 264

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................ ... 264

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 265

Gemeinsame Beratung über

24. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über den An­trag 1495/A(E) der Abgeordneten Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung der gesetzlichen Altersgrenzen für Au-pairs (1750 d.B.) ..................................................................................................... 266

25. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über den Antrag 1568/A(E) der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung eines Innovationspreises für Unternehmen mit einem besonders hohen Frauenanteil in Führungspositionen (1751 d.B.)                        266

26. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über den Antrag 1891/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend geschlechtsspezifische Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise (1752 d.B.) .................................................................... 266

Redner/Rednerinnen:

Mag. Heidemarie Unterreiner ................................................................................ ... 266

Mag. Gisela Wurm .................................................................................................. ... 267

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................ ... 268

Dorothea Schittenhelm .......................................................................................... ... 274

Martina Schenk ....................................................................................................... ... 275

Sonja Ablinger ........................................................................................................ ... 276

Carmen Gartelgruber ............................................................................................. ... 277

Christine Marek ....................................................................................................... ... 278

Dr. Susanne Winter ................................................................................................ ... 279

Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek ....................................................... ... 280

Franz Riepl ............................................................................................................... ... 282

Claudia Durchschlag .............................................................................................. ... 283

Johann Hell .............................................................................................................. ... 283

Gabriel Obernosterer ............................................................................................. ... 284

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Umsetzung der Forderungen aus dem Frauenvolksbegehren – Ablehnung              270, 285


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 13

Kenntnisnahme der drei Ausschussberichte 1750, 1751 und 1752 d.B. .................... 284

27. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Werner Kogler, Kol­leginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes­gesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Ge­schäfts­ord­nungsgesetz 1975), idF BGBl. I. Nr. 114/2011, geändert wird (1815/A)                     285

Redner/Rednerinnen:

Dieter Brosz, MSc ................................................................................................... ... 285

Otto Pendl ................................................................................................................ ... 286

Werner Amon, MBA ............................................................................................... ... 286

Dr. Peter Fichtenbauer ........................................................................................... ... 286

Stefan Petzner ......................................................................................................... ... 287

Zuweisung des Antrages 1815/A an den Geschäftsordnungsausschuss ................... 289

Eingebracht wurden

Petition .......................................................................................................................... 50

Petition betreffend „Wir haben es satt – eine neue Agrar- und Ernährungspolitik jetzt!“ (Ordnungsnummer 161) (überreicht von den Abgeordneten Harald Jannach, Gerhard Huber, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber)

Regierungsvorlagen ................................................................................................... 49

1740: Änderung der Artikel 25 und 26 des Übereinkommens zum Schutz und zur Nutzung grenzüberschreitender Wasserläufe und internationaler Seen

1742: Bundesgesetz, mit dem das Wehrgesetz 2001 und das Waffengesetz 1996 geändert werden

1743: Übereinkommen zur Errichtung des Internationalen König Abdullah bin Abdulaziz Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog

1749: Bundesgesetz, mit dem das Pensionskassengesetz, das Versicherungs­aufsichtsgesetz, das Betriebspensionsgesetz, das Wirtschaftstreuhandberufs­gesetz, die Rechtsanwaltsordnung und das Gehaltskassengesetz 2002 geändert werden

Berichte ......................................................................................................................... 49

Vorlage 90 BA: Monatserfolg März 2012; BM f. Finanzen

III-304: 35. Bericht (1. Jänner bis 31. Dezember 2011); Volksanwaltschaft

III-318: Bericht, Reihe Bund 2012/4; Rechnungshof

III-320: Bericht betreffend den Tätigkeitsbericht des Statistikrates über das Ge­schäftsjahr 2011 gemäß § 47 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz 2000; Bundesregie­rung

Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG ................................................................. 50

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Zusammenarbeit in den Bereichen Finanzen und Steuern


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 14

Aufnahme der Verhandlungen über die Änderung des Abkommens zwischen der Republik Österreich und den Vereinigten Mexikanischen Staaten über kulturellen Austausch

Anträge der Abgeordneten

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend: „Genug gezahlt!“ Schluss mit dem Spritpreiswucher (1910/A)(E)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rückführung der österreichischen Goldreserven nach Österreich (1911/A)(E)

Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Isel als Natura-2000-Schutz­gebiet (1912/A)(E)

Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Isel als Natura-2000-Schutz­gebiet (1913/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einstufung von HTL/HLFL-Ingenieuren mit nachgewiesener fachbezogener 3-jähriger Berufspraxis im Nationalen Qualifikationsrahmen Stufe 6 (1914/A)(E)

Mathias Venier, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Änderung von Lehrplänen öffentlicher Schulen (1915/A)(E)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Betriebshilfe zur Unterstützung schwangerer oder stillender Frauen (1916/A)(E)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung des Grundrechts auf Datenschutz (1917/A)(E)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterzeichnung und Ratifizierung der Biomedizinkonvention (1918/A)(E)

Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung von Studien­gebühren (1919/A)(E)

Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortige Beendigung des Rückforderungsskandals zulasten österreichischer Bauern aufgrund von Almflächen-Neuberechnungen (1920/A)(E)

Dr. Wolfgang Spadiut, Michael Praßl, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Erhalt der ärztlichen Hausapotheke in der Marktgemeinde Irdning (1921/A)(E)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 14. Dezember 1973 betreffend die Arbeitsverfassung (Arbeitsverfassungsgesetz – ArbVG), BGBl. Nr. 22/1974, geändert wird (1922/A)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 15. Juni 1978 über das internationale Privatrecht (IPR-Gesetz), BGBl. Nr. 304/1978, geändert wird (1923/A)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend zeitgemäße Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes zu einem Eltern-Jugend-Pass (1924/A)(E)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend zeitgemäße Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes zu einem Eltern-Jugend-Pass (1925/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 15

Anfragen der Abgeordneten

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Fallzahlen Kinderbeistand (11333/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend barrierefreien Öffentlichen Buslinienverkehr (11334/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Geheim-Gutachten zu IKT-Konzentration (11335/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend milde Urteile für FrauenhändlerInnen (11336/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Nahrungsergänzungsmittel für schwangere Frauen (11337/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Chemikalien in Frauenhygieneprodukten (11338/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend „Handy am Steuer – Kontrollen Bundespolizei 2011“ (11339/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Handy am Steuer – Kontrollen Bundes­poli­zei 2011“ (11340/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend „Gleichbehandlung: Ethnische Diskriminierung in Lokalen, Diskotheken u.a. im Jahr 2011“ (11341/J)

Kurt List, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend RH-Bericht 2011/11 „Beteiligung Österreichs am Einsatz im Tschad“ (11342/J)

Martina Schenk, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend Fragen aus dem RH-Ausschuss (11343/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend „Verlassenschaften: Vermögen für die Republik Österreich durch das Heimfallsrecht 2011“ (11344/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Verlassenschaften: Vermögen für die Republik Österreich durch das Heimfallsrecht 2011“ (11345/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Strafverfahren nach dem Lebensmittelsicherheits- und Verbraucher­schutzgesetz (LMSVG) und nach anderen gesetzlichen Bestimmungen im Jahr 2011“ (11346/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Unfallbeteiligte bei Unfällen an Eisenbahnkreuzungen (11347/J)

Peter Stauber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend finanzielle Unterstützung der von anhaltender Trockenheit betroffenen Gemeinden durch den Bund (11348/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 16

Dr. Martin Bartenstein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend erneute intransparente Vergabe von Landerechten an die Fluglinie Emirates (11349/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend die Road Map Luftfahrt 2020 (11350/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Umsetzung der Anflugmethode „Curved Approach“ bei österreichischen Flughäfen (11351/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend die Einhaltung Flug- und Dienstzeitbegrenzung von Mitarbeitern der Austro Control GmbH (11352/J)

Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend die Abschaffung des Bachelor-Studiums „Internationale Entwicklung“ (11353/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend breite Öffentlichkeit im StGB (11354/J)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Verweigerung von Visa (11355/J)

Mathias Venier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend die Barrierefreiheit an der Pädagogischen Hochschule Tirol (11356/J)

Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend das Versagen der Republik hinsichtlich der Entschädigung der AMIS-Opfer (11357/J)

Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Verschleppung von Strafverfahren in der Causa Immofi­nanz/Immo­east/Constantia (11358/J)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Luftbuchungen innerhalb des Raiffeisenkonzerns (11359/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Vollziehung des Pflanzen­schutzmittelgesetzes für das Jahr 2011“ (11360/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Vollziehung des Saatgut­gesetzes im Jahr 2011“ (11361/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend „Regressforderungen nach dem ASVG (Krankenversicherungsträger) für das Jahr 2011“ (11362/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend „Gesundheit 2020“ – High Level Meeting in Jerusalem (11363/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend World Conference on Social Determinants of Health in Rio de Janeiro (11364/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 17

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend „Landestierschutzheim Steiermark in der Grazer Grabenstraße“ (11365/J)

Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Verpachtung von Jagdrevieren durch die Österreichische Bundesforste AG in Tirol (11366/J)

Erwin Spindelberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend unzureichende Anfragebeantwortung 9742/AB zur Anfrage 9847/J („Jurist/innen in der Unternehmensberatung“) (11367/J)

Mag. Gisela Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend das „Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt“ (CAHVIO) (11368/J)

Peter Stauber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Erhöhung der Bundesmittel zum Zwecke des Hochwasserschutzes (11369/J)

Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend Drogensubstitutionsbehandlung in Österreich (11370/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11371/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11372/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11373/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11374/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11375/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11376/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11377/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Praktika und Verwaltungspraktika (11378/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11379/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Praktika und Verwaltungs­praktika (11380/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11381/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11382/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 18

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11383/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Praktika und Verwaltungspraktika (11384/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend geschleppte Personen (11385/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend ordnungsgemäße Versteuerung eines Testfahrzeuges der Grünen (11386/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesminis­terin für Justiz betreffend Datenschutz im AKH/MedUniWien (11387/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend gefälschte Goldbarren im Besitz der OeNB (11388/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Geldwäsche (11389/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend ungesicherte Kinder als Mitfahrer in Pkws (11390/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Altstadt von Melk und der Ensembleschutz (11391/J)

Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Förderungen an die ÖBB und die Rail Cargo (11392/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Stellenabbau bei Sony (11393/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Stellenabbau bei Sony (11394/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Insolvenzverfahren (11395/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend AMS-Ausbildung zum „Integrationscoach“ (11396/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Gesundheit betreffend Brandanschlag auf Vereinslokal des Verbandes Sozialistischer Studenten (11397/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Organspenden (11398/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Maßnahmen gegen Lehrlingsschwund (11399/J)

Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Laufend steigende Mehrein­nahmen bei Pacht/Vermietung und was damit geschieht“ (11400/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 19

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend die Konsequenzen der Auflösungsabgabe auf die Saisonverlängerung (11401/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bun­des­minister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Lebensweg von Heimkindern (11402/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Maßnahmen gegen Lehrlingsschwund (11403/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Amputationsstrafen in Ägypten (11404/J)

Erich Tadler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Zwangsverheiratung in Österreich (11405/J)

Erich Tadler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zwangsverheiratung in Österreich (11406/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend „Vollziehung des LMSVG im Jahr 2011“ (11407/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Kronzeugenregelung im Jahr 2011“ (11408/J)

Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend radikale Salafisten in Österreich (11409/J)

Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Personalmangel bei der Polizeiinspektion Spittal/Drau (11410/J)

Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Fahrplanabweichungen und Schienenersatzverkehr auf der Tauernstrecke (11411/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend „Marktverzerrendes Verhalten durch den Weltjudoverband“ (11412/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend „Zwangspensionierung bei der Österreichischen Post AG“ (11413/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Studienrichtung Internationale Entwicklung (IE) (11414/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Geldverwendung und Kon­trolle der Genussregion Österreich, Kulinarisches Erbe Österreich sowie der AMA-Marketing GesmbH“ (11415/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Kooperation und Aufträge des Lebensministeriums an den Agrarverlag“ (11416/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 20

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Hundebisse in Oberösterreich 2011 (11417/J)

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Hundebisse in Niederösterreich 2011 (11418/J)

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Zentralverband der Tierschutzvereine Österreichs (11419/J)

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betref­fend amtliches Hunderegister in Niederösterreich 2011 (11420/J)

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Hundebisse in Wien 2. Halbjahr 2011 (11421/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die „Resolution NÖ Bauern­bund zu AMA-Kontrollen und Flächendigitalisierung“ (11422/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Wettermanipulation durch Chemikalien“ (11423/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend geplante Schrottverwertungs­anlage in Wien-Liesing (11424/J)

Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend ÖVAG und Kommunalkredit (11425/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Lebensweg von Heimkindern (11426/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Entsenderichtlinie – Folgeanfrage (11427/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Vorabentscheidungsverfahren des EuGH zu den Bedingungen für die Auszahlung der Ausgleichszulage an EU-Bürger (11428/J)

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend amtliches Hunderegister in Oberösterreich (11429/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Maßnahmen gegen illegale Skilehrer (11430/J)

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend amtliches Hunderegister in Wien (11431/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Wissenschaft und Forschung betreffend Nebentätigkeiten von Ärzten (11432/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Gesundheit betreffend Nebentätigkeiten von Ärzten (11433/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 21

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Einführung einer sogenannten Bundesschatz­pen­sion (11434/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Einführung einer sogenannten Bundesschatzpension (11435/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend EGF-Mittel für die Steiermark (11436/J)

Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Ratingagenturen (11437/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend „Lithium Mine auf der Koralm“ (11438/J)

Mag. Heribert Donnerbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend S 3 – Weinviertel Schnellstraße (11439/J)

Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft und Forschung betreffend die Zukunft der Studienrichtung Internationale Entwicklung (11440/J)

Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Dr.-Karl-Lueger-Ring und Julius-Tandler-Platz in Wien (11441/J)

Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Dr.-Karl-Lueger-Ring und Julius-Tandler-Platz in Wien (11442/J)

*****

Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen an die Präsidentin des Nationalrates betreffend Postzustellung innerhalb des Parlaments (79/JPR)

Zurückgezogen wurden die Anfragen der Abgeordneten

Martina Schenk, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Gründung von Religionsgesellschaften in Österreich durch PKK-nahe Vereine (10751/J) (Zu 10751/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Gründung von Religionsgesellschaften in Österreich durch PKK-nahe Vereine (10752/J) (Zu 10752/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (10401/AB zu 10555/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (10402/AB zu 10554/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10403/AB zu 10600/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 22

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (10404/AB zu 10615/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (10405/AB zu 10553/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10406/AB zu 10574/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (10407/AB zu 10587/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10408/AB zu 10610/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (10409/AB zu 10560/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10410/AB zu 10571/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen (10411/AB zu 10590/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10412/AB zu 10607/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10413/AB zu 10565/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (10414/AB zu 10702/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (10415/AB zu 10760/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10416/AB zu 10573/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (10417/AB zu 10581/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (10418/AB zu 10584/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (10419/AB zu 10585/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen (10420/AB zu 10591/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10421/AB zu 10609/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Schopf, Kolleginnen und Kollegen (10422/AB zu 10655/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (10423/AB zu 11128/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 23

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (10424/AB zu 11142/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (10425/AB zu 11156/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (10426/AB zu11170/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (10427/AB zu 11184/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (10428/AB zu 11198/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10429/AB zu 10564/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10430/AB zu 10599/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10431/AB zu 10568/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10432/AB zu 10603/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10433/AB zu 10561/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10434/AB zu 10577/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10435/AB zu 10578/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10436/AB zu 10605/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10437/AB zu 10567/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (10438/AB zu 10582/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (10439/AB zu 10583/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen (10440/AB zu 10595/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen (10441/AB zu 10596/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10442/AB zu 10602/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 24

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (10443/AB zu 10614/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (10444/AB zu 10622/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (10445/AB zu 10623/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (10446/AB zu 10651/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (10447/AB zu 10854/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen (10448/AB zu 10559/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10449/AB zu 10562/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10450/AB zu 10563/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10451/AB zu 10575/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10452/AB zu 10597/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10453/AB zu 10598/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10454/AB zu 10566/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10455/AB zu 10572/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen (10456/AB zu 10576/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (10457/AB zu 10580/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (10458/AB zu 10588/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (10459/AB zu 10589/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10460/AB zu 10601/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10461/AB zu 10608/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (10462/AB zu 10594/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 25

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (10463/AB zu 10558/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10464/AB zu 10569/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (10465/AB zu 10579/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Sonja Steßl-Mühlbacher, Kolleginnen und Kollegen (10466/AB zu 10593/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (10467/AB zu 10604/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (10468/AB zu 10612/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (10469/AB zu 10613/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (10470/AB zu 10611/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen (10471/AB zu 10619/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen (10472/AB zu 10620/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen (10473/AB zu 10621/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (10474/AB zu 10632/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (10475/AB zu 10633/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (10476/AB zu 10634/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (10477/AB zu 10625/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (10478/AB zu 10626/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (10479/AB zu 10627/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (10480/AB zu 10628/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (10481/AB zu 10629/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (10482/AB zu 10630/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 26

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (10483/AB zu 10624/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (10484/AB zu 10617/J und 10631/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberg­huber, Kolleginnen und Kollegen (10485/AB zu 10618/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (10486/AB zu 10665/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (10487/AB zu 10674/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (10488/AB zu 10684/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen (10489/AB zu 10708/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (10490/AB zu 10746/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (10491/AB zu 10826/J)

*****

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (75/ABPR zu 76/JPR)

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (76/ABPR zu 77/JPR)

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen (77/ABPR zu 78/JPR)


 


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 27

09.05.30Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Fritz Neugebauer, Dritter Präsident Mag. Dr. Martin Graf.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich eröffne die 153. Sitzung des Nationalrates.

Das Amtliche Protokoll der 152. Sitzung vom 10. April 2012 ist in der Parlaments­direktion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Binder-Maier, Karl Donabauer, Fürntrath-Moretti, Mag. Hammer, Höllerer, Zanger und Grosz.

Ich gebe bekannt, dass der ORF die Aktuelle Stunde bis voraussichtlich 10.20 Uhr auf ORF 2 live übertragen wird. ORF III wird die Sitzung aufgrund der weltweiten Über­tragung der Missa Solemnis, dirigiert von Nikolaus Harnoncourt, live nur bis 20 Uhr übertragen. Im Anschluss an diese Live-Übertragung wird die Sitzung zeitversetzt wei­ter ausgestrahlt.

09.06.27Aktuelle Stunde

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema: 

„Abgeltungssteuer für österreichische Vermögen in der Schweiz kommt:
Der Finanzrahmen hält!“

Als erster Redner gelangt Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll zu Wort. 10 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.06.52

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Finanz­minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit der Unterzeichnung des österreichisch-schweizerischen Abkommens vorige Woche am Freitag in Bern, ist eigentlich eine Hauptargumentationslinie der Opposition gegen das Stabilitätspaket der Regierung zusammengebrochen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Was haben wir hier vor drei Wochen noch alles gehört? – Mogelpackung, Wunsch­denken, Rechnung ohne den Wirt, wer weiß, ob es dieses Abkommen jemals geben wird?, wieso ist da eine Milliarde eingesetzt? – Meine Damen und Herren von der Opposition, ich muss sagen: Eine schwache Leistung! – Wenn eine Prophezeiung schon nach drei Wochen zusammengebrochen ist, dann rate ich Ihnen, machen Sie in Zukunft Prognosen im Nachhinein, meine Damen und Herren! Sie blamieren sich dann weniger! Sie blamieren sich dann weniger! (Beifall bei der ÖVP.)

Heute sieht es ganz anders aus. Zwei Wochen nach Ihren Unheilsprophezeiungen – heute ist es drei Wochen her, dass wir hier den Stabilitätspakt beschlossen haben –, sieht die Welt ganz anders aus. In unglaublichem Rekordtempo ist es gelungen, dieses Abkommen mit der Schweiz zu realisieren. Ich muss ehrlich sagen, ich gestehe, ich habe selbst nicht geglaubt, Frau Finanzminister, dass das in dieser Rekordzeit möglich ist, und es ist daher kein Zufall, dass selbst ein so kritischer Mensch wie Professor Felderer, Vorsitzender des Staatsschuldenausschusses, meint, das ist ein toller Erfolg.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 28

Er gratuliert Ihnen, Frau Finanzminister, und er hat besonders Ihr Verhandlungsge­schick hervorgehoben. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren der Opposition! Ich habe schon einmal vom Rednerpult aus gesagt, Sie sollten der Finanzministerin mehr vertrauen. Glauben Sie mir, das ist ein guter Rat: Vertrauen Sie der Finanzministerin mehr! (Beifall bei der ÖVP. – Zwi­schen­rufe bei der FPÖ.)

Die Kombination von höchstem Experten-Know-how im Finanzministerium – ich erwäh­ne jetzt Herrn Sektionschef Dr. Wolfgang Nolz, der demnächst 20 Jahre Sektionschef feiert, der international hervorragend vernetzt ist, der viele Kontakte hat – mit der politischen Power der Frau Finanzministerin ist unschlagbar, meine Damen und Her­ren. Da können Sie noch so laut schreien, das ist eine unschlagbare Kombination! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, man sieht auch, wie sehr dieser Verhandlungserfolg sofort anerkannt wurde. Vorgestern hat uns eine dieser drei Rating-Agenturen, nämlich Fitch, das Triple A wiedergegeben. Was heißt das? – Das heißt, dass das Vertrauen in die Stabilitätspolitik dieser Regierung und dieser Finanzministerin international gegeben ist. Triple A – Gratulation, Frau Finanzministerin! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Scheibner.)

Meine Damen und Herren, ich bin davon überzeugt, dass es auch betreffend den zweiten Teil, auf den sich Ihre Kritik immer gerichtet hat, nämlich die Finanztrans­aktionssteuer, dem Herrn Bundeskanzler Werner Faymann im Kreise der Regierungs­chefs gelingen wird, diese Finanztransaktionssteuer durchzusetzen – vielleicht nicht in jener Form, wie sie derzeit die Kommission vorgeschlagen hat, aber glauben Sie mir, es wird einen Einstieg geben: einen Einstieg, vielleicht eine Etappenlösung, aber es wird auch da, bitte, das, was sich die Regierung vorgenommen hat, mit der politischen Power dieser Regierung durchsetzbar sein. Meine Damen und Herren, glauben Sie mir das! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Auch betreffend die Finanzmärkte: Ich kann mich noch daran erinnern, als es vor ein paar Monaten die Unheilsprophezeiungen der Opposition gab, Herr Kollege Bucher: Na ja jetzt, wo uns eine Rating-Agentur das Triple A entzogen hat, jetzt werden die Zinsen für die Staatsschulden explodieren! – Wie hat die Wirklichkeit ausgesehen? – Die Wirklichkeit war, dass wir so wenig Zinsen für die Staatsschulden bezahlen müssen wie noch nie. (Zwischenruf des Abg. Mag. Widmann.) 2,8 Prozent! Ein Rekord, der auf die Stabilitätspolitik dieser Bundesregierung zurückzuführen ist, meine Damen und Herren. (Zwischenrufe der Abgeordneten Scheibner und Strache.)

Aber ehrlich gestanden, wir sind es ja gewöhnt: Wir sind es gewöhnt, dass die Opposition hier ständig mit Unheilsprophezeiungen argumentiert. Bei jedem Budget. Herr Kollege Bucher, wie war das beim vorigen Budget, beim Budget 2011? – Wir hatten ein Defizit von 3,1 Prozent budgetiert. Die Opposition hat gesagt, das wird nie zu halten sein, das Defizit wird viel größer sein. – Was war das Ergebnis? Nicht 3,1 Prozent, sondern nur 2,6 Prozent Defizit (Abg. Bucher: Ja, den Steuerzahler haben Sie geschröpft!) – besser, als wir selbst geglaubt haben, Herr Kollege Bucher. (Abg. Scheibner: Weil Sie den Steuerzahler geschröpft haben! – Abg. Bucher: Wenn man den Steuerzahler schröpft, ist das kein Wunder!) Also bitte nehmen Sie Abschied von Ihren Unheilsprophezeiungen! Nehmen Sie Abschied davon, und haben Sie Vertrauen zu dieser Bundesregierung! Vertrauen Sie der politischen Power der Frau Finanzministerin! (Beifall bei der ÖVP.)

Aber ich sehe es ja ein: Ist die eine Argumentationslinie zusammengebrochen, muss sofort eine neue aufgebaut werden. Das ist ja klar, was soll man sonst machen? Die neue lautet (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Können Sie sachlich auch etwas zum


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Abkommen sagen? Können Sie sachlich auch argumentieren? Sie begünstigen die Steuer ...!): Dieses Abkommen ist moralisch, ethisch nicht vertretbar, und es könnte verfassungsrechtlich bedenklich sein – da kommen jetzt die Besserwisser und Ober­gescheiten. Es ist durchaus möglich, dass das Ganze sozusagen eine Bestrafung des ehrlichen Steuerzahlers ist, lese ich überall.

Ja, meine Damen und Herren, gar keine Frage, und ich stimme da völlig mit Herrn Staatssekretär Schieder überein, der heute im „Standard“ gesagt hat, das kann nur die zweitbeste Lösung sein. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Nein!) Die beste Lösung wäre natürlich, wenn sich alle Staaten dieser Welt – das sind über 200 – auf Rege­lungen gegen die Steuerflucht einigen. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Und wenn Österreich und Liechtenstein ihren Widerstand aufgeben!) Nur bitte, wer glaubt, dass das möglich sein wird, ist blauäugig und gibt sich einer Illusion hin! Das wird es nie geben!

Es kann die perfekte Welt nicht geben, es kann auch die perfekte Finanzwirtschaft nicht geben, meine Damen und Herren! (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Das ist unwahr!) Und genauso wie das Strafgesetzbuch Diebstahl und Morde verbietet, es sie aber trotzdem gibt – leider ist es so! –, haben wir keine perfekte Gesellschaft, keine perfekte Finanzwelt.

Aber, meine Damen und Herren, schauen wir uns die Regelung ein bisschen im Detail an: Da gibt es pauschale Steuern – bis zu 38 Prozent. Da muss ich ehrlich sagen, wenn 38 Prozent deiner Finanzanlagen in der Schweiz mit einem Schlag weg sind, na das ist schon etwas! Das ist schon etwas!

Und außerdem kommt ja dazu, meine Damen und Herren, dass das derzeitige, das heutige Steuerrecht – das sagen so bekannte Steuerberater wie der Mag. Klaus Hübner oder der Dr. Karl Bruckner von der Kammer der Wirtschaftstreuhänder – mit der Selbstanzeige ja zum Teil günstigere Möglichkeiten bietet, denn da fällt alles, was schon verjährt ist, weg, während bei der jetzigen Regelung diese Steuerabschläge unabhängig von Verjährungsfristen erfolgen. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Und dadurch, dass in Zukunft die Kapitalertragsteuer auch auf diese Anlagen in der Schweiz eingehoben wird, gibt es auch eine Barriere gegen eine künftige Verlagerung von Geldern in die Schweiz. Das ist wirklich ein ganz toller Erfolg!

Was wäre die Alternative? Überlegen Sie einmal – jene, die jetzt gegen das Schweizer Abkommen sind, mit dem erstmals Schwarzgeld in der Schweiz besteuert wird –: Machen wir das nicht, heißt das, dass das Schwarzgeld in der Schweiz weiter unver­steuert bleibt. Meine Damen und Herren, das können Sie ja nicht wollen! Das können Sie ja nicht wollen! (Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Oder kommen Sie heraus und erklären Sie hier, dass Sie gegen das Schweizer Ab­kom­men sind, weil Sie wollen, dass das Schwarzgeld in der Schweiz weiterhin unver­steuert bleibt. – Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das wirklich wollen! (Beifall bei der ÖVP.) Wäre es so, dann, muss ich sagen, wissen Sie nicht, was Sie tun!

Dazu kommt ja noch, dass in der Schweiz das Abkommen gar nicht so positiv gesehen wird. Die Schweizer Banken sagen: Das bedeutet ja eigentlich einen unglaublichen Vertrauensverlust unserer Kunden. Wir fürchten, dass Gelder aus der Schweiz abgezogen werden. – Das heißt, für die Schweiz war es gar nicht einfach, diesem Paket zuzustimmen, das die Frau Finanzministerin durchgesetzt hat.

Auch die Schweiz hat natürlich ihre Interessen: Die Schweiz will ihr Image loswerden, dass sie gleichsam eine Oase für Steuerflüchtlinge ist. – Es war unser Glück, dass diese Argumentation natürlich von uns entsprechend in den Verhandlungen umgesetzt werden konnte, aber gar keine Frage, meine Damen und Herren, es ist an sich eine


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Regelung, wo man sagen muss, erstmals bekommen wir für das Budget Steuergelder, die wir bisher nicht bekommen haben.

Wir werden eines nie verhindern können, mit den besten Gesetzen nicht, und erinnern Sie sich daran, dass wir vor zwei Jahren hier ein Steuerbetrugspaket mit Freiheits­strafen von bis zu zehn Jahren beschlossen haben. Aber eine Garantie, dass es trotz allem zu keiner Steuerflucht mehr kommt, haben wir nicht, und daher sind solche Regelungen unbedingt notwendig. (Zwischenruf des Abg. Ing. Höbart.)

Ein weiterer Schritt wird sein, dass wir natürlich auch mit Liechtenstein Ähnliches versuchen wollen. – Das wird viel schwieriger, weil es dort vor allem um Stiftungen geht, die ja völlig intransparent sind. Das wird nicht so rasch gehen, Frau Finanz­minis­ter, aber auch da haben Sie unsere volle Unterstützung. (Unruhe im Sitzungssaal.)

Aber man muss ehrlicherweise zusammenfassend Folgendes sagen, Frau Finanz­ministerin: Es hat der Notenbankgouverneur, der Kollege Nowotny, es hat der Professor Felderer, es hat der frühere sehr kritische Rechnungshofpräsident Franz Fiedler, alle haben sie gesagt, das ist die zweitbeste Lösung, weil es die beste weltweit nicht gibt, und Gratulation zu dieser Lösung! Gratulation zu Ihrem Verhandlungs­geschick, Gratulation auch zu diesem Rekordtempo! (Abg. Kickl: Wo?) – Und der Opposition noch einmal die Empfehlung: Macht die Prognosen im Nachhinein, bitte! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

9.15


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Dr. Fekter zu Wort gemeldet. Bevor ich ihr das Wort erteile, darf ich Sie alle dringend ersuchen, den Geräuschpegel zu senken. – Bitte, Frau Bundes­ministerin. 10 Minuten sollen nicht überschritten werden.

 


9.16.02

Bundesministerin für Finanzen Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Das Steuerabkommen zwischen Österreich und der Schweiz ist unterzeichnet. Wir haben es auch der EU-Kommission angezeigt und auch von dort sehr positive Signale bekommen. (Zwischen­ruf des Abg. Kickl.) Das ist ein Erfolg, ein gemeinsamer Erfolg – reden wir ihn nicht klein, sondern freuen wir uns darüber, dass wir Steuerflüchtlinge wieder zurückgeholt haben! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Wir haben traditionellerweise eine sehr gute und intensive Zusammenarbeit. (Die Abgeordneten der FPÖ halten Tafeln in die Höhe.) – Herr Kollege Strache, wenn man will, dass man die Steuerflüchtlinge in Ruhe lässt und kein Abkommen schließt, dann ist man der Patron der Steuerflüchtlinge! (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Strache: Die amnestieren Sie!)

Im Übrigen ist Ihr Taferl falsch, denn das Abkommen umfasst Gelder aus kriminellen Taten wie Betrug, Geldwäsche und Drogenhandel nicht! – Da haben Sie das Abkommen schlecht gelesen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Woher wissen Sie das, welches Geld das ist? Das ist ja weiter ...! – Abg. Bucher: Das Geld hat ja kein Mascherl! – Abg. Strache: Verrechnungszweck des Kontos: Drogenhandel!)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Meine Damen und Herren der Freiheitlichen Partei, darf ich Sie bitten, Ihre Schilder wieder einzuholen!

Bitte, Frau Bundesministerin.

 


Bundesministerin für Finanzen Mag. Dr. Maria Theresia Fekter (fortsetzend): Wir haben auf Hochtouren mit der Schweiz verhandelt, weil die Schweiz als Finanzplatz ein Interesse daran hat, keinen Geldern aus Betrug und Kriminalität und keinen Steuer-


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hinterziehern Schlupflöcher zu bieten. Wir haben dieses Angebot der Schweiz rasch aufgegriffen und auf Hochtouren verhandelt. Damit haben wir eine gute Alternative geschaffen zu einem von der EU gewünschten automatischen Datenaustausch, der die Aufgabe unseres Bankgeheimnisses bedeutet. Das können wir nicht zulassen.

Ich bekenne mich zu unserem Bankgeheimnis hier in Österreich, und ich respektiere das Schweizer Bankgeheimnis, und daher bin ich gegen einen automatischen Datenaustausch (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Sie sind gegen die beste Lösung! Gegen die beste Lösung!) für derartige Beträge, und daher kann ich auch dem Vorschlag der Grünen nicht nähertreten, dass wir ganz Europa unsere Bankdaten bekannt geben sollen. – Nein, das ist eine gute Alternative, die wir mit der Schweiz abgeschlossen haben.

Es ist Steuerpflicht eingetreten für die Zukunft (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Aber wo denn? Wo denn?), eine Gleichbehandlung für Beträge, die in Österreich liegen, denn die werden mit 25 Prozent versteuert, mit denen, die in der Schweiz liegen, denn dort müssen auch diese 25 Prozent abgeliefert werden – unter Berücksichtigung des Bankgeheimnisses in beiden Staaten. (Zwischenruf des Abg. Kickl.) Eine ausge­sprochen gute Alternative zum automatischen Datenaustausch! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, denken Sie an jene, die in der Kriegszeit ihr Geld in die Schweiz gebracht haben, oder denken Sie an jene, die sich in unmittelbarer Nachkriegszeit, als wir hier in Wien in der russischen Besatzung waren, davor gefürch­tet haben, dass unter Umständen der Kommunismus kommt (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Das wollen Sie vergleichen? – Abg. Strache: Das ist ein Wahnsinn! – Unruhe im Saal), die deshalb das Geld in die Schweiz gebracht haben, und denen ermöglichen wir jetzt eine Legalisierung ihres Geldes (Beifall bei der ÖVP – Unruhe im Saal – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), es zurück nach Öster­reich zu bringen und hier legal ihr Geld zu versteuern.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, berücksichtigen Sie zusätzlich, dass wir die Besteuerung des Geldes nur zehn Jahre lang zurückfordern können! All das, was nach dem Krieg in die Schweiz gebracht worden ist, ist im Hinblick auf das Vergehen schon längst verjährt, Herr Strache (Abg. Strache: Ja, genau!), also hätten wir gar nichts mehr davon. Mit diesem Abkommen haben wir jetzt aber etwas davon, und deshalb ist es ein großer Erfolg. (Beifall bei der ÖVP.)

Je nachdem, wie lange dieses Geld schon dort liegt, und je nachdem, wie groß die Beträge sind, die dort liegen, gibt es eine sehr komplexe Formel, die dann einen Steuersatz zwischen 15 und 38 Prozent ergibt. Der wird dem dortigen Konto sofort abgebucht – vorausgesetzt, der Steuerpflichtige macht nicht Selbstanzeige, indem er das Geld wieder nach Österreich bringen will, beziehungsweise, indem er seine Steuerpflicht hier in Österreich deklariert. Entscheidet er sich für die Anonymität des Schweizer Kontos, dann muss die Bank in der Schweiz das Geld abziehen und uns regelmäßig überweisen. Auch für die Zukunft ist diese Steuerpflicht gegeben, und wir werden in Zukunft jährlich Gelder aus der Schweiz bekommen, und zwar von jenen Zinserträgen, die dort erwirtschaftet werden. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Damit ist zwar auch verbunden, dass die Steuerflüchtlinge keine Strafe zahlen müssen, aber Steuern müssen sie selbstverständlich nachzahlen.

Die Schweiz hat uns weiters zugesagt – sollte jetzt jemand auf die Idee kommen, schnell sein Geld aus der Schweiz abzuziehen und in eine andere Steueroase zu bringen, beispielsweise nach Monte Carlo, auf die Kanalinseln oder in die Karibik –, uns mitzuteilen, wo Gelder im Hinblick auf die Destinationen hingebracht werden. (Zwi-


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schenruf des Abg. Ing. Hofer.) Und dann werde ich mich bemühen, mit diesen Steuer­oasen ähnliche Abkommen abzuschließen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin sehr gescholten worden, aber ich haben Ihnen gezeigt, dass wir ganz konsequent nicht nur die Finanzen hier in Öster­reich stabil halten, sondern dass wir auch mit unseren internationalen Partnern ganz eng zusammenarbeiten. (Abg. Dr. Moser: Liechtenstein! Wie schaut es aus mit Liechtenstein?) Damit sind die Anreize für Steuerflucht auch pro futuro wesentlich gemildert, weil natürlich die Steuerflüchtigen in Zukunft damit rechnen müssen, dass wir erfahren, wo sie das Geld hingebracht haben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Deutschland hat ein ähnliches Abkommen unterfertigt (Abg. Dr. Moser: Nein!), und auch Großbritannien hat ein ähnliches Abkommen unterfertigt. Mir war es wichtig, dass diese beiden Länder, die zuerst damit fertig waren, nicht dieses Abkommen mit der Schweiz ratifizieren und wir auf die Wartebank geschoben werden. Das hat mir meine Kollegin Widmer-Schlumpf in der Schweiz zugesichert, und wir haben intensiv – intensiv über Ostern, in der Karwoche, auch die Tage davor, über die Feiertage – alles Datenmaterial, das notwendig war, zusammengetragen und das Verhandlungsergebnis mit der Schweiz optimiert. Es wird am 1. Jänner 2013 in Kraft treten, und ich rechne bereits im nächsten Jahr mit erheb­lichen Beträgen, die an uns überwiesen werden.

Unser Konsolidierungspaket, unser Sparpaket, unser Reformpaket hat 27 Milliarden € umfasst. Es basiert auf großen Reformagenden, und es basiert eben auch auf außeror­dentlichen Einnahmen durch solch ein Abkommen. Wir wissen, dass es verfassungs­konform ist, das haben bereits mehrere Professoren bestätigt. Alleine der Professoren­streit beweist, dass wir damit auf der richtigen Seite liegen. (Abg. Ing. Hofer: Warum? Warum?)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! International haben wir hohe Anerkennung geerntet für dieses Abkommen. (Abg. Dr. Moser: Von der Schweiz?) Aber wir haben auch hohe Anerkennung geerntet dafür, dass wir Vollbeschäftigung haben, dass unse­re Exportraten größer sind als die von Deutschland, dass wir eine sinkende Inflation haben und dass wir einen ambitionierten Reformkurs eingeschlagen haben, mit dem wir 2016 ein Nulldefizit erreichen wollen. Das hat dazu geführt, dass uns vor ein paar Tagen die Rating-Agentur Fitch das Triple A bestätigt hat – bestätigt mit einem stabilen Ausblick, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Damit hat die positive Arbeit dieser Bundesregierung mit dem Reformpaket, mit der konsequenten Arbeit an der Beschäftigung, am Wachstum, an der Senkung der Inflation Früchte getragen. Im internationalen Kontext werden wir darum beneidet. Ich werde immer gefragt: Wie bringt man ein Milliarden-Sparpaket ohne soziale Spannun­gen auf den Weg? (Abg. Scheibner: Weil die Österreicher genügsam sind!) – Das ist uns gelungen, und wir sollten uns einmal auch über unsere Erfolge freuen! – Danke. (Anhaltender Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

9.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Rede­zeit aller weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Aktuellen Stunde laut § 97 Abs. 6 der Geschäftsordnung 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Krainer. – Bitte.

 


9.26.58

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt – und das ist massiv zu kritisieren – Steuerhinterziehung, und es gibt leider viele Menschen, die ihr Geld an der Steuer vorbei in Steuersümpfe verbrin-


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gen, und natürlich ist es ein ganz wichtiges politisches Ziel, diese Steuersümpfe trockenzulegen. Es ist ein wichtiges Ziel, dass wir schauen, dass Steuerflüchtlinge (Abg. Kickl: So wie Sie mit Ihren Stiftungen!) – Menschen, die Steuerbetrug begehen, die also Betrug an uns allen begehen, weil sie Steuern hinterziehen – gefasst werden. Und es gibt eine ganz Reihe von Fällen, die auch bekannt geworden sind, wo Men­schen, von denen man es nicht gedacht hätte, Geld im Plastiksackerl irgendwie über die Grenzen bringen (Abg. Dr. Graf: Gerharter!), die ihr Geld an der Steuer vorbei in Steuersümpfe verbringen und keine Steuern in Österreich zahlen. (Abg. Mag. Stefan: Wir reden doch nicht darüber! – Abg. Dr. Graf: Das mit dem Plastiksackerl war doch der Gerharter! Die „Sonne“ des sozialdemokratischen „Konsum“ war das!)

Jetzt haben Deutschland und Großbritannien mit einem Steuersumpf, nämlich mit der Schweiz, ein Abkommen geschlossen, dass die Staatsbürger der jeweiligen Länder – also die Deutschen und die Briten –, die ihr Geld in die Schweiz gebracht haben und die schon geglaubt haben, dass sie dort sicher sind und dass sie ihr Geld im Trockenen haben, jetzt trotzdem erwischt werden und einen wesentlichen Teil der Substanz von dem Geld an Steuern nach Deutschland beziehungsweise Großbritan­nien abführen müssen. (Abg. Mag. Stefan: Aber es geht doch nicht um die Betrüger! – Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Es geht ja nicht um die Betrüger! Haben Sie nicht zugehört? – Abg. Strache: Kontoverwendung: Drogenhandel!)

Das, was wir durchaus machen, ist, dass wir im Windschatten – das muss man ehr­licher­weise sagen: im Windschatten – von dem, was die Deutschen und die Briten gemacht haben, sagen: Ja, es ist natürlich unsere Verpflichtung, wenn es möglich ist, Geld, das an der Steuer vorbei in die Schweiz gebracht worden ist, auch noch im Nachhinein zu versteuern – was in den letzten Jahren nie geschehen ist! –, also diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen und zu schauen, dass wir einen Teil dieses Geldes nach Österreich zurückholen und dass genauso auch für dieses Geld Steuer bezahlt wird wie für all jenes, wofür die Steuer ehrlich bezahlt wurde. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Ich habe nie verstanden, wieso dieses Geld bei der Debatte zum langjährigen Finanz­rahmen, in dem es berücksichtigt war, infrage gestellt wurde. Was ich durchaus ver­standen habe, ist, dass man sagt, ob die Finanztransaktionssteuer in diesem Ausmaß und in diesem Zeitraum kommt, das ist nicht in Stein gemeißelt, aber wieso dieses Steuerabkommen infrage gestellt worden ist, war mir immer ein Rätsel, denn es gab fixfertig ausverhandelte Verträge zwischen der Schweiz und Deutschland und zwi­schen der Schweiz und Großbritannien. Na, und die Schweiz wird dann sagen: Mit Österreich mache ich dieses Abkommen nicht!?

Das war also eine relativ leichte Übung, diese Schäfchen ins Trockene zu bringen oder diesen Teil dann wirklich zu schaffen, weil es im Windschatten der Deutschen möglich war, das zu machen. (Abg. Dr. Graf: Doch keine Leistung! Eine leichte Übung? – Herr Kollege Stummvoll, was war das jetzt: eine Leistung oder eine leichte Übung?)

Wahrscheinlich hätten wir das als Österreich alleine nicht erreicht, weil natürlich der Druck und die Verhandlungsmacht, die Deutschland und Großbritannien gegenüber der Schweiz haben, ein bisschen größer sind als das, was wir haben. Aber wir haben die Gunst der Stunde genutzt und dieses Abkommen gemacht.

Und jetzt gibt es allerlei Vorwürfe, zum Beispiel: Das ist ein Schlag ins Gesicht der Steuerzahler, die ehrlich ihre Steuern zahlen. – Da sage ich Ihnen: Es wäre ein Schlag ins Gesicht der Steuerzahler, wenn wir diese Möglichkeit nicht nutzen würden (Bun­desministerin Dr. Fekter: Richtig!), wenn wir sehen, es gibt die Möglichkeit, uns von dem Geld, das irgendwo in einen Steuersumpf hinein verschoben wurde, zwischen 15 und 38 Prozent zu holen, und dann sagen: Nein, wir machen es nicht, weil wir wollen,


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dass das ordentlich versteuert ist. Das können wir zwar nicht, aber bevor wir quasi „nur“, unter Anführungszeichen, 15 bis 38 Prozent anstatt 43 – denn das ist der höchste Steuersatz – nehmen, nehmen wir nichts.

Das wäre ein Schlag ins Gesicht der ehrlichen Steuerzahler, wenn wir darauf ver­zichten würden, dieses Geld zu nehmen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es kommen hier Vergleiche wie: Das ist, wie wenn jemand beim Schwarzfahren erwischt werden würde und dann nicht zahlen müsste. – Das habe ich gestern auch von einem Kollegen gelesen. (Abg. Mag. Kogler: Das ist ja richtig!) – Das ist richtig, na „sicher“! Herr Kollege Kogler meldet sich gleich freiwillig – er war es.

Bitte, wenn jemand beim Steuerhinterziehen oder beim Verschieben von unversteuer­tem Geld in Steuersümpfe erwischt wird (Abg. Dr. Graf: Kriegt er eine Strafe!), dann muss er zahlen, auch nach diesem Abkommen. (Abg. Bucher: Wie viel? – 15 bis 38 Prozent!) Dann nützt ihm dieses Abkommen gar nichts, denn wenn er erwischt wird, dann hat er nicht nur die Steuer nachzuzahlen, mitunter die doppelte Steuer, sondern eine Strafe auch noch. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Wie viel dann?) Das ist vollkommen unberührt davon.

Es geht darum, dass bei denjenigen, die nicht erwischt wurden, errechnet wird, was sie in den letzten zehn Jahren schwarzgefahren sind, und die müssen dann den Fahrpreis der letzten zehn Jahre zu einem gewissen Prozentsatz nachzahlen. Das ist das, was passiert. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Dr. Matznetter: Intelligenter Vergleich!)

Dann wird argumentiert: Österreich verhindert eine große europäische Lösung (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ja, das stimmt!), weil nämlich Österreich jetzt quasi dieses Abkommen schließt, und es deswegen nicht geht. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Dass Deutschland und Großbritannien – die ja ganz „kleine“, „un­wich­tige“ Staaten in der Europäischen Union sind – dieses Abkommen bereits be­schlos­sen haben, das verhindert nichts (Abg. Dr. Moser: Deutschland hat ja noch nicht beschlossen!), aber wenn Österreich das macht, dann geht es plötzlich nicht mehr. – Das ist doch absurd, bitte. (Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glocken­zeichen.)

Ich bin im Gegensatz zur Ministerin für den automatischen Informationsaustausch, weil es darum geht, Steuersümpfe trockenzulegen, aber Österreich 

9.33


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, Sie haben Ihre Zeit über­schritten.

(Beifall bei der SPÖ für den das Rednerpult verlassenden Abg. Krainer. – Zwischen­rufe der Abgeordneten Scheibner und Dr. Moser.)

Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Auer zu Wort. – Bitte.

 


9.33.01

Abgeordneter Jakob Auer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe ja ein gewisses Verständnis für die Opposition, die natürlich jetzt versucht, mit medialem Getöse alles in Zweifel zu ziehen. Wenn man so blamiert wird wie ihr, dann habe ich Verständnis. Man muss ja fast Mitleid haben mit euch, angesichts eurer Prognosen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Hier standen Sie heraußen und haben verkündet, wie falsch diese Regierung mit ihrer Budgetpolitik liegen würde. Hier standen Sie heraußen und haben verkündet, dass die Frau Bundesminister Fekter mit ihren Fakten und Budgetdaten völlig daneben wäre. Hier standen Sie heraußen und haben diesem Schweizer Abkommen keine Chance


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gegeben, und heute sind Sie wirklich die Blamierten. (Zwischenrufe der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein und Mag. Kogler.) – Ich gratuliere Ihnen zu dieser Meisterleistung, meine Damen und Herren! Sie sollten einmal ein bisschen in sich gehen, bevor Sie Plakate fabrizieren und so weiter. Wenn Sie sich dann als die Schutz­patrone der Steuerflüchtlinge aufspielen – na, das ist besonders bemerkenswert. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Aber es verbleibt Ihnen ja die Möglichkeit, herauszugehen und „Mea culpa“ zu sagen und ganz offen zuzugeben: Ja, man kann sich einmal verschätzen, man kann sich vertun. – Haben Sie den Mut, kommen Sie heraus und sagen Sie ganz offen: Wir, die Opposition, sind falsch gelegen – macht ja nichts.

Wer, meine Damen und Herren, klare Budgetpolitik macht, das ist diese Regierung. Sie hat bereits im letzten Jahr ein wesentlich besseres Ergebnis erzielen können, und sie wird auch das heurige Budget wesentlich besser abschließen können, weil vorsichtig prognostiziert, weil vorsichtig budgetiert wurde und weil es für die Wirtschaft aufgrund einer hervorragenden Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung auch hervorragend läuft. Seien wir doch stolz mit diesen Ziffern, mit diesen Fakten, mit diesen Export­erfolgen Österreichs! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Neubauer: Belastung!)

Und dann meinen auch noch die Grünen, man sollte doch das Bankgeheimnis in Öster­reich auflösen, also aufgeben – bemerkenswert –, weil dann die Schweiz das­selbe machen wird. – Da lachen ja alle Zuschauer! Meine Damen und Herren, Sie sollten schon wissen, was machbar ist und was nicht machbar ist. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Das sollten Sie auch!)

Freuen wir uns über dieses Ergebnis! Ich gratuliere der Frau Bundesminister Fekter zu diesem Erfolg, ich gratuliere der Regierung und bedanke mich ausdrücklich für diesen wirklich hervorstechenden Erfolg. Es ist eine Meisterleistung, in so kurzer Frist, in wenigen Wochen, in so wenigen Wochen etwas fertigzubringen, wovon Sie nicht einmal geträumt haben, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn dann noch das Triple A durch die zweite Ratingagentur bestätigt wird, so zeigt dies auch den Erfolg der Budget- und Wirtschaftspolitik. (Zwischenruf des Abg. Mag. Widmann.) – Herr Kollege Widmann, weil Sie sich hier besonders mit Zwischen­rufen hervortun: Sie haben ja vor Kurzem auch einmal bei einem durchaus bemerkens­werten Vortrag in Linz zuhören dürfen. Dazu bin ich Ihnen übrigens noch die Unter­lagen schuldig. Die werden Sie erhalten, damit Sie auch in Wirtschaftspolitik dem­entsprechend Nachhilfe erhalten können. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Mag. Widmann.)

Meine Damen und Herren, das schadet ja nichts. Sie können ja noch besser werden, das schadet ja auch der Opposition nicht. Es ist Tatsache, dass entgegen den pessimistischen Wirtschaftsprognosen der Wirtschaftsforscher die österreichische Wirt­schaft bessere Daten und Fakten liefert, dass die österreichischen Arbeitnehmer, die Fachkräfte hervorragende Leistung erbringen, dass bei internationalen Berufs- und Lehrlingswettbewerben österreichische Mitarbeiter glänzend abschneiden.

Seien wir doch stolz auf diese Leistungen, und versuchen wir nicht ständig – wie Sie es gerne machen –, die Ergebnisse Österreichs schlechter zu reden, schlechter darüber schreiben zu lassen und schlechter darüber berichten zu lassen! Haben Sie den Mut, zu sagen: Ja, es gibt die eine oder andere Verbesserungsmöglichkeit, gar keine Frage, es gibt nichts, was wir nicht vielleicht noch besser machen könnten, aber dass wir hervorragend liegen, zeigen die Ziffern, die Fakten. Wenn wir an der vierten Stelle Europas liegen, weltweit zu den Besten gehören, freuen wir uns darüber, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)


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Letztlich ist Politik die Kunst des Machbaren, und wie schrieb „Die Presse“ am 13. April dieses Jahres im Leitartikel:

„Dass das Steuerabkommen mit der Schweiz doch rechtzeitig fertig wird, ist ein Erfolg für die Regierung. () Nun muss offen anerkannt werden, dass dies ein Erfolg für Fekter und die heimische Regierung ist.“

Damit zeigt sich, dass dieses Reformpaket die richtige Maßnahme war, meine Damen und Herren, zum richtigen Zeitpunkt, mit den richtigen Voraussetzungen. Sie werden uns nicht daran hindern, manches vielleicht noch besser machen zu können, aber die Ergebnisse sprechen eindeutig für sich, und Ihre Blamage bleibt Ihnen überlassen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.38


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Klubobmann Strache zu Wort.

 


9.38.25

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schon lustig, wenn wir die bisherige „Aktuelle Jubelstunde“ der Regierung auch ein bisschen bewer­ten, denn da freut sich der Raiffeisenvertreter Auer gerade, dass Steuerhinterzieher und Steuerflüchtlinge jetzt amnestiert werden. Ich verstehe schon, dass der Raiffeisenvertreter, der ja selbst aus einem Konzern kommt, der sich sehr viele Steuern erspart und wenig Steuern zahlt, große Freude dabei hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Das Abkommen stellt de facto ein gewaltiges Problem dar, weil es nicht rechtstreue Bürger besser stellt als rechtstreue Bürger. Genau das sagt auch der Verfassungs­rechtler Heinz Mayer, dass es sich hier um einen eklatanten Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz handelt. Sie pardonieren Steuerhinterzieher, das ist die Realität! Und das feiern Sie dann ab. Da sage ich: gute Nacht! (Beifall bei der FPÖ.) – Wir werden ja noch darauf zu sprechen kommen.

Der Steuerzahler jedenfalls kann kein Vertrauen in Ihre Politik haben, und genau das ist letztlich die Realität.

Wenn dann die Frau Finanzminister heute hier hergeht und Argumente bemüht wie: das sei für all jene anständigen Menschen, die vor dem Kommunismus Angst gehabt haben und daher geflohen sind – so, wie die Gewerkschaft wahrscheinlich mit ihren Stiftungen nach Liechtenstein geflohen ist, weil man Angst gehabt hat, dass der Kom­munismus Österreich übernimmt, und daher sehr steuerschonend versucht hat, die Gewerkschaftsgelder in unterschiedlichen Stiftungsbereichen zu transferieren (Beifall bei der FPÖ), bis hin zu anderen Bereichen, wie wir bei der BAWAG gehört haben, beim „Konsum“, und wie die Sackerln mit Geld die Besitzer gewechselt haben –, dann ist das ja besonders absurd. Aber das zeigt offenbar, welches Verständnis vonseiten der Finanzministerin für solche Entwicklungen vorhanden ist.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Steuerfachmann Werner Doralt hat Ihnen ja am vergangenen Samstag im ORF-„Mittagsjournal“ auch recht deutlich zu verstehen gegeben, was er von dem Steuerabkommen mit der Schweiz hält. – Das heißt, Sie haben heute einige Persönlichkeiten zitiert, aber es gibt noch andere Persönlichkeiten, die das eben sehr, sehr kritisch beleuchten. – Doralt hat gesagt, dass die Finanzpolizei jetzt wieder verstärkt Razzien bei Baustellen gegen Schwarzarbeiter macht, dass auch beim Bäcker wieder Kontrollen vorgenommen werden und dass man, wenn man da in Österreich erwischt wird, zu Recht horrende und hohe Strafen zu bezahlen hat und solche verhängt werden.


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Weiters meinte Doralt: Auf der anderen Seite erfährt man gerade, wenn man ein paar Millionen Schwarzgeld in der Schweiz liegen hat und die an der Steuer vorbeitrans­feriert hat, dann bekommt man jetzt eine Amnestie und eben keine Strafe. – Und das ist schon ein entscheidender qualitativer Unterschied. Dass Sie dieses Abkommen heute in dieser Aktuellen Stunde, in einer Jubelstunde sozusagen, feiern, ist daher nicht nur mutig, sondern, gelinde gesagt, eine Frechheit. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn Sie sich hier herstellen und das im Sinne eines Rechtsstaates auch noch als ein tolles Produkt Ihrer Politik abzufeiern versuchen, dann ist das eine Art Bankrott­erklärung des Rechtsstaates, nicht mehr und nicht weniger. Und sagen wir es ganz offen: Je mehr Steuern jemand hinterzogen hat, desto mehr profitiert er letztlich von dieser Regelung. Für diejenigen, die ungeniert Schwarzgeld in die Schweiz transferiert und verbracht haben, ist das Abkommen ein Geschenk des Himmels – da fallen alle Feiertage im Jahr zusammen, von Ostern über Weihnachten bis hin zu anderen Feier­tagen. (Abg. Krainer: Was ist Ihr Vorschlag?)

Ich erinnere mich sehr wohl, Herr Jan Krainer, wie in Italien, als der Berlusconi auch genau so eine Regelung beschlossen hat, zu Recht die Sozialisten dort Sturm gelaufen sind. Was wir hier erleben, ist eine Berlusconisierung der Steuerpolitik, eine Bunga-Bunga-Steuerpolitik (Beifall bei der FPÖ), die Ihre Kollegen in Italien zu Recht kritisiert haben, zu Recht bekämpft haben, die Ihre Kollegen in der Bundesrepublik Deutschland zu Recht kritisieren und dagegen Sturm laufen und sagen, das kann ja nicht sein, dass die Berlusconis, die Merkels – und jetzt die Fekters – sich für die Steuerhinterzieher dieser Welt im Sinne einer Amnestie durchsetzen. Zu Recht sind die Sozialisten im restlichen Europa ehrlicher als Sie heute, weil Sie so eine Politik unterstützen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Krainer: Was ist Ihr Vorschlag? Ihr Vorschlag?)

Das muss man natürlich schon auch klar und deutlich machen: Da hat der Berlusconi natürlich seinen Freunden aus der Steuerhinterziehung geholfen, und natürlich wird man diesen auch hier letztlich hilfreich zur Seite stehen. – Das ist völlig inakzeptabel, und wir lehnen daher dieses Amnestieangebot der Bundesregierung an Steuerflücht­linge in der Schweiz entschieden ab. Und das sind Steuerzuckerl! Anders kann man es gar nicht bezeichnen als eben als Steuerzuckerl, ein Schweizer Steuerzuckerl für alle Unanständigen. Das bleibt natürlich den anständigen Steuerzahlern im Hals stecken. Das ist nun einmal auch die Realität. (Beifall bei der FPÖ. – Der Redner plat­ziert eine Tafel mit der Aufschrift „Regierungs-Steuerzuckerl – Vorsicht: bleibt ehr­lichen Bürgern im Hals stecken“ vor sich auf dem Rednerpult.)

In Österreich fehlen Steuerfahnder und auch Betriebsprüfer an allen Ecken und Enden, obwohl wir vonseiten der Freiheitlichen Partei seit Jahren einfordern, hier endlich tätig zu werden, aufzustocken und dafür Sorge zu tragen, dass man in diesem Bereich eine entsprechende Anzahl von Mitarbeitern hat, um die Steuerhinterziehung und die Steuerbetrüger im Land auch effizient zu bekämpfen. Alle Steuerzahler, nicht nur die Arbeitnehmer, unterliegen entsprechenden Steuersätzen, und da braucht es eine wir­kungsvolle Bekämpfung der Steuerhinterziehung auf allen Ebenen. Genau das ist aber unter dieser Bundesregierung leider nicht gegeben.

Ich sage, man muss natürlich auch ganz kurz auf die denkbar schlechte Außenwirkung solcher Maßnahmen hinweisen, und zwar was die Entdeckungswahrscheinlichkeit und auch die Pardonierungswahrscheinlichkeit betrifft, die vorhanden ist – denn das, was Sie mit diesem Gesetz zum Besten gegeben haben, macht natürlich Steuerhinter­ziehung insgesamt attraktiver. Daher: Das können Sie ja, bitte, nicht ernst meinen, was Sie da heute an Lobhudeleien zum Besten gegeben haben. (Beifall bei der FPÖ.)

9.44



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 38

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Klubobfrau Dr. Glawischnig-Piesczek gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.44.20

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Bun­des­ministerin! Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten! Frau Finanz­ministerin, kennen Sie das achte Gebot? Ich nehme schon an. Können Sie es sagen, das achte Gebot? – „Du sollst nicht stehlen.“ (Abg. Großruck: Du sollst nicht Grün wählen!) „Du sollst nicht stehlen“, das gilt, glaube ich, für österreichische Steuer­hinter­zieher, für Steuerhinterzieher aus Deutschland, die in Österreich ein Konto haben, für italienische Steuerhinterzieher, die hier vielleicht ein Konto haben. „Du sollst nicht stehlen“ sollte europaweit gelten. Und deswegen sollte es auch europaweit ein gemein­sames Vorgehen gegen Steuerhinterziehung und gegen Steuersünder geben. – Das ist unsere Position. (Beifall bei den Grünen.)

Die Scheinheiligkeit von Ihnen, jetzt davon zu reden, dass es keine bessere Lösung gäbe, die schreit aus meiner Sicht wirklich zum Himmel, weil Sie genau mit dieser Vor­gangs­weise ein gemeinsames Vorgehen der Europäischen Union gegen die soge­nannten Steueroasen verhindern. Es wäre ein ganz anderes Auftreten der Europä­ischen Union möglich, würden Österreich und Luxemburg den Widerstand dagegen aufgeben, im Rahmen der Europäischen Union genau gegen solche Steuersünder europaweit vorzugehen. Und ich glaube, das sollte unser Ziel sein.

Kollege Krainer, ich wünsche Ihnen übrigens gute Besserung mit Ihrem Bein – ich weiß nicht, was passiert ist –, aber der Unterschied zwischen Ihnen und der deutschen Sozialdemokratie ist, dass die deutsche Sozialdemokratie mit ganz großer Leiden­schaft und Energie dieses Abkommen in Deutschland bekämpft (Abg. Großruck: Weil sie in Opposition ist! Weil sie keine Verantwortung trägt!), und zwar im Bundesrat – und es ist noch nicht beschlossen –, nämlich mit genau dem wichtigen und richtigen Argument: Es ist höchst ungerecht. – Und das ist es auch in Österreich. (Beifall bei den Grünen.)

Vielleicht erinnert sich noch jemand, im Jahr 2010 gab es eine Novelle im Finanz­strafrecht, und das Finanzstrafrecht sieht jetzt Folgendes vor: Bei Hinterziehung von einer Steuerschuld über 100 000 € sind zwingend Haftstrafen vorgesehen. Zwingend Haftstrafen – das österreichische Finanzstrafrecht ist sehr, sehr scharf. Gemäß diesem Abkommen, wie Sie es jetzt vorgesehen haben, wird jemand, der in Österreich vor fünf Jahren 100 000 € an der Steuer vorbei schwarz verdient hat, durch das Abkommen 15 Prozent zahlen müssen: Es bleiben ihm über 100 000 € übrig – 102 000 € –, weil er auch keine Kapitalertragsteuer zahlen muss.

Jemandem, der in Österreich ehrlich 100 000 € verdient hat, sie ehrlich versteuert hat, bleiben nach dem österreichischen Recht genau 57 500 € übrig, also gerade einmal die Hälfte. (Zwischenrufe der Abgeordneten Wöginger und Höfinger.– Ich finde das höchst ungerecht. Das ist absolut ungerecht. Geben Sie daher Ihren Widerstand in der Europäischen Union auf, und gehen wir gemeinsam gegen Steueroasen vor! (Beifall bei den Grünen.)

Wie oft habe ich das von konservativen Politikern gehört: Wir müssen gegen die Finanzmärkte auftreten! – Und eines der wichtigen Elemente davon ist: Steueroasen auszutrocknen. Mit Ihrem seltsamen Beharren auf einem Bankgeheimnis, das nur Steuerhinterziehern aus anderen Ländern in Österreich nützt – das hat nämlich mit dem österreichischen Steuerzahler originär gar nichts zu tun –, schützen Sie aber, in erster Linie, deutsche Steuerhinterzieher und italienische Steuerhinterzieher; vielleicht auch russische Steuerhinterzieher, das ist aber noch nicht verhandelt. Genau die schützen Sie mit diesem falschen Beharren auf einem Bankgeheimnis, das in die völlig


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falsche Richtung geht. Und da ist Österreich nämlich alleine. Österreich und Luxem­burg sind die einzigen Staaten, die das in der Europäischen Union noch verhindern.

Deswegen, Frau Finanzministerin: „Du sollst nicht stehlen.“ – Das ist eine der wichtigen Erkenntnisse, die ich jetzt über Ostern wieder gewonnen habe. (Abg. Großruck: Du sollst nicht Grün wählen!) – Sie sagen, man soll nicht Grün wählen. (Demonstrativer Beifall des Abg. Hornek.)

Ich frage mich eines: Wie soll ich als ehrlicher Mensch in Österreich, der Steuern gezahlt hat, das jetzt verstehen? Eine jubelnde Finanzministerin, die de facto sagt: Ja herrlich, herrlich! Wir amnestieren, wir pardonieren, wir holen uns zumindest ein bisserl etwas! – Wie sehe ich mich da als Mensch, der vielleicht auch einmal ein Finanzstraf­verfahren gehabt hat, weil er irgendwann einmal einen Fehler gemacht hat? Das passiert auch manchmal kleinen Unternehmen, dass sie irgendetwas falsch machen und dann ein Finanzstrafverfahren haben. Was denken die sich jetzt?

Wir werden uns jedenfalls auch um diese Menschen bemühen, die ehrlich ihre Steuern in Österreich gezahlt haben und sich jetzt zu Recht wieder einmal ungerecht behandelt fühlen von einer Finanzministerin, die das Wort „Steuergerechtigkeit“ von vorne bis hinten noch nicht verstanden hat. 10 bis 40 Milliarden liegen in der Schweiz, das ist eine gewaltige Summe. Und ich hätte mir gewünscht – und wir wünschen uns das, wir verlangen das nach wie vor von Ihnen –, dass Sie im Rahmen der Europäischen Union eine vernünftige Politik machen, sich nicht verbunkern hinter falschen Bankgeheim­nissen, sondern dass Sie sich genau hinter diese europaweite Bewegung gegen die Finanzmärkte, gegen die Steueroasen, gegen weitere Steuerhinterziehung stellen, dass Sie sich dieser Bewegung anschließen. Das ist die beste aller Lösungen – und nicht die zweitbeste Lösung, die Sie jetzt vorgeschlagen haben. (Beifall bei den Grünen.)

Abschließend: Sie haben von Vertrauen gesprochen. Sie sagen auch, die Opposition hat jetzt ihre Argumentation verloren. Was Vertrauen anlangt: Wie soll man jemandem vertrauen, der genau denjenigen, die ehrlich sind, im Nachhinein sagt: Ja, selber schuld!? – Ich meine, im Grunde ist das keine andere Botschaft: Diejenigen, die das nicht gemacht haben, sind de facto selber schuld. Diejenigen, die ehrlich die 100 000 € versteuert haben, haben 50 000 € verloren.

Ich finde das nicht in Ordnung. Das ist einer dieser Bausteine in der ÖVP-Politik, wo Sie sich genau hinter diejenigen stellen, die sehr große Vermögen haben, die wissen, wie sie dieses Vermögen schützen, die international jeden Vorteil ausnützen. Sie stellen sich nicht hinter jene Menschen, die eigentlich Vertrauen verdienen. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strache.)

9.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Dr. Glawischnig! Ich möchte nicht heute am Morgen schon mit Ordnungsrufen beginnen, daher eine Ermahnung: Das Wort oder der Vorwurf Scheinheiligkeit bleibt auf der schwarzen Liste. (Rufe bei der FPÖ: Entschuldigung! Hallo! – Abg. Mag. Kogler: Das ist doch scheinheilig! – Abg. Kickl: Sagen Sie uns einen anderen Begriff, der das zum Ausdruck bringt!)

Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Klubobmann Bucher zu Wort. – Bitte.

 


9.50.03

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor allem meine sehr geehrten Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen! Sie können nicht alle Geschäftsordnungsgepflogenheiten kennen, daher sage ich Ihnen als Information vorausgeschickt: Die ÖVP hat dieses Thema heute gewählt, es ist also ein ÖVP-Thema. Nur zur Information: Die ÖVP will heute mit dieser Aktuellen Stunde den


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Vertrag, den die Frau Bundesministerin Fekter mit der Schweiz abgeschlossen hat, abfeiern, also eine ÖVP-Feierstunde sozusagen. (Demonstrativer Beifall bei der ÖVP.)

Ich befürchte nur dringlich, meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP, dass aus dieser Feierstunde nichts wird. (Abg. Ing. Westenthaler: Eher eine Trauer­stunde!) Aus dieser Feierstunde kann nämlich nichts werden, weil sich die ehrlichen, die anständigen und die braven Steuerbürger Österreichs dafür schämen, was diese Frau Finanzministerin aufführt, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ.)

Wissen Sie – ein paar wenige wirtschaftlich Denkende gibt es ja noch in den Reihen der ÖVP –, was einem österreichischen Steuersünder passiert, einem, der vielleicht vergessen oder übersehen hat, das eine oder andere Einkommen zu versteuern? – Der bezahlt in Österreich 50 Prozent Einkommensteuer oder Lohnsteuer, und von den Steuern, die er hinterzogen hat, zahlt er noch einen Strafzuschlag von 40 Prozent!

Aber was denken sich jetzt die 1,9 Millionen braven, anständigen Steuerbürger Öster­reichs, wenn sie erfahren, dass die Steuerbetrüger, die illegal Vermögen, die illegal Einkommen in die Schweiz verfrachtet haben, jetzt lediglich 15 bis 38 Prozent Steuern zu bezahlen haben? Was denken sich diese 1,9 Millionen Österreicher und Öster­reicherinnen? Das sind nicht jene, die sich jetzt von der ÖVP vertreten fühlen, meine sehr geehrten Damen und Herren, sondern die fühlen sich mit dem heutigen Tag betrogen von dieser ÖVP, die heute eine Feierstunde abhält für dieses Abkommen, das die Frau Finanzministerin abgeschlossen hat. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeord­neten der FPÖ.)

Die Frau Finanzministerin sagt einer Zeitung gegenüber: Die Steuerwelt ist jetzt besser. Mit diesem Abkommen tritt Steuergerechtigkeit ein. Es ist besonders wertvoll, weil wir im steuerlichen Wettbewerb Gleichbehandlung herstellen können. – Zitatende.

Gleichbehandlung? (Abg. Großruck: Jawohl!) Ja wo ist denn da die Gleichbehand­lung, meine sehr geehrten Damen und Herren? Dann fordere ich Sie auf, dass die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler künftighin auch 15 bis maximal 38 Prozent Steuern bezahlen, so wie jene, die in die Schweiz geflüchtet sind. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Stellen Sie das nicht in Abrede, behaupten Sie nicht, Sie seien in Unkenntnis dessen, um welche Beträge es sich handelt! Das wissen Sie, Sie kennen die Beträge, aber nicht, aus welchen Geldern sich diese Beträge zusammensetzen. Das können Sie nicht wissen, die Information bekommen Sie nicht. Sie können nicht ausschließen, dass dieses Steuerabkommen mit der Schweiz zu einer legalisierten Geldwäsche auf­ruft, Frau Finanzministerin. Sie unterstützen legalisierte Geldwäsche mit diesem Abkommen. Das ist das Faktum, meine sehr geehrten Damen und Herren, und das sollte man auch einmal wissen. (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Strache. – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von ÖVP und BZÖ.)

Diese getroffene Vereinbarung mit der Schweiz ist eine Besserstellung für Steuer­flüchtlinge. Das ist es! Verfassungsrechtler Mayer hat das auch so erkannt. Daher ist es so entscheidend, dass wir jetzt eine Verfassungsklage einbringen, und ich lade auch die Kolleginnen und Kollegen der Grünen und der FPÖ-Fraktion ein, mit uns diese Verfassungsklage anzustrengen und Klarheit zu schaffen, ob das, was Sie hier unterzeichnet haben, auch verfassungsrechtlich gedeckt ist, denn ansonsten müsste jeder Steuerbürger in Österreich eine Klage einbringen, Rechtsmittel ergreifen, um hier gegen den Staat vorzugehen.

Frau Finanzministerin, wenn Sie wirklich von einer Gleichbehandlung und Gleich­stel­lung sprechen, dann fordere ich Sie auf, sich das Steuersystem in Österreich end­lich


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einmal an die Brust zu nehmen, es zu modernisieren, sich einmal unser Steuermodell der Flat-Tax genauer anzusehen. Sie haben ja schon Sympathie bekundet.

Ein einfaches, ein niedriges und ein gerechtes Steuersystem für alle rechtschaffenen Steuerbürger Österreichs – das wäre jetzt die Antwort (Beifall beim BZÖ), und das wäre auch ein Beitrag zu mehr Gerechtigkeit für mehr Wirtschaftswachstum, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das brauchen wir jetzt. Denn das Geld, das die Österreicherinnen und Österreicher jetzt irrtümlicherweise an den Staat abliefern, sollten Sie für Investitionen nützen, für Arbeitsplatzsicherung, für Wachstum, für Beschäftigung und Wohlstand, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ.)

9.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Matznetter gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.55.41

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Hohes Haus! Sie haben heute Ihren Button vergessen, Herr Bucher – normalerweise kommt er immer mit dem „Genug gezahlt!“ –, er würde aber passen für die Politik, die Sie manchmal entwickeln. Wenn es nämlich gelingt, von jenen Tätern, die die Millionen und die Milliarden in den Steueroasen auf diesem Kontinent gebunkert haben, einen wesentlichen Beitrag zu bekommen, dann treten Sie dagegen auf.

Noch schlimmer ist das ja bei der FPÖ. Jedes Mal, wenn wir in den letzten zwei Jahren hier ein Abkommen neu ratifiziert haben, bei dem es um den Informationsaustausch nach dem OECD-Abkommen ging: Wer stimmt denn da dagegen? Es sind die FPÖ-Abgeordneten, die hier als die Schützer und Anwälte der Steuerhinterzieher auftreten, noch dazu der ausländischen. (Abg. Strache: Reden Sie mit den sozialistischen Kollegen in Deutschland!) Und dann stellen Sie sich hier her, wenn die Ministerin etwas macht, damit Geld hereinkommt. (Abg. Strache: Das ist keine Steuergerechtigkeit!)

Keine einzige Rednerin, kein einziger Redner der Opposition konnte einen Alternativ­vorschlag machen. Das ist doch auffällig. Kein einziger! (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Das stimmt doch nicht!) Der Werner Kogler kommt mit einem unpassenden Beispiel der Schwarzfahrer. Es gab ja schon mehr Bemühungen dieser Art.

Der frühere deutsche Finanzminister Peer Steinbrück wollte mit der Kavallerie ein­rücken in der Schweiz. Das Problem ist nur: Wir haben keine Kavallerie, die das be­setzen würde. Wir kommen nicht zu diesen Daten. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Mit der Kavallerie sicher nicht!) Wir haben keine Möglichkeit, die Schweiz oder Liechtenstein zu knacken, um dort zu den Daten zu kommen.

Die Frau Bundesministerin verwaltet im Namen der Österreicherinnen und Österreicher die österreichischen Finanzen. Jetzt bekommt sie die Möglichkeit, wenn sie gescheit verhandelt, dass ein Teil der Beute frühzeitig zurückkommt. Und da verlangen Sie, dass sie Nein sagt?! Das ist doch absurd, meine Damen und Herren! (Abg. Öllinger: Ja, das Ganze ist absurd!) Das ist die Chance, einen Teil der Wiedergutmachung zu bekommen.

Nehmen wir an, bei Ihnen zu Hause passiert ein Diebstahl und es gibt die Chance, einen Teil des Gestohlenen zurückzubekommen, doch Sie sagen „nein“, denn solange der Täter nicht gefasst ist, nehmen wir keinen Teil der Beute zurück. Na, ich möchte nicht, dass Sie Anwalt von mir sind (Abg. Strache: Sie als Steuerberater wollen wir auch nicht!), denn ich möchte wenigstens den Teil, den ich zurückbekommen kann, auch bekommen. Und das macht die Frau Bundesministerin. Danke, dass die Bundes­regierung das tut! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg.


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Strache: Warum gehen Sie nicht einen gemeinsamen Weg mit der SPD?) – Es melden sich schon wieder die Verteidiger der ausländischen Steuerhinterzieher zu Wort.

Meine Damen und Herren vor den Bildschirmen, Sie müssen sich das geben: Der Herr Strache lehnt ab, dass Daten ausländischer Steuerhinterzieher, die ihr Geld in Österreich bei einer Bank gebunkert haben, ihren Heimatländern zur Verfügung gestellt werden. Da sagt er „nein“, denn das sei ein Angriff auf den Bankenstandort. Hier erklärt er das und sagt jedes Mal „nein“, wenn wir ein Gesetz machen, wo wir diese Daten den Heimatbehörden liefern wollen.

Derselbe Herr Strache stellt sich hierher und sagt, mit diesem Abkommen hier werden die braven österreichischen Steuerzahler benachteiligt. – Gar nicht werden sie benach­teiligt! Um die eine Milliarde müssen sie nämlich weniger Steuer zahlen. Die eine Milliarde spart diese Bundesregierung auch den ehrlichen Steuerzahlern ein. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Strache: Also Sie machen jetzt eine Steuersenkung! Machen Sie jetzt eine Steuersenkung?)

Wir sind nicht die USA. Den USA ist es tatsächlich gelungen, sich für 48 000 US-Bürger die Daten von Schweizer Banken zu holen. Nur, das war eine teure Aktion. Da haben nämlich im Jahr 2008 amerikanische Steuerzahler sogenannte Toxic Assets, also Wertpapiere, die nichts mehr wert sind, in dreistelliger Dollar-Milliarden-Höhe aufkaufen müssen. Sie haben damit die zwei Schweizer Großbanken gerettet und haben sich dafür die Daten geholt.

Wollen Sie auch, dass wir die Papiere kranker Schweizer Banken aufkaufen müssen, damit wir zu den Daten kommen? – Wir haben hier eine gescheite Methode gewählt. Wir haben uns mit Großbritannien und Deutschland vorweg eine entsprechende Ein­nahme gesichert, und wir sind weiterhin daran interessiert, in Europa den automa­tischen Datenausgleich zu bekommen, den übrigens der Herr Grasser als Finanz­minister im ECOFIN beschlossen hat. Wir werden daher weiterhin die Union unter­stützen, in stärkerem Ausmaß die Daten zu bekommen.

Aber wir sollten in dem Land – und ich möchte die Gelegenheit, auch wenn ich nur noch kurze Zeit zur Verfügung habe, nützen – auch über Moral und Kultur reden. Es war ein FPÖ-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (Abg. Strache: ÖVP! Ab 2002 ÖVP-Finanzminister!), wo sich jetzt herausstellt, dass er mit dem Plastiksackerl eine halbe Million € über die Grenze transportiert hat. Jetzt gehe ich gar nicht darauf ein, ob die Schwiegermutter recht hat, die sagt, es war nicht ihr Geld, oder er, der sagt, es war das Schwiegermutter-Geld, aber wer so einen Finanzminister hat – damals amtie­render Finanzminister –, wer solche Politiker in Funktion bringt wie die FPÖ (Abg. Strache: ÖVP-Finanzminister! Damals war er schon ÖVP-Finanzminister! Amtierender ÖVP-Finanzminister!), der braucht sich hier nicht als Moralapostel aufzuspielen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

10.00


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeord­nete Tamandl zu Wort. – Bitte.

 


10.01.06

Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte eine Delegation der ÖVP Wien, Leopoldstadt, hier im Parlament sehr herzlich begrüßen! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Herr Kollege Strache, da Sie ja einer sind in den Rängen der Oppositionsabgeord­neten, die hier herinnen immer wettern, dass das, was wir budgetieren, nicht hält, da


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der Herr Kollege Bucher immer gegen alles ist und komischerweise sich selbst als jemanden bezeichnet, der eine Wirtschaftspartei führt – ich muss leider Gottes immer wieder feststellen, schön langsam beginne ich daran zu zweifeln, dass er überhaupt eine Ahnung hat von Wirtschaftspolitik, nach dem, was er hier heute gesagt hat –, und die Frau Kollegin Glawischnig auf einen Einwand von uns, sie solle doch bitte Vor­schläge bringen, wie man es anders machen könnte, überhaupt nichts sagen kann (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Haben Sie nicht zugehört?), möchte ich einmal dem Herrn Kollegen Strache, der dem Kollegen Auer gesagt hat, er freut sich, denn die Raiffeisen zahlt fast gar keine Steuern, Folgendes sagen: Die Raiffeisen Zentralbank hat allein 550 Milliarden an Steuern und Bankenabgabe gezahlt. (Abg. Strache: Milliarden? Da liegen Sie ein bisschen falsch!) Millionen. (Abg. Strache: So viel zur Wirtschaftskompetenz!) Das ist ganz einfach nicht in Ordnung, denn wenn wir jedes Mal, wenn der Herr Kollege Karlsböck heruntergeht, sagen, seine Branche hat immer noch keinen Kollektivvertrag, Herr Kollege Strache, dann ist Ihnen das auch nicht recht. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Neubauer: Warum tun Sie nichts?)

Aber jetzt zur Sache. Sie sagen heute, das sei ein Angriff auf die Steuerzahler. – Warum ist das ein Angriff auf die Steuerzahler, wenn plötzlich Geld von außen in den Steuertopf hereinkommt, mit dem wir bis jetzt überhaupt gar nicht gerechnet haben? (Abg. Ing. Höbart: Das ist alles unausgegoren!) Warum haben Sie sich am 28. März hier hergestellt und haben nicht grundsätzlich ein Steuerabkommen mit der Schweiz kritisiert, sondern haben gesagt, das wird die Finanzministerin und das wird die Regierung niemals zusammenbringen?

Ich sage Ihnen, wir sind mit unserer Politik glaubwürdig, denn wir haben nämlich Ende März bei Beschlussfassung des Stabilitätsprogramms hier im Haus gesagt, dass wir dieses Steuerabkommen zusammenbringen werden, und die Frau Finanzministerin hat das auch gezeigt.

Wenn Sie heute von Steueramnestie reden und dass das ein Wahnsinn ist, dann sage ich Ihnen, dass jeder hier herinnen, der sich ein bisschen mit Steuerpolitik beschäftigt oder ein bisschen was davon versteht, weiß, dass schon Finanzminister Lacina, als wir 1993 die Kapitalertragsteuer auf Zinserträge eingeführt haben, eine Steueramnestie gemacht hat. Kollege Gradauer, du bist der Spezialist in deiner Partei. Klär doch einmal den Herrn Strache auf, wie es wirklich ist, damit er sich nicht immer hier herstellt und Unwahrheiten verbreitet. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Ing. Höbart: Wir brauchen keine Nachhilfe!)

Und die Frau Kollegin Glawischnig? Also ehrlich gestanden, was da geboten wird heute! Ich weiß schon, die Opposition kann nicht sagen, super, dass die Frau Finanz­ministerin dieses tolle Abkommen erreicht hat, aber Sie haben heute die kleinen und mittleren Betriebe bedauert, wenn die ein Strafverfahren bekommen, weil sie unwis­sentlich Steuersünder waren. Frau Kollegin Glawischnig, warum haben Sie dann voriges Jahr nicht mitgestimmt, als wir das Finanzstrafgesetz reformiert haben? Genau damit haben wir eben für kleine Steuersünder eine Verbesserung geschaffen, sodass man, wenn man bis 30 000 € innerhalb von drei Jahren eine Steuernachzahlung aufgrund einer Prüfung hat, einen zehnprozentigen Aufschlag zahlen kann und kein Finanzstrafverfahren bekommt. Warum haben Sie da nicht mitgestimmt, wenn Sie für kleine und mittlere Unternehmer etwas tun wollen? (Beifall bei der ÖVP.)

Für große Steuersünder haben wir es verschärft. Auch da haben Sie nicht mitgestimmt. Ehrlich gestanden, wenn Sie sich hierherstellen, dann sollten Sie wirklich bessere Kenntnis haben über diese Materie.

Herr Kollege Bucher hat uns heute von der Flat-Tax erzählt. Also ehrlich gestanden, ich bin kein Fan der Flat-Tax, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, eine rechts-


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formneutrale Besteuerung für Unternehmen zu machen. Aber eines sage ich Ihnen auch: Wenn Sie gegen Sparmaßnahmen sind, wenn Sie gegen Stabilitätsprogramme sind, wenn Sie gegen Programme sind, mit denen wir für die Zukunft Investitionen machen können, brauchen Sie auch keine Steuerreformen zu fordern, denn die können wir uns dann nämlich nicht leisten.

Folgendes sage ich Ihnen auch: Wenn wir uns eine 30-prozentige Sozialquote leisten und jeden zehnten Steuer-Euro für die ÖBB, dann müssen wir auch danach trachten, dass wir Einsparungen treffen und dass wir uns beim nächsten Mal Steuersenkungen für brave österreichische Staatsbürger und Steuerzahler leisten können. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Strache: Das ist ein Versprechen, das Sie nicht halten können!)

10.05


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Podgorschek gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


10.05.46

Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Frau Bundesministerinnen! (Der Redner stellt eine Tafel mit dem Schweizer Wappen und der Aufschrift „Regierungs-Steuerzuckerl: Vorsicht: bleibt ehrlichen Bürgern im Hals stecken!“ vor sich auf das Rednerpult.) Wenn ich von der ÖVP immer höre, dass sie in Jubelstimmung verfällt, weil sie so ganz tolle Verträge macht, dann habe ich immer noch in Erinnerung und im Ohr, wie großartig dieses Abkommen mit Griechenland war mit den Darlehen, die wir nach Griechenland geschickt haben. Ein Geschäft soll das sein.

Ich sage einmal: Liebe ÖVP, seid vorsichtig mit euren Prognosen, denn ich bin fest davon überzeugt, dass auch dieses Abkommen uns noch auf den Kopf fallen wird! (Beifall bei der FPÖ.)

Und zum SPÖ-Sektor möchte ich nur eines sagen: Das Wort „Gerechtigkeit“ wird in Zukunft bei euch verboten sein, denn Gerechtigkeit ist das nicht, was ihr macht. (Beifall bei der FPÖ.)

Zum Kollegen Matznetter – er ist leider nicht da, aber vielleicht für das Publikum vor den Fernsehgeräten darf ich es auch noch einmal wiederholen –: Finanzminister Gras­ser war ab 2002 ÖVP-Finanzminister und vorgesehen als Vizekanzler der ÖVP. Er hat sich von der FPÖ getrennt, weil er nicht mehr unsere Linie vertreten hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Kollegin Glawischnig, es freut mich, dass Sie die Bibel zitieren, aber ich darf Sie korrigieren: Bei den Katholiken und Protestanten ist das achte Gebot: Du sollst nicht falsches Zeugnis geben wider deinen Herrn. Das, was Sie zitieren wollten, ist das siebente Gebot, aber ich gebe Ihnen im Inhalt recht. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Professor Heinz Mayer hat ja darauf hingewiesen, dass dies eine verfassungsrechtlich bedenkliche Vorgangsweise ist und dass dieses Abkommen ein gewaltiges Problem ist, weil es nicht rechtstreue Bürger besserstellt als rechtstreue. Dem ist meiner Meinung nach nichts hinzuzufügen.

Auch Professor Doralt – das hat Bundesparteiobmann Strache ja schon erwähnt – hat gesagt, das Schwarzgeldproblem sei damit nicht dauerhaft gelöst.

Sogar die schwarze Tiroler Arbeiterkammer hat Bedenken gegen dieses Abkommen, denn sie bezeichnet das Ganze als Persilschein für Steuerbetrug im großen Stil. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses Abkommen ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden ehrlichen Steuerzahlers! Es ist ein fatales Signal an die Ehrlichkeit der


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Bürger, denn wenn ein Steuerzahler heute fast die Hälfte des Monats für den Staat und für die Gemeinschaft arbeiten muss und dann sieht, dass Steuerhinterzieher amnes­tiert werden und sich sozusagen mit einem geringen Betrag freikaufen können, dann fragt sich jeder Steuerzahler: Wozu soll ich überhaupt noch Steuer zahlen in Zukunft? (Beifall bei der FPÖ.)

Außerdem ist Ihre ganze Rechnung aus meiner Sicht nicht ganz korrekt. Sie sprechen immer von 20 Milliarden, die in Schweizer Banken lagern. Ich weiß, dass das zufällig 10 Prozent von den Zahlen sind, die die Bundesrepublik Deutschland nennt – 10 Pro­zent wahrscheinlich deshalb, weil wir 10 Prozent der Bevölkerung von Deutschland haben. Wir wissen ja nicht einmal die genauen Zahlen. Wie sieht das aber aus, wenn ich es hochrechne? Sie sagen immer, 15 bis 38 Prozent wollen Sie bekommen. Dann rechnen Sie einmal aus, was 15 bis 38 Prozent von 20 Milliarden wären. Das wäre ja wesentlich mehr. Das heißt, Sie rechnen ja selbst nicht damit, dass wir das ganze Geld bekommen. (Beifall bei der FPÖ.)

Außerdem, nach Rücksprache mit Schweizer Bankchefs haben wir erfahren, dass die Beurteilung, ob es  (Lebhafte ironische Heiterkeit bei der ÖVP.) Haben Sie vielleicht schon mit einem Schweizer Bankchef geredet? – Wir schon. Es liegt im Ermessen der Schweizer Bank, die bestimmt, ob das ein Schwarzgeld ist oder nicht, und nicht im Ermessen der Republik Österreich. Das heißt, die werden doch ihre guten Kunden nicht über einen Kamm scheren beziehungsweise die abziehen. Das ist doch lächerlich! (Beifall bei der FPÖ.)

Das nächste Problem, das auf uns zukommt: Der – „Bundeskanzler“ wäre mir jetzt fast fälschlich herausgerutscht – mögliche Bundeskanzler, der sich im Geiste wünscht, es zu werden, Gabriel von der SPD in Deutschland hat selbst gesagt, dass wir das Prob­lem haben, dass bis 1. Jänner 2013 das gesamte Geld noch aus der Schweiz abge­zogen werden kann.

Frau Bundesminister Fekter, ich habe in der Zeitung gelesen, dass Sie das verhindern wollen. Das schaue ich mir an! Wie wollen Sie das verhindern? Wollen Sie, wie seiner­zeit die „eiserne Kanzlerin“ Maggie Thatcher die englische Marine zu den Falkland-Inseln geschickt hat, die österreichische Marine dann zu den Jungferninseln, den Kanalinseln und auf die Bermudas schicken? – Das wird sicherlich nicht der Fall sein! (Abg. Riepl: Was schlagen Sie vor? – Zwischenruf des Abg. Hornek. – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein Indiz liegt für mich ganz offen: Dieses Abkommen wird von der Schweiz selbst bejubelt – und das ist meiner Überzeugung nach ein Zeichen, dass wir falsch liegen. Die Beschreitung dieses Irrwegs ist vielleicht ein Beitrag zur vorübergehenden Rettung des Budgets, es ist dies jedoch ein Kniefall vor den Steuerhinterziehern: auf Kosten der Ehrlichkeit unserer Staatsbürger. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Riepl.)

10.11


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Kogler. – Bitte.

 


10.11.13

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Bundesminis­terinnen! Meine Damen und Herren! Die komplexe Materie führt offensichtlich dazu, dass die Behandlung im Rahmen einer Aktuellen Stunde nur auf eher verkürzte Agitation hinausläuft. Aber sei’s drum! (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.) Ich werde mich jetzt dieser Methode durchaus anschließen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 46

Das Ganze ist hier ja völlig verwischt worden, die FernsehzuschauerInnen werden einen völlig falschen Eindruck haben! Es ist ja noch nicht einmal das Gesetz im Haus. Wir werden den Vertrag dann noch debattieren, und da wird noch das eine oder andere zutage kommen, was heute eher unter den Tisch fällt.

Nur so viel: Ich glaube, unbestritten ist, dass es sich hier um groß angelegten Betrug handelt, und zwar in Milliardendimensionen! Es trifft sich jetzt, dass die ehemalige Innenministerin und die aktive Innenministerin da sind. Er erhebt sich da nämlich schon auch die Frage, wie wir ansonsten, auch im viel kleineren Bereich, mit Betrug umge­hen.

Es ist nicht einsehbar, dass hier jetzt so getan wird, als ob es keine andere Möglichkeit gibt. Damit kommen wir schon zu den Sozialdemokraten, die meines Erachtens in diesem Zusammenhang eine sehr marode Performance abgeliefert haben, indem sie das behauptet haben. Und das müssen sie auch, denn sonst würden sie gegen all ihre europäischen sozialdemokratischen Kolleginnen und Kollegen zu Felde ziehen. Es gibt nämlich sehr wohl Alternativen, und deshalb ist nicht einsehbar, meine Damen auf der Regierungsbank, dass diese Art von groß angelegtem Milliardenbetrug auf diese Art und Weise pardoniert wird. Jawohl, diese Vorgangsweise wird pardoniert! Das ist nämlich das Problem: Es handelt sich bei diesem Abkommen um nichts anderes als um ein Schutzabkommen für Steuerbetrüger. – Das ist einmal die Grundkritik. Selbst­verständlich: Um nichts anderes handelt es sich hiebei. (Beifall bei den Grünen.)

Insofern ist das Schwarzfahrer-Beispiel nur dadurch zu korrigieren, dass nicht nur einer pardoniert, mit dem halben Fahrpreis weiter geschickt und gleich auch noch einge­laden wird, das nächste Mal wieder so vorzugehen, sondern gleich ganz viele. Es ist dies eine Einladung an alle anderen, es auch so zu tun. Damit werden wir aber auf die Dauer nicht weit kommen!

Frau Bundesminister, wenn Ihnen jemand 10 Millionen € klaut, Sie vielleicht 2 Millionen zurückbekommen und dann noch froh darüber sind und alle Aktivitäten einstellen, die Täter weiterzuverfolgen: Das ist doch wirklich der beste Beweis dafür, dass es sich hier um ein Schutzabkommen für die Millionenbetrüger handelt! Es handelt sich hiebei nicht um irgendwelche kleinen Betrüger, sondern um Millionenbetrüger! Wir müssen nämlich wissen, dass die durchschnittlichen Kontomassen, die dort liegen, sich pro Steuer­bunkerei beziehungsweise pro Person bei 4 bis 5 Millionen bewegen. Und in Wahrheit sind die Beträge in Einzelfällen noch viel höher. – Das heißt, hier geht es um groß angelegten Betrug.

Aber nun zu unseren Kollegen von der Sozialdemokratie. Ich bringe ein paar Zitate: „Lieber kein neues Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz als diesen Entwurf.“ – Steinbrück, SPD.

Thomas Oppermann, Parlamentarischer Geschäftsführer der Sozialdemokraten: „Gegen dieses Abkommen werden wir politisch Front machen!“

Recht hat er! Sein Parteichef, Sigmar Gabriel, weiß nämlich ganz genau, was es damit auf sich hat. Das Folgende ist ja überhaupt das schönste Zitat:

„Die SPD wird dieses unanständige Abkommen im Bundesrat stoppen“, sie wird ihm nicht zustimmen. „Die Botschaft dieses Abkommens lautet: Wer reich genug ist, kann sich von der Strafverfolgung freikaufen. Staatsanwaltschaft und Polizei sollen zukünftig nicht mehr einschreiten dürfen, wenn sie von millionenschwerer Steuerhinterziehung erfahren. Die Bundesregierung macht sich gemein mit Straftätern und zerstört das Rechtsempfinden der Menschen. Was sollen eigentlich die ehrlichen Steuerzahler dazu sagen?“


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 47

Wir fügen hinzu: Steuerzahlerinnen. Was sollen sie zu Ihrem Schutzabkommen für diese Millionenbetrüger sagen? Und was sagen Sie eigentlich dazu? Alle Sozial­demokraten in Europa haben das kapiert, nur Sie nicht, weil Sie wieder keine eigene Linie haben! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)

Sie von der SPÖ torkeln wieder hinter der ÖVP her! Sie haben wieder das Gerech­tigkeitsprogramm aufgegeben! Sie inserieren wieder nur mit fremdem Geld – mit unserem Steuergeld – Gerechtigkeit, und Sie fallen immer, wenn es drauf ankommt, um, und zwar so flach, dass sich der Klubobmann schon wieder irgendwohin verzogen hat, was ihm auch nichts hilft, denn Frau Rudas ist auch keine Gerechtigkeits­kämpferin. Das ist das Problem, das Sie hier dauernd haben! Sie machen nur Propaganda, aber immer, wenn es darauf ankommt, sind Sie ganz flach. – Sie da drüben stehen wenigstens gerade, denn Ihnen ist es ein Anliegen, die Betrüger zu schützen! (Heiterkeit und Zwischenrufe bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von FPÖ und BZÖ.) Das ist ja das Problem! (Beifall bei den Grünen.)

In Summe ist das ein Abdankungsprogramm für diese Bundesregierung. Es gibt nämlich selbstverständlich Alternativen, trotzdem danken Sie als Europapartei ab! Die Europäische Union hat ganz viele Möglichkeiten, hier einzuschreiten. Präsi­den­tin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Aber es gibt genau ein Land, das neben Luxemburg – die werden bald aufhören – das verhindert, und das ist Österreich und die schwarzen Finanzminister, und Sie assistieren. Gehen Sie in sich! (Beifall bei den Grünen.)

10.16


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Wid­mann. – Bitte.

 


10.16.53

Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Frau Präsident! Hohes Haus! Der Titel der Aktuellen Stunde der ÖVP lautet: Abkommen „für österreichische Vermögen in der Schweiz kommt: Der Finanzrahmen hält!“

Zum Ersten: Ja, das Abkommen kommt – aber es ist ein äußerst schlechtes Abkom­men, auch im Hinblick auf die Steuergerechtigkeit.

Punkt zwei: Der Finanzrahmen hält. – Herr Kollege Kopf von der ÖVP! Liebe Kollegen von der ÖVP! Der Finanzrahmen hält durch dieses Abkommen mit Sicherheit nicht! Ganz im Gegenteil! Und das gilt es auch noch herauszuarbeiten. Wissen Sie, was dieses schlechte Abkommen mit der Schweiz eigentlich mit Schweizer Käse zu tun hat? – Es ist, ebenso wie Schweizer Käse, hohl, hat viele Löcher und stinkt zum Himmel, was die Steuergerechtigkeit betrifft. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Mag. Gaßner: Schweizer Käse stinkt nicht!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe einen Verdacht. Vor einigen Wochen waren die Umfragewerte und die Beliebtheitswerte der Frau Finanzminister Fekter im Keller. Sie erinnern sich: ESM-Vertrag, Ausplaudereien aus dem Näh­kästchen des Kollegen Juncker, diese Gallenstein-Sache: Da war Frau Minister Fekter in den Umfragewerten ganz weit unten. Was hat man daher gebraucht? – Einen billigen PR-Gag. Nichts anderes ist das, was Sie heute beschließen! Inhaltlich, sub­stanziell bringt das Steuerabkommen nämlich fast gar nichts! Im Gegenteil: Es bringt große Ungerechtigkeit.

Die Steuerzahler, die ohnehin bereits im Hochsteuerland Österreich leben, werden ein weiteres Mal zusehen müssen, wie sie von dieser Regierung einen Tritt in den Hintern bekommen. Und die Steuerflüchtlinge werden mit dem Halleluja dieser Regierung zu diesem schwachen Abkommen sogar noch belobigt. – Was denkt sich die kleine


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 48

Billa-Kassiererin, die 1 400 oder 1 600 € brutto verdient und voll Steuer zahlen muss, wenn der große Steuermillionär sein Schwarzgeld mit 15 Prozent bis 30 Prozent bezie­hungsweise im Extremfall mit 38 Prozent in der Schweiz reinwaschen kann? Was denkt sie sich? Was denken sich der Polizist, die Krankenschwester, der Pfleger, die keine Chance haben, Steuern billiger zu bekommen, wenn da im großen Stil Gelder reingewaschen werden? (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Frau Minister, wo bleibt das Steuersenkungsprogramm für den Mittelstand in diesem Land?! Wo bleibt die Flat-Tax? – Wir warten lange darauf und finden sie nicht! Sie, die ÖVP, ziehen gemeinsam mit der SPÖ ein Steuersenkungsprogramm für Steuersünder durch, aber nicht für die anständigen, fleißigen und tüchtigen Leute des Mittelstandes in diesem Land! (Beifall beim BZÖ.)

Frau Finanzminister Fekter, wie verhalten Sie sich bei der Mineralölsteuer? – 60 Prozent kassieren Sie! 60 Prozent kassiert der Staat von der Spritsteuer, und die Tendenz ist steigend. Wo bleibt die Senkung der Mineralölsteuer? Wo bleibt die Kampagne, die Klubobmann Bucher vorgeschlagen hat, Haftstrafen einzuführen, wenn man feststellt, dass es Preisabsprachen und Kartelle gibt? Wo bleibt eine entsprechende Initiative? – Sie schweigen! (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Noch etwas muss Verdacht erwecken, nämlich dass die Schweizer Banken das Abkommen bejubeln und sagen, dass das ein gutes Abkommen ist: Glauben Sie, dass die Schweiz und die Schweizer Banken die Interessen des Staates Österreich vertreten oder doch ihre eigenen Interessen? – Auch darüber müsste man einmal nachdenken! Abgesehen davon könnte eine Volksabstimmung in der Schweiz das ganze Abkommen auch noch zu Fall bringen.

Sie legen in diesem Zusammenhang eine Kasino-Mentalität an den Tag! Sie wollen schnelles Geld abzocken und vergessen völlig auf die Steuergerechtigkeit. Die Deut­schen haben dieses Abkommen etwas umfassender gestaltet, Frau Minister. Sie haben die Stiftungen, sie haben die Trusts, aber sie haben auch die Lebensversiche­rungsmäntel mit einbezogen. Und die deutsche SPD – Kollege Gabriel wurde bereits angesprochen – droht sogar mit einem Veto im Bundesrat in Deutschland.

Liebe Kollegen von der SPÖ, das heißt: Wenn Ihnen Steuergerechtigkeit wichtig ist, wenn Ihnen der „kleine Mann“ wichtig ist, wenn Ihnen wichtig ist, dass Millionäre auch entsprechend zahlen müssen, dann dürfen Sie dieses Abkommen nicht unterstützen! (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Zu guter Letzt: Wenn auch Verfassungsexperten und Wirtschaftsexperten das Steuer­abkommen mehr als bemängeln, dann ist eine Verfassungsklage, wie sie das BZÖ anstrebt, mehr als berechtigt.

Zweiter Punkt: Der Finanzrahmen hält. – Kollege Klubobmann Kopf, der Finanzrahmen wird durch dieses Abkommen nicht halten, ganz im Gegenteil! Und wenn Kollege Stummvoll davon spricht, dass uns die Ratingagenturen so großartig bewerten, dann muss man festhalten: Es gibt drei Ratingagenturen. Standard & Poor’s hat uns das dritte A weggebissen. Es ist weg! Moody’s stellt düstere Wirtschaftsaussichten in den Raum. Und Fitch, die kleinste aller Agenturen, lässt uns das dritte A. (Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll.) Das ist ja ein „großartiger“ Erfolg, Kollege Stummvoll! Darauf kann man doch nicht bauen! (Beifall beim BZÖ.)

Das ist eigentlich nicht jene Politik, die wir von der Regierung erwarten würden! Was wir erwarten würden, das wären Reformen in diesem Land, nicht aber das Anbeten von Ratingagenturen! Vielmehr erwarten wir konkrete Reformen, wie wir vom BZÖ sie wiederholt vorgeschlagen haben!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 49

Zu guter Letzt: „Der Finanzrahmen hält“. – Wenn Sie 50 Millionen € pro Jahr einneh­men werden – wobei das Wenn in diesem Zusammenhang die große Frage ist, denn die Berechtigung ist mehr als fragwürdig –, dann ist das ein Zehntel von dem, was der Ausfall der Finanztransaktionssteuer beträgt, die Sie in den Sand gesetzt haben, die geplatzt ist wie ein Luftballon. Das hätte 500 Millionen € ausgemacht. Aber diese ist weg! Und in Anbetracht dessen sagen Sie, dass der Finanzrahmen hält, Herr Kollege Kopf? – Es ist völlig unakzeptabel, wenn man so unehrlich Politik macht! Der Finanzrahmen wird nicht halten. Und daher ist das Abkommen mit der Schweiz nichts anderes als die zu Papier gewordene Steuerungerechtigkeit und ein Freibrief für Steuersünder, powered by SPÖ und powered by ÖVP. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Was wir brauchen, ist eine Entlastung des Mittelstandes mit einer Flat-Tax. Schluss mit dem Steuerzahlen! Her mit der Flat-Tax! Her mit Steuergerechtigkeit für Familien und den Mittelstand! (Beifall beim BZÖ.)

10.22


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

10.22.34Einlauf und Zuweisungen

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungs­gegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäfts­ordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 11333/J bis 11364/J;

Zurückziehungen: 10751/J, 10752/J;

2. Anfragebeantwortungen: 10401/AB bis 10491/AB;

Anfragebeantwortungen (Präsidentin des Nationalrates): 75/ABPR bis 77/ABPR;

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Wehrgesetz 2001 und das Waffengesetz 1996 geändert werden (1742 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem das Pensionskassengesetz, das Versicherungsaufsichts­ge­setz, das Betriebspensionsgesetz, das Wirtschaftstreuhandberufsgesetz, die Rechts­anwaltsordnung und das Gehaltskassengesetz 2002 geändert werden (1749 d.B.).

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Monatserfolg März 2012, vorgelegt von der Bundesministerin für Finanzen (Vorlage 90 BA);

Immunitätsausschuss:

Ersuchen der Staatsanwaltschaft Wien (35 St 202/11w) um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Heinz-Christian Strache


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 50

wegen des Verdachtes einer strafbaren Handlung nach §§ 12, zweiter Fall, 15, 153 StGB;

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 161 betreffend „Wir haben es satt – eine neue Agrar- und Ernährungspolitik jetzt!“, überreicht von den Abgeordneten Harald Jannach, Gerhard Huber, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber;

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Außenpolitischer Ausschuss:

Übereinkommen zur Errichtung des Internationalen König Abdullah bin Abdulaziz Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog (1743 d.B.);

Justizausschuss:

Antrag 1908/A(E) der Abgeordneten Mag. Heribert Donnerbauer, Dr. Johannes Jarolim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen im Zusammenhang mit der Änderung des Arbeits- und Sozialgerichtsgesetzes (ASGG) über weitere Zuständig­keiten der Sozialgerichte hinsichtlich Streitigkeiten über Bestand und Umfang einer Kontoerstgutschrift sowie einer Ergänzungsgutschrift nach § 15 des Allgemeinen Pensionsgesetzes (APG);

Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:

Änderung der Artikel 25 und 26 des Übereinkommens zum Schutz und zur Nutzung grenzüberschreitender Wasserläufe und internationaler Seen (1740 d.B.);

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2012/4 (III-318 d.B.);

Verfassungsausschuss:

Antrag 1909/A(E) der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stärkung der Transparenz sowie Stärkung der Rechte der Beschwerde­führer bei Disziplinarverhandlungen;

Volksanwaltschaftsausschuss:

35. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2011) (III-304 d.B.);

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Verfassungsausschuss:

Bericht der Bundesregierung betreffend den Tätigkeitsbericht des Statistikrates über das Geschäftsjahr 2011 gemäß § 47 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz 2000 (III-320 d.B.).

C. Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG:

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Zusammenarbeit in den Bereichen Finanzen und Steuern,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 51

Aufnahme der Verhandlungen über die Änderung des Abkommens zwischen der Re­publik Österreich und den Vereinigten Mexikanischen Staaten über kulturellen Aus­tausch.

*****

Ankündigung eines Dringlichen Antrages

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der BZÖ-Klub hat gemäß § 74a Abs. 2 der Geschäftsordnung vor Eingang in die Tagesordnung das Verlangen gestellt, den zum gleichen Zeitpunkt eingebrachten Selbständigen Antrag 1910/A(E) der Abgeordneten Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend: „Genug gezahlt!“ Schluss mit dem Sprit­preiswucher, dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird der Dringliche Antrag um 15 Uhr behandelt wer­den.

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 10263/AB

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Weiters teile ich mit, dass das gemäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 10263/AB der Anfrage 10412/J der Abgeordneten Mag. Musiol, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Ausstattungsgrad bei Reisepässen und Personalaus­weisen durch die Frau Bundesministerin für Inneres abzuhalten.

Da für die heutige Sitzung die Behandlung eines Dringlichen Antrags verlangt wird, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese stattfinden.

Fristsetzungsanträge

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich ferner mit, dass Herr Abgeordneter Mag. Stefan beantragt hat, dem Verfassungsaus­schuss zur Berichterstattung über den Antrag 1846/A(E) der Abgeordneten Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend die unverzügliche Verkleinerung der Bundesregie­rung eine Frist bis 15. Mai 2012 zu setzen.

Der gegenständliche Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhandlungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht werden.

Weiters teile ich mit, dass Herr Abgeordneter Mag. Stefan beantragt hat, dem Verfas­sungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 1856/A(E) der Abgeordneten Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend den Ausbau der direkten Demokratie in Österreich eine Frist bis 15. Mai 2012 zu setzen.

Der gegenständliche Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhandlungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht werden.

Absehen von der 24-stündigen Aufliegefrist

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Um die Punkte 1 bis 4 und 9 sowie 11 bis 20 der Tagesordnung in Verhandlung nehmen zu können, ist es gemäß § 44 Abs. 2 der Geschäftsordnung erforderlich, von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen der Aus­schussberichte abzusehen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 52

Bei den Punkten 1 bis 4 handelt es sich um Berichte des Ausschusses für Innere Angelegenheiten über die Regierungsvorlagen (1679 d.B): BVG Sicherheitsbehörden-Neustrukturierung 2012 (1756 d.B), und (1726 d.B.): Sicherheitsbehörden-Neustruk­turierungs-Gesetz (1757 d.B.), sowie den Antrag 692/A(E) der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entlastung und Besserstellung der Exekutive (1759 d.B.) und die Regierungsvorlage (1567 d.B.): Vertrag mit der Tschechischen Republik über Änderungen des Verlaufes der gemeinsamen Staats­grenze in den Grenzabschnitten X und XI sowie über Änderungen des Vertrages mit der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik über die gemeinsame Staats­grenze vom 21. Dezember 1973 in der Fassung des Vertrages vom 26. Oktober 2001 (1758 d.B.).

Bei Punkt 9 handelt es sich um den Bericht des Budgetausschusses über die Regie­rungs­vorlage (1729 d.B.): Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird (1755 d.B.).

Bei den Punkten 11 bis 20 handelt es sich um Berichte des Gesundheitsausschusses über den Lebensmittelsicherheitsbericht 2010 des Bundesministers für Gesundheit (III-252/1760 d.B.), über die Regierungsvorlage (1678 d.B): Arzneibuchgesetz 2012 (1761 d.B.), über den Antrag 1511/A(E) der Abgeordneten Ing. Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abgabe von Heilpflanzen und alternativen medizinischen Produk­ten (1762 d. B.) und über die Regierungsvorlagen (1732 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Epidemiegesetz geändert wird (1763 d.B.), (1733 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bäderhygienegesetz geändert wird (1764 d.B.), sowie über die Anträge 1775/A(E) der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen betreffend öster­reichweit einheitliche Abgeltung der ärztlichen Leistungen im Rahmen von Substitu­tions­behandlungen (1765 d.B.), 1842/A(E) der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausweitung des Personenkreises der Entschädi­gungs­berechtigten offensichtlich Thalidomid-/Contergangeschädigten auf Personen, die vor dem Jahr 1956 geboren wurden (1766 d.B.), 1305/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer arbeitsbedingter Risiken in der Prävention und bei der Anerkennung von Berufskrankheiten (1767 d.B.), 181/A(E) der Abgeordneten Ing. Nor­bert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Revision des Abkommens zwischen WHO und IAEO vom 28. Mai 1959 (1768 d.B.) und 826/A(E) der Abgeord­neten Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bisphenol A in Baby­schnullern (1769 d.B.).

Ich bitte jene Damen und Herren, die der Abstandnahme von der Aufliegefrist für diese Ausschussberichte ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Behandlung der Tagesordnung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 1 bis 3, 12 und 13, 14 und 15, 16 bis 20, 21 und 22, 24 bis 26 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.

Wird dagegen eine Einwendung erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 53

Redezeitbeschränkung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonfe­renz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt.

Meine Damen und Herren, wir sind mit den Abstimmungen am Anfang noch nicht zu Ende! Ich mache nur darauf aufmerksam!

Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 9 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 126 Minuten, FPÖ 113 Minuten, Grüne 99 Minuten sowie BZÖ 95 Minuten.

Weiters schlage ich gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung vor, die Redezeit jedes Abgeordneten ohne Klubzugehörigkeit auf 10 Minuten pro Debatte zu beschränken.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die eben dargestellten Redezeiten.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu die Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

10.29.441. Punkt

Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über die Regierungs­vor­lage (1679 d.B.): Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungs­gesetz und das Fremdenpolizeigesetz 2005 geändert werden (BVG Sicherheits­behörden-Neustrukturierung 2012) (1756 d.B.)

2. Punkt

Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über die Regierungsvor­lage (1726 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz, das Abzeichengesetz 1960, das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz, das Ärztegesetz 1998, das ASOR-Durchführungsgesetz, das Asylgesetz 2005, das Ausschrei­bungsgesetz 1989, das Außenwirtschaftsgesetz 2011, das Beamten-Dienst­rechtsgesetz 1979, das Beschußgesetz, das Biozid-Produkte-Gesetz, das Bundes-Ehrenzeichengesetz, das Bundesgesetz über die justizielle Zusammen­arbeit in Strafsachen mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, das Bundesgesetz über eine Amnestie 1995, das Bundesgesetz vom 15. Juli 1964 über die Schaffung einer Medaille für Verdienste um die Vorbereitung und Durchführung der IX. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1964, das Bundes­gesetz vom 27. Jänner 1976 über die Schaffung eines Ehrenzeichens für Ver­dienste um die Befreiung Österreichs, das Bundesgesetz vom 29. Juni 1977 zur Verbesserung der Nahversorgung und der Wettbewerbsbedingungen, das Bundesgesetz vom 4. Februar 1948 über die Berechtigung der nach reichs­rechtlichen Vorschriften approbierten Zahnärzte, das Bundesgesetz vom 6. Mai 1976 über die Schaffung einer Medaille für Verdienste um die Vorbereitung und Durchführung der XII. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1976, das Bundes­haftungsobergrenzengesetz, das Bundesluftreinhaltegesetz, das Bundes-Personalvertretungsgesetz, das Bundesvergabegesetz 2006, das Chemikalienge­setz 1996, das Devisengesetz 2004, das Einführungsgesetz zu den Verwaltungs­verfahrensgesetzen 2008, das Eisenbahngesetz 1957, das Elektrotechnikgesetz 1992, das Energielenkungsgesetz 1982, die Exekutionsordnung, das Exekutiv­dienstzeichengesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2008, das Fremdenpolizeige­setz 2005, das Führerscheingesetz, das Gefahrgutbeförderungsgesetz, das Ge­haltsgesetz 1956, das Gelegenheitsverkehrs-Gesetz 1996, die Gewerbeordnung


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 54

1994, das Glücksspielgesetz, das Grenzkontrollgesetz, das Güterbeförderungs­gesetz 1995, das Heeresgebührengesetz 2001, das Kraftfahrgesetz 1967, das Kraftfahrliniengesetz, das Kriegsmaterialgesetz, das Lebensmittelbewirtschaf­tungs­gesetz 1997, das Luftfahrtsicherheitsgesetz 2011, das Mediengesetz, das Meldegesetz 1991, das Militärauszeichnungsgesetz 2002, das Militärbefugnis­gesetz, das Munitionslagergesetz 2003, das Niederlassungs- und Aufenthalts­gesetz, das Paßgesetz 1992, das Polizeibefugnis-Entschädigungsgesetz, das Polizeikooperationsgesetz, das Pornographiegesetz, das Preisgesetz 1992, das Punzierungsgesetz 2000, das Pyrotechnikgesetz 2010, die Reisegebühren­vor­schrift 1955, das Rezeptpflichtgesetz, das Rundfunkgebührengesetz, das Sank­tionengesetz 2010, das Schifffahrtsgesetz, das Sperrgebietsgesetz 2002, das Sprengmittelgesetz 2010, die Strafprozeßordnung 1975, das Strafregistergesetz 1968, das Strafvollzugsgesetz, die Straßenverkehrsordnung 1960, das Sucht­mittelgesetz, das Tierseuchengesetz, das Umweltinformationsgesetz, das Ver­einsgesetz 2002, das Verkehrsrecht-Anpassungsgesetz 1971, das Versamm­lungsgesetz 1953, das Versorgungssicherungsgesetz, das Verwaltungsstraf­gesetz 1991, das Verwaltungsvollstreckungsgesetz 1991, das Verwundeten­me­daillengesetz, das Waffengesetz 1996, das Wehrgesetz 2001, das Wiedereinstel­lungsgesetz 1950, das Zivildienstgesetz 1986 und das Zollrechts-Durchführungs­gesetz geändert werden sowie das Führungs- und Verfügungsgesetz aufge­hoben wird (Sicherheitsbehörden-Neustrukturierungs-Gesetz – SNG) (1757 d.B.)

3. Punkt

Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über den Antrag 692/A(E) der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ent­lastung und Besserstellung der Exekutive (1759 d.B.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zu den Punkten 1 bis 3 der Tagesordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird. (Abg. Dr. Fichtenbauer: Frau Präsidentin, zur Geschäftsbehandlung!) – Moment! (Abg. Dr. Fichtenbauer – auf einen Fotografen in einer Balkonloge weisend –: Es entspricht einer Regelung des Hauses, dass nicht mit Teleobjektiven Unterlagen der Abgeord­neten fotografiert werden! Der Herr in Grün geht die ganze Zeit dieser Tätigkeit nach! – Abg. Ing. Westenthaler: Immer der Gleiche! – Rufe bei der ÖVP: Immer derselbe!)

Sie können von dort nicht reden (in Richtung des Fotografen), das weiß ich schon. Bitte davon Abstand zu nehmen! Nicht in die Unterlagen. Die Abgeordneten dürfen natürlich fotografiert werden, das ist klar, aber nicht die Unterlagen. (Abg. Dr. Fichten­bauer: Wie wollen Sie das kontrollieren? – Abg. Ing. Westenthaler: Frau Präsidentin! Das ist nicht die Pressetribüne! – Weitere Zwischenrufe.)

Meine Damen und Herren! Von den Fotografen, die im Haus sind, ist schon mehrfach angeboten worden – und ich schlage vor, dieses Angebot auch einmal anzunehmen –, genau jene Fotos sozusagen unter die Lupe zu nehmen, die hier gemacht werden. Ich habe das bereits einmal gemacht. Ich habe noch kein Foto gefunden, wo Unterlagen fotografiert wurden. Das halte ich fest. Jene Fotos, die bislang veröffentlicht wurden, sind nur von den Abgeordneten selber gemacht worden. Nur, um hier auch korrekt vorzugehen. (Abg. Ing. Westenthaler: Glauben Sie, der gibt uns die Fotos? Frau Präsidentin! Das ist nicht die Pressetribüne! Nein, das ist da!) – Nein, das ist für die Fotografen freigegeben, Herr Abgeordneter Westenthaler! Nein, das stimmt nicht. Meine Anordnung kenne ich. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.


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Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Herbert. 5 Minuten freiwillige Rede­zeitbe­schränkung. – Bitte.

 


10.31.55

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Eine der wichtigsten Forderungen der FPÖ in der Vergangenheit und noch immer in der Gegenwart ist jene nach einer umfas­senden Verwaltungsreform. Die vorliegenden Regierungsvorlagen, die wir jetzt unter Top 1 und 2 behandeln, tragen dem absolut Rechnung und werden daher auch unsere Zustimmung finden. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich darf mich an dieser Stelle bei der Frau Bundesministerin für Inneres, Mikl-Leitner, recht herzlich dafür bedanken, dass sie unsere Reformvorschläge aufgegriffen hat und dass sie die Anregung, hier eine Verwaltungsvereinfachung in den Sicherheits­behörden umzusetzen, ebenfalls aufgegriffen hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Das zeigt, dass mit uns Freiheitlichen eine konstruktive Politik für die Bevölkerung, für den Staat möglich ist. (Abg. Riepl: Das glaube ich nicht!) Herr Kollege, ich würde mir wünschen, dass es hier noch mehr Anregungen seitens der Bundesregierung gibt, dass man auf die FPÖ zukommt und deren Reformvorschläge auch aufnimmt – ganz im Gegensatz zu Ihrem ÖVP-Bundesobmann Spindelegger, der den feindschaftlichen Kurs gegenüber der FPÖ ja ständig erneuert. Diese undifferenzierten und auch ungerechtfertigten Anschuldigungen gegenüber der FPÖ und auch unserem Klubob­mann werden damit einmal mehr Lügen gestraft. (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

Diese Neustrukturierung der Sicherheitsbehörden ist, wie gesagt, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, nämlich der Vereinfachung der Behördenstrukturen im Bun­des­behördenbereich. Nunmehr werden neun Landespolizeidirektionen das vollziehen, was zuvor 31 Sicherheitsbehörden gesamtheitlich durchgeführt haben. Das bringt einen sicherheitspolizeilichen Mehrwert sowohl für die Bürger als auch für die Exe­kutive – für die Bürger, weil es eine schlankere, eine einfachere Behördenstruktur mit einer besseren Überschaubarkeit oder einem einfacheren Zugang gibt, wenn es darum geht, an die Behörde heranzutreten; für die Exekutive, weil es durch Synergieeffekte im Personal- und im Supportbereich wesentliche finanzielle Einsparungen geben wird, die mithelfen werden, dass unsere Polizistinnen und Polizisten – und erlauben Sie mir an dieser Stelle die Feststellung, dass diese einen oft undankbaren und harten Job für das Gemeinwohl, für die Allgemeinheit erledigen (demonstrativer Beifall bei der FPÖ), ihnen möchte ich an dieser Stelle auch namens meiner Fraktion meinen besonderen Dank aussprechen – bei der Aufgabenerfüllung ihrer sicherheitspolizeilichen Agenden ihre Tätigkeit besser und effizienter gestalten können.

Ich denke, diese Neustrukturierung der Sicherheitsbehörden ist ein guter Ansatz. Hier gibt es gute Synergieeffekte, und es gibt noch genug Anlässe, wo man, aufbauend auf diesen Bereich der Sicherheitspolizeibehörden, weitere Reformvorschläge der FPÖ aufgreifen könnte. Es gibt da genügend Bereiche. Ich denke da nur an das Gesund-heitswesen samt der momentanen Debatte über die ineffiziente Führung von Spitälern und an den Sozialversicherungsbereich oder auch an das oft nicht nachvollziehbare Förderungsvergabewesen im öffentlichen Bereich, wo es noch genug Ansätze gibt, wo wir Freiheitliche uns durchaus auch einbringen könnten.

Allerdings muss man dann unsere Forderungen in diesem Bereich auch aufgreifen. Man muss auf uns zukommen. Ich würde mir wünschen, dass das auch in Zukunft öfter passiert. In diesem Fall hat es funktioniert. Das ist ein gutes Gesetz, ein guter Schritt in die richtige Richtung mit wesentlichen Reformvorschlägen der Freiheitlichen. Daher


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gibt es auch unsere Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Tadler.)

10.36


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Kößl gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


10.36.20

Abgeordneter Günter Kößl (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Ge­schätz­te Damen und Herren! Wenn wir heute dieses vorliegende Gesetz, die Neustrukturierung der Sicherheitsbehörden beschließen, dann beschließen wir eine Verwaltungsreform, die sich wirklich sehen lassen kann: die größte Behördenreform in der Zweiten Republik und eine wichtige Ergänzung zur bisherigen Wachkörperreform, die bereits im Jahr 2002 begonnen hat mit der Neueinrichtung des Bundeskriminalamtes, der Neuausrichtung der Cobra in Österreich, der Einführung der Sicherheitsakademie, der Gleichstellung der Ausbildung vom Bodensee bis zum Neusiedler See, der Zusammenführung der Wachkörper von Polizei, Gendarmerie und Kriminalpolizei und der Eingliederung der Zollwache. Also sehr viele Reformen sind bereits erfolgt, und dieser weitere Schritt heute bei der Zusammenführung von Wachkörpern und Behörden ist, wie gesagt, der wichtige Punkt am i, der hier gesetzt wird.

Das zeigt, dass an und für sich im Innenministerium nicht von Verwaltungsreform geredet wird, sondern Verwaltungsreform wird im Innenministerium umgesetzt. Deshalb haben wir auch eine sehr moderne, effiziente Polizei- und Sicherheitsstruktur in Österreich. Aus diesem Grund zählen wir auch im Sicherheitsbereich zur Weltspitze. Das ist ein wirkliches Verdienst jener Innenminister, die seit dem Jahr 2000 dieses Amt in Österreich innehatten. Frau Bundesministerin Mikl-Leitner, ich gratuliere zu diesem heutigen Schritt. (Beifall bei der ÖVP.)

Was verändert sich tatsächlich? – Es ist schon angesprochen worden: Aus 31 Sicher­heitsstrukturen werden neun Landesstrukturen geschaffen werden. Also die Landes­polizei­kommanden, Bundespolizeidirektionen und Sicherheitsdirektionen werden zu einer Landespolizeidirektion zusammengeführt. Für den Bürger draußen ändert sich gar nichts. Es gibt jetzt nur zusätzlich straffe Führungen im Sicherheitsbereich. Es wer­den Doppelgleisigkeiten abgebaut und es werden, wie gesagt, neue Strukturen geschaf­fen, die eine effiziente Arbeit garantieren.

Das Ziel einer Verwaltungsreform ist es, Einsparungen vorzunehmen. Wir können bei diesen Maßnahmen, die heute gesetzt werden, damit rechnen, dass zwischen 8 und 10 Millionen € eingespart werden, die natürlich im Sicherheitsbereich verbleiben, damit wir die Kriminalität in all ihren Formen besser bekämpfen können, aber damit wir auch zukünftig jene Maßnahmen setzen können, um die Rechtssicherheit in Österreich mit der Schaffung von Landesverwaltungsgerichtshöfen und der Schaffung eines Bundes­amtes für Asyl und Fremdenrecht zu verbessern.

Ich glaube, das sind ganz wichtige Maßnahmen, die in der Folge ebenfalls im Sinne der Sicherheit umgesetzt werden müssen. Ich bedanke mich bei allen, die mitgeholfen haben bei dieser Reform, bei allen Betroffenen, die das Verständnis aufgebracht haben, dass diese Reformen umgesetzt werden müssen. Es sind schließlich und end­lich 400 Führungskräfte mit ihren Mitarbeiterstäben betroffen. Also ein herzliches Dankeschön an alle.

Ich denke, es ist ein ganz wichtiger und richtiger Schritt in die richtige Richtung im Bereich der Sicherheit. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.40



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 57

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Pilz zu Wort. – Bitte. (Abg. Rädler: Herr Pilz, sagen Sie zu den Pässen etwas?!)

 


10.40.45

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wenigstens ist es kein richtiger Schritt in die falsche Rich­tung, das wäre noch besser gewesen.

Ich beginne einmal mit dem Positiven: Dass es Ansätze für eine Verwaltungsreform gibt, dass es einige vernünftige gesetzliche Vorschläge für eine Verwaltungsreform gibt, steht meiner Meinung nach in diesem Haus – zumindest soweit ich die Debatte im Innenausschuss mitverfolgt habe, kann ich das sagen – im Großen und Ganzen außer Streit. Das ist auch gut und vernünftig so. Man soll, was die Größe dieser Reform ausmacht, nicht übertreiben. Man sieht meistens bei Verwaltungsreformen am Ein­sparungspotential, wie groß sie wirklich sind. Ministerien, die Regierungsvorlagen vorbereiten, tendieren dazu, zu sagen, es sei eher ein bisschen mehr. In der Regierungsvorlage und auch in der Ausschussdebatte wurde die mögliche Ersparnis mit 2 Millionen € pro Jahr beziffert. 2 Millionen sind besser als nichts, aber das ist kein Zeichen für eine gewaltige Reform.

Trotzdem: Eine Verwaltungsreform ist gut, gerade im Bereich der inneren Sicherheit. Nur: Als Sicherheitspolitikerinnen und Sicherheitspolitiker haben wir eine zweite große Aufgabe, das ist die Gefahrenabwehr. (Abg. Rädler: Sie sind für Unsicherheit!) Hier gibt es so etwas wie die politische Gefahrenabwehr, und ich habe den Eindruck, dass die Abgeordneten zweier Oppositionsparteien diese Aufgabe in diesem Zusammen­hang nicht wirklich ernst nehmen. Ich werde auf mögliche Motive noch eingehen.

Die Gefahr, die ich sehe, lautet ganz einfach: Parteibuchwirtschaft. (Abg. Kößl: Verfol­gungswahn! – Abg. Steibl: Der Pilz ist mir nicht mehr wurscht!) Jede große Organi­sationsreform hat eine Folge: dass eine große Zahl von Führungspositionen neu besetzt wird. Es hat, seitdem Ernst Strasser das Innenministerium für die ÖVP übernommen hat, eine Reihe sogenannter großer Reformen gegeben, die zum Teil in der Sache fürchterlich schiefgegangen sind, insbesondere was die Kriminalpolizei betrifft. Wenn ich heute zusammenfassend eine Bilanz all dieser sogenannten großen Reformen ziehe (Ruf bei der ÖVP: Ignorant!), dann kann ich feststellen: Ein einziges Vorhaben ist hundertprozentig, zumindest in den Augen der Österreichischen Volks­partei, gelungen: die Umfärbung der Polizei und die Umfärbung des Innenministeriums.

Eine Schlüsselposition nach der anderen ist mit Parteisoldaten besetzt worden. Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit: ein Parteisoldat. Der Chef des Bundes­kriminalamtes, ein erfahrener Beamter, wurde „gesäubert“, Dr. Haidinger, um einen Parteisoldaten einzusetzen. (Abg. Rädler: Oh, der Dr. Haidinger!) In den Ländern Parteisoldaten, die Sektionschefs, bis hin zum Bundesamt für Korruptionsbekämpfung, das mit einem ehemaligen schwarzen Personalvertreter aus dem Rechnungshof besetzt worden ist. (Zwischenruf des Abg. Hagen.)

Und dann müssen Sie sich vorstellen, dass im Innenministerium unter einem – wieder – Parteisoldaten in derselben Sektion die Beschaffung und die Korruptions­bekämpfung zusammengefasst werden. So etwas gibt es in keinem Innenministerium der Welt! Dort müsste eine Organisationsreform ansetzen, aber, da dort bereits jemand mit dem richtigen Parteibuch sitzt, wird nicht reformiert, sondern es wird dort reformiert, wo es noch einen Ein- und Umschwärzungsbedarf gibt.

Jetzt wird die Frau Innenministerin sagen: Nein, das ist nicht so, wir holen uns die Besten und Qualifiziertesten! (Abg. Öllinger: Rot-weiß-rot und so weiter!) Ich sage: Schauen wir uns das gemeinsam an! – Wenn die jetzige Innenministerin als erste Innenministerin der ÖVP bei Personalbesetzungen nach sachlichen Kriterien vorgeht,


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dann wäre das eine freudige Überraschung. Aber man kann Gesetzgebung nicht auf der Möglichkeit freudiger Überraschungen aufbauen, das wäre verantwortungslos. Deswegen wäre es meiner Meinung nach und unserer Meinung nach als begleitende, unabdingbare Maßnahme notwendig gewesen, in das Strafgesetzbuch einen Para­graphen über parteipolitisch motivierte Postenbesetzungen aufzunehmen. (Abg. Rädler: Zur Sache!)

Wer die Strasser-E-Mails kennt, der weiß ja, wie derartiges Beweismaterial im Straf­prozess aussähe: Wenn eindeutig eben anhand etwa von Strasser-E-Mails – könnten ja auch Platter-E-Mails oder Fekter-E-Mails sein – nachgewiesen werden könnte, dass die Zugehörigkeit zu einer Partei entscheidend für eine Postenbesetzung war und dazu geführt hat, dass möglicherweise eine qualifiziertere Person das Nachsehen hatte, dann soll das in Zukunft strafbar sein. Wenn ein derartiges Gesetz einmal auf dem Tisch liegt, wenn es beschlossen ist, und wenn Parteibuchwirtschaft letzten Endes, so sie beweisbar ist, vor einem Strafgericht endet, dann, sage ich, haben wir der Gefah­ren­abwehr Genüge getan, dann können wir auch einer schwarzen Innenministerin und ihrer Partei bei Verwaltungsreformen einen Vertrauensvorschuss geben.

Bis dahin aber nicht, und ich verstehe nicht, dass die beiden Oppositionsparteien, BZÖ und FPÖ, hier einen Vertrauensvorschuss geben, der durch nichts gerechtfertigt ist. Aber vielleicht erinnern Sie sich als ehemaliger Koalitionspartner der Österreichischen Volkspartei noch an die Zeiten, als Sie gemeinsam mit der ÖVP die Posten im Innen­ministerium verteilt haben. Vielleicht erinnern Sie sich noch wehmütig an die Zeiten, als Sie gesagt haben: Der Polizist ist orange, der Polizist ist blau und der Polizist ist schwarz! Und vielleicht sehnen Sie diese Zeiten wieder herbei und vielleicht wollen Sie keine gesetzlichen Bestimmungen (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Ja, vielleicht!), die bei einer möglichen „Wiedergänger-Regierung“ genau dieses unterbinden würden.

Deswegen halte ich es für doppelt wichtig, dass auch für die Gefahr einer freiheitlichen und für die sehr unwahrscheinliche Gefahr einer BZÖ-Regierungsbeteiligung derartige Regelungen existieren.

Zum Schluss noch ein kurzer Satz, weil es da Zwischenrufe seitens der ÖVP gegeben hat, zu dem, was wir im Innenausschuss diskutiert haben, aber heute nicht diskutieren müssen, jedoch ohnehin die ganze Zeit diskutieren. Das ist die Frage der Diplomaten­pässe. Ich bin auch gerne bereit, einen Zusammenhang zum Tagesordnungspunkt herzustellen, das ist überhaupt kein Problem, denn das ist genau im Rahmen dessen, was hier reformiert wird und vollzogen werden soll.

Ich bin sehr froh darüber, dass sich der Innenausschuss und die Abgeordneten da einmal auf die Hinterbeine stellen und sagen: Wir lassen uns von der Regierung nicht alles bieten! Ich bin sehr froh, dass wir der Regierung einmal ganz klar etwas sagen. Wenn die Regierung glaubt, dass der Landwirtschaftsminister für eine Traktorein­weihung in der Südsteiermark einen Diplomatenpass braucht, und wenn seine Frau sagt: Ich taufe diesen Traktor auf den Namen „Niki“ und kriege dafür auch einen Diplomatenpass!, dann halte ich das für eine Verschwendung von Diplomatenpässen. (Abg. Hornek: Haben Sie einen Diplomatenpass?) Wenn aber gleichzeitig gesagt wird, die Abgeordneten des Auswärtigen Ausschusses, die manchmal in heiklen Missionen unterwegs sind, brauchen keinen Diplomatenpass, sondern nur für Minister-Traktor­einweihungen muss es einen geben, und über das Parlament macht sich die Regierung lustig, dann muss ich sagen: So mit Sicherheit nicht!

Ich habe einen einfachen Vorschlag: Wenn Sie es radikal abschaffen wollen, dann machen wir es überall: Nur der Bundeskanzler, nur der Außenminister, nur die Na­tional­ratspräsidentin und nur der Bundespräsident sollen Diplomatenpässe außerhalb


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des Diplomatischen Corps haben (Abg. Rädler: Und Pilz!), und sonst überhaupt abschaffen.

Ich glaube – und das ist eine positive Äußerung –, der Landwirtschaftsminister findet ohne Diplomatenpass nach Brüssel (Heiterkeit des Abg. Strache); zumindest habe ich diese Hoffnung noch nicht aufgegeben. Und weil das einen Versuch wert ist, bin ich dafür, dass wir das als Abgeordnete jetzt miteinander besprechen und eine sachliche Lösung finden; aber auf jeden Fall – da bin ich auch der Initiative von SPÖ-Abgeord­neten durchaus dankbar – eine Lösung, die das Parlament nicht als eine politische Körperschaft dritter Klasse behandelt. Das dürfen wir uns nicht bieten lassen und das werden wir uns nicht bieten lassen! – Danke schön. (Beifall bei Grünen, FPÖ und BZÖ.)

10.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Pendl gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


10.49.37

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Ich glaube, das ist ein wichtiger Teil von mehreren Teilen. Wenn man sie gemeinsam beurteilt, dann kann man nur sagen, ein Jahrhundertwerk und ein Meilenstein in den verschiedensten und unterschied­lichsten Rechtsmaterien: vom Bereich der klassischen Sicherheit, vom Bereich der Rechtsstaatlichkeit und der Rechtssicherheit, bis hin zu den Grundrechten und den europäischen Menschenrechten.

Ich bedanke mich bei den Fraktionen, aber ich bedanke mich auch bei den Mitar­beiterinnen und Mitarbeitern Ihres Hauses, Frau Ministerin, aber auch der Parlaments­direktion und der Klubs, dass wir sehr sachlich diese wichtige Materie diskutieren konnten.

Herr Kollege Pilz, wir haben gestern im Ausschuss dieselbe Diskussion gehabt. Aus einer von allen als richtig erkannten Strukturreform in einem wichtigen Segment unse­res Staates automatisch darauf zu schließen, wie zukünftige Postenbesetzungen vonstattengehen, das, glaube ich, sollten wir nicht tun. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, auch dann zu schauen, dass die Posten gesetzeskonform ausgeschrieben und besetzt werden.

Aber hier ein Junktim herzustellen, um eine große Reform, die man angeblich in den Grundzügen selbst als gut empfindet, nicht mittragen zu „können“, halte ich für falsch. Das halte ich ganz einfach für falsch!

Lassen Sie mich die einzelnen Bausteine kurz ansprechen. Ich kann mich erinnern an die Diskussion bei der Einführung des Asylgerichtshofes – in der Zwischenzeit eine Erfolgsstory, die alle, die dagegen geredet haben, heute erfunden haben wollen. Eine Erfolgsstory! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.) Wir haben bei all diesen Gesetzesmaterien immer gesagt, wir wollen eine Verbesserung auch im Fremden- und Asylrecht herbeiführen. Wir haben das sogenannte Bundesamt für Fremden und Asyl bereits in Arbeit – das Gesetz hat schon mehrere Arbeitstitel gehabt –, wo wir von über 100 Behörden auf eine Behörde zurückgehen. Wir haben einen sehr guten Verhandlungsstand, was die Einführung der neuen Landes­verwal­tungsgerichtsbarkeit betrifft. Und wenn man sich all diese Materien im Quer­schnitt ansieht und auch beurteilt, wird man erkennen, dass es unbedingt notwendig war, die Behördenreform im Gesamtkontext mit zu erledigen.

Es ist für mich die größte Verwaltungsreform, die jemals in der Geschichte der Zweiten Republik stattgefunden hat, und, Günter (in Richtung des Abg. Kößl), ich meine das


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jetzt nicht böse: Jeder Bürger und jede Bürgerin ist betroffen, weil alle einen Vorteil daraus ziehen. Wir werden zu besseren Ausbildungsstandards bei der Exekutive kommen! Wir werden zu einem schlanken Verwaltungsbereich bei der Exekutive kommen! Wir wären in der zweiten Instanz international ewig kritisiert worden – lauter Richter in den Entscheidungen! Und wir werden nicht im selben Ressort erste und zweite Instanz haben.

Man könnte alle diese Vorteile im Detail hier aufzählen; es ist nur aufgrund der Zeit leider nicht möglich. Aber in Summe hat diese Bundesregierung in mehreren Etappen die größte Reform in der Geschichte unserer Heimat zustande gebracht – oder zumin­dest einmal auf Schiene gebracht. Und ich meine, meine sehr geehrten Damen und Herren, das sollte man auch in aller Klarheit und erhobenen Hauptes sagen!

Wenn wir im Fremdenrecht dann von über 100 Behörden auf eine zurückgehen werden, und wenn wir bei der Reform, über die wir heute sprechen, von 31 Behörden auf neun zurückgehen, im Wissen, was sich im fremdenpolizeilichen Bereich und im Asylbereich in den nächsten Monaten abspielen wird, wenn wir wissen, dass wir nach allen Beurteilungen der internationalen und europäischen Institutionen genau das tun, was von Österreich gefordert wird, müssten sich eigentlich heute, an einem Tag wie diesem, vom klassischer Sicherheitspolitiker angefangen bis zum Menschenrechts­politiker, über diejenigen, die permanent für die Grundrechte kämpfen, alle freuen und müssten sagen: Das ist eine Reform, die mehr Qualität für die Bürgerinnen und Bürger, mehr Rechtsstaatlichkeit, mehr Sicherheit im Grundrechtebereich, mehr Sicherheit im klassischen Bereich der Exekutive, mehr Qualität für die Kolleginnen und Kollegen der Exekutive selber bringt, und ich glaube, an so einem Tag sollte man sich gemeinsam freuen und erhobenen Hauptes sagen: Wir laden alle ein, dieser Reform zuzustimmen! – Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

10.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Ing. Westenthaler gelangt als Nächster zu Wort. – Bitte.

 


10.55.19

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminis­terin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch wir begrüßen diese Neustruk­turierung der Sicherheitsbehörden, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sie auf eine wesentliche Initiative, die bereits im Jahre 2004 ergriffen wurde, zurückreicht, wo wir von der FPÖ in einer Koalitionsregierung festgestellt haben, dass es im Kampf gegen die Kriminalität und gegen die in demselben Bereich stattfindende „Modernisierung“ der Methoden notwendig ist, auch die österreichischen innerstaatlichen Strukturen der Sicherheitsbehörden zu reformieren, zu verschlanken, flexibler und damit auch effizienter zu gestalten.

Das war schon in Jahr 2004 unser Wunsch und unser Bestreben, und – ich möchte es hier nur sagen, damit es nicht in Vergessenheit gerät – es war die sozialdemokratische Partei, Herr Kollege Pendl und Herr Kollege Cap, die genau dieselbe Reform, die wir damals geplant haben, verhindert haben, indem sie die Zweidrittelmehrheit nicht gewährleistet haben. Ich bin froh, dass sich – es dauert bei manchen ein bisschen länger; in diesem Fall hat es acht Jahre gedauert – die SPÖ jetzt, nach acht Jahren, endlich dazu bekennt, dass wir diese Reform brauchen. Ist ja auch ein Erfolg, dass die SPÖ nach acht Jahren draufkommt, dass eine Strukturreform notwendig ist. Gratulation für diese acht Jahre an die SPÖ! (Beifall beim BZÖ.)

Ich glaube, diese Reform ist wirklich notwendig. Es ist schon gesagt worden: Statt acht Sicherheitsdirektionen, 14 Bundespolizeidirektionen, neun Landespolizeikommanden, also statt 31 Stück behördlicher Struktur jetzt nur noch neun Landesdirektionen. Ich


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halte das für völlig richtig. Ich halte es auch für richtig, dass die Qualitätsmerkmale und Qualitätserfordernisse des Führungspersonals nach oben geschraubt werden, dass man da ganz klar nach dem Kriterium der Qualität aussucht. Das ist einmal grund­sätzlich positiv. Soweit ich informiert bin, wird es daher sechs oder sieben neue Landespolizeikommandanten geben, Landespolizeidirektoren geben, deren Stellen eben auch ausgeschrieben werden.

Ich gebe in diesem Fall, muss ich ehrlicherweise sagen, dem Herrn Pilz mit seinen Bedenken recht. Wir haben aus der Erfahrung, die wir in der Vergangenheit gewonnen haben – und da spreche ich jetzt nicht Sie an, Frau Ministerin, sondern einen Ihrer Vorgänger, der auch mit anderen Themen jetzt im Vordergrund steht, nämlich den Herrn Strasser –, gelernt und schon damals gemerkt, dass es nicht nur nach Qualitätskriterien zu Postenbesetzungen gekommen ist, sondern auch nach dem Parteibuch. Das ist eine Gefahr, die wir sehen, und da werden wir ganz genau hin­schauen. Auch bei den Besetzungen werden wir Sie genau kontrollieren und Ihnen immer dann auf die Finger klopfen, wenn wir der Meinung sind, es läuft etwas falsch.

Aber, Herr Kollege Pilz, wiewohl Sie hier mit der Gefahr, die Sie sehen, recht haben, kann man das nicht sozusagen für eine Ablehnung einer Strukturreform heranziehen. Das wäre das falsche Argument. Auch wir sind der Meinung, dass eine Regierung grundsätzlich bei Postenbesetzungen unter Generalverdacht steht, parteipolitisch zu agieren, besonders wenn es eine rot-schwarze Regierung ist – auch in der Vergangen­heit –, die immer wieder nach parteipolitischen Punkten besetzt. Da ist ein General­verdacht da, aber trotzdem: Würden wir diesen Generalverdacht so ernst nehmen wie Sie, dürften wir keiner einzigen Reform, keiner einzigen Bürokratieabbaureform, keiner Strukturreform zustimmen und würden letztlich den Status Quo einzementieren. Das wollen wir nicht, denn wir sind auch eine Partei, die für die Verschlankung des Staates, für einen Bürokratieabbau und für eine Reform zu haben ist und diese auch unterstützen. Herr Kollege Pilz, das halte ich für ganz, ganz wichtig. (Beifall beim BZÖ.)

Das heißt, Frau Ministerin, wir werden uns diese Besetzungen genau anschauen, wiewohl wir heute hier zustimmen. Ich habe auch im Ausschuss gesagt, ich glaube, dass die Abwicklung – acht Jahre hat es gedauert – letztlich auch formell richtig und korrekt war, dass die Diskussionen gut waren, die wir geführt haben. Das Bürger­service wird letztlich verbessert, und wir kommen zu schlankeren Strukturen, die not­wen­dig sind, die auch eine Effektivitätssteigerung mit sich bringen werden.

Herr Pilz hat es angesprochen, und deswegen mache ich es auch, weil das auch zum Thema dazupasst: die Diskussion um die Pässe. Das wollten wir eigentlich heute nicht machen, aber die ÖVP hat uns dazu eigentlich wirklich herausgefordert, weil sie nach dem gestrigen Innenausschuss – das kann sie ja sehr gut – wieder ihre Falsch­propaganda in den Medien verbreitet und behauptet hat, wir hätten das zu Fall gebracht, nur um irgendwelche Pässe, Passprivilegien et cetera hier zu verteidigen.

Mitnichten! Ganz im Gegenteil. Um der Bevölkerung auch klar zu machen, was da gestern gelaufen ist im Innenausschuss: In Wahrheit hat die Regierung einen Regie­rungsentwurf vorgelegt, aber nicht auf Initiative der Innenministerin – die nehme ich da jetzt einmal aus, denn die hat gestern etwas sehr Kluges gemacht, worauf ich noch zu sprechen komme –, sondern auf Initiative des ÖVP-Bundesparteiobmannes Außen­minister Spindelegger.

Der stellt sich in der Öffentlichkeit her und behauptet, er werde jetzt gegen die Diplo­matenpass-Privilegien auftreten und wird dagegen ganz scharf vorgehen, liefert aber in Wirklichkeit über das Vehikel des Innenministeriums in diesem Fall, weil es formal dazugehört, einen Entwurf zur Änderung der „Diplomatengesetze“, zum Passgesetz. Und was passiert? – Er schreibt genau diese Privilegien in diesen Entwurf wieder


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hinein! Er schreibt hinein, alle Regierungsmitglieder, alle Politiker der Regierung, ihre Ehegattinnen und Ehegatten und Familienmitglieder sollen Diplomatenpässe bekom­men. Er schreibt eine Hintertür-Regelung hinein, dass sämtliche Regierungsbeauf­tragte, wie es der Regierung so passt, etwa Herr Androsch, der nach China reiste, und wie sie alle heißen, auch Diplomatenpässe bekommen.

Der Herr Spindelegger macht also genau das Gegenteil von dem, was er in der Öffentlichkeit behauptet hat. – Das ist schäbige Politik, Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP! (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Dr. Fichtenbauer.)

Daher haben wir gestern die Notbremse gezogen, und da hat der Kollege Pilz völlig recht, weil eine Regierung nicht sagen darf: Wir schreiben für uns, für die Regierung, die Privilegien fest, aber beim Parlament fahren wir drüber, da dürfen die Parla­mentarier nicht einmal mitreden, weil da muss alles beschlossen werden. Und ihr macht noch mit bei diesem schäbigen Spiel dieser Regierung anlässlich dieser Regierungsvorlage! Wir haben daher gestern unser Recht in Anspruch genommen, mit der 24-Stunden-Regelung, mit der Aufhebung, mit einem Vertagungsantrag diese Geschichte, diese neuerliche Zementierung, zu Fall zu bringen. Und da war es auch nicht die böse Opposition, sondern – ich darf Sie erinnern – es war die Frau Innen­ministerin, die ÖVP-Innenministerin, die sich gestern noch einmal zu Wort gemeldet hat und gesagt hat: Jawohl, die Argumente sind richtig, da herrscht noch Diskussionsbedarf!, und daher ist sie auch für eine Vertagung.

Und siehe da: Auf einmal gibt es einen Fünf-Parteien-Beschluss zur Vertagung und damit zum Fall des Passgesetzes von gestern!

Was macht die ÖVP? – Sie geht hinaus und verbreitet Lügen und Unwahrheiten, wirklich Unwahrheiten! Und da nehme ich einen Ordnungsruf als Orden entgegen, denn was Sie heute in den Zeitungen verbreitet haben, sind Lügen und Unwahr­heiten. Sie wollen Ihre Privilegien zementieren, das ist die Wahrheit! (Beifall beim BZÖ.)

Daher werden wir den „Elchtest“ machen, Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP und Herr Kollege Epp, der Sie da im Hintergrund immer die Fäden ziehen. Wir werden den „Elchtest“ machen und werden verlangen, dass alle Diplomatenpässe für alle Politiker abgeschafft werden, denn nur so haben wir eine ordentliche Lösung, eine Lösung, die von den Menschen auch verstanden wird (Beifall beim BZÖ), denn kein Mensch braucht dieses „Papierl“ – es ist unnötig, es bringt nichts! Das hat vielleicht einmal in den sechziger oder siebziger Jahren einen Sinn gehabt, wenn man irgendwohin in den Osten gereist ist, aber jetzt braucht es kein Mensch, auch der Bundeskanzler nicht, auch die Präsidenten nicht. Es sollen Politiker genauso mit ganz normalen Pässen reisen.

Und da gehen wir gleich bei den Dienstpässen weiter. Die werden auch abgeschafft, und zwar auch für Künstler, auch für Journalisten – alles ratzeputz weg! Wunderbar, jeder Österreicher bekommt den gleichen Pass – das ist die Lösung, die wir wollen! (Beifall beim BZÖ.)

Dann schauen wir uns an, ob die ÖVP und der Herr Spindelegger da mitmachen oder ob sie ihre Pfründe verteidigen: Wir ÖVPler, wir sind so wichtig, wir müssen mit dem roten „Papierl“ durch die Gegend fahren! – Nein, das werden wir Ihnen austreiben, und da werden wir ganz genau schauen, ob Sie Ihre Pfründe verteidigen oder ob Sie mit uns mitgehen!

Wir werden diese Initiative starten, Herr Klubobmann Cap und Herr Pendl, und wir sind schon sehr gespannt, was dann auch der Herr Kollege Kräuter macht, denn der ist da


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voll auf unserer Linie: Weg damit, weg mit diesen roten „Papierln“! Ich bin sehr ge­spannt, ob wir in Parlamentsgesprächen Ihre Zustimmung finden.

Und ich sage Ihnen noch etwas: Das ist nicht Aufgabe der Regierung, sondern dieses Parlaments, das sich auf die Hinterbeine stellen muss. Hier muss ein Initiativantrag aller Parteien kommen, mit diesen Privilegien abzufahren und die Diplomatenpässe abzuschaffen. Und da sind wir sehr gespannt, was die Diplomaten- und Privilegien-Partei ÖVP dazu sagt. (Beifall beim BZÖ.)

11.04


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Westenthaler, Sie haben es selbst angesprochen. Ich bleibe aber dabei, dass ich vorerst Verwarnungen aus­spreche, also auch an Sie, dass die Liste jener Wörter aufrechtbleibt, die Ordnungsrufe hervorrufen.

Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundesministerin Mag. Mikl-Leitner. – Bitte.

 


11.04.23

Bundesministerin für Inneres Mag. Johanna Mikl-Leitner: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren des Parlaments! Sehr verehrte Damen und Herren auf der Zuschauergalerie! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Seit einem Jahr darf ich die Verantwortung als Innenministerin wahrnehmen. Das ist eine sehr spannende und herausfordernde Aufgabe, und gerade im letzten Jahr haben wir sehr viele Weichen gestellt, auch die Weichen gestellt für die größte Behördenreform in der Zweiten Republik. Otto Pendl hat sie zu Recht als das Jahrhundert-Projekt und als ganz, ganz großen Meilenstein bezeichnet. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Was ist das Ziel dieser Behördenreform? – Das Ziel dieser Behördenreform ist, dass wir neun Landespolizeikommanden, acht Sicherheitsdirektionen und 14 Bundes­polizeidirektionen zusammenführen wollen zu neun Landespolizeidirektionen, das heißt, aus 31 Behörden machen wir 9 Behörden.

Ganz wichtig ist mir vor allem auch, zu betonen, dass bei dieser Behördenreform nur die oberste Struktur betroffen ist, nämlich die oberste Führungsstruktur, dass es hier zu keiner Veränderung bei den Polizeiinspektionen, Bezirkspolizeikommanden und Stadt­polizei­kommanden kommt, dass auch die Zuständigkeit der Bezirkshauptmannschaften als Sicherheitsbehörde erster Instanz unverändert bleibt.

Faktum ist – das wurde heute schon angesprochen –, dass dadurch die Führungs­struktur schlanker wird, dass die Führungsstruktur flacher wird, dass es uns damit gelingt, Doppelgleisigkeiten, Dreifachgleisigkeiten auszuschalten, und dass es uns hier vor allem auch gelingt, mittelfristig 8 bis 10 Millionen € jährlich einzusparen. Das heißt, wir werden mit dieser Reform rascher, schlanker, schlagkräftiger und effizienter, mit dem Ziel, in der Zukunft weniger an Personal in der Verwaltung zu haben, um mehr Per­sonal direkt auf der Straße in unseren Städten und in unseren Gemeinden zu haben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Jeder, der das Innenministerium kennt, weiß, dass das Innenministerium gewöhnt ist, sich auf aktuelle neue Herausforderungen einzustellen. Bester Beweis dafür ist all das, was in den letzten Jahren passiert ist – und Günter Kößl als Sicherheitssprecher hat es angesprochen –: Es kam zu einer Reform direkt in der Zentralstelle. Es kam zur Gründung der Sicherheitsakademie, mit der wir wesentlich professioneller in der Aus- und Weiterbildung geworden sind. Es kam zu einer Neuaufstellung unserer Cobra. Es kam zur Gründung des Bundeskriminalamtes und des Bundesamtes für Verfas­sungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Es kam zur Eingliederung der Zollwache. Es kam zur Umsetzung des Projekts Team 04, das heißt Zusammenlegung von Polizei


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und Gendarmerie, damals ein großer Schritt, ein viel diskutierter und kritisierter Schritt, aber heute wissen wir, dass dieser Schritt wichtig und richtig war.

Das Bundesministerium für Inneres hat sich einer Strategie „INNEN.SICHER“ ver­schrieben, eine Strategie, die von vielen Expertinnen und Experten ausgearbeitet worden ist, wo ein ganz wichtiges und zentrales Herzstück diese Behördenreform ist, die heute im Fokus steht. Die Umsetzung dieser Behördenreform jetzt, zu diesem Zeitpunkt, ist wichtig und richtig, weil sich eben viele Rahmenbedingungen rund um die Polizei verändern. Ich denke etwa an das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, das derzeit in Begutachtung ist, ich denke an die Landesverwaltungsgerichte und Bun­desverwaltungsgerichte, die ganz neu geschaffen werden, die es mit 1. Jänner 2014 geben soll, und ich denke hier vor allem auch an die Umsetzung der Haushalts­rechtsreform, die mit 1. Jänner 2013 schlagend wird.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gerade mit dieser Reform kommt es auch zu einer Verschmelzung von Behörde und Wachkörper – eine Struktur, von der wir wissen, dass sie funktioniert, weil wir das aus den Erfahrungen von Wien wissen, wo jetzt dieses Modell ausgerollt wird auf ganz Österreich, wo in Zukunft diese Landespolizeidirektionen jeweils von einem Landespolizeidirektor und seinen beiden Stellvertretern geleitet werden sollen.

Aber selbstverständlich ist uns die Kontrolle wichtig, und diese Kontrolle wurde vor allem auch im Innenausschuss gestern angesprochen. Diese Kontrolle wird es nicht nur intern geben, sondern diese Kontrolle wird es auch extern geben – intern durch eine Controlling-Abteilung, durch die interne Revision, und selbstverständlich auch extern, und zwar durch die Bundesverwaltungsgerichtshöfe und Landesverwaltungs­gerichtshöfe, selbstverständlich durch die Staatsanwaltschaft im kriminalpolizeilichen Bereich und durch die Ämter der Landesregierung im verkehrspolizeilichen Bereich.

Ein Grundsatz, der heute noch nicht angesprochen worden ist, der mir persönlich aber sehr wichtig ist, ein Grundsatz, dem wir uns hier verschrieben haben, lautet: Jede Aufgabe soll in eine Hand kommen. Was heißt das?

Das heißt, dass bisher zum Beispiel der kriminalpolizeiliche Bereich in verschiedenen Händen gelegen ist, dass wir in der Sicherheitsdirektion, bei den Bundespolizei­direktionen und bei den Landespolizeikommanden eine kriminalpolizeiliche Abteilung hatten. In Zukunft wird es nur mehr eine kriminalpolizeiliche Abteilung im Rahmen der Landespolizeidirektion geben. Das heißt, es wird auch für unsere Staatsanwältinnen und Staatsanwälte leichter, weil sie in Zukunft nur mehr einen Ansprechpartner haben.

Genauso im Personalbereich: Bisher gab es in der Sicherheitsdirektion, in den Bundes­polizeidirektionen und im Landespolizeikommando eine Personalabteilung, in Zukunft wird es nur mehr eine Personalabteilung geben, wo der gesamte Bereich des Know-hows, des Wissens gebündelt wird, wo fachlich und sachlich bestens gearbeitet werden kann und wo es nur mehr einen Ansprechpartner geben wird.

Wie sind die künftigen Landespolizeidirektionen strukturiert?  Ja, sie sind sehr flach strukturiert, es wird in Zukunft nur zwei Ebenen geben, das heißt die Ebene der Geschäftsführung, die Führungsebene, und die Ebene der Abteilung. Das heißt: schlank, rasch und effizient.

Ganz wichtig ist mir vor allem auch der Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern, und da wurde sowohl von Otto Pendl als auch von Günter Kößl angesprochen, dass durch diese Reform natürlich die Bürgerinnen und Bürger einen Mehrwert haben, dass es mehr Personal auf der Straße geben wird und dass es vor allem auch sogenannte Bürgerservicestellen geben wird, Bürgerservicestellen in unseren Landespolizei­direk­tionen und in den Polizeikommissariaten. Unsere Bürgerinnen und Bürger kennen


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diese Bürgerservicestellen von den Bezirkshauptmannschaften, wo das ganz nach dem Motto One-Stop- (Rufe bei ÖVP und Grünen: One-Stop-Shop!) – danke: One-Stop-Shop, angeboten wird. Das heißt, das ist ein Modell der Bürgerservicestelle, das bei unseren Bezirkshauptmannschaften funktioniert, und diese Bürgerservicestellen soll es dann auch direkt im polizeilichen Bereich geben.

Wie sieht nun der Zeitplan aus? – Ich freue mich, dass wir heute hier die Zweidrittel­mehrheit schaffen, um die gesetzlichen Grundlagen für die Umsetzung dieser Reform zu legen, dafür jetzt schon ein herzliches Danke! Selbstverständlich gibt es in den nächsten Wochen und Monaten noch viel zu tun. Wir haben noch die Personalein­satzkonzepte fertigzustellen, wir haben die Raumkonzepte noch fertigzustellen, denn wenn man 31 Behörden auf neun reduziert, hat das natürlich auch Auswirkungen auf Platz und Raum.

Wir haben selbstverständlich noch daran zu arbeiten, wie die zukünftigen Aus- und Fortbildungsmodelle aussehen, um wirklich die besten Grundvoraussetzungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen, damit sie die neue Aufgabe auch wirklich professionellst bewältigen können. Wir werden darangehen, Anfang Sommer die Positionen der Landespolizeidirektoren und Landespolizeidirektoren-Stellvertreter auszuschreiben, im Anschluss daran alle anderen Funktionen.

Das heißt, wir sind in der Umsetzung gut unterwegs, und gut unterwegs kann man nur sein, wenn man auch Allianzpartner hat, mit denen man dieses Projekt im Vorfeld umfassend und intensiv diskutiert. Daher auch an dieser Stelle ein ganz großes und herzliches Danke an unseren Koalitionspartner, an die SPÖ, allen voran an den Herrn Nationalratsabgeordneten Otto Pendl (Beifall bei ÖVP und SPÖ Zwischenruf des Abg. Öllinger), wo es in den letzten Monaten sehr viel an inhaltlichen Gesprächen gegeben hat, wo wir eine Grundstruktur geschaffen haben, die mit Leben erfüllt wird, und wo wir hier einen gemeinsamen Meilenstein setzen, um zu einem modernen Behör­denkörper zu kommen, um den Weg zu einem modernen Management vorzugeben und dies letztendlich auch umzusetzen.

Bedanken möchte ich mich auch bei allen Oppositionsparteien für die fachlich-sachlichen Gespräche im Vorfeld, auch wenn ich es nicht verstehe, dass es seitens der Grünen keine Zustimmung geben wird. Ich bitte Sie, Herr Abgeordneter Pilz, in Zukunft von Generalverdächtigungen Abstand zu nehmen, denn ich glaube, gerade in den letzten Monaten haben wir gezeigt, dass wir Verwaltungsreformen professionellst vorbereiten. Von Ihnen kommen offensichtlich immer wieder Unterstellungen, die ich hier auf das Schärfste zurückweise. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

In diesem Sinne sage ich allen ein herzliches Danke, die dieser Behördenreform, diesem Jahrhundertprojekt zustimmen, weil wir dadurch schlanker, effizienter und schlag­kräftiger werden. Wir können heute gemeinsam sagen: Es ist ein guter Tag für die Sicherheit der Republik und für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

11.15


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hornek. – Bitte.

 


11.15.18

Abgeordneter Erwin Hornek (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoch geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Ge­schätzte Damen und Herren! Österreich ist eines der sichersten Länder der Welt, und das wird so bleiben, weil wir permanent an Verbesserungen arbeiten. Ein kurzer Rück­blick über die letzten Jahre:


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2003 kam es zur Zusammenführung der Spezialeinheiten und Sondereinheiten zum Einsatzkommando Cobra. Im Jahr 2003 erfolgten die Gründung des Bundeskriminal­amtes, die Reform des Staatsschutzes und die Schaffung der Sicherheitsakademie. 2004/2005 kam es zur Eingliederung der Zollwache, 2005 zur Zusammenführung der Wachkörper Bundesgendarmerie, Sicherheitswache und Kriminalbeamtenkorps zur gemeinsamen Bundespolizei. 2010 erfolgte die Errichtung des Bundesamtes für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung, kurz BAK genannt.

Sehr geehrte Damen und Herren, durch die Regierungsvorlage unter TOP 1 soll die verfassungsrechtliche Grundlage für die in Tagesordnungspunkt 2 vorgeschlagene Neustrukturierung der Sicherheitsbehörden geschaffen werden. Bei diesen vorlie­gen­den Gesetzesinitiativen sollen eine Neuorganisation der Strukturen auf Ebene der nachgeordneten Sicherheitsbehörden und des Wachkörpers und der beschrittene Weg einer Verschlankung der Kommandostrukturen und des Abbaus der Doppel­gleisig­keiten konsequent verfolgt werden.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben zurzeit in Österreich eine sehr komplexe Struktur in Bezug auf die Sicherheitseinrichtungen. Wir haben erstens zurzeit noch acht Sicherheitsdirektionen, zweitens 14 Bundespolizeidirektionen und neun Landes­polizeikommanden. Diese 31 Einrichtungen führen wir mit diesen neuen gesetzlichen Regelungen zu neun Landespolizeidirektionen zusammen.

Diese Neustrukturierung der Sicherheitsbehörden betrifft ausschließlich die obersten Führungsstrukturen der Polizei auf Landesebene. In den Polizeiinspektionen, der Stadtpolizei und den Bezirkspolizeikommanden bleibt alles unverändert. Die Öster­reicherinnen und Österreicher können sich freuen über diese neuen gesetzlichen Regelungen, bringen sie doch eine Ersparnis in der Dimension von 8 bis 10 Millionen €, die wiederum für die Sicherheit zur Verfügung stehen.

Sehr geehrte Damen und Herren, das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass diese Bundesregierung reformwillig ist und diese Reformen auch entsprechend umsetzt. Dazu bedarf es eines Konsenses in diesem Haus. Dieser wurde mit dem Koalitions­partner gefunden, aber auch mit konstruktiven Kräften in der Opposition, wofür ich sehr danke.

Gestatten Sie mir noch einige Sätze zur angesprochenen Pass-Thematik. Es wurde da ein Zwischenschritt gesetzt. Man wird die Vorgangsweise präzisieren. Aber als interessant empfinde ich schon, dass manche hier die Abschaffung dieser Dienstpässe und Diplomatenpässe fordern. Das ist legitim. Warum jedoch stellen die Redner, die vor mir dran waren, ihre nicht selbst freiwillig zur Verfügung, wenn doch gerade sie einen derartigen Ausweis besitzen? Ich besitze, so wie viele Millionen Österreicher, einen wunderbaren österreichischen Reisepass und bin damit sehr zufrieden. (Beifall bei der ÖVP.)

11.18


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Fichten­bauer. – Bitte.

 


11.18.54

Abgeordneter Dr. Peter Fichtenbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau Bundesministerin! Es ist natürlich die Anreizung eines offenbar gelun­genen Reformprojektes Ursache genug, der Jubilantenübertreibung der Regierungs­parteien nachzuheischen. „Jahrhundertwerk“, „größte Reform aller Zeiten“ – bitte, diese Freude wollen wir Ihnen durchaus gönnen. Wir aber befleißigen uns bei Betrachtung der Situation, wie sie ist, und der Reformschritte einer nüchternen Zugangsweise. Das ist


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auch die Ursache, warum wir konstruktiv mitgearbeitet haben und die Reform als positiv anerkennen.

Es ist natürlich so, dass der derzeitige Zustand mit 31 Führungsebenen tief in der Rechts- und Staatsgeschichte Österreichs im 19. Jahrhundert wurzelt, wie überhaupt die Polizeiorganisation in der monarchischen Zeit einen überproportionalen Anteil an der Staatsverwaltung hatte. Rechtshistorisch hat sich die Entwicklung bis zum heutigen Stand so vollzogen, dass wir 31 Führungsebenen abseits des Bundesministeriums als nachgeordnete Dienststellen haben, und es ist natürlich grundvernünftig, neun Landespolizeidirektionen einzurichten und die Verschlankung des diesbezüglichen Verwaltungsapparates herbeizuführen.

Selbstverständlich ist immer die Gefahr der parteipolitischen Besetzung vorhanden. Ich kann dem Kollegen Pilz, der jetzt nicht da ist, ziemlich sicher garantieren, dass weder ein Grüner noch ein Freiheitlicher  Orange entzieht sich meiner Zukunftsperspektive (Abg. Mag. Steinhauser: Entzieht sich jeder Zukunftsperspektive! Heiterkeit)  als Landespolizeidirektor eingesetzt werden wird.

Die Gefahr des Missbrauches bezüglich einer prinzipiell und abstrakt und konkret richtigen Struktur, die ist immer vorhanden, und aus dem Grund ergibt sich auch die Notwendigkeit, die Regierungstätigkeit immer einer permanenten parlamentarischen Kontrolle zu unterziehen.

Zweitens, zum Passwesen: Die Frau Innenministerin und das Innenministerium sind ganz eindeutig vom Außenminister missbraucht worden für eine beispiellose Ver­höhnungsaktion des Parlaments (Beifall bei FPÖ und BZÖ) unter dem Titel Privi­legienabbau, nämlich des Privilegienschöpfers selber, denn jeder auszustellende Diplomatenpass geht ja über den Tisch des Außenministers.

Das ist nicht etwas, was es zufällig durch eine offene Dachlücke hereingeregnet hat. Niemand hat befohlen, dass Minister, die vor 20 oder 30 Jahren im Dienst waren, auf ewig samt ihren Ehegattinnen Diplomatenpässe haben sollten, das war Verwaltungs­brauch. Aber als Gegenblende einem Vertragsbediensteten des Außenministeriums, der die Dienstprüfung abgelegt hat, sehr wohl den Diplomatenpass zumessen zu wollen und den Mitgliedern des Hohen Hauses, die gewählte Abgeordnete und Mitglieder des Außenpolitischen Ausschusses sind, einen Eselstritt zu verpassen, das ist unerhört! (Beifall bei der FPÖ.)

Das war der konkrete Hintergrund, warum es erfolgreich gelungen ist, dass es, dank der sehr, sehr anzuerkennenden Einsicht der Frau Innenministerin, zum einstimmigen Vertagungsantrag dieser Materie gekommen ist. Es muss doch den minimalsten Rest­beständen eines Selbstbewusstseins der Legislative  auch wenn sie dazu verurteilt ist, dieser Bundesregierung derzeit die Mehrheit zu belassen  entsprechen, sich nicht als Fußabstreifer für Wünsche eines Teiles der Bundesregierung missbrauchen zu lassen. (Beifall bei FPÖ, BZÖ und Grünen.)

Das hat überhaupt nichts mit Privilegienwirtschaft zu tun, das ist der Anspruch der Gewaltenteilung, die das Land als Staatsgrundprinzip seiner Staatsordnung vorfindet und auch so zu verwirklichen hat. Wir sind nicht der Schmutzkübel für vermutete Misshelligkeiten, die nicht im Parlament vorzufinden sind.

Ein Wort noch  Kollege Westenthaler hat sich zu einer gewissen Radikallösung hinbewegt (Abg. Ing. Westenthaler: Jetzt erst recht!), der muss man nicht folgen : Jeder Abgeordnete kann sich, wenn er angegriffen wird, an diesem Rednerpult wehren. Sie haben den Kollegen Epp angegriffen, der ein anständiger Mitarbeiter seines Klubs ist, der kann sich hier nicht wehren. Ich nehme ihn hiermit in Schutz. Jeder Referent und jeder parlamentarische Mitarbeiter, der seine Aufgabe ordentlich


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erfüllt, verdient unseren Respekt. (Abg. Ing. Westenthaler: Er hat Falschpropaganda vermittelt!) Daher: Kollege Epp ist ein Ehrenmann! Danke schön. (Beifall bei FPÖ und ÖVP. Zwischenrufe der Abgeordneten Ing. Westenthaler und Kößl.)

11.25


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Wurm. – Bitte.

 


11.25.10

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Passgesetz wurde gestern beim Innenausschuss von der Tagesordnung genommen. Hier wird weiter diskutiert, und das ist gut so.

Was wir hier jetzt diskutieren, ist die Behördenreform, die vom Großteil der Abgeord­neten auch gestern im Ausschuss begrüßt wurde und aus unterschiedlichen Gründen belobigt wird.

Ich möchte einen anderen Aspekt, der noch nicht so zur Sprache gekommen ist, besonders beleuchten bei diesem Gesetz, nämlich den Beginn der Verwirklichung der Verwaltungsgerichtsbarkeit, die jahrzehntelang immer wieder gefordert und dann nie durchgebracht wurde, und ein erster Schritt wird hier heute geleistet. Wenn in Folge dann – noch nicht heute, aber es ist ein erster Schritt – Anfang Mai, am 4. oder am 2. Mai, ich weiß es jetzt nicht genau, im Verfassungsausschuss die weiteren Schritte gesetzt werden, nämlich dass wir zu Landesverwaltungsgerichten kommen, dass es zu einem Bundesverwaltungsgericht kommt, dass es Finanzverwaltungsgerichte gibt, dass es ein Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl geben wird, dann kommen wir einem verbesserten Menschenrecht, einem verbesserten Grundrechtsschutz und auch mehr dem entgegen, was unser rechtsstaatliches Prinzip in der Bundesverfassung besagt.

Wir haben immer wieder bei den verschiedenen Gesetzen viel diskutiert, wenn es um Fremdengesetze gegangen ist, ob es nicht Möglichkeiten der Vereinfachung gibt. Da sind 114 Behörden am Werk, da ist undurchsichtig, wer gerade wo zuständig ist, und da sollte auch einiges geändert werden, damit im Bundesgebiet auch einheitlich Recht gesprochen wird. Wenn dann im Anschluss an diese Verwaltungsreform auch das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl geschaffen wird, als nächste Instanz dann das Bundesverwaltungsgericht und dann der Verwaltungsgerichtshof des öffentlichen Rechts als dritte Instanz, dann ist das ein wichtiger und richtiger Schritt für die Rechts­sicherheit auch in diesem höchst sensiblen Bereich. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Das kommt auch dem Antrag sehr nahe, den wir im Herbst gestellt haben, als wir darüber gesprochen haben, dass wir das Fremdenrecht evaluiert haben wollen.

Also alles in allem wird durch diese Behördenreform ein wichtiger Schritt gesetzt: einmal in Bezug auf Verschlankung des Polizeiapparates, auf Effizienz des Polizei­apparates, auch die Durchlässigkeit der Karrieremöglichkeiten der MitarbeiterInnen in der Polizei, der Polizisten und Polizistinnen wird damit erhöht. – Das ist das eine.

Auf der anderen Seite ist damit dem Genüge getan, was wir als wichtigen Bereich des Grundrechtsschutzes, der Menschenrechtskonformität ansehen, nämlich dass Verfahren dann kürzer werden. Das nützt den Rechtssuchenden, Kollege Hörl (Abg. Hörl: Super!), und es nützt auch der Wirtschaft, weil kurze Verfahren immer weniger Kosten verursachen. (Demonstrativer Beifall des Abg. Hörl.)

In diesem Sinne gratuliere ich uns allen, dass wir hier dieses Gesetz heute be­schließen können. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

11.28



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 69

Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Stein­hauser. – Bitte.

 


11.28.59

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Kollege Peter Pilz hat schon begründet, warum wir das Gesetz ablehnen. Ja, es ist tatsächlich zu befürchten, dass die Einsparungen geringer sein werden als die parteibuchwirtschaftlichen Gewinne, die die ÖVP aus der Reform ziehen will.

Aber: Mir geht es auch noch um etwas anderes, was wir im Ausschuss diskutiert haben. Wir haben nicht nur diese Parteibuchwirtschaftsbedenken, die berechtigt sind, es gibt auch handfeste verfassungsrechtliche Bedenken. Ich möchte darauf eingehen, weil das keine Kleinigkeit ist. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

In 14 Städten waren bisher erstinstanzlich Bundespolizeidirektionen zuständig. Durch die Reform werden das zukünftig Landespolizeidirektionen. Bei den Berufungs­behör­den tritt folgende Situation ein: Durch die Behördenzusammenlegung werden auch Landespolizeidirektionen zuständig, das heißt, es gibt erstinstanzlich eine Entschei­dung durch eine Landespolizeidirektion, es wird berufen, und es entscheidet in zweiter Instanz über die Berufung wieder die Landespolizeidirektion.

Dass das verfassungsrechtlich problematisch ist, liegt auf der Hand. Ich habe das im Ausschuss thematisiert. Frau Innenministerin, ich war fast ein bisschen beruhigt, wie Sie mir gesagt haben – wenn wir es positiv formulieren –: Uns ist das auch schon aufgefallen. Ihre Antwort, wie Sie versucht haben, zu erklären, warum Sie das trotzdem für zulässig halten, war wenig befriedigend, weil Sie kein einziges inhaltliches Argument gebracht haben.

Sie haben zum einen gesagt: Wir haben allerlei Stellen und Institutionen gefragt, und die haben gesagt, das ist okay. – Das glaube ich Ihnen, aber Sie sollten uns auch begründen, warum es okay ist.

Und dann haben Sie auf das Beispiel Wien verwiesen – das kann man ja noch als halbes inhaltliches Argument durchgehen lassen. Sie haben gesagt, in Wien habe es ja immer schon eine ähnliche Situation gegeben. Das ist schon richtig, dort war die Bundespolizeidirektion zuständig, und die war gleichzeitig Sicherheitsdirektion; einmal war das die erste Instanz, und einmal war das die zweite Instanz.

Wichtig ist auch: Der Verfassungsgerichtshof hat sich damit beschäftigt und hat gesagt, in dieser Sonderkonstellation sei das deswegen zulässig, weil es sich zwar um eine organisationsrechtliche Zusammenlegung handle, aber funktionell um zwei Behör­den. – Das ist der Unterschied zur jetzt neu entstehenden Rechtslage, denn durch die Änderung der Verfassung heben Sie genau diese funktionelle Trennung auf, und damit wird es verfassungsrechtlich bedenklich.

Außerhalb von Wien haben Sie überhaupt keine verfassungsrechtliche Absicherung für diese Situation, und daher haben wir massive Bedenken und glauben, dass – neben allen sehr berechtigten Bedenken, dass am Ende Parteibuchwirtschaft vor allem der ÖVP Gewinne bringen wird – dieses Gesetz auch in Teilen verfassungswidrig ist. Deswegen werden wir es ablehnen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

11.31


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gahr. – Bitte.

 


11.32.01

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es ist unser Auftrag und unsere Pflicht, dass wir Sicherheitsstrukturen laufend an die Anforderungen und Herausforderungen,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 70

aber auch an die Veränderungen – das hat die Frau Bundesminister ja schon gesagt – anpassen und optimieren.

Wenn wir die bisherigen Strukturen betrachten – acht Sicherheitsdirektionen, 14 Bun­des­polizeidirektionen, neun Landespolizeikommanden –, so wird ganz klar, glaube ich, dass es da eine Kompetenzzersplitterung gegeben hat und es zukünftig durch neun Landespolizeidirektionen einen klaren Durchblick, eine klare Kompetenzzuordnung geben wird.

Öfter und immer wieder wird in diesem Haus eingefordert, dass wir die Verwaltung reformieren müssen. Ich glaube, mit diesem Beitrag ist es uns gelungen, ein positives Beispiel zur Verwaltungsreform zu setzen, und ich wünsche mir, dass auch in anderen Bereichen der staatlichen Strukturen solche Projekte umgesetzt werden, zum Beispiel im Gesundheitsbereich.

Die Eckpunkte: Ich glaube, es geht darum, sparsam mit Geld umzugehen und die Qualität in unseren Strukturen zu steigern. Es geht darum, dass wir Wachkörper und Behörde zusammenführen, dass wir Doppelgleisigkeiten abbauen, und – darauf ist die Frau Bundesminister schon eingegangen – es geht auch darum, dass wir die Ausbildung neu aufstellen und ein modulares Ausbildungssystem einführen.

Ein Blick zurück zeigt: Am 17. November hat die Frau Bundesminister dieses Modell präsentiert, und wie die Mitarbeit zeigt, hat es von Anfang an eine hohe Akzeptanz nach innen und nach außen gegeben. Es wird intensiv in fünf Arbeitsgruppen gear­beitet, und die Frau Bundesminister hat heute ja auch mitgeteilt, es liegt noch sehr viel Arbeit vor uns. Das, was derzeit da ist, ist also noch nicht das Endgültige, sondern wir müssen noch daran arbeiten.

Was für mich ganz wichtig ist, und was ich eigentlich nicht so leicht für möglich gehalten habe, sind die Verhandlungen mit den Ländern, wo es natürlich auch darum geht, dass die Länder keine Kompetenzen verlieren wollen. Es ist, glaube ich, dem Geschick und der Kompetenz unserer Frau Bundesminister zu verdanken, dass sie das mit den Ländern hat umsetzen können. – Danke dafür.

Abschließend möchte ich mich auch bei allen bedanken, die mitgearbeitet haben. Ich glaube, man sieht, dass hier trotzdem ein breiter politischer Konsens da ist. Ein paar Kritikpunkte kann es immer geben, aber wichtig ist, dass zwischen Ministerium, Polizeistrukturen, aber auch mit der Politik zusammengearbeitet wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Mag. Wurm.)

11.34


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. – Bitte.

 


11.34.40

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Diese Neustrukturierung der Sicherheitsbehörden ist eigentlich die Fortsetzung der Polizeireform 2005 in jenen Bereichen, die damals – mit der Zusammenlegung der Wachkörper – durch die SPÖ verhindert wurde. (Zwischenruf des Abg. Mag. Gaßner.)

Es ist eine vernünftige Maßnahme, es ist eine Verwaltungsreform, Verwaltungs­einsparung von verschiedenen Ebenen, die bisher doppelgleisig oder mehrgleisig gelaufen sind. Deshalb hat das BZÖ am 16. November des letzten Jahres auch einen entsprechenden Antrag gestellt, der hier vollinhaltlich umgesetzt wurde, und das freut uns natürlich sehr. (Beifall beim BZÖ.)

Wir sagen bei der Verwaltung: Genug gezahlt! Schlankere Strukturen sind vernünftig, da haben Sie unsere Unterstützung. Es ist schon betont worden, dass die Zusam­menarbeit mit der Opposition oder mit den meisten Oppositionsparteien sehr gut ge-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 71

laufen ist. Wenn Sie vernünftige Ideen haben, haben Sie auch unsere Unter­stützung. Das BZÖ ist da sicher ein Garant dafür. Da wir – wie gesagt – für die Verwaltung genug bezahlen und Einsparungen vernünftig sind, haben Sie da unser Okay.

Ich möchte aber auch auf TOP 3 eingehen, der noch nicht angesprochen wurde, und zwar geht es da um einen Antrag betreffend Besserstellung der Exekutive in ver­schiedenen Bereichen. Im Antrag wird angemerkt, dass die Verwaltung bei der Exekutive extrem aufgebläht wurde (Abg. Mayerhofer – applaudierend –: Richtig!) und die Exekutive belastet.

Meine Damen und Herren! Das kann ich nur bestätigen, das ist wirklich so. Den Exekutivbeamten wird extrem viel an Schreibarbeit aufgeladen. Das ist teilweise in vielen Bereichen sinnlos. Da wäre eine Verwaltungseinsparung notwendig, da wäre eine Vereinfachung notwendig, meine Damen und Herren, da könnten Sie etwas Ver­nünftiges machen, auch wenn es nicht unbedingt – so wie es jetzt im Antrag steht – mit eigens dafür abgestellten Verwaltungsbediensteten sein muss; das wäre wieder eine Aufblähung.

Ich glaube, Vereinfachung der Verwaltung, sodass die Exekutivbeamten weniger Schreibarbeit haben und mehr Zeit für den Außendienst, das wäre eine vernünftige Maßnahme. Da haben Sie unsere volle Unterstützung.

Ein weiterer Punkt in diesem Antrag ist, dass Polizeiinspektionen mit zu starker Belastung, mit extrem starker Belastung eine Abgeltung beziehungsweise eine Belas­tungs­zulage bekommen. Das ist ein vernünftiger Ansatz. Es gibt viele Dienststellen, die enorm belastet sind; die Beamten haben da keine Ruhephasen, und da kann man wirklich nicht einmal mit ruhigem Gewissen in den Urlaub gehen. Es beschäftigt die Beamten im Urlaub weiter, weil sie natürlich Fristen haben, um diese Arbeit zu erledi­gen, und dem müsste schon Rechnung getragen werden. Eine kleine Belohnung für Beamte, die auf diesen Dienststellen Dienst tun müssen und da sicher eine Schlech­terstellung gegenüber anderen Bereichen haben, wäre vernünftig.

Ein weiterer Punkt, der mir ganz, ganz wichtig ist, ist das Exekutivdienstgesetz. Beim Exekutivdienstgesetz – ich fordere das seit über zehn Jahren – ist es notwendig, auf die wirklichen Belange der Exekutive, auf die Belastungen, die diese Beamten haben, Rücksicht zu nehmen. Ein Exekutivbeamter ist nicht mit einem Lehrer oder mit einem Verwaltungsbeamten in irgendeinem Ministerium gleichzustellen, da gibt es ganz andere Anforderungen und Probleme.

Man könnte mit einem eigenen Exekutivdienstgesetz wirklich etwas Vernünftiges machen, auch wenn ich sonst nicht so für die Aufteilung verschiedener Bereiche bin. Es gibt aber Sachen, wo man auf die wirklichen Probleme und Belange der Exekutive eingehen muss. Das wäre eine vernünftige Sache, da hätten Sie auch unsere Unterstützung. Ich kann Sie von den Regierungsparteien nur auffordern: Stimmen Sie diesem Antrag zu! Es ist etwas Gutes, es ist etwas Vernünftiges, es ist etwas Wichtiges für die innere Sicherheit in Österreich. Ich kann nur an Sie appellieren: Machen Sie das! – Danke. (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Mayerhofer.)

11.38


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Fazekas. – Bitte.

 


11.38.50

Abgeordneter Hannes Fazekas (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Hohen Hauses! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf den Besuchergalerien! Dieses Behördenstrukturreformgesetz ist eine konsequente Fortschreibung einer Sicherheitsstrategie, die Frau Bun­des­ministerin hat das im Wesentlichen schon angesprochen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 72

Gestatten Sie mir aber auch, dass ich dazu Stellung nehme – auch dem Vorwurf des Kollegen Westenthaler und anderer entsprechend –, warum die SPÖ-Fraktion damals die Zustimmung verweigert hat. Die Zustimmung wurde auch deshalb verweigert, weil klar war, dass mit der Umsetzung von „team04“, der Reform noch nicht alles klar war. Es hat sich auch gezeigt, dass das Innenressort im Laufe der Jahre dazugelernt hat.

Man merkt ja auch, dass es im Bereich der kriminalpolizeilichen Organisationen und Strukturen Veränderungen gibt. Das ist ein Zeichen und ein Ausdruck auch des Verän­derungswillens im Bundesministerium für Inneres, was die Organisationsstrukturen betrifft. Das war auch ein auslösender Aspekt, warum es damals nicht möglich war, seitens unserer Fraktion gleich im vollen Umfang ein volles Paket hier zur Abstimmung zu bringen.

Aber es ist wesentlich, darauf zu verweisen, dass man – in Zeiten der Ankündigungen über Verwaltungsreformen – tatsächlich auch zu Taten schreitet, das heißt, nicht nur anzukündigen und zu sagen, wir machen Verwaltungsreformen, sondern diese Bun­des­regierung setzt diese Verwaltungsreformen auch konsequent und zielführend um. Sie tut das nicht nur, um Kosten zu minimieren, um Kosten zu senken, sondern auch, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Letztendlich ist aber auch – so wie es das Beispiel dieser Behördenreform zeigt – dafür Sorge zu tragen, dass diese Reform direkt und unmittelbar bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommen muss. Das ist auch das Wesentliche bei jeder Reform, wenn es um die öffentliche Verwaltung geht: dass garantiert werden kann, dass der große Teil der Bürgerinnen und Bürger, die ein Recht darauf haben, serviceorientiert, bürgerInnenorientiert quasi von der Adminis­tration betreut wird. Ich glaube, diese Verwaltungsreform ist sicher eine Garantie dafür, dass das auch erreicht wird.

Das Ziel ist – und das ist schon angesprochen worden – eine Verschlankung des Appa­rates, eine Verkürzung der Weisungsketten, damit auch eine bessere Garantie, dass schneller, effizienter, rascher für die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung gearbeitet werden kann. Das ist auch unser Auftrag, und gerade die österreichische Exekutive arbeitet da hervorragend, ausgesprochen gut, service- und kundenorientiert (Ruf beim BZÖ: Trotz dieser Regierung!) und hat sich auch zum Ziel gesetzt, den Menschen ihrem Auftrag entsprechend immer und jederzeit – 24 Stunden, am Tag und in der Nacht, das ganze Jahr über – zu helfen und sie zu unterstützen, und dafür ist auch ein großer Dank angebracht; aber ich glaube, das wissen wir alle selbst. (Zwi­schenruf des Abg. Windholz.)

Es ist aber auch notwendig, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die sind heute schon angesprochen worden. Ich erachte es als ganz besonders positiv, dass im Zusam­menhang mit dieser Reform auch darüber diskutiert wird, wie die Führungs­strukturen neu zu etablieren sind, nämlich welche Qualifikationen dafür erforderlich sind, und dass es auch eine Durchlässigkeit gibt. Das heißt, dass ein interessantes, hochqualifiziertes Karrieremodell angeboten werden kann, auch für die zukünftigen Führungskräfte der Exekutive (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Windholz) – egal, welche Ausbildung sie von der Basis her bis zur Bewerbung auch abgeschlossen haben.

Ich möchte heute nicht ganz kritiklos zur Kenntnis nehmen – bei allen positiven Aspekten dieser Reform –, dass wir auch den Mut haben sollen, konsequent die Verwaltungsreform weiterzudiskutieren, und das betrifft jetzt den Aspekt der Sicherheitsbehörden erster Instanz.

Die Bundespolizeidirektionen in dieser Form sind abgeschafft. Ich lege Wert darauf, Frau Bundesministerin, dass sichergestellt ist, dass der Servicecharakter, der Charak-


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ter der BürgerInnenorientierung weiterhin vorhanden ist, wenn schon die Strukturen einer Behörde nicht mehr da sind. Wo das nicht der Fall ist, wo die Bürgerinnen und Bürger diese Sicherheitsstrukturen trotzdem noch haben, ist natürlich bei 84 Behörden der Bezirkshauptmannschaften. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Länder dazu animieren sollen, da auch ihren Beitrag zu leisten, zu sparen – trotzdem aber nicht darauf zu vergessen, dass Sicherheit wichtig ist. In diesem Sinne danke ich für die Bemühungen. (Beifall bei der SPÖ.)

11.43


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mayerhofer. – Bitte. (Ruf bei der ÖVP – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Mayerhofer –: Poidl, jetzt wollen wir es wissen! – Abg. Mayerhofer: Aus der Praxis für die Praxis, genau! Weil du bist nicht aus der Praxis, das steht auch fest!)

 


11.43.38

Abgeordneter Leopold Mayerhofer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Die Verwaltungsreform hat bei der Neuorganisation der österreichischen Sicherheitsbehörden begonnen. Neun statt 31 Ebenen werden die Sicherheitsbelange in Österreich nun neu ordnen. Meine Fraktion – die Freiheitlichen – hat dies seit Jahren zum Zwecke der Verwaltungsvereinfachung und somit auch einer beträchtlichen Kosteneinsparung auf alle Fälle auf längere Sicht gesehen für sinnvoll erachtet und unterstützt diesen Antrag sehr gerne.

Es kann nicht sein, dass man dem Bürger ständig und täglich Opfer abverlangt, und die Wasserköpfe werden nicht untersucht, hinterfragt. Deshalb wird das jetzt gar neu organisiert, und das soll uns freuen.

Im konkreten Fall ist dies geschehen. Die FPÖ-Abgeordneten als ständige Mahner in dieser Frage, die Verwaltungsreform endlich anzugehen, werden heute zustimmen, mit Argusaugen das Projekt – es ist ein Projekt, sage ich jetzt einmal – beobachten, wiewohl ich da nicht frei von flauen Gefühlen bin. (Zwischenruf des Abg. Mag. Josef Auer.)

Wie bei der Polizeireform von Strasser damals, die – da werden einige Kollegen vor dem Bildschirm mir heute sicherlich zustimmen – ja heftige Narben bei manchen Polizisten hinterlassen hat, könnte das auch bei dieser Reform der Fall sein. Diese Narben waren unnötig, das will ich auch sagen. Da wurde nämlich nur eine Reform durchgezogen, eine parteipolitische Reform, um Spitzenpositionen schwarz zu beset­zen, und sonst gar kein Fortschritt oder gar ein Reformschritt gesetzt. (Beifall bei FPÖ.)

Wir werden da genau hinschauen; könnte der Verdacht aufkommen, dass sich diese schädliche Entwicklung weiter fortsetzt – nämlich Reformen nur dazu zu benutzen, um Posten schwarz zu besetzen –, da werden wir einen genauen Blick drauf werfen. (Abg. Mag. Gaßner: Da habt ihr ja einige Erfahrung!)

Frau Innenminister, der Wunsch der freiheitlichen Abgeordneten und mein besonderer Wunsch wäre es deshalb, dass mit den bei dieser Reform ersparten Mitteln gleich eine vernünftige Reinvestition vorgenommen wird.

Da hätte ich gleich drei wunderbare Vorschläge: einerseits den Antrag des Abgeord­neten Herbert Werner, die Polizisten endlich von diesem Verwaltungswahnsinn – sage ich jetzt einmal –, der in den PIs Platz gegriffen hat, zu befreien; dann ein weiterer Antrag der Abgeordneten Mayerhofer, Herbert und Vilimsky, der darauf abzielt, es endlich auch jungen Frauen, Müttern, die schon für eine Familie zu sorgen haben, jungen Männern, die für eine Familie zu sorgen haben, zu ermöglichen, die Polizei­schule zu absolvieren, indem man sie in das ursprüngliche Gehaltsschema des Exekutivdiensts zurücknimmt. Diese jungen Menschen, die gerne zur Polizei wollen,


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können dies vielleicht nicht tun, weil sie eineinhalb Jahre mit diesem niedrigen Gehalt nicht durchstehen. Das ist schade.

Auf einen Umstand möchte ich noch hinweisen: Was in Deutschland schon längst üblich und ganz normal ist, wird hier in Österreich aus bestimmten Gründen – wobei ich vielleicht bereits identifiziert habe, warum das so ist – nicht gemacht. Man könnte als besonders interessierter Bürger und Polizist vielleicht den Verdacht entwickeln, dass Sie die Online-Anzeige auf den Internetseiten besonders gut verstecken, damit die Leute nicht auf die Idee kommen, allzu viele Anzeigen zu erstatten. Ich würde Sie schon bitten, dies an prominenter Stelle zu positionieren. Das entlastet die Polizisten auf den PIs und vermindert lange Wartezeiten für die Bürger.

Die Polizisten wollen nämlich das tun, wofür sie aufgenommen wurden: Vergehen und Verbrechen klären, Sicherheit schaffen – und nicht den ganzen Tag Verwaltungstätig­keiten durchführen. Das ist die Ansicht der freiheitlichen Abgeordneten, unsere Ansicht, und ich bitte Sie, sich unserem Antrag anzuschließen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.47


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mayer. – Bitte.

 


11.48.04

Abgeordneter Peter Mayer (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Im Zuge der Diskussion zum Sparpaket ist ja viel über einnahmen- und ausgabenseitige Maßnahmen geredet worden, aber es gibt und gab auch viele Diskussionen zur Verwaltungs- und Strukturreform.

Ich erlebte und erlebe nach wie vor die große Angst der Bürger – wenn wir über die Zusammenlegung von Gemeinden, Schließungen von BHs diskutieren –, dass wir Bürgernähe und Bürgerservice verlieren. Ich bin aber überzeugt: nicht bei der Neu­strukturierung der Sicherheitsbehörden, denn da geht es rein um eine Verschlankung der Kommandostrukturen und den Abbau von Doppelgleisigkeiten. Da kann man sehr wohl behaupten, dass es eine Reform ohne Belastungen und Qualitätsverlust für die Bürger ist.

Konkret bei uns in Oberösterreich heißt das: Wir hatten bisher eine Sicherheits­direktion, ein Landespolizeikommando und drei städtische Polizeidirektionen – und alle hatten ihren eigenen Personal- und Verwaltungsapparat. Jetzt wird Gott sei Dank alles zu einer Landespolizeidirektion zusammengefasst. Das heißt für uns alle: Freisetzung von Kapazitäten, damit wahrscheinlich mehr Außendienst gemacht werden kann, das bedeutet mehr Service und Sicherheit für unsere Bürger. (Beifall bei der ÖVP.)

Österreich ist eines der sichersten Länder der Welt – und ich hoffe, das wird auch so bleiben; das soll auch so bleiben –, aber seien wir ehrlich: Die Herausforderungen für die Exekutive steigen natürlich. Ich denke dabei an die grenzüberschreitende Krimi­nalität, aber auch an die Cyber-Kriminalität.

Und da brauchen wir einmal mehr klare Strukturen, damit wir Ressourcen schaffen, um unsere Exekutive optimal einsetzen zu können.

Abschließend möchte ich unserer Exekutive noch einen Dank für die geleistete Arbeit aussprechen. Sie leistet Hervorragendes. Ich möchte auch Danke sagen für das Verständnis für diese Reform und für das Mittragen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

11.50


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hell. – Bitte.

 



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11.50.25

Abgeordneter Johann Hell (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Gestatten Sie mir, zunächst die Schülerinnen und Schüler der Landesberufsschule St. Pölten recht herzlich auf der Galerie zu begrüßen! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Die Erhöhung der inneren Sicherheit für Österreich und für die Bürgerinnen und Bürger ist ein klares Ziel dieser Beschlussfassung, die wir heute hier vornehmen. Und diese Änderungen der sicherheitsbehördlichen Strukturen sollen so gestaltet sein, dass sie für die Bürgerinnen und Bürger auch spürbar sind.

Bereits im Regierungsprogramm wurde festgehalten, dass es zu einer Neubetrachtung der Struktur der Sicherheitsbehörde kommen soll und dass Verwaltungsabläufe über­prüft werden, mit dem Ziel der Schaffung einer modernen, effizienten Sicher­heits­behörde, die Klarheit und Transparenz bei internen Abläufen garantiert. Und ich glaube, aufgrund der Rahmenbedingungen, die wir heute hier in diesem Gesetz vor­finden, kann dieser Beschluss auch umgesetzt werden.

Meine Damen und Herren, es wurde bereits darauf hingewiesen, dass mit der heutigen Beschlussfassung die größte Behördenreform in die Wege geleitet wird. Konkret – und das wurde heute von einigen Vorrednern bereits angesprochen – wird es künftig neun Landespolizeidirektionen geben, in denen behördliche Aufgaben gebündelt werden. Somit ist dies auch eine ganz wichtige Entscheidung im Hinblick auf eine Verwal­tungsreform. Dasselbe Ziel wird mit dem neuen Bundesamt für Asyl und Migration und dessen neun Außenstellen verfolgt.

Diese Behördenreform trifft ausschließlich die obersten Führungsstrukturen des Wachkörpers Bundespolizei und der Sicherheitsbehörde auf Landesebene. In den Polizeiinspektionen, in den Stadtpolizei- und Bezirkspolizeikommanden bleibt alles unverändert. Mehrgleisigkeiten werden mit dieser Reform abgeschafft. Die Verände­rung der Organisationsstruktur, wie wir sie hier vorfinden, stellt eine wichtige Rahmen­bedingung dafür dar.

Um das Reformziel zu erreichen, bedarf es weiterhin motivierter Mitarbeiter, einer Organisationsstruktur, die auf Vertrauen aufbaut und Akzeptanz und Unterstützung bei den Bürgerinnen und Bürgern findet, aber auch breite Unterstützung und Rückhalt durch die Politik.

In diesem Sinne ersuche ich Sie um Zustimmung bei der heutigen Beschlussfassung. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.53


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Singer. – Bitte.

 


11.53.16    

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Wenn man sich die Debatte über die Neustrukturierung der Sicherheitsbehörden heute anhört und sie mitverfolgt, dann, muss ich sagen, freue ich mich sehr darüber, dass es eine breite Zustimmung zu diesem Reformgesetz gibt, und man lernt auch die vielen Väter und Mütter einer solchen Reform kennen. Deshalb freue ich mich sehr, sehr geehrte Frau Bundes­ministerin, Ihnen danken und gratulieren zu können. Aber ich möchte diesen Dank, der heute schon mehrfach ausgesprochen wurde, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Fraktionen und alle, die hier positiv mitgearbeitet haben, weitergeben.

Unverständlich ist für mich die Haltung der Grünen. Auf der einen Seite werden immer wieder Reformen gefordert, wenn es auf der anderen Seite allerdings konkret wird, werden sie abgelehnt – für mich persönlich nicht nachvollziehbar.


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Zu Recht werden immer wieder Reformen in der Verwaltung gefordert. Im Sicher­heitsbereich ist schon vieles geschehen, heute mehrfach angesprochen, wenn ich an die Wachkörperreform denke, wenn ich an die Eingliederung der Zollwache denke oder wenn ich an das jetzt zu schaffende Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl für ganz Österreich denke.

Mit diesem Reformgesetz, sehr geehrte Damen und Herren, wird ein weiterer für mich wichtiger Schritt in Richtung Abbau von Doppelgleisigkeiten und Verschlankung der Kommandostrukturen gesetzt. Statt 31 Behörden wird es, wie bereits gesagt, künftig nur mehr neun Landespolizeidirektionen geben. Das wird mittel- und langfristig zu erheblichen Synergieeffekten führen, die sich auch finanziell entsprechend auswirken werden.

Die Sicherheit ist für die ÖVP ein wichtiges Anliegen. Aufgrund all der bereits ge­nannten Reformen, Strukturreformen verfügen wir über moderne Sicherheitsbehörden zum Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger.

Aber Reformen bedeuten auch immer, dass Mitarbeiter davon betroffen sind. Daher mein besonderer Dank auch an all jene, die diese Reform mittragen und mitgestalten.

Sehr geehrte Damen und Herren! Mit der Beschlussfassung dieses Gesetzentwurfes ist ein weiterer Schritt der Verwaltungsreform gesetzt. Ich wünsche mir, dass dieser Schritt in wenigen Wochen auch mit der Schaffung der Landesverwaltungsgerichtshöfe seine Fortsetzung findet. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

11.56


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Plessl. – Bitte.

 


11.56.11

Abgeordneter Rudolf Plessl (SPÖ): Sehr geehrter Präsident! Geschätzte Innen­ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Heute ist wirklich ein erfreulicher Plenums­tag, denn wir werden heute, wie bereits mehrfach angesprochen, durch die gegen­ständliche Polizeireform einen historischen Meilenstein setzen.

Die beiden heute zur Beschlussfassung anstehenden Regierungsvorlagen setzen wichtige Schritte in Richtung einer zeitgemäßen, effizienten Neustrukturierung unserer Sicherheitsbehörden. Einige Abgeordnete haben die Etappen beginnend im Herbst 2011 bis zur heutigen Beschlussfassung bereits beschrieben. Die Neuorgani­sation der Sicherheitsbehörden erfolgt so, dass es in Zukunft statt 31 Behörden – acht Sicherheitsdirektionen, neun Landespolizeikommanden und 14 Bundespolizeidirektio­nen – neun Landespolizeidirektionen geben wird. Aus 31 werden neun Sicherheits­behörden, wodurch ein schlanker, effizienter und vor allem sparsamer Behörden­apparat gebildet wird.

Besonders erfreulich war die Diskussion im Ausschuss, wobei alle Parteien das Projekt grundsätzlich befürwortet haben. Wir nehmen die Kritik der Grünen ernst, aber ich möchte betonen, dass es, was die Struktur betrifft, in Wien diese Doppelfunktion bereits gibt. Die Etablierung der Landesverwaltungsgerichtshöfe mit 2014 stellt einen weiteren Schritt zur Verwaltungsreform dar.

Die eigentliche Dimension der heutigen Beschlussfassung wird aber ohnehin erst in den kommenden Jahren vollständig sichtbar.

Was den Vorwurf der Kollegen Westenthaler und Hagen vom BZÖ betrifft, hat Kollege Fazekas bereits einiges dazu klargestellt. Wir stehen zum damaligen Beschluss. Es war, wie ich meine, sehr wichtig, aufzuzeigen, dass es noch einiger Reformen bedarf, um meine Zustimmung zu bekommen. Wir haben hier Nachjustierungen durchgeführt. Ich möchte nur an „team04“ erinnern. Das ist ja genau jener Bereich, der in großer


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Kritik stand. Da hat es viele Generalisten gegeben, die das unbedingt breittreten wollten. Aber es hat sich in den vergangenen Jahren, vor allem ab 2006, gezeigt, dass Spezialisten gefordert sind und benötigt werden. Wir brauchen nicht nur Generalisten, sondern auch Spezialisten! Deswegen möchte ich mich hier am heutigen Tag auch bei den vielen Spezialisten bedanken, vor allem bei den Kriminalpolizisten, die unermüd­lich tätig sind und die auch in schwierigen Zeiten hervorragende Arbeit geleistet haben!

Zum Schluss noch zum Antrag der FPÖ: Kollege Herbert hat zwar nichts gesagt, aber zum Glück hat Kollege Mayerhofer einige Worte dazu verloren. Ich weiß schon, dass von Ihnen wieder diverse Aussendungen kommen werden. Aber ich würde Sie er­suchen, all das zu berücksichtigen, was in den vergangenen Jahren in Richtung Unterstützung der Exekutive umgesetzt worden ist. Ich möchte da nur drei Beispiele anführen: Seit 2008 wurden zusätzliche Polizisten aufgenommen. 2013 werden 1 000 mehr zur Verfügung stehen – ein wichtiger Schritt. Dann kommen noch dazu die Verbesserung der Ausrüstung, auch ein wichtiger Punkt, und die Pauschalierung der Reisegebühren.

Ich danke allen Personen, die hier mitgewirkt haben, und hoffe auf breite Zustim­mung. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.59


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Obernosterer. – Bitte.

 


11.59.45

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf den Rängen und vor den Fernsehschirmen! Österreich ist eines der sichersten Länder der Welt. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn ein Staat seinen Bewohnern Sicherheit, eines der höchsten Güter, bieten kann, dann muss man das, wie ich meine, erstens einmal auch zu schätzen wissen, und zweitens ist es natürlich auch seine Aufgabe, diese auch in Zukunft zu garantieren.

Frau Bundesministerin! Wie ich meinen Vorrednern so zugehört habe, habe ich eigentlich quer durch alle Fraktionen gehört, dass sie alles in ihrer Kraft Stehende dazu beitragen werden, damit Österreich eines der sichersten Länder Europas oder der Welt bleibt – deshalb auch diese Strukturreform.

Ich glaube, diese Reform unterscheidet sich ein wenig von anderen Reformen. Sie wird rein an der Spitze der Verwaltung durchgeführt.

Inhaltlich wurde von den Vorrednern ja schon viel gesagt. Statt 31 Behördenleiter wird es in Zukunft neun Behördenleiter geben, das heißt: in jedem Bundesland eine Inspek­tion.

Was heißt das zum Beispiel für das Land Kärnten, für mein Heimatland? – Statt vier Behördenleitern wird es einen geben. Es wird dadurch Personal gespart, somit Geld gespart, und zwar, wie wir gehört haben, mittelfristig in zweistelliger Millionenhöhe. Auch in Zeiten des Sparpakets wird dieses Geld, das dort eingespart wird, nicht in das Budget einfließen, sondern wird für die Sicherheit der Österreicher und Öster­reicherinnen verwendet. Das heißt, es werden mehr Polizisten vor Ort sein und so für mehr Sicherheit sorgen. Ich glaube, das ist ein wichtiger und guter Schritt für die Zukunft.

Wenn heute die Grünen hier nicht mitgehen, wenn es um eines der höchsten Güter in diesem Staat geht, nämlich um die Sicherheit, so brauchen sie es nicht mir oder uns zu erklären, sondern sie müssen es den Österreichern erklären.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 78

Frau Bundesministerin! Ich danke Ihnen. Ich bin stolz, in diesem Innenausschuss mit dabei zu sein, bei dieser Reform mit dabei zu sein. Allen, die da mitgewirkt haben, auf politischer wie auch auf Beamtenebene ein Dankeschön, denn es tut gut für Österreich. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

12.02


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Königsberger-Ludwig. – Bitte. (Abg. Dr. Jarolim: Ein Gruß nach Niederösterreich!)

 


12.02.36

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sicherheit, das wissen wir alle, ist ein Grundbedürfnis der Menschen, und die Politik hat die Aufgabe, die Sicherheit best­möglich zu gewährleisten. Dazu brauchen wir Rahmenbedingungen, ein Umfeld und Arbeitsbedingungen für die Polizistinnen und Polizisten, die genau das ermöglichen, nämlich bestmögliche Sicherheit für alle Menschen in Österreich zu gewährleisten.

Wir brauchen aber auch ein Umfeld, das Präventivmaßnahmen zulässt, und wir brauchen auch ein Umfeld, das Polizistinnen und Polizisten durchlässige Karriere­chancen bietet. Ich bin überzeugt davon, dass das auch die Motivation der Beamtinnen und Beamten maßgeblich steigert.

Sicherheitspolitik, und dazu stehe ich als Sozialdemokratin auch, muss und soll unab­hängig von Parteipolitik sein, da gebe ich den Kolleginnen und Kollegen von den Oppositionsparteien durchaus recht, aber ich möchte sagen, von jeder Parteipolitik unabhängig, unabhängig von den politischen Verhältnissen, die gerade in Österreich herrschen. Wir werden auch in Zukunft darauf achten, so wie es auch die Oppo­sitionspolitikerinnen und -politiker gesagt haben. Und die Frau Ministerin hat ja gestern im Ausschuss und auch heute wieder bestärkt oder ihr Wort gegeben, dass es zu keinen parteipolitischen Besetzungen kommen wird. Frau Ministerin, wir nehmen Sie da auch ganz sicher beim Wort.

Sicherheitspolitik und auch Personalpolitik brauchen – davon bin ich überzeugt – klare, effiziente und transparente Strukturen. Es braucht klare Kompetenzzuteilungen, und es braucht natürlich auch Verantwortungen. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sicherheitspolitik muss auch die höchsten Menschenrechtsstandards, die höchste Rechtssicherheit und auch den höchsten Rechtsschutz für die Menschen garantieren.

Ich bin überzeugt davon, dass die Regierungsvorlage zur sicherheitsbehördlichen Neustrukturierung, die wir heute beschließen werden, all diesen Ansprüchen, die ich genannt habe und die durchaus sehr hoch sind, wirklich gerecht wird. Zudem ist dies die größte Verwaltungsreform in der Zweiten Republik. Es ist ein gutes Gesetz, das wir heute beschließen. Und ich möchte mich wirklich bei den Oppositionsparteien, beim BZÖ und bei den Freiheitlichen bedanken, dass wir dieses gute Sicherheitspolizei­gesetz heute gemeinsam beschließen werden.

Die Zusammenlegung der 31 Sicherheitsbehörden zu neun Landespolizeidirektionen wird zu schlankeren Strukturen, zu einer besseren Ressourcenverwaltung und zu noch mehr Effizienz im Sicherheitsapparat führen, davon bin ich wirklich überzeugt. Die oberste Priorität bei der ganzen Reform ist immer, dass die Reform nach innen wirkt und die Bevölkerung möglichst keine negativen Auswirkungen davon spürt. Auch das wird durch dieses Gesetz, das wir heute beschließen werden, durchaus erfüllt werden.

Die Schaffung des Bundesasylamtes, die noch ansteht, und auch die Neuordnung der Verwaltungsgerichtsbarkeit werden ein weiterer wesentlicher Schritt sein, um die Rechtssicherheit, den Rechtsschutz, die Wahrung der Menschenrechte und Grund­rechte noch besser in unserem Land umzusetzen. Ich denke, wir haben heute wirklich


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allen Grund, gemeinsam auf dieses Gesetz, das wir beschließen werden, stolz zu sein. Dadurch wird für die Sicherheit in Österreich ein weiterer großer Schritt gesetzt. (Beifall bei der SPÖ.)

12.05


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Westen­thaler. – Bitte.

 


12.05.56

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Was die Diskussion um das aktuelle Passgesetz und die Diplomatenpässe anbelangt, meine ich, die Bundesregierung hat dem Parlament einen Regierungs­entwurf geschickt und das Parlament sollte heute einfach eine Antwort auf diesen Entwurf geben. Im Entwurf steht drinnen, dass die Privilegien bei Diplomatenpässen einzementiert werden sollen, und zwar für alle Regierungsmitglieder, für deren Ehe­gattinnen und -gatten, für Familienmitglieder und Regierungsbeauftragte, Frau Kolle­gin, also für alle, die ihn ohnehin schon haben und nicht brauchen. Es gibt insgesamt 3 138 Diplomatenpässe, und viele sind über diese komische Hintertür der Beauf­tra­gung entstanden.

Jetzt haben wir gestern die Diskussion im Ausschuss gehabt, wo wir diesen Versuch des Herrn Spindelegger, die Privilegien einzuzementieren, abgedreht haben, Gott sei Dank. Ich würde jetzt vorschlagen, dass wir hier im Hohen Haus ein Gesetz zimmern, einen Initiativantrag, wo wir gänzlich alle Diplomatenpässe für alle Politiker abschaffen, und zwar für bestehende und künftige. Jene, die einen Diplomatenpass haben, sollen ihn zurückgeben, und künftig soll niemand mehr einen bekommen. Ich bleibe dabei, dieses unnötige rote Papierl braucht kein Mensch.

Herr Kollege Kräuter, ich freue mich schon, dass wir mit Ihnen da auch einer Meinung sind und Sie uns da tatkräftig unterstützen werden. Herr Kollege Pendl, ich würde Sie als Vorsitzenden des Innenausschusses und damit Zuständigen bitten, dass Sie die Initiative ergreifen und zu solchen Gesprächen einladen, damit wir einen Initiativantrag erstellen können. Ich bin aber der Meinung, auch heute sollte man, weil das Passgesetz auf der heutigen Tagesordnung steht, der Regierung eine entsprechende Antwort auf ihre Vorlage geben.

Daher bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung von Diplomatenpässen für alle aktiven und ehemaligen Politiker

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich einen Geset­zesentwurf vorzulegen, mit dem sichergestellt wird, dass künftig alle aktiven und ehemaligen Politiker keine Diplomatenpässe mehr erhalten können bzw. bereits er­haltene Diplomatenpässe zurückgeben müssen.“

*****

Klarer Schnitt, klare Kante: Weg mit diesem roten Papierl! (Beifall beim BZÖ.)

Ich denke, das wäre heute ein klares Signal, dass man in Form einer Entschließung der Regierung und dem Herrn Privilegienritter Spindelegger, der sich für sich und


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seinesgleichen diese Privilegien sichern wollte, gleich eine Antwort gibt und dass sich dann das Hohe Haus zusammensetzt und innerhalb der nächsten Tage einen Initiativantrag beschließt, wo einfach die Paragraphen aus dem Passgesetz gestrichen werden, die vorsehen, dass Politiker Diplomatenpässe bekommen. Und wenn sie dann weg sind, beschließen wir das. Machen wir sofort einen Innenausschuss, und dann haben wir die Diskussion ein für alle Mal beendet! Klare Kante, klare Ansage! Nur so können wir ein für alle Mal diese Privilegiendiskussion auch beenden. (Beifall beim BZÖ.)

12.08


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung von Diplomatenpässen für alle aktiven und ehemaligen Politiker

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Ausschusses für innere Angele­genheiten über die Regierungsvorlage (1726 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz, das Abzeichengesetz 1960, das ArbeitnehmerInnenschutz­gesetz, das Ärztegesetz 1998, das ASOR-Durchführungsgesetz, das Asylgesetz 2005, das Ausschreibungsgesetz 1989, das Außenwirtschaftsgesetz 2011, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Beschußgesetz, das Biozid-Produkte-Gesetz, das Bun­des-Ehrenzeichengesetz, das Bundesgesetz über die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, das Bundesgesetz über eine Amnestie 1995, das Bundesgesetz vom 15. Juli 1964 über die Schaffung einer Medaille für Verdienste um die Vorbereitung und Durchführung der IX. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1964, das Bundesgesetz vom 27. Jänner 1976 über die Schaffung eines Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs, das Bundesgesetz vom 29. Juni 1977 zur Verbesserung der Nahversorgung und der Wettbewerbsbedingungen, das Bundesgesetz vom 4. Februar 1948 über die Berechtigung der nach reichsrechtlichen Vorschriften approbierten Zahnärzte, das Bundesgesetz vom 6. Mai 1976 über die Schaffung einer Medaille für Verdienste um die Vorbereitung und Durchführung der XII. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1976, das Bundeshaftungsobergrenzengesetz, das Bundesluftreinhaltegesetz, das Bundes-Personalvertretungsgesetz, das Bundesvergabegesetz 2006, das Chemikalien­ge­setz 1996, das Devisengesetz 2004, das Einführungsgesetz zu den Verwaltungs­verfah­rensgesetzen 2008, das Eisenbahn-gesetz 1957, das Elektrotechnikge­setz 1992, das Energielenkungsgesetz 1982, die Exekutionsordnung, das Exekutivdienst­zeichengesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2008, das Fremdenpolizeigesetz 2005, das Führerscheingesetz, das Gefahrgutbeförderungsgesetz, das Gehaltsgesetz 1956, das Gelegenheitsverkehrs-Gesetz 1996, die Gewerbeordnung 1994, das Glücksspiel­gesetz, das Grenzkontrollgesetz, das Güterbeförderungsgesetz 1995, das Heeres­gebührengesetz 2001, das Kraftfahrgesetz 1967, das Kraftfahrliniengesetz, das Kriegs­materialgesetz, das Lebensmittelbewirtschaftungsgesetz 1997, das Luftfahrt­sicher­heitsgesetz 2011, das Mediengesetz, das Meldegesetz 1991, das Militärauszeich­nungs­gesetz 2002, das Militärbefugnisgesetz, das Munitionslagergesetz 2003, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Paßgesetz 1992, das Polizeibefugnis-Entschädigungsgesetz, das Polizeikooperationsgesetz, das Pornographiegesetz, das Preisgesetz 1992, das Punzierungsgesetz 2000, das Pyrotechnikgesetz 2010, die Reise­gebührenvorschrift 1955, das Rezeptpflichtgesetz, das Rundfunkgebühren­ge-


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setz, das Sanktionengesetz 2010, das Schifffahrtsgesetz, das Sperrgebiets­ge­setz 2002, das Sprengmittelgesetz 2010, die Strafprozeßordnung 1975, das Straf­register­gesetz 1968, das Strafvollzugsgesetz, die Straßenverkehrsordnung 1960, das Suchtmittelgesetz, das Tierseuchengesetz, das Umweltinformationsgesetz, das Ver­eins­gesetz 2002, das Verkehrsrecht-Anpassungsgesetz 1971, das Versammlungs­ge­setz 1953, das Versorgungssicherungsgesetz, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Verwaltungsvollstreckungsgesetz 1991, das Verwundetenmedaillengesetz, das Waf­fen­gesetz 1996, das Wehrgesetz 2001, das Wiedereinstellungsgesetz 1950, das Zivildienstgesetz 1986 und das Zollrechts-Durchführungsgesetz geändert werden sowie das Führungs- und Verfügungsgesetz aufgehoben wird (Sicherheitsbehörden-Neustrukturierungs-Gesetz – SNG) (1757 d.B.)

Derzeit sind nach einer Anfragebeantwortung mehrere tausend Diplomatenpässe im Umlauf, die aufgrund einer „Hintertür“ im Passgesetz an verschiedenste Personen ohne vertretbare Notwendigkeit vergeben wurden. Im Detail gibt es 3.138 Diplo­matenpässe und sogar 7.853 Dienstpässe. Die aktuelle Diskussion hat gezeigt, dass dafür kein Verständnis in der Bevölkerung herrscht und daher zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Politik entsprechende Änderungen dringend erforderlich sind.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich einen Ge­setzesentwurf vorzulegen, mit dem sichergestellt wird, dass künftig alle aktiven und ehemaligen Politiker keine Diplomatenpässe mehr erhalten können bzw. bereits erhaltene Diplomatenpässe zurückgeben müssen.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Lueger. – Bitte.

 


12.09.06

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen des Hohen Hauses! Ich bin stolz, in einem Land zu leben, in dem politische, soziale, wirtschaftliche, umweltorientierte Aspekte dafür stehen, dass wir eine hohe Lebensqualität haben. Ich bin stolz darauf, dass dazu auch Faktoren zählen wie Gesundheit, Bildungs-, Verkehrspolitik, aber auch die persönliche Sicherheit, um wieder auf den ursprünglichen Punkt zurückzukommen, den wir heute hier diskutieren, die Reform der Bundessicherheitsbehörde mit der schlanken Füh­rungs­struktur, mehr Investitionen in Sicherheit, mehr Effizienz, aber auch in Verbin­dung mit den Kolleginnen und Kollegen und die Serviceorientierung für Bürger, die sehr gut erhalten ist.

Sie ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, und die Effizienz ist dahin gehend zu sehen, dass die Kolleginnen und Kollegen auch die Möglichkeit haben, bei ihrer Karrieregestaltung mitzuwirken, dass sie wirklich von Beginn an mitarbeiten können. Das hohe Niveau der Ausbildung, das es dort gibt, und auch die Qualität – die Sicherheitsakademie ist heute schon genannt worden – sind ein wichtiger Aspekt für die gute, für die noch bessere Qualität, zu der es im Sinne der Bürgerinnen und Bürger kommt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 82

Ja, es ist ein Meilenstein in der Rechtsgeschichte. Und ich bin auch froh darüber, dass es uns im Ausschuss gelungen ist, betreffend den Wunsch, den die Verbindungsstelle der Bundesländer an uns herangetragen hat, nämlich im Einvernehmen mitzube­stimmen, wenn es um die Bestellung des Direktors und auch seines Stellvertreters geht, zu einem Abänderungsantrag zu kommen, dass ein Anhörungsrecht in das Gesetz noch einfließen kann.

Gemeinsam mit dem Sicherheitsbehörden-Neustrukturierungs-Gesetz und in Verbin­dung mit dem Bundesamt für Asylwesen und Fremdenwesen, das ja auch geschaffen werden soll, wo 194 Behörden zu einer einzigen zusammengefasst werden, wo es zu mehr Qualität und zu mehr Spezialisierung kommt, ist es, denke ich, ein richtiger Schritt in die richtige Richtung der Verwaltungsreform.

Sehr geehrte Damen und Herren von den Oppositionsparteien, danke, dass Sie da heute zustimmen!

Ein Zeichen noch an die Grünen: Verwaltungsreform immer nur einzufordern, nach einer Verwaltungsreform immer nur dann zu rufen, wenn es zu Einsparungen kommen soll, ist zu wenig. – Das ist ein Teil der Verwaltungsreform! Ein wesentlicher Schritt! Und daher werden wir dem zustimmen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.11

12.11.20

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen nun zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Zunächst gelangen wir zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 1: Entwurf betreffend BVG Sicherheitsbehörden-Neustrukturierung 2012 samt Titel und Eingang in 1679 der Beilagen.

Da der vorliegende Gesetzentwurf eine Änderung des Bundes-Verfassungsgesetzes und eine Verfassungsbestimmung enthält, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten fest.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die diesem Gesetzentwurf zustimmen, um ein bejahendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Ausdrücklich stelle ich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Ausdrücklich stelle ich wiederum die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehr­heit fest.

Wir kommen weiters zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 2: Entwurf betref­fend Sicherheitsbehörden-Neustrukturierungs-Gesetz samt Titel und Eingang in 1757 der Beilagen.

Wer diesen Entwurf unterstützt, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 83

Wer diesem Entwurf auch in dritter Lesung seine Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung von Diplomatenpässen für alle aktiven und ehemaligen Politiker.

Wer für diesen Entschließungsantrag ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das findet nicht die Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt.

(Abg. Ing. Westenthaler: Herr Kräuter, was ist? – Abg. Strache – in Richtung SPÖ –: Das ist Doppelbödigkeit!)

Wir gelangen jetzt zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 3: Antrag des Aus­schusses für innere Angelegenheiten, seinen Bericht 1759 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dem die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

12.14.104. Punkt

Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über die Regierungs­vorlage (1567 d.B.): Vertrag zwischen der Republik Österreich und der Tschechischen Republik über Änderungen des Verlaufes der gemeinsamen Staatsgrenze in den Grenzabschnitten X und XI sowie über Änderungen des Vertrages zwischen der Republik Österreich und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik über die gemeinsame Staatsgrenze vom 21. Dezember 1973 in der Fassung des Vertrages vom 26. Oktober 2001 (1758 d.B.)

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen nun zum 4. Punkt der Tagesordnung.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kößl. – Bitte.

 


12.14.51

Abgeordneter Günter Kößl (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Ich weiß, dass ich der einzige Redner zu diesem Tagesord­nungspunkt bin, aber als Niederösterreicher ist es mir ein besonderes Anliegen, darauf hinzuweisen, welcher historische Tag heute ist. Denken wir 25 Jahre zurück! Als es noch den Eisernen Vorhang gegeben hat, wäre es nicht möglich gewesen, in einer so freundschaftlichen Atmosphäre zwischen den beiden Ländern Österreich und der Tschechischen Republik beziehungsweise Niederösterreich und Tschechien einen derartigen Vertrag abzuschließen.

Es sind die Menschen an der Grenze die Profiteure dieses Vertrages. Es ist ein Hoch­wasserdamm an der Thaya errichtet worden. Aus diesem Grund sind im tschechischen Bereich 60 Hektar Land gewonnen worden und im österreichischen Bereich 50 Hektar. Also die Menschen an der Grenze sind die Profiteure. Ich glaube daher, dass dieser Vertrag wichtig und richtig ist.

Man sieht die Wichtigkeit solcher freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern beziehungsweise dem Bundesland Niederösterreich und Tschechien daran, welchen Erfolg man tatsächlich zustande bringen kann. In diesem Sinne möchte ich Sie alle ersuchen, diesem Vertrag zuzustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)

12.16


Präsident Fritz Neugebauer: Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 84

Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für innere Angelegenheiten, dem Abschluss des gegenständlichen Staatsvertrages in 1567 der Beilagen gemäß Artikel 50 Abs. 1 Z 1 B-VG die Genehmigung zu erteilen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die einstimmig angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für innere Angelegenheiten, dass die Anlagen dieses Staatsvertrages gemäß Artikel 49 Abs. 2 B-VG dadurch kundzumachen sind, dass sie zur öffentlichen Einsichtnahme während der Amtsstunden aufgelegt werden, und zwar

a) alle genannten Anlagen beim Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen in Wien

b) alle genannten Anlagen beim Amt der Niederösterreichischen Landesregierung

c) alle genannten Anlagen beim Vermessungsamt Gänserndorf.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

12.17.28 5. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1727 d.B.): Bun­des­gesetz, mit dem das Unfalluntersuchungsgesetz, das Kraftfahrgesetz 1967, das Seilbahngesetz 2003 sowie das Schifffahrtsgesetz geändert werden (1744 d.B.)

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir gelangen nun zum 5. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Die Debatte wird eingeleitet mit einer Wortmeldung des Herrn Abgeordneten Heinzl. – Bitte.

 


12.17.58

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Die Untersuchung von Unfällen und Störungen ist ein wichtiges Instrument zur Steigerung der allgemeinen Sicherheit im Bereich der Schiene, der zivilen Luftfahrt, der Schifffahrt und der Seilbahnen. Dafür ist die Unfalluntersuchungsstelle des Bundes zuständig.

Die regelmäßig veröffentlichten detaillierten Berichte und Statistiken der Unfall­unter­suchungsstelle geben wichtige Hinweise auf Gefahren und zeigen auf, wie Unfälle in Zukunft vermieden werden könnten.

Mit dem heute zu beschließenden Gesetz werden für die Unfalluntersuchung Verbes­serungen auf hohem Niveau eingeführt. Das gilt vor allem für den Bereich der zivilen Luftfahrt, wo aktuelles EU-Gemeinschaftsrecht umgesetzt wird.

Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Mit dem Abänderungsantrag, der von meinem Kollegen Haberzettl noch eingebracht wird, greifen wir eine Anregung unserer Kolleginnen und Kollegen vom Grünen Klub auf, mit den jährlichen Berichten an den Nationalrat Transparenz im Bereich der Unfalluntersuchung zu schaffen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Größtmögliche Sicherheit für alle ist ein wichtiges Gebot in der Verkehrspolitik. Auch beim aktiven Einsatz Österreichs – auch von uns


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 85

allen hier im Hohen Haus – gegen die Giga-Liner, diese Monster-Lkw mit 25 Meter Länge und 60 Tonnen Gewicht, geht es um eine Frage der Sicherheit. Giga-Liner, Monster-Lkw stellen aber nicht nur ein Sicherheitsrisiko dar, sondern sie würden auch den teuren Umbau von Autobahnen, Brücken, Kreisverkehren und Kreuzungen not­wendig machen. Außerdem stehen Giga-Liner im krassen Widerspruch zu einer nachhaltigen Verkehrspolitik und dem Ziel, den Schwerverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.

Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich ist ganz klar gegen die aktuellen Pläne von EU-Kommissar Kallas, der die Giga-Liner mit bilateralen Verträgen sozusagen durch die Hintertür einführen will. Ich habe unsere Position zu den Giga-Linern auch gestern im Gespräch mit dem Obmann des Europäischen Verkehrsausschusses, dem Abgeordneten Brian Simpson, in Straßburg unterstrichen, und Brian Simpson hat mir vollinhaltlich recht gegeben und seine volle Unterstützung für unser gemeinsames Anliegen zugesagt. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Prävention und Unfalluntersuchung gehen im Bereich der Verkehrssicherheit Hand in Hand, denn nur wenn klar ist, warum ein Unfall geschehen ist, kann er auch in Zukunft vermieden werden.

Mit dem heute zu beschließenden Gesetz wird die Unfalluntersuchung in Österreich auf einem hohen Niveau weiter verbessert und ein weiterer Beitrag zu mehr Sicherheit im Verkehr geleistet. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Dr. Bartenstein und Großruck.)

12.20


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Hakl. – Bitte.

 


12.21.04

Abgeordnete Mag. Karin Hakl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desminister! – Frau Bundesminister, danke, denn es ist gelungen, mit dem neuen Unfalluntersuchungsgesetz wirklich eine Verwaltungsvereinfachung zu machen, indem vier getrennte Unfalluntersuchungsbereiche zusammengelegt werden. Das macht das Ganze effizienter, das bringt einen besseren Überblick, das macht Sinn.

Besonders wichtig ist aber nicht nur die Untersuchung von Unfällen, die passiert sind, sondern auch die Prävention, sodass es gar nicht erst zu Unfällen kommen kann.

Gerade im Luftfahrtbereich haben wir da sehr große Diskussionen gehabt. Es gibt da Zwischenfälle, die zwar keine Unfälle sind, die aber jeweils von den Piloten zu melden sind. Wenn zum Beispiel ein Vogel in eine Turbine fliegt oder wenn ein Blitz einschlägt, dann ist das vorab als Zwischenfall zu melden.

Es gibt auch Zwischenfälle, die die Sicherheit gefährden, wo es aber keine Meldungs­pflicht gibt. Es ist aber wichtig, dass die Piloten das, was ihnen als Sicherheitsrisiko auffällt, trotzdem berichten, trotzdem reporten, damit man im Bereich der Sicherheit immer besser werden kann.

Jetzt ist es so, dass, wenn einmal ein Unfall passiert ist und ein Pilot sehr viele dieser Sicherheitsrisiken im Sinne der Sicherheit regelmäßig gemeldet hat, die Gefahr be­stand, dass die Staatsanwaltschaft, wenn sie sieht: Aha, der hat ja schon 20 Zwischenfälle gemeldet!, automatisch annahm, dieser Pilot sei besonders unvor­sichtig. Das würde der Prävention absolut entgegenstehen!

Deswegen bin ich sehr froh, Frau Bundesminister, dass es gelungen ist, zu erreichen, dass die Daten an die Staatsanwaltschaft in Form der Verhältnismäßigkeit übermittelt werden. Das heißt, je nach Schwere des Unfalls, je nach dem, was passiert ist, werden


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die Daten der Sicherheitsuntersuchungen an die Staatsanwaltschaft nach dem sinnvollen Prinzip der Verhältnismäßigkeit übergeben, um zu vermeiden, dass Piloten zur Vermeidung von Vorverurteilungen gar keine sicherheitsrelevanten Vorkommnisse mehr reporten beziehungsweise berichten.

In diesem Sinne bin ich der festen Überzeugung, dass wir auf einem guten Weg sind, dass sowohl im Seilbahn- als auch im Bahn- als auch im Kfz-Bereich und im Bereich der zivilen Luftfahrt die Sicherheit weiter steigen wird, auch wenn wir gerade im Luftfahrtbereich im letzten Jahr mehr Zwischenfälle und mehr Unfälle und leider auch mehr Todesfälle zu verzeichnen hatten als im letzten Jahr.

Es begeben sich nach Unfällen – und das hängt jetzt nicht unmittelbar mit dem zuvor Gesagten zusammen – sehr häufig Menschen in ein großes Risiko für ihr eigenes Leben, wenn sie Opfer bergen, wenn sie Verletzte bergen, und in diesem Zusam­menhang finde ich es auch einmal interessant, zu berichten, was mir bei dem Unfall am Achensee, der vielleicht allen noch in Erinnerung ist, als ein Hubschrauber in den See stürzte und Taucher und andere Menschen unter Einsatz ihres eigenen Lebens die Leichen bargen, als Sicherheitsrisiko aufgefallen ist.

Es war die Öffentlichkeit ausgeschlossen, das Areal zur Bergung abgesperrt, und die Einzigen, die diese Absperrungen durchbrochen haben, und zwar nicht nur einmal, sondern mehrmals, waren Kamerateams des ORF. Das hat zu einem sehr gravie­renden Zwischenfall geführt, als ein Mitglied eines Kamerateams über einen Luft­schlauch eines Tauchers stolperte, der an Land angemacht war.

Deswegen von dieser Stelle aus mein Appell an die Medien: Auch wenn die Ge­schichten groß und wichtig sind, üben Sie gerade bei Unfällen mehr Zurückhaltung an den Unfallorten, gerade wenn es um die Bergung von Toten oder Verletzten geht!

Ich bitte um mehr Respekt und um mehr Rücksicht darauf, dass die Sicherheit immer an erster Stelle stehen muss – und nicht das Interesse der Öffentlichkeit und insbe­sondere der Medien! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

12.25


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Venier. – Bitte.

 


12.25.32

Abgeordneter Mathias Venier (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Hohes Haus! Wenig überraschend wurde von den beiden Vorrednern alles Wesentliche aus den Berichten bereits erwähnt. Ich möchte aber noch ein bisschen näher auf das Thema „Sicherheit“ eingehen.

Sicherheit spielt in sehr vielen Bereichen unseres Lebens eine sehr große Rolle, und einer dieser Bereiche ist auch der Verkehr auf der Straße. Allerdings nützt es uns nichts, hier von Sicherheit zu reden, wenn wir konkrete wichtige Projekte aus partei­politischem Kalkül oder aufgrund von Begehrlichkeiten von Parteifreunden aus be­stimmten Ländern auf Eis legen.

Genau das haben wir nämlich im letzten Verkehrsausschuss gemacht bezüglich des Vollausbaus des Straßentunnels Perjen bei uns im Tiroler Oberland! Dazu müssen wir uns vorerst einmal die Rahmenbedingungen vergegenwärtigen.

Im Rahmen der Verbindung zwischen Vorarlberg und den restlichen Bundesländern in Richtung Osten spielen die A12, Inntal Autobahn, und die S16, Arlberg Schnellstraße – wahrscheinlich jedem aus dem Verkehrsfunk bekannt –, eine sehr wichtige Rolle. Zudem handelt es sich beim Perjen-Tunnel um den Großraum Zams – Landeck, der dort eine neuralgische Stelle hinsichtlich der Zufahrten in die Tourismusregionen in unsere Täler darstellt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 87

Der Perjen-Tunnel ist nach wie vor einspurig geführt; er ist mittlerweile knapp 30 Jahre alt. Warum es auch bisher in der Wintersaison sehr oft zu Verkehrs­behinderungen gekommen ist, liegt an folgendem Umstand: In Spitzenzeiten führen Verkehrsüberlastungen zu Blockabfertigungen. Im Fall von Unfällen – das größte Problem, mit dem wir zu kämpfen haben – führt dies unweigerlich zu einer Sperre und zu einem Verkehrskollaps im gesamten Gebiet von Zams und Landeck.

Der dringend notwendige Vollausbau, und zwar mit zwei zweispurig geführten Einbahn­tunnel – Herr Bartenstein wird mich dieses Mal hoffentlich nicht mehr korrigieren –, ist im Ausbauplan 2011/2016 des Verkehrsministeriums nicht vorge­sehen. Es hat mittlerweile auch in einer Bürgermeisterkonferenz vom November 2011 von den Bürgermeistern unserer Region die einhellige Meinung gegeben – und die ist auch der Verkehrsministerin zugetragen worden –, dass man sich mit einer Rettungs­röhre, mit einem Rettungsstollen nicht abfindet. Laut Studien der ASFINAG kommt zusätzlich hinzu, dass ein Drittel der 30 Gewerke spätestens im November 2015 zu generalsanieren beziehungsweise zu erneuern sind.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist wieder einmal höchst an der Zeit, die Gelegenheit zu nutzen, endlich eine zweite vollwertige Tunnelröhre für den Perjen-Straßentunnel zu errichten. Die Meinungen aus unserer Region und auch die Medien­meinungen sind bekannt, dass uns nämlich der Bau nur eines Rettungs- und Fluchtstollens eindeutig zu wenig ist. Bei der Art und Weise, wie sich die Koalition in dieser Frage im Ausschuss verhalten hat, kann ich aus meiner Sicht allerdings nur von einer tatsächlichen Brüskierung des Tiroler Oberlandes sprechen, welche die Oberländer sicherlich nicht so schnell vergessen werden.

Insbesondere das Schweigen der Verkehrsministerin im Ausschuss ist für mich absolut unverständlich. Ich weiß nicht, ob es Arroganz oder Verlegenheit ob des eigenen Versagens oder gar Inkompetenz ist. Das stelle ich in den Raum.

Aber noch weit tragischer ist es in meinen Augen, dass sich gerade Tiroler Abgeord­nete mit dem Vertagungsantrag, den sie unterstützt haben, massiv gegen dieses Projekt verschrieben haben und damit nicht nur die Bürger dort vor den Kopf stoßen, sondern auch ihre Parteifreunde in Tirol, die persönlich mit der Verkehrsministerin in dieser Sache verhandelt haben und dort anscheinend auch Durchbrüche, wie es in den Medien kommuniziert wurde, erzielt haben. Nicht nur die Bürger, sondern auch diese werden damit, wie gesagt, massiv vor den Kopf gestoßen. – Für mich ist und bleibt dies unverständlich!

Ich kann von dieser Stelle aus nur noch einmal an Sie appellieren, sich im Sinne der Sicherheit, wie wir das im Bericht heute gehört haben, der Prävention von Unfällen verstärkt für die Errichtung dieses zweiten Tunnels im Vollausbau einzusetzen. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

12.30


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.

 


12.30.10

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Zurück zur EU-Ebene. Mit diesem Gesetzentwurf setzen wir endlich – endlich! – EU-Richtlinien um. Ich sage deshalb „endlich“, weil wir die Eisenbahnsicherheitsrichtlinie schon längst hätten umsetzen müssen.

Es bleibt dort noch ein großes Problem bestehen, das wir zu bewältigen haben, Frau Ministerin: In Österreich allein sind 130 Behörden für die Eisenbahnsicherheit zu­ständig! Das gehört vereinheitlicht! Da brauchen wir wirklich stringentere Strukturen,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 88

bessere Mechanismen, denn es geht nicht nur um die Sicherheit der Fahrgäste, son­dern auch um die Sicherheit des Personals.

Es hat da auch sozusagen die Verlagerung des Arbeitsinspektorats Ihrerseits nach außen, in das Nachbarressort, in das Sozialressort, unsere Zustimmung nicht gefun­den.

Die EU-Ebene bewirkt einige Verbesserungen nationaler Art. Wir haben in Zukunft Zwischenberichte – genau das haben wir Grüne bei der Unfalluntersuchung immer wieder gefordert. Wir haben eine bessere Dokumentation und auch einen besseren Daten­schutz, nicht zuletzt auch dank der Stellungnahme des Bundeskanzleramtes. Und wir haben den Kompromiss mit der Justiz, was die Heranziehung von Unfall­untersuchungen als Beweismittel betrifft. Diesbezüglich ist die Ausschussfeststellung auch sehr, sehr wesentlich und gerade noch tragbar.

Wir können jetzt im Einvernehmen – ich habe soeben noch einen entsprechenden Antrag unterschrieben –, im Konsens auch noch ein Manko ausbessern, das nach Ihrem Entwurf leider zu verzeichnen war, nämlich dass die technischen Unterwegs­kontrollen der Lkw berichtsmäßig praktisch unter den Tisch gefallen wären. Dieses Manko wurde beseitigt: Auch die technischen Unterwegskontrollen der Lkw werden jetzt auf unser Drängen hin wieder in Extra-Berichten dem Nationalrat und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, denn – und das ist ja das Problem schlechthin – bei den technisch mangelhaft ausgerüsteten Lkw, wo das Gefahrenpotenzial insbe­sondere in Kombination mit übermüdeten Fahrern, Lenkern besonders groß ist – das sind öfters eigentlich rollende Bomben auf den Autobahnen, Schnellstraßen und auch Gemeindestraßen Österreichs –, haben wir ohnehin ein Berichtsdefizit.

Ich könnte Ihnen jetzt Ihre eigenen Anfragebeantwortungen präsentieren: Es gibt – und das ist unglaublich – keine für Parlamentarier zugängliche genaue Auflistung, wer wann welche Lkw mit welchem Ergebnis kontrolliert hat. Das ist teilweise Ländersache, das ist teilweise Innenressortsache und das ist in manchen Bereichen, bei den mobilen Untersuchungseinrichtungen, Bundessache.

Ich habe mich wirklich bemüht, da durch mehrere Anfragen Licht ins Dunkel zu bringen, aber das ist nicht möglich. Deshalb erachte ich diesen Extra-Bericht, auch wenn er sich nur auf technische Unterwegskontrollen konzentriert, als wirklich unab­ding­bar.

Dank Ihrer Kooperation, dank dieses gemeinsamen Antrages stimmen wir auch Ihrer Gesetzesvorlage zu und hoffen, Frau Ministerin, dass Sie der Unfallverhütungspolitik, die im sogenannten Verkehrssicherheitsbericht für zehn Jahre vorgezeichnet ist, noch mehr Augenmerk schenken, da das eigentliche Problem der Verkehrssicherheit ja im Geschwindigkeitsbereich liegt. Da haben Sie zwar die Strafen verschärft, aber wir brauchen eine Reform des sogenannten Punkteführerscheins, bei uns heißt es Vormerksystem. Das sollten wir uns zunächst wieder vornehmen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

12.34


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesministerin Bures. – Bitte.

 


12.34.12

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Wenn Sie heute eine Novelle des Unfalluntersuchungsgesetzes beschließen, dann steht das in einem engen Zusammenhang mit meiner Schwerpunktsetzung. Sie wissen, seit ich Verkehrs­minis-


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terin bin, steht es immer im Mittelpunkt meiner Tätigkeit, weniger menschliches Leid auf Österreichs Straßen, weniger Unfälle im Verkehr in Österreich zu haben.

Wir haben dazu das Verkehrssicherheitsprogramm 2020 beschlossen und werden natürlich laufend beobachten, ob es in die richtige Richtung geht. Gelingt es uns wirklich, dafür zu sorgen, dass weniger Verkehrsunfälle, weniger Eisenbahnunfälle, weni­ger Störungen und Unfälle auch in der Luftfahrt stattfinden? Dafür ist es not­wendig, jährlich Sicherheitsberichte und Unfallstatistiken zu veröffentlichen und ganz genau anzuschauen.

Ich kann Ihnen heute mitteilen, dass ich letzte Woche gemeinsam mit der Innen­minis­terin die Unfallstatistik für das letzte Jahr der Öffentlichkeit bekanntgegeben habe. Und es zeigt sich, dass die Maßnahmen greifen, die wir gemeinsam im Hohen Haus gesetzt haben, indem Sie strengere Gesetze beschlossen haben, indem wir dafür gesorgt haben, dass die Einhaltung dieser Gesetze kontrolliert wird, indem wir auch versucht haben, durch Bewusstseinsänderung – jeder Einzelne kann einen Beitrag dazu leisten, dass es auf Österreichs Straßen sicherer wird, indem er sich verantwor­tungsbewusst verhält – eine Verbesserung herbeizuführen.

Wir hatten in Österreich in der gesamten Zeit, seit Aufzeichnungen geführt werden, und das sind jetzt 50 Jahre, noch nie so wenige Verletzte, noch nie so wenige Getötete und noch nie so wenige Unfälle auf den Straßen gehabt. Das bedeutet aber auch, dass wir noch nicht am Ende dieses Weges mit dem Ziel, mehr Verkehrssicherheit zu haben, angekommen sind, sondern dass dieser Weg fortgesetzt werden muss.

Selbst dann, wenn man strenge Gesetze hat und diese auch gut kontrolliert werden, wenn sich jeder einzelne Verkehrsteilnehmer darum bemüht, sich auf den Straßen verant­wortungsbewusster zu bewegen, kommt es zu Unfällen. Niemand verursacht absichtlich einen Unfall. Deshalb ist die Unfallursachen-Erforschung etwas so Wich­tiges und kann ein ganz entscheidender Beitrag dazu sein, in Zukunft Unfälle zu ver­hindern.

Das gilt für alle Bereiche, von der Schifffahrt über die Luftfahrt, über die Seilbahnen, über die Eisenbahn bis hin zur Straße. Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass wir in Zukunft auch Unfalluntersuchungsberichte haben werden, die in Europa vergleichbar sind, aufgrund derer wir in ganz Europa notwendige Maßnahmen gemeinsam ent­wickeln werden, und dass wir heute hier eine Novelle vorliegen haben, die offen­sichtlich über alle Parteigrenzen hinweg auf Zustimmung stößt. Dafür möchte ich mich bedanken.

Vor allem aber möchte ich mich bei den Beamtinnen und Beamten meines Hauses, bei der Bundesanstalt für Verkehr und bei allen, die dazu einen konstruktiven Beitrag geleistet haben, bedanken, weil dies ein weiterer Schritt zu mehr Sicherheit auf Öster­reichs Straßen, in der Luftfahrt, in der Schifffahrt und bei den Seilbahnen sein kann, und das ist gut so. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie der Abg. Dr. Moser.)

12.37


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. – Bitte.

 


12.37.42

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Auch wir werden diesem Gesetz zustimmen. Die Flugsicherheit und die schnelle Untersuchung von Flugunfällen und Flugzwischenfällen sind ein wichtiges Anliegen, das wir natürlich gerne unterstützen.

Es ist, wie ich meine, notwendig, dass Erfahrungen schnell eingebaut werden, um präventiv zu wirken; darüber wurde hier schon einiges gesagt. Und die Umsetzung der EU-Verordnung geht in diese Richtung. Sie ist vernünftig, sie ist gut, weil damit die


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 90

Sicherheit in den verschiedenen Bereichen, Straße, Schiene, Seilbahnen, Flug- und Schiffsverkehr, gefördert wird.

Ganz besonders geht es uns jetzt aber um die Sicherheit auf der Straße, denn wir sehen immer wieder, was auf den Autobahnen „abgeht“.

Daher möchte ich den folgenden Antrag einbringen, den ich anschließend im Detail erklären werde:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hagen, Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vermei­dung von Unfällen durch zeitliche Begrenzung der Dauer von Lkw-Überholvorgängen auf Autobahnen und Schnellstraßen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie wird aufgefordert, einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der zur Verbesserung des Verkehrsflusses und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Sinne der Zielsetzungen des Unfalluntersuchungs­gesetzes eine zeitliche Begrenzung der Dauer von Lkw-Überholvorgängen auf zweispurigen Richtungsfahrbahnen auf Autobahnen und Schnellstraßen vorgibt.“

*****

Folgendes dazu: Wir haben diesen oder einen ähnlichen Antrag schon mehrfach im Verkehrsausschuss eingebracht, diese Anträge wurden jedoch immer wieder vertagt. Vor einiger Zeit hat der Vorarlberger Landtag genau diese Forderung behandelt, die im Verkehrsausschuss hier im Parlament von ÖVP- und SPÖ-Vertretern des Landes abgelehnt worden ist – also mein Antrag –, und es wird nun von der Vorarlberger Landesregierung beziehungsweise vom Vorarlberger Landtag als Antrag an die Landesregierung eingebracht, dass hinsichtlich der A 14 Rheintal Autobahn, auf der es durch sogenannte Brummi-Rennen immer wieder zu sehr gefährlichen Situationen kommt, Maßnahmen gesetzt werden.

Aber da geht es ja nicht nur um Vorarlberg. Jeder, der auf der Autobahn unterwegs ist, kennt die Situation, die kilometerlangen Staus und die kilometerlangen Rennen, die immer wieder zu sehr gefährlichen Situationen führen. Da muss gehandelt werden!

Eines ist klar: Solche Situationen wirken sich negativ auf die Verkehrssicherheit aus, und man muss schauen, dass diese Überholvorgänge verkürzt werden und mehr Sicherheit geschaffen wird.

Ein Beispiel: In Deutschland gibt es die Regel, eine Minute oder einen Kilometer für einen Überholvorgang eines Lkw.

Wenn jedoch ein Lkw, wie es tagtäglich vorkommt, einen anderen oder zwei andere überholt und das über zehn Kilometer oder fünf oder zehn Minuten geht, dann kommt es zu einer enormen Staubildung, es wird hineingedrängt, es kommt zu chaotischen Situationen. Da ist Sicherheit gefordert, und man kann mit einfachen Mitteln die Sicherheit erhöhen – Beispiel Deutschland, wo diese Brummi-Rennen, die so lange dauern, kaum mehr stattfinden.

Ich kann Sie nur auffordern: Stimmen Sie hier zu! Ich werde mir das Stimmverhalten des Kollegen Kopf, der Kollegin Franz und des Kollegen Mayer hier genau anschauen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 91

und werde es dann in Vorarlberg entsprechend publizieren. – Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)

12.41


Präsident Fritz Neugebauer: Der Entschließungsantrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hagen, Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vermei­dung von Unfällen durch zeitliche Begrenzung der Dauer von LKW-Überholvorgängen auf Autobahnen und Schnellstraßen

eingebracht in der 153. Sitzung des Nationalrates am 19. April 2012 im Zuge der Debatte über den Bericht des Verkehrsausschusses (1744 d.B.) über die Regierungs­vorlage (1727 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Unfalluntersuchungsgesetz, das Kraftfahrgesetz 1967, das Seilbahngesetz 2003 sowie das Schifffahrtsgesetz geändert werden

In Österreich kommt es durch das ständig wachsende Verkehrsaufkommen auf Autobahnen und Schnellstraßen immer wieder zu gefährlichen Situationen. Durch die länger dauernden LKW-Überholvorgänge bilden sich oft kilometerlange Warteschlan­gen. Vor allem auf der A 14 Rheintalautobahn und der A 8 Innkreis Autobahn sorgen die überholenden Lastkraftfahrzeuge für Ärger und Staus.

In den letzten Jahren gab Verkehrsministerin Bures bekannt, dass die Überholverbote für LKW auf Autobahnen und Schnellstraßen ausgeweitet werden. Aber nur in wenigen Bundesländern wurden zusätzliche Überholverbote umgesetzt. Eine wirkungsvolle Verbesserung der Flüssigkeit des Verkehrs und der Verkehrssicherheit ist jedoch nicht erkennbar.

Die unverhältnismäßig hohe Unfallbeteiligung sowie die Schwere der Unfallfolgen erfordern aber entsprechende Maßnahmen im Straßenverkehr. Daher soll in Anleh­nung an Deutschland ein LKW-Überholvorgang auf zweispurigen Richtungsfahrbahnen auf Autobahnen und Schnellstraßen höchstens 50 Sekunden bzw. einen Kilometer lang dauern. Damit kann die Unfallgefahr minimiert und das Fortkommen im hoch­ran­gigen Straßennetz gefördert werden. Eine Verwaltungsstrafe soll aber nur dann verhängt werden, wenn das sog. Elefantenrennen tatsächlich eine konkrete (und nicht nur kurzfristige Behinderung) des nachfolgenden Verkehrs vorliegt. Damit dieses Ver­bot auch eingehalten wird soll auch eine strenge Überwachung stattfinden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie wird aufgefordert, einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der zur Verbesserung des Verkehrsflusses und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Sinne der Zielsetzungen des Unfalluntersuchungs­gesetzes eine zeitliche Begrenzung der Dauer von LKW-Überholvorgängen auf zweispurigen Richtungsfahrbahnen auf Autobahnen und Schnellstraßen vorgibt.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Haberzettl. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 92

12.41.41

Abgeordneter Wilhelm Haberzettl (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Es ist mir eine große Freude, hier auf der Zuschauertribüne 50 junge Menschen, 50 Lehrlinge von den ÖBB in Salzburg begrüßen zu dürfen. (Allgemeiner Beifall.) 50 junge Menschen, die eine Lehrstelle haben, zu deren Entstehen die Lehr­lings­politik der Regierung, insbesondere Ihre Umsetzungskraft, Frau Bundesministerin, beigetragen hat.

Ich komme zum Unfalluntersuchungsgesetz. Geschätzte Damen und Herren, das Unfalluntersuchungsgesetz regelt unabhängige – und ich betone das Wort „unabhängige“ – Untersuchungen von Vorfällen, unter denen Unfälle und auch Störun­gen zu verstehen sind.

In der vorliegenden Novelle werden notwendige Durchführungsbestimmungen, wie von Frau Kollegin Moser bereits erwähnt, der bestehenden EU-Verordnungen bezüglich der Unabhängigkeit der Untersuchung, insbesondere in der Zivilluftfahrt, geregelt. Es kommt auch zur Umsetzung einer Richtlinie zur Feststellung der Grundsätze für Unter­suchungen von Unfällen im Seeverkehr – das spielt in Österreich eine eher unterge­ordnete, wenn überhaupt eine Rolle. Gleichzeitig werden aber auch Bestimmungen über die Sicherheitsuntersuchungen in den Bereichen Schiene, Schifffahrt und Seil­bahnen sowie erforderliche oder stattgefundene Weiterentwicklungen im EU-Recht dokumentiert.

Schwerpunkt dieser Novelle zum Unfalluntersuchungsgesetz ist logischerweise, möchte ich beinahe sagen, die Zivilluftfahrt, und im Bereich der Zivilluftfahrt wurde auch ein eigener Abschnitt geschaffen. Ich verweise nur auf einen einzigen Punkt: Es gibt eine wesentliche Änderung oder Regelung für die Zusammenarbeit mit Drittländern, wenn Bürger dieser Länder getötet oder schwer verletzt werden, was in der Zivilluftfahrt logischerweise sehr leicht passieren kann.

Wir haben für den Bereich der Eisenbahn einen wesentlichen Punkt, nämlich die Fest­schreibung der Übermittlungspflicht des jährlichen Sicherheitsberichtes Eisenbahn an die ERA, die Europäische Eisenbahnagentur. Diese ist deshalb sehr sinnvoll, weil so eine europaweit gleichartig gelagerte Betrachtung der Unfälle stattfindet.

Ich möchte, um auch eine Gleichstellung im Straßenverkehr herbeizuführen, einen Abänderungsantrag einbringen, der zwischenzeitlich ein Fünf-Parteien-Antrag ist:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Martin Bartenstein, Dr. Gabriela Moser, Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:

Der Nationalrat hat beschlossen:

Die Regierungsvorlage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Unfallunter­suchungs­gesetz, das Kraftfahrgesetz 1967, das Seilbahngesetz 2003 sowie das Schiff­fahrtsgesetz geändert werden (1727 d.B., AB 1744 d.B.) wird wie folgt geändert:

Artikel 2 (Änderung des Kraftfahrgesetzes 1967) hat zu lauten:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 93

„Artikel 2

Änderung des Kraftfahrgesetzes 1967

Das Kraftfahrgesetz 1967, BGBl. Nr. 267, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. I 116/2010, wird wie folgt geändert:

1. § 58 Abs. 2b lautet:

‚(2b) Die Behörde hat die erhobenen Daten zur Anzahl der kontrollierten Nutzfahr­zeuge, aufgeschlüsselt nach Fahrzeugklassen und nach Zulassungsland und unter Angabe der Punkte, die kontrolliert und der Mängel, die festgestellt wurden, dem Lan­deshauptmann mitzuteilen. Der Landeshauptmann hat die Berichte für das Bundesland zusammenzufassen und halbjährlich jeweils bis zum 31. August und 28. Februar einen Bericht über das vorhergehende Halbjahr der Bundesanstalt für Verkehr zur jährlichen Berichterstattung an den Nationalrat und zur Berichterstattung an die Kommission der Europäischen Union zu übermitteln.‘

2. § 131 Abs. 4 entfällt.“

*****

Damit würde eine Gleichstellung aller Verkehrsträger bei diesem Thema erfolgen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Bartenstein. – Abg. Dr. Jarolim: So stelle ich mir eine Rede vor!)

12.46


Präsident Fritz Neugebauer: Dieser Abänderungsantrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Martin Bartenstein, Dr. Gabriela Moser, Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen

zur Regierungsvorlage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Unfall­unter­suchungs­gesetz, das Kraftfahrgesetz 1967, das Seilbahngesetz 2003 sowie das Schifffahrts­gesetz geändert werden (1727 d.B., AB 1744 d.B.)

Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:

Der Nationalrat hat beschlossen:

Die Regierungsvorlage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Unfall­unter­suchungs­gesetz, das Kraftfahrgesetz 1967, das Seilbahngesetz 2003 sowie das Schifffahrts­gesetz geändert werden (1727 d.B., AB 1744 d.B.) wird wie folgt geändert:

Artikel 2 (Änderung des Kraftfahrgesetzes 1967) hat zu lauten:

„Artikel 2

Änderung des Kraftfahrgesetzes 1967

Das Kraftfahrgesetz 1967, BGBl. Nr. 267, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. I 116/2010, wird wie folgt geändert:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 94

1. § 58 Abs. 2b lautet:

‚(2b) Die Behörde hat die erhobenen Daten zur Anzahl der kontrollierten Nutzfahr­zeuge, aufgeschlüsselt nach Fahrzeugklassen und nach Zulassungsland und unter Angabe der Punkte, die kontrolliert und der Mängel, die festgestellt wurden, dem Lan­deshauptmann mitzuteilen. Der Landeshauptmann hat die Berichte für das Bundesland zusammenzufassen und halbjährlich jeweils bis zum 31. August und 28. Februar einen Bericht über das vorhergehende Halbjahr der Bundesanstalt für Verkehr zur jährlichen Berichterstattung an den Nationalrat und zur Berichterstattung an die Kommission der Europäischen Union zu übermitteln.‘

2. § 131 Abs. 4 entfällt.“

Begründung

Der Gegenstand der Regierungsvorlage, das Unfalluntersuchungsgesetz, BGBl. I Nr. 123/2005, das mit 1.1.2006 in Kraft getreten ist, regelt die unabhängige Unter­suchung von Vorfällen in den Verkehrsbereichen Schiene, Seilbahnen, Schifffahrt und Zivilluftfahrt.

Im Artikel 2 dieser Regierungsvorlage (1727 d.B.) wird wegen der thematischen Zusam­mengehörigkeit mit einer Änderung des KFG der KFG-Tätigkeitsbericht der BAV gemäß § 131 Abs. 4 KFG gestrichen.

Dieser KFG-Bericht wurde 1967 eingeführt und war als BMVIT-interner Rechen­schaftsbericht der Dienststellenleitung BAV gegenüber der Ressortleitung gedacht. Dieser BMVIT-interne Berichtsweg ist in der Zwischenzeit überholt und wurde durch neue Controlling - Maßnahmen ersetzt.

Gemäß § 19 der Regierungsvorlage wird der Nationalrat auch zukünftig mit einem um­fassenden jährlichen Bericht über die Tätigkeiten der Sicherheitsunter­suchungsstelle des Bundes informiert werden, weshalb für diesen Bereich kein Informationsverlust entsteht.

Um dies auf gesetzlicher Ebene auch für den Bereich der technischen Unter­wegs­kontrollen gemäß § 58 KFG 1967 sicherzustellen, wird eine Ergänzung im § 58 Abs. 2b KFG, wo die Bestimmungen zum Berichtswesen über technische Unterwegs­kontrollen enthalten sind, zur jährlichen Berichterstattung an den Nationalrat vorge­nommen.

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe die Debatte.

Da ein kurzfristig eingebrachter Abänderungsantrag vorliegt und eine kurze Unter­brechung der Sitzung zur Vorbereitung der Abstimmung nicht ausreicht, verlege ich die Abstimmung bis nach der Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 6.

 12.46.34 6. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1728 d.B.): Bun­desgesetz über die Festlegung von Flughafenentgelten (Flughafenentgelte­gesetz – FEG) (1745 d.B.)

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir gelangen zum 6. Punkt der Tagesordnung.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Deimek. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 95

12.46.49

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Meine Damen und Herren hier und zu Hause vor den Fernsehschirmen! Das heute zu diskutierende und beschließende Flughafenentgeltegesetz hat durchaus einige ordentliche Ansätze. Es sind dies die Systematisierung der Gebühren, der Ansatz, Kostentransparenz zu schaffen und Nicht-Diskriminierung herzustellen, und natürlich eine Beteiligung der eigentlichen Kunden, nämlich der Flieger, über einen Nutzerausschuss oder Nutzerbeirat.

Das allein wäre ja noch nicht zu kritisieren, auch wenn wir mit der Umsetzung dieser EU-Regulierung ein Jahr nachhinken, wo man aber sehr wohl mit teilweiser Kritik ansetzen kann, ist die sogenannte österreichische Lösung, die wir hier geschaffen haben. Ich möchte jetzt noch nicht von einer Feststellung des Status quo sprechen, aber es gibt natürlich einige Schwachpunkte.

Grundsätzlich muss man sagen, Transparenz ist noch nicht Kostenwahrheit, und gerade dem Flughafen Wien würde Kostenwahrheit guttun, denn wenn man sieht, dass der Flughafen Wien mit dem Skylink ein Megadebakel hinter sich hat, aber trotzdem immer wieder Dividenden ausschütten konnte, muss man sagen, dass diesem Flughafen und dieser Flughafengesellschaft Transparenz zugunsten der Kunden auf jeden Fall sehr guttäte. (Beifall bei der FPÖ.)

Systematisierung ist möglicherweise Regulierung, aber nicht Deregulierung. Was wir in diesem Fall auch brauchen würden, wäre eine Deregulierung, beispielsweise wie im Bereich der Schiene mit einem Regulator – dort wurde ja der Vorschlag schon gemacht und umgesetzt; und auch hier wurde ein Vorschlag mit einem Regulator gemacht –, denn eine reine Systematisierung kann auch wie bei der Austro Control im Laufe der Zeit zu einer Gebührenerhöhung von bis zu plus 700 Prozent führen. Das wollen wir auf jeden Fall vermeiden.

Wir haben es ja mit drei Gruppen von Kunden zu tun. Wir haben es mit den Linien­fliegern zu tun, die ihre Interessen durchaus durchsetzen können. Aber die Business Aviation und vor allem die kleinen Flieger, die General Aviation, sind zu klein, auch im Bereich des Nutzerausschusses und des Nutzerbeirates, die sind einfach über die Verkehrseinheiten zu klein, um sich effektiv durchzusetzen, und ich fürchte sehr stark, dass die am Ende des Tages die große Last zu tragen haben.

Ein weiterer Punkt ist noch nicht geklärt: wie man beispielsweise mit dem derzeit in Wien eingehobenen Umwelteuro umgeht, den die umliegenden Gemeinden für Investitionen fix eingeplant haben. Das wäre noch zu klären.

Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, denn es wird ja auch über Emis­sionen gesprochen, und mich bei Toni Mahdalik aus Wien für den wirklich großen und uneigennützigen Einsatz als Fluglärmsprecher bedanken und ihm für seinen Einsatz Lob und Anerkennung aussprechen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

12.49


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Heinzl. – Bitte.

 


12.50.03

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Die österreichischen Flughäfen sind, wie ich meine, von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Österreich, sie sind aber auch überaus wichtige Arbeitgeber österreichweit für mehrere Tausende Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter. Das Gesetz zur Neuregelung der Flughafenentgelte ist – das hat mein Vorredner, Herr Dipl.-Ing. Deimek, schon betont – ein wichtiger Schritt hin zu


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 96

mehr Transparenz, und es wird auch die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Flughäfen weiter stärken.

Besonders hervorheben möchte ich die Einführung des Nutzerausschusses. Damit wird ein wichtiges Gremium zum Informationsaustausch geschaffen.

Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte aber auch hier im Plenum des Hohen Hauses die Gelegenheit dazu nützen, mich bei Frau Verkehrsministerin Bures zu bedanken, ihr zu gratulieren zur mutigen Haltung bei den Verhandlungen und den Abstimmungen zum neuen EU-Flughafenpaket. Der Vorschlag der Kommission ist, wie Sie wissen, vor allem bei der Bodenabfertigung nicht ausgereift. Es fehlen die Qualitätsstandards und Schutzvorschriften gegen Sozialdumpings.

Fakt ist, sehr geehrte Damen und Herren, dass es allein dem Druck seitens Österreich zu verdanken ist, dass ganz klar festgehalten ist, dass die Aus- und Fortbildungskosten vom Arbeitgeber zu tragen sind.

Österreichs Position in dieser Sache ist klar und unverrückbar. Im Interesse der Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmer und der Sicherheit kann auf umfassende Qualitäts­standards und Maßnahmen gegen Sozialdumpings nicht verzichtet werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

12.52


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.

 


12.52.13

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Wir können die Umsetzung dieser EU-Richtlinie aus verschie­densten Gründen nicht mittragen.

Es geht zunächst um formale und rein inhaltliche Grundsätze, was die Entgelte anlangt. Wir sehen es als Manko an, dass die Verteuerung für Flugzeuge, die viele Schadstoffe ausstoßen, sofort kompensiert wird durch die Verbilligung jener Flug­zeuge, die weniger Schadstoffe ausstoßen. Das ist ein Nullsummenspiel, anstatt die Chance zu nützen, die – unter Anführungszeichen – „Emissionsstinker“ in der Luft wirk­lich gravierend mehr zu besteuern und gleichzeitig ein normales Entgelt bei den moderneren Fliegern zu verlangen. Diese Chance ist leider vertan.

Die EU-Politik liegt gerade in der Luftfahrt auch in zwei anderen Bereichen noch völlig im Argen.

Den Hauptbereich bildet der Single European Sky. Wir würden viel an Treibstoff sparen, wir würden viel an Kosten sparen, wir würden viel an Emissionen sparen, wir würden viel an Zeit sparen, wenn es endlich einen einheitlichen europäischen Luftraum gäbe und sich die Flugrouten nicht ständig nach den Zuständigkeiten der Kontroll­räume richteten. Frau Ministerin, diesbezüglich müssen Sie einfach viel offensiver sein in Brüssel! Viel offensiver müssen auch die jeweiligen tätigen Beamten in Brüssel vorstoßen. Das wäre ein totales Win-win-Projekt für den europäischen Flugraum, wenn wir eine einheitlich organisierte Routenlegung mit den jeweiligen Übergaben machen könnten.

Der zweite Bereich betrifft etwas, das Kollege Heinzl schon angesprochen hat, nämlich die Tendenz der Europäischen Union, die Bodenbetreuung in den Flughäfen, Gepäck et cetera, zu liberalisieren. Das führt wieder zu schlechten Sozialstandards, das führt zu vielleicht schlechterer Qualität, schlechterem Service auch für die Fluggäste. Sie kennen doch selbst den Ärger, wenn der Gepäcktransport nicht funktioniert. Wenn dieser jetzt wieder zur Gänze liberalisiert wird, dann werden minderqualifizierte Men­schen am Werk sein und dann wird auch der Arbeitsmarkteffekt und der Arbeits-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 97

platzeffekt gerade von Wien-Schwechat, wo sehr, sehr viele Menschen aus der Um­gebung Beschäftigung finden, wieder eingeschränkt sein.

Das letzte große Thema, weswegen wir nicht zustimmen können, ist die vergebene Gelegenheit, bei Umwelt- und insbesondere Fluglärmschutz positive Akzente zu setzen. Im Gegenteil, dahin gehend unternehmen wir nichts. Die Differenzierung der Gebühren nach Umweltschutzaspekten ist zwar vorgesehen, aber nicht ordentlich umgesetzt. Die Deckelung von Abgaben trotz Fluglärmproblematik ist weiterhin gege­ben.

Wir wollen uns auf Entgeltebene dafür einsetzen, dass nicht nur diejenigen, die mehr Lärm machen, auch wirklich mehr zahlen, sondern dass der Anrainerschutz in vollem Umfang endlich einmal Fuß fasst. Es gibt zahlreiche Fluglärm-Initiativen, die sowohl Sie, Frau Bundesminister, als auch viele Abgeordnete täglich mit Beschwerde-Mails konfrontieren – berechtigterweise! –, weil die Lärmbelästigung, weil die Lärmbelastung durch den Fluglärm gesundheitlich nachgewiesenermaßen sehr, sehr schädlich ist. Ich kann daher nicht akzeptieren, dass von Ihrer Seite im Zusammenhang mit der Umsetzung dieser EU-Richtlinie zu wenig beziehungsweise nichts unternommen wird.

Wir müssen die Bedenken, wir müssen die Belastungen der Leute vor Ort – gerade in Wien gibt es einige Bezirke, die stark betroffen sind – endlich ernst nehmen und sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene für entsprechende Vorkeh­rungen sorgen. Passiver Lärmschutz hat keinen Sinn. Dichte Fenster führen nur dazu, dass man in der Nacht überhaupt nicht mehr lüften kann, weil die Flugzeuge leider nicht dem Nachtflugverbot verpflichtet sind, sondern auch in der Nacht oder in den Randzonen, sprich um Mitternacht oder in den frühen Morgenstunden, starten und lan­den.

Wie gesagt, Frau Ministerin, ich erwarte mir diesbezüglich endlich einen couragierteren Einsatz Ihrerseits. – Deswegen auch unsere Ablehnung. (Beifall bei den Grünen.)

12.56


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Bartenstein. – Bitte.

 


12.56.39

Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Die Grünen mit Frau Dr. Moser möchten offensichtlich alle Flugzeuge stärker belasten; die lauten und – wie Sie gesagt haben – stinkenden Flugzeuge noch stärker. Wir wählen einen anderen Ansatz, nämlich: die besonders lauten und beson­ders emissionsstarken und abgasstarken Flugzeuge stärker zu belasten, ja, aber im Gegenzug die braven, die guten, die leisen, die emissionsschwachen Flugzeuge zu entlasten. – Also sehr wohl ein Ja zu einem Nullsummenspiel, zu dem die Frau Bundesministerin per Verordnung ermächtigt und aufgefordert ist!

Dieses Flughafenentgeltegesetz spielt sich keinesfalls im luftleeren Raum – im wahrsten Sinne des Wortes – ab, sondern dabei haben wir es mit einigen Phänomenen zu tun, denen wir uns zu stellen haben, meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Luft­fahrtindustrie geht es weltweit nicht besonders gut. Das ist nicht nur auf die Austrian Airlines beschränkt; wer immer überhaupt schwarze Zahlen schreibt, dem ist zu gratulieren. Das muss man berücksichtigen.

Der Flughafen Wien ist in einem nicht sehr guten Zustand, das wissen alle, die dort abfliegen oder ankommen. Das hat etwas mit den Verzögerungen bei den Bauarbeiten des berühmten Skylink zu tun. Das passiert eben, wenn man besonders hohe Anforderungen stellt und für ein modernes Abfertigungsgebäude auch gleich ganz tolle Kosenamen erfindet, dass daraus einige Jahre nichts wird und die Anlagen veralten.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 98

Gott sei Dank soll das in den nächsten Wochen und Monaten geändert werden, sodass der Airport Wien den Standard für die Passagiere betreffend wieder mit anderen Flughäfen in Europa vergleichbar sein wird. Das war er nämlich in den letzten Jahren in Wirklichkeit nicht, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Flughafengebühren, Landegebühren und Ähnliches mehr, sind nun einmal für Airlines ein ganz erheblicher Kostenfaktor, deshalb muss man schon sehr vorsichtig vorgehen. Man muss natürlich EU-Richtlinien umsetzen, diese aber gleichzeitig so umsetzen, um Raum zu schaffen, dass der Airport Wien im Wettbewerb bestehen, aber gleichzeitig auch Gebühren verrechnen kann – es geht ja nicht nur um Wien, sondern es geht auch um die anderen österreichischen Verkehrsflughäfen, aber Wien steht mengenmäßig allemal im Vordergrund –, um als Hub für Austrian bestehen bleiben zu können. Das ist absolut richtig. Die Lufthansa wird nicht mehr von einem Österreicher geführt, es sind jetzt Leute am Werken, die deutlich sagen, Verluste von Austrian à la longue werden nicht zu akzeptieren sein. Das verstehe ich unternehmerisch auch irgendwo, muss man auch verstehen. (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)

Also es gilt, eine Gebührenordnung zu schaffen, wofür die Kompetenz nicht an einen neuen Regulator ausgelagert wird – wir haben in Österreich viele Regulatoren, die alle gute Arbeit leisten, aber wir brauchen nicht unbedingt für jede neue Regulierung einen Regulator; es ist gut, dass das im BMVIT in eigener Verantwortung geschieht, das spart Geld, es braucht keine neuen Posten und Positionen –, aber, wie gesagt, in einem Ausmaß und Umfeld, das die Wettbewerbsfähigkeit und die Qualität des Hub Wien stärkt.

Kollege Heinzl hat vollkommen richtig gesagt, nicht nur Fraport und Frankfurt sind die größten Arbeitgeber von Hessen und damit schon von fast ganz Deutschland, sondern auch der Airport Wien ist als Wirtschaftsfaktor nicht nur für Österreich, sondern auch für sich selbst mit tausenden Arbeitsplätzen von ganz, ganz großer Bedeutung. Also es gilt, diesen auf der einen Seite abzusichern, auf der anderen Seite aber auch Flug­hafengebühren für die Airlines und damit primär für Austrian zu ermöglichen, die es Austrian eben auch gestatten, im Wettbewerb ein Stück weit besser zu bestehen.

Vielleicht merken sich das auch die Verhandler, die jetzt hoffentlich am Tisch sitzen, um alle anderen Bedingungen auszuverhandeln, denn wir wollen Austrian als Luft­hansa-Tochter natürlich schon weiterhin mit dem Hub Airport Wien sehen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

13.00


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dolinschek. 3 Minuten. – Bitte.

 


13.00.39

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir werden dieses Flughafenentgelte­gesetz mittragen, weil auf der einen Seite die Flugleitungsorgane verpflichtet werden, die Flughafenentgelteregelungen transparent und nicht diskriminierend zu gestalten. Außerdem erwarten wir uns von einer transparenten Festlegung von Flughafenent­gelten niedrigere Preise und damit positive Auswirkungen auch auf den Wirtschafts­standort Österreich und auf die Konsumenten und ebenfalls auf die Arbeitsplätze, die gerade angesprochen worden sind.

Darüber hinaus wurden in diesem Flughafenentgeltegesetz gewisse ökonomische An­reize für die Verwendung von Flugzeugen mit niedrigen Lärmemissionen und niedrigen Treibstoffpreisen geschaffen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 99

Es stellt sich immer die Frage: Ist das Glas halb voll oder halb leer?, also man kann schon überlegen, ob dieses Flughafenentgeltegesetz weit genug oder zu wenig weit geht, aber ich sage für meine Fraktion, auf jeden Fall ist es ein Schritt in die richtige Rich­tung. Natürlich kann man das eine und das andere machen, aber auf EU-Ebene eine einheitliche Flughafenentgeltegesetzregelung zu haben, ist sicherlich ein Fortschritt in diesem Bereich. (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.02


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundes­ministerin Bures zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.02.09

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! In einem Flug­hafenentgeltegesetz können wir natürlich nicht alle Probleme, Zielsetzungen und Herausforderungen für die österreichische Luftfahrt und für einen starken Flughafen in Wien regeln, aber ich glaube, dass wir doch einen entscheidenden Schritt dazu bei­tragen. Wir können nicht alles regeln, weil wir auch andere gesetzliche Vorausset­zungen haben.

Frau Abgeordnete Moser hat die Frage einen einheitlichen Luftraum in Europa betreffend in den Raum gestellt. – Ich rufe in Erinnerung, dass das Parlament den Single European Sky ratifiziert hat und wir in Europa an die Umsetzung gehen. Natürlich vermissen Sie ihn in dieser Novelle, aber er ist dieser Novelle inhaltlich nicht zuzuordnen, sondern in Wirklichkeit vom Hohen Haus schon beschlossen.

Wir haben auch eine Road Map Luftfahrt, eine Strategie zur Optimierung des Luft­fahrtstandorts Österreich, formuliert. Wir haben alle Stakeholder, alle Interessen­vertretungen breit eingebunden und viele Punkte aufgearbeitet. Einer der heutigen Beschlüsse ist solch ein Punkt in der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen.

Es ist ohne Zweifel so, dass nicht nur die europäische Luftfahrt, sondern die Luftfahrt weltweit vor großen Herausforderungen steht und dass es auch einen immer stärkeren Wettbewerbsdruck gibt. Von der tiefen Überzeugung getragen, dass es für den Wirtschafts- und Beschäftigungsstandort, aber auch für ein Land, das vom Tourismus lebt, wichtig ist, einen starken Flughafen zu haben, glaube ich, ist es auch wichtig, dass wir die Sorgen und Ängste der Menschen in diesem Zusammenhang aufnehmen.

Bei allen wirtschaftlichen Interessen geht es natürlich auch darum, dass wir uns The­men wie Lärmbelästigung, Umweltschutz, dass Menschen in der Nacht schlafen wollen, annehmen – und das tun wir mit großem Verantwortungsbewusstsein, nicht nur Flugsperren in der Nacht betreffend, sondern auch mit diesem Flughafenentgelte­gesetz. Es wird in Zukunft die Möglichkeit geben, die Kosten zu erhöhen, wenn starke Lärmemissionen von Flugzeugen ausgehen. Das soll ein Anreiz sein, zu bedenken, dass es neue Technologien in der Luftfahrtindustrie gibt, die weniger Lärmemissionen haben. Es wird auch finanzielle Anreize geben, weil es neben der Sicherung eines starken Flughafens auch unsere Aufgabe ist, die Bedürfnisse und die Sorgen vieler Menschen mit zu berücksichtigen.

Zusammenfassend kann man sagen, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie die Vorlage heute hier im Parlament beschließen, dann ist es ohne Zweifel so, dass die Festlegung der Flughafenentgelte in Zukunft wesentlich transparenter und klarer erfolgen und auch diskriminierungsfrei umgesetzt werden kann. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

13.05



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 100

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Stauber. 2 Minuten. – Bitte.

 


13.05.18

Abgeordneter Peter Stauber (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geschätzte Frau Bundes­ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Ich denke, dass die Frau Bundesministerin gemeinsam mit ihren Beamtinnen und Beamten im Ministerium bei der Gesetzeswerdung eine besonders gute Leistung abgelegt hat, denn es war sicherlich nicht einfach, aufgrund der verschiedenen Interessenlagen sowohl der Flug­häfen als auch der Fluglinien einen Kompromiss zustande zu bringen. Dazu darf ich Ihnen wirklich gratulieren, Frau Ministerin, dass Ihnen das gelungen ist.

Ich glaube – wir haben das schon bei den verschiedensten Beiträgen der Kollegen gehört –, dass die Transparenz, aber vor allem auch die Ökonomie und die Ökologie bei diesem Gesetz in den Vordergrund gestellt worden sind, ist wirklich in Ordnung. Eine Verwaltungsvereinfachung geht ebenfalls einher mit diesem Gesetz, und ich denke, dass wir mit diesem Gesetz doch alle gut leben können.

Wichtig ist auch, zu erwähnen, dass dieses Gesetz nicht nur auf den Flughafen Wien-Schwechat anzuwenden sein wird, sondern auch auf die Flughäfen Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz und Salzburg. Auch diese werden davon erfasst, und das ist, glaube ich, sehr wichtig. Vor allem mir als Kärntner Abgeordnetem ist es wichtig, dass sich dieses Gesetz nicht negativ auf den Klagenfurter Flughafen auswirken wird.

Da die Bedenken, die die Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Verkehrsflughäfen in ihrer Stellungnahme im Begutachtungsverfahren äußerte, ausgeräumt wurden, kann auch ich zu diesem Gesetz stehen. – Danke noch einmal, Gratulation zu diesem Gesetz! (Beifall bei der SPÖ.)

13.07


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Rädler. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.07.17

Abgeordneter Johann Rädler (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Es ist schon eigenartig: Wenn eine Gesetzesvorlage ins Plenum kommt und zur Beschluss­fassung ansteht, gibt es immer welche, die dagegen sind, weil sie dagegen sein wol­len; so heute die Freiheitlichen und die Grünen. Die Grünen aus unbegründeten ökologischen Argumenten, die man nicht nachvollziehen kann, und die Freiheitlichen wegen dem Skylink. Das ist überhaupt eine besondere Situation, die da angesprochen wird. (Abg. Dipl.-Ing. Deimek: Zuhören! Das hilft!)

In Wirklichkeit sollten wir alle froh sein, dass wir das Versäumnis, das in Österreich seit 2011 besteht, nunmehr nachholen, indem wir diese Vorgabe der EU erfüllen. (Abg. Dipl.-Ing. Deimek: „General Aviation“ ist das Stichwort! Auch ein niederösterreichischer Bürgermeister kann das aussprechen!) – Wenn Sie auch noch so laut reden, ich kann Ihnen einfach nicht zuhören, weil ich Sie auf diese Distanz nicht verstehe.

Wir sollten froh sein, dass die Flughafenentgelte endlich eine Normierung erfahren, die längst notwendig ist.

Der Frau Bundesminister kommt dabei eine besondere Funktion zu. Als Aufsichts­behörde wird sie künftig bei der Festsetzung dieser Entgelte ein großes Mitsprache­recht haben, wenn aus diesem Nutzerausschuss, in den auch die Luftfahrtunter­nehmen eingebunden sind, die entsprechenden Vorschläge für die Entgelte kommen.

In Richtung Freiheitliche Partei: Transparenz und Kostenwahrheit stehen im Vorder­grund, und es sollte eigentlich auch im positiven Sinne im Vordergrund stehen, dass


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 101

der Flughafen Wien mit 21 Millionen Gästen und einer Steigerung von 7 Prozent allein im Vorjahr mit der Neuausrichtung des Skylink ein wirtschaftlicher Faktor ist, den Sie nicht erkennen. (Abg. Dipl.-Ing. Deimek: Gerade uns ist das ein Anliegen, Herr Kollege Rädler!) 12 000 Beschäftigte auf diesem Flughafen – da hängen Existenzen dran!

Wenn wir nunmehr eine Regelung finden, die die wirtschaftliche Position dieses Flug­hafens stärkt, dann sollten wir eigentlich alle dafür sein, weil das eine positive Inves­tition der Länder Niederösterreich und Wien ist und auch ein gewichtiger Standort: der größte Arbeitgeber im blau-gelben Niederösterreich. (Beifall bei der ÖVP.)

13.09


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzter Redner zu diesem Tagesord­nungspunkt gelangt Herr Abgeordneter Hell zu Wort. 2 Minuten. – Bitte.

 


13.09.36

Abgeordneter Johann Hell (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt darf ich vielleicht noch einmal einige Punkte zusammenfassen. Es geht um die Umsetzung einer EU-Richtlinie, die von den Mitgliedstaaten verlangt, gemeinsame Standards für Flughafenentgelte umzusetzen.

Hiebei handelt es sich um Entgelte, die die Flughafenbetreiber für Starts, Landungen und das Abstellen von Flugfahrzeugen, aber auch für die Abfertigung von Fluggästen und die Benützung von Fluggasteinrichtungen einheben dürfen oder sollen. Was zunächst als gängiges Gesetzgebungsverfahren vorgesehen war, hat sich mit der Zeit als doch relativ schwierige Aufgabe herausgestellt.

Ein Vorredner hat bereits darauf hingewiesen, dass es natürlich zwei sehr unter­schiedliche Verhandlungspartner gegeben hat: auf der einen Seite die Flughafen­betreiber, auf der anderen Seite die Flugverkehrsunternehmen, die natürlich alle eigene wirtschaftliche Interessen haben. Mit dem Gesetzentwurf ist es aber gelungen, die Interessen beider Partner sorgfältig und ausbalanciert, wie ich glaube, zu berück­sichtigen.

Luftverkehr kann nur dann effizient funktionieren, wenn beide Akteure in einer System­partnerschaft die optimal gestalteten Abläufe und einen wirtschaftlichen und sinnvollen Betrieb aufeinander abstimmen. Die Grundlage ist mit dieser Gesetzesvorlage gelungen.

Auf den Wirtschaftsstandort der großen Flughäfen wurde bereits eingegangen.

Ich betone hier noch einmal, dass mit diesem Gesetz ein transparentes Verfahren und gleiche Regeln für alle zur Umsetzung kommen, und ich ersuche Sie um Ihre Zustim­mung. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

13.11

13.11.10

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1728 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 102

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Auch das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

 

13.12.27 Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen nun zur verlegten Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5: Gesetzentwurf in 1727 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Heinzl, Dr. Bartenstein, Dr. Moser, Dipl.-Ing. Deimek, Hagen, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über den vom Abänderungsantrag betroffenen Teil und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Abänderungsantrag der Abgeordneten Heinzl, Dr. Bartenstein, Dr. Moser, Dipl.-Ing. Deimek, Hagen, Kolleginnen und Kollegen, der die Änderung des Art. 2 zum Inhalt hat.

Wer diesen Änderungen beitritt, den ersuche ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung der Regierungs­vorlage.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür ihre Zustimmung erteilen, um ein Zeichen. – Auch das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die auch in dritter Lesung für den vorliegenden Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Hagen, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vermeidung von Unfällen durch zeitliche Begrenzung der Dauer von Lkw-Überholvorgängen auf Autobahnen und Schnell­straßen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

13.14.23 7. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1730 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem das Seeschiffahrtsgesetz und das Bundesgesetz zur Erfüllung des Internationalen Schiffsvermessungs-Übereinkommens von 1969 geändert werden (1746 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen nun zum 7. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Keck. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 103

13.14.57

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Frau Minister! Von der Luftfahrt zur Seeschifffahrt: In der Novelle des Seeschiffahrtsgesetzes geht es um die Neu­regelung der Führerscheine für Segel- und Motorboote auf dem Meer und um den formellen Rückzug Österreichs aus der kommerziellen Seeschifffahrt.

Was bedeutet die Neuregelung der Führerscheine für Segel- und Motorboote auf dem Meer? – Bisher war es so, dass staatlich anerkannte Prüfungen ein Monopol des Österreichischen Segelverbandes und des Motorboot-Sportverbandes für Österreich waren. Der Verfassungsgerichtshof hat das wegen Verletzung des Gleichheits­grund­satzes aufgehoben. Das heißt, neu wird jetzt werden, dass auch andere Organi­sationen außer dem ÖSV und dem MSVÖ die Anerkennung für die Prüfungen beim BMVIT beantragen können. Die Anerkennung einer Organisation durch das BMVIT erfolgt auf Basis von bestimmten Qualitätskriterien, die in § 15 des Seeschiffahrts­gesetzes festgelegt werden. Damit ist wirklich ein wichtiger Schritt gesetzt worden, um ein Monopol abzuschaffen.

Das Zweite ist der formelle Rückzug Österreichs aus der kommerziellen Seeschifffahrt. Meine Damen und Herren! Seit 1918 hat Österreich an und für sich keine Hochseeschifffahrt mehr, seit wir keinen Zugang mehr zu einem Hafen hatten. Wir hatten in Österreich ab den späten fünfziger bis in die siebziger Jahre ja eine eigene Reederei. Das war die Ister-Reederei mit vier Schiffen: die „Wienertor“, die „Linzertor“, die „Kremsertor“ und die „Buntentor“, die bis Ende der siebziger Jahre gefahren sind. Dann wurden auch diese Schiffe ausgeflaggt und die Reederei vergeben.

Es hat noch Schiffe gegeben, die unter österreichischer Flagge gefahren sind. Das waren drei Schiffe, die 2011 dann auch die Seeschifffahrt unter der österreichischen Flagge eingestellt haben.

Jetzt schaut es so aus, dass die EU uns zwingen würde, eine wirklich große und aufwändige staatliche Administration zu machen, wenn weiterhin Schiffe unter der österreichischen Flagge fahren würden. Das werden wir nicht machen, um eben etwas einzusparen. Daher wird sich Österreich formell aus der kommerziellen Seeschifffahrt zurückziehen und bei der Binnenschifffahrt bleiben. Ich denke, das ist ein richtiger Ansatz, auch im Zuge des Spargedankens. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

13.17


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Singer. 4 Minu­ten Redezeit. – Bitte.

13.17.14

 


Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Kollege Keck hat ja als Profi das Thema, das wir heute besprechen, schon sehr professionell erläutert. Ich darf noch auf die Novelle des Seeschiffahrtsgesetzes eingehen.

Es ist schon angesprochen worden, dass seit Jahren kein Schiff mehr unter österreichi­scher Flagge fährt, und um dieses Genehmigungssystem aufrechtzuerhalten, wären hohe finanzielle und personelle Aufwendungen zu tragen. Dazu brauchen wir nicht mehr bereit zu sein, weil aus meiner Sicht für ein Binnenland, das Österreich ist, ein umfassendes Seerechtssystem an Sinnhaftigkeit verloren hat – daher auch der bereits angesprochene Rückzug Österreichs aus der Seeschifffahrt.

Interessant ist der zweite Teil dieser Novelle, nämlich eine verfassungskonforme Rege­lung von Befähigungsnachweisen für den Jachtsport auf See herzustellen. Das ist bereits angesprochen worden. Der Verfassungsgerichtshof hat aufgrund des Gleich­heits­gebotes die bisherige Regelung aufgehoben. Mit diesem Gesetz wird vielen Ver-


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einen und Unternehmungen die Möglichkeit geboten, als Prüfungsorganisationen aufzutreten. Was aus meiner Sicht wichtig ist, ist, dass auch entsprechende Rahmen­bedingungen für die Abnahme der Prüfungen erstellt werden. Es wird Regelungen für die Bestellung der Prüferinnen und Prüfer geben, es wird an einer neuen Prüfungs­verordnung gearbeitet, und es entsteht auch ein Lernzielkatalog.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Segelsport ist in Österreich sehr beliebt, und zwar nicht nur im Binnensport – nämlich auf unseren großen Seen in Österreich –, sondern auch im Mittelmeer. Bei der Vorbereitung war ich erstaunt zu erfahren, dass 10 bis 15 Prozent der Skipper auf dem Mittelmeer Österreicher sind, und dass wir daher mit zwischen 50 und 60 000 Menschen rechnen können, die jährlich im Mittel­meer unterwegs sind – eine interessante Zahl.

Was bringt diese Novelle für die interessierten Menschen? – Es wird einen abge­sicherten Qualitäts- und Prüfungsstandard geben. Das ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Es wird auch eine entsprechende Genehmigung der Prüfungsordnung durch das Verkehrsministerium geben, die auch im Internet veröffentlicht werden muss. Auch die gesamte Prüfungsorganisation unterliegt dem Verkehrsministerium.

Zusammenfassend: Aus meiner Sicht gibt es ein größeres und besseres Angebot mit mehr Rechtssicherheit für die Menschen. Daher ist diese Novelle für mich positiv und zu befürworten. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Abg. Dr. Moser.)

13.20


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Moser zu Wort gemeldet. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.20.43

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Frau Ministerin! Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, auf der einen Seite entschlacken wir. Es gibt natürlich noch Menschen in Österreich, die Boote besitzen und nicht nur aus Reminiszenzgründen, sondern aus Überzeugungsgründen noch die Handelsflagge tragen – teilweise aus der Monarchie, teilweise aus der Nachkriegszeit. Es hat ja auch noch 30 Schiffe gegeben, die unter österreichischer Flagge auf den Weltmeeren unterwegs waren.

Aber: Das ist jetzt wirklich Vergangenheit, und wir sollten – das ist jetzt noch meine Anregung – nicht nur sozusagen den Rückzug aus allen Weltmeeren per Flagge vollziehen, sondern auch noch dieses, ich glaube, 15-seitige Seefahrtregister, das im Ministerium noch existiert, beseitigen. Darin sind noch verschiedene Gesetze und Verordnungen enthalten, die sich mit dieser Materie beschäftigen, wobei wir uns ja mit der Flagge gar nicht mehr auf diesen Meeren bewegen. Das sollten wir im Zuge dieser Beschlussfassung auch bereinigen – Entbürokratisierung wirklich auf allen Ebenen. Das ist die eine Sache.

Die andere Sache ist natürlich die positive Regelung des Führerscheines für Segler und Motorbootfahrer auf allen Weltmeeren. Herr Kollege Singer! Ich kann Ihnen versichern, dass wir nicht nur im Mittelmeer überproportional bei den Segel- und Motor­bootsportvereinigungen vertreten sind, sondern auch bei den Weltumsegelungen. Die Österreicherinnen und Österreicher stellen ein völlig überproportionales Kontingent aller Weltumsegler. Man sollte es nicht glauben, wir liegen noch vor den Deutschen und vor den Schweizern.

Nun, diese Prüfungssache ist jedenfalls völlig bereinigt. Es steht also nichts mehr im Wege, dass wir unsere Spitzenposition im Segelsportbereich weiterhin halten. Ich dan­ke der Ministerin und auch den Mitarbeitern im Ministerium für diese Gesetzgebung. (Beifall bei den Grünen.)

13.22



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 105

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. 2 Minu­ten Redezeit. – Bitte.

 


13.22.41

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Auch wir werden dieser Regierungsvorlage zustimmen, und zwar aus folgenden Gründen: Österreich zieht sich jetzt endgültig aus der Hochseeschifffahrt zurück. Nach der „Lucona“ versenken wir jetzt die Hochseeschifffahrt. „Wir“ nicht – das war jetzt ein Scherz. (Abg. Kopf: Das muss man dazusagen! – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wir wissen, wer gemeint ist.

Wir finden es vernünftig, dass in der Hochseeschifffahrt ein Ende gesetzt wird, dass die letzte Beflaggung eingezogen wird, weil der Verwaltungsaufwand durch die Vorteile natürlich nicht aufgewogen wird und dabei nur Geld versenkt wird. Das ist in unserem Sinne, dass genug gezahlt ist, dass Verwaltungseinsparungen gemacht werden. Deswegen werden wir das auch unterstützen.

Das Zweite ist auch schon von meinen Vorrednern angesprochen worden. Mit diesem internationalen Befähigungsschein für Segel- und Jachtschiffe muss eine Lösung gefunden werden, damit eine klare Regelung getroffen wird, damit alle die gleichen Bedingungen haben, damit es keine Bevorzugungen oder Benachteiligungen gibt. Das ist vernünftig, und deswegen werden wir dem Ganzen zustimmen. – Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)

13.23


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Auer. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.24.08

Abgeordneter Mag. Josef Auer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Heute stehen ja drei Tagesordnungspunkte im Zusammenhang mit Verkehrsfragen auf der Tagesordnung, und da sieht man, dass unsere Verkehrsministerin wirklich der Chef im Ring ist, was diese Thematik anbelangt. Zu zwei Tagesordnungspunkten gibt es ein­stimmige Beschlüsse, bei einem einzigen Tagesordnungspunkt gibt es zwei Parteien, die meinen, dass sie dagegen stimmen müssen.

Wie gesagt, man sieht, dass unsere Ministerin ihr Ressort im Griff hat, bisher zu Land und auch in der Luft und ab heute auch auf hoher See. Das freut uns.

Zum Seeschifffahrtsregister, nur damit ich das vielleicht doch noch ins rechte Licht rücke: Es ist so rübergekommen, als wenn jetzt zum Beispiel ein Österreicher, der in Kroatien ein Boot hat – sagen wir einmal mit zehn Metern –, keine österreichische Flagge mehr hissen darf, obwohl er das möchte. Das steht ihm ja auch zu, und wir wollen auch, dass er das darf. Das darf er auch weiterhin, weil dieses Seeschiff­fahrtsregister – so heißt das, dieser sperrige Name – gilt nur für Schiffe und Boote bis 24 Meter. Das nur, damit das für die Zuschauer, die sich ja vielleicht in dem Gesetz nicht so genau auskennen, wie auch ich bisher, klar gestellt ist. Ich habe auch im Ausschuss einiges dazugelernt, was diese Thematik anbelangt.

Insgesamt kommen also zwei Punkte zur Neuregelung – das ist schon einmal gesagt worden, aber nur damit das noch einmal ganz klar herauskommt –: Es gibt eine Neu­regelung für die Führerscheine, und es kommt zu einem formellen Rückzug Öster­reichs aus der kommerziellen Seeschifffahrt. Das ist natürlich auch wichtig im Zusam­menhang mit der Tatsache, dass es EU-gesetzgebungsmäßig für uns sehr teuer kommen würde und administrativ große Kosten für etwas anfallen würden, das uns unterm Strich eigentlich nichts bringt. Wehmut ist in dieser Frage nicht richtungs-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 106

weisend für die Zukunft. Daher danke ich unserer Ministerin für ihren klaren Blick. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesministerin Bures: Danke, Josef Auer!)

13.26


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzter Redner zu diesem Tagesord­nungs­punkt ist Herr Abgeordneter Tadler zu Wort gemeldet. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.26.36

Abgeordneter Erich Tadler (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Wir haben ja schon gehört, dass es höchste Zeit für diese Regierungsvorlage, für diese Regelung ist. Kapitän Keck beziehungsweise Kollege Keck – kein Pirat, sondern ein Sozialdemokrat – hat ja schon im letzten Ausschuss die letzten drei Schiffe, die noch unter österreichischer Flagge gefahren sind, quasi sehr fachlich und kompetent versenkt – nicht die „Lucona“.

Die hunderttausenden – das habe ich auch vom Kollegen Keck – Befähigungs­nachweise, die nicht immer wohl im Ausland erworben wurden, werden nun durch qualitätsvolle internationale Ausbildungsnachweise ersetzt.

Die internationale Bodenseeschifffahrt der Kollegen Walser und Hagen war nur kurz eine Themenverfehlung. Die gewerkschaftlichen Wogen, die negative Stellungnahme des ÖGB, wurden durch die Frau Ministerin aber dann bravourös geglättet.

Kollege Auer hat anschließend noch die drei verbliebenen beziehungsweise wieder­aufgenommenen Anträge sechs bis acht mit einem Tripel-Antrag – natürlich mit Unterstützung des Noch-Koalitionspartners ÖVP – im Papierkampf versenkt.

Ich werde zustimmen. – Danke. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

13.28

13.28.10

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1730 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung zustimmen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Auch das ist Einstim­migkeit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

13.28.498. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1636 d.B.): Ko­ope­rationsabkommen über Satellitennavigation zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten und dem Königreich Norwegen (1747 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen nun zum 8. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich mache darauf aufmerksam, dass dazu nur vier Redner zu Wort gemeldet sind.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 107

Als Erste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Lohfeyer zu Wort. 3 Minuten Redezeit sind eingestellt – Bitte.

 


13.29.21

Abgeordnete Mag. Rosa Lohfeyer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minis­terin! Hohes Haus! Mit dem Satellitennavigationssystem Galileo startet die EU einen neuen Innovationszyklus mit einer Vielzahl von potentiellen Anwendungen. Galileo ist eine gemeinsame Initiative der EU-Kommission und der EU-Weltraumagentur ESA und Teil des TEN-Verkehrsprojektes.

Im Herbst 2010 sind bereits die ersten Satelliten ins All gebracht worden, und bis 2020 sollen in regelmäßigen Abständen weitere folgen. Europa soll damit ein eigenes mo­der­nes, unabhängiges und globales Satellitennavigationssystem unter ziviler Kontrolle besitzen, das sich an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientiert und alle in der Land-, Luft- und Seefahrt relevanten Anforderungen der Benutzer abdecken soll.

Ziel ist, dass ein Angebot von fünf verschiedenen Navigationsdiensten zur Verfügung gestellt wird. Die ersten sind für 2014/2015 geplant. Die EU will mit diesem System beim Bereitstellen von zukunftsweisender Infrastruktur auf Augenhöhe mit anderen globalen Playern, wie zum Beispiel den USA, kommen. Durch die internationale Zusam­menarbeit soll daraus ein maximaler Nutzen gezogen werden.

Norwegen ist bereits seit der Anfangs- und Definierungsphase des Galileo-Programms einer der engsten Kooperationspartner außerhalb der EU und hat im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der Europäischen Weltraumorganisation politisch und technisch mitgewirkt. Es beherbergt bereits zwei wichtige Bodenstationen, die zum einwandfreien Funktionieren des Systems beitragen sollen, und beteiligt sich auch finanziell am Galileo-Programm.

Mit dem vorliegenden Abkommen wird die Teilnahme von Norwegen am Programm geregelt und die Stärkung der Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen wie Sicherheit, Ausfuhrkontrolle, Funkfrequenzen, Akkreditierung und Bodeneinrichtungen bezweckt. Norwegen verpflichtet sich außerdem mit diesem Abkommen, künftig gemeinschaftspolitische Maßnahmen zum Schutz dieses Navigationssystems mitzu­tragen.

Das BMVIT und die Ministerin unterstützen die Entwicklung von nachhaltigen tech­nologischen Lösungen und stärken damit die österreichische Position im inter­nationalen Wettbewerb. Alle fünf Fraktionen haben im Verkehrsausschuss diesem Staatsvertrag zugestimmt. (Beifall bei der SPÖ.)

13.32


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schmuckenschlager. 4 Minuten Redezeit sind eingestellt. – Bitte.

 


13.32.10

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesminister! Bei dieser Regierungsvorlage geht es um die Kooperation im Bereich der Satellitennavigation zwischen der Europäischen Union, ihren Mitglied­staaten und dem Königreich Norwegen. Norwegen ist ja schon lange Partner beim Projekt Galileo und Mitglied der europäischen Raumfahrt. Hier steht vor allem im Vordergrund, dass Norwegen zwei wichtige Bodenstationen für dieses Galileo-Projekt hat, von denen aus man letztendlich auch die Kontrolle der Satelliten durchführen kann. Die Ratifizierung dieses Abkommens stärkt auch das gesamte EWR-Abkommen, und hier vor allem die Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit, der Akkreditierung von Funkfrequenzen und der Ausfuhrkontrollen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 108

Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo ist ja Teil des globalen Naviga­tions­satellitensystems. Hier ist es das Ziel der EU, die Bereitstellung dieser Tech­nologien vor allem in Richtung Zukunft für alle Teilnehmer zu erreichen, da wir hier international sehr starke Entwicklungen haben. Wir haben in den USA das GPS-System, in Russland das GLONASS-System und eben in der EU das Galileo-Projekt. Aber auch China, Japan und Indien betätigen sich sehr stark am Aufbau und an der Weiterentwicklung. Da müssen wir als Europäische Union klarerweise sehr stark in diese Richtung arbeiten, und da sind Partner wie Norwegen natürlich immer willkom­men.

Daher ist es auch das Ziel, im Galileo-Projekt einerseits zivile Ziele zu entwickeln, aber seit 2008 ist die Europäische Union andererseits auch befugt, die Erkenntnisse vom Galileo-Projekt für die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik zur Verfügung zu stellen. Das ist als ein wichtiger Schritt für die Sicherheit in Europa, aber auch für wirtschaftliche und zivile Ziele und für die Bevölkerung hervorzustreichen. Wenn wir da international so starke Bewegungen haben, ist es sehr gut, wenn wir diese Kooperation innerhalb Europas unterstützen. (Beifall bei der ÖVP.)

13.34


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Moser. 2 Minuten Redezeit sind eingestellt. – Bitte.

 


13.34.26

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Frau Ministerin! Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Selbstverständlich unterstützen auch wir dieses Abkommen, das ist ganz klar. Nur: Ich nehme eine Minute in Anspruch, um die Problematik irgendwie darzustellen; der Vorredner hat ohnehin schon darauf hingedeutet.

Es entwickeln sich weltweit unterschiedliche Satellitensysteme – die Amerikaner militä­risch führend. Natürlich besteht eine Notwendigkeit für Europa, dass wir ein ziviles Satellitennavigationssystem namens Galileo auch uns vorbehalten. Kosten­mäßig ist es ein relativ großer Brocken, muss man sagen. Wir investieren hier sehr viel, obwohl sich die wirtschaftliche Nutzung beileibe noch nicht irgendwie ergeben hat. Was meine Erkundigungen anlangt, ist noch völlig offen, in welchen Bereichen das etwas bringen wird. Momentan ist es ein riesiger Investitionsbrocken.

Die Deutschen haben auch das Lkw-Mautsystem darauf abgestimmt, mit allen Schwierigkeiten, die damit verbunden waren. Wir können das in Zukunft vielleicht auch für solche Technologien oder für solche Methoden heranziehen. Wir Grüne stehen dahinter, nur müssen wir uns gleichzeitig bewusst sein, dass es eine sehr teure Angelegenheit ist und dass wir in Konkurrenz zu großen Militärblöcken stehen. Da bereits China und Indien genannt worden sind: Ja, die machen das sicherlich aus militärischen Zwecken.

Es wäre angesichts einer globalisierten Weltwirtschaft sicher am sinnvollsten, wenn wir ein globales, weltweites Satellitensystem hätten. Das wäre billiger, effizienter, ökonomischer und wahrscheinlich auch friedlicher. Das wäre das eigentliche Ziel! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

13.36


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundes­minis­terin Bures zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.36.16

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe dem vorliegenden Gesetz ja schon zugestimmt, allerdings mit wesentlich mehr Optimismus,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 109

als Kollegin Moser das offensichtlich vorhat, nämlich deshalb, weil ich glaube, dass es gut ist, wenn ein zusätzliches Land dieses Kooperationsabkommen mit den EU-Mitgliedstaaten trifft.

Wir haben jetzt auch die gesamte Breite der Verkehrspolitik und Mobilitätsfragen gesehen. Wir haben nun einige Stunden diskutiert, von der Straße über die Schiene, über die Luftfahrt, bis zur Hochseeschifffahrt, und jetzt reden wir über die Weltraum­fahrt, ohne wirklich abzuheben, sondern trotzdem mit Bodenhaftung. Dabei ist es mir wichtig, zu sagen, dass eigentlich jeder von uns jeden Tag mit Weltraumtechnologien konfrontiert ist: Wir könnten nicht telefonieren, wir könnten nicht fernsehen; alle, die ein Navigationssystem im Auto haben. Unser Leben wird davon bestimmt. Wie am nächsten Tag das Wetter sein wird, wissen wir, weil es diese Technologien gibt.

Das Tolle am Galileo-Programm und daher auch das Positive, wenn sich weitere Länder innerhalb Europas dem anschließen, ist, dass es das erste globale Satelliten­navigationssystem mit friedlicher Nutzung ist, dass die Kontrolle nicht den Militärs unterstellt ist, sondern dass es ein globales Navigationssystem gibt, das ausschließlich unter ziviler Kontrolle steht. Das ist der Grund, warum ich es unterstütze. Aber ich unterstütze es auch deshalb, weil Österreich bei Weltraumtechnologien exzellente Forscherinnen und Forscher hat, exzellente Forschungsabteilungen, ob das bei der Firma RUAG ist, bei Siemens, ob das in außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie Joanneum Research ist, an der Technischen Universität Wien, an der Technischen Universität Graz, die hier wirklich exzellente wissenschaftliche und konkrete tech­nologische Arbeit leisten.

Es gibt daher ein bisschen Made in Austria bei der Weltraumtechnologie. Darauf können wir stolz sein. Und ich bin froh darüber, dass sich viele Länder in Europa der friedlichen Nutzung dieses Navigationssystems anschließen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

13.38


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. 2 Minu­ten Redezeit sind eingestellt. – Bitte.

 


13.38.40

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Wir beschließen heute die Umsetzung der Ratifizierung der Regierungs­vorlage: Kooperationsabkommen über Satellitennavigation zwischen der Europäischen Union und Norwegen.

Norwegen kooperiert schon seit Beginn eng mit der Europäischen Union beim Aufbau des Satellitensystems Galileo. Das Land Norwegen beherbergt zwei wichtige Boden­stationen, die zum einwandfreien Funktionieren dieses Systems beitragen werden. Norwegen verpflichtet sich in diesem Abkommen, künftig gemeinschaftspolitische Maß­nahmen zum Schutz der europäischen GNSS-Programme EGNOS und Galileo mitzu­tragen. Es wird sich auch künftig am Galileo-Programm und an der Finanzierung des Ganzen im Rahmen des EWR-Abkommens beteiligen.

Ich glaube, das ist notwendig. Wir sehen darin eine klare Verbesserung. Wir sehen es nicht so pessimistisch, wir sehen es optimistisch, Frau Minister. Das BZÖ ist eine Zukunftspartei. (Heiterkeit des Abg. Riepl.) Hier steckt Zukunft drinnen, und hier sind wir dafür, dass nicht nur wir zahlen, sondern auch andere mitzahlen. Deswegen werden wir dem gerne zustimmen. (Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

13.39

13.39.40

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 110

Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag des Verkehrsausschusses, dem Abschluss des gegenständlichen Staatsvertrages in 1636 der Beilagen gemäß Artikel 50 Abs. 1 Z 1 Bundes-Verfassungsgesetz die Genehmigung zu erteilen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gelangen weiters zur Abstimmung über den Antrag des Verkehrsausschusses, dass die dänische, bulgarische, englische, estnische, finnische, französische, griechi­sche, italienische, lettische, litauische, maltesische, niederländische, polnische, portu­gie­sische, rumänische, schwedische, slowakische, slowenische, spanische, tschechi­sche, ungarische und norwegische Sprachfassung dieses Staatsvertrages gemäß Artikel 49 Abs. 2 Bundes-Verfassungsgesetz dadurch kundzumachen sind, dass sie zur öffentlichen Einsichtnahme im Bundesministerium für europäische und inter­nationale Angelegenheiten aufliegen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Auch das ist einstimmig angenommen.

13.41.17 9. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1729 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundes­ministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird (1755 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen zum 9. Punkt der Tagesordnung.

Auf die mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Gradauer. Wunschgemäß sind 4 Minu­ten Redezeit eingestellt. – Bitte.

 


13.41.48

Abgeordneter Alois Gradauer (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen auf der Regie­rungs­bank! Sehr geehrte Damen und Herren, Sie wissen, ich komme aus der Privatwirtschaft; ich habe bei der gestrigen Sitzung des Budgetausschusses ein sehr mulmiges Gefühl gehabt. Immerhin geht es bei dem Gesetzentwurf um Investitionen und Finanzierungen im Ausmaß von 32 Milliarden €, und das ohne konkrete Erklärung und ohne die dazu notwendigen Rahmenpläne. Es war Frau Minister Fekter anwesend – leider nicht die Frau Verkehrsministerin, möglicherweise hätte sich gestern diese Diskussion sonst anders ergeben.

Aber: Einfach so sollen wir zustimmen, ohne Information über gewaltige Beträge, die bis ins Jahr 2065 zurückgezahlt werden – eine Blankovollmacht, die man von uns Abgeordneten im Budgetausschuss verlangt hat. Das ist mit uns, meine Damen und Herren, mit der FPÖ nicht zu machen! Das ist unverantwortlich, das ist unkauf­männisch, und das ist auch den Steuerzahlern nicht zumutbar. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich denke aber, dass nicht nur mir und uns mulmig zumute war, sondern auch der ÖVP. Ich verweise auf die beantragte namentliche Abstimmung und die Ergebnisse, von jedem Einzelnen abgefragt, hießen „Na ja!“ mit Bauchweh. Ein Abgeordneter hat sogar mit Nein gestimmt, das ist schon beachtlich. Ich habe mich darüber gewundert, dass man dem Vertagungsantrag, der gestellt worden war, nicht zugestimmt hat.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 111

Frau Bundesminister Fekter! Auch Ihnen war bei dieser Entscheidung nicht wohl, das habe ich gemerkt. Herr Stummvoll hat sich ebenfalls entsprechend geäußert. Erst als Klubobmann Kopf gekommen ist, ist die Geschichte ins Laufen gekommen. Das ist das Dilemma dieser Bundesregierung – ich habe gehört, weil es vorher ein Match Land­wirtschaft gegen ÖBB gegeben hat! Letztlich geht es darum, dass immer der Steuerzahler der „Tintinger“ ist; immer ist der Steuerzahler der Dumme und muss das bezahlen. Mit uns Freiheitlichen, meine Damen und Herren, nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

Beide Bereiche – auf diesem Standpunkt stehe ich – müssen reformiert werden. Ich habe ein bisschen Angst bekommen, als ich von Frau Bundesminister Fekter erfahren konnte, dass die Verbindlichkeiten der ÖBB von derzeit 18 Milliarden bis zum Jahre 2017 auf 27 Milliarden € ansteigen werden. Da muss es einem schwummelig werden, denn das sind Beträge, die gigantisch sind – und irgendwann müssen sie ja zurückgezahlt werden!

Es fragt sich: Gibt es denn nichts Besseres in Europa, mit dem man es vergleichen könnte? – Ja, das gibt es: mit der Schweizer Bahn. Die Schweizer Bahn – und da geht es um die Produktivität dieser Einrichtung – erbringt mit 27 000 Mitarbeitern dieselbe Leistung wie die Österreichischen Bundesbahnen mit 42 000 Mitarbeitern. (Abg. Haberzettl: Völliger Blödsinn!) – Das ist kein Blödsinn! Da brauchen Sie nur daran zu denken, Herr Haberzettl: Im ORF-„Report“ ist das vor zirka 14 Tagen genau dargestellt worden.

Ein wesentlicher Punkt dabei ist auch der, dass die Schweizer bei der Bundesbahn keine Beamten, sondern normale Angestellte sind, die mit 65 Jahren in Pension gehen. Bei Ihnen sind es die Leute, die mit 52 Jahren gehen, Herr Haberzettl! (Abg. Haberzettl: Das ist ja so dumm ...!) Dieser Unfug muss einfach aufhören. Das kann man nicht abwälzen auf die anderen Beschäftigten in Österreich. (Abg. Krainer: Aber seit 1995 ist auch jeder neue ÖBBler ...! – Weitere Zwischenrufe.)

Es geht auch um die Qualität der Bundesbahn. Die Schweizer fahren pünktlich, ver­lässlich, komfortabel. Ich glaube, wenn die Westbahn in der Schweiz anfangen würde, hätte sie dort keine Chance, denn die Schweizer sagen: Das ist meine Bahn, und mit der Schweizer Bahn fahre ich! Da sind wir bei den ÖBB noch weit weg.

Die Staatsfinanzen in der Schweiz sind ja, wie bekannt, sehr, sehr gut in Ordnung. Die Verschuldung liegt bei 40 Prozent – in Österreich, inklusive ASFINAG und ÖBB, bei 85 Prozent!

Da Sie, Frau Bundesminister Fekter, heute darüber jubiliert haben, dass wir so glück­lich über den Abschluss mit der Schweiz sind, möchte ich doch immer wieder auf das Gesamtergebnis hinweisen – 2011 liegt ja vor –: Wir haben 5 Milliarden mehr an Steuern abkassiert, die Ausgaben sind gleich geblieben; von Sparen also überhaupt keine Rede! Es ist nur abkassiert worden. Das ist der falsche Weg, meine Damen und Herren – nicht mit uns! (Beifall bei der FPÖ.)

13.47


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.47.11

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Präsident! Meine beiden Damen auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Wir haben erst gestern im Budget­ausschuss die vorliegende Gesetzesvorlage diskutiert. Ich gebe gerne zu, da hat es gewisse Irritationen gegeben – Irritationen in zweifacher Richtung: einmal, weil wir hier zweifellos eine gewisse Schnittstellenproblematik im Parlament zwischen Verkehrs-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 112

ausschuss und Budgetausschuss haben, andererseits aber auch, weil wir uns doch in einem gewissen Spannungsverhältnis zwischen Regierung und Parlament befinden.

Wir haben einen Plan, der eigentlich einer Anregung des Rechnungshofes entspricht, über die Vorbelastungen aus der Infrastruktur der ÖBB für die nächsten Jahre bekom­men. Da steht drin: Vorbelastungen aus Investitionen dieses Jahres so viel, aus jenem Jahr so viel, aus dem Jahr so viel – und sonst nichts. Das alles geht zurück auf einen Rahmenplan der Regierung, der Verkehrsministerin, und natürlich war jetzt diese Situation da: Wer nicht Mitglied des Verkehrsausschusses ist, ist über diese Dinge nicht informiert gewesen.

Da war eine breite Meinung, und ich habe mich der Meinung vor allem auch von Frau Gabriela Moser angeschlossen, die das als Erste vorgebracht hat: Es kann ja eigentlich nicht sein! Wenn ein Parlament selbstbewusst ist, dann kann es nicht sein, dass die Regierung Rahmenpläne in Milliardenhöhe macht, die das Parlament nicht kennt – und dann heißt es: Ihr beschließt jetzt diese Milliarden für das Budget! Das kann es wirklich nicht sein.

Daher haben wir dann nach interner Beratung und nach Sitzungsunterbrechung – das sage ich ganz offen, diese hat sich einfach nicht vermeiden lassen – gemeint, wir wollen, da wir ja diesmal vor allem den Rahmenplan 2012 bis 2017 beschließen und im Herbst dieses Jahres schon wieder den nächsten Rahmenplan beschließen, 2013 bis 2018, ab der nächsten Sitzung, ab Herbst im Budgetausschuss beides haben: Wir wollen den Rahmenplan haben, und wir wollen dann auch die entsprechenden Vorbelastungen aufgrund des Rahmenplans beschließen können.

Aber dass wir sozusagen nur die Milliarden durchwinken, die irgendwo in einem Rah­men­plan der Regierung enthalten sind – ich glaube, das geht nicht, wenn man da als Parlament selbstbewusst ist. Er ist heute leider nicht da, aber ich appelliere da auch an Klubobmann Josef Cap, der immer sagt: Bitte, Parlament neu heißt größeres Selbst­bewusstsein! Wir haben erst jetzt wieder – ich war gerade vorhin bei der Frau Präsidentin – auch einen Akt des Selbstbewusstseins gesetzt, indem wir einen eigenen Budgetdienst im Parlament einrichten wollen.

Wenn man selbstbewusst ist als Parlament, dann muss man sagen, dass das zusam­mengehört, dann wollen wir im Parlament beides haben: Wir wollen den Rahmenplan für die notwendigen, wichtigen infrastrukturellen Maßnahmen haben – wir bekennen uns alle zur Infrastruktur, gar keine Frage, das ist ganz wichtig, auch für den Wirt­schafts­standort Österreich –, um als Parlamentarier nicht nur Milliarden durchzu­winken. Wir wollen hier den Rahmenplan samt seinen finanziellen Konsequenzen besprechen. Das war unsere Position. Daher werden wir heute als ÖVP-Fraktion zustimmen, aber ab Herbst muss dem Parlament beides vorliegen. (Beifall bei der ÖVP.)

13.50


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Moser. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.50.32

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Herr Präsident! Werte Ministerinnen! Meine Damen und Herren! Kollege Stummvoll hat bereits auf die äußerst schwierige Situation im Budgetausschuss hingewiesen. Erstmalig war für mich gestern spürbar, dass Abgeordnete in ihrer vom Klubobmann beziehungsweise von der Bundesre­gierung vorgegebenen Meinung zu schwanken und selbständig zu überlegen began­nen. Mein langjähriger argumentativer Einsatz dürfte da vielleicht doch auf fruchtbaren Boden gefallen sein.


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Aus der Budgetdiskussion ist Ihnen vielleicht noch in Erinnerung, dass ich Ihnen damals eine Graphik, die der Rechnungshof erstellt hat – ich habe sie zusätzlich noch eingefärbt und dadurch verbessert –, vorgelegt habe. (Die Rednerin stellt eine Tafel mit Graphiken vor sich am Rednerpult auf.) Es sollte verdeutlicht und bewusst gemacht werden, in welche Dimensionen die sogenannten Vorbelastungen für Infrastrukturin­ves­titionen reichen, welche Schuldenberge sich da auftürmen.

Zusätzlich habe ich damals noch gezeigt, dass auch die ÖBB ihren Beitrag zur Tilgung des Investitionsaufwandes für diese Megaprojekte zu leisten haben. Dieser in der Graphik violett eingefärbte Bereich, der auf die ÖBB entfällt, ist noch in keiner Weise durch irgendwelche Einnahmen abgedeckt.

Ich habe Ihnen das damals gezeigt, und Ihnen ist klargeworden, dass das eine Megabelastung ist. Ich habe sowohl die Frau Verkehrsministerin als auch die Frau Finanzministerin immer wieder ersucht, mir zu sagen, wie diese budgetär abgedeckt werden soll. Gestern hat mir die Frau Finanzministerin geantwortet: Durch den Steuer­zahler. – Ja, aber durch welche Steuereinnahmen? Durch welche Steuereinnahmen sollen in Zukunft jährlich Beträge zwischen 1,2 Milliarden, 1,3 bis zu 2,2 Milliarden € zusätzlich zu dem, was sowieso schon für die ÖBB gezahlt wird, aufgebracht werden? Das gilt insbesondere für die Jahre 2021 bis 2043. Dazu müssen Sie dann noch die Inflation rechnen. (Abg. Krainer: Umgekehrt! Die Inflationsrate können Sie abziehen!)

Jetzt kommt von Seiten des Finanzressorts noch die Information, dass die Hälfte die­ses Annuitätenberges – die Hälfte! – nur Zinsen sind, die eine Hälfte ist Tilgung, die andere Zinsen. Daran verdienen also erstens die Bauindustrie, zweitens die Finanz­industrie, die Banken, und wir wissen bis heute nicht, welche Einnahmen dazu herangezogen werden sollen, um das zu bezahlen.

Jetzt zeige ich Ihnen die Kehrseite des Ganzen – ich habe mir das ja extra überlegt –, nämlich den Rahmenplan, den Herr Kollege Stummvoll bereits angesprochen hat. (Die Rednerin dreht die am Rednerpult aufgestellte Tafel um.)

Ich nehme dazu eine Variante, die die ÖBB selbst im Jahr 2006 dargestellt haben und die bis ins Jahr 2011 reicht. Damals haben sie eine Bewertung der einzelnen Projekte vorgenommen. Rot steht dabei für betriebswirtschaftlich sinnlos, vom Kundenstand­punkt her unnötig und von der Finanzierung her problematisch. (Abg. Dr. Rosenkranz: Ist das jetzt eine politische Wertung?) Das ist die Wertung, die die ÖBB selbst vorgenommen haben!

Die roten Zonen zeigen, dass sich diese Projekte betriebswirtschaftlich nie rentieren werden, keinen zusätzlichen Kundennutzen bringen und zu allem Überfluss auch noch finanziell höchst problematisch sind. Genau das wird dem Parlament immer vor­enthalten; ich habe mir das sozusagen hinter den Kulissen organisieren können. Diese unnötigen Investitionen sind die Kehrseite dieses Schuldenbergs. (Die Rednerin wen­det die Tafel wieder.)

Darum wollte ich Ihnen das hier jetzt noch einmal vor Augen führen. Man kann es drehen und wenden, wie man will (die Rednerin vollführt diesen Vorgang mit der Tafel – Abg. Rädler: Schön gemacht!), wir bekommen wieder ungedeckte Schecks für eine Rechnung, die beginnend unter Schwarz-Blau mit Forstinger, mit Gorbach auf Druck der Bundesländer aufgemacht wurde, weil Verkehrsprojekte in den Rahmen­plan aufgenommen wurden, die betriebswirtschaftlich, vom Kundennutzen her und finanzierungsmäßig rot sind. Das werden wir dann – das ist ja der Beschluss heute – bis in die 2070er Jahre zurückzuzahlen haben. Das bereitet der Finanzministerin nicht nur schlaflose Nächte, es ist nicht nur mordsschmerzhaft – ein wortwörtliches Zitat aus der gestrigen Sitzung –, diese sich über viele Jahre erstreckende Rückzahlung ist vor allem auch ökonomisch und budgetpolitisch ein Wahnsinn.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 114

Man muss auch damit rechnen, dass man ab dem 25. Jahr für Instandhaltung und Reparaturen schon wieder Geld benötigt. Das bedeutet, man benötigt bereits wieder zusätzliches Geld, während man die ursprüngliche Investition noch zurückzahlt. Damit wächst ein Schuldenberg an, der nicht mehr bewältigbar ist. Das verursacht bei mir großes Bauchweh, und darum bin ich auch froh, dass in der ÖVP in dem Punkt endlich auch die Alarmsirenen schrillen, weil man sehenden Auges ein derartiges Finanzie­rungsrisiko eingeht. Ich hätte gar nichts dagegen, dass wir das bauen, wenn wir es uns leisten könnten. Es gibt jedoch keine Gegenfinanzierungsvorschläge!

In der Schweiz gibt es eine Gegenfinanzierung; wir haben sie nicht. Wir würden 2 Prozent Mehrwertsteuererhöhung benötigen, um diesen Schuldenberg zu bedienen. Mir fällt sonst nichts ein. Wollen Sie das? – Ich will das nicht, denn das wäre sozial höchst ungerecht. (Abg. Kopf: Jetzt haben wir schon gedacht, Sie wollen das!)

Ich leide darunter, dass genau das, was jetzt endlich erkannt worden ist, immer hinter dem Rücken des Parlaments vor sich geht. Darum bin ich ja dafür, dass wir endlich einmal die Rahmenpläne diskutieren, dass wir die Investitionen in die Infrastruktur diskutieren, dass wir einmal die Kosten/Nutzen-Relation bedenken.

Abschließend will ich noch ein paar Beispiele anführen: Durch diese rot eingefärbten Investitionen bleiben andere auf der Strecke. Viele von Ihnen pendeln vielleicht sogar auf der Südbahnstrecke nach Wien. Dort brauchen wir verstärkte Kapazitäten, dort brauchen wir an sich eine viergleisige Variante und zusätzlich die Pottendorfer Linie. Das wird aber just nicht gebaut! (Abg. Krainer: Sicher doch!) – Nein, der Ausbau der Pottendorfer Linie ist verschoben worden, und das wird nicht gebaut. (Abg. Krainer: Doch, sie ist im Ausbauplan enthalten! Es gibt jedoch eine grüne Bürgerinitiative, die sich gegen die Trassenführung wehrt!) – Ja, das wird sich regeln lassen. Wir brauchen auf der Südbahn mehr Kapazität. (Abg. Krainer: Wir leben in einer Demokratie! Sollen wir da einfach drüberfahren?!) Uns nutzt es gar nichts, wenn es irgendwo im Süden Österreichs zusätzliche Tunnel gibt, wenn die Pendlerinnen und Pendler im Zug gar keinen Platz mehr finden, weil die Strecke voll ausgelastet ist. Dort gehört Geld hin! (Beifall bei den Grünen.)

Genauso in die Elektrifizierung und Verbesserung der Strecke Gänserndorf – Marchegg – Bratislava. Es gibt ein Vorziehen eines ersten Teilstücks, Frau Ministerin. Das haben Sie gestern auch zu Recht angeführt. Dann hakt es allerdings wieder.

Gestern war ein slowakischer Journalist bei mir, der gesagt hat, dass er an sich mit dem Zug fährt, weil das kalkulierbar ist. Es ist nur so, dass momentan auf dieser Strecke kein Zug fährt. Er hat erst im Bahnhof Bratislava erfahren, dass es derzeit keine Zugverbindung auf der gängigen Strecke über Marchegg gibt. Ich weiß nicht, aufgrund welcher Bauarbeiten oder sonstiger Dispositionen das momentan so ist. Er zum Beispiel bräuchte dringend diese Strecke, genauso wie umgekehrt auch Menschen, die von Wien nach Bratislava fahren wollen. Es geht um eine Verbindung zwischen europäische Metropolen!

Stattdessen füttern wir die Bau-, insbesondere die Tunnelbauindustrie und die Banken­welt mit Projekten, die rot sind und uns diesen Schuldenberg bescheren. Unsere Zustimmung dafür haben sie noch nie gehabt, und dabei wird es bleiben. Wir wollen eine sinnvolle Diskussion! Der Ansatz Stummvolls kommt leider zu spät. Ich könnte Ihnen noch zahlreiche Unterlagen mit grünen Strecken zeigen, mit Strecken also, die sich in dreifacher Hinsicht rentieren, aber mir bleibt leider keine Zeit mehr dafür. Darum sollen wir auch dringend einmal die Verschränkung Budget- und Verkehrsausschuss vornehmen, damit Investitionen in die Schiene, für die ich ja prinzipiell immer wieder


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 115

plädiere, auf sinnvolle Art und Weise erfolgen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Linder.)

13.58


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Haberzettl. 4 Minu­ten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.58.58

Abgeordneter Wilhelm Haberzettl (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Verehrte Damen aus der Regierungsmannschaft! Durch den vorliegenden Gesetzentwurf wird die haushaltsrechtliche Ermächtigung zur Begründung jener Vorbelastung geschaffen, die durch Infrastrukturinvestitionen von jetzt bis zum Jahr 2017 und die ausgelösten Annuitäten bis zum Jahr 2066 entstehen.

Eine solche Transparenz und Offenheit hat es in diesem Hause bezüglich Infrastruktur im Schienenbereich noch nie gegeben. Grundlage dafür ist der am 27. März 2012 im Ministerrat beschlossene ÖBB-Rahmenplan mit Wirkungszeit von 2012 bis 2017. 12,8 Milliarden € werden in den Infrastrukturausbau investiert. Und ich betone ausdrücklich, dass das ein Schieneninfrastrukturausbau ist, der allgemein zugänglich ist. Das ist kein Hobby, dem nur für die ÖBB gefrönt wird.

Ich möchte einige Details aus der Planung herausgreifen, damit Sie auch wissen, was Sie nicht wollen. Sie wollen nicht die Fertigstellung des viergleisigen Westbahnausbaus zwischen Wien und Wels samt Güterzugumfahrung Sankt Pölten und auch nicht die Unterinntalstrecke. (Abg. Dr. Moser: Es geht da nicht ums Wollen! Wollen würden wir vielleicht schon, nur können wir es uns nicht leisten!) Sie wollen den Bau des Brenner-Basistunnels nicht. Sie wollen die Errichtung des Südbahnsystems nicht, das Sie ja urgieren, Frau Kollegin Moser, mit dem Bahnhof Wien.

Der Ausbau der Pottendorfer Linie ist geplant. Der Baubeginn des Semmering-Basistunnels ist geplant, wie immer man dazu auch stehen mag. Der Bahnhofumbau Graz und die Weiterführung des Koralmtunnels ist in dieser Zeitspanne geplant. Es ist geplant der Streckenausbau zwischen Graz und Spielfeld. Darüber hinaus sollen 100 Bahnhöfe und Haltestellen neu gebaut beziehungsweise modernisiert und barriere­frei gestaltet werden. Es ist geplant, die Summerauerbahn auszubauen. Es ist geplant, in dieser Zeit vier große Güterterminals zu erweitern oder neu zu errichten, und es ist geplant, qualitätssichernde beziehungsweise verbessernde Maßnahmen im Bestandsnetz durchzuführen, um dessen hohe Qualität aufrechtzuerhalten. Sagen Sie der Bevölkerung: Sie wollen das nicht! Dann können wir auch jede Menge aus diesem Investitionsvolumen streichen.

Geschätzte Damen und Herren! Auch die volkswirtschaftliche Bedeutung, die Frage des Wirtschaftsstandorts Österreich kommt mir bei der Erörterung des Ausbaus der Schieneninfrastruktur einfach zu kurz. Bei der Umsetzung des Rahmenplans führt der positive Effekt von 48 000 Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten gerechnet ab Inbetrieb­nahme zu einem steuerlichen Rückfluss von circa 25 Prozent – da sind Sozialver­sicherungsabgaben und Steuern eingerechnet – und einem Nutzen-Kosten-Quotienten von 0,8 Multiplikator. (Abg. Dr. Moser: Aber nicht beim Tunnelbau!)

Zum Effekt der Betriebsphase kommt noch der Effekt der Bauphase, der ja noch viel stärker, allerdings auch zeitlich limitiert ist, hinzu. 1 Milliarde € Investitionsvolumen sichert zwischen 15 000 und 17 000 Arbeitsplätze. Das heißt, in der Umsetzungsphase des Rahmenplanens reden wir von 30 000 bis 35 000 Arbeitsplätzen durch die jetzt geplanten jährlichen Investitionen. Ein steuerlicher Rückfluss, Abgabenrückfluss in der Höhe von 55 Prozent wird von den Fachleuten geschätzt und ein Nuten-Kosten-Quotient von 1,3. (Abg. Dr. Moser: Aber nicht beim Tunnelbau!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 116

Rechne ich die Bauplanung, die Bauphase und die Umsetzungs- und Betriebsphase zusammen, ergibt das einen Abgabenrückfluss von 80 Prozent, Kollegin Moser, und einen Nutzen-Kosten-Quotienten von 2,1. Nennen Sie mir bitte eine andere Investition in der Republik, die solche Werte aufweisen kann! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Moser: Das stimmt ja alles nicht!)

Eines möchte ich noch betonen: Die Finanzmittel werden nicht nur für den Neubau verwendet, sondern auch für die Erhaltung und den Ausbau des Bestandsnetzes und auch für den Bereich der Privatbahnen. Das sind dieselben Investitionen wie auch für die ÖBB.

Das ist ein absolut sinnvoller Weg, handelt es sich doch um langfristige Investitionen, und mit diesen langfristigen Investitionen ist letztendlich ein bleibender Wert, eine Wertsteigerung für die Republik Österreich verbunden. Darum ist es ein sinnvoller und richtiger Weg. (Beifall bei der SPÖ.)

14.03


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Kaufmann-Bruckberger. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


14.04.04

Abgeordnete Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrte Damen der Bundesregierung! Hohes Haus! Wie man von Seiten der SPÖ und der ÖVP mit den Milliarden € für die Schieneninfrastruktur umgeht, das ist wirklich inakzeptabel. Sie legen uns eine Regierungsvorlage vor, die als Basis einen Rahmenplan hat. Dieser Rahmenplan wurde zwar im Ministerrat beschlossen, aber dem Nationalrat nicht vorgelegt beziehungsweise auch nicht zur Kenntnis gebracht. Sie wollen heute eine Gesetzesvorlage beschließen, die von uns mitgetragen werden soll, und ich kann Ihnen schon sagen: Das BZÖ wird diese mit Sicherheit nicht mittragen. (Beifall beim BZÖ.)

Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, Sie wollen heute 33 Milliar­den € für Infrastrukturprojekte bis 2017 freigeben, und eigentlich wissen Sie gar nicht, wofür diese Gelder überhaupt verwendet werden, welche Projekte da dahinterstehen. (Abg. Krainer: Das stimmt doch nicht! Wir wissen es! – Abg. Weninger: Haberzettl hat sie ja gerade aufgezählt!) – Ja, Sie wissen es, aber wir wissen es leider nicht. (Abg. Krainer: Schauen Sie doch einfach einmal auf der Website des BMVIT nach!) – Ja, gestern war das noch nicht drauf, Kollege Krainer.

33 Milliarden €, Geld der Österreicher und Österreicherinnen, Gelder, die bis 2066 verplant sind, 33 Milliarden € ohne Zinsenberechnung. Herr Kollege Krainer! Sie haben gestern im Ausschuss gesagt, dass es sicherlich das Doppelte ausmachen wird.

Herr Kollege Krainer, Sie schreiben auch in einer Presseaussendung: Transparenz und Klarheit für Infrastrukturinvestitionen. Ich sage Ihnen etwas: Ich stimme Ihnen da zu, voll und ganz, aber wo ist der Rahmenplan? Wo ist die Vorlage, was mit diesen 33 Milliar­den geschehen wird? Wo bleibt die Transparenz und die Klarheit? Hier sind sie jedenfalls nicht! (Beifall beim BZÖ.)

Die Damen und Herren von der ÖVP haben gestern im Ausschuss auch große Bedenken geäußert, diesem Entwurf zuzustimmen, ohne in Kenntnis des Plans zu sein. Nur einer von Ihnen hat den Mut gehabt, seinen Bedenken nachgegeben und mit der Opposition gegen diese Regierungsvorlage gestimmt. Leider Gottes ist Kollege Maier jetzt nicht da, denn sonst könnte er seinen Unmut auch hier einmal zum Ausdruck bringen. (Abg. Krainer: Er ist da!) – Entschuldigung! Ich habe Sie nicht gesehen. Es wäre schön, wenn Sie sich noch auf die Rednerliste setzen lassen können. Dann könnten Sie auch da einmal so richtig Luft ablassen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 117

Meine Damen und Herren von SPÖ und ÖVP, Sie beschließen heute 33 Milliarden €, ohne eigentlich zu wissen wofür, für welche Projekte im Detail. Wir wissen nicht, ob die Kalkulationen stimmen, wir wissen auch nicht, ob es zu Kostenüberschreitungen kommen wird.

Meiner Ansicht nach hat Verantwortungslosigkeit nur einen Namen, und der ist Rot-Schwarz. (Beifall beim BZÖ.)

14.07


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Eßl. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


14.07.19

Abgeordneter Franz Eßl (ÖVP): Herr Präsident! Meine geschätzten Damen auf der Regierungsbank! Selbstverständlich wollen wir alle eine gut funktionierende und moderne Infrastruktur, und dazu gehört auch der Schienenverkehr. Eine gute Infra­struktur bedeutet Arbeitsplätze, bedeutet Mobilität und bedeutet auch Lebensqualität. Wenn wir heute diesen Finanzplan beschließen, dann geht es darum, dass die Instandhaltung gesichert ist, dass aber auch Investitionen gesichert sind, und das erfordert eben erhebliche Finanzmittel.

Grundlage ist laut Gesetz ein sechsjähriger Rahmenplan, der die beabsichtigten und im Bau befindlichen Maßnahmen definiert. Der Unterschied zu dem, was in der Vergan­genheit üblich war, ist, dass wir jetzt beim Finanzplan über längere Zeiträume reden und nicht nur eine Vorausschau auf fünf Jahre machen. Es ist eigentlich gut so, dass wir das so machen.

Ich bin allerdings der Meinung, dass man die Art der Finanzierung doch überdenken sollte, denn derzeit reden wir über solche Zeiträume, dass unter Umständen Projekte schon wieder zu sanieren sind, wenn sie noch gar nicht einmal abbezahlt sind. Ich stehe zu sinnvollen Investitionen, aber die Kosten müssen überschaubar bleiben, und wir dürfen diese Investitionen nicht von unseren Kindeskindern bezahlen lassen.

Ich darf auch Kritik daran üben – das haben Redner der Opposition teilweise schon getan –, dass wir im Ausschuss gestern nicht die Informationen über diesen Rahmen­plan, der ja vom Ministerrat beschlossen worden ist, hatten. Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft diesen Rahmenplan als Grundlage für unsere Diskussion haben, wenn wir das im Budgetausschuss beschließen sollen. Vielleicht haben die Verkehrs­ausschuss­mitglieder diese Projekte gekannt, wir als Budgetausschussmitglieder aber eben nicht. Und da wünsche ich mir, dass es in Zukunft so sein wird, dass der Rahmenplan mit einem beigefügten Zeitplan, was die Umsetzung betrifft, gemeinsam mit der Be­deckung der Finanzierung diskutiert wird.

Und ein Letztes noch: Wir beschließen ja auch Zuschüsse für gemeinwirtschaftliche Leistungen, und da wünsche ich mir auch eine Gleichbehandlung.

Ich kenne keine anderen Bereiche, wo die Abgeltung von gemeinwirtschaftlichen Leistungen immer noch als Ermessensausgaben behandelt werden; und diese hier im Bereich der Bahn eben nicht. Darüber sollte man auch einmal diskutieren. (Abg. Krainer: Das steht im Gesetz drin, das sind ja gesetzliche Verpflichtungen!)

Wir werden das ganz sicher gemeinsam diskutieren, Herr Kollege Krainer, wo Leis­tungen Gegenleistungen erfordern und diese erbracht werden, dann werden wir das sicher auch diskutieren. Man kann auch diskutieren, ob man die gemeinwirt­schaftlichen Leistungen bei der Bahn vielleicht einmal ausschreiben sollte, das wäre sicherlich auch ein Ansatz, den man diskutieren könnte. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Haberzettl: Wie in der Landwirtschaft!)

14.10



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 118

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Linder. 4 Minu­ten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


14.10.47

Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Vorweg, wenn heute in der Früh Abgeordneter Stummvoll ganz vollmundig am Rednerpult gesagt hat, bitte habt Vertrauen in unsere Finanzministerin, so, glaube ich – wenn wir uns an den gestrigen Budgetausschuss erinnern und die Aussagen der ÖVP-Abgeordneten dazu herneh­men –, ist das Vertrauen in die Ministerin sehr, sehr enden wollend. Denn der eigenen Regierungs­vorlage nicht zustimmen zu wollen und mit Bauchweh zustimmen zu wollen und nur aus Koalitionsräson zustimmen zu wollen – ich denke, wenn Sie von uns verlangen, wir sollen Vertrauen haben, wenn Sie es selbst nicht in Sie haben, Frau Minister, dann ist das ein sehr weit hergeholtes Verlangen.

Wir sind nicht gegen die Infrastrukturprojekte, wir Freiheitlichen stehen hinter den Projekten (Bundesministerin Bures: Dann müsst ihr zustimmen! – Abg. Krainer: Aber zahlen wollt ihr nicht!), aber es kann nicht sein, dass auf Regierungsebene ein Infrastrukturplan beschlossen wird, wir hier im Parlament ohne Diskussion Milliarden zustimmen sollen, 33 Milliarden € auf den Tisch legen sollen, ohne diesen Infrastrukturplan zu kennen oder vorgelegt zu bekommen. (Zwischenruf der Abg. Dr. Moser.) Allein die Tatsache, dass Sie mit Kollegin Moser heute über grundlegende Themen diskutieren, ob ein Projekt zurückgestellt wird, wie weit es zurückgereiht wird, ich glaube, das ist sehr hinterfragenswert.

Wenn gestern im Ausschuss Kollege Stummvoll betonte, dass auch er den Plan nicht kennt, dass auch er keine Ahnung hat, wie dieser Infrastrukturplan aufgebaut ist, welche Projekte zurückgereiht werden, welche Projekte wann drankommen, und wenn die Frau Kollegin Moser sagt, wenn man ein bisschen Beziehungen hat, auf legalem und illegalem Weg bekommt man den Plan vielleicht irgendwo, damit man hinein­schauen kann, und wenn Kollege Ferry Maier sagt, ich habe ein paar Mal einen Plan gekriegt, aber der dient eigentlich nur der Verschleierung, weil jedes Mal alles anders dargestellt wird, so, glaube ich, ist das beschämend, dass man hier im Parlament etwas beschließt, wo führende Leute aus dem Parlament, führende Abge­ordnete sagen, wir haben keine Ahnung, wie dieser Infrastrukturplan ausschaut.

Deshalb wäre es ein fairer und gerechter Weg, diesen Beschluss heute abzulehnen, auf neuer Basis aufzubauen, uns Abgeordneten die entsprechenden Informationen vorzulegen und dann auf gut aufgebauten Informationen neu beschließen zu lassen. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist richtig, dass die Projekte vorangetrieben werden, wir stehen auch dazu, die Projekte, die Bauvorhaben möglichst schnell zum Abschluss zu bringen, denn die Ver­gangenheit hat es gezeigt, und auch die Erfahrung zeigt es, dass das Hinauszögern der Projekte nur Zeit und Geld kostet und wir große Gefahr laufen, dass uns andere Staaten mit Ersatzmaßnahmen, mit Ersatzbauten überholen werden und wir dann Bahnprojekte haben, die leider nicht mehr in dem Umfang genützt werden.

Deshalb schlage ich noch einmal vor und appelliere vor allem an die ÖVP-Leute, die gestern kritisch waren oder dagegen gestimmt haben: Stimmen wir gegen die Regie­rungsvorlage, schicken wir sie zurück, schauen wir, dass wir ordentliche Informationen bekommen, und dann können wir auf Basis dieser Informationen einen ordentlichen Beschluss fassen! (Beifall bei der FPÖ.)

14.14



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 119

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Krainer. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


14.15.00

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Zwischenrufe bei der ÖVP hinsichtlich der Krücken, mit deren Hilfe sich der Redner zum Rednerpult begeben hat.) – Ich weiß, Fußballspielen hat so seine Tücken.

Ich bin schon ein bisschen länger im Haus, und wenn Abgeordnete von FPÖ und BZÖ, also von Blau und Orange, hier herauskommen und meinen, da sei zu wenig Trans­parenz und wir haben den Rahmenplan nicht, dann muss ich sagen: Den Rahmenplan hat es auch gegeben, als es einen blauen oder orangen Minister gegeben hat, der ist nie dem Parlament vorgelegt worden. Der Unterschied ist der, dass er jetzt auf der Homepage des Ministeriums zum Herunterladen ist.

Was die Art und Weise betrifft, wie die Finanzierung war, so gab es drei Gesetze, die wesentlich weniger Transparenz gebracht haben, die hiermit aufgehoben werden und auf ein gemeinsames Gesetz gebracht werden und die auch getreu alle Zinszah­lungen bis ins Jahr 2065 darstellen. Es hat sich doch großteils nichts geändert, es ist nur transparenter geworden durch diese Vorgangsweise, die wir jetzt haben. (Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Deimek.)

Ich habe aber früher niemanden von Blau und Orange sich darüber beschweren gehört, dass da zu wenig Transparenz gewesen wäre. Es gibt jetzt mehr Transparenz, als es gab, als Sie in der Regierung waren, als Sie den Minister gestellt haben, weil der Rahmenverkehrsplan für die gesamte Öffentlichkeit einsehbar ist und weil wir die wahren Kosten der Finanzierung hier darstellen, bis die letzte Rate bezahlt worden ist. (Abg. Riepl: Genau so ist es !)

Infrastrukturinvestitionen werden über viele Jahre bezahlt, und das ist auch richtig so. Wissen Sie, dass zirka 70 Prozent unseres heutigen Schienennetzes aus der Mo­narchie stammen, das heißt, zwischen 100 und 150 Jahre alt sind und auch seit 100 oder 150 Jahren benützt werden? Und die soll ich nicht 50 Jahre lang finanzieren dürfen? Wieso nicht? – Natürlich werden die auf 50 Jahre finanziert. (Abg. Dr. Moser: Das ist sauteuer!) – Und das ist jetzt auch keine neue Erfindung von irgendwelchen Roten oder Schwarzen.

Ich bringe ein immer wieder wunderbares Beispiel: Einer der letzten – weil er nicht demokratisch gewählt wurde – Bürgermeister von Wien, der nicht ein Sozialdemokrat war – von demokratisch legitimierten Bürgermeistern gibt es ja nur Sozialdemokraten in Wien –, war der Bürgermeister Lueger. Da ist unter anderem ein wichtiges Infra­strukturprojekt begonnen worden, nämlich der Bau der Ersten Wiener Hochquellwas­serleitung. Wissen Sie, wann die letzte Rate bezahlt wurde? Wissen Sie, wann? – Von Bürgermeister Gratz, 70 Jahre später. Und da hat nicht die SPÖ gesagt: Um Gottes willen, was die Schwarzen für Schulden gemacht haben, was für eine unverant­wort­liche Politik! – Nein, Infrastrukturprojekte werden über Jahrzehnte finanziert, und das ist gut und richtig so. Der Unterschied ist, dass wir jetzt die Kosten bis ins Jahr 2065 kennen, dass wir hier mehr Transparenz haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn ich im Ausschuss gesagt habe, in Wahrheit kostet es mehr, so habe ich das auch begründet. (Abg. Huber: Das Doppelte!) – Ich sage auch wieso, nämlich weil der Rahmenverkehrsplan doch Projekte hat, die nicht 2017 enden. Das, was wir hier haben, sind die Kosten, die ausgelöst werden von der Bautätigkeit bis Ende 2017. Aber der Brenner-Basistunnel ist doch nicht 2017 fertig, sondern der dauert bis, weiß ich nicht, 2024.


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Das heißt, wenn wir den gesamten Plan anschauen, wenn das alles fertig gebaut wird, dann schätze ich, was bloß die Finanzierungskosten betrifft, dass die in etwa das Doppelte ausmachen, und dann nicht bis 2065 oder 2066, sondern bis 2075 oder 2076. Das ist einfach. Wenn ich mich auskenne, sehe ich das und sage, was das ist.

Das ist transparente Form der Diskussion. Und das ist doch logisch, bitte. Wenn ich einen Brenner-Basistunnel baue, der in etwa 10 Milliarden € kostet, und ich habe nur – ich weiß nicht – ein Fünftel der Bauphase im Programm drin und vier Fünftel nicht, dann heißt das, dass vier Fünftel der Kosten nicht in den Kosten drin sind. Aber das ist einfach logisch, und das sieht man.

Ich bin nicht jemand, der dann mit der halben Wahrheit herausrückt, sondern ich sage das, was ich sehe, und ich sage, wie es zu bewerten ist. Ich habe überhaupt kein Problem mit diesem Gesetz, denn es sorgt für mehr Transparenz, als wir bisher hatten. (Zwischenruf bei der ÖVP.) – 100 Prozent Transparenz, ich bin immer für mehr, wir können auch gerne über den Rahmenverkehrsplan diskutieren. Ich war immer der Meinung, dass wir im Parlament über möglichst viel diskutieren können, über landwirt­schaftliche Förderungen genauso. Mir fallen viele Sachen ein, die wir hier diskutieren sollten, bis ins Detail. Das kann natürlich auch der Rahmenverkehrsplan sein, damit habe ich überhaupt kein Problem.

Aber es schafft mehr Transparenz, es geht hier um wichtige Investitionen in die Zu­kunft, in die Infrastruktur, die Arbeitsplätze schafft, die langfristig Wirtschaftswachstum sichert, und es ist auch ökologisch vernünftig.

Deswegen unterstütze ich diese Regierungsvorlage, und ich würde alle dazu einladen, das zu unterstützen.

Das, was sicher nicht geht, ist Folgendes, Kollege Maier: Den Koralmtunnel, den Sie bestellt haben, wo jetzt die Rechnung kommt, die zu bezahlen ist, den Roten in die Schuhe zu schieben, ist mehr als lächerlich. Sie haben den bestellt, das stimmt, wir müssen jetzt die Rechnung zahlen. Aber jetzt so zu tun, als ob Sie nichts damit zu tun hätten und das nicht Ihre Idee gewesen wäre, das ist mehr als lächerlich. Das gilt auch für Schwarz und Blau. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

14.19


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundes­ministerin Bures zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


14.19.52

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bedanke mich beim Abgeord­neten Krainer für diese klaren Worte. Eine ganz kleine Differenz habe ich aber zu seinen Ausführungen, nämlich zu seiner Einschätzung betreffend den Koralmtunnel.

Die war richtig bis vorgestern, weil er isoliert betrachtet verkehrspolitisch nicht viel Sinn macht, weil wir auf der Südstrecke – alle kennen die historische Ghega-Bahn – diesen Flaschenhals weiter gehabt hätten. Das ist aber vorbei, weil wir mit dem Rahmenplan, den wir beschließen, auch den Semmering-Basistunnel bauen. Daher macht der Koralmtunnel auch wirklich Sinn und ist eine Beschleunigung dieser notwendigen Südachse, die wir für den Personenverkehr und für den Güterverkehr in unserem Land brauchen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist das Ergebnis von Transparenz, und es ist mir allemal lieber als Intransparenz, weil es bei den Infrastrukturinvestitionen nichts zu verheimlichen gibt. Denn in dem Moment, wo man beschließt, dass man viel in die Infrastruktur investiert – und Österreich hat immer klar gesagt, dass wir viel in die Schieneninfrastruktur investieren wollen, um sie zu modernisieren, um keine Lkw-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 121

Lawinen auf den Straßen zu haben, sondern um viel Güterverkehr auf der Schiene zu haben –, weiß man natürlich, dass man Geld in die Hand nehmen muss.

Investitionen in die Infrastruktur – und das ist nicht nur bei der Schiene und bei den Straßen so, sondern das ist bei allen Infrastrukturinvestitionen so – sind Investitionen, die man heute tätigt und die nächsten Generationen profitieren davon. Deshalb sind das auch so langfristige Investitionen.

Wenn wir heute eine Infrastruktur haben, also etwa Wasserkraftwerke – Kaprun, Persenbeug, Donaukraftwerke –, so wurden die bezahlt, errichtet und gearbeitet in der Generation nach dem Zweiten Weltkrieg.

Wir profitieren heute von dieser Infrastruktur zum Beispiel im Bereich von Energie­infrastrukturen. Das gilt aber auch fürs Wasser, die Hochquellwasserleitung ist nicht wegzudenken.

Ich weiß genau, in den Diskussionen über Investitionen in die Infrastruktur vor 50, 60 Jahren ging es immer darum, ob sich das jemals rechnet. Heute zieht das niemand in Zweifel.

Ich habe das selbst auch bei Schieneninfrastrukturinvestitionen schon erlebt. Natürlich lässt sich heute trefflich streiten, ob wir einen Brenner-Basistunnel brauchen. Ich glaube, bei dem Transitverkehr, den wir in dieser Region haben, brauchen wir einen Brenner-Basistunnel. Daher ist das aber eine Investition, die wir heute tätigen, weil wir wissen – deshalb erstellen wir Verkehrsprognosen –, dass der Verkehr zunehmen wird, dass der Güterverkehr in den nächsten Jahren um ein Viertel steigen wird. Wenn man das weiß, kann man natürlich den Kopf in den Sand stecken oder aber sagen, ich muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass dieser Güterverkehr und auch die Zunahme desselben aufgrund der Prognosen nicht auf der Straße ist, sondern ich genug Kapazitäten auf der Schiene habe, damit dort transportiert werden kann.

Das sind sozusagen langfristige Investitionen, die man tätigt, und daher werden sie auch langfristig refinanziert. Das gilt nicht nur bei der Schiene und bei der Straße, sondern auch dann, wenn wir heute ein Wasserkraftwerk bauen. Ich war gestern bei der Festveranstaltung „65 Jahre Verbund“, und sie haben die gleiche Refinanzie­rungsdauer, nämlich 30 Jahre, wie wir sie bei der Schiene auch haben.

Die Grundinfrastruktur – das wissen wir von unserer heutigen Bahn, die 150 Jahre alt ist, auf der wir heute noch fahren, wo man Modernisierungen an den Gleisen und bei den Weichen vorgenommen hat –, die Hauptinvestitionen – 80 Prozent sind die Grund­investitionen –, die halten nicht 30 Jahre, sondern die halten 100 bis 200 Jahre, und die Generationen werden davon profitieren.

Es ist mir deshalb auch wichtig, Ihnen das zu sagen, weil ich ein Bekenntnis zum Ausbau der österreichischen Schieneninfrastruktur ablegen möchte, weil ich ja die Eisenbahn und diese Form der Mobilität aus wirtschaftlichen und Beschäftigungs­gründen für notwendig erachte. Ich glaube, die Bahn ist eines der größten Umweltprojekte, die wir überhaupt haben. Wir brauchen nicht von einem Elektroauto zu reden, wenn wir eine Elektroflotte haben, wie es die Österreichischen Bundesbahnen sind. (Zwischenruf der Abg. Dr. Moser.)

Wir brauchen auch den Vergleich mit anderen nicht zu scheuen. Wir sind innerhalb der 27 Mitgliedstaaten der EU einer mit der besten Bahn. In der Pünktlichkeit sind wir Europameister. Es gibt tatsächlich eine einzige Bahn in Europa, die kleine Kennwerte hat, bei denen sie besser abschneidet als die ÖBB. Das ist eine einzige, und das ist die Schweizer Bahn, aber nur bei der Pünktlichkeit, nicht bei den Beispielen, die hier heute gekommen sind.


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Bei der Frage der Beschäftigten ist es so, dass die Schweizer Bahn 28 000 Be­schäftigte hat und 3 000 Kilometer Zug fährt. Die österreichische Bahn hat 40 000 Be­schäftigte und fährt 5 000 Kilometer Zug. Das heißt, pro Kilometer hat die Schweizer Bahn 9,3 Beschäftigte und die österreichische acht Beschäftigte. Auch da brauchen wir den Vergleich mit der Schweizer Bahn nicht zu scheuen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie gesagt: Es braucht Transparenz, es braucht aber bei großen Investitionen in die Infrastruktur auch so etwas wie Kontinuität, Weitblick und Vorausschau. Das macht es natürlich ein bisschen schwierig, weil wir heute diese Entscheidungen treffen. Das, was Sie heute beschließen, ist eigentlich der jährliche Rahmenplan mit zwei Abänderungen.

Das eine ist die längerfristige finanzielle Darstellung, und das haben wir mit dem Finanzministerium und mit dem Rechnungshof aus guten Gründen und auch richtigen Gründen so festgehalten.

Der Rahmenplan ist nach einzelnen Bundesländern auf der Homepage des BMVIT abrufbar, wo Sie jede einzelne Maßnahme, jedes einzelne Projekt, den Baubeginn, die voraussichtliche Inbetriebnahme, die Gesamtkosten und welche Maßnahme konkret dort gesetzt wird, entnehmen können.

Die zweite Änderung betrifft das, was wir auch gemeinsam beschlossen haben, dass wir in allen Bereichen einen Beitrag zur Konsolidierung unseres öffentlichen Haushalts, unseres Budgets leisten müssen, dass wir das auch bei der Verkehrsinfrastruktur machen werden. Daher werden wir 1 Milliarde € in diesem Finanzrahmen an Einspa­rungen vornehmen und, um es noch einmal zu sagen: Priorität hat die Schiene. Noch mehr werden wir beim Ausbau der Straße in Österreich einsparen, weil wir alle die Verantwortung dafür haben, dass wir ein ausgeglichenes Budget haben, aber auch die Verantwortung dafür haben, dass wir die Mobilität in unserem Land sicher und umweltfreundlich gestalten. Und dafür braucht es eine starke Eisenbahn. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.27


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Huber. 3 Minu­ten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


14.27.15

Abgeordneter Gerhard Huber (BZÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Warum braucht es diese Eile? Warum wurde dieser Budgetausschuss zu einem Sondertermin einberufen? Und warum hat man sich nicht die Mühe gemacht, allen Abgeordneten des Nationalrates darüber Bescheid zu geben, wo es doch um eine Entscheidung über 33 Milliarden € geht, die bis 2066 wirksam werden, das heißt, die nicht verzinst werden, die sich mindestens verdoppeln?

Frau Bundesministerin, Sie haben jetzt gerade gesagt, welche Maßnahmen Sie damit vollziehen. Ich kann das aber nicht nachvollziehen. Wenn ich bei 33 Milliarden € mitbe­stimmen soll, dann sage ich Ihnen eines, dann will ich schon wissen: Welches Projekt wird gebaut? Wann wird welcher Bauabschnitt abgeschlossen, und mit genau wie viel Geld? – Das, glaube ich, sind Sie uns völlig schuldig geblieben.

Eines kann ich Ihnen sagen: Das BZÖ ist für den Ausbau einer sinnvollen Infrastruktur. Aber das Ganze kann nicht bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion entschieden werden, wo eine Blankovollmacht einer Bundesministerin gegeben wird, die über 33 Milliarden € verfügt, ohne dass wir als frei gewählte Mandatare wissen, wofür das Geld verwendet wird. Das kann es nicht sein! (Abg. Haberzettl: Lesen!)

Frau Bundesministerin, wenn Sie die ÖBB und die Schweizer Bundesbahn ver­gleichen, dann müssen Sie auch die Zahlen vergleichen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 123

Und irgendwann muss man auch den Schritt gehen, dass man sagt, die Infrastruktur ist im Rahmen der Republik, aber die Bahn muss und soll privatisiert werden. Das alsbaldigst, denn diese Zahlen lassen es nicht zu, dass man länger zuschaut.

Wenn man weiter schaut, wie es in diesem Ausschuss zugegangen ist, Frau Bundes­ministerin: Ich habe den Antrag gestellt, dass wir diese Entscheidung vertagen, damit Sie Zeit haben, allen Abgeordneten, dem Hohen Haus den Rahmenplan vorzulegen, damit wir uns einlesen können. Und wenn das sinnvolle Maßnahmen sind, dann hätten Sie auch breite Zustimmung bekommen. Aber nein, in Eile, ohne jeden einzelnen Abgeordneten darüber zu informieren – bis auf den „Professor“ Krainer wusste nie­mand, wovon wir sprechen, sogar Kollege Stummvoll hat das zugegeben –, erwarten Sie solche Entscheidungen. Das ist eine Missachtung des Parlamentarismus! Das können wir uns nicht gefallen lassen!

Ich ersuche Sie dringend: Lehnen Sie diese Entscheidung heute alle ab! Da geht es um 33 Milliarden €, insgesamt um eine Verdoppelung auf 66 Milliarden €, die wir den nächsten Generationen heute aufbürden.

Das ist, glaube ich, der Mühe wert, dass wir das genau beraten, dass wir das kontrol­lieren können. Niemand kann sagen, wer dieses Geld kontrolliert. Wer kann garan­tieren, dass die Kostenschätzungen stimmen? Da braucht es Kontrolle – und dafür ist dieses Haus da. (Beifall beim BZÖ.)

14.30


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Deimek. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.30.38

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen auf der Regierungsbank! Grundsätzlich ist zu diesem Gesetz zu sagen: Guter Wille, vielleicht nicht flächendeckend, aber eine verheerende Umsetzung.

Wenn ich heute von ÖVP-Seite höre, na ja, besserer Parlamentarismus, bessere Unterlagen, dann glaube ich das; aber ich glaube es erst dann, wenn es in einem kompletten Paket drinnen ist, wenn nicht nur der Parlamentarismus, sondern die Demokratie als solche verbessert wird, wenn es verbesserte Minderheitsrechte gibt. (Beifall bei der FPÖ.)

Einen Zusatz noch zum Kollegen Krainer: Transparenz mag es geben, aber erst seit 2008. Ich kann mich nicht erinnern, dass es davor, zwischen 2006 und 2008, wirk­lich Transparenz gegeben hätte. Da war der „Inserator“ am Werk. Und davor, wenn Sie sich erinnern, seit Forstinger, gibt es eine Generalstrategie. Die hat es auch gegeben, die war auch transparent, die war auch ersichtlich und dem Parlament zugänglich! (Beifall bei der FPÖ.)

Aber in Wirklichkeit geht es ja nicht nur um Transparenz, es geht vor allem um Kostenwahrheit (Abg. Krainer: Ohne jede finanzielle !), und das Problem bei der Kostenwahrheit ist doch ein ganz anderes, damit kommen wir zum eigentlichen Regie­rungs­dilemma:

Wir haben auf der einen Seite eine Bundesministerin für Verkehr und Infrastruktur, die die Projekte gemeinsam mit den Unternehmen planen soll; auf der anderen Seite haben wir Landeshauptleute, die regelmäßig daherkommen und ihre Prestigeprojekte brauchen; und dann haben wir als Dritte im Spiel die Frau Bundesministerin für Finan­zen, die den Rahmen enger stellt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 124

Dann passiert Folgendes: Da gibt es natürlich einen Landeshauptmann Pröll, der sich bei jeder Gelegenheit, vor jedem Bahnschranken mit Frau Bundesministerin Bures fotografieren lässt, aber auch gleichzeitig auf diesem Weg seine Projekte durchdrückt. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann gibt es einen Landeshauptmann Platter, der Jagdeinladungen annimmt, damit er seine Wirtschaftsprojekte machen kann. Auch er möchte seine Projekte durchbringen.

Die sollen doch bitte zuerst mit der Frau Finanzminister sprechen – und nicht mit Frau Minister Bures! Und wenn man sparen soll, muss man bei den Projekten so sparen, dass man manche Projekte entweder streicht oder nach hinten verschiebt, aber sicher nicht, wie es jetzt gemacht wird, die Projekte zusammenquetscht!

Es weiß doch jeder BWL-Student im ersten Semester: Wenn wir Projekte spannen und nach hinten schieben, dann haben wir zusätzliche Vorhaltekosten, dann haben wir zusätzliche Verzinsungen und zusätzliche Kosten für die alte Infrastruktur. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann wundern wir uns, dass wir bei gesunkenen Jahresscheiben, bei gesunkenen Kosten im Jahr höhere Kosten bei den Projekten haben. Hinterher sind der Rech­nungs­hof, die Finanzministerin und alle überrascht und sagen: Die Kosten sind gestiegen. Wie kann das passieren?

Also bitte: Sparen wir zuerst bei den Landeshauptleuten! Die sollen nicht jedes Pres­tigeprojekt machen! Wenn der Tiroler Landeshauptmann sein Prestigeprojekt braucht, dann bauen wir ihm eben eine Pyramide, die einen Schatten bis Rom wirft. Das ist möglicherweise billiger als irgendwelche anderen Prestigeprojekte. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Aber wenn wir hier Infrastruktur bauen – und die ist gewaltig notwendig für Österreich, und da können wir uns auch, wie heute schon zitiert, an der Schweiz orientieren, denn die haben 50 Prozent mehr Investment in ihre Infrastruktur –, dann wollen wir sie ordentlich bauen und nicht wie irgendwelche Hinterwäldler es wollen! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

14.34


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzte Rednerin zu diesem Tages­ordnungspunkt ist Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker zu Wort gemeldet. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.34.24

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Ministerin, Sie halten heute eine flammende Rede mit einem flammenden Bekenntnis zum Ausbau der Bahninfrastruktur. Ein entsprechendes flammendes Bekenntnis würde ich mir zum Ausbau der Forschungs- und Wissen­schaftsstruktur in Österreich wünschen.

Das vermisse ich in dieser Form sehr wohl. Wenn ich daran denke, dass wir jetzt von Vorbelastungen von 2013 bis 2017 in Höhe von 33 Milliarden € sprechen, dann ist das eine Summe, die unvorstellbar ist im Vergleich dazu, dass uns zur Umsetzung der Forschungsstrategie rund 450 Millionen € fehlen.

Die 450 Millionen € sind aus Ihrer Sicht bislang nicht einmal irgendwie andenkbar. Frau Ministerin Fekter, ich wünsche mir insbesondere auch von Ihnen, die Sie immer darauf achten wollen und sollten, wie die zukünftige Einnahmenstruktur ausschaut, dass


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 125

genau in diesen Bereichen investiert wird und das Geld nicht in die Tiefbauprojekte hineinzementiert wird.

Ich sage jetzt schon einmal: 33 Milliarden € in Tiefbauvorhaben zu investieren, insbe­sondere in Projekte wie den Brenner-Basistunnel, wo nicht einmal klar ist – so zeigen deutsche Rahmenpläne –, wie denn die Zulaufstrecken aus Deutschland sein werden – also alles auf wackeligen Beinen! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Selbstverständlich, Frau Kollegin Hakl. Alles auf wackeligen Beinen! (Abg. Mag. Gaßner: Das kann nicht sein!  Streckeneinsatz!)

Und dann haben wir nicht einmal von Linz nach Graz einen durchgehenden Zug! Das ist eine Schande! Da geht es um Infrastruktur zwischen zwei wesentlichen Städten in Österreich, und nicht einmal das ist möglich. Da muss die WESTbahn mit einer Busverbindung einspringen, damit man auf öffentliche Verkehrsmittel überhaupt zurückgreifen kann!

Summa summarum ist das eine Vorgangsweise, die wirklich zutiefst abzulehnen ist, insbesondere wenn man sie unter diesem kostentechnischen Aspekt betrachtet. Er­klären Sie doch einmal, wo diese enormen Summen herkommen, 33 Milliarden €! Frau Ministerin Fekter hat zwar im Ausschuss angemerkt, dass das eine schmerzliche Geschichte ist, aber Schmerz hin oder her, die ÖVP ist das ja momentan gewohnt: Augen zu und durch.

33 Milliarden € für diesen Bereich – das ist so in dieser Form nicht leistbar, nicht machbar. Daher werden wir das selbstverständlich ablehnen! (Beifall bei den Grünen.)

14.36

14.36.10

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1729 der Beilagen.

Es ist namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da dieses Verlangen von 20 Abgeordneten gestellt wurde, ist die namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Die Stimmzettel, die zu benützen sind, befinden sich in den Laden der Abgeord­netenpulte und tragen die Namen der Abgeordneten sowie die Bezeichnung „Ja“ – das sind die grauen – beziehungsweise „Nein“ – das sind die rosafarbenen Stimmzettel. Für die Abstimmung können ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.

Gemäß der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.

Ich ersuche nunmehr jene Abgeordneten, die für den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1729 der Beilagen stimmen, „Ja“-Stimmzettel, jene, die dagegen stimmen, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Achten Sie bitte sorgfältig darauf, nur einen Stimmzettel einzuwerfen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 126

Ich bitte nunmehr die Frau Schriftführerin, Abgeordnete Mag. Lohfeyer, mit dem Namensaufruf zu beginnen; Frau Abgeordnete Franz wird sie später dabei ablösen. – Bitte.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerinnen Mag. Lohfeyer und Franz werfen die Abgeordneten ihren Stimmzettel in die Urne.)

*****

 

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen.

Die Sitzung wird zu diesem Zweck für einige Minuten unterbrochen.

*****

(Die zuständigen Bediensteten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 14.42 Uhr unterbrochen und um 14.46 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt (Unruhe im Sitzungssaal – Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen) – ich denke doch, dass das von Interesse ist –:

Abgegebene Stimmen: 161, davon „Ja“-Stimmen: 96, „Nein“-Stimmen: 65.

Der Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1729 der Beilagen ist somit ange­nom-men.

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenom­men.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Ablinger, Amon, Aubauer, Auer Jakob, Auer Josef;

Bayr, Becher, Buchmayr;

Cap, Csörgits;

Donnerbauer Heribert, Durchschlag;

Einwallner, Eßl;

Fazekas, Franz, Fuhrmann;

Gahr, Gartlehner, Gaßner, Gerstl, Gessl-Ranftl, Glaser, Grillitsch, Großruck;

Haberzettl, Hakel Elisabeth, Hakl Karin, Haubner Peter, Hechtl, Heinzl, Hell, Höfinger, Hörl, Hornek;

Ikrath;


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 127

Jarolim;

Kaipel, Katzian, Keck, Kirchgatterer, Klikovits, Köfer, Königsberger-Ludwig, Kopf, Kößl, Krainer, Kräuter, Krist, Kuntzl, Kuzdas;

Lapp, Lettenbichler, Lipitsch, Lohfeyer, Lueger Angela;

Maier Johann, Marek, Matznetter, Mayer Elmar, Mayer Peter, Muchitsch, Muttonen;

Neugebauer Fritz;

Oberhauser, Obernosterer;

Pendl, Plessl, Prähauser, Prammer, Praßl, Preiner, Prinz;

Rädler Johann, Rasinger, Riepl, Rudas;

Sacher, Schickhofer, Schmuckenschlager, Schönegger Bernd, Schönpass Rosemarie, Schopf, Silhavy, Singer, Spindelberger, Stauber Peter, Steibl Ridi Maria, Steindl Konrad, Steßl-Mühlbacher, Stummvoll;

Tamandl;

Weninger, Wittmann Peter, Wöginger, Wurm.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Brosz Dieter, Brunner Christiane, Bucher Josef;

Deimek, Dolinschek, Doppler;

Fichtenbauer;

Glawischnig-Piesczek, Gradauer, Graf, Grünewald;

Hackl Heinz-Peter, Hagen, Haider, Haubner Ursula, Herbert Werner, Huber Gerhard, Hübner Johannes;

Jannach, Jury;

Karlsböck, Kaufmann-Bruckberger, Kickl, Kitzmüller, Korun, Kunasek;

Lausch, Lichtenecker, Linder, List;

Maier Ferdinand, Markowitz, Mayerhofer, Moser, Mühlberghuber, Musiol;

Neubauer Werner;

Öllinger;

Petzner, Pilz, Pirklhuber, Podgorschek;

Riemer, Rosenkranz;

Schatz, Scheibner, Schenk, Schwentner, Spadiut, Stefan, Strache, Strutz;

Tadler Erich, Themessl;

Unterreiner;

Van der Bellen, Venier, Vock;

Walser, Westenthaler, Widmann Rainer, Windbüchler-Souschill, Windholz, Winter;

Zinggl.

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 128

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

14.47.5110. Punkt

Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (1710 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002 geändert wird (1741 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen jetzt zum 10. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Mag. Cortolezis-Schlager. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.48.22

Abgeordnete Mag. Katharina Cortolezis-Schlager (ÖVP): Herr Vorsitzender! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Die Änderungen des Universitätsgesetzes, die heute zur Abstimmung kommen, haben eine gemeinsame Handschrift, nämlich mehr Planbarkeit, mehr Klarheit und weniger Bürokratie.

Meiner Überzeugung nach der wichtigste Punkt ist die einfachere Anerkennung der Universitätsabschlüsse. Ich habe die Möglichkeit gehabt, bei einer internationalen OECD-Tagung als Expertin eingeladen zu werden, und mir einmal mehr vergewissern können, dass weltweit der Wettbewerb um die besten Köpfe, um Schlüsselkräfte längst in vollem Gange ist, und dass auch Europa und Österreich schauen müssen, die besten Köpfe für Österreich zu gewinnen.

Mit der A-Card sind wir einen ganz wichtigen ersten Schritt gegangen. Es ist nun wichtig, innerhalb von Österreich Schlüsselkräfte auch wirklich wie Schlüsselkräfte zu betreuen, ihnen einen One-Stop-Shop zu ermöglichen, eine zentrale Anlaufstelle, in der es möglichst rasch zu einer Anerkennung kommt oder zu einer entsprechenden Entscheidung, ob die im Ausland erworbene Qualifikation den inländischen Qualifi­kationserfordernissen entspricht. Das ist wichtig, damit wir wettbewerbsfähig sind, in einer Bildungs- und Wissenschaftsunion Europas und Österreichs. Dieser erste Schritt soll von mehr Information, von mehr Service begleitet sein. Wie wichtig das ist, zeigt die Statistik. Nur jeder Dritte, der in Österreich erwerbstätig ist und einen akade­mischen Abschluss im Heimatland hat, bemüht sich darum, diesen auch hier anerkannt zu bekommen.

Der zweite große Punkt widmet sich der Inskriptionsfrist: Hier haben wir einen ersten Schritt in Richtung mehr Planbarkeit ja schon beim letzten Mal gesetzt. Es hat sich in der Evaluierung herausgestellt, dass hier der Wunsch der Universitäten ist, noch mehr Planbarkeit zu erhalten, denn durch die Doppelgleisigkeiten, dass man sich für meh­rere Studien anmelden konnte, kam es nicht zu jener Planbarkeit. Diesem Wunsch ist der Herr Bundesminister sofort mit einem Gesetzesvorschlag nachgekommen, der mit den Universitäten, mit den Studierenden gemeinsam ausgearbeitet worden ist. Hier hat man wirklich gemeinsam an der Verbesserung gearbeitet. Es ist ein schönes gemein-sames Endergebnis, zu dem nun alle stehen, und ich hoffe daher, dass wir diesen Gesetzesvorschlag auch gemeinsam beschließen können. Es wird zu einer Vor­verlegung und Neuregelung der Inskription kommen, damit gibt es frühere Sicherheit für die Universitäten und damit wiederum bessere Planbarkeit.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, aber diese Planbarkeit kann nicht bei der Anmeldefrist haltmachen. Im gemeinsamen Koalitionsübereinkommen haben wir festgeschrieben, wir wollen ein neues Modell der studienplatzbezogenen Finanzierung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 129

Ein neues Modell der studienplatzbezogenen Finanzierung geht nur, wenn wir auch Kapazitäten für die Universitäten regeln. Das heißt, wir brauchen auch Zulassungs­bestimmungen.

Es ist mir daher ein Anliegen, gerade als Abgeordnete des 2. und 20. Bezirks, wo mit 500 Millionen € die größte Wirtschaftsuniversität Europas gebaut wird, dass diese Universität ihren künftigen Studierenden jene Bedingungen bieten kann, die die Studie­renden brauchen, nämlich auch für die Studierenden Planbarkeit im Sinne von: der Hörsaal ist wirklich auf die Anzahl der Studierenden, die dort auch studieren, zuge­lassen. Daher wird man beispielsweise auch an dieser Universität, wie an vielen ande­ren Universitäten, Zugangsregelungen brauchen, um die studienplatzbezogene Finan­zierung auch wirklich wirksam werden zu lassen.

Der Neubau der größten Wirtschaftsuniversität wird die Leopoldstadt beleben. Jetzt ist es wichtig, dass diese Universität, genauso wie alle anderen 21 Universitäten, selbst auch Rahmenbedingungen erhält, mit denen sie ihre Studierenden-Zahlen regeln kann, und dass künftig klare Zulassungsregelungen gelten. Dafür brauchen wir jetzt gemein­same Instrumente. Herr Bundesminister, alles Gute für die weiteren Verhandlungen dafür! (Beifall bei der ÖVP.)

14.52


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.52.59

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die heutige Debatte zum Wissenschaftspunkt bringt etwas Seltenes und etwas Wiederkehrendes. Das seltene Ereignis ist, dass wir vermutlich einstimmig eine Vorlage aus dem Wissenschaftsbereich beschließen werden. Das Wiederkehrende ist, dass es zu keinem Thema im Wissenschaftsbereich eine Debatte gibt, wo nicht die ÖVP doch auf die Frage der Zulassungsbeschränkungen zu sprechen kommen würde.

Daher auch von mir ein Satz zur Frage der Studienplatzfinanzierung: Wir sind da momentan in Gesprächen, wie diese erste Phase der Studienplatzfinanzierung ge­staltet werden könnte. An sich ist es ja nicht üblich, über laufende Verhandlungen zu sprechen. Der Herr Bundesminister hat aber – und ich stimme da völlig mit ihm überein – bereits auch öffentlich gesagt, dass die Studienplatzfinanzierung nicht zu einer Reduktion von Studienplätzen führen soll. Das ist aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Punkt. Studienplatzfinanzierung ja – als Instrument zur fairen Verteilung der Mittel für die Universitäten, aber nicht als Instrument, um die Studienplätze zu reduzieren.

Was wir heute beschließen werden – um zum eigentlichen Thema zu kommen; da kann ich mich kurz fassen, denn die Kollegin Cortolezis-Schlager hat das Wesentliche bereits dargestellt –, soll durch eine einheitliche Zulassungsfrist zur besseren Plan­barkeit an den Universitäten führen, wobei es in dem Sinne Ausnahmen geben wird, dass es zu keinen individuellen Härtefällen kommen soll.

Und dass wir heute – wahrscheinlich – einstimmig diese Vorlage beschließen werden, ist aus meiner Sicht sehr stark damit verbunden, wie dieser Vorschlag zustande gekommen ist, nämlich: dass die Rektoren gemeinsam mit den Studentenvertre­terIn­nen einen Vorschlag erarbeitet haben und dieser Vorschlag dann auch mit dem Ministerium abgeklärt worden ist.

Ich denke, das ist eine vorbildliche Vorgangsweise, die auch für andere Materien Vorbild sein sollte, dass man rechtzeitig die Studierenden einbindet, wenn man da – wie man sieht – gute Lösungen finden kann, und dass das auch tragfähige Lösungen


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sein könnten für andere wichtige Bereiche, wie zum Beispiel den Hochschulplan. Und in diesem Sinne möchte ich auch das Anliegen der Studierenden unterstreichen, Teil der Hochschulkonferenz zu sein, die ja ein beratendes Gremium des Herrn Bundes­ministers werden soll, und dass es da – wie man sieht – sinnvoll ist, die Studierenden rechtzeitig einzubinden, und dass das zu sehr tragfähigen und guten Lösungen führen kann.

Auch die Beschleunigung der Nostrifizierungen halte ich für einen wichtigen Schritt und freue mich, dass wir das heute beschließen werden. (Beifall bei der SPÖ.)

14.55


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Deimek. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.56.07

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­minis­ter! Meine Damen und Herren! Der vorliegende Gesetzentwurf beinhaltet im Bereich der Planbarkeit und bei den organisatorischen Erleichterungen für die Universitäten durchaus Verbesserungen. Aber, und das ist ja eigentlich das Wichtige, denn die Kunden, wenn man so will, sind ja die Studenten, auch für die gibt es in der Planbarkeit durchaus Verbesserungen, und auch bei den Nostrifizierungen gibt es wesentliche Klarstellungen. Man könnte also sagen: ein durchaus gelungenes Paket!

Ich möchte vor allem bei den Terminen anmerken: Im ersten Ansatz könnte man ja meinen, durch die Verkürzung der Termine wäre eine Schlechterstellung für die Studie­renden gegeben, aber durch die zahlreichen und vor allem treffsicheren Ausnahmen ist da durchaus auch eine Verbesserung gegeben.

Man könnte sich jetzt fragen: Wenn wir in diesem Bereich eine so gute und durchaus einhellige Gesetzesmaterie schaffen können, warum schafft es dann die Regierung nicht, das auch in anderen Bereichen der Wissenschaft, der Universitäten zu machen, zum Beispiel bei den Studiengebühren? Auch dort hätten es sich die Studierenden und vor allem auch die Universitäten verdient, Klarheit und organisatorische Erleichterun­gen zu haben.

Das, was wir momentan haben, nämlich eine quasi Erpressung der Universitäten, ist ja nicht wirklich gut. Es ist weder gut für die Universitäten, die eigentlich ihr Geld, das sie einnehmen könnten, sofort als Rückstellungen platzieren müssen, und es ist auch nicht gut für die Studierenden.

Daher bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Studiengebühren – Klarheit für die Studierenden und Universitäten

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, ehestmöglich eine Regierungsvorlage vorzu­legen mit dem Ziel:

1) Studierende, welche die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, EU Bürger sind oder denen Österreich auf Grund eines völkerrechtlichen Vertrages (wie z.B. der Konvention über die Rechtsstellung der Flüchtlinge, BGBl. Nr. 55/1955) dieselben Rechte für den Berufszugang zu gewähren hat wie Inländern, haben, wenn sie die vor­gesehene Studienzeit pro Studienabschnitt um nicht mehr als zwei Semester über­schreiten, keinen Studienbeitrag zu entrichten. Wird ein Studienabschnitt in der vorge-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 131

sehenen Studienzeit absolviert, kann einem weiteren Studienabschnitt ein Semester zugerechnet werden. Zeiten des Präsenz- und Zivildienstes, der während der Studien­zeit absolviert wird, oder Zeiten des Mutterschutzes werden auf die vorgesehene Studienzeit nicht angerechnet.

2) Allfällige andere oder zusätzliche sinnvolle Studienbeitragsbefreiungstatbestände  vorzuschlagen.

3) Für alle nicht unter 1) oder 2) fallende österreichische Staatsbürger oder EU Bürger, soll die jeweilige Universität autonom jedoch nicht höher als 500,- Euro / Semester Studiengebühren festlegen.

4) Die Studiengebühren sind von den Universitäten zweckgebunden für Lehre und Infrastruktur der Lehre zu verwenden.“

*****

Wenn wir diese Materie, die heute zu beschließen ist, genauso schaffen wie das Thema Studiengebühren, dann sollte eigentlich einer guten Zukunft für die Wissen­schaft und für die Universitäten nichts mehr im Wege stehen. (Beifall bei der FPÖ.)

14.59


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Graf und weiterer Abgeordneter betreffend Studiengebühren – Klarheit für die Studierenden und Universitäten

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt 10, Bericht des Wissen­schaftsausschusses über die Regierungsvorlage (1710 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002 geändert wird (1741 d.B.), in der 153. Sitzung des Nationalrates, XXIV.GP, am 19. April 2012

Die unterschiedlichen Positionen in Sachen Studiengebühren sind bekannt. Der Ge­setz­geber ist aufgerufen, die Zwietracht innerhalb der Regierung zu überwinden und im Sinne der Studierenden  und der Universitäten den Zustand der Unsicherheit zu been­den.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, ehestmöglich eine Regierungsvorlage vorzu­legen mit dem Ziel:

1) Studierende, welche die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, EU Bürger sind oder denen Österreich auf Grund eines völkerrechtlichen Vertrages (wie zB der Konvention über die Rechtsstellung der Flüchtlinge, BGBl. Nr. 55/1955) dieselben Rechte für den Berufszugang zu gewähren hat wie Inländern, haben, wenn sie die vorgesehene Studienzeit pro Studienabschnitt um nicht mehr als zwei Semester überschreiten, keinen Studienbeitrag zu entrichten. Wird ein Studienabschnitt in der


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vorgesehenen Studienzeit absolviert, kann einem weiteren Studienabschnitt ein Semester zugerechnet werden. Zeiten des Präsenz- und Zivildienstes, der während der Studienzeit absolviert wird, oder Zeiten des Mutterschutzes werden auf die vor­gesehene Studienzeit nicht angerechnet.

2) Allfällige andere oder zusätzliche sinnvolle Studienbeitragsbefreiungstatbestände vorzuschlagen.

3) Für alle nicht unter 1) oder 2) fallende österreichische Staatsbürger oder EU Bürger, soll die jeweilige Universität autonom jedoch nicht höher als 500,- Euro / Semester Studiengebühren festlegen.

4) Die Studiengebühren sind von den Universitäten zweckgebunden für Lehre und Infrastruktur der Lehre zu verwenden.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich unterbreche nunmehr die Verhandlung über den Punkt 10 der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung eines Dringlichen Antrages gemäß der Geschäftsordnung um 15 Uhr stattfinden kann.

15.00.02Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minis­ter für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend: „Genug gezahlt!“ Schluss mit dem Benzinpreiswucher (1910/A)(E)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung des Selbständigen Antrages 1910/A(E).

Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Die ständig steigenden Treibstoffpreise und insbesondere die zuletzt erfolgte drama­tische Preisentwicklung an den Zapfsäulen in den Osterferien haben einmal mehr die Autofahrerinnen und Autofahrer in finanzieller Hinsicht massiv getroffen.

Pünktlich zu den Feiertagen wurden die Treibstoffpreise wieder massiv erhöht, so dass nunmehr Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner Bereitschaft signalisiert hat, hier Änderungen durch eine entsprechende Adaptierung des Preisgesetzes zu ermöglichen.

Auslöser seien die Höchststände an den Zapfsäulen rund um Ostern gewesen, die ihn „sehr enttäuscht und bestürzt" gemacht haben, wie Mitterlehner gegenüber der "Kleinen Zeitung" (Samstag, 14. April 2012) zum Ausdruck brachte, um noch zu ergän­zen:

„Ich habe bemerkt, dass die großen Ölkonzerne überhaupt keine Sensibilität für die Stimmungslage in der Bevölkerung haben. Anstatt der Versuchung hoher Preise zu widerstehen und damit zur Beruhigung beizutragen, habe man die Feiertage nachweislich für Preisspitzen genützt.“

„Der Kunde soll nicht den Eindruck haben, er sei der Willkür der Konzerne aus­geliefert,“ so der Wirtschaftsminister im Interview mit den Salzburger Nachrichten am 16. April 2012.


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Im Ö3-Mittagsjournal vom 14. April 2012 führte Mitterlehner in diesem Zusammenhang aus, dass er einige große Unternehmen gebeten habe, auf diese Stimmungslage auch Rücksicht zu nehmen und man das aber nicht gemacht habe.

Mit der von Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner nunmehr beabsichtigten Ände­rung des Preisgesetzes sollen Preiskorridore geschaffen werden. Dabei sollen anhand objektiv nachvollziehbarer Fakten gewichtete Preise ermittelt werden. Diese dürfen dann einen bestimmten Zeitraum lang nicht mehr verändert werden.

Das BZÖ verlangt seit geraumer Zeit umfassende Maßnahmen gegen den herr­schenden Spritpreiswucher und begrüßt ausdrücklich die Meinungsänderung des Wirtschaftsministers, der jedwede gesetzliche Initiative zur Preisbindung bisher abge-lehnt hatte. Da Minister Mitterlehner jetzt von nötigen Notwehrmaßnahmen spricht und Notwehr ja immer unverzüglich erfolgen muss, unterstützt das BZÖ den Wirtschafts-minister sehr gerne und beantragt die von Mitterlehner angekündigten Schritte, die uns zwar als zu wenig erscheinen, aber immer noch einen Fortschritt für die Autofahrer darstellen, sofort.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten im Sinne einer dringend notwendigen Entlastung der Autofahrerinnen und Autofahrer an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend gem. § 74a GOG-NR nachstehenden

Dringlichen Antrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend einen Entwurf eines Bundesgesetzes vorzulegen, mit dem das Preisgesetz - in Anlehnung an die Situation in Slowenien, wo zu Reisewochenenden die Preise innerhalb eines Preisbands in Kombination mit den Rotterdamer Preisen festgelegt werden bzw. konkret für 14 Tage vor einem Wochenende ein Durchschnittspreis ermittelt wird, der dann fünf Tage lange nicht erhöht werden darf, - geändert wird, um den Kunden entsprechende Kontinuität bei den Preisen zu ge-währen.“

In formeller Hinsicht wird verlangt, diesen Antrag gemäß § 74a iVm § 93 Abs. 2 GOG-NR zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu behandeln und dem Erstantragssteller die Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich erteile Herrn Klubobmann Bucher als Antrag-steller zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort. Gemäß § 74a Abs. 5 der Geschäftsordnung darf die Redezeit 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte. (Abg. Rädler – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Bucher –: Ganz seriös! – Abg. Bucher: Seriös wie immer! So kennt man mich, Herr Kollege Rädler!)

 


15.00.33

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben diesen Dringlichen Antrag heute gewählt, weil wir den für Wirtschaft und auch für die Preisentwicklung an den Zapfsäulen zuständigen Herrn Bun­desminister an ein paar Dinge erinnern wollen, unter anderem aus aktuellem Anlass daran, dass wir am 29. Februar dieses Jahres einen Dringlichen Antrag gestellt haben, der ja dem einen oder anderen Abgeordneten noch relativ gut in Erinnerung sein sollte. In diesem Dringlichen Antrag haben wir unsere Positionen dazu dargelegt, warum sich


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die Preise an den Zapfsäulen so entwickeln, wie sie sich zum Schmerz der Auto­fahre­rinnen und Autofahrer nun einmal entwickeln, auch was die unglaubliche Steuerbelas­tung der Treibstoffe betrifft.

Wir haben diesen Dringlichen Antrag sehr genau ausgeführt und dann auch mit Ihnen diskutiert, Herr Bundesminister, und das zu einem Zeitpunkt, zu dem wir damit auch den Fokus auf die bevorstehenden Osterfeiertage richten wollten (Abg. Großruck: Die waren ja schon!), weil sich ja bekanntermaßen immer vor den längeren Wochenenden oder vor irgendwelchen Ferienterminen die Spritpreise an den Zapfsäulen nach oben bewegen. Das hat mit der Rohölpreisentwicklung in Rotterdam überhaupt nichts zu tun, und das beobachtet man schon seit geraumer Zeit. Deshalb wollten wir auch seriöserweise zu einem richtigen Zeitpunkt, nämlich vor Ostern, den Fokus auf diesen Umstand richten.

Und dann haben wir über die Oster-Feiertage beobachtet, dass es zu richtigen Preis­orgien an den Zapfsäulen gekommen ist. Ölmultis auf Rekordkurs, Traumgewinne für Mineralölkonzerne, Rohöl wird billiger, Preise an den Zapfsäulen bleiben gleich hoch, das sind – zur Erinnerung – die Schlagzeilen während der Osterfeiertage gewesen. Und ich hoffe, dass auch der eine oder andere Abgeordnete diese Schlagzeilen so verinnerlicht hat.

Wir vom BZÖ haben davor gewarnt. Wir haben als einzige politische Fraktion des Hohen Hauses auf diese Entwicklung hingewiesen, rechtzeitig darauf hingewiesen. Und all diese Vorhersagen sind punktgenau eingetroffen – leider Gottes punktgenau eingetroffen! (Beifall beim BZÖ.)

Aber diese Warnungen waren auch mit der geringen Hoffnung verbunden, dass der zuständige Minister Mitterlehner endlich einmal wach wird. (Abg. Wöginger: Der ist schon lange wach!) Dieses Wachwerden hat nämlich dann eine gewisse Zeit gebraucht. (Abg. Wöginger: Der ist schon lange wach!) – Er ist noch nicht sehr lange wach. Das kann ich dann auch belegen.

Er hat zumindest in den „Salzburger Nachrichten“ gesagt, er „agiere hier beinahe in Notwehr“. Er hat gegenüber der „Kleinen Zeitung“ ausgeführt, er sei sehr enttäuscht, sehr bestürzt, was die Treibstoffpreise betrifft, äußerst bedauerlich sei die gesamte Situation. (Abg. Ing. Westenthaler: Seit einem Jahr geht es hinauf!) – Seit Kurzem erst, erst seit dem 14. April ist es bedauerlich. (Abg. Ing. Westenthaler: Ein Jahr geht es schon hinauf!) Vorher war es nicht bedauerlich, aber jetzt ist es enorm bedauerlich.

Und dann hat der Bundesminister für Wirtschaft noch Folgendes zum Besten gegeben:

„Ich habe bemerkt, dass die großen Ölkonzerne überhaupt keine Sensibilität für die Stimmungslage in der Bevölkerung haben.“

Gratulation! (Beifall beim BZÖ. – Abg. Scheibner: Bravo! Bravo! Immerhin!) – Groß­artige Erkenntnis, und vor allem so zeitnahe, Herr Bundesminister! (Abg. Ing. Westen­thaler: Fast ein Prophet!) Eine so zeitnahe Erkenntnis, gerade vor wenigen Tagen erst zu bemerken, dass die Treibstoffpreise relativ hoch sind! – Sie haben eine äußerst, äußerst vorherseherische Fähigkeit, muss man Ihnen konzedieren.

Aber schauen Sie, das trifft ja eigentlich alles noch nicht den Punkt, auf den ich hinauswill. In dieser besagten Sitzung am 29. Februar gab es eine durchaus kontro­versielle Diskussion zwischen uns beiden. Diese Diskussion darf ich jetzt vielleicht in Erinnerung rufen, weil wir ja dazu neigen, in der Alltagspolitik das eine oder andere relativ schnell unter den Tisch fallen zu lassen oder zu vergessen. (Abg. Mag. Gaßner: Wer „wir“?) Das Kurzzeitgedächtnis ist ja doch eine Plage für den einen oder anderen Abgeordneten. (Abg. Mag. Gaßner: Wer „wir“?) Deshalb versuche ich, das jetzt noch einmal in Erinnerung zu rufen.


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Bucher am 29. Februar bei der Begründung des Dringlichen Antrages:

„Das Luxemburger Modell ist ein Vorzeigebeispiel dafür, wie man auch marktorientiert den Preis stabil halten kann, indem man eine Preisspanne festlegt. () Innerhalb der Preisspanne können sich dann die Preise entwickeln ().“

So weit Bucher im Zuge der Begründung des Dringlichen Antrages. (Abg. Dr. Bartenstein: Wer ist das? – Abg. Öllinger: Wer ist das? – Abg. Dr. Bartenstein: Wer ist das, Bucher?)

Mitterlehner antwortete auf diese Bemerkung von mir:

„Dort“ – Anmerkung: in Luxemburg – „gibt es wirklich eine Art Floating (). Glauben Sie, dass wir das übernehmen können ()?“

So weit Mitterlehner auf meine Stellungnahme.

Dann folgt, man höre und staune, Mitterlehner am 16. April in den „Salzburger Nachrichten“. Dort liest sich das schon anders:

Die Mineralölkonzerne sollen die Preise „() nur () in engen Bandbreiten“ anheben können.

Ja, das ist genau das, was ich am 29. Februar gesagt habe, in andere Worte gekleidet.

Ich habe auch davon gesprochen, dass auch in Slowenien – nicht nur in Luxemburg, sondern auch in Slowenien – eine ähnliche Lösung getroffen wurde. Mitterlehner antwortete im Zuge der Stellungnahme zum Dringlichen Antrag am 29. Februar:

„Sie haben auch Slowenien erwähnt. In Slowenien gibt es Preisregulierungen (). Ich frage Sie nur eines: Warum () hat kein anderes Land in Europa das Luxemburger Modell übernommen? Und warum hat kein anderes Land außer Slowenien eine amtliche oder überhaupt eine Preisregulierung? – Weil sich das nicht bewährt hat.“

So Mitterlehner. (Abg. Dr. Bartenstein: Recht hat er!) – „Recht hat er.“ – Gut.

Jetzt hört sich das etwas anders an, Herr Kollege Bartenstein (Abg. Strache: Jetzt kennen wir uns nicht aus! – Abg. Scheibner: Mitterlehner sagt, !) – nachzulesen in den „Salzburger Nachrichten“ vom 16. April –:

„Wir haben uns die Situation in Slowenien und Luxemburg angeschaut,“ (Ah- und Oh-Rufe beim BZÖ. – Abg. Strache: Weiterentwicklung!) „dort werden zu Reise­wochen­enden die Preise innerhalb eines Preisbands in Kombination mit den Rotterdamer Preisen festgelegt. () Ähnliches werden wir für Österreich vorschlagen.“ (Beifall und neuerliche Oh-Rufe beim BZÖ.)

So betreten, wie Sie jetzt dreinschauen, hat mich zuletzt ein Kaugummi auf dem Trottoir vorm Parlament angelacht. (Heiterkeit und Beifall beim BZÖ. – Abg. Ing. Wes-tenthaler:  Aber der Kollege Bartenstein weiß das noch nicht! Das war zu schnell!) – Betretenes Staunen des Herr Bundesministers.

So, das geht weiter. Ich habe in der Begründung des Dringlichen Antrags folgende Bemerkung gemacht:

„Warum setzen Sie nicht endlich einmal die Bundeswettbewerbsbehörde ein, Herr Bundesminister? Und warum sorgt diese Bundeswettbewerbsbehörde nicht einmal dafür, dass diese enormen Preisunterschiede vor dem Wochenende und vor den Feiertagen oder vor den Urlauben endlich einmal ein Ende haben? Das sieht doch kein Mensch mehr ein, dass immer dann, wenn der Autofahrer das Auto braucht, sich die Preise an den Tankstellen immer weiter nach oben entwickeln.“

Mitterlehner antwortete auf meine Bemerkung:


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„() lesen Sie () das Preisgesetz“, Herr Bucher! „() und wenn Sie feststellen, dass irgendwo die Preiskonstellation günstiger ist, können wir über diese Geschichte reden! Können Sie das nicht, dann schweigen Sie, ersparen Sie uns diese Vorschläge, denn sie sind eigentlich nicht sehr praxisrelevant.“

So weit Mitterlehner. (Abg. Scheibner: Das ist aber nicht sehr freundlich gewesen!)

So, was sagen Sie in den „Salzburger Nachrichten“? – Mitterlehner:

„Benzin und Diesel sind sensible Produkte, im Preisgesetz gibt es bestimmte Ein­schränkungen, etwa eine amtliche Höchstpreisfestsetzung, wenn internationaler Missbrauch stattfindet. Wir werden nun das Preisgesetz stärker modifizieren.“ (Oh-Rufe und Beifall beim BZÖ.)

Ein Bucher in anderen Worten, würde ich sagen, Herr Minister! (Abg. Ing. Westen­thaler: Wie wäre es, wenn der Bucher gleich Minister wird? – Abg. Scheibner: Ein Honorar verlangen für die Beratung!)

Das ist aber noch nicht alles. Ich habe in der Begründung dieses Dringlichen Antrages gesagt:

„Wir sagen, es ist nicht nur höchst an der Zeit, endlich einmal Maßnahmen zu setzen, sondern auch, kreativ darüber nachzudenken, ob wir das so hinnehmen wollen, was da abläuft, nämlich dass die Ölmultis immer mehr kassieren und ihre Gewinne immer mehr in die Höhe treiben.“

Mitterlehner sagte auf diese Bemerkung von mir in der Stellungnahme zum Dringlichen Antrag – das sind alles Tatsachenberichte und ist auszuheben aus den Stenographischen Protokollen –:

„Glauben Sie wirklich, dass die OMV auf Automatentankstellen umstellt, wenn dort der große Gewinn und die große Abzocke möglich sind?“

Das sagte Mitterlehner damals beim Dringlichen Antrag auf meine Bemerkung.

In den „Salzburger Nachrichten“ vor wenigen Tagen liest sich das schon wieder an­ders: „Das Verhalten der großen Konzerne, die ungerührt ohne Kundenservice nur Preise erhöhen (), ist nicht akzeptabel.“ Das sagt Mitterlehner plötzlich. (Ah-Rufe beim BZÖ.) Ich hoffe, dass Sie das auch begründen. (Abg. Strache: Das nennt man konsequent!)

Dann habe ich den Wettbewerb angesprochen, der ja nicht stattfindet, wie wir wissen, weil sich da auch die Arbeiterkammer immer wieder starkmacht und mit Muskeln spielt, die sie nicht hat, und immer darauf hinweist, dass es möglicherweise Preisabsprachen gibt, die ich auch erwähnt und zitiert habe. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Ich habe gesagt: „Die Arbeiterkammer sagt doch, die Vermutung liegt nahe, dass die Ölkonzerne untereinander ein Kartell bilden, dass es Preisabsprachen gibt.“

Mitterlehner antwortete darauf: „Wir haben einen ziemlich starken Wettbewerb.“

In den „Salzburger Nachrichten“ sagte Mitterlehner auf diesen Satz hin vor wenigen Tagen: „Der Unterschied ist, bei anderen Produkten gibt es vollen Wettbewerb.“ – Aber leider nicht beim Diesel und beim Benzin. Das hätten Sie schon dazusagen müssen.

Dann sagten Sie mir in der Beantwortung des Dringlichen Antrags: „() Sie gerieren sich immer als Vertreter der Marktwirtschaft, der genau weiß, was der Markt tut (...)“ Bei uns ist der Wettbewerb sehr stark, sind die Margen sehr gering, sagte Mitterlehner auf meine Bemerkung hinsichtlich Preisabsprachen.


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In den „Salzburger Nachrichten“ liest sich das so: „() es ist so, dass die Markt­mecha­nismen nicht ausreichend funktionieren.“ (Oh-Rufe beim BZÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Zickzack!)

Herr Minister! Das Osterwochenende hat sich bei Ihnen aber ganz schön breit­geschlagen. Das merkt an den Mundwinkeln bei Ihnen.

Dann sagte Minister Mitterlehner noch dazu – alles in den „Salzburger Nachrichten“ nachzulesen –: „Der zweite Vorwurf lautet, dass es Preisabsprachen gibt.“ (Neuerliche Oh-Rufe beim BZÖ.)

Was soll ich darauf noch antworten, Herr Bundesminister? Es ist im Grunde genommen positiv, dass Sie diese Erkenntnis endlich einmal erfrischend aufnehmen und endlich auch bemerkt haben, was da vorgeht. (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

Nur eines sage ich Ihnen auch: Wenn Sie jetzt nichts unternehmen und immer von Notwehr sprechen, dann sind Sie ein Schmäh-Minister. Dann sind Sie kein Wirtschafts­minister, sondern dann sind Sie ein populistischer Schmäh-Minister. Jetzt müssen Sie endlich einmal auch zeigen, dass Sie in der Lage sind, Maßnahmen zu setzen, und nicht nur dazu, zu Kaffeekränzchen einzuladen, die Ölmultis bei Kuchen, Torte und Kaffee zu verwöhnen und ihnen das eine oder andere Geschäft schmackhaft zu machen, sondern auch tatsächlich dafür zu sorgen, dass es mit den Preisabsprachen ein Ende hat.

Denn es ist so – für jeden, der zu einer Tankstelle gefahren ist in den letzten Wochen und Monaten, vor allem entlang der Autobahn, war das ersichtlich –: überall der gleiche Preis, und wenn es eine Änderung gegeben hat, dann immer zum selben Zeitpunkt. (Abg. Scheibner: Hinauf!) Das heißt, es ist naheliegendst, dass es Preisabsprachen gibt und dass sich die Ölkonzerne untereinander absprechen. Das können Sie mittlerweile selber nicht mehr leugnen, deshalb bin ich froh darüber, dass Sie ein gewisses Einsehen haben.

Wenn Sie die Bundeswettbewerbsbehörde jetzt nicht mit einer Machtbefugnis aus­statten, dann wird sich auch nichts ändern. Sie müssen ihr Instrumente in die Hand geben, damit sie auch tatsächlich den Ölmultis einmal auf die Finger klopfen kann. Sie müssen ihr Instrumente geben, damit sie auch die Überwachung lückenlos und transparent machen kann.

Wir müssen dafür sorgen, dass wir uns bei den Strafbestimmungen etwas überlegen. Es kann nicht sein, dass Kartellabsprachen und Preisabsprachen ein Kavaliersdelikt bleiben und sich die Ölmultis mit einer Geldbuße herauskaufen, sondern da muss es Freiheitsstrafen geben, präventive harte Strafen, damit das nicht immer auf die Autofahrer abgewälzt wird, was hier an Gewinnen eingefahren wird, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei BZÖ und FPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Mineralöl-Mafia! Kriminelle Organisation!)

Herr Bundesminister! Das erwarte ich jetzt auch von Ihnen in nächster Zeit und auch, dass Sie nicht nur dem Populismus frönen und, weil Sie so lustig sind, den „Salzburger Nachrichten“ ein tolles Interview geben, sondern stehen Sie auch einmal zu Ihren Aussagen. Ich bin neugierig, was Sie heute darauf antworten werden.

Sie müssen damit rechnen, dass ich in nächster Zukunft wieder eine Dringliche An­frage stelle und Sie dann wieder festnagle. Also überlegen Sie sich heute genau und überlegen Sie sich gut, was Sie sagen, ansonsten sind Sie dann wieder der Blamierte bei der nächsten Sitzung – so wie heute! (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)


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Zum Luxemburger Modell, das Sie zwischenzeitlich kennen dürften, ansonsten hätten Sie das ja nicht so in den Mund genommen, so fehlerlos in den Mund genommen, muss man sagen: Das Luxemburger Modell ist ein Vorzeigemodell, das wir uns ernst­haft überlegen sollten. Es ist auch ernsthaft zu überlegen, dieses zumindest kurzzeitig einmal in Betracht zu ziehen. Man muss das nicht für alle Zukunft so handhaben, aber zumindest für den Zeitrahmen, in dem sich die Ölpreise enorm nach oben entwickeln. Das wäre unser Vorschlag.

Herr Bundesminister! Der zweite Vorschlag ist, dass wir einen kilometerabhängigen Pendlerabsetzbetrag mit einer Negativsteuerkomponente vor allem für die kleinen Einkommen einrichten, denn diese sind im Moment enorm getroffen. Ich weiß schon, dass die Sensibilität im Sektor der ÖVP als Schutzpatron der Steuerhinterzieher relativ gering ist, aber es gibt viele kleine Einkommensbezieher, was vor allem die Pendler betrifft, die nicht mehr wissen, wie sie diese Treibstoffe, die sie brauchen, um in die Arbeit zu kommen, finanzieren sollen. Da sollten Sie ein bisschen mehr Sensibilität an den Tag legen und nicht immer populistische Sprüche klopfen. (Abg. Klikovits: Das sagt der Richtige!)

Und vor allem: Sie sollten uns das nicht immer vorwerfen. Das sind Tatsachen, von denen wir sprechen, und es sind auch Berichte, die ich da von Dialogen und von Dis­kussionsbeiträgen bringe, die Sie nicht leugnen können. Da können Sie sich nicht davonstehlen.

Das Dritte ist – was ich schon erwähnt habe –: die Bundeswettbewerbsbehörde zu stärken.

Das Vierte wäre eine Zurücknahme der letzten Mineralölsteuererhöhung, denn das, was Sie da betrieben haben, ist vor allem eine Abzocke bei den Autofahrern. Das ist eine absolute Abzocke! Das versteht ja niemand. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Es versteht niemand, dass wir in Österreich mehr als 50 Prozent Steuern auf Treibstoff haben. Mehr als 50 Prozent! Sie kassieren an allen Ecken und Enden, was den Autofahrer betrifft. (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.) – Ihr habt in dieser Gesetz­gebungsperiode zweimal die Mineralölsteuer angehoben, zweimal hintereinander.

Der fünfte Vorschlag ist, was heute auch auf Brüsseler Ebene diskutiert wird, die Ener­gie­besteuerungsrichtlinie, wodurch man den Dieselpreis zwangsläufig anhebt, wenn man die Besteuerung für den Diesel nach oben setzt. Das würde sich in der Größen­ordnung von 17 Cent pro Liter auswirken. Das wären für einen gefüllten Tank 10 € zusätzlich mit dieser Erhöhung und darüber hinaus 1,2 Milliarden € an zusätzlichen Kosten für die Autofahrer, für die Pendlerinnen und Pendler.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit der Besteuerung muss Schluss sein, wir vom BZÖ sagen: Herunter mit den Steuern – und das nicht nur bei den Diesel- und Benzinpreisen! (Beifall beim BZÖ.)

Herr Bundesminister! Vor allem muss Schluss sein mit Ihrer Showtime. Beginnen Sie, endlich Handlungen und Taten zu setzen, damit am Ende nicht die Autofahrer auf der Strecke bleiben! (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Strache.)

15.18


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Abgabe einer Stellungnahme hat sich der Herr Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend Dr. Mitterlehner zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Ing. Westenthaler: Mineralöl-Sprecher!)

 



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15.18.19

Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend Dr. Reinhold Mitterlehner: Frau Präsidentin! Lieber Kollege Rudi Hundstorfer! Meine sehr geehrte Damen und Herren! An sich ist das Thema „Entwicklung der Spritpreise“ meiner Meinung nach so wichtig, dass wir uns da nicht in gegenseitigem Hickhack – ich verstehe irgendwo Ihr Ärgernis, dass Ihnen anscheinend ein Thema abhandenkommt – zwischen BZÖ und mir ergehen sollten. (Abg. Ing. Westenthaler: Wo ist das Hickhack?)

Herr Bucher, mich freut es, wenn Sie die „Salzburger Nachrichten“ so genau lesen. Mich freut es, wenn Sie genau lesen, was ich, wenn Sie auch aus dem Gesamtzu­sammenhang gerissen zitieren, gesagt habe oder hätte.

Aber ich finde, Sie hätten genügend Möglichkeiten, im eigenen Bereich ein paar Wider­sprüche aufzudecken. Weil der Peter Westenthaler da sitzt und auch herausschreit: Ich kann mich erinnern: Bin weg, bin wieder da! – Da waren auch ein paar Widersprüche. (Abg. Ing. Westenthaler: Ah, geh!) Oder der Herbert Scheibner: Ich glaube, es gibt wenige Leute in einer so wichtigen Angelegenheit wie Eurofighter, die innerhalb einer Woche ihre Meinung drehen, innerhalb einer Woche einmal für die Firma und eine Woche später für die andere Firma eintreten. (Abg. Bucher: Das ist vom Thema weg! – Zwischenrufe bei FPÖ und BZÖ.)

Meine Damen und Herren vom BZÖ! Also wenn wir von Meinungsänderung reden, dann schauen Sie sich das einmal bei sich an! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Geschichte betreffend Widersprüchlichkeiten könnte ich mit einer ganzen Reihe fortsetzen. (Abg. Scheibner: Das ist ein starkes Stück!) Der eine wähnt sich als Erfinder der „Abfertigung neu“ – gleich dahinter. Auch da sprechen die Fakten dage­gen. Das ist eine interessante Angelegenheit, geht aber irgendwo in einen anderen Bereich hinein.

Meine Damen und Herren! Damit zu dem Thema hin, das wirklich – da muss ich dem Herrn Bucher recht geben – in einigen Punkten begründenswert ist, warum ich auch meine Meinung, ich will nicht sagen, geändert, aber in bestimmten Punkten präzisiert habe. (Ironische Heiterkeit bei FPÖ und BZÖ. – Abg. Kickl: Weiterentwickelt!) – Ja, ist in Ordnung. (Abg. Ing. Westenthaler: So kann man es auch sagen!)

Weil die Entwicklung natürlich jetzt eine Spitze genommen hat, die auch dazu führt – Sie werden ja auch manchmal internationale Zeitungen oder Teletext lesen –, dass jetzt ähnlich diskutiert wird wie in den Vereinigten Staaten. Präsident Obama hat es angesprochen (Ah-Rufe bei der FPÖ), heute beziehungsweise gestern der deutsche Verkehrsminister Ramsauer, der sich auch damit beschäftigt, davon zu sprechen, dass wir jetzt eine Art oligopolhafte Entwicklung haben, dass der Markt bestimmte Fesseln braucht. Es ist Ihnen aber vielleicht auch aufgefallen, dass die Deutschen in der Diskussion ein Jahr hinter uns sind und sich mit der Linie begnügt haben, sie werden sich bemühen, die Unterschiede bei den Preissprüngen festzustellen.

Das heißt, es ist richtig, es ist ein Ärgernis, was die Benzinpreis- und Dieselpreis­entwicklung betrifft, was in den letzten Monaten und Wochen eingetreten ist. (Abg. Ing. Höbart: Massive Belastungen!) Ich sage Ihnen ganz offen: Ich wollte bewusst nicht in dieses Hickhack oder sonstige Dinge eintreten, die hier medial abgewickelt werden. Wir haben uns das angeschaut. Leider wird die Spirale nach oben damit nicht zu Ende sein, denn es ist eine weltweite Entwicklung. Das werden Sie sehen müssen, und das sehen leider auch andere.

Daher wird man der weltweiten Entwicklung auch nur durch weltweite Maßnahmen entgegentreten können, genau dort, wo es um Missbrauchsentwicklungen, um Miss-


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brauchsbildungen geht, bei Marktmöglichkeiten, aber natürlich auch dort, wo es um entsprechende Einschränkungen und teilweise auch Regelungen geht, um dann Marktmöglichkeiten entsprechend zum Durchbruch zu bringen. Das ist genau der Hintergrund: ein internationales Problem, das wir auch nur international werden lösen können.

Auf der anderen Ebene fragt man: Warum sollen wir in Österreich doch einige Dinge entwickeln? – Weil es meiner Meinung nach zynisch ist, wie manche argumentieren, der Preis sollte noch in die Höhe gehen, dann werde man endlich auch auf die öffentlichen Verkehrsmittel und so weiter umsteigen. Ich glaube, die Pendler, die Familien haben sich diese Diskussion, diesen Zynismus nicht verdient, sondern genau das Gegenteil, sie brauchen Mobilität und fühlen sich derzeit – das ist auch der Grund dafür, warum ich mich hier bemühe, trotz limitierter Möglichkeiten einzugreifen – den Gegebenheiten ausgeliefert.

Was sind diese Gegebenheiten? – Das wird genauso in Deutschland diskutiert. – Vielfache Änderungen am Tag, und das ist nicht nachvollziehbar. Warum? – Es werden Preiserhöhungen in Rotterdam, wenn es um Bewegungen nach oben geht, immer nachvollzogen, wenn es jedoch um Senkungen nach unten geht, werden sie nicht nachvollzogen.

Das, was die langen Wochenenden anlangt, ist eben dadurch gekennzeichnet, dass genau dort der Wettbewerb, der meines Erachtens sonst einigermaßen gut funktioniert, nicht gegeben ist, weil man da Kunden hat, die nicht ausweichen können, die nicht warten können, sondern die mit Verwandtenbesuchen, Familienunternehmungen ganz einfach darauf angewiesen sind, zu tanken. Und dann wird der Preis auch entsprechend nach oben bewegt.

Um das auch zu illustrieren – ich habe hier eine Graphik (eine Graphik zeigend), man sieht sie wahrscheinlich nicht von allen Reihen, ich darf sie aber verbal illustrieren –: Im Wesentlichen geht es darum, dass Sie hier zwei Spitzen sehen und diese Spitzen ... (Ironische Heiterkeit bei FPÖ und BZÖ.) – Ich weiß nicht, Herr Strache, was Sie daran so erheitert. (Abg. Strache: Man sieht es von da nicht! Ganz einfach!) – Ich gebe sie Ihnen nachher gerne.

Aber ich habe gesagt, ich werde sie verbal illustrieren, und wenn Sie einen Moment Geduld haben, werden Sie das auch hören. Der springende Punkt ist der, dass man sogar von der Distanz und wenn man nicht mehr so gut sieht, hier eine Spitze sieht. Das ist genau der Punkt, der Gründonnerstag, beziehungsweise zwei Tage später wieder, als der Preis um 5 Cent beziehungsweise 8 Cent angehoben worden ist, ohne dass die entsprechende Notwendigkeit dazu gewesen wäre.

Die entsprechende Notwendigkeit, die man ableitet, das ist nicht die grüne Kurve, die Sie da sehen, ist nicht Rotterdam. Die grüne Kurve ist die Kurve vom Handelsplatz in London, wo Super Benzin, also das fertige Produkt gehandelt wird. Und daher kann ich da nicht von der American Season oder sonstigen Sachen, wie es die Mineralöl­wirtschaft erklärt, Gebrauch machen und sagen: Na ja, da ist halt ein Sprung be­rechtigt!, sondern das ist die Inanspruchnahme eines Marktvorteils durch Marktmacht, und dem möchte ich nicht länger zuschauen.

Die Fragestellung, die dazwischenliegt, ist: Haben wir, wie manche Herren und Damen hier herinnen meinen, zugeschaut? – Ich habe Ihnen schon gesagt, wir haben nicht zugeschaut, wir haben eigentlich, obwohl wir von einem Markt ausgehen sollten, mehr getan als andere Länder, indem wir mit der Höchstpreisverordnung, dass einmal am Tag um 12 Uhr ein Preis verordnet werden kann, eine Möglichkeit geschaffen haben, dass der Wettbewerb tagsüber nur nach unten geht. Da haben viele, insbesondere in Deutschland, gemeint: Na ja, das wird dann wahrscheinlich die Preisentwicklung nur


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nach oben bringen! – genauso wie die Spritpreisdatenbank, die wir als zweite Maß­nahme gesetzt haben.

Da sage ich Ihnen, auch da haben wir eine Graphik (neuerlich eine Graphik in die Höhe haltend) – ich will Sie nicht mit allen langweilen –: Beispielsweise bei Euro Super hat sich ab dem Zeitpunkt – das ist dieser Strich –, als wir die Spritpreisdatenbank eingeführt haben, die Differenz zu den europäischen Durchschnittspreisen für uns verbessert. Also der österreichische Preis ist tendenziell immer besser als der euro­päische.

Jetzt muss ich Ihnen aber eines gestehen: Wir haben ja schon vor drei oder vier Wochen einen Dringlichen Antrag gehabt und genau über dieses Thema diskutiert. Nichts ärgert ... (Abg. Ing. Westenthaler: Am 29. Februar!) – Am 29. Februar. Manchmal seid ihr präzise. (Abg. Ing. Westenthaler: Na bitte!)

Nichts ärgert den Kunden oder den Fernsehzuschauer mehr als der saloppe Verweis darauf, dass wir im europäischen Durchschnitt besser liegen. Es ist natürlich klar, dass er nicht das bewertet, was der Unterschied ist, sondern er bewertet das, was ihn trifft. Und da ist natürlich die Belastung, der man nicht ausweichen kann, wenn man keine öffentlichen Verkehrsmittel hat, eine ordentliche Belastung. (Abg. Dr. Moser: Darum wollen wir die Pendlerpauschale endlich reformieren!) – Wir kommen gleich zur Pend­lerpauschale – nur Geduld! Das ganze Thema ist leider ein ziemlich komplexes Thema und nicht in zwei, drei Sätzen abzuhandeln, aber ich komme auch noch auf diese Thematik zu sprechen.

Jetzt zu dem, was Sie zitiert haben, Herr Bucher: Was tun wir jetzt oder was können wir tun? – Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das Ganze nicht unproblematisch ist, denn wir haben schon bei der Tagesfestsetzung des Spritpreises eines gehabt: dass die Herrschaften aus dem Konzernbereich zum Verfassungsgerichtshof gegangen sind und gesagt haben, es werde damit de facto das Wettbewerbsprinzip und das freie Erwerbsprinzip eingeschränkt.

Beim freien Erwerbsprinzip ist Folgendes maßgeblich: der Einstandspreis und der angemessene Gewinn. Das haben Sie leider nicht ausführlich zitiert, weil es Ihnen nicht recht ins Konzept gepasst hat. Ich habe bei der Beantwortung des letzten Dringlichen Antrags sehr genau beschrieben, warum eine amtliche Preisfestsetzung sinnlos ist, weil man nämlich dann auch den angemessenen Gewinn berücksichtigen muss. Das ist eine Problematik, die sich der Verfassungsgerichtshof in der Recht­sprechung genau angeschaut hat. (Abg. Bucher: Ich habe immer von der Spanne gesprochen!)

Daher – wenn wir jetzt davon reden, was auch als Vorschlag in den „Salzburger Nachrichten“ war, den wir selber einmal entwickelt haben, der sich aber weiter­ent­wickelt hat – werden Sie sich wieder damit beschäftigen müssen. Die Dinge drehen sich weiter, das ist noch nicht der Stand aller Dinge, das Ende der Fahnenstange ist nicht erreicht, weil da nämlich ein Problem dabei ist. (Zwischenrufe beim BZÖ.) Wenn Sie mir zuhören, werden Sie es vielleicht auch nachvollziehen können!

Das Problem ist: Wenn Sie für alle Österreicher einen einheitlichen Preis festlegen, dann muss dieser Preis ja unabhängig davon sein, ob ich in einem Gebirgsort oder in einem anderen Ort wohne, ob ich höhere oder niedrigere Distributionskosten habe, ob ich groß oder klein bin. Der Preis müsste ja für alle gleich sein – wenn ich von der Gewichtung und vom Schnitt ausgehe.

Daher ist die Überlegung eher eine andere, nämlich, dass man sagt, es soll sich jeder einen entsprechenden Preis nach seinen Kalkulationsgegebenheiten bilden, den muss er aber, so wie wir das bei der Tagesfestsetzung haben, über einen längeren Zeitpunkt


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halten. Das ist – der Herr Strache wird sich freuen und wird das gleich so nennen – das australische Modell. Die kalkulieren selber nach ihren Gegebenheiten, damit Erwerbs­freiheit, aber um den Kunden auch eine bestimmte Sicherheit zu geben, muss der Preis bleiben.

In diese Richtung, glaube ich, kann man tendieren. Warum? – Weil man natürlich auf der anderen Seite eine Möglichkeit schaffen muss. Oder die Fragestellung wird dann sein, Moment, wenn die das machen, dann werden die ja wahrscheinlich gleich einen hohen Preis festsetzen, und damit ist der Kunde der belämmerte.

Ja, dann muss man auf der anderen Seite schauen, dass es auch noch einen be­stimmten Wettbewerb gibt, und bei denen ansetzen, aus sachlichen Gründen, wo ein Unterschied ist. Wer ist das in diesem Zusammenhang? – Der Kleinbetrieb, der Mittel­betrieb, der nicht den Konzernen ausgesetzt ist und in dem ganzen Bereich mit­schwimmt. Daher werden diese, wenn der Preis zu hoch festgesetzt ist, ihn unter­bieten, die ganzen Diskonter oder wer immer. Daher ist eine Möglichkeit, auf der einen Seite der Markt und auf der anderen Seite eine bestimmte Kontinuität zu schaffen, gegeben.

Jetzt werden Sie sich wieder weniger freuen: Wir glauben nämlich, dass man das mit der bestehenden Verordnung im Rahmen des Preisauszeichnungsgesetzes machen kann. Also im Endeffekt können Sie relativ schnell überprüfen, ob wir das wirklich tun oder nicht. Das wird sich für Pfingsten nicht mehr ausgehen, aber es kommen ja noch weitere verlängerte Wochenenden. Die weiteren verlängerten Wochenenden sind zum Beispiel Fronleichnam oder der Sommerferienbeginn.

Dann werden wird das gleich einmal mit dem Prinzip spielen, mit allen Wenn und Aber. Da wird es Einwendungen im rechtlichen Bereich geben. Schauen wir uns die Preis­entwicklungen an! Und wenn rechtliche Probleme noch stärker auftreten sollten – wir prüfen gerade, ob das auch so geht und richtig ist –, dann werden wir über ein Preis­gesetz und dessen Änderung reden.

Aber damit es nicht wieder eine Verwechslung gibt: nicht über die amtliche Preis­auszeichnung – diese ist ja jetzt schon vorhanden im § 5a – und nicht über eine Festlegung ohne Grund, denn dort sind Sie dann wirklich in einer Preisregulierung eigentlich ohne wirklichen Hintergrund.

Und da manche immer wieder fragen: Warum braucht man denn in diesem Bereich überhaupt Preise? – Na, weil das eben nicht ein Produkt ist wie Stelzen, die ich dort oder da kaufen kann, oder weil ich nicht ein Produkt habe wie irgendein Getränk, das ich halt dann, wenn es eine Sonderaktion gibt, einfach horten kann oder lagern kann, sondern weil dieses Produkt den Kunden dann einigermaßen in eine Zwangslage bringt, wenn er mobil sein muss. Wann muss er das? – Wenn er Pendler ist, wenn er Familie hat, wenn er irgendwo Krankenbesuche und Ähnliches machen muss. Das kennen Sie alles, und damit möchte ich Sie gar nicht weiter strapazieren.

Ich glaube, es könnte ein durchaus gelungener Weg sein, dass ich nicht den Markt einschränke, dass ich nicht den Markt reguliere, sondern die Kräfte des Marktes zur Entfaltung bringe. Daher: Mir geht es nicht darum, dass ich jetzt weniger Markt möchte, sondern ich möchte mehr Fairness auf dem Markt. Und wenn Sie den Unterschied anschauen zwischen uns und den Deutschen: Der Unterschied ist der, dass man dort Argumente abhandelt.

Folgendes möchte ich auch noch ansprechen: Wissen Sie, warum die Konzerne geglaubt haben, man könne da irgendwo nach oben gehen? – Weil in der Bevölkerung der Eindruck entstanden ist, das wäre alles Angelegenheit der Politik und nicht Ange­legenheit der Konzerne. In welchem Produktbereich haben Sie das sonst noch, dass


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niemand im Sinne eines Sales- oder After-Sales-Service erklärt, vielleicht auch den Interessenvertretungen der Autofahrer, warum man welche Preiskonstellation hat und warum man das und das tun muss und warum die Margen gering sind? – Das ist nicht der Fall, und daher darf man sich nicht wundern, wenn es dort möglicherweise auch Missverständnisse gibt. Und es geht natürlich nicht – das machen andere Länder oder die Konzerne dort auch –, sich einfach hinter der Politik zu verstecken. Das ist auch nicht meine Linie. Ich glaube, dass das eine sehr faire Linie ist, die wir hier gehen, und damit erliegen wir auch keinen Irrtümern.

Langfristig wird es darum gehen, dass wir auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Fossile Energie ist begrenzt. (Beifall der Abg. Dr. Moser.) Langfristig wird es darum gehen, dass wir in dem Gesamtbereich insgesamt E-Mobility und anderes forcieren. Das ist die Zukunft!

Damit sind wir aber auch schon bei der Steuerfrage. Es ist beliebt, natürlich, was soll die Opposition tun, als immer wieder darauf hinzuweisen: Die Steuern sind zu hoch und der Steuernehmer, also in diesem Fall die Finanzministerin, ist der Abzocker!? (Abg. Ing. Höbart: Das stimmt! – Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Darf ich Sie an Deutschland erinnern? – Dort kann man sich das auch sachlich an­schauen, ohne dass man gleich schreit. Schauen Sie sich diese Graphik an! (Eine Schautafel vorweisend.) Ich gebe sie allen, die sie haben wollen, dann zur näheren Vertiefung. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kickl.) Ja, ich erkläre es gerade.

Der Hintergrund ist, dass wir mit der Steuerbelastung vor der Mineralölsteuererhöhung im Jahr 2011, also voriges Jahr, überhaupt am allergünstigsten in Europa waren, und mit dieser Steuererhöhung stehen wir an der fünften Stelle. Jetzt werde ich Ihnen aber Folgendes sagen: Wenn Sie die Steuern senken, wissen Sie, was dann passiert? – Dann nimmt das nicht der Kunde mit im Sinne von Preissenkungen, dann erhöht sich der Preisdispositionsspielraum für die großen Konzerne, für die, die auf dem Markt sind, weil die im Schnitt immer eher im Vergleich mit dem europäischen Durchschnitt kalkulieren.

Warum sie das so machen, Herr Kickl, ist Ihnen nicht bekannt. (Abg. Kickl: Aber passen Sie auf, dass Sie nicht in einer Woche wieder was anderes sagen!) Ich sage es Ihnen: Weil Österreich eine Art verkehrsgeografische Drehscheibe ist, und damit kann ich natürlich ausweichen auf andere Länder. Ist Ihnen vielleicht schon einmal aufgefallen, dass außer in Slowenien rund um uns der Preis überall höher ist? Höher ist! Damit kann man sich nichts kaufen, das ist klar, es ist kein wirklich gutes Argument. Aber womit wollen Sie Infrastruktur, wie etwa im Bahnbereich, bauen, als mit Steuer­mitteln? Womit wollen Sie E-Mobility-Forschung und entsprechende Weichenstellung, wenn man das will, finanzieren? Oder haben Sie wirklich den Eindruck, dass wir mit den Steuereinnahmen nach Hause gehen oder sonst irgendwo in die Südsee? (Abg. Ing. Höbart: Nein, Sie schicken es nach Griechenland! – Abg. Strache: Den Griechen und den Bankspekulanten!)

Nach Griechenland – das ist wieder eine andere Thematik! Herr Strache, ich weiß, Sie neigen zur Verkürzung. Sie neigen zur Verkürzung, aber so einfach ist es halt leider nicht! Wir sitzen in einem Boot, und wenn Sie meinen, wenn wir in Griechenland nichts zahlen, kostet uns das nichts, dann ist das Ihre Philosophie im Wirtschaftsbereich, aber es stimmt eben leider nicht. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ. – Abg. Ing. Höbart: Das Geld ist sowieso weg!) – Bitte wie? Ich verstehe Sie nicht, Sie schreien so schlecht. (Abg. Ing. Höbart: Das Geld ist weg! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich verstehe, dass Sie gerne ein Thema hätten, wo man erklären kann: Der Staat und die Verantwortlichen des Staates tun das nicht! In dem Augenblick, wo wir nur ein


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bisschen in Richtung Regelung gehen, sagt derselbe Herr Bucher, der da heraus­kommt und das von mir fordert: Das ist eigentlich Populismus! – Also jetzt suchen Sie es sich aus, was Sie wollen: Entweder das oder das?, aber nicht beides!

Meine Damen und Herren! Damit noch zu einem Thema, das heute nur am Rande angesprochen worden ist, nämlich die Frage der entsprechenden Pendlerunter­stüt­zung. Ich glaube, diese ist sehr notwendig, und da gibt es mehrere Elemente und Aspekte. Ich habe gestern im Radio gesagt, das muss man zum gegebenen Zeitpunkt machen. „Gegebener Zeitpunkt“ heißt, da sind die Länder involviert. Da gibt es bestimmte Zuschläge der Länder, es gibt Gegebenheiten mit einem Absetzbetrag und die Pauschale, und diese drei Komponenten – da gibt es ja verschiedene Vorschläge – sind möglichst miteinander zu kombinieren und alle Wenn und Aber auszudiskutieren. (Abg. Bucher: Wir wollen nur ein Modell haben! – Abg. Strache: Ein Modell für alle!)

Ich glaube, das ist eine gute Sache, da werden Sie sicher etwas einbringen. Und dann muss man schauen, wie das im Rahmen des Konsolidierungspakets auch zeitlich zu dem anderen passt. Da ist natürlich die Hauptzuständigkeit beim Finanzministerium. Ich bin mir sicher, dass wir das – so wie wir das jetzt ganz emotionslos bereden – in sachlicher Abwägung aller Argumente auch schaffen werden. So schaut ja dieses Podium auch heute aus, und so schauen die entsprechenden Zwischenrufe aus!

Meine Damen und Herren, mir ist bewusst, es freut Sie nicht, wenn wir hier ent­sprechend aktiv werden, denn da bricht Ihnen ein Thema weg. Sie hätten es gerne ganz anders: entweder amtlich geregelt oder überhaupt nicht, aber passen tut es Ihnen so oder so nicht! Ich glaube, der, der zuschaut, derjenige, der sich damit beschäftigt, weiß, wir sind den Deutschen und anderen um Monate voraus, was die Diskussion anbelangt, was die Maßnahmen anbelangt, und bei denen, die wir jetzt prüfen und vorschlagen, werden wir sehen, ob es wirkt. Ich bin mir nicht sicher, ob das die ge­wünsch­ten Effekte erzielt. Ich möchte mir aber auch nicht vom Bürger, vom Marktteil­nehmer vorwerfen lassen, wir hätten nicht alles in dieser Richtung versucht.

Ansonsten werden Sie woanders David und Goliath spielen müssen, Herr Bucher – nicht beim Benzinpreis! Es wird keine Entwicklung geben, die bei uns nach unten geht und in allen anderen Ländern nach oben. Das hätten Sie gerne, diesen Hebel, aber da müssen Sie beim BZÖ woanders ansetzen. – Danke vielmals. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

15.36


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gehen nun in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung kein Redner/keine Rednerin länger als 10 Minuten sprechen darf. Gesamtredezeit pro Klub: 25 Minuten.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Westenthaler. – Bitte.

 


15.37.18

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister, Sie haben zu Beginn gesagt, Sie wollen hier kein Hickhack betreiben. (Bundesminister Dr. Mitterlehner: Das habt ihr gemacht!) Sie sagen, das haben wir gemacht. Nein, das haben wir nicht gemacht! Wir haben kein Hick­hack gemacht, sondern wir haben Ihr Zickzack aufgezeigt. Die Ölspur, auf der Sie daherrutschen seit ein paar Wochen, haben wir aufgedeckt. (Heiterkeit und Beifall beim BZÖ.)

Wir haben Ihren Zickzackkurs in dieser Frage aufgezeigt, den Sie fahren, weil Sie hinten und vorne nicht mehr weiter wissen und weil Sie, wenn Sie nicht den Herrn Kollegen Bucher hätten, der Ihnen dauernd sagt, wo es langgeht, schon lange abgetreten wären bei diesem Thema und schon lange überhaupt nicht mehr vorhanden


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wären. – Das ist die Wahrheit, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ. – Bundesminister Dr. Mitterlehner: Der war gut!)

Kollege Bucher hat ja in beachtlicher Art und Weise hier mit Originalzitaten belegt, wie Sie auf einmal mit einer Reaktionszeit einer durchschnittlich begabten Weinberg­schnecke (Heiterkeit) dann alles nachvollzogen haben, was das BZÖ schon seit Monaten fordert und was Josef Bucher hier seit Monaten – ich möchte fast sagen: seit Jahren – fordert. Das sagen Sie auf einmal auch der Zeitung gegenüber, aber der Unter­schied ist der: Josef Bucher hätte es als Wirtschaftsminister schon längst umgesetzt – aber Sie setzen es nicht um, Herr Minister! Das ist der große Unter­schied! (Beifall beim BZÖ.)

Ich frage mich die ganze Zeit: Warum ist der Minister so untätig? Warum übernimmt er jetzt zwar alle Forderungen – jetzt endlich, nach „Weinbergschnecken-Reaktion“ – und kündigt in den Zeitungen großspurig an, aber tut er es nicht? – Da gibt es nur eine Antwort: Weil in Wahrheit die Hälfte des Benzinpreises und damit auch die Hälfte der Erhöhung des Benzinpreises hausgemacht macht ist und der Herr Minister und seine Finanzministerin und die ÖVP-Ministerriege und die ganze Regierung Hauptprofiteur von den hohen Benzinpreisen über die Steuer ist! (Beifall beim BZÖ.)

Das ist die Wahrheit! Und deswegen denken Sie überhaupt nicht daran, etwas zu ändern. Und deswegen lassen Sie die Autofahrer im Stich. Und deswegen sagen Sie zu den Pendlern: Es ist mir wurscht! Und deswegen sagt ihr zu den Müttern auf dem Land, die ihre Kinder in die Schule bringen müssen, die auf das Auto angewiesen sind: Das ist egal! Die sollen „brennen“ – wunderbar, da sprudelt es in der Staatskasse, über 50 Prozent mittlerweile hausgemacht.

Das ist die Wahrheit! Und dann stellen Sie sich hier her und zeigen sich – das geht ja aus diesen sonderbaren Interviews hervor – nach monate-, ja fast jahrelanger Preis­zocke und Preissteigerung der Mineralölmafia sehr „enttäuscht und bestürzt“.

Oder: Ich habe bemerkt – jetzt, am 14. April; also das ist ja ein Treppenwitz!, am 14. April 2012, nach monatelangem steilem Anstieg der Preise! –, ich habe bemerkt, sagt der Herr Minister, dass die großen Ölkonzerne überhaupt keine Sensibilität für die Stimmungslage in der Bevölkerung haben. Anstatt der Versuchung hoher Preise zu widerstehen und damit zur Beruhigung beizutragen, habe man die Feiertage nach­weislich für Preisspitzen genützt.

Das fällt ihm jetzt ein, nach zig Feiertagen, die für solche Preisspitzen genützt worden sind!

Zwei Tage später sagt der Minister dann im „Mittagsjournal“ in diesem Zusam­men­hang, dass er einige große Unternehmen gebeten habe, auf diese Stimmungslage Rücksicht zu nehmen, dass man das aber nicht gemacht habe.

Also was jetzt, Herr Minister? Können Sie sich nicht durchsetzen? Pfeifen die Mineral­ölkonzerne auf Sie oder handeln sie? Ich glaube eher Zweiteres. Denen sind Sie völlig wurscht! Und wenn Sie hier nicht endlich eingreifen mit einer Regulierung, wie wir sie vorschlagen, dann wird sich diese Mineralöl-Mafia durchsetzen und die Preise werden über 2 € steigen. Das wird das Ergebnis sein, Herr Minister! (Beifall beim BZÖ.)

Sie stellen sich hier her und erklären wortreich, wie schon am 29. Februar, wie alles nicht geht. Das ist nicht die Aufgabe eines Ministers, hier wortreich zu erklären, wie alles nicht geht, während Bucher & Co hier Vorschläge bringen. Nehmen Sie nur das slowenische Modell her! Dort funktioniert es ja auch, Herr Minister. Dort funktioniert es ja auch, dort sind die Preise plötzlich niedriger. Dort sind sie wesentlich niedriger als bei uns. Dort hat man dieses Modell eingeführt.


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Und jetzt beantragen wir heute im Dringlichen Antrag einen allerersten Schritt – ist noch nicht das Ende, aber einen allerersten Schritt – zu dieser Spanne, wie es sie zum Teil in Slowenien gibt. Sich hier herzustellen, Herr Minister, und zu sagen: Ja, dieser Dringliche Antrag ist richtig, eigentlich sollte ihn heute das Parlament einstimmig beschließen im Sinne der Autofahrer, im Sinne der Senkung der Spritpreise!, das wäre eine ordentliche Politik, Herr Minister, die Sie machten könnten. (Beifall beim BZÖ.)

Aber Sie tun es ja nicht! Sie tun es ja nicht, und nicht die böse Opposition rechnet Ihnen das vor. Ich darf die heutige Ausgabe der „Kronen Zeitung“ zitieren, Peter Gnam, „Thema des Tages“: „Wie Autofahrer verarscht werden“.

„Die Mineralölfirmen reden sich auf die stets steigenden Rohölpreise aus und lügen dabei, dass sich die Balken biegen.“

Und weiter: „Der Wirtschaftsminister brabbelt“ – Gnam hat es eigentlich recht gut getroffen, wenn er von „brabbelt“ spricht – „etwas von scharfen Kontrollen oder so ähnlich halt, weiß aber genau, dass ihm seine Parteifreundin im Finanzministerium einen Stöckelschuh nachwerfen würde, weil ohne Steuermehreinnahmen bei Treib­stoffen ein riesiges Budgetloch entstehen würde. So werden die Autofahrer verarscht, und das seit vielen, vielen Jahren.“

Jawohl, dem ist im Wesentlichen nichts mehr hinzuzufügen! (Beifall beim BZÖ.) Sie halten die Autofahrer für dumm und greifen nicht ein – und deswegen gibt es uns, deswegen wollen wir diese Regelung!

Und weil wir auch immer über diesen berühmten Wettbewerb sprechen: Na selbst­verständlich Wettbewerb und liberale Marktwirtschaft und ökosozial und alle diese Modelle! Aber ich sage Ihnen noch einmal klipp und klar, Herr Minister: Der Wettbe­werb, der beinharte Wettbewerb sollte eigentlich dazu dienen, den Menschen Entlas­tung zu bringen. Ein Wettbewerb, der auf Ausbeutung der Menschen, auf höhere Preise, auf Abzocke abzielt, ist für uns kein lauterer Wettbewerb, Herr Minister, und den lehnen wir daher auch ab. Und daher wollen wir, dass Sie hier eingreifen, denn wir haben Preisentwicklungen, die vor allen Dingen Pendler betreffen.

Und jetzt sind wir bei den Pendlern. – Sie zählen uns jetzt auf, welche Modelle es gibt in Land, Bund und so weiter. Machen Sie ein Modell! Machen Sie ein bundes­einheitliches Modell, wie wir das seit Wochen, Monaten und Jahren fordern, ein kilo­meter­abhängiges pauschales Kilometergeld für jeden, von und zur Arbeit, denn beim jetzigen Modell können – Sie wissen das ganz genau; ich sage es Ihnen jedes Mal, und in zwei Monaten, wenn wir die nächste Dringliche machen zum Spritpreis, werde ich es Ihnen wieder sagen – rund zwei Millionen Menschen gar nicht die Pendler­pauschale beantragen, weil sie eben einkommensmäßig nicht hinkommen. Genau diejenigen, die am wenigsten verdienen – und der Herr Matznetter weiß das auch –, können sie nicht beantragen, diejenigen, die unter 11 000 € im Jahr kommen. Die bräuchten sie aber, denn das sind genau die, die durch die hohen Spritpreise am meisten betroffen sind. Und die können das nicht!

Daher: Ändern Sie das und machen Sie eine sozial gerechte Lösung für die Autofahrer, setzen Sie eine ordentliche Kilometergeldlösung um, damit die Menschen etwas davon haben! Das wollen wir von Ihnen! (Beifall beim BZÖ.)

Sie haben von einem „Korridor“ gesprochen. Sie wissen, was ein „Korridor“ ist: ein schmaler Gang. Sie befinden sich auf einem sehr schmalen Gang, was die Spritpreise anbelangt, und solange Sie weiterhin Ihre Hände in den Schoß legen, zwar schöne Ankündigungen machen in den Zeitungen, diese aber nicht umsetzen, so lange werden Sie uns nicht los! Wir werden Sie in regelmäßigen Abständen mittels Dringlicher


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hierher zitieren und werden den Kampf für die österreichischen Autofahrer, für die Senkung der Preise und gegen Ihre Untätigkeit weiter fortsetzen. (Beifall beim BZÖ.)

15.45


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Matznetter kommt nun zu Wort. – Bitte.

 


15.45.12

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine Herren Bundesminister! Hohes Haus! Es ist das ja schon fast jede Woche Thema, es ist ein populistisches Thema. Sie versuchen nämlich, bei den Autofahrern den Eindruck zu erwecken, als könnten Sie morgen mit einer Lösung die Preise wieder halbieren. Das funktioniert nicht! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich habe einmal eine positive Nachricht. Es gibt hier im Haus eine Fraktion, die vor drei Stunden für die Erhöhung des Dieselpreises gestimmt hat – im Europäischen Parlament. Die Mehrheit des Europäischen Parlamentes hat diese Neukonfigurierung mit 524 Stimmen abgelehnt, damit wenigstens dieser Anschlag auf diejenigen, die sich in den letzten Jahren Dieselfahrzeuge zugelegt haben, weil diese sparsamer sind, über die Steuer verhindert wird.

Kommen wir zurück zur Situation in Österreich! – Der Herr Bundesminister hat ange­kündigt, dass er versuchen wird, gerade was das lange Wochenende betrifft, das mit einer Fixierung auszuprobieren. Ich nehme an, das wird man mit einer Verordnung machen können, indem man hergeht und sagt: Während der Zeit darf der Preis nicht mehr verändert werden! Die Frage ist: Wird‘s das bringen? Und ich bin überzeugt davon – das kann ich heute schon prophezeien –, wir werden an diesem Wochenende keine Veränderungen mehr erreichen, aber die Bandbreite, von der wir reden, ist ein ganz schmales Preisband. Wir werden nicht mehr auf Dieselpreise von 1 € kommen, das funktioniert nicht mehr.

Und die Illusion, die Sie auszustrahlen versuchen und womit Sie glauben, Wählerinnen und Wähler ködern zu können, die Illusion, wir könnten im kleinen Österreich mit dem Wunderstab drüberfahren und dann sind die Preise bei diesen Kraftstoffen wieder so, wie sie vor drei Jahren waren: Da gibt es mehre Punkte, die in diesem Zusammenhang ein Problem darstellen.

Wir haben erstens eine internationale Spekulation mit Rohstoffen, die unter anderem aber mit einer knapper werdenden Ressource dazu führen, dass man nie mehr zu Preisen unter 1 € zurückkehren wird – nie mehr! –, weil wir bei den fossilen Brenn­stoffen vielleicht heute noch nicht am Peak sind, aber jedenfalls an einem Punkt, wo wir nicht nachhaltig niedrigere Preise haben werden. Das heißt, wir werden alles dazu tun müssen, um zum Beispiel den öffentlichen Verkehr so weit auszubauen, dass wir weniger Pendler haben, die mit dem Auto fahren.

Aber wie ist die Realität? Haben wir nicht gerade vorhin eine namentliche Abstimmung gehabt? Waren das nicht die gleichen Abgeordneten, die bei uns dagegen gestimmt haben, dass wir die Mittel zur Verfügung stellen, um die Eisenbahn auszubauen? – Es waren genau die Gleichen! Es ist überhaupt eine Schande bei der grünen Fraktion, dass dann, wenn erstmals in diesem Lande mit einem Investitionsprogramm die Eisenbahn deutlich gestärkt oder ausgebaut wird, die Erste, die gegen den Finanz­rahmen stimmt, die grüne Fraktion ist. Aber das müsst ihr wirklich bei euch klären, das können wir hier nicht klären, das ist eine ein wenig sonderbare Position.

Zurückkommend zur Situation die Pendler betreffend: Ich möchte erstens an dieser Stelle Herrn Bundesminister Mitterlehner insofern ganz besonders gratulieren, als er nämlich in der Frage der Entschädigung der Pendlerpauschalen etwas angesprochen


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hat, was ein Problem ist, an dem wir seit Langem kiefeln. Und da gebe ich dem Kolle­gen Bucher recht: Wir haben bei Kleinstverdienern viel zu wenig Steuervorteil drinnen. Ich selber habe darum gekämpft – und wir hatten ja schon zwei Jahre sogenannte Negativsteuer, auch bei der Pendlerpauschale, nämlich bis zum Jahr 2010 –, dass man Pendlern und Pendlerinnen, die ein sehr geringes Einkommen haben, einen direk­ten Zuschuss gibt statt eines Steuervorteils.

Jetzt kam erstmals auch vom Koalitionspartner in der Person des Energieministers der Hinweis: Reden wir darüber! (Die Bundesminister Dr. Mitterlehner und Hundstorfer sprechen miteinander.) Ich bin wirklich dankbar dafür, und ich hoffe, das ist schon das Thema bei diesem Gespräch zwischen Sozialminister und Wirtschaftsminister: Was können wir tun, um einen Steuerfreibetrag in einen direkten Betrag umzuwandeln, den wir zukommen lassen? Ich glaube, dass das eine Ebene ist, wo sich auch die Gewerk­schaften und andere, die ja die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vertreten, sehr freuen würden, wenn wir eine solche Umstellung von Steuerfreibetrag zu Direkt­zu­schuss bekämen.

Das ändert aber nichts daran– und jetzt komme ich zum Hauptproblem –, dass wir auf die nächsten ein, zwei Jahrzehnte betrachtet nicht dauerhaft in der Siedlungsfläche Hundertausende staatlich alimentieren können, die bei steigenden Energiekosten einen sehr weiten Weg zum Arbeitsplatz haben.

Das heißt, unsere Bemühungen, in der Region Betriebe zu halten und anzusiedeln, werden wir verstärken. Umgekehrt werden wir aber auch, was den Wohnbau in den Zentren und rund um die Arbeitsplätze betrifft, schauen müssen, dass wir geförderten Wohnraum ausbauen, dass wir vielleicht die Wohnbauförderung endlich wieder zweckgewidmet haben, und schauen müssen, dass die Menschen dort hinziehen können, wo sie in einer halbwegs geringen Entfernung vom Arbeitsplatz leben und nicht gezwungen sind, jeden Tag 40, 50 oder gar mehr als 60 Kilometer zu fahren. (Abg. Ing. Höbart: Verjagen Sie Ihre Wähler und Wählerinnen aus ihren Häusern und Wohnungen!)

Alle Illusion im Zauberstab: Die Preise wieder unter 1 € zu bekommen, wird Illusion bleiben. Wir werden ein paar Cent auf oder ab etwas machen können, aber wir werden das grundsätzliche Problem nur durch Raumordnung, durch Wohnbauschaffung und durch Umstellung auf den öffentlichen Verkehr lösen können. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Ing. Höbart.) Andere Lösungen wird es nicht geben. Ich glaube aber, dass wir mit den Lösungen, die wir von der Regierung derzeit haben, auf einem guten Weg sind. Danke. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Ing. Höbart: Wohnraum schaffen! Abg. Dr. Matznetter: Wohnraum schaffen, ja!)

15.50


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Bartenstein zu Wort. – Bitte. (Abg. Ursula Haubner:  gibt uns jetzt recht!)

 


15.51.04

Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Frau Präsidentin! Meine Herren Bun­des­minister! Hohes Haus! In regelmäßigen Abständen gibt das Wirtschaftsressort unter anderem einen Treibstoffpreismonitor heraus. Dieser Treibstoffpreismonitor vergleicht europaweit die Nettotankstellenpreise, also ohne Steuern, denn die Steuern sind ja überall ein bisschen anders, bei uns liegen sie im Mittelfeld. (Ah-Rufe bei der FPÖ.) Als Sie noch in der Regierung waren, meine Herrschaften von der FPÖ und vom BZÖ, war es genau gleich. Auch damals hat der Treibstoffpreis schon zu mehr als 50 Prozent aus Steuern bestanden, vergessen Sie das nicht! (Abg. Dr.  Strutz: Aber da war er deutlich darunter!)


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Dieser Treibstoffpreismonitor sagt uns, dass Österreich regelmäßig deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegt – also bei allem Ärgernis über das, was in Sachen Benzin- und Dieselpreis in den letzten Wochen abgegangen ist, ist das schon einmal, um der Wahrheit Genüge zu tun, festzustellen –, und zwar um insgesamt 4 Cent. Der letzte Treibstoffpreismonitor, der verfügbar ist, gibt für Euro 95 einen EU-Mittelwert von 75,7 Cent, für Österreich einen Wert von 71,7 Cent her, also genau 4 Cent Differenz. Und beim Diesel schaut es so aus: Europäische Union Durchschnitt 80,4 Cent, wie gesagt ohne Steuern, Österreich 76,8, also wenn man so will, knapp 4 Cent Differenz. (Zwischenruf des Abg. Ing. Höbart.)

Nun zur Ernsthaftigkeit des BZÖ und meines sehr, sehr geschätzten Kollegen Peter Westenthaler: Du hast unter anderem gesagt, dass Slowenien günstiger wäre als Österreich, was die Treibstoffpreise anbelangt, aufgrund des großartigen Modells. Im Übrigen: Sprich dich einmal mit deinem Kollegen Grosz, der heute leider nicht im Hause ist (Ruf: Leider! Abg. Strache: Der geht Ihnen ab, Herr Bartenstein!), ab, der hat genau vor Wochenfrist Slowenien noch aus der Europäischen Union ausschließen wollen, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) Warum denn? – Wegen der Käsekrainer, nicht der Lipizzaner, sondern wegen der Käsekrainer. (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Also, vor einer Woche war Slowenien noch ausschlussreif, „Rote Karte“ durch Herrn Grosz, heute ist Slowenien für das BZÖ das Role Model.

Aber jetzt zum Thema: Schauen wir doch einmal nach, wo Slowenien in Sachen Treib­stoffpreise liegt! Slowenien liegt auf Basis dieses Nettopreises gerade 1 Cent unter dem EU-Schnitt beim Benzin und 3 Cent beim Diesel. (Zwischenruf der Abg. Tamandl.) Das heißt, wir liegen besser als Slowenien. Peter Westenthaler, du hast einmal mehr in der Sache einfach nicht recht gehabt, unrecht gehabt. (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Schauen Sie einmal beim Oster-Wochenende! Zwischenruf des Abg. Ing. Höbart.)

Zum Zweiten: Ist es denn richtig, wenn Peter Westenthaler hier den Vorwurf erhebt, Herr Mitterlehner, Herr Hundstorfer, diese böse Regierung sei der Hauptprofiteur der hohen Benzinpreise, weil ja die Steuern dann quasi draufkämen? – Peter Westen­thaler, ich kenne dich zu gut, du weißt es besser. Du weißt ganz genau, dass die Mineralölsteuer pro Liter oder pro Kilogramm Treibstoff erhoben wird und es ganz egal ist, wie hoch der Basispreis ist, das ist ein bestimmter Betrag. So gesehen ist auch diese Anmerkung nicht richtig. (Abg. Ing. Westenthaler: Mehrwertsteuer!)

Also: Ein bisschen bei der Wahrheit bleiben, ein bisschen bei den Tatsachen, schadet auch nicht, wenn der Herr Klubobmann Bucher schon von sich so postuliert, er sei der ernsthafte, der seriöse Oppositionspolitiker! (Abg. Ing. Westenthaler: Martin, Mehr­wert­steuer!)

Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen – und das hat Mitterlehner auch klar gesagt; schlag nach bei Adenauer! –, in der Politik soll niemand davor gefeit sein, aufgrund bestimmter Entwicklungen auch einmal seine Meinung zu präzisieren. Das gilt im Übrigen auch für mich. Ich meine, die Treibstoffpreise sind nicht nur hoch, sie sind zu hoch, sie sind ein Ärgernis – weniger von der absoluten Höhe her, sondern das, was an Wochenenden, vor Feiertagen, vor Ostern, vor Pfingsten, vor den Ferien­wochenenden abläuft, ist schon ein Stück weit Abzocke, um diesen Modebegriff zu verwenden. (Ruf bei der SPÖ: Weihnachten!)

Da meine ich, dass Minister Mitterlehner schon die richtigen Ansätze zeigt, wenn er sagt, er möchte die Verordnung – die ja von ihm kommt und die einiges weitergebracht hat und sagt: Du darfst nur einmal am Tag den Preis festsetzen, und dann ist Schluss mit weiteren Erhöhungen, sondern dann kannst du nur mehr den Preis absenken! –


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erweitern, und sagt, nicht nur einmal am Tag, sondern am Donnerstag ist der Tag für die Preisänderung. Das gilt dann für das ganze Wochenende, sei es vielleicht auch für die ganzen Osterfeiertage, dann dürfen die Preise nicht weiter erhöht werden.

Sie kennen mich als relativ liberalen Marktwirtschaftler, so wie das halt in Österreich ungefähr geht, in Amerika wäre das noch immer zu wenig, aber ich sage Ihnen eines: Wenn wir, dieses Hohe Haus, wenn der Minister mit geeigneten Maßnahmen dafür sorgen könnte, dass die Treibstoffpreise in diesem Land sinken, dann würde ich aufgrund dieses bestehenden Ärgernisses durchaus mit Ihnen mitgehen und sagen: Ja, liberale Marktwirtschaft in Ordnung, aber so geht es nicht, da müssen der Wirt­schaft Fesseln angelegt werden!

Bloß: Alle diejenigen, die das Preisgesetz etwas näher kennen, alle diejenigen, die die Geschichte Österreichs mit der amtlichen Preisfestsetzung von allen möglichen Produkten kennen, wissen eines, nämlich, dass eine amtliche Preisfestsetzung ver­mutlich hieße, dem „Dreck eine Watschen zu geben“  heißt, dass vermutlich der Minis­ter dann gezwungen wäre, höhere Preise als die jetzt auf dem Markt befindlichen zu genehmigen. Also das wollen wir ganz, ganz sicherlich nicht.

Eine wirklich nicht akzeptable Koinzidenz ist, wenn in diesen Tagen kommuniziert wird, gerade heute, dass die Ölkonzerne dieser Welt Rekordgewinne schreiben. Das ver­stehen die Autofahrer dann wirklich auch nicht mehr. Aber Mitterlehner sagt, es ist in Österreich viel geschehen und wir liegen zum Teil Wochen und Monate vor den Deutschen. Ja, es ist zum Beispiel geschehen, dass man an Österreichs Tankstellen seit einigen Jahren auf den ersten Blick ganz oben den Dieselpreis findet und nicht mehr suchen muss, welche Treibstofftypen es sind.

Es gibt nun einmal seit 2010 die Verordnung, die ich schon erwähnt habe, mit dem einmal täglich festzusetzenden Höchstpreis. Es gibt die Verordnung aus 2011 mit dem Spritpreisbarometer, wo Herr und Frau Autofahrer sich gut erkundigen können, wo denn die preisgünstigste Tankstelle ist. Das Modell Slowenien wird also nicht tauglich sein.

Die Bundeswettbewerbsbehörde, wie Eingeweihten bekannt ist, ist weisungsfrei gestellt, die würde sich verbieten, dass Herr Mitterlehner, Herr Bartenstein oder Herr Kopf sagen: Bitte untersucht das! Aber die untersuchen von sich aus, genauso wie das deutsche Bundeskartellamt, und wenn es Kartellverstöße geben sollte, dann glaube ich, werden wir zwar nicht das Strafrecht brauchen, Herr Kollege Bucher, das geht mir doch einen Schritt zu weit, aber dann soll es ordentliche Geldstrafen geben. Bisher – das muss man fairerweise sagen  konnte den Ölkonzernen ein derartiger Kartell­verstoß nicht nachgewiesen werden. Das muss man schon der Fairness halber sagen. Es gibt etliche andere Industriebranchen, wo das der Fall war, dort aber nicht.

Was die Pendlerpauschale anlangt: Ich glaube, da braucht es natürlich eine Abstim­mung mit der Finanzministerin, da geht es um Geld. Aber was immer da erreichbar ist in Sachen Besserstellung von Pendlern und gleichzeitig leistbar ist, das wird dann auch gerne unsere und meine Zustimmung finden. (Beifall bei der ÖVP.)

15.58


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Klubobmann Strache gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


15.58.39

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren Minister! Meine Damen und Herren! Ich darf am Beginn die Gelegenheit nutzen, die Damen der Initiative Freiheitlicher Frauen aus der Steiermark heute recht herzlich hier zu begrüßen! (Beifall bei der FPÖ in Richtung Galerie.)


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Ich komme gleich auch zum Thema der Dringlichen. Wir haben heute viel Vernünftiges gehört, aber eines steht fest: Wir haben im April unterschiedliche Rekorde erleben und erleiden müssen. Einerseits waren es negative Wetterrekorde, auf der anderen Seite waren es Höchstpreisentwicklungen im Benzinbereich, wo wir den teuersten Benzin­preis aller Zeiten erleben mussten. Das ist ein Rekordwert, der sehr ernst zu nehmen ist.

Seit Kurzem, nämlich seit 14. April, nimmt auch der Herr Minister Mitterlehner das Thema plötzlich ernst. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Mitterlehner.) Davor wurde es permanent auch von der Opposition vorangetrieben, und zwar hier im Hohen Haus mittels ganz konkreter Anträge und Forderungen, die Sie alle abgelehnt haben, wo Sie permanent gesagt haben: Das geht nicht, das gibt es nicht, das ist nicht möglich. Sie haben alle Forderungen, von der Pendlerpauschale, die wir erhöhen wollten, bis hin zum Kilometergeld, das wir erhöhen wollten, bis hin zu einer amtlichen Preisregulierung – natürlich nur zeitlich befristet, denn darüber hinaus würde das keinen Sinn ergeben –, all das haben Sie abgelehnt und als nicht möglich, als nicht machbar, als unsinnig et cetera zurückgewiesen.

Nur damit wir bei der Wahrheit bleiben und auch um diesen Zickzackkurs von Ihnen, den heute der Herr Klubobmann Bucher sehr elegant aufgezeigt hat, noch einmal zu bekräftigen und zu verdeutlichen.

Wir fordern seit geraumer Zeit konkret diese Maßnahmen, aber diese Bundes­regierung, mit Kanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger und Ihnen, lehnt diese Forderungen ab. Es gibt aus Sicht der Freiheitlichen zwingende Gründe für eine Anhebung, auf die ich zu sprechen komme, nämlich eine Anhebung der Pendler­pauschale und auch des Kilometergeldes.

Es wurde heute aufgezeigt, dass wir in etwa bei 50 Prozent Steuern liegen, wenn wir den Benzinpreis und den Dieselpreis hernehmen. Wir zahlen heute, wenn wir uns den Bruttopreis bei Superbenzin anschauen, nämlich 1,547 €, eine Gesamtsteuer von über 0,74 €, und das ist eine enorme Belastung. Durch die Preissteigerungen in den letzten Monaten und Jahren haben Sie aktuell Mehreinnahmen von über 120 Millionen €. Das heißt, Sie sind der Profiteur, nicht Sie direkt, aber die Frau Finanzministerin, Ihre Parteifreundin ist der größte Profiteur der Preissteigerungen, die die Kartelle verursacht haben. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Mitterlehner.)

Das heißt, Sie haben auf der einen Seite kein Interesse, diese Preissteigerungen zu bekämpfen, weil die damit verbunden sind, dass Sie mehr Steuereinnahmen haben durch die Mineralölsteuer, durch die Mehrwertsteuer. (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) Und das bedeutet, dass die armen Menschen im Land, die Pendler, die das Auto brauchen, mehr belastet werden. (Neuerliche Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Mitterlehner.)

Je höher die Preise steigen, desto höher werden auch die Steuern. Genau das ist es, und da sind Sie diejenigen, die diese Mehrsteuereinnahmen mit aller Macht verteidigen und nicht bereit sind, diese Mehreinnahmen im Sinne eines Ausgleiches  und darum geht es einmal im ersten Schritt  den Betroffenen zurückzugeben. Jetzt haben wir Preissteigerungen bei Benzin, bei Diesel von weit über 30 Prozent in den letzten Jahren, und da hat es keine Anhebung der Pendlerpauschale gegeben, da hat es keine Anhebung des Kilometergeldes gegeben. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist schön, wenn Sie jetzt einmal nach Jahren draufkommen, durch die Opposition permanent unter Druck gesetzt, einmal zumindest zum Nachdenken anzufangen. Aber Nachdenken alleine ist zu wenig, da müsste man rasch initiativ werden und rasch konkrete Maßnahmen und Schritte zur Entlastung der Bürger auch setzen. Wir haben ein Kilometergeld von 0,42 € heute, und da müsste man zumindest auf 0,72 € anhe-


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ben, um die Preissteigerungen und Belastungssteigerungen gegenüber der Bevöl­kerung zumindest auszugleichen. Bei der Pendlerpauschale haben wir natürlich auch einen wahnsinnigen Nachholbedarf.

Sie haben heute die amtliche Preisregulierung noch einmal kurz angesprochen. Da bin ich bei Ihnen. Die amtliche Preisregulierung macht, wenn man sie einsetzt, nur zeitlich befristet Sinn, nicht auf Dauer. Wenn katastrophale Preisentwicklungen der Fall sind, kann man durchaus auch gesetzlich Sie hätten die Möglichkeit dazu  etwas machen und sagen, wir machen eine amtliche Preisregulierung, die gesetzlich möglich ist, zeit­lich befristet, längstens auf ein halbes Jahr, und in diesem halben Jahr nützen wir die Zeit, um im Bereich des Kilometergeldes, der Pendlerpauschale, im Bereich der Kartell­preisabsprachen entsprechende Gesetze auf den Weg zu bringen, damit man sozusagen die Pendler und Autofahrer entlastet und entsprechend auch die Preis­kartel­labsprachen in Zukunft verhindert  bis hin zu strafrechtlichen Maßnahmen, wenn solche Absprachen stattfinden, dass auch entsprechende strafrechtliche Kriterien endlich greifen. (Beifall bei der FPÖ.)

Das wäre korrekt. Das wäre ein ganz korrekter Entlastungsschritt für die Bevölkerung. Aber natürlich ist das nicht gewünscht, weil man eben dieses Interesse nicht hat, da man durch die anfallenden Mehrwertsteuereinnahmen und durch die Erhöhung der Preise und die Einnahmen der Mineralölsteuer satte zusätzliche Einnahmen hat im Steuersäckel. Man ist nicht bereit, das zu verwenden, um letztlich die Bürger zu entlasten. Und wir müssten nicht einmal ein Loch im Budget aufmachen bei diesen Mehreinnahmen, wir bräuchten nur diese Mehreinnahmen hernehmen und auf Basis dieser Mehreinnahmen die Pendlerpauschale gesetzlich neu definieren und bestimmen, ohne irgendwo ein Loch im Budget aufzureißen. Das wäre ganz konkret. (Beifall bei der FPÖ.)

Millionen Menschen sind betroffen. Mobilität ist heute Pflicht, und knapp 50 Prozent aller Erwerbstätigen in Österreich sind Pendler, sind auf ihr Auto angewiesen. Die kön­nen gar nicht die sogenannten öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch nehmen, weil es die nämlich gar nicht gibt. Und im gesamten ländlichen Bereich schaffen wir es durch Ihre Untätigkeit, die Leute weiter unter Druck zu setzen. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

Diese fahren teilweise ein bis zwei Stunden täglich mit dem Auto als Pendler zum Arbeitsplatz. Das wird sogar von ihnen erwartet vom Arbeitsmarktservice  weil der Sozialminister hier sitzt , es wird ja sogar gesetzlich erwartet, dass man ein bis zwei Stunden täglich an Weg zu seinem Arbeitsplatz in Kauf nimmt. Man bekommt das sozu­sagen als zumutbar aufgebürdet. Wenn man das selbstverständlich als zumutbar sieht, dann muss man aber schon einmal folgende Rechnung aufstellen: Wie kann ein Arbeitspendler, der 900, 1 000 oder 1 100 € im Monat verdient, mit monatlichen Benzinkosten von 200 € oder mehr überhaupt noch leben oder eine Familie ernähren? Da müssen wir doch darüber nachdenken! (Beifall bei der FPÖ. Zwischenruf beim BZÖ.) Wenn der das Auto braucht von zu Hause zum Arbeitsplatz und wieder zurück, dann müssen wir doch im Bereich der Pendlerpauschale konkrete Entlastungen sicherstellen! Genau das ist letztlich notwendig. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Es ist so, wenn wir 50 Prozent der Erwerbstätigen hernehmen, dass 500 866 Personen heute letztlich davon betroffen sind. Das sind Menschen, die sogar außerhalb ihres Wohnbundeslandes arbeiten und von ihrem Heimatbundesland in ein anderes Bun­desland tagtäglich zur Arbeit fahren oder vielleicht irgendwo einmal zwischenzeitlich bei einem Bekannten übernachten können, aber in der Regel ist es so. (Zwischen­bemerkung von Bundesminister Dr. Mitterlehner.) Würden sie das nicht tun, würden sie natürlich ihren Arbeitsplatz riskieren. Genau darum geht es, und es kann daher nicht sein, dass Menschen, die Mobilität und Einsatzbereitschaft zeigen, um ihrer


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Arbeit nachzukommen, von Ihnen bestraft und belastet und nicht entlastet werden. Genau darum geht es, um diese Gerechtigkeitsdebatte geht es. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Pendlerpauschale wird zurzeit als Freibetrag von der Steuerbemessungsgrundlage abgezogen. So weit, so schlecht! Für diejenigen gut, die Steuern zahlen und diese Mög­lichkeit haben. Für jene Arbeitnehmer, die darunter liegen, sieht es schlecht aus. Wer nichts verdient, zahlt drauf, und da müssen wir doch im Bereich der Pendler­pauschale dafür Sorge tragen, dass auch diejenigen einen Betrag und, wenn man so will, eine Vergünstigung erhalten für den Weg, den sie von zu Hause zur Arbeit und von der Arbeit nach Hause zurückzulegen haben. Das erwarten wir, und da wollen wir letztlich ansetzen, da wollen wir eine Steuererleichterung, eine neue Pendlerpau­schale, die auch allen zugutekommt.

Die Benzinpreise sind seit 2004 um ein Drittel gestiegen, das habe ich festgehalten. Ich möchte nur ein Beispiel bringen: Wer zehn Kilometer mit einem Golf, der mit Benzin getankt wird, zur Arbeit fährt, dem fehlen bei 220 Arbeitstagen im Jahr 120 € aufgrund der Entwicklung, die wir heute haben. Wer 30 Kilometer fährt, dem fehlen schon 338 €, wer 50 Kilometer zu fahren hat, dem fehlen 565 €, und manche fahren sogar täglich weit über 100 Kilometer nur um aufzuzeigen, wie viel Geld das ist. (Zwischenruf des Abg. Mayerhofer.) Das mag für Sie nicht viel sein, das ist auch für einen Herrn Faymann oder für einen Herrn Spindelegger nicht viel, wenn man 20 000 € im Monat hat. Aber für eine durchschnittliche Familie, für einen Arbeitnehmer ist das verdammt viel Geld. Und die sind ja bitte nicht nur dort belastet, sondern wir sind Höchststeuer­land! Wir haben die Höchstpreisentwicklung im Bereich des Lebensmittelsektors, bei den Betriebskosten, bei den Mietkosten. Das alles müssen wir gegenüberstellen, und da kann man doch nicht Vergleiche mit der Slowakei oder Slowenien ziehen, wie Sie das heute getan haben. Wir sind, wenn es um die Gesamtbelastungen der Steuer­quoten geht, ein Höchstbelastungsland gegenüber den Bürgern, und da müssen endlich konkrete Entlastungen erfolgen! (Beifall bei der FPÖ.)

Ansonsten kann ich nur beipflichten: Ob australisches Modell, Luxemburger Modell, alle diese Bereiche sind notwendig, zusätzlich notwendig zu diesen beiden Schritten. Das kann nur insgesamt gelöst werden und nicht mit einer Facette da und einer Facette, die man woanders auslässt, sondern wenn, dann muss man das gesamt­heitlich sehen. (Beifall bei der FPÖ.)

16.09


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Kogler zu Wort. – Bitte.

 


16.09.02

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Herren Bun­desminister! Meine Damen und Herren! Für hiesige Verhältnisse und auch für die sonstige Emotionalität bei dem Thema ist das ja fast eine sachliche Debatte bis hierher. (Abg. Dr. Bartenstein: Jetzt wird es anders! Zwischenbemerkung von Bun­desminister Dr. MitterlehnerRuf bei der ÖVP: Bis hierher!) Ich will mich dem anschließen.

Im Vordergrund des Antrages des Klubobmannes Bucher steht ja ganz offensichtlich die Frage der Preisbildung, damit in Verbindung  und das diagnostizieren wir jetzt auch einmal von der grünen Fraktion  offenkundige kartellähnliche, wenn nicht unmit­telbare Kartellabsprachen. Sonst sind diese Vorgänge ja gar nicht mehr erklärbar, die wir da bemerken. Diese haben ja auch Sie, Herr Bundesminister  durchaus geschätz­ter Herr Bundesminister, an der Stelle noch einmal –, dazu gebracht, anders zu reagieren, als Sie vielleicht noch vor vier oder sechs Wochen hier geredet haben. Also ich finde, da ist jetzt überhaupt nicht groß mit dem Finger zu zeigen, sondern ich würde


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das eher als anerkennenswert werten wollen. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen, ÖVP und FPÖ.)

In der Sache mag das noch unterschiedlich bewertet werden, was das Maßnahmen­bündel betrifft. Ich will im ersten Teil wirklich nur bei dieser Kartellbekämpfung bleiben und in weiterer Folge kurz auf die Pendlerfrage eingehen, dann aber schon auf die wirklichen Zukunftsfragen in dem Sektor, denn um eines werden wir nicht herum­kommen: einzusehen, dass langfristig – ohne diese Schwankungen und ohne diese quasi kartellähnlichen Aufschläge – der Rohstoff für diese Produkte Benzin und Diesel aus logischen Gründen immer teurer werden wird, ob uns das gefällt oder nicht. Das muss Konsequenzen haben. Sie haben das selber schon angesprochen – auch wenn Sie gerade nicht zuhören. Das sind aber völlig getrennte Dinge. Ich will das auch zur Beruhigung meiner eigenen Fraktion sagen, damit man nicht glaubt, ich spreche mich da jetzt großartig für niedrige Spritpreise aus, weil das nicht das richtige Signal wäre.

Nur eines ist mit Sicherheit richtig: Es ist auch die Frage der Preiszusammensetzung. Was wir nicht tolerieren können und wollen, ist, dass Konzerne – und zwar europaweit agierende, gar nicht einmal nur in Österreich; und auch deshalb müssen wir uns da über Österreich hinaus besser abstimmen – die Preise diktieren und selber um dieses Ausmaß – und da geht es natürlich um Hunderte Millionen, wenn nicht um noch mehr – mehr Gewinne einsacken. Das ist nicht nachvollziehbar, nicht gut, und das soll auch tatsächlich bekämpft werden. Deshalb steht bei mir die Kartellbekämpfung auf europäischer und auf österreichischer Ebene im Vordergrund. (Beifall bei den Grünen.)

Da gibt es zwei oder drei Möglichkeiten. Ich finde ja den Vorschlag – weil das der Gegenstand ist – des Abgeordneten Bucher durchaus plausibel. Eines muss ich schon sagen, Herr Bundesminister: Ich habe mir jetzt Ihre öffentlichen Stellungnahmen – nachdem Sie sich offensichtlich einer gewissen Läuterung ausgesetzt haben – ange­schaut, und ehrlich gesagt sind nicht viele Unterschiede erkennbar zwischen dem, was Sie öffentlich in jenem Interview schon angekündigt haben, und dem, was Abgeord­neter Bucher da jetzt vorschlägt. (Bundesminister Dr. Mitterlehner: Ist eh dasselbe!)

Wie dem auch sei: Jetzt wollen Sie zunächst einmal ohne die Tangente der amtlichen Preisregelung auskommen. Dafür hätte ich auch viel übrig, weil mir alles recht ist, was aus dem Markt selber herauskommt. Nur da muss aber umgekehrt gelten, dass die Kartellbekämpfung als solche besser funktioniert. Das tut sie offensichtlich nicht, weil es sonst diese Auswüchse ja nicht geben könnte.

Mir bleibt also in der Bewertung und in der Summierung all dieser Umstände nur übrig, Folgendes festzuhalten: Was Sie da andeuten, geht alles wieder sehr stark in Richtung Freiwilligkeit und Ausprobieren. Ich glaube, dafür ist es jetzt irgendwie einmal genug. Es muss auf strengerer Ebene etwas geschehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob alles schon ausgereizt ist, was die Bundeswettbewerbsbehörde tun könnte – wir können dort nicht hineinregieren, das ist ja gesagt worden –, aber entweder sie arbeitet nicht mit 100 Prozent ihrer Instrumentarien, oder die Instrumentarien sind zu wenig. Dann sind aber wir hier gefragt, die Bundeswettbewerbsbehörde – und das wäre mein Ansatz – als Erstes mit noch schärferen Möglichkeiten auszustatten. Ich weiß aber nicht genau, ob sie die jetzigen Möglichkeiten schon voll ausschöpft, das muss ich an der Stelle dazusagen. Wenn das aber der Befund wäre, dann sind wir hier gefordert. Das muss man sich ja auch immer wieder vor Augen halten, dass hier der Gesetzgeber sitzt. (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)

Wenn das aber alles nicht so schnell kommt oder nicht fruchtet, dann bin ich sehr wohl dafür, dem Antrag des Abgeordneten Bucher näherzutreten, weil das nämlich – wie Sie es selber immer argumentieren – geradezu eine Notwehrmaßnahme gegen diese überbordenden gewinnmaximierenden Absprachen der Konzerne ist, denn anders ist


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das nicht erklärbar. Wir werden also, solang nichts anderes geschieht, diese Linie vertreten und in der logischen Konsequenz – auch wenn Sie das überraschen mag – dem Antrag des Abgeordneten Bucher zustimmen, weil es genau herleitbar ist. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und BZÖ.)

Noch einmal, damit es jetzt nicht zu fad und zu sachlich wird: Erstens: Kartellbe­kämp­fung, na selbstverständlich; zweitens: Wenn das zu wenig ist, endlich einmal ein­greifen, weil es jetzt wirklich genug des Treibens ist; und drittens – jetzt kommen wir zu anderen Maßnahmen in dem Bereich –: die Fragen, wie die Pendlerförderung aufge­stellt ist und – in der weiteren Folge – was langfristig geschehen muss.

Zu den Pendlern. Vor allem Frau Abgeordnete Moser kämpft ja dankenswerterweise schon seit Jahren darum, dieses System umzustellen, und sie steht da offensichtlich vor dem Durchbruch, weil immer mehr – Abgeordneter Strache hat vorhin auch so argumentiert, bei Ihnen habe ich es auch schon herausgehört – Menschen einsehen, dass dieses System umgestellt werden muss.

Warum? – Ich gehe nur in groben Zügen darauf ein: weil wir aufgrund der Konstruktion zwei völlige Schrägförderungen da drinnen haben, die geradezu perverse Anreiz­wirkungen haben. Zum einen werden selbst dort, wo öffentlicher Verkehr vorhanden ist, jene, die das öffentliche Verkehrsmittel in Anspruch nehmen, viel schlechter gestellt als jene, die mit dem Pkw fahren. Das ist dort, wo es ein Angebot gibt, nicht einsichtig. Das gehört einmal als Erstes beseitigt.

Die zweite Geschichte ist: Es gibt Menschen, die auf das Auto angewiesen sind. Als ich in den letzten Wochen im Wahlkreis unterwegs war, habe ich tatsächlich fest­gestellt, dass das mittlerweile wirklich zu einem größeren Problem wird; im Übrigen meistens für Frauen, die für das zweite kleine Einkommen in der Familie sorgen, oft im Gastgewerbe in Graz arbeiten und durchaus 60 bis 80 Kilometer am Tag hin- und herfahren. Das wirkt sich schon irgendwie aus.

Was ist aber die Konsequenz? – Die gute Frau kriegt überhaupt nichts mit Ihrer Art von Pendlerpauschale – das ist die Konsequenz! –, während jene, die vielleicht nur 20 Kilometer am Tag fahren, im Speckgürtel sitzen, sogar in der Villa sitzen, den Vorteil nutzen können, den diese Fehlkonstruktion erzeugt. Sie reden ja selber schon von Speckgürtel- und Villenförderung – zu Recht! Das gehört umgestellt, aber end­gültig und rasch! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)

Seit Jahren fordern wir das im Ausschuss – seit Jahren! –, aber auch da gilt: Es ist ja nie zu spät zur Umkehr. Ich bin ja gespannt, was die ÖVP in der Folge noch dazu sagt, ob da auch wieder die obere Mittelstandsförderung und die Reichenförderung im Vordergrund stehen, so wie es bei Ihnen ja offensichtlich unabweichliche Programm­doktrin ist. Es wäre schon nicht schlecht, wenn Sie sich da bewegen würden, dann könnten wir endlich einmal gemeinsam etwas zustande bringen. Auch darauf warten die Leute. Das wäre so ein Punkt. Ich habe heute bei der Debatte sehr viele ver­nünftige gemeinsame Ansätze gehört, auch wenn sie im Detail vielleicht noch nicht zusammengehen. Das gehört wirklich umgestellt.

Weil gerade die erste und zweite Reihe der sozialdemokratischen Fraktion so hoff­nungsvoll schaut (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm – Heiterkeit des Abg. Dr. Barten­stein): Gerade Ihnen müsste das ein Anliegen sein, speziell Ihnen. Ich weiß auch nicht, warum da so lange nichts geschehen ist. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Aber: Schieben wir alle in diese Richtung an, dann müsste sich sogar die ÖVP wieder einmal bewegen, denn so kann es ja nicht sein, dass in der Republik immer alles stehen bleibt, nur weil sich die ÖVP nicht bewegt. Dieses Grundgesetz gehört überhaupt einmal aufgebrochen, wurscht, in welchem Bereich. (Beifall bei den Grünen.)


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Immerhin: Der Minister – ein in vielen Bereichen ja als vernünftig bekannter Mann – hat das ja schon bei dem vorigen und bei diesem Thema signalisiert. Ich würde an Ihrer Stelle versuchen, mich durchzusetzen, Herr Bundesminister, das würde auch Ihrer Partei guttun. Sie hat es ohnehin notwendig. (Abg. Ing. Westenthaler: Bei dem Thema ! Sonst ist er nicht schlecht, aber bei dem Thema !)

Ein letzter Punkt: Langfristig führt kein Weg daran vorbei, dass wir in die ganz große Umsteuerung – und zwar im doppelten Sinn des Wortes – hier einsteigen. Wir müssen die Verkehrssysteme massiv umbauen, dort, wo Individualverkehr notwendig ist, auf andere Antriebssysteme umstellen, dort, wo es geht, wesentlich stärker den öffentlichen Verkehr, dann aber attraktiver ausbauen.

Da Kollege Matznetter – jetzt ist er gerade nicht da – schon zum zweiten oder dritten Mal zum Pflichtverteidiger von irgendwelchen Irrationalitäten wird: Entschuldigen Sie, bei aller Liebe, ich bin wirklich ein Freak, was die Eisenbahn betrifft, und möglicher­weise bin ich mit Kollegin Moser beim Semmeringtunnel nicht immer genau auf einen Millimeter gleicher Meinung gewesen, aber den Brenner-Basistunnel, der weiß ich wie viele Milliarden kostet und in der Finanzierung das Doppelte (Zwischenruf des Abg. Kopf), unter diesen Auspizien derart zu verteidigen, ist mir völlig unverständlich. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Dieses Geld geht ja sofort dort ab, wo wir im Nahverkehr für die Pendlerinnen und Pendler sehr viel machen könnten.

Schauen Sie (Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glockenzeichen), ein Punkt wird Ihnen nicht erspart bleiben: Wir werden nicht darum herumkommen, die Besteuerung auf diese Treibstoffe zu belassen, denn sonst müssen Sie erklären, wo Sie das Geld sonst herbekommen. Mir ist es lieber, Umweltzerstörung und Res­sourcenverbrauch werden besteuert, als Arbeit. (Beifall bei den Grünen. – Ruf bei den Grünen: So ist es!)

16.19


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. – Bitte.

 


16.19.43

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Kollege Matznetter ist wieder schlafen gegangen. Ich wollte ihm gerade erklären, dass das, was wir hier als Antrag gestellt haben, kein Populismus ist, sondern das sind bittere Tatsachen, die den Österreicherinnen und Österreichern täglich auf der Tasche liegen und ihnen Probleme bereiten, meine Damen und Herren! Sie sollten hier nicht von Populismus reden, sondern – wie gesagt – das sind schmerzliche Tatsachen für die Österreicherinnen und Österreicher.

Kollege Bartenstein, Sie haben hier gesagt – und das ist richtig –, dass die Steuern auf Treibstoff in Österreich im europäischen Mittelfeld liegen, aber die Kfz-Nebenkosten – das heißt die Kfz-Steuer, die Umsatzsteuer, die Vignette und, und, und – belasten den Autofahrer so stark, wie es in anderen Ländern nicht der Fall ist. Da muss ich gleich Herrn Minister – jetzt hätte ich fast „Hundstorfer“ gesagt, der sitzt da auch irgendwo (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein) – Mitterlehner berichtigen, denn er geht davon aus, dass in Deutschland die Spritpreise noch höher sind.

Ich kann Ihnen eines sagen: Vor Weihnachten waren in Deutschland – obwohl die Steuern auf den Sprit um 7 Prozent höher sind – die Spritpreise niedriger als in Österreich. Das müssen Sie mir einmal erklären, meine Damen und Herren! (Ruf bei der ÖVP: Undenkbar!)

Kollege Bartenstein hat dann – das muss ich auch noch erwähnen – davon ge­sprochen, dass die Bundeswettbewerbsbehörde eingeschaltet worden ist. (Zwischenruf


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des Abg. Dr. Bartenstein.) Warum ist sie denn eingeschaltet worden, Herr Kollege? – Weil das BZÖ eine Anzeige gemacht hat. Vorher haben Sie geschlafen, vorher haben Sie den Kopf in den Sand gesteckt, und niemand hat reagiert. Nur durch das BZÖ ist das ins Laufen gekommen! (Beifall beim BZÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)

Herr ÖVP-Ölmulti-Minister Mitterlehner, jetzt sind Sie endlich einmal aufgewacht. Das ist ja herrlich, dass Sie einmal reagieren – leider nur halbherzig. Es ist schon schön, dass Sie jetzt entdeckt haben, dass hier ein Spritpreiswucher stattfindet. Die Umset­zung des Luxemburger Modells, das vom BZÖ vorgeschlagen wurde, ist da das einzig Richtige.

Meine Damen und Herren! Auch die FPÖ ist draufgekommen, in Vorarlberg jedenfalls, habe ich gelesen, und andere werden es auch noch kapieren. Fakt ist, dass laut ÖAMTC-Experten die Spritpreise in Österreich bei Superbenzin um 6 Cent und bei Diesel um 2 Cent zu teuer sind. Meine Damen und Herren! Hier muss eingegriffen werden!

Ich weiß nicht, warum der Herr Minister diese Wandlung durchgemacht hat; vielleicht ist er zu Ostern einmal persönlich mit dem Auto weggefahren, ohne Chauffeur, und hat selber tanken müssen, vielleicht hat er da gesehen, dass die Spritpreise extrem hoch sind. Jetzt muss ich Sie aber einmal fragen, Herr Minister: Wissen Sie, was jetzt – also 2012 – die 50-Liter-Füllung eines Pkws mehr kostet als 2009? Wissen Sie das? – Genau 25 €! Für Sie als Minister mit Ihrem Gehalt mag es nicht viel sein, aber für einen kleinen Hackler, für einen kleinen Arbeiter ist das sehr viel Geld, meine Damen und Herren, und deswegen gehört eingegriffen.

Vielleicht auch noch ein Beispiel dafür, wie der Diesel-Preis in den letzten zehn Jahren gestiegen ist: 2002 kostete der Diesel 0,717 €; mittlerweile – und das war zu Ostern – tankt man um 1,499 € pro Liter. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren! 1,5 € – das ist mehr als das Doppelte! Die Spritpreise haben sich mehr als verdoppelt. Die Steuereinnahmen haben sich auch mehr als verdoppelt.

Wie Sie nicht richtig gesagt haben, ist es nicht nur die Mineralölsteuer, die sich am Spritpreis orientiert, sondern auch die Mehrwertsteuer. Da profitiert die Finanzminis­terin mit (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein), und da haben Sie sich die Taschen vollgestopft, meine Damen und Herren von der Regierung, auf Kosten der kleinen Bürger. Hier gehört eingegriffen!

Ich möchte auch fragen, was mit den Pendlern ist. Hat sich die Pendlerpauschale verdoppelt, meine Damen und Herren, so wie die Spritpreise in den letzten zehn Jah­ren? – Nein! Haben sich die Einkommen der Pendler, der arbeitenden Österreicherin­nen und Österreicher in den letzten zehn Jahren verdoppelt? – Nein!

Und da muss ich schon eines klar sagen, wenn ich mir das anschaue: In Vorarlberg fordert das BZÖ seit Langem die Öffnung der Landestankstellen, was in Kärnten, wo es die günstigsten Spritpreise gibt, schon lange gemacht worden ist. Vorarlberg hat die teuersten Spritpreise. Das können Sie in einem Artikel in den „Vorarlberger Nachrich­ten“ lesen (der Redner hält die genannte Zeitung in die Höhe): „Vorarlberg teuerstes Pflaster“ – nicht nur beim Wohnen, sondern auch bei den Spritpreisen. Da muss ich einmal klar sagen, dass diese Öffnung der Landestankstellen von der ÖVP-Landes­regierung blockiert wird.

Im Gegensatz dazu, wenn wir ins Burgenland schauen (der Redner hält ein weiteres Schriftstück in die Höhe): Vor ein paar Tagen haben das Pendlerforum und die SPÖ im Burgenland einen Aktionstag für Pendlerinnen und Pendler gestartet, weil sie erreichen wollen, dass die Pendlerpauschale angehoben wird, dass es eine faire Pendlerpau-


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schale gibt. Und da sagt der Landesgeschäftsführer der SPÖ Burgenland, Herr Hergovich: Die Landestankstellen entlasten Pendlerinnen und Pendler.

Das heißt, im Burgenland werden drei Landestankstellen geöffnet, in Vorarlberg wird das durch die ÖVP blockiert, meine Damen und Herren! Wo ist hier die Logik? – Ich weiß es: weil die schwarze Finanzministerin sich die Taschen vollstopft, damit man ein gutes Budget vorweisen kann! (Zwischenruf der Abg. Tamandl.) So wird Politik von der ÖVP auf Kosten der österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gemacht. Da spielen wir nicht mit, meine Damen und Herren! Stimmen Sie unserem Antrag zu! (Beifall beim BZÖ. – Abg. Tamandl:  Wirtschaftskompetenz! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

16.25


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Elisabeth Hakel gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.25.25

Abgeordnete Elisabeth Hakel (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Mir ist es heute Früh wahrscheinlich ähnlich gegangen wie vielen anderen Österreicherinnen und Österreichern. Ich drehe um 7 Uhr in der Früh das Radio auf, Nachrichten auf Ö3, erste Meldung: Unter den ersten sechs Spitzenverdiener-Konzernen sind fünf Ölmultis – und dann kommt als nächster Gedanke Ärger. (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.– Ja, einer von den sechs; aber fünf davon sind Ölmultis. Danke, Herr Bartenstein! (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.) – Das hat er sich gemerkt, ja.

Da kommt dann natürlich Ärger auf, und das Nächste, woran man denkt, ist die letzte Tankrechnung, die man bezahlt hat. Wenn man jetzt ein bisschen ein größeres Auto hat, dann hat man einen größeren Tank und zahlt – sagen wir einmal eine Haus­nummer – 90 €. Mit 90 € zahle ich nicht mehr, als ich früher gezahlt habe, nur damals bin ich mit 90 € zirka 1 000 Kilometer gefahren; jetzt fahre ich maximal 500 Kilo­meter, und das auch nur dann, wenn ich umweltschonend und sparsam fahre. (Zwischenruf bei den Grünen.)

Ja, auch ich bin der Meinung, dass der Spritpreis viel zu hoch ist, und ich habe mich genauso geärgert, als zu Ostern die großen Ölkonzerne überhaupt keine Sensibilität gezeigt haben und die Spritpreise jeden Tag noch höher angestiegen sind. Da braucht man gar nicht auf der Autobahn unterwegs zu sein, da braucht man nur durch die ländlichen Regionen zu fahren; es reicht, wenn man durch meinen Bezirk fährt, durch Liezen: links und rechts eine Tankstelle nach der anderen. Da hat man es beobachten können: jeden Tag noch höher. (Ruf bei der FPÖ: Und warum tun Sie nichts?) Ganz unverschämt haben die Tankstellen an den Osterfeiertagen sich selbst ein Oster­geschenk gemacht und sind mit den Preisen hinaufgefahren. Da ist es ja kein Wunder, dass sich der Kunde, die Kundin völlig der Willkür der Ölmultis ausgeliefert fühlt.

Das ist jetzt der Punkt, an dem man endlich eingreifen muss. Es freut mich so – ich habe es in meiner letzten Rede erwähnt, und wir haben es heute schon mehrmals gehört –, dass jetzt auch Herr Minister Mitterlehner (Ruf beim BZÖ: Aufgewacht ist!), das will ich durchaus positiv erwähnen, eine Reform der Pendlerpauschale vorschlägt. (Beifall der Abg. Dr. Moser sowie bei Abgeordneten des BZÖ.) Das war nämlich die nächste Meldung, die man dann im Radio gehört hat, auf Ö1: Reform der Pendler­pauschale. (Ruf: Nicht nur ankündigen!) – Ja, nicht nur ankündigen.

Was mir dann noch besonders gut gefallen hat, war: eine Reform, hat er gesagt, die sozial gestaffelt ausfallen soll, sozial gestaffelt deswegen – ich zitiere jetzt den Herrn Minister, weil es ja auch eine wirklich sozialdemokratische Forderung ist, die er da an-


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spricht (Abg. Ing. Westenthaler:  Pendlerminister!) –, sozial gestaffelt deswegen, weil sonst der Generaldirektor bevorzugt ist. – Hört, hört! Also keine Bevorzugung der Besserverdiener.

Ich möchte das einmal positiv hervorheben, dass die ÖVP jetzt auch diesen Schritt geht und eine Reform der Pendlerpauschale andenkt – für eine Verbesserung für die Wenigverdiener, für die Teilzeitkräfte. Denn: 70 Prozent der Pendlerinnen und Pendler fahren mit dem Auto, nicht, weil es so lustig ist, sondern, weil sie darauf angewiesen sind, weil in den ländlichen Regionen der öffentliche Verkehr nicht ausgebaut ist. Herr Kollege Kogler hat es ja angesprochen. Er ist auch öfters in meinem Bezirk unterwegs, und er wird auch mit dem Auto fahren, weil es kein Angebot des öffentlichen Verkehrs gibt.

Bisher war es auch so, dass nur rund die Hälfte der PendlerInnen, die auf das Auto angewiesen waren, eine Pauschale bekommen hat. Werkstudenten, geringfügig Be­schäftigte, WenigverdienerInnen, auch Mütter, die ihre Kinder zur Schule oder zum Arzt bringen müssen, haben keine Pendlerpauschale bekommen. Das gehört geändert, denn die- oder derjenige, die oder der wenig verdient, sodass gar keine Lohnsteuer anfällt, hat nichts davon. Das muss geändert werden, und ich bitte Sie, Herr Minister, denken Sie bei der Reform auch darüber nach!

Es gibt jetzt, wir haben es schon gehört, auch einen Verordnungsvorschlag vom Minister für eine „Testphase“ – nennen wir es einmal so –, am Pfingstwochenende soll das stattfinden. An diesem Wochenende sollen dann Preisänderungen, wie es zu Ostern der Fall war, per Verordnung verboten werden. (Abg. Ing. Westenthaler: Pfingsten geht sich nicht aus, hat er gesagt!) – Na hoffen wir einmal das Beste, wir sind ja hoffnungsfroh; die Hoffnung stirbt zuletzt. (Abg. Ing. Westenthaler: Wir hoffen seit Jahren!) Ich denke, das wird sich ausgehen. Dann muss man sich anschauen, wie das funktioniert hat, ob es funktioniert hat, was man vielleicht noch ändern muss, ob man diesen Preiskorridor vielleicht auch vor den Sommermonaten, vor dem Sommer­reiseverkehr umsetzen kann. Aber eines muss dabei selbstverständlich ausgeschlos­sen werden können: dass eine Preiserhöhung vor den Ferienzeiten erfolgt, dass es da einen Umkehrschwung gibt.

Ein Punkt, den ich hier noch ansprechen möchte und wo ich den Minister bitten möchte, diesen auch in seine Überlegungen mit aufzunehmen, ist eine Analysierung der Preisentwicklung. Ich weiß, das wird gemacht, aber noch nicht laufend gemacht. Es ist notwendig – er hat es, glaube ich, heute auch schon kurz angesprochen –, den Rohölspekulanten auf europäischer Ebene endlich den Kampf anzusagen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.30


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Schultes. – Bitte.

 


16.30.54

Abgeordneter Ing. Hermann Schultes (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Ge­schätzter Herr Bundesminister! Liebe Freunde auf der Galerie aus der Wieselburger Schule, ich darf euch alle recht herzlich im Hohen Haus begrüßen! (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren, die fahren 100 Kilometer hier her, sind junge Menschen, die in einer Internatsschule leben und fast alle am Wochenende mit dem eigenen Auto heimfahren oder gemeinsam, zu dritt, zu viert, zu fünft im eigenen Auto heimfahren, und zwar einfach deswegen, weil sie aus allen Regionen Nieder­österreichs in die Schule fahren. (Abg. Dr. Moser: Weil Niederösterreich einen schlechten öffentlichen Verkehr hat!) – Wir haben das, was wir haben und was wir uns leisten können. (Heiterkeit. – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)


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Tatsache ist, dass in Niederösterreich viele Menschen in den ländlichen Regionen leben, und das sind genau jene, die für die Grünen offensichtlich ein Grund zum Spotten oder zum Lachen sind. Das sind die Leute, die einfach beim Tanken spüren, was der Treibstoff kostet. Und, liebe Freunde, das Gute daran ist, dass die Leute bei uns mitdenken, und das Schöne daran ist, dass unser Bundesminister die Dinge so angeht, dass sie vernünftig und in Ruhe geregelt werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Was die Kollegen vom BZÖ da heute bringen, ist nichts anderes als die scharfe politi­sche Analyse: Worüber haben sich die Leute geärgert? – Super, unser Thema. Haben wir eine Lösung? – Haben wir keine. Aber „Genug gezahlt!“ passt für alles. Und das ist sozusagen die wilde Aktion, die das BZÖ heute startet. (Ruf bei der FPÖ: Was wir haben, das haben wir!)

Tatsache ist, und das sind die Fakten, dass wir in der letzten Zeit erlebt haben, dass die Tankstellenversorger, der Großhandel schlichtweg den Bogen überspannt haben. Ich glaube, das ist das eigentliche Thema, das wir heute zu diskutieren haben. Wir alle miteinander wissen, dass Marktwirtschaft, ökosoziale Marktwirtschaft unser System aufbaut. Aber gleichzeitig wissen wir auch, dass es immer wieder welche gibt, die das Thema ausreizen und überspannen.

Und das ist das, was jetzt passiert ist: Die großen Ölkonzerne haben zu Ostern den Bogen überspannt und somit das Fass zum Überlaufen gebracht. (Beifall bei der ÖVP.) Und jetzt wird etwas geschehen, was schlichtweg neue, zusätzliche Marktregeln erfordert. Meine Damen und Herren, über das, was heuer passiert ist, werden wir noch öfters nachdenken. Sogar der Chef der größten österreichischen Unternehmung hat vom „Oster-Malheur“ gesprochen. Jetzt nämlich haben sie schon eingesehen, dass ihnen da etwas passiert ist. Wir werden Maßnahmen setzen, die diesen Herrschaften diese Abzocke zu bestimmten Terminen nicht mehr möglich machen werden. (Beifall bei der ÖVP.) Und diese Maßnahmen werden transparent machen, wer was probiert. Unser Bundesminister geht das mit Ruhe und Gelassenheit an, so wie es sich gehört.

Diese Verordnung, die wir hier präsentieren werden, wird zeigen, dass die in beson­deren Situationen einfach unter Kuratel stehen. Da wird ihnen schlichtweg jemand auf die Finger schauen. Und das ist für sie etwas Neues.

Meine Damen und Herren! Das Spannende ist, dass das Thema Treibstoff ein besonders emotionales Thema ist. Ich spüre eure Reaktion, es ist ja völlig unangemes­sen, dass ihr euch so „aufpudelt“. (Zwischenrufe beim BZÖ.) Aber das Thema ist völlig emotional, und zwar aus einem einfachen Grund: Wir alle wissen, dass aufgrund unse­rer hohen Ölimportabhängigkeit, aufgrund unserer hohen Abhängigkeit von fossiler Energie und aufgrund unserer hohen Abhängigkeit von Herkunftslieferländern, die so etwas von unsicher sind, die Spekulation jederzeit zuschlagen kann.

Wissen Sie, was uns die großen Handelshäuser sagen? – Ja, beim derzeitigen Ölpreis ist der Iran-Konflikt schon eingepreist. Was soll denn das heißen, bitte? – Das heißt, dass jene, die die großen Geschäfte mit dem Treibstoff machen, die Politik in die Preise hineinrechnen, während wir, die kleinen Leute draußen – ich bin ein Weinviertler Abgeordneter, und bei mir gibt es sehr viele Pendler, die ich zu vertreten habe – spüren, dass wir mit unseren österreichischen Machtmitteln, wenn es blöd hergeht, in diesem großen Spiel einfach nicht mehr stark genug sind. (Zwischenruf der Abg. Dr. Moser.)

Das Spannende für uns ist, dass wir jetzt Wege finden müssen, um uns aus dieser Abhängigkeit zunehmend zu befreien. Hier geht es doch um Befreiungsarbeit, und es geht darum, dass wir in dem Bereich, wo wir von fossilen Energieträgern abhängig sind, immer mehr Wertschöpfung nicht fortschicken, sondern bei uns im Land wirksam werden lassen, indem wir den öffentlichen Verkehr ausbauen, indem wir den Nahver-


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kehr ausbauen, Park and Ride muss weiter ausgebaut werden. Und da ist vieles in Niederösterreich, was Sie sich anschauen können, was vorbildlich ist, da wird den Pendlern wirklich geholfen.

Der nächste Punkt – darüber muss man auch ganz offen reden –: Wie kann der länd­liche Raum überleben, wenn die Kosten für den Transport so explodieren? Und daher wird selbstverständlich gerade aus dem ländlichen Raum eine Debatte über die Reform der Berücksichtigung der Kosten für die Pendler kommen. Ob das jetzt „Pendler-Euro“ heißt, wie es unser Finanzlandesrat von Niederösterreich vorschlägt, oder ob das eine Reform der Pendlerpauschale ist oder ob das eine treffgenauere Pendlerpauschale ist, das wird sicher die Diskussion des heurigen Jahres zeigen. Und das heurige Jahr wird eine andere Diskussion bringen, weil – und ich komme wieder darauf zurück – die Ölfirmen zu Ostern das Thema übertrieben haben und der Bogen gebrochen ist. Wir wissen ganz genau, denen muss man auf die Finger schauen, während man dem Pendler helfen muss.

Und vergesst bitte nicht, die hohen Ölpreise sind ein Problem für die gesamte Wirt­schaft, sind ein Problem für jeden, der jetzt seinen Öltank anfüllen muss, sind ein Problem für jeden, der gerade einen anderen Wärmeträger sucht. Und das Problem geht weit über das hinaus, was ihr da mit der spitzfindigen Aktion angebracht habt.

Tatsache ist, die neue Energiepolitik, weg von den fossilen hin zu den erneuerbaren Energieträgern, hat durch diese Aktion einen besonderen Schub bekommen, und die großen Ölfirmen werden damit rechnen müssen, dass sie mit dieser Antwort konfron­tiert werden. Es muss im Sinne der Pendler, im Sinne der Menschen am Land, im Sinne der Wirtschaft die Frage der fossilen Energieträger neu diskutiert werden, das ist wichtig. Und wenn ihr noch ein paar Mal Aktionen da herinnen macht, dann werden wir das gerne tun, denn das Thema muss diskutiert werden, und wir brauchen neue Lösungen.

Herr Bundesminister, ich bin froh, dass du diesen Paradigmenwechsel angegangen bist und dass in Form einer Verordnung eine gescheite Regelung kommen wird. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

16.37


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Strutz. – Bitte.

 


16.37.57

Abgeordneter Dr. Martin Strutz (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was haben wir von SPÖ und ÖVP jetzt gehört? Frau Abgeordnete Hakel schaltet das Radio ein, ärgert sich über den hohen Spritpreis, fährt zur Tank­stelle, ärgert sich weiter. Der Kollege von der ÖVP sagt, na ja, wir sollen ein bisschen abwarten, es werden schon Dinge kommen.

Meine Damen und Herren von SPÖ und ÖVP: Sie sind die Verantwortlichen für diese Situation! (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben durch die Erhöhung der Mineralölsteuer genau jene Situation herbeigeführt, in der die Österreicherinnen und Österreicher nicht mehr wissen, wie sie das Benzin bezahlen sollen, das sie brauchen, um von zu Hause zur Arbeit zu kommen, um die Kinder in den Kindergarten bringen zu können, ja um überhaupt ihrer Arbeit nachgehen zu können.

Seien Sie doch einmal ehrlich: Es ist ein bisschen zu wenig, Herr Wirtschaftsminister, zu sagen: Na ja, ich habe jetzt meine Überlegungen präzisiert! – Man kann sagen, Sie sind schlauer geworden, Sie haben dazugelernt. In Wirklichkeit, wir hören zwar Ihre Botschaft, aber Ihre Handlungsweisen, Ihre Taten sind allerdings ganz andere. Seien Sie doch ehrlich! Warum ist diese Benzinpreiserhöhung, warum ist die Erhöhung der


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Mineralölsteuer von SPÖ und ÖVP beschlossen worden? – Weil Sie in Wirklichkeit damit Budgetlöcher stopfen.

Hier ist es deutlich klargemacht: Autofahrer blechen 10,2 Milliarden Euro. Die Auto­fahrer sind die Deppen der Nation. Warum? – Allein 16 Prozent des Budgetdefizits werden auf dem Rücken der Pendlerinnen/der Pendler, aber ich sage nicht nur der Autofahrer, sondern auch der sozial Schwächsten ausgetragen, und das sage ich bewusst in Richtung der SPÖ, nämlich jener 250 000 Familien, die sich in diesem Winter das Heizen nicht mehr leisten konnten! Es geht ja nicht nur um die Autofahrer, sondern es geht auch um das Heizöl, wo in den letzten Monaten eine Steigerung des Preises von über 30 Prozent hinzunehmen gewesen ist.

Und wo fließt dieses Geld hinein? 37,9 Prozent aus der Mineralölsteuer. SPÖ und ÖVP haben das beschlossen. Es ist zu wenig, Frau Kollegin Hakel, herauszukommen und zu sagen: Ich ärgere mich, wenn ich an der Tankstelle bin! (Zwischenruf des Abg. Prähauser.)

Das ist nicht der erste Schritt, Herr Kollege! Sie müssen die Erhöhung der Mineral­ölsteuer zurücknehmen. Das wäre ein Zeichen, das Sie setzen können, damit Sie auch glaubwürdig sind. (Beifall bei der FPÖ.)

Und es ist auch zu wenig – ich werde mir heute auch das Verhalten der Kärntner Abgeordneten wieder anschauen –, im Parteivorstand der SPÖ Kärnten Folgendes zu beschließen:

Die SPÖ beschließt bei ihrem Parteivorstand erneut die Einführung einer amtlichen Spritpreiskontrolle. Fahrt zur Arbeit ist zu teuer. – Sie verlangen die Einführung einer amtlichen Spritpreiskontrolle – das, was das BZÖ hier seit Monaten fordert, wo wir Anträge eingebracht haben.

Dieselben Abgeordneten – jetzt sind sie nicht im Saal –, die Frau Muttonen, die das in Kärnten im Parteivorstand beschlossen hat, der Herr Bürgermeister aus Spittal, der Herr Stauber – ja wo sind sie denn alle? –, auch der Herr Lipitsch haben plötzlich den Saal verlassen. Alle, die das in Kärnten beschlossen haben, sind plötzlich nicht mehr da, weil sie halt mit doppelter und gespaltener Zunge sprechen. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn diese Abgeordneten vor ihrer Klientel stehen, verlangen sie den amtlichen Ben­zin­preisstopp. Wenn sie heraußen sind, kommt der Herr Matznetter und erklärt uns, warum das alles nicht geht. Sie führen in Wirklichkeit die Österreicherinnen und Österreicher am Schmäh; aber das durchschaut ohnehin jeder.

Deshalb eine klare Forderung auch der Freiheitlichen Partei: erstens: Absenkung der Mineralölsteuer. Ändern Sie das, worüber Sie sich ärgern, Frau Kollegin Hakel! Stim­men Sie den Anträgen des BZÖ, der Freiheitlichen, stimmen Sie den sechs Anträgen, die im Ausschuss liegen, bitte zu!

Preisregelung für Kraftstoff. Sie haben es in der Hand, das heute zu beschließen.

Mineralölsteuerrückerstattung für die Pendler. Gehen Sie nicht hier heraus und beklagen Sie die Situation der Pendler, sondern beschließen Sie eine Rückerstattung der Mineralölsteuer! (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

Beenden Sie endlich die Preisabsprachen der Mineralölkonzerne! Sie, Herr Minister, Sie, Kolleginnen und Kollegen von SPÖ und ÖVP, haben es in der Hand.

Das Kilometergeld muss zumindest indexangepasst werden. Es kann nicht sein, dass jemand, der in seiner Arbeit auf das Auto angewiesen ist, ein Nullsummenspiel hat und in Wirklichkeit jetzt sogar noch draufzahlt, wenn er sein Auto bei der Arbeit benötigt.


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Deshalb: Nicht Lippenbekenntnisse! Sie haben es in der Hand: Beschließen Sie die Anträge! Haben Sie einmal Mut dazu, das nicht nur in Ihren Parteivorständen in den Ländern zu fordern, sondern stehen Sie hier im Parlament auf und halten Sie das ein, was Sie bei Sonntagsreden den Österreicherinnen und Österreichern an der Tankstelle versprechen! (Beifall bei FPÖ und BZÖ. – Abg. Dr. Matznetter: Sie halten Sonntags­reden an der Tankstelle, Herr Kollege Strutz?)

16.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.

 


16.43.20

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Minister! Meine Damen und Herren! Werte BesucherInnen! Ja, Herr Kollege, was Sie empfehlen, ist wirklich einerseits Kurpfuscherei und andererseits Symptombekämpfung. Sie müssen sich ja – ich gebe dem Herrn Minister in manchem recht – folgende Gesamtschwierig­keit vorstellen: Wir haben steigende Erdölpreise. Wir sind bald am Ende der Fahnenstange, was fossile Brennstoffe anlangt. Der Peak Oil ist erreicht. Wir haben gleichzeitig eine Konzernpolitik, die auf Optimierung von Gewinnen hinausläuft.

Wir müssen gegen beides ankämpfen. Gegen die Konzernpolitik kämpfe ich zum Beispiel mit kleinen Maßnahmen an, so wie es heute vorgeschlagen wird. Also da stehe ich sogar als Verkehrssprecherin der Grünen dahinter, genauso wie ich hinter den Maßnahmen des Herrn Ministers stehe, was die Angleichung dieser Preissprünge gerade vor den Feiertagen anlangt.

Aber generell müssen wir praktisch den Hebel bei unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ansetzen. Das ist das Problem, dass einerseits, wie Sie zu Recht sagen, die Menschen bei den Heizkosten teilweise schon an den Rand ihrer Existenz gebracht werden, und das ist auch die Ursache dafür, dass sich viele Menschen ein Auto bald nicht mehr leisten können, weil diese Form der Mobilität auf Basis der fossilen Brennstoffe einfach aus physikalischen Gründen nicht mehr möglich sein wird, weil die Menge zurückgeht, weil sie geringer wird, und aus marktwirtschaftlichen Gründen, weil es dann teurer wird.

Jetzt sind wir in der Klemme. Und ich gebe Ihnen jetzt gerne – jenseits Kurpfuschen, jenseits Symptombekämpfung – die Perspektive, die ja schon angeklungen ist. Wir müssen eine Mobilitätsform stärken und ausbauen, die auf erneuerbaren Energie­formen beruht – in diese Richtung hat ja mein Kollege von der ÖVP auch Töne ange­schlagen. Wir müssen deshalb den öffentlichen Verkehr massiv ausbauen und nicht, so wie auch in Niederösterreich, reduzieren. Wir müssen dafür auch Budgetmittel in die Hand nehmen – jenseits von Tunnelloch-Bohraktionen!

Und wir müssen vor allem eines jetzt sofort machen, was immer in den Reden durch­klingt: eine Reform der PendlerInnenpauschale. Es ist nicht einzusehen – und da werde ich jetzt wirklich, ich gebe es zu, halb militant –, dass jährlich 800 Millionen € Steuergeld so ausgegeben wird, dass die Kleinen, die zum Beispiel nur Wochenend­jobs haben, die nur teilzeitbeschäftigt sind, von diesen 800 Millionen € null Cent sehen. Null Cent! Und es ist nicht zu rechtfertigen, dass 22 Prozent der Menschen, die eine PendlerInnenpauschale beziehen, über einem Jahreseinkommen von 50 000 € liegen. Bitte, 22 Prozent derjenigen, die an diesen 800 Millionen € partizipieren, die davon einen Vorteil haben, haben ein Jahresbruttoeinkommen von über 50 000 €. 16 Prozent derjenigen, die von diesen 800 Millionen € Geld bekommen, liegen über 60 000 € Jahreseinkommen, 10 Prozent über 70 000 €, das ist unsere Nationalratskategorie, 7 Prozent über 80 000 € und 3 Prozent über 100 000 €.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 164

Meines Erachtens sollten die Menschen, die über 100 000 € Jahreseinkommen haben, überhaupt keinen Anspruch auf eine PendlerInnenpauschale haben. Das ist zum Großteil extrem unsozial, denn diejenigen, die darunter liegen, die derzeit keine Steuer zahlen und sich im Lohnsteuerbereich bewegen, wo die Werbungskosten, die Pendler­pauschale nicht greifen, bekommen gar nichts. Das ist ja so was von extrem unsozial! (Beifall bei den Grünen.)

Ich habe das als Erste vor Jahren bereits dargestellt, diese Werbungskostengeschichte bei der Pendlerpauschale ist extrem unsozial. Hätten wir Absetzbeträge – teilweise haben wir jetzt ein bisschen eine Negativsteuer – oder hätten wir sozusagen ein Pendlerpauschalgeld, wäre das ja viel gerechter.

Dann kommen wir noch zur zweiten Verwerfung, Herr Minister, und da bin ich ja froh, dass Sie heute im „Morgenjournal“ gesagt haben, wir brauchen dringend eine Reform der PendlerInnenpauschale. Dort setze ich nämlich den Hebel richtig an, wenn ich den Menschen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind, die nicht anders fahren können, helfe, wenn sie eben sozial benachteiligt sind, wenn sie schlecht verdienen.

Deswegen sagen wir auch noch: Auch jene Menschen, die öffentliche Verkehrsmittel benützen, sollten etwas erhalten, auch wenn die Strecke, die sie zurücklegen, kürzer als 20 Kilometer ist. Ich sehe es nicht ein, dass die Autofahrer, die Speckgürtel­auto­pendler auf Wegen zwischen 2 und 20 Kilometern – das macht 40 Prozent von diesen 800 Millionen € aus – Geld bekommen, während die Öffi-Benutzer, deren Fahrstrecke zwischen 2 und 20 Kilometern beträgt, nichts bekommen. Ich meine, das ist ja auch eine Verwerfung, das ist eine völlige Verhöhnung.

Seit Jahr und Tag lege ich diese Fakten auf den Tisch, habe ich jährlich Anfragen zur sozialen Gestaltung der PendlerInnenpauschale, zum Gesamtumfang, zur ökologi­schen Dimension. Seit Jahr und Tag bekommt jeder, jede von Ihnen die Antworten der Frau Finanzministerin oder früher des Herrn Finanzministers. Und jedes Jahr steht wieder drinnen: Speckgürtelförderung, jene, die besser verdienen, streifen das meiste ein. Ich habe es ohnehin jetzt gesagt: 40 Prozent von den 800 Millionen € gehen in die Taschen derjenigen, die sowieso gut verdienen und im Speckgürtel wohnen. Das sind umgerechnet gut 300 Millionen €, die in die Taschen der Besserverdienenden gehen. Und das tragen Sie als Sozialdemokraten Jahr und Tag budgetär wieder mit. Ich verstehe das nicht, ich verstehe das wirklich nicht.

Ich habe oft meine Sträuße ausgefochten im Verkehrsausschuss, im Finanzausschuss, indem ich gefordert habe, dass wir da dringendst eine Umsteuerung brauchen. Wie gesagt, ich hoffe, Herr Minister Mitterlehner, dass Ihre Kompetenz, Ihre sachliche Heran­gehensweise endlich auch in dieser Pendlerpauschalenregelung einmal durch­schlägt. Ich meine, das geht nicht mehr. Das kann man nicht mehr verantworten. (Beifall bei den Grünen.)

Das erleben Sie ja selten: Ich rede jetzt wirklich für die Autofahrerinnen und Autofahrer, die darauf angewiesen sind. Gerade weibliche Arbeitnehmer, die im unteren Sektor anzutreffen sind, die womöglich nur am Wochenende, etwa in der Gastronomie, jobben, erhalten überhaupt nichts, brauchen es aber am dringendsten.

Daher nehmen wir diese Debatte zum Benzinpreis zum Anlass, um zu verlangen, dass endlich die Schieflage in unserer Subventionspolitik geändert wird, denn die Ölmärkte können wir hier in diesem Parlament nicht beeinflussen – tut mir leid; wirklich, das tut mir sehr leid! –, aber zur Neugestaltung der PendlerInnenpauschalregelung kann jeder von uns hier beitragen. Das sollten wir auch tun! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

16.50



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 165

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Schenk gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.50.46

Abgeordnete Martina Schenk (BZÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Kurz zum Kollegen Schultes, der vorhin davon gesprochen hat, dass der ländliche Raum sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln ausgestattet sei. – Ich weiß nicht, von welchem ländlichen Raum Sie sprechen, wo es so viele öffentliche Verkehrsmittel gibt. Aber ich lade Sie gerne ein, dass wir einmal eine Rundreise durch Österreich machen und uns die tatsächliche Situation dort anschauen. Der ländliche Raum ist nämlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht übersät, sehr geehrter Herr Schultes! Das möchte ich Ihnen hier von dieser Stelle aus schon ausrichten. (Beifall beim BZÖ.)

Am 29. Feber haben wir hier eine Dringliche Anfrage zur Erhöhung der Spritpreise an Herrn Minister Mitterlehner gerichtet. Heute, Ende April, knapp zwei Monate später, debattieren wir wieder über die massiv hohen Treibstoffpreise. Es ist also seither nicht wenig Zeit vergangen, die Sie, Herr Minister, schon hätten nutzen können, in der Sie schon das hätten tun können, was Sie erst nach zwei Monaten angekündigt haben, was Sie in den vergangenen Tagen in Interviews angekündigt haben, nämlich, dass Sie jetzt eingreifen wollen, dass Sie sich mit einer Änderung des Preisgesetzes für eine leichte Senkung des extrem hohen Benzinpreises einsetzen wollen.

Die Autofahrer stöhnen unter dem hohen Benzinpreis. Autofahren ist zum Luxus gewor­den. Viele Österreicherinnen und Österreicher können es sich nicht mehr leisten. Und das ist auch kein Wunder, wenn wir knapp an der 2 €-Grenze kratzen.

Im Vergleich zum März 2011 zog der Preis für Benzin bereits um 7,1 Prozent an. Diesel wurde um ganze 9 Prozent teurer. – Meine sehr geehrten Damen und Herren, das muss man sich hier auch einmal vor Augen halten!

Ich möchte jetzt kurz auf die EU zu sprechen kommen. – Die EU-Kommission hat in Zeiten, zu denen der Benzinpreis fast seinen Höhepunkt erreicht hat, nichts anderes zu tun, als über eine Erhöhung der Dieselsteuer nachzudenken, und hat auch dem EU-Parlament einen diesbezüglichen Vorschlag vorgelegt.

Die Sozialdemokraten haben in den Ausschussberatungen diesen Vorschlag sehr positiv zur Kenntnis genommen und haben sich dafür auch starkgemacht, aber im Zuge der Diskussion und der Kritik von allen Seiten hat sich der Fraktionsführer Swoboda doch eines anderen besonnen und sich entschieden, zurückzurudern, und hat in einem Interview den meiner Meinung nach hinkenden Vorschlag gemacht, dass versucht werden soll, beim Kauf von Dieselautos diese billiger zu machen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist ja eine Veräppelung! Denn: Die Bevölkerung hat von diesem Vorschlag nichts, weil das jenen Personen, die schon ein Dieselauto haben, nichts mehr nützt und die anderen sich bei den stetig steigenden Preisen, die das ganze Leben kostet, bald kein Auto mehr leisten können.

Über diesen Vorschlag der EU-Kommission wurde heute abgestimmt. Er wurde Gott sei Dank abgelehnt. 524 Abgeordnete im EU-Parlament haben gegen diesen Vor­schlag der EU-Kommission gestimmt, 140 Stimmen waren dafür. Die Sozialdemo­kraten haben, wie gesagt, kalte Füße bekommen und haben dann auch dagegen gestimmt.

Es kann die Steuererhöhung auf Diesel jetzt nur mehr durch die EU-Finanzminister erfolgen. Ich hoffe und glaube, dass das nicht der Fall sein wird, denn die deutsche Kanzlerin Merkel hat sich bereits dagegen ausgesprochen. Von der österreichischen


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Bundesregierung, von der Finanzministerin, dem Außenminister, habe ich bis dato keine diesbezügliche Aussage oder Aussendung finden können.

Was die EU nicht tut, was sie aber tun sollte, ist, die Spekulanten stärker im Blickfeld zu haben und die Spekulationen, die Wetten auf Ölpreise zu unterbinden und stärker zu kontrollieren. Das wäre die Aufgabe der EU, der sie nachkommen sollte, und nicht über neue Steuern nachdenken, die den Dieselpreis massiv erhöhen würden! (Beifall beim BZÖ.)

18 Prozent pro Liter mehr würde das bedeuten für einen Liter Diesel, wenn diese Steuer kommen würde, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Abschließend noch einmal zu Ihnen, Herr Minister, und zu unseren Vorschlägen, die ja schon meine Vorredner ausführlich erklärt und genannt haben, und auch noch einmal zurückkommend auf unsere Dringliche Anfrage vom 29. Feber, bei der ich Sie auch gefragt habe, was mit der 2008 in Ihrem Ministerium eingesetzten Monitoring-Gruppe geschehen ist. – Was ist da passiert? In dieser Gruppe sind ARBÖ, ÖAMTC, Arbeiter­kammer, Bundeswettbewerbsbehörde mit dabei. Von dieser Arbeitsgruppe, die 2008 eingesetzt wurde, gibt es bis dato keine Ergebnisse. Ich habe Sie letztes Mal auch schon gefragt: Hat diese Arbeitsgruppe getagt? Was ist da der letzte Stand?

Noch etwas, was die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe betrifft: Die haben ja auch Vor­schläge gemacht, die sich mit unseren Vorschlägen decken. Wenn Sie jetzt schon sagen, die Vorschläge des BZÖ seien nichts, dann muss ich einwenden: Das liegt aber schon auf dem Tisch, weil fünf weitere Gruppierungen, Unternehmen fast dieselben Vorschläge wie das BZÖ gemacht haben.

Herr Minister, Sie können das nicht alles vom Tisch wischen und sagen, das sei alles für die Katz. Das nimmt Ihnen keiner ab! Und das wäre auch der Weg des geringsten Widerstandes, den man als Politiker nicht unbedingt immer gehen sollte. – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

16.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Maier gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.56.03

Abgeordneter Mag. Johann Maier (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst eine Bemerkung zur Kollegin Martina Schenk. – Liebe Martina Schenk! Die Sozialdemokratie und alle Sozial­demokraten im Europäischen Parlament haben heute dafür gesorgt, dass die mögliche Spritpreiserhöhung für Diesel vom Tisch kommt. (Zwischenruf der Abg. Schenk.)

Ich zitiere jetzt ausdrücklich Hannes Swoboda:

„Wir stehen aber zu einer differenzierten Besteuerung in Abhängigkeit zur CO2-Belas­tung. Wir sind also dafür, umweltfreundliche Treibstoffe geringer zu belasten als um­welt­schädlichere. Das darf aber nicht zu einer Erhöhung der Dieselpreise führen.“

Das stellte Hannes Swoboda, Vorsitzender der 190 Abgeordneten umfassenden sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament klar. – Ich möchte das nur gesagt haben.

Es haben einige österreichische Abgeordnete im Europäischen Parlament nicht dagegen gestimmt: Martin, Werthmann und andere. Es haben die Abgeordneten der ÖVP, die Abgeordneten der SPÖ, die Abgeordneten der Freiheitlichen Partei gegen diesen Vorschlag der EU-Kommission gestimmt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 167

Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte nun grundsätzlich auf die Frage eingehen: Was ist notwendig, um diese Preistreiberei zu unterbinden, nicht zuletzt in Anbetracht der Milliardengewinne, die die Ölmultis erzielt haben?

Eines ist klar: Wir allein in Österreich werden den Benzinpreis nicht endgültig regeln können. Daher geht es um die Unterbindung von Spekulation auf den Rohstoffmärkten. Ich sage ausdrücklich: nicht nur beim Mineralöl, sondern auch bei Lebensmitteln und bei anderen Produkten. Das ist Aufgabe der Europäischen Kommission!

Wir müssen weiters die Kommission auffordern, die Spritpreisbildung zu untersuchen. Die EU-Kommission muss geeignete Maßnahmen setzen.

Ich möchte diese Gelegenheit wahrnehmen, um auf eine aktuelle Studie aus Deutsch­land zu verweisen, wo es um die Frage geht, wieso es in der letzten Zeit zu derartigen Preissteigerungen kommt. In einem Artikel dazu heißt es:

„Autofahrer in Deutschland müssen an der Tankstelle mehr bezahlen, als es einer Studie zufolge durch die hohen Ölpreise gerechtfertigt wäre.“

Des Weiteren steht hier:

„Nach der Studie sind die zusätzlichen Gewinne beim Superbenzin nicht primär an den Tankstellen angefallen, sondern in den Raffinerien, die sich überwiegend in den Händen der fünf großen Mineralölkonzerne befinden.“

Was heißt das? – Wir müssen bei der Frage, wie der Preis zustande kommt, differen­ziert vorgehen, eine differenzierte Betrachtungsweise pflegen. Wir müssen einerseits die Spekulation unterbinden, aber dann auch genau ansehen, was in den Raffinerien tatsächlich passiert.

Der dritte Punkt, den ich ansprechen möchte, ist: Wir müssen die Bundeswett­be­werbs­behörde stärken!

Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt ja dankenswerterweise von der Regierung, vom Herrn Bundesminister Mitterlehner gemeinsam mit der Justiz­ministerin ein Wettbewerbspaket. Dieses Wettbewerbspaket sieht unter anderem eine Stärkung der Bundeswettbewerbsbehörde vor.

Aber stellen Sie sich vor: Die Bundeswettbewerbsbehörde ermittelt, ist jedoch aufgrund der derzeit geltenden Rechtslage nicht in der Lage, entsprechende Ermittlungstätigkeit bei den Mineralölkonzernen durchzuführen! Derzeit sieht sich die Bundeswett­bewerbs­behörde in ihrer Ermittlungstätigkeit, insbesondere bei der Erlangung von Auskünften von Unternehmen, eingeschränkt, weil die Durchsetzung der Verpflichtung zur Erteilung von Auskünften und zur Vorlage von Unterlagen nur im Wege eines Auf­trages des Kartellgerichts möglich ist.

Was heißt das? – Wir müssen – und dazu fordere ich jetzt schon alle Parteien des Hohen Hauses auf – die Bundeswettbewerbsbehörde stärken, damit diese ihre Ermittlungstätigkeit auch gegenüber großen Konzernen entsprechend durchführen kann! (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Heute sind viele richtige The­men angesprochen und Forderungen erhoben worden. Ich bedanke mich für den Vorschlag von Bundesminister Mitterlehner für die Korridor-Regelung, die wir genau analysieren müssen.

Ich gebe Kollegin Gabi Moser vollkommen recht, dass die Frage der Pendlerpauschale unter zwei Aspekten diskutiert werden muss: einerseits unter einem sozialen Aspekt


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und andererseits auch unter einem ökologischen Aspekt. Da sollten wir gemeinsam zu einer Regelung kommen. (Beifall bei der SPÖ.)

17.01


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klikovits. – Bitte.

 


17.01.23

Abgeordneter Oswald Klikovits (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ge­schätzte Damen und Herren! In der bereits fast zwei Stunden dauernden Debatte zum Benzinpreis haben wir schon viele Argumente gehört: viele falsche Argumente und auch viel Zynismus, der bei diesem Thema, glaube ich, in keiner Weise angebracht ist, weil uns dieses Thema als österreichische Staatsbürger gleichermaßen betrifft und wir alle mehr oder weniger unter der Geißel „Benzinpreiserhöhung“ leiden.

Nun sollten wir auch nicht so vermessen sein – und viele Vorschläge zielen auch darauf ab –, zu glauben, dass wir mit Maßnahmen die Ölmultis dazu zwingen können, ihre Preispolitik, die ja weltweit gestaltet wird, so zu ändern, dass die Benzinpreise rasch, abrupt, am besten schon morgen auf ein erträgliches Maß – was auch immer man als das empfindet – sinken. Das ist illusorisch, aber man kann, so wie der Herr Bundesminister – und ich bedanke mich dafür, dass er permanent an diesem Prozess arbeitet –, mit neuen Vorschläge versuchen, diese Preissteigerungen möglichst unter Kontrolle beziehungsweise in einem noch erträglichen Ausmaß zu halten.

Die Maßnahme, die Verordnung, die der Minister nun vorgeschlagen hat, ist, glaube ich, der richtige Weg. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, wo es in jedem Fall noch nicht zu spät ist. Natürlich hätten wir das schon zu Ostern brauchen können, aber wenn es zu Fronleichnam bereits umgesetzt ist, dann soll uns das auch recht sein. Es ist dies jedenfalls die richtige Maßnahme, die Sie, Herr Minister, hier jetzt einleiten. (Beifall des Abg. Dr. Bartenstein.)

Geschätzte Damen und Herren! Die Spritpreise sind zweifelsfrei hoch, es gibt aber hier im Hohen Haus eine Fraktion, die der Auffassung ist, dass 2 € noch zu wenig sind. Ein anderer Zugang führt offensichtlich zu einem anderen Verständnis von einem hohen Benzinpreis.

Die Preisregulierung wurde bereits 2009 eingeführt und wirkt jetzt zumindest ein wenig. Und auch die Spritpreis-Datenbank tut das Ihre in positiver Weise dazu. Jetzt soll der nächste Schritt, nämlich die Korridor-Regelung, zu einer weiteren Verbesserung beitragen.

Wir haben parallel zu den Spritpreisen, die wir ja nur, wie wir wissen und schon gehört haben, marginal beeinflussen können, die zweite Diskussion, nämlich zu der Frage: Wie können wir staatlich darauf reagieren, dass wir unseren Pendlerinnen und Pendlern unter die Arme greifen?

Als Burgenländer komme ich aus einem Land, dass mit über 50 000 Pendlerinnen und Pendlern den höchsten Pendleranteil aller Bundesländer hat, und daher weiß ich auch, wie hoch die finanziellen Belastungen und persönlichen Einbußen unserer Haushalte sind. Dementsprechend sollten wir auch reagieren.

Es kam heute ein Vorschlag vom niederösterreichischen Landeshauptmann-Stellver­treter Sobotka, der darauf abzielt, dass wir von der bisherigen Pendlerpauschale auf ein kilometerbezogenes Geld kommen, was mehr Gerechtigkeit bedeuten würde. Wenn dieser Vorschlag schon vom BZÖ diskutiert wurde und wenn dieser Vorschlag auch von anderen Fraktionen eingebracht wurde, dann wird es ja ein Leichtes sein, dass wir diese Idee weiterverfolgen und hoffentlich auch bald umsetzen.


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Es ist aber letzten Endes eine Frage des Geldes. Die Kollegen vom BZÖ, vor allem der Kollege Westenthaler hat immer gesagt: Na ja, die Frau Bundesminister Fekter steckt das Geld ein! – Na bitte, Entschuldigung, niemand steckt das Geld persönlich ein, sondern dieses Geld wird in die Staatskasse gesteckt und dann möglicherweise anderswo verwendet. Nur: Es ist lächerlich, das jetzt ... (Zwischenruf des Abg. Mag. Stefan.)

Es ist wirklich geradezu lächerlich, immer mit solchen  (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Mag. Stefan.) – Ja, ich weiß, das ist „a fad’s Aug“, das krieg’ ich bei dir auch immer, wenn du sprichst.

Es ist wirklich manchmal zum „Aus-der-Haut-Fahren“, wenn man sich das anhören muss. Diese persönlichen Diffamierungen bringen uns letztendlich überhaupt nicht weiter.

Wir haben ganz klare Vorstellungen, die wir umsetzen wollen und auch umsetzen wer­den. Wir haben konkrete Vorstellungen zu der Frage der Neugestaltung der Pend­lerunterstützung, und zwar in Form eines kilometerbezogenen Geldes. Und das werden wir hoffentlich mit Unterstützung unseres Koalitionspartners und der Oppo­sitions­parteien auch gemeinsam umsetzen.

Wenn es uns gelingt, den Konsens in den Mittelpunkt unserer Bemühungen zur Be­kämp­fung von unerträglich hohen Preisen beim Benzin zu stellen, dann wird es uns auch gelingen, für die Menschen tatsächlich etwas Positives zu erreichen. Dazu sind wir ja hier. Diesen Appell richte ich an alle hier im Hohen Haus.

Herr Bundesminister! Vielen herzlichen Dank für den ersten Schritt, den Sie in diese Richtung angedacht haben und auch setzen werden. (Beifall bei der ÖVP.)

17.07


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Themessl. – Bitte.

(Abg. Dr. Jarolim: Wo ist der Kollege Amon? Weiß jemand, wo der Kollege Amon ist?)

 


17.07.27

Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Zuerst einmal etwas Positives: Herr Bundes­minister, Sie haben sich offensichtlich bewegt. Ich halte Sie für einen durchaus beson­nenen, vernünftigen Menschen. Offensichtlich sind Ihnen die Machenschaften an den Zapfsäulen in den letzten Wochen und vor allen Dingen an den Wochenenden auch dermaßen auf den Wecker gegangen, dass Ihnen die Hutschnur hochgegangen ist und Sie jetzt endlich einmal darauf reagieren wollen. Das ist positiv zu vermerken. Ich hoffe nur, dass es sich auch auswirken wird, und zwar in der Weise, dass die Öster­reicherinnen und Österreicher, die auf das Auto angewiesen sind, auch davon etwas haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber was bei dieser ganzen Debatte immer zu kurz kommt – und ich weiß schon, im Moment dreht sich alles um die Höhe des Spritpreises –, ist der Aspekt, dass es generell um die Belastung der Autofahrer geht. Und da reden wir nicht nur von den vielen tausend Pendlern, die in Österreich auf das Auto angewiesen sind, speziell im ländlichen Raum, sondern auch vom ganzen Frächtergewerbe. Und was das für Folgewirkungen für die Wirtschaft hat, das wissen Sie auch. Das verteuert natürlich alles: von den Lebensmitteln angefangen bis zu allen Waren, die transportiert werden müssen. Tausende von Arbeitsplätzen, auch im Frächtergewerbe, sind massiv durch diese Maßnahmen gefährdet, die da die Ölmultis setzen und auf die zu reagieren offensichtlich die Politik zu schwach oder nicht in der Lage ist.


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Und was Sie ganz vergessen, ist der Umstand, dass die Belastungen der Autofahrer nicht nur die erhöhten Spritpreise sind. Sie, Herr Minister, haben in den letzten zwei Jahren zweimal die NoVA angehoben, und Sie haben es in der Zwischenzeit auch geschafft, die Kfz-Anmeldegebühr zu erhöhen. Davon spricht ja kein Mensch mehr! Das heißt, alles rund ums Auto ist teurer geworden.

Was rund ums Auto an Steuern so anfällt, das wissen Sie selber: von der NoVA angefangen, über die motorbezogene Versicherungssteuer, über die Kfz-Anmelde­gebühren, bis hin zur Mehrwertsteuer, die überall noch draufkommt, und zur Mineral­ölsteuer und so weiter. Jetzt kommen dazu noch die erhöhten Spritpreise. (Beifall bei der FPÖ.)

Das alles in Summe macht natürlich eine wesentlich höhere Belastung aus als nur die Erhöhung des Spritpreises. Das vergisst man immer dazuzusagen. Es wird in der Hysterie über den laufend steigenden Spritpreis, der von Woche zu Woche immer mehr steigt, auf all die anderen Maßnahmen, wo es zusätzlich noch Verteuerungen gibt, ganz vergessen.

Nun zur Frage, warum es dazu kommt. Ich sage Ihnen, und da liegt Frau Kollegin Moser falsch, es geht nicht darum, dass permanent die Rohölpreise steigen – das ist die Lüge schlechthin!

Herr Wirtschaftsminister, Sie haben sicher mehr Informationsquellen als ich, aber ich bringe Ihnen ein Beispiel: Als die Iran-Krise ausgebrochen ist, hat man gesagt, okay, es gibt eine Ölverknappung, und der Rohölpreis wird steigen. Zu diesem Zeitpunkt ist der weltweite Jahresbedarf global auf Lager gelegen. Gleichzeitig hat Saudi-Arabien die Fördermenge angehoben, um diesen Verlust auszugleichen, und trotzdem haben die Ölmultis unter dem Vorwand, der Rohölpreis sei gestiegen, die Spritpreise wieder angehoben. Und alle fallen darauf herein!

Die fünf größten Ölmultis der Welt haben im letzten Jahr einen Gewinn von 156 Milliar­den US-Dollar gemacht – und der Pendler kann sich die Fahrt zum Arbeitsplatz nicht mehr leisten! Das ist ja schizophren. (Beifall bei der FPÖ.) Und weltweit ist die gesamte Politik wie gelähmt.

Jetzt nenne ich Ihnen genau zwei Wirtschaftszweige, wo nicht die Politik bestimmt, wo es langgeht, sondern wo die Politik am Gängelband herumgeführt wird und alle mitmachen: die Finanzwirtschaft und die Ölmultis. (Beifall bei der FPÖ.)

Und wenn die Milliarden brauchen, dann ist es egal, ob das tausend Milliarden oder x-hundert Milliarden sind, dann werden die lockergemacht. Die Politik ist nur noch das Werkzeug dieser Großkonzerne, um dem Steuerzahler das Geld aus der Tasche zu ziehen; mehr sind Sie ja nicht mehr.

Dann kommt immer die Ausrede, dass wir als kleines Österreich nichts machen können. Ja, da gebe ich Ihnen schon recht, aber einer muss doch einmal anfangen. (Abg. Mayerhofer: Aber so schaut es nicht aus!) Es müssen doch neue Regeln her. Die Finanzwirtschaft muss neu geregelt werden, und auch den Ölmultis muss einmal gesagt werden, wo das Ende der Fahnenstange ist, wo es nicht mehr weitergeht. All das, was da passiert, ist doch Lug und Trug.

Immer wird mit dem Argument gearbeitet, was die Benzinpreiserhöhungen anlangt, dass der Rohölpreis gestiegen ist. Das stimmt nicht. Die Lager sind weltweit voll. Das zielt ausschließlich darauf ab, diese Gewinne, diese Milliardengewinne, die die Ölmultis Jahr für Jahr machen, noch weiter in die Höhe zu treiben, und das ist grundsätzlich falsch.


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Herr Bundesminister, wenn Sie sagen, in den Ländern rund um Österreich ist der Treibstoff teurer: Wir sind nicht verantwortlich für die deutschen Pendler, auch nicht für die italienischen und nicht für die slowenischen. Wir sind für unsere Steuerzahler und für die Bevölkerung im eigenen Land verantwortlich! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie könnten berühmt werden, wenn Sie jetzt in der EU einmal sagen würden: Wie lange lassen wir uns dieses Diktat von der Finanzwirtschaft und den Ölmultis noch gefallen? – Meine Unterstützung haben Sie. Stellen Sie sich hin, sagen Sie das und Sie werden über Nacht berühmt. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

17.12


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Dr. Mitterlehner. – Bitte.

 


17.13.04

Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend Dr. Reinhold Mitterlehner: Meine Damen und Herren! Ich habe vorhin meine Redezeit nicht ausgeschöpft und möchte einfach ein paar Dinge hier nicht im Raum stehen lassen beziehungsweise klarstellen.

Erstens: Herr Kollege Themessl, es ist vollkommen richtig, bei einem Produkt, das zu 90 Prozent aus dem Ausland kommt, werden wir in Österreich nicht als einziges Land eine andere Gestaltung machen können als weltweit.

Sie haben auch recht, dass Spekulation betrieben wird. Klar ist, wenn das jemand bekämpfen kann und muss, dann muss das auf internationaler Ebene stattfinden. (Zwischenruf des Abg. Themessl.) Meiner Meinung nach sind dort die G 20 und andere Einrichtungen angesprochen. Und langsam beginnt man auch dort mit diesem Thema.

Das Zweite: Einige, ja selbst Redner von uns haben gesagt, sie danken für diesen ersten Schritt. Ich zitiere dazu aus der heutigen Aussendung des deutschen Verkehrs­ministers Ramsauer:

„Diskutierte Modelle aus Luxemburg, Österreich oder Australien mit unterschiedlichen Details einer solchen Preisfessel ,müssen nicht eins zu eins in Deutschland funk­tionieren‘ ().“ – Zitatende.

Dem können oder wollen Sie entnehmen, dass wir eines von drei Ländern – aus dem Zitat können Sie das gar nicht, sondern nur zwei –, eines von drei Ländern in Europa sind, die bisher schon alle Möglichkeiten, die sich angeboten haben, ausgeschöpft haben, wie Preisfestlegung einmal am Tag und Spritpreisdatenbank. Alle anderen Staaten haben das nicht gemacht, daher ist es eine Illusion, wenn gesagt wird, wir würden da nicht vorgehen, wir würden zuschauen, und entspricht nicht der Realität.

Dritter Punkt: Es ist Ihnen nicht auszutreiben, aber schauen Sie bitte einmal darauf, was die Mineralölsteuer ist: Sie ist eine mengenbezogene Steuer. Das heißt, es ist nicht die Höhe des Preises ausschlaggebend, sondern die Menge. Wenn der Preis zu hoch ist, dann wird die Menge zurückgehen und dann gehen auch die Steuer­einnahmen zurück – das haben Sie im Jahr 2008 oder 2009 gesehen. Schauen Sie einmal nach, rechnen Sie das nach und Sie werden sehen, es stimmt nicht mit dem zusammen!

Nächster Punkt: Sie unterstellen mir ständig oder werfen mir vor, ich hätte meine Meinung präzisiert oder geändert, dazu Folgendes  (Zwischenruf des Abg. Bucher.) – Bitte? (Abg. Bucher: Das haben Sie ja selber gesagt!) – Na schon. Bei euch wechseln die Parteimitgliedschaften schneller als die Meinungen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)


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Zu diesem Vorwurf muss ich Ihnen schon sagen: Ich kann natürlich erst dann schauen, wie die Osterentwicklung war, wenn Ostern vorbei ist – logisch, oder? Daher haben wir jetzt einmal Ostern abgewartet. Es stimmt ganz genau. Meine Meinung ist, dass die gesamte Konzernwirtschaft in diesem Bereich den Bogen überspannt hat. (Abg. Bucher: Da haben Sie eh lange gebraucht, eh lange genug!) Und wenn man dort nicht auf die Sensibilitäten achtet, dann wird man natürlich in Europa und weltweit die gleichen Diskussionen haben.

Was wir in diesem Zusammenhang machen – weil auch Pfingsten angesprochen worden ist und ab wann das gilt –: Wir leben in einem Rechtsstaat, und ich möchte auf Verordnungsbasis vorgehen. Da es da auch Strafen gibt, sind die Länder und die Bezirkshauptmannschaften eingebunden, und da kann ich nicht sagen, dass etwas von heute auf morgen gilt, das dann in der Praxis nicht funktioniert. (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Das müssen Sie dem Koalitionspartner sagen!) – Ja, ich sage es Ihnen, Herr Westenthaler, weil Sie gesagt haben, Pfingsten. Pfingsten wäre der Tag, an dem auch die Möglichkeit wäre, mit gleicher Zunge zu sprechen; das ist bei euch schwierig.

Ich wollte damit nur zum Ausdruck  (Abg. Ing. Westenthaler: Die Kollegin !) – Ja, ich habe es verstanden, der Koalitionspartner hat es angesprochen. Sie haben aber dann gefragt, daher wollte ich Ihnen das erklären. Diese vier Wochen Begutachtungs­frist hängen mit dem Thema Konsultationsmechanismus und einheitliche Umsetzung zusammen. Daher werden wir vermutlich oder ziemlich sicher zu Fronleichnam diese Regelung haben. Sie entspricht weitgehend dem, was heute in diesem Antrag steht. Sie begründen den Antrag ja eigentlich damit, was ich selbst gesagt habe. Das ist ja originell, Herr Bucher, aber der Antrag entspricht genau dem.

Wenn Sie das jetzt mit dem vergleichen, was Sie am 29. Februar gesagt haben: Diesen Vorschlag haben Sie nicht dabei gehabt.

Ich erinnere mich, Sie haben eine Sonderdividende bei der OMV vorgeschlagen – das haben Sie heute nicht mehr gebracht, da haben Sie als Marktwirtschafter vielleicht im Aktienrecht nachgelesen –, und Sie haben die Öffnung der Landestankstellen verlangt. (Abg. Bucher: Ich habe Vorschläge gemacht !) Da ist Ihnen auch aufgefallen, irgendwo haben wir eine OGH-Entscheidung dazu. Also diese Dinge haben Sie mittlerweile bereinigt, vielleicht haben Sie da und dort auch umgedacht.

Letzter Punkt, dann bin ich schon fertig, die Pendlerpauschale. Ich habe im Radio gesagt, dass wir zum gegebenen Zeitpunkt – das muss man mit den Ländern und an­deren Betroffenen diskutieren – an einem Vorschlag arbeiten und diesen vorlegen werden. Interpretieren Sie auch da nicht irgendetwas anderes hinein, das ist gesagt. (Abg. Ing. Westenthaler: Wann zirka?) – Sie werden es erwarten können, Herr Westenthaler. (Abg. Bucher: Weihnachten!) Sie brennen darauf, dass Sie das in der Form haben werden. Sie werden es rechtzeitig bekommen.

In diesem Sinne, meine Damen und Herren, bedanke ich mich. Trotz allem Hin und Her, ich verstehe das, es ist ein emotionales Thema, waren doch recht viele sach­bezogene Ansätze dabei, und ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Linie doch einmal einen ernsthaften Versuch in der Praxis sehen werden, mit limitierten Möglichkeiten, die sich uns anbieten, doch eine entsprechende Preisbewegung zu erreichen. In diesem Sinne: Danke für die Unterstützung! (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Bucher.)

17.18


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dolinschek. – Bitte. (Abg. Ing. Westenthaler – in Richtung Bundesminister Dr. Mitterlehner –: Zwi­schen Ihrer ersten und zweiten Rede hat sich der Benzinpreis wieder erhöht! – Bundesminister Dr. Mitterlehner: Das war gut!)

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 173

17.18.34

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! (Abg. Riepl: Sigisbert, schön sprechen!) – Ja, Herr Kollege Riepl, ich werde schön sprechen; auch in deinem Sinne, hoffe ich.

Die Österreicherinnen und Österreicher werden seit Jahren ungeniert an den Zapfsäulen der Tankstellen abgezockt. (Abg. Mag. Kogler: Das brauchst du jetzt als letzter Redner auch nicht mehr zu erzählen!) Herr Bundesminister, wenn Sie jetzt ankündigen und sagen, dass vielleicht bis Fronleichnam diese Dinge (Bundesminister Dr. Mitterlehner: Soll ich es nicht tun?) umgesetzt werden, welche wir in unserem heutigen Dringlichen Antrag haben, dann freuen wir uns natürlich alle (Bundesminister Dr. Mitterlehner: Na super!), aber das hätte ja längst schon geschehen können, denn bei den Spritpreisen zahlen die Autofahrer – das ist auch ständig in den Medien, und jeder empfindet das so – Rekordpreise. Und auf der anderen Seite schreiben die Mineralölfirmen Rekordgewinne.

Es ist halt einmal Tatsache, dass jede Woche ein neuer Rekordpreis erreicht wird, der jenen der Vorwoche in den Schatten stellt. Besonders betroffen davon sind natürlich die Pendler, die auf ihr Kraftfahrzeug angewiesen sind. Aber nicht nur die, sondern auch jene, die öffentliche Verkehrsmittel verwenden, sind betroffen, denn auch der Preis für diese ist in den vergangenen Jahren enorm angestiegen.

Ich bin natürlich bei Ihnen und bei sämtlichen Vorrednern, die sagen: Da ist eine Kartell­bekämpfung zu machen! Es ist ein internationales Problem, dass die Roh­stoffpreise steigen, die Spekulanten da die Finger im Spiel haben. Man muss inter­national dagegen auftreten, Sie, Herr Bundesminister, haben die G-20 angesprochen. Selbstverständlich, klar muss man da tätig werden, aber die österreichische Bevöl­kerung erwartet sich von uns allen, die wir hier im Hohen Haus sitzen, und insbe­sondere von Ihnen als zuständigem Minister, dass wir hier reagieren und in diesem Bereich tätig werden. Das erwartet man sich, und nichts anderes verlangen wir. (Beifall beim BZÖ.)

Man erwartet sich, dass wir in diesem Bereich gegensteuern und eine Entlastung herbeiführen. Ich weiß, dass es ein internationales Problem ist, aber wir sind für die Österreicherinnen und Österreicher verantwortlich.

Tatsache ist auch – ich glaube, Kollege Klikovits hat das gesagt –, dass die Frau Finanzministerin natürlich nicht die Mehreinnahmen in ihre eigene Tasche steckt, aber durch die hohen Spritpreise hat das Finanzministerium eben Mehreinnahmen. Und wenn Sie glauben, dass man die Staatsverschuldung dadurch reduziert, dass man da verstärkt abzockt, dann sagen Sie das ganz einfach, wenn Sie das beabsichtigen.

Wenn die OMV jetzt steigende Gewinne schreibt und der österreichische Staat über die Dividende und über die Mehrwertsteuer höhere Einnahmen erreicht, dann hat halt der Staat da kräftig mitgeschnitten, aber wenn das bewusst so gemacht wird, dann soll man das auch sagen. Denn unter dem Motto: Her mit dem Zaster!, wie das schon die Frau Innenminister einmal in einer Rede gesagt hat, wird die Bevölkerung in diesem Bereich nicht nur im Regen stehen gelassen, sondern mittels der heute schon öfter erwähnten Mineralölsteuer zusätzlich zur Kasse gebeten. Seit Jahren wird die Notwendigkeit einer Senkung der Treibstoffpreise dadurch konterkariert.

Ich glaube, Kollege Themessl hat das richtig angesprochen: Das Abzocken der Autofahrer findet ja nicht nur durch den Spritpreis statt, sondern auch durch die NoVA, die Kfz-Anmeldung und so weiter. Der Autofahrer ist sozusagen die Melkkuh der Nation, da gebe ich dir völlig recht.


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Die Mineralölsteuer wurde in den vergangenen Jahren erhöht, das Kilometergeld jedoch seit Jahren unverändert gelassen. Seit 2008 haben wir das gleiche Kilo­meter­geld.

Der öffentliche Verkehr wird auch immer teurer. Während seit dem Jahr 2000 die allgemeine Teuerung laut Verbraucherpreisindex um fast 25 Prozent gestiegen ist, sind die Autokosten laut ÖAMTC um satte 30 Prozent gestiegen. Und wer glaubt, dass zeitgleich die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel günstiger geworden ist, irrt gewal­tig, denn genau das Gegenteil ist der Fall: Der Preis für das Tagesticket ist um 33 Prozent gestiegen, jener für Dauerkarten bei den öffentlichen Verkehrsmitteln um 38 Prozent. Die Bevölkerung wird in diesem Bereich geschröpft.

Auch auf die Mineralölsteuer, die in den letzten fünf Jahren zwei Mal angehoben wurde, ist einiges zurückzuführen. Wenn man allein auf diesen Teil der Mineralölsteuer verzichten würde, würde das bei Diesel pro Liter schon 8 Cent ausmachen und bei Benzin 10 Cent. Das wäre schon eine Entlastung.

Dass das Kilometergeld noch immer bei 42 Cent liegt, und das seit 2008, bedeutet ebenfalls eine Abzocke der Pendler, vor allem jener, die bei einer geringfügigen Anhebung der Pendlerpauschale sowieso draufzahlen. Es ist heute auch schon gesagt worden, das brauche ich nicht zu wiederholen, dass diejenigen, die wenig verdienen, ohnehin nichts davon haben, aber die, die viel verdienen, durch die Pendlerpauschale sozusagen noch bevorteilt sind.

Diese Pendlerpauschale, Herr Bundesminister, haben Sie vorhin auch angesprochen, nämlich dass da ein Umdenken stattfinden soll. Jetzt wird die Pauschale als Freibetrag bei der Lohnsteuerbemessung berücksichtigt, aber eigentlich sollte es anders sein, es sollte eine kilometerabhängige Pauschale sein (Zwischenruf des Abg. Wöginger), denn die Fahrt zum Arbeitsplatz muss leistbar sein, damit man seiner Beschäftigung nachgehen kann.

Wir müssen danach trachten, in Zukunft in diese Richtung zu gehen. (Beifall beim BZÖ.)

17.24


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Deimek. – Bitte.

 


17.24.35

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Herr Bundesminister, Sie sind ja von der ÖVP, können Sie sich erinnern an Sprüche wie: Das Land muss leben!? (Bundesminister Dr. Mitterlehner: Ja, eine gute Geschichte!) – Gute Geschichte, ich hoffe, dass es auch durchgezogen wird.

Meine Damen und Herren von der SPÖ! Sozial und fair soll man sein – auch bei die­sem Thema! Das ist ein Wunsch, ich hoffe, nicht nur von der Sozialdemokratie.

Ich bringe Ihnen ein Beispiel aus meinem Bezirk, aus dem Süden, aus Weyer. Ein Pendler, der von dort nach Steyr fährt, fährt täglich eine Strecke von 47 Kilometern hin und retour. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Mitterlehner.) Das kostet ihn derzeit 180 €. Auch wenn es Kollege Kickl mit einem anderen Beispiel schon gebracht hat: Das ist nicht erträglich!

Woher kommt das Ganze? – Vom Ölpreis. Na gut, da haben wir gesagt, den haben wir zumindest in Dollar schon angenagelt. Aber wir zahlen ja unser Öl nicht in Dollar, sondern in Euro. Und jetzt kann man darüber diskutieren, wie weich der Euro ist, ob das für die Exportwirtschaft lässig ist oder nicht, nur: Wir kaufen das, wir sind daher Importeure – in Euro. Und ein schwacher Euro, der für den Export durchaus interes-


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sant sein mag, verteuert im Import das Ganze. (Neuerliche Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Mitterlehner.)

Das Nächste ist, wir haben ein Oligopol: OMV, Shell, BP, die sogenannten Ölmultis, wie sie immer heißen, haben ja nicht nur die Ölgewinnung und den Ölhandel, sondern vor allem mit der Raffinerie und mit dem Handel der fertigen Produkte wird es interessant. Und genau dort ist der Punkt, wo man ansetzen muss. Dort ist der Punkt, wo wir keinen freien Markt haben, denn die Treibstoffe sind halt einmal ein unflexibles Gut. Genau dort ist der Punkt, wo wir dieses Oligopol – sei es mit der durchaus ver­nünftigen Spritpreisdatenbank – überwachen sollen.

Genau dort ist aber auch der Punkt, wo wir aus der Datenbank einmal ein bisschen rausschauen müssen, denn: Was passiert denn, wenn irgendwo eine Tankstelle wie beispielsweise die erste Hofer-Tankstelle kommt? Warum gehen dann regional die Preise zurück? – Das ist ja nicht deshalb, weil es der große freie Markt ist und dann diese Hofer-Tankstelle total zugeparkt ist von wartenden Autos und rundherum sich nichts tut, sondern auf einmal beginnt sich das Preisgefüge auch rundherum zu ändern, weil sich die Tankstellen absprechen. Da kann die Spritpreisdatenbank durch­aus ein Helfer sein, aber nicht nur für die Autofahrer, sondern auch ein Helfer für Sie. Und da sollten Sie eigentlich ansetzen.

Das Dritte ist die Mineralölsteuer, die heute schon ein paar Mal angesprochen worden ist. Es hat sich genau gezeigt: Als die Mineralölsteuer erhöht wurde, ist das Steuer­volumen als solches gleich geblieben. Das heißt, nicht die Österreicher hätten im ersten Ansatz etwas von einer Reduktion, sondern der Tanktourismus. Und da fordere ich ganz klar: Sie soll ruhig oben bleiben, aber man muss Maßnahmen für die öster­reichischen Pendler setzen, ob das jetzt eine Inflationsanpassung beim Kilometergeld ist oder ob das für die Hälfte, die eigentlich gar keine Steuer zahlt – das sind die Niedrig­verdiener, die Lehrlinge und so weiter –, eine Pauschalabgeltung ist, eine direkte Zuweisung an diese Leute, eine Steuerzuweisung oder Steuerabgeltung.

Herr Bundesminister, ich zitiere Ihnen einen bekannten Landeshauptmann – Pühringer heißt er, aus Oberösterreich ist er. Er sagt:

Es ist „nicht einzusehen, dass Autofahrer, sozial Schwache, () die Draufzahler für extreme Gewinne der Ölmultis sind.“

Herr Bundesminister, lassen Sie sich das einen Arbeitsauftrag Ihres Landespartei­ob­manns sein! Denn den Spruch: Das Land muss leben!, können wir vergessen, wenn wir nicht die Unterstützung der Länder und BHs, die Sie durchaus eingefordert haben, haben. Das Land muss leben, und wenn diese Organisationen, zum Beispiel die BHs, ihr Geld nicht wert sind: Die BHs sind keine Heimat, die brauchen wir nicht, die können wir zusperren, wenn sie nicht arbeiten, aber das Land muss leben mit Arbeitsplätzen, das Land muss leben mit den Straßen, das Land muss leben mit der Mobilität, die wir brauchen – aber zu Preisen, die sozial und fair sind. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Mitterlehner.)

17.28

17.28.10

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Ich schließe die Debatte und komme zur Abstimmung.

Abstimmung über den Selbständigen Antrag 1910/A(E) der Abgeordneten Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend: „Genug gezahlt!“ Schluss mit dem Spritpreis­wucher.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.


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17.29.28Kurze Debatte über die Anfragebeantwortung 10263/AB

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen jetzt zur kurzen Debatte über die Anfrage­beantwortung der Bundesministerin für Inneres mit der Ordnungszahl 10263/AB.

Die erwähnte Anfragebeantwortung ist bereits verteilt worden, sodass sich eine Verlesung durch den Schriftführer erübrigt.

Wir gehen in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, der erste Redner zur Begründung 10 Minuten. Stel­lungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder zu Wort gemeldeten Staats­sekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.

Ich ersuche nun Frau Abgeordnete Mag. Musiol als Antragstellerin des Verlangens, die Debatte zu eröffnen. Redezeit: 10 Minuten. – Bitte, Frau Kollegin.

 


17.30.12

Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Kolle­ginnen und Kollegen! Wir haben heute schon über Reisepässe gesprochen, über Diplo­matenpässe ganz konkret, und auch diese Besprechung jetzt beschäftigt sich mit Pässen, aber mit anderen Pässen.

Was ist der Hintergrund meiner Anfrage? Warum frage ich nach dem Ausstattungsgrad von Reisepässen und Personalausweisen in Österreich? – Der Hintergrund ist ein ganz einfacher, aber ein sehr wichtiger, nämlich ein demokratiepolitischer. Seit 19 Tagen gibt es in Europa die Möglichkeit einer Europäischen BürgerInneninitiative – wir haben das vor zwei Monaten hier diskutiert und beschlossen –, und Österreich hat sich auf europäischer Ebene und dann folgend in der nationalen Umsetzung ausbedungen, dass man, wenn man eine Europäische BürgerInneninitiative unterstützen möchte, eine Reisepassnummer oder eine Personalausweisnummer angeben muss, egal, ob man das online macht oder auf der Straße. Das heißt, um von diesem demokratischen Recht Gebrauch machen zu können, braucht man einen Reisepass oder einen Personalausweis.

Mich hat interessiert – und das war meine Frage an die Innenministerin –, wie viele Menschen welches dieser Ausweisdokumente besitzen und wie viele Menschen es in Österreich insgesamt gibt, die weder das eine noch das andere Dokument besitzen, also ganz konkret von diesem demokratischen Recht nicht Gebrauch machen kön­nen. – Die Antworten der Ministerin sind auf mehreren Ebenen aus meiner Sicht fragwürdig, unzureichend und enttäuschend.

Ich habe drei Fragen gestellt, es war eine kurze Anfrage. Die erste Frage und die dritte Frage zielten darauf ab, wie viele einen Reisepass beziehungsweise wie viele einen Personalausweis besitzen und wie viele weder das eine noch das andere Dokument besitzen. Die zweite Frage war, wie viele insgesamt wahlberechtigt sind.

Die Antworten der Ministerin waren dann folgende: Soundso viele Menschen – ich erspare Ihnen die Zahlen, sie liegen Ihnen ja vor – besitzen einen Reisepass, das sind zirka 86 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, soundso viele Menschen besitzen einen Personalausweis, das sind zirka 9,8 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, aber zu beantworten, wie viele weder/noch besitzen, wäre ein zu hoher Verwaltungsaufwand. Derartige Antworten kennen wir in vielerlei Hinsicht, nicht nur von der Innenministerin, sondern auch aus anderen Ministerien. Man könnte jedes Mal darüber diskutieren, ob der Verwaltungsaufwand wirklich so hoch ist.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 177

Wenn man diese beiden Zahlen, diese Prozentangaben, die die Ministerin geliefert hat, zusammenrechnet, dann bleiben in jedem Fall 4 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, die weder/noch besitzen.

Es gibt natürlich Menschen, die nicht wahlberechtigt sind, nämlich Kinder und Jugend­liche unter 16 Jahren, von denen aber viele Reisepässe haben. Das heißt, diese sind von der Zahl der Reisepass-Besitzer abzuziehen, und somit kann man ganz sicher davon ausgehen, dass es eine Anzahl x an Menschen gibt, die keine Europäische Bür­gerInneninitiative unterstützen können, weil sie keinen Reisepass beziehungsweise Personalausweis besitzen. Wie viele, das wissen wir immer noch nicht.

Jetzt könnte man sagen, sie werden sich schon melden, wenn sie das Problem haben. Es gibt auch schon einige, die sich bei mir gemeldet haben. Das sind in der Regel Menschen, die nicht mehr reisen, also ältere Personen, die aber auch keinen Personal­ausweis beantragt haben, weil sie andere Ausweisdokumente haben, die sie eben vorlegen, wenn Ausweisdokumente verlangt werden. Diese Menschen gibt es. Ich könnte Ihnen all jene nennen, die sich bei mir gemeldet haben, aber es wird darüber hinaus eine große Gruppe Menschen geben, die wahrscheinlich noch gar nicht wissen, dass sie dieses Problem haben werden, wenn sie eine Europäische BürgerIn­nen­initiative unterstützen wollen.

Aber was wirklich fragwürdig ist, ist: dass Sie, Frau Ministerin, als Vorsitzende der Bundeswahlbehörde, der obersten Behörde, sozusagen von den Abläufen im Bereich der Demokratie – sei es repräsentative Demokratie, Wahlen, oder sei es direkte Demokratie, Volksbegehren und vieles mehr – keine Ahnung haben oder zumindest behaupten, keine Ahnung davon zu haben, wie viele Menschen eine Europäische BürgerInneninitiative nicht unterstützen können.

Deshalb habe ich diese Kurzdebatte über diese Anfragebeantwortung eingefordert, denn es gibt unterschiedliche Gründe dafür, dass das so ist.

Entweder: Sie wissen es tatsächlich nicht. – Dann, finde ich, muss man darüber dis­kutieren, welche gesetzlichen Vorkehrungen man treffen muss, was man gesetzlich ändern muss, damit Sie zu dieser Information kommen können. Es kann ja nicht sein, dass niemand in Österreich sagen kann, wie viele Menschen von einem demo­kra­tischen Recht abgeschnitten sind.

Oder: Sie wissen es und wollen es uns nicht sagen. – Dann haben Sie jetzt die Gele­genheit, die Antworten nachzureichen.

Oder: Es ist Ihnen zu aufwendig, es zu wissen. – Dann muss man auch darüber dis­kutieren: Steht nicht die Demokratie – nämlich sowohl die Frage, wie viele Menschen es gibt, als auch die Frage des Interpellationsrechts der Abgeordneten, also des Rechts der Abgeordneten, an MinisterInnen Fragen zu stellen – über dem von Ihnen ins Treffen geführten Aufwandsargument? (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Ing. Westenthaler.)

Dass das Erfordernis, eine dieser beiden Dokumentennummern anzuführen, ein Prob­lem ist, darauf haben wir von Beginn an hingewiesen, und wir haben auch in den Verhandlungen darauf hingewiesen. Die Grünen haben dann mitgestimmt, weil wir auch einige Verbesserungen erreichen konnten. Unter anderem haben wir gemeinsam mit ÖVP und SPÖ einen Entschließungsantrag formuliert, in dem viele Punkte enthalten sind, beispielsweise Bestrebungen Richtung Europa, Vereinheitlichungen herzustellen. Wir haben ja nicht nur in Österreich das Problem der Ausweisdokumente, wir haben europaweit das Problem, dass es zahlreiche Menschen gibt, die überhaupt nirgendwo eine Europäische BürgerInneninitiative unterzeichnen können, so zum Beispiel die Briten. In England wird darauf abgestellt, dass man dort wohnt, in


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Österreich wird darauf abgestellt, dass man Staatsbürger ist, und das heißt, ein Brite, ein Engländer, der in Österreich lebt, kann weder in Großbritannien noch in Österreich unterzeichnen, weil er in beiden Ländern die Voraussetzungen nicht erfüllt. Also das ist nicht nur ein österreichisches Problem, es gibt in Europa zahlreiche Probleme, und deshalb haben wir einen Entschließungsantrag vorbereitet.

Aber was uns ganz wichtig war und was in diesem Entschließungsantrag auch gestan­den hat, weil das eben in unseren Gesprächen durchaus auch von den VertreterInnen der großen Parteien eingesehen wurde, war, dass man die Möglichkeit prüfen möge, die erforderlichen Ausweisdokumente auf andere Ausweisdokumente auszuweiten. Das heißt, dass Menschen, die unterzeichnen wollen, eben nicht zwingend einen Reisepass oder Personalausweis brauchen, sondern dass auch andere Identitätsnachweise gültig sein sollen.

Ihre Anfragebeantwortung lässt mich jetzt nicht sehr hoffen, dass Sie große Anstren­gungen unternehmen werden, diese Prüfung auch tatsächlich vorzunehmen. Das ist auch der zweite Grund dafür, dass ich die Besprechung dieser Anfragebeantwortung verlangt habe.

Es wird in geraumer Zeit, innerhalb der nächsten drei Jahre – wir haben uns sogar auf einen kürzeren Zeitraum geeinigt –, eine Evaluierung der Europäischen BürgerIn­neninitiative geben müssen, wobei man vor allem die Fragen beleuchten wird: Wie niederschwellig ist es?, Wie leicht ist es für die Menschen, daran teilzunehmen, aber auch zu initiieren?, und wenn bis dahin nicht entsprechende Vorschläge Ihrerseits vorliegen und Prüfungen erfolgt sind, dann werden wir ein Problem haben, weiterhin von einem demokratiepolitischen Instrument zu sprechen.

Im Moment ist ja die direkte Demokratie erfreulicherweise in aller Munde. In den letzten Tagen haben sich endlich auch die Großparteien gemeldet, zumindest mit Ankün­digungen, dass sie im Bereich der direkten Demokratie für einen Ausbau eintreten. Es gibt verschiedene Vorschläge – Klubobmann Cap hat einen zum Besten gegeben, die Junge ÖVP hat vergangenes Wochenende etwas vorgestellt, Rauch hat heute etwas dazu gesagt –, aber die spannende Frage ist schon, warum sie das jetzt tun und ob sie das auch wirklich ernst meinen.

Ich habe rund um die Diskussion der Europäischen BürgerInneninitiative zahlreiche Aussagen von Vertretern anderer Parteien vernommen, die öffentlich verkündet wurden. Man möge doch die Hürden besonders niedrig halten, man müsse die Mög­lich­keit bieten, dass Menschen sich beteiligen können. Es gab sogar Vorschläge, vor allem von der SPÖ, welche Themen man einer Europäischen BürgerInneninitiative unterziehen könnte. Dazu sage ich nur, das ist ein Instrument der BürgerInnen und nicht der Parteien, also Parteien, Hände weg von direkt-demokratischen Instrumenten, lasst das den BürgerInnen! Wir haben das Parlament, um uns auszutauschen und abzustimmen. Aber die Absenkung der Hürden haben Sie nicht vorgenommen; Sie haben sie in unseren Verhandlungen nicht vorgenommen, und diese Anfragebeant­wortung lässt jetzt befürchten, dass Sie auch weiterhin kein Interesse daran haben werden.

Uns Grünen, mir ist es wichtig, dass im Bereich der direkten Demokratie etwas weitergeht, dass die Menschen die Möglichkeit haben, auch in der Zeit zwischen den Wahlen Initiativen zu setzen und darüber abzustimmen. Wir haben zahlreiche Anträge dazu eingebracht und werden am 2. Mai im Verfassungsausschuss darüber disku­tieren. Dann werden wir zum ersten Mal sehen, das wird Ihre erste Nagelprobe sein, wie ernst Sie das meinen oder ob Sie bei der Ankündigungspolitik bleiben.

Frau Ministerin, ich bin schon sehr gespannt, wie Sie sich jetzt zur Frage der Reise­pässe positionieren werden. Ich sage nur, ich hoffe, dass es nur eine Frage von


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gesetzlichen Bedingungen ist und nicht eine Frage Ihres Willens. Wenn es eine Frage von gesetzlichen Bedingungen ist, dann müssen wir einfach nur Gespräche führen und überlegen (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen), wie wir das abändern können.

Es kann nicht sein, dass Menschen in Österreich von der Demokratie abgeschnitten sind. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

17.40


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Bundesministerin Mag. Mikl-Leitner. – Bitte.

 


17.40.52

Bundesministerin für Inneres Mag. Johanna Mikl-Leitner: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Für die Europäische Bür­gerinitiative haben wir erst vor Kurzem die gesetzlichen Grundlagen geschaffen. Wir alle hier in diesem Haus waren uns einig, dass dieser Schritt zu mehr Demokratie auf europäischer Ebene ein wichtiger und richtiger Schritt ist und dass im Innenministerium diesbezüglich alle Vorbereitungsarbeiten in Angriff genommen werden.

Zu den konkreten Fragen von Frau Nationalratsabgeordneter Musiol darf ich folgende Stellungnahme abgeben, Daten und Fakten, die mir vorliegen:

Laut Identitätsdokumentenregister haben 6 393 430 Personen einen gültigen Reise­pass und 726 251 Personen einen gültigen Personalausweis.

Wie viele Personen es gibt, die beide Dokumente haben, sprich einen Personal­ausweis und einen Reisepass, kann nicht gesagt werden.

Entsprechend unserer Daten und selbstverständlich auch gemäß der Statistik Austria haben in etwa 86 Prozent aller österreichischen Staatsbürger einen Reisepass, und rund 10 Prozent verfügen über einen Personalausweis.

Aber es ist Faktum, sehr geehrte Frau Kollegin, dass wir derzeit noch keine zentrale Staatsbürgerschafts-Evidenz haben und dass wir es einfach zur Kenntnis nehmen müssen, dass es Personen in Österreich gibt, die weder einen Reisepass noch einen Personalausweis haben, weil sie diese Dokumente einfach nicht wollen oder sie nicht brauchen, weil sie nicht auf Reisen gehen oder aus welchen Gründen auch immer. Es gibt Personen, die ein derartiges Dokument nicht wollen und nicht brauchen.

Zu Ihrer Frage, wie viele StaatsbürgerInnen derzeit bei einer Europawahl gemäß Euro­pawahlordnung wahlberechtigt sind: Sie wissen genau, dass man das nur zum jeweiligen Stichtag der Wahl sagen kann, aber ich darf Ihnen die Zahlen von der letz­ten Europawahl sagen.

Es waren 6 332 368 Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft und 30 393 mit einer anderen Unionszugehörigkeit. Wer als Auslandsösterreicher bei der Europawahl von seinem Wahlrecht Gebrauch machen will, muss selbstverständlich zuerst einen Antrag auf Eintragung in das Wählerverzeichnis stellen.

Zum Thema IDR-Daten und Europa-Wählerevidenz: Sie wissen ganz genau, dass wir keine gesetzliche Grundlage haben, die Identitätsdokumentenregister-Daten mit jenen der Europa-Wählerevidenz abzugleichen. Dafür haben wir keine gesetzlichen Grund­lagen. Diese gesetzliche Grundlage gibt es nicht – somit kann ich Ihnen diesbezüglich auch keine näheren Informationen geben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

17.44


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 180

17.44.38

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Die Europäische Union hat seit 1. April ihr erstes direkt-demo­kratisches Instrument. Europas Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, ge­mein­sam eigene Themen auf die europäische Tagesordnung zu setzen. Damit haben wir in Europa etwas bislang weltweit Einmaliges geschafften: dass sich fast 500 000 000 Menschen grenzübergreifend direkt und demokratisch in die politische Gestaltung ihres Kontinents einbringen können.

Die ersten Bürgerinitiativen sind bereits bei der Kommission angemeldet worden und werden in Kürze offiziell starten. Ich hoffe, dass noch sehr viele weitere folgen werden und wir eine lebendige europäische Öffentlichkeit schaffen können, in der die Men­schen engagiert miteinander über politische und gesellschaftliche Themen diskutieren können.

Damit uns all dies gelingt, müssen wir aber auch dafür sorgen, dass sich die Euro­päische Bürgerinitiative zu einem seriösen und anerkannten demokratischen Instru­ment entwickeln kann. Daher ist es uns besonders wichtig gewesen, dafür zu sorgen, dass die Umsetzung der Bürgerinitiative ein Verfahren ist, das möglichst einfach ist, die Beteiligung unkompliziert ermöglicht und gleichzeitig aber auch hohe Sicherheitsstan­dards aufweist, die ein demokratisches Verfahren auch benötigt.

Ein demokratisches Instrument, meine Damen und Herren, das ernst genommen werden will, muss die politischen Stimmen der Menschen ernst nehmen und sicher­stellen, dass sie nicht gefälscht und auch nicht missbraucht werden können. Es muss sicherstellen, dass die Glaubwürdigkeit politischer Bürgerinitiativen nicht einfach durch Zweifel an ihrer Korrektheit beschädigt werden kann. Das wäre doch sehr kontra­produktiv.

Ich denke, wir haben in Österreich letztendlich auch mit den Stimmen der Grünen die richtige Entscheidung getroffen, dass wir ebenso wie siebzehn weitere EU-Staaten die Angabe einer persönlichen Identifikationsnummer zur Unterstützung einer Initiative verlangen. Keine der bisher andiskutierten und durchdachten Alternativen hat eine ver­gleichbare Balance zwischen Einfachheit und Sicherheit gewährleistet. Führerschein- und Sozialversicherungsnummer sagen nichts aus über die Staatsbürgerschaft, diese muss aber bekannt sein. Und wer, frage ich Sie, kennt schon seine eigene Melde­registernummer? Ich glaube, die hat kein Mensch so schnell parat.

Durch die Angabe der Passnummer erhalten wir eine sehr hohe Fälschungssicherheit, und das war uns wichtig. Das heißt, jeder Österreicher/jede Österreicherin kann sicher sein, dass seine/ihre Stimme nicht einfach von anderen „gestohlen“ – wenn Sie so wollen – oder auch missbraucht wird. Damit stärken wir aber auch die Position der Bür­ger­initiative, denn Zweifel an der Korrektheit der abgegebenen Stimmen können somit weitgehend ausgeschlossen werden.

Ein weiterer Vorteil ist, dass zum Beispiel Schreibfehler sowohl beim Namen als auch bei der Adresse erkannt werden können und die Stimmen dieser Unterstützer und Unterstützerinnen nicht verloren gehen.

Noch ein Vorteil: Die Passnummer ermöglicht auch den an die 300 000 Aus­lands­öster­reichern und -österreicherinnen, die Europäischen Bürgerinitiativen zu unter­stüt­zen.

Natürlich sind uns auch die Schwächen dieses Vorgehens bewusst. Wir wissen, kein Verfahren ist perfekt, daher haben wir auch einen Entschließungsantrag eingebracht, dass die Vorgangsweisen regelmäßig überprüft werden und dass die Verwendung weiterer Ausweisdokumente zum Beispiel aufgrund technischer Neuerungen ermög­licht werden kann. Ich bin mir sicher, dass die Frau Ministerin diesem Auftrag der


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll153. Sitzung / Seite 181

Überprüfung nachkommen wird und wir dann in regelmäßigen Abständen werden entscheiden können, ob es andere neue Möglichkeiten gibt.

Mit Blick auf die Anfrage von Kollegin Musiol möchte ich noch anmerken, dass die Information darüber, wie viele Österreicherinnen und Österreicher sowohl Reisepass als auch Personalausweis besitzen, durchaus interessant ist. Vielleicht lässt sich das ja noch eruieren. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

17.49


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Gerstl. – Bitte.

 


17.49.45

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Frau Abgeordnete Musiol, die diese Debatte verlangt hat! Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit zunächst noch einmal bedanken für die außer­ordentlich gute Zusammenarbeit, die wir insbesondere mit den Grünen, aber auch mit den anderen Oppositionsparteien in Sachen Europäische Bürgerinitiative gehabt haben.

Wir haben ein gemeinsames Ziel festgelegt: Möglichst viele Österreicherinnen und Österreicher sollen an diesem neuen, demokratischen Instrument auf europäischer Ebene teilhaben können. Wir haben damit, wie meine Vorrednerin auch schon festgestellt hat, einen ersten Schritt gesetzt, der noch nicht vollkommen ist, der aber ein guter Schritt für mehr direkte Demokratie innerhalb der Europäischen Union ist.

Was Ihre Frage betrifft: Ich habe da fast ein bisschen eine Unterstellung herausgehört, dass die Frau Bundesminist