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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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132. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXV. Gesetzgebungsperiode

 

Mittwoch, 15. Juni 2016

 

 


Stenographisches Protokoll

132. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXV. Gesetzgebungsperiode                      Mittwoch, 15. Juni 2016

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 15. Juni 2016: 9.05 – 22.17 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Studienförderungsgesetz 1992 geändert wird

2. Punkt: Bericht über den Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2015

3. Punkt: Bericht über den Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich 2014–2015

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Vermessungsgesetz geändert wird

5. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Gesetz über die Gewährung eines Bonus für Väter während der Familienzeit (Familienzeitbonusgesetz – FamZeitbG) erlassen wird sowie das Kinderbetreuungsgeldgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten­Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Arbeitslosenversiche­rungs­­gesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Einkommensteuer­gesetz 1988 und das Allgemeine Pensionsgesetz geändert werden

6. Punkt: Bericht über den Antrag 1518/A(E) der Abgeordneten Michael Pock, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Einführung einer längeren Variante des einkommens­abhängigen Kinderbetreuungsgeldes

7. Punkt: Bericht über den Antrag 154/A(E) der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Abschaffung der Zuverdienstgrenze bei Inanspruchnahme des Kinderbetreuungsgeldes

8. Punkt: Bericht über den Antrag 1684/A(E) der Abgeordneten Julian Schmid, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Generation Internet“

9. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Vereinfachung der Verfahren zur Anerkennung und Bewertung ausländischer Bildungsabschlüsse und Berufsqualifikationen (Anerkennungs- und Bewertungsgesetz – AuBG) erlassen und das Bildungsdokumentationsgesetz geändert wird

10. Punkt: Abkommen zwischen der Republik Österreich und den Vereinten Nationen, der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), der Organisation der Vereinten Nationen für Industrielle Entwicklung (UNIDO) und der Vorbereitenden Kommission für


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die Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO)

11. Punkt: Rahmenabkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Mongolei anderer­seits

12. Punkt: Erklärung der Republik Österreich über den Einspruch gegen den Beitritt der Republik Kosovo zum Übereinkommen zur Befreiung ausländischer öffentlicher Urkunden von der Beglaubigung

13. Punkt: Bericht über den Antrag 1674/A(E) der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Dr. Rein­hold Lopatka, Tanja Windbüchler-Souschill, Mag. Christoph Vavrik, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Bedeutung der Vereinten Nationen

14. Punkt: Bericht über den Antrag 1651/A(E) der Abgeordneten Mag. Christoph Vavrik, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Wahl von Staaten oder deren Vertre­tern beziehungsweise deren Angehörigen in internationale Gremien

15. Punkt: Bericht über den Antrag 1721/A(E) der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Dr. Josef Cap, Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stärkung des Friedensprozesses in der Ukraine

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Inhalt

Nationalrat

Gedenkworte der Präsidentin Doris Bures für die Opfer des Terroranschlages in Orlando                   31

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 30

Geschäftsbehandlung

Antrag der Abgeordneten Dr. Nikolas Scherak, Kolleginnen und Kollegen, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 498/A der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch geändert wird, gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäftsordnung eine Frist bis 28. Juni 2016 zu setzen – Ablehnung  61, 269

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 61

Unterbrechung der Sitzung ........................................................................................ 134

Aktuelle Stunde (37.)

Thema: „Sicherheit statt Asyl-Zahlentricksereien, Herr Bundeskanzler!“ ........... 31

Redner/Rednerinnen:

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ..... 31

Bundeskanzler Mag. Christian Kern .................................................................... ..... 34

Mag. Andreas Schieder .......................................................................................... ..... 37

Werner Amon, MBA ................................................................................................ ..... 39

Mag. Gernot Darmann ............................................................................................ ..... 40


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Mag. Alev Korun ..................................................................................................... ..... 42

Dr. Nikolaus Scherak .............................................................................................. ..... 44

Ing. Robert Lugar .................................................................................................... ..... 45

Otto Pendl ................................................................................................................ ..... 47

Mag. Wolfgang Gerstl ............................................................................................. ..... 48

Dr. Walter Rosenkranz ........................................................................................... ..... 49

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ..... 51

Mag. Nikolaus Alm .................................................................................................. ..... 53

Martina Schenk ....................................................................................................... ..... 54

Rupert Doppler ....................................................................................................... ..... 56

Dr. Susanne Winter ................................................................................................ ..... 56

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzlers Mag. Christian Kern betreffend Enthebung des Bundesministers ohne Portefeuille Mag. Thomas Drozda vom Amte sowie Ernennung von Herrn Mag. Thomas Drozda zum Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien durch den Bundespräsidenten        ............................................................................................................................... 30

Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 30

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 59

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Matthias Strolz, Kolleginnen und Kollegen betref­fend neuer Stil durch transparente, professionelle und objektive Stellenbesetzung hinsichtlich der Wahl des/der ORF-Generaldirektors/in sowie der Ernennung von Minister/innen und Verfassungsrichter/innen (1731/A)(E)              ............................................................................................................................. 134

Begründung: Mag. Dr. Matthias Strolz ...................................................................... 138

Bundeskanzler Mag. Christian Kern ........................................................................ 143

Debatte:

Mag. Nikolaus Alm .................................................................................................. ... 146

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ... 148

Johann Singer ......................................................................................................... ... 151

Wolfgang Zanger .................................................................................................... ... 153

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .............................................................................. ... 155

Ing. Waltraud Dietrich ................................................................................................ 157

Claudia Angela Gamon, MSc (WU) ....................................................................... ... 158

Elisabeth Hakel ....................................................................................................... ... 160

Dr. Angelika Winzig ................................................................................................ ... 162

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ... 163

Dieter Brosz, MSc ................................................................................................... ... 165

Martina Schenk ....................................................................................................... ... 167

Dr. Nikolaus Scherak .............................................................................................. ... 169

Angela Lueger ......................................................................................................... ... 171

Wendelin Mölzer ..................................................................................................... ... 173

Sigrid Maurer ........................................................................................................... ... 174

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 176

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages (1731/A)(E) .......................... 178


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Verhandlungen

1. Punkt: Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (1122 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Studienförderungsgesetz 1992 geändert wird (1153 d.B.) .............................. 61

Redner/Rednerinnen:

Dr. Karlheinz Töchterle .......................................................................................... ..... 61

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................ ..... 62

Dr. Andreas F. Karlsböck ...................................................................................... ..... 64

Sigrid Maurer ................................................................................................................ 65

Claudia Angela Gamon, MSc (WU) ............................................................................ 68

Ulrike Weigerstorfer ............................................................................................... ..... 69

Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner ................................................................. ..... 71

Eva-Maria Himmelbauer, BSc ................................................................................ ..... 72

Philip Kucher ........................................................................................................... ..... 74

Rouven Ertlschweiger, MSc .................................................................................. ..... 74

Harry Buchmayr ........................................................................................................... 75

Ing. Manfred Hofinger .................................................................................................. 76

Katharina Kucharowits .......................................................................................... ..... 77

Elmar Mayer ............................................................................................................. ..... 77

Rupert Doppler ....................................................................................................... ..... 78

Entschließungsantrag der Abgeordneten Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Studienbeihilfe für Studierende im Vorstudienlehrgang – Ableh­nung .....................  67, 79

Annahme des Gesetzentwurfes in 1153 d.B. ................................................................. 79

2. Punkt: Bericht des Tourismusausschusses über den Bericht des Bundes­minis­ters für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2015 (III-268/1179 d.B.) ................................................................................................................ 79

Redner/Rednerinnen:

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................ ..... 79

Gabriel Obernosterer ............................................................................................. ..... 81

Rupert Doppler ....................................................................................................... ..... 83

Mag. Maximilian Unterrainer .................................................................................. ..... 83

Georg Willi ............................................................................................................... ..... 85

MMMag. Dr. Axel Kassegger ................................................................................. ..... 86

Josef Schellhorn ..................................................................................................... ..... 90

Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner ..............................................................  93, 105

Nikolaus Prinz ......................................................................................................... ..... 96

Walter Bacher .......................................................................................................... ..... 97

Mag. Andreas Hanger ............................................................................................. ..... 97

Leopold Steinbichler .............................................................................................. ..... 99

Andrea Gessl-Ranftl ............................................................................................... ... 102

Peter Wurm .............................................................................................................. ... 103

Jürgen Schabhüttl .................................................................................................. ... 104

Konrad Antoni ............................................................................................................ 106

Entschließungsantrag der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Anpassung der Gewerbeordnung an veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen – Rechtssicherheit für Gastgewerbebe­triebe und Nachbarn – Ablehnung .............  88, 107

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kol­le­gen betreffend Immissionsschwellenwerte in der Gewerbeordnung – Ableh­nung .......................  92, 107


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Entschließungsantrag der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einführung einer Qualitätspartnerschaft für heimische Gastronomiebetriebe“ – Ablehnung          101, 107

Kenntnisnahme des Berichtes III-268 d.B. ................................................................... 107

3. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Industrie über den Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich 2014–2015 (III-266/1172 d.B.) .................................................................... 107

Redner/Rednerinnen:

MMMag. Dr. Axel Kassegger ............................................................................  107, 130

Peter Haubner ......................................................................................................... ... 109

Leopold Steinbichler .............................................................................................. ... 110

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 112

Bernhard Themessl ................................................................................................ ... 113

Mag. Birgit Schatz .................................................................................................. ... 115

Rupert Doppler ....................................................................................................... ... 117

Josef Schellhorn ..................................................................................................... ... 117

Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner ................................................................. ... 118

Peter Wurm .............................................................................................................. ... 121

Dr. Angelika Winzig ................................................................................................ ... 123

Cornelia Ecker ......................................................................................................... ... 124

Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ... 125

Mag. Gerald Loacker .............................................................................................. ... 126

Wolfgang Katzian ................................................................................................... ... 127

Walter Schopf .......................................................................................................... ... 128

Elisabeth Hakel ....................................................................................................... ... 129

Franz Kirchgatterer ................................................................................................ ... 131

Dietmar Keck ........................................................................................................... ... 132

Kenntnisnahme des Berichtes III-266 d.B. ................................................................... 133

4. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Industrie über die Regierungsvorlage (1115 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Vermessungsgesetz geändert wird (1173 d.B.) ............. 133

Redner/Rednerinnen:

Mag. Josef Lettenbichler ........................................................................................ ... 133

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 179

Ing. Thomas Schellenbacher ................................................................................. ... 179

Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ... 180

Dr. Kathrin Nachbaur ............................................................................................. ... 180

Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner ................................................................. ... 181

Annahme des Gesetzentwurfes in 1173 d.B. ............................................................... 182

Gemeinsame Beratung über

5. Punkt: Bericht des Familienausschusses über die Regierungsvorlage (1110 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Gesetz über die Gewährung eines Bonus für Väter während der Familienzeit (Familienzeitbonusgesetz – FamZeitbG) erlassen wird sowie das Kinderbetreuungsgeldgesetz, das Allgemeine Sozialver­siche­rungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten­Kranken- und Unfallversicherungs­gesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967,


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 6

das Einkommensteuergesetz 1988 und das Allgemeine Pensionsgesetz geändert werden (1154 d.B.) ........................................................................................ 182

6. Punkt: Bericht des Familienausschusses über den Antrag 1518/A(E) der Abgeordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer längeren Variante des einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes (1155 d.B.) ............................................................................ 182

7. Punkt: Bericht des Familienausschusses über den Antrag 154/A(E) der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Abschaffung der Zuverdienstgrenze bei Inanspruchnahme des Kinderbetreu­ungsgeldes (1156 d.B.) ............................................................................ 183

Redner/Rednerinnen:

Anneliese Kitzmüller .............................................................................................. ... 183

Dipl.-Ing. Georg Strasser ....................................................................................... ... 186

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................ ... 187

Angela Lueger ......................................................................................................... ... 191

Michael Pock ........................................................................................................... ... 193

Leopold Steinbichler .............................................................................................. ... 196

Bundesministerin MMag. Dr. Sophie Karmasin .................................................. ... 201

Claudia Angela Gamon, MSc (WU) .......................................................................... 202

Nikolaus Prinz ............................................................................................................ 205

Rupert Doppler ....................................................................................................... ... 206

Ulrike Königsberger-Ludwig ................................................................................. ... 206

Angela Fichtinger ................................................................................................... ... 207

Daniela Holzinger-Vogtenhuber, BA .................................................................... ... 208

Dr. Kathrin Nachbaur ............................................................................................. ... 209

Hermann Lipitsch ................................................................................................... ... 210

Barbara Rosenkranz .............................................................................................. ... 211

August Wöginger .................................................................................................... ... 214

Dr. Harald Walser .................................................................................................... ... 215

Mag. Elisabeth Grossmann ................................................................................... ... 216

Entschließungsantrag der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend: Keine Verschlechterungen für Familien und Alleiner­zie­hende durch die Einführung des Kinderbetreuungsgeld-Kontos! – Ablehnung ...........................................................................................  185, 217

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Kinderbetreuungsgeld-Reform – Ablehnung .......................................................  189, 217

Entschließungsantrag der Abgeordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Schaffung eines Kinderbetreuungsgeld- und Karenzanspruchs ohne gemeinsamen Haushalt – Ablehnung                195, 218

Entschließungsantrag der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Jährliche Valorisierung der Familienleistungen“ – Ableh­nung ...........................  198, 218

Entschließungsantrag der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbesserte Anrechnung der Pensionszeiten pro Kind für die Kindererziehungszeit“ – Ablehnung           199, 21


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 7

8

Annahme des Gesetzentwurfes in 1154 d.B. ............................................................... 217

Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 1155 und 1156 d.B. ........................... 218

8. Punkt: Bericht des Familienausschusses über den Antrag 1684/A(E) der Abgeordneten Julian Schmid, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gene­ration Internet“ (1157 d.B.) ...................... 218

Redner/Rednerinnen:

Asdin El Habbassi, BA .............................................................................................. 218

Katharina Kucharowits .............................................................................................. 220

Julian Schmid, BA ...................................................................................................... 221

Claudia Angela Gamon, MSc (WU) .......................................................................... 222

Leopold Steinbichler .............................................................................................. ... 223

Norbert Sieber ......................................................................................................... ... 224

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1157 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „Generation Internet“ (E 153) ....................................................................................... 224

Gemeinsame Beratung über

9. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungs­vor­lage (1084 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Verein­fachung der Verfahren zur Anerkennung und Bewertung ausländischer Bildungs­abschlüsse und Berufsqualifikationen (Anerkennungs- und Bewertungsgesetz – AuBG) erlassen und das Bildungsdokumentationsgesetz geändert wird (1160 d.B.) .............. 225

10. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungs­vorlage (1112 d.B.): Abkommen zwischen der Republik Österreich und den Vereinten Nationen, der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), der Organisation der Vereinten Nationen für Industrielle Entwicklung (UNIDO) und der Vorbereitenden Kommission für die Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) (1162 d.B.) ..................................................................... 225

Redner/Rednerinnen:

Barbara Rosenkranz .............................................................................................. ... 225

Dr. Franz-Joseph Huainigg ................................................................................... ... 227

Mag. Alev Korun ..................................................................................................... ... 227

Mag. Elisabeth Grossmann ................................................................................... ... 229

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 229

Dr. Nikolaus Scherak .............................................................................................. ... 231

Wendelin Mölzer ..................................................................................................... ... 232

Claudia Durchschlag .............................................................................................. ... 233

Bundesminister Sebastian Kurz ........................................................................... ... 234

Dr. Harald Walser .................................................................................................... ... 235

Elisabeth Hakel ....................................................................................................... ... 236

Gerhard Schmid ...................................................................................................... ... 236

Ing. Manfred Hofinger ............................................................................................ ... 237

Dr. Angelika Winzig ................................................................................................ ... 238

Fritz Grillitsch ......................................................................................................... ... 238

Annahme des Gesetzentwurfes in 1160 d.B. ............................................................... 239

Genehmigung des Staatsvertrages in 1162 d.B. ......................................................... 239

11. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungsvor­lage (1085 d.B.): Rahmenabkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Mongolei andererseits (1161 d.B.) ......................... 239

Redner/Rednerinnen:

Rouven Ertlschweiger, MSc ...................................................................................... 239

Mag. Christine Muttonen ........................................................................................ ... 240


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 8

Dr. Andreas F. Karlsböck ...................................................................................... ... 241

Tanja Windbüchler-Souschill ................................................................................ ... 243

Dr. Harald Troch ..................................................................................................... ... 244

Ing. Robert Lugar ....................................................................................................... 245

Genehmigung des Staatsvertrages in 1161 d.B. ......................................................... 245

12. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungs­vor­lage (1148 d.B.): Erklärung der Republik Österreich über den Einspruch gegen den Beitritt der Republik Kosovo zum Übereinkommen zur Befreiung auslän­discher öffentlicher Urkunden von der Beglaubigung (1163 d.B.) ... 245

Redner/Rednerinnen:

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller ................................................................ ... 246

Hermann Krist ......................................................................................................... ... 246

Tanja Windbüchler-Souschill ................................................................................ ... 247

Genehmigung des Staatsvertrages in 1163 d.B. ......................................................... 248

Gemeinsame Beratung über

13. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 1674/A(E) der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Dr. Reinhold Lopatka, Tanja Windbüchler-Souschill, Mag. Christoph Vavrik, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bedeu­tung der Vereinten Nationen (1164 d.B.) .......................... 248

14. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 1651/A(E) der Abgeordneten Mag. Christoph Vavrik, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Wahl von Staaten oder deren Vertretern beziehungsweise deren Angehörigen in internationale Gremien (1166 d.B.) .............. 248

Redner/Rednerinnen:

Mag. Christoph Vavrik ............................................................................................... 248

Dr. Reinhold Lopatka ................................................................................................. 250

Dr. Josef Cap .............................................................................................................. 251

Dr. Jessi Lintl .......................................................................................................... ... 252

Tanja Windbüchler-Souschill ................................................................................ ... 253

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 256

Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ............................................................................. ... 257

Mag. Gisela Wurm ................................................................................................... ... 258

Dr. Andreas F. Karlsböck ...................................................................................... ... 259

Claudia Durchschlag .............................................................................................. ... 261

Petra Bayr, MA ........................................................................................................ ... 262

Entschließungsantrag der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend stärkeres Engagement Österreichs im Kampf für die Abschaffung der Todesstrafe – Ablehnung     255, 263

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1164 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Bedeutung der Vereinten Nationen (E 154) ................................................................. 263

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1166 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 1651/A(E)               263

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1166 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend aktive Mitwirkung Österreichs bei der weltweiten Abschaf­fung der Todesstrafe (E 155) ..... 263


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 9

15. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den An­trag 1721/A(E) der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Dr. Josef Cap, Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stärkung des Friedensprozesses in der Ukraine (1165 d.B.) ...................................................... 263

Redner/Rednerinnen:

Mag. Andreas Hanger ................................................................................................ 263

Dr. Josef Cap .............................................................................................................. 264

Dr. Johannes Hübner ................................................................................................. 265

Tanja Windbüchler-Souschill ................................................................................ ... 266

Mag. Christoph Vavrik ............................................................................................ ... 267

Mag. Christine Muttonen ........................................................................................ ... 268

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1165 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend Stärkung des Friedensprozesses in der Ukraine (E 156) ............................................ 269

Eingebracht wurden

Petition .......................................................................................................................... 59

Petition betreffend „Aufnahme und Förderung von Elektroautos und Carsharing in die Straßenverkehrsordnung“ (Ordnungsnummer 78) (überreicht vom Abgeord­neten Michael Pock)

Bürgerinitiative ............................................................................................................. 59

Bürgerinitiative betreffend „Wahlfreiheit braucht Wahlmöglichkeit! Die Errichtung von Modellregionen ohne das Angebot von Sonderschulen oder Sonderschul­klassen darf nicht so weit reichen, dass das Recht der Betroffenen auf Wahlfrei­heit beschnitten wird“ (Ordnungsnummer 102)

Regierungsvorlagen .................................................................................................... 58

1150: Bundesgesetz über die Errichtung der Bundesanstalt „KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Mauthausen Memorial“ (Gedenkstättengesetz – GStG)

1151: Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz, das EU-Polizei­ko­operationsgesetz und das Waffengebrauchsgesetz 1969 geändert werden (Prä­ventions-Novelle 2016)

1152: Bundesgesetz, mit dem das Haftungsgesetz-Kärnten erlassen und das Bundeshaftungsobergrenzengesetz, das ABBAG-Gesetz, das Bundesgesetz zur Schaffung einer Abbaueinheit und das Finanzmarktstabilitätsgesetz geändert werden

1158: Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern gemäß Art. 15a B-VG über das Verwaltungs- und Kontrollsystem in Österreich für die Durchführung der operationellen Programme im Rahmen des Ziels „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“ und des Ziels „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ für die Periode 2014–2020

1174: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Wirksamwerden der Verordnung (EU) 2015/2365 über die Transparenz von Wertpapierfinan­zierungs­ge­schäften (SFT-Vollzugsgesetz) erlassen wird und das Finanzmarktauf­sichts­behördengesetz, das Investmentfondsgesetz 2011, das Alternative Investment­fonds Manager-Gesetz und das Betriebliche Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorge­gesetz geändert werden


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 10

1175: Bundesgesetz, mit dem das Rundfunkgebührengesetz, die Fernmeldege­bührenordnung und das Fernmeldegebührengesetz geändert werden

1176: Bundesgesetz, mit dem das Fernsprechentgeltzuschussgesetz geändert wird

1177: Bundesgesetz, mit dem das Wertpapieraufsichtsgesetz 2007 geändert wird

1178: Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird, die Verpflichtung zu Bildung oder Ausbildung für Jugendliche geregelt wird (Ausbil­dungspflichtgesetz) sowie das Arbeitsmarktservicegesetz, das Behindertenein­stel­lungsgesetz und das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz geändert wer­den (Jugendausbildungsgesetz)

Berichte ......................................................................................................................... 59

Vorlage 104 BA: Bericht gemäß § 67 Abs. 4 BHG 2013 über die Ergebnisse des Beteiligungs- und Finanzcontrolling zum Stichtag 31. März 2016; BM f. Finanzen

Vorlage 105 BA: Bericht über die Entwicklung des Bundeshaushaltes von Jänner bis April 2016; BM f. Finanzen

Vorlage 106 BA: Bericht über die wirkungsorientierte Folgenabschätzung 2015 gemäß § 68 Abs. 5 BHG 2013 iVm § 6 Wirkungscontrollingverordnung; Bundes­kanzler

III-269: Bericht Reihe Bund 2016/6; Rechnungshof

III-271: Bericht Reihe Bund 2016/7; Rechnungshof

III-272: Bericht betreffend den Jahresbericht 2015 der Parlamentarischen Bun­des­heerkommission für Beschwerdewesen und Stellungnahme des Bundes­ministers für Landesverteidigung und Sport; BM f. Landesverteidigung und Sport

III-273: Tätigkeitsbericht des Verfassungsgerichtshofes für das Jahr 2015; BM f. Kunst und Kultur, Verfassung und Medien

III-274: Berichte betreffend Umweltinvestitionen des Bundes 2015 sowie Öster­reichs JI-CDM-Programm 2015 einschließlich der Finanzvorschau über die dem Bund aus der Vollziehung des Umweltförderungsgesetzes erwachsenden Belas­tungen; BM f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

III-275: Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2016; BM f. Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und BM f. Verkehr, Innovation und Technologie

III-276: Nationaler Bildungsbericht Österreich 2015; BM f. Bildung und Frauen

III-277: Bericht über die Anwendung und die Erfahrungen mit dem „Prüm-like-Abkommen“ aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 29. Februar 2012, 232/E XXIV.GP; BM f. Inneres

III-278: Jahresbericht 2015 der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte; BM f. Verkehr, Innovation und Technologie

III-279: Bericht gemäß § 12 Abs. 1 Ozongesetz, BGBl. Nr. 210/1992 i.d.g.F. (Ozonbericht 2012–2014); BM f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser­wirtschaft


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 11

III-280: Bericht gemäß § 23 Immissionsschutzgesetz-Luft, BGBl. I Nr. 115/1997 i.d.g.F. (IG-L-Bericht 2012–2014); BM f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

III-281: Fortschrittsbericht 2016 nach § 6 Klimaschutzgesetz; BM f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG ................................................................ 60

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Öster­reich und dem Fürstentum Liechtenstein zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen

Anträge der Abgeordneten

Mag. Dr. Matthias Strolz, Kolleginnen und Kollegen betreffend neuer Stil durch transparente, professionelle und objektive Stellenbesetzung hinsichtlich der Wahl des/der ORF-Generaldirektors/in sowie der Ernennung von Minister_innen und Verfas­sungsrichter_innen (1731/A)(E)

Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen betreffend einer Reformierung des Univer­saldienstes (1732/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rechtssicherheit bei Selbstständigkeit im Rahmen von GPLA-Verfahren (1733/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend sinnvolle rechtliche Rahmenbedingungen für Quads, ATVs und Side by Side-Fahrzeuge (1734/A)(E)

Mag. Michaela Steinacker, Dr. Johannes Jarolim, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Strafprozessordnung 1975, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 26/2016, geändert wird (1735/A)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Änderungen bei der Absetz­barkeit von Spenden“ (1736/A)(E)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungs­gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (1737/A)

Dr. Marcus Franz, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Fusionierung der Sozialver­siche­rungsträger und Gesamtreform des öffentlichen Gesundheitssystems“ (1738/A)(E)

Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz BGBl. Nr. 189/1955, zuletzt geändert mit BGBl. I Nr. 44/2016, geändert wird (1739/A)

Johann Hell, Andreas Ottenschläger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrliniengesetz geändert wird (1740/A)

Johann Hell, Andreas Ottenschläger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Luftfahrtgesetz geändert wird (1741/A)

Anfragen der Abgeordneten

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend „Glyphosat im Körper“ (9367/J)

Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Förderung Elektromobilität (9368/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 12

Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Förderung der Elektromobilität (9369/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Folge deinem Herzen“ – Inserat des BMVIT in der „Krone“ am 15. Mai 2016 (9370/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Folge deinem Herzen“ – Inserat des BMVIT in der „Krone“ am 1. Mai 2016 (9371/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Folge deinem Herzen“ – Inserat des BMVIT in „Heute“ am 11. Mai 2016 (9372/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Folge deinem Herzen“ – Inserat des BMVIT in „Österreich“ am 11. Mai 2016 (9373/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Unterhaltsvorschüsse (9374/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend „Ungereimtheiten bei der Fußfessel-Ausschreibung“ (9375/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Dschihadisten-Razzia in Judenburg (9376/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Verhöhnung schwer kranker Frau durch medizinischen Gutachter (9377/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend Abtreibungen (9378/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Bürgerinitiativen gegen Windkraftanlagen (9379/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend „Neue Oberstufe“ (9380/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Salafistenaktion auf der Mariahilfer Straße (9381/J)

Ulrike Weigerstorfer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend Ergebnisse der Arbeitsgruppen des Tierschutzrates (9382/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Gütesiegel/Gütezeichen und landwirtschaftliche Kontroll- und Beratungsstellen“ (9383/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend Zuwendungen der Sozialversicherungsträger bei Dienstjubiläen (9384/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Zuwendungen der Sozialversicherungs­träger bei Dienstjubiläen (9385/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 13

Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vandalismus gegen Wahlplakate (9386/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Registrierkasse für Vereine (9387/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Folgeanfrage zu „üblicher Umgang der Polizei mit Bürgern auf Anfragen zu Infor­mationsgesprächen“ (9388/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die erforderliche Evaluierung der Forschungsprämie (9389/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend der Verlauf der Zentralmatura (9390/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend die erforderliche Evaluierung der Forschungsprämie (9391/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Tierquäler wollte Hund in Fluss ertrinken lassen (9392/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung und Sport betreffend die Restrukturierungsmaßnahmen militärischer Ein­richtungen in Oberösterreich (9393/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend „Dritthöchste Inflation in der EU“ (9394/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Reservekapital gemeinnütziger Bauvereinigungen“ (9395/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Polizeidichte in Österreich (9396/J)

Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Links motivierter Vandalismus auf Wahlplakaten der FPÖ wird als Rechtsextremismus gewertet (9397/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Steuertransparenz (9398/J)

Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Polizeieinsätze im Umfeld von Asylheimen und Transitunterkünften in Österreich 2 (9399/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Entziehung der Gemeinnützigkeit der Sozialbau AG gemäß § 35 WGG (9400/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Wohnbau und Solvency II (9401/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Wohnbau und Solvency II (9402/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Versorgungsposten für Faymann und Fischer (9403/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 14

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Aufschlüsselung der Studienbei­hilfe (9404/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend Tätlichkeiten in steirischer Volksschule (9405/J)

Ulrike Weigerstorfer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „E-Mobilität“ (9406/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Inneres betreffend Abschiebungen im Monat April 2016 (9407/J)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Auswirkungen der Flüchtlingskrise: Statistischer Wochenüberblick über strafbare Handlungen von Asylwerbern, Asylberechtigten, subsidiär Schutzberech­tig­ten, etc.“ (9408/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres betreffend Nachhaltige Schädigung Österreichs im Ausland durch den designierten Bundespräsidenten Dr. Alexander Van der Bellen sowie Bun­des­kanzler Mag. Christian Kern (9409/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend „Gefährliche Zuckerersatzstoffe“ (9410/J)

Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Arbeitserlaubnis für drittstaatsangehörige Hoch­schulabsolvent_innen (9411/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend vorläufiger Gebarungserfolg 2015 (Bericht gem. § 47 (2) BHG) (9412/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend OeNB Gewinne für das Geschäftsjahr 2015 und Ausschüttung 2016 an den Bund (9413/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Fertigstellung St. Gotthart-Basistunnel und Auswirkungen auf den Güterverkehr in Vorarlberg“ (9414/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend präsidentielle Herrschaft in der Arbeiter­kammer Tirol (9415/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Sozial- und Weiterbildungsfonds (9416/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Dürre und Klimawandel“ (9417/J)

Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Gefahr der Re-Monopolisierung der Telekommuni­kationsbranche (9418/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Verzögerungen beim Baubeginn für die Umbau- und Sanierungsarbeiten in der AHS Rahlgasse (9419/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 15

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend Verzögerungen beim Beginn der Umbau- und Erweiterungsmaß­nahmen in der AHS Rahlgasse 1060 Wien (9420/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend Leistungsunterschiede bei Hilfsmitteln und Heilbehelfen (9421/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Mega-Glas­hausprojekt Frutura in der Gemeinde Bad Blumau (9422/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend industrielle Gemüse­produktion in Bad Blumau und Umwelt (9423/J)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Auswirkungen der Flüchtlingskrise: Statistischer Wochenüberblick über strafbare Handlungen von Asylwerbern, Asylberechtigten, subsidiär Schutzberech­tig­ten, etc.“ (9424/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend EU-Strategiepapier zum Aus­bau der Atomkraft in Europa (9425/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend die Überstellung von Häftlingen mit Staatsbürgerschaft eines Mitglieds­staates der EU (9426/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend die Überstellung von Häftlingen, welche nicht Staatsbürger eines Mitgliedsstaates der EU sind (9427/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend die Kosten der standardisierten Reifeprüfung (9428/J)

Dr. Jessi Lintl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend neues Hochhauskonzept STEP 2025 – Anschlag auf das UNESCO Weltkulturerbe „Wiener Innenstadt“ (9429/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend Leistungsunterschiede bei Zahnersatz (9430/J)

Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend mutmaßlicher Überfluss an Dienstwagen bei den ÖBB (9431/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend Leistungsunterschiede bei Impfprogrammen (9432/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend Leistungsunterschiede bei Kieferregulierung (9433/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend „elga“ – Inserat des BMG in der „Krone“ am 30. Mai 2016 (9434/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Asylwerberunterbringung in der Marktgemeinde Sonntagsberg (9435/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 16

Carmen Schimanek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kinderbräute und Zwangsheirat (9436/J)

Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend die Auszahlung von pauschalem Kinderbetreuungs­geld bzw. der Beihilfe zum pauschalen Kinderbetreuungsgeld (9437/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vollziehung des Bundespräsidentenwahlgesetzes (9438/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres betreffend Bedrohung österreichischer JournalistInnen in der Ukraine (9439/J)

Mag. Christoph Vavrik, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres betreffend die Israelreise des Ministers anlässlich des 60-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen (9440/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Löschung der BMF-Informationsseite zur Hypo Alpe Adria (9441/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend eine einheitliche Schulung für Wahlbeisitzer (9442/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend das Projekt „Weiße Feder – Gemeinsam für Fairness und gegen Gewalt“ (9443/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Intransparenz bei der Verleihung des „Goldenen Doktordiploms“ (9444/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Konsulententätigkeit einer ÖVP-Parteigängerin (9445/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend die Bedeutung von Regionalbahnen in Österreich (9446/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Mietpreisentwicklung (9447/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Auswirkungen durch die Vernichtung der „Griss-Protokolle“ (9448/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Rückruf: Gefährliche Bakterien in Wurst (9449/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Verschwendung von Wirtschaftskammergeldern (9450/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Verschwendung von Wirtschaftskammergeldern (9451/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Verschwendung von Wirtschaftskammergeldern (9452/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 17

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Verschwendung von Wirtschaftskammergeldern (9453/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend „Nanoteilchen“ (9454/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Nanoteilchen“ (9455/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend „Nanoteilchen“ (9456/J)

Dr. Eva Mückstein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Psychotherapie: Allgemeines Sozialversicherungsgesetz nicht umgesetzt – Mangelversorgung und PatientInnen-Ungleichbehandlung (9457/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Wirksamkeitsnachweis für Diesel­additive (9458/J)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Auswirkungen der Flüchtlingskrise: Statistischer Wochenüberblick über strafbare Handlungen von Asylwerbern, Asylberechtigten, subsidiär Schutzberechtig­ten, etc.“ (9459/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend Studien, die vom BMBF in Auftrag gegeben wurden (9460/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Studien, die vom BMG in Auftrag gegeben wurden (9461/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Studien, die vom BMASK in Auftrag gege­ben wurden (9462/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres betreffend Studien, die vom BMEIA in Auftrag gegeben wur­den (9463/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Studien, die vom BMF in Auftrag gegeben wurden (9464/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Studien, die vom BMKKVM in Auftrag gege­ben wurden (9465/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Studien, die vom BMI in Auftrag gegeben wurden (9466/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Studien, die vom BMFJ in Auftrag gegeben wurden (9467/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend Studien, die vom BMLVS in Auftrag gegeben wurden (9468/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Studien, die vom BMVIT in Auftrag gegeben wurden (9469/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 18

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Studien, die vom BMWFW in Auftrag gegeben wurden (9470/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Studien, die vom BKA in Auftrag gegeben wurden (9471/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Studien, die vom BMLFUW in Auftrag gegeben wurden (9472/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Studien, die vom BMJ in Auftrag gegeben wurden (9473/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Rechnungshofkritik an der Graz-Köflacher-Bahn und Busbetrieb GmbH (9474/J)

Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend: Ärztin beschmiert Wahlplakate (9475/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Weisungen an die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit den Hypo-Alpe-Adria-Verfahren (9476/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Schockbilder auf Tabakwaren (9477/J)

Dr. Eva Mückstein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Psychotherapie – Kostenzuschuss und Privatzahlungen für psychotherapeu­tische Behandlungen (9478/J)

Dr. Eva Mückstein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Bundesqualitätsleitlinie für Schmerztherapie (9479/J)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Anti-Baby-Pille der 3. und 4. Generation (9480/J)

Dr. Eva Mückstein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend missglückte Reform der allgemeinmedizinischen Ausbildung (9481/J)

*****

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Präsidentin des Nationalrates betreffend Abrechnung der Bezüge von parlamentarischen Mitarbeiter_innen (27/JPR)

Zurückgezogen wurden die Anfragen der Abgeordneten

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend verbesserte Aufklärung über Kaiserschnittgeburten (9268/J) (Zu 9268/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend Krankenanstaltenverbund Wien (9271/J) (Zu 9271/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8416/AB zu 8828/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 19

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8417/AB zu 9067/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (8418/AB zu 8788/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (8419/AB zu 8819/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8420/AB zu 8796/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8421/AB zu 8797/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8422/AB zu 8804/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen (8423/AB zu 8789/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8424/AB zu 8791/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8425/AB zu 8807/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Waltraud Dietrich, Kolleginnen und Kollegen (8426/AB zu 8822/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (8427/AB zu 8795/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8428/AB zu 8792/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8429/AB zu 8800/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8430/AB zu 8821/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8431/AB zu 8803/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (8432/AB zu 8823/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8433/AB zu 8827/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8434/AB zu 8834/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8435/AB zu 8808/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (8436/AB zu 8794/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 20

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8437/AB zu 8820/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (8438/AB zu 8793/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (8439/AB zu 8790/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8440/AB zu 8798/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8441/AB zu 8810/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8442/AB zu 8811/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8443/AB zu 8813/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8444/AB zu 8814/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8445/AB zu 8806/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8446/AB zu 8815/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8447/AB zu 8816/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8448/AB zu 8817/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8449/AB zu 8812/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8450/AB zu 8818/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8451/AB zu 8799/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8452/AB zu 8802/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8453/AB zu 8805/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8454/AB zu 8809/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8455/AB zu 8829/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8456/AB zu 8826/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 21

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8457/AB zu 8835/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (8458/AB zu 8801/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8459/AB zu 8838/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8460/AB zu 8825/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8461/AB zu 8832/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8462/AB zu 8833/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8463/AB zu 8831/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8464/AB zu 8830/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen (8465/AB zu 8824/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8466/AB zu 8836/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen (8467/AB zu 8845/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen (8468/AB zu 8847/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8469/AB zu 8855/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (8470/AB zu 8863/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8471/AB zu 8849/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen (8472/AB zu 8848/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8473/AB zu 8859/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8474/AB zu 8887/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8475/AB zu 8854/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8476/AB zu 8852/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 22

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (8477/AB zu 8867/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8478/AB zu 8881/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (8479/AB zu 8873/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (8480/AB zu 8841/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8481/AB zu 8861/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8482/AB zu 8853/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen (8483/AB zu 8840/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8484/AB zu 8856/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gisela Wurm, Kolleginnen und Kollegen (8485/AB zu 8864/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8486/AB zu 8860/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen (8487/AB zu 8844/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen (8488/AB zu 8839/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8489/AB zu 8850/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (8490/AB zu 8862/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen (8491/AB zu 8846/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen (8492/AB zu 8843/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abgeor­dneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8493/AB zu 8851/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ord­neten Petra Bayr, MA, Kolleginnen und Kollegen (8494/AB zu 8865/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Petra Bayr, MA, Kolleginnen und Kollegen (8495/AB zu 8866/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8496/AB zu 8877/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 23

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (8497/AB zu 8905/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (8498/AB zu 8842/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8499/AB zu 8934/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen (8500/AB zu 9054/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen (8501/AB zu 9155/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8502/AB zu 9061/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8503/AB zu 8874/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen (8504/AB zu 9096/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8505/AB zu 8884/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (8506/AB zu 9135/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8507/AB zu 8879/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8508/AB zu 8858/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8509/AB zu 8882/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8510/AB zu 8891/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kollegin­nen und Kollegen (8511/AB zu 8871/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolle­ginnen und Kollegen (8512/AB zu 8888/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8513/AB zu 8883/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 24

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8514/AB zu 8880/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8515/AB zu 8899/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8516/AB zu 8876/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8517/AB zu 8886/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen (8518/AB zu 8868/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (8519/AB zu 8872/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8520/AB zu 8875/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen (8521/AB zu 8869/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen (8522/AB zu 8870/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8523/AB zu 8885/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8524/AB zu 8890/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8525/AB zu 8892/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8526/AB zu 8893/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8527/AB zu 8889/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8528/AB zu 8900/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8529/AB zu 8898/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8530/AB zu 8914/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8531/AB zu 8894/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kollegin­nen und Kollegen (8532/AB zu 8902/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen (8533/AB zu 8903/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 25

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8534/AB zu 8901/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8535/AB zu 8896/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ord­neten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8536/AB zu 8897/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen (8537/AB zu 8904/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8538/AB zu 8910/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8539/AB zu 8911/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8540/AB zu 8909/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8541/AB zu 8895/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (8542/AB zu 8908/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8543/AB zu 8907/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8544/AB zu 8912/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen (8545/AB zu 8920/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8546/AB zu 8918/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen (8547/AB zu 8906/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8548/AB zu 8913/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8549/AB zu 8919/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Waltraud Dietrich, Kolleginnen und Kollegen (8550/AB zu 8922/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Waltraud Dietrich, Kolleginnen und Kollegen (8551/AB zu 8923/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8552/AB zu 8942/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen (8553/AB zu 8928/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 26

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8554/AB zu 8937/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8555/AB zu 8944/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (8556/AB zu 8921/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (8557/AB zu 8925/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8558/AB zu 8955/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (8559/AB zu 8975/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (8560/AB zu 8924/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8561/AB zu 8948/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8562/AB zu 8933/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8563/AB zu 8938/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8564/AB zu 8935/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolle­­ginnen und Kollegen (8565/AB zu 8949/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen (8566/AB zu 8929/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8567/AB zu 8939/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8568/AB zu 8957/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8569/AB zu 8936/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8570/AB zu 8945/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8571/AB zu 8932/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 27

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8572/AB zu 8946/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8573/AB zu 8931/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8574/AB zu 8930/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8575/AB zu 9101/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen (8576/AB zu 9087/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (8577/AB zu 8984/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8578/AB zu 8941/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen (8579/AB zu 9144/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (8580/AB zu 8927/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8581/AB zu 9301/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8582/AB zu 9331/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8583/AB zu 9307/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8584/AB zu 8943/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8585/AB zu 8940/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ord­neten Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen (8586/AB zu 8926/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (8587/AB zu 8972/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8588/AB zu 8993/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 28

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8589/AB zu 8952/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8590/AB zu 8954/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8591/AB zu 8953/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8592/AB zu 8960/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8593/AB zu 8961/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (8594/AB zu 9001/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8595/AB zu 8996/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8596/AB zu 8963/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (8597/AB zu 8971/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (8598/AB zu 8986/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8599/AB zu 8968/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8600/AB zu 8967/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8601/AB zu 8951/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8602/AB zu 8956/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8603/AB zu 8947/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8604/AB zu 8959/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (8605/AB zu 8992/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8606/AB zu 8950/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8607/AB zu 8962/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen (8608/AB zu 8965/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 29

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ord­neten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (8609/AB zu 8964/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen (8610/AB zu 8958/J)

*****

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (25/ABPR zu 26/JPR)

 


 


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 30

09.05.22Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Doris Bures, Zweiter Präsident Karlheinz Kopf

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Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Die 132. Sit­zung des Nationalrates ist eröffnet.

Die Amtlichen Protokolle der 128. und 129. Sitzung vom 18. Mai 2016, der 130. Sit­zung vom 19. und 20. Mai 2016 und der 131. Sitzung vom 20. Mai 2016 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Heinzl, Mag. Rauch, Ing. Hackl, Schrangl und Ing. Hofer.

09.06.12Einlauf

 


Präsidentin Doris Bures: Vom Herrn Bundeskanzler ist folgendes Schreiben einge­langt:

„Ich beehre mich mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung vom 25. Mai 2016 (…) auf meinen Vorschlag den Bundesminister ohne Portefeuille Mag. Tho­mas Drozda gemäß Artikel 74 Absatz 3 Bundes-Verfassungsgesetz vom Amte entho­ben und ihn gleichzeitig gemäß Artikel 70 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 77 Absatz 3 Bundes-Verfassungsgesetz zum Bundesminister im Bundeskanzleramt ernannt hat.

Er wird die Bezeichnung ,Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien‘ führen.“

*****

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung

 


Präsidentin Doris Bures: Für diese Sitzung hat das Bundeskanzleramt über Vertre­tung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, folgende Mitteilung gemacht:

Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Rupprechter wird durch die Bundesministerin für Familien und Jugend Dr. Karmasin und der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Alois Stöger wird abends durch den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie Mag. Leichtfried vertreten.

*****

Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung von ORF 2 bis 10.15 Uhr übertragen wird. ORF III wird diese Sitzung live übertragen, wobei jener Teil der Sitzung, der über 19.45 Uhr hinausgeht, zeitversetzt gesendet werden wird.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 31

09.07.57Gedenkworte für die Opfer des Terroranschlages in Orlando

9.07.58

 


Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit großer Bestür­zung haben wir die Nachricht vom fürchterlichen Anschlag in Orlando aufgenommen, bei dem 49 Menschen von einem nach jetzigen Informationen mutmaßlich islamistisch sowie homophob motivierten Täter ermordet wurden.

Lassen Sie es mich erneut sagen: Als Demokratinnen und Demokraten haben wir die Aufgabe, Extremisten und ihren gezielten Angriffen auf unsere Lebensweise und unsere offene Gesellschaftsordnung entgegenzutreten.

Wenn Menschen aufgrund ihrer Herkunft, politischen beziehungsweise religiösen Über­zeugung oder ihrer sexuellen Orientierung angegriffen werden, so ist dies ein Angriff auf uns alle.

Unser Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der Ermordeten. Unser Mitgefühl gilt aber auch all jenen Menschen, die in den vergangenen Wochen und Monaten Opfer von Terror und Krieg wurden.

Ich darf Sie bitten, im Zeichen der Solidarität sowie des Gedenkens sich von den Sitzen zu erheben. (Die Anwesenden erheben sich von ihren Sitzplätzen und verharren einige Zeit in stummer Trauer.)

Ich danke Ihnen. (Die Anwesenden nehmen ihre Sitzplätze wieder ein.)

09.09.45Aktuelle Stunde

 


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Sicherheit statt Asyl-Zahlentricksereien, Herr Bundeskanzler!“

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Strache. Seine Redezeit beträgt 10 Minuten. – Sie haben das Wort.

 


9.10.11

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank und vor den Bildschirmen! Herr Bundeskanzler, Sie haben ja am Beginn Ihres Amtsantritts durchaus viele Vorschusslorbeeren erhalten, einerseits von Ihrer eigenen Partei, aber auch von den Grünen und diversen Medien. Viel an Vorschusslorbeeren wurde Ihnen da mit auf den Weg gegeben: Quasi seien Sie eine Mischung aus Obama, Kennedy, Kreisky und ich weiß nicht, was alles noch; vieles ist da hochstilisiert worden. Aber leider haben wir gleich am Beginn relativ rasch feststellen müssen, dass die Vor­schusslorbeeren bereits verwelkt sind, hat sich doch herausgestellt, dass in vielen Bereichen nicht der neue Stil gelebt wird, von dem am Beginn gesprochen worden ist, und dass gerade beim Thema Asyl und Sicherheit – ja, ich kann es nur so formulieren – fast unverschämter agiert wird als vonseiten Ihres Vorgängers.

Wenn man erlebt, dass die Zahlen der Asylanträge von Personen, die nach Österreich gekommen sind, falsch gerechnet werden und Zahlentricksereien stattfinden, dann ist das einfach unredlich und unehrlich. Es wird hier offenbar ganz bewusst versucht, die Statistik willkürlich zurechtzubiegen, und das natürlich weiterhin zu Lasten der österreichischen Bevölkerung. Das ist eine unverantwortliche Politik, wenn man mit diesen Zahlen einfach nicht ehrlich umgeht und hier versucht zu tricksen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 32

Apropos neuer Stil, und das möchte ich schon auch anmerken: Wenn in der Tages­zeitung „Österreich“ in einem Interview der Interviewer – wahrscheinlich war es Herr Fellner – meint, dass Österreich jetzt ein Bild der Rechtsradikalen vermittelt aufgrund der vielen Wähler für den Präsidentschaftskandidaten Hofer, nämlich 2,2 Millionen Österreicher, und Sie darauf antworten, ja, das ist unangenehm, und das nicht zurück­weisen, dann ist das auch kein guter neuer Stil, sondern empörend! (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Schenk. – Abg. Kickl: Skandalös!)

Wenn Ihre Asylzahlenrechnung und die Tricksereien, die Sie da gelebt haben, natürlich in der Öffentlichkeit zu Diskussionen führen und Sie dann sagen, dass diese Zahlen­diskussion Sie im Grunde nicht besonders interessiert, dann muss ich schon fest­halten: Die österreichische Bevölkerung ist sehr interessiert an den wahren Zahlen und möchte sich da nicht anschwindeln lassen. Anders kann man es gar nicht bezeichnen. Denn die Österreicher müssen ja letztlich auch für diese Fehlpolitik die Zeche bezah­len, nämlich finanziell, sicherheitspolitisch, gesellschaftspolitisch und sozialpoli­tisch. Deshalb hat die österreichische Bevölkerung auch ein Recht darauf, mit den ehrlichen Zahlen konfrontiert zu werden und sich auch auf die gemachten Aussagen verlassen zu können.

Wenn man da in der Vergangenheit von Obergrenzen und Richtwerten gesprochen hat, dann ist spätestens dadurch wieder einmal sichtbar geworden, dass das offenbar ein reiner Marketing-Gag der Regierung gewesen ist. Das heißt, dass man sich leider darauf einstellen muss, dass man es nicht ernst meint mit solchen Obergrenzen oder Richtwerten und Sie offenbar vorhaben, das Vereinbarte mit Tricksereien wieder aufzu­brechen, und wir im Laufe dieses Jahres wieder damit rechnen müssen, dass wir weit mehr als diese festgelegte Zahl der Obergrenze erreichen werden.

Das ist nicht redlich, und das ist auch nicht „situationselastisch“, wie es einmal ein ehe­maliger Verteidigungsminister genannt hat, wenn es um Ihre Rechenkünste geht. Ich sage Ihnen, mit all dem, was da in der Statistik verankert ist, hat man ehrlich umzu­gehen. Und es kann nicht das Motto sein, Herr Kern, dass Sie sagen, ich zähle sie nicht und darum gibt es sie nicht. Das ist eben Realität, und wir müssen die tatsäch­lichen Zahlen beim Namen nennen. Und es sind bereits weit mehr als 22 000 Asylan­träge vorhanden und nicht 11 000, wie fälschlicherweise dargestellt wurde.

Darunter sind natürlich auch Dublin-Fälle. Da Österreich aber nur einen Bruchteil davon zurückschieben wird, werden diese Asylwerber selbst in einer zurechtgebo­genen Kern-Statistik schlagend werden. Das kann es daher nicht sein! Das ist nicht anständig, und deshalb gehört es auch thematisiert, weil man es so nicht im Raum stehen lassen kann.

Ich weiß schon, Sie haben damals als ÖBB-Chef im Zuge der Flüchtlingsströme von Ungarn Richtung Österreich, wo man auch gesetzeswidrig jeden hereingelassen hat, mit den ÖBB die Transfers Richtung deutscher Grenze vorgenommen. Das war auch nicht unbedingt der Weg, wie wir ihn uns vorgestellt hätten, weil man damit der Gesell­schaft auch nicht wirklich einen guten Dienst erwiesen hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Das gehört schon einmal gesagt, und wir haben das auch kritisiert, dass sich da der Staat als staatliche Schlepperorganisation betätigt hat.

Wir sehen ja auch, dass sich sämtliche Befürchtungen bestätigen, die wir im Zusam­menhang mit einem EU/Türkei-Deal geäußert haben, der natürlich nicht greift und auch nicht von Erfolg gekrönt ist. Und es ist schon kritisch zu hinterfragen, warum man überhaupt mit einem Land, das sich so unglaublich negativ entwickelt, nämlich in Richtung einer autoritären Struktur, so etwas anstrebt, mit einem Land, in dem es einen Präsidenten gibt, der anlässlich des Weltfrauentages mit Gummigeschoßen auf Frauen schießen lässt, der Medienhäuser mit Polizeigewalt stürmen lässt, weil sie


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oppositionsfreundlich sind, in dem Abgeordneten ihre Immunität entzogen wird, weil sie einem nicht zu Gesicht stehen, wo gegen die kurdische Minderheit mit Gewalt vorge­gangen wird. Wenn mit so jemandem eine Partnerschaft gesucht wird, kann man sich nur wundern und auf den Kopf greifen, denn da sollte man eigentlich Sanktionen beschließen, anstatt eine Partnerschaft zu suchen, die nicht von Erfolg gekrönt sein wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn ich mir diese gesamten Entwicklungen ansehe, bis hin zum Versagen beim Schutz der EU-Außengrenzen, wo die Europäische Union seit geraumer Zeit nicht in der Lage ist, obwohl uns das Thema jetzt bereits über eineinhalb Jahre lang begleitet, da irgendwo Meter zu machen, Nachhaltigkeit zu schaffen, und wenn jetzt auch Hundert­tausende Menschen aus Afrika auf dem Sprung nach Europa und in Richtung der EU-Außengrenzen sind, dann ist das ein Problem, mit dem wir uns auseinan­dersetzen müssen, und da braucht es auch entsprechende Antworten.

Selbstverständlich ist auch in diesen Regionen etwas zu machen. Die Dritte-Welt-Milliarden einfach nur zu überweisen macht sicherlich nicht Sinn, sondern wenn, dann braucht es projektbezogene Unterstützung vor Ort, damit man auch Perspektiven in diesen Ländern und auf diesem Kontinent eröffnen kann und so dieser Entwicklung gegensteuert und klar und deutlich kommuniziert: Probiert es bitte nicht, aus wirtschaft­lichen Gründen zu uns zu kommen, wir können euch nicht aufnehmen! Wir werden euch retten auf hoher See, aber wir werden euch wieder zu den Häfen zurückschicken, von denen ihr ausgelaufen seid. – Aber all das geschieht heute nicht vonseiten der Europäischen Union.

Die Auswirkungen des letzten Jahres bis heute zeigen ja, dass die Sicherheitssituation in Österreich leider Gottes in starke Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich denke an die blutigen Bandenkriege, die wir in den Städten Österreichs erleben, vorwiegend in Wien, ob das jetzt Tschetschenen-Banden sind oder woher auch immer. Ja, das beschäftigt natürlich die Bevölkerung und auch die Exekutive. Ich denke an die Kriminalität, die nachweislich explodiert ist, eben aufgrund einer ungeordneten Massenzuwanderung unter dem Deckmantel des Asylgesetzes, wo man weiß, dass die überwiegende Mehrheit von Menschen, die zu uns hereingelassen worden sind, nicht Flüchtlinge im Sinne der Genfer Konvention sind. Oder ich denke an den Umstand, dass nur ein Drittel der abgewiesenen Asylwerber freiwillig ausreist oder abgeschoben wird und sich allein seit dem Jahr 2000 200 000 Einwanderer einen illegalen Aufenthalt bei uns erkämpft haben.

Wenn man sich die Rohdaten des Sicherheitsmonitors ansieht, wo alle polizeilich erfassten Delikte aufgelistet sind, dann ist ersichtlich, dass die Kriminalität in Österreich deutlich angestiegen ist. Dafür gibt es natürlich auch eine Verantwortlichkeit. Innen­minister Sobotka hat gesagt – ich zitiere ihn daher noch einmal –: „Die Krimina­lität in Österreich unter den Asylwerbern steigt – auch im Übergriff gegenüber der Bevölke­rung“ – Zitatende. – Und der Herr Innenminister wird wissen, was er sagt.

Seit dem Jahr 2001 – so lange gibt es inzwischen methodisch unmittelbar vergleich­bare Kriminalstatistiken – stieg die Zahl der österreichischen Tatverdächtigen von 156 720 auf 157 777 im Jahr 2015 an, aber jene der ausländischen Tatverdächtigen verdoppelte sich im gleichen Zeitraum von 47 256 auf 92 804.

Diese Zahlen kann man nicht einfach ignorieren. Und da hilft auch die Kern’sche Mathematik nichts, die dann vielleicht hergeht und durch eine neue Art der Erfassung versucht, diese Zahlen in der Kriminalstatistik in Zukunft zu halbieren. Nein, das ist der falsche Weg! Wir müssen uns den Realitäten stellen, und wir brauchen die richtigen Antworten auf diese Realitäten, um hier gegenzusteuern.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 34

Seit vergangenem Herbst sind der Bevölkerung auch immer wieder über 2 000 Poli­zisten versprochen worden. Diese Versprechungen kennen wir jetzt seit geraumer Zeit. Diese sind bis heute nicht wirklich umgesetzt, diese Versprechungen halten nicht. Wir haben zwar Neuaufnahmen erlebt, aber diese Neuaufnahmen füllen nicht einmal die Lücke des natürlichen Abgangs jener Polizeibeamten, die in Pension gehen (Präsi­dentin Bures gibt das Glockenzeichen), und die Zuteilungen und Abkommandierungen für Gefahrenlagen sind letztlich zu wenig. Wir brauchen – ich komme schon zum Schlusssatz – wirklich zusätzlich 2 000 Planstellen für Exekutivbeamte, die auch aufgefüllt werden.

Unterm Strich haben wir ein Sicherheitsproblem, und da ist es wichtig, dem gegen­zusteuern und wirklich da oder dort auch einen neuen Stil zu leben und nicht alte, überholte, fehlerhafte politische Muster fortzusetzen. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

9.20


Präsidentin Doris Bures: Für eine einleitende Stellungnahme hat sich Herr Bundes­kanzler Mag. Kern zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundeskanzler. (Abg. Kickl: Was ist das mit der Bananenrepublik?)

 


9.21.04

Bundeskanzler Mag. Christian Kern: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Strache, wie Sie wissen – beziehungsweise: was Sie wahr­schein­lich nicht überraschen wird –, bin ich froh über Ihren Tonfall. Die Lautstärke, glaube ich, war dem Thema angemessen. (Abg. Kickl: Das war normal!)

Ich teile Ihre inhaltlichen Einschätzungen in vielen Punkten naturgemäß nicht, aber in einem Punkt mit Sicherheit schon, und das ist der Satz, den Sie geäußert haben: Wir müssen uns den Realitäten stellen! Da gebe ich Ihnen voll und ganz recht, denn genau das ist natürlich auch unser Zugang bei dieser Fragestellung, die ja denkbar ungeeig­net ist für Zuspitzungen, für einen Tonfall, der möglicherweise an den Rande der Verhetzung geht. (Abg. Kickl: Verhetzung?! Bitte was? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber heute werden wir ja versuchen, in einem sinnvollen Dialog eine zivilisierte Debatte zu führen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, was wir in den vergangenen Wochen an Diskussionsbeiträgen erlebt haben, ist etwas, das uns durchaus nachdenklich stimmen sollte. Mir ist das Plädoyer für einen zivilisierten Tonfall in dieser Debatte deshalb so wichtig (Abg. Strache: 2,2 Millionen Wähler als rechtsradikal zu beschimpfen, das war Ihr Tonfall, Herr Bundeskanzler! Dafür sollten Sie sich entschuldigen bei den Wählern! Das wäre einmal angebracht!), weil wir ja aus der Geschichte wissen, dass sich die Gewalt der Worte sehr rasch in einer Gewalt der Taten entladen kann. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strache: 2,2 Millionen Wähler als rechtsradikal zu beschimpfen, das ist skandalös!)

Herr Strache! Herr Strache, ganz ehrlich: Nach dem gestrigen Abend bewundere ich umso mehr, dass Sie heute wieder in der Lage sind, sich dermaßen rasch zu erregen. (Ironische Heiterkeit des Abg. Strache. – Abg. Neubauer: Das war witzig!) Vielleicht nur eine kurze Überlegung: Wenn wir uns selbst zuhören bei dem, was Sie da gerade versuchen, welches Bild schaffen wir denn da eigentlich? Was kommt denn da rüber außer dem Lärm, außer dem Aufeinander-Losgehen? (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Welches Bild schaffen Sie mit Ihrer …? Jeden Tag etwas Neues!) Sie haben gesagt, wir sollen uns den Realitäten stellen, und dazu sind wir in jeder Hinsicht bereit. (Abg. Kickl: Offenbar nicht!) Ich denke, auf dieser Grundlage sollten wir diskutieren, aber die Gewalt der Worte birgt das Risiko, dass eine Gewalt der Taten folgt. (Beifall bei SPÖ,


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ÖVP und Grünen. – Abg. Kickl: Am gefährlichsten sind die Verharmloser! – Ruf bei der FPÖ: … wesentlich riskanter!)

Und ich kann Ihnen sagen: In dieser Diskussion, die wir da gerade führen, ist es ein denkbar kurzer Weg von dieser Zuspitzung, von dieser Gewalt der Worte zu bren­nenden Flüchtlingsheimen. Wir haben das in den letzten Wochen erlebt, und es ist eine Verantwortung, die wir haben – die Regierungsseite, aber natürlich auch die Oppo­sitions­seite –, hier einen sinnhaften Dialog zu führen.

Ich sage Ihnen darüber hinaus, das, was da passiert – bei allem Abwägen von polit­ischen Opportunitäten oder taktischen Überlegungen, wem das nutzen kann, wem das Stimmen bringen kann, wen das beeindrucken kann –, macht vielen Bürgern Angst. Die wollen das nicht. Die erwarten von uns einen anderen Umgang mit diesen Prob­lemstellungen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strache: Und daher werden 2,2 Mil­lionen Wähler als rechtsradikal beschimpft! – Abg. Kickl: Sie müssen ein bisschen besser aufpassen, was bei den Interviews …!)

Lassen Sie mich noch etwas sagen: Die Geister, die Sie rufen, werden auch Sie so schnell nicht los werden, Herr Strache. (Abg. Strache: 2,2 Millionen Wähler als rechtsradikal zu bezeichnen, das ist Ihr Zugang und Ihr Stil?) – Wissen Sie, was Ihr Zugang ist? In dieser Diskussion sollten wir denkbar gut aufpassen und keine Konstruktion schaffen, wo es um das „Wir“ und „die anderen“ geht, die Minderwertigen, die Unerwünschten, die, die wir nicht in unserem Land haben wollen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen. – Abg. Kickl: Und was machen Sie da oben jetzt? Was machen Sie gerade? Fällt Ihnen das auf?)

Und vielleicht haben Sie von dem gestrigen Tag eine Erkenntnis mitgenommen, vielleicht ist Ihnen etwas aufgefallen durch die intensive Beobachtung – ich rede vom Fußballspiel. Sie sind gestern wahrscheinlich auch mit rot-weiß-rotem Schal und mit großen Erwartungen und Begeisterung vor dem Fernseher gesessen. Ich sage nur: Dragović, Alaba, Junuzović, Garics und so weiter. (Beifall bei der SPÖ. – Ironische Heiterkeit und Zwischenruf des Abg. Kickl. – Abg. Peter Wurm: Garics war nur Wechsel gestern!)

Was unser Fußballteam hier vorführt, ist ein Spiegel unserer Gesellschaft und ist ein Spiegel unserer Geschichte, und es zeigt auch, welche Chancen in gesellschaftlichen Entwicklungen stecken, wenn man sich ihnen gemeinsam nähert und versucht, Lösungen zu finden.

Natürlich haben Sie recht: Wir stehen hier vor einer großen Herausforderung. Das ist klar, davor kann niemand die Augen verschließen. Darüber brauchen wir keine Sekunde zu diskutieren, aber die Frage ist: Welche Antworten sind wir in der Lage zu geben? – Und bei der ganzen Thematik Zuwanderung gibt es ein paar Punkte, die uns sehr wichtig sind, um die wir uns gemeinsam zu kümmern haben.

Das ist zum Beispiel die Frage: Wie können wir Asylverfahren verkürzen? Das ist zum Beispiel die Frage: Wie können wir Rückführungsabkommen innerhalb der EU zuwege bringen, aber letztendlich auch außerhalb? (Abg. Kickl: Was ist mit Antworten? – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Die Menschen wollen Antworten!) Hans Peter Doskozil hat gestern mit den ungarischen Kollegen wieder intensive Diskussionen darüber geführt, wie wir da zu Lösungen kommen können. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Nicht disku­tieren, machen! – Abg. Kickl: Was der Doskozil will, das wissen wir, wir wollen wissen, was Sie wollen!) Das ist der richtige Weg, und ich würde Sie bitten, diesen zu unter­stützen, weil es natürlich eine Selbstverständlichkeit ist, dass wir uns darum kümmern, dass geltendes Recht in Europa – die Dublin-Regeln – auch eingehalten wird. Das muss unser Ziel sein.


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Wir können ja nicht den Kopf in den Sand stecken und sagen: Das alles interessiert uns nicht. Wir resignieren. Das geht uns nichts an. – Unser Ziel muss es sein, schluss­endlich auch diesbezüglich Lösungen zu finden. (Abg. Kickl: Na, wie ist das jetzt mit den Zahlen?)

Und dann geht es natürlich um die Hilfe vor Ort, da haben Sie recht, da müssen wir in Österreich wesentlich mehr machen, das ist gar keine Frage. Da haben wir unsere Aufgaben wahrscheinlich da oder dort vernachlässigt. Da macht es aber, ehrlich ge­sagt, auch nicht besonders viel Sinn, den Türkei-Deal zu kritisieren. Ja, was die Men­schenrechte betrifft, teile ich Ihre Einschätzungen – auch das ist keine Frage –, aber wenn Sie sagen, das ist keine Lösung, dann darf ich Sie bitten, einen alternativen Vorschlag zu präsentieren (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das haben wir ja schon!), der verhindert, dass die Probleme letztendlich größer werden; sie sollten kleiner werden. (Abg. Strache: Die Milliarden nicht in die Türkei investieren, sondern für den Grenz­schutz!)

Die Sicherung der Außengrenzen – auch das ist wichtig. Ich darf noch einmal erwäh­nen: Hans Peter Doskozil und das Bundesheer haben da, so meine ich, einen auszeichneten Job gemacht. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das wissen wir eh!) Darum müssen wir uns gemeinsam kümmern. Da würde ich Sie um Unterstützung bitten.

Vor allem aber und die wichtigste Frage schlechthin ist die Integrationsfrage (Abg. Kickl: Und wie ist das mit den Zahlen? Weil das ist das Thema!), denn Sie sagen natürlich zu Recht, wir müssen uns um das Phänomen der Kriminalität kümmern, und Sie sagen auch zu Recht, jemand, der etwas angestellt hat, hat keinen Platz in unserer Gesellschaft. Diese Ansicht teile ich – da können wir auch keine falsche Toleranz üben (Abg. Kickl: Von wie vielen reden wir da überhaupt?) –, aber am Ende des Tages ist die entscheidende Herausforderung: Wie gehen wir mit den Menschen um, die hier sind? Die können Sie nämlich nicht wegzaubern. (Abg. Kickl: Wie viele sind es denn?) Das ist eine globale Entwicklung. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Und wenn Sie sagen, Sie wollen ernsthaft mit dem Thema Kriminalität umgehen, dann muss Ihnen ja auch bewusst sein, hier reden wir nicht nur über polizeiliche Maß­nahmen, hier reden wir über die Notwendigkeit der sozialen Sicherheit (Abg. Kickl: Könnten Sie etwas zum Thema sagen?), hier reden wir über Bildung, hier reden wir über Perspektiven für Menschen, die in unserem Land angekommen sind und hier wahrscheinlich auch dauerhaft bleiben werden. (Ruf bei der FPÖ: Das wollen wir aber nicht! – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ich habe gedacht, es gibt Asyl auf Zeit!)

Wenn wir das nämlich nicht tun, dann haben wir die Situation, dass wir jungen Burschen, 17 bis 18 Jahre alt, und Familien zwei Jahre lang keine Perspektive geben. Wir laufen Gefahr, dass wir die verlieren. Wenn wir ihnen nicht die Perspektive und die Aussicht auf Beschäftigung geben, auf Integration in unsere Gesellschaft, na, was wird passieren? – Die werden in Parks herumlungern, die werden auf der Straße sein, und genau das kann nicht unser Ziel sein. (Abg. Strache: Dort treffen sie dann die, die in der dritten Generation auch noch nicht integriert sind!) Wir müssen die wegholen von der Straße, um präventiv zu verhindern, dass hier jemand auf dumme Ideen kommt. Das wäre ein vernünftiger Zugang.

Ich muss in diesem Zusammenhang sagen, ich habe von Ihnen intensiv gehört, was diesbezüglich alles nicht geht, aber mir ist nicht klar geworden, in welche Richtung Ihre Vorschläge eigentlich gehen, was einen Dialog nicht gerade leichter macht. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Es geht hier um Ihre Vorschläge! Sagen Sie einmal Ihre Vorschläge! – Ruf bei der FPÖ: Wir sind ja in der Opposition!)


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Soziale Sicherheit, habe ich gesagt, ist eine wichtige Antwort, Bildung ist eine wichtige Antwort, Integration ist eine wichtige Antwort – aber es wäre natürlich naiv, zu sagen, dass wir hier nicht auch Sicherheitsfragen zu beantworten haben. Falls Sie diese Zahlen wirklich im Detail wissen wollen, was ich ja eigentlich gar nicht glaube, dann können Sie sich gerne beim Innenminister erkundigen, letztendlich veröffentlicht dieser das jeden Monat. Dann haben Sie ein realistisches Bild, was da abgeht. (Abg. Kickl: Aber Sie sind schon ein …?)

Gerade der Herr Innenminister hat ja hier auch einen Vorschlag vorgelegt, nämlich dass es insbesondere die von Ihnen zitierten 2 000 Polizisten bis zum Jahr 2019 geben soll. Es gibt einen sehr vernünftigen Vorgang zwischen dem Bundesheer und der Polizei, um weitere 170 Polizeikräfte freizuspielen, nämlich indem das Bundesheer die Botschaftsüberwachung übernimmt. Das sind sehr konkrete, sinnvolle Vorschläge. Und Sie wissen, dass das Suchtmittelgesetz, das seit 1. Juni gilt, auch dazu geführt hat, dass die Polizei auf die kriminelle Szene einen wesentlich besseren Zugriff bekommt.

Wie das Bild also schlussendlich aussieht: Ja, wir haben eine Herausforderung zu lösen, ja, wir werden diese nicht nur mit sicherheitspolizeilichen Maßnahmen lösen können, aber jene, die notwendig sind, sind gesetzt worden. Und die Erfolge – das ist in den letzten Wochen spürbar geworden –, die der Innenminister hier erzielt hat (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Wo? Wo genau sind die spürbar geworden?), sind ja durchaus greifbar. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie der Abgeordneten Moser und Gamon. – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Übergangskanzler!)

9.29


Präsidentin Doris Bures: Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass die Redezeit aller weiteren Rednerinnen und Redner maximal 5 Minuten beträgt.

Nächster Redner: Herr Klubobmann Mag. Schieder. – Bitte.

 


9.30.13

Abgeordneter Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! (Ruf bei der FPÖ: Bilderberger!) Es war schon bezeichnend: Bundeskanzler Christian Kern begrüßt zuerst, dass der Ton in der Debatte ein durchaus ruhigerer und gemäßigter ist – und genau in dem Moment, wo das begrüßt wird (Abg. Strache: Schimpft er!), fängt im freiheitlichen Sektor das Gejohle und Geschrei an. Das zeigt genau, dass Sie das offensichtlich nicht wollen, dass man solche Fragen einmal in einem vernünftigen Ton diskutiert. (Abg. Kickl: Das lauteste Gejohle in letzter Zeit habe ich am Wiener Rathausplatz gehört, am 1. Mai!) Kaum wird angesprochen, dass Sie einen halbwegs vernünftigen Ton in der Rede haben, beweisen Sie ja, das Sie es eigentlich nur mit größter Zurückhaltung geschafft haben, sich hier so hinzustellen, denn das, was sich in Ihren Bankreihen jetzt in der Debatte gezeigt hat, ist ja genau das Gegenteil. (Zwischenruf des Abg. Hübner.)

Anders verhält es sich mit den Regierungsfraktionen hier im Haus, denn es gilt, in dem gesamten Bereich Flüchtlingswesen mit offenen Karten zu spielen. Es hat keinen Sinn, irgendwelche Dinge schönzureden, die nicht leicht schönzureden sind, es hat gleichzeitig aber auch keinen Sinn, Dinge zu dramatisieren, zu übertreiben oder Ängste zu verbreiten, wo das nicht zielführend ist und es vielleicht sogar Lösungen gibt.

Das heißt, die Lösung der Flüchtlingsthematik oder der Versuch, die Herangehens­weise in der Flüchtlingsthematik heißt, mit Realismus, mit Respekt und mit men­schenwürdigem Umgang an die Frage heranzugehen. Und da geht es nicht nur um Menschenwürde, Respekt und diese Fragen, sondern es geht sicherlich auch um die


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öffentliche und soziale Sicherheit und es geht um ein notwendiges Maß an Ordnung, das gleichzeitig in diesen Prozessen auch sicherzustellen ist.

Für uns aber stehen sicherlich die Versorgung und vor allem die Integration der AsylwerberInnen in Österreich im Vordergrund.

Wenn Menschen zu uns kommen, muss es – erstens – schnell eine Entscheidung geben, ob sie unter das Asylregime fallen, ob sie Anspruch auf Asyl laut Genfer Flüchtlingskonvention haben oder nicht.

Zweitens: Wenn diese Frage positiv entschieden ist, ist den Leuten auch gleich das, was sie als Werkzeug für das Leben hier in Österreich brauchen, zur Verfügung zu stellen. Das sind Sprachkurse, das ist Integration, und das ist die Möglichkeit, sie ihre Qualifikationen, die sie daheim erlangt haben, hier auch anerkennen zu lassen oder ihnen, wenn sie mangelnde Qualifikationen haben, auch schnellstmöglich die Chance zu geben, hier Qualifikationen zu erwerben. Gerade bei jungen Leuten geht es auch um das Thema Bildung und Schulpflicht, es geht auch darum, dass sie, obwohl sie in einem Alter kommen, in dem sie nicht mehr unter die Schulpflicht fallen, im Sinne unserer Gesellschaft trotzdem die Möglichkeit bekommen sollen, in die Schule zu gehen, eine Ausbildung zu bekommen.

Es gehört aber genauso auch dazu, dass jene Leute, die keinen Asylstatus bekommen, wo die Frage ausjudiziert ist, die meiner Meinung nach immer schnell geklärt werden muss, dann auch wieder in die Länder, aus denen sie gekommen sind, zurückgehen müssen, und dafür braucht es auch dringend die Realisierung von Rückführungen, Rückführungsabkommen und am besten EU-Vereinbarungen mit den Ländern, die die Rückführung übernehmen sollen. Es ist aber auch klar, dass wir das im europäischen Kontext nicht allein machen können, daher braucht es auch europäische Wege und es braucht innerhalb der Europäischen Union Druck, dass eine faire Aufteilung auf alle Länder möglich ist.

Und wenn Sie, Herr Strache, sich jetzt so gerne mit einem Glas Weizenbier auf Gipfeln in Deutschland mit den rechten Führern fotografieren lassen (Abg. Strache: Das zum Thema Hetze! Das zum Thema Hetze, Herr Schieder!), dann wäre es doch gescheit, wenn Sie mit denen einmal reden, wie auch sie dabei helfen können, dass es eine faire Aufteilung in Europa gibt, denn damit würden Sie Ihrem Land – nämlich Österreich – einen guten Dienst erweisen. (Abg. Strache: Die werden die SPD bald überholen! – Zwischenruf des Abg. Walter Rosenkranz.) Das Thema haben Sie aber bis jetzt tunlichst verschlafen. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie des Abg. El Habbassi.)

Zweiter Punkt: Wir müssen, so meine ich, in dieser ganzen Thematik vorsichtig sein, näm­lich betreffend unsere Gesellschaft insgesamt, denn das, was wir erleben – ich erwähne nur das letzte Wochenende oder die letzte Woche in Wien, als marodierende rechtsradikale Banden durch die Stadt gezogen sind –, das ist ein Bild, das wir alle zu verhindern versuchen müssen. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Gerade bei Ihnen, Herr Strache, fehlt uns die Strategie, dass Sie dabei mitmachen, dass das verhindert wird, denn wenn die Universität Klagenfurt von Identitären ge­stürmt wird (Abg. Kickl: Was ist denn gestürmt worden? Gestürmt ist etwas worden?! Hören Sie doch auf!) und dann ein FPÖ-Funktionär, Herr Luca Kerbl, dabei ist, den Sie noch immer in Ihren Reihen haben und betreffend den Sie nicht aufgeräumt haben, dann müssen Sie hier mitmachen, damit wir in Österreich so etwas nicht mehr haben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strache: Wie ist das mit dem VSStÖ und den grünen Hörsaalbesetzern?)


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Oder wenn wir auf Ihrer Facebook-Seite lesen, dass ein Werner G. schreibt, dass man dem Bundeskanzler eine „schnelle kugel“ verpassen soll, dann ist das gleichfalls eine Radikalisierung und Sprache im Netz, die nicht geduldet werden kann. (Abg. Kickl: Jetzt glaube ich schon, dass das die Handschrift von Niedermühlbichler ist! Jetzt glaube ich es schön langsam! – Abg. Strache: … Niedermühlbichler beauftragt, oder was?) Da erwarte ich mir von Ihnen, wenn Sie vom Begriff Ordnung reden, dass Sie einmal Ordnung in Ihren Reihen machen. Das wäre dringend notwendig für Österreich! (Beifall bei SPÖ und Grünen. – Abg. Höbart: Eine schlechte Rede! – Abg. Kickl: Ich weiß gar nicht, was Sie gegen die Zugspitze haben! – Ruf bei der FPÖ: … Bilderberger!)

9.35


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Amon zu Wort gemel­det. – Bitte.

 


9.35.40

Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen und Herren! Wenn wir heute eine Aktuelle Stunde zum Thema „Sicherheit statt Asyl-Zahlentricksereien, Herr Bundeskanzler!“ haben, kann man da eigentlich nur zustimmen. Ich denke, man muss dafür sein: Man muss für Sicherheit sein, und man muss selbstverständlich gegen Zahlentricksereien sein. – Keine Frage, ich gebe Ihnen da absolut recht. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Das ist aber auch nicht das Thema, sondern das Thema ist, wie ich meine, wie wir mit dieser wirklich schwierigen, herausfordernden Situation umgehen; und die Probleme und Herausforderungen, die wir durch zugegebenermaßen dramatische Migrations­zahlen haben, sind ja nicht einzig und allein hausgemacht, wie Sie das zum Teil darzu­stellen versuchen. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ein bisschen schon! – Abg. Kickl: Aber es ist schon Migration!)

Ich gebe Ihnen in einem Punkt recht – und ich suche da wirklich den konstruktiven Diskurs –: Es wurden zweifelsohne von mancher Seite gewisse Bewegungsentwick­lun­gen unterschätzt. Und es war zweifelsohne auch ein Fehler, sich allzu lange auf das Dublin-Verfahren zu verlassen und offenen Auges festzustellen, dass es nicht mehr funktioniert, ohne gleichzeitig sozusagen in der Frage Schengen, offene Grenzen und so weiter nachzuschärfen. Ich gebe Ihnen in diesem Punkt absolut recht.

So, aber hier stehen wir jetzt, und es ist nicht zuletzt dieser Bundesregierung die der­zeitige Situation zu verdanken – ich erinnere an die Balkan-Konferenz, ich erinnere an die zahllosen Gespräche, die unser Außenminister, die frühere Innenministerin, der jetzige Innenminister, der Herr Verteidigungsminister und andere auf allen Ebenen geführt haben, um da Lösungen zustande zu bringen. Die mangelnde Solidarität inner­halb Europas ist zweifelsohne ein Problem, aber ich frage Sie, Kolleginnen und Kollegen, insbesondere von der Freiheitlichen Partei: Was wird uns der Lösung näher bringen, die Debatten, die unsere Regierungsmitglieder und andere auf der europä­ischen Ebene führen, um Lösungen zustande zu bringen, oder Ihre Besuchs- und durchaus fragewürdige Einladungspolitik, Herr Kollege Strache? (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Das, was hier von einer Vielzahl von Einsatzorganisationen, von einer Vielzahl von Ehrenamtlichen, die Tag und Nacht im Einsatz waren, um jenen zu helfen, die gekom­men sind, geleistet wurde, war wertvoll, aber jetzt kommen wir in eine Situation, wo uns viele dieser Freiwilligen gesagt haben – auch Ihnen; gerade die Abgeordneten in den Wahlkreisen hören das ja –, dass eine Grenze erreicht ist, wo viele sagen: Wir können nicht mehr! Es gibt einfach auch eine Kapazitätsgrenze, beispielsweise in der Frage


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der Quartiere. Sie erinnern sich an die eigentlich unschönen Debatten, als wir zahllose Flüchtlinge in Zelten unterbringen mussten, weil wir keine festen Quartiere hatten, also wo wir tatsächlich schlicht und einfach so etwas wie eine Kapazitätsobergrenze erreicht haben.

Deshalb ist es ja gut und richtig, dass sich die Bundesregierung auf diese Kapazitäts­obergrenze geeinigt hat (Abg. Strache: Die aber nichts mehr wert ist bei solchen Zahlentricksereien!) und gesagt hat, wir müssen hier eine ehrliche Obergrenze einzie­hen, weil eben die Kapazitätsgrenzen erreicht sind. Das ist der richtige Weg, Herr Kollege Strache (Abg. Strache: Die sind ja nichts wert bei diesen Zahlentricksereien, Herr Amon! Darum geht es ja gerade!), und ich bitte Sie: Unterstützen Sie diesen Weg in konstruktiver Art und Weise! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Es gibt, Herr Kollege Strache, keinen Zweifel an der Definition dieser Obergrenze. Sie bezieht sich auf die Zahl der 2016 berechtigten Personen, die zum Asylverfahren zugelassen werden. Wir halten derzeit bei einer Zahl von 18 950. (Abg. Walter Rosenkranz: Inklusive Dublin?)

Wenn Sie die Dublin-Frage ansprechen, Herr Kollege Rosenkranz, dann möchte ich Ihnen auch ganz klar sagen (Abg. Strache: Inklusive Dublin?), dass wir uns da auch innerhalb der Europäischen Union hoffentlich in einem Rechtsbereich befinden (neuer­licher Zwischenruf des Abg. Walter Rosenkranz), in dem auch Rückführungen funktio­nieren müssen. (Abg. Strache: Zuerst sagen Sie, Dublin funktioniert nicht! Ein herr­licher Widerspruch: Sie haben gerade gesagt, es funktioniert nicht, und auf einmal funktioniert es?!) Wir wissen, dass das schwer genug ist.

Es ist auch Ihr gutes Recht, dass Sie andere Länder kritisieren, die diese Rückführun­gen nicht zulassen, es ändert aber nichts daran, dass wir darum ringen müssen, dass wir auf der europäischen Ebene und auf der internationalen Ebene darum kämpfen müssen, denn, Herr Kollege Strache, bei etwa 8 000 Rückführungen, die es im letzten Jahr gegeben hat, waren immer wieder Fälle dabei, wo Flieger nach Pakistan geflogen sind und die dortigen Behörden vor Ort dann etwas anderes entschieden haben, als ursprünglich zugesagt war (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen), und dann viele wieder zurückgeschickt wurden. (Abg. Strache: Wo war da der Herr Außen­minister? Wo war der Herr Außenminister letztes Jahr?) – Herr Kollege Strache … (Abg. Strache: Der Herr Außenminister ist da untätig!)

 


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, Sie müssen zum Schlusssatz kom­men. – Bitte.

 


Abgeordneter Werner Amon, MBA (fortsetzend): Herr Kollege Strache, Sie können ja nicht so tun, als könnten Sie das hier in Wien so einfach mit Ihrer Kollegin Le Pen lösen. Nur durch konstruktive Gespräche kann dieses Problem gelöst werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Strache: Der Herr Außenminister hätte das tun müssen, was die Deutschen die letzten Jahre getan haben!)

9.41


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Darmann. – Bitte.

 


9.41.33

Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (FPÖ): Frau Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Jedes Mal aufs Neue gilt es hier in einer Debatte zum verfehlten Zugang der Bundesregierung zu den Themenfeldern Asyl und Zuwanderung festzuhalten, dass Sie nach wie vor kein Problembewusstsein haben – insbesondere der Bundeskanzler!


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Ich muss Sie schon fragen, Herr Bundeskanzler – und gerne würde ich Ihnen jetzt bei dieser Frage auch in die Augen schauen, um Ihre Mimik zu verfolgen –: Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wofür Sie an sich als Kanzler gewählt wurden beziehungsweise in diese Funktion gesetzt wurden (Abg. Strache: Nicht gewählt!), nicht von der Bevölkerung gewählt, aber nominiert? – Um Verantwortung zu tragen und in korrekter Weise mit der Republik Österreich und auch mit der Ihnen übertragenen Verantwortung umzugehen! (Zwischenruf bei der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, Sie haben als Gast hier im Hohen Haus in einer besonderen Form der Überheblichkeit mit den Abgeordneten des Hohen Hauses gesprochen, nur noch übertroffen von einer polemisierenden Rede des Herrn Klubobmanns Schieder, der in dieser Art und Weise beziehungsweise in dieser Niveaulosigkeit selten hier aufgetreten ist. Ich muss Ihnen schon sagen: Ihnen, Herr Bundeskanzler, und auch Ihnen, werte Kolleginnen und Kollegen, insbesondere jenen von der Sozialdemokratie, dürfte entgangen sein, dass die österreichische Bevölkerung nicht zuletzt aufgrund Ihrer Versäumnisse unter einer unkontrollierten Massenzuwanderung unter dem Deck­mantel des Asyls zu leiden hat (Beifall bei der FPÖ), und das einerseits nicht gerade knapp und nicht erst seit gestern, sondern schon seit über einem Jahr, und das ist erst der Beginn einer tatsächlich auf uns zukommenden Völkerwanderung.

Wenn wir an all das denken, dieses Problembewusstsein an sich leben, dann müssen wir sagen: Es wäre schon längst – ich betone: schon längst! – zu handeln gewesen. Deswegen: Hören Sie auf, zu diskutieren, und fangen Sie an, zu regieren, denn dafür sind Sie in dieser Funktion! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn Sie aber diese Verantwortung in dieser Bundesregierung nicht wahrnehmen wollen, dann machen Sie den Weg frei für Neuwahlen – für jene Verantwortungsträger in diesem Land, die auf die eigene Bevölkerung, auf das eigene Volk achten wollen und unsere Heimat, unsere Traditionen, unseren Sozial- und Gesundheitsstaat und unsere Sicherheit schützen und aufrechterhalten wollen! (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

Ich sage Ihnen, Herr Bundeskanzler: Der von Ihnen angekündigte New Deal ist nichts anderes als ein Asyl-Deal (Abg. Strache: Und die Maschinensteuer ist eine zusätzliche Steuer!), ein Asyl-Deal für die Asylindustrie, für die Schlepper – in Klammern: Schlep­per­mafia –, aber auch für die Wirtschaftsmigranten dieser Welt, denn es hat sich da nichts geändert.

Sie haben das heute selbst festgehalten – ich habe mir gedacht, ich höre nicht richtig! –, als Sie hier sagten, die Fremden, die zu uns ins Land gekommen sind, werden „wahrscheinlich auch dauerhaft“ in Österreich bleiben. (Ruf bei der FPÖ: Unglaublich!) Das waren Ihre Worte, Herr Bundeskanzler! – Das ist doch eine massive und unverantwortliche Fortsetzung der Einladungspolitik der letzten Monate und Jahre zulasten unserer Steuerzahler, unserer Bevölkerung und unserer Heimat. (Beifall bei der FPÖ.) Einerseits wird mit geschönten Asylzahlen gearbeitet, auf der anderen Seite wird beispielsweise in Kärnten, in Villach, ein Großcontainerdorf wieder aufgebaut, es wird weiter mit dem Durchgriffsrecht hasardiert, quer durch Österreich, nur weil man nicht fähig ist, die eigene Macht auszuspielen und jene Personen außer Landes zu halten, die hier einfach nichts zu suchen haben.

Weil man hier sagt, das Dublin-Abkommen sei nicht anwendbar gewesen: Natürlich war es anwendbar, Sie haben es nur nicht angewendet! (Beifall bei der FPÖ.) Jederzeit hätte man an der österreichischen Grenze jedem Fremden, der aus Slowenien oder aus Italien über die österreichische Grenze in unser Land gekommen ist, sagen können: Zurück, du bist in Slowenien nicht verfolgt, du bist in Italien nicht verfolgt,


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diese Staaten trachten nicht nach deinem Leben, und aus diesem Grund haben wir in Österreich laut Dublin-Abkommen das Recht, dich zurückzuweisen!

Es gibt kein Recht auf Asyl in Österreich für jene Personen, die aus sicheren Dritt­staaten nach Österreich einreisen wollen (Beifall bei der FPÖ), noch dazu unkontrol­liert, beispielsweise auch mit der Ausrede, weiter nach Deutschland zu wollen, um dort um Asyl anzusuchen, wobei viele von ihnen dann auch durchgeschleppt werden, weiterhin staatlich unterstützt durchgeschleppt werden.

Ich sage Ihnen: Die Bundesregierung wäre gut beraten, endlich einmal den Schritt zu setzen, zu sagen, wenn jemand weiter nach Deutschland will, hat zuerst Deutschland die Zusage zu geben, dass diese Person dort auch aufgenommen wird, denn dann gibt es nämlich auch keine Zurückweisung beziehungsweise keine Zurückschiebung mehr von Deutschland nach Österreich, weil Deutschland dann auch die Verantwortung zu übernehmen hat, wenn es diese Person haben will. Einfach alle hereinzunehmen, staatlich gefördert durchzuschleppen, ist aber genauso verantwortungslos, wie unserer Bevölkerung all das aufzubürden, was Sie durch fehlenden Mut und fehlende Verant­wortung in Ihrer Regierung verbrochen haben, verehrte Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Ebenso ist es ein Wahnsinn und spricht für sich und gegen diese Regierung, dass Sie nicht bereit sind, endlich eine Kürzung der Sozialleistungen für Fremde in diesem Land vorzunehmen, denn eines ist klar: Es ist da eine Ungleichbehandlung all jener unserer Bürger gegeben, die ein Leben lang für Österreich gearbeitet haben, ein Leben lang in unser System eingezahlt haben, ein Leben lang Leistungen für unsere Gesellschaft erbracht haben (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen) und teilweise oder zum Großteil weniger Anspruch auf Sozialleistungen und auf Gesundheitsleistungen im Österreich der Gegenwart haben, als jene Menschen, die nach Österreich kommen, um sich bei uns in das soziale Netz zu setzen. (Beifall bei der FPÖ.)

In diesem Sinne ist die Bundesregierung gut beraten, endlich zu handeln und, wie ich vorhin gesagt habe, aufzuhören, zu diskutieren, und endlich anzufangen, zu regieren. (Beifall bei der FPÖ.)

9.47


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Korun. – Bitte.

 


9.47.36

Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Geschätzte Dame und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Gäste auf der Galerie und alle Bürger und Bürgerinnen, die uns vor ihren Bildschirmen zuschauen! Ich möchte mit einem großen Bogen beginnen: Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir von der internationalen Flüchtlingssituation sprechen? – Wir sprechen da über eine Situation, in der laut UNO, laut den Vereinten Nationen, 60 Millionen Menschen weltweit vertrieben und auf der Suche nach Schutz sind. 60 Millionen Menschen! Die UNO sagt selbst, dass das die höchste Zahl an schutzsuchenden und vertriebenen Menschen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist.

Syrien, Irak, Eritrea, Sudan, Südsudan: Das alles sind Schauplätze von Krieg, Vertrei­bung, Massenmord, Massenvergewaltigung, über die wir seit Jahren als Medienkon­sumenten und -konsumentinnen Berichte lesen.

Ich möchte daran erinnern, dass die Flüchtlingskonvention nach dem Zweiten Welt­krieg angesichts von Millionen Zivilisten und Zivilistinnen, die in zwei Weltkriegen ermordet wurden – im Zweiten Weltkrieg sechs Millionen Juden und Jüdinnen; Roma und Sinti, Homosexuelle, Kommunisten, Sozialisten wurden verfolgt oder umgebracht –,


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dass die Genfer Flüchtlingskonvention nicht aus Jux und Tollerei geschaffen wurde, sondern dass sie von der Staatengemeinschaft geschaffen wurde, weil eben Millionen Menschen in Kriegen ermordet wurden, vertrieben wurden, vergewaltigt wurden. Das ist die internationale Rechtslage, in der wir uns befinden. Wir haben internationalen Flüchtlingsschutz mit der Flüchtlingskonvention verankert.

Wie schaut die Situation in den Nachbarländern von Kriegs- und Krisenländern aus? – Im kleinen Libanon, der ungefähr so groß ist wie Oberösterreich, ist inzwischen jeder vierte Mensch ein Flüchtling. Jeder vierte Mensch! Das sind die Zustände, von denen wir sprechen, wenn wir auch hier bei uns über Schutzsuchende, Verfolgte, Vertriebene sprechen.

Was will ich mit all diesen Zahlen zum Ausdruck bringen? – Ich will noch einmal unterstreichen, dass eine Lösung nur international und gemeinsam möglich ist. Dass kein einziges Land auf dieser Welt 60 Millionen Flüchtlinge aufnehmen kann, liegt auf der Hand, deshalb gibt es nur die Möglichkeit von internationalen Lösungen. Und wenn man sagt: Wir machen jetzt zu, wir nehmen 37 000 Schutzsuchende und keinen einzi­gen mehr!, dann muss man einen Schritt weiter denken: Was passiert, wenn das auch ein zweites Land sagt, ein drittes, ein zehntes, ein zwanzigstes? (Abg. Rädler: Das müssen Sie den Herrn Bundeskanzler fragen!) Jedes Land macht zu – die Letzten beißen die Hunde! Auch daran sieht man, dass wir auf gemeinsame Lösungen ange­wie­sen sind, dass es nicht allein geht, dass es aber mit nationaler Abschottungspolitik schon gar nicht geht.

Was ist die Lösung, die ich vorschlage, die wir, die Grünen, vorschlagen?

Erstens: massive Unterstützung jener Länder, die bis jetzt Hunderttausende Schutz­suchende aufgenommen haben. – Kenia beispielsweise hat Hunderttausende sudane­sische Flüchtlinge aufgenommen und wurde seit Jahren von der internationalen Staatengemeinschaft sehr stark im Stich gelassen. Die Unterstützung jener Länder, in welchen Hunderttausende, teilweise Millionen Flüchtlinge untergekommen sind, fehlt bis heute.

Zweitens: Wir brauchen verbindliche Aufnahmequoten für alle EU-Länder. Ja, Öster­reich kann nicht alle Schutzsuchenden aufnehmen, das kann auch Schweden nicht; aber die Europäische Union, die aus 28 Ländern besteht, 500 Millionen Einwoh­ner und Einwohnerinnen hat, kann Menschen aufnehmen, wenn alle Länder dazu angehalten werden, fixe, verbindliche Quoten einzuhalten. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Rädler.) Um das zu ermöglichen, brauchen wir auch eine massive Umverteilung des EU-Budgets in Richtung jener Länder, die zu ihrer Verantwortung stehen und die Flüchtlinge aufnehmen. (Beifall bei den Grünen.)

Drittens: Die gesamte politische Energie, die wir gemeinsam haben, sollte in diese internationalen Lösungen gesteckt werden, statt Zahlen zu definieren und zu sagen: Kein Einziger mehr kommt ins Land!

Ich möchte abschließend über die aktuelle Situation sprechen. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.) – Ich bin gleich am Ende meiner Rede, Frau Präsidentin. – Der Gewalt der Worte folgt sehr oft die blanke physische Gewalt. Wir haben inzwischen die Situation, dass Rechtsextreme Theateraufführungen stürmen, weil Flüchtlinge dort mit­spie­len, dass Rechtsextreme …

 


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete, Sie müssen zum Schlusssatz kom­men. – Bitte.

 


Abgeordnete Mag. Alev Korun (fortsetzend): Schlusssatz: Wenn Rechtsextreme Universitätsvorlesungen stürmen und dem Rektor der Universität Klagenfurt drohen


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und ihn schlagen, dann ist ein Punkt erreicht, wo man sagen muss: Schluss damit! (Beifall bei den Grünen.)

Unsere Gesellschaft (Abg. Lugar: Frau Präsidentin, die Redezeit …!), unseren gesell­schaftlichen Zusammenhalt werden wir uns nicht nehmen lassen. Solidarität …

9.53


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete, Sie haben Ihre Redezeit ausgeschöpft. (Ruf bei der FPÖ: Bei Weitem! – Beifall bei den Grünen für die das Rednerpult verlassende Abg. Korun.)

Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Scherak. – Bitte.

 


9.53.54

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Ich glaube, das Wichtigste ist, dass wir die Debatte wirklich sachlich führen, denn ich glaube, dass wir sonst hier auf keinen Fall zu Lösungen kommen werden. Wir wissen, dass es aufgrund dessen, wie teilweise diese Debatte in der Vergangenheit innerhalb der Bundesregierung oder auch in diesem Parlament geführt wurde, eben nicht rechtzeitig zu Lösungen gekommen ist.

Ich habe es ja hier an dieser Stelle schon öfter gesagt, kann es aber nur immer wieder wiederholen: Die absurdeste Debatte war die um den Grenzzaun: „Türl mit Seiten­teilen“. Man weiß, das hat nicht zu einer Lösung geführt. Wir haben dann die Diskus­sion über die Obergrenze gehabt, wo es zuerst hieß: Wir lassen das Rechtliche einmal beiseite und prüfen erst nachher, ob das rechtens ist!

Diese ganze Symbolpolitik und all diese absurden Debatten führen dazu, dass die Bevölkerung zu Recht verunsichert ist, weil sie nicht weiß, woran sie ist, wenn sie sehr oft unterschiedliche Begriffe und unterschiedliche Aussagen aus vielen Bereichen und auch vonseiten der Bundesregierung vernehmen muss und man sich da offensichtlich auch nicht immer einig ist. Ich glaube, das sollte uns dazu bewegen, eine sachliche und konstruktive Debatte zu führen, damit wir eben auch zu den Lösungen kommen können, die wir dringend brauchen.

Herr Bundeskanzler, vielleicht eine Sache gleich vorweg: Ich glaube, es würde sehr helfen – und ich meine, da sind nicht Sie allein verantwortlich, aber es liegt auch in Ihrer Verantwortung als Chef dieser Bundesregierung –, wenn die gesamte Bundes­regierung mit einer Stimme reden würde. Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn sich, wie es momentan der Fall ist, ungefähr vier Minister im Minutentakt oder im Tagestakt zu Wort melden und unterschiedliche Vorschläge vorbringen, nämlich von allen Seiten. Ich glaube nicht, dass das der Debatte hilft. Ich glaube, es würde wesent­lich hilfreicher sein, wenn sich die gesamte Bundesregierung einmal intern darauf verständigen würde, worauf sie hinauswill und wo sie hinwill, und dann diese Vor­schläge präsentieren würde und auch auf europäischer Ebene gemeinsam versuchen würde, diese Vorschläge entsprechend umzusetzen. Das würde der ganzen Debatte helfen, und das würde auch helfen, die Lösungen, die wir wollen, umzusetzen.

Sie haben ein paar Dinge angesprochen, die ich für wichtig halte und die wir jedenfalls angehen sollten. Da wäre zum Beispiel die Frage zu nennen: Wie können wir Asylverfahren beschleunigen?

Wir NEOS haben schon vor längerer Zeit den Vorschlag gemacht, dass wir eigene Verfahren für jene eröffnen sollen, die nur subsidiär schutzberechtigt sind. Sie wissen genauso wie ich, dass sehr viele, die aus Syrien kommen, in erster Linie subsidiär schutzberechtigt sind. Wenn wir die Möglichkeit schaffen würden, für diese Menschen ein eigenes Verfahren zu eröffnen, dann würden wir die Asylbehörden massiv entlas­ten können und die Asylverfahren viel stärker vorantreiben können.


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Die Rückführungsabkommen halte ich auch für einen ganz wesentlichen Punkt. Auch dazu haben wir von den NEOS Vorschläge gemacht, und zwar, dass wir jenen Ländern, die nicht bereit sind, ihre Staatsbürger zurückzunehmen, wenn sie in Öster­reich oder in Europa kein Aufenthaltsrecht haben, klar sagen, dass wir die Mittel im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit nicht mehr so wie bisher zur Verfügung stellen werden, dass wir klar in den Raum stellen, dass wir diese Mittel massiv kürzen werden, weil es nicht akzeptabel ist, dass es Länder gibt, die ihre Staatsangehörigen, obwohl diese in Europa kein Schutzrecht haben, nicht zurücknehmen. Ich glaube, da muss man ganz schnell handeln, natürlich auch auf europäischer Ebene, weil es Österreich allein wohl nicht schaffen wird.

Was Sie, Herr Bundeskanzler, auch angesprochen haben, ist die Integration ab dem ersten Tag. Ich halte das für völlig richtig, denn je mehr Zeit wir da verlieren, desto mehr Probleme werden wir im Nachhinein haben. Das heißt, wir müssen mit Deutsch­kursen ab dem ersten Tag anfangen; die werden momentan in vielen Bereichen nur von Freiwilligen gemacht. Wir müssen schauen, dass Asylwerber viel schneller die Möglichkeit haben, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren, denn je länger wir warten, desto problematischer wird die Situation danach sein.

Herr Bundeskanzler, ich habe gestern eine Anfragebeantwortung vom Herrn Innen­minister zur Frage der Notstandsverordnung, die ja jetzt kommen soll, bekommen. Wir NEOS haben auf 17 Seiten viele Dinge hinterfragt, wie zum Beispiel, was die kon­kreten Zahlen sind, wie viele Asylverfahren durchgeführt worden sind, wie viele positiv entschieden wurden, und so weiter, und der Herr Innenminister hat uns auf vier Seiten im Wesentlichen geantwortet, dass er sich nicht zuständig fühlt. Jetzt verstehe ich unter Umständen, was er gemeint hat, nämlich dass er für diese Notstandsver­ordnung nicht allein zuständig ist, nichtsdestotrotz glaube ich doch, dass schon er in erster Linie für Fragen betreffend Asyl zuständig wäre. Es irritiert mich ein wenig, dass wir da keine Antworten bekommen haben, wir werden daher diese Anfrage jetzt auch an Sie stellen, weil Sie als Chef der Regierung offensichtlich eher dafür verantwortlich sind. Ich bin gespannt, ob wir dann von Ihnen Zahlen bekommen werden, denn ich meine, dass es wichtig wäre, dass es auch in diesem Zusammenhang zu einem gemeinsamen Auftre­ten kommt.

Wichtig ist auch, dass man Vorschläge, die auf dem Tisch liegen, entsprechend ruhig diskutiert. Der Außenminister hat Dinge vorgeschlagen, wo ich sagen muss, dass ich bei einigen absolut nicht seiner Meinung bin. Dass man Internierungslager auch nur ansatzweise ins Spiel bringt, halte ich für falsch, aber wir müssen meiner Meinung nach mehr über Resettlementprogramme diskutieren. Ganz ehrlich, ich halte es für wichtig, dass wir darüber diskutieren, aber wir müssen da auch einmal etwas machen. Man braucht sich nicht zu wundern, dass sich die Menschen auf den Weg machen, wenn es Österreich in den letzten zwei Jahren nicht geschafft hat, im Bereich der Resettlementprogramme mehr zu machen, als nur 1 900 Personen aus Syrien über Resettlementprogramme nach Europa beziehungsweise, in diesem Fall, nach Österreich zu bringen. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.)

Schlusssatz, Frau Präsidentin: Ich glaube, wichtig ist, dass wir hier nicht nur schöne Worte austauschen, sondern diesen auch konkrete Taten folgen lassen. Und wichtig ist auch, dass wir diese Debatte hier sachlich weiterführen. (Beifall bei den NEOS.)

9.59


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Klubobmann Lugar. – Bitte.

 


9.59.20

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Herr Bundeskanzler, ich glaube, dass Sie einen großen Fehler machen. Sie machen einen


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großen Fehler, wenn Sie bei ihren ersten Reden hier im Parlament ganz einfach beharrlich die Frage, die an Sie gestellt wurde, nicht beantworten. Die Frage war ja, wie Sie es denn nun mit dieser Obergrenze halten, denn da hat sich das Problem ja sozusagen entwickelt. (Ruf: … nicht der Punkt!) Sie hätten heute hier sagen können: Ja, ich stehe zur Obergrenze, in dieser oder dieser Art! – Das hätten wir von Ihnen erwartet.

Aber was haben Sie gemacht? – Sie haben einfach all jene, die sich Sorgen um unsere Flüchtlingspolitik machen, hingestellt, als wären sie in einer Reihe mit jenen, die Flüchtlingsheime anzünden, beziehungsweise mit Ausländerfeinden. Ich glaube nicht, dass es jemand verdient hat, in einen solchen Kontext gebracht zu werden, wenn er sich einfach nur Sorgen darüber macht, wie Sie es denn nun mit der Flüchtlingsober­grenze oder generell mit den Flüchtlingen halten. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Der Grund dafür, dass Sie heute hier nichts zur Sache gesagt haben, ist aus meiner Sicht, dass Sie uns nicht die Wahrheit sagen, denn die Wahrheit wäre: In der Flücht­lings­hilfe geht es überhaupt nicht um Hilfestellung für all diese verfolgten Menschen. Darum geht es nicht! Wenn es Ihnen darum ginge, den Verfolgten und schlecht behandelten Menschen dieser Welt zu helfen, dann würden Sie nicht 80 Prozent junge Männer in unser Land lassen, sondern dann würden Sie sich bemühen, dass man Frauen und Kindern hilft – jene sind die am meisten betroffenen Gruppen, die in Kriegssituationen oder sonstigen Verfolgungssituationen am meisten leiden –, dann würden Sie sich dafür starkmachen, dass man Frauen und Kindern hilft und nicht 80 Prozent junge Männer hier hereinlässt. (Abg. Schimanek: Da hat er recht!)

Der Punkt, warum Sie das tun, ist – und da sollten Sie ein bisschen Ehrlichkeit an den Tag legen –, dass man in der Europäischen Union beschlossen hat, 17 Millionen Menschen nach Europa zu holen. Herr Avramopoulos – es gibt seit 2010 einen eigenen Kommissar für Migration – hat gemeinsam mit der Europäischen Union, ge­meinsam mit der Kommission beschlossen, dass in den nächsten Jahren 17 Millionen Menschen nach Europa gelassen werden. Das ist die Idee dahinter.

Und da geht es nicht um Hilfe, denn Sie wissen ja, wenn jemand kommt, gar nicht, ob der Hilfe braucht. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Da geht es um die billigen Arbeits­kräfte!) Das könnte theoretisch ein Pakistani sein, der einen Friseurladen in Pakistan hat, der sich einfach irgendwann einmal überlegt: Ich gehe jetzt nach Österreich! Der kommt jetzt über die Grenze, und Sie wissen nichts über diese Person. Das erfahren Sie erst ein Jahr später, wenn das Asylverfahren abgeschlossen ist, und dann bringen Sie ihn nicht mehr nach Hause, weil Pakistan niemanden mehr zurücknimmt. Das ist das Problem, von dem wir sprechen, aber auch darüber haben Sie heute kein einziges Wort verloren – kein einziges Wort, Herr Bundeskanzler! (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Er schaut in den Himmel!)

Was Sie wollen, ist, dass man nicht darüber spricht. Sie wollen in Wirklichkeit den Diskurs abdrehen. Wenn den Sozialisten nichts mehr einfällt, greifen sie in die Trick­kiste, und dann geht es plötzlich nicht mehr um das Argument, das heute hier ja vorge­bracht wurde und auch schlagend ist, nein, dann geht es um den Ton. Der Ton ist das Problem! – Ich weiß nicht, wie Ihnen mein Ton gefällt, ich weiß nicht, ob Sie Freude damit haben, was ich hier sage. Es könnte sein, dass Ihnen in dieser Frage ein anderer Ton gefallen würde, nämlich Stille. Das mag durchaus sein. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Aber wir lassen uns sicherlich nicht vorschreiben, wie wir den Diskurs führen sollen. Was wir von Ihnen erwarten, sind klare Aussagen zu den Problemen. Und wenn Sie uns dann vorwerfen – Sie werfen es ja dem ganzen Parlament vor, nicht nur der Oppo-


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sition –, dass da keine Vorschläge kommen, muss ich sagen: Ich glaube, es liegen so viele Vorschläge auf dem Tisch, dass wir einmal darüber reden sollten.

Ich nenne Ihnen ein paar Vorschläge: zum Beispiel, dass man jetzt endlich anfängt, Flüchtlinge, die bei uns nichts verloren haben, zurückzubringen. Verteidigungsminister Doskozil, den Sie heute erwähnt haben, hat ja schon vor Monaten angeregt, dass man das mit Militärmaschinen macht. Haben Sie schon einen Einzigen mit Militärmaschinen zurückgebracht? – Nein!

Oder man könnte sogenannte Wartezentren in Nordafrika errichten, wo man all jene, die möglicherweise Pakistan, Algerien nicht zurücknimmt, einfach einmal unterbringt und ihnen die entsprechende Unterstützung gibt.

Man könnte den Menschen vor Ort helfen, nicht in Österreich. Jetzt erklären Sie mir einmal, warum man jemandem in Österreich um das Zehnfache der Kosten helfen muss, wenn das genauso in Jordanien oder anderen Ländern geht. Dazu habe ich auch noch nichts von Ihnen gehört. Sie sagen immer, Sie wollen Vorschläge. Das ist doch ein guter Vorschlag: Helfen wir den Menschen vor Ort, dort ist es billiger, dort sind sie unter sich, dort sprechen sie die gleiche Sprache und haben auch religiös keine Probleme.

Aber nein, Sie wollen sie hier in Österreich haben! Der Grund dafür, dass Sie das wollen, ist, dass die Europäische Union beschlossen hat, 17 Millionen Arbeitskräfte nach Europa zu holen, und da sind Ihnen natürlich 80 Prozent junge Männer viel lieber als die tatsächlich verfolgten Frauen und Kinder. Das ist der Hintergrund! (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ.)

10.04


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Pendl. – Bitte.

 


10.05.00

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Galerie und vor den Bild­schirmen! Ein sensibles Thema, pflege ich zu sagen, ist hier anscheinend immer sehr schwierig zu diskutieren. Aber ich hoffe zumindest, dass wir Konsens darüber haben, dass der Verrohung der Sprache Taten folgen, und das ist genau jener Punkt, hinter dem sich anscheinend nicht immer alle finden.

Ich stehe nicht an, mich bei dieser Bundesregierung, beim Herrn Bundeskanzler zu bedanken. Bei der ersten Gelegenheit hat er zum Ausdruck gebracht, dass er in die­sem Bereich – und das könnt ihr jetzt zerpflücken, wie ihr wollt – zu diesem Beschluss, der seinerzeit beim Asylgipfel gefasst worden ist, steht. – Punkt.

Und es gelingt und gelingt nicht, dass wir hier keine Vermischung der verschiedensten Rechtsbestände vornehmen – die einen, weil sie sich vielleicht nicht auskennen, das möge so sein, die anderen mit Sicherheit mit voller Absicht, weil es so schön ist, wenn man die Menschen in unserer Heimat verunsichert. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Der Bundeskanzler!)

Ich glaube, dass wir gemeinsam die Verpflichtung haben, den Menschen Sicherheit zu vermitteln und die richtigen Maßnahmen zu setzen, aber auf der anderen Seite alle Maßnahmen zu setzen, dass bei jenen, die bei uns bleiben, weil sie den Status erhalten haben – hier scheiden sich die Geister in allen Rechtsmaterien ja oft schon bei der Formulierung –, die Integration funktioniert. – Punkt. So einfach ist das.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 48

Aber in Wirklichkeit sind wir gemeinsam gefordert – wir hier, der Staat als Ganzes, die Europäische Union, aber auch die internationale Staatengemeinschaft –, dass wir jene Länder, in denen die Krisenherde bestehen, beruhigen. Dann entsteht der Flücht­lings­strom erst gar nicht.

Ich werde bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck bringen, dass mir jede einzelne Straf­tat eine zu viel ist, aber ununterbrochen zu suggerieren, dass es Nichtösterreicher sind, die dieses Problem entstehen lassen, ist ganz einfach unrichtig. Wenn man das tut, bezweckt man etwas damit.

Ich glaube, wir haben die gemeinsame Aufgabe und die gemeinsame Verpflichtung, jenen Menschen klar zu signalisieren: Jawohl, du hast ein Anrecht nach der Konven­tion – oder du hast keines. – Punkt. Und außer den Beschlüssen der Bundesregierung sehe ich keine konstruktive Mitarbeit an dem Thema. (Zwischenruf des Abg. Steinbichler.) – Da könnt ihr Zwischenrufe machen, soviel ihr wollt! Es ist nicht richtig, wenn wir immer wieder von Zahlen reden, die nicht stimmen. Das ist eindeutig. Wir alle haben nicht die Zeit, dass wir hier jetzt etwas mit Zahlen aufrechnen. Der Herr Bun­deskanzler hat richtig gesagt, dass wir die ja alle lesen können, die werden täglich veröffentlicht.

Ich glaube aber, dass die notwendige Konsequenz darin bestehen muss, jene, die unsere Hilfe brauchen, so zu integrieren, dass sie selbst und die Gesellschaft in diesem Land kein Problem haben. Und bei allen, die kein Anrecht haben, müssen wir uns rechtzeitig darum kümmern, die Zurückweisung oder Zurückführung ganz einfach umzusetzen. – Punkt.

Ich möchte hier auch die Gelegenheit nützen, dem Herrn Verteidigungsminister zu danken, denn es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass er mit dem Innenminister – beziehungsweise vorher mit der Innenministerin – versucht, dass diese Ressorts mit ihren Ressourcen die notwendigen Aufgaben gemeinsam umsetzen.

Bei jeder Gelegenheit, bei der wir Maßnahmen gesetzt haben – Erhöhung von Plan­stellen, Gesetzesanpassungen –, wart ihr dagegen und habt nicht mitgestimmt. Nicht einmal bei der Planstellenerhöhung habt ihr mitgestimmt! Ich stehe nicht an, allen Polizistinnen und Polizisten, Soldatinnen und Soldaten bis hin zu allen NGOs dafür zu danken, was sie für diesen Staat und für die Österreicherinnen und Österreicher leis­ten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wenn Sie dieses Thema ernst nehmen, dann versuchen wir gemeinsam, diese Frage menschlich, human und im Interesse des Gesamtstaates zu einer Lösung zu bringen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.09


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Gerstl. – Bitte.

 


10.10.00

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Dame, sehr geehrte Herren auf der Regierungsbank! Im Mai dieses Jahres sind die Asylantragszahlen um 40 Prozent zurückgegangen. Das ist aber noch nicht die Trendumkehr, denn wenn wir uns die Zahlen von Jänner bis Mai ansehen, dann stellen wir fest, dass im Verhältnis zum Vorjahr rund 8 Prozent mehr Menschen um Asyl angesucht haben. Es zeigt aber, dass die Maßnahmen, die von der österreichischen Bundesregierung gesetzt wurden, greifen. Der Stopp auf der Balkanroute war notwendig, weil in Gesamteuropa keine Lösung vorankam. Er stellte sicher, dass Österreich und Deutschland von einem neuerlichen Ansturm verschont blieben. (Abg. Kickl: Zuerst laden sie alle ein, dann machen sie einen Stopp!)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 49

Daher, meine Damen und Herren, wurden diese Lösungen gewählt: ein Stopp auf der Balkanroute, nun ein Stopp auf der Route von Italien nach Österreich und Deutschland. Das danken die Bürgerinnen und Bürger, sie sehen es an der Grenze, und ich möchte daher eine Gruppe des Seniorenbundes des Bezirks Oberpullendorf ganz herzlich bei uns begrüßen. Seien Sie herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Meine Damen und Herren, Europa ist in der Krise. (Abg. Kickl: Krisen!) Zwei Punkte betreffen Europa vor allem: Das eine ist die Finanzierung, der Euro, das andere sind die Flüchtlingszahlen. Wenn Europa hier nicht zu einer gemeinsamen Sprache kommt, ist es ehrlich in Gefahr. Es gilt daher, dass wir uns alle gemeinsam anstrengen, wir müssen zusammenarbeiten, und niemand von uns wird, auch wenn es eine Partei in diesem Haus noch so oft versucht, allein in der Lage sein, dieses Problem zu lösen. Es besteht nämlich darin, dass 60 Millionen Menschen auf der Flucht sind, dass nun immer mehr Menschen aus Afrika kommen – die Zahlen aus Syrien und dem Irak nehmen gleichzeitig ab – und dass es eine Bevölkerungsexplosion in diesen Ländern gibt. Es wird notwendig sein, dass wir damit umzugehen lernen.

Die Umsetzung des Konzepts der ehemaligen Innenministerin – Safe Lives –, das sie schon 2014 in der Europäischen Kommission vorgestellt hat, nämlich durch die UNHCR Flüchtlingslager an der Außengrenze einzurichten und dort zu entscheiden, wer ein Recht auf Asyl in Europa hat und wer nicht, ist ein Gebot der Stunde. Wir kön­nen von diesem Konzept nicht abgehen, denn sonst werden die Länder in Europa überfordert, es kommt zu Unsicherheiten, und die Menschen bekommen das Gefühl, dass wir das Problem nicht allein lösen können. Wir müssen ihnen diese Kontrolle und Sicherheit geben, dass sich Gesamteuropa dieser Problematik stellt und dass wir alle solidarisch miteinander daran arbeiten. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Bundeskanzler, Ihre Unterstützung brauchen wir, wenn Sie zu Ihrem ersten Euro­päischen Rat fahren – und das können Sie aufrechten Hauptes tun –, um die Soli­dari­tät von allen europäischen Staaten einzufordern, denn Österreich ist seinen Verpflich­tun­gen nachgekommen. Österreich ist seiner Verantwortung nachgekommen, die öster­reichische Bundesregierung hat 1,5 Prozent als die Zahl angegeben, die für uns machbar ist, was wir an Asylwerbern aufnehmen können.

Wenn andere Staaten in Europa diesem Konzept folgen, dann wird es kein Problem für Europa sein. Das alles wird nur dann gelingen, wenn Europas Außengrenzen gesichert werden und wenn gleichzeitig sichergestellt wird, dass es aufhört, dass solche Rege­lun­gen, wie sie derzeit gelten, nämlich Dublin-Regelungen, nicht gegenüber Ungarn und gegenüber Griechenland exekutiert werden können. Da muss der Druck kommen!

Ich bin dankbar, dass die Europäische Kommission das so sieht, aber der Europäische Gerichtshof sieht es noch nicht so. Wir brauchen da eine Änderung auf europäischer Ebene, damit es für Schengen-Staaten selbstverständlich ist, dass sie auch sichere Staaten für Asylwerber sind und dass daher alle Schengen-Staaten genauso verpflich­tet werden können, Asylwerber aufzunehmen, wie alle anderen Staaten.

Herr Bundeskanzler, da werden wir gemeinsam voranschreiten, für die Sicherheit unseres Landes, für die Sicherheit Europas und für die Zukunft Europas. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.15

Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz gelangt


 als Nächster zu Wort. – Bitte.

 


10.15.20

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Herr Bundeskanzler, wir haben gerade von meinem Vorredner


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 50

gehört, dass es eine Partei allein nicht schaffen wird, auch wenn sie es gerne möchte, sondern dass alle zusammenarbeiten müssen. Eines weiß ich ganz bestimmt: Zwei Par­teien gemeinsam haben es bis jetzt nicht geschafft, nämlich SPÖ und ÖVP. Die haben es bis jetzt mit Sicherheit nicht geschafft! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn das Zitat von der Bananenrepublik gefallen ist, dann muss man sich fragen, wer denn Österreich in den letzten Jahren im historischen Rückblick zur Bananenrepublik gemacht hat. Es war diese Regierung, es war diese Koalition! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Glawischnig-Piesczek: Österreich ist keine Bananenrepublik!)

Wir haben auch gehört, dass seit der Stichwahl in diesem Land 2,2 Millionen Men­schen als Rechtsextreme, als Neonazis, als Idioten beschimpft werden. Das ist unhal­tbar, das ist unfassbar! (Beifall bei der FPÖ.) Und es zeugt von der Arroganz und von dem Hochmut, den manche politische Kasten in diesem Land nach wie vor gegenüber den Menschen haben. Es ist einfach unerträglich!

Als kleines Beispiel dazu darf ich hier eine Unterstützerin der Grünen zitieren, die sich zwar selbst unabhängig gibt, aber trotzdem bei ihnen ist: Es ist die Unternehmerin Gexi Tostmann, die sagt, es müssten eigentlich alle Österreicherinnen und Österreicher eine Prüfung ablegen, ob sie überhaupt wahlreif sind. (Zwischenruf der Abg. Glawischnig-Piesczek.) Das ist genau diese Arroganz, dieser Hochmut, von dem ich spreche. Es ist unerhört! Lesen Sie im „Kurier“ nach, Frau Kollegin Glawischnig, lesen Sie nach! Verschließen Sie nicht die Augen vor der Wahrheit! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Glawischnig-Piesczek: Schauen Sie sich einmal die Postings auf ihrer Facebook-Seite an!)

Verschließen Sie die Augen auch nicht davor, was die Parteijugend nicht nur in Öster­reich mit dem Flaggerl anstellt, sondern was die grüne Parteijugend Ihrer Schwester­partei in Deutschland damit anstellt. Gehen Sie einmal hin – egal, ob auf die Zugspitze oder sonst wohin – und reden Sie einmal mit Ihren Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunden, Genossinnen und Genossen in Deutschland darüber, was man macht!

Der Herr Bundeskanzler hat noch gemeint, dass man vielleicht mit einem rot-weiß-roten Schal zumindest zu Hause vor dem Fernsehschirm sitzen würde. Was Sie meinen, was man mit unserer Flagge anstellen kann, das hat an sich Ihre Parteijugend mit dem Gackerl schon ganz genau und klar und deutlich gesagt, Frau Kollegin Glawischnig! – Auch hier eine kleine Erinnerung an die Geschichte. (Beifall bei der FPÖ.)

Und da ich gerade bei Ihnen bin: Frau Kollegin Korun hat sich doch zuerst über eine Demonstration in einem Hörsaal alteriert. (Abg. Strache: Das ist der Schurkenstaat!) Man muss nicht einer politischer Meinung sein, nur eines kann ich Ihnen schon sagen: Sie, liebe Linke in der Gesamtheit, Sie haben mit Sicherheit nicht das Monopol für Demonstrationen, für Kundgebungen und für gewalttätige Ausschreitungen in diesem Land! (Zwischenruf der Abg. Schatz.) Sie haben das mit Sicherheit nicht, auch nicht im Burgtheater, wo Sie bereits eine derartige Aktion gehabt haben! (Abg. Strache: Es gibt kein linkes Gewaltmonopol!)

Wenn Sie schon von Gewalttätigkeiten sprechen: Willkommen beim nächsten Akade­mi­kerball! Dort werden dann Ihre Freundinnen und Freunde wieder mit der Gewalt und mit dem Segen des Herrn Öllinger – der wacht gerade dort hinten ein bisschen auf – entsprechend umgehen können. (Zwischenruf des Abg. Steinhauser.) Nein, Sie sind nicht die Monopolisten!

Der Herr Bundeskanzler hat die Realität angesprochen. Wie schaut es denn mit der Realität aus? – Es freut mich, dass Frau Staatssekretärin Duzdar heute hier ist, die


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gemeint hat, man müsse mit der Integration bereits im Asylverfahren beginnen, weil die Asylverfahren oft mehrere Jahre dauern. Die Statistik spricht klar ein anderes Zeichen, wir sind derzeit bei etwas mehr als sechs Monaten, und der Herr Bundeskanzler hat gesagt, dass die Verkürzung der Asylverfahrenszeiten wahnsinnig wichtig sei. Warum hat denn diese Regierung erst unlängst mit ihrer Mehrheit im Parlament beschlossen, dass die Asylverfahren verlängert werden können? Das ist doch alles blanker Hohn, was hier gesprochen und argumentiert wird! (Beifall bei der FPÖ.)

Neben der Realität, neben der Einforderung eines Blickes auf die Realität, gibt es auch noch etwas anderes, das ich einfordern würde, nämlich Menschenwürde und Respekt, vor allem auch für Österreicherinnen und Österreicher, denn daran mangelt es nämlich in letzter Zeit. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich nenne Ihnen Beispiele dafür, was durch Ihre falsche Zuwanderungspolitik und die falsche Asylpolitik passiert. Wenn in Niederösterreich in einem Kindergarten ein Geschwisterkind von einem Tag auf den anderen nicht genommen wird, weil es heißt: Tut uns leid, es war Ihnen der Platz versprochen, aber wir haben den Platz jetzt für Asylwerber-Kinder freimachen müssen!, dann verstehen das die Eltern nicht.

Oder: Wenn in einer Schule in Wien die Maturavorbereitungsstunden mit dem Argu­ment: Wir brauchen dieses Geld für Arabisch-Dolmetscher!, gekürzt werden, dann ver­stehen die Eltern dieses Argument nicht.

Daher fordern wir tatsächlich Lösungen und nicht nur die Sprechblasen, in denen Sie mittlerweile nur fortsetzen! (Beifall bei der FPÖ.)

10.20


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Steinhauser. – Bitte. (Abg. Walter Rosenkranz: Ist das der mit dem Foto, wo daneben die …?)

 


10.20.36

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Herr Abgeordneter Rosenkranz, ich empfehle Ihnen, halten Sie lieber Ihre Internetseiten sauber, nämlich die Facebook-Seiten der FPÖ und Ihres Parteiobmannes Strache, wo es Morddrohungen gegen den Bundeskanzler gibt! Das ist eine Polarisierung, die Sie herbeigeführt haben und die unsere Republik an den Rand des Abgrunds treibt, dass wir heute in einer Situation sind, in der Menschen offen mit Mord drohen. Das ist untragbar! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

Sie stellen sich hierher ans Rednerpult, aber darüber wollen Sie kein Wort verlieren. Sie machen mit der Angst der Menschen Politik, polarisieren, wollen so Wahlen gewinnen und sehen nicht, dass Sie Menschen auseinandertreiben und gegeneinander aufbringen (Abg. Strache: Darin sind Sie Profi genug!), und Sie sehen nicht, wohin Sie dieses Land mit dieser Politik bringen! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir wollen keine Situation, in der Menschen aufeinander losgehen. Wir wollen nicht, dass Flüchtlings­heime wie in Deutschland brennen. Altenfelden sollte uns eine Warnung sein und allen zu denken geben. Ich bin dem Bürgermeister von Altenfelden dankbar dafür, wie er reagiert hat. Er hat gesagt, dieses Flüchtlingsheim wird wieder aufgebaut, die Aggres­soren dürfen nicht recht bekommen, damit es keine Nachahmer gibt! – Er hat beson­nen und richtig reagiert. Ich bin stolz und froh, dass wir solche Bürgermeister haben, die solch klare Worten finden. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

Ich sage an dieser Stelle: Danke, Herr Bürgermeister Gattringer, Ihr Beitrag zum Zu­sam­menhalt in diesem Land war größer als all das, was wir hier im Parlament heute gehört haben!


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 52

Die Menschen sind teilweise schon weiter als unsere Debatte hier, die unter anderem aufzeigt, mit welcher Freude hier Probleme gewälzt werden, Zahlenspielereien durch­ge­spielt werden. Ich gehe gerne hinaus und diskutiere mit Menschen. Natürlich trifft man Menschen, die fragen: Schaffen wir das, schaffen wir diese Integration? Die Herausforderung ist groß, das ist klar. Sie sagen, wir sind eine 2 000 Einwoh­ner­gemeinde, wir sind bereit, 30 Menschen bei uns unterzubringen. Wir schaffen nicht 200, wir schaffen nicht 300, wir schaffen aber 30 – und das wollen wir schaffen.

Ich treffe pensionierte LehrerInnen, die sagen, Deutschkenntnisse sind der Schlüssel zur Integration. Wir können jetzt über Probleme reden, aber das wird nichts bringen, wir müssen sie lösen! Sie setzen sich in ihrer Freizeit hin – als pensionierte Leh­rerInnen – und üben mit den Flüchtlingskindern Deutsch, weil sie wissen: Das ist der Schlüssel, der Schlüssel zur Integration. Sie wissen: Wir wollen keine Generation der Perspektivenlosen produzieren!

Ich treffe auf eine Frau in der Steiermark. Sie nimmt kein Geld, sie macht das in ihrer Freizeit: Sie hat einen pakistanischen Schneider und organisiert, dass er anderen Flüchtlingsfrauen nähen beibringt, weil sie damit später möglicherweise ihr berufliches Auslangen finden können. Sie macht das in der Freizeit, ohne einen Cent!

Ich treffe auf LehrerInnen, die in Schulen Benefizveranstaltungen organisieren, denn sie sagen: Wenn wir warten, bis wir das Geld bekommen, um mit SchülerInnen arbeiten zu können, dann warten wir ewig, die Zeit haben wir nicht! Dort spielt etwa die LehrerInnen-Band.

Ich weiß, das sind für Sie alles naive Leute. – Die sind nicht naiv! Das sind Realisten, die erkannt haben: Entweder schaffen wir die Integration jetzt oder wir werden später Integrationsprobleme haben.

Sie erfreuen sich an den Problemen, ich orientiere mich an den Menschen, die sagen, wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir Voraussetzungen dafür haben, dass das gemeinsam gelingt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

Ich treffe auf Menschen, die in ihrer Freizeit Freizeitaktivitäten mit Flüchtlingen orga­nisieren, weil sie sagen: Es bringt nichts, dass die Menschen herumsitzen! – Die machen das unentgeltlich.

Ich treffe auf Leute, die – gratis – Behördenwege mit Flüchtlingen erledigen, die schau­en, dass sie eine Unterkunft bekommen. Ich treffe auf Leute, die jene Lücken stopfen, die die Politik offenlässt. Ich treffe auf Leute, die sich nicht daran erfreuen, dass es Probleme gibt, sondern die sagen: Wir müssen die Probleme lösen! (Beifall bei den Grünen.)

Das ist der Schlüssel, und an diesen Leuten sollten wir uns orientieren. Das sind nicht naive Träumer – das sind Realisten, die wissen: Es ist eine Herausforderung, und wir müssen unseren Beitrag leisten!

Ich weiß – damit ich nicht falsch verstanden werde –, das kann man von niemandem verlangen, und es muss auch nicht jeder zum Flüchtlingshelfer werden, aber wogegen ich mich wehre, ist der Spott, der über diese Menschen ergossen wird, die im Unter­schied zu vielen, die hier sitzen, längst erkannt haben, worum es geht, nämlich darum, Probleme zu lösen, und nicht darum, Probleme großzureden! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weninger.)

Die Politik hinkt in Wirklichkeit in ihren Lösungskompetenzen und -konzepten hinten nach. Ich meine, Deutsch ist der Schlüssel zur Integration – und die Schulen haben keine Sicherheit?! Wir reden über Deutschkurse für Erwachsene, das ist richtig, da müsste noch viel mehr getan werden, auch in den Schulen. Ich meine, da werden


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temporär befristet Ressourcen zur Verfügung gestellt, diese laufen dann wieder aus, dann hängen die Lehrer in der Luft. Ich treffe auf engagierte LehrerInnen, ich treffe aber auch auf LehrerInnen, die sagen: Wir sind am Limit, wir brauchen Hilfe! Die Politik lässt uns im Stich!

Genau das sollten wir hier diskutieren und genau das ist das Thema. Wir sollten darüber reden, wie wir diese Menschen, die es schaffen wollen, unterstützen, und nicht die Probleme hier großreden und uns daran erfreuen, dass es Probleme gibt.

Meine Damen und Herren! Es steht außer Frage, Integration ist eine Herausforderung, aber die Frage ist nicht allein: Wo sind die Probleme?, sondern: Wie lösen wir die Probleme? – Das ist das Entscheidende, darum geht es, und das ist unsere Aufgabe. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weninger.)

10.26


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Alm. – Bitte.

 


10.26.10

Abgeordneter Mag. Nikolaus Alm (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Willkommen beim Groundhog Day der FPÖ. Wir kennen das Spiel, es ist jedes Mal das Gleiche. Ich werde auch nicht müde zu betonen, wie die Systematik funktioniert. Wir haben in diesem Fall einen Begriff auf der einen Seite, das ist die Sicherheit, auf der anderen Seite haben wir die Zahlentrickserei im Bereich Asyl. Man kann der FPÖ zumindest eines zugutehalten: Es gibt ein Defizit, und sei es nur in der Kommunikation. Das stimmt, da ist offensichtlich nicht mit der gleichen Grundlage von Zahlen operiert worden beziehungsweise hat die Regierung keine klare Sprache zu diesen Zahlen gefunden, nichtsdestotrotz gibt es da keinen Zusammenhang, wie er wie so oft wieder einmal konstruiert wird.

Man muss natürlich auch überlegen: Was ist die Konsequenz von diesen Zahlen­tricksereien, steht die überhaupt in einem Zusammenhang zur Sicherheit? – Natürlich nicht. Man kann in diesem Bereich natürlich Fehler machen, aber das hat natürlich keinen Ausfluss auf die wirkliche Sicherheit in diesem Land, sondern bestenfalls auf die gefühlte Sicherheit.

Es ist schon so, dass Schaden angerichtet werden kann, dass Vertrauen in Regierung und Politik an sich sinken kann, daher ist es wichtig, Sicherheit in der Einschätzung der Realität zu geben. Kollege Amon hat gemeint, es seien hier – ich glaube, Sie haben es so formuliert – Bewegungstendenzen nicht richtig wahrgenommen. Das ist schon ein weitreichender Fehler, der da passiert ist. Es ist seit Jahren bekannt, was auf uns zukommen wird, was, wie im letzten Jahr, auf uns zukommt. Das war im Vorhinein bekannt, dass das passieren wird, trotzdem ist nicht präventiv darauf reagiert worden, ist zu wenig in der Prävention passiert.

Sicherheit beginnt mit belastbaren Daten. Sicherheit beginnt in Definitionen, worüber denn eigentlich gesprochen wird, und wenn es ein Problem gibt, einfache Dinge wie Asylberechtigte beziehungsweise Asylanträge zu unterscheiden, dann ist das durchaus etwas, das man kritisieren kann. Wenn wir dann in den Bereich der Notverordnungen gehen, die auch kommen werden, dann ist es noch heikler. Ich mache mir große Sorgen, wenn nicht im Vorhinein definiert wird, wann diese Notverordnungen zum Tragen kommen. Dann werden wir wirklich ein Problem haben, weil dann ganz willkürlich darüber entschieden werden wird, wann solche erlassen werden.

Es gibt noch einen Aspekt der gefühlten Sicherheit, und das ist Verantwortung. – Herr Bundeskanzler, ich frage mich durchaus manchmal, wer im Regierungsteam wofür zuständig ist; Kollege Scherak hat es auch schon erwähnt! Es gibt mehrere Minister,


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die sich in diesem Bereich zu Wort melden. Es gibt Minister Kurz, Minister Doskozil, es gibt auch Minister Sobotka, die durchaus Dinge sagen, die einander ergänzend sind, wenn nicht sogar widersprüchlich. Zuletzt hat der Verteidigungsminister in Ungarn über Rückführungen gesprochen und angeboten, dass Österreichs Soldaten an der Grenze aushelfen können. Außenminister Kurz hat reflektiert über Australien und vorgelagerte Inseln und überlegt, was man hier in Europa nicht alles anstellen könnte.

Das klingt in Summe nicht nach einem seriösen Plan beziehungsweise klingt das vielleicht für manche sogar nach einem ernst zu nehmenden Plan, obwohl es irgendwie nur entwichene Gedanken sind. Das sind keine Lösungen, das sind Symptombekämp­fungen mit undurchführbaren Ideen, und damit ist es nicht viel mehr als innen­politisches Marketing und kein ganzheitlicher Ansatz zur Problemlösung, der vielleicht auch noch bis zur Wurzel dieses Problems gehen würde.

Konkrete Probleme hingegen wie zum Beispiel die Außerlandesbringungen werden nicht gelöst. Wir haben Defizite im Bereich der Rückführungszertifikate, mangelnde Kooperationen, lange Verfahrensdauern. Wir stellen Bescheide für Außerlandesbrin­gungen aus, die nicht exekutiert werden können, weil einfach die Mittel dafür fehlen. Ein Hinweis darauf, dass es im Sicherheitsbereich möglicherweise doch Unzufrieden­heiten und Defizite gibt, ist die Tatsache, dass die ehemalige Innenministerin Mikl-Leitner bis 2019 50 000 Außerlandesbringungen durchgeführt haben wollte. Ich gehe davon aus, dass das auch für ihren Nachfolger gilt. Das wird uns vor gewaltige Herausforderungen stellen, die überhaupt noch nicht bedacht worden sind.

Der Verteidigungsminister – anderes Ressort – hat am 10. Februar angekündigt, dass es binnen Monatsfrist zu Abschiebungen von Flüchtlingen mit Militärtransport­ma­schinen des Typs C‑130 Hercules kommen soll. Im Juli sollen diese tatsächlich statt­finden. Diese Variante ist aber teuer, sie ist unnötig und soll außerdem im falschen Ressort angesiedelt werden. Das Gutachten hat auch gezeigt, dass mit dieser Maschine maximal 14 männliche Personen abgeschoben werden können, der Rest ist sozusagen Begleitpersonal. Damit wird das nicht funktionieren. Es gibt keinen Plan, wie das bis 2019 funktionieren soll. Das Innenministerium ist wirklich angehalten, dafür einen Plan aufzustellen.

Generell: Uns muss klar sein, dass langfristig nur ein europäischer Ansatz dieses Sicherheitsgefühl wiederherstellen können wird und gerade nationalistische Egoismen nicht weiterhelfen können, da die Ereignisse in Syrien, Mali und Libyen auch Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl in diesem Land haben. Ein Zaun bezie­hungsweise (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen) – ich komme gleich zum Schluss – eine Tür mit Seitenteilen, das Reflektieren über irgendwelche Inseln, das sind nichts anderes als verzweifelte Akte und ein Symbol für die Aneinanderkettung von staatlichem und europäischem Versagen in dieser Frage. (Beifall bei den NEOS.)

10.32


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schenk. – Bitte.

 


10.32.22

Abgeordnete Martina Schenk (STRONACH): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Werte Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Bun­deskanzler Kern hat in seiner Rede heute gesagt: Wir müssen uns den Realitäten stellen. – Das kann man soweit, glaube ich, unterstützen. Die Frage ist allerdings: Welchen Realitäten?


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Wenn man sich die letzten Wochen und Tage ein bisschen anschaut und diese Revue passieren lässt, dann kommt man zu dem Schluss, dass die Aussagen des Kanzlers und des Regierungspartners ÖVP divergieren und die Bevölkerung sehr verunsichern.

Herr Bundeskanzler, wenn Sie sagen, die Zahlendiskussionen interessieren Sie im Grunde nicht besonders, dann, muss ich sagen, ist das schon ein sehr eigenartiges Amtsverständnis, das Sie hier an den Tag legen. Wie wollen Sie denn arbeiten, wie wollen Sie denn Lösungen finden, wie wollen Sie das Problem lösen, wenn Ihnen das Problem mehr oder weniger egal ist? Das kann ich nicht nachvollziehen! (Beifall bei Team Stronach und FPÖ.)

Sie haben heute auch gefragt: Welches Bild schaffen wir denn? – Das ist eine gute und berechtigte Frage, aber leider sind Sie die Antwort darauf schuldig geblieben.

Sie sind auch die Antwort darauf schuldig geblieben, wie viele von den Menschen, die zu uns kommen, denn jetzt tatsächlich Flüchtlinge sind, wie viele konkret verfolgt und wie viele Wirtschaftsflüchtlinge sind. Aber ich denke, dass wir keine befriedigende Antwort von Ihnen bekommen werden, wenn Sie schon von den vorhandenen Zahlen nur die Hälfte angeben. Von 11 000 wird gesprochen, 20 000 oder 22 000 sind es. – Wie soll sich denn da jemand auskennen?

An die Damen und Herren von der ÖVP gerichtet möchte ich sagen, dass Ihr neuer Innenminister zwar engagiert ist und sich auch dafür ausgesprochen hat, dass wir die Verordnung umsetzen müssen, wonach die Asylwerber schon direkt an der Grenze zurückgewiesen werden sollen. Er hat gemeint, das ist erreicht. Seine Sprecherin rückt dann aus und sagt: Nein, nein, das war nicht so gemeint, nur in der Arbeitswelt ist das Maß voll.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie tragen damit wirklich zur Verunsicherung der Bevölkerung bei, und das ist nicht seriös! (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Ich darf auch auf die Ausführungen des Kollegen Schieder eingehen, der vorhin gemeint hat, es finde eine Eskalation in der Sprache statt, die FPÖ betreibe Hetze et cetera, et cetera. Ich darf daran erinnern oder die Frage stellen: Wer hat denn im Präsidentschaftswahlkampf ein „Krüppellied“ ins Internet gestellt und dem Kandidaten Hofer gewidmet? – War das vielleicht der Mitarbeiter des Kollegen Hundstorfer? Herr Schieder, es wäre auch interessant, das zu wissen, denn Sie können nicht Öl ins Feuer gießen und dann mit der Feuerwehr ankommen und sagen: Ja, ich bin jetzt da zum Löschen! Ich meine, so geht das ja auch nicht! (Beifall bei Team Stronach und FPÖ.)

Vom neuen Stil, vom New Deal ist nicht mehr viel übrig geblieben. Herr Bundeskanzler, Sie haben in Ihrer Antrittsrede gesagt, Sie wollen alles anders machen, Sie wollen alles besser machen, Sie wollen alle miteinbinden. – Wie schaut es denn jetzt damit aus? Gab es schon einen Asylgipfel mit allen Parteien, mit den Oppositionsparteien, mit den Vorschlägen der Oppositionsparteien? Gibt es so etwas? Ist so etwas geplant oder nicht?

Es hat eine Reihe von Vorschlägen gegeben – unser Klubobmann hat es auch schon angesprochen –, was Wartezentren in Nordafrika betrifft, Rückführungen, Betreuung der Menschen vor Ort. Das würde eine Kostenreduzierung bei uns bedeuten, wenn wir vor Ort betreuten und nicht hier in Österreich. Diese Vorschläge der Opposition liegen auf dem Tisch, und ich bin mir sicher, dass nicht nur wir Vorschläge haben, sondern auch die anderen konstruktiven Oppositionsparteien, die sich für die Österreicherinnen und Österreicher einsetzen. In diesem Hohen Haus gibt es ja leider nur zwei, nämlich das Team Stronach und die Freiheitliche Partei, das muss man hier an dieser Stelle auch einmal ganz klar sagen. (Beifall bei Team Stronach und FPÖ.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 56

Hören Sie auf mit diesen Verunsicherungen! Hören Sie damit auf, falsche Zahlen zu nennen! Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, von Ihnen richtig informiert zu werden, über richtige Zahlen informiert zu werden. Schließlich hat ja auch Ihr Kollege Vertei­digungsminister Doskozil gesagt, wir müssen mit Zahlen sorgfältiger umgehen, sonst machen wir uns bei der Bevölkerung lächerlich. Nehmen Sie dieses Zitat mit, schreiben Sie es sich hinter die Ohren und handeln Sie auch danach! – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

10.37


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Doppler. – Bitte.

 


10.37

Abgeordneter Rupert Doppler (ohne Klubzugehörigkeit): Frau Präsidentin! Herr Bun­deskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zur Aktuellen Stunde „Sicherheit statt Asyl-Zahlentricksereien, Herr Bundeskanzler!“, zur Verwirrung um die Anzahl der Asylanträge ganz sachlich gesprochen, Herr Bundeskanzler: Diese Bundesregierung hat selbst eine Asyl-Ober­grenze von 37 500 Asylanträgen festgelegt. – Stimmt das? Vor Kurzem gab es nämlich eine große Verwirrung um die Anzahl der Asylanträge. Der Herr Bundeskanzler sprach plötzlich nur mehr von 11 000 Anträgen, obwohl zu diesem Zeitpunkt 22 000 Anträge vorlagen. Diese Zahl von 11 000 Anträgen, meine sehr geehrten Damen und Herren, ergibt sich laut Bundeskanzler, wenn man die Anträge auf Familiennachzug sowie jene nach Dublin-Verfahren abzieht, bei denen ein anderer Staat zuständig ist. – Eine tolle Berechnung, Herr Bundeskanzler!

Auch nicht eingerechnet in diese Berechnung ist die Darstellung des Herrn Bun­deskanzlers, dass die meisten Dublin-Fälle doch in Österreich landen, weil andere Staaten die Asylsuchenden nicht zurücknehmen.

Der Herr Verteidigungsminister, meine sehr geehrten Damen und Herren, brachte das dann in einer Zeitung zum Ausdruck und auf den Punkt: Die Regierung – von Kollegin Schenk angesprochen – wäre besser beraten, alle Zahlen zu veröffentlichen. Wir müssen mit den Zahlen sorgfältiger umgehen, sonst macht sich diese Bundesregierung bei der Bevölkerung lächerlich! – Nicht von irgendjemandem von der Opposition oder von sonst jemandem, sondern das ist die Aussage vom Herrn Verteidigungsminister.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, dass die Flüchtlingspolitik keine leichte Aufgabe ist, steht ohne Zweifel fest, dass diese EU, aber auch diese Bundesregierung in der Flüchtlingspolitik total versagt hat, steht auch außer Frage! – Herzlichen Dank. (Beifall bei FPÖ und Team Stronach.)

10.39


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Winter. – Bitte.

 


10.39.40

Abgeordnete Dr. Susanne Winter (ohne Klubzugehörigkeit)|: Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Werte Bundesregierung! Werte Kollegen und Kolleginnen! Zahlentrick­sereien hin oder her, Zahlentrickserei ja oder nein: Würden die Gesetze eingehalten werden, bräuchten wir all das nicht, und das wäre schon eine große Erleichterung für die Bevölkerung.

Wir bräuchten weder von richtigen noch unrichtigen Zahlen zu sprechen. Wir bräuchten keine Obergrenzen. Wir würden nicht von Asylpleite sprechen. Wir bräuchten nicht von Flüchtlingskrise zu sprechen, denn all das, was ich hier aufgezählt habe, ist eigentlich nur die Wirkung. Über die Ursachen wurde heute eigentlich nur marginal gesprochen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 57

Dass Österreich kein Land ist, in dem Milch und Honig fließen, dass wir kein Ein­wanderungsland sind und dass wir auch nicht alle Menschen hier beherbergen können, ich glaube, das ist für uns alle ganz klar und eindeutig, aber es ist auch klar, dass wir Österreicher allein dieses weltweite Problem durch irgendwelche Maßnahmen nicht lösen können.

Wenn man sich unendlich viele Studien ansieht, die sich genau mit diesen Themen beschäftigen, dann kommt heraus, dass ein politisches Hickhack in dieser Materie absolut nicht gefragt ist. Was die Menschen wollen, das sind Ruhe, Frieden, Zusam­menarbeit der Politik und ein gesichertes Leben. Was sie nicht wollen oder wo ihre Ängste liegen – und da liegt eigentlich die Unterwanderung erst an vierter, fünfter Stelle –, wovor sie sich wirklich fürchten und warum sie sich fürchten, das ist die Sorge um ihren Arbeitsplatz und um ihre Gesundheit.

Herr Kollege Strache hat ja in seinen Ausführungen gemeint, na ja, jetzt kommen noch die Zuwanderer aus Afrika, das müssen wir besprechen und das konnte man nicht vorhersehen. Ich darf ihn kurz auf eine Rede von Gaddafi am 30. April 2011 hinweisen, als Gaddafi klar und eindeutig sagte: 

„Und jetzt hört, ihr, die Leute der NATO! Ihr bombardiert jetzt die Mauer,“ – und damit meinte er Libyen –„ die die afrikanische Migration nach Europa aufhält.“

Er führte noch weiter aus, wie diese Zuwanderung aussehen wird. Und genau das ist eingetroffen. Er definierte auch die NATO noch weiter. Ich glaube, auch da ist ein Anknüpfungspunkt, den wir nicht außer Acht lassen sollten. Er meinte, dass die NATO ein US-geführtes Angriffsbündnis sei, das völkerrechtswidrige Rohstoffkriege führt und damit Unruhe in der Welt produziert.

Das ist eine der Ursachen, weshalb es zu dieser Wanderung, zu dieser Flücht­lings­welle, wie auch immer, kommt. Wir zerbomben – wir, da sind alle, auch die westlichen Staaten, miteingeschlossen – den Menschen ihre Heimat. Sie kommen dann zu uns. Hier werden sie „gelagert“, es ist eine Art Lagerhaltung, die wir betreiben, und das macht mir große Sorgen. Das ist etwas, das das Aggressionspotenzial unter den Men­schen extrem fördert.

Eine zweite Ursache, die man nicht außer Acht lassen darf und die immer wieder nur in alternativen Zeitschriften zu finden ist, ist unsere Wirtschaft. Wir haben uns immer noch nicht zu einer Kreislaufwirtschaft durchringen können. Wir beuten den reichsten Kontinent an Bodenschätzen und sonstigen Schätzen aus, und das ist Afrika. Wir bereichern uns und wir gehen nicht sorgsam damit um.

Die dritte Ursache ist die Einladungspolitik der Frau Merkel, der sogenannten mäch­tigsten Frau der Welt. Ich denke, das wird wohl Deutschland selber regeln können. Herrn Schäubles Aussagen mit seiner Argumentation über den Inzest und die Abschot­tung sind ja auch nicht gerade förderlich.

Ich habe vor einigen Tagen ein neues Buch erstanden, und zwar von Michael Lüders. Es heißt: „Wer den Wind sät“. Er beschäftigt sich darin genau mit den Auswirkungen, die die europäische Wirtschaft im Orient hat. Er ist auch geopolitisch sehr versiert, er sagt, dass er eine baldige Lösung in der Flüchtlingsfrage oder für die Kriege im Nahen Osten für absolut ausgeschlossen hält. Diese Entwicklung sei nicht mehr zu kontrol­lieren.

Ich denke – um noch einen positiven Ansatz als Schlusssatz zu sagen –, wir sollten tatsächlich versuchen, erstens ein neues strategisches Gleichgewicht in dieser Welt zu fördern. Dann müssten wir auch etwas mehr Geopolitik betreiben und zuallererst unsere rosarote Brille in Bezug auf die USA absetzen. Zweitens sollten die Sanktionen gegen Russland nicht mehr aufrechterhalten, sondern aufgehoben werden.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 58

Dann können nachfolgende Generationen diesen Satz nicht mehr an uns weitergeben: „Tore fallen und ihr schreit, Bomben fallen und ihr schweigt.“  – Danke.

10.44


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist hiezu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Ich danke dem Herrn Bundeskanzler.

10.44.55Einlauf und Zuweisungen

 


Präsidentin Doris Bures: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 9367/J bis 9481/J

Zurückziehung: 9268/J und 9271/J

Schriftliche Anfrage an die Präsidentin des Nationalrates:

27/JPR

2. Anfragebeantwortungen: 8416/AB bis 8610/AB

Anfragebeantwortung (Präsidentin des Nationalrates):

25/ABPR

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz über die Errichtung der Bundesanstalt „KZ-Gedenkstätte Maut­hau­sen/Maut­hausen Memorial“ (Gedenkstättengesetz – GStG) (1150 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz, das EU-Polizeikoope­rationsge­setz und das Waffengebrauchsgesetz 1969 geändert werden (Präventions-Novelle 2016) (1151 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Haftungsgesetz-Kärnten erlassen und das Bundes­haf­tungs­obergrenzengesetz, das ABBAG-Gesetz, das Bundesgesetz zur Schaffung einer Abbaueinheit und das Finanzmarktstabilitätsgesetz geändert werden (1152 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Wirksamwerden der Verordnung (EU) 2015/2365 über die Transparenz von Wertpapierfinanzierungsgeschäften (SFT-Vollzugsgesetz) erlassen wird und das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz, das Investmentfondsgesetz 2011, das Alternative Investmentfonds Manager-Gesetz und das Betriebliche Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz geändert werden (1174 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Rundfunkgebührengesetz, die Fernmeldegebühren­ord­nung und das Fernmeldegebührengesetz geändert werden (1175 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Fernsprechentgeltzuschussgesetz geändert wird (1176 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Wertpapieraufsichtsgesetz 2007 geändert wird (1177 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird, die Verpflich­tung zu Bildung oder Ausbildung für Jugendliche geregelt wird (Ausbildungspflicht­gesetz) sowie das Arbeitsmarktservicegesetz, das Behinderteneinstellungsgesetz und das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz geändert werden (Jugendausbildungs­ge­setz) (1178 d.B.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 59

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 67 Abs. 4 BHG 2013 über die Ergebnisse des Beteiligungs- und Finanzcontrolling zum Stichtag 31. März 2016 (Vor­lage 104 BA)

Bericht des Bundesministers für Finanzen über die Entwicklung des Bundeshaushaltes von Jänner bis April 2016 (Vorlage 105 BA)

Bericht über die wirkungsorientierte Folgenabschätzung 2015 gemäß § 68 Abs. 5 BHG 2013 iVm § 6 Wirkungscontrollingverordnung, vorgelegt vom Bundeskanzler (Vorlage 106 BA)

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 78 betreffend „Aufnahme und Förderung von Elektroautos und Carsharing in die Straßenverkehrsordnung“, überreicht vom Abgeordneten Michael Pock

Bürgerinitiative Nr. 102 betreffend „Wahlfreiheit braucht Wahlmöglichkeit! Die Errich­tung von Modellregionen ohne das Angebot von Sonderschulen oder Sonderschul­klassen darf nicht so weit reichen, dass das Recht der Betroffenen auf Wahlfreiheit beschnitten wird“

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes Reihe Bund 2016/6 (III-269 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes Reihe Bund 2016/7 (III-271 d.B.)

Verfassungsausschuss:

Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern gemäß Art. 15a B-VG über das Verwaltungs- und Kontrollsystem in Österreich für die Durchführung der operationellen Programme im Rahmen des Ziels „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“ und des Ziels „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ für die Periode 2014–2020 (1158 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie:

Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2016, vorgelegt vom Bun­des­minister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und vom Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie (III-275 d.B.)

Ausschuss für innere Angelegenheiten:

Bericht des Bundesministers für Inneres über die Anwendung und die Erfahrungen mit dem „Prüm-like-Abkommen“ aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 29. Februar 2012, 232/E XXIV.GP (III-277 d.B.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 60

Landesverteidigungsausschuss:

Bericht des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport betreffend den Jah­resbe­richt 2015 der Parlamentarischen Bundesheerkommission für Beschwerdewe­sen und Stellungnahme des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport (III-272 d.B.)

Umweltausschuss:

Berichte des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt­schaft betreffend Umweltinvestitionen des Bundes 2015 sowie Österreichs JI-CDM-Programm 2015 einschließlich der Finanzvorschau über die dem Bund aus der Vollzie­hung des Umweltförderungsgesetzes erwachsenden Belastungen (III-274 d.B.)

Bericht des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt­schaft gemäß § 12 Abs. 1 Ozongesetz, BGBl. Nr. 210/1992 i.d.g.F. (Ozonbericht 2012–2014) (III-279 d.B.)

Bericht des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser­wirt­schaft gemäß § 23 Immissionsschutzgesetz-Luft, BGBl. I Nr. 115/1997 i.d.g.F. (IG-L-Bericht 2012–2014) (III-280 d.B.)

Fortschrittsbericht 2016 nach § 6 Klimaschutzgesetz, vorgelegt vom Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (III-281 d.B.)

Unterrichtsausschuss:

Nationaler Bildungsbericht Österreich 2015, vorgelegt von der Bundesministerin für Bildung und Frauen (III-276 d.B.)

Verfassungsausschuss:

Tätigkeitsbericht des Verfassungsgerichtshofes für das Jahr 2015, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien (III-273 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Jahresbericht 2015 der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte, vorgelegt vom Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie (III-278 d.B.)

C. Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG:

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen

*****

10.44.57Ankündigung eines Dringlichen Antrages

 


Präsidentin Doris Bures: Der Klub der NEOS hat gemäß § 74a Abs. 2 der Geschäfts­ordnung vor Eingang in die Tagesordnung das Verlangen gestellt, den zum gleichen Zeitpunkt eingebrachten Selbständigen Antrag 1731/A(E) der Abgeordneten Dr. Strolz, Kolleginnen und Kollegen betreffend „neuer Stil durch transparente, professionelle und objektive Stellenbesetzung hinsichtlich der Wahl des/der ORF-Generaldirektors/in sowie der Ernennung von Minister_innen und Verfassungsrichter_innen“ dringlich zu behandeln. 

Gemäß der Geschäftsordnung wird der Dringliche Antrag um 15 Uhr behandelt wer­den.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 61

Fristsetzungsantrag

 


Präsidentin Doris Bures: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich weiters mit, dass Herr Abgeordneter Dr. Scherak beantragt hat, dem Justizausschuss zur Berichterstat­tung über den Antrag 498/A der Abgeordneten Dr. Scherak, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch geän­dert wird, eine Frist bis zum 28. Juni 2016 zu setzen.

Der gegenständliche Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhandlungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht werden.

Behandlung der Tagesordnung

 


Präsidentin Doris Bures: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 5 bis 7, 9 und 10 sowie 13 und 14 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.

Gibt es dagegen einen Einwand? – Das ist nicht der Fall.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

Redezeitbeschränkung

 


Präsidentin Doris Bures: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 8 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 108, FPÖ 100, Grüne 84 sowie NEOS und STRONACH je 44 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tagesordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 22 Minuten. Darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten je Debatte beschränkt. (Abg. Lopatka spricht mit Vizekanzler Mitterlehner.)

Herr Klubobmann Lopatka, wir sind in einem Abstimmungsvorgang. (Abg. Schieder  in Richtung des Abg. Lopatka –: Ja, was ist?!)

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die soeben dargestellten Redezeiten.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein dies­be­zügliches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Damit ist die erforderliche Zweidrittelmehrheit gegeben.

10.47.441. Punkt

Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (1122 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem das Studienförderungsgesetz 1992 geändert wird (1153 d.B.)

 


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zum 1. Punkt der Tagesordnung.

Ich begrüße den Herrn Vizekanzler.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Töchterle. – Bitte.

 


10.48.09

Abgeordneter Dr. Karlheinz Töchterle (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Heute steht eine Novelle des Studienförderungsgesetzes zur Debatte.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 62

Wir haben dieses Gesetz, das aus dem Jahr 1992 stammt, im Jahr 2014 zum letzten Mal novelliert.

Wir taten es damals – und tun es heute – auf der Basis von validen Daten, die wir ermittelt haben, als es darum ging, zu fragen, ob unser Studienbeihilfengesetz den aktuellen Anforderungen genügt. Dazu haben wir das Institut für Höhere Studien beauftragt, es zu evaluieren, und zwar mit der Bereitschaft, es ganz grundsätzlichen Neuerungen zu unterziehen, falls es diese Neuerungen braucht.

Wir haben zu unserer angenehmen Überraschung damals festgestellt, dass das Studienförderungsgesetz durchaus tauglich ist und seine Notwendigkeiten passabel erfüllt. Da und dort gibt es aber natürlich Verbesserungsbedarf, so etwas ist immer der Fall.

Wir haben diese Evaluierung auch in der Hochschulkonferenz, in der die Vertreter der Hochschulen, aber auch die Vertreter der Studierenden sitzen, debattiert. Es gibt dort eine Arbeitsgruppe „Soziale Absicherung Studierender“. Auf Basis dieser Prozesse haben wir bereits 2014 eine Novelle gemacht und machen jetzt wieder eine. Die Debatten ergaben, dass die Studienförderung zwar treffsicher und tauglich ist, dass sie aber gewisse Schwächen hat. Die Schwächen, die damals erkannt wurden, waren vor allem Schwächen bei Studierenden mit Kindern und bei älteren Studierenden.

Dieses Mal nehmen wir vor allem die erhöhten Förderungsbedürfnisse für ältere Studierende in den Blick. Wir erhöhen also die Höchststipendien für Studierende über 27 Jahren. Wir erlauben jetzt älteren Stipendienbeziehern, auch wenn sie nicht aus­wärts wohnen, somit unabhängig von ihrem Wohnsitz, die Höchstsumme zu lukrieren. Wir erleichtern die Berechnung, wann ein Studierender als auswärtiger Studierender gilt. Dafür ist die Entfernung von Wohn- und Studienort entscheidend, die bisher über eine sehr komplizierte Verordnung mit den Gemeinden berechnet wurde. Wir entbürokratisieren also auch in diesem Bereich, wie ich überhaupt sagen muss, dass die Studienförderung mit einer extrem schlanken Bürokratie auskommt. Das muss auch einmal betont werden. Sie hat dafür sogar schon Preise eingeheimst.

Wir sorgen auch dafür, dass der Freiwilligeneinsatz im Sinne des Freiwilligengesetzes anerkannt wird, sodass Freiwilligendienste in die maximale Beziehungszeit einge­rechnet werden. Wir nehmen also eine Fülle von Verbesserungen vor.

Wir erhöhen auch die Rechtssicherheit für Bezieher von Studienabschlussstipendien. Das ist ein Bündel guter, richtiger Maßnahmen, das zirka 5,5 Millionen € zusätzlich kosten wird. Das Gesamtvolumen, mit dem wir Studierende in Österreich fördern, beträgt jährlich zirka 200 Millionen €.

Das heißt, wir machen ein an und für sich schon gutes Gesetz noch besser. Ich freue mich, dass es dafür breite Zustimmung gibt beziehungsweise sich breite Zustimmung abzeichnet. Natürlich gibt es immer zusätzliche Wünsche. Das ist klar. Wir müssen uns nach den Möglichkeiten richten, die wir haben. Ich denke, im Rahmen dieser Mög­lichkeiten ist es eine gute Sache. Und ich freue mich, wenn sie breite Zustimmung findet. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

10.52


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. – Bitte.

 


10.52.40

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Bundesminister! Kollege Töchterle hat es schon eingehend dargestellt: Wir können heute einige Maßnahmen zur Verbesserung der Studienförderung beschließen. Das sind gute und wichtige und richtige Schritte.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 63

Sie haben es bereits dargestellt. Es geht darum, sogenannte ältere Studierende besser zu unterstützen, also Studierende über 27. Das sind – jetzt nur zur Klarstellung – nicht Bummelstudenten, sondern es ist so, dass immer häufiger Leute nicht gleich unmittelbar nach der Matura mit dem Studium beginnen, sondern später. Es geht darum, dass wir da eben auch entsprechend helfen können. Das gilt auch für Leute, die nicht am Studienort wohnen. Außerdem anerkennen wir freiwilliges soziales Engagement in der Anrechnung. Das sind gute und richtige Schritte.

Die Studienförderung ist ein wesentliches Instrument, das hilft, die soziale Durch­mischung an den Universitäten zu verbessern. Da stellen wir Entwicklungen fest, die Schritte über die kleinen, richtigen und wichtigen, die wir heute setzen, hinaus notwendig machen würden, denn die Entwicklung, die wir in den letzten Jahren feststellen, ist, dass der Anteil der Studierenden, die Anspruch auf Studienförderung haben, immer geringer wird und dass der Wert der Studienförderung durch die Inflation immer mehr sinkt.

Das heißt, es ist dringend notwendig, da anzusetzen und Maßnahmen zu setzen, die dazu führen, dass wieder mehr anspruchsberechtigt sind, die die Unterstützung ja auch brauchen, und dass die Unterstützung auch wieder den entsprechenden Wert hat. Das heißt, dass wir in den kommenden Monaten, hoffentlich, Jahren, eine Valorisierung der Studienbeihilfe in Angriff nehmen wollen und in Angriff nehmen müssen. Der Herr Minister hat auch schon Signale in diese Richtung gesetzt, dass er eine derartige Entwicklung auch für notwendig hielte.

Wir haben im Wissenschaftsausschuss, wo diese Maßnahmen, die wir heute be­schließen, auch schon diskutiert worden sind, den Bericht zur sozialen Lage der Studierenden diskutiert und dort vor allem drei Entwicklungen festgestellt, nämlich dass der Anteil der Studierenden, die neben dem Studium berufstätig sind, wächst, dass in Wirklichkeit der überwiegende Anteil der Studierenden bereits berufstätig ist, und zwar in einem Ausmaß – die Hälfte jener, die arbeiten – von über 16 Stunden in der Woche, also in einem Ausmaß, das den Studienfortgang wirklich beeinträchtigt. Außerdem wurde festgestellt, dass die Lebenshaltungskosten für alle, also auch für die Studie­ren­den, immer stärker steigen. Vor allem die Wohnkosten sind ein großes Problem. Wie schon vorhin dargestellt, ergab sich, dass aber die Studienbeihilfe durch die Infla­tion immer mehr an Wert verliert, sodass wir hier dringend eine Wertanpassung brauchen. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist aus unserer Sicht ganz wichtig, in den nächsten Jahren drei Schritte zu setzen. Der erste Schritt, den ich schon ausgeführt habe, ist: Wir brauchen dringend eine Valorisierung der Studienbeihilfe, damit wieder mehr Studierende Studienförderung bekommen, und das in einer entsprechenden Höhe.

Wir müssen weiters Maßnahmen setzen, um die Vereinbarkeit von Studium und Beruf zu erleichtern, um auch da die Auswirkungen auf die Studiendauer wieder ein bisschen in den Griff zu bekommen und unterstützend wirken zu können.

Und wir brauchen wieder Maßnahmen, um das studentische Wohnen leistbarer zu machen. Da müssen wir neue Instrumente entwickeln, um besser unterstützen zu können.

Das heißt, heute setzen wir kleine, wichtige, richtige Schritte in die richtige Richtung. Aber ich möchte betonen, dass wir wissen, dass größere Schritte notwendig sind, und wollen, dass wir diese in absehbarer Zeit auch beschließen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Töchterle.)

10.56


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Karlsböck. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 64

10.56.54

Abgeordneter Dr. Andreas F. Karlsböck (FPÖ): Frau Präsident! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir Freiheitliche werden der Änderung des Studien­för­derungsgesetzes 1992 zwar zustimmen, weil sie einige Verbesserungen gegenüber dem Status quo enthält, hätten uns aber weit mehr erwartet, denn die Novelle enthält nur kleine Verbesserungsschritte, die eher technischen Anpassungen entsprechen, die aber keine grundlegenden Änderungen im studentischen Förderwesen bewirken werden.

Es gibt vor allem keine Anpassung bei den Leistungs- und Förderstipendien. Aber gerade Leistungsstipendien bilden ein Gegengewicht zum wenig treffsicheren Gieß­kannenprinzip. Umso unverständlicher ist es, dass man die dafür aufgewendeten Budgetmittel seit Jahren nicht erhöht hat. Mit 9,5 Millionen € ist der Betrag, den die Bundesregierung jährlich leistungswilligen und begabten Studierenden zukommen lässt, eigentlich lächerlich gering.

Mit der vorliegenden Novelle hat man wieder eine Gelegenheit versäumt, die längst fälligen Anpassungen vorzunehmen. Wir können das nicht nachvollziehen. Ich denke, Herr Bundesminister, dass Ihnen der Leistungsgedanke nicht egal sein kann. Wie auch immer: Das Versäumnis zeigt, dass alle hehren Bekenntnisse der Bundesregierung zum Wissenschaftsstandort Österreich hohle Phrasen bleiben, denen keine adäquaten Taten folgen.

Auch unser Antrag, der Antrag der FPÖ, bezüglich der Zuverdienstberechnung hat in der gegenständlichen Novelle zum Studienförderungsgesetz leider keine Berücksich­tigung gefunden. Angesichts der angespannten sozialen Situation vieler Studierender, die auch in der jüngst vom IHS durchgeführten Erhebung zur sozialen Lage der Studierenden 2015 zum Ausdruck kommt, wäre unsere Forderung, Einkünfte in vorlesungsfreien Zeiten sowie Einkünfte in Zeiten, in denen keine Beihilfe bezogen wird, nicht zur Eigenleistung zu zählen, ein wichtiges Signal in Richtung Verbesserung der angespannten finanziellen Situation unserer zukünftigen Akademiker gewesen.

Es ist Ihnen wahrscheinlich nicht entgangen, Herr Bundesminister, dass sich gerade die Lage von Studierenden, die aus sozial schwachen Familien kommen, durch gestiegene Wohnkosten oder Heimplatzpreise massiv verschlechtert hat, sodass immer mehr von ihnen in Nebenjobs ausweichen, so ihr Leben finanzieren müssen, was wiederum zu einer Verlängerung des Studiums und zu einem späteren Einstieg ins Berufsleben führt.

Ich glaube nicht, Herr Vizekanzler, dass Sie das wollen. Aber wenn Sie das nicht wollen, dann muss man endlich für eine Anpassung der Leistungsstipendien sorgen. Die bereits erwähnten 9,5 Millionen € für leistungswillige und begabte Studierende sind mit nur 5 Prozent der Gesamtaufwendungen gedeckelt und bleiben beschämend gering.

Ein anderes Thema: Während so manche Eliten die Forderung erhoben haben und auch heute wieder erheben, Flüchtlingen und subsidiär Schutzberechtigten künftig Studienbeihilfe zur Studienvorbereitung zu gewähren, müssen sich vor allem sozial schwache Österreicher unter großen Entbehrungen einen Platz an der Universität erkämpfen, zumal auch viele Studienplätze an heimischen Universitäten von auslän­dischen Studierenden besetzt werden und heimischen Studierenden damit verloren gehen.

Wenn man schon für Internationalität und Weltoffenheit eintritt, wie wir es ja alle hier tun, und auch grenzüberschreitende Mobilität fördert, muss man auch dafür sorgen, dass Studienplätze in ausreichender Zahl bereitgestellt und vor allem ausfinanziert


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 65

werden. Diese Forderung stellen wir schon lange und haben auch schon unzählige Anträge dazu eingebracht, die aber leider immer wieder schubladisiert werden.

Die Forderung der neuen uniko-Führung nach einem Studienplatzmanagement mit neuen Aufnahmeverfahren ist hochschulpolitisch, so finden wir, auch ein falsches Signal, weil neue Zugangshürden eine Verschlechterung und eine Aushöhlung des freien Uni-Zugangs bedeuten, der jedoch aus unserer Sicht unverzichtbar ist.

Mein Appell geht daher an die Bundesregierung, speziell an Sie, Herr Vizekanzler Mitterlehner, endlich auch mit der Europäischen Union über Ausgleichszahlungen für jene Kosten zu verhandeln, die von Studierenden aus der EU in Österreich verursacht werden; immerhin geht es dabei um 650 Millionen € jährlich. Das Argument, das wir immer wieder hören, es gehe rechtlich nicht, geht ins Leere, weil nichts in Stein gemeißelt ist; das sehen wir dieser Tage beim Referendum über den Verbleib von Großbritannien in der Europäischen Union. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Recht­liche Rahmenbedingungen können natürlich auch geändert werden – selbstbewusstes Auftreten vorausgesetzt.

Herr Vizekanzler, werden Sie Ihrem Spitznamen gerecht, gehen Sie – reiten Sie! – nach Brüssel und holen Sie unser Geld zurück! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.02


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Maurer. – Bitte.

 


11.02.06

Abgeordnete Sigrid Maurer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuschaue­rinnen und Zuschauer auf der Galerie und vor diversen Geräten! Wir diskutieren heute die Studienförderung, die ja eigentlich dazu gedacht ist, ausgleichend zu wirken, die dazu gedacht ist, dass alle, die möchten, studieren können. Es sollte eben nicht davon abhängen, ob jemand aus einem reichen Elternhaus kommt oder nicht. Diese Studienförderung wird jetzt in einem sehr kleinen Bereich geändert, aber wir begrüßen diese Änderungen und werden sie auch mit beschließen.

Es muss jedoch schon die grundsätzliche Frage gestellt werden, ob dieses Stipen­diensystem noch zeitgemäß ist. Wir haben im Ausschuss neben dieser Gesetzesän­derung auch den Bericht betreffend Materialien zur sozialen Lage der Studierenden diskutiert – dieser ist von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des IHS präsentiert worden –, und ein paar Zahlen darin sind schon alarmierend. Das ist keine neue, sondern eine fortschreitende, nachhaltige Entwicklung, die wir seit vielen Jahren beobachten. Auch schon in den Studierenden-Sozialerhebungen 2009 und 2011 und in der jetzt besprochenen Studierenden-Sozialerhebung 2015 sieht man, dass das Bild dasselbe geblieben ist.

Ich möchte ein paar Zahlen nennen, um zu illustrieren, wie die soziale Lage der Studierenden tatsächlich aussieht. 50 Prozent aller Studierenden geben an, finanzielle Schwierigkeiten zu haben. 25 Prozent sagen überhaupt, sie sind permanent von sehr großen finanziellen Schwierigkeiten betroffen. Zwei Drittel aller Studierenden müssen arbeiten, um sich ihr Studium zu finanzieren; der Median – Frau Kollegin Kuntzl hat es bereits erwähnt – sind 16 Stunden. Das ist schon ein recht großes Ausmaß, wenn wir daran denken, dass die Politik ja von den Studierenden immer verlangt, möglichst schnell zu studieren und ja nicht zu bummeln, und dass immer beklagt wird, dass das Studium zu lange dauert.

Nun stellt sich aber heraus, dass ein schnelleres Absolvieren des Studiums eben nicht möglich ist, sondern dass sehr viele Studierende arbeiten müssen, um überhaupt


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studie­ren zu können, um sich ihr Studium leisten zu können. Diese Entwicklung ist nicht gut, denn das bedeutet natürlich, dass sich die Studienzeit verlängert.

Wenn man eine weitere Zahl im Zusammenhang mit der Studienförderung nennen darf: Klassische Studienbeihilfe, also das, was eigentlich gedacht war, um das Studium zu finanzieren und zu ermöglichen, beziehen nur mehr 12 Prozent aller Studierenden. Nur mehr 12 Prozent! Da muss man dann schon die Frage stellen, ob das Stipen­diensystem, wie wir es aufgesetzt haben, noch seinen Zweck, nämlich Studierenden ein Studium zu ermöglichen, erfüllt.

Ein weiterer Aspekt, den dieser Bericht gezeigt hat, ist – es wurde auch schon erwähnt –, dass die Zahl jener Studierenden, die nicht direkt nach der Schule, nach der Matura, also Anfang 20, ein Studium beginnen, immer kleiner wird und die Zahl jener Studierenden, die erst später in ihrem Leben ein Studium beginnen, steigt.

Nun ist das grundsätzlich eine gute Entwicklung im Sinne des Lifelong Learning – das wird sich auch weiter verstärken, Erwerbsbiografien werden brüchiger, es wird Phasen geben, in denen Leute wieder studieren gehen –, aber das bedeutet natürlich auch, dass wir uns anschauen müssen, ob dieses Stipendiensystem treffsicher ist. In dieser Novelle sind jetzt einige Änderungen enthalten, die Studierende über 27 betreffen, die also genau diese Gruppe adressieren. Allerdings ist dies halt nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Wir behandeln im österreichischen Stipendiensystem alle Studierenden immer noch so, als wären sie studierende Kinder und keine Erwachsenen. Das System baut auf Unterhalt, auf Familienbeihilfe bis 24 und dann Stipendium auf, und ich denke schon, dass es an der Zeit wäre, neben der notwendigen Erhöhung der Dotierung des Gesamttopfes auch zu überdenken, ob diese Struktur des Stipendienwesens tatsäch­lich noch zeitgemäß ist.

Ich möchte aber jetzt noch zu einem anderen Punkt kommen, der ebenfalls bereits erwähnt worden ist. Wir haben im Ausschuss auch einen Antrag von mir diskutiert, in dem es darum geht, eine Gesetzeslücke zu schließen. In Österreich ist das System so, dass internationale Studierende, die ein Studium beginnen wollen, aber Auflagen­prüfungen vorgeschrieben bekommen, also entweder Deutsch oder irgendwelche anderen Ergänzungsfächer, in den sogenannten Vorstudienlehrgang kommen.

Besonders betroffen davon, also die Hauptgruppe, sind Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte. Es besteht da aber ein Problem, denn wenn diese Menschen in diesem Vorstudienlehrgang sind, um sich auf das Studium vorzubereiten, haben sie keinen Anspruch auf Mindestsicherung, das heißt, sie bekommen gar kein Geld vom Staat, sie haben aber auch keinen Anspruch auf Studienbeihilfe, das heißt, sie fallen einfach durch das soziale Netz. Ich glaube, dass das keine gute Vorgangsweise ist, denn wir alle wollen natürlich, dass sich Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte weiterbilden und qualifizieren können, einen guten Einstieg auf dem Arbeitsmarkt bekommen, sich integrieren können. Da ist natürlich ein Studium eine besonders gute Maßnahme, aber wir sollten die Menschen auch dabei unterstützen.

Wir haben im Ausschuss eine ganz konkrete Gesetzesänderung vorgeschlagen. Der Antrag wurde vertagt, und zwar mit der Begründung, dass die Regierungsparteien erst prüfen wollen, ob denn eine solche Unterstützung überhaupt möglich ist. Allerdings – ich zitiere da die Parlamentskorrespondenz – hat sich Bundesminister Mitterlehner dahin gehend positiv geäußert, worüber ich mich freue: „Bundesminister Reinhold Mitterlehner brachte dem Anliegen ebenso wie die Abgeordneten Katharina Kucharowits (S) und Claudia Gamon (N) viel Sympathie entgegen“. – Es gibt da also eine Übereinstimmung zwischen Grünen, NEOS, SPÖ und ÖVP.


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Unser konkreter Gesetzesantrag ist nicht angenommen worden, aber ich halte es dennoch für wichtig, da ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass in diesem Bereich tatsächlich etwas geschehen soll. Ich möchte deshalb auch Ihnen, Herr Minister Mitterlehner, und der Regierung – hoffentlich – in Form einer Entschließung des Parla­ments den Auftrag mitgeben, dass man in diesem Bereich etwas tut.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Studienbeihilfe für Studierende im Vorstudienlehrgang

Die Bundesregierung wird aufgefordert, sicherzustellen, dass Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte, die sich in sog. Vorstudienlehrgängen (nach § 3 Abs. 2 Z 11. OeAD-Gesetz) auf das ordentliche Studium vorbereiten und die derzeit weder Mindestsicherung erhalten noch Studienbeihilfe beantragen können, adäquate finan­zielle Unterstützung erhalten.

*****

Sie sehen also, das ist jetzt kein ganz konkreter Gesetzesantrag, sondern er lässt mehr Möglichkeiten offen, eine Lösung zu finden, und ich würde mich sehr freuen, wenn wir gemeinsam die Zustimmung zumindest dieser vier Parteien erhalten könnten, um eben dieser Gruppe ein Studium zu ermöglichen. Das wäre, glaube ich, ein sehr guter und wichtiger Beitrag. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

11.08


Präsidentin Doris Bures: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist aus­reichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Studienbeihilfe für Studierende im Vorstudienlehrgang

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (1122 d.B.) betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Studien­för­de­rungsgesetz 1992 geändert wird.

Begründung

Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte, die in Österreich leben und ein Studium beginnen, fortsetzen und abschließen wollen und denen ihre österreichische Hochschule Ergänzungsprüfungen vorschreibt, bereiten sich darauf in sog. Vorstudien­lehrgängen (Universitätslehrgänge zur Vorbereitung auf Ergänzungsprüfun­gen nach § 3 (2) 11. OeAD-Gesetz) vor.

Voraussetzung für den Besuch eines Vorstudienlehrgangs ist der positive Zulassungs­bescheid. Bis zum Ablegen der vorgeschriebenen Ergänzungsprüfungen sind diese Studierenden außerordentliche Studierende.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 68

Als Studierende haben sie keinen Anspruch auf Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS) (Thomas G. Lang: Gesetzliche Grundlagen zu Flüchtlingen und Studium. Gut­gemeinte Angebote treffen auf die Tücken der österreichischen Gesetzeslage, in: OEAD-News Nr. 1/98, Oktober 2015, S. 42). Andererseits können sie als außerordent­liche Studierende auch keine Studienbeihilfe beantragen, da diese ordentlichen Studie­renden vorbehalten ist.

Das Ziel der österreichischen Studienförderung und damit des Studienförde­rungsgeset­zes ist dort einzugreifen, wo weder die Eltern noch die/der Studie­ren­de selbst in der Lage sind, aus eigenen Mitteln die mit einem Studium ver­bun­de­nen Kosten zu tragen (vgl. Website der Studienbeihilfenbehörde: https://www.stipendium.at/studienfoerderung/studienbeihilfe/ (Zugriff am 14. 4. 2016)).

Wenn sich Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte im Vorstudienlehrgang nicht voll auf ihr Studium konzentrieren können, sondern ein Gutteil ihrer Auf­merk­samkeit dem Bestreiten ihres Lebensunterhalts widmen müssen, leidet der Studien­erfolg (Thomas G. Lang a.a.O.). Das widerspricht dem Ziel der österreichischen Studienförderung, den Abschluss eines zielstrebig betriebenen Studiums zu fördern (Website der Studienbeihilfenbehörde a.a.O.).

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert sicherzustellen, dass Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte, die sich in sog. Vorstudienlehrgängen (nach § 3 Abs 2 11. OeAD-Gesetz) auf das ordentliche Studium vorbereiten und die derzeit weder Mindestsicherung erhalten noch Studienbeihilfe beantragen können, adäquate finan­zielle Unterstützung erhalten.“

*****

 


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.

 


11.09.04

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger auf der Besuchergalerie! Die Studienbeihilfe sollte den Zweck haben, auch Studierenden, die aus bildungsfernen sozialen Schichten kommen, ein Studium zu ermöglichen, wie es Frau Kollegin Maurer auch schon richtig gesagt hat.

Diese Novelle hat das System in die Richtung ausgeweitet, dass wir jetzt auch atypische Lebensläufe berücksichtigen, nämlich wenn man eben nicht direkt nach der Matura an die Uni geht. Das ist extrem wichtig, und ich finde diese Novelle daher auch sehr gut.

Wir sollten diese Gelegenheit jedoch nutzen, um uns einmal grundsätzlich anzu­schauen, ob dieses Gesetz und unser Studienförderungssystem den ursprünglichen Zweck überhaupt noch erfüllen können. Die Studierenden-Sozialerhebung – und die ist in diesem Bereich wirklich unsere wichtigste Quelle; an dieser Stelle sollten auch die Studienautoren gelobt werden, weil sie wirklich gute Arbeit leisten – hat vor allem einen Trend unterstrichen, nämlich dass die Bezugsquote kontinuierlich sinkt: Im Som­mersemester 2009 waren es 18 Prozent der Studierenden, im Sommersemester 2015 nur noch 12 Prozent.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 69

Nun sollte die Studienbeihilfe ja auch sozial treffsicher sein, sagt man; das wäre der Wunsch. Aber erfüllt sie diese Bedingungen überhaupt noch? – 35 Prozent der Studie­renden, deren Eltern Landwirte sind, sowie 25 Prozent der Studierenden, deren Eltern ArbeiterInnen sind, beziehen Studienbeihilfe. Da kann man jetzt sagen, das wird in irgendeiner Art und Weise schon erfüllt, aber das Problem ist, dass wir es ja noch immer nicht schaffen, an den Unis wirklich eine soziale Durchmischung zu garantieren.

Wenn es das System, in dem wir uns noch immer befinden, nicht schafft, diesen eigentlichen Zweck zu erfüllen und dieses eigentliche Ziel zu erreichen, dann müssen wir doch langsam beginnen, zu hinterfragen, ob es das richtige System und ob es die richtige Logik ist. Studieren ist nämlich immer noch eine Elitentätigkeit. Wir können aber leider nicht garantieren, dass es die geistigen Eliten dieses Landes sind, sondern es sind wahrscheinlich die monetären Eliten. Die Wahrscheinlichkeit, ein Hochschul­studium zu beginnen, ist für Kinder aus bildungsnäheren Schichten 2,6-mal so hoch wie für jene aus bildungsfernen Schichten. Die OECD bescheinigt uns auch immer wieder, dass wir da sehr konservativ unterwegs sind. An den FHs ist das freilich weniger ein Problem, die haben überraschenderweise – das wissen hier ohnehin alle – Studiengebühren.

Was ist unsere Studienbeihilfe also? – Sie ist ein Minderheitenprogramm, aber nicht in dem Sinn, dass sie Minderheiten dabei fördert, an die Uni zu gehen, sondern jene, die sie brauchen würden, um an die Uni zu gehen, nehmen sie nicht in Anspruch, und sie kommt nicht bei denen an, die sie vielleicht brauchen würden.

Es ist also an der Zeit, dieses System grundlegend zu überdenken, da bin ich ganz bei Frau Kollegin Maurer. Ich hätte allerdings ganz andere Ideen, wie man das bewerk­stelligen könnte. Ich glaube, wir müssen dieses letzte Überbleibsel aus der alten Weltordnung im Hochschulsystem endgültig in die Uni-Autonomie überführen und einen gewissen Teil dieses Geldes den Unis zur Verfügung stellen, damit diese auch selbst Stipendien vergeben können, wie es Rektorin Hanappi-Egger an der WU schon begonnen hat. Sie vergibt 15 Stipendien für sieben Semester. Das ist nicht viel, aber sie beginnt damit, weil sie glaubt, dass eine soziale Durchmischung an ihrer Uni wichtig ist. Das ist für sie ein Ziel, und ich finde das gut, dass sie sich dafür raus in die Welt begibt und Drittmittel einwirbt, damit sie das finanzieren kann.

Ich glaube, dass eine solche Reform extrem wichtig ist und auch mit der Einführung einer kapazitätsorientierten Studienplatzfinanzierung einhergehen müsste. Der freie Hochschulzugang ist nicht frei, wenn wir es nicht schaffen, dass alle Studenten die besten Bedingungen haben, an der Uni zu studieren, und dass auch Kinder aus bildungsfernen Schichten an die Uni gehen können. Man muss einfach sagen, dass wir es uns in Zeiten der Wissensgesellschaft, in denen wir uns wirklich in einem globalen Wettbewerb um die besten Köpfe und um die besten Ideen befinden, eigentlich nicht mehr leisten können, nur Kinder reicher Akademiker-Eltern an die Unis schicken, die dann in den Hörsälen auf dem Boden sitzen. Ich glaube, es ist Zeit, dass wir endlich Elite-Unis für alle in Österreich schaffen. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

11.12


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Weigerstorfer. – Bitte.

 


11.13.11

Abgeordnete Ulrike Weigerstorfer (STRONACH): Frau Präsidentin! Herr Minister! Sehr geehrtes Hohes Haus! Wenn wir heute dieses neue Studienförderungsgesetz einstimmig beschließen, dann hat das gleich zwei positive Effekte: Erstens einmal finde ich es sehr positiv, wenn wir immer wieder Themen finden, die wir einstimmig beschließen, und zum anderen ist es natürlich auch für die Betroffenen – primär junge Menschen über 27 Jahren – positiv, weil diese jetzt natürlich viel mehr Möglichkeiten


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 70

haben, sich mittels eines Studiums weiterzubilden. Genau diese Gruppe der über 27-Jährigen ist meistens mit besonderen Erschwernissen belastet, vor allem wenn es um Lebenshaltungskosten geht.

Das ist unseres Erachtens auch ein sehr wichtiger Punkt, um einzuhaken, denn laut Aussage der Wirtschaftsuniversität Wien kommen derzeit nur 8 Prozent der Studie­renden aus einer benachteiligten sozialen Schicht, und das sollte uns doch zu denken geben. Ich denke, dieser Beschluss ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn man setzt einen Impuls, dass man hier ein bisschen mehr Mut haben kann, weil die Unter­stützung durch den Staat jetzt da ist.

Es geht um rund 44 000 Studierende, die von diesem Studienförderungsgesetz pro­fitieren. Es ist natürlich so, dass es dadurch auch extra Kosten gibt, die mit knapp 6 Millionen € angesetzt werden. Ich hoffe, dass wir auch wirklich dort hinkommen, dass es keine zusätzliche Belastung für das Budget geben wird. Man wird versuchen, beim Verwaltungsapparat anzusetzen und so diese knapp 6 Millionen einzusparen.

Das ist alles sehr gut, darum tragen wir das natürlich auch mit. Ich möchte aber trotzdem noch ein paar Impulse dazu geben. Es ist ein erster Schritt, aber es müssen definitiv noch weitere folgen. Aus unserer Sicht können wir die angestrebten Ziele mit dieser Gesetzesänderung nämlich nur dann erfolgreich erreichen, wenn auch die Privatwirtschaft in die Ausbildung unserer Studierenden mehr eingebunden wird.

Das bedeutet enge Kooperation zwischen den Betrieben und den Studierenden, damit mehr Stipendien aus diesem Bereich vergeben werden und Studienpartnerschaften mit zukünftigen Mitarbeitern eingerichtet werden. Das wäre noch ein sehr langfristig gestecktes Ziel, das aber international immer mehr Bedeutung bekommt. Ich denke, wir müssen in Österreich vermehrt in diese Richtung agieren.

Das Ganze wird aber nur möglich sein, wenn das bestehende starre System ein bisschen aufgelockert wird. Da freuen wir uns natürlich besonders über die sehr erfreuliche Aussage unseres Wirtschaftsministers und Vizekanzlers Mitterlehner. Ende Mai war die Headline eines Interviews mit ihm: „Sozialpartner müssen sich komplett ändern“. – Dem pflichten wir natürlich sehr erfreut bei. Gerade im Bereich der Kam­merwirtschaft könnte man meinen, dass die Wirtschaftskammer ihre Hauptaufgabe nur mehr in der Selbstverwaltung und Selbstversorgung sieht. (Beifall beim Team Stronach.)

Wir haben ein bisschen recherchiert, und die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage verstärkt diesen Eindruck auch noch: Für Personalausgaben werden 54 Millio­nen aufgewendet, und es besteht ein Anlagevermögen in Höhe von 720 Millionen sowie Guthaben bei Kreditinstituten in Höhe von zirka 230 Millionen.

Das heißt, allein im Jahr 2014 betrugen die gesamten Einnahmen der Wirtschafts­kammer bundesweit sage und schreibe knapp eine Milliarde Euro. Dabei erkennt man natürlich deutlich, dass es längst eine neue Unternehmerwelt gibt, nämlich eine, die dieses alte System mit diesen unglaublichen Summen, die eigentlich in die Bildung fließen sollten, nicht mehr braucht. Deren Orientierung sind die internationale Entwicklung und der internationale Markt, und genau dort soll und wird unsere Zukunft liegen. Forschung, Wissenschaft und neue Technologien sind der Schlüssel für eine bessere Zukunft und müssen es auch sein, denn nur durch Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft wird Österreich seinen Marktwert in der Welt halten beziehungsweise vielleicht doch irgendwann einmal ausbauen können. Nur so werden wir es schaffen, neue Arbeitsplätze entstehen zu lassen und vor allem auch den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 71

Wir sehen daher in diesem Bereich eine sehr große politische Aufgabe, und zwar gerade in Anbetracht der Tatsache, dass sehr viele junge Leute, die klügsten Köpfe, das Land verlassen, weil sie einfach international mehr Chancen haben. Die Leute wissen natürlich um ihren Marktwert. Das heißt, ein Land, das nicht in der Lage ist, die Besten einer jungen Generation zu fördern, wird diese Besten durch Abwanderung verlieren. Dazu darf es auf gar keinen Fall kommen. Also: Ändern wir diese Systeme, bevor es zu spät ist! – Danke schön. (Beifall beim Team Stronach.)

11.19


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster hat sich Herr Vizekanzler Dr. Mitterlehner zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


11.19.23

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner: Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Her­ren! Der konkrete Tagesordnungspunkt steht im Kontext mit der auch im Wissen­schaftsausschuss erörterten sozialen Lage der Studierenden. Es ist angesprochen worden, dass wir 2015 eine entsprechende Erhebung durchgeführt haben, die das letzte Mal im Jahr 2011 durchgeführt wurde.

Da gibt es, wie sich herausgestellt hat, durchaus in vielen Bereichen einen erfreulichen Trend: Beispielsweise gibt es 54 Prozent weibliche Studierende, damit aus meiner Sicht die beste Möglichkeit, wirklich Karrierechancen für Frauen zu eröffnen und die berühmte gläserne Decke auch im praktischen Leben zu durchstoßen. Zum Zweiten kommen rund 21 Prozent der Studierenden aus auswärtigen Systemen – studierend oder in der Studienvorbereitung – zu uns, also de facto eine Entwicklung, die durchaus international vergleichbar ist. Auch die Zahl der Studierenden mit Migrationshintergrund hat zugenommen, sie ist um rund 2 500 auf insgesamt 5 000 angestiegen.

Was die bereits vielfach angesprochene soziale Durchmischung anbelangt, ist es so, dass das aus unserer Sicht ausgeglichen ist: Es gibt ähnlich viele Studierende aus niedrigen Bildungs- und Einkommensschichten – die Eltern von 17 Prozent haben Pflichtschul-, Berufsschul- oder Lehrabschluss – wie Studierende aus der höchsten Bildungsschicht, 18 Prozent haben Eltern mit Hochschulabschluss. Die restlichen 65 Prozent stammen aus der mittleren Schicht, die Eltern sind beispielsweise Meister, haben Matura oder eine andere Schulausbildung.

Das heißt, im Kontext des Gesamtthemas ist das eigentlich eine durchaus akzeptable soziale Durchmischung, kein Elitensystem in dem Sinne, dass jemand, der aus nied­rigen Einkommensschichten kommt, keine Möglichkeiten hat, wobei klar ist – und das steht auch im Zusammenhang mit diesem Thema, es ist von Frau Abgeordneter Maurer angesprochen worden –: Bei rund 61 Prozent der Studierenden besteht die Notwendigkeit, zu arbeiten, um ihr Studium zu finanzieren. Das Interessante dabei ist: Diese Studierenden kommen zum Großteil eben aus niedrigeren Einkommens­schichten und müssen einen größeren Zeitaufwand betreiben, um ihr Studium finanzieren zu können, was sich auf den Studienabschluss möglicherweise negativ auswirkt.

In diesem Zusammenhang ist daher die Studienförderung das entscheidende System, die Studienbeihilfen. Wir haben, was dieses System anbelangt – Kollege Töchterle hat es erwähnt –, vor einigen Jahren eine Studie durch das IHS durchführen lassen. Diese hat – erstaunlicherweise, sagen viele; aus meiner Sicht ist das doch nachvollziehbar – ergeben, dass das bisherige System eigentlich schon sehr viele Notwendigkeiten abdeckt, andere Systeme wie etwa das Kreditsystem sind nicht vorgeschlagen worden. (Abg. Maurer: Treffsicher, aber zu niedrig!) – Bitte? (Abg. Maurer: Treffsicher, aber zu


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niedrig, deswegen müssen …!) Daher haben wir genau auf dieser Basis auch das System weiterentwickelt.

Wir haben im Jahr 2014 vor allem für die Zielgruppe derer, die Betreuungsnot­wendig­keiten haben, die Beihilfemöglichkeit erhöht und damit auch die Treffsicherheit ver­stärkt und haben uns jetzt, im Jahr 2016, vor allem auf die Zielgruppe der älteren Studierenden konzentriert. Warum? – Weil gerade im Altersbereich ab 27 Jahren dann auch Sozialversicherungs-, Mitversicherungs- und andere Probleme für die Studie­renden auftreten.

Die Novelle richtet sich daher genau – das ist schon mehrfach angesprochen worden – an die Zielgruppe der Älteren; das sind nicht Studierende, die lange Zeit studieren, sondern eben ältere, berufstätige Studierende. Da gibt es einen Alterszuschlag für Studierende im Altersbereich ab 27 Jahren, Verbesserungen auch für diejenigen, die noch bei den Eltern wohnen, kulantere Regelungen, was die Rückzahlung von Studienbeihilfen anbelangt, sowie Verbesserungen, was die Wegzeitendarstellung und ‑berechnung betrifft.

Noch wenig erwähnt worden ist, dass wir einen weiteren schönen Erfolg haben, nämlich die Anerkennung sozialen Engagements. Das Ehrenamt ist jetzt das erste Mal praktisch im Gesetz in diesem Bereich entsprechend abgebildet und wird, was die vierjährige Selbsterhalterzeit anbelangt, mit dem Präsenz- und Zivildienst gleichge­stellt. Ich sehe das als ganz wichtigen Erfolg, auch für das Ehrenamt, das wir in verschiedenen Sonntagsreden immer wieder forcieren.

Abschließend, meine Damen und Herren – es wurde bereits angesprochen –: Ja, wir brauchen auch eine generelle Erhöhung der Beihilfen. Wir werden uns im Rahmen der nächsten Budgetverhandlungen mit dem Finanzminister diesbezüglich intensiv auseinandersetzen. Wir glauben, dass wir mit 25 Millionen € doch einen entsprechen­den Ruck nach oben erreichen. Wir wenden insgesamt etwa 190 Millionen € aus dem Budgetbereich für derartige Beihilfen auf, das wäre dann eine Erhöhung von mehr als 10 Prozent. So weit ist es noch nicht, aber die Bemühungen laufen in diese Richtung.

Was den Entschließungsantrag anbelangt: Wir prüfen das ohnedies und brauchen da nicht die Unterstützung durch den Antrag; das haben wir im Ausschuss schon angekündigt. Daher ist das aus meiner Sicht eigentlich nicht notwendig oder gegen­standslos. Aber es ist Ihre Angelegenheit, darüber zu befinden. (Abg. Maurer: Dann spricht ja nichts dagegen, ihn einfach zu beschließen!)

In diesem Sinn, meine Damen und Herren, danke ich – ich gehe davon aus, dass wie im Ausschuss auch hier der Beschluss einstimmig erfolgt –; ich denke, dass es sich um eine sehr, sehr wichtige Verbesserung für alle Studierenden in diesen Bereichen handelt. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.25


Präsidentin Doris Bures: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Himmelbauer. – Bitte.

 


11.25.29

Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Vize­kanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Worum geht es uns heute bei dieser Novelle? – Es geht uns darum, systematisch Maßnahmen zu setzen, um die finanzielle Situation von Studierenden zu verbessern; systematisch deshalb, weil seit 2014 Schritt für Schritt mit Fokus auf bestimmte Personengruppen – beispielsweise Studierende mit Kindern oder Studierende aus kinderreichen Familien – das Studienförderungsgesetz angepasst wurde.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 73

Heute stehen ältere Studierende im Zentrum unserer Überlegungen, das heißt Studie­rende ab 27 Jahren, und ihre Lebensrealität. Passend dazu – und das wurde schon angesprochen – haben wir im Ausschuss den Bericht zur sozialen Lage der Studie­renden behandelt.

Ich möchte zwei Punkte herausgreifen, die im Zuge dieser Novelle natürlich auch relevant sind. Zum einen hat dieser Bericht gezeigt, dass der Anteil jener, die erst zu einem späteren Zeitpunkt in ein Studium einsteigen, also nicht unmittelbar nach der Matura oder dem Präsenzdienst, steigt. Das ist in meinen Augen nichts Schlechtes. Wer sagt, dass man unmittelbar nach der Matura oder dem Präsenzdienst ein Studium beginnen muss? Vielmehr glaube ich, dass durch den späteren Einstieg die Ent­scheidung viel bewusster getroffen wird. Dadurch entstehen neue Perspektiven, neue Ausbildungswege, die man angehen möchte, oder der bereits eingeschlagene beruf­liche Weg wird durch ein Studium ergänzt oder sogar gefestigt.

Das ist in meinen Augen auch ein Zeichen für die Durchlässigkeit unseres Bildungs­systems, eigentlich eine Stärke unseres österreichischen Bildungssystems. Aber natür­lich bedeutet das auch, dass es Einschnitte gibt, beispielsweise weil einem die Familienbeihilfe nur bis zum 24. Lebensjahr zusteht.

Zum anderen möchte ich auch die Erwerbstätigkeiten neben dem Studium ansprechen, was ein Thema war. Es wurde schon angesprochen, 61 Prozent der Studierenden arbeiten regelmäßig oder zumindest zeitweise neben dem Studium. Das ist ein Rückgang von 2 Prozent im Vergleich zum letzten Erfassungszeitraum. Auch das sehe ich nicht als schlecht an, sofern es nicht dem Abschluss oder dem Erfolg des Studiums im Wege steht, denn eine berufliche Tätigkeit ermöglicht zum einen, das Erlernte mit der Praxis zu verknüpfen, und zum anderen, ins spätere Berufsfeld hineinzuschnup­pern.

Die Vereinbarkeit von beruflichen Tätigkeiten mit dem Studium war ein wichtiges Thema, das hat sich auch in dem Bericht gezeigt, und daher sehe ich es auch als richtig an, dass wir da auf zwei Ebenen ansetzen: zum einen das Angebot an berufs­begleitenden Studien zu erhöhen, um somit auch der Lebensrealität von Studierenden entgegenzukommen, und zum anderen die finanzielle Situation von Studierenden so weit zu verbessern – mit zielgerichteten Beihilfen, Stipendien et cetera –, dass der Fokus auch wirklich beim Studieren liegen kann.

Zu Letzterem – das sehen wir heute in der Novelle mit den Änderungen –: Für die älteren Studierenden gibt es konkrete Maßnahmen. Beihilfeempfänger über 27 Jahren, die bei den Eltern wohnen, werden zukünftig die höchstmögliche Studienbeihilfe bekommen. Die Anrechnung des Freiwilligen Sozialjahrs war schon ein wichtiges Thema; ich glaube, das ist auch relevant, um dem Ehrenamt die Anerkennung entge­genzubringen, die es verdient. Auch die Kostenzuschüsse für die Kinderbetreuung sind jetzt gesetzlich verankert.

Ich gebe Ihnen recht, wenn Sie sagen, dass im derzeitigen System der Studienför­derung weitere Schritte notwendig sind. Klar muss aber auch sein, dass das nur unter Berücksichtigung der budgetären Möglichkeiten erfolgen kann. Daher ist das von Wissenschaftsminister Mitterlehner angekündigte Strategiepapier Strategie zur sozia­len Dimension sehr zu begrüßen – dieses wird für Herbst vorbereitet und bietet eine Grundlage für die Erhöhung und Verbreiterung der Beihilfe –, ebenso das Commit­ment, sich bei der nächsten Budgetverhandlung für zusätzliche Mittel einzusetzen, um das auch möglich zu machen. Somit ist das heute ein weiterer wichtiger Schritt in eine gute Richtung. (Beifall bei der ÖVP.)

11.29


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kucher. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 74

11.30.10

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Vizekanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Besuchergalerie! Ich darf ganz herzlich eine Besuchergruppe von der Kärntner Gewerkschaftsjugend begrüßen. Schön, dass ihr da seid! Herzlich willkommen hier im Hohen Haus! (Beifall bei Abgeordneten von SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grünen und NEOS.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Soziale Durchmischung als wichtiges Ziel der Studienförderung, es war heute schon mehrmals Thema: dass die Talente und Fähigkeiten junger Menschen darüber entscheiden, welches Studium sie wählen, und nicht die Größe der Brieftasche der Eltern.

Wenn wir über Chancengerechtigkeit im Hochschulsystem sprechen, geht es einerseits um den fairen Zugang zu den Universitäten vor allem für Studierende aus sozial benachteiligten Familien, es geht aber auch um faire Rahmenbedingungen, um faire Strukturen und Unterstützungssysteme während des Studiums auf dem Weg zum erfolgreichen Studienabschluss. Umso wichtiger ist es, glaube ich, dass wir heute gerade für ältere Studierende, für Studierende, die sozusagen ihr Studium erfolgreich beenden wollen und im Altersbereich ab 27 Jahren liegen, die Studienbeihilfe erhöhen, dass es eine Einmalzahlung pro Jahr von 360 € geben wird, dass wir ab 27 Jahren die Höchststudienbeihilfe gewähren werden. Allein von dieser Zahlung von 360 € werden über 10 000 junge Menschen in Österreich profitieren.

Ein wichtiges Signal, finde ich, ist auch, dass wir das soziale Engagement, das Ehren­amt stärker anerkennen wollen, dass das bei der Bemessung der Studienbeihilfe, beim Selbsterhalterstipendium ähnlich einfließt wie bisher der Präsenzdienst und der Zivildienst.

Wie wichtig aber eine Valorisierung des Stipendiensystems ist, das hat auch der Bericht zur sozialen Lage der Studierenden gezeigt: Ein Viertel der Studierenden ist von Armut betroffen, unerwartete Ausgaben führen oft zu einer Katastrophe, zu wirklich großen Problemstellungen. Die Kosten für die Wohnung sind ein riesengroßes Prob­lem – das wurde heute bereits gesagt –, für viele Studierende ist sogar der Kauf von neuer Kleidung und Schuhen eine Herausforderung.

Ich denke, das alles sind Signale, die uns zeigen, dass wir da besser werden müssen, ebenso im Bereich Studium und Arbeit. Es ist längst die Regel, dass man während des Studiums arbeitet, auch Vollzeit arbeitet, im Median 16 Stunden pro Woche. Dass das natürlich auch Auswirkungen auf die Studiendauer hat, ist uns allen bekannt. Das sind alles auch Baustellen, die wir in Zukunft stärker angehen müssen. Deswegen freut mich auch das Signal vom Herrn Vizekanzler, dass wir den Bereich der Studienbeihilfe, der Förderung in Zukunft noch einmal genauer durchleuchten werden, dass in die Nationale Strategie zur sozialen Dimension natürlich auch die Ergebnisse der Studierenden-Sozialerhebung miteinfließen werden.

Kollegin Kuntzl hat es, glaube ich, schon angesprochen: Wir brauchen weitere Maßnahmen auf dem Weg zu unserem Ziel, eine bessere soziale Durchmischung an Österreichs Universitäten zu erreichen. (Beifall bei der SPÖ.)

11.33


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ertlschweiger. – Bitte.

 


11.33.10

Abgeordneter Rouven Ertlschweiger, MSc (ÖVP): Frau Präsidentin! Werter Herr Vizekanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es heute schon gehört, von vielen Schritten ist da die Rede, und wir alle wissen, Wege entstehen durchs


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 75

Gehen. Ich glaube, dass diese Novelle ein richtiger Schritt ist, ein wichtiger Schritt ist und auch gut ist, denn sie wird dazu beitragen, dass wir unserem langfristigen Ziel, ein durchlässiges Hochschulsystem mit einer entsprechenden sozialen Durchmischung zu ermöglichen, näherkommen.

Wir müssen mehr Menschen die Chance auf hochschulische Aus- und Weiterbildung geben, und mit dieser Novelle tun wir genau das. Sie bringt gezielte Verbesserungen für Studierende und wurde eben auf Basis einer fundierten Evaluierung des Studien­förderungswesens durch das Institut für Höhere Studien, das IHS, erarbeitet; Kollege Töchterle hat das schon erwähnt. Ein Schwerpunkt wird dabei auf ältere Studierende über 27 Jahren gelegt, da gerade diese Gruppe mit wesentlichen Problemen und finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert ist.

Kollege Kucher hat es vorhin erwähnt: Über 27-jährige Studienbeihilfeempfänger erhalten künftig zusätzlich zur Studienbeihilfe jährlich einen Zuschlag von 360 €, und davon profitieren nicht weniger als 10 000 Studierende in Österreich.

Ein wesentlicher Aspekt dieser Novelle ist meiner Meinung nach auch, dass dem sozialen Engagement junger Menschen Rechnung getragen wird. Jene Zeiten, in denen angehende Studierende einen Freiwilligendienst absolviert haben, werden künftig wie auch Präsenz- und Zivildienstzeiten beim Selbsterhalterstipendium aner­kannt. Ich glaube, das ist schon ein wesentliches Zeichen; das Ehrenamt ist eine wichtige Säule unserer Gesellschaft, und da ist wirklich ein Zeichen der Anerkennung gesetzt worden. Das ist meiner Meinung nach bemerkenswert. Das soziale Enga­gement Studierender darf für ein Selbsterhalterstipendium kein Nachteil sein.

Kurz noch weitere Eckpunkte der Novelle: Der Rechtsanspruch auf das Studienab­schlussstipendium wird festgeschrieben, wir haben es heute schon gehört, die Kos­tenzuschüsse zur Kinderbetreuung werden gesetzlich verankert, und die Rückzahlung von Studienbeihilfen wird künftig großzügiger gehandhabt.

Grosso modo kann man also sagen, dass diese Novelle genau auf eine Zielgruppe mit bestimmten Erschwernissen abstellt und wesentlich dazu beitragen wird, die soziale Lage von älteren Studierenden zu verbessern.

John F. Kennedy, der ehemalige amerikanische Präsident, hat gesagt: „Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung, nämlich keine Bildung.“ – In diesem Sinne kann man dem Herrn Bundesminister und Vizekanzler nur gratulieren: Das ist eine sehr gute Novelle, die dazu beitragen wird, dass die österreichischen Studierenden auch in Zukunft gefördert werden. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

11.36


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Buchmayr. – Bitte.

 


11.36.05

Abgeordneter Harry Buchmayr (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Wie bereits ausgeführt wurde, bringt die Änderung des Studienförderungsgesetzes eine ganze Reihe von Verbesserungen für Studierende über 27 Jahren.

Bezugnehmend auf den im letzten Wissenschaftsausschuss präsentierten Bericht zur sozialen Lage der Studierenden: 61 Prozent der Studierenden gehen einer Erwerbs­tätigkeit nach, das wurde schon mehrmals angesprochen, doch Erwerbstätigkeit ist nicht gleich Erwerbstätigkeit. Die Wochenarbeitsstunden reichen von durchschnittlich 18,8 Stunden bei Bachelorstudien bis zu 34,1 Stunden bei berufsbegleitenden FH-Studienlehrgängen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 76

Das heißt, Studium und Beruf sind bei Studierenden nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel; 21 Prozent der Studierenden sehen sich sogar in erster Linie als Erwerbs­tätige, die nebenbei studieren. Laut Studie haben aber auch 54 Prozent der erwerbs­tätigen Studierenden Vereinbarungsschwierigkeiten. Das liegt zum Teil auch an den Studienangeboten unserer Hochschulen, die mehr auf eine bessere Vereinbarkeit mit Beruf und Familie achten sollten.

In der vorliegenden Novelle ist nun für Studierende ab 27 Jahren eine Erhöhung der Höchststudienbeihilfe um 360 €, also 30 € im Monat, vorgesehen. Gleichzeitig fällt aber eine etwaige Mitversicherung bei den Eltern im Regelfall weg, eine Selbstversicherung kostet jedoch monatlich zusätzlich 55,40 €. Das fällt aber in eine Lebensphase, in der sehr viele Studierende über einen bestimmten Zeitraum ihre berufliche Tätigkeit stark verringern beziehungsweise ganz einstellen, um Prüfungen abzulegen beziehungs­weise Diplomarbeiten abzuschließen. Gerade da kommen viele Studenten in finanzielle Schwierigkeiten, da unter Umständen Weiterbildungsgelder oder zum Teil auch Arbeits­losengeld oder andere Dinge in Abzug gebracht werden und so kein Stu­dienabschlussstipendium erwartet werden kann.

Abschließend möchte ich sagen: Die vorliegende Novelle bringt sehr viele punktuelle Verbesserungen für Studierende in Österreich, jedoch im Detail findet sich gerade auch im Bericht zur sozialen Lage der Studierenden noch einiges an Verbesserungs­potenzial, an dem wir in Zukunft arbeiten müssen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

11.38


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hofinger. – Bitte.

 


11.38.58

Abgeordneter Ing. Manfred Hofinger (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Herr Vize­kanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die soziale Absicherung unserer Studenten steht auf dem Programm, und es ist natürlich sehr erfreulich, dass wir das gemeinsam umsetzen können. Nachdem wir mit der Novelle 2014 Studenten aus kinderreichen Familien helfen konnten, sind jetzt die Studenten über 27 Jahren an der Reihe, und ich glaube, das ist schon auch dem geschuldet, dass sich die Gesellschaft wandelt und sich natürlich auch die Studentenklientel wandelt, die immer öfter ein Studium mehr oder weniger nebenberuflich absolviert.

Genau diesen Studenten wollen wir helfen, aber nicht nur den über 27-jährigen, sondern wir haben auch andere Dinge verbessern können, etwa für jene, die bei den Eltern wohnen, oder auch die Wegzeitregelungen. Das, glaube ich, ist für Studenten im ländlichen Raum ganz wichtig: von diesen Wegzeitregelungen wegzugehen hin zu den datenbasierten Berechnungen.

Alle diese Änderungen verbessern die soziale Gerechtigkeit für Studenten. Ich denke, da sind wir auf dem richtigen Weg, und ich freue mich wirklich, dass auch alle Oppositionsparteien mitgehen. Unsere Studenten haben sich das verdient, denn sie sind auch sehr fleißig. Das zeigen auch die Zahlen, denn über 61 Prozent der Studie­renden gehen neben dem Studium einem Beruf nach. Ich denke, das ist wirklich bemerkenswert. Genau diese Studenten haben auch die größten Probleme finanzieller Natur beim Studium, und darum ist es umso bemerkenswerter.

Einen positiven Ansatz möchte ich auf jeden Fall noch hervorheben: Auch das Ehren­amt findet Eingang in das Studienförderungsgesetz. Das ist, denke ich, ein ganz positiver Ansatz, denn damit werden genau diese Leistungen unserer jungen Leute, die ein Freiwilliges Sozialjahr oder ein Umweltschutzjahr machen, berücksichtigt. Es ist ein ganz richtiger und positiver Weg, ihre Leistungen zu berücksichtigen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 77

In diesem Sinne bedanke ich mich nochmals bei Herrn Vizekanzler und Wissen­schafts­minister Mitterlehner dafür, dass wir das für unsere Studenten umsetzen konnten, und freue mich schon auf eine weitere Zusammenarbeit. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

11.41


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Kucharowits. – Bitte.

 


11.41.32

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Die heutige Novelle des Studienförderungsgesetzes – das ist schon oft erwähnt worden – bringt Verbesserungen für ältere Studierende und für jene, die freiwilliges soziales Engagement an den Tag legen, und stellt die Berechnungen der Wegzeiten zwischen Elternhaus und Studienort um. Kurz gefasst: Es sind wichtige und gute Schritte für Studierende. Ich finde es super, dass wir das heute schaffen.

Aber – und auch darauf wurde schon mehrmals eingegangen – wir denken, dass eben eine gänzliche Reform der Studienförderung vonnöten wäre. Denken wir daran: Warum ist eigentlich der Bezug der Studienbeihilfe vom Einkommen der Eltern abhängig? Ist das noch zeitgemäß? – Ich denke, nein. Wir haben im Ausschuss auch schon mehr­mals darüber diskutiert. Ich bin der Meinung: Trauen wir uns drüber und reformieren wir wirklich gänzlich!

Offen gesagt, auch die Höhe der Beihilfe entspricht einfach nicht mehr den heutigen Realitäten. Das letzte Mal wurde 1999 angepasst, dann wieder 2008.

Im Bewusstsein der Budgetknappheit: Ich denke, dass es hierbei um Prioritäten­setzungen geht. Ich bin der Meinung, dass junge Leute auch in diesem Bereich oberste Priorität haben müssen.

Noch ein paar Worte zur sozialen Lage von Studierenden: 61 Prozent der Studieren­den arbeiten, und viele davon sagen, dass sie eigentlich nur mehr nebenbei studieren. Wohnen ist für Studierende einfach nicht mehr bezahlbar. Etliche Studierendenheime verlangen Wucherpreise, und jene, die besser oder sozialer agieren, sind leider in der Minderzahl. Wir kennen die Situation von privaten Mieten, etliche Vermieterinnen und Vermieter verlangen Wucherpreise und verrechnen Aufschläge, die eigentlich unbe­gründet sind. Studierende haben auch mit Praktika Erfahrungen, es ist gang und gäbe, unbezahlt zu arbeiten. In diesem Zusammenhang gibt es aus meiner Sicht und auch aus der Sicht der Studierenden wirklich unglaubliche Erfahrungen.

Ein Wort auch noch zur Vereinbarkeit von Uni und Job: Es gibt zu wenige Online­angebote, zu wenige Angebote, was die digitale Uni anbelangt. Ich bin der Meinung, dass wir auch in diesem Bereich definitiv besser werden müssten.

Trauen wir uns drüber, die Probleme nicht nur anzusprechen, sondern für Studentin­nen und Studenten ein Paket zu schnüren, das sie wirklich umfassend unterstützt! Ich sehe etliche positive Signale. Wir sind und wären dabei. (Beifall bei der SPÖ.)

11.44


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mayer. – Bitte.

 


11.44.11

Abgeordneter Elmar Mayer (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Werte Kolle­ginnen und Kollegen! Von den zehn Studierenden, von denen ich im Rahmen von Sprechstunden Anfragen erhalten habe, werden acht von den heutigen Änderungen des Studienförderungsgesetzes profitieren. Man sieht also, dass die Evaluierung des IHS und jene aus der praktischen Abgeordnetentätigkeit, aber auch jene der Studen-


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tenvertretung durchaus zutreffen und dass die Maßnahmen, die wir heute beschließen, dringend notwendig sind.

Besonders für Studenten aus den Bundesländern, die keine eigene Universität haben – das ist zum Beispiel auch das Bundesland Vorarlberg, außer der Fachhochschule gibt es keine Universität –, ist die Frage der Erreichbarkeit der Studienorte eine ganz entscheidende.

Unser Ziel, das eigentlich auch von allen Sprechern im Vorfeld erwähnt wurde, ist, allen jungen Menschen die Chance zu eröffnen, eine ihren Talenten entsprechende Ausbildung zu bekommen. Die Maßnahmen, die wir heute beschließen, sind – wie es unsere Wissenschaftssprecher gesagt haben – ein kleiner, aber wichtiger Schritt in diese Richtung.

Ich bin der Meinung, dass man durchaus auch neue Wege beschreiten soll. Es sind verschiedene Vorschläge gemacht worden, besonders von den jungen Kolleginnen und Kollegen: Maurer, Gamon, Kucharowits. Man soll überlegen, was – neben einer Valorisierung, die bereits erwähnt wurde – tatsächlich notwendig ist.

Zum Schluss möchte ich noch einmal zusammenfassen, was wir mit dieser Novelle tatsächlich verbessern, da sich der Saal doch ein bisschen füllt und wichtige Bereiche angesprochen wurden: Wir verbessern die soziale Lage der Studierenden über 27 Jahren. Wir verbessern die Förderungsbedingungen für Studierende in der Studien­abschlussphase. Wir verbessern die aktuelle Feststellung der Erreichbarkeit von Studienorten zum Zweck der Berechnung der Höchststudienbeihilfe. Das ist ein ganz wichtiger Schritt; wer die Problematik kennt, weiß das. Wir schaffen die Gleichstellung von Freiwilligendienst und Ausbildungsdienst mit Präsenz- und Zivildienst. Wir verbes­sern die Studienwechselbestimmungen für Studierende, und nicht zuletzt verringern wir durch den Ausbau der automatisierten Datenabfrage durch die Studienbeihilfen­behörde den Verwaltungsaufwand doch erheblich.

Meine Damen und Herren, die 6 Millionen €, die uns dieses Maßnahmenpaket kostet, sind, denke ich, gut angelegt. Sie sind eine gute Investition in die Zukunft unserer Jugend. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Töchterle.)

11.46


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Doppler. – Bitte.

 


11.46.50

Abgeordneter Rupert Doppler (ohne Klubzugehörigkeit): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Novelle des Studien­förderungsgesetzes 1992: Was soll damit erreicht werden? – Mit diesem Vorschlag zur Änderung des Studienförderungsgesetzes sollen besonders ältere Studierende über 27 Jahren sozial besser abgesichert werden. Durch Festlegung eines monatlichen Zuschlags zur Studienbeihilfe soll es dieser Gruppe erleichtert werden, einen eigenen Haushalt zu gründen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! In dieser Novelle werden die Vorausset­zungen für die sogenannten auswärtigen Studierenden – Heimatort, Studienort, das haben wir heute schon gehört – neu geregelt, was den Bezug einer höheren Studien­beihilfe wegen der Entfernung und die Kostenzuschüsse zur Kinderbetreuung betrifft.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Alles gut und schön, aber ich denke auch – ich glaube, Kollege Dr. Karlsböck hat es angesprochen –, dass es dringend notwendig wäre, auch einen Leistungsanreiz zu schaffen, Herr Vizekanzler. Dieser Leistungs­anreiz ist in dieser Regierungsvorlage nicht enthalten. Ich denke, das wäre ganz wichtig und ein richtiger Ansatz. – Danke schön.

11.48



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 79

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1153 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Der Gesetz­entwurf ist somit auch in dritter Lesung einstimmig angenommen.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Maurer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Studienbeihilfe für Studierende im Vorstudienlehrgang.

Ich bitte jene Damen und Herren, die sich hiefür aussprechen, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt.

11.49.122. Punkt

Bericht des Tourismusausschusses über den Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2015 (III-268/1179 d.B.)

 


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir zum 2. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster ist Herr Abgeordneter Mag. Hauser zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


11.49.41

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Jugend auf der Galerie! Geschätzte Damen und Herren vor den Fernsehbildschirmen! Der Tourismus und der Tourismusbericht sind ganz wichtig. Wir sind Tourismusweltmeister, darauf können wir hundertprozentig stolz sein. Speziell für den ländlichen Raum ist der Touris­mus unverzichtbar, weil Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Einkommen durch den Tourismus erhalten werden; das ist absolut unstrittig.

Wir schreiben jedes Jahr Rekordzahlen. Im Jahr 2015 gab es 135 Millionen Über­nachtungen bei in etwa 40 Millionen Ankünften. Das sind schon satte Zahlen. Da ist einmal den Unternehmerinnen und Unternehmern zu danken (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen), die es durch ihre Arbeit trotz der vielen Bürokratie et cetera schaffen, diese Traumergebnisse zu erzielen. Das ist wirklich unstrittig.

Es ist aber auch primär Aufgabe der Opposition, aufzuzeigen, wo es im Tourismus krankt. Ich denke, das ist absolut notwendig und wichtig. Da gibt es eben unter­schied­liche Ansichten in der Regierung und in der Opposition, und dieses Sträußchen haben wir bereits im Ausschuss ausgetragen. Die Regierungsseite versucht selbstver­ständlich eher, alles sehr positiv erscheinen zu lassen, und die Oppo­sition sagt:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 80

Tourismus ist absolut wichtig und läuft Gott sei Dank gut, aber es gibt viele Probleme. Die Probleme sind auch anzusprechen und zu beseitigen. Das ist unsere Aufgabe.

Wenn man sich diesen aktuellen Tourismusbericht anschaut, dann sieht man, dass es neben diesen wunderbaren Zahlen und der direkten und indirekten Wertschöpfung, die der Tourismus mit über 24 Milliarden € zum Beispiel bringt, einfach viele Fakten in der Statistik gibt, die doch zum Nachdenken anregen müssen.

Weltmarktanteil: Wir verlieren am Weltmarkt ständig. Im Jahr 2009 hatten wir noch 6,35 Prozent Anteil, 2015 5,8 Prozent. Beim Nächtigungsmarktanteil am internatio­nalen europäischen Tourismus gibt es auch einen Rückgang von 8,51 Prozent 2009 auf 7,11 Prozent. Auch die Aufenthaltsdauer ist leider Gottes weiter rückläufig, von 4,9 Übernachtungen auf 3,4 Übernachtungen, et cetera, et cetera. Das sind ein paar Rahmenbedingungen, die einfach zum Nachdenken anregen müssen.

Fakt ist neben diesen volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Zahlen, dass die Tourismusbranche in den letzten Jahren viele Belastungen über sich ergehen lassen musste, wie zum Beispiel die Registrierkassenpflicht, die Erhöhung der Mehr­wertsteuer von 10 auf 13 Prozent, die Allergenverordnung, die nach wie vor zu hohen Lohnnebenkosten, das Theater rund um das Rauchverbot, die Belastungen bei der Betriebsübergabe. All diese Komponenten haben dazu geführt, dass die grundsätzliche Stimmung in der Branche – ich sage es jetzt einmal vorsichtig – keine allzu gute ist.

Wenn da vielfach widersprochen wird, darf ich, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, aus einem Beitrag des ORF vom 14. März 2016 zitieren: „Viele Wirte denken ans Aufhören“, so der Titel eines entsprechenden Berichts. Wie drastisch die Situation mittlerweile ist, zeigt sich, wenn es in dem genannten Bericht wörtlich heißt:

„Das Wirtesterben habe bereits eingesetzt (…). Neue Verordnungen und bürokratische Hürden, wie etwa die Registrierkassenpflicht oder die Allergieverordnung setzen vor allem kleinen Betrieben zu. Im vergangenen Dezember, Jänner und Februar gab es um 40 Prozent mehr Schließungen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. (…) Die Wirtevertreter fühlen sich von der Politik unverstanden.“ Sie fordern „ein Umdenken von Politik und Gesetzgeber.“

Der Gastronomie-Obmann in der Wiener Wirtschaftskammer Peter Dobcak wird in der „Presse“ vom 1. Jänner 2016 wie folgt zitiert:

„In den nächsten drei Jahren werden 30 Prozent der Gastronomen ausfallen, und die Preise werden um 30 Prozent steigen müssen.“ – Er sagt weiters: „Die Stimmung unter den Gastronomen sei ‚miserabel‘“.

Auch Peter Haubner, Wirtschaftsvertreter der ÖVP, darf ich zitieren. Selbst der Wirt­schaftssprecher der ÖVP, Abgeordneter Peter Haubner, kritisierte in einem „Kurier“-Interview vom 9. Jänner dieses Jahres trotz vorhergehender Zustimmung zu vielen Gesetzen, die ich gerade als Belastung für die Tourismuswirtschaft aufgezählt habe, die Belastungen gerade für Gastronomiebetriebe – ich zitiere –:

„Dass Wirte besonders sauer sind, kann der Wirtschaftsvertreter verstehen.“ – Und: „Es geht nicht, dass man vor lauter Bürokratie nicht mehr zum Arbeiten kommt.“

Die an sich nicht positive Stimmung wird ja auch von allen bestätigt, und da ist anzu­packen. Da stelle ich mir zuerst schon einmal die Frage: Packen wir selbst auch hier im Parlament an? – Ich rufe unsere Initiative in Erinnerung, eine „klare gesetzliche Rege­lung für eine unbürokratische und belastungsfreie kurzfristige Mitarbeit von Familienan­gehörigen in Gastronomiebetrieben“ zu schaffen. (Beifall bei der FPÖ.)

Das war für jeden Außenstehenden von Haus aus normal. Ich beziehe mich auf Kollegen Obernosterer, der den Betrieb übergeben hat, der zu Hause einmal ein Seidel


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mittrinkt, wenn ein Reisebus kommt und theoretisch hätte angemeldet werden müssen. Dass so etwas nicht geht, versteht jeder.

Wir waren im Ausschuss über eineinhalb Jahre lang nicht in der Lage, eine gesetzliche Regelung zustande zu bringen, weil das von der SPÖ blockiert worden ist. Das versteht niemand mehr! Dann kommt eine Verordnung heraus, in der festgehalten wird, dass das mitarbeitende Familienmitglied ein Trinkgeld von bis zu 30 € pro Tag behalten darf. Ich frage mich da wirklich: Wem fällt denn so etwas ein, bitte? Auf der einen Seite spricht man von Bürokratieabbau, und auf der anderen Seite wird eine Verordnung erlassen, die bestimmt, dass man 30 € Trinkgeld behalten darf. Na bitte, wenn man als Familienmitglied mitarbeitet, was tut man mit dem Trinkgeld, wenn man überhaupt eines bekommt? – Das bekommen dann ohnehin die Enkelkinder und so weiter. Ich meine, die Politik hat andere Aufgaben, als sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Man muss eben schnell helfen, was uns nicht gelungen ist. Für diese Verordnung in Sachen Mithilfe von Familienangehörigen haben wir eineinhalb Jahre lang kämpfen müssen. Das ist einfach zu lang, und das versteht niemand mehr.

Ein anderes Beispiel ist die Bestpreisklausel bei den Buchungsplattformen. Da kämpfen wir auch schon längere Zeit, diese Initiativen werden vertagt. Jetzt ist möglicherweise eine Lösung in Sicht. In Deutschland und in Frankreich wurden diese Bestpreisklauseln gesetzlich verboten, weil sie wettbewerbsverzerrend und –beschrän­kend sind. Wir arbeiten an dieser Sache auch im Ausschuss ewig, damit wir das weiterbringen, und die Initiativen werden vertagt. Das heißt, da müssen wir besser, schneller und effizienter im Interesse des Tourismus arbeiten. Das gelingt auch nicht immer.

Abschließend: Ich habe im Ausschuss auch den Bericht der Tourismusberatung Prodinger angesprochen. Vom Herrn Vizekanzler wurde repliziert, der ganze Bericht sei im Grundtenor negativ, obwohl Prodinger nichts anderes tut, als aufzuzeigen, wo es wirklich krankt. Immerhin werden 500 Betriebe von dieser Tourismusberatung betreut. Er wurde unter anderem festgestellt, dass es eben nicht gut war, die Abschreibungs­dauer für Anlagevermögen in Tourismusbetrieben auf 40 Jahre zu verlängern – das geht nicht, das muss wirklich wieder reduziert werden –, und dass natürlich auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 10 auf 13 Prozent nicht oder in den seltensten Fällen an den Gast weitergegeben werden kann. (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Das sind Punkte, die aufzuzeigen sind, an denen zu arbeiten ist. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen, speziell der Bürokratieabbau et cetera, ist intensiv voranzutrei­ben, damit wir Glaubwürdigkeit haben. Es darf nicht bei Worten alleine bleiben. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Opposition ist da eine treibende Kraft, und ich bedanke mich auch bei der Oppo­sition für die vielen gemeinsamen Initiativen. Ich denke, das ist wichtig und richtig. Wir werden schauen, dass wir gemeinsam etwas weiterbringen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.59


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Obernosterer zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


11.59.54

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Vizekanzler, Wirtschaftsminister und Tourismusminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehschir­men! Wie steht es im Tourismusbericht? – Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten hat


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der Tourismus wieder gezeigt, dass er ein starker Konjunkturmotor ist, der für Wachs­tum und Arbeitsplätze in diesem Land sorgt.

Ich glaube, gegen den allgemeinen wirtschaftlichen Trend hat Österreich gezeigt, dass man in Österreich – mein Vorredner hat auch gesagt, dass wir Tourismusweltmeister sind – nach wie vor dafür sorgt, dass der Tourismus auf Vordermann ist. Natürlich kann man über viel Plus und viel Minus im Tourismus reden, aber eines muss auch einmal ganz klar gesagt werden: Von dieser Regierung wird der Tourismus ernst genommen. (Abg. Peter Wurm: Na ja!) Wir kennen die Wertigkeit des Tourismus, was er für unser Land bedeutet, denn es ist keine Selbstverständlichkeit, dass der Tourismusbericht hier im Plenum behandelt wird. Viele Berichte werden in den Ausschüssen enderledigt und kommen nicht einmal ins Plenum.

Was sind die klaren Pluspunkte, die der Wirtschaftszweig Tourismus aufzeigen kann? – Die Nächtigungszahlen sind gestiegen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wir brauchen uns nur einzelne Bundesländer anzuschauen. Die Umsätze sind gestie­gen, und ganz wichtig ist – natürlich auch eine Auswirkung der momentan herrschen­den Zinspolitik –, dass die Entschuldungsdauer der Betriebe zurückgegangen ist. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.)

Was die Vorschau für das Jahr 2016 betrifft, sagt die ÖHT, dass in der Tourismus­branche schon lange nicht mehr so viel investiert wurde, wie es jetzt im Jahr 2016 der Fall ist. Das ist wichtig, das ist richtig. Wir wissen, dass es da und dort schwierige Bereiche gibt, gerade in der Gastronomie, aufgrund der Kleinstrukturiertheit. Wir wissen aber auch, dass wir dort natürlich weiterhelfen müssen, mithelfen müssen, die Eigeninitiative zu stärken, weil gerade der Tourismus die einzige Alternative auf dem Arbeitsmarkt im ländlichen Bereich ist.

Wir wissen, dass 80 Prozent der Investitionssumme in den Tourismus an Unternehmen im Umkreis von 60 Kilometern gehen. Ohne den Tourismus würde der ländliche Bereich sicherlich nicht so dastehen. Wir wissen, was vor allem in der momentan weltweit schwierigen Zeit gerade für Österreich und für den Tourismus ganz wichtig ist. Das, was uns auch heuer, Gott sei Dank, wieder ein bisschen zugutekommt, ist nach wie vor die Topqualität, die die österreichischen Tourismusbetriebe bieten. Momentan ist eines der Hauptmerkmale, dass jeder, der nach Österreich fährt und in Österreich Urlaub macht, weiß, dass er sich hier sicher fühlen kann. Das ist, wie gesagt, jetzt in weiten Teilen der Welt leider nicht mehr möglich, aber Österreich ist nach wie vor eines der sichersten Länder überhaupt. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wissen, dass da und dort im bürokratischen Bereich noch einiges zu machen ist. Unser Tourismus- und Wirtschaftsminister hat auch eine Arbeitsgruppe zur Entbüro­kratisierung eingerichtet. Wir wissen, Kontrollen müssen sein, wir wissen, Vorschriften müssen sein, aber wir wissen auch, dass es in den letzten x Jahren – nicht erst seit zwei, drei Jahren – zu immer mehr Vorschriften, Kontrollen gekommen ist. Das ist zu durchforsten. Ich bin mir sicher, dass wir ein Drittel davon weglassen können, ohne die Qualität für die Mitarbeiter oder die Qualität im Tourismus zu gefährden.

Das Thema der familiären Mithilfe in den Betrieben ist seit zehn Tagen erledigt. Unbürokratisch und ohne Zettelwirtschaft dürfen die engsten Familienangehörigen in den Betrieben zu Hause wieder mithelfen, sofern sie in Pension sind, sofern sie einen Arbeitsplatz haben oder sofern sie in Ausbildung sind. Das haben wir erledigt! (Beifall bei der ÖVP.) Es hat lange gedauert, das stimmt. Das hätte schneller gemacht werden können, aber diese Lösung, die jetzt auf dem Tisch liegt, ist so unkompliziert, dass sie ein gutes Beispiel für alle weiteren Dinge ist, die wir machen.

Betreffend Geringfügigkeit: Für in der Tourismusbranche geringfügig Beschäftigte, die bis jetzt eigentlich nur drei Stunden pro Tag bei einer Hochzeit oder einer Veranstal-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 83

tung am Wochenende hätten arbeiten dürfen, ist es in Zukunft möglich, die Stunden, die sie pro Monat zur Verfügung haben, auch an einem Wochenende allein zu ver­brauchen. Damit wird sehr geholfen, das ist wichtig, und viele Schritte werden noch folgen.

Eines möchte ich zum Abschluss noch sagen: Ich arbeite nach wie vor, wenn ich mal zu Hause bin, im Tourismus mit. Tourismus ist mein Leben gewesen. Man kann auch einiges negativ darstellen, und kein Beruf hat nur Sonnenseiten, aber wenn ich noch einmal auf Welt komme – das sage ich euch ganz ehrlich –, werde ich wieder Touristiker und wieder Wirt. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP.)

12.05


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Abgeordneter Doppler zu Wort. – Bitte.

 


12.05.31

Abgeordneter Rupert Doppler (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Herr Vize­kanzler! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich: Seien wir froh und stolz, dass der Wirtschaftsmotor Tourismus in Österreich noch läuft, denn sonst würde es finster in unserem Land aussehen!

Lieber Kollege Obernosterer, als Wirt, als ehemaliger Betreiber eines Hotels – dem Kollegen Rosenkranz gesagt – ist es eine wichtige Aufgabe, dass du die Stammgäste unterhältst, dass du natürlich schaust, dass etwas konsumiert wird. Das steht außer Frage. Du bist ja ein fleißiger Hotelier, das stimmt ja. Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, würden die Hoteliers, die Gastronomen nicht mit einem so enormen persönlichen Einsatz am Werk sein, dann würde es um unsere Gastronomie nicht so gut ausschauen.

Im Jahr 2015, das haben wir schon gehört, gab es 135,2 Millionen Nächtigungen und einen Umsatz von zirka 38,4 Milliarden €. Es schaut alles ganz gut aus, nur die Ertragslage der Betroffenen, meine sehr geehrten Damen und Herren, schaut nicht so rosig aus. Da nützen auch alle Jubelmeldungen über neue Rekorde bei Nächtigungen oder bei Sommerbuchungen nichts, wenn nichts übrig bleibt, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Es ist angesprochen worden, Herr Kollege Obernosterer, es stimmt, es ist ein bisschen besser geworden, was die Mithilfe der eigenen Familienmitglieder betrifft. Es ist aller­dings nach wie vor so, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass die Bürokratie für unsere Betriebe, auch für die Gastronomie, die Bestimmungen, die Verordnungen, die Belastungen enorm sind. Es ist tatsächlich auch so – und das sagen mir Leute immer wieder –, dass eine Betriebsübernahme durch die Kinder fast nicht finanzierbar ist. So schaut es aus, liebe Damen und Herren!

Noch ein großes Problem den Tourismus betreffend, meine Damen und Herren, haben wir aufgrund der Sanktionen gegen Russland, denn vor allem die Gäste aus Russland sind bei uns ausgeblieben. Ich glaube, diese Sanktionen sollte man dringendst beenden. – Herzlichen Dank. (Beifall des Abg. Hagen.)

12.07


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Abgeordneter Mag. Unterrainer ist als Nächster zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


12.07.43

Abgeordneter Mag. Maximilian Unterrainer (SPÖ): Im Tourismus ist nichts so beständig wie der Wandel. – Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kolle­ginnen und Kollegen, Zuseher auf der Galerie und Damen und Herren vor den


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Bildschirmen zu Hause! Unsere Gastfreundschaft prägt den Tourismus, unsere Identität bestimmt ihn, und vor allem aber bestimmt und prägt der Tourismus uns.

Österreich ist ein Schneegestöber, ein Bergsee, Metropole und Alm zugleich. Wenn wir die Schnelllebigkeit in unserer Welt schon akzeptieren müssen, so müssen wir ihr nicht nachrennen. Warum? – Weil wir uns nur so selbst treu bleiben können, und ich glaube, das wollen auch die Menschen, die als Touristen zu uns kommen. Sie schätzen unsere Ehrlichkeit, sie schätzen unser Österreich: etwas Moderne, etwas pfiffige Tradition, gemixt in einer weitgehend intakten Natur. Aber genau der Mix macht es ja aus und nicht nur die Marktschreierei.

Für mich ist eines ganz wichtig: Wir tragen als Regierungspartei Verantwortung, dass wir Kurs halten, dass die Unternehmer und Unternehmerinnen in diesem Land auch weiterhin Erfolg haben können, dass Arbeiterinnen und Arbeiter, Angestellte und auch die Betriebe ein Stück des Kuchens mit nach Hause nehmen können.

Zur Schnelllebigkeit: Da erinnere ich mich an eine tolle Rede von Tobias Moretti anlässlich einer Feier zum 125-Jahr-Jubiläum Tourismus in Tirol, in der er den Touristikjargon etwas aufs Korn genommen hat; ich darf ganz kurz zitieren:

„Ich sehe nur, dass die Panorama-Paläste auf den Gipfeln, in denen sich die Touris­tiker, die Gemeinderäte, die Bürgermeister und Architekten verewigen, leer sind und man in den kleineren gemütlichen Hütten nie einen Platz kriegt, weil alle hinwollen.“

Da steckt für mich eine politische Aussage drin, denn fast jedes Alpental bei uns hat mittlerweile einen Skilift, jedoch die Familien können sich die Skipässe im Normalfall nicht mehr leisten. Und egal, wie viele Schneekanonen wir auch aufstellen, die Klima­erwärmung ist Realität und das wird auch so bleiben. Wenn nicht jetzt, wann reagieren wir dann eigentlich darauf?

Ich behaupte, dass es höchste Zeit ist, uns mit der Nachhaltigkeit im Tourismus entscheidend auseinanderzusetzen und in diese Richtung zu gehen. Wir haben heute bereits – es steht im Bericht – 135 Millionen Nächtigungen in Österreich; das ist zum Beispiel neunmal mehr als 1950. Wo früher einer am Berggipfel stand, stehen heute neun. Dürfen es 18 sein, dürfen es 27 sein, dürfen es 50 sein? Vergeben wir am Ende des Tages an den Bestbieter eine Platzkarte am Gipfelkreuz? Ist das das Ziel? Wachstum kann nicht unendlich sein, die Ressourcen der Alpen sind es jedenfalls nicht.

Wir haben in der Vergangenheit sehr positive Dinge in Gang gesetzt, etwa eine über 5 Milliarden € schwere Steuerreform auf die Beine gestellt, die die Kaufkraft der Menschen erhöht und somit auch direkt und indirekt der Freizeitwirtschaft zugute­kommt. Und trotz oder wegen der Finanzkrise: Als Sozialdemokrat ist es mir ein großes Anliegen, dass alle die Möglichkeit haben, Urlaub in Österreich zu machen, nicht nur die Gäste aus dem Ausland, sondern vor allen Dingen auch unsere Österreicher und Österreicherinnen.

Wir Regierungsparteien haben es geschafft, dass immer mehr Verständnis gelebt wird, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit besonderen Bedürfnissen als unsere Gäste begrüßen zu dürfen. Da steckt nicht nur der Gedanke dahinter, sozial Gutes zu tun, denn in einer Gesellschaft, die stetig älter wird, in der immer mehr Menschen besondere Bedürfnisse haben, sind das auch Chancen für die Wirtschaft. Ein Fahrstuhl kommt vielen zugute, Menschen mit Kinderwägen, im Roll­stuhl oder auch älteren Menschen, wobei mir da eines wichtig ist: Es muss immer auf Freiwilligkeit und auf Weitsicht basieren. Das Potenzial von in etwa 340 Millionen Nächtigungen ist aber ein gutes Argument und bietet eine ganz große Chance.


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Zum Schluss: Auch ich möchte, dass wir aufräumen, dass wir die Bürokratie weiter rausbringen, dass wir Möglichkeiten reinbringen. Wir müssen sicher neue Pfade ein­schlagen, wenn wir neue Wege beschreiten wollen. In diesem Sinne: Arbeiten wir gemeinsam für die Zukunft des österreichischen Tourismus, für den Motor der öster­reichischen Wirtschaft! – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie des Abg. Köchl.)

12.11


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Willi. – Bitte.

 


12.11.56

Abgeordneter Georg Willi (Grüne): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Tourismusbericht ist gut gemacht und erfreulich.

Wir haben 39 Millionen Ankünfte, 135 Millionen Nächtigungen. Unsere Hauptmärkte liegen vor der Haustür: 37 Prozent der Gäste kommen aus Deutschland, 26 Prozent aus Österreich, 7 Prozent aus den Niederlanden, und dann folgen Schweiz, England, Italien, Belgien, Tschechien, Russland und Frankreich. Die Ausgaben der in- und ausländischen Gäste betragen stolze 38 Milliarden €, und der Tourismus gibt knapp 200 000 Menschen in Österreich Arbeit, das sind knapp 6 Prozent.

Anzumerken ist, dass 2015 ein kleiner Ausreißer war, wir hatten frühe Ostern, wir hatten einen sehr schneereichen Winter und einen heißen Sommer. Das hat gerade im heißen Sommer viele Gäste, die den kühlen Alpenraum gesucht haben, zu uns geführt, auch hin zu den Seen. Und man muss auch zugeben, dass Konkurrenzmärkte, vor allem im südlichen Mittelmeerraum, unsicherer geworden sind.

Wir erleben Zuwächse an den Preispolen. Das Segment der hochpreisigen Hotellerie und das Niedrigpreissegment – Ein- und Zwei-Sterne-Unterkünfte – wachsen, es schwächelt die Mitte mit den drei Sternen.

Es ist der Opposition gelungen – Kollege Hauser hat es schon gesagt –, die Bestpreis­klausel wegzubekommen. Der Herr Minister sieht jetzt doch Handlungsbedarf und wird das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb ändern, und wir werden diese Best­preis­klausel so wie Deutschland und Frankreich abschaffen.

Interessant ist für mich die Seite 27 im Bericht. Da wird sehr kritisch mit den Grenz­kontrollen verfahren, und es wird darauf hingewiesen, dass diese Grenzkontrollen eine Gefahr in sich bergen und einen Wachstumseinbruch bringen könnten. Ich bitte Sie, Herr Vizekanzler, dass Sie den Scharfmachern in Ihren Reihen, aber vor allem auch in den Reihen der FPÖ ausrichten, dass sie mit diesen Grenzkontrollen abfahren sollen. Das ist schädlich für unseren Tourismus und trübt das Bild unseres Landes. (Beifall bei Grünen und NEOS.)

Nicht nachvollziehen kann ich die Aussage, dass der Binnenreiseverkehr eine Sätti­gung erfahren habe und in Zukunft vielleicht von einer Stagnation auszugehen sei. Wenn man allerdings mit Steuergeschenken das günstige Wegfliegen aus Österreich in Länder, mit denen wir preislich nicht mithalten können, fördert, dann ist das negativ und kontraproduktiv. Ich sehe in der Renaissance der Sommerfrische riesige Wachstumspotenziale. (Abg. Pirklhuber: Richtig!) Die Sommer werden heißer. Wo gehen die Leute hin? – In die kühleren Alpen hin zu den Seen. Sie suchen Urlaub in Österreich. Und was wir tun müssen, ist, das Angebot ausweiten, vor allem das Radan­gebot, Rad und Bahn, Rad und Bus, Bett+Bike, die Radwege gut ausschildern. Hier gibt es ein Riesenpotenzial bis hin zur Öffnung der Forststraßen für Mountainbikes. Und natürlich lockt der Berg als Abenteuer.

Meine Damen und Herren, jeder Gast, der sich in Österreich wohlfühlt, ist ein exzel­lenter Botschafter Österreichs. Aber nur jene Menschen, die den Gast gut betreuen


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können, weil sie ihren Arbeitsplatz gerne haben und sich dort wohlfühlen, können dazu beitragen, dass unsere Gäste zu guten Botschaftern Österreichs werden.

Wenn eine falsch programmierte Steuerreform dazu führt, dass Hoteliers und Gastwirte verärgert sind, wenn es teilweise schlechten Umgang mit dem Personal im Tourismus gibt und die Leute ausgepresst werden, wenn die Arbeit keine Freude macht, weil so viele bürokratische Hürden aufgebaut statt abgebaut werden, dann ist klar, dass sich die Beschäftigten im Tourismus nicht wohlfühlen und daher ihre Gäste nicht so gut betreuen können; und das ist schlecht.

Wir brauchen glückliche Gäste, die von glücklichen Menschen in Österreich gut betreut werden. Diese Gäste werden in der ganzen Welt spannend von Österreich erzählen. Mundpropaganda ist die beste Propaganda. Jeder Gast in Österreich, der zu Hause erzählt, wie toll es in Österreich ist und wie lässig die Leute da sind, wie toll die Landschaft ist, die Kultur, wie freundlich die Menschen sind, wird neue Gäste zu uns holen. Darauf kommt es an. (Beifall bei den Grünen.)

Ich komme zum Schluss: Meine Damen und Herren, ich habe noch die Zeit erlebt, in der man nicht von Tourismus, sondern von Fremdenverkehr gesprochen hat, in der also der Gast, der zu uns kam, der „Fremde“ war. Kürzlich bin ich mit einer Hoteliersfrau durch die Innsbrucker Altstadt gegangen, und sie hat gejammert: Diese Flüchtlinge, es sind viel zu viele, und man muss sich ja vor ihnen fürchten. Dann habe ich zu ihr gesagt: Bitte, da vor dem Goldenen Dachl sind Hunderte, ja Tausende von Menschen aus aller Welt. Fürchtest du dich? – Darauf hat sie gemeint: Nein, wieso?

Meine Damen und Herren, vor dem Gast, der Geld im Sack hat, fürchtet sich niemand. Der Gast, der mit viel Mut eine Reise zu uns geschafft hat, oft gefährlich, dem Tode nahe, der mit viel Hoffnung und viel Energie zu uns kommt, aber eben kein Geld hat, ist das ein schlechter Fremder? Muss man sich vor diesem fürchten? – Nein! Wir müssen als Gastland auch diese Gäste, die ohne Geld zu uns kommen, aber viel Hoffnung, viel Potenzial, viel Kraft mitbringen, besser behandeln.

Das sage ich gerade in Richtung der FPÖ: Ihr wollt immer die Gäste mit Geld haben. (Abg. Haider: Touristen fahren ja wieder heim nach zwei Wochen!) Und wenn ein Russe kommt, der einen Haufen Kohle bringt, dann setzt sich der freiheitliche Abge­ordnete sogar dafür ein, dass er die österreichische Staatsbürgerschaft bekommt, aber sonst haut ihr auf die Gäste ohne Geld hin. Das geht nicht!

Wir Grüne wollen ein Österreich als tolles Gastland. Wir wollen, dass unsere Gäste Botschafter Österreichs werden. (Beifall bei den Grünen.)

12.18


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Kassegger zu Wort. – Bitte.

 


12.18.35

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Wir haben jetzt schon einiges darüber gehört, dass es in der Wirtschaft allgemein und in der Tourismuswirtschaft im Besonderen – weil da langfristige Inves­titionen zu tätigen sind – sehr notwendig ist, dass Rechtssicherheit herrscht, dass stabile Rahmenbedingungen herrschen, dass die Gastronomieunternehmer sich sozu­sagen auf den Gesetzgeber, der ja für die Wirtschaftspolitik, für die Gestaltung der Rahmenbedingungen verantwortlich ist, verlassen können.

Wir haben da in diesem Jahr schon einige schlechte Beispiele gehabt, etwa eine Verlängerung der Abschreibungsdauer. Jeder, der kaufmännisch tätig ist, weiß, dass das genau das Gegenteil von Rechtssicherheit ist. Auch die Erhöhung der Umsatz-


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steuer für die Gastronomiebetriebe würde ich jetzt nicht unter besonders tolle Rahmen­bedingungen hinsichtlich der Rechtssicherheit subsumieren.

Worum geht es mir jetzt im Konkreten? – Es geht mir um die Gastronomiewirtschaft oder die Gastronomie im urbanen Raum unter dem Gesichtspunkt messbarer Para­meter, Rechtssicherheit als Aufgabenstellung für die Wirtschaftspolitik. Wir haben hier in Wien, im urbanen Raum, einen Anlassfall, bei dem das eben nicht gegeben ist. 

Grundlage ist der – berühmt-berüchtigte, möchte ich schon fast sagen – § 113 der Gewerbeordnung, der eben genau das Gegenteil von dem darstellt, was Rechts­sicher­heit zu bedeuten hat. Worum geht es da konkret? – Es geht um Vorverlegungen und Rückverlegungen von Sperrstunden; also es ist möglich, Sperrzeiten zu verlängern, aber auch wieder zu verkürzen. Das liegt im Kompetenzbereich der entsprechenden Gemeinde, aber im gesetzlichen Kompetenzbereich des Bundesgesetzgebers im Rahmen des § 113.

Der Absatz 5 ist da der kritische Absatz. Ich zitiere diesen Absatz, der unseres Erach­tens so nicht stehen bleiben darf und geändert gehört; das ist auch Gegenstand des Entschließungsantrages, den ich nachher einbringen werde:

„Wenn die Nachbarschaft wiederholt durch ein nicht strafbares Verhalten von Gästen vor der Betriebsanlage des Gastgewerbebetriebes unzumutbar belästigt wurde oder wenn sicherheitspolizeiliche Bedenken bestehen, hat die Gemeinde eine spätere Aufsperrstunde oder eine frühere Sperrstunde vorzuschreiben.“

Das heißt, die Gemeinde kann dann vorschreiben, dass die Sperrstunde zum Beispiel nicht mehr um 4 Uhr in der Früh, sondern um 12 Uhr Mitternacht ist, was natürlich für ein Lokal, das entsprechend ausgerichtet ist, de facto einem Todesurteil gleichkommt.

Es wimmelt da nur so von unbestimmten Gesetzesbegriffen. Was ist „unzumutbar belästigt“? – Es ist unser freiheitliches Anliegen, hier Rechtsklarheit zu schaffen, und Kollege Schellhorn wird dann im Anschluss zum selben Thema sprechen. Wir haben nur unterschiedliche Zugänge, was den Modus Operandi betrifft, aber dem Grunde nach sind wir derselben Meinung. Wir haben auch gemeinsam einen entsprechenden Antrag im Ausschuss eingebracht; dieser ist selbstverständlich, wie alle diese Anträge, vertagt worden.

Der Sinn unseres Antrages ist: Wollen wir für die urbane Gastronomie, insbesondere etwa in Wien, sichere Rahmenbedingungen schaffen, die dann natürlich auch Invest­ments bewirken und die Wirtschaft ankurbeln. – In diesem konkreten Anlassfall sind 3,5 Millionen € investiert worden und 35 Arbeitsplätze in Gefahr. Das sind die Fakten.

Man muss in diesem potenziellen Konflikt zwischen Gastronomiebetreibern und Nach­barn, deren Rechte natürlich anzuerkennen und selbstverständlich auch zu berück­sichtigen sind, klare Rahmenbedingungen schaffen. Und diese klaren Rahmenbedin­gungen sind durch den derzeitigen § 113 Abs. 5 der Gewerbeordnung eben gerade nicht gegeben.

Insoweit bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anpassung der Gewerbeordnung an veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingun­gen – Rechtssicherheit für Gastgewerbebetriebe und Nachbarn

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 88

„Die Bundesregierung und insbesondere der Bundesminister für Wissenschaft, For­schung und Wirtschaft wird ersucht, umgehend eine Studie in Auftrag zu geben, mit der entsprechende standortbezogene Parameter und Werte für von Gastgewerbe­betrie­ben bzw. von Gästen vor einem Gastgewerbebetrieb ausgehenden Lärmemis­sionen - insbesondere unter Berücksichtigung der Veränderungen der Rahmenbe­dingungen für Gastgewerbebetriebe (z.B.: Rauchverbot) - ermittelt werden, die einen Interessensausgleich zwischen Nachbarn und Gastgewerbebetrieben in Hinblick auf die jeweilige Zumutbarkeit ermöglichen bzw. erleichtern, und darauf aufbauend dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, mit der § 113 Abs. 5 GewO im Sinne der Ergebnisse dieser Studie geändert wird, um so Rechtssicherheit für den Antragsteller und eine geeignete Entscheidungsgrundlage für die zuständige Behörde zu erreichen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

12.23


Präsident Karlheinz Kopf: Der soeben von Herrn Abgeordnetem Dr. Kassegger eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Ver­handlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Anpassung der Gewerbeordnung an veränderte gesellschaftliche Rahmen­bedingungen – Rechtssicherheit für Gastgewerbebetriebe und Nachbarn

eingebracht zu TOP 2: Bericht des Tourismusausschusses über den Bericht des Bun­des­ministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2015 (III-268/1179 d.B.) in der 132. Sitzung des Nationalrates am 15. Juni 2016

Die Gewerbeordnung in der geltenden Fassung normiert in § 113 (Sperrstunde und Aufsperrstunde) unter anderem Folgendes:

§ 113. (1) Der Landeshauptmann hat den Zeitpunkt, zu dem gastgewerbliche Betriebe geschlossen werden müssen (Sperrstunde), und den Zeitpunkt, zu dem sie geöffnet werden dürfen (Aufsperrstunde), für die einzelnen Betriebsarten der Gastgewerbe durch Verordnung festzulegen; er hat hiebei auf die Bedürfnisse der ortsansässigen Bevölkerung und der Touristen Bedacht zu nehmen und erforderlichenfalls von der Festlegung einer Sperrzeit abzusehen.

(3) Die Gemeinde kann unter Bedachtnahme auf die sonstigen öffentlichen Interessen für einzelne Gastgewerbebetriebe eine frühere Aufsperrstunde oder eine spätere Sperr­stunde, gegebenenfalls mit den durch den Anlass bestimmten Beschränkungen, bewil­ligen. Eine solche Bewilligung ist nicht zu erteilen, wenn die Nachbarschaft wiederholt durch ein nicht strafbares Verhalten von Gästen vor der Betriebsanlage des Gastge­werbebetriebes unzumutbar belästigt oder der Gastgewerbetreibende wegen Über-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 89

schreitung der Sperrstunde oder der Aufsperrstunde wiederholt rechtskräftig bestraft worden ist. (…).

(4) Die Gemeinde hat diese Bewilligung zu widerrufen, wenn sicherheitspolizeiliche Bedenken bestehen, die Nachbarschaft wiederholt durch ein nicht strafbares Verhalten von Gästen vor der Betriebsanlage des Gastgewerbebetriebes unzumutbar belästigt oder der Gastgewerbetreibende wegen Überschreitung der Sperrstunde oder der Auf­sperr­stunde wiederholt rechtskräftig bestraft worden ist. In Gebieten von Gemeinden, für die Landespolizeidirektionen zugleich Sicherheitsbehörde erster Instanz sind, haben die Gemeinden diese Behörden vor einer Entscheidung zu hören.

(5) Wenn die Nachbarschaft wiederholt durch ein nicht strafbares Verhalten von Gästen vor der Betriebsanlage des Gastgewerbebetriebes unzumutbar belästigt wurde oder wenn sicherheitspolizeiliche Bedenken bestehen, hat die Gemeinde eine spätere Aufsperrstunde oder eine frühere Sperrstunde vorzuschreiben. Diese Vorschreibung ist zu widerrufen, wenn angenommen werden kann, dass der für die Vorschreibung maßgebende Grund nicht mehr gegeben sein wird. (…) Nachbarn, die eine Verkürzung der Betriebszeit des Gastgewerbebetriebes bei der Gemeinde angeregt haben, sind Beteiligte im Sinne des Allgemeinen Verwaltungsverfahrensgesetzes 1991.

In diesem Zusammenhang kann Anwendung und Auslegung des § 113 GewO und dabei insbesondere des § 113 Abs. 5 zu Problemen und Schwierigkeiten zwischen Gast­gewerbebetrieben und Nachbarn führen, die sich durch den jeweiligen Gastro­nomiebetrieb unzumutbar belästigt fühlen.

Grund dafür ist unter anderem das Fehlen von klaren Normen, die eine nachvoll­ziehbare Entscheidung der Behörde darüber ermöglichen oder zumindest erleichtern, ob eine unzumutbare Belästigung für Nachbarn vorliegt, welche die Vorschreibung einer früheren Sperrstunde rechtfertigt.

Daher sollte der Gesetzgeber klare und vollziehbare Normen schaffen, die geeignet sind, die erforderliche Rechtssicherheit in diesem sensiblen Bereich herzustellen.

Einerseits ist es für Gastgewerbebetriebe von existentieller Bedeutung, auf eine fun­dierte gesetzliche Basis auch und gerade in Hinblick auf betriebswirtschaftliche Entscheidungen für notwendige langfristige Investitionen vertrauen zu können, und andererseits ist der Schutz des Nachbarn vor Unzumutbarkeiten jedenfalls zu gewähr­leisten.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachste­henden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung und insbesondere der Bundesminister für Wissenschaft, For­schung und Wirtschaft wird ersucht, umgehend eine Studie in Auftrag zu geben, mit der entsprechende standortbezogene Parameter und Werte für von Gastge­werbe­betrieben bzw. von Gästen vor einem Gastgewerbebetrieb ausgehenden Lärmemis­sionen - insbesondere unter Berücksichtigung der Veränderungen der Rahmenbedin­gungen für Gastgewerbebetriebe (z.B.: Rauchverbot) – ermittelt werden, die einen Interessensausgleich zwischen Nachbarn und Gastgewerbebetrieben in Hinblick auf die jeweilige Zumutbarkeit ermöglichen bzw. erleichtern, und darauf aufbauend dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, mit der § 113 Abs. 5 GewO im Sinne


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 90

der Ergebnisse dieser Studie geändert wird, um so Rechtssicherheit für den Antrag­steller und eine geeignete Entscheidungsgrundlage für die zuständige Behörde zu erreichen.“

*****

 


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Schellhorn zu Wort. – Bitte.

 


12.23.52

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Geschätzter Herr Vizekanz­ler! Nun ja, wir müssen zugeben, dass wir es am Anfang der Wintersaison dunkler gesehen haben, und es ist besser ausgegangen. Das muss man auch neidlos anerkennen.

Die Nächtigungszahlen, vor allem für den letzten Winter und für Ihre Statistiken, und Ihre Redebeiträge ähnelten zwar einem Wintermärchen, jedoch muss man es schon auch ein bisschen differenzierter sehen dürfen, und zwar insofern, als es vor allem in der Stadthotellerie einen enormen Zuwachs an Nächtigungen gab – auch über den Winter – und es gelungen ist, aufgrund dieser einmaligen Konstellation der kurzen Wintersaison mit den frühen Ostern auch eine sehr komprimierte, sehr dichte Belegung über den Winter herbeizurufen. Das heißt, es war in der Tat eine wirklich gute Wintersaison nach der Nächtigungsstatistik. (Zwischenruf des Abg. Obernosterer.)

Insofern sollte uns aber vor allem die Wertschöpfung in den Betrieben zu denken geben. Das sage nicht nur ich, sondern das sagen auch Landestourismusexperten wie der Landestourismuschef Leo Bauernberger: Die Ertragslage unserer Betriebe macht ihm Sorgen.

Zu bemerken ist schon auch noch, dass diese hervorragende Nächtigungsstatistik eines hervorgerufen hat: dass die Gäste, die zu uns kommen, viel kürzer bleiben. Das heißt, der Marketingaufwand und der Aufwand, diese Gäste auch lukrieren zu können, ist ein viel größerer. Allein die Marketingausgaben der Vier- und Fünfstern-Hotellerie in puncto Bewerbung für die Gäste stiegen in den letzten zwei Jahren um 16 Prozent.

Allein diese Zahl zeigt, wie schwierig es werden wird, auch in Zukunft diese Nächti­gungszahlen zu erzielen, und ich denke, wenn die ÖVP auch wirklich gescheit ist und einmal strategisch richtig arbeitet, dann wird sie von ihrem Hochsteuer-, Hochbüro­kratie- und Hocharbeitslosenkonzept weggehen müssen. Und da verstehe ich meinen lieben Freund Gabriel Obernosterer oder den Kollegen Unterrainer nicht, wenn sie von einem dringend notwendigen Schritt einer Entbürokratisierung sprechen. Ihr hättet lange die Chance gehabt, diese Branche und vor allem die Unternehmen zu entbüro­kratisieren. Ihr hättet lange genug Zeit gehabt, auch den Menschen oder den Unter­nehmen eine Reform der Gewerbeordnung zuzuführen. Ihr hättet lange genug Zeit gehabt, vor allem eine Erleichterung und keine Belastungen für die Unternehmen beim bürokratischen Aufwand zu erzielen. Das habt ihr nicht getan! Jetzt davon zu sprechen, weil der Druck von außen so stark ist, und zu sagen: Wir brauchen das jetzt dringend!, ist eine späte Einsicht, die wahnsinnig viel Geld kostet.

Aus diesen Gründen möchte ich noch einmal betonen, dass es ganz wichtig ist, auch ein Bild zu zeichnen, wohin es gehen soll, und das sollte auch ein Tourismusbericht beinhalten: Wie wird Tourismus 2030 stattfinden – in Anbetracht eines Klimawandels, in Anbetracht anderer Arbeitswelten (Zwischenruf des Abg. Obernosterer), in Anbe­tracht dessen, dass es auch eine steuerliche Erleichterung geben muss beziehungs­weise Möglichkeiten – nicht nur eine Erleichterung, sondern Möglichkeiten –, Betriebe zu schließen?


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 91

Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass in den nächsten zehn Jahren fast 5 000 Be­triebe zur Übernahme stehen (Zwischenruf des Abg. Obernosterer) und wir in dieser Hinsicht wahrscheinlich nicht für alle Übernehmer finden werden, dann heißt das, dass es auch die Möglichkeit geben muss, einen Betrieb, der nur mehr einen Bilanzwert von 250 000 € hat, zu schließen. Der private Unternehmer, der schließen möchte, kann dann, wenn es zu einer Aufwertungsbilanz kommt, nur mehr Konkurs anmelden. Das sind die Realitäten.

Und es muss uns gelingen – und das, muss ich sagen, liegt auch in der Verantwortung des jetzigen Tourismusministers –, in der Vermarktung, in den fünf Ebenen für den Tourismus neue, moderne Strukturen zu finden, vom Hotelier bis zur Österreich Werbung. Da haben wir zu viele Strukturen, und da müssen wir darüber nachdenken, wie wir für Erleichterung sorgen können.

Zu guter Letzt hoffe ich auch, dass es nicht wahr ist, was ich in Bezug auf die ÖHT höre. Ich hoffe, dass die ÖHT weiterhin auch die Bank sein wird, die für die Haftungs­übernahmen verantwortlich ist, und dass sie nicht in die AWS eingegliedert wird. Das wäre der nächste Dolchstoß, den man dem Tourismus zufügen würde. Ich hoffe nicht, dass sich dieses Gemunkel auch bewahrheitet, lieber Tourismusminister.

Nach diesem Fazit möchte ich auch nur noch an dem anschließen, was Kollege Kassegger gesagt hat: Es geht in diesem Entschließungsantrag nicht nur um das Urbane, um die urbane Gastronomie, sondern es geht um jeden Gastgarten, der einen Nachbarn hat. Es geht darum, was uns 2018 blühen wird, wenn das Rauchverbot umgesetzt wird und wenn die Gäste vor das Haus rauchen gehen, und da geht es um die Lautstärke. Da geht es um eine Rechtssicherheit. Da geht es um eine Rechts­sicherheit für alle Unternehmen, die in der letzten Zeit Auflagen erfüllt haben und vor der nächsten Auflage stehen, wenn dann bei der ersten möglichen Anzeige eines Nachbarn die Gewerbebehörde kommt und die Öffnungszeiten verkürzt. Darum geht es in unserem Antrag, den ich nun einbringen möchte:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Immissions­schwellenwerte in der Gewerbeordnung

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Gesetzesnovelle vorzulegen, welche den § 113 Abs. 5 der Gewerbeordnung um folgenden Satz ergänzt: Für die Beurteilung von durch ein nicht strafbares Verhalten von Gästen vor der Betriebsanlage des Gastgewerbe­betriebes ausgehenden unzumutbaren Belästigungen der Nachbarn gelten die in § 4 Schienenverkehrslärm-Immissionsschutzverordnung, StF: BGBl. Nr. 415/1993, idgF festgelegten Immissionsgrenzwerte.“

*****

Lieber Herr Vizekanzler und Wirtschaftsminister! Ich möchte auch hier eine Kopie dieser 5 500 Unterschriften der Petition von dieser besprochenen Bettelalm übergeben, um deutlich zu machen, dass es sich da auch um ein ernsthaftes Problem handelt, auch um die Rechtssicherheit von Klein- und Mittelbetrieben. – Danke vielmals. (Der Redner übergibt Vizekanzler Mitterlehner eine blaue Mappe. – Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Willi.)

12.30



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 92

Präsident Karlheinz Kopf: Der von Herrn Abgeordnetem Schellhorn eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Sepp Schellhorn, Kollegin und Kollegen

betreffend Immissionsschwellenwerte in der Gewerbeordnung

eingebracht im Zuge der Debatte über Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2015 (III-268 d.B.) – TOP 2

Die österreichische Wirtschaftspolitik beschränkt sich immer mehr auf Förderungen. Doch eine nachhaltige Wirtschaftspolitik ist mehr als Steuergeld für Unternehmen aufzuwenden. Neben einer berechenbaren Steuerpolitik, weniger Bürokratie ist auch die Rechtssicherheit ein zentrales und notwendiges Anliegen an den Wirtschafts­standort Österreich. Bevor neue Förderungen ausgeschüttet werden, muss die Trans­parenzdatenbank endlich vollends befüllt werden. Bisher weiß niemand Bescheid, wie viele Steuergeld für Wirtschaftsförderungen aufgewendet wird. Ein besserer Schritt wäre die hohe Steuerquote zu senken und den Unternehmen mehr Freiheit zu lassen.

Bevor neue Förderungen erfunden werden, sollte sich die Bundesregierung mit den tatsächlichen Problemen der österreichischen Betriebe auseinandersetzen. Insbeson­dere Tourismusbetriebe leiden unten den letzten gesetzlichen Änderungen zur Ab­schrei­bungsdauer. Die verlängerte Abschreibungsdauer hemmt die Investitionen in den Betrieben. Der Handwerkerbonus zielt auf Renovierungs-, Erhaltungs- und Modernisie­rungs­maßnahmen im privaten Wohnungs- und Hausumbauten ab. Genau diese Maßnahmen wären auch im Tourismus unerlässlich und würde ua. zu einem besseren Lärmschutz und mehr Nachhaltigkeit führen. Darüber hinaus können nur Betriebe vom Handwerkerbonus profitieren welche ein reglementiertes Gewerbe vorweisen. Ein anderes reglementiertes Gewerbe, das Gastgewerbe, kann auf diese Förderungen nicht zurück greifen und wird darüber hinaus durch die verlängerte Abschreibungs­dauer benachteiligt. Die Lärmemissionen sind eine immer größere Herausforderungen im täglichen Leben des Gastgewerbes geworden und wird in Zukunft durch die Nicht-Raucherregelung in Gaststätten weiter befeuert.

Hierfür müssen in der Gewerbeordnung die fehlenden Immissionsschwellenwerte nach­­getragen werden. Es ist sachlich nicht begründbar, weshalb der Wohnbe­völke­rung, die etwa von Fluglärm belästigt wird, lärmtechnisch mehr zumutbar ist als einem Nach­barn, der sich durch Gäste einer Diskothek gestört fühlt. Lärm ist Lärm und die Zumutbarkeit sollte einheitlich geregelt sein. Dies würde den Betreibern von Lokalen auch Rechtssicherheit geben.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Gesetzesnovelle vorzulegen, welche den § 113 Abs. 5 der Gewerbeordnung um folgenden Satz ergänzt: Für die Beurteilung von durch ein nicht strafbares Verhalten von Gästen vor der Betriebsanlage des Gastgewerbebetrie-


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bes ausgehenden unzumutbaren Belästigungen der Nachbarn gelten die in § 4 Schie­nenverkehrslärm-Immissionsschutzverordnung, StF: BGBl. Nr. 415/1993, idgF fest­geleg­ten Immissionsgrenzwerte."

*****

 


Präsident Karlheinz Kopf: Nun hat sich Herr Vizekanzler Dr. Mitterlehner zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


12.31.05

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her­ren! Wir haben auch viele Zuschauer hier oben auf der Galerie, und es mag sein, wenn wir jetzt den Tourismusbericht und die Lage des Tourismus diskutieren, dass der eine oder andere verunsichert ist, weil üblicherweise die Opposition ein recht negatives Bild darstellt und die Regierungsvertreter möglicherweise eine sehr positive Darstellung wählen.

Daher würde ich Sie einladen: Orientieren wir uns doch einfach an den Fakten! Die Fakten sind im Wesentlichen aus dem Tourismusbericht abzuleiten und zu entnehmen, der Ihnen allen, insbesondere denjenigen, die auch im Wirtschaftsausschuss und im Tourismusausschuss vertreten sind, vorliegt.

Ich darf aus dem Bericht aus Seite 18 zitieren: „Angesichts der eher mäßigen konjunk­turellen Erholung im Euro-Raum entwickelte sich der österreichische Tourismus überraschend außergewöhnlich günstig“.

Das wird auch durch die Zahlen in dem Bericht unterstrichen – das Zitat stammt im Übrigen vom WIFO – und wird im Bericht auch entsprechend unterstützt und doku­mentiert. Es ist nicht bestreitbar, dass wir im letzten Jahr einen Nächtigungsrekord mit rund 135 Millionen Nächtigungen hatten, auch einen Ankunftsrekord.

In diesem Zusammenhang sind aus meiner Sicht die Aussagen interessant, weil dann auch darauf verwiesen wird: Ja, aber die Geschäftsentwicklung, die Ergebnisse sind so schlecht! – Wir haben auch entsprechende Zunahmen, was die Umsätze anbelangt, daher auch bessere Möglichkeiten, da auch ein betriebswirtschaftlich gutes Ergebnis zu erzielen.

Wir haben beispielsweise im letzten Jahr real 3,7 Prozent Gesamtumsatzsteigerungen gehabt, nominell 5,6 Prozent. Wir werden die Einnahmensteigerung auch in den Jahren 2016 und 2017 haben. Ich kann Ihnen auch ein paar Gründe dafür nennen: unter anderem weil die Touristen aus dem Ausland, aber vor allem die Inländer mehr ausgeben, und das hängt insbesondere mit der Steuerreform zusammen, die wir 2016 getätigt haben (ironische Heiterkeit des Abg. Peter Wurm) und die zur Wirkung kommt – ebenfalls ein Zitat vom WIFO.

Wenn in diesem Zusammenhang hier die Betriebe und die Leistung der Betriebe und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwähnt werden, die dafür maßgeblich sind: Selbstverständlich, das ist die Grundlage. Aber Sie können schon davon ausgehen, dass es da neben der Steuerreform noch andere Gründe gibt, und die anderen Gründe – sie sind angesprochen worden – hängen mit der Unsicherheit in Gesamt­europa und weltweit zusammen und damit, dass man in sicheren Ländern Urlaub macht – daher ist Österreich erfreulicherweise eine Destination – und den Radius der Urlaubsreisen auch kürzer wählt.

Zum Dritten darf ich schon darauf hinweisen, dass die Gäste deswegen kommen, weil die Österreich Werbung gute Arbeit leistet. Das ist Ihnen bis jetzt weniger aufgefallen.


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Wir haben auch die Wintersaison – sie ist angesprochen worden – gehabt. Diese hat ebenfalls einen Rekord ergeben, ebenfalls steigende Umsatzzahlen. In diesem Zusam­menhang möchte ich auch ein paar Fakten nennen: Wir haben gerade bei den deutschen Gästen nach Jahren der Stagnation bei den Nächtigungen 3,6 Prozent Zunahmen gehabt. Die russischen Gäste, die immer so strapaziert werden, die uns alles mehr oder weniger, was die Bilanz anbelangt, zerstören, machen 1 Prozent der gesamten Nächtigungszahlen aus. Es ist auch bedauerlich, wenn sie nicht mehr kommen, aber wir werden im nächsten Jahr gemeinsam mit den russischen Vertretern ein Jahr des Tourismus machen und schauen, dass wir auch in diesem Bereich aufholen. Es ist nämlich nicht eine Frage der Sanktionen, sondern eher eine Frage des schlechten Rubel-Kurses, der dazu beigetragen hat, dass die Ausgaben und die Auslandsreisen entsprechend zurückgenommen worden sind.

Ich darf zuletzt auf Professor Smeral verweisen, der in dem Tourismusbericht auch gesagt hat, dass sich diese Tendenz, wie gesagt, auch fortsetzen wird.

Herr Kollege Hauser, ein recht gutes Gefühl haben Sie ohnehin nicht gehabt, wie ich gemerkt habe, als Sie da geredet haben, weil Sie zitiert haben, wie schlecht denn die Stimmung wäre, denn es ist Ihnen und auch anderen Tourismusvertretern aufgefallen: Wenn Sie jetzt schlechte Stimmung nach außen verbreiten, werden die Gäste wahrscheinlich nicht sehr begeistert sein und vielleicht nicht kommen.

Wenn Sie schlechte Stimmung haben, dann liegt das vielleicht daran, dass Sie auch lauter Berichte zitiert haben, die eher die Gastronomie betroffen haben, und Sie haben immer März und Jänner zitiert. Ich sage Ihnen: In diesem Zeitraum war die Stimmung möglicherweise da und dort nicht gut. Sie haben recht, die Gegenfinanzierung bei der Steuerreform ist nicht nur erfreulich gewesen, aber die positiven Auswirkungen habe ich Ihnen auch dargestellt.

Sie haben auch nicht alles vollständig zitiert, denn es ist zwar richtig, dass wir schon einmal, was die Marktanteile anbelangt, besser gelegen sind, Sie müssen aber dazusagen, dass wir da in den Jahren 2008 und 2009 in einer Konstellation waren, was die Möglichkeiten der Umsätze anbelangt, dass wir gerade wegen der Wirt­schaftskrise auch in diesem Bereich marktanteilsmäßig gut gelegen sind. Wir haben in den letzten Jahren dann Marktanteile verloren.

Was Sie nicht dazugesagt haben – schauen Sie den Tourismusbericht, den Sie ja zur Verfügung haben, auf Seite 19 an! –: Wir haben jetzt 5,8 Prozent Marktanteil im Verhältnis der EU-15 und haben 2014 weniger gehabt, 2013 weniger gehabt, 2012 in etwa den gleichen Anteil und einige Jahre vor der Krise auch einen Anteil, der darunter gelegen ist.

Im Endeffekt ist der entscheidende Faktor: Wir gehen nach oben! Das ist die Botschaft, die ich mitnehme. Auch der zweite Faktor, was den realen Aufwand der Übernachtung anbelangt: Der Kunde gibt wieder mehr aus. Auch dort haben wir mit 159 € pro Näch­tigung eine erfreuliche Tendenz, ebenfalls auf derselben Seite mehr als 2014, mehr als 2013, in etwa dort, wo wir 2012 gewesen sind. Die Entwicklung und die Gründe dafür kennen Sie alle.

Meine Damen und Herren, ich weiß, daraus abgeleitet kann man nicht sagen: Das ist absolute Zufriedenheit. Ich kenne die Stimmung auch. Ich möchte aber schon sagen, dass das nicht dazu geführt hat – denn die Leute, die Unternehmen schätzen schon genau ein: wie ist denn die Zukunftsentwicklung? –, dass jetzt, und das sogar entgegen einem Rat einer entsprechenden Interessenvertretung, nicht investiert wird, sondern ganz im Gegenteil, es wird mehr investiert. Die Investitionen, insbesondere die Haftungen, unterstützt durch die ÖHT, haben in den letzten fünf Monaten um 70 Prozent zugenommen. Das ist auch ein Zeichen, dass die Stimmung nicht so ist,


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wie manche in ihren entsprechenden Aussagen es darstellen oder sehen wollen, sondern viel, viel besser.

Das gilt auch, was die Rahmenbedingungen anbelangt. Sie können es bei der Bürokratie sehen, wie Sie wollen, und sagen: Hätte man und müsste man! Die Frage ist: Macht man jetzt das Richtige? – Ich glaube schon, dass wir das Richtige machen – Sie haben es gar nicht erwähnt, weil keiner gern erwähnen möchte, was positiv ist –: die Senkung der Lohnnebenkosten. Diese haben wir schon im Parlament beschlossen, Sie haben es beschlossen.

Wir haben eine Senkung bis ins Jahr 2018 um einen Prozentpunkt. Das klingt wenig, aber wenn Sie etwa beim FLAF schauen – von 4,5 auf 4,0 Prozent –, dann ist das in Zahlen, wenn ich Ihnen das in einem Beispiel darstellen darf … (Abg. Peter Wurm: Im Gesetz sind es 0,2 Prozent!) – Bitte? (Abg. Peter Wurm: Im Gesetz sind es 0,2 Pro­zent, Herr Minister!) – Ich habe auch das Jahr 2018 erwähnt und dass das in Schritten kommt. (Abg. Wöginger: Ist auch schon beschlossen, Herr Kollege!) Wenn Sie das auch dazusagen, dann brauchen wir uns gar nicht über Zwischenrufe auszutauschen.

Ich sage Ihnen nur: Ein durchschnittlicher Vier-Sterne-Betrieb, 106 Betten, 30 Mitar­beiter, 25 363 € Jahresbruttodurchschnittsgehalt, erspart sich fast genau 7 000 € im Jahr. 7 000 € – das ist für einen durchschnittlichen Unternehmer mehr als ein, even­tuell zwei Monatsgehälter, und ich würde sagen, damit kann man doch auch argumen­tieren.

Zweiter Punkt, der eine Klarstellung betrifft, war ein wesentliches Verdienst von Gabriel Obernosterer. Sie können sich erinnern, das hat die „Wut-Oma“ aus Rauris, die richtige nämlich, die leider verstorben ist, damals schon angesprochen, das ist geklärt. In diesem Zusammenhang können jetzt auch Familienangehörige als Mitarbeiter im Unter­nehmen mitarbeiten.

Die Buchungsplattformen sind angesprochen worden, so auf die Art: Natürlich war das nur das Verdienst der Opposition, dass wir das begriffen haben! – Nehmen Sie es so mit, wenn es Sie freut, ich kann damit leben! Aber es ist ein riesiges Risiko, das wir da eingehen, denn im Endeffekt ist es wettbewerbsmäßig auf EU-Ebene noch gar nicht ausgestanden.

Das heißt, wir haben eine Reihe von Maßnahmen im Laufen, von denen man durchaus sagen kann, dass diese – und nicht, weil ich es Ihnen sage, sondern weil es der Tourismus so sieht – den Tourismusbetrieben auch entsprechend zugutekommen. Daher kann ich, was die Zukunft anbelangt, gerade was die Bürokratie betrifft, sagen: Da haben wir auch einige Punkte in Aussicht, die wir entsprechend bereinigen werden, auch die Problematik bezüglich der Gewerbeordnung, die ja eigentlich jetzt nicht unbedingt die Lage des Tourismus berührt, aber das werden wir uns genauso intensiv anschauen wie alle anderen Fragen. Das kann ich jetzt bereits konstatieren.

In diesem Sinn, meine Damen und Herren von der Opposition: Es mag für Sie bedau­erlich sein (ironische Heiterkeit des Abg. Peter Wurm), aber wenn ich mir die Fakten­lage ansehe, muss ich sagen, die Zahlen sind halt einfach positiv, die Buchun­gen für den Sommer ebenfalls. Das ist, um das noch einmal zu sagen, nicht das Verdienst der Bundesregierung, sondern das Verdienst der Unternehmen, das Ver­dienst der Gäste, aber alles am System wird auch nicht falsch sein. – Vielen Dank. (Ruf: Bravo! – Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

12.41


Präsident Karlheinz Kopf: Danke, Herr Vizekanzler. – Nächster Redner: Herr Abge­ord­neter Prinz. – Bitte.

 



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12.41.14

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren! Ganz zu Beginn darf ich im Namen vom Kollegen Norbert Sieber die vierte Klasse einer Tourismusgemeinde begrüßen, nämlich die 4. Klasse Hauptschule aus Lech am Arlberg. Herzlich willkommen bei uns! (Allgemeiner Beifall.)

Meine Damen und Herren! Durchaus anschließend an die letzten Worte: Der Bericht für das Jahr 2015 zeigt ja sehr viele positive Entwicklungen. An Sie, Herr Vizekanzler, auch ein herzliches Dankeschön für die Zusage im Ausschuss, in den nächsten Tourismusbericht auch „Urlaub am Bauernhof“ aufzunehmen. Es ist so, dass zum Beispiel rund 10 000 Betriebe in Österreich an „Urlaub am Bauernhof“ teilnehmen, und wenn man die Bettenzahl zur Berechnung heranzieht – rund 113 000 Betten –, so sind das in etwa 11 Prozent des Angebotes. Zudem darf man meiner Meinung nach durch­aus sagen: „Urlaub am Bauernhof“ und die kleinen privaten Vermieter, beide Bereiche brauchen einander, die kleinen und die großen. Man profitiert auch voneinander, und alle haben was davon.

Dass der Tourismus natürlich ein sehr wertvoller und wichtiger Bestandteil der öster­reichischen Wirtschaft ist, steht außer Frage. Dabei geht es nicht nur um die aus­ländischen Gäste, sondern um die inländischen und ausländischen Gäste und natürlich auch um Naherholung.

Aus meiner Sicht geht es nicht nur um den Städtetourismus, auch das ist ein wichtiger Bereich, aber – und das wurde heute von Vorrednern bereits gesagt – auch im länd­lichen Bereich spielt der Tourismus eine große Rolle: Denken wir an den Winter­tourismus, an den Sommertourismus! Dabei würde es im Tourismus ohne die bäuer­lichen Familien – und ich komme ja selber aus dem bäuerlichen Bereich – zum Teil sicherlich wesentlich anders ausschauen, denn letztlich: Warum kommen denn viele Leute nach Österreich? – Weil es hier nicht nur gutes Essen und ein gutes kulturelles Angebot gibt, sondern wir auch eine gepflegte Kulturlandschaft haben. Diese Kulturlandschaft haben wir deswegen, weil die bäuerlichen Familien diesbezüglich sehr viel wertvolle Arbeit leisten.

Dabei ist es für die bäuerlichen Familien aber wichtig, dass sie von ihrer Arbeit auch leben können. Mein Appell und meine Bitte lauten daher: Setzen wir in Tourismus und Gastronomie auch in der Zukunft vermehrt österreichische Produkte ein! Es ist ja kein Geheimnis, dass viele Gäste aus dem Ausland, die in Österreich unsere wertvollen und geschmacklich sehr guten Lebensmittel kennenlernen, diese dann auch im Ausland – daheim – gerne kaufen. Wir sind ja durchaus auch vom Export abhängig. So gesehen ist es wichtig, dass unsere Urlaubsgäste auch als Konsumenten daheim österreichi­sche Lebensmittel kaufen. (Zwischenruf des Abg. Steinbichler.) Die Tourismus­branche ist ein wichtiger und wertvoller Bestandteil, und dazu, wie gesagt, braucht es auch die bäuerlichen Familien, die Arbeit der bäuerlichen Familien und eine faire Partnerschaft.

Gerade wenn man sich heute die Rede des Herrn Vizekanzlers sowie einige Redebei­träge der Opposition angehört hat: Meiner Meinung nach sollten wir einfach versuchen, in Zukunft noch stärker in Lösungen zu denken. Veränderungen sind der normalste Bestandteil der Welt, und ich glaube, wir sollten den Betrieben bei einer positiven Bewältigung helfen, und zwar durch lösungsorientiertes Denken und nicht durch Krank­jammern. Alles Gute dem Tourismus! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Preiner.)

12.44


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Bacher zu Wort.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 97

12.44.29

Abgeordneter Walter Bacher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Besuchergalerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der vorliegende Tourismusbericht sagt vieles über Gästeströme, über Nächtigungen aus und be­schreibt zusätzlich – und das ist in meinen Augen ganz wesentlich – die Vielfalt und das Innovationspotenzial des Tourismus. Das ist besonders für die ländlichen Regio­nen sehr wichtig, denn der Tourismus bedeutet Arbeitsplätze in den Regionen, er bedeutet hochwertige Ausbildung in den Regionen, Wertschöpfung in den Regionen und bedeutet vor allem auch, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft und unter­schiedlicher Religion ein gemeinsames Ziel haben, nämlich in Frieden ihren Urlaub und nebenbei die Schönheit unserer Regionen zu genießen.

Die Gäste genießen es, wenn sie bei uns – und ich meine damit ganz Österreich – ihren Urlaub verbringen können. Möglich ist das deswegen, weil die Österreicherinnen und Österreicher, die Betriebe mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch die Politik ein Umfeld schaffen, in dem man sich wohlfühlt.

Ein wesentlicher Faktor für den Wohlstand in den Regionen ist die Wertschöpfung. Ich möchte das anhand von einigen Zahlen aus meiner Branche, der Seilbahnbranche, belegen: In unserer Region kommen auf 550 MitarbeiterInnen bei den Seilbahnen rund 3 000 Arbeitskräfte in den anderen Branchen, wie zum Beispiel in der Gastronomie, im Einzelhandel, bei den Bäckern, Friseuren und so weiter. Zusätzlich werden noch indirekt Arbeitsplätze im Baugewerbe, Kleingewerbe, bei Versicherungen, Banken, Tankstellen und in anderen Bereichen gesichert. Die direkte Wertschöpfung der Seilbahnen beträgt in unserer Region 13,7 Millionen €; die Gesamtwertschöpfung beträgt im Pinzgau über 100 Millionen €.

Wir haben also im Tourismus vieles zu bieten. Aber das Wichtigste dabei ist, innovativ zu bleiben. Dazu gehören auch neue Lehrberufe, und deswegen freut es mich beson­ders, dass wir jetzt auch die Möglichkeit geschaffen haben, den Lehrberuf Hotelkauf­mann/Hotelkauffrau zu erlernen. Auch der/die SeilbahntechnikerIn ist ein sehr junger Lehrberuf, und es hat mich sehr viel an Überzeugungsarbeit gekostet, diesen einzu­führen, aber mittlerweile ist dieser Beruf eine Erfolgsgeschichte für sich.

Wir brauchen aber auch die dementsprechenden Löhne, damit wir diese Mitarbeiter halten können. Wenn ich mir da die Lehrlingsentschädigung im neuen Lehrberuf Hotelfachmann anschaue, dann sehe ich, dass diese im ersten Lehrjahr noch etwa gleich hoch ist wie in anderen Tourismusbereichen – ich vergleiche das wieder mit den Seilbahnen, denn da kenne ich mich sehr gut aus –, bereits im zweiten Lehrjahr liegen wir aber um fast 55 € darunter, und im dritten Lehrjahr fehlen schon 220 €. Ich glaube, dass das nicht der richtige Zugang ist. Meiner Meinung nach muss man bei der Entloh­nung ansetzen, um im Bereich der Gastronomie wieder mehr hochwertige Fachkräfte zu bekommen.

Es ist nicht einzusehen, dass die Löhne in Tourismusberufen weit unter den Löhnen in technischen Berufen liegen. Aus meiner Sicht hat die Facharbeit im Dienstleistungs­bereich denselben Stellenwert wie die Facharbeit in der Industrie, und wir alle sind gefordert, daran zu arbeiten, dass wir dieses Ungleichgewicht verändern und ein Gleich­gewicht der Löhne herstellen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

12.47


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Hanger.

 


12.47.51

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vize­kanzler! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Wir debattieren den Touris-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 98

musbericht 2015. Es sind, wie es auch von meinen Vorrednern bereits zum Ausdruck gebracht worden ist, sehr beachtliche Zahlen, die da auf den Tisch gelegt werden können. Der Tourismus in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte: 135 Millionen Näch­tigungen im Jahr 2015 bedeuten ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000. Zwei Drittel der Gäste kommen aus dem benachbarten Ausland, aber auch aus China – plus 41 Prozent –, aus den arabischen Ländern – plus 36,5 Prozent – oder zum Beispiel aus den USA – plus 12,3 Prozent. Das zeugt davon, dass der österreichi­sche Tourismus sehr gut aufgestellt ist.

90 000 Betriebe – und die Zahl ist sehr beachtlich –, vom Kleinbetrieb, Mittelbetrieb, bis zum Großbetrieb, sorgen vor allem auch in ländlichen Regionen, die wirtschaftlich oft nicht so stark sind, für sehr viele Arbeitsplätze. Zählt man zu den direkt Beschäftigten im Tourismus die indirekt Beschäftigten dazu, dann geht es um 600 000 Arbeitsplätze in Österreich, eine Wertschöpfung von rund 50 Milliarden und 15 Prozent des Brutto­inlandsprodukts.

An diese vielen Zahlen möchte ich noch eine anhängen, die mir persönlich auch sehr wichtig erscheint: Betrachtet man die touristischen Auslandseinnahmen pro Kopf, dann sind das laut WTO 2 400 US-Dollar, und damit sind wir weltweit unter den Top 5. Ich erwähne diese Zahlen auch deshalb, weil ich manchmal schon der Meinung bin, dass wir uns in Österreich nicht mehr freuen können, und die touristischen Zahlen sind meiner Ansicht nach ein Anlass zur Freude. Wir können auch ein bisschen stolz sein, denn ich glaube, zur Bewältigung der Herausforderung der Zukunft braucht es auch diese Freude, diesen Optimismus.

Zwei Punkte will ich noch ansprechen, der eine betrifft den Arbeitsmarkt: Wir haben eine relativ angespannte Arbeitsmarktsituation in Österreich – inklusive Schulungs­teilnehmer rund 400 000 Arbeitslose, gleichzeitig den höchsten Stand an unselbst­ständig Erwerbstätigen –, und ich merke aber zum Beispiel in der Tourismuswirtschaft, auch bei mir in der Region, dass Arbeitskräfte permanent nachgefragt werden. Das ist ja fast eine paradoxe Situation. Ich weiß, da geht es um Fragen der räumlichen Mobilität, ich weiß, da geht es um Fragen der Qualifikation, um all diese Dinge, aber vielleicht geht es das eine oder andere Mal auch ums Wollen. Diese beiden Zahlen aneinander zu führen, erscheint mir sehr wichtig, weil es auch ein wichtiger Beitrag sein kann, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Ein weiterer Punkt ist mir ebenfalls sehr wichtig – ich erlebe es in meiner Region, aber das wird in ganz Österreich so sein –: Es sind unsere Familienbetriebe, die dafür sorgen, dass der Tourismus so funktioniert, wie er funktioniert. Es gibt viele Betriebe, wo tatsächlich teilweise vier Generationen, vielfach drei Generationen gemeinsam arbeiten, insbesondere zur Kapazitätsabdeckung. Oft arbeiten die Kinder in Ausbildung am Wochenende im Betrieb mit, die Großeltern helfen aus, wenn zum Beispiel eine Busgruppe kommt – die Kapazitätsplanung im Tourismus ist keineswegs einfach –, und deshalb ist es wirklich ein Erfolg. Und da möchte ich insbesondere unserem Tourismussprecher Gabi Obernosterer und unserem Vizekanzler dafür danken, dass es gelungen ist, die Beschäftigung von familiennahen Angehörigen jetzt endgültig zu klären. Viele haben diskutiert, viele haben geredet, wenige haben getan – und der Gabriel Obernosterer war da an vorderster Front und hat das gemacht. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.) Dafür darf ich herzlich danken. – Danke. (Beifall bei der ÖVP. – Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ.)

12.50


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Steinbichler. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 99

12.50.58

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher auf der Besuchergalerie, besonders die Gäste aus Vöcklabruck, und vor den Fernsehgeräten! Kollege Hanger, ich darf gleich an deine Ausführungen an­schließen: Es ist ja höchst interessant, es ist hervorragend! Anscheinend warst du nicht bei allen Sitzungen des Wirtschaftsausschusses selber anwesend, denn wir haben sogar Sitzungsunterbrechungen gehabt, damit man das Natürlichste auf der Welt erledigt: die Möglichkeit der Mitarbeit der Familienangehörigen. (Abg. Hanger: Vor­schläge habt ihr halt keine gebracht!) – Geh, bitte! Schau, wenn du nicht zuhörst, weißt du es ja morgen wieder nicht, und wenn ihr draußen bei den Versammlungen seid, könnt ihr es nicht einmal den Wirten erklären! (Abg. Hanger: Vorschläge …!) Geht einmal hinaus zu den Wirten zu einem Stammtisch und redet nicht immer da herinnen gescheit!

Schau, das Problem ist ja folgendes: Wir haben eine Sitzungsunterbrechung gehabt, weil es nicht möglich war, dass die Väter und Mütter, die den Betrieb geführt haben, diesen 50 Jahre lang aufgebaut haben, mithelfen durften, wenn ein vollbesetzter Autobus oder eine größere Wandergruppe kam. (Zwischenruf des Abg. Neubauer.) Jetzt ist das ein Erfolg. Also, wenn das der New Deal ist, dann ist es ein Uralt-Deal, aber macht nichts! (Beifall beim Team Stronach.)

Man könnte – ich komme dann noch bei dem Thema Lebensmitteln darauf zu sprechen – natürlich auch über Etikettenschwindel reden (Zwischenruf des Abg. Hanger), aber das macht nichts. Wir freuen uns – oder, Peter Wurm? –, wir haben das lange gefordert. Ihr sagt immer, die Opposition fordert nichts. Ich meine: Sie sollten viel mehr zuhören! (Abg. Hanger: Lösen muss man es!)

Dem Herrn Vizekanzler sei Dank, das ist jetzt geschehen. Reden wir positiv: Herz­lichen Dank an alle Hotellerie-, Gastronomie-, Beherbergungsbetriebe, „Urlaub am Bauernhof“, Privatzimmervermieter für das, was sie leisten, welche Bereitschaft, welchen Einsatz sie erbringen, herzlichen Dank, sonst wäre das nicht möglich, aber auch an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Willi.)

Ich darf da aber schon wieder eine kleine Szene aus dem Wirtschaftsausschuss bringen: Es ist halt schon spannend, wenn wir dort die Vier-Tage-Woche diskutieren und jeder sieben Tage die Woche bedient werden will! Ich habe ja nur einen kurzen Ausflug in die Gastronomie gemacht, aber mein bester Koch hat mich verlassen, weil er gesagt hat, seine Freundin habe ihn vor die Wahl gestellt: entweder der Wimberghof oder sie. Na, wo kocht er heute? – Heute kocht er bei der größten Konkurrenz der Gastronomie, bei einem Supermarktwirtshaus, denn jeder Supermarkt, jeder Möbelmarkt hat ja heute eine Gastronomie dabei, ein Restaurant, das sich die Gäste holt, und dort ist er jetzt Koch und hat am Sonntag frei. Wir müssen also bedenken, was wir mit unserem Tun, mit unserem Handeln bewirken.

Herr Minister, du wirst ja bestätigen – neben den guten Aussichten –: 7 000 Kräfte werden gesucht. Das zeigt, wie fordernd der Job ist. Da müssen wir vielleicht noch da und dort beim Gehalt etwas tun, aber es sagt ja schon etwas über die Leistung aus.

Weil ich da die fesche Lechneralm vor mir habe – ganz aktuell, die heutigen „Salz­burger Nachrichten“ (auf ein vor sich auf dem Rednerpult aufgestelltes Bild weisend, das eine Frau hinter einem Zaun mit der Aufschrift „Lechneralm geschlossen“ zeigt) –: Wir müssen ja wissen, was wir mit dieser Registrierkassenpflicht ausgelöst haben. Am Hochkönig haben bereits fünf Almen heuer nicht mehr geöffnet.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 100

Ich rede da jetzt weniger mit dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer, der bekanntlich Bergbauernsprecher ist, sondern spreche vielmehr den Gabi Obernosterer an: Die Hochkönig Tourismus GmbH beschwert sich, dass das fatale Folgen hat. Ja warum? – Weil deine Gäste, die Gäste im Salzburger Land, in der Steiermark, in Niederösterreich, egal, wo sie beherbergt sind, Wanderungen machen wollen, in einer gepflegten Kulturlandschaft wandern wollen. Und damit bin ich ja schon beim Thema.

Das ist eine Alm, die sogar ohne Strom bewirtschaftet worden ist – seit 300 Jahren! –, seit 1982 mit Ausschank. Jetzt müssen wir die noch besteuern. Und da reden wir von der Ehrenamtlichkeit?!

Jetzt komme ich gleich zu den Vereinen: Ich war am Wochenende bei einem super Konzert vom Hausruckchor, aber egal, ob Musikkapelle, Feuerwehr, da machen wir für alle Vereine (Abg. Obernosterer: … so einen Blödsinn, Vereine …!) – wo wir die Ehrenamtlichkeit so loben, wo so viel wertvolle Arbeit für die Jugend gemacht wird, für unsere Jungen, die dort gut behütet aufwachsen, mit Disziplin, und sehr viel fürs Leben lernen – auch noch Steuern mit Registrierkassen, da bringen wir sie in Notstand. Das hat keinen Sinn, dort müssen wir mit viel mehr Hausverstand arbeiten, dort brauchen wir wieder die alte Festwirteregelung. Der Herr Vizekanzler hat mir zugesagt, er wird sich das anschauen. Dass der Verein von dem regionalen Wirt eine Unterschrift für die Veranstaltungsbewilligung braucht, das hat super funktioniert.

Lieber Gabi Obernosterer! Du hast wieder deine Investitionstätigkeit im Umkreis von 30 Kilometern angesprochen. Und, lieber Gabi, weil es so gut zum gestrigen Milch­gipfel passt – und ich bin überzeugt, da bekomme ich ja vermutlich die Zustimmung der halben Regierung, aber eigentlich (in Richtung SPÖ) müsste ich diese auch von den Vertretern der Konsumenten bekommen – und weil auch der Kollege Prinz heute gefordert hat, dass wir die Lebensmittelkennzeichnung brauchen: Ich habe heute drei Beispiele mitgenommen, das „schwere“ Beispiel, das ich schon ein paar Mal verwendet habe, zweieinhalb Kilo Regenwald-Palmfett-Biomargarine (ein großes Paket Margarine in die Höhe haltend), dann die kleine Version, die man am Frühstückstisch servieren kann, das ist Butterersatz-Palmfett aus dem Regenwald (ein kleines Paket Margarine in die Höhe haltend), und die kleine schnelle Lösung, der Kindermilch-Schokoriegel (einen Schokoriegel in die Höhe haltend), und da steht ganz klar Palmfett drauf, doch Ferrero kennt die Bedeutung schon: Sie schreiben nämlich „Butterfett“ ganz groß, aber dafür ist ganz wenig drinnen, und das ist das Problem, das wir haben.

Wenn wir die Almbetriebe zusperren, wenn wir die Kuhhaltung nicht mehr haben und Palmfett aus dem Regenwald importieren, dann haben wir auch die gepflegte Kultur­landschaft nicht mehr! Das ist ja „wunderbar“: Palmfett gegen Butterfett! Das ist ja gestern wieder verschwiegen worden. Wir werden einfach substituiert, nur muss uns klar sein, dass dann unsere Gäste irgendwann zwar eine Radtour im schönen Wald machen können, aber die Kulturlandschaft wird fehlen, und ich weiß nicht, ob dann die Zahl der Touristen größer wird. Vielleicht ist der Teint von manchen im Dunklen dann ein bisserl geschützter, aber ich glaube, das ist nicht das Ziel, das wir haben.

Zum gestrigen Milchgipfel noch: Wir haben dort in aller Deutlichkeit gesehen, dass die Gelder an der Landwirtschaft vorbeigehen, denn das muss man mir einmal einer erklären (Abg. Obernosterer schüttelt den Kopf) – nein, nicht den Kopf schütteln, Herr Kollege Obernosterer! –: Wenn nur 20 Prozent aller Gelder, die in den Medien als Bauerngelder ausgewiesen werden, in einen Bauernhof kommen und der Großteil, 80 Prozent, vorbeigehen – zur Agrarmarkt Austria 26 Millionen €, zur Telekom, das ist ja so ein typischer Bauer mit Steirerhut, 19,2 Millionen €, 13,7 Millionen € in die länd­lichen Fortbildungsinstitute –, wenn wir das Geld in die Beamterie tun und nicht dorthin, wo es wirksam ist, dann haben wir die Ergebnisse, die wir gerade haben: Wir haben das größte Bauernsternsterben, die größte Welle der Abschlachtung dieser lieben,


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 101

wertvollen Milchkühe durch eine falsch geordnete Agrarpolitik. (Abg. Obernosterer: Das ist aber nicht …!)

Deshalb kommt von uns nun in diesem Zusammenhang ein Entschließungsantrag, und ich bin überzeugt, wir bekommen die völlige Zustimmung, weil diese Qualitäts­part­ner­schaft der Hotellerie und Gastronomie (Zwischenruf des Abg. Obernosterer) über­haupt nichts mit Bürokratie zu tun hat. In diesem Sinne bringe ich folgenden Antrag ein.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einfüh­rung einer Qualitätspartnerschaft für heimische Gastronomiebetriebe“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle erforderlichen Maßnahmen zu veranlas­sen, um sicherzustellen, dass in heimischen Gastronomiebetrieben, die mit Qualitäts­produkten österreichischer Herkunft werben, die Konsumenten und Gäste diese auch wirklich serviert bekommen. Um dies zu gewährleisten, sollen diese Produkte mit einem österreichischen Qualitätsgütesiegel gekennzeichnet werden.“

*****

Zum Thema Bürokratie: Herr Gabi Obernosterer, ich besorge jetzt eine Speisekarte aus der Schweiz: Wenn hinten aufgeführt wird, wer das Gemüse liefert, wer das Fleisch liefert, das Rindfleisch, das Schweinefleisch, und wer die Milchprodukte liefert, dann ist das nicht Bürokratie, sondern Fairness gegenüber unseren Kunden. (Abg. Obernosterer: Ah, das ist keine Bürokratie – okay!) Wir bitten um Zustimmung. – Danke. (Beifall beim Team Stronach. – Abg. Pendl – in Richtung des Abg. Steinbichler, der ein auf dem Weg zu seinem Sitzplatz hinuntergefallenes Margarinepaket aufhebt –: Na, das wird …!)

12.59


Präsident Karlheinz Kopf: Der von Herrn Abgeordnetem Steinbichler eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einführung einer Qualitätspartnerschaft für heimische Gastronomiebetriebe“

Eingebracht in der 132. Sitzung des Nationalrates am 15.06.2016 im Zuge der Debatte zum Bericht des Tourismusausschusses über den Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2015 (III-268/1179 d.B.) – (TOP 2)

Die heimische Kulinarik ist ein Erfolgsfaktor für den Tourismus in Österreich. Um das Voranschreiten einer „Verwässerung“ und/oder eine Verfälschung und damit ein Abhan­denkommen dieses Genusserlebnisses zu verhindern und die Aufrechterhaltung des hohen Qualitätsanspruches des heimischen Tourismus und der heimischen Wirtschaft zu gewährleisten, müssen endlich Maßnahmen gesetzt werden.

Seit Jahren wird die Realisierung und rechtliche Verbindlichkeit eines einheitlichen Gütesiegels für die Lebensmittelkennzeichnung in Österreich diskutiert. In Österreich


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 102

sind Produktion und Handel von Nahrungsmittel durch eine Vielzahl von Vermerken, Aufdrucken, Gütesiegel, Biosiegel und anderer rechtlich nicht einheitlich geregelter Kennzeichnungen geprägt. Die Konsumenten sehen sich einer Kennzeichnungs­inflation ausgeliefert, die statt Anleitung zum sicheren Einkauf von Lebensmittel Verwir­rung und Unsicherheit stiftet. Verarbeiter und Endverbraucher können nicht 100%ig sichergehen, woher die von ihnen bezogenen Lebensmittel tatsächlich stammen, wie und wo sie verarbeitet wurden und unter welchen Bedingungen die Aufzucht bzw. der Anbau erfolgt ist. Die in Österreich kursierenden Kennzeichnungen sind untereinander nicht vergleichbar und haben damit für die Konsumenten keine Aussagekraft über tatsächliche Qualität und fairen Preis der angebotenen Produkte.

Im derzeit aktuellen Regierungsprogramm steht im Kapitel Gesundheit, dass „die Um­setzung einer klaren Herkunftskennzeichnung der Produkte und Rohstoffe auf EU-Ebene KonsumentInnen verlässliche und gesicherte Informationen sowie Schutz vor Täuschung bieten“  soll. Bis jetzt wurde diesbezüglich nichts unternommen - über bleiben bei dieser „Täuschung“ die irritierten und verunsicherten Konsumenten.

Es muss endlich gelingen, die Konsumenten von der tatsächlichen Landesherkunft der Lebensmittel liefernden Nutztiere zu informieren, die „Verösterreichisierung“ ausländi­scher Grundstoffe samt Quasi-auslobung als österreichische Qualität muss endlich aufhören und die auf der Speisekarte ausgewiesene Qualität bezgl. der Nationalität 100%ig stimmen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle erforderlichen Maßnahmen zu veranlas­sen, um sicherzustellen, dass in heimischen Gastronomiebetrieben, die mit Qualitäts­pro­dukten österreichischer Herkunft werben, die Konsumenten und Gäste diese auch wirklich serviert bekommen. Um dies zu gewährleisten, sollen diese Produkte mit einem österreichischen Qualitätsgütesiegel gekennzeichnet sein.“

*****

 


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gessl-Ranftl. – Bitte.

 


12.59.24

Abgeordnete Andrea Gessl-Ranftl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minis­ter! Hohes Haus! Ich versuche, die Rede ein bisserl ruhiger anzulegen. Die Öster­reicherinnen und Österreicher machen gerne Urlaub. Sie reisen. Die Welt reist, und die Welt ist immer sehr gerne zu Gast in Österreich. Das beweisen die Eckdaten dieses Berichtes für 2015 mehr als deutlich.

Österreichs Tourismusbetriebe haben 2015 alle Erwartungen übertroffen – das ist heute schon mehrmals angesprochen worden. Es gibt einen Nächtigungszuwachs von 2,5 Prozent, das heißt, dass mit rund 135 Millionen Nächtigungen ein neuer Rekord erzielt werden konnte.

Für mich als steirische Abgeordnete ist es natürlich äußerst erfreulich, dass die Steiermark neben Wien, Oberösterreich, aber auch Salzburg Marktanteile gewonnen hat. Der Tourismus ist in der Steiermark ein nicht mehr wegzudenkender Wirtschafts­faktor.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 103

Mehr Tourismus bedeutet wiederum mehr Wirtschaft. Mehr als 3,7 Millionen Menschen besuchten im Jahr 2015 die Steiermark. Das bedeutet ein Plus von 190 000 im Ver­gleich zum Jahr 2014. Es gab fast 11,8 Millionen Nächtigungen, was wiederum einem Plus von 332 000 entspricht. Die Steiermark verbuchte im Vorjahr in Österreich die meisten Inländernächtigungen, wobei die meisten inländischen Gäste aus der Steier­mark selbst kamen; das zeigt wie heimatverbunden die Steirerinnen und Steirer sind.

Da ich die einzige weibliche Rednerin bei diesem Tagesordnungspunkt bin, möchte ich noch kurz einen Punkt ansprechen, der im Bericht nicht aufgegriffen wird, nämlich die Frauen im Tourismus. In Österreichs Tourismusbetrieben sind immerhin 58 Prozent der Beschäftigten Frauen, und die Situation der Frauen ist dort oft sehr prekär. Ich spreche die Karrieremöglichkeiten von Frauen an: Spitzenpositionen sind kaum von Frauen besetzt. Auch das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nach wie vor kaum ein Thema im Tourismus. Betriebskindergärten und eine familienfreundliche Arbeitszeitgestaltung für Mitarbeiterinnen gibt es nur in Ausnahmefällen.

Der Wiedereinstieg nach der Karenzzeit ist in diesen Branchen noch immer äußerst schwierig. Die Beschäftigung ist oft durch eine geringe Beschäftigungsdauer und auch durch ein hohes Risiko bezüglich Arbeitslosigkeit geprägt. Es gibt hohe Belastungen, es gibt schwere Arbeitsbedingungen und auch besondere Arbeitszeitformen. Ich spreche damit die Wochenendarbeit an, ich spreche aber auch die Saisonarbeit und vor allem auch die Teilzeitarbeit an.

Meine Damen und Herren, in diesem Bereich ist noch viel zu tun – viel zu tun für eine umfassende Verbesserung der Arbeitsbedingungen, aber auch viel zu tun für Chan­cengleichheit. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.02


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wurm. – Bitte.

 


13.02.44

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Herr Kollege Obernosterer, Herr Kollege Hanger, bevor eine Legendenbildung entsteht, sollte man noch einmal aufklären, wie die Situation der Mithilfe von Familienangehörigen in der Gastronomie entstanden ist: Vor eineinhalb Jahren haben wir das im Wirtschafts­parlament in Tirol thematisiert (Ruf bei der ÖVP: Aber keine Lösung aufgezeigt!), dann ist man vom Wirtschaftsbund, vonseiten der ÖVP einmal darangegangen, den Ball flach zu halten, und man hat uns im Wirtschaftsparlament damals auch gesagt, dass das Problem nicht existiert – bis wir euch bewiesen haben, dass es sehr wohl ein existierendes Problem ist. Ihr von der ÖVP habt immer behauptet, dass es nicht exekutiert wird und man keine Angst zu haben braucht.

Was ist jetzt passiert? – Das muss man auch klarstellen. Es gibt jetzt kein neues Gesetz, es gibt auch keine neue Verordnung, sondern nach eineinhalb Jahren haben es SPÖ und ÖVP zusammengebracht, ein Merkblatt zu erstellen. Das heißt, diese Geschichte, die wir seit gut eineinhalb Stunden im Nationalrat diskutieren, wird in einem Merkblatt – Herr Obernosterer, ich glaube, Sie geben mir recht (Zwischenruf des Abg. Obernosterer) –, in einem Merkblatt, geregelt. Ich bin auf dieses Merkblatt schon sehr gespannt – es liegt mir noch nicht vor – und werde es mir dann ganz genau anschauen. (Abg. Obernosterer: … falsch informieren!) – Genau, bitte!

Folgendes möchte ich auch noch hinzufügen, um das klarzustellen: Herr Obernosterer, Sie werden zu Hause in Ihrem Hotel an der Theke vermutlich kein Bier zapfen. (Abg. Obernosterer: Wohl!) Ich werde Ihnen auch sagen, warum: Soweit ich weiß, führen Sie Ihr Hotel als eine GmbH, und eine solche ist generell ausgenommen, Herr Obernosterer. Alle Unternehmer, Touristiker und Gastronomen, die ihren Betrieb in


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 104

Form einer GmbH führen, sind von dieser Merkblatt-Regelung ausgenommen. Herr Obernosterer wird, wenn ihn keiner anzeigt (Zwischenruf des Abg. Obernosterer) – dann wahrscheinlich illegal –, an der Theke stehen. Das wollte ich nur aufklären.

Herr Vizekanzler, ich komme noch einmal ganz kurz zum Tourismus. Ich will mich hier nicht verbreitern, aber wenn Sie sich mit Ihrem ÖVP-Mann und neuen Obmann des Wirtschaftsbundes in Tirol – dem Tourismusland Nummer eins –, Herrn Hörl, einmal unterhalten würden, dann könnten Sie erkennen, dass Herr Hörl in Tirol kontinuierlich, alle 14 Tage auf diese Bundesregierung und darüber, was sie dem Tourismus nicht alles zwischen die Beine wirft, schimpft. Laut Hörl ist es ein Wunder, dass der Touris­mus in Österreich überhaupt noch funktioniert. Das kommt mittlerweile vonseiten der ÖVP, aus der Praxis draußen, vom Obmann des Wirtschaftsbundes in Tirol und Touristiker Hörl.

Der letzte Punkt – das haben Sie selbst auch zugegeben, Herr Vizekanzler – ist, dass in der Gastronomie, ich sage es noch einmal, das Problem jetzt erst anfängt, wirksam zu werden. Das Problem Registrierkassa wird uns in Österreich – da schaue ich vor allem zu den Roten hinüber – eine Vielzahl an neuen Arbeitslosen aus der Gastrono­mie bringen. Jetzt kommt die Registrierkassa, 2018 kommt dann das Rauchverbot. Damit provozieren Sie von der ÖVP nicht nur 30 Prozent Unternehmerrückgang, sondern Sie von der SPÖ fahrlässig Tausende neue Arbeitslose, obwohl ohnehin Rekordarbeitslosigkeit herrscht, nur weil keiner die Dinge in der Praxis so weit kennt, dass die alte Regelung beibehalten wird. Es gab nämlich auch vor dem Jahr 2016 eine Registrierkassenpflicht, aber da lag die Grenze bei 150 000 €, für den Fall, dass es jemand nicht weiß. Jetzt liegt sie bei 15 000 €, und das ist meiner Meinung nach wirklich ein letaler Anschlag auf die österreichische Gastronomie. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.06


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schabhüttl. – Bitte.

 


13.06.42

Abgeordneter Jürgen Schabhüttl (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Vize­kanz­ler! Kolleginnen und Kollegen hier im Haus! Werte Zuseher hier und zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Ich darf vorweg eine Begrüßung vornehmen: Schön, dass ihr, die 4A der Neuen Mittelschule in Steinberg im schönen Burgenland, Bezirk Oberpullen­dorf, hier seid. (Allgemeiner Beifall.)

Auf der Tagesordnung steht heute der Tourismusbericht, wir haben schon einiges darüber gehört. Dieser Bericht ist ein wichtiger Parameter für den Tourismus und stellt die Zahlen, Daten und auch die wichtigsten Fakten dar. Gleich vorweg: Der vorliegende Bericht 2015 ist durchwegs positiv zu bewerten.

Der Herr Vizekanzler hat es bereits ausgeführt, in der nicht gerade guten allgemeinen Konjunktur konnte der Tourismus in vielen Bereichen zulegen. So stiegen die Nächtigungszahlen auf das Rekordniveau von 135,2 Millionen Nächtigungen, und auch der Gesamtumsatz ist real um 3,7 Prozent und nominell um 5,6 Prozent gestiegen.

Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass die Zahl der Nächtigungen stark steigt, aber die Aufenthaltsdauer zurückgeht und kürzer wird. Diesem Umstand muss in einer Strategie oder in einer Planung in Zukunft Rechnung getragen werden.

Zu den positiven Zahlen des Tourismusberichtes 2015 hat sicher auch beigetragen, dass Österreich ein sicheres Urlaubsland ist und dass hier auch sehr viel Qualität geboten wird.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 105

Lassen Sie mich noch einen kurzen Blick auf den Arbeitsmarkt im Tourismusbereich werfen. Im Durchschnitt waren 202 943 unselbständig Beschäftigte im Tourismus tätig, das sind um 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Frauenanteil liegt bei 58 Prozent, und natürlich ist auch da die geringfügige Beschäftigung im Vormarsch. 2015 waren 46,2 Prozent AusländerInnen beschäftigt, das sind 6,5 Prozent mehr. (Abg. Matznetter: … Deutsche!) Insgesamt gesehen kamen 12,5 Prozent der Arbeitslosen aus der Touris­musbranche; das ist natürlich saisonal unterschiedlich. Auch aus der EU kamen sehr, sehr viele Arbeitskräfte.

Zusammenfassend kann gesagt werden, der Tourismus ist eine weitere große Stütze der österreichischen Wirtschaft und des Arbeitsmarktes.

Der Weg beziehungsweise die Richtung stimmt, aber es ist klar, dass es in Zukunft Konzepte und Maßnahmen braucht – ich nehme ein Stichwort auf, nämlich Entbüro­kratisierung –, damit diese Erfolgsstory fortgesetzt werden kann. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.09


Präsident Karlheinz Kopf: Nun hat sich Herr Vizekanzler Dr. Mitterlehner zu einer weiteren Stellungnahme zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.09.58

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner: Meine Damen und Herren! Ich möchte noch einmal ganz kurz auf die Aussagen des Herrn Abgeordneten Wurm replizieren. Ehrlich gesagt, es ist bedauerlich, dass diese Klarstellung zu den Familienangehörigen so lange gedauert hat – da haben Sie recht –, aber diese Suche nach dem Erfinder, die kann nicht ganz stimmen.

Wenn Sie sagen, dass Sie das seit eineinhalb Jahren in der Wirtschaftskammer Tirol entsprechend dargestellt haben, dann frage ich Sie, ob Sie wissen, wann diese Fern­seh­sendung mit der Wirtin aus Rauris gesendet wurde. – Das war im August 2014. Das liegt etwas länger zurück als das, was Sie hier erzählten. (Ruf bei der FPÖ: Wann ist das passiert, Herr Minister?!) Lassen wir also den einen Teil einmal! Ich glaube, darin sind wir uns einig.

Das Zweite, das ist etwas wesentlicher: Es gibt in ganz Europa – in fast allen Län­dern – entsprechende Regelungen, was das Rauchen anlangt. Und alle Studien zeigen, dass es dort überhaupt keinen Rückgang gibt – weder an Unternehmen noch an Beschäftigten. Es gibt gesündere Beschäftigte, und in den Lokalen sind verstärkt andere Zielgruppen, die sich durch das Rauchen eingeschränkt gefühlt haben.

Nächster Punkt: Ich möchte auch nicht stehen lassen, dass Registrierkassen per se etwas Schlechtes wären. Es geht vielmehr darum, dass der Staat gesehen hat, dass in manchen Bereichen im Vergleich zu anderen Ländern die Einnahmen durch die Mehrwertsteuer, die sich die Unternehmer, was die Vorsteuer anlangt, entsprechend abziehen, im Schnitt eben unterdurchschnittlich sind. Und in fast allen Ländern ist derzeit die Tendenz – teilweise umgesetzt –, da mit Registrierkassen zu arbeiten. Das machen wir auch. Da hat es bestimmte Probleme bei der Einführung gegeben, was Zertifizierungen und anderes anlangt (Zwischenruf bei der FPÖ), die muss man abstellen.

Was aber jetzt die Schließungen anlangt, die Sie gerade zitiert haben: Das sind Ankün­digungen. Schauen Sie sich das in Relation zu den Gründungen an. Deren Zahl ist genauso wie in den letzten Jahren. Im Endeffekt gibt es schon da und dort denjenigen, der sagt, dass er sich das deswegen nicht antut und umstellt, aber in Wirklichkeit arbeiten die führenden Unternehmen, das wissen Sie, im Bereich der Hotellerie und


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der Gastronomie schon lange mit dem System. Warum machen sie das? – Das machen sie, weil sie damit einen besseren Überblick über die gesamte wirtschaftliche Gestionierung haben. Ich denke, im Sinne einer Gleichbehandlung – auch was Wettbe­werbskonditionen anlangt – ist solch ein System, gut gemacht – und daran arbeiten wir noch –, durchaus verträglich. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Unterlassen Sie also die Horrormeldungen, dass das in dem Zusammenhang zum völligen Niedergang führt. Das ist so falsch wie vieles andere, das hier gesagt worden ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.12


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Antoni. – Bitte.

 


13.12.35

Abgeordneter Konrad Antoni (SPÖ): Sehr geschätzter Herr Präsident! Herr Vize­kanz­ler! Als letzter Redner möchte ich noch einige Worte zum Themenbereich Aus­bildung im Tourismus verlieren, weil es gerade in diesem Bereich seit dem Vorjahr zwei erwähnenswerte Neuerungen gibt, die absolut zu begrüßen sind.

So kann seit dem 1. Juli 2015 der neue Lehrberuf Hotelkaufmann/Hotelkauffrau erlernt werden. Dieser neue Lehrberuf wurde als befristeter Ausbildungsversuch eingerichtet und kann bis zum Juni 2020 begonnen werden. Der Schwerpunkt dieser Ausbildung liegt in den Bereichen Rezeption, Lager, Einkauf, Human Resources, Lohnverrech­nung, also im kaufmännischen Bereich; und im Gegensatz zum weiterhin bestehenden Lehrberuf Hotel- und Gastgewerbeassistent enthält der Beruf keine Tätigkeiten in den Bereichen Restaurant, Service und Küche. Erfreulich ist, dass derzeit bereits rund 100 Jugendliche in Ausbildung in diesem Bereich sind.

Ebenfalls neu und erwähnenswert ist das Lehrlings- und Lehrbetriebscoaching „Lehre statt Leere“. Dieses Projekt wurde nach einer Pilotphase in vier Bundesländern am Tag der Lehre, am 21. Oktober des letzten Kalenderjahres, auf ganz Österreich ausge­weitet. „Lehre statt Leere“ bietet den Jugendlichen während der Ausbildung und den Ausbildungsbetrieben im Bedarfsfall Begleitung und Beratung. Erfreulicherweise wird das Lehrlings- und Lehrbetriebscoaching vom Wirtschafts- und vom Sozialministerium unterstützt und ist ein wirklich wesentlicher Beitrag zur erfolgreichen und hochwertigen Ausbildung in Österreich.

Abschließend möchte ich als Mandatar aus Niederösterreich auch noch ein paar Worte zum Tourismus in meiner Heimatregion, dem Waldviertel, verlieren. Auch da kann sich die Tourismusstatistik 2015 durchaus sehen lassen. Noch nie, seit es Aufzeichnungen gibt, kamen so viele Gäste in das Waldviertel wie im abgelaufenen Jahr 2015. Rund 320 000 Ankünfte im letzten Jahr bedeuten ein Plus von 1,8 Prozent im Vergleich zum Kalenderjahr 2014. Mit den Ankünften stieg auch die Zahl der Nächtigungen. Mit knapp 1,2 Millionen Nächtigungen konnte der Wert des Vorjahres leicht überschritten werden, und vor allem in den Sommermonaten Juli, August und September gab es bei den Nächtigungen durchwegs sehr interessante Zuwächse. Ich denke, für diese Zuwächse ist die Vielfalt des Angebotes im Waldviertel in den Bereichen Gesundheit, Sport, Kulinarik und Kultur ausschlaggebend. Deshalb denke ich doch, dass die Erfolgs­bilanz 2015 im Bereich des Tourismus für den Tourismus im Bundesland Niederöster­reich, in meiner Heimatregion und in unserer Republik Motivator für die zukünftige positive Entwicklung ist.

Abschließend darf ich der ganzen Tourismusbranche meinen Dank und meine Gratu­lation für deren perfekte und hervorragende Leistung aussprechen. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

13.15

13.16.04

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 107

Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Tourismusausschusses, den vorliegenden Bericht III-268 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diese Kenntnisnahme sind, um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anpassung der Gewerbeordnung an veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen – Rechtssicherheit für Gastge­werbebetriebe und Nachbarn.

Wer dem die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Immissionsschwellenwerte in der Gewerbeordnung.

Wer dem die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit. Dieser Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einführung einer Qualitätspart­nerschaft für heimische Gastronomiebetriebe“.

Wer dem die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist wiederum die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

13.17.223. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Industrie über den Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich 2014–2015 (III-266/1172 d.B.)

 


Präsident Karlheinz Kopf: Jetzt kommen wir zum 3. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Kassegger zu Wort. – Bitte.

 


13.17.50

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Dieser Tagesordnungspunkt betrifft ein nicht nur für den Standort Österreich, sondern auch für unsere Zukunft ganz, ganz wichtiges Thema. Es geht um den Bericht des zuständigen Ministers über die Situation der Lehrlingsausbildung und der Jugendbeschäftigung in Österreich.

Vorweg eine Feststellung meinerseits: Die duale Ausbildung in Österreich war jahrzehntelang und ist auch heute noch ein Erfolgsmodell, um das uns viele Länder in der Welt beneiden, beziehungsweise ist das – ich komme auch ein bisschen in der Welt herum – de facto ein Exportschlager der Republik Österreich. So viel sei zur guten Seite der Medaille gesagt. Die weniger gute Seite der Medaille ist die Tatsache, dass wir auch in diesem Bereich durch den Stillstand, der insbesondere seit 2006 in


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 108

der Bundesregierung herrscht, auf dem besten Wege sind, dieses Asset, also diesen Vorteil, sozusagen dieses Juwel zu verspielen.

Wie komme ich darauf? – Zahlen lügen bekanntlich selten – es kommt darauf an, wer sie zusammenstellt –, aber, sagen wir es einmal so, Zahlen lügen nicht. Die Zahlen sind besorgniserregend. Wenn wir uns die Zahlen der Entwicklung seit 2008 an­schauen, so ist festzustellen, dass die Zahl der Lehrlinge im Zeitraum von 2008 bis 2015 um über 20 Prozent zurückgegangen ist, also von 137 000 auf 110 000 Lehrlinge. Noch besorgniserregender ist die Tatsache, dass die Zahl der Lehrbetriebe, also jener Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, um über 26 Prozent zurückgegangen ist. Wir haben nur mehr 29 000 Lehrbetriebe in Österreich, Tendenz weiter fallend. Das ist wahrlich besorgniserregend; dieser Trend, diese Entwicklung muss jetzt schnell gestoppt und umgekehrt werden.

Dass dies möglich ist und diese Aufgabenstellungen lösbar sind, beweist die Tatsache, dass das Institut für Bildungsforschung und Wirtschaft zum Beispiel sagt, in den Jahren 2004 bis 2008 war eine genau gegenteilige Entwicklung feststellbar, dass eben die Zahl der Lehrbetriebe und die Zahl der Lehrlinge gestiegen sind. Das ibw führt dazu aus, diese Entwicklung sei „vermutlich auch mitbedingt durch verschiedenste politische Maßnahmen zur Förderung der Lehrlingsausbildung“ zustande gekommen. – Davon sehen wir momentan leider nichts.

Was sind die großen Aufgabenstellungen und Probleme? – Das ist erstens das schlechte Image der Lehre, und zweitens ist es die Überregulierung. Eine Überregulierung haben wir in vielen Bereichen, auch hier. Es ist zum Beispiel doch zu hinterfragen, warum ein Dachdeckerlehrling erst nach einem Jahr auf das Dach darf – im ersten Jahr darf er nicht auf das Dach. Das verstehen die wenigsten. (Ruf bei der SPÖ: Das versteht jeder!) – Das versteht jeder? – Gut, Sie verstehen es.

Dritter Punkt: Wir haben eine überbetriebliche Lehrlingsausbildung, die alles andere als eine Erfolgsgeschichte ist. Da muss man einmal ehrlich in den Spiegel schauen und feststellen: Da werden Millionen ausgegeben, obwohl der Erfolg auf der Output-Seite sehr, sehr überschaubar ist.

Ich nenne nur eine Kennzahl: Die Zahl der Abbrecher der Lehrlingsausbildung in den überbetrieblichen Lehrlingsausbildungsstätten beträgt über 40 Prozent, wohingegen in der betrieblichen Lehrlingsausbildung der Anteil der Abbrecher bei 17 Prozent liegt. Das heißt, diese Zahl ist in überbetrieblichen Lehrlingsausbildungsstätten mehr als doppelt so hoch. Da kann man doch nicht von einer Erfolgsgeschichte sprechen!

Viertens: Wir haben seitens der Regierung nichts anzubieten, was in Richtung effizien­tes Anreizsystem für die Unternehmen geht.

Fünftens: Das größte Problem, über das auch die Industrie und alle Betriebe, die Lehr­linge ausbilden sollen, klagen, ist, dass wir mittlerweile, was die sogenannten Grund­kompetenzen, also das Lesen, das Rechnen, das Schreiben, betrifft, desaströse Zustände haben. Da ist auch das Bildungsministerium gefordert. Auch da lügen die Zahlen nicht. Wir hören aus der Wirtschaft immer wieder, dass es wahnsinnig schwie­rig ist, diese Nachteile, die im Schulsystem aufgebaut wurden, zu kompensieren.

Das heißt im Umkehrschluss: Was wäre zu tun? – Erstens: Das Image der Lehre muss verbessert werden. Es muss allgemein vermittelt werden, dass die Lehre eine sehr, sehr attraktive Ausbildungsform ist, insbesondere im Vergleich zu einer Ausbildung an einer allgemeinbildenden höheren Schule, wobei man sehr in die Breite geht.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 109

Die Lehre muss als attraktive Ausbildungsform gesehen werden, auch in Kombination mit den verschiedenen Möglichkeiten, die man nach einer abgeschlossenen Lehre hat. Weiterbildung, Matura mit Lehre, Fachhochschulstudium, all das sind ja Dinge, die möglich sind. Das ist auch gut, das gehört nur entsprechend kommuniziert. Man muss also die Attraktivität des Lehrberufs im Rahmen von Kampagnen deutlich steigern. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Doppler.)

Die Überregulierung ist ein Dauerthema, das alle Bereiche betrifft. Man muss sich das im Detail anschauen und Überregulierungen zurückfahren. Man muss einmal ehrlich zum Thema überbetriebliche Lehrlingsausbildung Stellung nehmen und sich einmal anschauen, was da an Input sozusagen verbraucht wird und was der Output ist. Der Standpunkt der Freiheitlichen ist, dass das massiv zurückgedrängt gehört und die Ressourcen zugunsten der betrieblichen Lehrlingsausbildung verschoben gehören.

Der vierte Punkt betrifft die Kooperation und Koordination mit dem Unterrichtsressort, um in diesem großen Bereich der Grundfertigkeiten des Lesens, des Schreibens und des Rechnens die Dinge in die richtige Richtung zu lenken.

Letzter Punkt: Ich sehe keine finanziellen Anreizsysteme für die Betriebe. Zum Thema Anreizsysteme wird auch Kollege Themessl noch etwas ausführen, Kollege Haubner wahrscheinlich auch. Und jetzt wird es den Herrn Minister gleich reißen: Stichwort Blum-Bonus. Das hat schon Sinn und auch entsprechende Effekte gezeitigt. Ich zitiere jetzt die Zahlen aus den Jahren 2004 bis 2008. Das macht Sinn, nur muss man es machen! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.24


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Haubner. – Bitte.

 


13.24.58

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Kollegin Durchschlag hat mich gebeten, die Frauen des Politiklehrganges aus Oberösterreich recht herzlich in diesem Haus zu begrüßen. Das tue ich hiermit sehr gerne! (Allgemeiner Beifall.) – Danke vielmals, aber jetzt komme ich zum Thema duale Ausbildung.

Ich glaube, in einem Punkt sind wir uns einig: Die duale Ausbildung ist etwas ganz, ganz Wichtiges in Österreich. Die duale Ausbildung ist etwas, das uns hilft, Jugend­lichen eine Zukunft zu geben. Auch der internationale Vergleich zeigt, dass wir dank unserer dualen Ausbildung eine doch sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeit haben.

Man muss auch durchaus anmerken, dass das duale Ausbildungssystem in Österreich auch seine Probleme hat. Diese Probleme sind einerseits aufgrund der demographi­schen Entwicklung zu sehen. Wir haben, wenn man die Zahlen vergleicht, im Jahr 1980 ungefähr 130 000 15-Jährige gehabt, momentan haben wir nur noch 85 000 Jugend­liche in diesem Alter.

Der Wettbewerb um jeden 15-Jährigen hat begonnen. Das sieht man, wenn man auf die Berufsinformationsmessen geht, und das sieht man auch daran, was die Schulen in diesem Bereich tun. Da sind wir also einem stärkeren Wettbewerb ausgesetzt.

Trotzdem haben wir noch 30 000 Lehrbetriebe. Bei diesen Lehrbetrieben sollten wir uns ganz herzlich bedanken, denn sie leisten tolle Arbeit mit den Jugendlichen und bilden die Jugendlichen zu Fachkräften aus, die wir in unserem Lande dringend benötigen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Wenn man sich das Ganze anschaut, muss man auch sagen, dass die Lehrlinge, die ausgebildet werden, erstens anschließend einen sicheren Job haben und dass sie


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 110

zweitens auch weiterlernen können, denn wir haben es inzwischen auch geschafft, das System durchlässig zu machen, sodass man nach der Lehre auch die Matura machen und studieren kann.

Das sind Parameter dafür, dass man heute auch sagen kann, dass das Image besser ist und man bessere Chancen hat. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir da gute Möglichkeiten geschaffen haben.

Wenn wir auf die Drop-out-Raten zu sprechen kommen: Die Drop-out-Rate in der Lehre, im Betrieb ist die niedrigste in der Ausbildung überhaupt, denn wenn man sie mit anderen Drop-out-Raten vergleicht, sieht man, dass die Drop-out-Rate der AHS bei über 25 Prozent liegt, bei den berufsbildenden Schulen bei gar über 34 Prozent. Somit liegen wir mit diesen 15 Prozent bei der betrieblichen Lehrausbildung sehr gut.

Das heißt für mich erstens, dass die Lehrherren eine gute Arbeit machen, zweitens, dass sich die Lehrlinge in den Betrieben sehr wohl fühlen, nämlich in der Hinsicht, dass es eine gute Partnerschaft zwischen Betrieb und Lehrling gibt.

Wir haben sicherlich einen Bedarf bei den überbetrieblichen Lehrwerkstätten (Zwi­schenruf des Abg. Kassegger), aber sie sollen auch nur ergänzend sein. Sie sollen nicht dazu dienen, dass man dort die komplette Ausbildung macht, sondern sie sollten eigentlich dazu führen, dass man am Anfang gewisse Grundfertigkeiten lernt und dann in die betriebliche Ausbildung übergeführt wird.

Dass es da wahrscheinlich Verbesserungsbedarf gibt, wissen wir alle. Dass die Men­schen, die eine Lehrausbildung haben, am Arbeitsmarkt sehr gefragt sind, wissen wir auch, denn wenn man sich die Stelleninserate heute anschaut, dann kann man feststellen – und das hat ja eine Studie im Jahr 2014 ergeben –, dass mit 46 Prozent der Stellenausschreibungen in den Zeitungen Menschen mit Lehrabschlüssen gesucht werden.

Es ist auch ein gutes Sprungbrett in die Selbständigkeit: 35 Prozent der Selbständigen haben als Ausbildung einen Lehrabschluss. Also ich denke mir, wir können durchaus sagen, das Image der Lehre ist nach außen sicher noch zu attraktivieren, aber die Lehre ist die Grundlage für eine gute Karriere. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.28


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Abgeordneter Steinbichler ist als Nächster zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.28.56

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Kolleginnen und Kollegen! ZuseherInnen auf der Galerie und vor den Fernsehgeräten! Herr Vizekanzler, ein kurzer Nachsatz zum vorherigen Punkt, Tourismus, sei mir noch gestattet, da du dich auch noch einmal gemeldet hast: Bei den Registrierkassen muss man die Grenze auf 30 000 € anheben. Ich glaube, damit hat man die schwierigsten Fälle heraußen, im freien Bereich, wo es Spaß macht; das macht Sinn.

Ganz wichtig, da heute in der Früh der Herr Kanzler schon von der Regionalität gesprochen hat: Bei uns am Land, in Vöcklabruck sagt man: Wie die Verpflegung, so die Bewegung. – Jetzt haben wir das fürchterliche Beispiel da: Die österreichische Nationalmannschaft wurde verabschiedet mit Jakobsmuscheln und einem Steak vom uruguayischen Rind – das Ergebnis haben wir gestern gesehen.

Ich bin überzeugt und voller Hoffnung, da ich ein voller Anhänger der National­mann­schaft bin, dass schon ein Paket mit österreichischem Qualitätsrindfleisch nach Paris


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 111

weggeschickt wurde, sodass wir ins Achtelfinale kommen werden. (Allgemeine Heiter­keit. – Beifall der Abg. Schenk.) – Danke.

Zum sehr wesentlichen Thema Lehrlingsausbildung: Dazu wurden bereits von den Vorrednern, den Kollegen Haubner und Kassegger, ganz wesentliche Fakten erwähnt. An den Zahlen gibt es nichts zu rütteln. Wir haben Rückgänge. Mein aufrichtiger Dank gilt allen Betrieben, die überhaupt bereit sind, Lehrlinge auszubilden. Das ist nicht immer einfach.

Denken wir an den Bildungsbericht: Wir haben immer mehr Schwierigkeiten mit der Nachhilfe. Ähnlich verhält es sich auch hier – du hast es angesprochen, Herr Kollege – mit den Lehrabbrechern. Wir haben auch hier bereits diese Einrichtungen mit Lehr­lingscoaches, in denen die Leute manches Mal in einen Pool kommen, der schon weit weg von der Praxis ist.

Da müssen wir aufpassen, dass wir nicht die Praxis aus den Augen verlieren und, wie schon angesprochen wurde, darauf, dass der Lehrling in seiner Lehrzeit in seinem Beruf ausgebildet wird und ausgebildet werden darf – und nicht durch lauter Vorschriften, lauter Bürokratie gefesselt und daher durch einen wesentlich günstigeren Hilfsarbeiter ersetzt wird. Ich glaube, das ist ein wesentliches Thema aus der Praxis. Da müssen wir schauen, dass wir nicht vor lauter Überregulierungen den Leuten die Freude am Beruf nehmen.

264 Betriebe sind leider nicht mehr bereit, Lehrlinge auszubilden.

Und jetzt kommt, glaube ich, der ganz wesentliche Bereich, über den schon gestern und auch heute im Zusammenhang mit dem Tourismusbericht diskutiert wurde: Es kommen immer mehr die fatalen Folgen des Ausblutens des ländlichen Raumes zum Tragen.

Das kann man zwar vielleicht kurzfristig überbrücken. Das fängt – Kollegin Kitzmüller sitzt gerade oben – bei der Familienpolitik an. Ja, es fehlen bereits diese Kinder aus diesen Familien im ländlichen Raum, die da waren, weil es vom familiären Umfeld her gepasst hat, mehr Kinder zu gebären. Das waren ganz wichtige Facharbeiter, das war ein Potenzial für Fachkräfte – ich komme aus dem Bezirk Vöcklabruck – für die Lenzing AG, für die Hatschek-Werke, für die Firma Spitz. Dort sind diese Jugendlichen ausgebildet worden, und die haben ein gutes Potenzial gehabt von leistungsfähigen, leistungswilligen jungen Leuten. Das fehlt auch den Betrieben.

Was manches Mal als Erfolg verkauft wird, wobei behauptet wird, dass die Arbeits­losenstatistik besser ist, ist ja nichts anderes als die geschönte Zahl, das Ergebnis dieser geburtenschwachen Jahrgänge, die wir jetzt haben. Das wird dort als Erfolg ausgewiesen, aber leider fehlen diese Personen dann bei den Fachkräften.

Wir haben es gesehen: Im Tourismus werden 7 000 Fachkräfte gesucht. Jeder Unter­nehmer, jeder größere Klein- und Mittelbetrieb, aber auch die Industriebetriebe jammern darüber, dass sie keine Fachkräfte mehr bekommen. Ich glaube, das sind die Ergebnisse, und da muss man handeln.

Es geht auch um die Kaufkraft. Auch die ist ganz wesentlich und fehlt im ländlichen Raum, denn: Wo investieren die Familien? Wo sind diese Lehrlinge? – Wenn sie dieses Geld, das sie in den Betrieben verdient haben, wieder regional vor Ort inves­tieren, wenn man diese angesprochenen Potenziale vom ländlichen Raum über Familienpolitik und Kaufkraft nützt, wenn man hier das Blut beziehungsweise Motoröl in dieses Getriebe wieder hineingibt, dann wird es wieder besser funktionieren. Andern­falls beginnt es zu stottern.


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Ich glaube, das ist auch wieder eine großartige Chance dafür, dass Österreich inter­national Vorreiter spielt, dass Österreich als Musterbeispiel dasteht und sagt: Da gibt es funktionierende Einheiten, da gibt es Wertigkeiten, die erkannt werden und die sich auch in positiven Ergebnissen niederschlagen. – Danke. (Beifall der Abg. Schenk. – Abg. Lopatka: Tosender Applaus!)

13.34


Präsident Karlheinz Kopf|: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Matznetter zu Wort. – Bitte.

 


13.34.03

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister und Vizekanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe SPÖ-Frauen aus Amstetten, auch euch schöne Grüße! Schön, dass ihr hier seid. (Allgemeiner Beifall.)

Wir haben heute die Gelegenheit – und da muss ich ausnahmsweise einmal dem Kollegen Kassegger zustimmen –, einen wirklichen Erfolgsteil zu behandeln, nämlich unsere duale Ausbildung. Sie ist wirklich ein Exportschlager, wenn man bedenkt, wie viele internationale Gäste allein in den letzten Monaten und Jahren zu uns gekommen sind, um zu schauen: Wieso macht ihr das in Österreich so gut?

Es waren unter anderen der französische Premierminister und die chilenische Prä­sidentin Bachelet da – da waren wir extra in der Mollardgasse, um das anzuschauen. Ich war erst vor wenigen Tagen für die Wirtschaftskammer in Thailand, wo die Regie­rung genau wissen wollte: Wie macht ihr das, dass ihr so eine gute Ausbildung habt? (Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

Der Witz dabei ist natürlich, dass unsere Chancen gerade im Bereich des exportorien­tierten Teils der österreichischen Wirtschaft gebunden sind an eine hohe Qualität, die auch seitens der dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erbracht wird.

Eine Geschichte, die schon ein paar Jahre her ist, aber bezeichnend ist: Ich war damals auf Betriebsbesichtigung in Weiz, wo diese Hochspannungstransformatoren hergestellt werden. Ich bin mit einem Amerikaner in diese sogenannte Sahara, wo sie die Holzteile trocknen, hineingegangen.

Ich habe gefragt, wie das ist. Er hat gesagt, es gibt nur ganz wenige Orte auf der Welt, wo solche Transformatoren hergestellt werden, einer davon ist Österreich. Gäbe es einmal einen Sonnenwind, gäbe es ein Problem mit der Herstellung neuer.

Ich habe gefragt: Warum macht ihr das nicht in Amerika? Darauf sagt mir dieser oberste Qualitätsmanager des amerikanischen Konzerns: Weil es bei uns nicht geht. Frage ich: Wieso? Sagt er: Ganz einfach, der Mann da drüben, der Vorarbeiter, ent­scheidet bei jedem Bauteil, ob es getrocknet, neu gedrechselt, geschnitzt, eingebaut wird oder nicht. Dort in Amerika bräuchten sie hingegen eine achtköpfige Diplom­ingenieurskommission, die drei Tage für die Entscheidung braucht.

Das ist wahre Qualität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir im Land haben. Dieses Asset macht den Erfolg der österreichischen Wirtschaft aus. Wir werden in der Industrie 4.0 deswegen so gut dastehen können, weil wir die haben. Aber die Probleme sind auch klar, Kolleginnen und Kollegen: Es verabschieden sich Trittbrettfahrer, die selbst nicht mehr ausbilden wollen und dann möglichst die in den KMUs Ausgebildeten zu sich holen werden. Und es gibt auch eine zweite Gefahr, die ich all den Liberalisierern ins Stammbuch schreiben möchte. (Ruf bei den NEOS: Ja, hier!) – Ja, zum Beispiel.

Die Thailänder haben uns gefragt: Wie macht ihr das? Darauf habe ich gesagt: Eine Lehrausbildung hat bei uns einen Wert. Denn wenn du dein Handwerk erlernst, dann


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bist du mit dieser Qualifikation berechtigt, das auszuüben – und nicht jedermann. Und Ihre Forderungen, wenn Sie sagen: Kann ohnehin jeder machen, soll der Markt richten!, heißt nur, dass der Gesetzgeber sagt: Die Ausbildung ist nichts wert. (Abg. Schellhorn: Darauf komme ich zurück!)

Daher ist in diesem Bereich große Vorsicht geboten. Sorgfältig überlegen, ob das die Zugangsbarriere ist! Denn einer, der es nicht kann, braucht es nicht zu beginnen. Ich brauche nicht zu warten, bis er auf dem Markt scheitert, bis der Konsument hereinfällt, auf all das brauche ich nicht zu warten! Wer es kann, soll es machen; wer es nicht kann, braucht es nicht zu machen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zum Autofahren brauchen wir einen Führerschein, Herr Kollege Schellhorn. Auch da werden wir nicht sagen: Dann soll er eben in die Wand fahren!, sondern werden ihn vorher prüfen und sehen, ob er es kann.

Wir haben das System zum Teil seit über tausend Jahren, und wir brauchen nicht die NEOS dafür, dass wir eine Situation bekommen wie im angelsächsischen Raum, wo man polnische Freunde braucht, die sich dort ansiedeln, damit man einen Installateur findet. Das möchte ich nicht erleben.

Daher: Große Vorsicht in diesem Bereich! Wir wollen die Qualität nicht zerstören. Wir stehen zu unserer Lehrausbildung, wir haben tolle Leute in diesem Bereich und wir lassen sie nicht dequalifizieren – auch nicht von Ihnen, Herr Schellhorn. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.38


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Themessl. – Bitte.

 


13.38.20

Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zuerst, Herr Vizekanzler, hätte ich eine Anregung: Wenn wir nächstes Jahr diesen Bericht zur Jugendbeschäftigung und Lehr­lingsausbildung diskutieren, dann würde ich vorschlagen, dass Sie den Unterrichts­ausschuss dazunehmen.

Viele Probleme, die hier aufgelistet sind und die auch angesprochen wurden, beginnen nämlich in der Schule. Wir stehen vor der Situation, dass immer mehr Schulab­gängerinnen und Schulabgänger nicht in der Lage sind, sinnerfassend zu lesen, zu schreiben, geschweige denn die Grundrechnungsarten beherrschen.

Wie soll dann jemand dieses Erfolgsmodell der dualen Lehre überhaupt beginnen können, wenn er diese Voraussetzungen nicht mitbringt? Aus diesem Grund wäre mein Vorschlag, das in Zukunft in beiden Ausschüssen gleichzeitig zu diskutieren. Das ist ein Ansatz, damit sich vielleicht etwas ändert. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Lichtenecker und Walser.)

Ein paar Sachen sind schon interessant: Sowohl Kollege Haubner als auch Kollege Matznetter stellen sich hier heraus und sagen, welch ein Erfolgsmodell die duale Lehrausbildung darstellt, Exportschlager und, und, und. Es ist ihnen vollkommen recht zu geben. Diese Diskussion hat ja Kollege Kassegger entfacht.

Was mich aber verwundert, ist die Tatsache, dass Sie dann diese duale Lehraus­bildung so stiefmütterlich behandeln, vor allem, wenn ich daran denke, was sich seit dem Jahr 2008 alles ins Negative geändert hat. Dazu werde ich später noch ein paar Zahlen bringen, und Sie werden dann verstehen, warum und weshalb ich das sage.

Auch mit der derzeit zur Diskussion stehenden oder sich in Umsetzung befindlichen Ausbildungsgarantie bis 18 Jahre fördern Sie ja mit den ÜLAs und ÜAZ – und wie das


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alles heißt – weiterhin diese staatliche Ausbildung, wissen aber ganz genau, dass da die Erfolgsquote äußerst bescheiden ist, sage ich einmal vorsichtig ausgedrückt. Das wissen Sie. Über 40 Prozent Abbrecher, die Drop-out-Quote ist riesig, die Kosten, die diese ÜLAs verursachen, sind exorbitant – das hat sogar die Gewerkschaft schon vor drei, vier Jahren erkannt, das hat die Wirtschaftskammer erkannt, das hat die Indus­triel­lenvereinigung erkannt –, und trotzdem halten Sie pickelhart an diesem System fest. Es ist zum Beispiel in Ihrem Entwurf für die Ausbildung bis 18 Jahre mit keinem einzigen Wort erwähnt, dass man auch nur irgendwo Anreizsysteme schafft, damit Wirtschaftsbetriebe wieder zusätzliche Lehrlinge aufnehmen oder sich das erste Mal überhaupt einen Lehrling leisten, der in späterer Folge dann natürlich auch als Facharbeiter in den Betrieben wertvolle Dienste leisten kann.

Jetzt komme ich auf ein paar Zahlen zurück. Zwischen 2008 und 2015 ist die Zahl der betrieblichen Lehrstellen um 21,5 Prozent zurückgegangen. Und wenn Sie, Herr Kollege Haubner, sagen, das hängt auch mit der demographischen Entwicklung zusammen, dann haben Sie nicht unrecht. Es ist aber damit nicht erklärbar, da die demographische Entwicklung wesentlich weniger ausmachen würde als der Verlust der betrieblichen Lehrstellen in den letzten sieben Jahren. Die Zahl der Lehrstellen ist allein im letzten Jahr, vom 31. Mai 2015 bis 31. Mai 2016, um 5 Prozent gesunken. Also auch das ist mit der demographischen Entwicklung absolut nicht erklärbar.

Sie wissen ganz genau, dass nur die Wiedereinführung des Blum-Bonus diese Situation verbessern kann. Aber ich weiß schon, dass Sie wieder mit den Augen rollen, wenn ich das Wort „Blum-Bonus“ nur erwähne. Wobei ich sowieso nicht verstehe, warum Sie Herrn Blum nicht mögen, Herr Blum kommt ja aus Ihrer Partei, und das war in den Jahren 2004 bis 2008 ein Erfolgsmodell. Das ist alles passiert, seit Sie den erfolgreichen Blum-Bonus im Jahr 2008 einfach abgedreht haben. Sie haben ihn durch diese unseligen ÜLAs ersetzt, die in Teilbereichen schon wichtig sind, weil es immer wieder Personen geben wird, die wir im sozialen Netz auffangen müssen, nur hat man das dermaßen aufgebauscht, dass es in der Zwischenzeit kaum mehr finanzierbar ist. Sie legen ja nicht einmal mehr die Kosten offiziell offen. Das kostet ein Vermögen!

Sie wissen ganz genau, dass diese ÜLAs in den letzten Jahren nur dazu gedient haben, die Jugendarbeitslosigkeit in der Statistik zu drücken. Sie wissen, dass wir in Österreich eine Jugendarbeitslosigkeit haben, die vielleicht im Vergleich zu anderen europäischen Ländern geringer, aber trotzdem exorbitant hoch ist. Das Interessante bei diesen Vergleichen ist auch, dass Sie die Jugendarbeitslosigkeit, generell die Arbeitslosigkeit mit unseren Nachbarländern Schweiz und Liechtenstein überhaupt nicht vergleichen, denn dort ist sie nicht einmal halb so hoch. Und dort reden wir von effektiven Zahlen, dort wird nichts versteckt, damit es in Statistiken nicht mehr aufscheint. (Abg. Matznetter: Die sind ja viel kleiner!) – Ja, die Schweiz hat ungefähr gleich viele Einwohner wie Österreich, wenn du das ansprichst, Herr Kollege Matznetter. So viel zu den Geographiekenntnissen. (Abg. Matznetter: Ich rede von Liechtenstein!)

Dann sage ich Ihnen noch einige aktuelle Zahlen aus dem letzten Jahr. Die Landes­regierung in Vorarlberg hat bereits vor zwei, drei Jahren begonnen, auf die Inputs des Herrn Egon Blum – den Sie nicht mögen – zurückzugreifen. Und siehe da! Wenn Sie sich die Lehrstellenzahlen im Bundesländervergleich in Österreich anschauen, dann werden Sie Folgendes feststellen: Im letzten Jahr gab es in Vorarlberg 4 134 Schul­abgänger, davon haben 2 021 eine betriebliche Lehre begonnen. 49 Prozent aller Schulabgänger haben eine betriebliche Lehre angefangen. Das ist mit Abstand der höchste Wert in ganz Österreich. Wenn Sie jetzt aber zum Beispiel Wien hernehmen – wo ja die ÜLAs in exorbitanter Anzahl vorhanden sind und auch eine Menge Geld


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kosten –, haben hier von 15 489 Schulabgängern sage und schreibe 3 800 eine betrieb­liche Lehre begonnen. Das sind 24,2 Prozent.

Herr Bundesminister, da Sie immer sagen, wir kritisieren nur, wir machen nie Vor­schläge, möchte ich Ihnen jetzt zum Schluss ein paar Dinge sagen, die Sie unbedingt angehen sollten: Sie sollten ein finanzielles Anreizsystem schaffen, um Betriebe wieder verstärkt zu animieren, Lehrlinge auszubilden. Das kostet nicht einmal ein Drittel dessen, was Sie die ÜLAs kosten, und ist erfolgsgarantiert. Sie sollten mit dem Unter­richtsressort Maßnahmen erarbeiten, die das Beherrschen der Grundkompetenzen mit Ende der Schulpflicht auch tatsächlich ermöglichen und so die Chancen der Jugend­lichen auf dem Lehrstellenmarkt erhöhen, und die überbetriebliche, sehr kosteninten­sive Lehrlingsausbildung zurückfahren. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

13.45


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Schatz. – Bitte.

 


13.45.57

Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Quasi als Ad-hoc-Vorwort möchte ich gerne etwas zum Thema überbetriebliche Ausbildung sagen, obwohl ich hoffe, dass auch die Kollegen von der SPÖ, die später reden werden, dann vielleicht noch etwas dazu klarstellen.

Was tun überbetriebliche Ausbildungsstätten? – Sie bieten jungen Menschen, die diese Chance von Unternehmen nicht bekommen, die Möglichkeit, eine Berufsausbildung zu machen. (Beifall bei Grünen und SPÖ.) Ich denke, das ist eine sehr, sehr wichtige Funktion.

Welche junge Menschen sind das? – Das sind junge Menschen, die vielleicht momentan einen erhöhten Förderungsbedarf haben, mehr Betreuung brauchen als andere junge Menschen. Ja, das kostet. Das kostet etwas. Aber ich denke, das müs­sen diese jungen Menschen uns auch wert sein. Und ja, trotzdem schaffen es einige von ihnen nicht, auf diese Art und Weise ihre Ausbildung abzuschließen, deshalb gibt es Drop-outs. Aber Sie müssen auch ehrlich sein: Das Ziel der ÜBA ist es – und dieses Ziel wird auch sehr oft erreicht –, dass letzten Endes doch ein Unternehmen einen Jugendlichen aus einem ÜBA übernimmt. Und das wird bei den Drop-out-Zahlen dazugerechnet. Also bitte seien Sie ehrlich! Im Prinzip handelt es sich hier um besonders förderungswürdige junge Jugendliche, und ich finde, für die müssen wir Geld ausgeben. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

Nun zum Lehrlingsbericht. (Abg. Themessl: Warum, müssen Sie uns erklären! Warum so viel?!) – Ich bin bei Ihnen, dass wir natürlich ein Problem mit unserem Schulsystem haben und dass das der Schlüssel für sehr viele Probleme auf dem Arbeitsmarkt ist, sowohl bei der Berufsbildung als auch auf dem Arbeitsmarkt. Keine Frage! Wir Grüne stehen bei der Bildungsreform sicher nicht auf der Bremse. (Beifall bei den Grünen. – Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Matznetter und Themessl.)

Zum Lehrlingsbericht: Ja, wir hören immer wieder – und ich teile diese Einschätzung –, von der Grundkonzeption her ist die duale Ausbildung sicher ein Erfolgsmodell. Kollege Haubner hat aber durchaus auch zugestanden: Ja, es gibt Reformbedarf, es gibt immer wieder Adaptierungsbedarf.

Was wir auch immer wieder hören, ist, das größte Problem ist das Imageproblem. Und beim Kampf für das bessere Image sind ja immer alle Parteien schnell dabei. So, und was passiert dann im zuständigen Wirtschaftsausschuss, wenn über Lehrlinge und die duale Ausbildung diskutiert werden soll? (Abg. Matznetter: Ich stelle den Antrag!) – Genau, dann gibt es den Antrag des Kollegen Matznetter, dass dieser Bericht auch im Plenum zu diskutieren ist. Super! Wir begrüßen diese Initiative. Es ist wichtig, dass wir


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uns mit der dualen Ausbildung auch hier beschäftigen. Aber, was möchte er noch? – Er möchte, dass wir deshalb im Ausschuss gar nicht darüber reden. Gar nicht! Und warum? – Um Zeit zu sparen. Herr Kollege Matznetter findet, dass die Diskussion über die Lage und Situation der Lehre eine vergeudete Zeit im Ausschuss ist.

Meine Damen und Herren, ich denke, das ist kein guter Ansatz, wenn es um das Heben des Images von Lehre und Lehrlingen geht.

Doch die Sache geht noch weiter: Trotz seiner massiven verbalen Proteste während meiner Ausführungen ist es mir trotzdem ein Anliegen, auf die einzelnen Punkte des Berichtes, durchaus auch kritischen Anmerkungen, die dieser Bericht enthält, einzu­gehen.

Ich frage den Herrn Minister und Vizekanzler Mitterlehner, wie er zu einzelnen dieser Punkte steht, zum Beispiel zu den Anregungen im Bericht auf Seite 45, wo es um die Optimierung des Fördersystems geht, wo drinnen steht, dass die Systematisierung der Zielsetzung der einzelnen Fördermaßnahmen zu verbessern ist, dass es eine Trennschärfe bei der Benennung von Maßnahmen und Zielen geben soll, dass ein indikatorenbasiertes Monitoring zur wirkungsorientierten Steuerung sinnvoll wäre.

Letzten Endes bedeuten diese Empfehlungen, dass es ein derartiges System derzeit nicht gibt. Und das, meine Damen und Herren, ist durchaus ein Problem, wenn wir ein Fördersystem haben, das keine klaren Zielsetzungen hat, bei dem der Zweck der Förderung verschwommen ist, bei dem die Wirkung der Förderung nicht evaluiert wird, es dazu kein Monitoring gibt.

Finden Sie, wir sollten über so etwas vielleicht auch im Ausschuss etwas ausführlicher reden? – Ich schon.

Ich habe den Herrn Minister auch gefragt, ob es empirische Daten dazu gibt, warum Unternehmen tatsächlich aufhören, Lehrlinge auszubilden. Wir wissen, es werden immer weniger, aber ich finde, es bräuchte eine klare Studie, die sagt, was konkrete Punkte sind, um auch zu wissen, wo anzusetzen ist. Auch darauf bekomme ich keine Antwort.

Ich hätte gerne gewusst, wie es mit den qualitätssteigernden und qualitätssichernden Maßnahmen weitergeht, die wir 2015 beschlossen haben. Diese Maßnahmen sind nämlich derzeit als Angebot an die Unternehmen gestaltet, und dieses Angebot wird von den Unternehmen kaum wahrgenommen. Haben wir da ein Problem? – Ich sage: Ja.

So, meine Damen und Herren, alle diese Fragen blieben im Ausschuss offen. Und warum? – Weil der Herr Minister meinte, es sei quasi eine Zumutung, dass ich davon ausgehe, dass er darauf eine Antwort hätte. Er als zuständiger Minister will oder kann diese Fragen nicht beantworten. Ich finde, das ist nicht die Art und Weise, wie wir mit dem Thema duale Ausbildung umgehen sollten. Ich finde, wir brauchen eine intensive und engagierte Debatte zu diesem Thema. Ja, es ist ein gutes Modell, aber wir haben veränderte Rahmenbedingungen. Die Anpassung muss zügig vorangehen. Ja, sie wurde bereits gestartet, aber wir brauchen hier noch deutlich mehr.

Ich denke, wir alle haben viele Vorschläge dazu, sowohl die Parteien hier im Haus als auch die Sozialpartner und Experten. Ich möchte nicht, dass die Debatte dazu weiter verweigert wird. Ich denke, dass die jungen Menschen es verdienen, dass wir uns darum kümmern, dass sie eine optimale Ausbildung auch in den Betrieben erhalten. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

13.52


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Doppler. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 117

13.52.28

Abgeordneter Rupert Doppler (ohne Klubzugehörigkeit): Meine sehr geehrten Damen und Herren! – Lieber Herr Kollege Schellhorn (Abg. Schellhorn war bereits auf dem Weg zum Rednerpult), du warst um einen Schritt zu schnell.

Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich: Wir haben gehört, die duale Ausbildung ist ganz wichtig. Das stimmt, aber ich glaube, es ist auch wichtig, dass wir allen Betrieben, die überhaupt bereit sind, Lehrlinge auszubilden, Dank aus­sprechen.

Der Lehrberuf als Ganzes gehört von der Wertigkeit, vom Stellenwert, von der Betrach­tung her massiv angehoben. Zimmerer, Tischler, Maurer, Köchin, Koch und viele mehr sind ganz wichtige Lehrberufe in unserer Gesellschaft. Man muss in Zukunft ein großes Augenmerk auf die Wertigkeit und die Bedeutung des Lehrberufes legen.

Was die Jugendarbeitslosigkeit betrifft, betrug diese in Österreich im Jahr 2015 10,6 Prozent und liegt damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 20,3 Prozent. Ja, das stimmt, Herr Vizekanzler. Sehr bedenklich ist aber auch die Entwicklung, was die Jugendarbeitslosigkeit betrifft: EU-weit sinkt sie seit 2013, in Österreich steigt die Jugendarbeitslosigkeit seit dem Jahr 2011 ständig an. Daher denke ich, hier müssen wir dringend ansetzen. – Herzlichen Dank.

13.53


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schellhorn. – Bitte.

 


13.54.05

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Es kommt selten vor, aber ich pflichte der Kollegin Schatz jetzt vollkommen bei: Sie haben ja auch die Bildungsschwäche erwähnt, und diese betrifft auch die großen Betriebe. Herr Eder von der Voest hat gesagt, das erste Jahr müssen die Jugendlichen zunächst im Lesen und Schreiben und in den Grundrechnungsarten ausgebildet werden. Das ist schon richtig. Deshalb ist es auch wichtig, eine überbetriebliche Weiterbildung und Ausbildung zu haben. Und diejenigen, die es sich nicht in dieser Größe leisten können, müssen halt darauf zurückgreifen, denn das ist wichtig.

Aber die ganzen Diskussionen sind doch Lippenbekenntnisse: Allein in meinem Heimatbezirk Pongau gibt es 300 offene Lehrstellen und nur 30 Suchende. Warum ist das so? – Wir haben doch die Lehrlinge in den letzten 20, 30 Jahren immer nur dis­kri­miniert. Das fängt damit an, dass die anderen einen freien Studienzugang haben, und – der Schutzpatron der Verhinderer, Herr Matznetter, wird mir auch beipflichten – selbst eine Meisterprüfung kostet etwas. Und was kostet jetzt zum Beispiel ein Studienabschluss in dieser Form? Und der Absolvent darf dann sofort auch den Beruf ausüben. Hier findet eine klare Diskriminierung statt, auch hinsichtlich der Schüler­freifahrten et cetera, in den ganzen Bereichen. Das muss man einmal wirklich sagen, und das ist nicht in diese Diskussion miteingeflossen. Das tut mir weh. (Beifall bei NEOS und FPÖ. – Abg. Matznetter: Da kann man darüber diskutieren!) – Darüber muss man diskutieren, wenn Sie das Manko betrachten. Und deshalb ist eine Lehre auch so unattraktiv, weil man ab dem 15. Lebensjahr gegenüber jenen benachteiligt ist, die eine höhere Schule oder dann auch eine Universität besuchen.

Bei den Stellungnahmen vom Kollegen Haubner, dass eh alles super ist, ist mir noch etwas abgegangen: Wir haben keinen Lehrstellenmangel, sondern wir haben einen Lehrlingsmangel. Und wir haben gleichzeitig an die 7 000 unbegleitete Minderjährige in Österreich. Hier gibt es kein Programm. Hier gibt es auch kein Programm der Sozialpartner. Das sind Menschen, die das Potenzial oder die Möglichkeit hätten, eine Lehre zu besuchen. Es wird ihnen nur kein Angebot gemacht. Sie sind sieben, acht, zehn, zwölf Monate hier in Österreich, bevor sie den richtigen Status haben, und es


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wird ihnen nicht vermittelt, was sie heute tun können, damit sie morgen nicht die Arbeitslosen der Zukunft sind.

Das ist eine Schande. Das vergrößert dieses Potenzial und dieses Problem, das wir in puncto Integration und Immigration haben. Hier haben wir ein wirkliches Defizit und hier gibt es Nachholbedarf. Und ich erinnere an den Wirtschaftskammerpräsidenten Leitl, der im August 2015 davon gesprochen hat, dass man hier etwas tun muss und dass ein Programm aufgesetzt werden muss. Bis heute ist nichts geschehen.

Wahrscheinlich haben die Sozialpartner generell ein Problem, wenn von außen jemand kommt und ihnen Vorschläge macht. Das wird dann verhindert, genauso wie die vorgeschlagene Reform der Gewerbeordnung verhindert wird, Herr Kollege Matznetter. Und das können Sie als Vizepräsident der Wirtschaftskammer auch nicht verhehlen, dass Sie der Schutzpatron der Verhinderer sind. (Beifall bei den NEOS.)

In dieser Hinsicht sollten wir uns vor Augen führen, dass die Wirtschaft dringend Fach­kräfte braucht. Der Fachkräftemangel wird immer größer, das sagt Ihnen jeder Unter­nehmer. Sie brauchen Fachkräfte. Wir finden keine mehr, weil wir auch keine Lehrlinge mehr finden. Und es ist etwas anderes, ob ich in der Stadt Wien bin oder im Bezirk Pongau. Aber im Bezirk Pongau ist es so, dass wir 300 offene Lehrstellen haben und nur 30 Suchende. Jetzt raten Sie, warum das so ist!

Da sollte man gegensteuern, und die Sozialpartner sind gefragt, da etwas zu tun. – Danke vielmals. (Beifall bei den NEOS.)

13.58


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Vizekanzler Dr. Mitterlehner gelangt zu einer Stel­lung­nahme zu Wort. – Bitte, Herr Vizekanzler.

 


13.58.26

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her­ren! Wir haben im entsprechenden Wirtschaftsausschuss über die Thematik – meines Erachtens – intensiv diskutiert, trotz schon beanspruchter Zeit, was andere Themen betraf, und haben uns mit dem Bericht und den Ergebnissen auseinandergesetzt.

Ich möchte einmal ein paar Dinge, was die Fakten anlangt, außer Streit stellen oder hoffe, das außer Streit stellen zu können. Wir haben, was das System anlangt, nach wie vor eine, würde ich sagen, große Wirksamkeit, denn 38 Prozent aller Jugendlichen verfolgen eine Lehre. Dieser Wert bleibt im Prinzip auch konstant, da wir auch, was die demographische Entwicklung anlangt, feststellen können, dass insgesamt natürlich eine Entwicklung nach unten stattfindet, also weniger Jugendliche in diesem Alters­bereich zur Verfügung stehen. Das ist mehrfach angesprochen worden.

Auf der anderen Seite liegen wir, was die Jugendarbeitslosigkeit anlangt, immer noch – ich sage auch, das „noch“ ist ja ein Wert, den wir uns ständig erarbeiten müssen – mit 10,6 Prozent hinter Deutschland, positiv gesehen, an zweiter Stelle. Der EU-28-Schnitt in diesem Zusammenhang liegt bei 20,3 Prozent.

Das System funktioniert also prinzipiell. Das System trägt auch dazu bei, dass wir eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit haben, und wenn wir damit in Konkurrenz zu anderen Ausbildungen – vor allem im Schulbereich – stehen, dann ist es notwendig, dass wir die Drop-out-Quoten möglichst senken, um den Bedarf an Lehrlingen im betrieblichen Bereich abzudecken.

Positiv in dem Zusammenhang ist sicherlich zu sehen, dass die Lehre im Vergleich zu anderen Ausbildungen die niedrigste Drop-out-Quote mit insgesamt 15,5 Prozent hat. Bei der betrieblichen Lehre sind es sogar nur 13,1 Prozent. Im Vergleich dazu hat zum


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Beispiel die AHS-Oberstufe eine Drop-out-Quote von 25,2 Prozent, die BHS von 34,2 Prozent und die BMS von 49 Prozent. Im Endeffekt heißt das, die betriebliche Ausbildung funktioniert und die Tendenz im betrieblichen Bereich geht, was die Drop-out-Quoten anlangt, sogar nach unten. Das heißt, die Maßnahmen, die wir, was Qualitätsmanagement anlangt, in Umsetzung haben, wirken auch.

Wir haben auch eine Steigerung, was die Erfolgsquote bei der Abschlussprüfung betrifft, nicht nur allgemein, sondern auch, was die Auszeichnungen anlangt. Daher ist die Argumentation, die Lehre hätte keinen Status, kein Image, nicht richtig. Wir sehen da steigende Qualität, was auch EuroSkills und WorldSkills und so weiter anlangt.

Was die Drop-out-Quote insgesamt betrifft, haben wir natürlich schon eine Problematik, die hier mehrfach artikuliert worden ist, nämlich den Unterschied im Vergleich zu den überbetrieblichen Ausbildungsstätten. Im Bereich der ÜBA liegt die Drop-out-Quote bei 43,5 Prozent. Da muss man jetzt aufpassen, dass man nicht die falschen Schlüsse zieht. Logisch ist, dass die ÜBA die betriebliche Lehre nicht ersetzen kann. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass das natürlich auch ein anderes System ist. Sie vergleichen da meiner Meinung nach Äpfel mit Birnen.

Wir haben in der Phase der Wirtschaftskrise genau gesehen, dass es ganz, ganz wichtig ist, denen, die keinen Ausbildungsplatz finden, etwas Besseres anzubieten, als nur zu Hause zu sitzen oder gar auf der Straße zu stehen. Natürlich ist dann auch die Auswahlmöglichkeit eine andere, als wenn man seinen Wunschberuf wahrnehmen kann, und natürlich hat man dann dort höhere Kosten und eine höhere Drop-out-Quote.

Wir müssen aber alles daran setzen, um erstens einmal den Übertritt in die betriebliche Ausbildung zu ermöglichen – da gibt es auch entsprechende Förderungen, das funktioniert zunehmend besser. Auf der anderen Seite müssen wir auch schauen, dass wir die Qualität dort möglichst steigern, um diese Quote insgesamt zu vermindern. Ich glaube aber trotzdem, dass die Kombination von beiden Elementen dazu beiträgt, dass wir gerade, was die Arbeitslosigkeit anlangt, besser liegen als andere Länder.

Es ist auch die Tourismusproblematik im Ausschuss angesprochen worden. Auch dort haben wir eine spezifische Situation, dort haben wir eine Drop-out-Quote von 24 Pro­zent, also höher als durchschnittlich bei den Lehrlingen, bei der betrieblichen Aus­bildung. Dort haben wir auch einen positiven Trend: Es ist um nicht ganz 2 Prozent besser als im Vorjahr. Der Grund ist – da gibt es entsprechende Detailanalysen –, dass dort die Arbeits- und auch die Ausbildungsmöglichkeiten von den Betroffenen als besondere Herausforderung gesehen werden, nämlich von denen, die ausgebildet werden. Die empfinden halt da und dort das Service, auch was Abendzeiten anlangt, intensiver und fordernder, als wenn sie sich in einem anderen Bereich befinden.

Die Fragestellung ist jetzt: Wo setzen wir an, wenn wir mehr Effizienz haben möchten? – Natürlich bei einer Problemanalyse. Wir schauen uns die Daten an, wo es besonders viele Abbrüche und Probleme gibt und was wir an Maßnahmen setzen können, um das entsprechend zu verbessern. Da gibt es eben das Qualitäts­mana­gement, auch das haben wir im Ausschuss intensiv diskutiert. Wir haben ja die Mög­lichkeiten jetzt auch im Gesetz vorgesehen. Das machen die Landesberufsaus­bil­dungs­beiräte relativ systematisch, sie stehen mit den Unternehmen und den Unter­nehmensvertretern in Kontakt und erstellen gezielt Unterstützungsleistung.

Was kann das sein? – Das können beispielsweise Kurse und Ausbildungsbehelfe sein, aber natürlich auch die Maßnahmen, was Coaching betrifft. Gerade diese Maßnahmen sind aber relativ teuer. Wir haben gerade beim Tourismus dafür auch Mittel zur Verfügung gestellt. Das gilt insbesondere, was die Etablierung des Lehrlingscoachings für die neuen Bereiche anlangt, wie etwa Hotelkaufmann oder Hotelkauffrau, weil es da


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wichtig ist, maßgeschneiderte Projekte – etwa das Projekt: erfolgreich zum Lehrab­schluss im Tourismusbereich – auch umzusetzen.

Wir haben auch in einigen Bereichen ein elektronisches Ausbildungstool für Betriebe und auch Unterstützung in Form von Apps zur Ausbildungsbegleitung für Lehrlinge. Das ist einiges, und weil da kritisiert worden ist, es werden keine Maßnahmen gesetzt: Das stimmt nicht!

Was Herrn Blum betrifft: Diese Forderung hat einen schon wirklich langen Bart. Ich weiß nicht, wie lange der schon in Pension ist. Ich mag ihn gern, den Egon Blum, dennoch ist seine Lehrlingsförderung nicht mehr das Thema von heute. Ich sage jetzt wirklich zum letzten Mal, in Zukunft sage ich dazu gar nichts mehr, Herr Kollege Themessl: Das Problem beim Blum-Bonus ist, dass er in einer Zeit, in der wir die Lehrlinge nicht unterbringen konnten, darauf ausgerichtet war, Betriebe mit Förde­run­gen dazu zu veranlassen, zusätzlich zu den Lehrlingen, die sie im Schnitt gehabt haben, noch weitere aufzunehmen.

Jetzt erreichen wir teilweise den Schnitt nicht, weil die Lehrlinge nicht zur Verfügung stehen. Der Blum-Bonus ist also für das derzeitige Problem nicht geeignet. Nicht Herr Blum ist nicht geeignet – den mögen wir alle, und der hat damals auch tolle Maß­nahmen gesetzt –, sondern die Maßnahme ist wegen der Problemänderung nicht mehr brauchbar.

Jetzt möchte ich auch noch ganz speziell zu den Ausführungen von Frau Schatz kommen. Frau Schatz, es war eine unrichtige Darstellung, die Sie hier abgegeben haben; ich meine jetzt nicht in Relation zu Herrn Matznetter. Ich finde auch, wir haben das Thema ja gerade deswegen im Plenum, um es intensiv zu diskutieren. Wenn ich die Ausführungen so anschaue, stelle ich fest, es sind prinzipiell Dubletten. Es ist von den Rednern teilweise genau dasselbe wie im Ausschuss gesagt worden.

Was Sie angesprochen haben, möchte ich schon differenziert sehen und auch beantworten. Sie haben Fragen gestellt, die einfach aufgrund des Berichtes und auch sonst nicht sofort zu beantworten sind, wie beispielsweise zu den unterschiedlichen Drop-out-Quoten in den verschiedenen Branchen und den Motiven dafür. Wir haben Ihnen gesagt, das werden wir schriftlich beantworten – und ich glaube, wir haben es sogar auch schon getan.

Die anderen Fragen, die Sie gestellt haben, beispielsweise zu den Anregungen und Maßnahmenvorschlägen auf Seite 45 des Berichtes, könnte ich salopp mit einem Satz beantworten – ich habe es aber nicht so gemacht –, nämlich: Selbstverständlich schauen wir uns sämtliche Maßnahmen und Vorschläge an, prüfen die Umsetzung in Koordination mit den zuständigen Stellen und versuchen, das meiste in der Weise auch zu realisieren. Das ist es. Da können wir noch hundert Mal hier stehen und alle Forderungen in dem Zusammenhang vorlesen, es ändert nichts daran. Ich kann es Ihnen aber auch gerne im Detail noch einmal darstellen, da wir Ihnen die Fragen, die Sie gestellt haben, schriftlich beantwortet haben.

Auf der anderen Seite: Das, was auf Seite 45 dargestellt ist, zum Beispiel die Förder­arten miteinander abzustimmen und zu systematisieren, ist eine Heidenaufgabe. Wenn Sie wollen, stelle ich Ihnen bei Gelegenheit in einer Stunde dar, was da alles entwickelt wird. Ich möchte Ihnen heute hier die Zeit ersparen.

Ein anderer Punkt in dem Zusammenhang ist natürlich die Fortsetzung der Maßnah­men zur Abbruchsvermeidung – das habe ich Ihnen dargestellt –, nämlich Onlinefor­mulare und einige andere Dinge.

Damit komme ich noch zur grundsätzlichen Kritik von Herrn Schellhorn. – Ich sehe ihn nicht, er ist momentan nicht im Saal. Dann erspare ich mir, das in aller Breite auszu-


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führen, und sage Ihnen dazu nur, im Endeffekt stimmt es einfach nicht, dass es eine Ungleichbehandlung gibt, dass die Lehrlinge benachteiligt beziehungsweise skandalös benachteiligt werden. Schauen Sie sich an, was wir an Basisförderung, was wir an sonstigen Förderungen, auch vom Arbeitsmarktservice her, in den gesamten Bereich stecken, dann werden Sie merken, das sind in etwa 300 Millionen € im Jahr.

Ich würde sagen, da ist keine Ungleichbehandlung gegenüber dem System Schule mehr zu sehen, weil wir die Lehrlingsentschädigung und alles, was Basisförderung anlangt, genau an dem ausgerichtet haben, was ein Schüler oder ein Student an Unterstützung bekommt. Dass wir da Fahrtenbeihilfen und auch anderes haben, damit möchte ich Sie gar nicht mehr belästigen, vielleicht wissen Sie es. Wenn Sie es nicht wissen wollen, werden Sie es auch nicht lesen; aber es stimmt einfach nicht, was gesagt worden ist. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.09


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wurm. – Bitte.

 


14.09.53

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Ein klassisches Paradoxon: Wenn Sie mit Unternehmern sprechen, dann werden Sie die Botschaft hören: Ich finde keine oder nicht ausreichend gut gebildete Lehrlinge! Auf der anderen Seite haben wir Tausende junge Menschen in Österreich, die eine Lehrstelle suchen und keine finden.

Da finde ich es schon ein bisschen verwunderlich, wenn sich Rot und Schwarz bei diesem Thema hierher stellen und die duale Ausbildung so quasi als Exportschlager verkaufen. Vielleicht kurz zur Erinnerung: Im weiteren Sinn kann man da bis ins Mittel­alter zurückgehen und im näheren Sinn ungefähr 150 Jahre. So lange gibt es diese duale Ausbildung in Zentraleuropa, sprich in Österreich und Deutschland. Das, bitte, brauchen sich SPÖ und ÖVP nicht als ihre Erfindung umzuhängen. Ganz im Gegenteil, Sie haben es zusammengebracht – und das ist eben das Ergebnis dieses Para­doxons –, dass die duale Ausbildung von Jahr zu Jahr mehr ins Hintertreffen kommt.

Ich möchte da schon auch noch ein paar Zahlen kurz erwähnen. Wenn man sich aktuell die Arbeitslosenstatistik anschaut, gibt es eine Gruppe, bei der wir keinen Zuwachs von Arbeitslosigkeit erleben, und das sind eben Personen mit Lehraus­bildung. Hingegen haben wir bei Akademikern einen monatlichen Zuwachs zwischen 10 und 15 Prozent, je nach Monat. Da sind wir beim eigentlichen Problem, und es wäre ganz gut, wenn die ehemalige Ministerin Heinisch-Hosek hier wäre, denn sie ist nämlich eine Hauptverursacherin des aktuellen Lehrlingsproblems, weil in Wirklichkeit natürlich die Schulausbildung über Jahrzehnte versagt hat.

Die Hauptschuldigen daran sind SPÖ und ÖVP, und Sie denken ja aktuell überhaupt nicht daran, das zu verändern. Sie wollen sich die Welt mit Hilfe der Grünen schön­malen, die in dem Bereich ja überhaupt in einer Traumwelt leben. (Zwischenruf des Abg. Weninger.) Die Realität ist eben – und da braucht man nicht lange Analysen zu machen, Frau Schatz –, dass 25 Prozent der Schüler in Österreich, und das wissen Sie, wenn Sie es irgendwo nachlesen wollen, nach neun Jahren faktische Analpha­beten sind. So, Frau Schatz, das ist unsere Schulpolitik, und die Schulpolitik ist links, rot-grün, mit Mithilfe der ÖVP. Das ist das Ergebnis nach Jahrzehnten! (Zwischenruf der Abg. Schatz.)

Sie nehmen aber nicht die Verantwortung für diese Zehntausenden armen Jugend­lichen an. Das macht keiner hier! Keiner sagt: Okay, wir haben das gut gedacht, gut


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gemeint, aber falsch getroffen. Sie fahren jedes Jahr das Programm weiter. Sie han­deln nach dem Motto: Augen zu und durch, wird schon irgendwie gut gehen! (Neuer­licher Zwischenruf der Abg. Schatz.) Die Realität sollten Sie aber zur Kenntnis neh­men, dass nämlich unser Schulsystem – und das ist kein freiheitliches Schulsystem – versagt, zum Schaden der Jugendlichen und in weiterer Folge natürlich zum Schaden des Wirtschaftsstandortes Österreich. Sie werden in jeder Analyse der Wirtschafts­kammer zur Bildung genau diese Dinge feststellen, aber keiner stellt sich hierher und sagt: Okay, das Schulsystem, so, wie wir es haben, versagt, und zwar komplett!

An dieser Stelle noch einmal zum ähnlichen Thema Akademikerquote: Ich kann mich erinnern, die letzten 20 Jahre gab es immer das hehre Ziel: Wir müssen in Österreich die Akademikerquote erhöhen! Wir sind international viel zu weit hinten, Akademiker­quote, Akademikerquote! – Es ist ganz klar, dass die Lehre da ins Hintertreffen kommt.

Ich war ja vor 14 Tagen mit meinen Kollegen von den anderen Fraktionen in Griechen­land. Griechenland hat eine Jugendarbeitslosigkeit von knapp 60 Prozent, und raten Sie einmal, wie hoch die Akademikerquote in Griechenland ist. Das wird wahr­scheinlich außer den Kollegen, die dabei waren, keiner wissen: Es sind 50 Prozent. Und da sagen die Parlamentarier in Griechenland, sie sind so stolz auf ihr Schulsys­tem, denn sie haben eine Akademikerquote von 50 Prozent.

Wir in Österreich – und zwar aktuell auch 2016 – fahren den gleichen Kurs weiter, rot-schwarz-grün. Natürlich gibt es zu Recht Kritik der NEOS, die Lehre hat natürlich ein Imageproblem, ganz klar. Sie müssen für den Meisterbrief zahlen, sie haben weniger Vergünstigungen bei den Freifahrten, und generell versucht fast jeder in Österreich klarerweise, sein Kind nach der Volksschule irgendwo im Gymnasium unterzubringen.

Im Endeffekt haben wir heute einen Facharbeitermangel, wir haben in Wirklichkeit auch bei der Lehrlingsausbildung jedes Jahr größere Probleme. Genau der Bereich der Nichtqualifizierten ohne Ausbildung, auf der anderen Seite aber auch der der Akade­miker wächst monatlich in der Arbeitslosenstatistik. (Vizekanzler Mitterlehner: Haben Ihre Kinder eine Lehrlingsausbildung gemacht?) – Herr Vizekanzler, ich habe es ge­nauso gemacht wie viele andere Österreicher, auch meine Kinder haben Gott sei Dank maturiert.

Im Grunde genommen, Herr Vizekanzler, ist das aber eine Entwicklung, die wir die letzten 20, 30 Jahre haben. Worauf wir als Freiheitliche sehr wohl immer wieder hinweisen, ist, dass einerseits die Lehrlingsausbildung wirklich massiv gestützt werden muss, und zwar im Bereich Image, aber auch im Bereich Unterstützung der Betriebe mit echter Geldleistung, und dass es auf der anderen Seite einen kompletten Neustart des Bildungssystems in Österreich braucht.

Letzter Punkt, der von den Grünen auch in bewährter Manier gekommen ist: Asyl­werber und asylberechtigte Jugendliche. Davon haben wir einige Tausend in Öster­reich. Wir haben Ex-Minister Hundstorfer – der ist ja auch schon wieder Geschichte – dazu einige Male befragt und haben auch eine Anfragebeantwortung bekommen. Ich versuche, es noch einmal ganz kurz zu machen: 241 Personen im Asylbereich haben seit dem Jahr 2012 diese Möglichkeit wahrgenommen, 130 davon haben innerhalb von einem Jahr abgebrochen, aktuell sind noch 107 Personen in Ausbildung. Damals im Ausschuss konnte uns der Minister keinen einzigen Fall im Asylbereich nennen, in dem es zu einem Lehrabschluss gekommen ist, nicht einen! So viel zu den Hoffnungen der Grünen, dass diese 7 000 unbegleiteten männlichen Jugendlichen unsere Lehrlings­prob­le­matik lösen werden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

14.16


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Dr. Winzig zu Wort. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 123

14.16.45

Abgeordnete Dr. Angelika Winzig (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Vizekanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die duale Ausbildung ist nach wie vor Garant für Jugendbeschäftigung in Österreich, und ich darf mich daher ganz besonders bei unseren Unternehmerinnen und Unternehmern bedanken, die eine Lehrlingsausbildung in ihren Betrieben anbieten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dies eine besondere Verantwortung und eine besondere Aufgabe ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Die duale Ausbildung steht vor großen Herausforderungen. Wir haben schon von der demographischen Entwicklung, den steigenden qualitativen Anforderungen aufgrund der Internationalisierung und Digitalisierung in unseren Betrieben versus die Eignung der Lehrstellensuchenden gehört. Kollege Schellhorn hat die regionalen Unterschiede zwischen Ausbildungsangebot und -nachfrage angesprochen, aber auch der steigende Klassenkampf – verbunden mit mangelnder Wertschätzung für Unternehmerinnen und Unternehmer – steigert nicht gerade die Motivation zur Investition und zu zusätzlicher Beschäftigung.

Wie aber der Bericht aufzeigt, haben wir gemeinsam mit dem Herrn Vizekanzler wich­tige und richtige Maßnahmen zur Weiterentwicklung der dualen Ausbildung gesetzt. Ich erwähne nur die BAG-Novelle mit den 18 neuen beziehungsweise überarbeiteten Ausbildungsordnungen sowie die vier neuen Lehrberufe, die auf Wunsch der Wirtschaft in Kraft getreten sind. Aber auch das Lehrlingscoaching, an dem mehr als 150 Betriebe teilnehmen, garantiert den Jugendlichen eine Ausbildung im ersten Arbeitsmarkt und verhindert, dass sie in die teureren ÜBAs abgeschoben werden. Ich halte dieses Lehrlingscoaching für Schwächere, aber auch für Migranten für sehr sinnvoll. Migran­ten kennen dieses Lehrausbildungssystem aus ihren Ländern nicht, und ich glaube, Integration kann nur über Beschäftigung funktionieren.

Zur Frage des gesellschaftlichen Stellenwerts der Lehre haben wir unlängst den Nationalen Qualifikationsrahmen beschlossen, der endlich die Vergleichbarkeit mit dem rein schulischen System bewirkt, was sicherlich zu einer Aufwertung führen wird.

Herr Kollege Themessl, ich habe schon erwartet, dass Sie den Blum-Bonus erwähnen. Das finde ich nicht mehr zeitgemäß, denn es ist ein Hohn für die Unternehmer, die schon seit zehn Jahren Lehrlinge suchen und nicht bekommen. Recht gebe ich Ihnen aber bei der Finanzierung des Blum-Bonus, nämlich dass es Sinn machen würde, das nicht aus den Arbeitgeberbeiträgen, sondern aus Mitteln der aktiven Arbeitsmarktpolitik zu finanzieren.

Wir haben noch viel vor uns – wir haben es gehört –, einerseits Matura mit verkürzter Lehre, andererseits die Erreichung der Bildungsstandards für den Einstieg in die Lehr­ausbildung. Das muss auch oberste Priorität in den Neuen Mittelschulen sein, denn ohne Beschäftigung ist der Sozialfall vorprogrammiert.

Herr Vizekanzler, ich bedanke mich bei Ihnen im Namen einer Reihe von oberöster­reichischen Betrieben für die Richtlinie zur BAG-Novelle. Durch diese kann am 1. September in Oberösterreich ein Modellprojekt, nämlich der zweijährige Lehrberuf Metalltechniker, ein Lehrberuf mit Abschluss und Anschluss, gestartet werden.

Ich bin überzeugt, dass dieses Modellprojekt ein Erfolg wird. Wir sehen in Deutschland, in der Schweiz und gerade im Hinblick auf die Ausbildungspflicht bis zum 18. Lebens­jahr, die wir ja bald beschließen werden, dass das ein ganz wichtiger Faktor ist. – Vielen Dank. (Vizekanzler Mitterlehner: Gerne! – Beifall bei der ÖVP.)

14.20


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ecker. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 124

14.20.26

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Werte Kolle­gin­nen und Kollegen! Was bedeutet Jugendarbeitslosigkeit? Allgemein wird sie als Fehlen von Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen verstanden – aber für mich persönlich bedeutet sie weitaus mehr.

Herr Wurm, hätten Sie den Ausführungen unseres Herrn Vizekanzlers Gehör und Aufmerksamkeit geschenkt, dann wüssten Sie, wieso die Lehrlingszahlen rückläufig sind. Dann müssten Sie sich nicht hier herausstellen und mit Unwahrheiten glänzen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Peter Wurm: Bitte? Was?)

Für mich bedeutet Jugendarbeitslosigkeit, wie gesagt, noch viel mehr. Jugendarbeits­losigkeit bedeutet erstens eine gesellschaftliche Orientierungslosigkeit, eine klaffende Wunde im System, dass jungen Menschen die Perspektive genommen wurde, einen Platz in der Gesellschaft zu bekommen. Zweitens: Jede Arbeitslosigkeit bedeutet einen Verlust an Kaufkraft, den wir wiederum in der Wirtschaft spüren, nicht unmittelbar, aber in naher Zukunft. Und drittens ist sie ein großes soziales Problem, denn – das kann man jetzt indirekt oder direkt sehen – da gibt es zum Beispiel die steigende Kriminali­täts­rate.

Deshalb ist auch gerade die überbetriebliche Ausbildung so wichtig. Ja, sie kostet Geld, aber gerade wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sind dafür, denn das sind uns die jungen Menschen wert. Es geht da um Menschen, Herr Themessl – leider ist er gerade nicht im Raum, glaube ich –, es geht um Menschen und nicht um irgendwelche Prozentzahlen! Wer den Generationenvertrag ernst nimmt, der muss der Jugendarbeitslosigkeit den Kampf ansagen.

Wenn wir heute hier im Parlament über die Jugendarbeitslosigkeit sprechen, dann können wir den Österreicherinnen und Österreichern eine gute Nachricht bringen, liegen wir bei der Beschäftigung doch im Spitzenfeld, wie wir schon hörten. Wir haben in Österreich eine der geringsten Jugendarbeitslosigkeitsrate innerhalb der Euro­päi­schen Union, und 2015 hatten wir die zweitniedrigste Arbeitslosigkeitsrate aller Mitglied­staaten. Natürlich stehen wir da unter starkem Druck, und wir müssen viele, viele Maßnahmen setzen, um auch weiterhin an der Spitze zu bleiben.

Vor allem haben wir – das wurde schon oft erwähnt – die duale Lehrlingsausbildung: ganz, ganz wichtig und eine wirklich tolle Sache. Wir sind auch stetig bemüht, sie zu verbessern, etwa durch die Ergänzung der Lehre mit Matura, wie wir sie schon vorge­nommen haben. Damit konnten wir auch die Attraktivität der Lehre enorm steigern. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, einen Lehrling auszubilden, und dass das oft sehr, sehr schwierig sein kann.

Wir konnten also die Attraktivität der Lehre mit Sicherheit steigern. Ich finde, es ist ein toller Spagat gelungen, nämlich das Beste aus zwei Systemen, aus der Praxis und aus der Theorie, zu vereinen. Dabei finde ich zwei Aspekte besonders spannend und auch sehr gelungen: erstens, dass man dabei auch die regionalen Unterschiede gelten lässt und so eine lokale Spezialisierung der Lehre ermöglicht. Und zweitens, das möchte ich herausstreichen, geht diese Ausbildungsform mit Coaching, mit Unterrichts- und Beratungsphasen einher. Das finde ich sehr gut.

Wir sprechen also von einem sehr ausgewogenen Modell, das von anderen Staaten auch beobachtet wird und übernommen worden ist, aber eines muss man auch ganz klar sagen: Österreich hat die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen. Blickt man in die südliche Region von Europa, dann sieht man, dass diese Leute mit schweren Bedingungen zu kämpfen haben, sie wurden sehr hart durchgebeutelt. Das ist aber natürlich kein Grund, uns selbst zu feiern und nur noch zu loben, sondern wir müssen stetig am Ball bleiben, um die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen zu können.


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Wenn es unseren europäischen Partnern schlecht geht, dann betrifft das auch uns in irgendeiner Art und Weise, gerade als Exportland. Vor allem, finde ich, ist eine Zusam­menarbeit mit anderen europäischen Ländern nötig, um wieder ein Gleichgewicht herstellen zu können. Das wäre mir ein großes Anliegen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

14.24


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker. – Bitte.

 


14.25.00

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Damen und Herren! Es ist heute eine spannende Debatte. Gleichzeitig ist es wichtig, einen genaueren Blick auf die Zahlen zu werfen und insbesondere auf deren Hintergründe.

Kollege Sepp Schellhorn beklagte heute, dass es in seiner Region 300 offene Lehr­stellen gibt und nur 300 interessierte junge Menschen. (Abg. Peter Wurm: 30!) Wir wissen, dass es Branchenunterschiede gibt und gleichzeitig natürlich auch ein Ost-West-Gefälle. Wir haben im Westen mehr Lehrstellen, insbesondere beispielsweise im Tourismusbereich. Natürlich stellt sich auch die Frage: Wie ist die Qualität dieser Lehrstellen und wie kann man unterstützend wirken, damit junge Menschen daran mehr interessiert sind? Außerdem ist es ja logisch, dass junge Menschen in ihren Familien, in ihrem Freundeskreis, in ihrer Region verankert sind und dass damit ein derartiger Wechsel in dieser Form nicht möglich ist.

Gleichzeitig ist Fakt, dass wir – Stand Mai 2016 – 4 967 Lehrstellensuchende haben und gerade einmal ein Angebot von 3 222 offenen Lehrstellen. Ja, da gibt es einen Gap, und diese Lücke kann man schließen, indem man beginnt, sich zu fragen: Was ist denn der Grund dafür, und wie kann man Unternehmen unterstützen, entsprechende Lehrstellen anzubieten? Die demografische Entwicklung ist eine, die schwache Konjunktur eine andere Erklärung, warum es weniger Lehrstellen gibt. Gleichzeitig gilt es natürlich auch, die Basisbildung der jungen Menschen zu verstärken. Dort nachzulegen ist mit Sicherheit auch ein Beitrag, dass es mehr Lehrstellen geben wird.

Wichtig ist es auch, Ausbildungsverbünde anzubieten, um es kleinen und mittelstän­dischen Unternehmungen zu erleichtern, die entsprechenden Lehrstellen zur Verfü­gung zu stellen, die Durchgängigkeit der Lehrausbildung zu sichern. (Abg. Schopf: Gibt es schon! Gibt es überall!) – Ja, Walter, dann sage ich dir – du bist auch aus dem Mühlviertel –: Schau in die Regionen, rede mit den kleinsten Unternehmungen, die haben die Probleme! Die sagen nämlich durchaus: Ja, wir wären bereit, aber da braucht es die und die Angebote, damit das auch möglich ist! Wir können uns das aber auch gerne bei dem einen oder anderen Unternehmen konkret anschauen.

Selbstverständlich gilt es auch, die betriebliche Lehrstellenförderung in dieser Form zu verstärken beziehungsweise die entsprechenden Unterstützungen anzubieten.

Gleichzeitig gibt es eine doch beträchtliche Anzahl an Lehrabbrüchen. Im Lehrlings­bericht, wie er jetzt vorliegt, ist sie mit 15,5 Prozent angeführt. Und ja, da geht es selbstverständlich um eine verstärkte Berufsorientierung. Da geht es darum, dass man auch eine Modernisierung der Lehrpläne und der Berufsschulen vornimmt. Das ist längst überfällig, und es ist durchaus auch notwendig, Lehrlinge in ihren Lehrstellen zu begleiten, um zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vermitteln zu können, wenn Probleme auftauchen. Vor allem wird es aber darum gehen, diese Lehrstellen attraktiver für die jungen Menschen zu machen, und das ist auch eine Frage der Wertschätzung und eine Frage der Bezahlung.


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Ich bin überzeugt davon, dass es längst an der Zeit ist, die Löhne für Lehrlinge im ersten Lehrjahr anzuheben. Ich sage Ihnen: Wenn Sie einem Zahntechniker-Lehrling 384 € brutto zahlen oder im Friseurgewerbe 395 € oder im Blumeneinzelhandel 408 €, ist das zu wenig. Erstes Lehrjahr: 500 €! Das wird sicher auch ein Beitrag dazu sein, dass Jugendliche Interesse an den Lehrstellen haben. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Glawischnig-Piesczek.)

Es geht aber natürlich auch darum, die Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen, auch, was es der öffentlichen Hand wert ist. Ich glaube, dass es längst an der Zeit ist, Herr Minister Mitterlehner, dass die Internatskosten, wenn die Jungen in der Berufsschule sind, übernommen werden und die Selbstbehalte nicht bei ihnen hängen bleiben oder die entsprechenden Förderungen gleichgeschaltet werden wie bei den Schülerinnen und Schülern. Genau darin drückt sich auch die Wertschätzung aus.

Da heute schon Zahlen genannt worden sind, was denn die öffentliche Hand für junge Menschen ausgibt und was Ihnen das wert ist: Dem Bericht kann man entnehmen, dass die öffentliche Hand bei den Lehrausbildungen pro jungem Menschen 5 745 € aufwendet. Im Vergleich dazu: Bei den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sind es 10 113 €.

Wir sehen: Es gibt viele Ansatzpunkte. Ich erlebe das heute hier im Plenum als differenzierte und spannende Diskussion, die Frage ist: Welche Maßnahmen können weiter gesetzt werden? Auch im Bericht sind verschiedene Vorschläge enthalten, und da Sie heute angeboten haben, dass es eine weitere Debatte dazu gibt, kann man auch die weiteren Maßnahmen setzen, um die Qualität für die Lehrlinge tatsächlich zu verbessern und zu stärken. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Schopf.)

14.31


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Loacker. – Bitte.

 


14.31.12

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Frau Kollegin Lichtenecker, wenn irgendwo zu geringe Lehrlingsentschädigungen bezahlt werden und man deswegen keine guten Lehrlinge bekommt: Da sind Betriebe tatsächlich schon auf die Idee gekommen, dass sie eben mehr zahlen, als kollektivvertraglich vorgesehen ist. Es gibt sehr viele Betriebe, die ihren Lehrlingen – insbesondere wenn sie gute Leistungen bringen – eine Lehr­lings­entschädigung deutlich über dem Kollektivvertrag gewähren. Das halte ich für gut und richtig.

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass wir die Lehrlingsdebatte nicht losgelöst von der Bildungsdebatte führen können. Wenn unser Schulsystem so ist, dass 20 Prozent der Absolventen nach der Pflichtschulzeit nicht sinnerfassend lesen können, dass sie die Grundrechnungsarten nicht beherrschen, dann bekommen die Absolventen natürlich keine Lehrstelle, weil die Unternehmen junge Leute brauchen, die die Voraus­setzungen mitbringen, in der Berufsschule zu bestehen und die fachlichen Qualifika­tionen im Lehrberuf erwerben zu können. Wenn wir heute feststellen, dass manche junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt ein Problem haben, dann ist das ein Problem der Volks- und Mittelschulausbildung.

Das, was der Bundesregierung dazu als Lösung einfällt, ist eine Ausbildungspflicht bis 18. Dem Herrn Vizekanzler ist in diesem Zusammenhang schon einmal das Wort Ein­stellungspflicht entschlüpft, und ich habe das als freudschen Versprecher aufge­nommen, der die wahre Absicht zeigt: Am Schluss geht es darum, die Unternehmen dazu zu zwingen, junge Leute aufzunehmen, obwohl sie aus der Schule die Qualifi-


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kation nicht mitbringen. Das halte ich für verfehlt, denn mit solchen Quotenlösungen kommen wir nicht weiter.

Mehrere Vorredner und auch Sie, Herr Vizekanzler, haben schon zu den Förderungen Stellung bezogen, und da kommen wir an einen Punkt, wo es in Österreich wieder einmal übertrieben worden ist.

Es gibt nämlich: eine Basisförderung für jeden Lehrling nach Abschluss des Lehr­jahres; eine Förderung für Lehrlinge über 18; die Förderungen für Unternehmen, die einen Lehrling aus der überbetrieblichen Ausbildung übernehmen – da denke ich mir überhaupt, so gut kann die überbetriebliche Ausbildung nicht sein, wenn man nachher noch einmal fördern muss, dass jemand von dort übernommen wird –; Förderungen für Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten; Förderung von Vorbereitungskursen auf die Lehrab­schlussprüfung; Förderung für ausgezeichnete und gute Erfolge bei der Lehrabschluss­prüfung; Förderung für die Weiterbildung der Ausbildner; Förderung von Projekten für mehr Frauen in überwiegend männlichen Lehrberufen; Förderung für ein Auslands­praktikum des Lehrlings.

Ich habe jetzt gar nicht alles aufgezählt, was es gibt, aber wie man sieht, sind es so viele verschiedene Förderungen, dass ein Klein- und Mittelbetrieb, und dort wird die Mehrzahl der Lehrlinge ausgebildet, das gar nicht administrieren kann. Die haben gar nicht die Manpower, die haben nicht die Fachabteilungen, die sich damit beschäftigen, tagelang Antragsformulare auszufüllen, um alle Förderungen abzurufen, die es gibt. Die haben nicht die Zeit, und die haben natürlich nicht das Detailwissen dazu, wie das vielleicht ein Großunternehmen hat.

Ich schlage Ihnen vor: Fassen Sie den Fördersalat zusammen, machen Sie es einfach, machen Sie es überschaubar, machen Sie die Verwaltung schlank, und dann erreichen Sie vielleicht auch etwas! (Beifall bei den NEOS.)

14.34

 


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Katzian. – Bitte.

 


14.35.00

Abgeordneter Wolfgang Katzian (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin ganz überrascht, ich war schon richtig darauf vorbereitet, dass Herr Loacker und ich wieder einmal ins Match gehen, aber ich muss ihm in vielen Punkten, die er angesprochen hat, recht geben. Ich sehe das ähnlich. Das Einzige, wo ich schon ein bisschen differenzieren möchte, ist die Frage der Ausbildungspflicht, die natürlich keine Jugendeinstellungspflicht ist.

Sie wissen, wir hatten schon einmal ein Jugendeinstellungsgesetz, und ich persönlich bin auch der Meinung: Bevor junge Leute auf der Straße stehen, muss man ent­sprechende Maßnahmen setzen. Aber da gibt es eben die überbetrieblichen Ausbil­dungseinrichtungen, da gibt es jetzt die Ausbildungspflicht, und ich denke, da hat die Bundesregierung die richtigen Schritte gesetzt. Und wir werden sehen, in welcher Art und Weise die Dinge für die Zukunft greifen.

Ich glaube, aufgrund der bisherigen Debatte kann man klar sagen, es gibt weitge­hende – mit Ausnahme der FPÖ – Einigkeit darüber, dass die duale Ausbildung ein Erfolgsmodell ist, etwas, was in hohem Maße die Qualität und die Berufsausbildung … (Abg. Peter Wurm: Nicht aufgepasst, Herr Kollege, oder?) – Kollege Wurm! Ehrlich, ich habe Ihnen vorher schon gesagt: Melden Sie sich zu Wort, wenn Sie etwas zu sagen haben! Sie quatschen immer dazwischen, das ist ein Stil, der ist nicht in Ordnung, so geht man nicht miteinander um! (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Heiterkeit des Abg. Peter Wurm.) Und dann setzen Sie sich noch hin und lachen! Vielleicht können die Kameras


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das einmal einfangen. Das ist die Diskussionskultur à la FPÖ. Na servus, kann ich da nur sagen!

Herr Wurm, melden Sie sich zu Wort, wenn Sie sich trauen! Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann tun Sie das bitte vom Rednerpult aus. (Abg. Neubauer: Zwischenrufe sind aber schon noch erlaubt!) – Nein, sind eh nicht verboten. Schreien Sie dazwi­schen, soviel Sie wollen, es ist eh in Ordnung! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Mölzer. – Abg. Peter Wurm: … als Gewerkschafter muss man mehr aushalten!)

Die FPÖ stellt sich hierher und sagt: Fachkräfte sind dringend nötig!, und der nächste Redner sagt: Aber man muss natürlich Anreize schaffen! – Es ist durchschaubar und durchsichtig, was Sie wollen: Sie wollen nicht, dass diejenigen, die die Notwendigkeit haben, Fachkräfte auszubilden, das tun, wenn es nicht entsprechendes Geld und entsprechende Unterstützung dafür gibt. Das ist der wahre Hintergrund, entkleidet von den vielen schönen Worten, die Sie gesprochen haben, und ich denke, das muss man genau so beim Namen nennen.

Der Herr Vizekanzler hat ausgeführt, was es im Förderungsbereich gibt. Herr Loacker hat darauf hingewiesen, dass man das unter Umständen weiterentwickeln, verbessern, bündeln könnte. Ja, für all das sind wir zu haben, aber wenn man von Förderungen in der Berufsausbildung spricht, dann muss man sie auch an Kriterien und an Benchmarks knüpfen, und dann bin ich dafür, dass man bestimmte Dinge definiert. Wer diese einhält, soll die Förderungen auch bekommen, weil es eine gute Unter­stützung ist, und wer sie nicht einhält, soll sie nicht bekommen, weil es nicht sein kann, dass man sozusagen einfach Geld in eine Ausbildung schiebt, die die Qualität nicht garantiert.

Wir brauchen mehr Plätze für Lehrlinge, wir brauchen mehr Qualität in der Berufs­ausbildung, und wir müssen weiter daran arbeiten, dass die Lehrlinge keine billigen Hilfskräfte sind, sondern auch entsprechend qualitativ hochwertig ausgebildet werden. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Peter Wurm: Schwache Rede, Herr Gewerkschafter, ganz schwach! – Abg. Weninger: Kollege Wurm wollte noch was sagen!)

14.38


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Schopf. – Bitte.

 


14.38.13

Abgeordneter Walter Schopf (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Liebe Kolle­ginnen, liebe Kollegen! Es ist eine sehr, sehr interessante und zugleich wichtige Dis­kussion, weil ich denke, dass die Jugendlichen, die Lehrlinge letztendlich auch unsere Zukunft sein sollen. Und es ist doch sehr spannend zu verfolgen, dass es hier eine Partei gibt – Jugendliche und Lehrlinge in Österreich, aufgepasst: es ist die Freiheit­liche Partei! –, die überbetriebliche Lehrwerkstätten zurückfahren und letztendlich schließen will.

Kollegen und Kolleginnen! Wir haben zurzeit über 11 000 Betroffene, 11 000 junge Menschen, die benachteiligt sind, die bis vor Kurzem noch keine Möglichkeit hatten, in dieser Republik einen Arbeits- oder Lehrplatz zu erhalten, weil auch viele Betriebe keine derartigen Lehrplätze mehr anbieten. 11 000 Jugendliche haben wir, wo die Frei­heitliche Partei sagt, diese 11 000 mögen in diesen überbetrieblichen Lehrwerkstätten keine Ausbildung erhalten. (Abg. Kassegger: Das haben Sie gesagt!) – Sie haben gesagt, Herr Kassegger, es wäre vernünftig, die überbetrieblichen Lehrwerkstätten zu schließen. Das bedeutet, dass 11 000 Jugendliche in Zukunft in dieser Republik keine Möglichkeit mehr haben, eine solche Ausbildung zu absolvieren. (Abg. Kassegger: Das hat niemand gesagt! Wir haben gesagt: zugunsten betrieblicher Ausbildung zurückfahren! Erzählen Sie nicht …!)


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Kollegen und Kolleginnen! Lassen Sie mich nur auf einen Betrieb eingehen: Jugend am Werk in Wien, wo zurzeit zirka 1 500 junge Menschen ausgebildet werden. Dort gibt es eine Top-Ausbildung. 90 Prozent der Lehrlinge absolvieren dort die Lehrab­schlussprüfung positiv, und die eindeutige Mehrheit wird nach dieser Ausbildung auch vermittelt. (Zwischenruf des Abg. Neubauer.) Das sind Ausbildungsmaßnahmen, zu denen wir nur sagen können: Das ist in Ordnung, das ist wichtig und das ist richtig. Und ich hoffe, dass diese Maßnahmen auch in Zukunft existieren.

Wenn manche hier meinen, es gibt zu wenig Attraktivität im Bereich der Lehre: Das ist richtig. Ich sage: Es sind vor allem die Betriebe gefordert, attraktive Arbeitsplätze für junge Menschen, attraktive Lehrplätze anzubieten. Warum gibt es die Situation, dass sich bei der Voest in Linz nicht 150 oder 200 Jugendliche pro Jahr bewerben, sondern jedes Jahr 500, 600, 700 und 800 Jugendliche? Warum ist es auch so bei MAN in Steyr, bei BMW in Steyr, bei den ÖBB? Hunderte Menschen haben vor, dort einen Lehrplatz zu bekommen und eine Ausbildung zu absolvieren.

Warum gibt es Branchen und Regionen in Österreich, wo das nicht der Fall ist? Wenn man sich den Bericht und vor allem manche Studien und Untersuchungen an­sieht, dann weiß man, warum dies der Fall ist: Weil die Bedingungen in diesen Betrie­ben relativ problematisch sind, indem junge Menschen nicht die Ausbildung erfahren, wie das Gesetz dies vorschreibt, indem junge Menschen gezwungen werden, Über­stun­den in einem Ausmaß zu tätigen, das alles andere als menschlich ist, und sehr oft werden diese Überstunden auch nicht bezahlt und so weiter. Allein aus dem Bericht der Arbeitsinspektion könnte ich Ihnen jetzt vieles darüber berichten, zu welchen Vorfällen es meist in diesen Unternehmen kommt, und das ist der Grund dafür, dass es Schwierigkeiten gibt. Daher, denke ich, brauchen wir mehr attraktive Betriebe, denn diese Betriebe haben auch keine Probleme, in Zukunft Lehrlinge zu bekommen.

Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, ich möchte noch auf einen Bereich eingehen, der mir in diesem Bericht wichtig erscheint, nämlich das Thema der Lehrabbrüche. Das ist auch ein Thema, das man sich in Zukunft sehr genau ansehen muss – es gibt unter den Branchen große Unterschiede. Wenn man sich die Banken, die Versicherungen und vor allem die Industrie ansieht, so weiß man, dass hier eine Abbruchquote von nur 2 bis 5 Prozent existiert. Schaut man sich aber den Bereich des Tourismus und der Freizeitwirtschaft an, so beträgt die Abbruchquote dort fast 25 Prozent. Das heißt, unter den Branchen gibt es doch enorm große Unterschiede.

Wenn man den Lehrlingsmonitor der Österreichischen Gewerkschaftsjugend liest – wofür immerhin 6 500 Jugendliche quer über alle Branchen befragt worden sind –, dann stellt man auch hier fest, dass vor allem die Jugendlichen aus diesen Branchen angeben, dass die Bedingungen in diesen Unternehmungen leider sehr schlecht sind.

Meine Überlegung und meine Forderung dahin gehend: Ich glaube, es wäre in Zukunft auch sinnvoll, diesen Bericht zu erweitern, ihn vor allem mit dem Lehrlingsmonitor der Österreichischen Gewerkschaftsjugend zu ergänzen. Er wird halt dann um 20, 25 Seiten länger, aber es ist wichtig, denn ich denke, es ist entscheidend, dass die betroffenen Jugendlichen, die betroffenen Lehrlinge in diesem Bericht auch zu Wort kommen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.43


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Hakel. – Bitte.

 


14.43.45

Abgeordnete Elisabeth Hakel (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler Mitterlehner! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte einen Bereich der Jugend-


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beschäftigung und Lehrlingsausbildung ansprechen, der vielleicht vielen meiner Vorredner noch etwas unbekannt ist, vielleicht etwas fremd ist, aber daher ist er mir umso wichtiger.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir befinden uns mitten im Zeitalter der Digitalisie­rung, bereits alle Gesellschaftsschichten und natürlich auch die unterschiedlichsten Berufs­branchen sind davon betroffen. Das bedeutet, dass bisher bekannte Berufe in den kom­menden Jahren verschwinden werden, dafür werden neue Berufsgruppen entstehen. Darauf müssen wir natürlich auch in der Ausbildung und in der Jugend­beschäftigung reagieren, denn die digitale Welt muss bereits in der Ausbildung ihren Platz finden.

Österreichische Start-ups wie zum Beispiel runtastic, Shpock, Kiweno, aber auch NUMBER26 haben uns bereits eindrucksvoll bewiesen, wie schnell sich der Bereich der Arbeit verändern kann und neue Berufsbilder entstehen. Sie haben uns aber auch gezeigt, dass vor allem junge Menschen immer häufiger den Schritt in die Selbstän­dig­keit gehen und Start-ups gründen und auch sehr junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutieren. Das stellt uns im Bereich der Jugendbeschäftigung aber natürlich auch vor neue Herausforderungen.

Ich möchte nur in Stichworten die einzelnen Themenbereiche aufzählen, in denen wir vonseiten der Politik die Rahmenbedingungen ändern oder anpassen müssen bezie­hungsweise auch Lösungsmöglichkeiten brauchen. Es braucht ganz sicher neue Mitar­beiterbeteiligungsmodelle. Die Start-ups sind aber auch ein Risikobereich, und deshalb muss das Scheitern von der Politik diskutiert werden und die soziale Absicherung. Wir brauchen ein Privatinsolvenzrecht, das eine zweite Chance eröffnet. Im Bereich Finan­zierung – öffentlich und privat – braucht es neue Anreizmodelle; die Begleitung von Start-ups von der Gründungsphase in die Expansionsphase, eben auch für junge Menschen. Stichwort Fachkräftemangel: Ausbildung, Weiterbildung, AMS-Initiativen, auch hier braucht es neue Ansätze. Bei Firmengründungen müssen die Prozesse vereinfacht und die Kosten reduziert werden, nicht zu vergessen auch die Bürokratie­probleme mit der öffentlichen Hand, die Gewerbeordnung, die Rechtsgebühren. Und wir müssen natürlich auch vermehrt Frauen dafür begeistern, sich selbständig zu machen und Unternehmen zu gründen. Das sind nur einige Punkte, die wir – ganz sicher auch gemeinsam mit den Start-ups – angehen müssen.

Ich sage hier auch ganz offen, dass natürlich auch aufseiten der Start-ups akzeptiert werden wird müssen, dass wir nicht alles so anpassen können, wie sie sich das vor­stellen. Aber auch das werden wir ihnen dann offen, ehrlich und transparent kommuni­zieren. (Beifall bei der SPÖ.)

14.46


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Kassegger. – Bitte.

 


14.46.42

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Ich melde mich zu diesem Thema jetzt noch einmal zu Wort, weil das, was Kollege Schopf da zum Besten gegeben hat, nicht unwidersprochen stehen gelassen werden kann. Ihre Behauptung, dass wir als Freiheitliche sozusagen die überbetrieb­lichen Lehrlingsausbildungsstätten schließen wollen und dadurch 11 000 Lehrlinge auf der Straße stehen, ist einfach falsch, verursacht eine Panik bei den Lehrlingen und entspricht nicht unserem Standpunkt. (Zwischenruf des Abg. Schopf.)

Und wenn Sie uns schon mangelnde Gesprächskultur vorwerfen, dann muss ich Ihnen sagen, das ist jetzt auch keine großartige Gesprächskultur Ihrerseits. Das muss ich wirklich feststellen. (Beifall bei der FPÖ.)


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Die Wahrheit ist eine andere, nämlich dass die Politik der SPÖ in den letzten Jahrzehnten Rahmenbedingungen geschaffen hat, mit denen wir jetzt umgehen müssen, insbesondere im Lehrlingsbereich, und zwar Rahmenbedingungen derge­stalt – es ist schon angesprochen worden –, dass 25 Prozent der Schüler oder Schul­abgänger nicht ordentlich lesen, nicht ordentlich schreiben und nicht ordentlich rechnen können. Das liegt in Ihrer Verantwortung. Und natürlich hat das eine Auswirkung auf die Lehrlingssituation. (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

Der zweite Punkt: Sie haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auch Rahmenbedingungen geschaffen, durch die es für die Betriebe einfach nicht mehr attraktiv genug gemacht wird, Lehrlinge aufzunehmen. Nur ein einfaches Rechen­beispiel zu Ihren 11 000 Jugendlichen, die jetzt da vermeintlich auf der Straße stehen – ich stelle noch einmal fest, das ist eine Falschbehauptung –: Wenn wir uns nur die Zahl der Lehrlingsbetriebe anschauen, also der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, so ist diese von 40 000 auf ungefähr 29 000 gesunken. Wenn es uns gelungen wäre, diese 40 000 zu erhalten und jeder Betrieb nur einen einzigen Lehrling aufgenommen hätte, dann hätten wir das ganze Problem der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung nicht. (Beifall bei der FPÖ.)

Das heißt, Sie lösen keine Probleme, Sie schaffen die Probleme, und dann doktern Sie um teures Geld herum. Um das klarzustellen: Wir reden von 180 Millionen, 200 Mil­lionen €! Das ist der Punkt. Also Sie schaffen die Probleme.

Wir wissen ja alle ganz genau, dass das ein spezifisches Problem – Kollege Haubner wird das bestätigen – insbesondere der Stadt Wien ist. Ich frage Sie: Wer ist in Wien seit gefühlten Jahrhunderten an der Macht? – Das sind doch nicht die Freiheitlichen, sondern das sind Sie! (Beifall bei der FPÖ.)

14.49


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kirchgatterer. – Bitte.

 


14.49.25

Abgeordneter Franz Kirchgatterer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren! Es gelingt den Freiheitlichen, ein Erfolgsmodell auf Kosten der Jugend schlechtzureden; auf Kosten der Jugend, für die der Berufseinstieg – so wie damals auch für uns, als wir in diesem Alter waren – ganz entscheidend ist. Der Berufseinstieg ist eine wesentliche Veränderung, und daher bin ich auch froh, dass hier in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wird, unterschiedliche Standpunkte dargestellt werden und sich die Zuhörer und Zuseher ihre Meinung bilden können.

Für uns als Sozialdemokraten ist ganz entscheidend, dass wir für die Lehre, für das duale Ausbildungssystem immer weitere Verbesserungen erreichen. Teil der Verbes­serung ist als erster Schritt die Wertschätzung der Facharbeit, derer, die in die Lehre einsteigen, aber dann vor allem – zweitens – die Schritte, die gesetzt worden sind und die sich in der Praxis bewährt haben, nämlich Lehre und Matura.

Drittens die Fachhochschulen: Es gibt technische Fachhochschulen, da kommt ein Drittel der Studenten aus dem dualen System, aus dem Lehrlingsbereich.

Als Viertes darf ich erwähnen, dass es den internationalen Lehrlingsaustausch gibt, Auslandspraktika für Lehrlinge in verschiedenen Branchen und Sparten. Auch das stärkt die Lehrlinge, und sie sehen und erfahren im Ausland, dass die Ausbildung in unserem Land eine der besten ist.

Erwähnen muss man, darf man, soll man bei der Diskussion um den Berufseinstieg auch die hohe Zahl der Österreicherinnen und Österreicher, die bereits in diesem jungen Alter in ihren Berufen Medaillen, Goldmedaillen beim Berufsnachwuchs­wettbe-


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werb erringen. Da sind wir einsame Spitze, das soll uns stolz machen, und diese Erfolge müssen auch erwähnt werden. (Beifall der Abgeordneten Weninger und Preiner.)

Ein Punkt, den ich noch erwähnen muss, ist das Gewerberecht, das immer wieder angesprochen wird: ohne Ausbildung keine Facharbeit, ohne Facharbeit keine Wert­schöpfung, ohne Facharbeit kein Export. Hohe Exportleistungen fußen auf Ausbildung, und ohne gewerberechtliche Voraussetzungen gibt es das nicht. Daher bitte ich, das in der Diskussion auch zu bedenken. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.52


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Abgeordneter Keck zu Wort. – Bitte.

 


14.52.21

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler Mitterlehner! Herr Kollege Kassegger, um deine Wien-Phobie vielleicht noch ein bisschen zu steigern (Abg. Kassegger: Das ist keine Phobie!): Die Gemeinde Wien ist der größte kommunale Lehrlingsausbildner österreichweit, wenn nicht sogar europaweit, und das sollte man auch berücksichtigen, bevor man sonst irgendetwas hier vorbringt. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Wöginger und Karl.)

Meine Damen und Herren, der Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung der Jahre 2014/2015 unterstreicht einmal mehr die hervorragende Arbeit, die in Österreich in diesem Bereich gemacht wird. Im EU-Vergleich stehen wir immer noch auf Platz zwei hinter Deutschland, was die niedrigsten Arbeitslosenzahlen bei den Jugendlichen betrifft.

Um dieses Level halten zu können, bedarf es aber auch der Unterstützung der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden. Gerade im Bereich der Grundstoffindustrie – und da im Besonderen der Stahlindustrie – besteht die Gefahr, dass es in Zukunft keine Lehrlinge mehr gibt. Am Beispiel der voestalpine, die konzernweit 1 377 Lehrlinge ausbildet, zeichnet sich das ab.

Warum ist das so? – Durch stark angestiegene Billigimporte von Stahl aus China ist die gesamte österreichische und europäische Stahlindustrie massiv gefährdet. Europä­ischer oder österreichischer Stahl wird ja von gut bezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern klima- und energieeffizient hergestellt, und chinesischer Stahl wird unter deutlich schlechteren Arbeits- und Umweltbedingungen hergestellt und noch dazu staatlich subventioniert. Die Volksrepublik China steht jetzt davor, den Status einer Marktwirtschaft durch die WTO zuerkannt zu bekommen. Das darf nicht sein, nicht bevor die Volksrepublik China die fünf EU-Kriterien objektiv erfüllt, da darf es keinen Automatismus geben; und die Europäische Union muss den Kampf gegen Dumping­importe verschärfen. Es braucht verkürzte Verfahren und Antidumpingzölle in ab­schreckender Höhe. Nur ein Beispiel, um zu sehen, wie da subventioniert wird: Eine Tonne in Österreich erzeugten Stahls kostet 350 €, eine Tonne in China erzeugten Stahls kostet inklusive EU-Strafzölle, inklusive Transport nach Österreich 220 €. (Zwischenruf des Abg. Höbart.)

Meine Damen und Herren, die Gewerkschaft Pro-Ge – die Produktionsge­werk­schaft – und die Gewerkschaft GPA – Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus und Papier – hat eine parlamentarische Bürgerinitiative gestartet: „Schutz der europäischen Stahlindustrie & Industriearbeitsplätze“. Ich werde heute und morgen diese Bürgerinitiative an alle Klubs versenden. Ich bitte euch, diese Arbeitsplätze in Österreich und auch die Lehrlingsausbildungsplätze, die dahinterstecken, mit dieser Bürgerinitiative zu unterstützen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Auer.)

14.54

14.54.01

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 133

Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Wirtschaft und Industrie, den vorliegenden Bericht III-266 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Mehrheit, dieser Antrag ist somit ange­nom­men.

14.55.204. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Industrie über die Regierungs­vorlage (1115 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Vermessungsgesetz geändert wird (1173 d.B.)

 


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangen wir zum 4. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Lettenbichler. – Bitte.

 


14.55.40

Abgeordneter Mag. Josef Lettenbichler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Steigerung von Effizienz und Parteifreundlichkeit sowie die Erhöhung der Rechtssicherheit sind Ziele der vorlie­gen­den Änderung des Vermessungsgesetzes. Eine Reihe von Verbesserungen betreffend Bürokratieabbau und Kostenersparnis für die Grundeigentümer wie auch für den Bund konnten erreicht werden; auf einige darf ich – in der verbleibenden Zeit bis 15 Uhr – noch kurz eingehen.

So soll es in Katastralgemeinden künftig möglich werden, die allgemeine Neuanlegung des Grenzkatasters auch nur in Teilen einer Katastralgemeinde durchzuführen. Bisher war es nur möglich, diese Neuanlegung für die gesamte Katastralgemeinde zu veran­lassen. Dies war vor allem im hochalpinen Bereich mit erheblichen Kosten für den Bund verbunden, und deshalb wurde diese oftmals nur zögerlich veranlasst. Vor allem für Gemeinden – und das freut mich als Tiroler besonders – in Seitentälern, in hochalpinen Gebieten bedeutet dies, dass nunmehr die Kataster für die wirtschaftlich interessanteren besiedelten Talregionen kostengünstig aktualisiert und modernisiert werden können.

Auch für Privatpersonen gibt es Änderungen bei der Festlegung von Grundstücken im Grenzkataster. Bisher war es bei Grenzstreitigkeiten nämlich so, dass der Antrag zurückgewiesen wurde, was natürlich für den Antragsteller, dessen Begehren abge­lehnt wurde, unbefriedigend war. Ebenso unbefriedigend war die Situation für den Nachbarn, dessen Einspruch auch abgelehnt wurde. Es wurde nämlich nicht ent­schieden und die Grenzstreitigkeit nicht geklärt. Dafür musste nämlich bislang ein eige­nes Verfahren beim Vermessungsamt beantragt werden, und das führte unweigerlich zu nicht unerheblichen Mehrkosten.

Dieses Problem, meine sehr geehrten Damen und Herren, konnte nun einer Lösung zugeführt werden. Mit der neuen Regelung wird nunmehr die Möglichkeit geschaffen, beide Parteien zu einer Grenzverhandlung zu laden. Wenn kein Ergebnis erzielt werden kann, so wird der endgültige Grenzverlauf durch die Gerichte entschieden.

Verfahren werden auch dadurch beschleunigt, dass die Vermessungsergebnisse des Planverfassers nun künftig direkt übernommen werden. Diese Regelung bringt für beide Seiten schnellere Rechtssicherheit und letztendlich Klarheit im Grenzkataster.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 134

Auch die Transparenz – jetzt bin ich auch schon bei meinem letzten Punkt – wird erhöht: So soll es in Zukunft möglich sein, Grundstückteilungspläne einzusehen. Bisher war dies nur für Behörden und Vermessungsbefugte einsehbar, nun haben auch die Grundstückseigentümer die Möglichkeit, diese Pläne einzusehen.

Sehr geehrte Damen und Herren, Sie sehen, die Neuregelung bringt für Grundstücks­eigentümer einen Bürokratieabbau und mehr Rechtssicherheit, gleichzeitig wird auch die Transparenz erhöht. Zudem werden die Verfahren schneller und damit kosten­günstiger abgewickelt. Ich bitte Sie daher um Zustimmung zur vorliegenden Novelle. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

14.58


Präsident Karlheinz Kopf: Da um 15 Uhr die Behandlung eines Dringlichen Antrages stattfinden soll, frage ich Herrn Abgeordneten Matznetter: Wollen Sie mit der Rede noch beginnen? Ich müsste Sie aber unterbrechen. (Abg. Matznetter: Habe ich noch zwei Minuten?) – Sie haben noch eine Minute. (Abg. Matznetter: Nein, dann nach­her!) – Das habe ich mir fast gedacht.

Dann unterbreche ich jetzt für eine Minute, um dann den Dringlichen Antrag aufzu­rufen, wie es die Geschäftsordnung vorsieht.

Die Sitzung ist unterbrochen.

*****

(Die Sitzung wird um 14.59 Uhr unterbrochen und um 15 Uhr wieder aufge­nom­men.)

*****

 


Präsidentin Doris Bures (den Vorsitz übernehmend): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.

15.00.48Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Matthias Strolz, Kolleginnen und Kollegen betreffend neuer Stil durch transparente, professionelle und objektive Stellenbesetzung hin­sichtlich der Wahl des/der ORF-Generaldirektors/in sowie der Ernennung von Minister_innen und Verfassungsrichter_innen (1731/A)(E)

 


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen nun zur dringlichen Behandlung des Selb­ständigen Antrages 1731/A(E).

Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Vor einer Woche fand auf Initiative der Oppositionsparteien erstmals ein öffentliches Hearing zur Stellenbesetzung der Nachfolge des Rechnungshof-Präsident_in statt. Die Bereitschaft der Regierung bzw. Regierungsparteien, hier für mehr Transparenz zu sorgen, konnte erst durch die Ankündigung erreicht werden, allenfalls seitens der Oppositionsparteien in Eigenregie Hearings mit den nominierten Kandidat_innen zu


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 135

organisieren. Dies führte nach Diskussionen in der Präsidiale schlussendlich zur Premiere eines offiziell vom Parlament organisierten Hearings.

Acht Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich dem Hearing, das für die interessierte Öffentlichkeit und Medienvertreter_innen zugänglich war. Auf Basis von Anhörung und Fragerunden durch die Ausschussmitglieder konnten sich die Zuhörer_innen ein Bild über die kandidierenden Personen und ihre Konzepte für die Führung des Rechnungs­hofes machen. Was dann folgte, nannte die Tageszeitung "Der Standard" eine "demo­kratiepolitische Farce". Denn nicht der/die beste Kandidat_in wurde schließlich gewählt, sondern jene Person, auf die man sich nach Koalitionsstreit und aus Macht­erhaltungskalkül schlussendlich einigen konnte.

Zahlreiche Abgeordnete im Hauptausschuss entschieden nicht nach bestem Wissen und Gewissen für die bestqualifizierte Person, sondern entlang von „Klubzwang“ und aus rein parteitaktischem Kalkül. Aus Sicht von Expert_innen, Journalist_innen und – hört man die Aussagen hinter vorgehaltener Hand – der Mehrheit der wahlberechtigen Abgeordneten im Hauptausschuss, war die gewählte Kandidatin nicht die in der Sache bestgeeignete aus der Runde jener Personen, die zur Wahl standen. „Die Presse“ interpretierte die Wahl der Rechnungshofpräsidentin wie folgt: „Also nicht von der Kom­petenz der Personen wurde die Sache entschieden, sondern von ganz anderen Motiven.“ Den Schaden der fragwürdigen Personalentscheidung trägt die gesamte Republik, ist der Rechungshof doch ihr wichtigstes Kontrollorgan.

Abgeordnete mehrerer Parteien waren bereit, den Rechnungshof zu schwächen, um parteitaktischen Erwägungen den Vorzug zu geben. Die Öffentlichkeit registriert dies mit Empörung. „Rechnungshof: Packelei statt Erneuerung“, titelt der Standard. „Hol­prige Bestellung der neuen Rechnungshofpräsidentin“, resümiert die ZiB2 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Einigkeit besteht darüber, dass es sich bei dem beobachteten Geschehen und den getroffenen Entscheidungen um althergebrachte und problema­tische Handlungsmuster alteingesessener Parteien handelt, die Österreich hinter sich lassen sollte. „Das nennt sich dann, äh, „New Deal“?“ fragt der Kurier zu Recht.

Nun könnte man die Meinung vertreten, dass öffentliche Hearings für Spitzenpo­sitio­nen der Republik also kein demokratiepolitischer Fortschritt wären, da offensichtlich die Abstimmungslogiken in alteingesessenen Parteien doch wieder jenseits evidenzbasier­ter Perspektiven passieren. Dagegen ist einzuwenden, dass ein öffentliches Hearing ein „Instrument“ darstellt. Die Frage über die Nutzung des Instruments obliegt den Anwender_innen. Jedes Instrument kann durch zweifelhaften Einsatz gleichsam per­ver­tiert werden. Das gilt für den Hammer, das Küchenmesser und auch für öffentliche Hearings. Schlussendlich ist es eine Frage der demokratiepolitischen Reife, der intellektuellen Redlichkeit und der politischen Haltung der involvierten Abgeordneten und Parteien, einen verantwortungsbewussten Einsatz des Instrumentes „öffentliches Hearing“ zu gewährleisten. Es geht hier um Transparenz, um die Glaubwürdigkeit der Politik und um die Fairness und Nachvollziehbarkeit politischer Entscheidungen.

Neue Chance für den „Neuen Stil“

„Wir müssen dieses Schauspiel der Machtversessenheit und Zukunftsvergessenheit beenden“, forderte Christian Kern in seiner ersten Erklärung als Bundeskanzler. Die eben skizzierte Bestellung der neuen Rechnungshofpräsidentin konterkariert dieses Versprechen bereits wenige Tage nachdem es gegeben wurde. Demnächst, Anfang August, wartet allerdings eine weitere Chance, den ausgerufenen „Neuen Stil“ der Bundesregierung – für die Öffentlichkeit nachvollziehbar – in die Tat umzusetzen: Am


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9. August wird der/die Generaldirektor_in des ORF durch die Mitglieder des Stiftungs­rates gewählt.

Die Leitung des größten österreichischen Medienunternehmens hat hohe Relevanz und Strahlkraft: Der ORF ist mit fast einer Milliarde Euro Umsatz ein dominanter Player am Medienmarkt. Er erhält rund 600 Millionen Euro aus Rundfunkgebühren und ist damit auf breiter Basis öffentlich finanziert. Der ORF gehört gleichsam den Gebühren­zahler_innen. Und er ist aus demokratiepolitischer Sicht bedeutend: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde geschaffen, um als objektive Quelle der Information und politischen Meinungsbildung den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes zur Verfü­gung zu stehen. Leider ist der ORF bis dato nicht mit der notwendigen strukturellen Unabhängigkeit ausgerüstet, um ausreichend immun gegenüber parteipolitischer Einfluss­nahme zu sein. Denn die Parteien – stark überrepräsentiert die Regierungs­fraktionen – sind über sogenannte „Freundeskreise“ im ORF-Stiftungsrat organisiert. Dieser wählt alle fünf Jahre eine_n Generaldirektor_in, der/die sich entsprechende Mehrheiten vor der Wahl organisieren muss. Somit sind die Parteien, abhängig von ihrer Größe, ein zentraler Bestandteil in der personellen und in weiterer Folge inhalt­lichen Ausgestaltung des ORF. Auch die ORF-Mitarbeiter_innen sehen diese Konstel­lation als problematisch an: Der ORF-Redakteursrat fordert seit längerem eine Teil­habe am Stiftungsrat durch Personen mit Fach-Qualifikation, die keinem der „Freun­des­kreise“ angehören.

Ent(partei)politisierung des ORF

Die grundsätzliche Forderung der Ent(partei)politisierung des ORF stellt NEOS schon seit Beginn der Bewegung. Eine nachhaltige Lösung führt dabei nur über die Neu­ordnung der ORF-Gremien. Um parteipolitische Unabhängigkeit abzusichern, müssen die bestehenden Gremien in Anlehnung an das Aktiengesetz neu geordnet werden. Der Stiftungsrat muss aus seiner Doppelrolle als Eigentümervertreter und Aufsichtsrat befreit werden: Eine gesellschaftlich breit besetzte Stifterversammlung übernimmt die Funktion einer Hauptversammlung und wählt die Mitglieder eines neu geschaffenen Aufsichtsrates. Dieser würde dann den Vorstand des ORF und somit über dessen Grundsatzentscheidungen bestimmen.

Um die Ent(partei)politisierung des ORF ins Leben zu bringen, bedarf es einer umfassenden Umgestaltung des ORF-Gesetzes. Einen detaillierten Vorschlag dazu hat NEOS unterbreitet und ist online abrufbar. Diese ORF-Reform ist längst ausständig, kurzfristig leider nicht zu erreichen, sollte aber – dringend und wichtig – noch in dieser Legislaturperiode angegangen werden. Ein Zwischenschritt in Richtung Ent(partei)poli­tisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss jedoch über die transparente, objektive und professionelle Bestellung des/der ORF-Generaldirektors/in gemacht wer­den. Dieser Schritt ist möglich, kurzfristig machbar und aus Gründen demokratiepoli­tischer Hygiene notwendig.

Die beste Unternehmensstrategie live auf ORF III

Der ORF ist ein Milliarden-Unternehmen, weitestgehend öffentlich finanziert und nimmt im Medienbereich eine marktdominante Stellung ein. Es mutet grotesk an, dass die öffentliche und nicht-öffentliche Auseinandersetzung anlässlich der Bestellung einer neuen Unternehmensspitze vor allem darin besteht, Köpfe im Stiftungsrat zu zählen. Was in Verantwortung gegenüber dem Unternehmen, seinen Mitarbeiter_innen und auch gegenüber den Gebührenzahler_innen notwendig wäre, ist eine breite, sach­orientierte Diskussion über die möglichen Zukunftsstrategien des Unternehmens. Die


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Medienbranche befindet sich in einem gewaltigen Umbruch und auch der ORF steht gleichsam vor einer Zeitenwende.

Die öffentliche Präsentation und Diskussion alternativer Unternehmensstrategien ist das Gebot der Stunde. Der ORF, wie alle Medienhäuser, steht vor großen Heraus­for­derungen: Digitalisierung und Internationalisierung bringen gewaltige Veränderun­gen. Hier müssen Visionen, Ziele und Strategien entwickelt und entschieden werden. Es braucht einen proaktiven Umgang mit dem laufenden Paradigmenwechsel. Die künftige Unternehmensstrategie wird für die Zukunft des ORF erfolgskritisch sein. Und sie wird auch darüber entscheiden, was die Bürgerinnen und Bürger vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk geboten bekommen. Daher muss jene Person als Generaldirektor_in bestellt werden, welche die überzeugendsten Vision, Ziele und Strategien für das Unterneh­men mitbringt.

Die Kandidat_innen für die Generaldirektion sollen daher ihre Pläne für das Unter­nehmen vor den Mitgliedern des Stiftungsrates präsentieren. Die interessierte Öffent­lich­keit sowie Medienvertreter_innen sollen dabei teilnehmen können. Den Mitgliedern des Publikumsrates soll zusätzlich ein limitiertes Fragerecht zugestanden werden. ORF III soll das Hearing live übertragen. Dieses Prozedere kann auf Grundlage einer kurzfristigen Gesetzesänderung oder – wie im Fall des Rechnungshof-Hearings – auf konsensualer, informeller Basis vorgenommen werden. Faktisch ist allein ausschlag­gebend, ob bei den zwei Regierungsparteien bzw. ihren Freundeskreisen im Stiftungs­rat der politische Wille für diese transparente Vorgehensweise gegeben ist oder nicht.

Hearings für Ministeramtsanwärter_innen und Verfassungsrichter_innen

Doch nicht nur für den ORF braucht es mehr Transparenz und Ent(partei)politisierung. Auch bei der Bestellung der Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes benötigen wir einen transparenten Bestellungsmodus. Und wie die mitunter willkürlich wirkenden Ministerrochaden der letzten Monate belegen – auch bei der Bestellung von Bundes­minister_innen sollte eine sachbezogene, öffentliche Auseinandersetzung die Entschei­dungsgrundlage sein, um die Glaubwürdigkeit der höchsten Organe und Institutionen der Republik zu stärken.

So gibt es etwa bei den Richtern des Verfassungsgerichtshofes kein gesetzlich vorge­schriebenes Hearing. Dabei werden die Mitglieder und Ersatzmitglieder des Verfas­sungs­gerichtshofes vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung, des Nationalrates und des Bundesrates ernannt, wobei die zwei Kammern des Parlaments je drei Mitglieder und zwei Ersatzmitglieder (Nationalrat), respektive ein Ersatzmitglied (Bundesrat), vorschlagen. Die Bundesregierung erstellt Vorschläge für den Präsiden­ten, den Vizepräsidenten, sechs Mitglieder und drei Ersatzmitglieder. Dieses Proze­dere mit öffentlichen Hearings für diese wichtigen Positionen zu kombinieren, wäre die logische Konsequenz eines „neuen Stils“ bei der Stellenbesetzung. Immerhin geht es um die bedeutendsten juristischen Schlüsselpositionen der Republik.

In Bezug auf die Ernennung von Bundesminister_innen sollte es ein öffentliches Hearing zur umfassenden Prüfung der Eignung der potentiellen Anwärter_innen geben. Als Vorbild dafür sollen die Hearings für Kommissionskandidat_innen der Europäi­schen Union dienen. Die Anwärter_innen sollen in einem öffentlichen Rahmen ihr fachliches Wissen und ihre persönliche Eignung unter Beweis stellen.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung und insbesondere der Bundeskanzler wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vorzulegen, die das Bundesgesetz über den Öster­reichischen Rundfunk (ORF-Gesetz) dahingehend abändert, dass eine transparente, professionelle und objektive Stellenbesetzung hinsichtlich der Position des/der ORF-Generaldirektor_in ermöglicht wird.

Zudem wird die Bundesregierung aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvor­lage vorzulegen, die ein Hearing vor der Ernennung von Bundesminister_innen und Verfassungsrichter_innen vorsieht.“

In formeller Hinsicht wird verlangt, diesen Antrag im Sinne des § 74a Abs.1 iVm § 93 Abs.2 GOG-NR zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu behandeln und dem Erstantrag­steller Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.

*****

 


Präsidentin Doris Bures: Ich erteile Herrn Klubobmann Dr. Strolz als Antragsteller zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort. Seine Redezeit darf 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Klubobmann.

 


15.01.13

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Bundes­kanzler! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Wir haben den Herrn Bundeskanzler ins Parlament zu einer Debatte für die nächsten drei Stunden zum Thema „neuer Stil“ eingeladen.

„Wir müssen dieses Schauspiel der Machtversessenheit und Zukunftsvergessenheit beenden.“ – Das hat der Bundeskanzler vor circa einem Monat hier in diesem Haus gesagt, und er hat dafür viel Zustimmung bekommen, aus allen Ecken und Enden der Republik, aus verschiedensten Parteien.

Herr Bundeskanzler! Es gab hier sehr viel Vorschusslorbeeren und Begeisterung. Wir NEOS sind vor drei Jahren angetreten mit dem Dreiklang: neue Köpfe, neuer Stil, neue Politik, und wir haben von Beginn an auch sehr viel Sympathie für Ihre Ansagen gehabt. Deswegen sind wir auch kritische Begleiter, wenn es darum geht, diese An­sagen auch mit Leben zu erfüllen.

Natürlich komme ich nicht umhin, eine große Enttäuschung hier auszuschildern, die ich letzte Woche im Rahmen der Wahl zum neuen Rechnungshofpräsidenten beziehungs­weise zur neuen Rechnungshofpräsidentin erlebt habe. Herr Bundeskanzler, das war nicht neuer Stil, sondern das war ein altes, ich möchte sagen, ein elendes Spiel, das hier gespielt wurde. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von FPÖ und Team Stronach.)

Ich denke, darüber müssen wir uns unterhalten. Und warum ist das heute dringlich? – Weil es immer eine zweite Chance gibt. Wenn Sie vom „neuen Stil“ sprechen und wenn Ihr Versprechen nach wie vor aufrecht ist, dann gibt es – und deswegen dring­lich – die nächste große Chance, den „neuen Stil“ wirklich mit Leben zu erfüllen, nämlich am 9. August und im Vorfeld dieses 9. August 2016.

Was, geschätzte Bürgerinnen und Bürger, geschieht am 9. August? – Wir werden sehen. Die Frage ist: Passiert da wieder ein altes Spiel, ein abgekartetes Spiel? Werden wir dort wieder Zeugen sein von einer Packelei, oder wird hier Transparenz ein


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Motto der Zukunftsgestaltung sein? Am 9. August wird der Inhaber der nächsten Spitzenposition bestellt, nämlich die ORF-Spitze, und die Frage ist: Wie, Herr Bun­deskanzler, gedenken Sie sich dieser Bestellung zu widmen?

Nun hat uns der ORF-… – nicht der ORF-, aber man verwechselt es ja ab und zu –, der ÖVP-Generalsekretär schon medial ausgerichtet, wir sollen uns doch bitte als Oppositionsfraktion nicht in den Wahlmodus des unabhängigen Stiftungsrates einmischen. (Heiterkeit bei der FPÖ. – Abg. Zanger: Super!) – Da kommt ein Lächeln aus den Reihen der Opposition. Mehr kann man dazu auch nicht sagen.

Ich finde das so was von dreist, dass uns die Regierungsparteien per medialer Aus­sendung ausrichten, wir mögen uns nicht in den Wahlmodus des unabhängigen Stiftungsrates einmischen. Also wenn Sie von den Regierungsparteien die Diskussion heute in dieses Eck bringen wollen, dann sage ich Ihnen: Machen Sie das lieber nicht!, denn die Einzigen, die an diese Geschichte noch glauben, sind Sie! Und nicht einmal Sie! Wenn Sie die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes nach dieser Schmähung Rechnungshofpräsidentenbestellung bei der Bestellung im ORF noch einmal für so dumm verkaufen wollten, dann würden Sie sich keinen guten Dienst tun, weil das, was beim Rechnungshof passiert ist, wirklich eine Ohrfeige ins Gesicht des mündigen Bürgers, der mündigen Bürgerin in diesem Land war.

Jetzt werden manche sagen: Ja, wir haben ohnehin ein offenes Hearing, ein öffent­liches Hearing gemacht, ist eh alles okay! Und andere werden sagen: Vergesst das Hearing beim ORF, denn es hat beim Rechnungshof auch nichts genützt! – Und beide liegen falsch. Warum? – Das öffentliche Hearing wäre nicht in die Welt gekommen – das noch kurz zur Genese –, hätte nicht die Opposition gesagt: Wir wollen Trans­parenz! Wir wollen nicht Packelei hinter verschlossenen Türen, in Hinterzimmern. Es ist das wichtigste Kontrollorgan der Republik, wir wollen, dass dieses Amt transparent bestellt wird.

Dann kam Skepsis. ÖVP und SPÖ wollten das in der Präsidiale auf die lange Bank schieben. Das geht dann so, dass man sagt: Ja, wir haben grundsätzlich Sympathie dafür und glauben, dass das die Menschen interessieren könnte, aber schauen wir einmal, dann sehen wir schon! Und wir haben gesagt: Nein, wir schauen nicht, wir sehen nicht, sondern entweder machen wir ein öffentliches Hearing oder wir werden als Oppositionsparteien das selbst organisieren, und jene Kandidatinnen und Kandi­daten, die dann nicht kommen, werden nicht gut ausschauen! – Das haben SPÖ und ÖVP verstanden und haben gesagt: Flucht nach vorn, machen wir ein öffentliches Hearing!

Jetzt kommen manche und sagen: Lassen wir das mit dem öffentlichen Hearing, das hat sich nicht bewährt beim Rechnungshof! Denen sei ins Stammbuch geschrieben: Ein öffentliches Hearing ist ein Instrument, und wie bei allen Instrumenten ist es die Frage der Anwendung. Ich kann jedes Instrument pervertieren, indem ich es verant­wortungslos nutze. Das kann ich so machen beim Hammer, indem ich den Hammer nutze, nicht um Nägel einzuschlagen, sondern um dem Nachbarn aufs Schienbein zu klopfen. Das kann ich so machen beim Küchenmesser, indem ich sage, ich nehme es nicht zum Brotaufschneiden, sondern habe da etwas mit meinem Lebensgefährten oder mit meiner Lebensgefährtin vor. (Abg. Wöginger: Na, na!) Und ich kann natürlich auch das Instrument des öffentlichen Hearings pervertieren. Ich kann es völlig entge­gen der Intention einsetzen. Und, Herr Rädler, die ÖVP hat das auch schon gemacht: Sie haben das Instrument des öffentlichen Hearings pervertiert, und das ist die Ohrfeige für den Bürger. Sie haben es pervertiert! (Beifall bei den NEOS und bei Abge­ordneten der Grünen. – Zwischenruf der Abg. Fekter.)


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Jetzt sagen manche, wie die Frau Fekter es herausruft: Aber die Mehrheit entscheidet, und wir sollen das akzeptieren. – Nein, ich akzeptiere es deswegen nicht, ich akzep­tiere das Ergebnis, aber … (Weiterer Zwischenruf der Abg. Fekter.) Ich akzeptiere es deswegen nicht, weil sämtliche Beobachterinnen und Beobachter bei der Kür des Rechnungshofpräsidenten am Ende des Tages, nach mehr als acht Stunden Hearing, einen einhelligen Eindruck hatten, alle Journalistinnen und Journalisten, alle Abgeord­neten, die involviert waren, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einen einhelligen Eindruck … (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das stimmt nicht! Das stimmt überhaupt nicht! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Unter vorgehaltener Hand wurde einem gesagt, auch von ÖVP-Abgeordneten: Dieses Hearing war so … (Weiterer Zwischenruf der Abg. Fekter.) Ein Journalist hat zu mir gesagt: Der Herr Steger war eine Kategorie für sich.

Ja, Frau Fekter, jetzt können Sie hereinrufen, warum es anders ist, aber … (Abg. Gahr: … eine Show abziehen! Das ist Selbstdarstellung, Herr Kollege! – Weitere Zwischenrufe der Abgeordneten Zanger und Loacker.) Diese ÖVP hat nicht einmal ein schlechtes Gewissen, sondern Sie versuchen das heute noch als eine Tat intellek­tueller Redlichkeit zu verpacken. Und dabei haben Sie die Bürger verschaukelt von vorne bis hinten. Das ist nicht okay! Das ist nicht okay! Sie verkaufen die Bürger für dumm. (Beifall bei NEOS und Grünen. – Zwischenruf der Abg. Fekter.)

Frau Fekter, wenn Sie es genau wissen wollen – der Herr Lopatka, der Strippenzieher, ist ja heute leider nicht da, sonst müsste ich ihm etwas ausrichten –, Frau Fekter, wenn Sie es mir nicht glauben, dann darf ich zitieren, und zwar aus der „Presse“, einer angesehenen Tageszeitung, die schreibt: „Also nicht von der Kompetenz der Personen wurde die Sache entschieden, sondern von ganz anderen Motiven“. – Das schreibt „Die Presse“. (Abg. Fekter: Sie sind gegen die Frauen! Die NEOS sind gegen die Frauen! Gegen die Frauen seid ihr! Ihr akzeptiert keine Frau für diesen Job!)

Frau Fekter, in Ihr Stammbuch, „Der Standard“ schreibt: „Rechnungshof: Packelei statt Erneuerung“. – Und Sie sitzen da und wollen das immer noch als intellektuelle Red­lichkeit verkaufen! Ich würde einfach sagen … (Weiterer Zwischenruf der Abg. Fekter.) – Hören Sie mir zu, Frau Fekter, Sie können nachher reden! Sie müssen nicht immer hereinrufen von der falschen Seite, sondern es möge sich diese Kurve beruhigen. Sie können nachher ans Rednerpult treten … (Abg. Fekter: Das ist die richtige Seite! – Heiterkeit. – Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) – Die dunkle Seite der Macht ist auf jeden Fall um die Frau Fekter geschart.

Zurück zur Dringlichkeit. – Was schlagen wir nun für den ORF vor?

Herr Bundeskanzler! Wenn Sie sagen, ein öffentliches Hearing hat die Aufgabe … (Zwischenruf der Abg. Fekter.) Herr Bundeskanzler! Wenn Sie sagen, ein öffentliches Hearing hat die Aufgabe, dass wir mit großer … (Abg. Fekter: Bei gleicher Qualifi­kation …!) – Die Frau Fekter ruft permanent dazwischen! Ich habe schon einen Tinnitus auf diesem Ohr, Frau Fekter! Können Sie bitte eine Ruhe geben! Das ist ja unglaublich. (Beifall bei NEOS und Grünen. – Abg. Wöginger: Ich habe gar nicht gewusst, dass du nicht mehr aushältst! – Heiterkeit.)

Schauen Sie, das ist mangelnde Ernsthaftigkeit der ÖVP! Mangelnde intellektuelle Red­lichkeit, mangelnde Ehrlichkeit und eine mangelnde Ernsthaftigkeit! (Abg. Rasinger: Machtversessenheit!) – Das ist Machtbesoffenheit! (Weiterer Zwischenruf bei der ÖVP.)

 


Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist so, dass Zwischenrufe ein gutes und richtiges parlamentarisches Instrument sind. Sie dürfen aber nicht dazu führen, dass der Redner seine Ausführungen hier am Rednerpult nicht mehr tätigen kann. Und ich ersuche auch, sich in der Ausdrucksweise zu mäßigen, und bitte, dass wir jetzt in diesem Sinne mit der Debatte fortfahren.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 141

Herr Abgeordneter Klubobmann Strolz, Sie sind wieder am Wort.

 


Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (fortsetzend): Danke schön, Frau Präsidentin!

Das Anliegen, das wir heute diskutieren wollen, ist eine transparente, professionelle, objektive Stellenbesetzung. ORF – nächste Chance. Der Vorschlag, den wir hier unterbreiten, ist, dass wir hier auch ein öffentliches Hearing für die Bestellung des ORF-Generals, der ORF-Generalin machen. Warum? – Weil natürlich auch der ORF wie vieles in dieser Republik vor einer Zeitenwende steht. Wir haben Digitalisierung. Wir haben Internationalisierung. Und es ist geradezu grotesk, wenn wir uns anlässlich der Bestellung des neuen Chefs, der neuen Chefin dieses riesigen Unternehmens, Milliardenunternehmens in der öffentlichen und in der nicht öffentlichen Auseinan­dersetzung nur darauf konzentrieren, Köpfe in Freundeskreisen zu zählen. Niemand diskutiert die alternativen Zukunftsstrategien für dieses so wichtige Unternehmen in Österreich.

Und das wollen wir NEOS ändern, weil wir glauben, wir müssen hier in eine ernsthafte Auseinandersetzung gehen – erstens für das Unternehmen selbst, zweitens für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Unternehmens und drittens natürlich auch für die Gebührenzahlerinnen und -zahler. Wir alle zahlen 600 Millionen € in den ORF. Der ORF-General ist unser erster Angestellter in diesem Unternehmen. Und deswegen sollte man da Transparenz walten lassen.

Und wenn Sie sagen, der Stiftungsrat ist völlig unabhängig, dann muss ich dem entgegenhalten, das stimmt einfach nicht, denn Sie alle wissen – und bitte hier auch keine bemühten Begründungen in andere Richtungen –, der Stiftungsrat ist natürlich dominiert von Freundeskreisen, vor allem von Freundeskreisen der ÖVP- und SPÖ-Fraktion. (Abg. Rädler: Haselsteiner!) – Ja, wir haben auch einen Vertreter drin. Das ist so. Und wir machen auch einen Vorschlag. Herr Haselsteiner ist angetreten mit dem Ansatz, und das würde Ihnen, Herr Rädler, auch guttun: Ich bin gekommen, um mich selbst in dieser Funktion abzuschaffen! Das wäre echt eine Erleichterung. (Beifall bei den NEOS.)

Unser Vorschlag liegt auf dem Tisch. Es geht darum, dass wir den ORF in seinen Gremien komplett umgestalten wollen, aber das wird in der Kürze nicht gehen. Deswegen haben wir für mehr Qualität und Sachbezogenheit zwei Optionen: Entweder machen wir auf die Schnelle eine Änderung des ORF-Gesetzes nur den Bereich öffentliches Hearing betreffend. Wenn Sie sagen, das wollen wir nicht, weil das zu kurzfristig ist, dann können wir es so machen wie beim Rechnungshof, dann können wir ein freiwilliges Hearing machen.

Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, mir jetzt ausrichten werden – und das weiß ich, das kommt so sicher wie das Amen im Gebet –, ich bin dafür nicht zuständig, das ist der Stiftungsrat, und so weiter, dann sage ich Ihnen: Bitte uns nicht für naiv halten! Das Einzige, was uns an einem öffentlichen Hearing beim ORF-Thema hindert, ist der Wille von SPÖ und ÖVP. Wenn Sie beide es wollen respektive Ihre Freundeskreise, dann wird es geschehen. Wenn Sie es nicht wollen, wenn Sie sagen, nein, wir wollen das hinter verschlossenen Türen auspackeln, so wie beim Rechnungshof, dann wird es nicht geschehen.

Der Herr Wrabetz, übrigens der einzige Kandidat, der bisher auf dem Feld ist, hat heute schon nicht nur über die Medien, sondern auch mich persönlich wissen lassen, er findet, das ist eine gute Idee, er würde sich dem stellen. Und jetzt liegt die Entscheidung bei ÖVP und SPÖ, ob sie hier auch Transparenz wollen oder ob sie sagen: Nein, wir sind die Macht des Dunkeln und wir werden das weiter hinter verschlossenen Türen machen!


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Wie könnte man es abführen? – So ähnlich wie das Rechnungshof-Hearing, analog dazu: Der Stiftungsrat trifft sich informell zu einem Hearing. Es ist keine reguläre Sitzung. Es ist die Öffentlichkeit eingeladen, es sind Journalistinnen und Journalisten eingeladen, und ORF III überträgt live: die Auseinandersetzung, das Ringen um die beste Unternehmensstrategie für ein Milliardenunternehmen, das marktdominante Stellung hat, das uns allen gehört. Ich glaube, das wäre der richtige Zugang. Sie haben es in der Hand. Sie können es mit blumigen Begründungen heute ablehnen oder Sie können es machen. „Neuer Stil“ würde heißen: Tun! (Beifall bei den NEOS.)

Wenn Sie sagen, Sie haben tatsächlich vor, dieses Versprechen „neuer Stil“ über den ORF hinaus lustvoll in Umsetzung zu bringen, dann gilt das natürlich auch für Ministerbestellungen. Ich glaube, die Bevölkerung hat nicht verstanden, wie Ministerrochaden vonstattengehen und dass es Leute gibt, die grundsätzlich einmal für jedes … (Zwischenruf der Abg. Fekter.) – Frau Fekter ist schon wieder am Herein­keifen! (Abg. Schieder: Matthias, es war aber eh verständlich! – Ruf: Neuer Stil!) New Deal!

Frau Fekter! Es ist nicht immer nachvollziehbar, wie Minister bestellt und abgelöst werden. Und wir sind hier auch – Minister heißt in der Übersetzung „Diener des Volkes“ – in der Pflicht, dass wir das transparent und nachvollziehbar machen.

Jetzt werden manche sagen, ja, das muss man aber nicht dem Kanzler sagen, das muss man in der GO regeln oder sonst irgendwo. Auch hier sage ich: Entweder wollen wir es, dann machen wir es, oder wir wollen blumige Ausreden. Und Sie werden sicherlich mit blumigen Ausreden kommen, da bin ich mir sicher, weil Sie die Trans­parenz nicht wollen, weil Sie nicht in die Auseinandersetzung mit den Bürgern wollen, weil es in Österreich weiterhin nicht interessiert, was jemand kann, sondern: wer kennt mich und wen kenne ich. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Rasinger.)

Es geht nicht darum, was kann ich, Herr Rasinger, sondern darum, wen kenne ich. Das ist der Bestellungsmodus dieser Regierung. Und das ist zu wenig! Das werden die Menschen in diesem Land nicht goutieren. Warum? – Weil in Österreich jede Prak­tikantin, jeder Praktikant, jeder Angestellte und jeder Manager ein Bewerbungs­ge­spräch führen müssen. Nur für die höchsten Positionen in der Republik gilt das nicht, da sagen wir: Ist nicht so wichtig, das regeln wir unter uns!

Das ist nicht okay, und deswegen wollen wir ein öffentliches Hearing auch für Minister. Wenn Sie sagen: Völlig ungewöhnlich!, dann schauen wir nach Brüssel: Kommissare, Kommissarinnen werden auch auf Basis eines Hearings bestellt. Die Regierungschefs können ohnehin einen Vorschlag machen. Wir vermessen dort die fachliche Eignung und die persönliche Eignung. Und damit könnte man auch manches an Fehl­besetzungen verhindern. Das ist ganz klar. (Abg. Rasinger: Wollt ihr alles nur mehr mit Hearing machen? – Abg. Strache: Ein Abgeordnetenhearing!)

Und dann gehe ich noch einen Schritt weiter, Herr Rasinger: Auch für den Verfas­sungs­gerichtshof gilt das. Die höchsten Positionen in der Justiz werden so bestellt, dass es für die Bürgerinnen und Bürger nicht nachvollziehbar ist. Und wenn Sie jetzt sagen: Ja, das wollen wir auch so beibehalten, das ist nicht so wichtig!, dann wundern Sie sich aber bitte nicht, dass der Graben zwischen Politik und Bürgern immer weiter aufgeht! Entweder wollen Sie etwas für die Glaubwürdigkeit der Politik tun, oder Sie wollen weiter packeln, mauscheln, tarnen und täuschen. Wenn Sie das wollen nach der Marke Lopatka et al., dann müssen Sie so weitermachen. Dann brauchen Sie sich aber nicht zu wundern, dass die Menschen sagen: Mit dieser Politik will ich nichts mehr zu tun haben! Da brauchen wir uns nicht zu wundern. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Strache: Ein Klubobmann-Hearing vielleicht auch noch! – Abg. Rädler: Wer hat Sie aus dem Hut gezogen?)


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In diesem Sinne lade ich Sie ein, Herr Bundeskanzler, bei Ihrem Versprechen anzu­knüpfen: „Wir müssen dieses Schauspiel der Machtversessenheit und Zukunfts­verges­senheit beenden.“

Was ist passiert, nachdem der bestgeeignete Kandidat beim Rechnungshof nicht zum Zug gekommen ist? – Er hat gesagt: Ich werde den Rechnungshof verlassen und meinen Tätigkeitsschwerpunkt in Zukunft ins Ausland verlagern. – Das ist die Konse­quenz Ihrer ignoranten Politik: Sie vertreiben die besten Köpfe nicht nur aus den wichtigsten Institutionen, sondern auch aus diesem Land. Und wir sind an einem Punkt, wo wir uns das nicht leisten können. Das, Herr Bundeskanzler, ist Zukunftsver­gessenheit! Und gegen die wollten Sie antreten, diese wollten Sie nicht befördern. Deswegen baue ich auf Sie. Sie sind nach dem Herrn Finanzminister der zweitbeste NEOS in dieser Bundesregierung. Enttäuschen Sie uns nicht! (Beifall bei den NEOS. – Heiterkeit bei der ÖVP.)

15.19


Präsidentin Doris Bures: Zur Abgabe einer Stellungnahme hat sich Herr Bundes­kanzler Mag. Christian Kern zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundeskanzler.

 


15.20.02

Bundeskanzler Mag. Christian Kern: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geschätzte Damen und Herren, auch auf der Galerie! Sehr geehrter Herr Strolz, ich habe Ihnen aufmerksam zugehört und bin natürlich bereit, hier auch wirklich eine ernsthafte Diskussion zu führen. – Ob das jetzt zum Schluss ein Lob war, darüber werde ich noch ein bisschen sinnieren, aber das soll unserer guten Gesprächsbasis keinen Abbruch tun.

Sie haben ein paar Punkte angesprochen, aber lassen Sie mich nur noch zwei Silben zu dem Rechnungshof-Thema sagen: Die Worte, die da gefallen sind, wie „demokra­tiepolitische Farce“, die waren ja sozusagen ein bisschen die Kritik, die auch Sie geübt haben und die dann in den Zeitungen übernommen wurde.

Ich sehe das in dem Fall nicht so, denn, wie Sie wissen, gab es einen Kandidaten, für den sich die sozialdemokratische Fraktion ausgesprochen hat, der auch ihres Erach­tens der beste Kandidat war, der aber keine Mehrheit gefunden hat. (Zwischenruf des Abg. Vavrik.) Am Ende des Tages besteht Demokratie auch darin, Mehrheiten für Kandidaten zu suchen, und ich meine, wir haben mit Frau Kraker eine gute Wahl getroffen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Belakowitsch-Jenewein: … nicht einmal vorgeschlagen! – Abg. Hafenecker: Das ist der „New Deal“: Die SPÖ hat ihren eige­nen Kandidaten nicht einmal vorgeschlagen! – Zwischenruf des Abg. Höbart.)

Lassen Sie mich aber diesen Punkt abhaken und gehen wir, wie Sie richtig gesagt haben, auf das ein, was vor uns liegt. Ich glaube, da muss man ein paar Dinge relativieren, und Sie werden sehen, ich werde Ihnen in vielen Punkten recht geben, weil ich glaube, dass Sie da viele richtige Denkansätze verfolgen, die ich auch unterstützen kann.

Aber zunächst einmal muss man schon Folgendes sehen: Sie haben in der Begründung Ihres Antrags – und ich habe diese aufmerksam gelesen – gemeint, Sie suchen den besten Mann für Visionen, Strategien, Zukunftskonzepte. Was man nicht außer Acht lassen darf, ist, dass es beim ORF um eine Unternehmung mit Milliar­denumsatz geht, die zugegebenermaßen natürlich auch eine demokratiepolitische Bedeutung hat. Meine feste Überzeugung ist, dass man für solch eine Institution eine Führungskraft suchen muss, die nicht nur Visionen und Strategien hat und in der Lage ist, eine PowerPoint-Präsentation zu bestehen, sondern die auch in der Lage ist, zu


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exekutieren und Ergebnisse zu erzielen. Ich meine, das ist dem Management in der Vergangenheit ordentlich gelungen.

Beim ORF muss man sich überlegen, was, wie es im Management-Deutsch heißt, die KPIs sind, also wonach gemessen wird: Das wird die Reichweite sein, das werden die Geschäftsergebnisse sein, das wird die Publikumszufriedenheit sein und natürlich noch ein paar andere Parameter, die die Ausgewogenheit des Programms betreffen. Und ich denke, das hat ganz gut funktioniert.

Ich bin ein bisschen skeptisch, wenn man sagt, ein Hearing ist ein Allheilmittel, dabei kommt automatisch der Beste heraus, denn wenn es danach ginge, dann hätte man am Ende wahrscheinlich nur redegewandte Zukunftsforscher in Management­posi­tio­nen, und da gibt es auch keine Garantie, dass die das besser machen als das bestehende Personal. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Heiterkeit des Abg. Wöginger.)

Und vielleicht noch eine Analogie: Ich bin davon überzeugt, dass man bei der Auswahl für eine solche Position wirklich einen sorgfältigen Selektionsprozess braucht, bei dem am Ende vielleicht eben ein Hearing stehen kann. Üblicherweise gibt es aber einen Headhunter, der sich auf die Suche nach bestqualifizierten Leuten begibt (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), dann gibt es ein 360-Grad-Feedback, Tiefeninterviews, Refe­renzen und wieder die Frage: Welche Ergebnisse hat dieser Mann oder diese Frau erzielt? – Das sollte man, wie ich meine, auch hier tatsächlich in den Vordergrund stellen.

Lassen Sie mich eine Analogie anbringen: Hans Peter Haselsteiner, der Sie ja im Stiftungsrat vertritt, ist eine der herausragendsten Manager-Persönlichkeiten und hat ein Lebenswerk hinterlassen, das seinesgleichen sucht. Wie viele seiner Vorstände hat er in offenen Hearings vor der Aktionärsvollversammlung bestellt? – Na ja, keinen einzigen! (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Keinen einzigen, und das hat seinen Grund.

Wenn Sie sich den Stiftungsrat heute anschauen, die Persönlichkeiten, die da die Verantwortung tragen, dann muss man sagen: Da sind ja respektable Persönlichkeiten drinnen, denen wir jetzt nicht generell das Misstrauen aussprechen sollten, denn die haben letztendlich auch die aktienrechtliche Verantwortung. Da gibt es hervorragende Leute: ein Embacher, ein Haselsteiner – ich habe es zitiert –, ein Hoscher, ein Steger. Das alles sind Leute, die in ihrem Leben schon ein bisschen etwas gesehen haben und denen man auch ein Urteil zutrauen kann.

Ich gebe Ihnen aber trotzdem recht und ich denke, dass es eine gute Variante wäre, wenn man ein Hearing nicht nur vor dem Stiftungsrat oder vor den Mitarbeitern abhalten würde – da gibt es ja auch Anhörungsprozesse –, sondern wenn man das auch öffentlich austrüge. Ich finde Ihre Idee, dass man das auf ORF III überträgt, durchaus interessant und würde meinen, das könnte ein Beitrag sein, um diese Dis­kussion zu objektivieren.

Ob es ein Beitrag sein wird, um die Quote zu erhöhen? – Na ja! Es wird wahrscheinlich mehr uns hier interessieren als den Rest der Leute draußen, aber nichtsdestotrotz halte ich das für eine interessante Idee, und wir werden bei den Stiftungsräten, die die SPÖ nominiert hat, auch dafür werben. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Dann ist es aber in der Tat so, dass der Stiftungsrat eine Entscheidung treffen muss, wie er das Verfahren haben möchte, und das ist dann natürlich auch von uns zu respektieren. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich möchte aber die Diskussion etwas trennen, denn einerseits geht es hier um eine Führungsaufgabe, die natürlich jetzt einmal zu beantworten ist, und dann gibt es einen Punkt, den man natürlich nicht wegreden und ignorieren darf, und das ist die


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demokratiepolitische Seite und die Art und Weise, wie es im ORF zur Berichterstattung kommt. Da gibt es ja immer wieder Diskussionen und Beschwerden aus allen Lagern, und das muss man sich auch sehr sorgfältig anschauen.

Ich meine, auch da macht es Sinn, über neue Konzepte nachzudenken. Ich halte zum Beispiel den Vorschlag, dass die Redakteursversammlung die Möglichkeit haben sollte, mit 80 Prozent, 75 Prozent Mehrheit ihre Vorgesetzten abzusetzen, wenn diese das nicht ordentlich machen und wenn sie nur parteipolitischen Zurufen genügen würden, für eine interessante Idee. Diese könnte man einmal aufgreifen und sollte man auch einmal mit den Redakteursvertretern diskutieren, denn dass die ein ordentliches Maß an Unabhängigkeit für ihre Berichterstattung brauchen, davon bin ich in der Tat überzeugt.

Dann haben Sie aber noch einen zweiten Punkt in Ihrem Dringlichen Antrag adressiert, und das ist neben dem Bestellungsmechanismus auch die Frage, welche Struktur man dort überhaupt vorfindet. Auch in dem Punkt möchte ich Ihnen recht geben. Ich habe das damals noch als Kuratoriumsmitglied gesehen – damals durfte ich als junger Mann dabei sein – und habe erlebt, wie dieses Gremium arbeitet. Da sind ja immer wieder erstaunlich gute Ergebnisse herausgekommen, aber ein Gremium mit 35 Leuten ist einfach zu groß. Das sucht seinesgleichen, ist natürlich kein Arbeitsgremium und keine besonders arbeitsfähige Struktur, und da muss man sich etwas überlegen.

Das Problem ist aber Folgendes: Während wir uns in der Diagnose wahrscheinlich alle leicht finden, gibt es dann eine Problematik, die folgendermaßen ausschaut: Der ORF hat einen föderalen Auftrag, das heißt, wir werden sinnvollerweise die Bundesländer in einer geeigneten Form berücksichtigen. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Arbeitnehmervertretung ein ganz wichtiger Faktor ist, Betriebsräte gehören in solch ein Gremium hinein, gar keine Frage. Regierung, Opposition – ganz wichtig auch der Publikumsrat. Und wenn wir das alles einmal quantitativ durchdeklinieren, dann ist die Bereitschaft, das Gremium zu verändern, das eine. Aber eine gute Lösung zu finden, die eine maximale Repräsentanz ermöglicht, ist eine gar nicht so leichte Aufgabe. Ich darf Ihnen aber anbieten, dass wir diesen Diskussionsprozess aufnehmen und die Vorschläge prüfen, die es dafür gibt.

Sie haben noch einen Punkt angeführt, und das ist die Frage der Hearings für Minister. Dort sehe ich es etwas anders, muss ich sagen, denn wenn sich ein Minister der Öffentlichkeit stellt, dem Parlament stellt, den Ausschüssen stellt, dann ist er ohnehin permanent im Dauerfeuer der Öffentlichkeit und der Opposition. Da ist es ja ohnehin ein Leichtes, zu erkennen, wofür die politisch stehen, welche Verantwortung sie haben und wie sie damit umgehen. Da frage ich mich, was wir mit einem zusätzlichen Hearing hier erreichen würden, denn am Ende ist natürlich klar: Das ist eine politische Entscheidung. Und vor diesem Hintergrund, glaube ich, macht es eigentlich keinen Sinn, da ein weiteres Forum zu schaffen. Das sehe ich also eher kritischer. Es richtet wahrscheinlich keinen Schaden an, aber einen gesteigerten Nutzen würde ich darin auch nicht erkennen.

Damit bleibt schlussendlich Ihr Punkt mit dem Verfassungsgerichtshof. Das sehe ich wiederum differenzierter, eher so wie Sie, denn dort haben wir die Situation, dass jene Kandidaten, die der Nationalrat und der Bundesrat nominieren, ohnehin einem Hearing unterzogen werden, und da stellt sich natürlich die berechtigte Frage, warum wir das nicht auch mit allen anderen machen. Da haben Sie vollkommen recht. Das müsste man eigentlich in Erwägung ziehen und man könnte versuchen, das entsprechend zu verändern.

Beim Verfassungsgerichtshof glaube ich, dass es deshalb so wichtig ist, weil während ein Regierungsmitglied auf offener Bühne agiert, ist es beim Verfassungsgerichtshof –


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und dessen Mitglieder haben eine enorme Verantwortung, wie wir auch aus jüngsten Zusammenhängen wissen – natürlich klar, dass man dann hinter verschlossenen Türen tagt. Und dort Transparenz hineinzubringen, finde ich, ist eine durchaus inter­essante Idee.

Sie sehen also: keine Ablehnung in Bausch und Bogen. Ich versuche, die vernünftigen Elemente aufzugreifen und dort, wo es Sinn macht, zu Lösungen zu kommen.

Und was unseren Einfluss auf die Stiftungsräte betrifft, kann ich Ihnen von unserer Seite versprechen, dass wir den Vorschlag unterstützen werden. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

15.28


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Alm. – Bitte.

 


15.29.05

Abgeordneter Mag. Nikolaus Alm (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Ich möchte gleich anschließen an den Punkt, wo Sie, Herr Bundeskanzler, die Trennlinie eingezogen und gemeint haben, es wäre auch demokratiepolitisch wichtig, darüber nachzudenken. Ich möchte mich auf jenen Teil konzentrieren, der die Medienpolitik betrifft im Sinne dieser Besetzung der Generaldirektion des ORF. Das ist wahrscheinlich die wichtigste oder vielleicht – nach dem Herrn Minister – die zweitwichtigste medienpolitische Position in diesem Land und steht dafür auch Pars pro Toto für Medienpolitik des Landes.

Unsere Forderung, da über ein Hearing nachzudenken, ist natürlich eine Forderung, über Medienpolitik an sich nachzudenken, und diese Nachdenkaufgabe ist auch dringend notwendig, denn was ist die Aufgabe der Medien aus der Sicht der Politik? – Die demokratiepolitische Aufgabe von Medien ist es, die Grundlage für eine plura­listische, kritische Meinungsbildung bereitzustellen.

Medienpolitik hat dafür zwei Hebel: auf der einen Seite den regulatorischen Hebel, indem man den Medienmarkt in die eine Richtung verzerren oder entzerren kann, auf der anderen Seite gibt es natürlich Förderungen – Förderungen, die direkt oder indirekt ausgeschüttet werden können, die Vielfalt oder Konzentration fördern. Über diesen zweiten Punkt kann man natürlich an sich streiten: Man kann darüber streiten, ob diese Förderungen notwendig sind und ob es nicht von sich aus zur Bildung solch einer kritischen Öffentlichkeit kommen kann. Wir nehmen aber als Prämisse an, dass diese Förderungen notwendig sind.

Was aber jedenfalls heute funktioniert, ist der Vertrieb von journalistischen Inhalten, auch unabhängig von Medienhäusern, die sich jetzt im staatlichen Besitz befinden. Das heißt, Österreich geht hier den Weg, dass TV, Radio, Online, aber auch die Sparte Printmedien mit der „Wiener Zeitung“ sozusagen als Medienhaus sich in staatlicher Obhut befinden und Inhalte produzieren und vertreiben. Die Logik der Rundfunkpolitik des 20. Jahrhunderts geht aber an der Realität und an den Entwicklungen, die es gibt, ein Stück weit vorbei, und die Aufgabe der Medienpolitik beschränkt sich sehr oft immer nur auf die Verhandlung von parteipolitischem Einfluss auf diese Medienhäuser, und genau das muss überdacht werden.

Wie sieht also der österreichische Medienmarkt aus? – Im internationalen Vergleich ist dieser Markt sehr stark konzentriert im Print- wie im Rundfunksektor. Der ORF schafft es immer noch, ein Drittel bis ein Viertel des Werbemarktes auf sich zu vereinen. Wir haben mit Mediaprint und Styria Medienhäuser, in denen eine große Zahl der Pressepublikationen und Reichweiten konzentriert ist, und die Presselandschaft wird dazu noch beeinflusst von der Vergabe der sogenannten direkten Presseförderung an einige Medien, die man durchaus als tageszeitungsähnlich bezeichnen kann.


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In Österreich wird Medienpolitik also traditionell als Machtpolitik ausgeübt, und es wird sowohl im Rundfunkbereich als auch im Printbereich steuernd eingegriffen.

Wenn wir in der Politik über Medienpolitik reden, dann reden wir in erster Linie über den ORF. Das führt beim ORF vielleicht nicht nur zu Schluckauf, sondern auch zu parteipolitischer Einflussnahme. Fragen nach demokratie- oder gesellschaftspolitischen Aufgaben von Journalismus und Medien finden im politischen Diskurs selten Platz.

Jetzt vielleicht für viele von Ihnen eine Neuigkeit: Es gibt globale Entwicklungen, die unbeeindruckt von der österreichischen Politik vor sich gehen. Wir reden hier von Digitalisierung, Konvergenz, Aggregation, Internationalisierung, Vernetzung. Ehemals getrennte Mediengattungen fließen ineinander und die vom Sender aufbereiteten Informationen werden jetzt über soziale Netzwerke gefiltert. Sie alle kennen das Phänomen der Filter Bubble. Sie steuern nicht mehr Medien an, der Link kommt über ein eigenes soziales Netzwerk gefiltert zu Ihnen.

Dadurch steigt in der Distribution dieser medialen Inhalte natürlich auch die Bedeutung von Aggregatoren – von Facebook, von Google und von anderen sozialen Netz­werken –, und deren Erfolg bei der Vermarktung dieser Aufmerksamkeit bedeutet natür­lich auch, dass ein wachsender Teil dieser Werbebudgets gar nicht mehr bei den Medien selbst ankommt und damit den ökonomischen Druck auf diese Medien noch erhöht.

Zusätzlich gibt es nicht mehr die idealisierte Öffentlichkeit im Habermas’schen Sinn, die über diese Massenmedien angesprochen werden kann, es kommt zu einer Frag­mentierung dieser Öffentlichkeit, zu Teilöffentlichkeiten. Speziell die FPÖ weiß das, und man kann neidvoll oder neidlos anerkennen, dass die FPÖ auch weiß, wie sie für dieses Publikum Medien baut. Die FPÖ hat ihren eigenen Volksempfänger, und der heißt heutzutage facebook.com/hc-strache. (Abg. Neubauer: Es ist Neid! – Abg. Schimanek: Neid! – Abg. Strache: … ohne Subventionen! Man kann in Österreich sogar ohne Subventionen erfolgreich sein!)

Medialität ist also nicht mehr Kommunikation von Eliten über Massenmedien, sondern auch die Kommunikation der Mediennutzer untereinander. Digitalisierung bedeutet also nicht nur technische Umstellung, sondern auch, dass sich die Machtverhältnisse in diesem Bereich innerhalb der demokratischen Meinungsbildungsprozesse ändern. Oder übersetzt und ganz einfach gesagt: Sich an einen ORF-General zu klammern oder zu glauben, dass man tageszeitungsähnliche Medien mit Gefälligkeitsinseraten alimentieren kann, das wird in Zukunft zu nichts mehr führen.

Die Situation bringt Herausforderungen mit sich. Wie schon gesagt, Printbereich und Rundfunk verlieren an Reichweite, an Einfluss, und das Aufrechterhalten dieser demo­kratiepolitischen Aufgabe, das Aufrechterhalten einer kritischen pluralistischen Mei­nungs­bildung wird natürlich auch von anderen Medien fortgesetzt.

Diese Politik der minimalen Korrekturen bei gleichzeitiger Beibehaltung der Rundfunk­politik des 20. Jahrhunderts geht an den Zielen, die Medienpolitik haben sollte, vorbei.

Was muss also gemacht werden? – Erstens: Es müssen einmal bestehende Medien­häuser politisch entzerrt und ökonomisch gestärkt werden. Gleichzeitig muss kritischer pluralistischer Journalismus gefördert werden, möglich sein und auch möglichst viele Menschen erreichen, und das unabhängig von der technischen Entwicklung und der ökonomischen Entwicklung von einzelnen Medienhäusern. Das Ziel muss sein, eine Medienförderung Neu zu entwickeln, die neutral vergeben wird und in erster Linie die Inhalteproduktion von Public Value fördert, die Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten fördert und einen zukunftsfähigen Markt schafft, der unabhängig von Parteipolitik agieren kann.


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Parallel dazu muss man den ORF natürlich aus seiner ex-monopolistischen Rolle befreien und auf seine Kernaufgabe konzentrieren, und das ist die Bereitstellung von Inhalten mit Public-Value-Charakter. So ein Paradigmenwechsel könnte in zwei Phasen laufen: erstens eben die von mir angesprochene ökonomische und parteipo­litische Marktentzerrung zu einem freien Marktmodell mit weniger marktverzerrenden Stellungen im Medienmarkt, und der zweite Schritt ist die Förderung von Public Value in diesem Medienmarkt und nicht mehr die Förderung von Medienhäusern und Infrastrukturen, technischen Medienkanälen und Distribution.

Dieser zweistufige Prozess führt also dazu, dass Medienhäuser an sich hinterfragt werden und dem Einfluss der Parteipolitik entzogen werden, damit mehr Raum für unabhängige Medienhäuser entsteht oder für die gleichen Medienhäuser in einer größeren parteipolitischen Unabhängigkeit. Die Förderungen dürfen dabei niemals den Durchgriff auf die Inhalte selbst haben.

Konkrete Maßnahmen, die man diesbezüglich treffen kann: Die erste Maßnahme in diesem Bereich im Hinblick auf den ORF wäre eben die gremiale Neuordnung, die schon angesprochen wurde, die aber auch von Ihnen, Herr Bundeskanzler, kurz skizziert wurde, und nicht nur von NEOS, sondern auch vom RedakteurInnenrat, auch von den Grünen in ähnlicher Art und Weise als Vorschlag eingebracht wurde.

Sie haben das Aktiengesetz zitiert. Der ORF verhält sich ja gerade nicht so, wie es im Aktiengesetz vorgesehen ist. Wir hätten gerne einen Stiftungsrat, der wirklich wie ein Aufsichtsrat funktioniert, und wir hätten tatsächlich die Besetzung dieses Stiftungsrates auch in einen umgestalteten Publikumsrat beziehungsweise eine Stifterversammlung geändert, die genau das gewährleistet, dass der parteipolitische Einfluss möglichst weit zurückgedrängt wird. Das haben wir natürlich längst beantragt.

Wir haben Kleinigkeiten beantragt, wie das Anhörungsrecht der Landeshauptleute zu streichen, wir haben den Wegfall der Werbeabgabe beantragt, um die ökonomische Verzerrung ein Stück weit hintanzuhalten, die Beschränkung des ORF auf einen Public-Value-Auftrag, die Reduktion der GIS und den Übergang der Finanzierung hin zum Bundesbudget beziehungsweise die schrittweise Reduktion der ORF-Werbe­zeiten, die damit Hand in Hand geht.

Im zweiten Schritt sollte es langfristig eben dazu kommen, dass man den ORF zu einem Public-Value-Medienhaus, ‑Produktionshaus umbaut.

Eine derart strukturierte Medienpolitik unterstützt Public Value, unterstützt Journalis­mus und ist unabhängig von den Entwicklungen internationaler Marktteilnehmer.

Was hat das jetzt mit der Generaldirektion zu tun, um zum eigentlichen Punkt dieses Antrags zurückzukommen? – Auf den ersten Blick nicht viel, und es mag oberflächlich auch ein Widerspruch sein, aber das ist es nicht. Zusätzlich zu allen generellen Überlegungen, wie Positionen in staatsnahen Betrieben oder Institutionen besetzt werden können, nimmt ja hier der Generaldirektor oder die Generaldirektorin des ORF eine besondere Rolle ein. Wer jetzt an diese Position rückt, muss diesen von mir beschriebenen Wandel, der unbedingt notwendig ist, nicht nur selbst initiieren, sondern natürlich auch mitbegleiten. Ein Kandidat, eine Kandidatin, der beziehungsweise die vom Stiftungsrat mit seinen Freundeskreisen parteipolitisch eingesetzt wird, kann unseres Erachtens diese Aufgabe nicht erfüllen. (Beifall bei den NEOS.)

15.39


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Cap. – Bitte.

 


15.39.29

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Ein bisschen verwundert war ich bei der Einleitung durch Klubobmann Strolz, dass er da von Messern für Lebensgefährten und


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Hammer für den Nachbarn gesprochen hat. Mit dieser drastischen Formulierung wollten Sie nur sagen, dass es natürlich bei allen Instrumentarien Missbrauch geben kann. (Abg. Rädler: Pervertiert!)

Ich möchte nur trotzdem sagen: Demokratischer geht es nicht mehr als in dem Haupt­ausschuss, in dem es um die RechnungshofpräsidentIn gegangen ist! (Zwischenruf des Abg. Zanger.) Nein! Es hat eine Abstimmung gegeben. (Ironische Heiterkeit des Abg. Lugar.) – Sie sollten schon gar nicht lachen, weil nämlich die Kollegin Dietrich auch davon Gebrauch gemacht hat.

Unser Kandidat Steger hat dort 14 Stimmen bekommen. Er hätte 15 gebraucht. (Abg. Lugar: Warum habt ihr ihn nicht aufgestellt?) Jetzt schau ich den Kollegen Zanger an, Sie waren ja ziemlich begeistert. (Abg. Zanger: Weil er der Beste war!) Sie waren beim Hearing dabei. Sie haben gesagt, das ist exzellent, was der Kollege Steger gemacht hat. Meine Frage ist: Warum haben Sie ihn nicht gewählt? (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ihr habt ihn nicht einmal nominiert!) Hätten Sie ihn gewählt, Kollege Zanger, wäre Steger jetzt Rechnungshofpräsident. So ist Demokratie! (Zwischenruf des Abg. Zanger.) Nein! So ist Demokratie! (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Jetzt sage ich noch etwas dazu. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Zanger.) – Wollen Sie einen vatikanischen Wahlmodus, dass man dann sieben Mal, acht Mal, neun Mal … (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nein! Wir wollten nicht in Rom anrufen, sondern wir haben Folgendes gesagt: Wir machen diese eine Abstimmung, und wenn es dafür keine Mehrheit gibt, dann muss es, wie in der Demokratie üblich, einen Kompromiss geben! Und nicht jeder Kompromiss ist Packelei, denn dann ist das Wesen der Demokratie die Packelei, und damit bin ich antidemokratisch im Diskurs. Und ich hätte mir von Klubobmann Strolz nicht erwartet, dass er ganz vorsichtig in dieses Fahr­wasser abgleitet (Abg. Strolz: Das glaubst du selber nicht!), wo er gar nicht hin will. Ich muss Sie jetzt vor sich selbst verteidigen, Herr Klubobmann Strolz. (Heiterkeit des Abg. Strolz.) Ich muss Sie vor sich selbst verteidigen. (Beifall bei der SPÖ.)

Hier ist auch der Ort, wo wir in einer Debatte vor einigen Jahren die berühmte Schüssel-Reform betreffend das Rundfunkgesetz, den ORF und so weiter diskutiert haben. Ich bin nicht einer, der in Verdacht kommt, dass er den Wolfgang Schüssel übertrieben verteidigt, das wissen Sie, ich war eher einer seiner Kritiker, aber dieses Gesetz, das hat was! (Zwischenruf des Abg. Wöginger.) Nein, nein! Er hat damals nicht nur eine funktionierende Position des Generaldirektors eingeführt, dass der nämlich wirklich Generaldirektor sein kann, und damit natürlich andere Möglichkeiten eröffnet, er hat auch im Stiftungsrat, für die Mitglieder des Stiftungsrates, Sorgfalts­pflicht und Verantwortlichkeit wie in einem Aufsichtsrat einer AG eingeführt.

Das ist ein großer Unterschied gegenüber dem ORF-Kuratorium, wie es vorher war. Im Stiftungsrat sitzen daher kompetente Menschen, die das auch wissen. Bevor ich dort hineingehe, muss ich wissen – und die wissen das –, dass es diese Sorgfaltspflicht und diese Verantwortlichkeit gibt. Und jetzt dauernd so zu tun, als würden da nur irgend­welche Leute von irgendwo hingeschickt, ahnungslose und inkompetente Leute, wo man meint: Na, wir wissen eh schon!, ist ungerecht und unfair. Gerade Hans Peter Haselsteiner, der fast schon eine Ikone in der Privatwirtschaft ist – das muss ich schon einmal sagen –, wird sich das nicht gefallen lassen. Und die Leute im Stiftungsrat werden selbstverständlich dann, wenn es um die Bestellung von Funktionen geht, wirklich Fragen stellen.

Und, ehrlich gesagt: Ich habe mir diesen Dringlichen Antrag angeschaut und bin zu der Ansicht gelangt: Wir hätten uns vorher treffen sollen, ich sage es Ihnen ganz ehrlich, dann hätte ich Ihnen ein paar Ratschläge gegeben. (Abg. Strolz: Reden wir!) Wenn Sie zum Beispiel schreiben – und das meine ich jetzt wirklich ernst, denn wir wollen ja


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kooperieren, nicht nur hier, sondern … (Zwischenruf bei der ÖVP.) Wir wollen ja wirklich diesen Dialog führen. (Abg. Haubner: „Nicht nur hier“!) Nein, nein, das habe ich nicht gesagt, ich habe nur gesagt „hier“.

Im Dringlichen Antrag steht, dass „ermöglicht wird“: dass es die Möglichkeit eines Hearings gibt, dass das öffentlich ist, und so weiter.

Das ist möglich! Es ist möglich, wenn der Stiftungsrat das beschließt. Und der Herr Bundeskanzler hat das gerade vorhin gesagt. Es wird meiner Meinung nach diese Mehrheit geben, es soll diese Transparenz geben. (Abg. Strolz: Wunderbar! Bravo!) Warum soll es nicht in ORF III sein? Ich finde das sogar sehr ansprechend. Das wird wahrscheinlich weiter die Einschaltquoten bei ORF III verbessern. Ich weiß nicht, ob wir da jetzt gleicher Meinung sind, aber ich hoffe es zumindest. Also, es ist schon möglich. Und es wird wahrscheinlich auch mit der Belegschaft und mit allem dort totale Transparenz geben. Warum auch nicht?!

Und jetzt möchte ich Ihnen schon noch etwas sagen: Sie, Herr Klubobmann Strolz, gehören ja zu der Gruppe – wie auch wir übrigens –, die sagt, Leistung muss aner­kannt werden. Und wenn Leistung anerkannt werden muss, dann möchte ich schon auf Folgendes hinweisen: Wenn herauskommt … (Zwischenruf bei der FPÖ.) – Abgesehen davon war Alexander Wrabetz 2006 der Kandidat der Opposition. Sie werden sich noch erinnern: Wir gemeinsam – und so weiter! (Abg. Strache: Nicht nur der Oppo­sition!) Aber nicht nur wir, sondern auch wir gemeinsam. Wir alle gemeinsam – auch sogar ein Teil der Regierung – haben mitgestimmt, als damals Alexander Wrabetz zum Generaldirektor gewählt wurde. (Abg. Strache: Das war eine Regenbogenkoalition!)

Und dann ging es weiter: Nach fünf Jahren trat er an, und er wurde dann überhaupt mit 30 Pro-Stimmen bei 6 Enthaltungen gewählt. Also, man kann ja nicht gerade sagen, dass er schlechte Arbeit gemacht hat, und man kann nicht gerade sagen, dass er nicht das Vertrauen des Stiftungsrates und des Publikumsrates hatte. Und das ist schon etwas, was man hier einmal dazusagen sollte, wenn man schon meint, Leistung müsse auch berücksichtigt werden.

Und dazu kommt noch, dass die dort schwarze Zahlen schreiben, ausgeglichen bilan­zieren – 2015, 2016; Sie werden das ohnehin wissen – und trotz Finanz- und Wirt­schaftskrise wirtschaftlich erfolgreich sind. (Abg. Strache: Mit einem „kleinen“ Zuschuss!) – Darf ich einmal in Ruhe über wirtschaftlichen Erfolg auch reden, oder kann ich das jetzt nicht machen?

Außerdem möchte ich sagen: Es gab Auszeichnungen, Oscars, die Goldene Palme. (Abg. Strache: Der ORF hat auch einen „kleinen“ Zuschuss bekommen!) Ich sehe die beeindruckten Blicke Ihrer Kollegen, Herr Klubobmann Strache. Schauen Sie, wie die alle schauen! Sie müssen sich einmal umdrehen. Also ich finde … (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strache: … der „kleine“ Zuschuss!)

Es ist nicht ohne Wirkung, sich da zu bemühen: Eurovision Song Contest – weltweit anerkannt, dass das alles sehr, sehr positiv gelaufen ist –, die hohen Einschaltzahlen, die Marktführerschaft, Qualität beim Fernsehen 35,3 Prozent, beim Radio 72 Prozent, die vielen Visits bei Online. Das ist doch alles nicht nichts! Ich kann mich doch nicht einfach herstellen und sagen, dass das nichts ist. Dann zählt in diesem Land Leistung überhaupt nicht mehr?! Das kann doch nicht sein! Daher ist meine Bitte, eine faire Debatte zu führen, wenn es um diese Sache geht.

Und jetzt werden manche sagen: Wie schaut es mit der journalistischen Unab­hängigkeit aus? Wie schaut es mit der Objektivität aus? – Ich zitiere nun definitiv eine respektierte Stimme. Dieter Bornemann, Vorsitzender des Redakteursrates, sagt Fol­gendes:


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„Bei aller Kritik“, die man anbringen kann, „können wir GD Alexander Wrabetz zugute­halten: Autonomie und Unabhängigkeit der zentralen Redaktionen war noch nie so groß wie heute. Die journalistische Freiheit ist groß“ (ironische Heiterkeit der Abg. Belakowitsch-Jenewein), „die Redaktionen arbeiten unbeeinflusst.“

„Bei aller Kritik“! – Sie können sie dann nachher eh äußern. Aber es … (Abg. Strache: … der Herr Kern! – Neuerliche ironische Heiterkeit der Abg. Belakowitsch-Jenewein.) Nein, das muss man anerkennen! Schau, wenn man von Haus aus schon meint, das ist nichts, weil man einfach der Meinung ist, es ist nützlich, wenn man sagt, es ist nichts, dann ist Ihrer Meinung nach zwar wirklich alles nichts, aber das heißt nicht, dass dann, wenn Sie sagen, dass die Wirklichkeit nichts ist, die Wirklichkeit dann wirklich nichts ist, sondern das kann durchaus anders sein. (Beifall bei der SPÖ.) Also das ist ein Wettbewerb der Wirklichkeiten, und ich bin gespannt, ob Sie sich mit Ihrer Wirklichkeit durchsetzen. Ich hoffe, nicht!

Als allerletzten Punkt möchte ich sagen – da möchte ich mich dem anschließen, was der Herr Bundeskanzler gesagt hat –: Bei der Bestellung eines Mitgliedes des Verfassungsgerichtshofes Hearings durchzuführen, ist, finde ich, eigentlich etwas, was man wirklich überlegen sollte.

Was mir bei dem Dringlichen Antrag noch aufgefallen ist – deswegen hätte ich mich gerne mit Ihnen, Herr Klubobmann Strolz, zusammengesetzt –: Sie sagen in beiden Fällen, nämlich wenn es darum geht, ein Hearing für Regierungsmitglieder und für Verfassungsrichter abzuhalten, dass Sie Regierungsvorlagen haben wollen. Da frage ich Sie: Warum machen Sie sich kleiner, als Sie sind? Warum sagen Sie nicht, Sie machen einen Initiativantrag, setzen sich mit uns zusammen und wir diskutieren darüber? (Abg. Strolz: Machen wir gerne!)

Sie sagen: Geh, bitte, schickt uns erst von der Regierung etwas, und dann schauen wir es uns an! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Strolz.) Nein! Ich hätte Ihnen gesagt – leider haben Sie mit mir nicht gesprochen (Heiterkeit des Abg. Strolz) –: Seien Sie doch selbstbewusster, ein aufrechter Gang wäre in dieser Frage auch bei den NEOS angebracht! Kommen Sie, setzen wir uns hin und machen wir etwas gemeinsam, bewerten wir es dann, und das kommt dann in den Verfassungsausschuss, und dort werden wir schauen, ob wir damit etwas machen können!

Also meine Bitte ist: Versuchen wir, hier einen Konsens zu finden, vernünftig zu agieren, denn es geht um viele Millionen Menschen, die Wert darauf legen, dass dieser ORF als öffentlich-rechtlicher Rundfunk auch die österreichische Kulturidentität be­wahrt, dass wir uns in einer Fülle von Kanälen aus verschiedensten Ländern bewäh­ren, dass wir unserer österreichischen Identität wirklich zum Durchbruch verhelfen! Und das Mindeste ist, dass wir hier alle gemeinsam zusammenhalten. Und auf diese Gemeinsamkeit rechne ich, auf die baue ich. Und da werden auch die NEOS mitmachen, oder? – Gebens mir die Hand, wir werden das schaffen! (Beifall bei der SPÖ.)

15.48


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Singer zu Wort. – Bitte.

 


15.48.55

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bun­deskanzler! Sehr geehrte Dame und sehr geehrter Herr auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Cap hat wie immer natürlich sehr gekonnt die Leistungen des ORF herausgestrichen. Ich kann nur sagen, dass der ORF zweifelsohne ein Leitbetrieb der österreichischen Medienland-


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schaft ist. Und natürlich ist die Entscheidung über den künftigen Generaldirektor eine sehr wesentliche, weil es auch um entscheidende Fragen für die Zukunft geht, nämlich um die Ausrichtung des Unternehmens. Es geht dabei um die Fragen: Wie geht das Unternehmen mit den neuen Herausforderungen in der Medienlandschaft um? Wie kann die Qualität der Information auch in unserem Land hochgehalten werden? Es sind eine Fülle von Fragen, die hier zur Diskussion stehen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Auch wenn Kollege Strolz das als blumige Ausrede sieht, aber wir im Parlament sind Gott sei Dank – das ist meine persönliche Ansicht – nicht die Entscheider darüber, wer Generaldirektor wird, sondern das ist Sache des Stiftungsrates und obliegt dem Unternehmen selbst. Für mich ist das wichtig, ich meine, wir sollten hier nicht sozusagen die Politik hineinnehmen, sondern das Unter­nehmen selbst soll entscheiden, und zwar natürlich auch über den Wahlmodus und auch über die Geschäftsordnung des Stiftungsrates. Und es soll – sowohl Kollege Cap als auch der Bundeskanzler haben das bereits angesprochen – Sache des Stiftungs­rates sein, wie dieser Wahlmodus, wie diese Wahlabfolge zustande kommt. Und es gibt ja, wie auch schon angesprochen wurde, ein Hearing, das der Stiftungsrat als Entscheidungsgremium angekündigt hat, und ich bin überzeugt davon, dass der Stiftungsrat eine gute Lösung für das Unternehmen finden wird.

Zur Frage der politischen Einflussnahme darf ich ein paar Stiftungsräte zitieren:

Erich Fenninger: „Ich werde mich sicher nicht instrumentalisieren lassen. Ich bin nominiert vom Publikumsrat und nehme meine Aufgabe ernst.“

Thomas Zach sprach sich ebenfalls gegen Absprachen aus und meinte: „Die Bestel­lung der neuen Geschäftsführung ist sicher keine Belohnung für Vergangenes, sondern eine Richtungsentscheidung für die Zukunft des ORF.“ 

Siggi Neuschitzer sagte: „Wir müssen abwarten, welche Kandidaten mit welchen Teams antreten, und dann abwägen, wer für das Unternehmen das bessere Konzept hat.“

Daher zusammenfassend: Die Frage der Wahl des Generaldirektors ist Sache des Stiftungsrates und nicht der Politik.

Da morgen das Thema Rechnungshof und Bestellung seines Präsidenten hier im Plenum diskutiert wird, erlauben Sie mir ein Wort zur Frage des Ausscheidens eines Kandidaten: Es ist für mich selbstverständlich, dass man, wenn man mit einer Ent­scheidung nicht einverstanden ist, aus dem Unternehmen, aus der Einrichtung aus­scheidet, keine Frage. Was ich nicht verstanden habe, ist, das bereits im Hearing anzukündigen, das heißt, den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern zu sagen: Wenn ihr mich nicht wählt, dann scheide ich aus! Also das ist eine Vor­gangs­weise, die ich nicht verstanden habe.

Sehr geehrte Damen und Herren! Transparent, professionell und objektiv müssen staatsnahe Postenbesetzungen erfolgen. Ja, natürlich! Und wenn man sich den Dringlichen Antrag der NEOS anschaut, dann sieht man, es wird das Hearing dazu als ein adäquates Instrument gesehen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Grundsätzliches zum Thema Hearing: Aus meiner Sicht wird das Hearing überschätzt. Ja, ich kann dabei einen Eindruck von den Kandidatinnen und Kandidaten gewinnen, das Hearing bietet mir die Möglichkeit, etwas über deren Zielsetzungen und über deren Vorstellungen von der Aufgabe zu hören, und ich kann sehen: Wie gut kann sich jemand präsentieren, wie kommunikativ ist jemand? Ob jemand notwendige Fähigkeiten wie Kompetenz, Mitarbeiterführung, Mitarbeitermotivation und Durchsetzungskraft, um nur einige Aspekte zu nennen, hat, kann man jedoch nur erahnen oder vermuten. Außerdem reden wir beim Hearing von


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einer Momentaufnahme, die bei der Auswahl des Rechnungshofpräsidenten/der Rech­nungshofpräsidentin circa eine Stunde gedauert hat. Und ich frage mich, ob das Auswahlverfahren, beschränkt auf ein Hearing, der Aufgabe an und für sich gerecht wird. Und ich frage mich, ob ein Hearing allein wirklich zu einer uneingeschränkten Objektivität führen kann, wenn man nur einen Überblick über einige notwendige, wichtige Fähigkeiten bekommt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Mir hat der Kommentar von Bernhard Görg im „Standard“ von gestern unter dem Titel „Ein Hearing ist kein Präzisionsinstrument“ gut gefallen. Er beschreibt sehr gut, was das Hearing leisten kann und was es nicht leisten kann. Und ich kann es Ihnen zum Nachlesen empfehlen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe in meinem Berufsleben schon sehr viele Bewerbungsgespräche geführt und war auch bei Hearings dabei. Ich habe Menschen erlebt, die eine besondere Gabe haben, sich zu präsentieren, die wissen, welche Antworten beim Auswahlgremium gut ankommen. Ich habe aber auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass solche Menschen nicht immer die beste Wahl für den aus­geschriebenen Job waren. Nicht umsonst wird von vielen Unternehmen und Einrich­tungen einem mehrstufigen Auswahlverfahren der Vorzug gegeben.

Abschließend, sehr geehrte Damen und Herren, möchte ich sagen: Lassen wir die Entscheidungen über Personalangelegenheiten dort, wo sie hingehören: bei den Unternehmen selbst! Ziehen wir sie nicht in den Bereich der Politik hinein! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

15.55


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Zanger zu Wort. – Bitte.

 


15.55.25

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Frau Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Cap, danke für den launigen Beitrag über den ORF und danke auch für die Erwähnung meiner Person in dieser Causa. Ich komme dann ein bisschen später noch einmal darauf zurück und erkläre Ihnen, welche Gedanken ich dazu habe.

Zum Thema ORF kann man eines sagen: Mit uns können Sie immer über alles diskutieren, wir sind wirklich gesprächsbereit! Aber vor allem wünsche ich mir, dass wir beim ORF auch einmal über die Zwangsgebühren reden. Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

Eingangs möchte ich zur Bestellung des Rechnungshofpräsidenten beziehungsweise jetzt der Frau Rechnungshofpräsident kurz Stellung nehmen und feststellen, dass der Herr Bundeskanzler von Anfang an dem Parlament nicht wirklich einen guten Dienst erwiesen hat, auch keine Reverenz, wenn er sich von der Personalauswahl, was die Kandidaten für den Rechnungshofpräsidenten betrifft, öffentlich enttäuscht gezeigt hat. Er hat nämlich davon gesprochen, dem Parlament liege eine gewisse Kandidatenliste vor, der Spielraum sei damit ganz ordentlich eingeschränkt, die Auswahl, was das Anforderungsprofil betreffe, sei sehr eingeschränkt. – Also das ist meiner Meinung nach eine Absprache der Qualität oder der Anforderungen an die Kandidaten selbst. Und so etwas muss man sich, wenn wir, das Parlament, entscheiden, wer Rech­nungs­hofpräsident wird, auch von einem Herrn Kanzler Kern nicht bieten lassen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich für meine Person und für meine Fraktion kann sagen: Allen Kandidaten, die sich dem Hearing gestellt haben, ist höchster Respekt zu zollen. Alle haben ihre Qualitäten gehabt, selbstverständlich in unterschiedlichem Ausmaß. Und ein Hearing ist natürlich, was die Meinungsbildung über die beste Wahl betrifft, immer eine subjektive Ge-


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schichte. Das ist doch völlig klar. Anders gesehen wären wir keine Individuen, die da zuhören und sich eine Meinung bilden. Also es ist wohl ein völlig logisches Bild, dass dort wahrscheinlich jeder zu einer anderen Erkenntnis kommt als der andere. Und ich für meine Begriffe halte es halt für nicht gescheit, wenn der Rechnungshofpräsident von einer Fraktion kommt, die sich dann selber in der Regierung kontrolliert. Das möchte ich hier einmal klipp und klar sagen. (Beifall bei der FPÖ.)

Uns von den Freiheitlichen und mir persönlich wäre ein unabhängiger Kandidat am liebsten gewesen. Das ist für mich das zentrale Element gewesen! Und wenn Sie, Herr Cap, glauben, Sie können mich da jetzt mit hineinpacken, weil in irgendeiner Zeitung gestanden ist, ich hätte die Performance des Herrn Steger gut gefunden, dann muss ich Ihnen sagen: Ja, das war so!, aber er war meiner Meinung nach nicht der beste Kandidat. Ganz klipp und klar: Das war jemand anderer! (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

So haben wir es auch im Hauptausschuss bei unserem Wahlvorschlag gehalten. Was dann gekommen ist, das war Packelei und Postenschacher allererster Güte. Und Ihnen tut es in Wahrheit überhaupt nicht leid, dass ihr den Steger im Hauptausschuss geopfert habt. In Wahrheit habt ihr ihn ja geopfert, denn wer hätte euch denn hindern sollen, ihn auch in einer zweiten oder dritten oder vierten Wahlrunde aufzustellen? (Abg. Lugar: Genau!) Wer denn? – Die ÖVP? Ich weiß nicht, warum. – Das ist die Wahrheit! Und eure betretenen Mienen zeigen ganz genau, dass ich recht habe. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Lugar.)

Ein Koalitionsbruch sei im Raum gestanden; das hat dann auch Kollege Mayer in einer anschließenden Diskussion gesagt. Ich sage dazu eines: Ein Koalitionsbruch ist nie im Raum gestanden, es war alles schon von vornherein ausgehandelt. Denn es wäre auch völlig unlogisch: Wenn der SPÖ-Kandidat mit den Stimmen der Opposition gewählt worden wäre oder wenn, wie in diesem Fall, eine ÖVP-Kandidatin mit den Stimmen der Opposition gewählt worden wäre, dann wäre das völlig wurscht gewesen, es wäre niemals ein Koalitionsbruch gewesen, denn ihr hättet euch danach noch auf andere Positionen geeinigt. Und da steht ja noch einiges an. (Abg. Rädler: Es geht um deine Haltung!)

Meine Haltung habe ich doch klipp und klar gesagt. Und wir haben unseren Abstim­mungsvorgang auch im Hauptausschuss klargelegt, Herr Kollege Rädler. Und du warst da gar nicht dabei, also sei schön ruhig! (Beifall bei der FPÖ.)

Das SPÖ-Manöver ist in Wirklichkeit ja durchschaubar. Im August wird im ORF gewählt, Wrabetz, die Schienen sind schon gelegt, er hat schon eine nicht uner­folgreiche Zeit hinter sich. Man wird sehen, wie unser Kandidat dort entscheidet. Schauen wir einmal, das ist sicher noch Sache der Betrachtungen. Und auch in der Steiermark steht die Wahl der Leitung der Landesrechnungshofdirektion an. Ich schaue mir an, wer das dann wird und ob da nicht im Hintergrund schon der Deal läuft, dass eine – ich sage es einmal so – aus dem ehemaligen Büro Voves übrig gebliebene Büroleiterin gewählt wird. Das schauen wir uns dann genau an.

Das heißt, dieser New Deal, dieser Begriff, den Herr Bundeskanzler Kern geprägt hat, ist für mich nichts anderes als eine Phrase, ein moderner Begriff für alte Vorge­hens­weisen, und so etwas, muss ich sagen, kann man nicht als Zeichen der Erneuerung sehen. Es ist traurig, dass so etwas in diesem Land geschieht und möglich ist. (Beifall bei der FPÖ.)

16.01


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Klubvorsitzende Dr. Glawischnig-Piesczek. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 155

16.01.08

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bun­deskanzler! Frau Staatssekretärin! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Ich bin schon der Meinung, dass Transparenz etwas ganz essenziell Wichtiges in einer Demokratie ist. Transparenz ist im Wesentlichen eine Schutzvor­richtung gegenüber Parteibuchwirtschaft, Korruption, ja Misswirtschaft in jeglicher Hinsicht. Ich denke, dass wir in Österreich viele Jahre lang gegen genau diese Probleme angekämpft haben. Deswegen waren die Öffentlichkeit des Hearings und dieser – unter Anführungszeichen – „transparentere Prozess“, als er vorher immer war, schon einmal ein Riesenfortschritt.

Es gab, glaube ich, bei allen eine sehr große Hoffnung, dass insbesondere auch nach den Ankündigungen von Ihnen, Herr Bundeskanzler, wirklich mit einem anderen Stil, mit einem konstruktiveren Stil auch im Haus, hier im Parlament, aufeinander zuge­gangen und auch wirklich die bestmögliche Lösung fürs Haus gesucht wird. Jetzt aber die große Enttäuschung!

Reden wir einmal wirklich transparent darüber, was passiert ist, auch die Kollegen von der FPÖ! Es gab eine Erpressungsmehrheit gegen die SPÖ, von Klubobmann Lopatka organisiert, mit Ihrer Beteiligung, mit Team-Stronach-Beteiligung, um die zweite ÖVP-Kandidatin durchzusetzen. Das ist die Wahrheit, das ist die volle Transparenz bei dem Prozess, der hier gelaufen ist. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ja, Sie wollten keinesfalls die Kollegin Berger, und es gab dann letztendlich keine andere Möglichkeit als diese Lösung. Das ist so schade für ein Haus, das den Auftrag hat – es ist unsere Aufgabe gegenüber den Bürgerinnen und gegenüber den Bürgern –, dieses Amt bestmöglich zu besetzen. Der Rechnungshof ist das oberste Kontrollorgan der Republik, und es ist unsere Verpflichtung, das so zu tun. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

Herr Kollege Zanger, ich finde, es ist kein Argument, zu sagen, jemand hat eine politi­sche Gesinnung. Es kommt auf etwas ganz Zentrales an! Ob jemand eine politische Gesinnung hat: ja oder nein? – das ist ein Grundrecht! Jeder kann eine politische Gesinnung haben. Trotzdem darf er auch öffentliche Ämter bekleiden. Der springende Punkt ist allerdings, ob jemand aufgrund seiner politischen Gesinnung und aus­schließ­lich aufgrund einer politischen Gesinnung Karriere macht. Das haben wir in Österreich sehr oft gehabt, und genau das darf eben nicht sein. Es ist ein kleiner, sehr feiner Unterschied, ob sich jemand zu einer Gesinnung auch bekennt oder ob jemand ausschließlich über das Parteibuch Karriere gemacht hat. Also Ihr Argument gegen Kollegen Steger war nicht nachvollziehbar. Sie haben sogar genau zu der Passage applaudiert, dass Menschen ohne Parteibuch und vielleicht auch einmal Menschen mit einer politischen Gesinnung solche Ämter bekleiden können. Dazu haben Sie noch geklatscht. (Abg. Zanger: Er war aber trotzdem nicht der Beste für mich!)

Die Transparenz dieses Deals oder dieser Packelei ist also, glaube ich, auf dem Tisch, wir brauchen nicht mehr länger darüber zu reden. Ich hätte mir nur eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem gewünscht, was hier wirklich passiert ist, weil es auch eine gewisse neue Chance gegeben hätte, dieses Amt einfach einmal anders zu besetzen.

Sehr hilfreich war die öffentliche Einmischung von Ihnen, Herr Bundeskanzler, nicht, das muss ich auch sagen! Der Rechnungshof ist das Organ des Parlaments. Wir sind verpflichtet, bestmögliche Unterstützung für die Gesetzgebung zu organisieren, auch darauf zu schauen, dass die Person jemand ist, die auch die nötige Konfliktfreude hat, auch mit der Regierung, und nicht angepasst ist, die sozusagen genau bei dem Netzwerk der Verwaltungsreformfreude auch mit dabei ist. Das hätte es gegeben –


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bedauerlich, dass es dazu einfach nicht gekommen ist. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

Die ganze Thematik: Wirkungsorientierung, moderne Ansätze – all das ist jetzt leider für die nächsten zwölf Jahre einmal nicht von vornherein möglich. Die neue Rech­nungshofpräsidentin wird einen Rollenwechsel vornehmen müssen, der ihr mit Sicherheit nicht so leichtfallen wird. Wenn man 13 Jahre lang in einem Politbüro für jemanden gearbeitet hat, der Landeshauptmann-Stellvertreter war, dann ist das eine eigene Lobby, in der man gearbeitet hat.

Der Rechnungshof braucht Unangepasstheit, braucht eine gewisse Konfliktfreude und, ja, auch Repräsentationsfähigkeit, denn er ist letztendlich eine öffentliche Institution, die sich auch öffentlich positioniert und die auch öffentlich einen Druck erzeugen kann und auch muss, wenn es um die notwendigen Reformen in Österreich geht. – Schade, es hätte gut in das neue Konzept gepasst.

Wissen Sie, was antidemokratisch ist, Herr Kollege Cap? – Wenn sich Abgeordnete ausschließlich zur Verschubmasse von parteipolitischen Entscheidungen machen! Man kann solche Hearings und die Ergebnisse daraus ganz anders wahrnehmen, nämlich als individuelle Entscheidung und nicht als Klubentscheidung. Das funktioniert nämlich nur in Kombination von Klubzwang mit Packelei. Und darüber kann man schon auch ein bisschen nachdenken, ob wir uns nicht auch sehr viel stärker, auch Sie als Abgeordnete einer Regierungspartei, als Individuen in so einem Prozess erleben, wo man einfach Menschen im Hearing besser kennenlernt und daraus dann eine Kon­sequenz zieht. Das war leider nicht der Fall, und das ist bedauerlich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

Die Gesichter der SPÖ-Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss haben übrigens Bände gesprochen; aber das nur am Rande.

Kommen wir jetzt zu den Vorschlägen, was die Zukunft betrifft! Ich glaube, dass so etwas wie Hearings von Ministerinnen und Ministern schon auch in Prävention eine Wirkung haben kann, nämlich eine positive Wirkung. Im Europaparlament muss man diese Hearings wirklich stemmen, da muss man fachliche Qualifikation nachweisen, da muss man das wirklich schaffen, sonst wird man nicht Kommissar oder Kommissarin. Unsere Regierungsumbildungen laufen in der Regel nach Parteilogik ab. Die letzte seitens der ÖVP zum Beispiel – ich sage es nur –: Ein Landeshauptmann ordnet sich seine eigene Nachfolge, zieht sozusagen die niederösterreichische Ministerin ab und schickt wieder einen niederösterreichischen Minister hinein. Also das hat mit einer Qualifikation oder mit einer Diskussion über Qualifikation nichts zu tun. (Beifall bei Grünen und NEOS.) – Ich verstehe nicht, dass man da dagegen sein kann.

Andersrum bei der SPÖ-Regierungsumbildung: Es war uns nicht möglich, ein um­fassendes Bild der neuen Regierungsmitglieder zu bekommen. Es gab zwar 35 Minu­ten Präsentation von (in Richtung SPÖ) Ihrer Seite, aber die neuen Ministerin­nen und Minister hatten jeweils zwei, drei Minuten. Wir konnten keine Fragen stellen. – Ich glaube, dass das einfach essenziell ist, mit einem neuen Minister/einer neuen Minis­terin einen Dialog beginnen zu können. Dagegen kann man eigentlich nicht sein. (Beifall bei Grünen und NEOS.)

Jetzt noch den ORF betreffend: Ja, Sie haben recht, natürlich zählt da mehr als nur die Präsentation in einem öffentlichen Hearing – aber warum nicht? Man kann das doch auch einmal ausprobieren und versuchen, welche Wirkung das hat. Aber sich naiv zu stellen?! Das, was wir alle erleben, wie hier Wahlkampf betrieben wird, von unter­schiedlichster Seite, ist, das wissen Sie alle, parteipolitischer Wahlkampf, im Zusam­menspiel mit den Parteien. Das ist eine politische Entscheidung, eine parteipolitische Entscheidung im Moment. Da kann man sich auch schon etwas längerfristig überlegen,


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wie man das auch ein bisschen moderner aufstellt. Die Zusammensetzung, die Form, wie bei uns die Personalbestellung im ORF zustande kommt, so wie das abläuft, das ist international einzigartig und hat auch in der Vergangenheit dazu geführt, dass viele Jahre lang bis zur letzten Topfpflanze hinunter eine schwarz-blaue Aufteilung im ORF das Ergebnis war. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Brosz: Rot-schwarz! – Abg. Glawischnig-Piesczek: Rot-schwarz! Das war ein Versprecher!)

16.08


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dietrich. – Bitte.

 


16.08.05

Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH): Geschätzte Frau Präsident! Ge­schätzter Herr Bundeskanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Cap! Mit großem Staunen habe ich das Loblied auf den ORF, das Loblied auf Dr. Wrabetz vernommen. Ich frage mich, ob Dr. Wrabetz bei Ihrem Vorzugsstimmenwahlkampf auch so engagiert für Sie gekämpft hat (Heiterkeit beim Team Stronach), denn wie wir wissen, hat er das ja für Sie organisiert. – Nur um einmal klarzulegen, wie eng die Verflechtung zwischen Partei, SPÖ, und ORF ist. (Beifall beim Team Stronach.)

Meine geschätzten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler, Sie haben bei Ihrer Antrittsrede gemeint, Sie spüren die Erwartungshaltungen der Bevölkerung! Diese Erwartungshaltungen beziehen sich selbstverständlich darauf, dass erstens einmal der Stillstand beendet wird und dass zweitens die Packelei um Posten und Funktionen in diesem Land endlich ein Ende findet. – Wer in den letzten Tagen mit dabei war, hat hautnah miterlebt, wie dieser Postenschacher weitergeht. Ich sage Ihnen, schon allein in der Situation, als Sie Ihren Kandidaten vorgeschlagen haben, war für uns klar, dass es diesen Pakt gibt – ich glaube, sogar die SPÖ hat Frau Kraker vorgeschlagen –, der einerseits den Rechnungshof und andererseits den ORF betrifft, denn der ORF ist, und das wissen wir alle, die Spielwiese der SPÖ, die Spielwiese der Macht, die Spielwiese der Politik. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Cap: Stimmt nicht!)

Ich zitiere Ihren eigenen ehemaligen Nationalratskollegen Kratky, der gemeint hat: „Für uns sind Rundfunk und Fernsehen Machtfragen (…)“  Er hat es ganz klar auf den Punkt gebracht.

Der Herr Bundeskanzler hat heute gemeint, es ist wichtig, dass das Unternehmen schwarze Zahlen schreibt. – Okay, da bin ich bei Ihnen, aber schwarze Zahlen sind das eine – eine rote Politik ist das andere, und dagegen verwahren wir uns! (Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Rädler.)

Wir wollen einen Rundfunk, einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der überparteilich, der unparteiisch agiert und der nicht seine eigene Politik macht, indem er die Menschen in ihrer Meinung beeinflusst und Meinungsbildung in eine politische Richtung vornimmt!

Meine geschätzten Damen und Herren! Wie eng diese Verflechtung ist, sieht man daran, dass auch heute noch jeder wichtige Posten politisch besetzt wird, dass die Berichterstattung im ORF nach wie vor tendenziell ist und dass die SPÖ dort das Zentrum ihrer Medienpolitik hat.

Wir stehen für Meinungsfreiheit, wir stehen dafür, dass jene Leute, die Zwangs­gebüh­ren zahlen – und das sind immerhin 600 Millionen, die von den Menschen bezahlt werden –, auch mitreden können, dass sie mitentscheiden können, dass sie ein Recht darauf haben, wie es Kollege Strolz sagt, dem Hearing beizuwohnen. Wir gehen auch noch einen Schritt weiter und sagen: Warum kann man da nicht mittels einer Briefwahl


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mitbestimmen? Warum kann man nicht mit abstimmen über Personen, über Teams, über Programme? Es geht nämlich nicht nur darum, ein Unternehmen zu führen, sondern es geht auch darum, dem öffentlich-rechtlichen Auftrag nachzukommen, es geht darum, Meinungsfreiheit in diesem Land zuzulassen, und nicht darum, vom ORF aus Parteipolitik zu betreiben.

Ich sage Ihnen, in den letzten Monaten haben wir sehr wohl Parteipolitik erlebt, etwa als Ihr Vorgänger, Herr Bundeskanzler Faymann, in der Sendung „Im Zentrum“ eine Stunde Zeit hatte, seine politische Position darzulegen, oder als einer von sechs Präsidentschaftskandidaten ausgeladen wurde, weil ein paar Journalisten der Meinung waren, der passt nicht so ins Konzept, den wollen sie nicht dabeihaben, oder als Präsidentschaftskandidat Hofer mit beabsichtigter oder nicht beabsichtigter schlechter Recherche ins Lügeneck gedrängt wurde. – Das sind Vorgänge, die wir nicht haben wollen! Wir wollen eine faire Berichterstattung! (Beifall bei Team Stronach und FPÖ sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

Wie ernst es die ÖVP mit dem Wort „Unabhängigkeit“ meint, hat mich schon zum Staunen gebracht, als Generalsekretär Peter McDonald gemeint hat, ein unabhängiges Gremium werde dort entscheiden. – Meine geschätzten Damen und Herren, wie weit entfernt sind Sie denn von der Realität, ein Gremium, das zu 91,5 Prozent von Partei­soldaten besetzt ist, von Menschen, die eng mit Parteien in Kontakt sind, wo Rück­sprache herrscht, als unabhängig zu bezeichnen?! Aus unserer Sicht ist das absolut auch ein politisches Gremium. Das ist die Hand (den linken Arm vom Körper weg­streckend), über die dann Kollege Lopatka hingreifen und sagen wird: So und so entscheiden wir!

Mich wundert schon, wenn Landeshauptmann Schützenhöfer meint, er könne sich vorstellen, General Wrabetz mit zu unterstützen. Das werde ich mir anschauen, was in der Steiermark stattfinden wird, ob dann nicht beim Landes-ORF-Chef auch wieder mitgedealt wird, ob man da nicht auch wieder versucht, eine für sich optimale Person zu finden, die sich in der Berichterstattung so verhält, dass es für die politisch Mächtigen passt. (Abg. Zanger: Beim New Deal wird immer nur gedealt!)

Meine geschätzten Damen und Herren! Wie stark die Verbindung zwischen SPÖ und ORF ist, kann man vielleicht an einigen Namen sehr deutlich darstellen: Broukal Josef, Coudenhove-Kalergi, Dittlbacher Fritz, Eugen Freund, Thomas Fuhrmann, Raimund Löw. Diese Liste würde sich noch lang fortsetzen lassen; alles Parteifunktionäre der SPÖ, die über die Parteischiene in den ORF gekommen sind und dort „unabhängige“ Berichterstattung machen. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Meine geschätzten Damen und Herren! Es ist höchst an der Zeit, den ORF neu aufzustellen. Es ist höchst an der Zeit, jene, die ihn finanzieren, in die Entscheidung miteinzubinden und ihnen mehr Macht zu geben. Wer zahlt, schafft an!, nicht: Wer packelt, kommt dran!, ist das Motto, für das wir stehen, und ich würde mir wünschen, dass wir das auch im ORF umsetzen können. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ.)

16.15


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.

 


16.15.24

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Stein des Anstoßes für diesen Dringlichen Antrag war ja das Kandidatenhearing für die Rechnungshofpräsidentschaft,


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und ich glaube, wir sind uns alle einig darin, dass dieses Hearing eine ganz neue Qualität ins Parlament gebracht hat. Wir sind uns, glaube ich, auch alle darin einig, dass es gut und wichtig war. Ich bin acht Stunden dringesessen und kann sagen, man hatte schon die Möglichkeit, sich ein Bild von den Kandidatinnen und Kandidaten zu machen, das man vorher vielleicht nicht gehabt hätte, das man nicht aus ihren Lebens­läufen herauslesen kann, vielleicht nicht einmal aus ihrer Arbeitserfahrung oder aus dem, was offensichtlich war. Man hat sehen können, wie sich Menschen präsentieren, was sie für eine Leidenschaft haben und was sie wirklich auch authentisch erzählen können.

Es sind auch ein paar spannende Dinge zutage gebracht worden, nämlich zum einen: Wer nimmt seine Kandidatur wirklich ernst?; wenn man hätte vermuten können, dass andere vielleicht als Zählkandidaten hineingesetzt worden sind. Ich habe erlebt, dass das alle eigentlich mit großer Seriosität gemacht haben. Manche waren besser vorbereitet als andere, das kann man auch ganz offen sagen, das hat man auch erlebt. Gerhard Steger zum Beispiel hat bei seiner Vorstellung sein umfassendes Fachwissen präsentieren können und hat damit, glaube ich, alle beeindruckt. Das muss man so sagen können.

Man hat aber auch sehen können, wer den notwendigen Spirit hat, wer wirklich den Wunsch hat, im Rechnungshof auch etwas zu verändern, wer den Wunsch zur Veränderung hat, wer etwas Neues hineinbringen möchte. Man hat gemerkt, manche wollen vielleicht eher verwalten als gestalten, andere hatten einen ganz neuen Stil. Ich muss sagen, dass unsere Kandidatin Viktoria Kickinger genauso wie Wolfram Proksch sicher etwas anderes hineingebracht haben, aber anders ist manchmal auch gut. Das hat sicher ein paar aus dem Konzept gebracht, aber es ist auch einmal schön, zu hören, wie man Dinge ganz anders angehen könnte.

Das Grundproblem, das wir aber haben, ist, dass ein Hearing letztendlich etwas doch nicht lösen kann: Auch wenn man die besten Fragen hat und in einem öffentlichen Hearing den besten Kandidaten auch schwierige Fragen stellt, löst das das Problem nicht, wenn man eigentlich gar nie ein Interesse daran hatte, den oder die beste Kandidat_in zu wählen oder zu bestellen.

Herr Kollege Cap, wenn Sie sagen, das ist keine Packelei, das ist Demokratie, dann muss man schon auch sagen: Es kann sein, dass das Demokratie ist, so wie Sie sie eben in Ihrer unglücklichen Ehe mit der ÖVP praktizieren, aber es ist, glaube ich, nicht die Demokratie, wie wir sie verstehen. Sie haben es selbst im Fernsehen gesagt. Sie haben nämlich in der Sendung „Im Zentrum“ gesagt, Realismus sei auch eine Form von Traurigkeit, und ich glaube, das war irgendwie auch damit gemeint. (Beifall bei den NEOS.)

Das Schöne an diesem Hearing war aber letztendlich, dass es öffentlich war. Es hat jeder gesehen, was da vor sich gegangen ist, es haben alle Beobachterinnen und Beobachter gesehen, dass Herr Steger der bestgeeignete und bestqualifizierte Kandidat war. (Abg. Strache: Na geh, das ist ja absurd! – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das stimmt ja nicht!) – Darin waren sich alle einig, auch in Ihrer Fraktion, Herr Kollege Strache! Aber Sie waren ja nicht einmal beim Hearing, woher wollen Sie das denn wissen? (Abg. Strache: Aber meine Mitglieder waren dort, die sagen das Gegenteil!) Aber ja.

Es war nie das Ziel, den bestqualifizierten Kandidaten zu finden. Jede Zeitung hat geschrieben: Packelei, Kalkül, Deals; wahrscheinlich kein New Deal, der ursprünglich damit gemeint war. Da muss man sich doch fragen, ob das nicht irgendjemandem auch ein wenig unangenehm und vielleicht ein bisschen peinlich ist! Wenn der „Kurier“ schreibt: „Was für eine Farce!“, dann, meine ich, muss man sich doch schon ein wenig


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unwohl dabei fühlen, wenn man ein Hearing zu einem Schaulaufen degradiert und Platz für Postenschacherei schafft.

Wir wollen, dass bei künftigen Hearings die Öffentlichkeit noch mehr eingebunden wird, dass man den Zugang wirklich so niederschwellig wie möglich macht, indem man es live auf ORF III auch im Fernsehen überträgt. Da schauen dann vielleicht doch ein paar mehr zu als vielleicht bei einer Plenarsitzung, man weiß es ja nicht.

Herr Bundeskanzler! Sie haben gesagt, ein Hearing kann kein Allheilmittel sein. Ich glaube nicht, dass das irgendjemand sagen oder behaupten wollte, aber ich glaube, das, was wir erreichen wollen, ist, dass ein Hearing eigentlich nur ein Teil einer neuen Prozessfindung, wie man solche Posten besetzen kann, sein sollte. Es muss grund­sätzlich für eine solche Art von Posten neue Prozesse geben, transparente Prozesse, mit internationalen Ausschreibungen zum Beispiel. Es gibt verschiedene Ideen, die da noch hineinfließen können. Ein Hearing ist kein Allheilmittel, es sollte eigentlich das Mindeste sein, das man machen muss. Es wird vielleicht nichts verändern, aber es wird uns dazu bringen, dass wir diese Prozesse grundsätzlich anders denken, weil dann auch endlich die Öffentlichkeit erfährt, wie normalerweise mit solchen Postenbesetzungen umgegangen wird. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

16.19


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Hakel. – Bitte.

 


16.20.12

Abgeordnete Elisabeth Hakel (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundes­kanzler! Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Zanger, kann es sein, dass ich am Beginn Ihrer Rede ein bisschen Eifersucht gegenüber dem Kollegen Strolz herausgehört habe, weil Kollege Cap angeboten hat, sich mit ihm persönlich zu treffen und mit Ihnen nicht? – Aber wir werden versuchen, das zu organisieren, dass er Sie auch noch trifft. (Abg. Zanger: Was hast du für Prob­leme?)

Wir haben jetzt schon sehr viel zum Thema ORF gehört, wie der ORF-Generaldirektor über den Stiftungsrat bestellt wird. Ich habe auch großes Vertrauen in die einzelnen Stiftungsräte und finde den Vorschlag des Kollegen Strolz, dieses Hearing auf ORF III zu übertragen, durchaus sinnvoll und praktikabel. Das würde auch zu mehr Transparenz beitragen.

Eine Eignung, die der Generaldirektor auch braucht – es gibt viele verschiedene fachliche Eignungen, die hiebei notwendig sind; ich will jetzt nur eine hervorheben –: Das ist eben die Regel, dass es nach einer politischen Funktion zumindest vier Jahre nicht möglich ist, in das Unternehmen einzutreten. Das ist nicht unwichtig, um da eben keine Politisierung zu ermöglichen.

Als Kunst- und Kultursprecherin der SPÖ hatte ich in den vergangenen zwei Jahren natürlich mehrmals Kontakt mit einzelnen Personen im ORF. Es ging aber nie darum, inhaltlich Einfluss zu nehmen, sondern einzig und allein darum, zu kontrollieren, ob der ORF seinen öffentlichen Auftrag im Bildungs- und vor allem im Kulturbereich erfüllt. Da frage ich mich, Frau Kollegin Dietrich: Wo war Ihre Unterstützung in den letzten zwei Jahren, wenn ich darauf hingewiesen habe, dass der Kulturauftrag erfüllt werden muss?

Es ist trotzdem gelungen, mit Generaldirektor Wrabetz den Anteil österreichischer Kunst und Kultur im ORF deutlich zu erhöhen und so auch den öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen. Angefangen beim Spartenkanal ORF III Kultur und Information, der sich erfolgreich etablieren konnte, werden auch hochwertigste Kulturhighlights wie das


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Neujahrskonzert, das Sommernachtskonzert oder auch die Liveübertragungen von allen großen heimischen Festivals, von den Veranstaltungen in Grafenegg über die Bregenzer Festspiele bis zu den Salzburger Festspielen, gezeigt. Dazu gibt es umfas­sende aktuelle Kulturinformationen in Formaten wie „Kulturmontag“, „Aviso“ oder eben aktuelle Berichterstattungen in der „Zeit im Bild“.

Der Sieg von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest 2014 hat einerseits die größte Unterhaltungsshow der Welt nach Österreich geholt, dies wurde vom ORF unter dem Motto „Building Bridges“ als nachhaltiges und barrierefreies Event erfolgreich durchgeführt und hat gleichzeitig auch der heimischen Musikwirtschaft einen kleinen Aufschwung verschafft.

Österreichs beliebtester Radiosender Hitradio Ö3 spielt seit August 2015 kontinuierlich 15 Prozent österreichische Musik, weil eben der öffentlich-rechtliche Kulturauftrag erfüllt werden muss. Es gibt eine eigene Sendung nur zum Thema österreichische Musik. Die Verleihung von Österreichs größtem Musikpreis, dem Amadeus Austrian Music Awards, wird ab 2017 auch wieder live im ORF gezeigt, nämlich genau dort, wo er hingehört, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

In all diesen Fragen – das möchte ich schon auch betonen – war Generaldirektor Wrabetz immer bemüht, den öffentlich-rechtlichen Kulturauftrag zu erfüllen und ein guter Partner der österreichischen Musikwirtschaft zu sein.

Aber auch die österreichische Filmwirtschaft bekommt im ORF genügend Raum. Erfolgreiche Filme und Serien aus Österreich präsentiert der ORF mit Serien wie zum Beispiel „Schnell ermittelt“, „Vorstadtweiber“, „Altes Geld“ oder erfolgreichen Filmen wie unter anderem „Das Wunder von Kärnten“ und „Das finstere Tal“.

Produktionen mit ORF-Beteiligungen wurden seit 2007 mit höchsten internationalen Filmpreisen wie dem Oscar, dem Emmy, dem Golden Globe, aber auch dem Öster­reichischen Filmpreis ausgezeichnet. Dass der ORF auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für die österreichische Filmwirtschaft sein wird, hat er letztes Jahr in einem gemeinsamen Übereinkommen festgehalten und sich freiwillig dazu verpflichtet, in den nächsten drei Jahren insgesamt 300 Millionen € in die österreichische Filmwirtschaft zu investieren. Somit ist der öffentlich-rechtliche Auftrag aus Sicht der Kunst- und Kultur­sprecherin völlig erfüllt.

Selbstverständlich geht auch die Digitalisierung nicht am ORF vorbei. Daher kann ich nur zur Umsetzung der New-Media-Strategie im Bereich Online und neue Medien gratu­lieren, Stichwort: Ausbau der TVthek, erfolgreiche Apps, Beteiligung bei Flimmit und weitere Innovationen im Bereich Radio.

Als Abgeordnete, die aus der Steiermark kommt, freue ich mich natürlich über die Stärkung der ORF-Landesstudios und mehr regionales Programm direkt aus den Regionen. Gratulation an den ORF zum erfolgreichen Start des Frühfernsehens „Guten Morgen Österreich“!

Ich bin jetzt nur auf die Bereiche Kunst und Kultur, Digitalisierung und Programm aus den Regionen eingegangen und habe eben auch die Frage beantwortet, wie da der öffentlich-rechtliche Auftrag erfüllt wird. Leistung muss anerkannt werden – genau! –, und die Leistung in diesem Bereich hat Alexander Wrabetz in den letzten zehn Jahren gut erbracht. Daher stellt sich für mich auch gar nicht die Frage, dass sich irgendetwas ändern sollte, außer dass wir die Hearings eben zusätzlich im ORF live übertragen.

Was wir aber sicher tun müssen, ist, mitzuhelfen, dass der ORF auch in Zukunft in der Welt der Digitalisierung erfolgreich arbeiten kann. Dazu gehören für mich folgende zwei Punkte – aus zeitlichen Gründen nur mehr kurz in Stichworten –: Ich stehe ganz klar zu einer Gebührenrefundierung und auch ganz klar zu einer stärkeren Betätigungs­mög-


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lichkeit des ORF auf den sozialen Plattformen im Internet. Stichwort: Second Screen. (Beifall bei der SPÖ.)

16.26


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Winzig. – Bitte.

 


16.26.45

Abgeordnete Dr. Angelika Winzig (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehr­ter Herr Bundeskanzler! Geschätzte Regierungsmitglieder! Kolleginnen und Kollegen! Als Unternehmerin liegt mir eine professionelle Jobbesetzung sehr am Herzen. Sie muss nach fachlichen Kriterien erfolgen und bei öffentlichen Besetzungen natürlich auch nachvollziehbar sein.

Mich wundert allerdings, Kollege Strolz, deine Begeisterung für Hearings, denn das ist nicht das Allheilmittel. Du setzt ja immer privatwirtschaftliche Maßstäbe an. Zu Recht vergleichst du auch den ORF nach privatwirtschaftlichen Kriterien. Aber wir wissen doch alle, dass bei internationalen Topunternehmen das Hearing ein erstes Aus­wahl­verfahren ist, um die Kandidatenzahl zu reduzieren. Wir wissen, dass von McKinsey bis BASF die Unternehmen die Fachkenntnisse auf Herz und Nieren prüfen, dass Ziele und Visionen durch Projektausarbeitungen erforscht werden und Führungs­qualitäten im Assessment-Center abgetestet werden.

Selbst ein Bezirksstellenleiter der von dir so oft kritisierten Wirtschaftskammer durch­läuft ein dreistufiges Auswahlverfahren: ein Hearing durch externe Experten, dann eine fachliche und Führungskompetenz-Prüfung und zuletzt eine regionale Projektarbeit. Das stelle ich mir unter einem vernünftigen Personalauswahlverfahren vor. In einem Hearing kann man nur die Kommunikationsfähigkeiten testen, aber nicht die wesent­lichen Managementqualifikationen. Meiner Meinung ist die wichtigste Management­funktion die Mitarbeiterführung und Mitarbeitermotivation, genauso wie die Organisa­tions­entwicklung und natürlich auch die Fachkompetenz.

Ein Spitzenmanager muss weder medientauglich noch ein Showman sein, und ich hoffe, dass sich alle, die hier herinnen sitzen und bei irgendwelchen Postenbesetzun­gen mitreden dürfen, genau die Managementqualitäten der Kandidaten anschauen und sich nicht von Blendern mit vermeintlich 200 Prozent Selbstvertrauen täuschen lassen.

Die Stiftungsräte haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie hochwertige Arbeit leisten. Sie brauchen keine Vorgabe der Politik, denn sie können ja selbst entscheiden, wie sie das Hearing durchführen, und auch, ob sie es öffentlich machen.

Aber eines möchte ich auch zu bedenken geben: Der ORF befindet sich in einer brisanten Zeit des Wandels der Medienlandschaft, und die Frage ist, wie er sich in Zukunft bestmöglich aufstellt. Wir müssen auch gewährleisten, dass der mögliche Kandidat die Strategien zur Neuausrichtung nicht an die Öffentlichkeit bei einem Hearing bekannt gibt, denn das muss, meine ich, der Mitbewerber nicht über die Medien erfahren. Genauso müssen wir uns auch überlegen: Wie schützen wir mög­liche Bewerber?, denn wir wissen alle, dass bei solchen öffentlichen Hearings Karrieren für die Zukunft zerstört werden können.

Stiftungsräte haben viele Möglichkeiten, sich eingehend über die Qualifikationen der Kandidaten zu informieren. Der Fernsehzuschauer kann hingegen nur die Medien­tauglichkeit und die Kommunikationsfähigkeit beurteilen. Kollege Strolz, Sie wissen aufgrund Ihrer beruflichen Erfahrung, dass bei einer Präsentation 7 Prozent Inhalt und 55 Prozent visueller Eindruck beim Publikum ankommen. Das ist mir, ehrlich gesagt, für eine Besetzung einer Spitzenposition zu kurz gegriffen. Ich glaube, wir brauchen


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neben einem Hearing noch andere Auswahlkriterien, wie es auch in der Privat­wirtschaft der Fall ist. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.29


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Klubobmann Strache. – Bitte.

 


16.30.24

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Schade, dass Herr Bundeskanzler Kern jetzt davonge­lau­fen ist, ich hätte gerne … (Bundeskanzler Kern macht – in den hinteren SPÖ-Reihen stehend – durch Winken auf sich aufmerksam.) – Ah dort! Sehr gut, wunderbar.

Ich glaube, es ist schon wichtig, das eine oder andere ein wenig ins rechte Licht zu rücken. Hearings, was den Dringlichen Antrag betrifft: vollkommen gut und richtig, da kann man über unterschiedliche Bereiche diskutieren. Es war gut, das bei der Bestellung des neuen Rechnungshofpräsidenten so zu handhaben, dass es ein Hearing gegeben hat.

Nur um hier irgendwelchen Legendenbildungen entgegenzutreten: Wir waren mit unseren sechs Ausschussmitgliedern durchgehend anwesend, weil das oftmals ein bisschen anders dargestellt worden ist. Die haben sich auch ein Bild machen können. (Abg. Kuntzl: Sie waren nicht da!) – Genau, weil ich auch etwas Wichtiges zu tun hatte, wie eine Wahlanfechtung dank gewisser Gesetzwidrigkeiten, die man nicht durchgehen lassen darf.

Aber deshalb gibt es ja auch Mitglieder, die sich dann für jemanden als Vertretung, und zwar alle sechs, auch bis zum Schluss anwesend, ein Bild machen konnten. Sie werden uns nicht sagen, wie diese dann am Ende ein Hearing für sich bewerten, oder ihnen Ihre Meinung aufs Aug drücken wollen. (Beifall bei der FPÖ.) Das hat nämlich mit Demokratie nichts zu tun. Und genau so hat man auch versucht, das darzustellen.

Frau Kollegin Hakel hat vorhin gesagt, vierjährige Abkühlphase. – Danke, dass Sie uns gelobt haben, das haben wir beschlossen. Das war ein guter und richtiger Beschluss, denn das ist auch notwendig.

Respekt vor allen Kandidatinnen und Kandidaten, die sich dem Hearing gestellt haben, denn alle haben ihre Qualifikation und ihr Fachwissen – der eine mehr, der andere weniger –, aber, Herr Kollege Cap, in unserer Reihung war der Herr Steger von der fachlichen Qualifikation her nicht der Beste.

Wir haben von Beginn an gesagt – auch der Kollege Zanger; legen Sie ihm nicht etwas in den Mund, was er nicht gesagt hat, das ist genau dieses unredliche Spiel, das immer wieder betrieben wird –, das kann doch nicht der neue Deal und der gute Stil sein, dass eine SPÖ-Regierungspartei als Kanzlerpartei ein SPÖ-Parteimitglied zum Rech­nungshofpräsidenten macht, um sich selbst im Bereich der öffentlichen Gebarung zu kontrollieren. (Abg. Moser: Wie war das damals bei Moser? …!)

Aber genau das ist offenbar der neue Deal. Dafür waren die Grünen und die NEOS mit den Roten in einem Deal, in einem Paket dabei, um das sicherzustellen. Das ist ein schlechter Stil! (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist ein schlechter Stil. Sie vonseiten der Grünen, der NEOS und der SPÖ haben die Chance verpasst, im Rechnungshof endlich eine überparteiliche Kandidatin, auch mit fachlicher Qualifikation, sicherzustellen. Genau darum wäre es gegangen! Und das war die verpasste Chance, um die es da gegangen ist, nämlich endlich abseits eines roten Parteivertreters und abseits eines schwarzen Parteivertreters eine parteiunab­hängige Rechnungshofpräsidentin sicherzustellen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Mayer und Moser.)


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Das ist leider Gottes dank Ihres Stils hier nicht möglich geworden, weil dann die ÖVP erkannt hat: Nein, da haben wir die SPÖ sozusagen unter Druck! Bevor es eine parteiunabhängige Kandidatin wird, werden wir die SPÖ so unter Druck setzen, dass sie dann lieber bereit ist, eine ÖVP-Kandidatin zu wählen!

Das war das Ergebnis – wahrscheinlich in Verbindung mit dem ORF, wo man sich gegenseitig gesagt hat: Na, Freunde, ihr unterstützt uns da, und dafür werden wir umgekehrt euch dort unterstützen, und da müssen wir halt dann noch weitere Verhandlungen und Gespräche führen!

Genau darum geht es. Und genau das ist der Hintergrund der Geschichte. Wenn dann der „Kurier“ zitiert wird, der Herr Brandstätter, der sich schon die letzten Jahre beim ehemaligen Bundeskanzler Faymann fast angebiedert hat, um hoffentlich ORF-Generaldirektor zu werden – ich weiß nicht, ob er das jetzt beim neuen Bundeskanzler auch schon getan hat, ich würde es dem Brandstätter zutrauen –, aber gerade ihn als Zeugen zu nehmen, weil er der SPÖ und vielleicht dem neuen Bundeskanzler weiter­hin dienlich sein will und den Herrn Steger in den Himmel gelobt hat, na bitte, das ist ganz, ganz schlecht und auch nicht unbedingt ein neuer und guter Stil, ihn da zu zitieren und zu bemühen. (Beifall bei der FPÖ.)

So gesehen sollten wir reden, wenn schon Parteilichkeit ein Thema ist: Ja, der ORF hat mit Parteilichkeit zu tun, auch mit Demokratie. Keine Frage, öffentlich-rechtlicher Auftrag.

Wenn schon die ORF-Stiftungsräte aufgrund von Wahlen besetzt werden und zum Teil auch von Parteien nominiert werden, dann muss man sich überlegen: Ist das heute überhaupt im Sinne der demokratischen Wahlergebnisse oder nicht? Da erkenne ich einmal ein ganz krasses Missverhältnis zur Meinung und Wahl der österreichischen Bevölkerung, wenn ich mir die Besetzung dort anschaue.

So gesehen muss man auch einmal ehrlich debattieren und diskutieren, welche gesetzlichen Änderungen dort notwendig wären, um das gerechter zu gestalten und im Sinne von demokratischen Wahlergebnissen vielleicht auch entsprechend abzuändern. Und es ist auch zu überlegen, wie man mit einem öffentlich-rechtlichen Sender in Zukunft umgeht und wie man sicherstellen kann, dass dort nicht Parteipolitik betrieben werden kann, dass dort eben im Sinne des öffentlich-rechtlichen Auftrags auch das Objektivitätsgebot gesichert wird und dass auch vielleicht einmal da oder dort die Zwangsgebühren in Frage gestellt werden. Da muss man sich dann entscheiden: Nimmt man gerne die Werbezeiten für sich in Anspruch oder eben die Zwangs­gebühren? Da muss man auch einmal darüber diskutieren. In dieser Form kann es jedenfalls nicht weitergehen, da ist natürlich auch Handlungsbedarf gegeben.

Zum Abschluss vielleicht Folgendes: Die Chance, die verpasst worden ist, ist, eine unabhängige Kandidatin als Rechnungshofpräsidentin zu erleben. Das ist die Chance, die verpasst worden ist.

Jetzt kann man über Feinheiten diskutieren. Ich sage, die Wahl zwischen Pest und Cholera: Wird es ein SPÖ-Kandidat oder ein ÖVP-Kandidat? – Das ist in Wirklichkeit nicht das, was der Fall sein sollte. Es sollte eigentlich so sein, dass gerade die Regierungsparteien, wenn sie einen neuen Stil leben, dafür Sorge tragen hätten sollen, dass eine unabhängige Kandidatin, die ausdrücklich nicht von den Regierungs­parteien kommt, als neue Rechnungshofpräsidentin möglich geworden wäre. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

Dann wäre das der neue Stil und dann wäre das der Stil, dass man auch sicherstellen kann, dass die öffentliche Gebarung und die Tatsache, wie diese Regierung mit öffentlichen Steuergeldern umgeht, kritisch betrachtet werden.


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Diese Chance ist verpasst worden. Dass wir von vornherein klargemacht haben, dass wir weder für die eine Regierungspartei noch für die andere Regierungspartei den Steigbügelhalter spielen werden, das ist eben unsere konsequente Politik in dieser Frage. (Beifall bei der FPÖ.)

16.37


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Brosz. – Bitte.

 


16.37.05

Abgeordneter Dieter Brosz, MSc (Grüne): Frau Präsidentin! Es gab mehrere Er­kennt­nisse dieses Hearings. Die erste ist, wir haben eine neue Anti-Hearing-Partei im Parlament – ich begrüße die ÖVP.

Sie haben festgestellt, das mit dem Hearing war eine ein bisschen blöde Idee, denn wenn man nachher erklären muss, dass das, was man vorher gesagt hat, automatisch das Beste ist, wird es schwierig. Ich habe dann auch das Interview von Herrn Klubobmann Lopatka in der „ZiB 2“ oder in der „ZiB 1“ – ich glaube, in der „ZiB 2“ wurde es ausgestrahlt – gesehen.

In der Ecke des Saals war, nachdem klar berichtet worden ist, was der Eindruck der Journalisten war, was der Eindruck der Öffentlichkeit war, Herr Lopatka, der gemeint hat, es gibt eine einzige Entscheidung: Die beiden Kandidatinnen, die wir nominiert haben, waren mit Abstand die Besten. Eine davon ist halt gewählt worden. (Zwischen­ruf des Abg. Lopatka.)

Man muss jedoch Klubobmann Lopatka grundsätzlich gratulieren: Es war schon ein „tricky plan“. Ich meine, wir kennen uns ja aus anderen Bereichen. Der diesmalige Plan war schon gut, muss man sagen, er ist schön aufgegangen.

Also man nominiert zwei, die nominiert man so früh, bevor der Regierungspartner noch dabei ist, wobei das kein Kriterium ist, und dann immer eine, wo man genau weiß, das ist die absolute Kampfansage an den Regierungspartner – das war Frau Berger –, und als Zweite nimmt man dann „eine von uns“. – Ich weiß nicht, Herr Lopatka, stimmt das, dass irgendwann einmal der Spruch gefallen ist, es wird auch „eine von uns“ werden? Könnte es sein, dass das einmal gefallen ist? Dann wird es halt „eine von uns“, nämlich von Ihnen. (Heiterkeit des Abg. Steinhauser.) Das war schon tricky aufgesetzt. (Abg. Rädler: Sie müssen schon großräumiger denken!)

Also „von uns“ ist dort jemand drinnen, der Lopatka-Plan ist somit aufgegangen. Blöd wird es, dass man euch sagen muss, da gab es noch jemanden, der bei allen Schwie­rigkeiten mitgespielt hat. Aber das Hearing hat schon deutliche Vorteile gebracht. Ich meine, Deals kann man nicht verhindern, aber sie werden transparent. Das ist der Vorteil, den Hearings mit sich bringen. Darauf sollten wir halt in Zukunft setzen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

Jetzt gibt es noch ein paar Betrogene, bei der FPÖ zum Beispiel, denn die hatten auch einen Deal, nämlich mit Herrn Lopatka. Jetzt ist die Frage: Soll man mit Herrn Lopatka Deals machen? Und was bleibt dann übrig?

Also diese Geschichte mit Rechnungshof versus ORF wird jetzt spannend, denn sie ist offenbar nicht ganz aufgegangen. Es wird noch sehr spannend, wie es jetzt weitergeht.

Jetzt haben Sie die Fläche mit der SPÖ aufgemacht, mit der FPÖ aufgemacht, also der Freund aller Parlamentarier, Reinhold Lopatka, wird schon schauen, mit wem er sonst noch irgendwelche Deals macht.

Er hat allerdings schon etwas genutzt, was ihm Herr Bundeskanzler Kern aufgemacht hat, denn der Umstand, dass sich Bundeskanzler Kern in die Besetzung eingemischt


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und als Bundeskanzler selbst definiert hat, wer denn dem Rechnungshof vorstehen soll, war ein Kardinalfehler.

Jetzt nickt Herr Lopatka, deshalb nämlich, denn in dem Moment, als der Herr Bundes­kanzler das gesagt hat, hat Herr Lopatka erkannt: Die Revanche für die Telefonzelle, ha, sie ist da! Jetzt geht sie sich aus! (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)

Ich habe gar nicht lange warten müssen: Jetzt hat er mir den Punkt geliefert. Bundeskanzler Kern hat die Definition geliefert. Er hat gesagt, wer es werden soll: Es soll jemand sein, der nicht aus einem Politbüro kommt. Wunderbar! Also 13 Jahre Schützenhöfer, das ist wahrscheinlich nicht Politbüro – ich weiß nicht, wie man das bei der SPÖ diskutiert hat –, das ist wahrscheinlich irgendwo anders dabei. (Abg. Lopatka: Steger war nie in einem Politbüro?) – Den hat die SPÖ ja gar nicht nominieren wollen! Das war eine andere Situation. (Abg. Lopatka: Aha, das war eine andere Situation! Ein anderes Problem! Also kein Politbüro? Abg. Lausch: Der Van der Bellen ist …!) – 13 Jahre Politbüro Schützenhöfer sind dann die Vorgabe woanders gewesen.

Herr Kern war ja gar nicht … (Abg. Lopatka: Selektive Wahrnehmung! Sehr selektive Wahrnehmung!) Hören Sie jetzt einmal zu!

Herr Bundeskanzler Kern war ja gar nicht glücklich damit, dass Herr Steger nominiert worden ist. Das war ja gar kein schlechter Schachzug von Herrn Lugar beziehungs­weise von Frau Dietrich, Herrn Steger zu nominieren, das muss man ja wirklich sagen, sonst hätte die SPÖ in der Situation Steger wahrscheinlich selbst gar nicht nominiert. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Eh nicht!) Da ist einmal einiges in Bewegung gekom­men, und damit waren einmal zwei da. (Abg. Lugar: … Kandidaten nominiert! Was ist daran überraschend?) – Nein, ich sage ja, das war ja ein wirklich guter Schachzug, denn sonst hätte es möglichweise gar nicht die Möglichkeit gegeben, dass Herr Steger überhaupt drangekommen wäre. (Zwischenrufe der Abgeordneten Lugar und Lopatka.)

Herausgekommen ist, dass Herr Steger – und das schätze ich bei Persönlichkeiten –, obwohl er eine klare politische Herkunft hat, bewiesen hat, dass er nicht im parteipoliti­schen Sinn agiert. (Abg. Lopatka: Eh, das schätzen Sie: eine klare politische Her­kunft!) – Ja, eine klare politische Herkunft schätze ich. Da habe ich auch nichts dagegen, weil ich glaube, dass das für alle Parlamentarier zutrifft. Das wäre jetzt nicht ungewöhnlich.

Wenn Sie zugehört hätten, wüssten Sie, dass ich gesagt habe: Ich schätze jemanden, der eine klare politische Herkunft hat und trotzdem bewiesen hat, dass er nicht im parteipolitischen Sinn agiert. Und das kann man Herrn Steger mit größter Wahr­scheinlichkeit nicht vorwerfen. (Beifall bei den Grünen. Abg. Lopatka: Herr Kollege Brosz, dann habe ich eine Frage: Wieso durfte dann Abgeordnete Moser nicht kan­didieren?)

Ich weiß, dass das unangenehm ist, aber Sie sind ja sonst auch nicht mundfaul, Herr Klubobmann Lopatka, Sie können durchaus die Redezeit gebrauchen, bevor Sie die Anti-Hearing-Sprecher Ihrer Fraktion runterschicken und erklären, warum wir das mit dem Hearing in Zukunft nicht mehr machen. (Abg. Lopatka: Ich wäre für Dr. Moser gewesen!) Das ist ja auch nachvollziehbar.

Dann kommen wir noch zum ORF: Es wird spannend, was dort passieren wird. Jetzt ist es vielleicht nicht ganz so aufgegangen. Schauen wir, ob der Plan von Lopatka aufgeht und ob alle in der ÖVP so glücklich sein werden, wenn man dann sieht, dass man mit ihm offenbar nicht unbedingt in die guten Gassen fährt, sondern eher in die Sack­gassen.


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Das, was beim ORF besonders amüsant ist, ist, dass die Vorstellung für ÖVP und SPÖ fast abwegig ist, dass man einen ORF-Generaldirektor wählt, ohne dass das de facto zu 90 Prozent Leute entscheiden, die von Parteien – von der Regierung oder anderweitig – politisch besetzt wurden. Herr Bundesminister Drozda, Ihr Vorgänger, Josef Ostermayer, hat ja immer betont, ein anderes System als jenes, Parteienvertreter in den ORF zu setzen, die dann nach Freundeskreisen, nach parteipolitischen Kriterien entscheiden, wer es wird, sei quasi demokratisch nicht legitimierbar.

Das ist ja für mich die absurde Vorstellung! Ich gebe aber zu: Wir haben in Österreich ein Problem mit der Zivilgesellschaft. Ich definiere sie anders als diese Variante mit den österreichischen Besonderheiten, nämlich so, dass dort nicht die parteipolitische Frage mitspielt, sodass vom Sportverein über den Autofahrerverein bis zum Bienen­züchterverein sämtliche Fragen in Rot und Schwarz aufgeteilt sind. Da haben wir ein Problem, anders als in Deutschland, das muss man schon feststellen.

In Deutschland haben sie das Problem gelöst: Herr Chefredakteur Raue vom Mittel­deutschen Rundfunk war unlängst beim „DialogForum“ des ORF und hat beschrieben, wie dort die Intendantenwahl abläuft. Dort sind 43 Personen stimmberechtigt. Jetzt kann man sagen, noch mehr als bei uns, vielleicht zu viele, aber dort gibt es eine Zivilgesellschaft, die nicht parteipolitisch zugeordnet ist. Raues Aussage war ganz klar: Dort beginnt eine Intendantenwahl, und niemand weiß, was zum Schluss heraus­kommt. Dort gibt es Hearings und dort wird aufgrund von Entscheidungen, die nach­vollziehbar sind, die Entscheidung getroffen, wer dann Intendant wird.

Es wäre doch wünschenswert, dass so etwas in Österreich irgendwann einmal auch denkmöglich ist und vielleicht eine Struktur geschaffen wird, in der nicht hinter allem parteipolitische Dinge stehen. Das ist weder bei der SPÖ noch bei der ÖVP vorstellbar; im Übrigen auch nicht bei der FPÖ, die waren auch immer dagegen. Mit den NEOS sind wir uns da relativ einig. Darüber, wie das Modell im Gesamten ausschaut, kann man noch diskutieren, aber wichtig ist, dass man davon wegkommt, dass Freundes­kreise entscheidend sind.

Klubobmann Strache hat, glaube ich, gerade gesagt, man sollte das noch stärker gemessen am Wahlergebnis besetzen. Also das ist relativ einfach: Orientieren wir das am Hauptausschuss, der wählt dann wahrscheinlich gleich direkt, denn dann hätten wir das ans Wahlergebnis angelehnt! Das mit dem Föderalismus ist dann eben ein bisschen schwierig, die kommen dann auch nicht rein, das muss man also auch irgendwie beibehalten.

Wenn man so denkt, wird es keine Veränderung geben. (Abg. Fekter: … Kandidaten nominieren, die nicht gewählt werden!) Die entsprechenden Positionen im ORF sollten wirklich so besetzt werden, dass die Kandidaten von Personen gewählt werden, die keine parteipolitischen Bindungen haben, die so weit wie möglich unabhängig davon entscheiden können. Das wäre das Ziel für die zukünftige Entwicklung des ORF. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

16.44


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schenk. – Bitte.

 


16.44.34

Abgeordnete Martina Schenk (STRONACH): Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Geschehnisse rund um die Wahl der neuen Präsidentin des Rechnungshofs waren kein Ruhmesblatt.

Rot und Schwarz haben taktisch gespielt. (Abg. Rädler mit der Hand zuerst in die eine, dann in die andere Richtung deutend : Das Team Stronach: einmal so, einmal so!) Der Obertaktiker und Meistertrickser Lopatka spielt jetzt auch wieder vor sich hin.


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Sie haben mit dieser Aktion aber sich selbst, dem Parlamentarismus, der Demokratie und vor allem den österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern nichts Gutes getan. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Der Rechnungshof beziehungsweise dessen Präsident kann auch als Anwalt des Steuerzahlers gesehen werden, der auf das hart verdiente Geld der Steuerzahler aufpasst, durch den die Regierung auch kontrolliert werden soll und dessen Empfeh­lun­gen auch öfters umgesetzt werden sollen. Das Geld mit vollen Händen hinaus­zuwerfen, wenn es nicht das eigene ist, ist leicht, aber es zu verdienen ist schwer. (Abg. Lopatka: Was hat das mit dem Steuerzahler zu tun?) – Sie können sich dann gerne zu Wort melden, Herr Lopatka. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Lopatka.– Ich wundere mich ja sowieso, warum Sie heute so ruhig sind und sich in der Debatte noch nicht zu Wort gemeldet haben. (Abg. Lopatka: Sie meinen, der Steger hätte das besser gemacht? Abg. Fekter: … eine Frau? Das ist schon schade!)

Gehen wir weiter! Wenn es vonseiten der Regierungsparteien zu gegenseitigen Schuld­zuweisungen kommt (Abg. Lopatka: Sie hätten Steger gewollt? Wer ist Ihr Favorit?) – ich habe ein Mikrofon, ich werde immer lauter sein –, dann tun Sie sich selbst nichts Gutes, das habe ich schon erwähnt. Die Frage, die jetzt von meiner Seite noch einmal an die SPÖ gerichtet wird, weil sie bis jetzt unbeantwortet geblieben ist – auch in der Sendung „60 Minuten.Politik“ gab es letzte Woche von Ihrem Vertreter Elmar Mayer keine Antwort darauf –, lautet: Wenn Sie sich schon nicht auf Steger einigen konnten, warum konnten Sie sich denn nicht zumindest auf die zweitbeste Wahl einigen, auf Frau Mag. Berger?

Ich glaube, man kann ihr ihre Qualifikation sicher nicht absprechen. Sie war jahrelang als unabhängige Richterin tätig, dann war sie im Rechnungshof, hat gut mit dem Hohen Haus zusammengearbeitet, war im Kabinett von Dr. Moser. (Zwischenruf des Abg. Lopatka.) Ich verstehe nicht, warum sich die SPÖ dann geweigert hat, diesem Vorschlag zuzustimmen. Dafür hätte es ja auch eine breite Mehrheit gegeben: Diese Kandidatin wäre mit einer Mehrheit von mindestens vier Parteien gewählt worden. Das wäre für den Rechnungshof, für das Hohe Haus und für den Parlamentarismus sicher die bessere Lösung gewesen, als sich auf die am dritt-, viert- oder fünftbesten qualifizierte Bewerberin zu einigen. Das war ein Deal, ein Kuhhandel – ein Old Deal, kein New Deal.

Wie wir heute – und nicht nur heute, sondern auch in den vergangenen Tagen und Wochen – in der Debatte gehört haben, geht es um die Nachbesetzung in der ORF-Führung. Im August wird gewählt, und das ist ein Abtausch. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, muss man der Bevölkerung, den Zuseherinnen und Zusehern auch noch einmal sagen, weil man das so nicht unwidersprochen lassen kann; das muss man aufdecken. (Beifall beim Team Stronach.  Abg. Lopatka: Jawohl!)

Das ist wirklich nicht in Ordnung, aber lassen Sie mich jetzt noch kurz auf den ORF eingehen! Der ORF, meine sehr geehrten Damen und Herren, kommt seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht nach, und zwar in vielen Bereichen. Ich möchte auch ein konkretes Beispiel ansprechen – es wurde heute von meiner Kollegin Wal­traud Dietrich schon kurz angesprochen –, nämlich wie es mit dem Demokratie­verständnis des ORF aussieht: Es wird ein Kandidat zur Bundespräsidentenwahl vom ORF einfach nicht eingeladen, weil man meint, das sei nicht relevant. Man beruft sich auf zwei Studien, die Redakteure entscheiden das, Meinungsforscher werden inter­viewt – und er wird nicht eingeladen! Dieser Präsidentschaftskandidat – Richard Lugner – hat genauso wie die anderen Kandidaten die notwendigen Unterstützungs­erklärungen gesammelt und hat genauso das Recht, an der Diskussion im ORF teilzunehmen.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren, da ist ein massiver Einschnitt seitens des ORF passiert, und das darf nie mehr geschehen! (Beifall beim Team Stronach. Zwischenruf des Abg. Weninger.)

Da dazu laute Zwischenrufe kommen, lieber Kollege, darf ich dir Folgendes mitteilen: Diese Vorgehensweise war „demokratiepolitisch bedenklich“. Von wem kam diese Aussage? – Vom Präsidentschaftskandidaten Hundstorfer! Er hat diese Vorgehens­weise des ORF als „demokratiepolitisch bedenklich“ bezeichnet. (Beifall beim Team Stronach. Abg. Lugar: Genau so war das!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sehen an dieser Debatte, dass es da großen Diskussionsbedarf, aber auch großen Handlungsbedarf gibt. Wenn ich mir die heutige Debatte vergegenwärtige – sie dauert ja noch an –, dann kann ich nur sagen: Es war gut, dass die NEOS heute diesen Dringlichen Antrag gestellt haben. Klubob­mann Strolz hat ihn sehr gut begründet und das sehr gut dargelegt, auch hinsichtlich des öffentlichen Hearings und dessen Übertragung auf ORF III. Da sind wir natürlich voll und ganz auf deiner Seite, und ich finde es auch positiv, dass Bundeskanzler Kern gemeint hat, er stehe dem positiv gegenüber und werde sich im Stiftungsrat dafür einsetzen. Ich hoffe, dass es nicht wieder nur beim Reden bleibt, sondern dass auch gehandelt und etwas umgesetzt wird, denn schöne Worte hören wir genug.

Wir hören immer: Wir wollen mehr Transparenz, wir wollen mehr Bürgerbeteiligung, wir wollen dies, wir wollen das. Aber wenn es dann um konkrete Umsetzungen geht, weiß ich nicht, ob es ein Hearing gibt, weiß ich nicht, ob es auf ORF III übertragen wird, weiß ich auch nicht, inwieweit die Gebührenzahler bei dieser wichtigen Entscheidung miteinbezogen werden. Zahlen dürfen sie, mitbestimmen dürfen sie nicht.

Abschließend möchte ich noch einmal den Vorschlag betreffend Briefwahl bekräftigen, den auch meine Kollegin Waltraud Dietrich gemacht hat.

600 Millionen zahlen die Österreicherinnen und Österreicher für den ORF und können sich daher auch erwarten, dass sie einerseits ein Mitspracherecht haben, auf der anderen Seite auch ein gescheites Programm bekommen und dass der ORF seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag nachkommt und sich alle politischen Parteien im gleichen Ausmaß in den Ausstrahlungen wiederfinden und nicht nur explizit Rotfunk und rote Regierungspolitik gemacht wird, wie wir es ja in jüngster Vergangenheit erlebt haben, als der ehemalige Kanzler eine Stunde Belangsendung bekommen hat.

Ich bin neugierig, wann unser Klubobmann eine Stunde Belangsendung bekommt oder der Klubobmann der FPÖ oder vielleicht auch der Grünen oder vielleicht auch Matthias Strolz. Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ. Abg. Weninger: Herr Stronach war vorige Woche im Fernsehen …!)

16.51


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Scherak. – Bitte.

 


16.51.41

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Ich halte die Debatte auch deswegen für so wichtig, weil wir jetzt so unterschiedliche Bereiche angesprochen haben, in denen mehr Transparenz notwendig wäre, in denen mehr Information gegenüber der Bevölkerung notwendig wäre und in denen auch Hearings notwendig wären.

Wir haben in unserem Antrag auch die Sache der Bestellung der Verfassungsrichter und die Frage der Minister-Hearings angesprochen. Mir ist noch eine Situation der letzten Jahre eingefallen, in der ein Hearing ebenfalls sehr wichtig gewesen wäre: Herr Bundesminister Drozda, es wird Sie höchstwahrscheinlich nicht betreffen, weil das nächste Mal, dass wir eine EGMR-Richterin/einen EGMR-Richter bestellen, in neun


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Jahren sein wird, aber ich fand das damals äußerst bezeichnend. Wir haben mit Ihrem Vorgänger im Verfassungsausschuss diskutiert und gefragt – damals noch Kollegin Musiol und ich –, wie er zu diesem Dreiervorschlag kam, und er hat immer gesagt, das könne er uns nicht sagen. Wir haben dann weiter nachgefragt: Wie funktioniert das? – Es gab da offensichtlich ein Hearing in der Bundesregierung, aber die Öffentlichkeit wurde nicht eingebunden.

Es war deswegen so besonders interessant, weil das Ergebnis dieses Hearings natürlich ein Dreiervorschlag war, wobei zwei Kandidaten der ÖVP zuordenbar waren und eine Kandidatin der SPÖ – die Kandidatin ist es dann im Übrigen auch geworden –, während einer der renommiertesten Menschenrechtler in Österreich, Professor Tretter, ohne Begründung – es weiß bis heute niemand, wieso – in diesem Dreiervorschlag nicht vorgekommen ist. Es ist halt typisch, wie so etwas läuft, und es ist deswegen auch so besonders peinlich, weil wir, wenn wir uns die Richtlinien der Parlamen­tarischen Versammlung des Europarats anschauen, sehen, dass Österreich von einem transparenten, objektiven Bestellmechanismus meilenweit entfernt ist.

Ähnlich ist es, wie wir es in unserem Antrag angesprochen haben, auch in Bezug auf die Verfassungsrichter. Der Bundeskanzler hat ja gemeint, er könne sich gut vorstellen, dass wir da ein Hearing machen; ich hoffe, dass er dann auch auf die Kollegen der SPÖ einwirken wird. Es gibt ja jetzt immer wieder ein Hearing, allerdings nur aus Goodwill. Beim letzten Mal gab es eine Diskussion anlässlich der Bestellung eines Ersatzmitglieds des VfGH. Da gab es dann kein Hearing, was ich nicht verstanden habe. Wir haben heute auch einen diesbezüglichen Antrag eingebracht und dem Verfassungsausschuss zuweisen lassen. Ich hielte es für sehr sinnvoll, wenn ein solches Hearing in Zukunft gewünscht wäre, weil das auch in anderen Ländern ganz normal ist.

In den Vereinigten Staaten beispielsweise wird das Hearing für die Richter zum Supreme Court auch im Fernsehen gestreamt. Es gibt ein Hearing vor dem ent­sprechenden Ausschuss, und es wäre auch bei uns ganz normal und logisch, das transparent zu machen, gerade wenn es um die höchsten Richter in einem Staat geht.

Wir wünschen uns auch Transparenz in Bezug auf die Ernennung von Ministerinnen und Ministern. Es geht uns nicht – weil die SPÖ, namentlich Kollege Weninger und Kollege Wittmann, darauf immer irgendwie allergisch reagiert – um die Entscheidung, sondern es geht um Öffentlichkeit und Transparenz. Sie wissen genau, dass es bei den letzten Regierungsumbildungen zumindest Unverständnis in der Bevölkerung gab.

Mich haben sehr viele gefragt, wie es passieren kann, dass Minister Sobotka da in die Regierung kommt. Wir kennen die Gründe in vielen Bereichen. Ich fand auch irritierend – und das muss man, glaube ich, einfach erklären –, wie es sein kann, dass Bundesminister Stöger – und ich will ihm die Qualifikation gar nicht absprechen, aber es ist zumindest verwunderlich – innerhalb kurzer Zeit drei unterschiedliche Minis­terämter übernimmt. Ich finde das zumindest verwunderlich, und so etwas könnte man in einem Hearing an die Öffentlichkeit bringen und diskutieren. Das macht das Euro­päische Parlament auch, dort ist das ganz normal.

Wie gesagt, es geht nicht darum, dass in einem solchen Hearing irgendetwas beschlossen wird, sondern einfach darum, dass man in der Öffentlichkeit transparent über diese Dinge diskutiert, weil dadurch viel mehr Verständnis entstehen würde.

Im Übrigen hat der scheidende Rechnungshofpräsident Moser genau das in seiner heutigen Abschlusspressekonferenz vorgeschlagen, und ich glaube, dass es sehr sinnvoll wäre, wenn wir ihm diesbezüglich folgen könnten und das auch entsprechend umsetzen könnten.


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Ich glaube, es gibt viele andere Bereiche, in denen Hearings und mehr Öffentlichkeit sinnvoll wären. Wir hatten eine solche Situation auch damals bei der Neubestellung der Aufsichtsräte der damaligen ÖIAG; da haben wir auch scharf kritisiert, dass es keinen transparenten Bestellmechanismus und -modus gibt. Ich glaube, das alles sind Dinge, die wir an die Öffentlichkeit bringen müssen und hinsichtlich derer wir mehr Transparenz schaffen müssen.

Herr Bundesminister Drozda, da Sie schon hier sind: Sie haben ja angekündigt, dass Sie das Informationsfreiheitsgesetz nach drei Jahren, in denen verhandelt worden ist, aber noch nichts weitergegangen ist, im Herbst beschließen wollen.

Auch das ist ein wesentlicher und positiver Beitrag zu umfassender Transparenz. Ich nehme Sie da beim Wort und hoffe, dass wir das bis zum Herbst entsprechend umsetzen und endlich dieses antiquierte Amtsgeheimnis abschaffen können, das noch aus der Monarchie ist und das quasi den Bürgerinnen und Bürgern sagt, dass sie kein Recht darauf haben, zu erfahren, was die Verwaltung macht.

Frau Kollegin Fekter hat einen wunderschönen Zwischenruf gemacht, der mich inspiriert, noch eine kurze Geschichte zu erzählen. Sie haben zwischengerufen, Sie sitzen auf der richtigen Seite. Das hat mich so an den ehemaligen Trainer der öster­reichischen Nationalmannschaft Josef Hickersberger erinnert, der einmal gesagt hat, er hat nicht die besten Spieler in seinen Kader berufen, sondern die richtigen. – Das ist nämlich genau das falsche Verständnis, das leider auch hier, insbesondere bei SPÖ und ÖVP, vorherrscht. (Abg. Glawischnig-Piesczek: Aber der Vergleich hinkt!) Es geht nicht darum, die Besten zu bestellen, sondern es geht darum, jene zu bestellen, die für die eigene Partei am richtigsten sind. Das tun Sie die ganze Zeit, und ich halte das für falsch, denn es geht nicht um Parteiinteressen, sondern darum, dass wir das Beste für das Land herausholen.

Damit wir das in Zukunft lassen können und endlich mit diesem Postenschacher Schluss machen, den SPÖ und ÖVP hier seit Jahrzehnten betreiben, sollten wir uns in Zukunft darauf besinnen, dass wir erstens die Besten und eben nicht die Richtigen holen und dass es zweitens nicht mehr darauf ankommt, ob man irgendjemanden kennt, sondern darauf, ob man etwas kann und die Qualifikation für das entsprechende Amt hat. (Beifall bei den NEOS. Abg. Fekter: Der Strolz hat mir ja die falsche Seite vorgeworfen, und ich habe gesagt, ich sitze auf der richtigen Seite! Abg. Scherak das Rednerpult verlassend : Aber es war bezeichnend! Abg. Vetter: Bezeichnend war dein …!)

16.57


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Lueger. – Bitte.

 


16.57.23

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte noch einmal zum Titel des Dringlichen Antrags zurückkommen. Da steht: „betreffend neuer Stil durch transpa­rente, professionelle und objektive Stellenbesetzung“. Ich möchte das jetzt insbeson­dere in Bezug auf den ORF besprechen.

Warum brauchen wir überhaupt einen öffentlich-rechtlichen ORF? Da reicht ja die Geschichte weit zurück, und der Prototyp, das Beispiel, an dem wir uns mit dem ORF orientiert haben, war ja letztendlich die BBC.

Die BBC hat sich drei Kriterien und drei Strukturelemente herausgenommen, die Vorbildfunktion haben und auch heute noch gelten. Das ist einerseits diese Non-Profit-Orientierung, um eine Auseinandersetzung und eine unabhängige Berichterstattung zu haben, zweitens die Repräsentation – das ist nämlich das Spannende daran – der


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gesellschaftlich relevanten Gruppen in Aufsichtsräten und Gremien, damit all diese Gruppen vertreten sind und auch in der Berichterstattung berücksichtigt werden, und drittens der festgelegte öffentliche Auftrag für Meinungsvielfalt und eine ausgewogene Berichterstattung.

Diese Prinzipien gelten heute auch noch für unseren ORF, und ich möchte eine Lanze für den ORF brechen, denn das klingt jetzt immer so und wurde auch in manchen Reden so vorgebracht, als wären viele Dinge, die dort passieren, nicht transparent.

Wir haben gemeinsam ein ORF-Gesetz beschlossen, in dem wir viele Dinge geregelt haben, zum Beispiel im § 22, dass der Generaldirektor vom Stiftungsrat bestellt wird, und da kommen wir schon zur Zusammensetzung des Stiftungsrats, die auch eindeutig geregelt ist.

Der Stiftungsrat ist sehr groß, ja. Da sitzen 35 Personen drinnen. Sechs Mitglieder, die von der Bundesregierung vorgeschlagen werden, wobei jede einzelne Fraktion des Nationalrates vertreten sein muss. – So weit zur Demokratie. Es sind neun Vertreter der Länder dabei, auch der Publikumsrat ist vertreten, und, was für mich auch ein wesentlicher Aspekt ist, nämlich auch für die Zusammenarbeit mit dem ORF: Auch Belegschaftsvertreter sind Teil des Stiftungsrats, die die Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter des ORF vertreten.

Die Mitglieder des Stiftungsrats, das sind ja nicht irgendwelche Menschen, die da ganz einfach bestellt werden oder die da kommen und sagen: Ich möchte jetzt unbedingt Mitglied im Stiftungsrat werden!, sondern da ist schon bei der Bestellung darauf zu achten, dass sie eine persönliche und fachliche Eignung haben, dass sie eine ent­sprechende Vorbildung haben, eine einschlägige Berufserfahrung ist nicht schlecht und vor allen Dingen – ganz wichtig! – Kenntnisse über den österreichischen und den internationalen Medienmarkt. – Das sind, denke ich, gute Grundvoraussetzungen, somit gehe ich davon aus, dass dort die Besten drinnen sitzen.

Die Stiftungsräte, und das hat unser Herr Bundeskanzler in seiner Rede schon gesagt, haben dieselbe Sorgfaltspflicht und Verantwortlichkeit wie Aufsichtsratsmitglieder einer Aktiengesellschaft, und ich glaube nicht, dass man diesen unterstellen sollte, dass sie dort nicht ordentlich arbeiten.

Damit man von der Politik wegkommt und damit es nicht zu sehr mit der Politik verknüpft ist, gibt es sogar noch eine Regelung, wer aller nicht im Stiftungsrat sitzen darf – da möchte ich nur eine Stelle aus dem Gesetz zitieren –:

„Mitglieder der Bundesregierung, Staatssekretäre, Mitglieder einer Landesregierung, Mitglieder des Nationalrates, des Bundesrates (…) oder des Europäischen Parlaments (…), Volksanwälte, der Präsident des Rechnungshofes und Personen, die eine der genannten Funktionen innerhalb der letzten vier Jahre ausgeübt haben.“ – Da gibt es eine Abkühlphase (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch-Jenewein), damit die vom politischen Geschehen weg sind, und ich bin überzeugt, das ist eine gute Regelung.

Der Posten des Generaldirektors ist jetzt neu auszuschreiben, dieser wird öffentlich ausgeschrieben – soweit zur Transparenz –, „Wiener Zeitung“, Sie kennen das Pro­zedere. Die BewerberInnen müssen auch nachweisen, was sie mitbringen können; sie werden sich im Stiftungsrat vorstellen, sie werden ihre Ideen dort diskutieren. Ob man im Stiftungsrat diesbezüglich vielleicht ein Hearing machen kann und ob dieses Hearing vielleicht öffentlich ist, das ist die Entscheidung des Stiftungsrats, und da sind sowohl Sie für Ihr Mitglied als auch wir für unsere Mitglieder und alle anderen für ihre Mitglieder aufgefordert, daran mitzuarbeiten, damit das auch geschehen kann.

Ich denke mir, dass das ein positiver Aspekt ist, und gerade der ORF ist eine der bestkontrollierten Einrichtungen, die es bei uns gibt. Er wird durch den Rechnungshof,


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durch den Medienrat, durch das Publikum, durch den Stiftungsrat und sogar durch den Wirtschaftsprüfer kontrolliert.

Wir haben 1974 mit dem Bundesverfassungsgesetz die Sicherung der Unabhängigkeit des Rundfunks im Allgemeinen festgeschrieben sowie die Definition des Rundfunks als öffentliche Aufgabe niedergeschrieben – das ist für uns unantastbar, aber nichtsdesto­trotz soll es unsere Aufgabe sein, manche Abläufe in die Jetztzeit zu bringen und ganz einfach weiterzuentwickeln. (Beifall bei der SPÖ.)

17.03


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mölzer. – Bitte.

 


17.03.09

Abgeordneter Wendelin Mölzer (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Der vorliegende Dringliche Antrag von NEOS ist sicher sehr gut gemeint und, wie es mein Klubobmann schon gesagt hat, in den meisten Punkten unterstützenswert, jedoch muss man natürlich sagen, dass das in gewisser Weise so etwas wie Wünsche an das Christkind sind, deswegen, weil wir zum einen schon in der Theorie, nach den Lettern des Gesetzes gewisse gesetzliche Regelungen haben, die theoretisch eine Objektivierung, die besten Leute im ORF einfordert; auf der anderen Seite – das haben wir heute ja schon lang und breit besprochen – haben im Bereich des Rechnungshofausschusses selbst das öffentliche Hearing und die Trans­parenz nichts geholfen und die Packelei letztlich gesiegt. Das funktioniert eben in der Realität nicht.

Das liegt aber noch viel tiefer, und das wird man wahrscheinlich mit noch mehr Hearings und noch mehr Transparenz auch nicht lösen, das liegt in der mangelnden Stärke unseres Parlamentarismus, das liegt darin, dass wir im Grunde genommen in einer Ministerialdemokratie leben, in der also die Regierungsfraktionen in erster Linie von ihren Ministern und auf der anderen Seite von der Partei abhängig sind.

Für mich ist damit klar, dass es auch im August wieder eine Packelei geben wird, dass wir auch bei der Wahl zum ORF-Generaldirektor im August nicht erleben werden, dass der Beste, der Qualifizierteste gekürt wird, sondern der politisch Willfährigste, und dass derjenige wahrscheinlich wieder Alexander Wrabetz heißen wird. Es ist aber so, dass die Probleme beim ORF sicher tiefgreifender sind und diese nicht nur mit der Art und Weise der Wahl des Generaldirektors zu tun haben.

Kollege Cap hat heute gesagt, dass der ORF wirtschaftlich so erfolgreich ist. – Da muss ich leider laut lachen, denn mit 600 Millionen € an Zwangsgebühren ist das sicher leicht zu machen. Genauso wäre es, wenn man behaupten würde, die ÖBB seien ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen. Wir alle wissen, wie viel wir da vom Steueraufkommen hineinzahlen; das ist aber offensichtlich ein sozialistisches Wirtschaftsverständnis, das da zum Tragen kommt. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Anspruch des ORF auf die Rundfunkgebühren oder auf einen Großteil der Rundfunkgebühren ist absolut zu hinterfragen und unseres Erachtens aus mehreren Gründen nicht mehr gerechtfertigt. Zum einen ist es so, dass der ORF nur mehr im Ansatz die im ORF-Gesetz festgehaltenen Anforderungen – nämlich das, was ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist, welche Inhalte zu produzieren und zu verbreiten sind – erfüllt, vor allem in seinen Sendern ORF eins und ORF 2. Zum anderen agiert der reichweitenstärkste Radiosender, nämlich Ö3, im Grunde genommen wie ein Privatsender, sieht man einmal von den Verkehrsinformationen und der einen oder anderen Nachrichtensendung ab. Und der ORF ist in den vergangenen Jahren hergegangen und hat eben diese öffentlich-rechtlichen Inhalte in die Spartenkanäle verbannt, die ja kaum eine Reichweite haben. Im Grunde genommen, auf dem Papier,


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erfüllt er dort zwar den öffentlich-rechtlichen Auftrag, hat damit aber in Wirklichkeit eine Feigenblattlösung geschaffen, und die große Reichweite wird nicht erzielt.

Dieser öffentlich-rechtliche Auftrag, das muss man ganz klar festhalten, ist dadurch eben ungenügend erfüllt. Dazu kommt noch, dass in den Nachrichtensendungen das Objektivitätsgebot immer wieder verletzt wird, dass man es seitens der ORF-Führung duldet, dass beispielsweise Nachrichtenredakteure, Programmgestalter ihre persön­liche politische Meinung in die Berichterstattung einfließen lassen. Ein leuchtendes Flaggschiff, das kennen wir alle, ist der Moderator der „ZIB 2“, der auf der einen Seite auf Twitter den linken Moralapostel gibt, als Twitter-Gott, und auf der anderen Seite kaum in der Lage ist, in der „ZIB“-Sendung mit seiner politischen Meinung hinterm Berg zu halten und eben auch dort den Moralapostel spielt. Ich denke, das ist eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks einfach unwürdig. Wenn man nach Deutschland blickt, sieht man, dort gibt es so etwas nicht. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)

Was in diesem Bereich weiters zu denken gibt, ist – gerade aktuell – die Sportbericht­erstattung: Man ist nicht in der Lage, mit Abermillionen – etwa im Vergleich zum Schwei­zer Fernsehen, geschweige denn zum deutschen Fernsehen, auch wenn dort mehr Geld da ist, das ist keine Frage – eine wirklich professionelle Berichterstattung zu machen; das ist das eine. Was Randsportarten betrifft, wie etwa Eishockey, so kommen diese im ORF gar nicht vor oder nur sehr wenig, weil man offensichtlich einem Sender wie ServusTV nicht zuspielen will und sich da einfach wie ein Kind benimmt und sagt: Was die anderen können, das dürfen wir nicht machen!

Für uns stehen damit die Zwangsgebühren mehr als infrage. Man sollte überhaupt darüber diskutieren, ob man ORF eins und Ö3 nicht vielleicht völlig in die freie Markt­wirtschaft entlässt und nur mehr jene ORF-Programme fördert – es gibt ja auch Landesstudios, die sehr gut arbeiten, sehr wertvolle Programme wie zum Beispiel Radio Kärnten oder Radio Steiermark –, die absolut diesem öffentlich-rechtlichen Auftrag nachkommen, die Gebühren also nur mehr dorthin gibt beziehungsweise die Gebühren anders verteilt.

Diese Rahmenbedingungen müssen wir als Gesetzgeber schaffen, das ist, glaube ich, ganz klar. Wir haben da immer wieder entsprechende Anträge eingebracht und werden das auch in Zukunft tun, und ich freue mich da auf eine gute Diskussion im Verfassungsausschuss.

Abschließend noch zum NEOS-Antrag bezüglich der Hearings, was Ministeramts­anwärter betrifft: Das halten wir nicht für gut, weil wir der Meinung sind, das soll der Wähler entscheiden. Es wurde heute schon von Kollegen Cap, glaube ich, richtiger­weise festgehalten, dass die Minister sich ohnehin permanent der Öffentlichkeit und der Opposition im Parlament stellen müssen. Und ich denke, der Kanzler – das würde theoretisch auch den Kanzler treffen – soll gewählt werden. Nur weil derzeit eine Partei einen Kanzler stellt, der nicht gewählt worden ist – das ist meines Erachtens deren Problem –, müssen wir jetzt nicht unbedingt Hearings einführen.

In diesem Sinne hoffe ich auf baldige Neuwahlen, damit eben dieser Umstand bereinigt wird, und danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

17.08


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Maurer. – Bitte.

 


17.08.45

Abgeordnete Sigrid Maurer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Kanzler! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben in der letzten Woche viele launige Kommentare und hier auch ein paar launige Reden dazu, wie sich das alles abgespielt hat, gehört. Herr Lopatka als Frank Underwood


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(Abg. Lopatka: Wer ist das?), der kleine Meister des House of Cards, dieser beliebten US-Serie (Ruf bei der ÖVP: Kevin Spacey!), in der es um einen sehr intriganten, umtriebigen Abgeordneten geht. – Herr Lopatka lächelt so schelmisch, er scheint sich in dieser Rolle des Intriganten sehr gut zu gefallen.

Tatsächlich ist das, was sich hier abspielt …

 


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete, ich würde Sie bitten, diesen Vorwurf zurückzunehmen (Ruf bei den Grünen: Welcher Vorwurf?), oder ich muss Ihnen für „Intriganten“ einen Ordnungsruf erteilen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

 


Abgeordnete Sigrid Maurer (fortsetzend): Ich glaube, ich habe einen Vergleich gezogen, aber ich nehme das zurück. (Abg. Glawischnig-Piesczek: In der Serie ist er intrigant! – Weitere Zwischenrufe bei den Grünen.) Ich weiß nicht genau, was der Vor­wurf war. Ich habe gesagt, Herr Lopatka scheint sich in dieser Rolle zu gefallen; er lächelt auch schon wieder sehr, sehr schelmisch und glaubt, das ist immer noch ein Spaß hier. (Abg. Lopatka: Sie haben es ja zurückgenommen!)

Tatsächlich ist das kein Spaß, was sich hier abspielt, sondern es ist eine sehr traurige Episode für das österreichische Parlament, was sich hier in den letzten zehn Tagen abgespielt hat, und es sollte jeden einzelnen Abgeordneten, jede einzelne Abgeord­nete hier herinnen beschäftigen – Sie, Herrn Pendl, genauso wie Herrn Lopatka, wie Kollegen Berlakovich. Das ist die Frage, wie dieses Parlament mit der ganz wichtigen Position des Rechnungshofpräsidenten/der Rechnungshofpräsidentin, mit dieser Wahl umgeht.

Ich finde, wir alle sollten einmal darüber nachdenken: Wie ernst nimmt sich ein Parlament, das solch eine Show abzieht? Wir laden zum allerersten Mal zu einem öffentlichen Hearing ein, und das Ergebnis dieses Hearings ist offensichtlich völlig irrelevant für die Entscheidung dieses Parlaments. Die Abgeordneten, die ange­sprochen sind, sind natürlich vor allem die Abgeordneten der beiden Regierungsfrak­tionen.

Wir haben eine Position für die nächsten zwölf Jahre besetzt – zwölf Jahre, da haben wir, vom heutigen Zeitpunkt aus gesehen, noch drei Mal Nationalratswahlen –, das ist also eine ganz, ganz weitreichende Entscheidung; es geht um das oberste Kontroll­organ der Republik. Diese Entscheidung ist auf eine Art und Weise gefällt worden, die unglaublich ist, wenn man sie von außen betrachtet.

Es beginnt damit, wie mit dem Hearing umgegangen wird. Und da muss ich schon auch noch eines bemerken – das wäre nach der Geschäftsordnung eigentlich eine tatsächliche Berichtigung –: Herr Klubobmann Strache hat vorhin behauptet, alle sechs FPÖ-Mitglieder des Hauptausschusses seien anwesend gewesen. – Das ist falsch. (Zwischenruf des Abg. Zanger.) Das Hauptausschussmitglied Strache war beim Hearing nicht anwesend (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ja sicher! … es waren sechs Mitglieder!), und er ist auch jetzt nicht anwesend.

Strache ist Mitglied des Hauptausschusses und hat als Klubobmann des Freiheitlichen Parlamentsklubs nicht das Interesse aufgebracht, diesem öffentlichen Hearing beizu­wohnen. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Er hat die Wahlanfechtung bekannt gege­ben!) Er fehlt auch jetzt schon wieder. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Lopatka.) – Herr Lopatka, ich stelle fest, wer Interesse daran zeigt, wer den Rechnungshof leitet, und wer nicht. Ich stelle fest, Herr Strache war nicht anwesend. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Wer von uns im Hauptausschuss sitzt, müssen Sie schon uns überlassen!) – Herr Strache hat behauptet, er sei nicht Mitglied des Haupt­ausschusses, er ist aber Mitglied des Hauptausschusses. (Abg. Belakowitsch-Jenewein:


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Ja, er hat ja nichts anderes behauptet! – Zwischenrufe der Abgeordneten Wöginger und Lopatka.)

Gehen wir weiter: Wir hatten dieses Hearing, es gibt ein ganz, ganz eindeutiges Ergebnis, das von Journalistinnen und Journalisten, von allen BeobachterInnen geteilt wird, und trotzdem entscheidet die ÖVP unter Mithilfe der SPÖ, die sich da am Nasenring vorführen lässt, für eine Kandidatin, die wirklich alles andere als über­zeugend war.

An dieser Stelle möchte ich schon auch noch einmal auf ein Argument aus den ÖVP-Reihen eingehen, die jetzt die Anti-Hearing-Partei ist. (Abg. Lopatka: Wer soll das verstehen? … Wortschöpfungen!) Gerade bei der Funktion des Rechnungshofprä­sidenten oder der Rechnungshofpräsidentin ist die öffentliche Wirksamkeit ganz, ganz zentral. Was ist die Aufgabe des Rechnungshofpräsidenten? – Die Empfehlungen zur Umsetzung zu bringen.

Es ist die Aufgabe des Rechnungshofpräsidenten oder der Rechnungshofpräsidentin, der Öffentlichkeit zu kommunizieren, wo in der Republik etwas falsch läuft, wo Steuergeld verschwendet wird, und auch Druck zu machen, dass die notwendigen Reformen angegangen werden. Dafür braucht es auch eine entsprechende Öffent­lichkeitswirksamkeit, und gerade für diese Position ist es umso wichtiger, diese auch in einem öffentlichen Hearing abzutesten. (Abg. Lopatka: Ja, genau! – Abg. Wöginger: Haben wir eh gemacht!) Also diese Argumentation betreffend Hearing, da sind wir jetzt doch nicht so überzeugt, das, glaube ich, ist eine ganz schlechte Argumentation. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wöginger: Sie ist eine Frau, und sie ist Direktorin in der Steiermark …! – Abg. Lopatka: Die Grünen haben Dr. Kraker in der Steiermark sehr gelobt! Sehr gelobt! – Abg. Brosz: … nicht gewählt, falls Ihnen das nicht mehr bewusst ist!) – Herr Lopatka, es geht darum, die bestqualifizierte Person zu nominie­ren. (Abg. Lopatka: Sie haben aber nicht dagegengestimmt, Kollege Brosz! Es hat keine Gegenstimmen gegeben! Immer gegen die Frauen!) Es war in diesem Hearing völlig eindeutig – und das sagen sowohl die Mitglieder Ihrer eigenen Partei als auch der SPÖ, die JournalistInnen und alle, die das beobachten konnten, auch jene, die die Empfehlungen des Herrn Steger lesen, werden das feststellen können –, Herr Steger war der mit Abstand beste Kandidat, mit klaren Vorstellungen davon, in welche Richtung der Rechnungshof gehen soll.

Ich möchte an dieser Stelle jetzt schon einen Appell an alle Abgeordneten richten: Dieses Hearing war eine Blamage (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ihre Rede ist eine Blamage!), dieses Ergebnis so klar zu ignorieren. Wir machen uns ja lächerlich vor der Öffentlichkeit (Ruf bei der ÖVP: Ja, das ist wahr, ihr macht euch lächerlich! – Abg. Lopatka: Sie haben nicht einmal eine eigene Kandidatin zustande gebracht!) – vor der kleinen Öffentlichkeit, die beiwohnen konnte –, und ich würde an alle Abgeordneten dieses Hauses appellieren, sich bis morgen, bis zur Abstimmung, zu überlegen, was denn tatsächlich das Mandatsverständnis ist und ob sie sich für diese demokratie­politische Farce tatsächlich hergeben wollen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Lopatka: Mein Gott!)

17.14


Präsidentin Doris Bures: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bitte.

 


17.14.45

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Frau Präsident! Meine Herren auf der Regierungsbank! Zunächst noch ein Wort an meine Vorrednerin: Frau Kollegin, alle Mitglieder des Nationalrates sind auch Mitglieder im Hauptausschuss – alle Mit­glieder hier herinnen, nur zu Ihrer Information; informieren Sie sich! –, und es waren


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sechs Mitglieder der Freiheitlichen Partei im Hauptausschuss. (Abg. Brosz: Es gibt sechs … Mitglieder der FPÖ, einer davon heißt Strache, und er war nicht im Haupt­ausschuss!) Herr Klubobmann Strache hat auch niemals behauptet, dort anwesend gewesen zu sein. Er hat nämlich zeitgleich die Anfechtung der Wahl eingebracht. (Abg. Brosz: Das Hauptausschuss-Mitglied Strache war nicht anwesend!) Das war die Begründung, und genau das hat er hier auch gesagt – nur zu Ihrer Information. Also es sind alle Mitglieder des Nationalrates Mitglieder im Hauptausschuss – das nur für Sie. Lesen Sie es nach, wenn Sie es nicht wissen!

Jetzt zu der heutigen Debatte: Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, ich glaube, für die Zuseher vor dem Fernseher entsteht da ein ganz, ganz katastrophales Bild. Es geht hier nur noch ums Dealen: Wer hat wann wo wie und mit wem was auspaktiert, was ausgedealt, was ausgemacht? Das ist der Inhalt der heutigen Debatte, die wir hier geführt haben, und ich muss Ihnen ehrlicherweise sagen: Da kann man sich wirklich nur schämen, für diese Politik, die hier gemacht wird. Das ist Politik-Pornografie, was Sie hier betreiben. (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Bundeskanzler, es ist schön, dass Sie jetzt wieder hier sind, aber man hat schon den Eindruck, das Dealen ist hier noch viel, viel mehr geworden, seit Sie Bundes­kanzler sind. Sie übertreffen ja auch noch die Ära Vranitzky, die Ära Klima, die Ära Gusenbauer und die Ära Faymann, denn dieses Bild, das wir, das Parlament, und vor allem Sie, die Regierungsfraktionen, heute hier abgegeben haben, das ist wirklich ein trauriges Bild. Wir sollten daran arbeiten, dass das ganz schnell wieder verschwindet. (Beifall bei der FPÖ.)

Ganz kurz noch zu dem viel gelobten, vor allem von den Grünen gelobten Herrn Steger: Ich nehme es zur Kenntnis, er war in Ihren Augen der Beste. Ich muss Ihnen ehrlicherweise sagen: in meinen Augen nicht, und daher habe ich ihn auch nicht gewählt. Ganz einfach ist das! Es ist natürlich klar, dass eben, wenn sich unter­schied­liche Personen im Ausschuss ein Hearing anhören und unterschiedliche Personen reden, nicht alle einen als den Allerbesten sehen, sonst wäre er wahrscheinlich mit überragender Mehrheit gewählt worden. Und es kann ja auch nicht so sein, dass die SPÖ ihn so gut gefunden hat, sie hat ihn ja bei der Wahl nicht einmal vorgeschlagen. Der Wahlvorschlag kam ja von anderen Fraktionen. Da stellt sich die Frage: Was ist denn sehr gut? Was ist überragend? – Weil es ein paar Zeitungen schreiben, heißt das noch nicht, dass er wirklich die überragendste Qualifikation mitgebracht hat. – So viel dazu. (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt komme ich dazu, was eigentlich in dem Antrag steht: Es geht da ja darum, wie es denn bei der Wahl des ORF-Generaldirektors im August ausschaut. Ja, der ORF ist schon ein bisschen abgewirtschaftet, das muss man hier schon auch sagen. Immerhin hat der ORF einen öffentlich-rechtlichen Auftrag, er hat einen Bildungs- und Informationsauftrag, einen Kulturauftrag; und genau diesen Auftrag hat er in den letzten Jahren immer mehr vernachlässigt. Dieser Auftrag ist immer mehr mit Füßen getreten worden, das ist eine Tatsache, und das ist unter Wrabetz geschehen. – So viel dazu.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Letzten Samstag kam ein junger Österreicher bei einem Rasentennisspiel in Stuttgart erstmals in der Geschichte in das Semifinale, und der ORF hat es nicht zustande gebracht, das zu übertragen. ORF eins übertrug die Fußball-WM – gut, das ist aufgrund der Wichtigkeit des Ereig­nisses nachvollziehbar –, in ORF 2 gab es den gesamten Vormittag den 90. Geburts­tag der Queen – ich weiß nicht, ob das das Wesentliche ist. Dann schaut man in den Spartensender ORF Sport +, und dort wird irgendein Golfspiel, das aufgezeichnet war, gebracht. (Abg. Glawischnig-Piesczek: Das war die European Tour …! Das ist


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nicht irgendein Golfspiel!) Jetzt frage ich mich schon, ganz ehrlich: Ist es nicht wich­tiger, im ORF das Tennisspiel eines jungen Österreichers zu übertragen?

Und dazu kommt das Gesetz. Wenn man sich das anschaut, sieht man, laut § 4b Abs. 1 Z 7 ORF-Gesetz sind „Sportbewerbe (…) zu übertragen, wenn eine solche Übertragung Voraussetzung für eine Veranstaltung von Sportbewerben in Österreich (…) ist“ oder wenn „österreichische Sportler oder Mannschaften“ am Bewerb „teil­nehmen“. – Also da hat der ORF meines Erachtens völlig verabsäumt, seinen Auftrag zu erfüllen.

Dann kommt immer die großartige Ausrede: Na ja, die Rechte, das ist alles so teuer! – Spannend: 24 Stunden später hat der ORF dann offensichtlich die Rechte doch noch nachgekauft und Passagen aus diesem Spiel gezeigt. – Das sei nur gesagt, um zu zeigen: Ganz so ist es nicht, dass beim ORF alles so großartig läuft! Das heißt, da wird ganz massiv abgebaut.

Den sogenannten Bildungsauftrag, meine Damen und Herren, hat der ORF ja längst in den ORF III verräumt, wobei ich diesen Sender wirklich für gut befinde – das möchte ich hier ganz ausdrücklich erwähnen –; allerdings hat er kaum eine Reichweite, das muss man schon auch einmal sagen. Die Reichweite des ORF III ist eine sehr geringe, und ORF III wird offensichtlich ganz einfach als Feigenblatt gehalten, damit man sagen kann, innerhalb des öffentlich-rechtlichen Senders wird der Bildungsauftrag wahrge­nommen. Man hat manches Mal den Eindruck, wenn man in einen Privatsender schaut, man könnte sich zum Beispiel ServusTV zum Vorbild nehmen, dort wird das nämlich ganz ohne ORF-Steuer und ohne öffentliche Zuwendungen erfüllt.

Der ORF, der diese Zwangsgebühren einhebt, erfüllt diese Kriterien eben nur mehr sehr marginal. Das sind ja einige Hundert Millionen Euro pro Jahr, die von den Zusehern zwangsweise eingehoben werden. Das heißt, teilweise steht der ORF in Konkurrenz zu privaten Sendern – mit einem viel höheren Budget. Das sollte man auch bedenken, wenn man eine neue Führung im ORF bestellen wird.

Der Herr Bundeskanzler war ja lange draußen, Herr Wrabetz ist ja jetzt auch weg. Wahrscheinlich hat er jetzt weiter gedealt und weiter gepackelt, was dann im Sommer ansteht. Genau den Eindruck macht das. Der Bundeskanzler, an den ein Dringlicher Antrag gerichtet wird, marschiert und geht zu Herrn Wrabetz hinauf, damit wir dann wissen, welches Ergebnis wir im August haben. (Beifall bei der FPÖ.)

17.20

17.20.50

 


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Selbständigen Antrag 1731/A(E) der Abgeordneten Dr. Strolz, Kolleginnen und Kollegen betreffend neuer Stil durch trans­parente, professionelle und objektive Stellenbesetzung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür stimmen, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Abgelehnt.

17.21.36Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsidentin Doris Bures: Ich nehme die Verhandlungen über Tagesordnungspunkt 4 wieder auf.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Matznetter. (Abg. Lopatka: Ja, wenn er da ist!) Ich stelle Ihnen 2 Minuten ein, Herr Abgeordneter. – Bitte.

 



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17.21.49

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Wir haben ein relativ unstrittiges Gesetz zu verhandeln. Ich möchte die Gelegenheit aber nutzen, um auf einen Sachverhalt hinzuweisen: Leider haben wir auch in diesem Haus oft das Gejammere, wie schlecht der Wirtschaftsstandort sei. An dem Beispiel dieses Gesetzes und des dahinterliegenden Systems kann man aber zeigen, wie gut er eigentlich ist.

Österreich zählt zu den wenigen Industrieländern, die ein fast perfektes System der öffentlichen Verwaltung im Bereich des Grundbuchs, des Grundbuchkatasters, der digitalen Mappen haben. Das ist ein Soft-Faktum – wie man so schön sagt – für die Frage, wie gut sich Unternehmen in Österreich positionieren und ansiedeln können, wie gut sie ausbauen und weitermachen können. In anderen Ländern ist allein die Rechtsunsicherheit im Bereich des Grundes oft ein Faktor, der Unternehmen über Jahre beschäftigt, mit den Problemen, auch wirtschaftlicher Natur – Rückstellungen in den Bilanzen, Prozesskostenvorsorge und dergleichen –, die sich daraus ergeben. Österreich bietet in diesem Bereich – wie auch in vielen anderen – ein sehr gut orga­nisiertes Staatswesen an.

Meine Damen und Herren, bei aller Kritik, was alles nicht funktioniert: Dieser Staat funktioniert besser, als Sie ihn oft darstellen. Zum Glück wissen es unsere Bürgerinnen und Bürger oft besser als so mancher Oppositionspolitiker.

In diesem Sinne: Das ist ein gutes Gesetz für einen guten Standort, der sich hier beweist. Wir können etwas, wir werden auch in Zukunft gut performen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.23


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Schellenbacher. – Bitte.

 


17.23.36

Abgeordneter Ing. Thomas Schellenbacher (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ich beziehe mich ebenfalls auf die Novelle zum Vermessungs­gesetz. Wie gesagt, es ist unstrittig, es ist eine höchst notwendige Sache.

Man muss sich vorstellen, dass das System historisch gewachsen ist. Seit 1817 gibt es die Vermessungstätigkeiten und Kataster in Form des Grundsteuerkatasters, und das hat sich unverändert bis 1968 fortgesetzt. Erst seit 1968 haben wir den Grenzkataster, und seither gibt es eigentlich auch die Rechtssicherheit über Grund und Boden. Die Umwandlung ist aus dem Grund so schwer, weil bei dem Altkatastersystem der Naturstand vor der Mappe, also vor dem Kataster, gilt. Erst seit 1968 gilt die Papier­form, also die digitale Mappe vor dem Naturstand. Man muss sich aber vorstellen, dass das dann 1993 noch mit einer Abweichung von 15 Zentimetern verfeinert worden ist, und seit 2010 messen wir auf 5 Zentimeter genau.

Diese Systeme stehen sich sozusagen gegenüber. Die Überführungen – von einer großen Toleranz und einer Rechtsunsicherheit, ob jetzt der Naturstand oder die Katastermappe zählt – führen dazu, dass diese Verfahren grundsätzlich problematisch sind. Der Einwand eines Grundeigentümers gegen einen neuen Grenzverlauf führt dazu, dass nicht umgewidmet werden kann beziehungsweise dass die Teilung im Grenz­kataster nicht stattfinden kann.

Die Novelle regelt das auf sehr eindrucksvolle Art und Weise. Es werden alle gleichberechtigt. Man wird, wenn es einen Einwand gibt, nur mit dem, der einwendet, beim Vermessungsamt vorgeladen. Das Vermessungsamt gibt eine Frist von sechs Wochen. Wird nicht beeinsprucht, wird automatisch umgewandelt. Das ist deshalb so


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wichtig, weil wir derzeit, seit 1968, nur 12 Prozent aller Grundstücke im rechtssicheren Bereich haben.

Die anderen Vorteile hat der Vorredner schon angesprochen: Die Verfahrens­abwicklung bei Grenzwiederherstellung wird beschleunigt, von zwei Jahren auf ein Jahr. Bei Hangrutschungen gibt es einen Vermerk vom Vermessungsamt, sodass die Vermesser Bescheid wissen. Dann zählt auch der Naturstand, sodass niemand benachteiligt wird, bis das berichtigt ist. Alles in allem ist das eine gute Sache. – Glück auf! (Beifall bei der FPÖ.)

17.26


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker. – Bitte.

 


17.26.38

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Novelle des Vermessungs­gesetzes soll ja bei den Katasterverfahren die Effizienz heben, die Rechtssicherheit stärken und natürlich auch die Parteienfreundlichkeit heben.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, bei diesem Punkt darauf hinzuweisen, dass wir das durchaus auch als Teil der Behörde sehen, bei dem es de facto etwas effizienter und weniger bürokratisch zugeht. Ich möchte klar sagen, dass gerade das Thema Abbau der Bürokratie prioritär betrachtet werden muss, und möchte darauf hinweisen, dass letztes Jahr im Juni von einem Entbürokratisierungsdialog der Sozialpartner die Rede war. Ich kann mich erinnern, dass der Herr Vizekanzler in den Ausschüssen betont hat, dass es zu einer raschen Umsetzung kommen wird.

Offen gesagt: Es ist ein Jahr vergangen, es sind zwölf Monate ins Land gezogen, beinahe 360 Tage, und es hat sich nicht viel bewegt. Insofern glauben wir, dass das Tempo erhöht werden muss, auch bei der Entrümpelung der veralteten Gewerbeord­nung. Das alles steht an.

Herr Vizekanzler, ich kann den Unmut, den Sie über die – ich nenne es einmal freund­lich – Stabilität der Sozialpartner, das Einbetonieren bei manchen Dingen geäußert haben, durchaus verstehen.

Wir hoffen also, dass am 4. Juli, wenn Sie gemeinsam mit Herrn Bundeskanzler Kern ein Wirtschaftsprogramm 2016/2017 präsentieren werden, einerseits entsprechende Schritte gesetzt werden, dass auch beim One-Stop-Shop für Betriebsanlagen­genehmi­gungen und beim One-Stop-Shop für Betriebsgründungen ein Schritt vorwärts gemacht wird und dass die Umsetzung jedenfalls erfolgen kann. Andererseits hoffen wir selbstverständlich, dass es Bewegung seitens der Wirtschaftskammer gibt und die entsprechenden Änderungen bei der Gewerbeordnung endlich vorgenommen werden. (Beifall bei den Grünen.)

17.29


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Nachbaur. – Bitte.

 


17.29.22

Abgeordnete Dr. Kathrin Nachbaur (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Minister! Liebe Kollegen im Hohen Haus! Sehr geehrte Steuerzahler! Es ist sehr erfreulich, dass wir das Vermessungsgesetz ändern, damit das Verfahren im Grenzkataster deutlich effizienter wird. Inhaltlich ist jetzt schon sehr viel dazu gesagt worden, daher nehme ich diese Debatte zum Anlass, festzustellen, dass wir mehr von diesen Gesetzen brauchen, bei denen am Ende eine Vereinfachung und eine Effizienzsteigerung herauskommen.


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Österreich ist ja bekannt dafür, dass wir gut ausgebildete und oft bemühte Staats­bedienstete haben; das Problem ist nur, dass es einfach zu viele und zu komplizierte Gesetze gibt. Fast alle Unternehmer, vor allem KMU und Familienbetriebe, klagen über zu viel Bürokratie und damit zusammenhängend auch über Schikanen.

Ich habe schon bei meinen letzten Reden Beispiele dafür gebracht, was kleinere Unternehmer so alles mitmachen, und erlaube mir auch diesmal, von einer skurrilen Begebenheit aus der gelebten Bürokratie zu berichten.

Eine tüchtige Frau mittleren Alters hat mir erzählt, dass sie ein Bio-Kaffeehaus mit hübschen grünen Vorhängen und grünem Boden, um auf das Bio-Konzept hinzu­weisen, betreibt. Auch der Boden hinter der Theke war grün verfliest. Eines Tages kam der Arbeitsinspektor und stellte fest, dass dieser Boden zu rutschig sei und damit eine Gefahr für die Mitarbeiter berge. Der Boden sei natürlich gegen einen rutschfesten Boden, am besten mit Noppen, auszutauschen. Die Unternehmerin begab sich folglich auf die Suche nach einem solchen Boden und wurde fündig, es gab sogar einen Boden mit grünen Noppen. Natürlich engagierte sie flugs den Bodenleger, hatte alles gerichtet, und bald gab es einen rutschfesten Boden mit grünen Noppen hinter der Theke. Einige Wochen darauf, hat sie mir erzählt, kam allerdings jemand von der Lebensmittelhygiene und verlangte den Austausch des Bodens, da dieser aufgrund der Noppen nicht gut zu reinigen sei. Vermutlich hatte er diesen Eindruck, hat sie gesagt, weil sich das Grün an gewissen Stellen, wo das Personal immer drübermarschierte, wohl etwas abgetreten hatte und eher bräunlich-fleckig erschien. Wie dem auch sei, der Boden wurde ausgetauscht, und jetzt erwartet sie mit einer gewissen Angespannt­heit den nächsten Besuch des Arbeitsinspektors.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe den Bogen absichtlich von dieser vorbild­lichen Vereinfachung des Vermessungswesens bis hin zur unerträglichen Superbüro­kratie, die viele Unternehmer unnötig viel Zeit, Geld und vor allem Nerven kostet, gespannt.

Vizekanzler Mitterlehner sagte völlig zu Recht, dass es einen neuen Standortpakt für unsere Wirtschaft braucht. Deregulierung und Bürokratieabbau müssen im Fokus stehen. Für jedes neue Gesetz sollten wir am besten zwei oder gleich drei alte abschaffen. Im Wirtschaftsbund haben wir bereits mit der konkreten Durchforstung von Vorschriften begonnen, kann ich Ihnen erzählen. Ich hoffe, dass, wie angekündigt, in der Regierung alle mitziehen. Im Sinne des Wirtschaftsstandortes wünsche ich uns allen viel Erfolg dabei. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Bravo!)

17.32


Präsidentin Doris Bures: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Vizekanzler Dr. Mitterlehner. – Bitte.

 


17.32.54

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner: Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Her­ren! Was das Gesetz anlangt, ist inhaltlich de facto alles dargestellt worden. Im End­effekt haben wir eine Novelle des Vermessungsgesetzes, die für den Bürger und die Betroffenen eine raschere Abwicklung bringt, die bürgernäher, kostengünstiger und noch dazu mit größerer Rechtssicherheit verbunden ist. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.– Bitte? Hat Herr Hörl Sie schon wieder angerufen? – Das heißt, ich hoffe auf möglichst breite Zustimmung.

In dem Zusammenhang wird auch immer wieder die Gewerbeordnung angesprochen. Dieses Beispiel der Kollegin Nachbaur macht mich langsam, das muss ich ehrlich sagen, misstrauisch, denn ich höre es jetzt schon mindestens fünfmal in verschiedenen


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Varianten. Ich habe es selbst einmal erzählt. (Abg. Lichtenecker: Rote Fliesen und rote Noppen!) Da ist die Variante mit dem Schlachthaus noch die bessere, weil der Widerspruch zwischen Arbeitsinspektor und Hygiene, zwischen glatt und gerippt, noch besser herauskommt (Zwischenruf des Abg. Jarolim), dort hat man nämlich dann eine glatte und eine gerippte Fliese im Schlachthaus verfliesen lassen und damit beide zufriedengestellt – nicht wirklich zufriedengestellt, aber das Beispiel klingt so gut. Wie auch immer, ich glaube, dass an der Entbürokratisierung kein Weg vorbeiführt.

Liebe Kollegin Ruperta Lichtenecker, ja, wir haben letztes Jahr am 24. Juni diesen Dialog mit der Aufgabenreform- und Deregulierungskommission und den Sozial­partnern geführt. Wir haben einige Vorschläge schon umgesetzt, aber noch nicht weitgehend genug. Es ist daher wirklich höchste Zeit, und wir werden daher, gerade was die Gewerbeordnung anlangt – also zuerst betreffend Anmeldegewerbe und dann betreffend gebundene und reglementierte Gewerbe –, aber auch betreffend Anlage­verfahren einige Vorschläge machen, und das Datum ist angesprochen worden.

Sie können daher davon ausgehen, dass es wie bei diesem Gesetz auch in anderen Bereichen – mit einiger Anlaufmühe, das gebe ich durchaus zu – entsprechend positive Veränderungen geben wird. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

17.35

17.35.11

 


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1115 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die diesem Gesetzentwurf die Zustimmung erteilen, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gelangen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Der Gesetz­entwurf ist somit auch in dritter Lesung einstimmig angenommen.

17.35.575. Punkt

Bericht des Familienausschusses über die Regierungsvorlage (1110 d.B.): Bun­des­gesetz, mit dem ein Gesetz über die Gewährung eines Bonus für Väter wäh­rend der Familienzeit (Familienzeitbonusgesetz – FamZeitbG) erlassen wird sowie das Kinderbetreuungsgeldgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungs­gesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversiche­rungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Ar­beitslosenver­siche­rungsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Einkommen­steu­ergesetz 1988 und das Allgemeine Pensionsgesetz geändert werden (1154 d.B.)

6. Punkt

Bericht des Familienausschusses über den Antrag 1518/A(E) der Abgeordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer längeren Variante des einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes (1155 d.B.)


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7. Punkt

Bericht des Familienausschusses über den Antrag 154/A(E) der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Abschaffung der Zuverdienstgrenze bei Inanspruchnahme des Kinderbetreuungsgeldes (1156 d.B.)

 


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen nun zu den Punkten 5 bis 7, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße nun Frau Bundesministerin Dr. Karmasin.

Als Erste ist Frau Abgeordnete Kitzmüller zu Wort gemeldet. – Bitte.

17.37.13

 


Abgeordnete Anneliese Kitzmüller (FPÖ): Frau Präsident! Frau Minister! Wir kom­men zu dem noch immer nicht besonders aufregenden Thema des Kinderbetreu­ungs­geld-Kontos, weil sich im Endeffekt ja nichts geändert hat. Die Verhandlungen sind abgebrochen worden, weil es geheißen hat, es gibt keine Einigung betreffend den Kündigungsschutz für Väter bei Inanspruchnahme des – noch immer schlecht benannten – Papamonats. Da hat es geheißen, es werde nicht weiter darüber gesprochen, einer hat dem anderen etwas vorgeworfen: Absolute Reformverweige­rung, das wurde Frau Minister Heinisch-Hosek vorgeworfen. Der ÖVP wurde von SPÖ-Seite vorgeworfen, dass der Abbruch der Verhandlungen trotzig und höchst unpro­fessionell sei. Was ist im Endeffekt herausgekommen? – Nichts wirklich Erfreuliches, es hat sich nichts geändert.

Das pauschale Kinderbetreuungsgeld soll laut Regierungsvereinbarung übersichtlich werden, flexibel werden, es soll vereinfacht werden, es soll transparent sein, und die Gesamtdauer der Elternkarenzzeit soll unangetastet bleiben. – Genau gar nichts davon ist eingehalten worden.

Vorweg gesagt: Wir sind einer Weiterentwicklung dieses pauschalen Kinderbetreu­ungs­gelds ja positiv gegenübergestanden, aber dem, was jetzt zustande gekommen ist, können wir nicht zustimmen. Es ist einfach so. (Beifall bei der FPÖ.)

Es gibt keine Vereinfachung, es ist keine Transparenz gegeben, und von Flexibilität kann man auch nicht mehr sprechen. Es wurde sogar vom Sozialministerium fest­gestellt: Es ist „kaum vorstellbar, dass nicht rechtskundige Eltern die Materie in ihrer Komplexität durchblicken können.“ Die Kinderfreunde haben es ebenso angeprangert. Auch der Katholische Familienverband hat gesagt: „Das Lesen, Verstehen und die richtige Anwendung wird für die Betroffenen aus unserer Sicht noch unübersichtlicher und komplizierter.“ (Zwischenruf der Abg. Lueger. – Abg. Königsberger-Ludwig: Sie verstehen es einfach nicht!) – Egal, ob Sie dazwischenrufen, es wird nicht einfacher!

Das Zweite, das wir bekritteln, ist, dass es weiterhin keine Valorisierung des Kinder­betreuungsgelds gibt. Es gibt keine Wertanpassung, die Benachteiligung ist nach wie vor gegeben. Die Kürzung durch die Nichtvalorisierung des Kinderbetreuungsgelds beträgt 40 Prozent. Es ist also nur noch 60 Prozent dessen wert, was wir 2001 beschlossen haben.

Die maximale und beliebteste Variante, die Langvariante, ist auch gekürzt worden: Es sind nicht mehr 30 plus sechs Monate, sondern 30 plus fünf Monate. Bisher hatten AlleinerzieherInnen die Möglichkeit, 30 Monate in Anspruch zu nehmen, jetzt können sie 28 Monate in Anspruch nehmen; bisher hatten sie 13 080 €, in Zukunft bekommen sie 12 368 €.


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Und wenn immer vom Familienzeitbonus gesprochen wird, den es da gibt: Das ist kein Bonus, das ist ein Vorschuss auf den einen Monat, der hinten weggenommen und vorne drangesetzt wird, wenn zwei gleichzeitig zu Hause sind. Nur wie soll diese Väterbeteiligung ausschauen? – Der Vater hat keinen Kündigungsschutz. Welcher Vater wird sich da auf diese, sage ich einmal, Harakiri-Geschichte einlassen und dann zu Hause bleiben? (Beifall bei der FPÖ.)

Dann wird gesagt: Na ja, er kann