Parlament Österreich

 

 

 

 

Stenographisches Protokoll

 

 

 

Bild des Parlamentsgebäudes

 

 

96. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXIV. Gesetzgebungsperiode

 

Dienstag, 1. März 2011

 

 


Stenographisches Protokoll

96. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode                      Dienstag, 1. März 2011

Dauer der Sitzung

Dienstag, 1. März 2011: 9.05 – 22.47 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Erklärung des Bundesministers für europäische und internationale Angele­genheiten gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zur Bilanz der österreichischen Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat sowie zu den brisanten Ereig­nissen in der arabischen Welt, speziell im nordafrikanischen Raum

2. Punkt: Sammelbericht über die Petitionen Nr. 40, 47, 49 bis 53, 55, 59 und 65 sowie über die Bürgerinitiative Nr. 22

3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Seilbahngesetz 2003 – SeilbG 2003 geändert wird

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Organisation der Univer­sitäten und ihre Studien (Universitätsgesetz 2002 – UG) geändert wird

5. Punkt: Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regie­rung der Republik Serbien über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit

6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Wasserrechtsgesetz 1959 geändert wird

7. Punkt: Bericht über den Antrag 808/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Qualitätszielverordnung Ökologie

8. Punkt: Bericht über den Antrag 969/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Einhaltung der Trinkwasser-Informationspflicht

9. Punkt: Bericht über den Antrag 1384/A der Abgeordneten Fritz Grillitsch, Josef Mu­chitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Altlasten­sanierungsgesetz geändert wird

10. Punkt: Bericht des Rechnungshofes gemäß Art. 1 § 8 Bezügebegrenzungsgesetz für die Jahre 2008 und 2009

11. Punkt: Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2010/14

12. Punkt: Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2010/12

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 2

Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 38

Ordnungsrufe ..................................................................................................  38, 68, 110

Geschäftsbehandlung

Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Untersuchung unzulässiger Einflussnahmen im Bereich des Finanzministeriums gemäß § 33 Abs. 1 der Ge­schäftsordnung ................................. 261

Bekanntgabe ................................................................................................................... 60

Verlangen gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 60

Antrag der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen auf Einset­zung eines Untersuchungsausschusses zur näheren Untersuchung der Rolle und Verwicklung des ehemaligen Finanzministers Mag. Karl-Heinz Grasser in der be­ziehungsweise die BUWOG-Affäre gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung ........................................................................................................ 263

Bekanntgabe ................................................................................................................... 60

Verlangen gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kur­zen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 60

Antrag der Abgeordneten Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur näheren Untersuchung der Rolle und Verwicklung des ehemaligen Finanzministers Mag. Karl-Heinz Grasser in der beziehungsweise die BUWOG-Affäre sowie des Abgeordneten zum Natio­nalrat Ing. Peter Westenthaler, ehemaliger Vorstand der Österreichischen Bun­desliga, und des ehemaligen Finanzministers Mag. Karl-Heinz Grasser bezüglich Förderungen der Bundesliga durch die Republik Österreich gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung                    264

Bekanntgabe ................................................................................................................... 60

Verlangen gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kur­zen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 60

Gemeinsame Debatte über diese beiden Anträge auf Einsetzung eines Untersu­chungsausschusses:

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 266

Mag. Ewald Stadler ...........................................................................................  268, 278

Dr. Walter Rosenkranz ............................................................................................... 271

Dr. Günther Kräuter ................................................................................................... 272

Gabriele Tamandl ....................................................................................................... 274

Elmar Podgorschek ................................................................................................... 275

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 277

Ablehnung der drei Anträge auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses ....... 280

Antrag der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen, dem Ver­kehrsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 892/A(E) der Abgeordne­ten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung der Rech­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 3

nungshof-Empfehlungen zu den ÖBB gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäftsordnung eine Frist bis 27. April 2011 zu setzen ............................................ 61

Verlangen gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kur­zen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 61

Redner/Rednerinnen:

Christoph Hagen ........................................................................................................ 182

Wilhelm Haberzettl ..................................................................................................... 185

Dr. Ferdinand Maier ................................................................................................... 186

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................... 187

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 188

Gerald Grosz ............................................................................................................... 190

Ablehnung des Fristsetzungsantrages ........................................................................ 190

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 61

Wortmeldung des Abgeordneten Ing. Norbert Hofer unter Bezugnahme auf § 74a GOG, „Dringlicher Antrag“, Erläuterung Nummer 8 ................................................................................... 170

Mitteilung der Präsidentin Mag. Barbara Prammer in diesem Zusammenhang        172

Unterbrechung der Sitzung ........................................................................................ 203

Aktuelle Stunde (25.)

Thema: „Mutter UND Vater für das Kind: Reformschritte für eine gemeinsa­me Obsorge“           ............................................................................................................................... 38

Redner/Rednerinnen:

Mag. Heribert Donnerbauer ........................................................................................ 38

Bundesministerin Mag. Claudia Bandion-Ortner .................................................... 40

Gabriele Binder-Maier ................................................................................................. 43

Ridi Maria Steibl ........................................................................................................... 44

Ing. Norbert Hofer ........................................................................................................ 45

Mag. Albert Steinhauser .............................................................................................. 46

Mag. Ewald Stadler ...................................................................................................... 48

Dr. Johannes Jarolim .................................................................................................. 50

Anna Höllerer ................................................................................................................ 51

Dr. Peter Fichtenbauer ................................................................................................ 52

Mag. Daniela Musiol ..................................................................................................... 54

Ursula Haubner ............................................................................................................ 55

Rechnungshof

Verlangen gemäß § 99 Abs. 2 der Geschäftsordnung im Zusammenhang mit dem Antrag 1428/A betreffend Gebarungsüberprüfung ................................................................................................ 280

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 57

Auslieferungsbegehren

gegen den Abgeordneten Mag. Ewald Stadler ............................................................. 57


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 4

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag (1427/A)(E) ........................................................................ 142

Begründung: Dr. Eva Glawischnig-Piesczek ............................................................ 143

Bundesminister Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................... 149

Debatte:

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 153

Petra Bayr ................................................................................................................... 155

Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................... 158

Ing. Norbert Hofer ...................................................................................................... 160

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................... 161

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 164

Dr. Josef Cap .............................................................................................................. 166

Erwin Hornek .............................................................................................................. 168

Werner Neubauer ....................................................................................................... 170

Ing. Robert Lugar ....................................................................................................... 172

Dr. Ursula Plassnik .................................................................................................... 174

Carmen Gartelgruber ................................................................................................ 176

Gerald Grosz ............................................................................................................... 178

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................... 179

Christoph Hagen ........................................................................................................ 180

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 181

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 1427/A(E) ............................ 182

Verhandlungen

1. Punkt: Erklärung des Bundesministers für europäische und internationale An­gelegenheiten gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zur Bilanz der österreichischen Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat sowie zu den bri­santen Ereignissen in der arabischen Welt, speziell im nordafrikanischen Raum                                                                                                                                                               62

Bundesminister Dr. Michael Spindelegger ............................................................... 62

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 Abs. 1 der Geschäftsord­nung                   62

Redner/Rednerinnen:

Heinz-Christian Strache .............................................................................................. 66

Dr. Josef Cap ................................................................................................................ 68

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .................................................................................... 70

Dr. Wolfgang Schüssel ................................................................................................ 73

Josef Bucher ................................................................................................................. 75

Mag. Christine Muttonen ............................................................................................. 77

Dr. Ursula Plassnik ...................................................................................................... 78

Dr. Johannes Hübner ................................................................................................... 80

Dr. Alexander Van der Bellen ..................................................................................... 83

Herbert Scheibner ........................................................................................................ 85

Mag. Gisela Wurm ........................................................................................................ 87

Mag. Katharina Cortolezis-Schlager .......................................................................... 88

Harald Vilimsky ............................................................................................................ 90

Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 92

Mag. Ewald Stadler ...................................................................................................... 93

Bundesminister Dr. Michael Spindelegger ............................................................... 95

Hannes Weninger ......................................................................................................... 96


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 5

Wolfgang Großruck ..................................................................................................... 98

Dr. Peter Fichtenbauer .............................................................................................. 100

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 101

Stefan Petzner ............................................................................................................ 102

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Revolutionen im arabischen Raum – Ablehnung ..................................................  82, 122

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Flugverbotszone in Libyen – Ablehnung ................................................................  85, 123

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Dr. Ursula Plassnik, Mag. Alev Korun, Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Österreichs Kandidatur für den VN-Menschenrechtsrat – Annahme (E 145) ...............................................................  89, 123

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Dr. Wolfgang Schüs­sel, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Forderung an die iranische Regie­rung, die beiden iranischen Oppositionsführer Mehdi Karroubi und Mir-Hossein Moussavi unverzüglich freizulassen – Annahme (E 146)  97, 123

2. Punkt: Sammelbericht des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen über die Petitionen Nr. 40, 47, 49 bis 53, 55, 59 und 65 sowie über die Bürgerini­tiative Nr. 22 (1046 d.B.) ................ 103

Redner/Rednerinnen:

Dr. Susanne Winter .................................................................................................... 104

Mag. Rosa Lohfeyer ................................................................................................... 105

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 106

Mag. Gertrude Aubauer ............................................................................................. 107

Ursula Haubner .......................................................................................................... 108

Werner Neubauer ....................................................................................................... 110

Ulrike Königsberger-Ludwig .................................................................................... 110

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 112

Anna Höllerer .............................................................................................................. 113

Josef Jury .................................................................................................................... 114

Gerhard Huber ............................................................................................................ 115

Bernhard Vock ............................................................................................................ 116

Johann Hechtl ............................................................................................................. 117

Christian Lausch ........................................................................................................ 117

Ridi Maria Steibl ......................................................................................................... 118

Hermann Lipitsch ....................................................................................................... 119

Hannes Weninger ....................................................................................................... 120

Erwin Preiner .............................................................................................................. 121

Erich Tadler ................................................................................................................. 122

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1046 d.B. ................................................... 122

3. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1006 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Seilbahngesetz 2003 – SeilbG 2003 ge­ändert wird (1038 d.B.) ........................... 123

Redner/Rednerinnen:

Anton Heinzl ............................................................................................................... 123

Franz Hörl .................................................................................................................... 124

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................... 126

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 127

Christoph Hagen ........................................................................................................ 128

Bundesministerin Doris Bures ................................................................................. 129


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 6

Dietmar Keck .............................................................................................................. 130

Johann Rädler ............................................................................................................ 131

Mag. Rosa Lohfeyer ................................................................................................... 132

Mag. Josef Auer ......................................................................................................... 132

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 133

4. Punkt: Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (1054 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Organisation
der Universitäten und ihre Studien (Universitätsgesetz 2002 – UG) geändert wird (1079 d.B.)                   134

Redner/Rednerinnen:

Dr. Walter Rosenkranz ............................................................................................... 134

Mag. Katharina Cortolezis-Schlager ........................................................................ 135

Dr. Kurt Grünewald .................................................................................................... 137

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................... 139

Bundesministerin Mag. Dr. Beatrix Karl ................................................................. 140

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................... 190

Mag. Silvia Fuhrmann ................................................................................................ 194

Dr. Andreas Karlsböck .............................................................................................. 194

Dr. Sabine Oberhauser, MAS ................................................................................... 195

Dr. Alexander Van der Bellen ................................................................................... 196

Anna Franz .................................................................................................................. 198

Dr. Ruperta Lichtenecker .......................................................................................... 199

Elmar Mayer ................................................................................................................ 200

Erwin Preiner .............................................................................................................. 201

Heidrun Silhavy .......................................................................................................... 202

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Angleichung der Zahl ausländischer Studierender an österreichischen Universitäten an den OECD-Durchschnitt – Ab­lehnung .......................................................................  193, 203

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 203

5. Punkt: Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (878 d.B.): Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Republik Serbien über wissenschaftlich-technische Zusammenar­beit (1080 d.B.) ........................................ 203

Redner/Rednerinnen:

Mag. Karin Hakl .......................................................................................................... 203

Elmar Mayer ................................................................................................................ 204

Dr. Kurt Grünewald .................................................................................................... 205

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................... 205

Dr. Walter Rosenkranz ............................................................................................... 206

Genehmigung des Staatsvertrages ............................................................................. 206

Gemeinsame Beratung über

6. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über die Regierungsvorlage (1030 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Wasserrechtsgesetz 1959 geändert wird (1082 d.B.)                                                      206

7. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 808/A(E) der Abge­ordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Qualitätsziel­verordnung Ökologie (1083 d.B.)                         206


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 7

8. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 969/A(E) der Abge­ordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einhaltung der Trinkwasser-Informationspflicht (1084 d.B.)              ............................................................................................................................. 206

Redner/Rednerinnen:

Ing. Norbert Hofer ...................................................................................................... 207

Ing. Hermann Schultes .............................................................................................. 209

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 210

Petra Bayr ................................................................................................................... 212

Gerhard Huber ............................................................................................................ 215

Bundesminister Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................... 215

Konrad Steindl ............................................................................................................ 217

Josef A. Riemer .......................................................................................................... 218

Andrea Gessl-Ranftl .................................................................................................. 220

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 220

Erwin Hornek .............................................................................................................. 222

Rudolf Plessl ............................................................................................................... 222

Mag. Johann Maier ..................................................................................................... 223

Mag. Josef Auer ......................................................................................................... 224

Peter Stauber .............................................................................................................. 224

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag – Ableh-
nung .....................................................................................................................  208, 225

Annahme des Gesetzentwurfes in 1082 d.B. .............................................................. 225

Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 1083 und 1084 d.B. .......................... 225

9. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 1384/A der Abgeord­neten Fritz Grillitsch, Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Altlastensanierungsgesetz geändert wird (1085 d.B.) ............................................................................................. 226

Redner/Rednerinnen:

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 226

Ing. Hermann Schultes .............................................................................................. 227

Josef Muchitsch ......................................................................................................... 229

Bernhard Themessl ................................................................................................... 229

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................... 230

Fritz Grillitsch ............................................................................................................. 231

Johann Rädler ............................................................................................................ 231

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 232

10. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses betreffend den Bericht des Rechnungshofes gemäß Art. 1 § 8 Bezügebegrenzungsgesetz für die Jahre 2008 und 2009 (III-189/1065 d.B.)                    232

Redner/Rednerinnen:

Mag. Ruth Becher ...................................................................................................... 232

Dorothea Schittenhelm ............................................................................................. 233

Carmen Gartelgruber ................................................................................................ 234

Mag. Birgit Schatz ...................................................................................................... 235

Martina Schenk ........................................................................................................... 237

Ing. Erwin Kaipel ........................................................................................................ 238

August Wöginger ....................................................................................................... 238

Mag. Kurt Gaßner ....................................................................................................... 240


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 8

Mag. Josef Lettenbichler ........................................................................................... 240

Rechnungshofpräsident Dr. Josef Moser ............................................................... 241

Kenntnisnahme des Berichtes III-189 d.B. ................................................................... 243

11. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses betreffend den Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2010/14 (III-196/1066 d.B.) .................................................................................. 243

Redner/Rednerinnen:

Mag. Christine Lapp ................................................................................................... 243

Hermann Gahr ............................................................................................................ 244

Wolfgang Zanger ........................................................................................................ 245

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 246

Martina Schenk ........................................................................................................... 248

Stefan Prähauser ........................................................................................................ 249

Konrad Steindl ............................................................................................................ 250

Maximilian Linder ....................................................................................................... 250

Ewald Sacher .............................................................................................................. 251

Werner Herbert ........................................................................................................... 252

Kenntnisnahme des Berichtes III-196 d.B. ................................................................... 253

12. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses betreffend den Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2010/12 (III-187/1067 d.B.) .................................................................................. 253

Redner/Rednerinnen:

Mag. Michael Schickhofer ......................................................................................... 253

Erwin Hornek .............................................................................................................. 254

Alois Gradauer ........................................................................................................... 254

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 256

Ing. Robert Lugar ....................................................................................................... 257

Rosemarie Schönpass .............................................................................................. 258

Johann Singer ............................................................................................................ 258

Dr. Günther Kräuter ................................................................................................... 259

Rechnungshofpräsident Dr. Josef Moser ............................................................... 260

Kenntnisnahme des Berichtes III-187 d.B. ................................................................... 261

Eingebracht wurden

Petitionen ...................................................................................................................... 57

Petition betreffend „Für ein Plastiksackerlverbot in Österreich“ (Ordnungsnum­mer 74) (überreicht vom Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber)

Petition betreffend „Sofortiger Baustart des Brenner Basistunnels“ (Ordnungs­nummer 75) (überreicht vom Abgeordneten Hermann Gahr)

Bürgerinitiative ............................................................................................................ 57

Bürgerinitiative betreffend „Ergänzung des § 46 (1) SchOG“ (Ordnungsnum­mer 27)

Regierungsvorlagen ................................................................................................... 57

1062: Rahmenabkommen zwischen der Europäischen Union und ihren Mitglied­staaten einerseits und der Republik Korea andererseits

1069: Internationale Arbeitsorganisation (IAO); Übereinkommen (Nr. 187) über den Förderungsrahmen für den Arbeitsschutz sowie Empfehlung (Nr. 197) betref­fend den Förderungsrahmen für den Arbeitsschutz


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 9

1070: Bundesgesetz, mit dem das Berufsreifeprüfungsgesetz geändert wird

1071: Protokoll zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland zur Abänderung des am 24. August 2000 in Berlin unterzeichneten Abkommens zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steu­ern vom Einkommen und vom Vermögen

1072: Trilaterales Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Zusammenarbeit im Bereich Film

1073: Bundesgesetz, mit dem das Außenhandelsgesetz 2011 – AußHG 2011 er­lassen wird

1074: Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz 2003 – TKG 2003 geändert wird

1075: Bundesgesetz, mit dem die Strafprozessordnung 1975 und das Sicher­heitspolizeigesetz geändert werden

1076: Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz – LSDB-G

1077: Bundesgesetz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz und das Ar­beitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert werden

1078: Fremdenrechtsänderungsgesetz 2011 – FrÄG 2011

1081: Bundesgesetz, mit dem das Gaswirtschaftsgesetz 2011 erlassen sowie das Energie-Control-Gesetz und das Preistransparenzgesetz geändert werden

Berichte ......................................................................................................................... 59

III-208: Bericht, Reihe Bund 2011/2; Rechnungshof

III-210: Bericht betreffend Legislativ- und Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für 2011 sowie Achtzehnmonatsprogramm des spanischen, belgi­schen und ungarischen Vorsitzes; BM f. Inneres

III-211: Bericht betreffend Jahresvorschau auf der Grundlage des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission für 2011 sowie des Achtzehn­monatsprogramms des spanischen, belgischen und ungarischen Ratsvorsitzes; BM f. Justiz

III-212: Bericht zum EU-Arbeitsprogramm 2011 auf der Grundlage des Achtzehn­monatsprogramms des spanischen, belgischen und ungarischen Ratsvorsitzes sowie des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission für das Jahr 2011; BM f. europäische und internationale Angelegenheiten

III-213: Bericht betreffend Jahresvorschau 2011 auf der Grundlage des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission beziehungsweise zum Jah­resprogramm des Rates; BM f. Gesundheit

III-215: Bericht betreffend EU-Jahresvorschau 2011 zum jährlichen Arbeitspro­gramm der Kommission beziehungsweise des Rates; BM f. Finanzen

III-216: Bericht zu den Vorhaben der Europäischen Union 2011; BM f. Wirtschaft, Familie und Jugend

III-218: Bericht betreffend Österreichische Sicherheitsstrategie, Sicherheit in ei­ner neuen Dekade – Sicherheit gestalten; Bundesregierung


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 10

Anträge der Abgeordneten

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausstieg Öster­reichs aus dem Euratom-Vertrag (1427/A)(E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen auf Gebarungsüberprüfung durch den Rechnungshof gemäß § 99 Abs. 2 GOG (1428/A und Zu 1428/A)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend faire und solidarische Gestaltung des Selbstbehaltes bei Medikamenten (1429/A)(E)

Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen betreffend Freiwilliges Ökologisches Jahr – Familienbeihilfe bis 25 (1430/A)(E)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Verbot der Ent­nahme von Federn und Daunen vom lebenden Tier (1431/A)(E)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbesserung der ambu­lanten psychotherapeutischen Versorgung (1432/A)(E)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erstellung nationaler Ge­sundheitsziele unter Einbeziehung von sozialen Determinanten (1433/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Detailauswertung und Nach­untersuchung der PISA-Ergebnisse (1434/A)(E)

Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schulreisen nach Brüssel (1435/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nulltoleranz für nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Futtermitteln (1436/A)(E)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Verfolgung von religiösen, ethnischen und sprachlichen Minderheiten und den notwendigen Einsatz der EU für Menschenrechts- und Minderheitenschutz (1437/A)(E)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Urhebervertrags­recht (1438/A)(E)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend flächendeckende abgestufte Hospiz- und Palliativversorgung (1439/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Schaffung von Ausbil­dungsprogrammen zum Elektro-Kfz-Mechaniker (1440/A)(E)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen gemäß Artikel 49b B-VG auf Durchführung ei­ner Volksbefragung über die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht (1441/A)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das BStG (Bundesstraßengesetz 1971) geändert und das Infrastruktur-Evaluie­rungsergebnis von 2010 hinsichtlich der Streichung einer Teilstrecke der geplanten S 31 Burgenland Schnellstraße umgesetzt wird (1442/A)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die XXIV. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates vorzeitig beendet wird (1443/A)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer ver­pflichtenden Sprachstandserhebung bei Kindern mit Migrationshintergrund vor Eintritt in die Primärschule (1444/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 11

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zinspolitik der österreichischen Banken (1445/A)(E)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zinspolitik der österreichischen Banken (1446/A)(E)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend den Transfer sämt­licher Goldbestände der OeNB auf Hoheitsgebiet der Republik Österreich (1447/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Aktiengesellschaften (Aktiengesetz – AktG), BGBl. 98/1965, ge­ändert wird (1448/A)

Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Familienbeihilfe auch für Ausbildung zum Sozialfachbetreuer in der Berufstätigenform (1449/A)(E)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungs­gesetz 1975), BGBl. 410/1975, geändert wird (1450/A)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform der Invaliditätspension (1451/A)(E)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verlängerung der Übergangs­fristen zur Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes für neue EU-Mitgliedstaaten (1452/A)(E)

Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der Förderung für Frauenhäuser (1453/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung eines „Gütesie­gels Personenbetreuung“ (1454/A)(E)

Sonja Ablinger, Mag. Silvia Fuhrmann, Mag. Heidemarie Unterreiner, Mag. Dr. Wolf­gang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Büchereiförderung Neu“ und Mas­terplan für öffentliche Büchereien (1455/A)(E)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer Subventions-Transparenzdatenbank für die Bereiche Kunst & Kultur (1456/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend das Verbot einer Patentie­rung von Leben (1457/A)(E)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Förderung der Freiwilligkeit (1458/A)(E)

Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot von „Lava red“ und „Monkey go bananas“, der Nachfolgeprodukte von „Spice“ im Suchtmittelgesetz (1459/A)(E)

Fritz Grillitsch, Mag. Kurt Gaßner, Harald Jannach, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirkl­huber, Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen gegen Spe­kulationen mit Agrarrohstoffen (1460/A)(E)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mitwirkung von Organen der Bundespolizei bei der Vollziehung des steirischen Bettelverbotes (1461/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (1462/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 12

Ing. Hermann Schultes, Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Plastiktrag­taschen (1463/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Überwachungsmaßnahmen gegen politische Funktionsträger und Mandatare (7623/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Überwachungsmaßnahmen gegen politische Funktionsträger und Mandata­re (7624/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend Überwachungsmaßnahmen gegen politische Funk­tionsträger und Mandatare (7625/J)

Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend mögliche Überwachung von Mitgliedern verschiedener Landesregierungen (7626/J)

Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Stand der Ermittlungen bei dubiosen Staatsbürgerschaftszuerkennungen in Salz­burg (7627/J)

Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend mögliche Überwachung von Mitgliedern verschiedener Landesregierungen (7628/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Integrationsvereinbarung in Österreich 2010“ (7629/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Ge­samtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7630/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7631/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Beloh­nungen für das Jahr 2010 (7632/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7633/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7634/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7635/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7636/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7637/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7638/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 13

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7639/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7640/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7641/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7642/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung betreffend die Gesamtkosten von Prämien und Belohnungen für das Jahr 2010 (7643/J)

Martina Schenk, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend: „Reine Männerberufe gibt es nicht mehr“ (7644/J)

Erich Tadler, Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Kosten für Beraterauf­träge des Ressorts (7645/J)

Erich Tadler, Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Un­terricht, Kunst und Kultur betreffend Kosten für Berateraufträge des Ressorts (7646/J)

Erich Tadler, Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Kosten für Berateraufträge des Ressorts (7647/J)

Erich Tadler, Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ge­sundheit betreffend Kosten für Berateraufträge des Ressorts (7648/J)

Erich Tadler, Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Kosten für Berateraufträge des Ressorts (7649/J)

Erich Tadler, Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend keine Anklage nach Mordversuch (7650/J)

Erich Tadler, Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend keine Anklage nach Mordversuch (7651/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend wiederholt rassistische „Amtshandlungen“ in der Polizei (7652/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inne­res betreffend „GODIAC“-Einsatz am 28. Jänner 2011 in Österreich (7653/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Wegfall der Unterbringungsvoraussetzung wegen reiner Vermögensdelin­quenz (7654/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Wonder Sprachinstitut (7655/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 14

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend die Ausgestaltung der Leistungs- und Fi­nanzierungsbedingungen zwischen dem AMS und Fraueneinrichtungen (7656/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Einstellung eines Verfahrens durch die Salzburger Staatsanwaltschaft (7657/J)

Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend unklare Höhe der Schieneninvestitionen bis 2016 und den Bau des Brenner-Basistunnels (7658/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Gesundheit betreffend: Gesundheitsrisiko recycelter Lebensmittelverpackung? (7659/J)

Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend regelmäßige Kontrollen über die Einhal­tung der vorgeschriebenen Grenzwerte bei Funksendeanlagen (7660/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Kohle da“, „Hahaha“ (7661/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend „Tourismusförderung 2010 – Österreichische Hotel- und Tourismusbank GmbH (ÖHT)“ (7662/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend „Ermittlungen und Anzeigen nach § 222 StGB (Tierquälerei) durch die Exe­kutive im Jahr 2009 und 2010“ (7663/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Anzeigen beziehungsweise Strafverfahren nach § 222 StGB (Tierquälerei) im Jahr 2009 und 2010“ (7664/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Vollziehung des Pflanzen­schutzmittelgesetzes für das Jahr 2010“ (7665/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend aktuellen Stand der Lkw-Kontrollen (7666/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend aktuellen Stand der Lkw-Kontrollen (7667/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend Therapie-Defizit bei der feuchten altersbedingten Makuladegeneration (AMD) (7668/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Vereinbarung gem. Artikel 15a B-VG über die Einfüh­rung der halbtägigen kostenlosen und verpflichtenden frühen Förderung in institutionel­len Kinderbetreuungseinrichtungen (7669/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissen­schaft und Forschung betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht an Öster­reichs Universitäten für die Jahre 2008 und 2009 (7670/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Blutspenden durch Grundwehrdiener (7671/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 15

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Installierung eines Ministeriumssprechers zur Vermittlung der Botschaft „Wir sind die Guten“ (7672/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, So­ziales und Konsumentenschutz betreffend Anerkennung der Taubblindheit als eigen­ständige Art der Behinderung (7673/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend LehrerInnenmangel (7674/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft, Familie und Jugend betreffend die Energieregulierungsbehörde E-Control (7675/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die gescheiterte „Internetoffensive Österreich“ (7676/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend BMVIT aktiv – Eisenbahn-Publikationen statt Ei­senbahn-Sicherheit (7677/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Mietentgang der BIG in der Riemergasse (7678/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Mietentgang der BIG in der Nordbergstraße (7679/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissen­schaft und Forschung betreffend Einmietung Nordbergstraße 15, 1090 WU-Wien/Insti­tut für Produktionsmanagement (7680/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Einmietung Vienna City/Justiz-Tower, Marxergasse (7681/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Umweltbelastung durch Feu­erwerkskörper 2010/2011“ (7682/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Vollziehung des Futtermittel­gesetzes im Jahr 2010“ (7683/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Spionagesatelliten und Datenschutz“ (7684/J)

Mag. Kurt Gaßner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend budgetäre und infrastrukturelle Auswirkungen der Schließungen von Bezirks­gerichten (7685/J)

Mag. Kurt Gaßner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend budgetäre und infrastrukturelle Auswirkungen der Schließungen von Gen­darmerie- beziehungsweise Polizeiposten (7686/J)

Mag. Kurt Gaßner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend budgetäre und infrastrukturelle Auswirkungen der Schließungen von Postämtern (7687/J)

Mag. Kurt Gaßner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend budgetäre und infrastrukturelle Auswirkungen der Schließungen von Finanz­ämtern (7688/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 16

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Verletzungen und Todesfälle von Exekutivbeamten im Dienst“ (7689/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Nichtrückkehr von einem Freigang, Ausgang oder Strafunterbrechung 2009 (7690/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die gerichtliche Einforderung ausständiger Kirchenbeiträge (7691/J)

Mag. Silvia Fuhrmann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend „Avantgarde GesmbH: Ein Fest für Bruno“ im Wiener Burgtheater (7692/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Einhebung der Kammerumlage von Tourismusbetrieben (7693/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend die Budgetsituation bei der Österreich Werbung (7694/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend den Getränkekauf mit Registrierung (7695/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend die seit Beginn der Wehrpflichtdebatte getätigten Werbeein­schaltungen des Ministeriums in diversen Medien (7696/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Duldung des Aufenthalts von illegalen Drogendealern (7697/J)

Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zivildienstleistende 2010 (7698/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Finanzierung und Ausrich­tung der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (7699/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Finanzierung und Ausrichtung der österreichischen Entwicklungszusam­menarbeit (7700/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Feststellung der notwendigen körperlichen und geistigen Eignung der Politiker von ÖVP und FPÖ gemäß Wehrgesetz (7701/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend: Not in Dosen? AHS in Containerklassen (7702/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend bildungspolitische Landvermessung des Bundeslan­des Tirol in Form von Containerklassen (7703/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 17

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend bildungspolitische Landvermessung des Bundeslan­des Vorarlberg in Form von Containerklassen (7704/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend bildungspolitische Landvermessung der Steiermark in Form von Containerklassen (7705/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend bildungspolitische Landvermessung des Bundeslan­des Kärnten in Form von Containerklassen (7706/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend bildungspolitische Landvermessung des Bundeslan­des Burgenland in Form von Containerklassen (7707/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend bildungspolitische Landvermessung des Bundeslan­des Niederösterreich in Form von Containerklassen (7708/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend bildungspolitische Landvermessung des Bundeslan­des Oberösterreich in Form von Containerklassen (7709/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Gesamtschüler kaum besser als Hauptschüler der dritten Leistungsgruppe (7710/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend kostengünstigen Internetzugang für Schüler in Com­puterklassen (7711/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend gefahrlose Nutzung von WLAN-Verbindungen an Ös­terreichs Schulen (7712/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Hauptschullehrer, die an der Neuen Mittelschule zu AHS-Lehrern werden (7713/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend Einwirkungen von WLAN-Verbindungen auf Schulkinder (7714/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Kosten der Pestizidkontrollen in Österreich (7715/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend bildungspolitische Landvermessung des Bundeslan­des Salzburg in Form von Containerklassen (7716/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Disco-Unfälle in Österreich 2009 und 2010“ (7717/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Private Mini-Drohnen“ (7718/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „StPO-Novelle: Strafprozess und Privatbeteiligung – Entwicklung 2010“ (7719/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Strafaufschub bei rechtskräftigen Verurteilungen“ (7720/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend „Feuerwerkskörper und Gesundheitsschäden 2010“ (7721/J)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fami­lie und Jugend betreffend Maßnahmen für mehr Kinderschutz vor Misshandlung und Missbrauch – BZÖ-Offensive: Mehr Kinderschutz jetzt! – Tag 1 Woche 1 (7722/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 18

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Maßnahmen für mehr Kinderschutz vor Misshandlung und Missbrauch – BZÖ-Offensi­ve: Mehr Kinderschutz jetzt! – Tag 1 Woche 1 (7723/J)

Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „amtswegiges Politisieren“ der Staatsanwaltschaft Wien bei Ermittlungsverfah­ren (7724/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Nachbesetzung von Lehrerstellen (7725/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Implikationen der Klassenschülerhöchstzahl 25 (7726/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend pädagogische Wirksamkeit der Maßnahme „Klassen­schülerhöchstzahl 25“ (7727/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Strafanzeige nach § 248 StGB (7728/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Werbemaßnahmen und Kosten betreffend „Postler zur Polizei“ (7729/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Umgang eines Polizeioffiziers mit einer Parkstrafe (7730/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Anti-Diskriminierungskurse (7731/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend die zwangsweise Umstellung aller Hauptschulen auf Neue Mittelschulen (7732/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend sonderpädagogische Förderschwerpunkte im Schul­versuch „Neue Mittelschule“ (7733/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Durcheinander beim Einsatz niederösterreichischer Hauptschullehrer (7734/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Studenten, die ohne Ausbildungsabschluss unterrich­ten (7735/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Videoüberwachung öffentlicher Plätze (7736/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Schließung von Polizeidienststellen in Vorarlberg und in anderen Bundeslän­dern (7737/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Wald-Wild-Pro­blematik (7738/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Listerien in Kärntner Speckverhackertem (7739/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 19

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Datenmissbrauch mit gerichtlichen Exekutionsdaten (7740/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend rechtsextremen Witikobund (7741/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Nachfragen zum Fuhrpark der Bundesregierung beziehungsweise Rahmenvertrag (7742/J)

Dr. Sabine Oberhauser, MAS, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung betreffend Pläne zur Errichtung einer medizinischen Pri­vatuniversität in Krems (7743/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Falschgeld (7744/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Verschleierungspolitik rund um Österreichs Goldreserven (7745/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend widerrechtlich abgehörtes Telefonat (7746/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Ermittlungen auf Basis eines widerrechtlich abgehörten Telefonats (7747/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Bereitschaftspolizei (7748/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Währungskraftzersetzung durch Irland und Portugal (7749/J)

Peter Stauber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Gehälter für LehrerInnen an Land­wirtschaftlichen Fachschulen in Kärnten (7750/J)

Adelheid Irina Fürntrath-Moretti, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend den Austausch der Kaliumjodid-Tabletten in Schulen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen bei schweren Kernkraftwerksunfällen (7751/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Kilometergeld für E-RollstuhlfahrerInnen (7752/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inne­res betreffend gerichtlich strafbare Handlungen sogenannter Bettelbanden (7753/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Honorar Josef K. und Finanzstrafverfahren (7754/J)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissen­schaft und Forschung betreffend „Plagiatsvorwurf“ Doktorarbeit Johannes Hahn (7755/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung (7756/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung betreffend Aufwendungen für Energie einsparende Maßnahmen sowie Instandhaltungsmaßnahmen und allgemeine Baumaßnahmen an den universitär ge­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 20

nutzten Objekten sowie die allgemeinen Personalkosten im Bereich des nicht wissen­schaftlichen Personals, aufgegliedert nach hauptsächlichen Tätigkeitsbereichen (7757/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Aufwendungen für Energie einsparende Maßnahmen sowie In­standhaltungsmaßnahmen und allgemeine Baumaßnahmen an den genutzten Objek­ten sowie die allgemeinen Personalkosten im Bereich des nicht lehrenden Personals, aufgegliedert nach hauptsächlichen Tätigkeitsbereichen (7758/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Aufwendungen für Energie einsparende Maßnahmen sowie Instandhaltungsmaß­nahmen und allgemeine Baumaßnahmen an den justizanstaltlich genutzten Objekten sowie die allgemeinen Personalkosten im Bereich des nicht im Vollzug befindlichen Personals, aufgegliedert nach hauptsächlichen Tätigkeitsbereichen (7759/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend „Strafrechtliche Anti-Doping-Bestimmungen – Kriminalpolizeiliche oder staats­anwaltlich angeordnete Ermittlungen“ (7760/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, So­ziales und Konsumentenschutz betreffend „Kaufsucht (Shopping-Sucht) eine Abhän­gigkeitserkrankung“ (7761/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Strafrechtliches Entschädigungsgesetz – Zahlen 2010“ (7762/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Fluggastentschädigung nach der VO (EG) Nr. 261/2004 – Beschwerden von Fluggästen 2010“ (7763/J)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend: Genug gezahlt für Nationalbankprivilegien (7764/J)

Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend ausgelagerte Staatsschulden (7765/J)

Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Förderungen für private Schulerhalter (7766/J)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Maßnahmen für mehr Kinderschutz vor Misshandlung und Missbrauch – BZÖ-Offensi­ve: Mehr Kinderschutz jetzt! – Tag 8 Woche 2 (7767/J)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fami­lie und Jugend betreffend Maßnahmen für mehr Kinderschutz vor Misshandlung und Missbrauch – BZÖ-Offensive: Mehr Kinderschutz jetzt! – Tag 8 Woche 2 (7768/J)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betref­fend Lösung für SportwissenschafterInnen in Kur- und Rehabilitationszentren (7769/J)

Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend Stand der Verhandlungen zur Spitalsreform Anfang 2011 (7770/J)

Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Gutachten des Verfas­sungsdienstes des Bundeskanzleramts (7771/J)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Bundesklimaschutzgesetz (7772/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 21

Stefan Petzner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Kaufvertrag zwischen der Republik Österreich und der BayernLB (7773/J)

Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die Anfragebeantwortung vom 14. Dezember 2010 bezüglich des Integrationspro­jektes OSETO (7774/J)

Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Maßnahmen des Gesundheitsministeriums betreffend den Wirkstoff Glyphosat (7775/J)

Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Maßnahmen des Landwirtschafts­ministeriums betreffend den Wirkstoff Glyphosat (7776/J)

Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Kampagnenführung im Gesundheitsministerium am Beispiel von „Weniger Salz ist g'sünder“ (7777/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Lkw-Mautzuschlag zugunsten der Schie­ne im Unterinntal (7778/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend mögliche Schadenersatzklagen in Millionenhöhe aufgrund § 7a Tabakgesetz (7779/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend die statistische Erfassung von Schwangerschaftsabbrüchen (7780/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Bezug einer Invaliditätspension durch den mut­maßlichen Kindesmörder Milosav M. (7781/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend frühzeitiges Verlassen von Ausschusssitzungen (7782/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Hausdurchsuchungen bei Geschäftsfreund des Wolfgang Priklopil (7783/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Maßnahmen für eine mögliche Flüchtlingswelle (7784/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend unklare Formulierung in § 90 Abs. 2 Aktiengesetz (7785/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Öffentlichkeitsgefährdung, Gesundheitsgefährdung und Umweltverschmutzung des wilden Schießens in Österreich (7786/J)

Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend e-card-Betrug (7787/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Asylwerberinformationssystem (7788/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Agrarfördermittel der EU und des Bundes für das LFI Österreich (7789/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 22

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Neufestsetzung des Vorrückungsstichtags nach dem EuGH-Urteil im Fall Hüt­ter (7790/J)

Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fa­milie und Jugend betreffend Benzin- und Dieselpreise (7791/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Kennzeichnung von Lecithin aus Gen-Soja (7792/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Kennzeichnung von Lecithin aus Gen-Soja (7793/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Zurverfügungstellung von PISA-Rohdaten (7794/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Aufwendungen für Energie einsparende Maßnahmen sowie Instandhaltungs­maßnahmen und allgemeine Baumaßnahmen an den genutzten Objekten sowie die allgemeinen Personalkosten im Bereich des nicht lehrenden Personals, aufgegliedert nach hauptsächlichen Tätigkeitsbereichen (7795/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, So­ziales und Konsumentenschutz betreffend Einschränkungen beim Zugang zur 24-Stun­den-Betreuung (7796/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Lehrstellenanbieter Bundesheer (7797/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Zensur – Löschung eines Artikels von Internetseite des BMLVS (7798/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Bankomat und Kriminalität (7799/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Verbot des eigenständigen Scharfschießens von HSV mit StG 58 und StG 77 (7800/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Elektrorollstühle auf Radwegen und in ihrem Um­feld (7801/J)

Rudolf Plessl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Unterbringungsmöglichkeiten für Jugendliche und Familien (7802/J)

Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend aktenwidrige, unrichtige und willkürliche Annahmen der Staatsanwaltschaft Wien (7803/J)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend menschenrechtswidrige Vertragsuntreue der Republik Österreich, Teil 2 (7804/J)

Ulrike Königsberger-Ludwig, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend „Erhöhung der Schutzmaßnahmen für PolizistInnen im Außendienst“ (7805/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 23

Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Lan­desverteidigung und Sport betreffend die Förderung für forcierte Jugendarbeit im Hin­blick auf die Fußballeuropameisterschaft 2008 (7806/J)

Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend die Förderung für forcierte Jugendarbeit im Hinblick auf die Fußball­europameisterschaft 2008 (7807/J)

Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Drittschuldnerklage der Österreichische Fußball Bundesliga (7808/J)

Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissen­schaft und Forschung betreffend Studienbeihilfe (7809/J)

Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Familienbeihilfe für Eltern von Studierenden (7810/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Auswirkungen der Erkenntnisse V 88,89/10-9 und V 87/10-9 des Verfas­sungsgerichtshofes (7811/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend die Federkrone Montezumas (7812/J)

Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Behandlung von Bürgeranliegen im BMWFJ (7813/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Öffentlichkeitsgefährdung, Gesundheitsgefährdung und Umweltverschmutzung des wilden Schießens in Öster­reich (7814/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Euratom (7815/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend elektronische Pkw-Vignette – mögliche Belastungswelle für Autofahrer (7816/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung und Sport betreffend geplante Ausmusterung der Alouette-Hubschrauber und Einsparung der Kaserne Aigen im Ennstal (7817/J)

Werner Amon, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Kriterien der „Neuen Mittelschule“ (7818/J)

Stefan Petzner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Information über eine Telefonüberwachung (7819/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Sexuelle Gewalt: Vergewaltigungen in Österreich – Gerichtsverfahren 2010“ (7820/J)

*****

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Präsidentin des Natio­nalrates betreffend die Aufstellung der Statue „I Romni“ von Ulrike Truger (55/JPR)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 24

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an die Präsidentin des Nationalrates betreffend Fristverlängerung bei Barrierefreiheit im Behindertengleichstellungsgesetz (56/JPR)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen (6985/AB zu 7083/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen (6986/AB zu 7084/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (6987/AB zu 7085/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (6988/AB zu 7086/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (6989/AB zu 7091/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (6990/AB zu 7094/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (6991/AB zu 7118/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (6992/AB zu 7123/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (6993/AB zu 7143/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kol­leginnen und Kollegen (6994/AB zu 7089/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (6995/AB zu 7087/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (6996/AB zu 7088/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen (6997/AB zu 7102/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (6998/AB zu 7101/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen (6999/AB zu 7336/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kol­leginnen und Kollegen (7000/AB zu 7090/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (7001/AB zu 7099/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kol­leginnen und Kollegen (7002/AB zu 7103/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 25

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Ferdinand Maier, Kolleginnen und Kollegen (7003/AB zu 7097/J)

der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (7004/AB zu 7112/J)

der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7005/AB zu 7205/J)

der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (7006/AB zu 7394/J)

der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7007/AB zu 7178/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Johannes Jarolim, Kolleginnen und Kollegen (7008/AB zu 7098/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen (7009/AB zu 7119/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen (7010/AB zu 7122/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen (7011/AB zu 7151/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (7012/AB zu 7100/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7013/AB zu 7126/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen (7014/AB zu 7127/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7015/AB zu 7168/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7016/AB zu 7218/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (7017/AB zu 7241/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (7018/AB zu 7242/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7019/AB zu 7314/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 26

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7020/AB zu 7316/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7021/AB zu 7317/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7022/AB zu 7322/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7023/AB zu 7323/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen (7024/AB zu 7334/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (7025/AB zu 7470/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (7026/AB zu 7107/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen (7027/AB zu 7128/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Christian Höbart, Kolleginnen und Kollegen (7028/AB zu 7224/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (7029/AB zu 7108/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7030/AB zu 7175/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen (7031/AB zu 7289/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7032/AB zu 7313/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7033/AB zu 7357/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (7034/AB zu 7106/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Ste­fan, Kolleginnen und Kollegen (7035/AB zu 7111/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7036/AB zu 7114/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Neu­bauer, Kolleginnen und Kollegen (7037/AB zu 7129/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (7038/AB zu 7110/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (7039/AB zu 7117/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Ger­hard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (7040/AB zu 7120/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Ger­hard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (7041/AB zu 7121/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7042/AB zu 7124/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 27

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7043/AB zu 7125/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kollegin­nen und Kollegen (7044/AB zu 7113/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (7045/AB zu 7115/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen (7046/AB zu 7116/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (7047/AB zu 7109/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen (7048/AB zu 7131/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (7049/AB zu 7130/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7050/AB zu 7138/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Ing. Norbert Kapeller, Kolleginnen und Kollegen (7051/AB zu 7146/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (7052/AB zu 7133/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7053/AB zu 7195/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (7054/AB zu 7384/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (7055/AB zu 7517/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (7056/AB zu 7531/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7057/AB zu 7223/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7058/AB zu 7286/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen (7059/AB zu 7132/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 28

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7060/AB zu 7135/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7061/AB zu 7136/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7062/AB zu 7137/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Josef Auer, Kolleginnen und Kollegen (7063/AB zu 7139/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (7064/AB zu 7140/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (7065/AB zu 7141/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Jochen Pack, Kolleginnen und Kollegen (7066/AB zu 7158/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (7067/AB zu 7170/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (7068/AB zu 7259/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen (7069/AB zu 7293/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (7070/AB zu 7320/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen (7071/AB zu 7144/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7072/AB zu 7145/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (7073/AB zu 7148/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7074/AB zu 7174/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7075/AB zu 7201/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (7076/AB zu 7237/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (7077/AB zu 7245/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (7078/AB zu 7253/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7079/AB zu 7263/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 29

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen (7080/AB zu 7287/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (7081/AB zu 7181/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (7082/AB zu 7142/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (7083/AB zu 7291/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (7084/AB zu 7147/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (7085/AB zu 7149/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Haub­ner, Kolleginnen und Kollegen (7086/AB zu 7337/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen (7087/AB zu 7161/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (7088/AB zu 7197/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (7089/AB zu 7273/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7090/AB zu 7225/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (7091/AB zu 7228/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7092/AB zu 7345/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen (7093/AB zu 7318/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen (7094/AB zu 7302/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7095/AB zu 7280/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7096/AB zu 7266/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen (7097/AB zu 7252/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (7098/AB zu 7246/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 30

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (7099/AB zu 7231/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (7100/AB zu 7230/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7101/AB zu 7204/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (7102/AB zu 7180/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7103/AB zu 7177/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7104/AB zu 7167/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7105/AB zu 7194/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Mo­ser, Kolleginnen und Kollegen (7106/AB zu 7152/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7107/AB zu 7156/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7108/AB zu 7169/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (7109/AB zu 7179/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (7110/AB zu 7182/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (7111/AB zu 7189/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7112/AB zu 7196/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7113/AB zu 7176/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7114/AB zu 7203/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (7115/AB zu 7219/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7116/AB zu 7220/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7117/AB zu 7221/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Tamandl, Kollegin­nen und Kollegen (7118/AB zu 7160/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7119/AB zu 7165/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 31

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7120/AB zu 7166/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7121/AB zu 7192/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7122/AB zu 7193/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7123/AB zu 7269/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen (7124/AB zu 7335/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7125/AB zu 7202/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (7126/AB zu 7288/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (7127/AB zu 7153/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (7128/AB zu 7154/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7129/AB zu 7155/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7130/AB zu 7157/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Franz Glaser, Kolleginnen und Kollegen (7131/AB zu 7159/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (7132/AB zu 7162/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (7133/AB zu 7163/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (7134/AB zu 7164/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7135/AB zu 7171/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7136/AB zu 7172/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7137/AB zu 7173/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (7138/AB zu 7183/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7139/AB zu 7184/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 32

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (7140/AB zu 7185/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7141/AB zu 7186/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7142/AB zu 7187/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7143/AB zu 7188/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (7144/AB zu 7190/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7145/AB zu 7191/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7146/AB zu 7198/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7147/AB zu 7199/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler Kolleginnen und Kollegen (7148/AB zu 7200/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7149/AB zu 7206/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7150/AB zu 7207/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7151/AB zu 7208/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7152/AB zu 7209/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7153/AB zu 7210/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7154/AB zu 7211/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7155/AB zu 7212/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7156/AB zu 7213/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 33

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7157/AB zu 7214/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7158/AB zu 7215/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7159/AB zu 7216/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7160/AB zu 7217/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7161/AB zu 7222/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7162/AB zu 7226/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7163/AB zu 7227/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7164/AB zu 7229/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (7165/AB zu 7232/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (7166/AB zu 7233/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (7167/AB zu 7234/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7168/AB zu 7235/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7169/AB zu 7262/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7170/AB zu 7276/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7171/AB zu 7277/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen (7172/AB zu 7292/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7173/AB zu 7247/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7174/AB zu 7258/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7175/AB zu 7272/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7176/AB zu 7309/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen (7177/AB zu 7311/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Carmen Gartel­gruber, Kolleginnen und Kollegen (7178/AB zu 7319/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7179/AB zu 7271/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 34

der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen (7180/AB zu 7236/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (7181/AB zu 7243/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7182/AB zu 7248/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen (7183/AB zu 7249/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7184/AB zu 7256/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7185/AB zu 7261/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7186/AB zu 7270/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7187/AB zu 7275/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7188/AB zu 7278/J)

der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7189/AB zu 7281/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen (7190/AB zu 7282/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen (7191/AB zu 7283/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen (7192/AB zu 7284/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen (7193/AB zu 7285/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7194/AB zu 7305/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (7195/AB zu 7315/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Win­ter, Kolleginnen und Kollegen (7196/AB zu 7321/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Oswald Klikovits, Kolleginnen und Kollegen (7197/AB zu 7251/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 35

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7198/AB zu 7254/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7199/AB zu 7268/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7200/AB zu 7308/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (7201/AB zu 7238/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7202/AB zu 7260/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7203/AB zu 7274/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7204/AB zu 7290/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7205/AB zu 7294/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (7206/AB zu 7295/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (7207/AB zu 7296/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (7208/AB zu 7297/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (7209/AB zu 7298/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7210/AB zu 7299/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (7211/AB zu 7303/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (7212/AB zu 7324/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen (7213/AB zu 7325/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (7214/AB zu 7338/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (7215/AB zu 7340/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (7216/AB zu 7341/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (7217/AB zu 7239/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (7218/AB zu 7240/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 36

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Fritz Grillitsch, Kolleginnen und Kollegen (7219/AB zu 7250/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7220/AB zu 7265/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (7221/AB zu 7279/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (7222/AB zu 7300/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (7223/AB zu 7301/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7224/AB zu 7304/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Ing. Heinz-Peter Hackl Kolleginnen und Kollegen (7225/AB zu 7306/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7226/AB zu 7307/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7227/AB zu 7310/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (7228/AB zu 7312/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (7229/AB zu 7333/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen (7230/AB zu 7328/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (7231/AB zu 7382/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (7232/AB zu 7327/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (7233/AB zu 7329/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (7234/AB zu 7331/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen (7235/AB zu 7342/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7236/AB zu 7343/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (7237/AB zu 7344/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (7238/AB zu 7326/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 37

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (7239/AB zu 7330/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Win­ter, Kolleginnen und Kollegen (7240/AB zu 7332/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (7241/AB zu 7339/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (7242/AB zu 7365/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (7243/AB zu 7401/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3301/AB zu 3256/J) (Zu 3301/AB zu 3256/J)

*****

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Dieter Brosz, Kol­leginnen und Kollegen (52/ABPR zu 53/JPR)

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jar­mer, Kolleginnen und Kollegen (53/ABPR zu 54/JPR)


 


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 38

09.04.49Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Fritz Neuge­bauer, Dritter Präsident Mag. Dr. Martin Graf.

*****

09.05.01

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich eröffne die 96. Sitzung des Nationalrates.

*****

Wie dem Stenographischen Protokoll der letzten Plenarsitzung vom 4. Februar 2011 zu entnehmen ist, hat Herr Abgeordneter Mag. Stefan den Zwischenruf „Hoffentlich hast du nichts mit Kindern zu tun gehabt!“ an den am Wort befindlichen Abgeordneten Ste­fan Petzner gerichtet. In Absprache mit dem zu diesem Zeitpunkt vorsitzführenden Zwei­ten Präsidenten Neugebauer erteile ich gemäß § 103 Abs. 2 der Geschäftsordnung da­für einen Ordnungsruf. (Beifall beim BZÖ.)

*****

Das Amtliche Protokoll der 95. Sitzung vom 4. Februar 2011 ist in der Parlamentsdirek­tion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Mag. Molterer und Windholz.

Ich gebe bekannt, dass die Sitzung bis 13 Uhr vom ORF live übertragen wird.

09.06.08Aktuelle Stunde

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

Mutter UND Vater für das Kind: Reformschritte für eine gemeinsame Obsorge“

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Donnerbauer. Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit 10 Minuten beträgt. – Bitte.

 


9.06.25

Abgeordneter Mag. Heribert Donnerbauer (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Wie Sie schon angekündigt haben, beschäftigen wir uns heute in dieser Aktuellen Stunde mit einem sehr wichtigen und für immer mehr Familien sehr zentralen Thema, nämlich bestmögliche Lebensbe­dingungen und Entwicklungsmöglichkeiten auch für jene Kinder sicherzustellen, deren Eltern nicht oder vielleicht auch nicht mehr in einer funktionierenden, harmonischen und partnerschaftlichen Beziehung leben, wie wir uns das sicherlich für alle Kinder prinzipi­ell wünschen würden.

Nach aktuellen Zahlen leben fast 10 Prozent der Kinder nicht mehr mit beiden Eltern­teilen zusammen, und es sind rund 15 000 minderjährige Kinder jährlich von der Schei­dung ihrer Eltern betroffen. Man sieht, es geht bei diesem Thema also nicht um ein Randthema, es geht um eine bedeutende Zahl von Kindern und deren Eltern, mit deren Lebensbedingungen wir uns heute auseinandersetzen wollen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 39

Wenn man die Diskussion, die Berichte und auch die Schlagzeilen der letzten Tage und Wochen an sich vorüberziehen lässt, könnte man oft den Eindruck gewinnen, als ob es bei diesem Thema vor allem um das Wohlbefinden von Müttern und Vätern und nicht um die Kinder ginge, als ob es bei diesem Thema vor allem um die Fortsetzung von Beziehungsproblemen der Eltern mit anderen Mitteln und darum, ihnen für ihre Aus­einandersetzung entweder neue Möglichkeiten in die Hand zu geben oder die alten Waf­fen im Kampf der Geschlechter zu sichern, ginge.

Daher nochmals mit aller Deutlichkeit, meine sehr geehrten Damen und Herren: Darum kann und darf es bei diesem Thema nicht gehen! Nein, es sollte und muss uns darum gehen, das Wohl der Kinder im Auge zu haben, das Wohl der Schwächsten unserer Ge­sellschaft und die Zukunft unseres Landes. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn man die Diskussion der letzten Wochen und Monate Revue passieren lässt, so sieht man, dass sich alle Experten vor allem in einem Punkt einig sind, nämlich dass zur bestmöglichen Sicherung des Kindeswohls und zu einer gedeihlichen Entwicklung der Kinder grundsätzlich ein funktionierender, ein ständiger und aufrechter Kontakt zu Mutter und Vater/zu Vater und Mutter gehört, und zwar unabhängig davon, ob die bei­den Elternteile sich gut verstehen, weniger gut oder überhaupt nichts mehr miteinander zu tun haben wollen.

Weil dies eben so ist – wie viele Experten auch zusichern und bestätigen –, meinen wir, dass man als Gesetzgeber von den Eltern im Regelfall erwarten darf, dass sie mit Rücksicht auf ihr Kind beziehungsweise mit Rücksicht auf ihre Kinder diesen wichtigen und auch notwendigen Kontakt zu beiden Elternteilen zulassen und nach Kräften för­dern – und das unabhängig von der Qualität ihrer Beziehung zueinander und unabhän­gig von den Problemen, die die Elternteile miteinander gehabt haben mögen oder noch immer haben.

Dass es davon auch Ausnahmen gibt, liegt auf der Hand, meine sehr verehrten Damen und Herren. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sollten sich meiner Ansicht nach aber am Regelfall und nicht an der Ausnahme orientieren. Natürlich soll und wird es auch für die Gott sei Dank relativ wenigen Fälle an Ausnahmen andere rechtliche Re­gelungen geben müssen und auch die Möglichkeit weiterhin geben, behördlich oder richterlich einzugreifen, wenn dem Wohl des Kindes und der Kinder nicht anders zum Durchbruch verholfen werden kann oder wenn Eltern und Elternteile aus verschiede­nen Gründen dieses Wohl nicht richtig erkennen oder bewusst dagegen verstoßen.

Aber auch dieser Grundsatz muss unabhängig davon gelten, ob Kinder in einer auf­rechten Beziehung ihrer Eltern oder außerhalb derselben leben oder sich diese nach einer Scheidung befinden.

In den letzten Jahren und in den letzten Monaten wurde darüber sehr viel diskutiert, es wurden viele Meinungen ausgetauscht, es wurden Expertinnen und Experten gefragt. Zuletzt haben wir am 24. Juni vorigen Jahres hier in diesem Saal bei einer großen, ganztägigen Enquete eine Vielzahl von Expertinnen und Experten aus den verschie­densten Bereichen zu Wort kommen lassen und ihre Erfahrungen gehört. Auch viele Betroffene sind hier zu Wort gekommen.

Zuletzt wurde bis gestern in einem Arbeitskreis verschiedener Ministerien unter Ein­bindung einer Vielzahl von Expertinnen und Experten ein Modell erarbeitet, das wir nun als Abschluss der jahrelangen Diskussion und im Interesse unserer Kinder rasch be­handeln sollten und verabschieden wollen. (Beifall bei der ÖVP.)

Bestandteil dieses neuen Modells sollte aus meiner Sicht jedenfalls sein, dass die ge­meinsame Obsorge beider Elternteile auch nach der Scheidung der Ehe beibehalten wird, was sich im Übrigen ja grundsätzlich bei aufrechter Ehe bewährt und sich seit dem Jahr 2001, seit es die gemeinsame Obsorge im Gesetz ja schon gibt, auch bei et­wa der Hälfte der geschiedenen Ehen bewährt hat.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 40

Ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser neuen Regelung sollte jedenfalls sein, dass auch bei unehelich geborenen Kindern die gemeinsame Obsorge über richterlichen Be­schluss möglich wird, was jetzt ja vom Willen der Kindesmutter alleine abhängig ist. Dies wurde vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in seinem jüngsten Er­kenntnis bekanntlich nicht nur kritisiert, sondern dieser Gerichtshof hat ja auch eine ra­sche Neuregelung gefordert. Ich würde es für unerträglich halten, wenn Österreich in diesem Punkt nicht nur dem Kindeswohl widerspräche, sondern weiterhin auch gegen zentrale Menschenrechte verstöße. Das können wir nicht wollen, und das dürfen wir gemeinsam auch nicht wollen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, natürlich soll Bestandteil dieses neuen Ge­setzes auch sein, bessere und effektivere Regelungen für den Besuchskontakt der Kin­der zu dem leiblichen Elternteil zu schaffen, bei dem sie nicht wohnen. Es sollte aus unserer Sicht in Zukunft nicht mehr passieren, dass Elternteile ohne Grund für Monate und manchmal auch für Jahre völlig vom Kontakt zu ihren Kindern abgeschnitten und ausgeschlossen sind. Das dient, wie schon vorhin gesagt, weder dem Kindeswohl, noch ist es für Väter oder Mütter, die davor oft jahrelang einen funktionierenden Kon­takt zu ihren Kindern gehabt haben, zumutbar.

Natürlich wird es bei der Umsetzung dieses neuen Modells auch noch weiterer Rege­lungen, zusätzlicher Modelle, zusätzlicher Mittel und auch Wege bedürfen, meine sehr verehrten Damen und Herren, um das für die Österreichische Volkspartei als Familien­partei sehr wichtige Ziel zu erreichen, nämlich allen Kindern eine Kindheit und Jugend zu ermöglichen, die ihnen eine freie Entfaltung auf der einen Seite, aber auch Ge­borgenheit und einen funktionierenden Kontakt zu beiden Elternteilen bietet. (Beifall bei der ÖVP.)

Dieses Ziel, meine sehr verehrten Damen und Herren, duldet meiner Ansicht und unse­rer Ansicht nach einfach keinen weiteren Aufschub mehr. Es wurde viel diskutiert, es wurden Modelle ausgearbeitet, es wurden Expertinnen und Experten eingebunden und gefragt, und es sollten jetzt die Umsetzungsschritte folgen.

Daher, meine werte Frau Bundesministerin, liebe Mitglieder der Bundesregierung ins­gesamt: Wir erwarten mit Spannung und Ungeduld eine entsprechende Regierungsvor­lage. Wir sind bereit, an dieser Regierungsvorlage auch weiter mitzuarbeiten, damit wir die notwendigen Maßnahmen für die Kinder, für unsere Familien und für die Interessen unseres Landes möglichst bald ergreifen und umsetzen können. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP.)

9.14


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Mag. Bandion-Ortner zu Wort gemeldet. Die Redezeit sollte 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


9.14.41

Bundesministerin für Justiz Mag. Claudia Bandion-Ortner: Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! In der Debatte um das Obsorgerecht, um das Besuchsrecht habe ich eine sehr wichtige Aufgabe, nämlich den Blickwinkel der Politik zu ändern. Der Blickwinkel ist nämlich zumeist der falsche.

Ich will Ihnen das verdeutlichen: Ich werde in der letzten Zeit sehr oft auf das Thema Besuchsrecht und Obsorge angesprochen – nicht nur im eigenen Bekanntenkreis, ich erhalte auch sehr viele E-Mails und Briefe, selbst am Flughafen werde ich darauf ange­sprochen. Das ist ein Thema, das die Menschen bewegt. Und da heißt es dann meis­tens: Ich als Vater habe dieses und jenes Problem! Ich als Mutter fürchte dies und das!

Sehr geehrte Damen und Herren, das ist der falsche Blickwinkel! Der richtige Blickwin­kel müsste sein: Ich als Kind! Ich als Kind habe ein Recht auf beide Elternteile! (Leb­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 41

hafter Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich als Kind will nicht beurteilen, wer von meinen El­tern im Streit recht hat! Ich als Kind will nichts wissen von Rache und von Eifersucht! Ich als Kind will einfach ein Recht auf meinen Papa und auf meine Mama! Solange mir niemand etwas Schlechtes tut, will ich mir dieses Recht nehmen! – Sehr geehrte Da­men und Herren, das ist der richtige Blickwinkel! (Neuerlicher Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Wenn ich höre und lese, dass es heißt: Die Frauenpolitik wird um Jahre zurückgewor­fen!, so muss ich sagen: Es geht nicht um Frauenpolitik, und es geht auch nicht um die Politik der Väter! Es geht um Kinderpolitik! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Sie, geehrte Damen und Herren Abgeordneten, haben gerade die Kinderrechte in der Verfassung verankert. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Teilweise!) Meine Experten im Justizministerium haben einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, der meines Erachtens wirklich sehr ausgewogen ist und vor allem auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Das Kindeswohl etwa wird neu definiert, genauer definiert. Unter anderem heißt es jetzt, dass das Bedürfnis des Kindes nach engem und gutem Kontakt zu beiden Elternteilen berücksichtigt werden soll.

Dem Entwurf sind lange Diskussionen und Gespräche vorangegangen. Sie wissen, vo­riges Jahr sind wir hier in diesem Raum, in diesem Saal bei einer Enquete zusammen­gesessen. Es hat eine Arbeitsgruppe im Bundesministerium für Justiz getagt. Gestern hat diese Gruppe zum letzten Mal getagt. Die politischen Gespräche sind aber natür­lich nach wie vor aufrecht. Auf diese freue ich mich auch schon, sie werden in den nächsten Tagen stattfinden. Ich bin überzeugt, wir werden eine gute Lösung für die Kin­der finden.

Was soll sich jetzt ändern? – Wir haben bereits gehört, im Jahr 2001 ist erstmals die Möglichkeit eine gemeinsamen Obsorge eingeführt worden. Da hat es eine „Mords“-Aufregung gegeben, da hat es große Diskussionen gegeben, und es hat sich gezeigt, sie hat sich bewährt. Aber jetzt müssen wir einen Schritt weitergehen. Meines Erach­tens sollte nach einer Scheidung der natürliche Zustand der gemeinsamen Obsorge auf­recht bleiben, es sei denn, das Kindeswohl ist gefährdet – dann soll es natürlich die Möglichkeit der Einzelobsorge weiterhin geben.

Meiner Überzeugung nach sind da Wörter wie „Zwang“ und „Automatik“ völlig fehl am Platz. Es geht nicht darum, sondern es geht um den natürlichen Zustand des Rechtes des Kindes auf beide Elternteile. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Krainer.)

Im Übrigen gibt es in Deutschland seit dem Jahr 1998 eine derartige Lösung, und sie hat sich dort sehr bewährt. Studien beweisen eindeutig, dass die gemeinsame Obsor­ge von sich aus zu einer besseren Gesprächsbasis zwischen den Elternteilen führt, von sich aus deeskalierend ist. Und darum geht es: Deeskalation!

Was die unehelichen Kinder betrifft, so gibt es auch da einen Handlungsbedarf, denn natürlich haben auch uneheliche Kinder ein Recht auf beide leiblichen Elternteile. Ich finde, uneheliche Eltern, die sich einig sind, die kein Problem miteinander haben, sollen ganz einfach vor dem Standesamt eine gemeinsame Obsorge beantragen können. Im­mer muss sich der Staat nämlich nicht einmischen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wenn das Kindeswohl gefährdet ist, wenn ein Elternteil sagt, er wolle das nicht, dann hat der uneheliche Vater ein Antragsrecht bei Gericht, dann kann er eine gemeinsame Obsor­ge beantragen.

Im Übrigen stärkt mir das Urteil des Menschenrechtsgerichtshofes diesbezüglich den Rücken, denn schließlich sagt auch dieser: Es kann nicht möglich sein, dass die Mutter ganz allein bestimmt, ob der Vater etwas mitzureden hat oder nicht. – Aber natürlich: Im Streitfall muss der Einzelfall betrachtet werden – keine Frage!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 42

Noch etwas zur gemeinsamen Obsorge: Es wird immer wieder mit dem Hinweis „ge­walttätige Väter“ argumentiert. – Sehr geehrte Damen und Herren, Gott sei Dank ist nicht jeder Vater gewalttätig. Ich kenne sehr viele wirklich gute Väter. Das Väterbild hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert, und ich glaube, das wissen wir alle. Wenn Ge­walt im Spiel ist, dann wird dem Betreffenden natürlich die Obsorge entzogen. Man muss aber auch nicht ein Herz und eine Seele sein für die gemeinsame Obsorge. Man muss nicht händchenhaltend durchs Leben schreiten, man muss nicht dreimal täglich miteinander telefonieren. Darum geht es nicht! Es geht wirklich nur um die Mitsprache bei wichtigen Entscheidungen.

Was soll sich noch ändern? – Wir sind uns alle darüber einig, dass es sehr schlecht ist, wenn ein Kind einen leiblichen Elternteil lange nicht sieht; oft sind es Monate, manch­mal sogar Jahre. Es findet eine Entfremdung statt, und das müssen wir schon im Sinne des Wohles der Kinder verhindern. Daher soll das Besuchsrechtsverfahren, das Ver­fahren um den persönlichen Kontakt, beschleunigt werden. Ich möchte, dass wir ein gesetzliches Mindestbesuchsrecht einführen, und zusätzlich soll der Richter die Mög­lichkeit haben, ein provisorisches Besuchsrecht einzuräumen. Bei einer einvernehmli­chen Scheidung soll man auch gleich darüber sprechen. Diese Möglichkeit soll in Zu­kunft nicht nur vorbehalten bleiben können, damit es nicht dazu kommt, dass ein Kind lange Zeit seine leiblichen Eltern nicht zu Gesicht bekommt. (Beifall bei der ÖVP.)

Aber noch etwas ist ganz, ganz wichtig. Ich finde, Familienrechtsstreitigkeiten gehören nicht in den Verhandlungssaal – das nur im Extremfall! –, sie gehören an einen Run­den Tisch. Daher möchte ich die Familiengerichtshilfe in Österreich einführen. Es soll einen Ort geben, an dem sich Eltern, unter Umständen auch der Richter und Experten wie Psychologen, Pädagogen, Sozialarbeiter zusammensetzen. (Abg. Krainer: Was ist mit den Kindern? Wieso sind die Kinder nicht dabei?) Die Expertise soll im Vorfeld ein­fließen, damit es gar nicht notwendig wird, einen Prozess zu führen, damit es gar nicht notwendig wird, ein aufwändiges Gutachten – ein Gutachten, das in den meisten Fällen sehr lange dauert – in Auftrag zu geben. (Abg. Krainer: Vielleicht sollte man die Kinder auch einmal einplanen und anhören!) Eine Schlichtungsstelle in Form der Familienge­richtshilfe, das ist, glaube ich, das Um und Auf. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Zusätzlich muss man den Pflegschaftsrichter auch mit einem entsprechenden Instru­mentarium ausstatten. Ich will ihm ein Bündel an Maßnahmen zur Verfügung stellen. Er soll die Möglichkeit haben, die Eltern in Erziehungsberatung zu schicken. (Abg. Krai­ner: Wieso werden die Kinder nicht eingeladen zum Runden Tisch?) Er soll die Mög­lichkeit haben, die Eltern zur Mediation zu schicken. Er soll auch die Möglichkeit ha­ben, den Reisepass des Kindes einzubehalten und ein Verbot der Ausreise mit dem Kind zu verhängen. Das soll vielen Entführungsfällen vorbeugen. Ich denke, das alles sind Maßnahmen, die im Sinne des Kindeswohles im Einzelfall zu treffen sind, diese Möglichkeiten muss der Richter haben.

Wie Sie sehen, sieht dieser Entwurf einiges für unsere Kinder vor. Das ABGB wird heu­er 200 Jahre alt, meine Damen und Herren, und es soll jetzt noch mehr auf die Bedürf­nisse unserer Kinder eingehen.

Zum Abschluss ein Appell an Sie alle: Bitte, machen Sie das Thema nicht zum Kampf der Geschlechter! – Danke schön. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und BZÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 43

9.24


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Rede­zeit aller weiteren Rednerinnen und Redner in der Aktuellen Stunde laut § 97a Abs. 6 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Frau Abgeordnete Binder-Maier gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.24.33

Abgeordnete Gabriele Binder-Maier (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Zuallererst, Frau Bundesministerin: Es geht nicht um einen Kampf, sondern es geht um Lösungen für die betroffenen Menschen in einer schwierigen Situation. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Meine beiden Vorredner haben schon aufgezeigt, wie unter­schiedlich Themen wie Scheidung, Obsorge, Unterhalt, Besuchsrecht diskutiert werden und wie vielfältig, unterschiedlich, emotional und aggressiv Debatten geführt werden.

In einer parlamentarischen Enquete im vorigen Jahr – Kollege Donnerbauer hat schon darauf hingewiesen – gab es eine sehr aufschlussreiche und sehr interessante Diskus­sion zu diesen verschiedensten Punkten. Bei dieser Enquete hat sich vor allem ge­zeigt, dass durch die veränderten Familienformen, durch die veränderten Lebenswel­ten und Lebensrealitäten die Menschen veränderte Bedingungen brauchen, dass ver­änderte Bedingungen gefordert sind.

Trennungen, Scheidungen hinterlassen Spuren: Spuren der Kränkung, Spuren des Zorns, Spuren des Allein-gelassen-Seins, Traurigkeit – um einige emotionale Befind­lichkeiten zu nennen –, und zwar bei Erwachsenen und vor allem auch bei Kindern. Prinzipiell stellt sich natürlich auch die Frage, warum wir eine so hohe Zahl an Schei­dungen zu verzeichnen haben. Haben wir keine Streitkultur in Österreich? Herrscht in vielen Familien die sogenannte Sprachlosigkeit? Können anstehende Probleme nicht gelöst werden? Ist die einzige Lösung die Trennung? – Tatsache ist, dass die strittige Trennung anstehende Probleme nicht lösen kann, sondern diese zum Teil verschärft und ausgelagert werden.

Nun, meine Damen und Herren, soll die Lösung aller anstehenden Konflikte die auto­matische gemeinsame Obsorge sein – eine verordnete Verpflichtung, die kein Ver­ständnis der Eltern voraussetzt. So einfach, wie Sie sich das vorstellen, Frau Ministe­rin, ist das nicht, und davon bin ich überzeugt. Wenn Eltern sich nicht auf eine gemein­same Obsorge einigen können, so hat das Gründe, und ich denke auch, dass Zuwen­dung – das, was Kinder brauchen, was sie zu Recht wollen und was ihnen auch zu­steht – nicht verordnet werden kann. Im Gegenteil! Ich bin davon überzeugt, dass ver­ordnete Harmonie zu noch mehr Problemen führt und im Übrigen einen Rückschritt im Familienrecht bedeutet, denn diese automatische Obsorge hatten wir schon einmal. (Abg. Strache: Deutschland zeigt genau das Gegenteil, Frau Kollegin! Die Bundesre­publik Deutschland und Rot-Grün haben das ganz anders gesehen!)

Auch insgesamt muss festgestellt werden, dass zu diesem gesamten Themenbereich, Herr Kollege, kein ausreichendes Daten-, Fakten- und Zahlenmaterial vorliegt. Wir ha­ben keine grundsätzlichen Analysen. Ich bin auch davon überzeugt, meine Damen und Herren, dass wir die Themen nicht unmittelbar miteinander verknüpfen können, son­dern dass wir getrennt über die Obsorge, über Besuchsregelungen und vor allen Din­gen auch über den Unterhalt diskutieren müssen. Es geht um die Zeit danach, und es geht vor allem darum, dass oft ein Unvermögen bei Erwachsenen vorhanden ist, Lö­sungen zu finden, und sie somit ihre Kinder als Spielball einsetzen.

Wir SozialdemokratInnen stehen für ein modernes Familienrecht, das im Gesamten dis­kutiert werden soll und kein Flick- und Detailwerk sein kann, denn Familien brauchen unsere Unterstützung. Wir brauchen maßgeschneiderte Lösungen, die den Bedürfnis­sen der Eltern und ebenso den berechtigten Ansprüchen der Kinder entgegenkommen und die auch berücksichtigt werden.

Sie sprechen von begleitenden Maßnahmen, Frau Ministerin. – Konkret dazu meine Frage: Haben Sie dafür vorgesorgt? Gibt es ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen? Denn diese sind notwendig, um maßgeschneiderte Lösungen, berechtig­te Lösungen erstellen und auch finanzieren zu können.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 44

Wir brauchen Verbesserungen, meine Damen und Herren! Ja, wir brauchen verkürzte Verfahren, wir brauchen Unterhaltsregelungen, die eingehalten werden, wir brauchen Besuchsregelungen, die verbindlich und verpflichtend sind, wir müssen über abkühlen­de Phasen nach einer Scheidung nachdenken, wir brauchen ausreichende Begleitung in Trennungsphasen, und wir brauchen auch verpflichtende Elternberatung, vor allen Dingen bei strittigen Scheidungen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzei­chen.)

Meine Damen und Herren, reden wir darüber, diskutieren wir darüber und arbeiten wir an guten und gerechten Lösungen – im Sinne der Väter, im Sinne der Mütter und vor allen Dingen im Sinne der Kinder! (Beifall bei der SPÖ.)

9.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Steibl gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.30.03

Abgeordnete Ridi Maria Steibl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Hohes Haus! Ja, Frau Kollegin Binder-Maier, Ihr letzter Satz ist tausendpro­zentig zu unterstreichen! Wir müssen die Eltern in ihrer Verantwortung in der Erzie­hung, aber auch in ihrer Verantwortung in einer Partnerschaft unterstützen, wenn sie allein nicht zurechtkommen. Partnerbildung und Elternbildung sind Themen, die uns, die wir Verantwortung tragen, sehr am Herzen liegen müssen. (Beifall bei der ÖVP.)

Dazu gehören auch Kinder, und ein Kind hat das Recht auf beide Elternteile. Mein Kol­lege Donnerbauer hat schon gesagt, dass vier von zehn Kindern in Österreich geboren werden, ohne dass die Eltern einen Trauschein haben, und dass pro Jahr 15 000 min­derjährige Kinder erleben, dass sich Mutter und Vater scheiden lassen. Selbstverständ­lich nicht nur, aber gerade in diesen schwierigen und so sensiblen Situationen gilt: Das Wohl des Kindes/das Wohl der Kinder muss absoluten Vorrang haben! (Beifall bei der ÖVP.)

Das Grundbedürfnis des Kindes nach einem guten Kontakt, nach einer Beziehung zu beiden Elternteilen ist zu unterstützen. Das ist unsere Aufgabe, die natürlich auch in grundlegendem Zusammenhang mit dem Besuchsrecht zu sehen ist. Ein festgeschrie­benes Besuchsrecht macht meiner Meinung nach Sinn; es ist gut, wenn wir das ange­hen. Es ist ungemein wichtig, Kindern den Kontakt zu beiden Elternteilen zu erhalten. Das ist eine Botschaft, die wir hinausgeben müssen, weil das wichtig und notwendig ist. Kinder haben ein Recht auf den Kontakt zu Vätern, Kinder brauchen auch männ­liche Vorbilder. Alle Experten und Expertinnen sagen, dass wir viel zu wenig Kinder­gärtner, Volkschullehrer haben. Burschen wie Mädchen brauchen den Kontakt zum je­weils anderen Geschlecht. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Linder.)

Gemeinsame Obsorge bei unehelichen Kindern beziehungsweise nach einer Schei­dung hilft auch, Konflikte zu vermeiden – das ist auch bei der letzten Enquete hier im Parlament herausgekommen –, und Expertinnen und Experten durch die Bank haben gesagt, dass es notwendig ist, dass Konflikte vermieden werden. Auch der jüngste Fa­milienbericht sagt aus, dass die gesetzliche Möglichkeit der Beibehaltung der gemein­samen Obsorge nach einer Scheidung eine gute Grundlage dafür ist, eine Entspan­nung der elterlichen Beziehung herbeizuführen. Ich denke, mit mehr Kommunikation, weniger Konflikten und einer höheren Zufriedenheit beider Elternteile, insbesondere auch der Väter, würde es eine bessere Beziehung danach zwischen Kind/Kindern und getrennt lebenden Elternteilen geben.

Trennungen und Scheidungen sind für Kinder immer traumatische Erlebnisse. In mei­nem Zivilberuf bin ich seit über 20 Jahren in einem Frauen- und Familienreferat tätig, und ich muss sagen: Es dürfen nicht frauenpolitische Überlegungen oder Eigeninter­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 45

essen von enttäuschten Vätern im Vordergrund stehen, sondern es geht um das Kind. Das ist die Verantwortung, die man übernimmt, wenn man ein Kind in die Welt setzt. Es kann, es darf hier keinen einseitigen Geschlechterkampf geben. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben erst vor ein paar Wochen hier im Parlament die Kinderrechte in der Verfas­sung verankert. Das war eine Initiative von ÖVP und SPÖ, und ich bin froh, dass das beschlossen wurde. Es ist festgehalten worden, dass jedes Kind Anspruch auf regel­mäßige persönliche Beziehungen und direkte Kontakte zu beiden Elternteilen hat. Das heißt noch einmal: Das Wohl des Kindes steht im Mittelpunkt.

Abschließend möchte ich noch sagen, es geht uns allen gemeinsam um die Verant­wortung für Kind/Kinder. Es geht in erster Linie nicht um Ansprüche von Vätern oder Ansprüche von Müttern, sondern um Ansprüche der Kinder. Diese Vorlage, die im Mi­nisterium erarbeitet worden ist und die demnächst natürlich in Kooperation mit den Re­gierungsparteien und auch mit Unterstützung der Opposition dem Parlament vorgelegt werden soll und wird, ist eine gute Grundlage dafür, Familienpolitik auch noch besser lebbar zu machen – zum Wohle der Kinder! (Beifall bei der ÖVP.)

9.35


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Ing. Hofer gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.35.20

Abgeordneter Ing. Norbert Hofer (FPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Meine Da­men und Herren! Die Zuschauer zu Hause vor den Fernsehschirmen können das Trau­erspiel beobachten, nicht hören aber können sie die recht hämischen Zwischenrufe, die vom jeweiligen anderen Koalitionspartner kommen. Ich finde es sehr schade, dass wir bei diesem wichtigen Thema wieder die Situation haben, dass die zwei Regierungs­parteien miteinander streiten. Es gibt keinen Fortschritt bei der Verwaltungsreform, kei­nen Fortschritt bei der Gesundheitsreform, keinen Fortschritt bei den Maßnahmen für ein leistungsfähiges Bundesheer, keinen Fortschritt für die Finanzierung der Pflege (Zwischenruf des Abg. Krainer), und bei diesem Thema jetzt, das für 15 000 Kinder jährlich, die Scheidungsopfer werden, so wichtig ist, können Sie sich wieder nicht eini­gen. Wenn Sie bei diesem Thema darauf vergessen, dass es vor allem um das Kindes­wohl geht, und wenn man hier Zwischenrufe hört von Menschen, die selbst keine Kin­der haben und gar nicht wissen, worum es geht, dann unterstreiche ich, dass die ge­meinsame Obsorge eine der wichtigsten Maßnahmen ist, die wir für das Kindeswohl in Österreich umsetzen können. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Ich habe den Eindruck, dass man in Österreich offenbar nur mehr dann etwas weiter­bringen kann, wenn sich einer der beiden Koalitionspartner in Opposition befindet. – Sie arbeiten sehr fleißig daran. Ich bin schon gespannt, wie sich die nächsten Monate entwickeln werden.

Das Thema ist hochemotional. Es geht um Väterrechte, es geht um Frauenrechte im Vordergrund – es geht aber nicht um die Kinder. Wer von Ihnen Kinder hat, der weiß, wie schnell die Zeit vergeht. Das Kind kommt auf die Welt, plötzlich ist es im Kinder­garten, in der Schule, und irgendwann verlässt das Kind das Haus, und dann fragt man sich, wo die Zeit geblieben ist. Und in dieser kurzen Zeit auch noch Jahre verstreichen zu lassen, in denen man das Kind vielleicht nicht sehen kann – derartige Fälle gibt es –, das ist besonders schade. Mir ist ein Fall eines Kinderarztes bekannt, meine Damen und Herren, der täglich dutzende Kinder behandelt und dem es bisher nicht gestattet wor­den ist, aufgrund einer sehr langwierigen Entscheidung des Gerichtes, seine eigenen Kinder zu sehen. Es kann mir wirklich niemand erklären, dass diese Regelung für die Kinder und auch für die betroffenen Eltern von Vorteil sein kann. Ich glaube das nicht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwi­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 46

schenruf der Abg. Silhavy.) – Frau Kollegin, bitte regen Sie sich nicht so fürchterlich auf, ich komme gleich zum Thema! Hysterisches Gekeife ändert nichts am Problem (He-Rufe bei der SPÖ), ändert überhaupt nichts, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Silhavy.)

Meine Damen und Herren, auch das Bild, das zumeist von den Vätern gezeichnet wird, ist nicht richtig, nicht korrekt. Ich habe ein Interview mit einer Scheidungsanwältin ge­lesen, wonach die Väter für die schlechte Ernährung der Kinder verantwortlich sein sol­len, die Väter die Kinder mit dem Auto abholen, sie in den Vordersitz stopfen – ohne Kindersitz – und mit quietschenden Reifen auf und davonfahren sollen. – Ich möchte Sie bitten, meine Damen und Herren, gehen wir doch bitte nicht von Extremfällen aus! Erst gestern ist ein Extremfall aufgezeigt worden. Eine Frau hat ihre Wohnung ange­zündet, und dabei sind die eigenen Kinder verbrannt. Das sind Extremfälle, nicht der Regelfall.

Wir alle kennen wahrscheinlich in unserem Umfeld Väter – bei mir ist es die große Mehrheit –, die sich wirklich um ihre Kinder kümmern, die mit den Kindern am Wo­chenende, am Abend Aktivitäten setzen, die den Kindern eislaufen lernen, die mit den Kindern Geschichten lesen, ihnen vorlesen, die mit den Kinder Klavier üben, die auch bei der Hausübung helfen. Das ist der Vater, so wie ich ihn in meinem Umfeld kenne. Ich kann nur sagen, dass sehr viele Kinder darunter leiden, wenn sie über Monate, oft über Jahre hinweg einen Elternteil nicht sehen können. Es geht aber nicht nur um die Eltern, es geht auch um Tanten, es geht um Geschwister, es geht auch um Großeltern, die betroffen sind. Bitte vergessen Sie auch das nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bitte daher, meine Damen und Herren, die guten Erfahrungen, die man auch in an­deren Ländern mit der gemeinsamen Obsorge – welche in aufrechter Ehe der Regelfall ist – gemacht hat, endlich auch in Österreich umzusetzen. Es ist heute schon einmal erwähnt worden: Es geht keinesfalls darum, hier Geschlechterpolitik zu machen. Es geht nicht darum, die Rechte von Männern oder die Rechte von Frauen zu stärken. Es geht einzig und allein um das Recht des Kindes auf den Kontakt mit Vater und Mutter.

15 000 Kinder sind jährlich von Scheidungen betroffen und sind Scheidungsopfer. Tun wir doch nicht so, als wären diese Kinder nicht manchmal auch Faustpfand, wenn es um finanzielle Streitereien und um die Aufteilung von Vermögen geht! (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Das wollen wir nicht! Wir wollen die Kinder nicht in den Mittelpunkt eines oftmals sehr hart geführten Streites setzen! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.40


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Hofer, ich gebe Ihnen die Gelegenheit, den Ausspruch „hysterisches Gekeife“ zurückzunehmen. (Abg. Ing. Ho­fer: Ich nehme das gerne zurück! – Abg. Strache: Die Wahrheit muss doch zumutbar sein!)

Herr Abgeordneter Hofer hat das zurückgenommen, aber ich halte es für nicht ange­bracht, in diesem Ton weiterhin vor allem auch Frauen gegenüber zu argumentieren. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Silhavy. – Abg. Vilimsky: Sie keift wei­ter!)

Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Steinhauser. – Bitte.

 


9.41.16

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Es wurde heute schon öfters gesagt, dass das Thema Obsorge und Besuchsrecht hoch sensibel ist. Umso irritierender, Frau Justizministerin, finde ich Ihre Vorgangs­weise. Sie haben letzte Woche einen Gesetzentwurf zur gemeinsamen Obsorge prä­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 47

sentiert. Die Arbeitsgruppen haben noch gar nicht fertig getagt, gestern war noch eine Arbeitsgruppensitzung, Sie haben auch noch keinen Konsens mit dem Koalitionspart­ner hergestellt, sondern noch viel schlimmer: Sie haben gesagt, dass Sie noch nicht einmal Gespräche mit Ihrem Koalitionspartner geführt haben!

Ich weiß nicht, warum Sie das machen, ich weiß aber, dass Sie sich offensichtlich der Sensibilität dieses Themas nicht bewusst sind! Sie sind sich dessen nicht bewusst, dass Sie mit dieser Vorgangsweise zur weiteren Emotionalisierung beitragen und si­cherlich nicht zu einer Lösung. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn wir über Obsorge und Besuchsrecht reden, dann müssen wir auch über die Ver­säumnisse der letzten Jahre reden. Die Zahl der Obsorge- und Besuchsrechtsanträge vor Gericht ist massiv gestiegen. Bereits 2007 waren die FamilienrichterInnen zu 105 Prozent ausgelastet, wie man das technisch ausdrücken würde. Übersetzt heißt das: Sie haben mehr Arbeit herein bekommen, als sie abarbeiten konnten.

Was war die Reaktion? – Es hat nicht mehr FamilienrichterInnen gegeben, obwohl das sinnvoll gewesen wäre, damit man die Arbeit erledigen kann und die Verfahrensdauer in den Griff bekommt, nein, das Einzige, das Sie gemacht haben, war, dass Sie neue Gebühren für Obsorge- und Besuchsrechtsanträge eingeführt haben, Frau Justizminis­terin. Das Kalkül dahinter war entweder, dass weniger Anträge gestellt werden – aber das löst keine Probleme! –, oder, dass Sie mehr einnehmen. Beitrag zur Problemlö­sung ist das jedenfalls keiner! (Beifall bei den Grünen.)

Ebenfalls ungelöst ist die Problematik im Zusammenhang mit den Gutachtern. Da gibt es einerseits Kritik an der Qualität, aber andererseits auch daran, wie lange Gutachten dauern, damit dann Gerichtsentscheidungen möglich sind. Heute haben Sie dieses Thema vermieden, Sie sind offensichtlich zumindest lernfähig.

Sie verfallen jetzt allerdings in eine gefährliche Schwarz-Weiß-Malerei. Wenn man die Interviews mit Ihnen in den Zeitungen liest, dann hat man den Eindruck, die einzige Problematik ist, dass sämtliche Mütter sämtlichen Vätern das Besuchsrecht verwei­gern. Im Hinblick darauf frage ich mich: Was haben Ihnen die Alleinerzieherinnen an­getan?

Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Es gibt natürlich Fälle von Besuchsrechtsver­weigerung. Diese sind in einem gewissen Segment sicherlich ein Problem. Es gibt aber auch die Fälle, in denen Trennungsväter Mütter sekkieren, und es gibt auch Fälle, in denen Väter kein Interesse mehr an den Kindern haben. Wer aber die Vielschichtigkeit der Problemlagen anerkennt, hat das Kindeswohl im Auge und wird auch Lösungen fin­den. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben Dutzende Gespräche mit Betroffenen, mit Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, und mit Menschen, die Ideen haben, geführt. Aufgrund dieser Erfahrungen sage ich Ihnen: Es gibt nichts, was es an Konflikten nicht gibt, und daher bringen uns auch eindimensionale Sichtweisen nicht weiter. Wir brauchen daher nicht Ihre neue Law-and-Order-Familienpolitik, gemäß welcher man jemandem droht. Etwas ist näm­lich klar: Gemeinsamkeit kann man nicht mit Drohungen durchsetzen, Gemeinsamkeit kann man nicht verordnen, sondern Gemeinsamkeit kann man nur erarbeiten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Daher machen wir auch den Vorschlag, Schlichtungsstellen statt Gerichten die Zustän­digkeit zu geben. Gerichte, das haben Sie schon gesagt, sind ein denkbar schlechter Ort, um Trennungskonflikte aufzuarbeiten. Trennungskonflikte sind aber oft der Grund dafür, dass es beim Obsorge- und Besuchsrechtsthema Konflikte und Streitigkeiten gibt.

Ihr Entwurf sieht aber das Gegenteil vor: Sie belassen die Zuständigkeit bei den Ge­richten, und Sie bringen sogar noch eine weitere Frage herein. Früher musste entschie­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 48

den werden, ob Vater oder Mutter, jetzt muss entschieden werden, ob Vater oder Mut­ter oder gemeinsam. Und dadurch, dass Sie das bei den Gerichten belassen, schaffen Sie im Prinzip schon den ersten Eskalationsschritt: Wer ein Problem hat, muss zu Ge­richt gehen, und der andere sieht das als Eskalation.

Wenn Sie konsequent sind, dann schaffen Sie die Zuständigkeit der Gerichte als Ein­gangsort ab und machen sofort die Schlichtungsstellen zuständig, damit man sofort an Lösungen arbeiten kann. Es ist nämlich auch klar, dass Lösungen, die gemeinsam er­arbeitet werden, immer bessere Lösungen sein werden als jene, die Sie verordnen wol­len. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Unser Modell ist daher klar: Wir wollen sofort, wenn es Probleme gibt, eine Schlich­tungsstelle. Dort soll man dann versuchen, mit den Betroffenen gemeinsam in den Be­suchsrechts- und Obsorgefragen Lösungen zu finden. Ich bin überzeugt davon, das wird in sehr vielen Fällen funktionieren. Niemand hat einen Nutzen von einem Konflikt auf Dauer. Das belastet alle, die Mutter, den Vater, die Kinder. (Präsidentin Mag. Pram­mer gibt das Glockenzeichen.)

Ein Satz noch, um den Gedanken zu Ende zu führen: Wenn es aber dann zu keiner Lösung kommt, dann wird es auch nichts bringen, die Gemeinsamkeit zu verordnen, sondern dann wird das Gericht entscheiden müssen, wer die Obsorge bekommt.

Meine Bitte an Sie: Machen Sie beide Augen auf, und verwenden Sie dieses Thema nicht zur Profilierung! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Stadler. – Bitte.

 


9.46.49

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Warum diskutieren wir diese Problematik überhaupt? – Weil sich die Koa­lition nicht einigt! Das ist der Grund! Es ist ja einmalig, dass eine Frau Bundesminister einen ernst zu nehmenden Vorschlag auf den Tisch legt und dieser deswegen hier dis­kutiert werden muss, weil ihn der Koalitionspartner permanent zerfleddert. Das ist doch der Hintergrund, meine Damen und Herren! Diese Problematik ist die Ausgangssitua­tion. (Beifall beim BZÖ.)

Die Frau Bundesminister meint es ernst; das weiß ich auch aus der Enquete. Ich weiß, dass ihr das ein besonderes Anliegen ist. Bei der ÖVP bin ich mir nicht so ganz sicher, denn die zuständige Frau Staatssekretärin Remler glänzt wieder einmal durch Abwe­senheit – vielleicht bastelt sie an einer Rede. Der Familienminister ist auch nicht hier. Das heißt, dieses Thema interessiert im Grunde nur die Frau Bundesminister für Justiz. (Abg. Kopf: Anwesend muss nur der zuständige Minister sein!) Ja, schon, aber es hät­te sie niemand daran gehindert, da zu sein! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kopf.) Ja. Eure Staatssekretärin aus Tirol könnte nur dazulernen! Sie könnte nur dazulernen! Sie hat bisher im familienpolitischen Bereich nicht wirklich geglänzt. Wir warten dring­lich auf Akzente.

Wenn heute der Frau Bundesminister in einer Zeitung unterstellt wird, sie würde sich auf die Väterseite schlagen, dann ist das schlicht und einfach falsch. Ich muss die Frau Bundesminister in diesem Fall – was die ÖVP bisher noch nicht gemacht hat – in Schutz nehmen. Frau Bundesminister Bandion-Ortner verdient diesfalls Unterstützung. Sie schlägt sich nicht auf die Väterseite, sondern auf die Kinderseite! (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Meine Damen und Herren! Genau diese Debatte ist zwischen den Koalitionsparteien bisher immer schief gelaufen, weil man in der linken Ecke, insbesondere die Damen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 49

der bereits in die Jahre gekommenen Feminismusbewegung, immer noch glaubt, dass man auf dem Rücken der Kinder Feminismus austragen kann. (Abg. Mag. Steßl-Mühl­bacher: Das ist ja unglaublich!) Bitte, noch einmal! Hat hier jemand gerufen? (Zwi­schenrufe bei der SPÖ.)

Das ist eine besonders subtile Form der Gewalt, die man Kindern antut, meine Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob Sie wirklich einmal solche Kinder gesehen und mit ihnen zu tun gehabt haben, ich habe tagtäglich mit solchen Kindern zu tun. Diese Kinder lei­den unter dem, was Eltern anrichten.

Herr Kollege Steinhauser, wir diskutieren hier nicht den geregelten Fall beziehungs­weise Einigungsfall – in solchen Fällen kann man sich auch bei einer Schiedsstelle ei­nigen. Aber um die Fälle von Einigung geht es jetzt nicht, sondern es geht um Fälle, in denen eben keine Einigung zustande kommt. Aber darüber hast du nicht geredet.

Übrigens hättest du dich auch nicht getraut, diesen Debattenbeitrag bei der Enquete zu bringen. (Zwischenrufe bei den Grünen.) Da hätten dich nämlich deine eigenen Leute ausgebuht. Bei dieser Enquete war ein von euch nominierter Experte, und dieser hat dir vorgerechnet, wie es den Vätern in diesem Lande geht! Da warst du sehr kleinlaut, und auch die Damen von der SPÖ waren dort sehr kleinlaut! (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Nach wie vor werden in einer stetig steigenden Zahl von Auseinandersetzungen nach Trennungen Kinder als Druckmasse eingesetzt, und die Tendenz ist zunehmend, weil – und das muss ich jetzt zur Schande auch der Anwaltszunft sagen – das auch in der Anwaltszunft so gehandhabt wird.

Daher gibt es nur einen Weg, nämlich die Kinder aus diesem Druckkessel herauszu­nehmen, meine Damen und Herren! Und das geht nur, indem man grundsätzlich die gemeinsame Obsorge vorsieht. (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Übrigens, wenn wir bei dieser Gelegenheit schon bei psychischer Gewalt sind: Kollege Westenthaler wird Ihnen ein paar Anfragen liefern. Es gibt Frauenhäuser, in denen Frauen Unterschlupf finden, die in Wirklichkeit den Vätern die Kinder entziehen, und dort sieht man das Stellen eines Obsorgeantrages durch den Kindesvater als psychi­sche Gewalt! Was das Kind dabei mitmacht, das sieht man hingegen nicht als psy­chische Gewalt, meine Damen und Herren! Und diese Vereinigungen sind hoch sub­ventioniert, prominent mit SPÖ-Damen besetzt, und wir werden uns anschauen, wie viel dieser Subventionen dort überhaupt noch richtig eingesetzt ist. (Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler.)

Die Zahlen sind viel dramatischer: Wir haben zirka 130 000 betroffene Kinder, und 20 000 kommen pro Jahr dazu! Ich habe Ihnen, und zwar insbesondere Ihnen von der SPÖ, bei der Beschlussfassung der Kinderschutzkonvention gesagt, dass das die Na­gelprobe sein wird. Sie haben hier hehre Worte gesprochen, welch großes Anliegen Ih­nen das ist und dass das Kind im Mittelpunkt steht. Kaum geht es aber um die ge­meinsame Obsorge, ist nicht mehr das Kind im Mittelpunkt, sondern nur die Feminis­musbewegung der Sozialdemokraten, meine Damen und Herren! Das ist Faktum! (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Strache: Das ist leider Got­tes wahr!)

Wenn Ihnen das Kind ein Anliegen ist, dann regeln Sie das so, dass das Kind nicht zur Druckmasse und zur Konfliktmasse zwischen Eltern, die es anders nicht zusammen­bringen, gemacht werden kann. Nehmen Sie das Kind aus diesem Druck heraus und sagen Sie: Streitet euch, aber nicht auf dem Rücken der Kinder! Das muss Ihr Anliegen sein, wenn Sie Ihre eigenen Worte zur Kinderschutzkonvention noch in Erinnerung ha­ben.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 50

Meine Damen und Herren, zum Schluss noch ein Anliegen an die Frau Bundesminis­ter: Frau Bundesminister, ich möchte gerne, dass auch die Frage der Betreuungsleis­tung bei der gemeinsamen Obsorge auf die Frage der Unterhaltsleistung eine Auswir­kung hat. Das sollte man noch extra diskutieren. (Beifall beim BZÖ.)

9.52


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Jarolim gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.52.13

Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim (SPÖ): Herr Kollege Stadler, dass Sie jetzt wirk­lich allen Ernstes jene Einrichtung angreifen, nämlich die Frauenhäuser, die die letzte Zuflucht für Frauen sind, die Gewalt ausgesetzt sind und oft bis aufs Blut gepeinigt werden, das ist schon sehr bezeichnend! Schämen Sie sich wirklich dafür! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Mag. Stadler. – Weitere Zwischenrufe beim BZÖ.)

Ich glaube, man kann hier nicht auf der einen Seite davon reden, dass die Diskussion, soweit das bei oft sehr schwierigen Fällen halt möglich ist, emotionslos geführt werden soll, und auf der anderen Seite gerade genau auf diese Art und Weise Öl ins Feuer gie­ßen, Herr Kollege! Ich glaube, dass dadurch alle anderen Argumente zum Großteil wirklich nicht mehr ernst genommen werden!

Meine Damen und Herren, dass Kinder ein Recht auf beide Elternteile haben sollen und dass das auch durchgesetzt werden soll, steht hier völlig außer Streit. 90 Prozent aller Scheidungen erfolgen im Einvernehmen, und selbstverständlich sollte es auch möglich sein, wenn die Ehepartner nicht mehr zusammenleben können und ausein­ander gehen, im Einvernehmen die bestmöglichen Lösungen im Sinne des Kindes zu treffen.

Aber man darf halt nicht vergessen, dass es bei 10 Prozent nicht im Einvernehmen geht, wie bis dato alle Redner, sogar auch Kollege Hofer, hier dargelegt haben. Oft werden Diskussionen geführt, gibt es Konflikte und treten Gewalttätigkeiten auf, die bis an die Grenze des Erträglichen und der Existenz der einzelnen Partner gehen. In sol­chen Fällen sind die Kinder davor zu schützen, dass sie das auf offener Bühne mit an­sehen müssen, meine Damen und Herren! Das ist sicherzustellen! Es nützt nämlich keinem Kind, wenn wir hier sagen: Bühne auf! Schau dir an, wie deine Eltern mitein­ander umgehen! – Das sind nämlich die Eltern, dem das Kind in Liebe zugetan ist, und es möchte absolut nicht sehen, dass die beiden Bezugspersonen miteinander in Kon­flikt treten. Ich glaube, die Gesetze werden daran zu messen sein, ob uns das gelingt.

Ich glaube, es ist auch wichtig, zwischen dem Besuchsrecht einerseits und der gemein­samen Obsorge andererseits, wie sie hier vorgeschlagen wird, zu unterscheiden. Ich gebe zu: Es gibt viele Besuchsrechtsregelungen, die nicht durchgesetzt werden und bei denen Kinder dann jahrelang auf den einen oder anderen Partner warten. Frau Jus­tizminister, es gibt Verfahren, die drei, vier, fünf Jahre dauern. Ich frage mich: Warum ist denn das so? Warum können wir nicht intern in der Justiz ansetzen, um zu schauen, wieso wir keine schnelleren Verfahren bekommen? (Beifall bei der SPÖ.)

Ich bin vollkommen bei Ihnen, wenn Sie sagen, dass die Gerichte vielleicht nicht die bestmögliche Stelle sind, wo solch schwierige Situationen gelöst werden sollen. Derzeit sind sie noch zuständig, und solange sie zuständig sind, ist es auch wichtig, darauf zu achten, dass wir rasche Lösungen bekommen. Ich glaube, das ist das Um und Auf. Es führt ja auch oft zu Frustrationen, wenn es über Jahre hinweg zu keiner Lösung kommt.

Gemeinsame Obsorge ist dann eine gute Lösung, wenn Einvernehmen zwischen den Eltern herrscht, wenn die Eltern nach der Scheidung übereinkommen, gemeinsam jeweils die Rolle gegenüber dem Kind einzunehmen, die dem Kind hilft. (Abg. Kopf: Es geht nicht um die Eltern, es geht um das Kind!) Es geht um das Kind, aber das Kind


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 51

soll davor geschützt werden, zu sehen, wie sich die Eltern in aller Öffentlichkeit be­fetzen und nahezu umbringen, meine Damen und Herren! Und es bringt überhaupt nichts, wenn man sagt, dass es eine absolut konfliktvolle Beziehung gibt. – Natürlich! Wenn es zu einer Scheidung kommt, hat das seine Gründe, und wenn es wie in 10 Prozent der Fälle zu einer Scheidung kommt, die teilweise mit Gewalttätigkeiten, Er­pressungen und den unerfreulichsten Aktionen einhergeht, dann hat das Kind in die­sem Szenario nichts verloren. Es ist unsere Aufgabe, eine Lösung im Sinne der Kinder zu finden, damit sie davor geschützt werden, quasi als Gegenstand in diese Auseinan­dersetzungen mit hineingezogen zu werden.

Kollege Hofer hat selbst gesagt, dass das Kind oft als Faustpfand missbraucht wird. Wann wird es denn mehr als Faustpfand missbraucht, als wenn es dabei sein muss, wenn die Eltern streiten?

Meine Damen und Herren, es ist keine gute Lösung, wenn wir versuchen, mit einem Gesetz etwas zu lösen, was in Wirklichkeit eine therapeutische beziehungsweise psy­chotherapeutische Maßnahme sein soll, die auf die menschliche Situation einer Grup­pe, nämlich der Familie, eingehen muss! Daher kann man das nicht über einen Leisten scheren und sagen, dass wir jetzt ein Gesetz machen und damit alle Lösungen mehr oder weniger gefunden sind, sondern wir müssen Lösungen finden, die sich die Kinder verdient haben. Das ist auch die Erwartungshaltung der Kinder und der Jugend an uns. Und diese Lösung kann nicht darin bestehen, dass wir ignorieren, dass es im Einzelfall jeweils einen großen therapeutischen Aufwand gibt.

Frau Minister, wir sind dafür, mit Ihnen die Diskussion zu führen. Wir hätten es auch begrüßt, wenn Diskussionen bis dato geführt worden wären, was leider diesfalls nicht der Fall war. Wir wollen Alternativen suchen, wir wollen statt der Gerichte eine vorge­lagerte Schiedsstelle einrichten, wie das auch mehrfach von allen angesprochen wur­de. Zu glauben, ein Gesetz allein löse alle Probleme, ist wirklich etwas zu kurz gegrif­fen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

9.57


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Hölle­rer. – Bitte.

 


9.57.30

Abgeordnete Anna Höllerer (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Die Frau Justizministerin hat ihren Entwurf für die Änderungen im Familienrecht vorgelegt und ihn hier auch im Detail erläutert. Sie hat auch darauf hingewiesen, dass die ge­planten Neuregelungen im Familienrecht nicht Mutter- und auch nicht Vaterrechte be­treffen, sondern dass es um das Wohl des Kindes geht.

Wir haben heute schon einige Male gehört, dass rund 15 000 Kinder in Österreich jähr­lich von Scheidungen betroffen sind. Und alle Kinder, also auch Scheidungskinder, ha­ben das Recht auf Vater und Mutter. Die gemeinsame Obsorge nimmt beide Elternteile auch nach einer Trennung in Pflicht und Verantwortung, damit den Kindern ein Höchst­maß an Unterstützung gewährleistet bleiben kann, wenn es im Sinne des Wohles des Kindes ist.

Wo liegt der Knackpunkt bei den 10 Prozent der Rosenkrieg-Scheidungen? – Es stellt sich natürlich die Frage, ob in diesen Fällen weiterhin eine gerichtliche Entscheidung über die Obsorge richten soll oder ob, wie von Frau Bundesministerin Bandion-Ortner vorgesehen, beide Elternteile auch weiterhin für ihre Kinder Verantwortung tragen sol­len, um ihnen damit eine optimale Betreuung für ihr weiteres Leben zu gewährleisten. (Zwischenruf des Abg. Dr. Pirklhuber.)

Im Gesetzentwurf ist, wenn man ihn genau anschaut, ein Appell an die Eltern enthal­ten, ihre Streitigkeit nicht auf dem Rücken ihrer Kinder auszutragen. Selbstverständlich


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 52

wissen wir, dass es streitende Eltern gibt, die psychisch verletzt sind, die miteinander nichts mehr zu tun haben wollen, die Vorwürfe und Schuldzuweisungen gegenseitig aufeinander prallen lassen und die manchmal auch die Kinder in dieses grausame Spiel mit hineinziehen, nur um ihre Ansprüche bei Gericht besser durchsetzen zu kön­nen. Und genau da – Herr Abgeordneter Jarolim, da sind wir nicht weit voneinander entfernt – geht es darum, eine Schlichtungsstelle zu haben, bei der die Eltern auf einen Tisch zusammengeführt und von Experten beraten werden. Das ist auch im Sinne der Frau Justizministerin, das hat sie auch so vorgeschlagen.

Das lässt aber trotzdem noch immer die Frage offen, wie es den Kindern in solchen Fällen geht – den Kindern, die ihre Eltern lieben, die beide Elternteile lieben, die gar nicht verstehen können, warum ein Zusammenleben künftig nicht mehr möglich sein soll.

Sehr geehrte Damen und Herren, von 17. bis 19. Februar hat in Wien eine Fachtagung stattgefunden, im Rahmen derer sich 500 internationale Experten mit den Bedürfnissen der Kleinkinder auseinandergesetzt haben.

Klaus Vavrik, der Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesund­heit, hat vorgerechnet, dass 20 000 bis 40 000 Kinder, die unter vier Jahre alt sind, in belasteten Situationen aufwachsen. Die Folgen im späteren Leben sind erhöhte Sucht­raten, mehr Sozialstörungen und eine doppelt so hohe Häufigkeit von Depressionen. Auch Scheidungskinder im Kleinstkindalter gibt es vermehrt.

Die Kernaussage dieser kinderpsychologischen Tagung war an Forschungsergebnis­sen orientiert. Man ist zu dem Schluss gekommen, dass eine beglückte Bindung in der frühen Kindheit darüber entscheidet, wie Kinder im späteren Leben zurechtkommen.

Die Kinderärztin Katharina Kruppa, die Vorsitzende der Gesellschaft für Seelische Ge­sundheit in der Frühen Kindheit, hat darauf hingewiesen, dass Kinder eine wirklich lie­bevolle Zuwendung brauchen, um ihr Entwicklungspotenzial voll ausschöpfen zu kön­nen. Möglich ist das nur, wenn die Mutter in der Betreuung nicht allein gelassen wird, denn Kinder brauchen mehrere Bezugspersonen. Kinder brauchen Mutter und Vater und haben einen Anspruch auf beide Elternteile. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der FPÖ.)

Ein gleiches Recht auf beide Elternteile hat niemals zum Ziel, den Müttern zu scha­den, sondern es sollen dadurch Machtmissbrauch und auch Unrecht verhindert wer­den – im Sinne der Kinder.

Wir erwarten eine entsprechende Regierungsvorlage. Wir erwarten auch, dass die noch offenen Diskussionspunkte intensiv diskutiert werden. Selbstverständlich ist es ei­ne sensible Materie, und wir wissen auch, dass die nun vorgesehene Änderung im Fa­milienrecht grundsätzlich im Sinne der Kinderrechte und im Sinne der Verfassung ist.

Dort heißt es – das wurde heute schon zitiert –: „Jedes Kind hat Anspruch auf regel­mäßige persönliche Beziehungen und direkte Kontakte zu beiden Elternteilen, es sei denn, dies steht seinem Wohl entgegen.“ (Ruf bei der SPÖ: ... Besuchsrecht!) – Das Wohl des Kindes steht auf jeden Fall im Mittelpunkt des Familienrechtes. (Beifall bei der ÖVP.)

10.02


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Fich­tenbauer. – Bitte.

 


10.02.44

Abgeordneter Dr. Peter Fichtenbauer (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Wir, die Freiheitliche Partei, begrüßen diesen Gesetzent­wurf und unterstützen ihn. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 53

Der Gesetzentwurf ist mit der politischen Auffassung der Freiheitlichen Partei verein­bar, die schon in zwei Gesetzgebungsperioden, nämlich in der vergangenen und in die­ser, zu entsprechenden Anträgen geführt hat.

Es ist von Ihnen natürlich richtigerweise der Appell in den Raum gestellt worden, dass das Thema Obsorge für Kinder nicht zum Geschlechterkampf umfunktioniert werden soll. Ich vermute, dass dieser sehr richtige Appell bei spezifischen Sektoren rot-grün-gefärbter Kampfbrigaden völlig sinnlos ist, die das Kind selbstverständlich nach wie vor zum Druckmittel erheben oder unter den Arm nehmen – welche Ausdrücke auch immer man dafür verwenden möchte. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf.)

Das ist ja die Ursache dafür, dass dieser energische Gegenhall gegen Sie und gegen dieses Gesetzesvorhaben zu verzeichnen ist. Es wird sozusagen ein Kampfplatz er­kannt, und diesen möchte man nicht aufgeben. Es gibt natürlich verschiedene Formen des Kindesmissbrauchs. Die heftigste ist die physische Form, aber auch die psychi­sche Möglichkeit, mit dem Kind als Druckmittel einen gegen den anderen auszuspie­len, ist unerhört (Abg. Mag. Steinhauser: Schwarz-weiß!), und es wird mit politischen Scheinargumentationen auf dieser Ebene weitergearbeitet. (Beifall bei der FPÖ.)

Wahr ist, dass es selbstverständlich den Gott sei Dank überwiegenden Teil betroffener Kinder so nicht berührt, weil die Eltern vernünftig sind und das Kind nicht zum Gegen­stand des Gezerres machen. (Abg. Mag. Steinhauser: Wenn!) Sie können brüllen, was Sie wollen – Sie selbst wissen das nur theoretisch aus der Arbeiterkammer. Auf der Seite der Betroffenen, als Anwalt bei Gericht, sind Sie sicher noch nie gestanden. Sie wissen daher nicht, wovon Sie reden, Herr Kollege! (Beifall bei der FPÖ.)

Zweitens ist es, wie durch Untersuchungen evident ist, so: Wenn von Gesetzes wegen die gemeinsame Obsorge besteht, entfällt von vornherein eine große Anzahl der Ge­richtsverfahren – das kann natürlich nur statistisch erarbeitet werden, ist aber aus der Bundesrepublik Deutschland eindeutig durch Erfahrungswerte belegt und wissen­schaftlich untermauert –, die heute in Österreich noch geführt werden, weil diese ge­setzliche Anordnung fehlt, die jetzt durch diese Gesetzesinitiative beschlossen werden soll.

Es besteht also mithilfe dieser neuen gesetzlichen Möglichkeit, von vornherein die ge­meinsame Obsorge vorzusehen, die Chance, einen nicht unerheblichen Teil an Kin­dern aus dem Konfliktpotenzial, das bei den Eltern leider gegeben ist, zu entfernen. Das allein ist Grund genug, dieses Gesetz zu unterstützen, und das ist auch sinnvoll. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Mehrere Vorredner haben Bezug auf die Enquete genommen, bei der viele, die hier sitzen, anwesend waren – so auch ich – und bei der ein Experte aus Deutschland, ein Familienrichter, in einer absolut klaren, eigentlich unwidersprochen gebliebenen und eindeutigen Weise den Vorteil der deutschen Gesetzeslage vorgestellt hat.

Ich verstehe nicht, dass Rot sich auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik, wo es gar nicht passt, so des deutschen Vorbildes befleißigt, während man sich dort, wo es ein gutes deutsches Vorbild gibt, aus politischer Eindimensionalität dagegen wendet.

Noch einmal: All Ihre Beschwörungen – meine Vorrednerin hat schon darauf hinge­wiesen – im Sinne des Kindesschutzes in der Verfassung sind gar nichts wert, wenn dort, wo es konkret wird, nach wie vor auf den Kindern herumgetrampelt werden soll. Das ist die Realität! Wir unterstützen dieses Gesetz also. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.07


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Mu­siol. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 54

10.07.37

Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren ZuseherInnen! Das ist offenkundig ein emotionales Thema, inklusive bemühter Untergriffe des Kollegen Fichtenbauer, den ich jetzt gerade nicht sehe (Rufe bei der FPÖ: Oje! Abg. Neubauer: „Untergriffe“!) – emotional deshalb, weil nicht nur die Menschen hier im Saal, sondern wahrscheinlich nahezu alle Menschen in Österreich selbst Erfahrungen mit dem Thema haben, sei es, weil sie selbst in Trennungs- und Scheidungssituationen waren, oder sei es, weil sie andere Menschen kennen, die in Trennungs- und Scheidungssituationen waren.

Genau in solchen Fällen ist es oft schwierig, wirklich sachlich und differenziert zu dis­kutieren, weil eben oft wirklich aus dem subjektiven Blickwinkel, aus dem Blickwinkel der eigenen Erfahrung heraus, die Einzelne gemacht haben, argumentiert wird.

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als enttäuschend, Frau Ministerin, dass Sie es nicht geschafft haben, einen Entwurf vorzulegen, der all die Blickwinkel, die es in die­sem Bereich gibt, beinhaltet. Ihr Entwurf spricht eine ganz eindeutige Sprache: Ihr Ent­wurf spricht die Sprache der Väter. Ihr Entwurf spricht nicht die Sprache der Kinder. – Ich werde das näher erklären. (Beifall bei den Grünen. Abg. Steibl: Dann haben Sie den Vorschlag nicht gelesen! Abg. Mag. Donnerbauer: Bleiben Sie sachlich!)

Wenn Sie alle hier von Kindeswohl sprechen, wenn Sie alle hier von dem Recht des Kindes auf beide Elternteile sprechen, dann sind wir uns einig. Worin wir uns dann aber nicht mehr einig sind, ist die Frage, was denn das Kindeswohl ist und was denn das Recht des Kindes auf beide Elternteile ist. (Ruf bei der ÖVP: Nur Ihre Meinung ist sachlich!)

Sie wissen ganz genau, dass Eltern nicht gleich Eltern sind. Sie wissen ganz genau – und ich lasse das jetzt absichtlich geschlechtsneutral –, dass es Eltern gibt, die nicht zum Wohle der Entwicklung ihrer Kinder agieren – Mütter wie Väter –, und dass es Väter gibt, die sich die ganze Zeit über in der Beziehung nicht um das Wohlergehen ihrer Kinder gesorgt haben und dann im Trennungsfall plötzlich das Interesse an ihren Kindern entdecken.

Das möchte ich ihnen auch gar nicht absprechen, denn das kann durchaus geschehen, dass man in einer bestimmten Situation sozusagen nicht die Möglichkeit oder auch das Interesse hat und dann durch eine Krise – und Trennung und Scheidung sind zweifels­ohne für alle Beteiligten eine solche – sozusagen seine Werte, seine Interessen ändert. Das darf aber nicht dazu führen, dass wir hier ein Gesetz beschließen – glücklicher­weise nicht heute, es wird ja noch Gespräche geben –, in dem alles über einen Kamm geschoren wird (Abg. Mag. Donnerbauer: Das stimmt doch nicht!), in dem, egal wie die individuelle Situation der einzelnen Familien ist, automatisch ein Zustand herge­stellt werden soll, der nicht zum Wohle des Kindes ist. (Beifall bei den Grünen. Abg. Mag. Donnerbauer: Sie haben es nicht verstanden!)

Was wir brauchen – wir Grüne haben das bereits bei der Enquete vorgeschlagen –, ist eine Deeskalation. Trennung und Scheidung sind Krisensituationen. Menschen müs­sen sich damit konfrontieren, dass etwas, was sie vorhatten, nämlich miteinander zu le­ben, miteinander die Kinder großzuziehen, miteinander ein Stück des Weges zu ge­hen, beendet ist – aus welchen Gründen auch immer. Das bringt alle Familien, alle Be­teiligten in Krisensituationen.

Ich bin seit über 15 Jahren Scheidungs- und Trennungsmediatorin, und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. (Abg. Mag. Donnerbauer: Das ist ja noch ärger! Da handeln Sie ja wider besseres Wissen!) Auch die Menschen, die bewusst und gewillt aus einer Beziehung herausgehen, sind in einer Krise, weil sie trotzdem einen Neuan­fang machen müssen. Und in dieser Krisensituation hilft es ihnen nicht, wenn sie zwang­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 55

haft zusammengespannt werden und zwanghaft Gemeinsamkeit erreichen müssen. (Abg. Kopf: Gemeinsame Obsorge heißt nicht Hand in Hand! Zwischenruf des Abg. Mag. Stadler.)

Herr Kollege Stadler, ich spreche von diesen 10 Prozent, die sich eben nicht einigen können. Die Betroffenen brauchen in dieser Situation Unterstützung von Menschen, die das gelernt haben, Unterstützung von Menschen, die ihnen dabei helfen, ihre Proble­me der Vergangenheit aufzuarbeiten, beiseite zu lassen, ihre Beziehungsebene zu ver­lassen, die Elternebene einzunehmen und miteinander zum Wohle der Kinder zu arbei­ten. (Beifall bei den Grünen. Ruf bei der ÖVP: Genau! Abg. Kopf: ... schließt das nicht aus!)

Deshalb haben wir den Vorschlag gemacht, anstatt eine automatische Obsorge einzu­richten eine Einrichtung vorzusehen, nämlich die Schlichtungsstelle (Zwischenruf des Abg. Dr. Rosenkranz), aber nicht erst, wenn ein Richter empfindet, dass die Familie dorthin gehen soll, sondern eine Schlichtungsstelle, die den Gerichten vorgelagert ist, wo alle Paare, die trennungs- und scheidungswillig sind, hingehen und die Unterstüt­zung bekommen, die sie individuell brauchen. (Abg. Mag. Donnerbauer: ... Verpflich­tung zur Schlichtung!)

Dann wird es noch immer Menschen geben, bei denen es keinen Sinn macht, sich zu einigen, bei denen es nicht möglich ist, und da ist dann das Gesetz gefragt. Da ist dann das Gericht gefragt, zum Wohle der Kinder eine Entscheidung zu treffen. (Zwischen­rufe bei der ÖVP.)

Vor diesem Hintergrund, Frau Ministerin, hoffe ich, dass die Gespräche mit der Frauen­ministerin, die diesbezüglich ja einer ähnlichen Ansicht ist, Früchte tragen und dass diese Gespräche Sie dazu bringen, nicht nur die eine Perspektive wahrzunehmen, son­dern durchaus auch noch einmal die andere Perspektive. Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. Abg. Ing. Westenthaler: Das ist eine Cha­os-Truppe! Abg. Binder-Maier in Richtung FPÖ und BZÖ : Sie hören nicht einmal mehr zu! Das ist ja unglaublich!)

10.12


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Haub­ner. – Bitte.

 


10.12.56

Abgeordnete Ursula Haubner (BZÖ): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Frau Präsidentin! Hohes Haus! Als letzte Rednerin dieser Aktuellen Stunde möchte ich einmal ganz klar Folgendes festhalten – weil alle vom Kindeswohl reden –: Es ist ein großes Glück und eine große Freude, Kinder zu haben, Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung begleiten zu können. Es ist eine große Herausforderung, sie über die vie­len Hürden im Leben bis zum Erwachsenwerden zu begleiten, sie richtig zu betreuen und zu erziehen und ihnen vor allem sehr viel Liebe, sehr viel Fürsorge und sehr viel Schutz zu geben. (Beifall bei BZÖ und FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Diese Aufgabe, meine sehr geehrten Damen und Herren, haben in erster Linie die Eltern. Die Eltern haben diese Verantwortung wahrzunehmen, und die Kinder haben das Recht auf einen guten Kontakt zu beiden Elternteilen, zu Mutter und Vater. Das gilt ganz besonders auch im Falle der Trennung, im Falle der Scheidung, im Falle, dass Kinder unehelich geboren werden.

Daher kann ich mit der Wortwahl von Kollegin Binder-Maier eigentlich nichts anfangen, wenn sie von der „verordneten Verpflichtung“ spricht. Diese „verordnete Verpflichtung“ gibt es ein ganzes Leben lang. Die Verantwortung kann man nicht abgeben, wenn man sich als Partner von der Partnerin trennt, sondern diese Verantwortung für die Kinder hat


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 56

man ein ganzes Leben lang. – Daher stellt sich die Frage nicht. (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Die Realität zeigt, dass es immer mehr Scheidungskinder gibt, dass immer mehr Kin­der unehelich geboren werden, dass es immer mehr alleinerziehende Elternteile gibt. Daher ist es ein Gebot der Stunde, die Familiengesetze so zu gestalten, dass sie auch Antworten auf diese Realität geben.

In dem Wissen, dass gerade das Familienumfeld die Entwicklung von Kindern sehr in­tensiv prägt – im positiven wie auch im negativen Sinn –, haben wir seitens des BZÖ immer wieder Druck gemacht, und zwar einerseits im Bereich des neuen Jugendhil­fegesetzes, wo es dringend erforderlich ist, eine bundeseinheitliche Regelung und ei­nen Automatismus zu schaffen, wenn es um Kindesgefährdung geht, und andererseits auch bei der Weiterentwicklung des Sorgerechtes.

Wir vom BZÖ sehen uns ausschließlich als Vertreter der Kinder und ihres Rechtes auf Mutter und Vater, ganz gleich, in welcher Beziehung die Eltern leben.

Frau Bundesminister, Ihr Vorschlag ist auf jeden Fall positiv und zu begrüßen. Weniger positiv sehe ich, dass es noch keinen gemeinsamen Nenner mit dem Koalitionspartner gibt. Man hat gesehen, da wird uns noch einiges erwarten, vor allem, wenn man sich in der wesentlichen Frage, ob jetzt die gemeinsame Obsorge als Regelfall zu sehen ist oder nicht, mit dem Koalitionspartner nicht einig ist. Da scheiden sich die sogenannten Koalitionsgeister, und ich denke, wir werden in den nächsten Wochen wieder ein sehr interessantes Schauspiel geboten bekommen.

Für uns als BZÖ ist aber ganz klar: Gemeinsame Obsorge soll Standard sein; alleinige Obsorge soll der Ausnahmefall sein, wenn es Schwierigkeiten gibt, wenn es Streit gibt, wenn das Kindeswohl gefährdet wird.

Ich verwahre mich ganz entschieden dagegen, dass man Vätern ständig unterstellt, dass sie mehrheitlich kein Interesse an den Kindern haben. Ich verwahre mich aber auch ganz vehement dagegen, dass man Müttern unterstellt, dass sie die ihnen anver­trauten Kinder als Faustpfand gegen die Väter verwenden. Der überwiegende Teil von Vätern und Müttern, meine sehr geehrten Damen und Herren, hat Interesse an den Kindern und möchte auch an einer gedeihlichen Entwicklung der Kinder teilhaben.

Wir vom BZÖ wollen weiters, dass es keine Differenzierung zwischen gemeinsamer Obsorge bei Scheidungskindern und bei unehelichen Kindern gibt. Es wäre ein fal­sches Signal, das hier nicht durchzusetzen.

Wir wollen klare Regelungen des Besuchsrechtes – Frau Bundesministerin, Sie haben es schon angekündigt –, klare Regelungen bei den Betreuungstagen, was den Wohn­sitz anlangt, und so weiter, denn ich glaube, Eltern, insbesondere Väter, sind nicht zeit­weilige Besucher ihrer Kinder.

Wir müssen auch klar regeln – Kollege Stadler hat es ja schon erwähnt –, wie es mit der Unterhaltsverpflichtung ausschaut. Wenn mehr betreut wird, ist dann weniger Un­terhalt zu zahlen? – Das ist auch eine wichtige Frage, die nicht irgendwo irgendwann einmal abgehoben geklärt werden kann.

Die begleitenden Maßnahmen als Familienschlichtungsstelle sind auch absolut zu be­grüßen.

Was Sie, Frau Bundesministerin, wollen, ist sicher sehr ambitioniert, aber Sie sind für uns erst glaubwürdig, wenn Sie den Koalitionspartner davon überzeugt haben. Wenn ein gutes Gesetz umgesetzt wird, dann haben Sie sozusagen Ihre Glaubwürdigkeit in dieser Frage erlangt. Wir als BZÖ werden Sie sicher bei Lösungen unterstützen, denn wir haben nur eines im Blickfeld: das Wohl der Kinder! (Beifall beim BZÖ.)

10.18



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 57

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

10.18.36Einlauf und Zuweisungen

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsge­genstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsord­nung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 7623/J bis 7766/J;

Schriftliche Anfragen an die Präsidentin des Nationalrates: 55/JPR und 56/JPR;

2. Anfragebeantwortungen: 6985/AB bis 7243/AB;

Ergänzung zur Anfragebeantwortung: Zu 3301/AB;

Anfragebeantwortungen (Präsidentin des Nationalrates): 52/ABPR und 53/ABPR;

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Berufsreifeprüfungsgesetz geändert wird (1070 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem das Außenhandelsgesetz 2011 – AußHG 2011 erlassen wird (1073 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz 2003 – TKG 2003 geändert wird (1074 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem die Strafprozessordnung 1975 und das Sicherheitspolizeige­setz geändert werden (1075 d.B.),

Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz – LSDB-G (1076 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz und das Arbeitslosenver­sicherungsgesetz 1977 geändert werden (1077 d.B.),

Fremdenrechtsänderungsgesetz 2011 – FrÄG 2011 (1078 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem das Gaswirtschaftsgesetz 2011 erlassen sowie das Energie-Control-Gesetz und das Preistransparenzgesetz geändert werden (1081 d.B.).

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Immunitätsausschuss:

Ersuchen der Staatsanwaltschaft Wien (501 St 104/10 h) um Zustimmung zur behörd­lichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Ewald Stadler wegen des Verdachtes einer strafbaren Handlung nach § 288 Abs. 1 StGB;

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 74 betreffend „Für ein Plastiksackerlverbot in Österreich“, überreicht vom Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber,

Petition Nr. 75 betreffend „Sofortiger Baustart des Brenner Basistunnels“, überreicht vom Abgeordneten Hermann Gahr,

Bürgerinitiative Nr. 27 betreffend „Ergänzung des § 46 (1) SchOG“;


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 58

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Internationale Arbeitsorganisation (IAO); Übereinkommen (Nr. 187) über den Förde­rungsrahmen für den Arbeitsschutz sowie Empfehlung (Nr. 197) betreffend den Förde­rungsrahmen für den Arbeitsschutz (1069 d.B.),

Antrag 1410/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Einstellung der Auszahlung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung;

Außenpolitischer Ausschuss:

Rahmenabkommen zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einer­seits und der Republik Korea andererseits (1062 d.B.);

Finanzausschuss:

Protokoll zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland zur Abänderung des am 24. August 2000 in Berlin unterzeichneten Abkommens zur Ver­meidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (1071 d.B.),

Antrag 1421/A(E) der Abgeordneten Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „JA zum Leben“ konsequent stärken – Ausweitung der Spendenabsetzbar­keit auf Lebensschutzorganisationen;

Gleichbehandlungsausschuss:

Antrag 1417/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Maßnahmen zur Erhöhung der Beteiligung von Frauen in der Politik,

Antrag 1418/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend gesetzlich verpflichtende Quotenregelung für Aufsichtsratsgremien;

Kulturausschuss:

Trilaterales Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Schweizerischen Eidgenos­senschaft über die Zusammenarbeit im Bereich Film (1072 d.B.),

Antrag 1416/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend ein Bibliothekengesetz für Österreich;

Landesverteidigungsausschuss:

Antrag 1425/A der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ministeranklage gemäß Art. 142 Abs. 2 lit. b wider den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Norbert Darabos;

Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:

Antrag 1411/A(E) der Abgeordneten Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Erhalt der Saatgutsouveränität,

Antrag 1412/A(E) der Abgeordneten Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Ablehnung des GVO-Ratsbeschluss-Vorschlages 2011/0010 im EU-Ministerrat,

Antrag 1413/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung einer ökologi­schen Pflanzenzucht,

Antrag 1414/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot der Anwendung von insektizid-gebeiztem Saatgut aus der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide als Maßnahme gegen das Bienensterben,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 59

Antrag 1415/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel (NAP),

Antrag 1420/A(E) der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Importverbot für deutsches Schweinefleisch,

Antrag 1422/A(E) der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen be­treffend: Nach Dioxin-Skandal ist eine Herkunftskennzeichnung für Fleisch unumgäng­lich;

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2011/2 (III-208 d.B.);

Unterrichtsausschuss:

Bundesgesetz, mit dem das Prüfungstaxengesetz – Schulen/Pädagogische Hochschu­len geändert wird (1063 d.B.);

Verfassungsausschuss:

Antrag 1426/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Abhaltung einer Volkabstimmung über ein Verfassungsgesetz, welches die Ab­schaffung der Allgemeinen Wehrpflicht beinhaltet;

Verkehrsausschuss:

Antrag 1423/A der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betref­fend ein Bundesgesetz betreffend die Bundesstraßen (Bundesstraßengesetz 1971 – BStG 1971);

Ausschuss für Wirtschaft und Industrie:

Antrag 1419/A(E) der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen betreffend Qualitätsnormen von Schuhen,

Antrag 1424/A(E) der Abgeordneten Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen betreffend verpflichtende Kenntnisse einer europäischen Amtssprache im Gewerbe;

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Außenpolitischer Ausschuss:

Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten zum EU-Arbeitsprogramm 2011 auf der Grundlage des Achtzehnmonatsprogramms des spanischen, belgischen und ungarischen Ratsvorsitzes sowie des Legislativ- und Ar­beitsprogramms der Europäischen Kommission für das Jahr 2011 (III-212 d.B.);

Finanzausschuss:

Bericht des Bundesministers für Finanzen betreffend EU-Jahresvorschau 2011 zum jährlichen Arbeitsprogramm der Kommission beziehungsweise des Rates (III-215 d.B.);

Gesundheitsausschuss:

Bericht des Bundesministers für Gesundheit betreffend Jahresvorschau 2011 auf der Grundlage des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission bezie­hungsweise zum Jahresprogramm des Rates (III-213 d.B.);

Ausschuss für innere Angelegenheiten:

Bericht der Bundesministerin für Inneres betreffend Legislativ- und Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für 2011 sowie Achtzehnmonatsprogramm des spani­schen, belgischen und ungarischen Vorsitzes (III-210 d.B.);


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 60

Justizausschuss:

Bericht der Bundesministerin für Justiz betreffend Jahresvorschau auf der Grundlage des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission für 2011 sowie des Achtzehnmonatsprogramms des spanischen, belgischen und ungarischen Rats­vorsitzes (III-211 d.B.);

Landesverteidigungsausschuss:

Bericht der Bundesregierung betreffend Österreichische Sicherheitsstrategie, Sicher­heit in einer neuen Dekade – Sicherheit gestalten (III-218 d.B.);

Ausschuss für Wirtschaft und Industrie:

Bericht des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend zu den Vorhaben der Europäischen Union 2011 (III-216 d.B.).

*****

Anträge auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die Abgeordneten Dr. Moser, Kolleginnen und Kollegen haben gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung beantragt, einen Untersu­chungsausschuss zur Untersuchung unzulässiger Einflussnahmen im Bereich des Fi­nanzministeriums einzusetzen.

Ferner haben die Abgeordneten Bucher, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung beantragt, einen Untersuchungsausschuss zur näheren Unter­suchung der Rolle und Verwicklung des ehemaligen Finanzministers Mag. Karl-Heinz Grasser in der beziehungsweise die BUWOG-Affäre einzusetzen.

Schließlich haben die Abgeordneten Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung beantragt, einen Untersuchungsausschuss zur nä­heren Untersuchung der Rolle und Verwicklung des ehemaligen Finanzministers Mag. Karl-Heinz Grasser in der beziehungsweise die BUWOG-Affäre sowie des Abge­ordneten zum Nationalrat Ing. Peter Westenthaler, ehemaliger Vorstand der Österrei­chischen Bundesliga, und des ehemaligen Finanzministers Mag. Karl-Heinz Grasser bezüglich Förderungen der Bundesliga durch die Republik Österreich einzusetzen.

Ferner liegt jeweils das von fünf Abgeordneten gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäfts­ordnung gestellte Verlangen vor, eine Debatte über diese Anträge durchzuführen. Im Einvernehmen mit den Fraktionen wird eine gemeinsame Debatte durchgeführt. Ge­mäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung finden die Debatte und die Abstimmungen nach Erledigung der Tagesordnung statt.

10.20.24Ankündigung eines Dringlichen Antrages

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der Grüne Klub hat gemäß § 74a Abs. 2 der Geschäftsordnung vor Eingang in die Tagesordnung das Verlangen gestellt, den zum gleichen Zeitpunkt eingebrachten Selbständigen Antrag 1427/A(E) der Abgeordneten Dr. Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird der Dringliche Antrag um 15 Uhr behandelt wer­den.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 61

10.20.48Fristsetzungsantrag

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich wei­ters mit, dass die Abgeordneten Hagen, Kolleginnen und Kollegen beantragt haben, dem Verkehrsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 892/A(E) der Abgeord­neten Hagen, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung der Rechnungshof-Emp­fehlungen zur ÖBB eine Frist bis zum 27. April 2011 zu setzen.

Ferner liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung ge­stellte Verlangen vor, eine kurze Debatte über diesen Fristsetzungsantrag durchzufüh­ren.

Da für die heutige Sitzung die Behandlung eines Dringlichen Antrags verlangt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese stattfinden.

Behandlung der Tagesordnung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 6 bis 8 der Tagesordnung zusammenzufassen.

Wird dagegen eine Einwendung erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

Redezeitbeschränkung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonfe­renz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Ta­gesblockzeit von 8 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten erge­ben: SPÖ und ÖVP je 112 Minuten, FPÖ 100 Minuten, Grüne 88 Minuten sowie BZÖ 84 Minuten.

Für die Dauer der Fernsehübertragung durch den ORF bis 13 Uhr wurde folgende Re­deordnung vereinbart:

Zu TOP 1: Erklärung des Bundesministers für europäische und internationale Angele­genheiten gemäß § 19 Abs. 2 der Geschäftsordnung, zunächst die Erklärung des Bun­desministers mit 13 Minuten, dann jeweils eine Rednerrunde mit 8 Minuten, dann 5 Mi­nuten und 4 Minuten, eine weitere allfällige kurze Wortmeldung des Bundesministers mit 3 Minuten und noch einmal eine Redner-, Rednerinnenrunde mit 4 Minuten.

Der Aufruf der Rednerinnen und Redner erfolgt in der ersten Runde in der Reihenfolge FPÖ, SPÖ, Grüne, ÖVP und BZÖ, in allen folgenden Runden nach Fraktionsstärke.

Zu TOP 2: Sammelbericht des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen (1046 d.B.), ist eine Rednerrunde mit je 4 Minuten vereinbart. Der Aufruf der Redne­rinnen und Redner erfolgt in der Reihenfolge FPÖ, SPÖ, Grüne, ÖVP und BZÖ.

Die Anwesenheit von Regierungsmitgliedern während der Debatte dieser Vorlage des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen ist nicht vorgesehen.

Tatsächliche Berichtigungen werden nach Ende der Fernsehzeit aufgerufen.

Der vorsitzführende Präsident verteilt vor Beginn der letzten Runde die verbleibende Zeit in der Weise, dass noch alle Fraktionen in der Fernsehzeit gleichmäßig zu Wort kommen.

Weiters schlage ich gemäß § 57 Abs. 7 vor, die Redezeit des Abgeordneten ohne Klubzugehörigkeit auf 10 Minuten pro Debatte zu beschränken.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 62

Wir kommen zur Abstimmung über die eben dargestellten Redezeiten.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

10.23.571. Punkt

Erklärung des Bundesministers für europäische und internationale Angelegen­heiten gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zur Bilanz der österreichischen Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat sowie zu den brisanten Ereignissen in der arabischen Welt, speziell im nordafrikanischen Raum

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen damit zum 1. Punkt der Tages­ordnung.

Im Anschluss an diese Erklärung wird im Sinne des § 81 der Geschäftsordnung ent­sprechend dem vorliegenden Verlangen von fünf Abgeordneten eine Debatte stattfin­den.

Ich erteile nun Herrn Bundesminister Dr. Spindelegger das Wort. – Bitte.

 


10.24.31

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Michael Spindelegger: Frau Präsidentin! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ich möchte Ihnen heute in meiner Erklärung einerseits eine Bilanz über unsere Mitglied­schaft im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen legen und andererseits auf die aktuel­len Entwicklungen in der arabischen Welt eingehen.

Wenn ich mit der Bilanz über die österreichische Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat 2009/2010 beginnen darf, so darf ich darauf verweisen, dass wir diese in einem Do­kument, das allen Abgeordneten zugestellt wurde, festgehalten haben, mit den wesent­lichen Anliegen, die Österreich dort vertreten hat, mit den Erfolgen, aber auch mit den wesentlichen Unterlagen, die dabei relevant sind.

Ich darf das aus meiner Sicht folgendermaßen zusammenfassen: Die wichtigsten Eck­punkte waren zum Ersten, dass wir uns stark darauf konzentriert haben, das, was wir in einer Kampagne für die Mitgliedschaft angekündigt haben, nämlich dem Grundsatz der Herrschaft des Rechts auch zum Durchbruch zu verhelfen, zu verwirklichen. Wir haben uns stark dafür eingesetzt, etwa während des ganzen Gaza-Krieges, der uns zu Beginn unserer Mitgliedschaft Anfang des Jahres 2009 beschert wurde, uns genau nach diesen Grundsätzen zu verhalten und auch unseren Standpunkt im Sicherheitsrat zu vertreten.

Genau das Gleiche galt während der gesamten Bürgerkriegssituation in Sri Lanka, bei den Fragen der Piraterie durch Somalia oder bei der Terrorismusbekämpfung, als Ös­terreich das Komitee gegen Taliban und Al-Kaida zu leiten hatte. Auch da haben wir die Herrschaft des Rechts ins Zentrum gestellt und damit gewährleisten können, dass auch diejenigen, die auf dieser Liste standen, durch einen Ombudsmann vertreten wer­den konnten und damit auch Rechtsstaatlichkeit gewährleistet war. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Der zweite große Schwerpunkt, dem wir uns gewidmet haben, war der Schutz der Zi­vilisten in bewaffneten Konflikten. Wir konnten im November 2009, als Österreich den Vorsitz im Sicherheitsrat führte, eine Debatte darüber abhalten und haben dazu eine einstimmige Resolution beschlossen, die Resolution 1894. In dieser Resolution wird dem Schutz der Zivilisten in bewaffneten Konflikten ein anderes Augenmerk geschenkt, der Schutz ins Zentrum auch bei UNO-Missionen gerückt. Und wir können heute bilan­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 63

zieren, dass danach bei nahezu der Hälfte der UNO-Blauhelme, egal, wo sie einge­setzt sind, der Schutz der Zivilisten im Mandat eine ganz andere Rolle spielte als da­vor.

Ich glaube, das ist ein großer Erfolg im Interesse der vielen Betroffenen, die in bewaff­neten Konflikten in Mitleidenschaft gezogen werden. Das trägt die österreichische Hand­schrift, worauf wir durchaus stolz sein können. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Strache.)

Der dritte Schwerpunkt war, dass wir uns dem Thema „Frauen, Frieden und Sicherheit“ gewidmet haben. Die Resolution 1325 war zehn Jahre alt, und wir haben gemeinsam mit der amerikanischen Administration versucht, neue Impulse zu geben. Wir haben darüber eine Debatte im Sicherheitsrat abgehalten und haben gesehen, dass es durch die Einführung von Indikatoren, die wir gemeinsam mit den Amerikanern vorge­schlagen haben und die beschlossen wurden, jetzt einen anderen, fachlicheren Zu­gang gibt. Ich denke, auch das können wir durchaus auf eine positive Bilanzseite bu­chen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Der vierte Punkt, meine Damen und Herren, war und ist, dass wir auch das Anliegen hatten, dass die Europäische Union einen anderen Stellenwert in den Vereinten Natio­nen bekommt. Wir Österreicher haben vorgeschlagen, dass die Hohe Beauftragte Catherine Ashton vor dem Sicherheitsrat mit einer Stellungnahme ein anderes Gewicht bekommt. Es ist nicht verantwortbar, dass die Europäische Union, die etwa im Nahost-Quartett eine so bedeutende Rolle spielt, dann zwischen der Organisation Amnesty International und dem Malteser-Ritter-Orden eine Stellungnahme abgeben darf.

Nein, die Europäische Union braucht einen anderen Stellenwert in den Vereinten Na­tionen! Wir haben mit einer Debatte im Sicherheitsrat den Anfang gesetzt und hoffen, dass wir das jetzt auch durch einen Beschluss der Generalversammlung zu Ende brin­gen können. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Meine Damen und Herren, wir haben uns vorgenommen, mit unserem Engagement im Sicherheitsrat auch zu einer Stärkung des Amtssitzes Wien beizutragen. Sie wissen, dass wir gemeinsam mit den anderen Amtssitzen – Genf, Nairobi, New York – in einem ständigen Wettbewerb stehen und dass es nicht so klar ist, dass die UNO den Standort Wien aufrechterhalten wird.

Was haben wir getan? – Wir haben einerseits eine neue Institution geschaffen, die In­ternationale Anti-Korruptionsakademie in Laxenburg, miteröffnet vom Generalsekretär der Vereinten Nationen, und ich glaube, das hat einen neuen Stellenwert bekommen. Er hat bei seiner Eröffnungsrede gesagt: Wir brauchen eine Kultur der Integrität. – Und mit dieser Institution können wir durch ein Ausbildungsprogramm, das im Herbst dieses Jahres starten wird, auch einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.

Wir haben gerade vor einer Woche eine neue Institution in Österreich eröffnet. Es ist ein Think Tank für Sicherheitspolitik, den wir gemeinsam mit NGOs eröffnet haben. Es ist das Wiener Zentrum für Abrüstung und Non-Proliferation. Das wird einen ent­scheidenden Impuls dahin gehend geben, dass das, was erfolgreich mit einer Anti-Minen-Konvention, mit all den Fragen eines Verbots von Streumunition begonnen wurde, auch neue Initiativen starten kann. Ich meine, das ist ein wichtiger Punkt, den wir gemeinsam mit den Vereinten Nationen, mit unseren Partnern gesetzt haben. Und wir wollen in diesem Jahr auch noch ein neues Liaison Office in Wien für alle Ab­rüstungsinstitutionen, die es gibt, schaffen, damit wir diesen Prozess künftig stärker ko­ordinieren können.

Daher können wir durchaus auch als Nutzen aus dieser zweijährigen Mitgliedschaft sagen, wir haben den Amtssitz Wien gestärkt, wir haben neue Institutionen geschaffen und können damit auch eine sehr positive Bilanz ziehen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 64

Meine Damen und Herren! Wie sehen uns andere Länder mit unserer Mitgliedschaft im Sicherheitsrat? – Ich darf darauf verweisen, dass wir viele positive Rückmeldungen bekommen haben. Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton hat mit uns ge­meinsam im Bereich Frauen, Frieden und Sicherheit neue Akzente gesetzt. Sie hat uns als Österreich besonders für unser Engagement im Sicherheitsrat gelobt.

Ich war letzte Woche in China. Mein chinesischer Amtskollege Yang hat mir gesagt, dass China wirklich vom Engagement Österreichs im Sicherheitsrat in diesen zwei Jah­ren angetan war. (Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Wir haben eine Reihe von an­deren positiven Rückmeldungen bekommen. Der britische Außenminister Hague hat mir erst letzte Woche gesagt, dass das, was wir gemeinsam mit den Briten betreffend den Sudan in Richtung einer gemeinsamen Abstimmung über die Zukunft des Süd-Su­dan begonnen haben, Früchte getragen hat und man sich auch dieses Engagements Österreichs bewusst ist. Meine mexikanische Amtskollegin, die mit mir im Sicherheits­rat war, hat Ähnliches zu unserem Engagement verlauten lassen.

Wir können daher durchaus sagen, wir haben auch bei der Weltgemeinschaft und bei anderen Ländern, die im Sicherheitsrat vertreten sind, einen sehr positiven Eindruck als Österreich hinterlassen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Schlussfolgerungen sind daher, dass erstens dieses Engagement im Sicher­heitsrat durch Österreich konkrete Ergebnisse gebracht hat – ich habe die Resolution 1894 erwähnt –, dass wir zum Zweiten den Amtssitz Wien gestärkt haben, unsere Dia­logbereitschaft und Wien als Standort und Drehscheibe für Gespräche und Frieden etabliert haben und dass wir zum Dritten auch den eigenen Horizont erweitert haben. Ein Großteil der Konflikte spielt sich in Afrika ab. Wir haben durch diese Mitgliedschaft im Sicherheitsrat auch sehr viel an Expertise in unserem Haus dazugelernt. Ich glaube, dass das insgesamt sehr positiv zu sehen ist.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit ganz herzlich bei unseren Mitarbeitern bedan­ken. Botschafter Mayr-Harting in New York und Abteilungsleiter Huber in unserem Haus, im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, ha­ben beide dazu beigetragen, dass wir dieses Engagement über die letzten zwei Jahre in einer stetigen Qualität aufrechterhalten konnten. Ich möchte mich bei beiden, bei ih­ren Teams ganz herzlich für diese qualitätsvolle Arbeit bedanken, die uns als Öster­reich insgesamt sehr viel Ansehen gebracht hat. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und BZÖ.)

Lassen Sie mich nun zum zweiten Teil kommen, nämlich was die Entwicklungen in der arabischen Welt anlangt! Wir haben bei diesem Volksaufstand in Tunesien, in Ägypten und jetzt auch in Libyen gesehen, welche Auswirkungen er haben kann. Wir können heute sagen, dass die Protestbewegung bereits auf den Jemen, Bahrain, Algerien, Jor­danien, Marokko und den Oman übergegriffen hat. Offensichtlich kann kein Staat der Region in der arabischen Welt davon ausgehen, dass diese Protestbewegung bei ihm nicht stattfinden wird.

Welche Ursachen das hat, darüber kann man vielfältige Meinungen haben. Aber klar ist, es war ein Volksaufstand. Das steht sicher im Zusammenhang damit, dass viele junge Bürger in diesen Ländern keine Perspektive gesehen haben, auch wenn sie eine gute Ausbildung hatten. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit hat dazu beigetragen, dass die Bürger auf die Straße gegangen sind und wir mit diesen Erscheinungsformen heute durchaus zu kämpfen haben – nämlich den Erscheinungsformen, dass Regime diesen Protest nicht zugelassen haben, ihn zum Teil blutig niedergeschlagen haben, so wie es jetzt noch in Libyen passiert.

Ich glaube, wir müssen daraus unsere Schlussfolgerungen ziehen. Die wesentliche Schlussfolgerung ist, dass das insgesamt für uns eine große Herausforderung ist, aber auch eine große Chance für die arabische Welt, zu anderen Strukturen zu kommen, zu


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 65

demokratischen Strukturen, die für die Zukunft eine bessere Basis für die Bevölkerung gewährleisten können. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Strache.)

Meine Damen und Herren! Was können wir nunmehr als Schlussfolgerung aus den bisherigen Ereignissen ziehen? – Wir wissen, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in einer sehr klaren Stellungnahme dazu ausgeführt hat, dass einerseits Sanktionen gegen Libyen verhängt wurden und andererseits auch ein klares Zeichen in Richtung Verantwortung des Regimes vor einem internationalen Strafgerichtshof ein­gemahnt wurde. So hat der Sicherheitsrat am 25. Februar beschlossen, dass die Straf­freiheit für Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Vergangenheit angehören muss. Er hat den Internationalen Gerichtshof aufgefordert, dass die Situation in Libyen seit dem 15. Februar 2011 durch den Chefankläger zu beurteilen ist.

Das bedeutet, es wird niemand, der Verantwortung im Zusammenhang mit Verbrechen gegen die Demonstranten zu tragen hat, vor einem Strafgerichtshof damit bestehen kön­nen zu sagen, dass dies das Regime war, sondern eine persönliche Verantwortung der Betroffenen ist hier in Betracht zu ziehen. Das halte ich für einen ganz wesentlichen Aspekt, den wir immer betonen müssen, damit jetzt in dieser Situation in Libyen nie­mand den Eindruck gewinnt, man könnte sich verstecken, sondern dass – ganz im Ge­genteil! – die Konsequenzen für die Betroffenen, die solche Taten ausführen, folgen. Das ist gut und richtig so. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Vonseiten der Europäischen Union wurde im Gleichklang mit dem UNO-Sicherheitsrat eine Reihe von Sanktionen verhängt: Konten- und Vermögenssperrungen, Reisebe­schränkungen, ein Ein- und Ausfuhrverbot für Waffen. Der Menschenrechtsrat in Genf, bei dem ich gestern war, hat die Mitgliedschaft Libyens im Menschenrechtsrat als suspendierungswürdig beurteilt. Ich nehme an, dass heute die Generalversammlung der Vereinten Nationen diese Suspendierung von Libyen auch aussprechen wird. Auch das ist ein neues Zeichen, dass von solchen Möglichkeiten Gebrauch gemacht wird, und das in einer seltenen Einhelligkeit.

Was die konkrete Bewältigung der Evakuierung von Österreichern betrifft, so möchte ich an dieser Stelle sagen, dass wir gut vorbereitet waren, dass wir rechtzeitig eine Reisewarnung an die Bevölkerung ausgegeben haben, dass wir mit einem Unterstüt­zungsteam in all den betroffenen Ländern auch dafür Sorge getragen haben, dass die Österreicher unbeschadet aus diesen Ländern herauskommen. Das war eine Zahl von 5 000 Österreichern in allen drei betroffenen Ländern, die mittlerweile evakuiert wur­den. Das ist ein wirklich gutes Zusammenspiel zwischen meinem Haus, dem Innenmi­nisterium und dem Landesverteidigungsministerium gewesen. Wir hatten auch Maschi­nen des Bundesheeres im Einsatz.

Meine Damen und Herren, es war auch rechtzeitig. Viele, die sich heute noch in Li­byen aufhalten, würden sich freuen, hätten ihre Staaten rechtzeitig reagiert und sie herausgebracht. Es ist letztlich die Aufgabe eines Staates, für seine Staatsbürger ein­zutreten und ihnen auch Schutz und Hilfe in der rechtzeitigen Zurverfügungstellung und Vorsorge angedeihen zu lassen. Ich glaube, wir können stolz darauf sein, dass uns das gelungen ist. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie des Abg. Strache.)

Was uns jetzt wichtig ist, ist, dass wir diesen Prozess ständig beobachten, dass wir ge­währleisten können, dass wir handlungsfähig sind. Ich bin überzeugt davon, wenn wir das im Gleichklang mit den europäischen Partnern tun, wird es möglich sein, die Chan­cen, die sich daraus ergeben, auch in der arabischen Welt zu nutzen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

10.38


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt nun Herr Klubvorsitzender Strache. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 66

10.38.07

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Außenminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Außen­minister, eingangs zu dem, was Sie gesagt haben: Ja, es ist gut und wichtig und auch richtig, dass Sie als Außenminister sichergestellt haben, dass den Österreichern vor Ort in der arabischen Welt Hilfestellung geleistet werden konnte, dass man unsere Staatsbürger sicher nach Österreich zurückbringen konnte. Das sind alles wichtige und auch gute Maßnahmen, die von Ihnen gesetzt worden sind, keine Frage! Aber es wird leider immer offensichtlicher, dass diese Regierung – und da nehme ich keine der bei­den Regierungsparteien aus – unsere österreichische Neutralität entsorgen will. Ich sa­ge: Genau das kann es nicht sein! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir wollen nicht haben, dass unsere österreichische Neutralität entsorgt wird, wir uns am Ende einem Militärbündnis anbiedern und wir vielleicht auf einmal im Bereich einer NATO-Kooperation auftauchen. Das wollen wir nicht, und das will auch die Mehrheit der Österreicher nicht! (Abg. Großruck: Gaddafi ...!)

Von der SPÖ weiß man ja, dass sie in die NATO drängt. (Zwischenruf der Abg. Mag. Muttonen.) Ich meine, das wissen wir ja durch die Aussagen des EU-Abgeord­neten Swoboda. Das haben wir auch durch die Aussagen des Wiener Bürgermeisters und Landeshauptmannes Michael Häupl leidvoll mit anhören müssen, als er mit seinen Vorschlägen gekommen ist, dass wir auch auf andere Bundesheersysteme der Nach­barstaaten zurückgreifen müssten. Das kennen wir. (Abg. Grosz: Gibt es da einen Ruf zur Sache?!)

Wenn sich die ÖVP in Gestalt von Außenminister Spindelegger und auch von Innenmi­nisterin Fekter jetzt für eine Teilnahme von 180 österreichischen Soldaten an einer EU-Battle-Group ausspricht, dann weiß man, dass all ihre Lippenbekenntnisse zur Neutra­lität reine Heuchelei sind.

Wir haben dort nichts verloren! 180 österreichische Soldaten haben abseits eines UNO-Mandats nichts in Libyen verloren! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Grosz: 10 000 Flücht­linge brauchen wir nicht unbedingt!)

Und egal, in welcher Weise Sie jetzt versuchen, das zu rechtfertigen: Es entspricht ei­nem Bruch unseres Neutralitätsgesetzes, was Sie, aber auch die Frau Innenministerin vorgeschlagen haben. Und ich sage, wir wollen keinen Bruch unseres Neutralitätsge­setzes und auch keinen Bruch der österreichischen Bundesverfassung, wie das BZÖ, die SPÖ und die ÖVP in diesem Hohen Haus das offenbar wollen. (Beifall bei der FPÖ.) Nein, da sind wir unserer österreichischen Bundesverfassung, aber auch der Neutralität verpflichtet, und da sagt auch die Mehrheit der österreichischen Bevölke­rung sehr klar und deutlich, es muss endlich einen Stopp dieser Fehlentwicklung in un­serem Land geben.

Österreichische Soldaten haben in bewaffneten Konflikten im Ausland nichts verloren! (Beifall bei der FPÖ.) Sie sind dafür da, um Österreich zu schützen oder Aufgaben im Rahmen der UNO wahrzunehmen, aber nicht im Rahmen irgendwelcher Militäreinsätze abseits der UNO. Und sie sind nicht dafür da, um unter anderem einem EU-Komman­do zu unterstehen, um in Nordafrika Leib und Leben zu riskieren! Sie sind dafür da, um im Notfall die österreichische Freiheit auch zu verteidigen, aber Österreichs Freiheit wird sicherlich nicht in Tripolis verteidigt.

Und dieses Ansinnen passt ja hervorragend auch in die beschämende Diskussion der vergangenen Monate. Wahrscheinlich ist das eine Art Arbeitsteilung, die sich da die SPÖ und die ÖVP vorgenommen haben in der Bundesregierung: Auf der einen Seite der sozialdemokratische Verteidigungsminister, der vorhat, das Bundesheer zu ruinie­ren, auf der anderen Seite der ÖVP-Außenminister, der, mit Unterstützung der Innen­ministerin, die österreichische Neutralität ruinieren möchte. Das ist offenbar der arbeits­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 67

teilige Prozess dieser Bundesregierung. Immer mehr Österreicher sind sehr verärgert über all die Interviews, die sie da in den Zeitungen lesen müssen und wo Sie diese Rich­tung in Wirklichkeit auch öffentlich bereits artikuliert haben.

Das ist in Wahrheit die gelebte Sicherheitsdoktrin dieser Bundesregierung, nämlich: Weg mit der Wehrpflicht, weg mit der Neutralität!, und das Erbe der Gründerväter unserer Republik letztlich zu beseitigen. Das Erbe der Verhandler des Staatsvertrages und das Erbe auch eines Bruno Kreisky wird von dieser rot-schwarzen Bundesregierung mit Füßen getreten und wie ein Fetzen Altpapier achtlos in die Mülltonne der Geschichte geworfen. (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Und das wollen und werden wir vonseiten der Freiheitlichen Partei nicht zulassen! (Bei­fall bei der FPÖ.) Da können alle anderen Parteien in diesem Hohen Haus noch so sehr auch mit Zwischenrufen glänzen: Das ist nicht das, was die österreichische Bevöl­kerung will!

Von uns Freiheitlichen gibt es ein klares und mehrfaches Bekenntnis: Ja zu unserer Neutralität! Ja zur Wehrpflicht! Ja zur Bündnisfreiheit! Und nein zu einem NATO-Bei­tritt oder einer NATO-Kooperation, wie das immer wieder von Teilen der SPÖ oder ÖVP angedacht wird. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der Österreicher das genau­so sieht, denn wir wollen nicht in militärische Konflikte dieser Welt hineingezogen wer­den.

Der Herr Außenminister hat ja heute auch über die UNO gesprochen, und dabei muss man schon auch eines festhalten: Wenn wir unsere Wehrpflicht aufgeben, wird auch die hohe Qualität unserer UNO-Einsätze nicht mehr aufrechtzuerhalten sein. Unsere Blauhelme sind überall hoch angesehen, weil sie gute Arbeit leisten. (Abg. Weninger: Wollen Sie sie wieder auf den Golan schicken?) Aber bei der Abschaffung der Wehr­pflicht wird auch das natürlich nicht aufrechtzuerhalten sein, weil dann in diesen Berei­chen kein beziehungsweise weniger Geld vorhanden sein wird, es auch an Infra­struktur fehlen wird, und genau das wollen wir nicht!

Diese Regierung treibt ein ganz übles Spiel mit unserer österreichischen Sicherheit! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ja, Sie treiben ein übles Spiel mit unserer österreichi­schen Sicherheit! Statt von internationalen Kampfeinsätzen zu träumen, Herr Außen­minister, sollten Sie lieber dafür Sorge tragen, dass die EU-Grenzschutzagentur Frontex gestärkt wird, statt von vornherein gemeinsam mit Ihrer Innenministerin zu sagen: Wir nehmen sofort 4 000 bis 5 000 Wirtschaftsflüchtlinge aus Afrika bei uns auf. – Nein! (Beifall bei der FPÖ.) Die Grenzschutzagentur Frontex ist zu stärken, aber diesbezüg­lich höre ich nichts von Ihrer Seite.

Und ob die Ereignisse in Nordafrika, in den betroffenen Ländern wirklich zu demokra­tischen Strukturen führen, ist die Frage. Das wünschen wir uns alle, aber ob das wirk­lich so sein wird, das steht noch in Frage. Und wenn ich mir da die scheinheiligen So­zialdemokraten anschaue, die bis vor kurzem in der Sozialistischen Internationale mit der Partei des Herrn Mubarak zusammengesessen sind, die bis vor kurzem mit dem Herrn Ben Ali von Tunesien auch in der Sozialistischen Internationale zusammenge­sessen sind, und die erst, nachdem beide gestürzt worden sind, auch den Ausschluss aussprechen konnten, weil man ja vorher doch den internationalen sozialistischen Freunden und Genossen die Mauer machen sollte: Das zeigt Ihre Scheinheiligkeit auch in dieser Frage! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich sage, wir brauchen Ehrlichkeit in der Politik und keine Scheinheiligkeit! Wir wol­len, dass die Frontex, die Grenzschutzagentur, personell, aber auch finanziell gestärkt wird, damit der Schutz der EU-Außengrenzen im Mittelmeer auch gewährleistet ist.

Aber Sie gehen gleich in vorauseilendem Gehorsam her, Herr Außenminister, und wol­len, dass 5 000 bis 8 000 libysche Flüchtlinge aufgenommen werden. Ich sage, das


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 68

kann es nicht sein! Österreich hat bei der Aufnahme von Flüchtlingen sein Soll seit Jahrzehnten erfüllt, ja sogar über Gebühr erfüllt. Es soll Hilfe für die Menschen vor Ort geben, und genau dafür haben wir uns einzusetzen. Aber sie alle einzuladen, nach Eu­ropa, nach Österreich zu kommen, das kann es nicht sein, das wäre der falsche Weg. (Beifall bei der FPÖ.)

Deshalb bitte ich Sie, auch in diesen Fragen endlich einmal klar und deutlich Position zu beziehen, sich für die Neutralität auszusprechen, die Neutralität endlich wiederzube­leben, auch im Rahmen Ihrer außenpolitischen Akzente, die Sie setzen – die im Übri­gen ja sehr karg sind. Auch wenn Sie versuchen, das jetzt anders darzustellen, wissen wir ja auch auf Grund der Wikileaks-Veröffentlichungen, die stattgefunden haben, das es seit Jahren eine sehr, sehr passive und inaktive österreichische Außenpolitik gibt. Sie sollten aktiver auch die Neutralitätspolitik nach außen leben und wieder stärken – und sie bitte nicht gefährden und bitte nicht zu sagen: Bitte, kommt alle nach Öster­reich, wir nehmen alle auf, die zu uns als Wirtschaftsflüchtlinge kommen wollen!

Das ist nicht zu bewerkstelligen! Da ist das Boot in Österreich, wie Cap einmal zu Recht gesagt hat, bei Weitem überfüllt. Das Boot ist voll, da gebe ich Ihnen Recht, aber bitte akzeptieren Sie das endlich auch und erkennen Sie das an. Und schauen Sie, dass wir die Probleme in anderen Bereichen auch mit richtigen Antworten lösen – und nicht mit falschen, die Sie gegeben haben. (Beifall bei der FPÖ.)

10.46

10.46.30

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Klubobmann Strache, für die mehrfache Unterstellung der „Scheinheiligkeit“ erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf.

Als Nächster zu Wort gelangt Herr Klubobmann Dr. Cap. – Bitte.

 


10.47.16

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): In einem gewissen Sinn war ja die Rede des Vorredners keine Rede, sondern eine Ansammlung von Behauptungen. Es bleibt ihm unbenommen, das zu sagen, aber apropos Scheinheiligkeit: Wer sich da aller in dem Zelt des Herrn Gaddafi herumgetrieben hat – ob das der ehemalige Vizekanzler war, ob das der Jörg Haider war (Rufe beim BZÖ: Kreisky! Bruno Kreisky!), Kreisky, alle, die ganze Welt! Und Sie bestätigen ja nur eines: Dass dieses Stabilitätsdenken, dass man sich mit Kleptomanen und Diktatoren zusammengetan hat, um Wirtschaftsinteressen zu vertreten, sich jetzt dem Ende zuneigt im arabischen Raum. (Abg. Strache: Die So­zialistisch-Libysch-Arabische Volksvertretung, heißt es da in diesem ...!)

Das sollte man einmal erkennen und versuchen, darin auch eine Chance zu sehen, ei­ne Chance für diesen Raum. Chance bedeutet, und der Mittelmeerraum ist ja der süd­liche Teil Europas, dass wir jetzt erreichen müssen, dass die Wertegemeinschaft Euro­pa auch den gesamten Mittelmeerraum erfasst. Und wenn es dort Demokratien gibt, und nicht nur demokratische Entwicklungen, sondern wenn es dort auch eine positive Entwicklung gibt im Sozialbereich, im Wirtschaftsbereich, wenn die Menschen einen Sinn sehen, dann auch dort zu leben und zu bleiben, dann ist, glaube ich, auch die Basis gegeben für eine gute Beziehung zwischen der Europäischen Union und diesem Raum.

Und daher, finde ich, sollte man dieses Thema hier nicht mit apokalyptischen Schre­ckensbildern bearbeiten, sondern als Chance für uns als Europa, als Chance für die Europäische Union, als Chance für die Wirtschaftsbeziehungen auf einer ganz neuen Stabilitätsbasis sehen. Und daher verstehe ich nicht nur Ihre heutige Rede nicht, son­dern auch viele andere Kommentatoren nicht, wenn das immer nur von der Apokalypse her behandelt wird, denn das hilft nicht, das Problem zu lösen. Wir sollten jetzt darüber nachdenken, wie wir unseren Einfluss in Zukunft geltend machen können, um dort eine neue Form von Stabilität zu erreichen. Dann gibt es natürlich keine Flüchtlingsströme, weil dann jeder einen Sinn sieht, dort zu leben, zu bleiben, zu arbeiten.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 69

Das muss das Ziel sein. Historisch betrachtet hat der Mittelmeerraum immer sehr viel gemeinsam gehabt, und daher sollte man das auch in Zukunft versuchen anzustreben. (Beifall bei der SPÖ.)

Da Sie so getan haben, als ob wir das wollten: Kein Mensch will die Neutralität ab­schaffen! Ich weiß nicht, wo Sie das schon wieder herausgezuzelt haben. Selbst in der Verteidigungsstrategie, die wir hier im Parlament zu behandeln haben, wird noch ein­mal eine Bestärkung drinnen sein, dass man bei der Neutralität, bei der rechtlichen La­ge, die wir uns gegeben haben, selbstverständlich bleibt.

Wovor ich besonders warnen möchte – und das geht weit über dieses Haus hinaus –: In der „Financial Times“ vom Montag, den 28. Februar, lautete der Titel: „Nur ja kein Militäreinsatz in Libyen!“. – Von uns diskutiert das sowieso niemand, aber ich sage „Nur kein Militäreinsatz in Libyen!“ auch an die Adresse all derer, die vielleicht über so etwas sogar nachdenken. Die Libyer selbst wollen das nicht. Die sagen, das ist ja ge­nau die Argumentation des Gaddafi, mit der er will, dass alle Libyer sich wieder hinter ihm vereinigen, nämlich die Libyer, die sich bereits befreit haben im Osten Libyens, in Bengasi und so weiter.

Außerdem muss man hinzufügen: heute Libyen, morgen Algerien, der Oman, Bahrain. Da sind wir faktisch im ganzen arabischen Raum, da ist dann die NATO oder wer auch immer dort präsent. Davor kann ich auch als Nicht-NATO-Mitglied nur warnen. Das sollte keine Strategie sein, sondern man sollte alles tun, um mit friedlichen Mitteln zu erreichen, dort Demokratien zu etablieren. Das wird schwierig genug sein, das wird kein leichter Weg sein. Da wird man sich auseinandersetzen müssen mit ewig gestri­gen Strömungen, mit Islamisten, mit Leuten, die bloß eine neue Militärorganisation ha­ben wollen.

Einer der Hauptpunkte müsste eigentlich sein, dass man das ansetzt in Ägypten, Ägyp­ten mit 80 Millionen Einwohnern, Ägypten, das eine geopolitisch wirklich entscheiden­de Position hat mit dem Suez-Kanal, mit den angrenzenden Ländern. Und dort bitte muss aber auch die erste Parole sein: Chance statt Apokalypse!, und die zweite Parole muss sein: Hilfe zur Selbsthilfe! Den Menschen muss vermittelt werden: Wenn hier Gelder lockergemacht werden aus den reichen Ländern, dann für diese Länder, damit diese sich selbst helfen.

Ich weiß nicht, ob Sie das Modell Sekem in Ägypten kennen – ich habe im Fernsehen einmal auf 3sat eine ganze Stunde lang einen Bericht darüber gesehen –: Der Sohn eines ägyptischen Industriellen geht nach Österreich, studiert, geht wieder zurück und macht 60 Kilometer nördlich von Kairo, mitten in der Wüste, eine nach biologischen Grundsätzen strukturierte Landwirtschaft, mit Gemüse, Obst, Baumwolle, errichtet eine Textilfabrik usw. Dort gibt es mittlerweile Schulen, moderne Schulen, dort gibt es mitt­lerweile ein Spital. Dort kommt jetzt eine Universität hin. 2 000 Leute sind beschäftigt. Und jeder sieht, was dort geschieht. – Die haben am Anfang übrigens gar keine Unter­stützung gehabt, jetzt wird ihnen ein bisschen geholfen bei den humanitären Einrich­tungen.

Und wenn es viele solcher Beispiele gibt, wo man beispielsweise die Wüste urbar ma­chen kann, so ist das doch etwas Positives. Das sieht jeder und sagt: Okay, es wird Kredite aus den reichen Ländern geben, damit dort etwas entsteht, dass es Sinn macht, dass man dort produziert, dass man dort eine Lebensperspektive hat, dass man dort eine Bildungsperspektive hat! – Die beliefern mittlerweile auch den arabischen Raum, die haben die Industrieländer mit ihren Produkten beliefert, die hoch geschätzt sind, und derjenige, der das initiiert hat, hat seine Ausbildung in Österreich bekommen.

Ich finde, das ist eine Art von Know-how-Transfer, die ungeheuer positiv ist. In der „Neu­en Zürcher Zeitung“ wird das Ganze auch geschildert unter dem Titel „Berlins Einsatz bei


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 70

der Emanzipation in diesen Ländern“, und da wird von der „Transformationspartner­schaft“ gesprochen, im Bereich der Qualifizierung von Arbeit suchen, der Kooperation im Bereich erneuerbarer Energie, bei humanitären Projekten, bei der Zusammenarbeit von Hochschulen. Es ist wichtig, dass es jetzt diese Basis gibt, damit sich dort eine sta­bile Demokratie entwickeln kann.

Ansonsten gibt es nichts hinzuzufügen, außer: Für Kriegsverbrecher, für Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist Den Haag zuständig. Das ist dort abzuhandeln, das muss dort das Gericht entscheiden. Der Raub des Vermögens der Bevölkerung, nicht nur Li­byens, sondern auch anderer Länder, Tunesiens, Ägyptens, ist bitte ebenfalls abzu­handeln, und dafür gibt es klare Regeln, und dafür hat Österreich jetzt schon begon­nen, die entscheidenden Schritte zu setzen. Das ist auch wichtig, um auch Glaubwür­digkeit bei der Bevölkerung in diesen Ländern, in Ägypten, in Tunesien und natürlich auch in Libyen, zu gewinnen, wo wir hier, glaube ich, sehr viel gutmachen können von dem, was am Anfang oft kritisiert wurde, dass man dort aus der sogenannten realpoli­tischen Einsicht unter dem Motto „Vielleicht kann man das auf diese Art ändern“ mit dem einen oder anderen Kleptomanen oder Diktator zusammengearbeitet hat.

Daher ist es wichtig, dass jetzt den Rechtsgrundsätzen, den humanitären Grundsätzen zum Durchbruch verholfen wird, und ein Land wie Österreich mit seinem aktiven Neu­tralitätsverständnis, ein Land wie Österreich mit seinem Know-how, ein Land wie Ös­terreich mit seiner Glaubwürdigkeit kann, glaube ich, hier einen wesentlichen Beitrag leisten auch im Konzert der Europäischen Union. Und ich glaube, dass auch die öster­reichische Bevölkerung das dann versteht, wenn wir sagen: Recht muss Recht bleiben, Chance vor Apokalypse, und wenn wir sagen: Hilfe zur Selbsthilfe.

Wenn das alles hier wirklich dann präsentiert wird, können wir, glaube ich, gemeinsam hier im Hohen Haus – alle fünf Parteien! – zu einem Konsens kommen, weil wir doch daran interessiert sein müssen, dass die Menschen dort eine Perspektive haben, denn an dem Frieden, der Demokratie dort werden auch wir hier in Europa partizipieren. Es ist unser Mittelmeer im geographischen Sinn, und wir sind daher im höchsten Maße darauf angewiesen, dass wir hier einen Beitrag leisten für diese Stabilisierung, aber eine Stabilisierung in Demokratie, sozialer Sicherheit und Zukunftsperspektive – und nicht Unterdrückung und Diktatur! (Beifall bei der SPÖ.)

10.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Klubvorsitzende Dr. Glawischnig-Piesczek gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


10.55.43

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bun­desminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Situation in Nordafrika hat viele Menschen jetzt sehr schockiert. Insbesondere die aktuellen Ereignisse in Libyen, also die massive Gewalt gegen demonstrierende Bürgerinnen und Bürger, mit Jets, mit Scharfschützen gegen die eigene Bevölkerung loszugehen, hat viele sehr betroffen ge­macht, viele sehr erschreckt. Mittlerweile haben wir über 1 000 Tote in Libyen, über 100 000 Menschen, die auf der Flucht sind, und ich glaube, in dieser Situation ist eines einmal ganz wichtig auszusprechen: Österreich sollte sich insbesondere mit den Op­fern und den Menschen, die auf der Flucht sind, solidarisch erklären und Solidarität zei­gen.

Ich glaube, die Antwort: Grenzen zu, Grenzen dicht! ist für Menschen in so einer Kri­sensituation absolut die falsche. Genau jetzt brauchen Menschen, die diese Situatio­nen miterleben, Solidarität von Europa und vor allem auch von Österreich. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Mag. Wurm und Mag. Gaßner.)

Während in Ägypten, aber auch in Tunesien die Demokratisierungsproteste noch halb­wegs glimpflich über die Bühne gegangen sind, eskaliert jetzt massiv Gewalt in Libyen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 71

Wie das weitergeht im Jemen, in Jordanien, in Bahrain ist offen. In China und im Iran wurden bereits erste Demonstrationen wieder im Keim erstickt und brutal niederge­schlagen, im Übrigen ziemlich zeitgleich, Herr Außenminister, als Sie dort waren. Im Iran werden wieder Oppositionsführer von der Polizei aus den Häusern geholt.

Also wir erleben in all diesen Ländern Prozesse gegen Demokratie, gegen Menschen­rechte. Menschenrechte werden mit den Füßen getreten, Grundfreiheiten werden nicht gewährt, und es stellt sich die Frage, was wirklich die Rolle einer Außenpolitik sein soll, was die Rolle einer europäischen, aber vor allem auch einer österreichischen Außen­politik sein kann.

Hannes Tretter, Direktor des Ludwig Boltzmann Instituts für Menschenrechte, hat es in einem Satz zusammengefasst, nämlich ob ein Diktator dieses Zuschnitts – Gaddafi hat er gemeint – so hofiert werden musste, wie das der Fall war. Und das ist ein Schlüssel­satz, der offensichtlich auch für die österreichische Außenpolitik steht. Österreich ist ru­hig und sehr zurückhaltend, was Menschenrechte, Demokratisierungsprozesse betrifft, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Bevölkerung diesen Diktator gestürzt hat. Vorher werden sie hofiert, und bei Gaddafi war das ganz besonders der Fall, war das ganz besonders auffällig. 1,2 Milliarden € Vermögen der Familie mittlerweile in Österreich, sehr enge politische Beziehungen insbesondere zur FPÖ oder FPK, angeblich auch Geldflüsse zu FPÖ/FPK, Haider-Konten, wie das letztes Jahr durch die Medien gegeis­tert ist.

All das ist extrem aufklärungsbedürftig! Und auch die FPÖ ist einmal aufgerufen, Hy­giene zu betreiben und mitzuarbeiten an der Frage, woher diese Gelder kommen, wo sie hingekommen sind, was damit passiert ist, und sie gegebenenfalls auch zurück­zuzahlen an das libysche Volk, dem diese Gelder weggenommen worden sind. (Beifall bei den Grünen.)

Jahrelang, jahrzehntelang – Österreich war wirtschaftlich extrem engagiert in Libyen seit den siebziger Jahren – hat man in diesen Staaten sehr stark auf Stabilität, auf wirt­schaftliche Interessen gesetzt, sehr stark auch darauf gesetzt, dass diese Diktatoren die Sache schon im Griff haben werden, und man hat die Frage der Menschenrechte und der Demokratisierung nicht angesprochen, über Jahrzehnte nicht angesprochen.

Ziel muss natürlich jetzt sein, in einem friedlichen Transformationsprozess diese Län­der auch in demokratische Strukturen hineinzuführen. Da brauchen sie Unterstützung. Aber das Wichtigste dabei, das wir aufzuarbeiten haben, ist die Doppelbödigkeit insbe­sondere der europäischen, aber auch der österreichischen Politik. Jahrelang haben die Europäer modernste Waffensysteme in den ganzen Nahen Osten geliefert, auch Öster­reich. Deutschland hat im Wert von 53 Millionen Technologien zur Störung von Handy­netzen, GPS, zur Blockade des Internets, also klassische Technologien zur Unter­drückung von zivilen Strukturen und von zivilem Widerstand, geliefert, das Vereinigte Königreich Munition, Tränengas, Equipment für sogenanntes Crowd Control, also auch zur Unterdrückung von Demonstrationen, andere EU-Staaten Kampfflugzeuge, Hub­schrauber, Kalaschnikows.

Die offizielle Bilanz von Österreich aus dem Jahr 2009 – das habe ich mir noch ange­sehen – sieht folgendermaßen aus: Österreichische Waffenexporte 2009: Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate jeweils 12 Millionen € für Munition, Saudi-Arabien 4 Millionen €, Kuwait 3,7 Millionen €. Aber auch Ägypten, Tunesien und auch Libyen sind da dabei.

Das ist die offizielle Statistik. Ich würde gerne wissen, ob es eine inoffizielle Statistik auch noch gibt, was diese Waffenexporte betrifft. Und so lange das von Europa wei­terhin gemacht wird, bleibt Europa und auch Österreich extrem unglaubwürdig. Der Grat zwischen sogenannten Drohnen, die sich nur Kameras aufstecken können, und


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 72

Drohnen, die auch mit scharfen Waffen auf die zivile Bevölkerung losgehen, ist ein schmaler. Und man sollte sich wirklich überlegen, grundsätzlich den Export von Waf­fen, die missbraucht werden können, die von den Regimen gegen die eigene Bevölke­rung eingesetzt werden – und das haben wir in all diesen Ländern jetzt beobachtet –, zu beenden und da auszusteigen. (Beifall bei den Grünen.)

Warum war man denn so zögerlich bei Kontensperrungen? Warum hat das alles so lange gedauert? – Das alles sind offene Fragen. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Wir haben am vergangenen Wochenende eine gebürtige Ägypterin, die in Deutschland lehrt, zu Besuch gehabt, und da wurde die Frage gestellt : Was erwarten sich solche Bewegungen eigentlich von der Europäischen Union oder speziell von Österreich? Die Antwort darauf war sehr überraschend. Diese Ägypterin sagte nämlich: Wir erwarten uns nichts! Ich wünsche mir, sagte sie zu mir, dass auch die Frage der Waffenexporte einmal im österreichischen Parlament diskutiert wird – das ist nämlich ein Thema, das viele sehr berührt –, und ich wünsche mir vor allem, sagte sie weiters, dass wir in die­sem Sinne Stärkung bei unserer eigenen Entwicklung erhalten und dass wir nicht auf­grund von Wirtschaftsinteressen immer wieder geopfert werden. Und die Wirtschafts­interessen beziehen sich nicht nur auf Sicherheit und Stabilität, sondern auch auf Roh­stoffe. – Das ist der letzte Punkt, auf den ich noch zu sprechen kommen möchte.

Selbstverständlich hat Österreich ganz massives Interesse daran, dass die Öllieferun­gen aus Libyen nicht gestoppt werden. Ein Viertel der Rohölimporte kommt aus Libyen. Jahrelang wurde da abgeliefert an das Regime: Millionen-, Milliardenzahlungen über all die Jahre und Jahrzehnte. Der einzige Ausweg aus dieser Situation, dass wir uns im­mer wieder in Abhängigkeit von Regimen im Nahen Osten, aber auch in Russland – Stichwort: Putin mit Gasabhängigkeit – begeben, ist, einmal Rückschau zu halten und da einen Ausstieg anzupeilen, sich zu überlegen, wie man diese Ölabhängigkeit, wo man immer wieder Menschenrechte versus Abhängigkeit abwägen muss, beenden kann.

Diese Abwägung geht immer für die Öl- und für die Gaslieferungen aus und nie für die Menschenrechte – das haben wir oft genug beobachten können. Die einzige Antwort heißt: Energieimportunabhängigkeit, Ausstieg aus diesen Abhängigkeiten von Diktato­ren, Ausstieg aus diesen Lieferungen, auch keine österreichischen Zahlungen mehr an diese Regimes. Das ist eine Sache, die man immer wieder betonen muss. (Beifall bei den Grünen.)

Zum Abschluss, Herr Außenminister: Es schmerzt, wenn man bedenkt, dass die Ent­wicklungszusammenarbeit genau in den Staaten mit den niedrigsten Einkommen, näm­lich in Zentralafrika, gekürzt wurde – genau dort, wo Gaddafi seinen Schutzschirm auf­gezogen hat und Kinder nach tagelangen Märschen wieder zurück in die Wüste ge­schickt hat, nach tagelangen Märschen in den Tod zurückgeschickt hat. Das war das Agreement mit der Europäischen Union. Und das wollen wir nicht mehr. Wir wollen jetzt endlich Solidarität. Wir wollen insbesondere auch Solidarität durch Entwicklungs­zusammenarbeit genau in jenen Ländern, die es brauchen, und nicht entlang der Na­bucco-Pipeline oder in Ländern wie Aserbaidschan, wo neue Botschaften eröffnet wer­den, sondern genau dort, wo es die Menschen am dringendsten brauchen.

Das ist auch Ihr Versäumnis, nämlich, indem Sie das zugelassen haben, indem Sie als Außenminister diesen wichtigen Bereich, diese wichtige Frage der internationalen Soli­darität einfach Budgetkürzungen zum Opfer haben fallen lassen. Jetzt müssen Sie sich daher den Vorwurf gefallen lassen, dass Ihnen das Schicksal genau dieser zentral­afrikanischen Staaten eigentlich egal ist. Und mit dem Ausbau von Frontex sind wir dann bei der Festung Europa, und das ist das Gegenteil von Solidarität – das ist nicht Österreich! (Beifall bei den Grünen.)

11.03



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 73

Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Schüssel. – Bitte.

 


11.03.52

Abgeordneter Dr. Wolfgang Schüssel (ÖVP): Hohes Haus! Herr Präsident! Herr Mi­nister, zunächst einmal an Sie ein herzliches Dankeschön und eine Gratulation an das Team, das zwei Jahre lang eine höchst erfolgreiche Arbeit im UN-Sicherheitsrat geleis­tet hat. Das war absolut in Ordnung und sollte auch hier vom Hohen Haus respektiert werden.

Genauso ein Dankeschön an die sogenannte Dreierlage, wo Generalsekretär Kyrle mit General Ségur-Cabanac und Sektionschef Anderl hervorragend die Rückführung der Österreicher aus Libyen in den letzten Tagen und Wochen organisiert hat. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Abg. Mag. Unterreiner.)

Der UN-Sicherheitsrat hat am Wochenende eine meiner Meinung nach historische Re­solution gefasst, und das, Frau Abgeordnete Glawischnig, in einer eigentlich beachtli­chen Tempolage – also so schnell ging es noch nie. Und dass immerhin drei ständige Sicherheitsratsmitglieder, die selber nicht einmal das Statut des Internationalen Straf­gerichtshofes ratifiziert haben, nämlich China, Amerika und Russland, einstimmig mit allen anderen Waffenembargos, Reisebeschränkungen, Kontensperren und die Ver­antwortlichkeit vor dem Internationalen Strafgerichtshof beschlossen haben, ist, glaube ich, ein eindrucksvoller Erfolg für die europäische Diplomatie. Immerhin ist der Text von England und Frankreich formuliert worden. Also das war schon eine beachtliche Sa­che, die hier anerkannt werden soll. (Beifall bei der ÖVP.)

Natürlich hat auch der eindrucksvolle Auftritt von Ibrahim Dabashi dazu beigetragen, nämlich des libyschen Diplomaten, der abgesprungen ist und der in einem bewegen­den Appell seine Brüder, die Offiziere, aufgefordert hat, die Unterstützung für den ver­brecherischen Führer Gaddafi aufzugeben. Das hat natürlich mitgewirkt.

Damit bewegen sich jetzt in ganz Nordafrika die Dinge in die richtige Richtung: Das mi­litärische Interimsregime hat jetzt Elemente einer neuen ägyptischen Verfassung vor­gelegt. Ein sogenannter Weisenrat, wo immerhin die Muslimbrüder und ein koptischer christlicher Richter drinnen sind (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Aber keine einzige Frau ist drinnen!), hat einige bedeutende Zusätze zur ägyptischen Verfassung vorge­schlagen – vielleicht nicht ausreichend, aber als Interimsschritt sehr sinnvoll. In Tune­sien erfolgte der Rücktritt des Interimspremierministers, der noch dem Ancien Régime angehört hat. Dort sind baldige Wahlen in Aussicht gestellt. In Bahrein wurden poli­tische Gefangene freigelassen. Und ob es reicht, dass der saudi-arabische König jetzt ein Package von 36 Milliarden Dollar vorschlägt, um quasi die Unzufriedenheit aufzu­kaufen, wird erst zu diskutieren sein.

Das geht also in die richtige Richtung, aber wir sollten auch die Fehler, die vor allem Europa begangen hat, aber auch die Amerikaner, nicht unterschätzen.

Das Erste war einmal, die Bewerbung Libyens für den Menschenrechtsrat zu unter­stützen. Man hat damit in Wirklichkeit den Bock zum Gärtner gemacht. Libyen sitzt jetzt im UN-Menschenrechtsrat drinnen, und das ist eigentlich absurd in einer Zeit, wo sich Österreich bewirbt – was wir hoffentlich alle unterstützen. Den Bock als Gärtner dort zu haben, ist absolut sinnlos. (Beifall bei der ÖVP.)

Zweiter Punkt: Es war falsch, das Waffenembargo gegen Libyen im Jahr 2003 aufzu­geben. Das muss man einmal deutlich hier sagen. Was hat sich nämlich seither geän­dert – und da hat die Klubobfrau der Grünen zu Recht auf die Waffenexporte hinge­wiesen –? Vor ein paar Tagen ist im EU-Amtsblatt erschienen, wer alles in Europa Waffen geliefert hat. Und es ist richtig, es sind ungefähr 350 Millionen € allein im letz­ten Jahr nach Libyen geflossen. Und wenn heute britisches Tränengas, belgische Mu­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 74

nition, deutsche Störsender zur Störung der Kommunikation, Pistolen, die über Malta geliefert wurden, italienische Helikopter (Abg. Dr. Pilz: Und aus Österreich?) mögli­cherweise Demonstranten gejagt haben oder gegen diese eingesetzt worden sind, dann ist das natürlich eine Schande. Das muss diskutiert werden, da haben Sie hun­dertprozentig recht, Frau Abgeordnete. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn man heute in Abu Dhabi herumgeht – es läuft ja dort gerade die große Waf­fenmesse –, dann sieht man, was dort für Kontrakte abgeschlossen werden. So haben zum Beispiel die Briten alleine Kontrakte von etwa 2 Milliarden Pfund derzeit laufen. Die Russen haben um 2 Milliarden Dollar an Libyen geliefert, und, und, und. Das heißt, im Grunde sollte man diese Dinge ehrlich diskutieren, wenn man eine europäische Au­ßenpolitik, die diesen Namen wirklich verdient, letztlich will.

Zum Waffenembargo ein Satz: Natürlich war in den Jahren 2003 und 2004 eine sehr dramatische Situation. Damals sind ja bekanntlich – übrigens durch amerikanische Ge­heimdienste und auch durch europäische Mithilfe – die Lieferungen für ein komplettes nukleares Equipment für Libyen aufgedeckt und beschlagnahmt worden. Das ist da­mals in einem italienischen Hafen – ich habe den Namen jetzt vergessen – beschlag­nahmt worden. Damals sind Dinge aufgeflogen, die die Befürchtungen etwa der west­lichen Experten weit überschritten haben. Es sind damals Lieferungen von 4 000 kom­pletten Uranzentrifugen, die zum Enrichment von Nuklearmaterial bestimmt gewesen sind, aufgeflogen, weiters Blueprints für den Bau von Atombomben, et cetera.

Überlegen Sie, was es bedeutet hätte, würde heute in dieser Situation Gaddafi noch etwa Atomtechnologie besitzen! Das ist eine Katastrophe und muss uns daher auch wachrütteln etwa in Richtung des Iran. Das ist eine genauso große Gefahr, wie sie et­wa bei Libyen je bestanden hat. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich würde Sie daher bitten, dass wir heute gemeinsam eine Entschließung zur Unter­stützung der iranischen Opposition fassen. Ich halte es für einen Skandal, dass Karrou­bi und Moussavi, die Führer der demokratischen Opposition, jetzt ins Gefängnis gewor­fen worden sind. Ich meine, es wäre sinnvoll, wenn der österreichische Nationalrat ei­nen Appell an die iranische Führung, diese Oppositionspolitiker freizulassen, und zwar umgehend und sofort, beschließen würde. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordne­ten der SPÖ.)

Man sollte auch die Fehler in unserer Reaktion nicht unterschätzen: Etwa, dass die Franzosen am Höhepunkt der Unruhen in Tunesien Hilfe der Sicherheitskräfte für Ben Ali angeboten haben, um die Opposition zu unterdrücken – absurd! Oder etwa, dass die Italiener – ich sage jetzt nicht, wer – Mubarak noch als den weisesten aller Männer bezeichnet haben – absurd! Oder etwa, dass die Tschechen jetzt, zur gleichen Zeit, als ein blutiges Massaker in Tripolis angerichtet wurde, gewarnt haben, was für eine Kata­strophe drohen würde, wenn Gaddafi fiele – absurd!

Ich glaube, wir sollten uns schon auch bei der eigenen Nase nehmen. Napolitano und Romano Prodi haben das in beeindruckenden Interviews – Romano Prodi gestern im Handelsblatt – auch offen zugegeben.

Wir müssen lernen aus diesen Fehlern! Erstens: keine militärischen Experimente – völ­lig richtig, von allen hier gesagt! Zweitens: Wir sollten unsere Expertise anbieten. Wir wissen, wie man Übergangsgesellschaften managen kann. Drittens: Wir sind der größ­te Handelspartner. Und wir haben, bitte, ungenützte Ressourcen. Wir haben im gegen­wärtigen Budget für die nächsten zwei, drei Jahre, 2011 bis 2013, immerhin 6 Mil­liarden € Cash im Budget der Kommission liegen – davon ist die Hälfte für Nordafrika – für diesen Ring der Freunde in unserer Nachbarschaft. Wir haben noch dazu von der EIB, der Europäischen Investitionsbank, die Möglichkeit, bis zu 6 Milliarden € für diese Bereiche einzusetzen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 75

Man sollte jetzt die Chance nützen, die Union für das Mittelmeer zu beleben. Dies ist eine Zeit des Aufbruchs und der Hoffnungen. Es ist wahr, dass es auch Risiken gibt, klar, aber man sollte die Hoffnungen, die in der Bevölkerung der arabischen Welt be­stehen, nicht enttäuschen. Es wird auch an uns liegen, ob der Nahe Osten ein neuer Osten oder ein wilder Osten wird.

Und da ich fest daran glaube, dass die Tendenz und der Trend in den letzten Jahr­zehnten weltweit eher in Richtung mehr Demokratie, in Richtung mehr Marktwirtschaft und mehr Internationalität zeigt, bin ich eigentlich der Auffassung, dass wir diese Chan­ce nützen und uns keineswegs davor fürchten sollten. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.12


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Bucher. – Bitte.

 


11.12.15

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Herr Präsident! Herr Dr. Schüssel, als Sie die Bemerkung über Ägypten gemacht haben, hätten Sie auch erwähnen sollen, dass vor Kurzem im Außenpolitischen Ausschuss eine Debatte über Ägypten stattgefunden hat und Ihnen in dieser Debatte dort unser Abgeordneter Stadler gesagt hat, dass Ägypten vor einer Militärregierung stünde, und dass Sie das damals als absurd von der Hand gewiesen haben.

Heute sehen wir die Realität: Als Übergangsregierung ist in Ägypten eine Militärregie­rung installiert. Sie wissen es, Sie können sich daran erinnern. Heute loben Sie das.

Also, es war damals schon absehbar, was der nächste Schritt sein wird. Und offen ge­standen, wir sehen die Situation und die Umbrüche im nordafrikanischen Raum, in der arabischen Welt nicht durch eine rosarote Brille wie viele andere, denn während man in der Berichterstattung des ORF durch Herrn El-Gawhary von dort die heile Welt und ei­ne Aufbruchsstimmung präsentiert bekommt, sterben dort immer noch Menschen und wird dort noch immer gegen die Menschenrechte verstoßen. (Beifall beim BZÖ.)

Es kann, meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht nach wie vor die Position der Europäischen Union sein, da abzuwarten, sich zurückzulehnen und darauf zu vertrau­en, dass sich die Entwicklungen im arabischen Raum auf natürliche Art und Weise be­ruhigen lassen.

Herr Außenminister Spindelegger, Sie haben sich hier in ein diplomatisches Rückzugs­gefecht begeben. Das ist eigentlich der Status, den Sie derzeit einnehmen, denn Sie sehen ja auch, dass die Europäische Union und all Ihre Kollegen dort auf die Warte­taste gedrückt haben, dass die Europäische Union handlungsunfähig ist. Sie ist ratlos. Sie ist auch nicht einig, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und das macht die ganze Einschätzung der Situation, die Analyse der Ursachen so schwierig. Und das ist bei der Situation, der Sie gegenüberstehen, eine völlig aussichtslose politische Hand­habe.

Und wenn Sie heute immer wieder agitieren: Ja, Herr Dr. Jörg Haider war einer, der Herrn Gaddafi immer wieder die Hände gereicht hat!, dann muss ich sagen: Meine sehr geehrten Damen und Herren, nehmen Sie doch endlich einmal zur Kenntnis, dass es kaum einen europäischen Staats- und Regierungschef gegeben hat, der in den letzten Jahren nicht in Libyen gesehen worden ist, der dort nicht wirtschaftliche Inter­essen verfolgt hat, der nicht auch auf die Menschen, die dort zugrunde gehen, hinge­wiesen hat und ein Ende der menschenverachtenden Politik eingemahnt hat.

Es war, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, Bruno Kreisky der Erste, und zwar als Türöffner der arabischen Welt, der schon im Jahre 1982 Herrn Gaddafi zu einem Staatsbesuch nach Wien eingeladen hat. – Jetzt herrscht betretenes


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 76

Schweigen bei der SPÖ! (Zwischenrufe beim BZÖ in Richtung SPÖ.) Keine Zustim­mung! Haben Sie das anlässlich der Feierlichkeiten rund um Herrn Kreisky verdrängt? (Abg. Grosz – in Richtung SPÖ –: Der Kreisky war der Türöffner für Terroristen in Eu­ropa!)

Denn Kreisky hat noch bis kurz vor seinem Tod gesagt: Der Herr Gaddafi ist ein per­sönlicher Freund von mir!, nachdem er von Herrn Gaddafi den höchsten libyschen Staatsorden überreicht bekommen hat, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ. (Abg. Dr. Matznetter: Wann war das?)

Hier aber heute die Position zu vertreten, Jörg Haider sei in einem Boot mit Herrn Gad­dafi zu sehen, ist eine sehr kurzsichtige politische Analyse, die ich zurückweisen möch­te. (Beifall beim BZÖ.)

Alle Staats- und Regierungschefs haben sich in den letzten Jahren die Klinke in die Hand gegeben, wenn es darum gegangen ist, sich dort das Ölvorkommen zu sichern und die wirtschaftlichen Interessen zu vertreten. (Abg. Elmar Mayer: ... kassiert für die Partei!)

Wer hat kassiert für die Partei? Für welche Partei? (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.) Reden Sie nicht so einen Unsinn daher, sondern nehmen Sie zur Kenntnis, dass der Erste, der Herrn Gaddafi salonfähig gemacht hat, ein sozialdemokratischer Staats­chef war, nämlich Herr Kreisky. Er war derjenige, der die Türen für später geöffnet hat. (Beifall beim BZÖ. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, zurück zur Frage der Bedeutsamkeit der Europäischen Union.

Herr Minister Spindelegger, schauen Sie sich doch einmal an, welche Politik die USA verfolgen! Das ist doch das Wesentliche, worum es geht! Die USA, die jetzt schon mit Kriegsschiffen und mit US-Diplomatie auf den arabischen Raum Einfluss nehmen, ha­ben ja nur ein Interesse: Nämlich, sich dort das Ölvorkommen zu sichern, die ölprodu­zierenden Unternehmen für sich zu vereinnahmen. Da geht es um rein amerikanische Interessen!

Die USA schalten jetzt auf Feind, und die Europäische Union hält sich zurück, interve­niert nicht, setzt keine Maßnahmen, keine diplomatischen Schritte, weil die USA dort vorrangig amerikanische Ziele verfolgen. Wenn dort alle Unternehmen in amerikani­scher Hand sind und alle Ölvorkommen gesichert sind, dann wird die US-Diplomatie den Schalter umlegen und auf Freund stellen. Dann wird die Europäische Union auch begreifen, dass man diplomatische Kontakte zum arabischen Raum wiederherstellen sollte. Aber dann wird es zu spät sein, meine sehr geehrten Damen und Herren, denn dann werden die Kosten wieder auf der europäischen Seite zu liegen kommen. Wir werden die Ölpreisverteuerungen zu bezahlen haben und wir werden die Flüchtlings­ströme zu bewältigen haben. Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die Kurzsichtigkeit der europäischen Politik, wie sie derzeit an den Tag gelegt wird! (Bei­fall beim BZÖ.)

Der italienische Außenminister Frattini hat es ja schon gesagt: Das Bedrohungsszena­rio ist real. 300 000 Flüchtlinge sind in den nächsten Monaten und Jahren zu erwarten. Das ist die Situation, die es zu bewältigen gilt.

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die wahre Herausforderung! Daher gilt es, vonseiten der Europäischen Union jetzt einzuschreiten, den Menschen im arabi­schen Raum klarzumachen, dass sie ihr Land befreit haben, dass sie jetzt in einer be­freiten Umgebung leben können, dass sie in ihrem Land bleiben sollen, dass sie sich am Wiederaufbau beteiligen sollen, anstatt ihr Land zu verlassen, auszureisen und ihr Seelenheil irgendwo anders zu suchen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 77

Das ist auch Diplomatie, Herr Außenminister: auf die Menschen dort einzuwirken und ihnen Mut zu machen, sich im eigenen Land am Wiederaufbau und an der Schaffung demokratischer Verhältnisse zu beteiligen, und ihnen eine Perspektive zu geben, in­dem man ihnen sagt, dass da eine große Chance auf die Menschen im gesamten ara­bischen Raum wartet und dass man das auch vonseiten der Europäischen Union un­terstützen wird. Das wäre die erste Initiative, die wir uns wünschen! (Beifall beim BZÖ.)

Die zweite Initiative, die auch wichtig ist, ist, dass man Grenzschutzmaßnahmen trifft, denn wenn tatsächlich 300 000 Flüchtlinge nach Europa kommen sollten, dann müs­sen wir darauf vorbereitet sein, dann muss Frontex aufgerüstet werden und dann müssen wir darauf einwirken, dass nicht zu viele illegale Einwanderer zu uns in die Eu­ropäische Union kommen.

Italien hat ja schon klargemacht, dass es nicht in der Lage und auch nicht bereit ist, den gesamten Flüchtlingsstrom alleine aufzunehmen. Da wird dann auch Österreich davon betroffen sein. Daher ist es notwendig, jetzt im arabischen Raum Politik zu ma­chen, Mut zu machen und sich dort aktiv einzubringen, bevor das Problem bei uns ist.

Denn die Menschen dort sagen ja von sich aus: Wenn der Euro nicht zu uns kommt, dann kommen wir zum Euro. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das gilt es zu beseitigen und zu vermeiden!

Daher sagen wir, Herr Außenminister, aktives Einschalten im arabischen Raum, alle diplomatischen Kontakte und das Ansehen Österreichs im arabischen Raum nutzen, damit wir nicht vor einem größeren Problem stehen, als es die Europäische Union be­wältigen kann. (Beifall beim BZÖ.)

11.20


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte. (Abg. Ing. Westenthaler: Wie war das jetzt mit Kreisky und Gaddafi?)

 


11.20.40

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Meine Damen und Herren! Herr Bucher und Herr Westenthaler, die sonderlichen Verwicklun­gen Ihrer Partei und auch der FPK oder wie immer Sie sich da nennen mit dem Gadda­fi-Clan werden sicherlich noch genau untersucht werden. (Beifall bei der SPÖ. – Zwi­schenrufe beim BZÖ.)

Zunächst ein paar Worte zu Österreich und zum UNO-Sicherheitsrat (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Internationaler Terrorismus!): Wenn man als nichtständiges Mitglied und kleines Land im Sicherheitsrat Dinge positiv voranbringen möchte, dann benötigt man viel Geschick, viel Verhandlungsgeschick, große Ausdauer und eine überzeugende Agenda. Die durchaus positive Bilanz – wie das auch schon erwähnt wurde – nach zwei Jahren zeigt, dass Themen wie Rechtsstaatlichkeit, Schutz der Zivilbevölkerung, Stärkung der Rolle der Frau und internationale Abrüstung richtig gewählt waren und letztendlich konsequent verfolgt wurden.

Das ist jedoch kein Grund, sich auf dem Erreichten auszuruhen, es ist eher ein Auftrag, sich durch eine aktive und engagierte Außenpolitik weiterhin für die Menschenrechte und für den Schutz der Zivilbevölkerung einzusetzen. Gerade die Ereignisse in Nord­afrika und auf der Arabischen Halbinsel zeigen ja, wie notwendig das ist.

Ich denke, wir sind alle tief betroffen – das hat sich hier auch gezeigt – von den bluti­gen Ereignissen, die sich in Libyen abspielen. Anders als in Tunesien und in Ägypten hat sich das herrschende Regime dazu entschlossen, Krieg gegen die eigene Bevölke­rung zu führen. Ich begrüße daher ausdrücklich den Beschluss der UNO, Sanktionen gegen Libyen durchzuführen und den Internationalen Gerichtshof in Den Haag mit den Verbrechen an der Bevölkerung zu befassen. Ich erwarte mir auch einen Ausschluss


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 78

aus dem UNO-Menschenrechtsrat, wie Sie gesagt haben, Herr Minister, vielleicht ge­schieht das ja heute.

Endlich hat gestern auch die EU ihre Sprache wiedergefunden – nach einem zu langen Schweigen – und einstimmig Sanktionen gegen Libyen verhängt. Nun gilt es, diese möglichst schnell durchzuführen und Maßnahmen für die gesamte Region aus humani­tären Gründen, aber auch aus sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Erwägungen zu überlegen, denn es muss uns allen bewusst sein, dass die Zeit nach einer Revolu­tion äußerst schwierig und auch äußerst fragil ist. Daher muss ohne Verzögerung eine Strategie zur Unterstützung der Region erarbeitet werden.

Einen weiteren Punkt möchte ich hier ansprechen, weil er mir auch sehr wichtig er­scheint. Die Proteste in den arabischen Staaten wurden und werden von Frauen und Männern gleichermaßen getragen und unterstützt. Frauen wie Männer haben ihr Le­ben, ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen aufs Spiel gesetzt, um notwendige Reformen in ihren Ländern einzufordern. Ich möchte diesen Menschen meine Bewunderung für ih­ren Mut und für ihre Entschlossenheit ausdrücken, die Geschicke ihrer Länder auf eine demokratische Basis zu stellen.

Dennoch gibt es einen wunden Punkt, nämlich das Risiko, dass den Frauen in der Re­gion am Ende das Recht auf politische Teilhabe vorenthalten wird, ihre Kompetenzen nicht genutzt werden, sich für sie insgesamt nichts oder nur wenig verbessert und so­mit die jeweilige Gesellschaft in vordemokratischen Strukturen gefesselt bleibt. Es be­steht also die Gefahr, meine Damen und Herren, dass am Ende des Tages, wenn sich der Wirbel des Protestes wieder gelegt hat, die Frauen und somit die Hälfte der Bevöl­kerung nach wie vor von den politischen Entscheidungsfindungen ausgeschlossen blei­ben.

Ein aktuelles Beispiel dafür finden wir zurzeit in Ägypten. Die Frauen haben in der Re­volution mehr als ihren Mann gestellt, sie waren an vorderster Front mit dabei, sie wa­ren sogar Mitinitiatorinnen der Revolution. Und nun wurde in die verfassungsgebende Versammlung Ägyptens, die in den vergangenen Wochen ihre Arbeit aufgenommen hat, nicht eine einzige Frau berufen. In einer Demokratie, meine Damen und Herren, müssen Frauen und Männer die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, die Ge­schicke von Staat und Gesellschaft mitzugestalten, und zwar von Anfang an und zum Wohle des Landes. (Beifall bei der SPÖ.)

Dieses Fenster der Möglichkeiten ist meist nur ganz kurz offen, bevor sich die Struk­turen wieder verfestigen oder sogar erhärten. Daher mein Appell an Sie, Herr Außen­minister: Achten Sie, bitte, dringend darauf und nehmen Sie jede Einflussmöglichkeit wahr, dass die Gleichberechtigung der Frauen im politischen Reformprozess der be­troffenen Staaten berücksichtigt wird und dass die Mitwirkungsrechte der Frauen ein Kriterium für Kooperationen und Hilfeleistungen der EU sind! In diesem Sinne könnte Österreich auch anschließen an die Arbeit im Sicherheitsrat und sich weiterhin für Menschenrechte und in diesem Fall besonders für Frauenrechte engagieren. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.26


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Plassnik. – Bitte.

 


11.26.12

Abgeordnete Dr. Ursula Plassnik (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ho­hes Haus! Meine Damen und Herren! Zunächst gratuliere ich dem Herrn Bundesmi­nister und seinem Team zur Mitgliedschaft Österreichs im Sicherheitsrat. Es waren die richtigen Schwerpunktsetzungen, es waren die richtigen Entscheidungen. Jetzt gilt es, nicht nachzulassen. Die nächste Etappe für unser Engagement ist die Mitgliedschaft im


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 79

UNO-Menschenrechtsrat. Wir bringen daher heute gemeinsam mit der SPÖ und den Grünen auch einen entsprechenden Vorschlag auf Fassung einer Entschließung zur Unterstützung ein. Da gibt es auch weiter eine Möglichkeit, die Arbeit der UNO mit der Arbeit der Europäischen Union ideal zu vernetzen.

Nun aber zur Situation in der Region. Meine Damen und Herren, ich bin für eine neue Mittelmeerpartnerschaft, denn wir hören in diesen Tagen aus der arabischen Welt den durchdringenden Ruf nach Menschenwürde, nach Freiheit und nach Offenheit. Dieser Ruf erklingt nicht von einzelnen Gruppierungen, sondern er kommt aus der Mitte der Gesellschaft, von den Frauen und den Männern, von den Jungen und den Alten. (Bei­fall bei der ÖVP.) Und er ist – das ist interessant – von den bisherigen Machthabern auch nicht mit Geld oder anderen Versprechungen oder gar mit Gewalt zu stoppen. Naher Osten und Demokratie sind also keine Gegensätze. Wer immer diesem Irrglau­ben bis jetzt gefolgt ist, ist heute eines Besseren belehrt worden.

Natürlich wird der Weg in die Freiheit von Land zu Land noch sehr unterschiedlich sein und er wird schrecklicherweise wohl auch kaum irgendwo ohne Blutvergießen zu ge­hen sein. Aber am klaren Willen der Völker im Nahen Osten und im Maghreb, die alten Herrschaftsverhältnisse abzuschütteln, gibt es keinen Zweifel. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir werden jetzt Zeugen einer zweiten Welle der Selbstbefreiung: nach dem Ende des Kolonialismus das Ende der inneren Fremdherrschaft durch Korruption und Unterdrü­ckung. Das ist ein Grund für Zuversicht trotz der blutigen Geburtswehen.

Europa hat, meine Damen und Herren, jetzt viel für friedliche Übergänge anzubieten. Wir haben schließlich mit amerikanischer Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg den Neu­anfang geschafft, wir haben aber auch nach 1989 die friedliche Transformation des Kontinents und den Übergang vom Kommunismus zur Freiheit in Ost- und Mitteleuropa gestaltet. Dieses Transformationswissen gilt es jetzt klug zu nützen.

Europa sollte meiner Meinung nach inzwischen auch das Selbstbewusstsein haben, ei­nen eigenen Plan zu formulieren. Wir sollten nicht reflexartig auf den Marshall-Plan, der mehr als 60 Jahre alt ist und von einem amerikanischen Außenminister formuliert wurde, bei allen historischen Verdiensten, und ich bin die Erste, die diese unterstrei­chen würde, zurückgreifen. Ich wünsche mir einen Europa-Plan, der das Wissen und die Mittel der verschiedenen Organisationen wie der Europäischen Union, des EWR, des Europarates und der OSZE miteinander effizient vernetzt und diese den arabi­schen Partnern ohne Bevormundungshaltung auf Augenhöhe anbietet. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Zeit ist also reif für eine neue Mittelmeerpartnerschaft Europas mit den südlichen Mittelmeer-Anrainern. Eine solche Partnerschaft muss vordringlich den Wissenstrans­fer für die rasche Schaffung der Voraussetzungen für freie Wahlen und für den Aufbau demokratischer Institutionen und Verfahren anbieten. Jetzt gilt es Verfassungen umzu­schreiben, neu zu schreiben, Wahlgesetze zu formulieren, Parteigründungen zu er­möglichen, Wählerverzeichnisse zu etablieren. In all diesen Bereichen verfügt Europa über ein einzigartiges und weltweit geschätztes Wissen.

Parallel dazu muss natürlich die wirtschaftliche und soziale Entwicklung gezielt voran­getrieben werden. Für Ansätze braucht man sich eigentlich nur den Arab Human De­velopment Report anzuschauen.

Finanzmittel sind vorhanden, sowohl in der Kommission als auch in der EIB. Hier kön­nen wir gezielt Infrastruktur und Wirtschaft, den Mittelstand vor allem fördern, wobei wir in erster Linie auf die Bedürfnisse der Empfängerländer, nicht auf jene der Geberländer eingehen sollten.

Wichtig ist auch der Bereich Zugang zur Bildung und eine Neukonzeption der Entwick­lungszusammenarbeit.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 80

Meine Damen und Herren, die Frauen waren an vorderster Front mit dabei, sie sind Teilhaberinnen dieses Aufbruches. Sie wollen an der Modernisierung ihrer Gesell­schaften mitwirken. Sie müssen jetzt ganz genau im Sinne der Resolution 1325 unter­stützt werden, denn sie werden auch die wichtigsten Kämpfer gegen Extremismus, für Menschenrechte und gegen Fundamentalismen sein. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Europäische Union hat viel Polittechnologie auch zum Thema regionale Sicher­heitsorganisationen anzubieten.

Abschließend ein Wort zu Israel, meine Damen und Herren. Ich habe alles Verständnis dafür, dass Israel die neue Lage in der Region mit größtem Misstrauen sieht, und un­terschätze keineswegs die realen Gefahren der aktuellen Entwicklungen, aber Israel weiß, dass es nachhaltige Sicherheit nur in Partnerschaft mit den anderen Bewohnern der Region gewinnen wird. Ich wünsche daher Israel den Mut zum Frieden und zu ei­nem unverzüglichen Durchbruch in den leider zum Stillstand gekommenen Verhand­lungen mit den Palästinensern. Zuschauen ist keine Option. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

11.31


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Hübner. – Bitte.

 


11.32.05

Abgeordneter Dr. Johannes Hübner (FPÖ): Herr Präsident! Dem Wunsch der Kolle­gin Plassnik kann ich mich natürlich gerne anschließen. Auch ich wünsche Israel und allen Beteiligten den Mut zum Frieden. Diesen Mut wünsche ich auch uns in Österreich und in Europa, denn, Frau Kollegin Plassnik, eines brauchen die Leute in den betroffe­nen Staaten, sei es in Ägypten, Tunesien oder Libyen, sicher nicht: eine neue Mittel­meerpartnerschaft oder neue Mittelmeerunion. Diese Begriffe haben wir grundsätzlich und ausreichend diskreditiert, denn diese Mittelmeerunion, diese Partnerschaft, ist für die Leute ein Symbol für die Zusammenarbeit unseres Europa mit den Diktaturen, für das jahrzehntelange Hinnehmen der Unterdrückung, für das Wegschauen bei Men­schenrechtsverletzungen, für das aktive Unterstützen der Sicherheitsapparate, für den Aufbau von Unterdrückungsmechanismen.

Ich darf nur darauf hinweisen, dass die französische Außenministerin Alliot-Marie, die jetzt zurückgetreten ist, noch am, ich glaube, 4. oder 5. Jänner dem Herrn Ben Ali und seinem Sicherheitsapparat die Hilfe der französischen Polizei bei der Kontrolle der Un­ruhen angeboten hat. Sie ist auch zurückgetreten, aber damals hat es keinen Wider­spruch, keinen Aufschrei in Europa gegeben. Der Aufschrei ist Wochen später gekom­men, als Ben Ali bereits in Saudi-Arabien gesessen ist.

Das, was wir aber brauchen, und das hat unser Klubobmann Heinz-Christian Strache klar gesagt, ist eine ehrliche Politik, ist ein ehrliches Herangehen an die Dinge und sind ehrliche Worte unseren eigenen Leuten gegenüber. Und da reicht es nicht, dass man davon spricht, man muss Schlussfolgerungen ziehen, wie es der Herr Außenminister heute getan hat, oder man sollte die Böcke nicht zum Gärtner machen, sondern da muss man sagen, was man will, und dazu muss man auch stehen.

Dazu müssen wir klar sagen, ja, wir unterstützen die Demokratie, wir unterstützen die neuen Regime in diesen Ländern. Man muss aber auch durchgehend so handeln. Ja zu sagen zu einer Sanktion, wie sie heute der Herr Außenminister so erfreut dargestellt hat, die darin besteht, dass Libyen oder der Rest des libyschen Regimes aus dem Menschenrechtsrat ausgeschlossen wird, das ist wohl eine Hypokrisie und eine In-den-Sack-Lügerei der Sonderklasse. Vor diesem Schritt, dass er aus dem Menschenrechts­rat ausgeschlossen worden ist, wird sich Gaddafi fürchten und das libysche Volk wird über diese Unterstützung jubeln.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 81

Wo wir aber nicht so ganz jubeln sollten, ist das Fortschreiben unserer bisherigen Hal­tung. Ich will jetzt in den Wunden von Ägypten, Ben Ali, Gaddafi und den österrei­chischen Beziehungen einschließlich des Außenministeriums in den letzten Monaten und Jahren gar nicht wühlen. Nehmen wir uns irgendeinen Staat heraus, der jetzt noch nicht im Fokus ist, nehmen wir Aserbaidschan. Das ist ein Staat, wo das geglückt ist, was Gaddafi vorgehabt hat und Mubarak fast gemacht hat, nämlich den Staat weiter­zuvererben, sich den Staat anzueignen, mit den eigenen Familienmitgliedern und Freunden die gesamte Wirtschaft zu kontrollieren und dann das Erbe an den Sohn wei­terzugeben.

Da gibt es einen Herrn Ilham Alijew, das ist der Sohn von Geidar Alijew, der den Staat in Mubarak-Gaddafi’scher Manier privatisiert hat, da haben wir beste Beziehungen. Da haben wir noch im Juni eine Botschaft eröffnet. Ich habe mir herausgesucht, was der Herr Außenminister bei der Botschaftseröffnung gesagt hat:

„Aserbaidschan als östlichstes Kaukasusland bildet in diesem Konzept einen wesent­lichen Eckpfeiler und Angelpunkt. Mit der ,doppelten Eröffnung‘ einer österreichischen Botschaft und Österreich-Bibliothek – schaffen wir nicht nur ein ,Basislager‘ für Öster­reicherinnen und Österreicher in der Region, wir werden auch“ der Situation, dem Land und seiner Bedeutung „gerecht“.

Na gut, das war im Juni, da kann man sagen, die Welt hat sich seither gedreht. Aber während in Tunesien Herr Ben Ali schon auf der Flucht war und in Ägypten die Dinge losgegangen sind, hat der Herr Außenminister auch noch Herrn Ilham Alijew am Rande der Konferenz von Davos getroffen. Auch da hat es ein Statement gegeben, in dem es geheißen hat, dass Österreich und sein Außenminister hoffen, die Kooperation mit dem Land auf höchster Ebene fortzusetzen und aufzubauen.

Das sind wirklich keine Signale, die die Leute unten verstehen, und das ist keine sau­bere und konsequente Außenpolitik! (Beifall bei der FPÖ.)

Sauber und konsequent ist es allerdings nicht, das sei in Richtung der grünen Ecke ge­sagt, sich jetzt schon darüber zu freuen, na hoffentlich gibt es wieder Flüchtlingsströme und hoffentlich können wir jetzt hier wieder einen Wirbel schlagen und 6 000 oder 7 000 Leute aufnehmen, unser System destabilisieren und die Länder schwächen, in­dem dort die Intelligenz und die fähigen und die aktiven Leute abgesaugt werden.

Auch das ist keine Außenpolitik, sondern eine Außenpolitik kann nur sein – das hat auch schon ein Vorredner gesagt –, den Leuten unten eine Perspektive zu geben, sie unten zu lassen. Dazu gehört natürlich auch, Herr Außenminister, Reisewarnungen nach einer erfolgten Revolution aufzuheben, sobald dort Frieden eingekehrt ist, denn die Zerstörung des Fremdenverkehrs durch weltweite Reisewarnungen ist katastro­phal.

Wir haben uns daher entschlossen, einen Entschließungsantrag einzubringen, der da­von ausgeht, dass wir die Länder nicht paternalisieren sollen, ihnen nicht sagen sollen, was sie tun müssen, dass wir keine afghanischen oder irakischen Lösungen wollen. Dieser lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend Revolu­tionen im arabischen Raum

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung – insbesondere der Bundesminister für europäische und interna­tionale Angelegenheiten wird aufgefordert, sich auf europäischer und internationaler


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 82

Ebene dafür einzusetzen, dass bei der Bewältigung der Volksaufstände im arabischen Raum zum einen das Recht auf Selbstbestimmung der einzelnen Völker gewährleistet wird, und zum anderen strikte Maßnahmen seitens der Europäischen Union ergriffen werden, um die Flüchtlingsströme aus nordafrikanischen Ländern nach Europa zu stop­pen.

Darüber hinaus wird ein Einsatz des österreichischen Bundesheeres in den Krisenre­gionen klar abgelehnt.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.37


Präsident Fritz Neugebauer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend Revolu­tionen im arabischen Raum

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Erklärung des Bundesministers für europäi­sche und internationale Angelegenheiten gemäß § 19 Absatz 2 GOG zur Bilanz der ös­terreichischen Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat sowie zu den brisanten Ereignissen in der arabischen Welt, speziell im nordafrikanischen Raum in der 96. Sitzung des Na­tionalrates am 1. März 2011

Vor dem Hintergrund der laufenden Ereignisse im arabischen Raum, insbesondere in den Ländern Tunesien, Libyen und Ägypten, zeigt die Europäische Union einmal mehr auf, dass in der europäischen Außenpolitik keine großen Würfe möglich sind. Er­kennbar ist nur, dass jene europäischen Mächte, die bisher die Diktatoren bei der Nie­derhaltung ihrer jeweiligen Völker direkt oder indirekt unterstützt haben und ihre poli­tische Systeme stabilisiert haben, nunmehr als die angeblichen Gralshüter der Demo­kratie auftreten und versucht sind, sich unbotmäßig in die Entwicklung der betroffenen Länder einzumischen.

Es ist daher Gebot der Stunde, dass sich zumindest Österreich zu einer ehrlichen Hal­tung zu den Geschehnissen durchringt.

In diesem Sinne ist klar und deutlich das Recht der Völker auf Selbstbestimmung zu gewährleisten und zu unterstützen – auch wenn man sich dessen bewusst sein muss, dass durch die verschiedenen Revolutionen in den jeweiligen arabischen Ländern nicht automatisch Demokratien nach westlichen Standards entstehen werden, sondern dort­hin ein harter Weg zu beschreiten sein wird.

Auf keinen Fall aber ist eine darüber hinaus gehende Einmischung von außen legal, insbesondere militärische Maßnahmen seitens der Europäischen Union erscheinen un­angebracht, geschweige denn sollten österreichische militärische Kräfte in Nordafrika zum Einsatz kommen, zumal sich Österreich zu immerwährender Neutralität verpflich­tet hat.

Gleichzeitig aber gilt es, auch europäische Interessen im Blick zu behalten, vor allem hinsichtlich der Probleme einer Massenflucht aus dem nordafrikanischen Raum bedarf es rigoroser Maßnahmen, um die Flucht zu verhindern, oder zumindest stark einzu­schränken. In diesem Sinne ist es zum einen notwendig, den Schutz der europäischen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 83

Außengrenzen zu verstärken, aber auch vor Ort – in den jeweiligen Ländern – Maß­nahmen zu ergreifen, um Flüchtlingsströmen überhaupt vorzubeugen.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten den nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung – insbesondere der Bundesminister für europäische und interna­tionale Angelegenheiten wird aufgefordert, sich auf europäischer und internationaler Ebene dafür einzusetzen, dass bei der Bewältigung der Volksaufstände im arabischen Raum zum einen das Recht auf Selbstbestimmung der einzelnen Völker gewährleistet wird, und zum anderen strikte Maßnahmen seitens der Europäischen Union ergriffen werden, um die Flüchtlingsströme aus nordafrikanischen Ländern nach Europa zu stoppen.

Darüber hinaus wird ein Einsatz des österreichischen Bundesheeres in den Krisen­regionen klar abgelehnt.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Van der Bel­len. – Bitte.

 


11.38.08

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Außenminister, Sie haben die Arbeit Österreichs im Sicherheitsrat skizziert und gewürdigt und Sie haben an erster Stelle zwei Punkte genannt, die wir selbstverständlich immer unterstützt haben, nämlich die Herrschaft des Rechts, the Rule of Law, in allen Ländern der Welt zu fördern und zu stärken, und den Schutz der Zivilbevölkerung bei Konflikten.

Natürlich muss man hinzufügen, dass sich die Regierungen dieser Welt, und davon ist die österreichische nicht ausgenommen und sind die übrigen europäischen auch nicht ausgenommen, an die Notwendigkeit der Herrschaft des Rechts insbesondere dann er­innern, wenn die Umstände vor Ort es erlauben, hingegen dem sogenannten Sicher­heitsaspekt viel mehr Glauben schenken, wenn und solange man glaubt, dass der je­weilige autokratische Herrscher diese Stabilität im Inneren und nach außen verkörpert. An den Ereignissen im arabischen Raum sieht man jetzt, wie sehr sogenannte Realis­ten, Vertreter der sogenannten Realpolitik, Unrecht haben können und wie sehr Idealis­ten im Einzelfall, aber in diesem Fall besonders hervorstechend, Recht haben können.

Niemand hat diese Entwicklung im arabischen Raum vorausgesehen. Niemand hat vo­rausgesehen, dass die Bevölkerungen dort sozusagen aus säkularen Motiven agieren, nicht aus religiösen, schon gar nicht aus islamistischen, zur allgemeinen Überraschung nicht von antiwestlichen Ressentiments getragen sind, vorläufig jedenfalls, und damit eine Bewegung eingeleitet haben, die man aus europäischer Sicht nur unterstützen und begrüßen kann. (Beifall bei den Grünen.)

Kollege Schüssel hat schon darauf hingewiesen, dass die Reaktion des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen im Grunde genommen eine sensationelle Qualität hat, nämlich im Inhalt und in der Geschwindigkeit der Reaktion. Leider war die Europäische Union nicht so schnell. Die EU hat erst reagiert, nachdem der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Sanktionen verhängt hat, und sich im Wesentlichen den Sanktionen des Sicherheitsrats angeschlossen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 84

Allerdings muss ich sagen, der Sicherheitsrat hat zwar ausdrücklich die systematische Verletzung der Menschrechte in Libyen verurteilt, er hält sich aber meiner Meinung nach, unserer Meinung nach zu sehr zurück, was jetzt die Gegenmaßnahmen gegen diese verbrecherische Politik von Gaddafi betrifft. Waffenembargo, Reiseverbote für den Gaddafi-Clan, das Einfrieren von Auslandsvermögen, das ist alles richtig und muss auch in Österreich durchgeführt werden – Kollege Pilz wird noch sagen, inwieweit auch Österreich sich an Waffenexporten nach Libyen vielleicht beteiligt hat –, aber ein Punkt ist ausständig: Der Sicherheitsrat konnte sich nicht dazu entschließen, eine Flugver­botszone über Libyen festzulegen.

Das ist unserer Meinung nach eine heikle Geschichte: Wenn Gaddafi mithilfe seiner Luftwaffe nicht nur ausländische Söldner aus Afrika einfliegen lässt, sondern auch zivi­le Ziele bombardiert – mit den entsprechenden Verlusten bei der Zivilbevölkerung –, dann sollte das die Staatengemeinschaft nicht hinnehmen. (Abg. Scheibner: Was soll man machen? Was soll man tun?) Es ist natürlich eine heikle Sache, weil es ein drasti­scher Eingriff in die Souveränität eines Staates ist – keine Frage. Aber es gibt Präze­denzfälle, Herr Scheibner. (Abg. Scheibner: Ja, was soll man tun?) Ich darf Sie daran erinnern, dass in Bosnien seinerzeit ein Flugverbot durch Sicherheitsratsbeschluss er­richtet wurde, das dann von der NATO gegenüber dem Milošević-Regime auch durch­gesetzt wurde. (Abg. Scheibner: Das haben Sie aber schwer kritisiert damals!) Es gab auch im Irak 1991 so etwas, allerdings mit einem fragwürdigen völkerrechtlichen Man­dat.

Wir schlagen daher Folgendes vor, indem wir folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Pilz, Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen betreffend Flugver­botszone in Libyen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufge­fordert, sich in den zuständigen Gremien der Vereinten Nationen für den Schutz der liby­schen Zivilbevölkerung aktiv einzusetzen und dabei insbesondere die Einrichtung einer Flugverbotszone zu fordern, sofern diese rechtlich, politisch und militärisch zweckmä­ßig ist und von den Oppositionskräften im Lande unterstützt wird.“

*****

Das soll nicht gegen den Willen der Opposition in Libyen, gegen den Willen der soge­nannten revolutionären Kräfte in Bengasi und so weiter stattfinden. Aber die Staaten­gemeinschaft muss ernsthaft prüfen, wie man die Angriffe Gaddafis beziehungsweise seines Militärs auf die Zivilbevölkerung stoppt.

Abschließend, meine Damen und Herren: Viele Beobachter sind an die Situation 1989 in Europa erinnert. Und tatsächlich könnte sich dieser arabische Frühling, wenn wir Glück haben – noch ist nicht klar, wie sich die Dinge entwickeln –, in etwas Ähnliches entwickeln. Europa würde in diesem Fall nicht mehr in dem Dauerkonflikt zwischen dem Wunsch nach Stabilität und der Inkaufnahme autokratischer Regimes und der Verteidigung und der Vertretung europäischer Werte, wie grundlegender Bürger- und Freiheitsrechte, stehen. Das alles können wir uns nur wünschen. – Danke schön. (Bei­fall bei den Grünen.)

11.43


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag wird mit ver­handelt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 85

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Pilz, Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen betreffend Flugver­botszone in Libyen

eingebracht im Zuge der Debatte über die Erklärung des Bundesministers für euro­päische und internationale Angelegenheiten gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäfts­ordnung des Nationalrates zur Bilanz der österreichischen Mitgliedschaft im UN-Sicher­heitsrat sowie zu den brisanten Ereignissen in der arabischen Welt, speziell im nord­afrikanischen Raum

In den letzten Tagen haben sich die Ereignisse in Libyen überschlagen. Zahlreiche Me­dien berichteten vom Einsatz massiver militärischer Gewalt durch das Regime gegen friedliche Demonstranten. Eine besondere Rolle in der Gewalt gegen protestierende Menschenmengen sollen dabei eingeflogene Söldner gespielt haben.

Darüber hinaus hat der libysche Machthaber Gaddafi weitere militärische Aktionen ge­gen die Bevölkerung angekündigt. Die Bombardierung von zivilen Zielen und Städten, die nicht mehr unter Gaddafis Kontrolle stehen, ist daher zu befürchten.

Insofern ist es bedauerlich, dass sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in seiner Sitzung vom 27.2.2011 nicht zur temporären Verhängung einer Flugverbotszone über Libyen durchringen konnte.

Eine solche Zone wäre geeignet, zu einer Verringerung der Gewalt gegen Demons­tranten in Libyen beizutragen und vor allem eine weitere Eskalation mit zehntausenden Toten zu verhindern.

Die Verhängung einer Flugverbotszone stellt einen schweren Eingriff in die Souverä­nität eines Staates dar, und dürfte daher jedenfalls nur nach einem entsprechenden Beschluss des UNO Sicherheitsrates in Erwägung gezogen werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufge­fordert, sich in den zuständigen Gremien der Vereinten Nationen für den Schutz der libyschen Zivilbevölkerung aktiv einzusetzen und dabei insbesondere die Einrichtung einer Flugverbotszone zu fordern, sofern diese rechtlich, politisch und militärisch zweck­mäßig ist und von den Oppositionskräften im Lande unterstützt wird.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Scheibner. – Bitte.

 


11.43.48

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Meine Damen und Herren! Gute Tipps zu erteilen ist relativ leicht, auch vom Rednerpult aus. Interessant ist auch, wie die Ge­schichte auch durchaus Meinungen verändert, denn während Kollege Van der Bellen heute eine Flugverbotszone über Libyen verlangt – Klammer auf: Frage: Wer soll die errichten und überwachen?; Klammer zu –, erinnere ich mich noch sehr gut – weil er ja den Verweis auf ein positives Beispiel im ehemaligen Jugoslawien gemacht hat –, wie


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 86

sehr dieser Einsatz damals kritisiert worden ist, auch von den Grünen. Ich erinnere mich auch noch an ungeheuerliche Berichterstattungen hier in Österreich, wo man ge­sagt hat, erstmals seit 1941 wird Belgrad wieder bombardiert, wo man einen Vergleich gezogen hat zwischen dieser NATO-Aktion zur Befreiung der jugoslawischen Völker und den nationalsozialistischen Gräueltaten. Lieber Kollege Pilz, auch du selbst warst es, der noch vehement Kritik geübt hat, als wir gesagt haben, im Rahmen der Euro­päischen Union kann es sinnvoll sein, Flugverbotszonen zu überwachen. Dazu braucht man natürlich auch Flugzeuge und das entsprechende Gerät – von den Grünen da­mals heftigst diskutiert und kritisiert. (Beifall beim BZÖ.)

Auch wird jetzt immer wieder kritisiert: Böse waren alle Menschen, die mit diesen Des­poten im arabischen Raum und sonst wo Kontakt gehabt haben. Alle waren sie böse (Zwischenruf bei der ÖVP) – ja, die Ferrero-Waldner war böse, Herr Kollege –, die ge­sagt haben, Libyen ist wirtschaftlich und politisch ein Partner für Österreich. Der Kreis­ky war böse, der Haider war böse, alle waren böse. Genauso, wie alle Generationen von Politikern böse waren, die mit den Sowjet-Regimen von Osteuropa über Jahrzehn­te Kontakt und politischen Dialog gepflegt haben. Die waren alle böse, all das war furchtbar – im Nachhinein. Vorher natürlich waren alle froh und haben gesagt, das ist sinnvoll und richtig, weil man da Wirtschaftskontakte schließt.

Aber vor allem – und dazu stehe ich, meine Damen und Herren, und nicht immer im Nachhinein anders reden als vorher! –, es ist wichtig, denn es gibt ja nur zwei Möglich­keiten, mit solchen Regimen umzugehen: entweder sie militärisch wegzubringen – das schafft man meistens nicht, und da wird das auch heftig kritisiert –, oder zu versuchen, in einem Dialog, und zwar in einem ständigen Dialog und in einem kritischen Dialog – nicht dauernd nach diesem Freund-Feind-Schema, sondern in einem kritischen Dia­log – zu versuchen, diese Regime auf einen besseren Weg zu bringen. (Beifall beim BZÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Mag. Wurm.)

Und darum geht es, meine Damen und Herren! Und das sollte man nicht im Nach­hinein kritisieren, sondern gutheißen. Und wir alle waren froh – wenn es auch ein des­potisches Regime war, das die Menschenrechte missachtet hat –, dass es gelungen ist, mit der internationalen Staatengemeinschaft das Regime Gaddafi zumindest von der Unterstützung des internationalen Terrorismus wegzubringen. Ein kleiner, aber wich­tiger Fortschritt!

Nur, meine Damen und Herren – und das kritisiere ich jetzt wieder –, es gibt eben an­scheinend – und zwar geleitet auch von den Interessen der USA – nur ein Freund-Feind-Schema: Schaltet man auf „Feind“, darf mit diesen Leuten nicht gesprochen wer­den, auch wenn es sinnvoll wäre. Schaltet man auf „Freund“, dann ist alles plötzlich er­laubt, bis hin zu Waffenlieferungen, aber es wird dann wieder nicht gesprochen, näm­lich über die wichtigen Dinge, etwa über die Menschenrechte, denn die sind ja Freunde und mit denen spricht man nichts Unfreundliches.

Das ist, wie ich meine, die Problematik der internationalen Politik, und da ist auch die UNO anzusprechen, da ist auch die Europäische Union anzusprechen. Diese Doppel­bödigkeit der Politik ist es, die wir entsprechend kritisieren sollen und wo man einen anderen Weg finden muss. (Beifall beim BZÖ.)

Jetzt das alles so zu heroisieren, ist ja genau wieder der falsche Weg: zuerst den Mu­barak noch als Helden darzustellen, der im Nahostkonflikt eine wichtige Rolle gespielt hat, und jetzt zu sagen: Hurra, jetzt mit der Revolution bricht dort überhaupt die große Stabilität aus!, anstatt sich auch wirklich auf die möglicherweise kritischen Szenarien einzustellen. Denn: Ein Grund – nicht der einzige, aber ein Grund –, warum es diese Bewegung gegen Mubarak in Ägypten gegeben hat, war auch seine Pro-Israel-Politik, weil er vor wenigen Monaten im Grenzraum zu Gaza die Tunnels der Schmuggler bombardiert hat und dort auch ägyptische Menschen zu Tode gekommen sind. Das


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 87

war ein Grund, weil es auch in diesen Regionen eine Anti-Israel-Stimmung gibt. Und wenn sich diese Kräfte durchsetzen – wir wissen es nicht, wir hoffen es nicht –, was bedeutet das dann für den Nahostfriedensprozess und den Frieden in dieser ganzen Region, der auch für uns Einflüsse hat? Was bedeutet es, wenn es nicht gelingt, stabile Verhältnisse zu schaffen, und dann in weiterer Folge Islamisten als Einzige dastehen, die den Menschen dort Stabilität und sichere Strukturen bringen wollen? – Das sind alles Dinge, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben, anstatt hier kleinkariert da­rüber zu diskutieren: Wer hat wo irgendwelche Kontakte gehabt?, meine Damen und Herren.

Ich habe damals als Minister im Auftrag der Europäischen Union und in Absprache mit der Europäischen Union mit vielen dieser Staaten und Regionen Kontakte gehabt und wichtige Gespräche geführt. Das ist das Wichtige: den Dialog zu führen, aber nicht mit dem erhobenen Finger zu glauben, dass wir unser demokratisches System eins zu eins auf die gesamte Welt umlegen können. Menschenrechte sind unteilbar, aber de­mokratische Systeme müssen sich entwickeln. Alles andere wäre gefährlich für den Weltfrieden. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

11.49


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Wurm. – Bitte.

 


11.49.31

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Abgeordneter Scheibner, Sie haben auf den kritischen Dialog hingewiesen, der natür­lich wichtig und notwendig ist. Und im Nachhinein klüger zu sein ist auch keine Kunst. Es wurde vom Kollegen Bucher heute die Nahost-Diplomatie von Bruno Kreisky er­wähnt, der Versuch, eine aktive Neutralitätspolitik in Österreich mit der Welt zu gestal­ten, und wir sind nach wie vor stolz darauf, dass wir hier einen wichtigen Teil für den Frieden in dieser Welt schaffen konnten.

Weil Sie auf Bruno Kreisky repliziert haben: 1983 ist Bruno Kreisky abgetreten. Das At­tentat, angeführt oder angestiftet von Gaddafi – ich erinnere an Lockerbie, wo nahezu 300 Menschen ums Leben gekommen sind, lange abgestritten von der libyschen Füh­rung –, war dann 1988. Hier wurde schon mehr bekannt, wie sich der Revolutionsfüh­rer von Libyen entwickelt hat, der heute so ein grausames Blutbad in der Welt anrich­tet. Daher kann man nicht immer alles vergleichen (Abg. Rädler: Distanzieren Sie sich!) und muss es auch im Verhältnis zur Zeit sehen. (Abg. Rädler: Dann distanzieren Sie sich!) Sie haben die Gelegenheit versäumt, Herr Abgeordneter Bucher, sich dafür zu entschuldigen – Jörg Haider kann es heute nicht mehr machen, weil er verunglückt ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Petzner und Kickl.)

2000 ist der damalige Klubobmann oder Landeshauptmann Haider noch nach Libyen gefahren, und das war 30 Jahre nachdem die Kreisky-Diplomatie im Nahen Osten ge­griffen hat. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Nun, Herr Bundesminister, zu der Rolle Österreichs im Sicherheitsrat. Es war und ist hier Ihnen zu gratulieren und auch all jenen, die dafür gesorgt haben, dass Österreich das Vertrauen erhält, dass es hineingewählt wurde. Ich möchte hier die damalige Mi­nisterin Plassnik erwähnen, Wolfgang Schüssel, Alfred Gusenbauer, Peter Jankowitsch und, und, und, die dafür gesorgt haben, dass Österreich Mitglied des Sicherheitsrates ist. Und wir haben – und da möchte ich mich bei Ihnen bedanken, bei der hohen Di­plomatie bedanken – dieses Vertrauen in der Welt nicht enttäuscht. Es wurden hier schon einige Male die Fragen erwähnt, die in den Vordergrund gestellt wurden.

Die Resolution 1325, wo es darum geht, dass „Frieden, Frauen, Sicherheit“ eine größe­re Rolle spielt, dass in diese Resolution zehn Jahre danach wieder mehr Leben hinein­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 88

kommt. Es wurde auch erwähnt, dass verschiedene Maßnahmen unterstützt wurden, um Nuklearprogramme friedlich zu nutzen, und, und, und. Österreich hat hier wieder eine wichtige, eine notwendige und friedenssicherende Rolle gespielt. Herzlichen Dank auch dafür, Herr Bundesminister! (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber jetzt, angesichts dieser ganzen Bilder, die uns in den letzten Wochen vor Augen geführt werden – all diese auf der anderen Seite hoffnungsvollen jungen Menschen, die, in Tunesien beginnend, dann auf diesem geschichtsträchtigen Platz in Kairo auf die Straße gegangen sind, was jetzt in weiterer Folge bis hin zu diesem tragischen Massaker geführt hat, das Gaddafi anrichtet –, bin ich mit der Frau Abgeordneten und ehemaligen Außenministerin Plassnik einer Meinung, dass wir europäische Antworten finden müssen, um zu helfen, um diesen Ländern einerseits wirtschaftlich, aber ande­rerseits selbstverständlich auch politisch zu helfen, damit in diesem Raum Demokratie Einzug halten kann.

Wir haben schon gezeigt, dass wir viel können, dass wir viel Know-how haben. 1989 – Kollege Van der Bellen hat es erwähnt –, als wir geholfen haben, als das westliche Eu­ropa geholfen hat, nach dem Fall der Berliner Mauer die Demokratien im Osten aufzu­bauen, damals haben wir viel getan, da haben wir viel beigetragen. Und wenn wir die­ses Muster – ohne Einmischung, ohne Bevormundung, wirklich auf Augenhöhe – wei­tergeben, dann, glaube ich, haben wir es geschafft, eine wichtige Rolle in unserem Raum und für die Menschen vor Ort zu spielen. In diesem Sinne wünsche ich uns viel Erfolg. (Beifall bei der SPÖ.)

11.54


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Cortolezis-Schlager. – Bitte.

 


11.54.21

Abgeordnete Mag. Katharina Cortolezis-Schlager (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Wahl in den Sicherheits­rat der Vereinten Nationen war für Österreich ein Vertrauensbeweis und Vertrauens­vorschuss. Wir haben unter Ihrem Vorsitz, Herr Bundesminister, die große Chance wahr­genommen, eigene Initiativen zu starten und zur Stärkung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit, zum Kampf gegen die Straflosigkeit sowie zum Schutz der Zi­vilbevölkerung beizutragen.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Dr. Ursula Plassnik, Mag. Alev Korun, Her­bert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Österreichs Kandidatur für den VN-Menschenrechtsrat

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Nationalrat unterstützt die Kandidatur Österreichs für den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen und ersucht in diesem Zusammenhang die Bundesregierung, die jeweils zuständigen Mitglieder der Bundesregierung und insbesondere den Bundesmi­nister für europäische und internationale Angelegenheiten,

die Kandidatur Österreichs im Menschenrechtsrat für eine Verbesserung des interna­tionalen Menschenrechtsschutzes zu nützen und entschlossen zur Umsetzung des Man­dats des MRR zum Schutz bedrohter Menschen und Gruppen, insbesondere durch Förderung von rechtsstaatlichen Strukturen und Bekämpfung von Straflosigkeit, beizu­tragen;


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 89

die von der Bundesregierung im Zusammenhang mit dieser Kandidatur angekündigten Vorhaben und Verpflichtungen („pledges and commitments“) zügig und wirksam umzu­setzen,

auf europäischer Ebene dafür einzutreten, dass die Einhaltung der Menschenrechte immer mehr zu einer ständigen und unverzichtbaren Grundlage der europäischen inter­nationalen Beziehungen wird.

*****

Meine Damen und Herren, die aktuellen Geschehnisse in Tunesien, Ägypten und Li­byen zeigen auf, wie wichtig die Menschenrechtsarbeit ist. Wir sind Zeugen einer Emanzipations- und Demokratisierungswelle sowie des menschlichen Muts, im Nahen Osten für die eigenen Rechte einzutreten, für Selbstbestimmung und Demokratie. Wir sind aber auch Zeugen abscheulicher Verbrechen des Gaddafi-Regimes an der liby­schen Zivilbevölkerung. Diese schrecklichen Bilder und Ereignisse in Libyen zeigen uns, wie wichtig der Schutz der Zivilbevölkerung ist. Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist auch im dritten Jahrtausend leider noch immer Realität. Dieses Unrecht muss, wie heute schon mehrmals festgestellt, beharrlich und kompromisslos aufgezeigt und die Resolution 1325 daher rasch umgesetzt werden.

Der Schutz der Zivilbevölkerung, insbesondere von Frauen und Kindern, in bewaff­neten Konflikten gehört zu den österreichischen Prioritäten im UNO-Sicherheitsrat. Un­ter Ihrem Vorsitz, Herr Bundesminister, wurde die Resolution 1894 zum Schutz der Zi­vilbevölkerung in bewaffneten Konflikten von Österreich eingebracht und einstimmig angenommen. Der Sicherheitsrat hat gegen das Regime Gaddafi Sanktionen verhängt und den Internationalen Strafgerichtshof mit gravierenden Menschenrechtsverletzun­gen in Libyen befasst. Dies ist erstmals sehr rasch passiert und ist eine Warnung ge­gen alle autoritären Regime in dieser Region.

Österreichs Position als Drehscheibe für den Frieden hat sich wieder bewahrheitet. Wir sind aber auch im Dialog in der Förderung des Wissenschafts- und Bildungsausschus­ses. Mit unseren Erklärungen für eine verstärkte Zusammenarbeit in der Europäischen Union sehr wohl für den Mittelmeerraum, für die Stärkung der Partnerschaften im Bal­kanraum, für den Donauraum und die Schwarzmeerregion treten wir aktiv dafür ein, ei­nen Dialog zu verstärken auf wissenschaftlicher, ziviler Ebene, auf kultureller Ebene und demokratiepolitischer Ebene.

Meine Damen und Herren! Österreich hat viel bewegt. Österreich wird in der EU, wird im Rahmen unserer internationalen Kooperationen im UN-Sicherheitsrat viel tun, um gemeinsam diesen Schutz der Bevölkerung zu sichern und Demokratie in diesen Re­gionen voranzutreiben. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Mag. Wurm.)

11.58


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag wird mit ver­handelt.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Dr. Ursula Plassnik, Mag. Alev Korun, Her­bert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Österreichs Kandidatur für den VN-Menschenrechtsrat

eingebracht in der Sitzung des Nationalrats am 1. März 2011 im Zuge der Debatte zur Erklärung des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 90

Mit der Kandidatur zum Menschenrechtsrat (MRR) der Vereinten Nationen (VN) für die Periode 2011-2014 setzt Österreich konsequent sein langjähriges Engagement für die Entwicklung und Stärkung des internationalen Menschenrechtsschutzes fort. Es ist die erste Kandidatur Österreichs zu diesem zentralen Forum der Durchsetzung des uni­versellen Respekts für den Schutz der Menschenrechte und fundamentalen Freiheiten aller Menschen im Rahmen der Vereinten Nationen seit seiner Schaffung im Jahr 2006. Sie bietet ein klares Bekenntnis zur Universalität der Menschenrechte und zur Rechts­staatlichkeit.

Österreich hat ein starkes Profil in der multilateralen Menschenrechtsarbeit der VN und war über viele Jahre Mitglied der Menschenrechtskommission, der Vorgängerin des Menschenrechtsrates. Die angestrebte Mitgliedschaft im MRR baut auf dem Engage­ment im VN-Sicherheitsrat auf und wird das Profil Österreichs im Menschenrechts­bereich sowohl im Ausland als auch im Inland nachhaltig festigen.

Die Wahlen zum MRR werden im Mai 2011 in der Generalversammlung in New York stattfinden. Entsprechend den Vorgaben der VN-Generalversammlung hat die Bundes­regierung bereits auch ein eigenes Programm von Vorhaben und Verpflichtungen für die Mitgliedschaft im VN-MRR ausgearbeitet und vorgestellt

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Der Nationalrat unterstützt die Kandidatur Österreichs für den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen und ersucht in diesem Zusammenhang die Bundesregierung, die jeweils zuständigen Mitglieder der Bundesregierung und insbesondere den Bundesmi­nister für europäische und internationale Angelegenheiten,

die Kandidatur Österreichs im Menschenrechtsrat für eine Verbesserung des interna­tionalen Menschenrechtsschutzes zu nützen und entschlossen zur Umsetzung des Mandats des MRR zum Schutz bedrohter Menschen und Gruppen, insbesondere durch Förderung von rechtsstaatlichen Strukturen und Bekämpfung von Straflosigkeit, beizutragen;

die von der Bundesregierung im Zusammenhang mit dieser Kandidatur angekündigten Vorhaben und Verpflichtungen ("pledges and commitments") zügig und wirksam um­zusetzen,

auf europäischer Ebene dafür einzutreten, dass die Einhaltung der Menschenrechte immer mehr zu einer ständigen und unverzichtbaren Grundlage der europäischen in­ternationalen Beziehungen wird.

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Vilimsky. – Bitte.

 


11.58.46

Abgeordneter Harald Vilimsky (FPÖ): Herr Präsident! Herr Außenminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren, insbesondere jene der SPÖ, die heute versucht ha­ben, einen Wertekanon zu suggerieren, der bar jeglicher Basis ist! Ich darf Sie erin­nern, zirka eineinhalb Jahre ist es her, dass Ihr SPÖ-Verteidigungsminister Darabos die Tiroler Militärkapelle zu den 40-Jahre-Revolution-Feiern des Herrn Gaddafi ge­schickt hat. (Ruf beim BZÖ: Na? Das gibt’s?) Ich darf Sie ferner daran erinnern, dass Ihr ehemaliger Bundespartei... (Abg. Mag. Wurm: Die lassen sich nicht schicken, die


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 91

Tiroler! Beleidigen Sie uns nicht!) – Sie haben die Militärkapelle zum Gaddafi geschickt, daran werden wir nicht herumdeuteln können. (Abg. Grosz: Das ist schon lange her!)

Aber es gibt auch aktuellere Beispiele. So etwa, dass Ihr ehemaliger hoher Parteivor­sitzender und ehemaliger Bundeskanzler Gusenbauer jetzt der direkte Berater des Nursultan Nasarbajew ist, womit Kasachstan möglicherweise in Ihren Augen eine Vor­zeigedemokratie ist – in meinen Augen ist es das nicht, denn dort gibt es schwere Pro­bleme.

Wenn die hohe Sozialdemokratie quasi sehr eng mit – das sage ich jetzt so – sehr zweifelhaften Regimen dieser Welt kooperiert, dann wäre es gut, wenn Sie sich hier ein bisschen mäßigen würden.

An Ihre Nordkorea-Delegation möchte ich jetzt gar nicht im Detail erinnern, als Parla­mentarier von Ihnen nach Pjöngjang fahren und dort offiziell am Parteitag teilnehmen wollten. Gerettet hat sie nur, dass der Parteitag ... (Zwischenruf des Abg. Heinzl.) – Waren Sie nicht mit einer Delegation der SPÖ in Pjöngjang? (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Heinzl.) Selbstverständlich waren Sie dort. Es ist Ihnen peinlich, und ich weiß es. Und wenn Sie noch so schreien, wird sich daran nichts ändern. (Beifall bei der FPÖ. – Weiterer Zwischenruf des Abg. Heinzl.)

Aber ganz kurz dem Herrn Außenminister in Erinnerung gerufen: die EU-Afrika-Kon­ferenz. Drei Monate ist es her, als unser Außenminister mit Muammar Gaddafi in einer sehr lächelnden, händeschüttelnden Art und Weise verfahren ist. – Aber nicht nur un­ser Außenminister, sondern es waren 52 afrikanische Staats- und Regierungschefs da­bei. Es waren die Vorzeigepersonen der Europäischen Union, Van Rompuy, Barroso dabei, alle waren dabei und haben Gaddafis Hand geschüttelt.

Man könnte meinen, dass unsere Politik klüger geworden ist und jene Regimes, wo es Probleme gibt, in einer ehrlichen Art und Weise damit konfrontiert. Es war unser Au­ßenminister in Begleitung des Vize... (Abg. Heinzl: Sie haben ja vor einem halben Jahr noch nicht einmal gewusst, wo Pjöngjang ist!) – Kollege Heinzl, es ist nachher noch Zeit zu reden, Sie müssen nicht jetzt mit lautem Getöse in Richtung Herzinfarkt gehen.

Unser Außenminister war mit Vizekanzler Pröll vor Kurzem in der Volksrepublik China zu Gast und dort auch mit dem Premier im Gespräch. (Zwischenruf des Abg. Grosz.) Herr Außenminister, ich weiß nicht, haben Sie dem Premier gesagt, dass Ihr Herz bei der Jasmin-Revolution ist? (Zwischenruf des Abg. Heinzl.) Haben Sie den Premier da­von verständigt, dass wir gravierende Probleme im Bereich der Menschenrechte se­hen? – Ich sage, nein, das haben Sie nicht gemacht. Denn bei Ihrer Politik, der Au­ßenpolitik vor allem, herrscht das Prinzip – Sie kennen das Zitat –: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! (Abg. Heinzl: Keine Ahnung, wo Pjöngjang liegt!) Bei Ihnen heißt es: Wes Öl ich kauf, des Lied ich sing! Oder: Mit wem ich Geschäfte mache, mit dem stelle ich mich gut. – Und das ist unanständig! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.)

Dieselbe Politik herrscht in der Europäischen Union und in der westlichen Welt inklu­sive der Vereinigten Staaten von Amerika vor. Frau Hillary Clinton hat bis zum Schluss gewartet, um auch nur eine kleine Stellungnahme abzugeben. Dann, als klar war, dass Mubarak fällt, hat die US-Regierung in weiterer Konsequenz begonnen, ihn tot zu argu­mentieren.

Genau das sind die Probleme: Jetzt sammeln die Amerikaner dort im Krisengebiet die Fünfte Flotte, und Österreich bekundet mit einer Art Blankomandat: Ja, wir beteiligen uns im Rahmen der Battlegroups. – Ich möchte Ihnen dazu Folgendes sagen: Sie müs­sen sehr genau aufpassen, auf welche Seite Sie sich da stellen, wenn jetzt al-Zawahiri, einer der höchsten Repräsentanten der Al-Kaida, bereits beginnt, diese Revolutionen zu vereinnahmen und gemeinsam mit den Demonstranten die Regime zu Fall zu brin­gen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 92

Wichtig ist es, wo Österreich am Schluss steht. (Ruf: Auf welcher Seite stehen Sie?) Ich möchte nicht, dass es auf der Seite der Al-Kaida steht, um unter fadenscheinigem Vor­wand diese Regime zu stürzen. – Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.)

12.03


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Pilz. – Bitte.

 


12.03.26

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach den nicht sehr glaubwürdigen Geschichten von Vertretern der Bun­desregierung beziehungsweise der Regierungsparteien möchte ich drei Feststellungen über die österreichische Rolle machen.

Erstens: die geglückte Heimholung von 40 Österreichern aus Tripolis. – Herr Außen­minister, Sie wissen doch genau, dass das Heeresnachrichtenamt in Libyen ein totales Chaos verursacht hat und nur durch Mittelsmänner in Libyen die richtige Route be­stimmen konnte, sodass durch diese Mittelsmänner 40 Österreicher sicher über die so­genannte Südroute nach Tunesien geleitet werden konnten. Jetzt streitet das Heeres­nachrichtenamt mit diesen Mittelsmännern in Libyen, ob pro geretteten Österreicher mehr als 25 € an Honorar gezahlt werden sollen. Großartig, großzügig – ich gratuliere zu dieser „Professionalität“!

Zweitens: Herr Dr. Schüssel, ich gehe davon aus, dass Sie es einfach nicht wissen, aber Ihr Außenminister sollte es wissen: Es gibt nicht nur – und da haben Sie recht – verurteilenswerte britische, deutsche und sonstige Waffen- und Militärexporte in den letzten Jahren nach Libyen, sondern es gibt auch österreichische. Ich werde Ihnen jetzt darüber erzählen und Ihnen dann auch die Verträge und die Lieferbedingungen zeigen.

Was ist passiert? – Es gibt in Libyen die 32. Brigade, die von einem Sohn Gaddafis an­geführt wird, von Khamis Gaddafi, die sogenannte Khamis-Brigade. Das ist die Elite­einheit des Diktators. Diese Eliteeinheit, die Khamis-Brigade, zieht jetzt gerade mor­dend durch die drittgrößte libysche Stadt, durch Misurata. Sie wird unterstützt durch ei­nen österreichischen Kriegsmaterialexport, durch Drohnen der Firma Schiebel aus Wiener Neustadt. – Ich habe hier (der Redner hält schriftliche Unterlagen in die Höhe) die Verträge, die E-Mails, alles, um das zu dokumentieren. Der Gesamtwert der Liefe­rung von vier Drohnen: über 7 Millionen €. Sie sind im Jahr 2009 geliefert worden.

Was können diese Drohnen und was tun sie derzeit in Misurata? – In etwa einem Kilo­meter Höhe – ohne jede Chance der Demonstranten und Demonstrantinnen, zu wis­sen, was gerade passiert – fliegt der sogenannte Camcopter S-100 aus Wiener Neu­stadt und meldet ganz genau an die Khamis-Brigade, wo gerade Demonstranten und Demonstrantinnen sind. Und die können dann von der Khamis-Brigade zeitgerecht ver­folgt und umgebracht werden. Das geschieht gerade in Misurata!

Sie kennen ganz genau § 1 Ziffer 8 des Kriegsmaterialgesetzes – da sind eindeutig Drohnen dieser Art umfasst. Herr Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten, Sie, die Innenministerin und der Verteidigungsminister hätten diesen Kriegsmaterialexport prüfen müssen und hätten ihn niemals genehmigen dürfen. Sie haben ihn nicht einmal überprüft. Es gibt keine Genehmigung. Das ist ein illegaler Kriegsmaterialexport. Und das ist Österreichs einziger nennenswerter Beitrag zur jetzigen Situation in Libyen.

In der Menschenrechtspolitik haben Sie geschwiegen. In der Demokratiepolitik haben Sie geschwiegen. Und als es darum gegangen ist, Mordinstrumente für die Khamis-Bri­gade zu liefern, hat die Bundesregierung weggeschaut. Ich verlange von Ihnen Aufklä­rung darüber, wie es möglich war, dass diese vier Drohnen an das libysche Militär, an die Khamis-Brigade vor den Augen der österreichischen Bundesregierung geliefert wer­den konnten. (Beifall bei den Grünen.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 93

Das war der erste Punkt – lassen Sie mich aber den zweiten Punkt nicht vergessen, weil sich allein gestern bei mir so viele Leute aus Informantenkreisen und aus Kreisen von Wissenden gemeldet haben, um mir einiges zu zeigen.

Es gibt auf der ganzen Welt zwei Gaddafi-Parteien, das ist mir jetzt klar geworden: Eine steht in Libyen vor dem Untergang, die zweite ist die Freiheitliche Partei. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen. – Ironische Heiterkeit bei der FPÖ.)

Ich habe gestern sehr genaue Hinweise darüber erhalten, wie von Tripolis Millionen auf liechtensteinische Konten von Saif Gaddafi überwiesen worden sind (Zwischenruf bei der FPÖ) und wie von dort aus Politiker bedient worden sind. (Zwischenrufe bei der ÖVP. – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Ein großer Teil dieses Geldes ist laut diesen Informationen an Jörg Haider und die Freiheitlichen in Kärnten gegangen. Herr Strache, ich fordere Sie auf, legen Sie die Gaddafi-Millionen der Freiheitlichen Partei offen und sorgen Sie dafür, dass diese Gel­der, die auch für Sie in Libyen gestohlen worden sind (Abg. Strache – die Scheiben­wischerbewegung machend –: Vielleicht hast du den Scheibenwischer nicht einge­schaltet! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), den Menschen zurückgegeben werden! (Beifall bei den Grünen.)

12.08


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Stadler. – Bitte.

 


12.08.34

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Herr Kollege Pilz, wenn umgekehrt die Grünen aus ihrer Gründungsphase die Gaddafi-Millionen, die sie bekommen haben, of­fenlegen, dann, glaube ich, wird auch Kollege Strache bereit sein, seine Finanzen of­fenzulegen. (Beifall beim BZÖ.)

Da könnte sich manch interessanter Aspekt ergeben. Gaddafi war seinerzeit einer der großen Förderer der neuen linken Bewegung. Tun Sie nicht so, als hätten Sie mit ihm nichts zu tun.

Meine Damen und Herren, ich möchte eigentlich mit einem Zitat anfangen, das eher Richtung ÖVP geht, formell, aber in Wirklichkeit aus der SPÖ kommt.

Ich zitiere Bruno Kreisky: „Wenn Sie Ihr Fleisch und Ihr Holz in den arabischen Raum verkaufen wollen, legen Sie eine andere Höflichkeit an den Tag. Da gibt es keinen Körperteil, in den Sie den Herren nicht hineinkriechen wollen.“ – Bruno Kreisky, 20. Jänner 1983. (Abg. Strache: Das war kein Ordnungsruf damals!) – Nein, das hat ein bisschen einen Tumult bei der ÖVP ausgelöst. (Abg. Grosz: Das war ein Tatsa­chenbericht!)

Dazu hat die „Sozialistische Korrespondenz“ ausgesendet, ich zitiere – Frau Kollegin Wurm, jetzt müssen Sie aufpassen, das schärft Ihr historisches Verständnis über die eigene Parteigeschichte –:

„Heute haben wir so viele Rinder in den Ställen, dass wir nicht wissen, wohin damit. ,Dieses Problem lösen wir unter anderem damit, dass ich dem Gaddafi einreden muss, uns jährlich 30 000 Stiere abzukaufen‘, schafft Kreisky mühelos den Sprung in die Au­ßenpolitik“ – vom Kuhstall, gemeint, in die Außenpolitik –, „die er keinesfalls vernach­lässigt.

Und auch hier vergisst er nicht, die ÖVP mit ihrer lächerlichen Kritik am Gaddafi-Be­such in Österreich bloßzustellen. Denn diese Kritik, die vielleicht bei einigen auf frucht­baren Boden gefallen ist, erscheint in ganz anderem Licht, wenn der Bundeskanzler darauf verweisen kann, dass die ÖVP-Bauernvertreter gegen Rinderexporte an Gad­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 94

dafi eigentlich nichts einzuwenden haben.“ – Zitatende. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Hört! Hört! – Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.– Das dient doch wohl zur Schärfung Ihres Verständnisses, oder?

Jetzt nicht empört sein, Frau Kollegin Wurm, denn Kreisky ist doch Ihrer Ansicht nach sozusagen der „Säulenheilige“ der Sozialdemokratie der Zweiten Republik! (Zwischen­rufe bei SPÖ und ÖVP.) – Nicht lässig drinnen sitzen, Frau Kollegin Wurm, sondern andächtig zurücklehnen, wenn ich über Kreisky spreche!

Sie von der SPÖ haben den Fehler begangen, dass Sie geglaubt haben, Sie können hier herinnen mit der Methode „Haltet den Dieb!“ eine außenpolitische Debatte bestrei­ten. – Das ist aber kolossal danebengegangen, Frau Kollegin Wurm. (Beifall beim BZÖ.) Da waren Sie völlig falsch beraten; das war übrigens auch eine völlig falsche „Vorlage“ seitens Ihres Klubobmannes Cap, der mit dieser Methode angefangen hat. Aber eigentlich müsste Ihr Klubobmann Bruno Kreisky noch gekannt haben und das wissen. Ich jedenfalls habe mich noch gut an dieses Zitat erinnert.

Haben Sie eigentlich schon überrissen, Frau Kollegin Wurm, Kolleginnen und Kollegen von den Sozialdemokraten, dass 20 Prozent des in Schwechat raffinierten Rohöls aus Libyen stammen? (Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler.) Damit haben Sie natür­lich nichts zu tun. (Abg. Ing. Westenthaler: Wer ist denn der Vorsitzende dort?) – Und Herr Ruttenstorfer ist nie – nie!  ein Sozialdemokrat gewesen; das ist natürlich ledig­lich ein Gerücht. (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.)

Nochmals: 20 Prozent des Rohöls, das in Schwechat raffiniert wird, kommen aus Libyen – aber Frau Kollegin Wurm fährt natürlich nie mit libyschem Benzin; darauf legt sie großen Wert! (Heiterkeit beim BZÖ. – Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Da ich gerade dabei bin und da man auch seitens der ÖVP so lautstark dazwi­schenruft: Benita Ferrero-Waldner war am 3. Mai 1999 auf Staatsbesuch in Libyen. Na, was hat sie denn dort gemacht?! – Ferrero-Waldner ist natürlich nie eine Schwarze ge­wesen!

Hannes Farnleitner, der „Vignetten-Man“, ist 1997 bei Gaddafi in Libyen zu Besuch ge­wesen.

Ich erinnere weiters daran: Heinz Fischer, ein großer Vertreter der Sozialdemokratie (Abg. Grosz: Der Menschenrechtsexperte!), auch ein großer Menschenrechtler, war Präsident der österreichisch-nordkoreanischen Gesellschaft – Kim Jong-il, auch ein „großer“ Demokrat und Humanist. (Abg. Grosz: Ein Humanist unserer Zeit, Heinz Fi­scher!) Da fällt es eigentlich gar nicht mehr ins Gewicht, ob der Herr Eisenbahner­vertreter Heinzl auch noch in Nordkorea war; der ist dort gar nicht aufgefallen – höchs­tens dadurch, dass er sich in seiner Leibesfülle von den dortigen Einwohnern unter­scheidet, das ist vielleicht die einzige Form. – Kollege Wittmann auch nicht, oder? (Zwi­schenruf des Abg. Heinzl.) – Haben Sie noch etwas dazu beizutragen? (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Und: Was werden Sie machen, wenn Kim Jong-il stürzt, Herr Heinzl? Was werden Sie dann tun? Werden Sie dann auch sagen, das BZÖ ist schuld, dass Kim Jong-il so lan­ge an der Macht war? (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich sage Ihnen von der SPÖ nur: Sie haben heute den Versuch gestartet, eine ver­fehlte Debatte zu führen, indem Sie mit dem Finger auf uns zeigen, aber in Wirklichkeit und längst mit diesen Diktatoren unter einer Decke gesteckt sind! (Beifall beim BZÖ.)

Hohes Haus! Es würde diesem Parlament guttun, derartige Debatten ehrlicher zu führen (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter) – und schauen Sie vorher in Ihrer eige­nen Geschichte nach. Oder, um es mit Bruno Kreisky zu sagen: Lernen Sie Geschich­te! (Beifall und Bravorufe beim BZÖ.)

12.13



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 95

Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Bundesminister Dr. Spindel­egger. – Bitte.

 


12.13.45

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Michael Spindelegger: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte auf Fragen, die in der heutigen Diskussion aufgeworfen worden sind, eingehen.

Zuerst zur Situation der Flüchtlinge, die derzeit aus Libyen kommen, und dass das möglicherweise auch Europa treffen wird: Ich habe darüber gestern in Genf mit mei­nem tunesischen Kollegen ein ausführliches Gespräch geführt und kann Ihnen be­richten, dass sich derzeit etwa 100 000 Flüchtlinge aus Libyen in Tunesien befinden, wobei nicht klar ist, wie sie versorgt werden können beziehungsweise in welcher Weise sie in ein anderes Land streben werden. Sicherlich werden noch mehr Flüchtlinge aus Libyen zu erwarten sein. Das ist also die Situation, die wir haben.

Was wir tun müssen, ist, dass wir dann, wenn eine Flüchtlingswelle auf Europa zu­kommt, darauf vorbereitet zu sein haben – und das ist im Rahmen der Bundesregie­rung zu gewährleisten, eben im Zusammenhang mit der Europäischen Union.

Zur zweiten Frage, was die Nachbarschaftspolitik anlangt – Frau Kollegin Plassnik hat darauf verwiesen –: Ich glaube, dass wir in der Europäischen Union als eine der Schlussfolgerungen, die aus dieser Situation zu ziehen sind, unsere Nachbarschafts­politik generell überdenken müssen. Für das gesamte Gebiet des Mittelmeerraumes eine Politik aufzusetzen, das ist wahrscheinlich nicht mehr aktuell, sondern wir müssen das von Land zu Land verschieden gestalten – und eben auch eine Verknüpfung statt­finden lassen zwischen wirtschaftlicher Kooperation und unseren Erwartungen, was Menschenrechte, was demokratische Standards betrifft. So müssen wir, glaube ich, ei­ne neue Politik aufsetzen.

Zum Dritten wurde von vielen Rednern die Frage geäußert, ob man mit Regimen, wie sie in Libyen, wie sie in vielen anderen Ländern herrschen, in Kontakt treten soll. – Ant­wort: Selbstverständlich, meine Damen und Herren, denn es wäre doch an Naivität nicht zu übertreffen, würde man meinen, dass man mit diesen Ländern keinen Kontakt herstellen darf. (Beifall und Bravorufe beim BZÖ.) An österreichischen Tankstellen wür­de es kein Benzin geben, würde es mit diesen Ländern keinen Kontakt geben. (Abg. Ing. Westenthaler: Aber die Frau Wurm glaubt, der Sprit kommt aus der Zapfsäule! – Abg. Grosz: Sie glaubt, dass für Diesel die Basis das steirische Kernöl ist!)

Selbstverständlich muss aber auch bei jedem einzelnen Kontakt sehr wohl auf unsere Wertesituation Rücksicht genommen werden. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Ich tue das in meiner Außenpolitik so, wie das meine Vorgänger auch gehalten haben, denn: Menschenrechtsfragen sind unteilbar und gehören auch bei diesen Regimen an der richtigen Stelle angesprochen.

Herr Abgeordneter Vilimsky hat mich gefragt, ob ich das in China getan habe. – Selbst­verständlich! Und ich tue das auch dann, wenn es auf der anderen Seite eiskalte Ge­sichter gibt, die gar nicht zufrieden sind, dass man beispielsweise in China auf Men­schenrechtsfragen eingeht, aber selbstverständlich ist es notwendig, dass ein Außen­minister das tut. Und ich tue das, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Weiters möchte ich darauf eingehen, dass Herr Abgeordneter Pilz gesagt hat, es habe eine Verletzung des Kriegsmaterialgesetzes gegeben. Ich ersuche Sie, mir Ihre Unter­lagen zur Verfügung zu stellen – und ich werde veranlassen, dass das überprüft wird. Wenn es der Fall ist, dass das stimmt, dann wird das natürlich Konsequenzen haben; das kann gar nicht anders sein.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 96

Insgesamt meine ich, meine Damen und Herren, dass wir aus dieser Debatte die rich­tigen Schlussfolgerungen ziehen müssen. Es ist mir wichtig, dass wir wirtschaftliche Kooperation mit unseren Wertvorstellungen verknüpfen, dass wir aber jetzt nicht sozu­sagen das Kind mit dem Bade ausgießen, sondern realistisch bleiben, dass wir uns aber natürlich insgesamt an die Wertestruktur, die wir vertreten, halten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

12.16


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Weninger. – Bitte. (Abg. Heinzl: Was ist jetzt mit dem Rinderwahn?)

 


12.17.01

Abgeordneter Hannes Weninger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Außen­minister! Liebe SchülerInnen aus Waidhofen an der Ybbs! Einleitend möchte ich beto­nen, dass ich es als äußerst beschämend empfinde, wie sich etwa Kollege Stadler, aber auch Kollege Strache und teilweise auch Kollege Bucher auf dem Rücken von Millionen Menschen (Zwischenruf des Abg. Grosz), die auf der arabischen Halbinsel und in Nordafrika seit Wochen für Freiheit, für Demokratie und um ihre soziale Existenz kämpfen, hier innenpolitisch zu profilieren versuchen. Das ist nicht der Zugang, den die Sozialdemokratie in Bezug auf die Emanzipationsbewegung in diesen Staaten hat. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es geht mir auch darum, dass wir die aktu­ellen Demonstrationen und Aufstände gegen Armut und Unterdrückung auch aus einer verantwortungsbewussten europäischen Perspektive heraus bewerten. Dabei ist die Frage zu stellen, in welche Richtung die Weichen in dieser Region gestellt werden. Es geht um die Lebensbedingungen, es geht um die soziale, um die wirtschaftliche Zu­kunft von Millionen Menschen in Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel, es geht aber auch um die Zukunft Europas im Zusammenhang mit der Entwicklung einer Re­gion, die nur zwei Flugstunden von Wien entfernt ist und zu der wir traditionell sehr en­ge wirtschaftliche, aber auch kulturelle und historische Verflechtungen haben.

Dazu, dass Frau Abgeordnete Plassnik die Forderung nach einem „Marshall-Plan“ für diese Region kritisiert hat: Ob das „Marshall-Plan“ oder „Europäische Initiative“ zur Un­terstützung dieser Region heißt, ist doch sekundär; es soll das nicht am Titel scheitern. Tatsache ist, dass Europa und die internationale Staatengemeinschaft Mitverantwor­tung übernehmen müssen, um einerseits dafür zu sorgen, den Menschen in diesen Re­gionen eine soziale Zukunftsperspektive zu geben, und um andererseits die Hoffnun­gen, die aus dieser Revolution entstanden sind, nicht in Extremismus, Instabilität und in Massenflucht abgleiten zu lassen.

Herr Außenminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte nun auch einige Worte zum vorliegenden Bericht über die Rolle Österreichs in den vergangenen beiden Jahren als nicht-ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen anbringen.

Ich glaube, dass Österreich diese beiden Jahre mit allen großen Themen, die die Welt­politik beschäftigt haben, mit Bravour gemeistert hat, und ich bin sehr froh, dass Sie, Herr Außenminister, in Ihrem Vorwort formuliert haben, dass diese Phase der Mitglied­schaft im UN-Sicherheitsrat zu einem – ich zitiere – „Globalisierungsschub der österrei­chischen Außenpolitik“ geführt hat.

Herr Bundesminister, Sie schreiben in diesem Bericht auch, dass wir diese globalisierte Internationalisierung der Außenpolitik auch sozusagen für die Zukunft mitnehmen soll­ten.

Ich glaube, dass wir im Vergleich zur Vergangenheit, als wir doch viele Jahre sehr eu­ropazentriert waren, uns auf den Donauraum konzentriert haben, maximal bis Kroatien


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 97

gesehen haben, diese Internationalisierung der Außenpolitik in Zukunft verstärkt anwen­den müssen.

Ganz konkret habe ich einen Appell an Sie, den ich Ihnen auch bereits mittels E-Mail mitgeteilt habe. – Jetzt sind alle viel gescheiter, was die Zusammenarbeit mit dieser Region, dem arabischen nordafrikanischen Raum betrifft. Aktuell steht eine Entschei­dung über die Verlängerung des Fischereiabkommens der EU und Marokkos an. Dabei geht es um das Hoheitsgebiet der Westsahara im Atlantik. Ich möchte an Sie, Herr Außenminister, aber auch an die gesamte Bundesregierung und vor allem an den Agrarminister appellieren, dieses Abkommen nicht zu unterstützen, um ein Signal zu setzen, dass Europa aus den Erfahrungen im Umgang mit autoritären Regimen in Nordafrika gelernt hat.

Abschließend darf ich folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Dr. Wolfgang Schüssel, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Forderung an die iranische Regierung, die beiden iranischen Opposi­tionsführer Mehdi Karroubi und Mir-Hossein Moussavi unverzüglich freizulassen.

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird ersucht,

1. bilateral gegenüber Vertretern des Iran die Haltung zu vertreten, dass die beiden ira­nischen Oppositionsführer Mehdi Karroubi und Mir-Hossein Moussavi und deren Fami­lienangehörige unverzüglich freigelassen werden, dass die Meinungs- und Versamm­lungsfreiheit eingehalten werde und

2. auch in der Europäischen Union in diesem Sinn aktiv zu sein.“

*****

Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strache: Und über Nordkorea schweigt ihr wieder! Das gibt es doch gar nicht!)

12.21


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag steht mit in Ver­handlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Dr. Wolfgang Schüssel, Kolleginnen und Kollegen, betreffend die Forderung an die iranische Regierung, die beiden iranischen Opposi­tionsführer Mehdi Karroubi und Mir-Hossein Moussavi unverzüglich freizulassen

eingebracht in der Nationalratssitzung am 1. März 2011 im Zuge der Debatte zum TOP 1 – Erklärung des Bundesministers für europäische und internationale Angele­genheiten gemäß § 19 Abs. 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zur Bilanz der Österreichischen Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat sowie zu den brisanten Ereignis­sen in der arabischen Welt, speziell im nordafrikanischen Raum.

Die iranische Menschenrechtsgruppe International Campaign for Human Rights hatte am Sonntag berichtet, die beiden führenden Oppositionspolitiker Mehdi Karroubi und Mir-Hossein Moussavi seien festgenommen und mit ihren Ehefrauen in ein Haus nahe


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 98

der Hauptstadt gebracht worden. Auf Moussavis Internetseite Kaleme hieß es, die bei­den Oppositionspolitiker seien gemeinsam mit ihren Ehefrauen zum Heshmatijeh-Ge­fängnis in Teheran gebracht worden. Zuvor hatten sie zwei Wochen faktisch unter Hausarrest gestanden.

Moussavi und Karroubi führten im Juni 2009 die Proteste gegen die umstrittene Wie­derwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad an. Am 14. Februar 2011 waren bei den ersten großen Demonstrationen im Iran seit der Wahl – angeregt durch die Auf­stände in Tunesien und Ägypten – zwei Menschen erschossen worden. Besonders be­sorgniserregend ist in diesem Zusammenhang die Forderung einer Mehrheit der ira­nischen Parlamentarier nach der Todesstrafe für die beiden Oppositionellen wegen Ver­hetzung.

Für die österreichischen Nationalräte ist insbesondere das Verhalten der iranischen Führung gegenüber den beiden Oppositionspolitikern ein Gradmesser dafür, inwieweit die iranische Regierung bereit ist, fundamentale demokratische Grundrechte zu ach­ten. Daher ist die Forderung nach deren Freilassung dringend geboten.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird ersucht,

1. bilateral gegenüber Vertretern des Iran die Haltung zu vertreten, dass die beiden ira­nischen Oppositionsführer Mehdi Karroubi und Mir-Hossein Moussavi und deren Fami­lienangehörige unverzüglich freigelassen werden, dass die Meinungs- und Versamm­lungsfreiheit eingehalten werde und

2. auch in der Europäischen Union in diesem Sinn aktiv zu sein."

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Großruck. – Bitte.

 


12.21.43

Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich glaube, es geht mehreren so wie mir heute bei dieser Debatte angesichts der Tragik, angesichts dieser Ereig­nisse, die derzeit, während wir hier debattieren, in Nordafrika stattfinden, nämlich dass es eigentlich über weite Strecken unwürdig ist, eine derartige Debatte zu führen.

Da werden sozusagen die Rinder von Kreisky hervorgeholt, da wird die Neutralität ein­gebracht, da wird einander vorgeworfen, wer wem die Hand schüttelt und so weiter (Zwi­schenruf des Abg. Mag. Stadler – Abg. Grosz: ... Raiffeisen ...!) – und zur gleichen Zeit fürchten Tausende, Hunderttausende Menschen um ihr Leben und kämpfen für die Freiheit in Nordafrika.

Meine Damen und Herren! Wir sollten gemeinsam an einer Strategie arbeiten, wie wir den Ländern, wie wir den Menschen dort helfen können. Ich glaube, das wäre ange­sichts dieser Diskussion und angesichts dieser Situation angebracht und nicht, dass wir uns gegenseitig Vorhaltungen machen, wer wem die Hand gegeben hat, wer wem Rinder geliefert hat. – Das ist mein Zugang.

Ich glaube Folgendes und appelliere an Sie: Wenn wir diese Diskussion oder dieses Thema nützen wollen, dann können wir hier nur gemeinsam, zusammen mit den ande­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 99

ren Institutionen – mit der Europäischen Union, mit der UNO – vorgehen. Ich poche jetzt gar nicht auf die Semantik, lieber Kollege, ob das jetzt „Marshall-Plan“ oder anders heißt. „Marshall-Plan“ ist nur ein Synonym für Hilfe, so wie Europa aufgebaut wurde. So hat es auch Frau Abgeordnete Plassnik gemeint, nämlich dass wir hier einen Plan entwickeln sollten, um den Ländern dort zu helfen.

Heute gibt es eine Menge von Experten. Jeder weiß, wo es langgeht. Nur: Keiner weiß, wo es hingeht. Ich darf einen Auszug aus einem Leserbrief zitieren, den ich heute in der Früh gelesen habe – ohne ein Plagiat zu begehen, denn ich erwähne den Namen des Verfassers, das ist ein Peter Fuchs aus Oftering, der heute in der Früh im „Neuen Volksblatt“ unter dem Titel „Arabische Hoffnung“ Folgendes geschrieben hat:

„Es brodelt in der arabischen Welt. Die geistigen Erben des Laurence von Arabien wol­len mehr. Irgendwie erinnert diese Protestbewegung an die Französische Revolution. Auch hier geht es um Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Nur eben unserem Zeitgeist entsprechend.“ – Dann erwähnt er noch den Fall der Berliner Mauer, den keiner vor­hergesagt hat, und die Situation, die jetzt entstanden ist.

Also ich glaube, keiner kann heute, zu diesem Zeitpunkt sagen, wie das Endergebnis sein wird, aber wir haben es in der Hand, es durch gemeinsame Aktionen mitzubeein­flussen.

Schade, dass wir den Antrag der grünen Fraktion, dort eine Flugverbotszone zu ma­chen, so spät bekommen haben. Mit einigen Änderungen hätten wir dem ruhig beitre­ten können, aber wir sind natürlich für die Maßnahmen, die seitens der Vereinten Na­tionen, seitens der Europäischen Union getroffen werden. (Abg. Scheibner: Alles soll wer anderer machen!)

Meine Damen und Herren! Priorität – und das ist heute schon erwähnt worden – in die­sen ganzen Diskussionen und Konflikten müssen die Menschenrechte und die Einhal­tung derselben haben. Ich glaube, wenn Menschenrechte verletzt werden, wenn Men­schen, wenn ganze Völker ermordet werden, dann darf es keine Neutralität geben, dann dürfen wir uns nicht zurücklehnen und sagen: Wir sind neutral, wir haben keine Verantwortung!

Alle Despoten, alle Tyrannen weltweit müssen wissen, dass sie erwischt werden, dass sie zur Verantwortung gezogen werden, dass sie, wenn sie erwischt werden, vor das Haager Tribunal kommen (Abg. Strache: ... die Österreicher ... China ...!), so wie das den serbischen Kriegsverbrechern passiert ist. Mit diesem Wissen ausgestattet und sich dessen bewusst, so glaube ich, wird sich mancher überlegen, Maßnahmen zu set­zen, die Völkermord sind und Menschenrechte gröblichst verletzten, meine Damen und Herren.

Ich bringe zum Schluss meinen Vierzeiler, der sich natürlich mit dieser Thematik be­fasst:

Die Schurken in den Schurkenstaaten

Sollen büßen für ihre Schurkentaten.

Und jeder Schurke, der soll sehen,

wie es dem Schurken wird ergehen.

So weiß auch Ahmadinejad,

dass er ein Ablaufdatum hat.

Danke schön. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Grosz: Außenpolitik leicht erklärt! – Abg. Mag. Kogler: Mit der Haltung genau nicht!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 100

12.26


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Fichtenbauer. – Bitte.

 


12.26.10

Abgeordneter Dr. Peter Fichtenbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Eine Debatte, die sich mit Außenpolitik beschäftigt, ist natürlich unlösbar mit der Betrachtung der Sicherheitspolitik verknüpft, und es ist natür­lich herausfordernd, einladend, bei der Vergangenheits- und Gegenwartsbewältigung Reflexionen moralisierender Art anzustellen, wie das ganz besonders von der von mir aus gesehen linken Seite dieses Hauses geübt wird. Nur ist das gleichzeitig ein un­glaublich frappantes Beispiel, wie man – in der aktuellen Situation befindlich – schwer danebenhauen kann.

Wenn wir also unsere der Erkenntnis zugänglichen Dinge der Welt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterteilen wollen, so dürfen wir sagen, dass wir die Vergan­genheit zu wissen vermeinen, die Gegenwart zu wissen glauben und die Zukunft zu wissen ahnen – aber von all dem haben wir nur Bruchstücke zur Verfügung. Umso mehr empfiehlt es sich, die Moralkeule bei der Bemessung außen- und sicherheitspoli­tischer Belange schön eingepackt zu lassen.

Es sind schon einige historische Beispiele genannt worden, wie sehr man daneben­hauen kann. Ein schönes Exempel, das die Sozialdemokratie vielleicht doch auch nicht vergessen sollte, ist Folgendes: Ich erinnere an die Vorgänge in der damaligen Sow­jetunion, dem späteren Russland, rund um Gorbatschow und seine Perestroika, als es eine kleine Gegenrevolution gab.

Gorbatschow wurde vom damaligen Innenminister Pugo und dessen Spießgesellen an seinem Urlaubsort in Sotschi verhaftet und zurückgebracht. Das hat die Welt er­schüttert, und am Tag, als das passiert ist, hat der damalige Bundeskanzler Vranitzky sich beeilt, über die Medien zu verkünden, Gott sei Dank sei er gegenüber Gor­batschow sowieso hinlänglich misstrauisch und sehr zurückhaltend gewesen, was die Anerkennung der neuen sowjetischen Innenpolitik beträfe. – Allerdings war der Spuk nach drei Tagen zu Ende: Jelzin war tapfer, und Pugo hat sich selbst erschossen. So schnell kann ein Irrtum vollbracht werden und so schnell widerlegt sich Moralisierung!

Ein Beispiel aus der jüngsten Zeit: Der mit der Sozialdemokratie eng, eng, eng verbun­dene, jetzt nicht mehr im Amt befindliche Direktor des Museums für angewandte Kunst Noever hat ein Beispiel für Adoration oder Zuwendung zu Nordkorea durch seine vori­ges Jahr gezeigte unerträgliche Ausstellung im MAK, in der ein ganz opulenter Katalog ausgestellt und verbreitet worden ist, zum Besten gegeben. (Abg. Mag. Muttonen: Ha­ben Sie sie gesehen? Haben Sie sie gesehen?) – Es kann also schnell gehen mit mo­ralisierenden Effekten, die sich gegen den, der moralisiert, richten. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich erinnere an den Kernsatz, der seit dem überragenden französischen Außenminister Talleyrand bekannt ist, der Folgendes gesagt hat: Außenpolitik – ich verfremde den Satz ein bisschen – ist nicht Freundschaftspolitik, sondern Interessenpolitik.

In erster Linie hat der österreichische Außenminister österreichische Interessen zu ver­treten und dann die Interessen der Nachbarn und dann die Interessen der ganzen Welt.

Zweitens kann es nicht so sein, dass wir Außenpolitik ohne Sicherheitspolitik debat­tieren. Wir haben vor zwei Stunden über die Medien vom Rücktritt des deutschen Bun­desministers für Verteidigung, Guttenberg, erfahren können. (Abg. Strache: Bei Dara­bos ist der noch ausständig! – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.) Für Darabos steht ein derartiges Programm noch – vielleicht – zur Verfügung, wenn man daran denkt, dass die von Darabos propagierte Freiwilligenarmee, die er dem deut­schen Guttenberg nachmachen wollte, auch nur zu 10 Prozent funktioniert. (Präsident Neugebauer gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Warnt Österreich vor fehlgeleiteten idealistischen Scheinagitateuren, die sich im Netz des Nichts verfangen! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

12.31



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 101

Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Kogler. – Bitte.

 


12.31.02

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren! Das ist sicher eine Thematik, bei der man alle beglückwünschen kann, die es im­mer schon genau gewusst haben, keine Frage. Allerdings ist eines schon auch immer klar: Neben dem, was Abgeordneter Scheibner beschrieben hat – ich kann in großen Teilen dieser Analyse zustimmen –, dass man nur zwischen Freund und Feind unter­scheidet und im Feindschema alles boykottiert, was vielleicht auch nicht so gescheit ist, und im Freundschema alles zulässt, was erst recht nicht gescheit ist, wenn es um diese Art von blutrünstigsten Potentaten geht, gibt es schon noch eine andere Möglich­keit auch, nämlich etwa die, die Demokratiebewegungen zu unterstützen oder zu schau­en, was sich denn ergibt.

Das ist meistens nur ein schmaler Grat und ein schmaler Pfad, aber umso aufmerk­samer könnte man hinschauen. Diesbezüglich wäre auch die Rolle Österreichs inner­halb der EU vielleicht stärker hervorzuheben. Aber in der Regel passiert ja dann trotz­dem etwas anderes – wurscht in welchem Schema man sich gerade befindet: Es wer­den doch in der Regel Waffen geliefert und Geschäfte gemacht. Und das kann man schon hinterfragen, und da kann man sich auch anders benehmen.

Herr Außenminister, wir sind ja froh, wenn Sie der Sache mit dem dramatischen Bei­spiel, das Abgeordneter Pilz hier geschildert hat, jetzt nachgehen wollen, nur ist es eben schon auffällig, dass solche Dinge immer wieder auch von österreichischem Bo­den aus passieren – und da sollte man im Vorhinein, glaube ich, ein bisschen mehr Obacht walten lassen, dass genau nicht von Österreich ausgehend auch noch Waffen an solche diktatorischen Regimes geliefert werden. Das muss doch ein Gebot der Stunde sein, und das hätte immer schon so gehört, aber nein, man hat sich ja vor­sichtshalber immer wieder arrangiert und man hat die Leute auch noch hofiert.

Eines noch: Die Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates wurden, wie Abgeordneter Schüs­sel gesagt hat, natürlich verhältnismäßig rasch gefasst – die EU war da schon viel langsamer. Allerdings muss ich Ihnen schon eines sagen: Wir haben uns das Sank­tionengesetz und das Devisengesetz genau angeschaut. Das Identifizieren und Ein­frieren zumindest des geldwerten Vermögens des Gaddafi-Clans wäre auch autonom in Österreich viel früher möglich gewesen. Und das wäre richtig und sinnvoll gewesen, weil nicht in jedem europäischen Land von vornherein gleich viel an Gaddafi-Geldern vermutet werden kann. Aber eines können Sie annehmen: In Italien und Österreich gibt es relativ viel davon, mit Sicherheit. Und deshalb wäre hier ein schnelleres und auto­nomeres Vorgehen angezeigt gewesen.

Ich weiß schon, dass das nicht in Ihre Kompetenz allein fällt, in die der Bundesre­gierung, oder bei Gefahr im Verzug, was man hier einmal feststellen muss, in die Kom­petenz des Bundeskanzlers. Das wollen wir hier nicht unerwähnt lassen, denn es hat sich tagelang hingeschleppt. Wir hatten vorige Woche Kontakt mit der Notenbank, aber bis heute Vormittag ist nichts weitergegangen.

Ich hoffe, dass da inzwischen nicht – und das wäre ja durchaus möglich, und beim We­sen des österreichischen Bankgeheimnisses kommt man da nicht einmal so ohne Wei­teres dahinter – bereits Gelder abgezogen wurden. Und dann frage ich mich, wer dafür die Verantwortung trägt. Da kann man sich nicht immer auf die EU ausreden, wenn es genau in diesem Bereich auch autonome Handlungsmöglichkeiten gibt. Wir wissen ganz genau, dass das in finanziellen Fragen da oder dort oft zu unserem Leidwesen ja tatsächlich der Fall ist. Das ist hier nicht gutzuheißen! Es ist jedenfalls unsere Aufgabe, darauf hinzuweisen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 102

Zu den verbleibenden Anträgen: Flugverbotszone, Antrag der Grünen. – Schade, wenn das hier keine Mehrheit findet aufgrund von Unstimmigkeiten in der Regierung. Die Opposition in Libyen würde das natürlich gut brauchen können oder sehr begrüßen aus zwei Gründen: Erstens, weil Luftangriffe von den Streitkräften Gaddafis nicht mehr so leicht möglich wären, und vor allem auch, weil über die Luftgrenze keine Söldner mehr eingeflogen werden könnten. – Sie haben das ganz klar benannt. Aus unserer Sicht wäre das eine sinnvolle militärpolizeiliche Maßnahme.

Letzer Punkt: Mit einem Vierzeiler auf die Situation im Iran zu reagieren, da ist die Au­ßenpolitik von Schüssel bis Großruck in Ihrer Fraktion relativ weit gekommen. Ich sage Ihnen nur eines zum Iran. (Abg. Großruck: Ich war noch nie im Iran!) – Sie haben ja selber einen Antrag eingebracht, den wir auch aus dem Grund unterstützen, dass dort Oppositionelle vom Hausarrest weg verhaftet werden. (Abg. Großruck: Ja, aber ich war noch nie dort!) Das alles bedeutet nichts Gutes, und da wird es auch noch einmal spannend sein, wie man sich dem Regime dort gegenüberstellt.

Aber mit dem Nabucco-Projekt und Ähnlichem mehr machen Sie ja wieder genau das­selbe: Sie erklären uns Tag für Tag unter dem Stichwort Energieunabhängigkeit von Putin, dass Sie zu Ahmadinejad wechseln wollen – das ist Ihr Projekt! Österreichische Millionen sollen dort schon wieder hineinfließen. (Abg. Großruck: Aserbaidschan!) „Nabucco“ rentiert sich nur, wenn auch die Gasfelder im Iran erschlossen werden. Das ist das, was Scheinheiligkeit ist! Und dazu müssen Sie sich stellen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Großruck: Falsch! Aserbaidschan!) – Aserbaidschan ist der erste Ast, aber es braucht auch den Iran, damit das Ganze überhaupt wirtschaftlich vertretbar ist. (Abg. Dr. Schüssel: Völlig falsch!)

Informieren Sie sich! Fragen Sie Kollegen Bartenstein! Er sitzt neben Ihnen, der weiß das ganz genau. Das ist Ihre Scheinheiligkeit! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Schüs­sel: ... falsch informiert!)

12.36


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Petzner. – Bitte.

 


12.36.13

Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Zusam­menfassend sei zu dieser Debatte Folgendes gesagt: Ich glaube, die grundsätzliche Frage darf und soll nicht lauten, wer wann warum wem die Hand geschüttelt hat – oder auch nicht –, sondern die grundsätzliche Frage, und diese ist mir in dieser Debatte zu kurz gekommen, sollte eigentlich lauten, wie man als Demokratie mit solchen Regimen umgeht (Ruf: So ist es!): Wählt man den Weg der Sanktionen? Wählt man den Weg der Isolation, der Verdammung, oder wählt man den Weg des Dialogs, um auf mittel­fristigem Wege halbwegs demokratische Verhältnisse zu schaffen? – Wir vom BZÖ bekennen uns dazu, dass wir den Weg des Dialogs gehen wollen, weil ich sage, mir ist es lieber, jemand ist einmal zu oft in einem Wüstenzelt; als es fallen im Rahmen eines Kampfeinsatzes Bomben auf das Volk eines Landes herab, egal ob das Libyen, Ägyp­ten oder Irak heißt. (Beifall beim BZÖ.)

Weil ich gerade beim Irak bin: Der Irak ist das beste der warnenden Beispiele, wie sehr es schiefgehen kann, wenn man den Dialog verweigert und im Rahmen eines Kampf­einsatzes eine angebliche Befreiung versucht. Schauen wir heute in den Irak! Die Wahrheit ist, dass es heute mehr Terroranschläge, mehr Tote und mehr Verletzte im Irak gibt als jemals zuvor. Das ist das Ergebnis des US-amerikanischen Kampfeinsat­zes, und das sollte uns eigentlich ein warnendes Beispiel dafür sein, dass wir in Libyen den Weg des Dialogs gehen müssen und keinen Kampfeinsatz, von den Amerikanern gesteuert, befürworten dürfen, meine Damen und Herren.

Da wir gerade beim Irak sind und wenn ich da auf die Ausführungen Herrn Kollegen Pilz mit diesen ominösen 45 Millionen € eingehen darf. – Ich kann mich noch gut daran


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 103

erinnern, als das „profil“ am 15. August 2010 berichtet hat: Ha, jetzt haben wir einen Zeugen! Meine Damen und Herren, es wurde seitenweise berichtet, ein Zeuge tritt auf. 45 Millionen € sind von Saddam Hussein aus dem Irak zu Jörg Haider nach Kärnten geflossen. – Heute sind es auf einmal 45 Gaddafi-Millionen aus Libyen. Also, Sie müs­sen mir schon einmal erklären: Kommen sie jetzt vom Hussein oder kommen sie von Gaddafi?

Ich gebe Ihnen die Antwort: Weder von Hussein noch von Gaddafi sind 45 Millionen € irgendwohin geflossen, sondern – und das werden wir noch aufdecken – die einzige Person, die nachweislich persönlich Geld von Gaddafi bekommen hat – über 50 000 €, meine Damen und Herren – ist Herr Edlinger aus dem SPÖ-Umfeld (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Aha, SPÖ! SPÖ! – weitere Zwischenrufe beim BZÖ), der Bruder des ehe­maligen Finanzministers Rudolf Edlinger von der SPÖ, meine Damen und Herren. Er hat Geld von Gaddafi bekommen und niemand anderer. Das gilt es aufzuklären – ich leiste dazu gerne meinen Beitrag. (Beifall beim BZÖ.)

Zweiter Punkt, meine Damen und Herren. – Wenn wir über Geldflüsse diskutieren, dann möchte ich auch folgende Frage stellen: Klären wir auf, bei welchen rot-schwar­zen Banken denn diese laut Aussagen des Gouverneurs der Nationalbank über 1 Mil­liarde € des Gaddafi-Clans gebunkert ist? (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.) Wo ist diese über 1 Milliarde € gebunkert? Beim Raiffeisenkonzern der ÖVP oder bei der Bank-Austria der SPÖ? – Diese Frage möchte ich beantwortet haben, bevor wir über nicht existente 45 Millionen € des Jörg Haider diskutieren, meine Damen und Herren!

Abschließend sei noch einmal Folgendes gesagt: Wir vom BZÖ bekennen uns dazu, dass wir den Weg des Dialogs gehen wollen und müssen. Und wir sagen auch – und wir sind so ehrlich, das zu sagen –, dass es ein Fehler ist, zu glauben, dass wir unsere westlichen, demokratischen Standards überfallsartig von heute auf morgen in einen nordafrikanischen oder islamischen Staat transplantieren können.

Das wurde unzählige Male versucht – zuletzt im Irak –, und es ist jedes Mal kläglich gescheitert. Also gehen wir im Falle von Libyen einen anderen, einen besseren Weg, um dort den Menschen auch zu einem besseren Leben zu verhelfen. (Beifall beim BZÖ.)

12.40


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Entsprechend der Vereinbarung der Mitglieder der Präsidialkonferenz verlege ich die Abstimmungen über die im Zuge der Debatte zu diesem Tagesordnungspunkt 1 einge­brachten Anträge bis nach den Abstimmungen zu Tagesordnungspunkt 2.

12.40.342. Punkt

Sammelbericht des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen über die Petitionen Nr. 40, 47, 49 bis 53, 55, 59 und 65 sowie über die Bürgerinitiative Nr. 22 (1046 d.B.)

 


Präsident Fritz Neugebauer: Ich rufe nun den 2. Punkt der Tagesordnung auf.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Winter.

Ich werde jeweils nach 3 Minuten 30 läuten, dann ist noch Zeit für einen Schlusssatz, sodass alle in der Fernsehzeit drankommen.

Bitte, Frau Kollegin.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 104

12.41.07

Abgeordnete Dr. Susanne Winter (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da­men und Herren! Ich darf hier wieder auf die politischen Niederungen unserer öster­reichischen Republik zurückkommen. Das fällt mir eigentlich gar nicht schwer, denn auch in diesen Niederungen gibt es genug Sprengstoff, insbesondere wenn SPÖ und ÖVP so weiterregieren, wie sie es bis dato getan haben.

Sie, Herr Cap, darf ich daran erinnern: Sie haben heute am Vormittag die Demokra­tiebestrebungen in den kriegsführenden Ländern sehr gelobt. Darf ich Sie ersuchen, dass Sie auch für etwas mehr Demokratie in Österreich sorgen, insbesondere in un­serem Petitionsausschuss (Beifall bei der FPÖ), denn dort herrscht auch ein Macht­verhältnis, und zwar eines zu Gunsten von SPÖ und ÖVP – und das sehr zu Unguns­ten all jener Bürger, die ihre Anliegen, die ihre Anträge, die ihre Kritik in Form von Peti­tionen und Bürgerinitiativen behandelt haben wollen.

Sehr verehrte Damen und Herren, Sie sehen, dass Sie sich wirklich in einer Zu­schauerdemokratie befinden. Sie dürfen zwar zuschauen, aber Ihre Petitionen und Ihre Bürgerinitiativen werden mit einem Begräbnis erster Klasse erledigt, und dieses Be­gräbnis nennt sich: Zur Kenntnisnahme!

In der jetzigen Gesetzesperiode hatten wir 75 Petitionen, davon wurden zehn zuge­wiesen. Wir hatten 27 Bürgerinitiativen, und davon wurden sechs verschiedenen Aus­schüssen zugewiesen.

Wahrscheinlich, meine Damen und Herren, wissen Sie gar nicht, dass es einen Peti­tionsausschuss gibt (Zwischenruf des Abg. Krainer) – laut schreien ersetzt die Ar­gumente nicht, Herr Kollege! –, denn Berichte dieses Petitionsausschusses durften noch nie zur Tageszeit im Parlament behandelt werden (Abg. Königsberger-Ludwig: Heute schon!), wo es Ihnen möglich war, zuzuhören und zu erleben, was mit Ihren An­liegen passiert. (Beifall bei der FPÖ.)

Dabei sind, muss ich sagen, die Inhalte dieser Bürgerinitiativen und Petitionen von gro­ßer Bedeutung. Da gibt es etwa eine Bürgerinitiative, die sich gegen die Teilprivati­sierung der Bundesimmobiliengesellschaft ausspricht. Zur Erklärung nur kurz: Das ist der größte Immobilienbesitzer in Österreich mit 3 000 Gebäuden. Da fallen sämtliche Schulen, Kindergärten, Gerichtsgebäude und, und, und darunter. Diese Gesellschaft soll teilprivatisiert werden, das heißt: Österreichisches Vermögen soll versilbert werden.

Wozu das führt, das sieht man in Graz, und da ist insbesondere die ÖVP angespro­chen: Graz ist die Stadt mit den größten Schulden, und auch da wurde so gehandelt, mit dem Ergebnis, dass außer dem Schloßberg – und der ist in Privatbesitz – eigentlich nichts mehr den Grazer Bürgern gehört.

Es gibt auch Petitionen, die von unseren FPÖ-Mitgliedern eingebracht worden sind. Da handelt es sich zwar um Kleinigkeiten, aber die sind von ungeheurer Wichtigkeit. Da geht es um Schließungen von Kleinstschulen, da geht es um den Erhalt von Postäm­tern und um vieles mehr.

Eine ganz wichtige Bürgerinitiative wäre noch anzuführen, und zwar jene von den Mit­gliedern der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe. Sie wollen eine eigene Pflege­kammer. Sie wollen eine kompetente, gesetzlich legitimierte, berufsorientierte Vertre­tung. Und da ist, muss ich schon sagen, die Stellungnahme des Ministeriums wirklich von Ironie geprägt, wenn es da heißt: Es gibt ja bereits die Arbeiterkammern, und wenn Sie als gemeldeter Arbeiter in diesem Beruf arbeiten, werden Sie durch diese auch vertreten. (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Dann frage ich mich aber schon: Wenn Sie so für Großkammern eintreten, warum ist es dann nicht möglich, sämtliche Gebietskrankenkassen zusammenzulegen? (Präsi­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 105

dent Neugebauer gibt neuerlich das Glockenzeichen.) Das wäre doch der Umkehr­schluss! Und das wäre sicher sehr wichtig. (Beifall bei der FPÖ.)

12.45


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Lohfeyer. – Bitte.

 


12.45.14

Abgeordnete Mag. Rosa Lohfeyer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher an den Fernsehschirmen! Werte Damen und Herren! Frau Kollegin Winter, ich finde es immerhin positiv, dass heute der Bericht des Petitionsaus­schusses zumindest an prominenterer Stelle als bisher im Plenum diskutiert wird, auch wenn es nur wenige RednerInnen sind, die in der Fernsehübertragung zu sehen sein werden. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und BZÖ.)

Beim aktuellen Sammelbericht wird wieder eine breite Palette an verschiedenen The­men ersichtlich, und bei einer großen Zahl an Unterstützerinnen und Unterstützern legt der Ausschuss zunehmend wert auf die Einbeziehung von EinreicherInnen und zusätz­lichen Experten und Expertinnen. Und so ist es auch im letzten Ausschuss im Jänner aus Anlass der Petition „Kinder gehören nicht ins Gefängnis“ zu einer Anhörung von NGOs und Regierungsvertretern gekommen. Diese Petition basierte auf Initiative von über 100 000 Menschen und 75 Organisationen – also einem starken Zeichen der Zi­vilbevölkerung. Und es ist auch in Zukunft vorgesehen, dass zu Ausschusssitzungen Auskunftspersonen geladen werden. Wir erhalten so Informationen aus erster Hand und geben den Themen auch den entsprechenden Stellenwert.

Wesentlich ist – und da haben Sie vollkommen recht –, dass die Möglichkeit der Peti­tionen und Bürgerinitiativen in der Bevölkerung noch viel mehr bekannt gemacht wer­den muss. Derzeit ist es ja nach wie vor so, dass sich viele nicht bewusst sind, dass sie diese Möglichkeit der direkten politischen Mitwirkung haben. Aber auch die Infor­mation an die BürgerInnen darüber, was mit ihren Anliegen geschieht beziehungsweise geschehen ist, gehört noch viel besser vermittelt.

Dementsprechend wichtig finde ich es auch, dass wir weiter daran arbeiten, mittels ei­ner E-Petition den unabhängigen direkten Weg ins Parlament zu ermöglichen. Ein Schritt in diese Richtung wird auch durch die engere Zusammenarbeit mit den Volks­anwälten und -anwältinnen gesetzt. Die Kooperation zwischen ihnen und dem Peti­tionsausschuss wurde bei einem ersten Termin im vergangenen Herbst begonnen. Ein Weg dabei könnte sein, Stellungnahmen der Volksanwaltschaft zu einzelnen Petitionen und Bürgerinitiativen heranzuziehen. Aber es wurde auch die Möglichkeit diskutiert, mit Beschwerden aus der Volksanwaltschaft über den Weg einer Petition eine Gesetzes­änderung zu initiieren.

Ich möchte aus den zwölf sehr unterschiedlichen Petitionen und Bürgerinitiativen des vorliegenden Sammelberichtes kurz näher auf die Petitionen 40 und 47 – Nein zur BIG-Teilprivatisierung – eingehen.

Aus Wirtschafts- und auch aus ÖVP-Kreisen ist hier leider immer wieder von Privati­sierung von Staatsbeteiligungen die Rede. Viele öffentliche Gebäude wie Schulen, Be­zirksgerichte, Polizeidienststellen befinden sich derzeit zu 100 Prozent in öffentlicher Hand. Die Forderung der Petition, die übrigens aus dem Bundesland Salzburg kommt, ist, die Bundesimmobiliengesellschaft als Eigentümer von über 3 000 Gebäuden, als größten Immobilienbesitzer Österreichs und eben auch der genannten Liegenschaften in öffentlicher Hand zu behalten.

Wie gesagt, zahlreiche Gemeinden im Bundesland Salzburg und auch aus meinen Wahlkreisbezirken haben diese Petition unterzeichnet. Sie machen im Falle einer Teil­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 106

privatisierung auf die Gefahr der Absiedelung von wichtigen Behörden samt Arbeits­plätzen als mögliche Folge aufmerksam.

Petitionen bringen wichtige Themen direkt aus der Bevölkerung und den Gemeinden ins Parlament. Ich danke allen Fraktionen für die konstruktive Zusammenarbeit und freue mich auf die gemeinsame Weiterentwicklung des Petitionsrechtes ganz im Sinne unserer Bürger und Bürgerinnen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Ursula Haubner.)

12.49


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Pirkl­huber. – Bitte.

 


12.49.00

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der vorliegende Sammelbericht des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen ist ein ganz wichtiges Instrument und wird endlich einmal an prominenter Stelle, nämlich zu einer Zeit hier im Parlament diskutiert, wo auch die Zu­seherInnen der Debatte folgen können. Es geht letztlich um den direkten Zugang der Bürgerinnen und Bürger zur Gesetzgebung. Es geht um die direkte Demokratie, um Möglichkeiten direktdemokratischer Instrumente.

An dieser Stelle sei vorneweg gesagt: Es kann bei heutigen Debatten nur mehr darum gehen, die Bürgerinnen und Bürger besser als bisher einzubinden. Es ist dringend er­forderlich, hier Reformschritte zu setzen, denn die konkreten Sachprobleme, die vor­liegen – ob es im sozialpolitischen Bereich ist, ob es in Umweltfragen ist oder auch bei Menschenrechten –, erfordern mehr und nicht weniger BürgerInnenbeteiligung. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Ursula Haubner.)

Das betrifft aber nicht nur die Bundesebene, sondern auch lokale Ebenen, aber na­türlich auch die europäische Dimension. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, die europäische BürgerInneninitiative wurde im Dezember 2010 beschlossen, und es liegt jetzt an den Nationalstaaten, es liegt jetzt an Österreich, an der Bundesregierung, mög­lichst rasch die formalen Kriterien festzulegen, damit spätestens im Jänner 2012 auch ein europäisches BürgerInneninitiativen-Recht möglich wird.

Der vorliegende Sammelbericht enthält zehn Petitionen und eine Bürgerinitiative. Die Kolleginnen haben es ja schon angesprochen: Wir stehen sehr kritisch der bisherigen Arbeitsweise gegenüber. Wir glauben, dass es hier ganz dringend notwendig ist, neue Geschäftsordnungsänderungen durchzusetzen und gemeinsam zu beschließen.

Wir haben – und das möchte ich positiv anmerken – den Deutschen Bundestag be­sucht und uns angesehen, wie die Online-Petitionen im Deutschen Bundestag gehan­delt werden. Ausgezeichnet, meine Damen und Herren! Das könnten wir uns in Öster­reich nur wünschen, dass die Bürgerinnen und Bürger diese Möglichkeit auch erhalten, ihre Petitionen online direkt ins Parlament zu bringen.

Wir haben auch bereits zwei Hearings umgesetzt. Wir hatten zwei Hearings: eines zum Thema „neue Schule“ und eines betreffend das Thema „Kinder gehören nicht ins Ge­fängnis“. Es war ausgezeichnet, mit den Experten zu diskutieren und die Beteiligung der Bevölkerung da zu spüren und die enorme politische Anstrengung dieser Organisa­tionen, sich Gehör zu verschaffen. Wir wollen und müssen das weiter ausbauen.

Und jetzt bin ich dabei, zu erklären, warum wir diesem Sammelbericht nicht zustimmen können. Die Praxis sieht ja derzeit so aus, dass diese Berichte einfach zur Kenntnis ge­nommen werden, meine Damen und Herren. Zur Kenntnis genommen! Sie werden nicht den Ausschüssen zugewiesen, wo dann die Fachabgeordneten weiter darüber dis­kutieren könnten – nein, sie werden hier zur Kenntnis genommen, abgestimmt, und dann


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 107

sind sie weg von der Tagesordnung. Das ist einfach nicht demokratisch genug, denn sie müssten weiter im Parlament behandelt werden.

Ich nehme nur ein Beispiel heraus: die Petition, die heute zur Kenntnis genommen wird, betreffend Importverbot für gentechnisch veränderte Futtermittel. Dazu liegt eine einzige Stellungnahme vor, wo der zuständige Konsumentenschutzminister sagt, er sei gar nicht zuständig, sondern der Landwirtschaftsminister. Wir haben daraufhin gefor­dert, dass diese Petition an den Landwirtschaftsausschuss weitergereicht und dort be­handelt wird. Aber nein, Sie von SPÖ und ÖVP nehmen es nur zur Kenntnis. Das fin­den wir schade.

Daher möchte ich abschließend unseren Forderungskatalog kurz vorstellen: Wir wollen eine stärkere Einbindung der Volksanwaltschaft, wir wollen auch Minderheitsrechte in dieser Frage. Und, meine Damen und Herren, Sie haben heute auch noch die Mög­lichkeit, um 15 Uhr, dem Euratom-Volksbegehren Ihre Zustimmung zu geben. Die Grü­nen haben einen entsprechenden Antrag dazu eingebracht. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

12.53


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Aubauer. – Bitte.

 


12.53.09

Abgeordnete Mag. Gertrude Aubauer (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Ge­schätzte Damen und Herren auf der Galerie und an den Bildschirmen! Schön, dass Sie bei dieser Debatte dabei sind, denn es geht genau um Sie, es geht um Ihre Anliegen.

Wie können Sie mehr in der Politik mitreden, wie können Sie Ihre Wünsche an die Politiker herantragen? (Abg. Neubauer: Derzeit nicht!) – Eine topaktuelle Frage. Täg­lich begegnen uns ja Berichte über Volksbegehren und Volksbefragung, aber es gibt noch andere, einfachere Möglichkeiten, die Gesellschaft mitzugestalten, nämlich die Pe­titionen und Bürgerinitiativen. Kurz gesagt: Für eine Petition brauchen Sie nur die Un­terstützung eines Abgeordneten, für eine Bürgerinitiative 500 Unterschriften.

Bürgerbeteiligung. Wie wichtig ist uns die Bürgerbeteiligung? Es ist ein ganz hohes Gut in unserer Demokratie, immer mehr Menschen wollen und sollen in der Politik mitre­den. Das heißt aber nicht, dass Politiker weniger gefordert wären. Wir Politiker sind ge­wählt, um Entscheidungen zu treffen, wir Politiker sind gewählt, um Lösungen zu schaf­fen. Das ist unser Job, und das wollen wir auch tun! (Beifall bei der ÖVP.)

Konkret zum Petitionsausschuss. Wie läuft die Arbeit? Sie haben hier ja schon einige Einblicke bekommen. Herr Kollege Pirklhuber, für Ideen sind wir immer offen, für kons­truktive Zusammenarbeit sind wir immer zu haben. Tatsache ist, dem Ausschuss sind in den letzten Monaten wesentliche Verbesserungen gelungen: Es gibt eine bessere Zusammenarbeit mit den Volksanwälten. Es werden Betroffene sowie Experten in den Ausschuss eingeladen. Das Beispiel ist ja schon genannt worden: Zum Thema „Kinder in Schubhaft“ hat der Ausschuss auch Vertreter von NGOs gehört. In Kürze werden Vertreter von drei Bürgerinitiativen ihre Wünsche darlegen, und zwar Aug in Aug mit den Abgeordneten – also nicht, wie es so oft heißt: Die da oben sind abgehoben! (Abg. Dr. Pirklhuber: Aber es muss Konsequenzen haben, Kollegin!)

Konsequenzen, jawohl, Sie sagen es, Herr Pirklhuber! Es bleibt die Kernfrage: Wie ste­hen die Erfolgschancen für Petitionen und Bürgerinitiativen? (Rufe bei der FPÖ: Null! Null!) Sehr unterschiedlich. Manches kann 1 : 1 umgesetzt werden, manches nicht; oft stehen andere Bürgerinteressen dagegen. Manches hat bessere Chancen auf Umset­zung. Aktuelles Beispiel: Eine Petition hat die Einführung der Rettungsgasse auf Auto­bahnen gefordert, und so, wie es jetzt ausschaut, wird es diese bald geben. Weiteres Beispiel: Eine Petition forderte die Reform der Pensionskassen. Sie wurde, wie Sie vor­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 108

her in schönem Amtsdeutsch gesagt haben, zur Kenntnis genommen. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht weiter dafür engagieren. (Abg. Neubauer: Zwei Jahre ist da nichts geschehen, Frau Kollegin!) Wir bleiben dran, wir kämpfen weiterhin voll für eine Reform der Pensionskassen! (Abg. Zanger: Schubladisiert!)

Werte Zuschauer und Gäste auf der Galerie! Sie sehen, es macht Sinn, sich zu enga­gieren. Dazu möchte ich Sie einladen. Nehmen Sie diese Chance in der Demokratie wahr!

In den Medien ist oft von den „Wutbürgern“ die Rede, die ihren Unmut kundtun. Wir in Österreich brauchen keine Wutbürger. Wir brauchen aktive, engagierte Bürger für eine lebendige Demokratie. – Danke. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Neubauer: Untertänige Büttel! – Ruf bei der ÖVP: Das ist bei euch!)

12.56


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Haubner. – Bitte.

 


12.56.44

Abgeordnete Ursula Haubner (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Wenn die Regierung schläft oder wenn die Regierung streitet, werden die Probleme nicht gelöst, und dann ist die Zeit der direkten Demokratie, die Zeit, dass sich Bürger direkt zu Wort melden und sich beteiligen. Das ist wichtig und das ist notwendig, gera­de in dieser Zeit jetzt, wo das tagtäglich sichtbar ist.

Ich zitiere einen Ausspruch eines Meinungsforschers, der gesagt hat: „Wir befinden uns in einer Zeit, in der das Vertrauen in die Politik und deren Lösungskompetenz sinkt. Diese Tatsache löst bei den Menschen das Empfinden aus, dass es gut ist, mitzube­stimmen.“

Ja, dieses Mitbestimmen ist ganz, ganz wichtig, nur muss der Bürger auch das Gefühl haben: Wenn ich mitbestimme, dann kann ich auch etwas bewirken, im positiven Sinne etwas weiterentwickeln und etwas verändern. Und ich bin der Meinung, je stärker die Bürger auftreten, je mehr sie Initiativen unterstützen, desto weniger kann es sich die Regierung leisten, etwas in der Schublade verschwinden zu lassen. (Beifall beim BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich lade daher an dieser Stelle, auch als Obfrau des Petitionsausschusses, alle Bürger ein, mehr von diesem Recht Gebrauch zu machen, denn es ist letztendlich ein Grundrecht des Bürgers – das ist leider Gottes vielen nicht bewusst –, weil sie dadurch Einfluss auf die Politik und auch Einfluss auf das gesellschaftliche Zusammenleben insgesamt nehmen können.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen Bürgerinnen und Bürgern bedanken, die bisher von diesem Petitionsrecht Gebrauch gemacht haben, aber auch bei allen Vereinen, die ein Problem aufzeigen und dahinter stehen und an Lösungen interessiert sind, aber auch bei den Gemeinden, die Petitionen an uns schicken, und den vielen überparteilichen Bürgerinitiativen, die tagtäglich ihr Engagement und ihren Einsatz zei­gen, um Veränderungen herbeizuführen. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

Es sind ja, wie Sie wissen, meine Damen und Herren, absolut interessante Themen dabei – nicht nur in dem, was heute als Sammelbericht auf der Tagesordnung ist –, und ich greife ein paar ganz interessante Themen der Vergangenheit und auch der Zu­kunft heraus: Bereich Schule, Schuldemokratie oder das Thema doppelte Staatsbür­gerschaft. Vorige Woche war eine Delegation aus Tirol bei mir als Obfrau des Peti­tionsausschusses und hat mir ein Anliegen mit 20 000 Unterschriften unterbreitet: die Möglichkeit der Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler.

Oder: das Pflegegeld, das bisher nie valorisiert, sondern gekürzt wurde. Oder: Kürzun­gen der Familienleistungen; hier gibt es eine starke Initiative. Oder: Verkehrs- und Um­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 109

weltprobleme. Oder, was heute schon angesprochen worden ist: die Petition „Kinder gehören nicht ins Gefängnis“.

Diese sind meiner Ansicht nach auch ein Stimmungsbild  diese Vielfalt an Initiativen –, das zeigt, wie gut Gesetze insgesamt funktionieren oder nicht funktionieren, und sie zei­gen vor allem, wo Handlungsbedarf besteht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, und vor allem auch die Zuseher zu Hause! Als Obfrau dieses Ausschusses  und da bin ich mir mit meinen Mitgliedern einig  möchte ich festhalten, dass wir uns als ein Dienstleister an den Bürgern und Bürgerin­nen verstehen. Wir verstehen uns als eine parlamentarische Plattform, wo Menschen zuhören, Probleme ernst nehmen und versuchen, Lösungen herbeizuführen  und da bin ich beim springenden Punkt, bei den Lösungen.

Da, meine sehr geehrten Damen und Herren, besteht dringend Handlungsbedarf, was Reformen anbelangt, denn sonst vermitteln wir den Bürgerinnen und Bürgern ein fal­sches Bild, nämlich dass wir vieles lösen können. Wenn wir es aber nicht tun, ist das nicht korrekt, und daher sind aus meiner Sicht Reformen absolut notwendig, um den Zugang transparenter und bürgerfreundlicher zu gestalten und Hürden abzubauen  das Einbringen von Bürgerinitiativen auf elektronischem Wege ist ja schon angeschnitten worden.

Wichtig ist auch mehr Anhörung jener, die ein Anliegen vertreten. Wir haben, glaube ich, mit einigen Hearings einen ersten guten Schritt gemacht, aber das kann nicht das Ende sein. Ich möchte auch, dass viel mehr Minister angehört werden, die mit den Problemen auch wirklich ganz nah vertraut gemacht werden müssen und die nicht ständig nur schriftliche Stellungnahmen, die den Raum für Interpretationen möglichst of­fen lassen, übermitteln sollen.

Wir wollen vor allem auch  und das ist mein Anliegen  überlegen, ob es notwendig ist, dass man immer einen Abgeordneten als jemanden, der eine Petition einbringen kann, braucht. Es sollte möglich gemacht werden, dass der Bürger direkt an uns he­rantreten kann. Warum streichen wir diese Regelung nicht einfach? (Beifall bei BZÖ und Grünen.)

Außerdem, und Kollege Pirklhuber hat es ja schon angeschnitten, brauchen wir mehr Behandlungen der Probleme in den Fachausschüssen. Es kann gerade in diesem Aus­schuss nicht sein, dass wir in das alte Rollenbild verfallen, wie in den anderen Aus­schüssen, da die Koalition und dort die Opposition, und dann stimmen wir uns gegen­seitig nieder. (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)

Das versteht der Bürger nicht. Wenn wir wirklich Dienstleister am Bürger sind, dann muss es um die Sache gehen, dann muss es über Parteigrenzen hinweg auch Abstim­mungsmöglichkeiten und Abstimmungsverhalten geben. Besonders wichtig ist mir auch noch die verstärkte Dokumentation, die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit nach außen.

Zum Schluss, meine sehr geehrten Damen und Herren: Wir haben ein gutes Arbeits­klima in diesem Ausschuss. Wir haben auch morgen eine Zusammenkunft, um die nächsten Schritte gemeinsam weiter zu planen und weiter zu organisieren. Aber ich lade grundsätzlich auch alle anderen ein, die nicht in diesem Ausschuss vertreten sind, daran mitzuwirken, dass wir rasch formal notwendige Änderungen durchführen kön­nen, dass die Bürgerbegehren dadurch wirklich ernst genommen werden und dass wir damit auch wirklich die direkte Demokratie stärken! – Danke. (Beifall bei BZÖ und Grü­nen.)

13.03


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Neubauer zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 110

13.03.42

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben letzte Woche einen traurigen Tag politischer Kultur in diesem Haus erlebt, wie man ihn selten zuvor hat erleben müssen.

Ich spreche von einer Initiative aus Südtirol, die sich die Mühe gemacht hat, in Zusam­menarbeit mit freiwilligen Helfern aus Österreich, von Vorarlberg bis ins Burgenland 22 000 Unterschriften für eine Bürgerinitiative zu sammeln, die für die doppelte Staats­bürgerschaft der Südtiroler und der dort lebenden Menschen eintritt. Das, was wirklich aufgestoßen ist, ist, dass diesen 22 000 Menschen von der überparteilichen Präsiden­tin Prammer die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde (Ruf bei der ÖVP: Na!), sie nicht empfangen wurden und die Unterschriften von ihr nicht entgegengenommen wur­den. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist ein absoluter Skandal bei einer Bür­gerinitiative dieses Ausmaßes! Das können wir so nicht auf uns sitzen lassen, da muss in einer Präsidiale ein ernstes Wort gesprochen werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Darüber hinaus hat diese Präsidentin den Initiatoren dieser Initiative auch eine falsche Rechtsauskunft erteilt. Sie hat ihnen ge­sagt  das ist schriftlich in diesem Brief festgehalten (der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe) , sie mögen sich an die Vertreter des Südtirol-Unterausschusses wenden, um dort ihre 22 000 Stimmen abzugeben  nicht einmal wissend, dass die Geschäfts­ordnung das gar nicht vorsieht, sondern dass man diese Stimmen in der Parlaments­direktion abzugeben hat, und von dort haben sie dann dem jeweiligen Petitions- und Bürgerinitiativenausschuss weitergeleitet zu werden.

Sie hat also auch inhaltlich-rechtlich den Menschen eine falsche Auskunft erteilt, und ich muss ganz ehrlich sagen: Das hat bei den Initiatoren nur Kopfschütteln und Unver­ständnis ausgelöst. Solange dieser Petitions- und Bürgerinitiativenausschuss zu einer reinen Quatschbude verkommt, meine sehr geehrten Damen und Herren, und die Rechte und Interessen der Bürgerinnen und Bürger in Österreich so mit Füßen getre­ten werden, hat dieser Petitions- und Bürgerinitiativenausschuss den Namen nicht ver­dient, den er derzeit trägt. (Beifall bei der FPÖ. Zwischenrufe bei der SPÖ sowie der Abg. Haubner.)

Die Freiheitliche Partei wird deshalb mit direkt-demokratischen Initiativen diesem Un­tätigsein der Bundesregierung und diesem unflätigen Verhalten der Präsidentin entge­genwirken (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von SPÖ und FPÖ), indem wir in Zukunft dezidiert direkt-demokratische Initiativen unterstützen werden, um so ein Vorgehen in Zukunft überhaupt ausschließen zu können, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.  Abg. Grillitsch: Herr Präsident! „Quatschbude“?! Ruf bei der SPÖ: Das darf ja nicht wahr sein!)

13.06

13.06.40

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Herr Abgeordneter Neubauer, Sie wissen, dass der Begriff oder der Vergleich des Parlaments oder auch eines Ausschusses des Parla­ments mit dem Begriff „Quatschbude“ vorbelastet ist (Ruf bei der SPÖ: Aber ziemlich!) und stets mit einem Ordnungsruf bedacht wird. Ich erteile Ihnen auch für die Verwen­dung dieses Ausdrucks im Vergleich zu einer Institution des Parlaments einen Ord­nungsruf. (Zwischenruf des Abg. Hörl sowie Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Königsberger-Ludwig zu Wort. 3 Mi­nuten Redezeit. – Bitte.

 


13.07.23

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kol­leginnen und Kollegen! Ich finde es eigentlich schade, dass die Kolleginnen und Kolle­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 111

gen von der Freiheitlichen Partei bei dieser Diskussion, wo wir heute zum ersten Mal den Bericht des Petitionsausschusses in der Fernsehübertragungszeit besprechen konnten, und auch jetzt bei der Wortmeldung des Herrn Kollegen Neubauer den übli­chen Diskussionsstil, den Umgangston nicht wahren können und alles skandalisieren müssen – mit dem Begriff „Quatschbude“ oder, wie Sie es getan haben, Frau Kollegin Winter, indem Sie den Petitionsausschuss mit einem riesigen Begräbnis vergleichen. (Abg. Mag. Stefan: Frau Abgeordnete Winter? Was hat sie gesagt? Haben Sie nicht zugehört?)

Ich finde das wirklich sehr schade, weil alle anderen Beiträge sehr konstruktiv waren und wir auch im Petitionsausschuss immer wieder alle gemeinsam an Verbesserungen arbeiten. Nur: Das trägt nichts dazu bei, geschätzte Kolleginnen und Kollegen von den Freiheitlichen! (Abg. Neubauer: Sie tun ja nichts!)

Wir tun sehr wohl etwas! (Beifall des Abg. Weninger.) Es hat sich in den letzten Mo­naten, es ist heute schon angesprochen worden, beim Bürgerinitiativen- und Petitions­ausschuss sehr viel verändert. Wir nehmen die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sehr wohl sehr ernst. (Ruf bei der FPÖ: Regierung ... im Winterschlaf!)

Herr Kollege Neubauer, Sie wissen genauso gut wie wir alle, dass es ein Hearing ge­geben hat, dass es eine Anhörung gegeben hat, dass es im letzten Petitionsausschuss einen Beschluss gegeben hat, dass drei weitere Anhörungen durchgeführt werden – zu drei sehr wichtigen Petitionen und Bürgerinitiativen, nämlich beginnend mit jener zur Valorisierung des Pflegegelds bis hin zu „Für mehr Verteilungsgerechtigkeit“, und auch bei der Bürgerinitiative „SOS-Familie“ werden wir eine Anhörung durchführen.

Ich denke, das sind alles Verbesserungen, die in den letzten Monaten durchgeführt wurden und womit wir alle gemeinsam zeigen, dass uns die Anliegen der Menschen sehr wohl sehr wichtig sind! (Beifall der Abg. Silhavy.)

Der Petitionsausschuss, geschätzte Damen und Herren  das wurde heute auch schon ein paar Mal gesagt , ist eben der Ausschuss, wo die Bürgerinnen und Bürger direkt ihre Anliegen einbringen können und wo die Abgeordneten oder die MinisterInnen Stel­lungnahmen abgeben können. In letzter Zeit wurden immer öfter auch Expertinnen- und Expertenmeinungen eingeholt, weil es uns wichtig ist, dass wir diese Anliegen ernst nehmen und eben, wie schon angesprochen, auch ordentlich behandeln.

Gerade bei der Petition, die auch schon angesprochen worden ist, nämlich „KINDER gehören NICHT ins GEFÄNGNIS“, war die Anhörung meiner Meinung nach im letzten Ausschuss sehr gut und hat auch dazu geführt, dass eine Stellungnahme von der Kin­der- und Jugendanwaltschaft eingeholt wird. Ich glaube, das ist doch auch ein Erfolg, den wir gemeinsam einfach sehen könnten, wenn man nur einmal den Blick in die Richtung zuließe, dass nicht alles, was von den Regierungsparteien kommt, automa­tisch schlecht sein muss.

Es ist auch nicht so, Herr Kollege Pirklhuber, dass bei allen Petitionen, die beim Sam­melbericht behandelt werden, keine Weiterführung stattgefunden hat. Ich möchte Sie daran erinnern, dass wir eine Petition betreffend Signal- und Assistenzhunde gehabt haben, die sehr wohl zur Kenntnis genommen wurde und dann aber trotzdem zu einem Fünf-Parteien-Antrag hier im Parlament geführt hat.

Ein Sammelbericht heißt also nicht automatisch, dass die Petitionen und Bürgerini­tiativen dann vergessen werden, und ich denke, dass wir genau in diese Richtung ge­meinsam weiterarbeiten sollten, weil ich im Ausschuss wirklich den Eindruck habe, dass es uns allen, ganz egal von welcher Fraktion, wichtig ist, dass diese Anliegen der Menschen ernst genommen werden. (Beifall bei der SPÖ.)

13.10



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 112

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Brunner. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.10.49

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolle­ginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben im letzten Petitions- und Bürgerinitiativenausschuss wieder eine Vielzahl von Petitionen und Bür­gerinitiativen mit ganz unterschiedlichen Themen auf der Tagesordnung gehabt. Man sieht also: Es gibt immer noch sehr viele engagierte Bürgerinnen und Bürger in diesem Land, was ich sehr positiv finde, und wir freuen uns, glaube ich, über jede Anregung, die zu uns ins Haus kommt. Auch wenn man inhaltlich manchmal unterschiedlicher Meinung sein kann, denke ich, sind es alle Petitionen und Bürgerinitiativen wert, disku­tiert zu werden.

Nur findet diese Diskussion meiner Meinung nach nicht ausreichend statt. Ich möchte das am Beispiel einer Petition erklären, die wir das letzte Mal dabei hatten. Das ist die Petition „FLÜSSE-voller-Leben“, wo es einigen NGOs, Umweltorganisationen darum geht, dass bestimmte Fließgewässer in Österreich geschützt werden, sodass man kei­ne Wasserkraftwerke oder sonstigen Dinge in jedes Fließgewässer bauen kann, son­dern zum Beispiel sehr sensible Naturschutzgebiete davor geschützt werden.

Diese Petition wurde leider nur zur Kenntnis genommen und nicht in den Umweltaus­schuss gebracht. Als Vorsitzende des Umweltausschusses hat mir das sehr leidgetan, weil wir gerade in der letzten Sitzung dieses Thema dort debattiert haben und die Stel­lungnahme des Herrn Landwirtschaftsministers der Petition eigentlich widersprochen hat. Ich glaube, es wäre eine sehr wichtige Anregung für die Mitglieder des Umwelt­ausschusses gewesen, wenn wir die Meinung vieler Bürger und Bürgerinnen im Aus­schuss gehabt hätten und diese dort mitdiskutieren hätten können.

Es ist schon mein Appell an die Regierungsfraktionen, nicht zu unterscheiden, von wem eine Petition kommt – ob sie von einem Oppositionsabgeordneten oder einem Regierungsabgeordneten kommt –, sondern allen Bürgerinnen und Bürgern die Mög­lichkeit zu geben, ihre Anliegen auch tatsächlich in einen Ausschuss zu bringen. (Bei­fall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Ursula Haubner, Mag. Aubauer, Dr. Cap und Mag. Wurm.)

Wir sollten froh sein, wenn Menschen mit ihren Anregungen zu uns kommen – vor al­lem auch, wenn es junge Menschen sind. Ich war kürzlich, erst letzte Woche, mit Ju­gendlichen bei der Frau Präsidentin, wir sind dort sehr herzlich empfangen worden. Da ist es um ein Plastiksackerlverbot gegangen, für das sich Zehntausende Menschen ein­gesetzt haben, sich Jugendliche engagieren.

Ich möchte auch jetzt schon einen Appell an die Kolleginnen und Kollegen richten – das werden wir im nächsten Petitionsausschuss auf der Tagesordnung haben –: Das Plastiksackerlverbot ist ein wichtiges Symbol für die Umweltpolitik in Österreich, mit der es ja leider nicht zum Besten steht. Mein Appell an Sie: Nehmen wir bitte dieses Enga­gement der Jugendlichen auch ernst, um da etwas weiterzubringen und vor allem um ihr Engagement für die Umweltpolitik im Speziellen, aber vor allem auch ihr politisches Interesse aufrechtzuerhalten.

Was ich schon auch kritisch sehe, ist das Instrument der Petition generell, so wie es jetzt angewandt wird – die Obfrau Haubner hat es schon angesprochen. Es ist ei­gentlich schon ein bisschen bedenklich, wenn ich als BürgerIn zuerst einmal zu einem Abgeordneten, zu einer Abgeordneten gehen muss, um eine Petition an das Parlament richten zu können. (Beifall bei Grünen und BZÖ.)

Das verstehe ich nicht unter Kontakt auf Augenhöhe. Als Abgeordnete, denke ich mir, kann ich jederzeit einen Antrag stellen, wenn ich hier ein Thema behandeln möchte.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 113

Da möchte ich auch nicht den Umweg über eine Petition gehen, um sagen zu können: Ich setze mich eh ein! – aber abstimmen muss ich als Abgeordnete nie darüber. Als Abgeordnete oder Abgeordneter kann man jederzeit einen Antrag stellen. Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit haben, ohne einen Abgeordneten kennen zu müs­sen, ohne jemanden bitten zu müssen, Petitionen zu stellen und ihre Anliegen auch di­rekt hier ins Haus zu bringen.

Daher: Ja, wir sollen diese Instrumente, auch wenn sie noch so verbesserungswürdig sind, unbedingt bekannt machen, viele Menschen motivieren, sich einzubringen, aber dann vor allem ihre Anliegen auch wirklich ernst nehmen – ob man der gleichen Mei­nung ist oder nicht – und sie seriös behandeln, denn ich glaube, etwas anderes wirkt auch kontraproduktiv, sodass sich Menschen die Mühe nicht mehr machen. Ich be­danke mich bei allen, die schon jemals eine Petition oder eine Bürgerinitiative einge­bracht haben, für ihre Anregungen, und ich hoffe, dass es noch viele tun werden. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Ursula HaubnerAbg. Weninger: Bit­te gerne!)

13.15


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Höllerer zu Wort. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.15.22

Abgeordnete Anna Höllerer (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Auch ich möchte mich an dieser Stelle gegen den Ausdruck des Abgeordneten Neubauer, der den Peti­tionsausschuss als „Quatschbude“ bezeichnet hat, vehement verwahren, denn er scha­det damit nicht nur dem Ausschuss, sondern auch allen Mitgliedern. Wir arbeiten an einer Effizienz dieses Ausschusses. Petitionen und Bürgerinitiativen haben Tradition in diesem Haus, und Bürgerengagement liegt auch im Trend der Zeit. Eine Zunahme von Initiativen ist auch in unserem Ausschuss zu bemerken. Heute sind im Sammelbericht zehn Petitionen und eine Bürgerinitiative enthalten.

Positiv anmerken möchte ich noch, dass sich die Bürgerinnen und Bürger zunehmend auch inhaltlich mehr mit den Themen befassen, das heißt, dass sie sich auch Fach­wissen aneignen und ihrer Betroffenheit besonderen Ausdruck verleihen können. The­men, die intensiv politisch diskutiert werden, die die Menschen bewegen, die kommen zu uns ins Parlament, die werden mittels Bürgerinitiativen und Petitionen an die Politik herangetragen – wie auch die Petition „KINDER gehören NICHT ins GEFÄNGNIS“, die wir einer Anhörung unterziehen konnten, womit ihr auch zu einer besonderen Wertig­keit verholfen wurde.

Allerdings werden Petitionen auch oft zu sehr punktuellen Themen artikuliert, ich denke an die Petition zur Erhaltung der Volksschule Eggendorf im Walde (Ruf bei der FPÖ: Eggendorf im Thale!), das ist eine Kleinstschule in Niederösterreich. Die befürchtete Schließung, die hinter dieser Petition stand, konnte in keinster Weise bestätigt werden, ganz im Gegenteil, die Schule wird natürlich auch weiterhin erhalten bleiben.

Intensiv beschäftigt haben uns im Ausschuss zwei Petitionen, nämlich die Petitionen Nr. 40 und 47. Beide befassten sich mit der Ablehnung einer BIG-(Teil-)Privatisierung, und wir haben dazu auch die Möglichkeiten des Ausschusses intensiv genutzt und nicht nur bei den maßgeblichen Ministerien angefragt, sondern auch direkt bei der BIG eine Stellungnahme eingefordert. In allen Stellungnahmen konnten wir unisono able­sen, dass keine Privatisierung ansteht, und damit sind diese Petitionen auch heute im Sammelbericht enthalten.

Auch die Petition Nr. 59 „Stopp dem Container-Wildwuchs an APS Schulstandorten“ und die Petition Nr. 52 „Stopp der Verbauungen des Augartens“, wo natürlich vor allem die Stadt Wien betroffen ist, werden weiter die Politik beschäftigen, aber sie werden sich natürlich auch auf das Bundesland Wien zu konzentrieren haben.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 114

Die Abhaltung von Anhörungen und Hearings – wie wir das in der letzten Zeit einige Male in diesem Ausschuss gemacht haben, um einer besonderen Petition, einem be­sonderen Thema auch einen Schwerpunkt zu verleihen – halte ich für sehr wichtig. Es ist wichtig, auch manche Themen inhaltlich zu erläutern. Diese aktive Diskussion mit Petenten und Experten gehört auch in diesen Ausschuss, dazu stehe ich.

Wir können damit auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – wenn ich das sehr salopp formulieren darf –, weil es erstens möglich ist, bestimmte Bürgeranliegen mit einer besonderen Bedeutung zu versehen, und weil zweitens auch dieser landläufigen Behauptung, die Politik arbeite an den Bürgerinnen und Bürgern vorbei, entgegenge­arbeitet werden kann. So gesehen sind natürlich inhaltlich interessante Bürgerinitia­tiven einer besonderen Möglichkeit der Aufwertung zu unterziehen, und damit kann auch ein etwas zahnloses Instrument, das der Bürgerinitiativen, zu einem wichtigen Instrument der politischen Kultur werden.

Ich begrüße das Vorhaben, an einer weiteren Effizienzsteigerung des Ausschusses ge­meinsam zu arbeiten. Ich freue mich auf den morgigen Termin. Ich habe schon einiges gehört, was alles verändert werden könnte, und wir werden sehr intensiv daran arbei­ten, diesen Ausschuss auch in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, denn – damit möchte ich abschließen – ganz im Sinne von Max Frisch heißt Demokratie auch, sich in seine eigenen Angelegenheiten einzumischen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Mag. Wurm.)

13.19


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Jury zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.20.01

Abgeordneter Josef Jury (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schon sehr bezeichnend – wenn man den Rednern und Rednerinnen dieser Regierungsparteien zuhört –, mit welcher Dreistigkeit hier Politik gemacht wird. Es ist nicht nur so, dass wir bei der Gesundheitsreform, es ist nicht nur so, dass wir bei der Bildungsreform, es ist nicht nur so, dass wir bei der Verwaltungsreform und bei einer neuen Verteidigungsdoktrin Stillstand haben, es geht jetzt sogar schon so weit, dass wir bei einem Instrument, das an und für sich gut ist, den Petitionen und Bürger­initiativen, bei diesem Instrument der direkten Demokratie, hier Stillstand walten las­sen. Es ist eine Schande, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass auf dem Altar dieses Stillstandes unserer Bundesregierung und unserer Regierungsparteien diese In­teressen unserer Bürger geopfert werden! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn wir uns die heutige Vorlage mit den zehn Petitionen und einer Bürgerinitiative anschauen, dann sehen wir, es werden zehn Punkte zur Kenntnis genommen. Das heißt, zehn Punkte, meine sehr verehrten Damen und Herren, werden entsorgt! Das ist eine Schande für den Parlamentarismus, das ist eine Schande für das Hohe Haus, und da bin ich bei Abgeordnetem Neubauer, der dieses Haus eine „Bude“ genannt hat.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Unter diesen zehn Petitionen und Bürgerini­tiativen, die zur Kenntnis genommen werden, ist nur eine, die dem Verkehrsausschuss zugewiesen wird. Das ist eine gute Initiative von Bürgermeister Rädler, da geht es um die Rettungsgasse für die Autobahnen, damit Bürger, wenn sie in Unfälle verwickelt werden, effizienter gerettet werden können; und in zweiter Linie geht es auch um die Sicherheit der Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren.

In diesem Sinne: Meine sehr verehrten Damen und Herren von den Regierungs­parteien! Ich höre die Worte wohl, allein mir fehlt der Glaube, dass Sie auch in Zukunft für die Bürger da sein wollen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.22



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 115

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Huber. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.22.46

Abgeordneter Gerhard Huber (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Das Ergebnis des Petitionsausschusses liegt vor, wir nehmen heute die Petitionen zur Kenntnis. Auf eine Petition möchte ich besonders hinweisen (Abg. Hörl: Was wird das sein?), erstens, weil ich der Erstunterzeichner war, und zweitens, weil ich das Verbot, gentechnisch manipulierte Futtermittel zu importieren, für wirklich sehr, sehr wichtig fin­de, da wir heute wissen, dass das ein Problem ist.

Es beweisen auch zahlreiche wissenschaftliche Studien, dass die Risiken der Gentech­nik für den Menschen, aber auch für die Natur wirklich vorhanden sind. Und was macht unsere Bundesregierung? – Sie stellt die Interessen der Bevölkerung, die Sicherheit bei der Ernährung einfach hinter die Interessen der großen Konzerne! Wir werden da, die ganze Bevölkerung wird zu Versuchskaninchen multinationaler Chemiekonzerne gemacht. Ob das richtig ist, weiß ich nicht.

Man ist, was man isst – aber die Menschen in unserem Land können sich das heute nicht mehr aussuchen! Egal, ob sie sich die Hände cremen, ob sie das Gesicht pfle­gen, es ist fast alles, zu 95 Prozent, mit einem gentechnisch manipulierten, veränder­ten Produkt versetzt, dem Lezithin, das aus Gen-Soja gewonnen wird. Das ist da drin­nen, genau das macht es aus, dass eine Creme wunderschön duftet, die ursprünglich ein grausiges Palmöl ist; mit der Zugabe des Lezithins wird es eine wunderschöne wei­ße Creme.

Eines muss man sich schon vor Augen halten: Die Haut nimmt das eins zu eins auf, und es geht direkt in unseren Körper hinein. Es ist also kein Wunder, dass wir heute sehr viele Allergien haben, dass die Kinder schon stark Allergien haben. Da gibt es x Studien, diese Studien werden schubladisiert, sie werden mit Füßen getreten, nur um die Gentechnikfirmen zu unterstützen anstatt die Bevölkerung! Angefangen hat das Ganze mit dem Analogkäse, mit dem Formschinken, mit dem Klonfleisch. Eine richtige Steigerung der Grauslichkeiten und Abscheulichkeiten erfolgt durch die Gentechnik. Egal, was es ist, ob all die E-Stoffe oder die Vitaminpräparate, sie werden heute zum größten Teil daraus produziert.

Österreich hat mit dieser Petition wirklich die Chance gehabt – wenn die Bundesregie­rung den Mut gehabt hätte, diese Petition in den Landwirtschaftsausschuss zu geben und dort entscheiden zu lassen –, zum Feinkostladen Europas zu werden. Wir wären ein Vorreiter, wir wären wirklich ein Vorreiter. Wir können unserer Bevölkerung gegen­über, glaube ich, nicht verantworten, was wir da den Leuten zu essen geben!

Noch einmal: 600 000 Tonnen importiert Österreich jährlich. Das wird an unsere Nutz- und Zuchttiere verfüttert und gelangt dann übers Fleisch eins zu eins auf den Teller des Konsumenten. Jetzt sagen zwar große Konzerne: Nein, das ist nicht so schlimm, weil all die toxischen Gifte, die da drinnen sind, im Magen der Tiere abgebaut wer­den. – Das stimmt aber leider nicht! Das ist ein gravierender Irrtum, und dagegen muss massiv angekämpft werden.

Ich wünsche mir im Sinne der Tausenden Leute, die diese Petition unterschrieben ha­ben, dass wir das wirklich ernst nehmen und dass das nicht mit der Kenntnisnahme einschläft. Solange ich da herinnen bin, werde ich alles tun, damit wir gegen diese Gen­technik energisch auftreten. (Beifall beim BZÖ.)

13.26


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Ab­geordneter Vock. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 116

13.26.40

Abgeordneter Bernhard Vock (FPÖ): Hohes Haus! Als Mitglied des Petitionsaus­schusses freut es mich, dass wir heute erstmals während der Fernsehzeit mit der De­batte begonnen haben. Das zeigt eine kleine Aufwertung des Petitionsausschusses. Leider rutscht eben der Rest der Debatte in die Mittagspause vieler Abgeordneter, und wir haben dann wieder nicht die Präsenz, die wir uns wünschen. Wir sind jetzt ei­gentlich wieder soweit wie bei den Diskussionen um Mitternacht, denen kaum ein Ab­geordneter zuhört. (Abg. Scheibner: Ich bin extra wegen dir gekommen!) Das heißt, man könnte sich noch wünschen, dass man diesen Ausschuss weiter aufwertet und weitere Dinge durchsetzt.

Es ist auch interessant: Der Petitionsausschuss sollte eigentlich ein Recht der Bürger sein, hier an den Staat, an die Regierung, an das Parlament etwas weiterzuleiten. Of­fensichtlich ist es aber auch ein Instrument dafür, dass sich Abgeordnete gegenüber der eigenen Regierung durchsetzen oder hier Wünsche vortragen können. Das zeigt sich an den Petitionen 40 und 47 zur BIG-Teilprivatisierung, wo ja drei SPÖ-Abge­ordnete Angst haben, dass sie sich gegenüber ihrer eigenen Regierung nicht durch­setzen können, und da müssen wir im Petitionsausschuss eben auch ein bisschen Seel­sorger spielen.

Es ist aber auch interessant, dass genau diese beiden Petitionen das Thema BIG-Teil­privatisierung zeigen. Sie zeigen auf, wie unkoordiniert unsere Regierung vorgeht und gegeneinander arbeitet. ÖVP und SPÖ sitzen in einem Boot, aber dieses steuert offen­sichtlich in verschiedene Richtungen, oder man versucht, es in verschiedene Richtun­gen zu steuern.

Da ist es am 30. September 2009 so, dass Bundesminister Mitterlehner eine Teilpriva­tisierung prüfen lässt. Daraufhin haben, wie schon gesagt, die drei Abgeordneten der SPÖ Angst davor – was ich verstehe –, dass das Familiensilber verschleudert wird, und bringen eine Petition ein.

Im Bauausschuss, dem zuständigen Ausschuss, erklärt Bundesminister Mitterlehner noch am 25. November, dass die Teilprivatisierung der BIG überhaupt nicht zur Dis­kussion steht; er weiß gar nicht, warum es da Petitionen gibt, und so weiter – obwohl parallel schon die Prüfung läuft! Im Feber 2010, also ein halbes Jahr später, schließt derselbe Bundesminister die Privatisierung plötzlich nicht mehr aus und erklärt in sei­ner Stellungnahme: Die Eigentumsverhältnisse sind unabhängig von den Erfordernis­sen der Bundesdienststellen.

Kollegin Höllerer, wenn Sie sagen, dass hier mehrere Stellungnahmen eingefordert wurden: Es war immer nur Bundesminister Mitterlehner, der Stellungnahmen abgege­ben hat. Alle anderen, bei denen wir angefragt haben, haben sich unisono als nicht zu­ständig erklärt, auch die BIG selbst. Wenn man hier also sagt, es ist ohnehin bei meh­reren angefragt worden, dann, muss ich sagen, haben Sie nicht einmal die Stellung­nahmen gelesen, denn in den Stellungnahmen steht unisono drinnen: nicht zuständig.

Dann hat am 23. Feber Bundesminister Mitterlehner die Studie von Ernst & Young ver­öffentlicht, wonach 1,5 Milliarden € an Familiensilber möglich sind. Am 10. März haben die drei Abgeordneten noch einmal diese Petition gegen ihre eigene Regierung einge­bracht, und zwar mit Unterstützung durch ein paar Gemeinden aus Salzburg. Man sieht hier eindeutig das Suchen um Hilfe der SPÖ-Abgeordneten. Wir werden uns auf Ihre Seite schlagen, liebe SPÖ-Abgeordnete, aber Sie müssen dann auch hier, wenn es
im Parlament zur Abstimmung kommt, zu Ihrer eigenen Petition stehen! (Beifall des Abg. Tadler.)

Dazu gab es wieder eine Stellungnahme, worin der Minister plötzlich erklärte: Aufgrund des Börsenklimas ist die Teilprivatisierung bisher nicht weiter verfolgt worden. – Das


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 117

heißt, es gibt sehr wohl die Initiative des Ministers, die in Richtung Teilprivatisierung der BIG geht.

Das Ergebnis der beiden Petitionen ist: Die ÖVP will um jeden Preis privatisieren, die SPÖ möchte dies nicht, zumindest nicht die drei Abgeordneten. Statt dass wir die bei­den Standpunkte im Bautenausschuss, der zuständig wäre, anständig und vernünftig diskutieren, wird die Uneinigkeit der Regierung heute mit diesem Sammelbericht end­erledigt! (Beifall bei der FPÖ.)

13.30


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abge­ordneter Hechtl. 2 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.30.39

Abgeordneter Johann Hechtl (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren des Hohen Hauses! Wenn heute der Sammelbericht im Plenum zur Debatte steht, so ist das Ausdruck dessen, wie wichtig und ernst wir die Bürgerinitiativen und Petitionen dieses Ausschusses nehmen. Leider war es nicht möglich, dass wir der Öffentlichkeit die Arbeit dieses Ausschusses zur Gänze präsentieren, die vorhergehenden Tagesord­nungspunkte haben uns leider Zeit weggenommen. Aber dennoch ist es ein Erfolg, dass ein Teil der Arbeit dieses Petitions- und Bürgerinitiativenausschusses nunmehr der Öffentlichkeit nähergebracht werden kann.

Dieser Sammelbericht zeigt aber auch eindeutig, wie unterschiedlich die Aufgaben sind, die an diesen Ausschuss herangetragen worden sind, wie diese behandelt wer­den und auf welche Weise sich daraufhin der Nationalrat damit befasst. Bürgerini­tiativen und Petitionen geben sowohl dem Volk als auch den Volksvertretern die Mög­lichkeit, auf spezielle Anliegen und Bedürfnisse einzugehen, und belegen oftmals De­tails und Härtefälle in dem großen Spektrum der Gesetzgebung. Dass diese nicht im­mer lückenlos ist, zeigt dies deutlich auf.

Dabei möchte ich auch auf die positive Arbeit dieses Ausschusses hinweisen und in diesem Zusammenhang auch die positive Arbeit und das Zusammenwirken mit der Volksanwaltschaft herausstreichen, die uns mit ihren Erfahrungen immer zur Seite steht, wichtige Aspekte aufzeigt und auf gesetzliche Notwendigkeiten hinweist.

Unter den großen Themen, die der Sammelbericht behandelt, möchte ich – und das ist schon angesprochen worden – nur auf die Petition 65, die Einführung der Rettungsgas­se, verweisen. Hier wurden die Anliegen und Anregungen der Einsatzorganisationen Rettung, Freiwillige Feuerwehr et cetera aufgenommen und dann in dieser Petition be­handelt. Soweit wir es heute sagen können, ist die Einführung einer Rettungsgasse der richtige Weg, und es ist in absehbarer Zeit, so meine ich, vielleicht mit einer parlamen­tarischen Behandlung zu rechnen.

Geschätzte Damen und Herren! Geschätztes Hohes Haus! Dieser Ausschuss ist und bleibt ein wichtiges Sprachrohr für die Elemente der direkten Demokratie. Die Fülle der Bürgerinitiativen und Petitionen bringt dies deutlich zum Ausdruck, und wir lassen uns diesen Ausschuss in keinster Weise von irgendjemandem schlechtreden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.33


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lausch. 3 Mi­nuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.33.26

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ja, direkte Demokratie ist erwünscht, ist wichtig und sollte auch in diesem Ausschuss Petitionen und Bürgerinitiativen gelebt werden. Aber wie man schon gemerkt hat, hat


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 118

zwar jeder das in der Fernsehzeit versprochen und schöne Worte gefunden, aber so richtig gelebt wird es in diesem Ausschuss leider Gottes nicht. Das wird von uns be­krittelt.

Kollegin Höllerer! Auch das ist bezeichnend: Es handelt sich bei der Kleinstschule um die Volksschule Eggendorf im Thale und nicht, wie Sie sagten, Eggendorf im Walde. Es ist nicht schlimm, da gebe ich Ihnen völlig recht, nur sieht man da eigentlich, wie sehr man sich hier mit den Bürgerinitiativen und Petitionen auseinandersetzt und dass man dann Äpfel mit Birnen verwechselt. (Abg. Höllerer: Ich habe mich eingehend da­mit beschäftigt!)

Ich liefere Ihnen auch, weil das in der Fernsehzeit bei den Nachrednern ein bisschen untergegangen ist, die nackten Zahlen der Kollegin Winter, die waren ja schon sehr, sehr bezeichnend. Wenn man die letzten drei Sitzungen hernimmt: 17 Kenntnisnah­men und eine Zuweisung bei den Petitionen; bei den Bürgerinitiativen sechs Kenntnis­nahmen und keine einzige Zuweisung! Man sieht hier also, wo der Weg eigentlich hin­führt. Wenn man das mit der direkten Demokratie, mit dem Mitwirken der Bürgerin und des Bürgers hier so lebt, dann läuft, glaube ich, der Ausschuss Gefahr, sich ad absur­dum zu führen, wenn man hier nämlich keine Zuweisungen zustande bringt.

Das ist ja genau das, was sich der Bürger draußen von uns erwartet, dass wir uns hier im Parlament und in den Ausschüssen intensiv damit auseinandersetzen. Da wären natürlich Zuweisungen in den Ausschüssen absolut wichtig und unabdingbar. Sie wis­sen ganz genau, was Kenntnisnahmen in der politischen Realität bedeuten: Es ist ei­gentlich mehr oder weniger ein Zu-Grabe-Tragen. Man sagt natürlich, die Sache ist ei­ne gute, man will sich aber nicht weiter damit auseinandersetzen. Man fürchtet in den Ausschüssen wahrscheinlich auch, das Ganze könnte noch medial hochgespielt wer­den und dem Bürger vielleicht – so wie es eigentlich wichtig und gedacht wäre – ein stärkeres Sprachrohr bieten.

Man weiß ganz genau, bei den Bürgerinitiativen werden Tausende Unterschriften von engagierten Bürgerinnen und Bürgern gesammelt, und dann ist eine Kenntnisnahme leider Gottes absolut zu wenig und nicht ausreichend. Das hat sich der engagierte poli­tische Bürger draußen einfach nicht verdient, wie man hier damit umgeht. Man muss das eigentlich schon so nehmen, wie es hier bezeichnet wird: in den Papierkorb, schubladisiert und, und, und, nichts anderes ist eine Kenntnisnahme. Von dem müssen wir einmal weggehen! Man muss hier mit der direkten Demokratie wirklich besser um­gehen, ehrlicher umgehen. Man muss das auch im Ausschuss wirklich leben, anstatt nur hier während der Fernsehzeit schöne Worte zu finden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.36


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Steibl. 3 Minu­ten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.36.49

Abgeordnete Ridi Maria Steibl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Als Volksvertreterin hat man den Blick natürlich auf Gesamtösterreich zu werfen. Aber wenn man Regionalabgeordnete sein darf, so wie ich, dann hat man auch zu schauen, was den Wählerinnen und den Wählern vor Ort wichtig ist. Die Probleme, die vor Ort auftreten, nehmen wir nicht nur mit, sondern die gilt es eben auch einzubringen und zu diskutieren.

Ich denke, der Ausschuss für Petitionen ist da ein gutes Instrument. Es wurde jetzt auch einiges schon eingebracht. Die Petitionen beziehungsweise Bürgerinitiativen, die im jüngsten Sammelbericht des Ausschuss behandelt werden, wurden ja von den Kolle­ginnen und Kollegen bereits angeschnitten.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 119

Ich möchte daher – auch wenn diese Petitionen nicht im genannten Sammelbericht enthalten sind, weil zu diesen Petitionen derzeit noch die Stellungnahmen der Ministe­rien eingeholt werden – zu zwei Petitionen meines Kollegen Präsident Fritz Grillitsch kommen beziehungsweise diese ansprechen, die die Steiermark, insbesondere die Obersteiermark, betreffen. Konkret geht es in diesem Fall um den Ausbau der S 36, der Murtal-Schnellstraße. Es geht bei diesen Petitionen auch um die Bedürfnisse der Menschen vor Ort, wie ich es eingangs erwähnt habe, jener Menschen, die uns als ihre Vertreterinnen und Vertreter hier in das Parlament gewählt haben, weil auch diese ganz, ganz wichtige Maßnahme umgesetzt werden soll.

Der Ausbau der S 36 hat einerseits einen Lückenschluss in Richtung Süden – ein Schritt, der auch wirtschaftspolitisch sehr wichtig ist – im Fokus. Daraus ergibt sich auch die nachhaltige Sicherung regionaler Arbeitsplätze. Die Wettbewerbsfähigkeit der Region wird gestärkt, aber auch die Verkehrssicherheit. Die Vorarbeiten sind so weit gediehen beziehungsweise sind im Laufen, dass es keinen anderen Weg geben wird als den, diese Straße weiter auszubauen, auch für die Pendlerinnen und Pendler und auch im Sinne der Verkehrsentlastung.

Zusammengefasst: Es ist notwendig und es wurde beantragt, die Stellungnahme der Verkehrsministerin und der ASFINAG einzuholen. Ich hoffe, dass diese Stellungnah­men bald hereinkommen werden, um – wie sagt man sprichwörtlich? – die Obersteier­mark hier zu unterstützen, die Menschen, die dort leben, und dass endlich Licht am En­de des Tunnels sichtbar wird. (Beifall bei der ÖVP.)

13.39


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lipitsch. 2 Mi­nuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.39.45

Abgeordneter Hermann Lipitsch (SPÖ): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Werte Damen und Herren auf dem Balkon! Ich weiß zwar nicht, wie die Kolleginnen und Kollegen Abgeordneten mit ihren Petitionen und Bürgerinitiativen umgehen. Ich kann es nur für meine Fraktion und für mich als Person sagen: „Kenntnisnahme“ ist nicht „abgelegt“; Kenntnisnahme heißt, ich nehme Teile mit, um sie weiter zu diskutie­ren.

Ich kann das nur für unsere Fraktion sagen. Wenn andere über die Kenntnisnahme sa­gen, ich lege es ab, das ist für mich Geschichte, dann sollen sie es so machen. Ich glaube, wir nehmen das, was die direkte Demokratie mitbringt, auch mit und versuchen es immer wieder einzubauen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Pirklhuber: Nur einer!)

Herr Kollege Pirklhuber, ich glaube – und das ist etwas, das wir am Beginn dieser Periode diskutiert haben –, der Petitionen- und Bürgerinitiativenausschuss sollte sich öffnen. Die ersten Schritte sind gesetzt, wir arbeiten also daran. Ich glaube, es sind noch etliche Schritte zu setzen, keine Frage. Aber es hat bereits die letzte Sitzung ge­zeigt, dass es drei neue Bereiche gibt, wo wir aufmachen und auch, das sage ich jetzt einmal, die Onlinemöglichkeit öffnen sollten. Da bin ich ganz Ihrer Meinung.

Ich möchte nur noch einen Punkt anfügen, weil das angesprochen wurde, nämlich zur Petition 22 betreffend „Gründung einer Kammer für die Gesundheits- und Krankenpfle­geberufe“. Ich glaube, dass die Mitarbeiter in der Arbeiterkammer bei 3,2 Millionen gut eingebettet, gut vertreten sind und dass auch die Fachgruppenvereinigung für Gesund­heits- und Sozialberufe eine tolle Arbeit im ÖGB leistet, um diese Menschen zu ver­treten.

Jene Punkte, die hier angeführt wurden – nämlich die Registrierung, die Weiterbildung beziehungsweise Maßnahmen, wenn Weiterbildungen nicht geführt werden –, werden


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 120

jetzt in einen Gesetzestext gegossen. Ich glaube, dass dies dazu führen wird, dass alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in diesem Bereich zufrieden sein werden.

Wir sollten Werbung für den Petitionen- und Bürgerinitiativenausschuss machen. Wir brauchen mehr Ideen. Ich bin dafür, dass wir das so öffnen, dass jeder die Möglichkeit hat, seine Ideen einzubringen, damit wir hier im Parlament diese Ideen zum Wohle der Bevölkerung umsetzen können. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Steibl.)

13.41


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Weninger. 2 Mi­nuten Redezeit. – Bitte.

 


13.42.03

Abgeordneter Hannes Weninger (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich bin schon ein bisschen überrascht und auch erstaunt über die politische Mutlosigkeit der Opposi­tionsabgeordneten, die im Petitionsausschuss tätig sind. Tatsächlich ist es doch so, dass auf einer relativ niedrigen Schwelle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit ha­ben, ihre politischen Anliegen – seien das bundesweite oder regionale Themen – in den Petitionsausschuss einzubringen. Wir Abgeordnete haben sodann die Möglichkeit, da­rüber im Ausschuss intensiv zu beraten, fachliche Stellungnahmen einzuholen und die Anliegen im Parlament zu debattieren.

Wir diskutieren heute im Plenum des österreichischen Nationalrates den aktuellen Sam­melbericht mit zahlreichen Anliegen österreichischer Bürgerinnen und Bürger. Wenn die Ausschussarbeit und die Plenardebatte als „Quatschbude“ oder als Schubladisie­rung abqualifiziert werden, dann zeigt das für mich, dass sich die Oppositionspolitiker wahrscheinlich politisch zu wenig durchsetzen können. Ich hingegen nehme, genauso wie das Kollege Lipitsch formuliert hat, die Anliegen, die mir politisch wichtig sind, mit ins Plenum, in die Ausschüsse, in die politische Arbeit und versuche, diese Inhalte im Interesse der Bürgerinnen und Bürger umzusetzen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte kurz auf die Petition „Flüsse vol­ler Leben“ eingehen, weil sich dafür auch unser Abgeordneter Kräuter sehr stark enga­giert hat. Österreich hat ein klares Bekenntnis zur Reduzierung klimaschädigender Emissionen durch die verstärkte Etablierung erneuerbarer Energieproduktionen abge­legt. Wir sind jedoch auch mit der Tatsache konfrontiert, dass wir bei der Nutzung von Wasserkraft als erneuerbarer Energie an einem Plafond angelangt sind: Es gibt Bio­tope, Flüsse und Bäche, die es zu schützen gilt, die nicht für den Bau von Kraftwerken geeignet sind.

Auf der anderen Seite muss in einer offen geführten Energiediskussion aber auch Klar­heit darüber geschaffen werden, dass es in Österreich einen nationalen Konsens ge­gen die Nutzung von Atomenergie gibt, dass wir auf Energiesparmaßnahmen setzen und dass wir auf der anderen Seite natürlich auch den Dialog mit Bürgerinitiativen zu führen haben, wenn diese zum Beispiel gegen den Bau lokaler Bioheizkraftwerke, ge­gen den Bau von Windparks oder Solarparks auftreten. Diesen Diskurs werden wir füh­ren müssen, und zwar nicht nur im Plenum, sondern auch im Ausschuss für Wirtschaft und Industrie. (Beifall bei der SPÖ.)

13.44


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Herr Kollege Weninger! Wenn wir schon festgestellt haben oder ich festgestellt habe, dass es einen verpönten Begriff gibt, dann macht es die Sache nicht besser, wenn Sie ihn wiederholen. Ich sage das nur an dieser Stelle. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Weninger: Ich hab nur zitiert!) – Schon, aber genau das wollen wir vermeiden, dass nämlich über den Zitatweg der ungewollte Zustand weiter­transportiert wird. Ich sage das ausdrücklich an dieser Stelle.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 121

Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Preiner. 2 Minuten Rede­zeit. – Bitte.

 


13.45.10

Abgeordneter Erwin Preiner (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuhörerInnen! Die Tatsache, dass wir heute als zweiten Punkt der Ta­gesordnung die Sammelberichte diskutieren, zeigt, dass zumindest von unserer Seite Petitionen und Bürgerinitiativen, die in den Ausschuss eingebracht werden, sehr ernst genommen werden. Als Mitglied des Petitionsausschusses möchte ich auch festhalten, dass ich mich gegen den Begriff „Quatschbude“, was den Petitionsausschuss betrifft, mit aller Entschiedenheit verwahre!

Ich möchte nun zur Petition 49 Stellung nehmen, und zwar betreffend „Nein zum Was­serkraftausbau in sensiblen Fließgewässerstrecken – Ja zur Sicherung der letzten na­turnahen Flüsse und Bäche in Österreich!“ Die Rolle der Wasserkraft als erneuerbarer Energiequelle steht, denke ich, außer Zweifel. Bei weiteren Planungen dürfen aber auf keinen Fall die Auswirkungen der Kraftwerkserrichtungen auf den Natur- und Land­schaftsbereich sowie auf die biologische Vielfalt außer Acht gelassen werden.

Naturparke, Nationalparke, Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind zu beachten, wenn es gilt, Wasserkraftwerke weiter auszubauen. Schutzgebiete bilden letzten En­des auch aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit und Einzigartigkeit eine wichtige Säule der österreichischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft und letzten Endes auch eine wesentliche Einnahmequelle für die Menschen in Österreich. Die Erhaltung dieser Natur- und Landschaftsschutzgebiete stellt jedenfalls auch zukünftig eine wesentliche Voraussetzung für unser Land dar und dient als Basis für eine weitere positive tou­ristische Entwicklung. Das ist sinngemäß auch in der Stellungnahme des Umweltminis­teriums so nachzulesen.

Wünschenswert wäre es allerdings auch, wenn dieser Grundsatz auch auf geplante Mülldeponien oder Massentierhaltungen in unserem Land angewendet würde. In mei­nem Wahlkreis zum Beispiel gibt es gleich zwei derartige Projekte, die sich als Kandi­daten für ein klares Nein seitens der Politik im Sinne des Schutzes der Umwelt und der Menschen geradezu anbieten: Da ist einerseits die Errichtung einer Anlage für Schwei­nemast in Lichtenwörth im burgenländisch-niederösterreichischen Grenzgebiet, in un­mittelbarer Nähe von Wasserschongebieten, von Trinkwasserbrunnen. Warum brin-
ge ich das jetzt aufs Tapet? – Ganz klar, weil dort das Wasserreservoir für zirka 200 000 Menschen des gesamten Nordburgenlandes vorhanden ist.

Zum Zweiten möchte ich eine entsprechende Resolution erwähnen, die bereits in den Ausschuss eingebracht und für weitere Stellungnahmen an die beiden Minister für Umwelt und Wirtschaft weitergeleitet wurde. Ich spreche von der Reststoffdeponie in Neudorf bei Parndorf. Das ist ein Projekt, das bereits seit über zwei Jahrzehnten auf Halde liegt, wobei von den Betreibern immer wieder versucht wird, eine Betriebsge­nehmigung zu bekommen. Ich bin stolz darauf, dass es den Bürgern dieser Region, den Gemeinden und allen im burgenländischen Landtag vertretenen Parteien bisher gelungen ist, die Realisierung dieses Projektes zu verhindern.

Geschätzte Damen und Herren! In beiden Fällen, denke ich, ist auch unser Agrar- und Umweltminister Nikolaus Berlakovich gefordert, für die Menschen in der Region und für die Umwelt entsprechend tätig zu werden! (Beifall bei der SPÖ.)

13.48


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Ich darf Ihnen mitteilen, dass der armenische Außenminister Edward Nalbandjan auf ei­nem Kurzbesuch in Österreich ist und das österreichische Parlament heute begrüßt. (Allgemeiner Beifall.) Herr Minister, Sie sehen an der Reaktion, dass Sie herzlich will­kommen sind. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag hier im Parlament!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 122

Als vorläufig letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist Herr Abgeordneter Tad­ler zu Wort gemeldet. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.49.14

Abgeordneter Erich Tadler (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Die Genese der beiden Petitionen 40 und 47, Frau Kollegin Lohfeyer, kommt mir ziemlich bekannt vor. Da gab es doch zwei Anfragen des Abgeordneten Tadler an den Bundesminister Mitterlehner – schuld bin also ich.

Auf die erste Anfrage, Nummer 2094, vom 19. Mai 2009 betreffend die Büroräumlich­keiten der BIG in Salzburg habe ich, das muss ich ehrlich sagen, eine sehr detaillierte, gute Antwort bekommen. Darin wurden die Liegenschaften und Objekte mit den zuge­hörigen Adressen akribisch aufgelistet.

Auf meine zweite Anfrage, nämlich vom 21. Oktober 2009 betreffend geplante Priva­tisierung der BIG und den Verkauf von BIG-Liegenschaften wurde unter Punkt 4 der Anfragebeantwortung vom Minister Folgendes festgehalten:

„Auch dies ist Gegenstand der Prüfung. Es gibt von meiner Seite keine Vorgaben an die Geschäftsführung der BIG; wesentlich ist eine größtmögliche Transparenz für ein etwaiges Privatisierungsverfahren.“

Weiters war auch, wie ein Kollege schon gesagt hat, die Privatisierung Thema im Bau­tenausschuss, wo wiederum der zuständige Minister sagte, es gebe lediglich Überle­gungen, meine Damen und Herren, allfällige sonstige Objekte, die nicht in den Bereich des Kerngeschäftes der BIG fallen, auf den Markt zu bringen. Doch auch dies müsse erst geprüft werden. Insgesamt habe man die richtigen Schritte gesetzt. Man befinde sich daher in einer vergleichsweise guten Position, sagte der Herr Minister.

Natürlich zeigen diese Petitionen eine gewisse Prophylaxe, denn die bereits bekannten Folgen, zum Beispiel aus dem BUWOG-Verkauf, kennen wir ja zur Genüge. Da wurde kostbares Familiensilber an den quasi Meistbieter verscherbelt, aber nach solchen „gu­ten Erfahrungen“ – unter Anführungszeichen – mit Teil- oder Ganzprivatisierungen, mei­ne Damen und Herren, ist größte Vorsicht geboten. Daher mein Appell: Kein kurzfris­tiges Stopfen von Budgetlöchern auf Kosten der Bürger! – Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.)

13.51

13.51.20

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen, seinen Bericht 1046 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

13.52.10Abstimmung zu Tagesordnungspunkt 1

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen nunmehr zu den verlegten Abstim­mungen über die zum Tagesordnungspunkt 1 eingebrachten Anträge.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Dr. Hübner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Revolutionen im arabischen Raum.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 123

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Dr. Pilz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Flugverbotszone in Libyen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Mag. Muttonen, Dr. Plassnik, Mag. Korun, Scheibner, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Österreichs Kandidatur für den VN-Menschenrechtsrat.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen. (E 145.)

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Dr. Cap, Dr. Schüssel, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Forderung an die iranische Regierung, die beiden iranischen Oppositionsführer Mehdi Karroubi und Mir-Hossein Moussavi unverzüglich freizulassen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (E 146.)

13.54.113. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1006 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem das Seilbahngesetz 2003 – SeilbG 2003 geändert wird (1038 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen nun zum 3. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Heinzl. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.54.36

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminis­terin! Hohes Haus! Die österreichischen Seilbahnen befördern im Jahr 600 Millionen Menschen. Nur zum Vergleich: Das sind mehr als die Österreichischen Bundesbahnen und deren Tochter, die ÖBB-Postbus GmbH zusammen im Jahr transportieren! Die über 3 000 Seilbahnen und Sessellifte beziehungsweise Schlepplifte in Österreich sind damit ein echtes Massenverkehrsmittel.

Wie bei jedem Verkehrsmittel, ob Straße, Schiene oder Luft, steht auch bei den Seil­bahnen selbstverständlich die Sicherheit an oberster Stelle. Das betrifft aber nicht nur die Sicherheit der Passagiere, sondern auch die Sicherheit der Betreiber und vor allem jene der Angestellten. Mit rund 14 500 Angestellten und 10 000 weiteren Arbeitsplät­zen, die vom sicheren und ordnungsgemäßen Funktionieren der Seilbahnen vor allem in den Wintersportgebieten abhängig sind, leisten die rund 715 Seilbahn- und Schlepp­liftunternehmen einen wichtigen Beitrag zum Arbeitsmarkt.

Sehr geehrte Damen und Herren, Hohes Haus, mit der heute zu beschließenden No­velle zum Seilbahngesetz werden einige wichtige Verbesserungen geschaffen. Erstens kommt es zu einer Verbesserung im Bereich des Arbeitnehmerschutzes. Sie wissen, bisher musste für eine neue Seilbahn im Baugenehmigungsverfahren eine eigene Si­cherheitsanalyse für den Arbeitnehmerschutz gemacht werden. Zukünftig, meine Da­men und Herren, sollen diese Bereiche in die Sicherheitsanalysen der übrigen Fachge­biete wie zum Beispiel Hochbau, Seilbahntechnik et cetera eingebunden werden. Dazu ist eine bessere Verschränkung des Arbeitnehmerschutzes mit anderen wichtigen Be­reichen gegeben.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 124

Zweitens kommt es – und das ist aus meiner Sicht besonders wichtig – durch diese Novelle zu einer echten Verwaltungsvereinfachung: Durch eine verbesserte Aufteilung der Kompetenzen zwischen dem Bund und den Ländern werden die Verfahren verein­facht, und das kommt natürlich auch den Betreibern und den Investoren zugute und bestens entgegen.

Sehr geehrte Damen und Herren, Hohes Haus, ich denke, dass die heute zum Be­schluss vorliegende Novelle zum Seilbahngesetz für die Branche wirklich Verbesse­rungen bringt. Das alles kommt sowohl den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als auch den Betreibern zugute. Ich hoffe deshalb, dass die Regierungsvorlage, wie im Ausschuss beschlossen, auch hier heute einstimmig angenommen wird. – Danke. (Bei­fall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.57


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Hörl zu Wort. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.57.27

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie Kollege Heinzl richtig angemerkt hat, ändern wir in diesem Seilbahngesetz keine weltbewegenden Dinge, aber immerhin ordnen wir dem Landeshauptmann die Sesselbahnen, Sessellifte, Kombilifte, Materialseilbahnen und Schlepplifte zur Genehmigung zu und der Bundesministerin Standseilbahnen, Pen­delseilbahnen, Kabinenseilbahnen und Kombibahnen. Dadurch wird mehr Klarheit ge­schaffen.

Die Novelle enthält auch eine Verordnungsermächtigung für den Umfang einzurei­chender Projektunterlagen. Darüber hinaus sind in Zukunft laut § 47 Abs. 2 – das ist, wie schon gesagt wurde, die wesentliche Änderung – die Arbeitsinspektoren in den ein­zelnen Gewerken Geologie, Hochbau, Seilbahntechnik und Elektrotechnik unterzubrin­gen, ein eigener Sicherheitsbericht für den Arbeitnehmerschutz entfällt.

Der Erfolg dieser Novelle wird sich zeigen. Da diese Gesetzesnovelle nun doch etwas verspätet im Plenum behandelt wird und auf der anderen Seite die Seilbahnwirtschaft sehr aktiv natürlich auch schon viele Projekte eingereicht hat, brauchen wir einen Stich­tag für das Inkrafttreten dieser Novelle.

Ich bringe deshalb in zweiter Lesung folgenden Antrag ein:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Ferdinand Maier, Rosa Lohfeyer und Franz Hörl, Kolleginnen und Kollegen betreffend den Bericht des Verkehrsausschusses über
die Regierungsvorlage eines Bundesgesetzes, mit dem das Seilbahngesetz 2003 – SeilbG 2003 geändert wird (1038 d.B.)

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die dem Bericht beigelegte Regierungsvorlage wird wie folgt geändert:

Nach Novellierungsanordnung 4. werden die folgenden Novellierungsanordnungen 5. und 6. angefügt:

5. Der bisherige „Abschnitt 23“ erhält die Bezeichnung „Abschnitt 24“ und der bisherige „§ 122“ erhält die Bezeichnung „§ 123“.

6. Nach § 121 wird folgender § 122 samt Überschrift eingefügt:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 125

„Abschnitt 23

Inkrafttreten

§ 122. § 57 Abs. 2 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. ../20xx tritt mit 1. September 2011 in Kraft.“

*****

Die österreichische Seilbahnwirtschaft – auch darüber möchte ich reden – ist eine ein­zige Erfolgsstory und die innovative Kraft im Wintertourismus: Österreichs Seilbahnen weisen 53,5 Millionen Skier Days aus – ein Sechstel der Beförderten auf der Welt. Wir rittern in diesem Bereich mit großen Nationen wie den USA und Frankreich. Ich denke, das kleine Österreich kann darauf wirklich stolz sein. (Beifall bei der ÖVP.)

14 500 Mitarbeiter finden in der Seilbahnbranche – Kollege Heinzl hat es bereits ange­merkt – einen sicheren Arbeitsplatz, meist auch gleich vor der Haustür. Die Auswir­kungen, die die Seilbahnwirtschaft aber auch auf andere Wirtschaftsformen hat, lassen nach unseren Untersuchungen klar und deutlich erkennen, dass es sechsmal so viele Menschen sind, die in diesem Bereich arbeiten, sodass wir die Verantwortung für un­gefähr 80 000 Menschen in Österreich haben.

Die österreichische Seilbahnwirtschaft steuert auch zum Ertrag der Landwirtschaft 5 Millionen € an Pachten bei, und viele unserer Arbeitnehmer kommen aus dem bäuer­lichen Bereich, weil gerade die Tagesarbeitszeit den Landwirten sehr entgegenkommt.

Die Sicherheit im Skisport konnte seit 1980 um die Hälfte verbessert werden. Die Seil­bahnwirtschaft erwirtschaftet eine Wertschöpfung von über 3 Milliarden €, und wir lie­fern an den Finanzminister über 600 Millionen € an Mehrwertsteuer ab. Auch darauf sind wir stolz. Wir tun es zwar nicht gerne, aber auch der Herr Finanzminister muss sei­ne Einnahmen haben.

Es gibt 3 000 Anlagen – Sie haben es richtig gesagt, Herr Kollege Heinzl –, aber 500 kleine Unternehmen und 254 Seilbahnunternehmen investierten im letzten Jahr 562 Millionen €, bei einem Umsatz von 1,2 Milliarden € eine bemerkenswerte Zahl.

Diese Wertschöpfung – und das sei allen Ökologieromantikern und Grünen in unserem Lande, nicht der grünen Partei, die hat ohnehin Verständnis dafür, immer wieder ge­sagt –, findet auf 2 Prozent der Fläche unseres Landes statt, während wir gerade in Tirol mehr als ein Viertel der Fläche als geschützte Flächen und viele weitere Prozente unberührter Landschaft in unseren Bergen haben. Also auf 2 Prozent findet diese ge­samte Wirtschaftsleistung statt, und ich denke, das kann man auch unterstützen.

Frau Bundesminister, wir haben mit diesem Seilbahngesetz zu leben gelernt. Wir fin­den in der Seilbahnbehörde hervorragende Mitarbeiter. Die Qualität der Mitarbeiter stimmt, sie sind sehr engagiert und erfahren, die Quantität fehlt, und darüber müssen wir noch reden. Wir brauchen mehr Mitarbeiter in der Seilbahnwirtschaft. – Danke. (Bei­fall bei der ÖVP.)

14.01


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Abänderungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Ferdinand Maier, Rosa Lohfeyer und Franz Hörl, Kolleginnen und Kollegen betreffend den Bericht des Verkehrsausschusses über


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 126

die Regierungsvorlage eines Bundesgesetzes, mit dem das Seilbahngesetz 2003 – SeilbG 2003 geändert wird (1038 d.B.)

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die dem Bericht beigelegte Regierungsvorlage wird wie folgt geändert:

Nach Novellierungsanordnung 4. werden die folgenden Novellierungsanordnungen 5. und 6. angefügt:

5. Der bisherige „Abschnitt 23“ erhält die Bezeichnung „Abschnitt 24“ und der bisherige „§ 122“ erhält die Bezeichnung „§ 123“.

6. Nach § 121 wird folgender § 122 samt Überschrift eingefügt:

„Abschnitt 23

Inkrafttreten

§ 122. § 57 Abs. 2 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. ...../20xx tritt mit 1. September 2011 in Kraft.“

Begründung

Zu Z 5 und 6 (§ 122 neu):

Durch die Bestimmung des § 57 Abs. 2 soll geregelt werden, dass nunmehr die Be­lange des Arbeitnehmerschutzes in die Sicherheitsanalysen der übrigen Fachgebiete aufzunehmen sind. Um den Erstellern der einzelnen Sicherheitsanalysen die Möglich­keit zu geben, sich auf die neuen Anforderungen einstellen und erforderlichenfalls auch fachlich weiterbilden zu können, soll diese Änderung nicht sofort, sondern erst mit 1. 9. 2011 in Kraft treten.

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Dei­mek. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.02.14

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Hohes Haus! Es ist zwar etwas undankbar, als Drittredner der Opposition zu ei­ner einstimmigen Materie etwas zu bringen, ich glaube aber trotzdem, dass dieser An­trag, dieses Gesetz durchaus beispielhaft sein kann, beispielhaft deshalb, weil wir es einmal vom Hintergrund her mit zwei interessanten Bereichen, dem Tourismus und der Arbeitssicherheit, zu tun haben – das könnte man richtigerweise jetzt durchaus den beiden Regierungsparteien zuordnen –, aber vor allem bezüglich der Art und Weise, wie das Gesetz behandelt wurde und jetzt beschlossen wird.

Zum Thema Tourismus und in Ergänzung zu den Ausführungen des Kollegen Hörl: Nicht nur vor allem im Winter, sondern auch im Sommer ist das Seilbahnwesen ein durchaus Ertrag bringender und weit verbreiteter Wirtschaftszweig. Ich glaube auch, dass vor allem diese Vereinfachung im Verfahrensweg, nämlich die eindeutige Festle­gung, dass der Landeshauptmann, wie es im § 13 jetzt angeführt ist, zuständig ist, ganz wichtig ist. Das ist nämlich der Föderalismus, den wir uns wirklich vorstellen. Nicht Föderalismus dort, wo die Länder oder weiter hinuntergebrochen dann die Ge­meinden irgendwelche Verfahrenswege verlängern und sich künstlich in Szene setzen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 127

Föderalismus ist dort wichtig, wo ich einen habe, der verantwortlich ist für die Durch­führung eines Verfahrens und der dann auch für das Endergebnis geradestehen muss.

Bei der Arbeitssicherheit ist Österreich nicht schlecht, würde ich einmal sagen, es gibt aber Länder wie Australien, die bei der Arbeitssicherheit durchaus noch ein höheres Niveau haben. Wenn wir bei diesem Gesetz den Arbeitnehmerschutz in die verschie­denen Sicherheitsanalysen gleich hineinnehmen, dann ist das richtig und sinnvoll und auch eine Art der Verfahrensvereinfachung.

Hinter dem eingebrachten Abänderungsantrag und der noch zusätzlich schon im Aus­schuss getroffenen Ausschussfeststellung, dass noch eine Arbeitsgruppe beim BMVIT eingerichtet wird, stehen wir genauso wie hinter diesem Gesetzesantrag. – Danke. (Bei­fall bei der FPÖ.)

14.04


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abge­ordnete Dr. Moser. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.04.40

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Meine Damen und Herren! Frau Ministerin! Die Seilbahnwirtschaft ist ein eigenes Kapitel, nur kenne ich kaum eine Seilbahn, die rentabel läuft (ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP), also insofern sind immer öffentliche Fördergelder auch mit im Spiel.

Umso wichtiger, Kollege Hörl, ist für mich auch, dass die Sicherheit gewährleistet ist, und deswegen werden wir diesen Gesetzestext mit seinen Änderungen, seien sie auch in letzter Sekunde eingebracht, durchaus mittragen und mit unterstützen, keine Frage. Aber wenn es um Sicherheit geht, meine Damen und Herren, dann sollten wir auch den Blick zurück wenden – die Erläuterungen lassen das ja in Erinnerung kommen – auf Kaprun.

Und da, Frau Ministerin, hat Ihr Ministerium wirklich keine besonders gute Rolle ge­spielt. Denken Sie nur daran, dass jetzt noch im internationalen Diskurs die Rede ist von einem Justizskandal: ein Justizskandal deshalb, weil Gutachter gewechselt wur­den, weil praktisch kein Fahrtenbuch auffindbar war für die Seilbahn. Das hätte nämlich sehr wohl Aufschluss gegeben über die verschiedenen Rahmenbedingungen, die letzt­lich auch auslösend waren für dieses verheerende Unglück.

Ich glaube, wir sind es auch unserer Tourismuswirtschaft schuldig, dass wir, wenn Ka­tastrophen passieren, wirklich möglichst perfekt und gut und juristisch astrein aufklä­ren. – So viel zur Vergangenheit.

Nun noch zu einem zukünftigen Aspekt. Frau Ministerin, es ist ja selten möglich, dass man zu dieser Zeit – es ist ja erst knapp nach 14 Uhr – über Belange des Verkehrs­ausschusses spricht. Jetzt haben wir es immerhin geschafft, dieses sehr, sehr we­sentliche Gesetz für die Seilbahnsicherheit auf die Tagesordnung zu bekommen. Aber was noch viel wichtiger wäre und was sich jenseits einer Debatte, jenseits eines Dis­kurses in diesem Parlament oder im Verkehrsausschuss abspielt, sind die wahren Fra­gen der Verkehrspolitik.

Frau Ministerin, warum reden wir nicht endlich einmal über die gemeinwirtschaftlichen Leistungen? Warum wird der Bericht immer nur durchgewunken, der Bericht, der ur­sprünglich einmal sechs Seiten gehabt hat, jetzt ein bisschen umfangreicher geworden ist, wo insgesamt an die 600 Millionen €, genau 560 Millionen €, Gelder für den öffent­lichen Nahverkehr zur Verfügung gestellt werden, wo wir Transparenz brauchen, wo wir bessere Zuordenbarkeit brauchen, wo wir die Kritik des Rechnungshofes endlich ernst nehmen müssen?


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 128

Sie haben jetzt einen neuen Vertrag abgeschlossen, Frau Ministerin. Ja, den Vertrag gibt es, nur wir wissen nichts davon. Wir als Parlamentarier dürfen zahlen. Bitte, das ist eine Bevormundung des Parlaments, und das lasse ich mir auch nicht länger bieten: ständig Geld hineinzupumpen, ohne mitwirken zu können.– Das wäre Punkt eins, wo­rüber wir reden sollten.

Punkt zwei: Geld hineinpumpen, nicht mitwirken können, Rahmenplan – Rahmenplan Ausbauprogramm ÖBB, Ausbauprogramm ASFINAG. Im Rahmen der Budgetdebatte kann man das ansprechen, nur gibt es keinerlei Beschluss im Parlament hiefür. Es gibt Beschlüsse im Ministerrat über Dimensionen – über Dimensionen, die uns in diesem Haus ab 2015 bis 2025 und darüber hinaus massiv beschäftigen werden. Da geht es um 1,5 Milliarden € an jährlichen Zuschüssen aus dem Budget nur für den Neubau. Reden wir hier nicht darüber? – Nein, Frau Ministerin, das geht am Parlament vorbei.

Ebenso ist es bei der Frage der Eigenkapitalquote der ÖBB: Keine Diskussion hier! Die Diskussion spielt sich dann auf einem Niveau made by Lopatka ab, das wirklich unter der Gürtellinie ist, wenn der Herr Staatssekretär immer sagt, die ÖBB brauchen so viel Geld, aber wir wissen ja nicht, wie gesagt, ob das verkehrspolitisch überhaupt sinnvoll ist. Entschuldigen Sie, da muss ich schon in Ihrem Sinne auch sprechen. Ihr Regie­rungspartner in Form des Herrn Staatssekretärs Lopatka ist ja geradezu unbedarft, und das ist noch ein schmeichelhaftes Wort.

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Entschuldigen Sie, Frau Kollegin Moser, ich unter­breche Sie nur ungern, und das sind auch ganz spannende Ausführungen, aber darf ich Sie bitten, wenigstens zu versuchen, einen Konnex zur gegenständlichen Materie herzustellen? – Bitte.

 


Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (fortsetzend): Danke, Herr Präsident. Wir reden ja leider nicht über die wesentlichen Dinge. Ich kann gerne sozusagen jeden Ständer des Seilbahnwesens als Angelpunkt für die Verkehrspolitik bezeichnen und von diesem Angelpunkt aus sehr wohl die Kurve packen zu den wahren Themen. Ich danke, Herr Präsident.

Das Seilbahnwesen, die Seilbahnen sind öffentliche Verkehrsmittel, Herr Präsident. Wir diskutieren in diesem Haus überhaupt nicht das ÖPNRV-Gesetz. (Abg. Rädler: Was für ein Gesetz?) Auch das ÖPNRV-Gesetz ist ein bisschen zuständig für die Seilbah­nen. Da geht es auch um öffentliche Gelder. Was aber, jenseits des Seilbahnverkehrs, für die Menschen vor Ort wirklich wichtig ist, etwa der tägliche PendlerInnenverkehr – ich weiß schon, Herr Hörl, die Touristen sind öfter mit den Seilbahnen als mit den Bus­sen unterwegs –, das ist hier einfach nicht Thema, aber das ist, bitte, für die Menschen ganz, ganz hautnah und dringend notwendig.

Darum, Frau Ministerin, schließe ich jetzt: Machen wir endlich mehr Verkehrsaus­schusstermine! Allein die Rangelei – meine Kollegen wissen es ja – um die Termine für Verkehrsausschüsse ist widerwärtig, wirklich widerwärtig! Wir sollen hier arbeiten und substanziell diskutieren und uns nicht alleine im Seilbahnwesen ergehen. – Danke, Herr Präsident, Frau Ministerin. (Beifall bei den Grünen.)

14.09


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Ha­gen zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitt


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 129

e.

 


14.10.14

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Ich möchte vielleicht eingangs festhalten, dass der Erste, der hier eine vernünftige Erleichterung in der Seilbahnpolitik gemacht hat, der Verkehrsminister des BZÖ Hubert Gorbach war. (Oh-Rufe bei der ÖVP.) Also der hat schon gewusst, worum es geht. Er kommt ja auch wie ich aus dem Land Vorarlberg, wo es viele Seilbahnen gibt, und er war der erste vernünftige Verkehrspolitiker in diesem Bereich. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Grillitsch: Das war mutig!)

Meine Damen und Herren, bei der Vollziehung des Seilbahngesetzes hat sich gezeigt, dass die Angelegenheiten des Arbeitnehmerschutzes in den Projektunterlagen für Bau­genehmigungsverfahren häufig mangelhaft und unvollständig dargestellt sind. Durch diese Gesetzesänderung laut Regierungsvorlage sollen die immer wieder auftretenden Verfahrensverzögerungen vermieden werden. Daher sollten hinkünftig die Anforderun­gen des Arbeitnehmerschutzes in die Sicherheitsanalyse der einzelnen Fachgebiete wie Hochbau, Geologie, Seilbahntechnik, Elektrotechnik et cetera aufgenommen werden. Dadurch entfällt die bislang im Bauentwurf enthaltene gesonderte Sicherheitsanalyse Arbeitnehmerschutz.

Für den Arbeitnehmerschutz ergibt sich allerdings in diesem Bereich keine Änderung. Es soll lediglich eine Verbesserung und Beschleunigung der Verwaltungsverfahren er­zielt werden, was ja sehr positiv ist. Unsere Devise lautet ja: Möglichst wenig Ver­waltung, möglichst wenig Bürokratie, schnelle Verfahren zur Verbesserung der Situa­tion. Daher soll eine qualitative Verbesserung der im Baugenehmigungsverfahren vor­zulegenden Projektunterlagen, also des Bauentwurfes, erfolgen und mit der neuen Be­stimmung des § 60a die rechtliche Basis für die Festlegung eines verbindlichen In­haltes des im Bauentwurf enthaltenen Sicherheitsberichtes samt Sicherheitsanalyse geschaffen werden. Auch die Anforderungen an die Ersteller des Sicherheitsberichtes sollen in diesem Zusammenhang verbindlich festgelegt werden können.

Also wir sehen, hier wird einfach Verwaltung eingespart, hier wird Bürokratie abgebaut, ganz nach dem Motto des BZÖ: Genug gezahlt! Wir Bürger haben genug gezahlt, wir sparen in der Verwaltung ein. Das ist der richtige Weg, Frau Minister. Machen Sie so weiter! (Beifall beim BZÖ.)

14.12


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Bures. – Bitte.

 


14.12.45

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Ich möchte natürlich ganz kurz zu den Änderungen im Seilbahngesetz Stellung nehmen, aber, Frau Kollegin Moser, insgesamt zu den Diskussionen und den Themenstellungen hier im Parlament im Zusammenhang mit der österreichischen Verkehrspolitik möchte ich schon Folgendes einbringen: Da ich 16 Jahre lang Abgeordnete dieses Hauses war, weiß ich, dass es auch ein gutes Selbstbewusstsein und Selbstverständnis der Abgeordneten gibt. Daher liegt es an Ihnen (Abg. Dr. Moser – mit den Armen in Rich­tung SPÖ und ÖVP weisend –: Da und dort!) und an der Tagesordnung, die dieses Haus erstellt, und nicht an der Regierung. Also ich würde mir als Mitglied der österrei­chischen Bundesregierung nie anmaßen, sozusagen dem Hohen Haus hier Vorgaben zu machen.

Was ich aber jedenfalls tue – und das ist mir auch wichtig –, ist, eigentlich keinen Tag vorübergehen zu lassen, ohne festzustellen, was meine Position hinsichtlich der Zu­kunft der österreichischen Verkehrspolitik und der diesbezüglichen Schwerpunktset­zungen ist, und dass für jede Diskussion, die in diesem Haus in einem Ausschuss, also etwa dem Verkehrsausschuss, stattfindet, meinerseits, was die Terminplanung betrifft, immer jede Möglichkeit für jeden Termin vorhanden ist.

Mir ist das auch deshalb wichtig, weil ich glaube, dass das ein bedeutsames Thema ist, über das ich in Wirklichkeit bereit bin, Tag und Nacht zu diskutieren. Ich glaube, was


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 130

den Wirtschaftsstandort betrifft, was die Beschäftigung in diesem Land betrifft, hat das sehr viel damit zu tun, welche Mobilität wir zur Verfügung stellen, und das wird in Zu­kunft von noch größerer Bedeutung sein, wenn wir Maßnahmen setzen wollen, um den Klimawandel hintanzuhalten. Da sind grüne Technologien, umweltfreundliche Mobilität die einzig wirkliche Antwort. Deshalb halte ich das für ein wichtiges Thema, über das ich, wie gesagt, bereit bin, Tag und Nacht zu diskutieren – was Sie im Übrigen wissen; aber ich glaube, Sie haben auch nicht mich gemeint. (Abg. Dr. Moser weist mit den Ar­men wieder nach links und nach rechts.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was die Frage des Wirtschaftsstandortes und der Mobilität betrifft, ist es so, dass auch der Wintersport natürlich ein ganz be­deutender Wirtschaftsfaktor für Österreich ist. Ich glaube, dass es auch etwas ist, wo­rauf wir stolz sein können, dass Österreich beim Wintersporturlaub in Europa Markt­führer ist – ein kleines Land wie Österreich! Wir haben in Europa rund 32 Millionen Menschen, die Ski fahren, und da ist es ist natürlich etwas ganz Tolles, dass die meis­ten dieser Menschen ihren Urlaub in Österreich verbringen. Ich glaube, dadurch wird die Bedeutung, auch die wirtschaftliche Bedeutung, wirklich klar. Es wird klar, dass es in einer Region wie Österreich mit seinen Bergen und den Tälern, in denen viele Men­schen wohnen, heute undenkbar wäre, wenn wir den Wintertourismus nicht hätten. (Beifall bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.) Daher hat das viel mit dem Wirtschafts­standort und auch der Beschäftigung eines Landes zu tun.

Das ist das eine, was die Seilbahnwirtschaft betrifft: dass wir national den Fremden­verkehr stärken, die Beschäftigung in diesen Regionen absichern.

Das Zweite, das ich kurz erwähnen möchte, ist, dass wir, auch was den Technologie­transfer betrifft, bei Seilbahnen weltweit an der Spitze stehen. Das heißt, wir sorgen nicht nur im Land für guten Fremdenverkehr und Wirtschaftsbelebung, sondern wir sor­gen weltweit auch für Technologietransfer, weil wir Spitzenanbieter bei Seilbahntech­nologien in der ganzen Welt sind.

Den Ausführungen meiner Vorredner habe ich eigentlich kaum etwas hinzuzufügen. Sie haben auf die Änderungen Bezug genommen. Es geht bei den Änderungen darum, dass wir die Qualität bei den Seilbahnen noch stärken wollen, dass natürlich die Si­cherheit der Seilbahnen im Mittelpunkt steht und wir diese dadurch stärken wollen.

Ich bedanke mich bei Ihnen allen, denn soweit ich das den Wortmeldungen jetzt ent­nommen habe, werden alle Fraktionen des Hohen Hauses diesen Änderungen auch zustimmen. Ich bedanke mich für die Zustimmung. Ich bedanke mich für die Mitarbeit, vor allem bedanke ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meines Hauses für die Erstellung dieser Änderungen.

Das ist, wie gesagt, für ein Fremdenverkehrsland wie Österreich von großer wirtschaft­licher Bedeutung. Herzlichen Dank für Ihre Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

14.17


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Keck zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.17.21

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Frau Minister! Meine Damen und Herren! Ich möchte vorweg einmal den Pensionistenverband Keferfeld begrüßen, der den heutigen Tag unter dem Motto „Parlamentarismus live“ hier verbringt und uns zu­hört und schaut, wie Parlamentarismus funktioniert.

Meine Damen und Herren! Erst 2009 wurde das Seilbahngesetz zuletzt geändert. Die­se letzte Veränderung hatte ihre Ursache in der Umsetzung einer EU-Richtlinie, die sich vor allem der Sicherheit bei der Planung und Errichtung von Seilbahnanlagen ge­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 131

widmet hat. Was für die EU aber oft nur eine gut gemeinte und ferne Theorie ist, ist für ein Land wie Österreich eine ernst zu nehmende Praxis, denn kein anderes EU-Land verfügt über so viele Seilbahnanlagen wie wir in Österreich und nirgendwo anders in der EU werden mehr neue Seilbahnen errichtet als bei uns in Österreich, meine Da­men und Herren.

Ganz in diesem Sinn sind unsere Praktiker aber auch sehr rasch auf Probleme bei der Gesetzgebung 2009 gestoßen, und wir möchten ihren Vorschlägen heute folgen und das Seilbahngesetz verbessern. Unsere Ziele sind, dass die Anliegen des Arbeitneh­merschutzes in den Projektunterlagen besser dargestellt werden, dass die Behörden­zuständigkeit eindeutig geklärt ist, dass die Qualität der Projektunterlagen auch in allen anderen Bereichen steigt und dass es zu weniger Verfahrensverzögerungen kommt, denn derzeit führen oftmalige Verbesserungsaufträge nach § 13 AVG zu sehr großen Verzögerungen.

Unter diesen Veränderungen darf die Sicherheit natürlich nicht leiden, meine Damen und Herren, und die Anforderungen des Arbeitnehmerschutzes werden künftig in die Sicherheitsanalysen der einzelnen Fachgebiete wie Hochbau, Geologie, Seilbahntech­nik und Elektrotechnik mit aufgenommen. Das führt zwar dazu, dass gesonderte Si­cherheitsanalysen zum Arbeitnehmerschutz künftig entfallen, auf das Sicherheitsni­veau wird das aber keinen Einfluss haben.

Ganz in diesem Sinn freut es mich sehr, dass wir im Verkehrsausschuss auch Ein­stimmigkeit erzielen konnten. Auch ich begrüße die Verwaltungsvereinfachung, die hin­ter diesem Gesetzesbeschluss steht, und freue mich daher auch über die Ausschuss­feststellung, die gemeinsam mit den Oppositionsparteien erreicht werden konnte. (Bei­fall bei der SPÖ.)

14.19


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Rädler. 3 Minu­ten Redezeit. – Bitte. (Abg. Grillitsch – in Richtung des sich zum Rednerpult bege­benden Abg. Rädler –: Du redest zum Seilbahngesetz?)

 


14.19.42

Abgeordneter Johann Rädler (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Warum ich zum Seilbahngesetz rede, Herr Abgeordneter Grillitsch, werde ich dann gleich er­klären.

Es ist ja in Wirklichkeit schon alles gesagt worden. (Abg. Mag. Widmann: Aber nicht von ihm!) Es gibt breite Zustimmung von allen Fraktionen zur Änderung des Seilbahn­gesetzes 2003. Es geht um mehr Sicherheit, um Sicherheitsanalysen im Sinne des Ar­beitnehmerschutzes, um weniger Bürokratie, um Verwaltungsvereinfachung. Das Minis­terium und die Wirtschaftskammer werden sich anschließen.

Ich darf als Niederösterreicher reden – jetzt bin ich beim Thema –, weil wir in Nieder­österreich ja auch 45 Bergbahnen haben. Es sind wunderschöne Seilbahnen – auf die Rax oder den Schneeberg, wenn Sie sie einmal besuchen möchten. Das sind auch 1 100 Arbeitsplätze in Niederösterreich und eine Wertschöpfung von 24 Millionen €. (Bei­fall bei der ÖVP.)

Aber das Wichtigste dabei ist – das ist auch für die Tiroler sehr interessant –, dass wir in Niederösterreich vor wenigen Tagen eine „NÖ Bergbahnen Beteiligungsgesellschaft“ gegründet haben, um mit jenen Unternehmen, die wirtschaftliche Probleme haben (Abg. Dr. Moser: Na ja, das ist es ja!), die durch Modernisierungsmaßnahmen aber sehr zukunftsträchtig sein können, eine gemeinsame Werbung und eine gemeinsame Betriebsführung auszurichten. Das ist ein wichtiger Schritt. Darunter sind die Seilbah­nen in St. Corona am Wechsel.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 132

Frau Bundesminister, da fällt mir ein, dass der ORF heute wieder angerufen hat – er wird sich auch bei Ihnen melden. Ich möchte mich zu Verkehrsthemen jetzt nicht so verbreitern wie Frau Abgeordnete Moser, aber es geht um die 100-km/h-Beschrän­kungen bergab am Wechsel. Wenn Sie wieder gefragt werden, würde ich darum ersu­chen, dass Sie die Unterstützung dieser Region wahrnehmen.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und möchte zum Abschluss Kollegen Hörl zu seinem Einsatz gratulieren. Ich glaube, dass er der maßgebliche Faktor dafür ist, dass diese Novellierung zustande gekommen ist. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hörl: Danke!)

14.21


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Loh­feyer zu Wort gemeldet. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.21.57

Abgeordnete Mag. Rosa Lohfeyer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Nach den Novellen von 2007 und 2009 ist die vorliegende Novelle eine weitere zum Seilbahngesetz. Es wird laufend an einem Bereich gearbeitet, der einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor in Österreich betrifft – der Wintertourismus wurde schon erwähnt, aber auch der Sommertourismus gehört dazu, und Seilbahnen sind eben ein wesentlicher Teil davon. Mehr als 70 Prozent der Winterurlauber und Winterurlaube­rinnen kommen zum Skifahren nach Österreich. Seilbahnen sind die Generaldienst­leister am Berg, sie bieten nicht nur den Auf- und Abtransport sondern auch zahlreiche Zusatzangebote.

Rund 3 000 Liftanlagen mit einem Gesamtjahresumsatz von 1,2 Milliarden € und einem jährlichen Investitionsvolumen von über 560 Millionen € für den Winter, wovon zirka 290 Millionen € für Sicherheit, Komfort und Modernisierung der Anlagen ausgegeben werden, die Beförderung von rund 630 Millionen Personen und zirka 14 000 Mitarbei­ter – das sind Zahlen, die verdeutlichen, wie wichtig Seilbahngesellschaften volkswirt­schaftlich für unsere Regionen sind.

Es wurde schon mehrfach erwähnt, dass mehr Sicherheit, mehr Arbeitnehmerschutz und Verwaltungsvereinfachung Teile der vorliegenden Novelle sind. Der Arbeitneh­merschutz wird in die Sicherheitsanalysen von Seilbahnanlagen aufgenommen, Kom­petenzen der zuständigen Behörden werden klargestellt und Verordnungen für Sicher­heitsanalysen gesetzlich geregelt. Neu sind auch Vorschriften bezüglich des Inhalts der Analysen sowie Anforderungen für jene, die die Sicherheitsberichte erstellen.

Die Gesetzesnovelle ist jedenfalls zu befürworten. Sämtliche neue Regelungen werden sowohl den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, aber auch den Betreibern und nicht zuletzt auch den Benützern und Benützerinnen und dem Tourismus als Ganzes zugutekommen. (Beifall bei der SPÖ.)

14.24


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzter Redner zu diesem Tagesord­nungspunkt ist Herr Abgeordneter Mag. Auer zu Wort gemeldet. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.24.15

Abgeordneter Mag. Josef Auer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Kollege Rädler, unser Biberschützer – ich sehe ihn nicht –, hat ja gemeint, dass schon alles gesagt sei. (Abg. Rädler: Hier bin ich!) – Hallo, grüß Gott!

Herr Kollege Rädler, ich glaube nicht, dass dem so ist. Ich empfinde den Parlamen­tarismus schon auch als eine Art Dialog, wenn auch immer nur einer spricht – manch­mal sprechen natürlich manche dazwischen –, aber letzten Endes soll es insofern ein


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 133

Dialog sein, als man sich gegenseitig zuhört, sich daraus seine Meinung bildet und dann Schritte setzt, die der Bevölkerung unter dem Strich zugutekommen.

Wenn ich mir die Worte des Kollegen Hörl, meines Tiroler – „Genossen“, hätte ich bald gesagt (ironische Heiterkeit bei ÖVP und BZÖ) –, meines Tiroler Kollegen betreffend Seilbahnwirtschaft zu Gemüte führe, muss ich sagen – Kollege Hörl hat ja gesagt, dass es sich hiebei um keinen großen Wurf handelt und dass man sehen wird, wohin diese Novellierung führt –: No na, das ist immer so. Aber wenn man sich die Anzahl der Pa­ragraphen, die geändert wurden, ansieht, gebe ich dir recht, Kollege Hörl, das waren nicht sehr viele, aber trotzdem haben sie Gehalt! Du gehst natürlich von anderen Vo­raussetzungen aus. Ich kenne dich als Tiroler Abgeordneten; was die Seilbahnwirt­schaft anlangt, machst du sicher nicht alles falsch, aber du machst auch beileibe nicht alles richtig. (Zwischenrufe der Abgeordneten Hörl und Rädler.)

Wenn ich die laufende Diskussion in Tirol verfolge, muss ich dir sagen, dass nicht nur ein ungebremster Tourismus und eine ungebremste Seilbahnwirtschaft wichtig für uns sind, sondern dass natürlich auch der Naturschutz sehr wichtig ist. Ich möchte dich bit­ten, dass du da ab und zu in dich gehst, ein bisschen in dich „hineinhörlst“  sozusa­gen – und dir überlegst, was für die Natur in Tirol und insgesamt in Österreich wichtig ist.

Ich darf replizieren: Es sind doch einige wesentliche Punkte, die bei dieser Novellie­rung anfallen. Es hat auch einen sozialpartnerschaftlichen Konsens gegeben, zu dem du ja beigetragen hast. Der Arbeitnehmerschutz wird verbessert, die Verfahren werden beschleunigt – das muss dich ja freuen und das freut auch uns. Dass der Arbeit­nehmerschutz verstärkt wird, freut uns sicher gleich stark wie dich. Dass die Ver­waltung vereinfacht wird, dass das Verkehrsministerium mehr zu sagen hat, ist sicher nicht schlecht. Wir wissen, wie in den Ländern oft gearbeitet wird, deshalb ist es wich­tig, dass wir das auf eine breite Basis stellen und dass es eine starke Hand vom Bund gibt. Das sage ich, obwohl auch ich starker Föderalist bin.

Ich möchte, dass unter dem Strich Folgendes übrig bleibt von dem, was ich gesagt ha­be – ich wiederhole nicht alles –: dass du in dich gehen sollst und in Tirol ein bisschen umdenkst. Vielleicht habe ich dich dazu bewegen können. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

14.27

14.27.20

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schlie­ße daher die Debatte.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 1006 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Heinzl, Dr. Ferdinand Maier, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatzantrag eingebracht.

Ich werde zunächst über den soeben erwähnten Zusatzantrag und dann über die Re­gierungsvorlage samt Titel und Eingang abstimmen lassen.

Die Abgeordneten Heinzl, Dr. Ferdinand Maier, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatzantrag eingebracht, der die Einführung neuer Ziffern 5 und 6 beinhaltet.

Ich ersuche jene Mitglieder des Hohen Hauses, die sich für diesen Zusatzantrag aus­sprechen, um ein bejahendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über die Regierungsvorlage samt Titel und Eingang in 1006 der Beilagen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist einstimmig angenommen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 134

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die auch in dritter Lesung für den vorliegenden Ge­setzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig. Der Gesetz­entwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

14.29.034. Punkt

Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (1054 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Organisation der Universi­täten und ihre Studien (Universitätsgesetz 2002 – UG) geändert wird (1079 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen nun zum 4. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


14.29.32

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Diese Änderung wird von manchen vielleicht auch als großer Wurf empfunden, wir sehen das eindeutig nicht so. Wir stellen fest, dass im Wissenschaftsministerium keine wirklich vorausschauende Planung stattfindet, was die Universitäten betrifft, sondern ein kleiner Fleckerlteppich von Maßnahmen entsteht, die letztlich aber auch nichts brin­gen.

Anstatt zum Beispiel die Entwicklung der Geburtsjahrgänge zu beobachten und in die Planung einzubeziehen, steht nun eine kleine Änderung an, die insgesamt drei Para­graphen umfasst. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es zurzeit darum geht, möglichst viele Studierende vom Studium abzuhalten, diese mit Knock-out-Prü­fungen zu übersäen und sie dann – und das ist vor allem die Linie der ÖVP unter Ap­plaus des BZÖ – noch mit Studiengebühren zu schröpfen. Das ist ein Weg, den wir Frei­heitliche nicht gehen wollen.

Wir wollen, dass unter dem Titel der sozialen Gerechtigkeit diese Knock-out-Prüfungen nicht stattfinden. Überall tönt es, dass möglichst alle Schichten an die Universität ge­hen müssen. Wenn man einmal durchgefallen ist und ein zweites Mal angetreten ist und durchfällt, bleibt jedoch nur noch der Weg an die Privatuniversität, um vielleicht noch ein Studium zu verfolgen. Nur um ein Beispiel zu nennen: In Krems betragen die Kosten für ein Semester Medizinstudium an der Privatuniversität 12 000 € – das ist al­so „sicher“ etwas für die sozial Schwachen in diesem Land, für die sich die Sozial­demokratie ja immer so gerne einsetzt! (Beifall bei der FPÖ.)

Uns kommt es so vor, dass nicht auf die Bedürfnisse der Studenten, sondern auf die Bedürfnisse der vorhandenen Plätze eingegangen wird. Das ist der falsche Weg. Wir wollen eigentlich die Studien öffnen. Wenn man dann auch noch hört, dass man eine möglichst hohe Akademikerquote haben möchte, muss man sagen, man macht genau das Gegenteil, indem man das Knock-out forciert. (Beifall bei der FPÖ.)

Nun im Detail: Es sind drei Gesetzesstellen, die geändert werden. Es erfolgt nun formal eine Anmeldung in einem entsprechenden Zeitraum. Dann soll es eine Studienbe­ratung geben – man sollte eher von einer Studienwahlberatung sprechen. Dann soll es eine sogenannte Eingangs- und Orientierungsphase, quasi eine Art dritten Studien­abschnitt, geben, an deren Ende eine Prüfung steht, die einmal, mit einem entspre­chenden Plan des Rektorats zweimal, wiederholt werden kann.

Uns fällt auf, dass das auch legistisch nicht ganz gut gelöst wurde. Man könnte mei­nen, husch, was den Inhalt betrifft, und ein Pfusch, was die Ausführung in legistischer


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 135

Hinsicht betrifft. Es gibt darin sehr viele Verordnungsermächtigungen. Es gibt eine Re­gelung darüber, wie die einzelnen Gesetzesstellen, zum Beispiel die Anmeldung bezie­hungsweise die Studieneingangs- und Orientierungsphase, in Kraft treten.

Aber dem § 63 Abs. 1 wird folgende Ziffer 6 angehängt: „für die erstmalige Zulassung zu einem Bachelor- und Diplomstudium, nach Maßgabe des Vorliegens einer Verord­nung der Bundesministerin oder des Bundesministers im Einvernehmen mit der Bun­desministerin oder dem Bundesminister für Unterricht, Kunst und Kultur den Nachweis, dass die Studienwerberin oder der Studienwerber vor dem Studium eine Studienbe­ratung in Anspruch genommen hat.“

Das heißt, die gesamte Regelung wird darauf gestützt, dass das Wissenschaftsminis­terium irgendwann einmal eine Verordnung erarbeitet, wie diese Studienberatung oder Studienwahlberatung aussehen soll. Dazu braucht es noch die Zustimmung bezie­hungsweise Anhörung des Unterrichtsministeriums. Es ist übrigens ein alter freiheitli­cher Vorschlag, diese beiden Ministerien zu einem Bildungsministerium zusammen­zulegen, damit würde man sich die Konversation darüber bereits ersparen. (Beifall bei der FPÖ.)

Und dann kommt diese Verordnung. Wann wird sie kommen? Wann sollen sich die Studenten darauf einstellen, dass das kommen wird? Das ist uns einfach zu unbe­stimmt. Wir haben sogar starke Zweifel, dass das im Stufenbau der Rechtsordnung so einfach geht.

Dann kommt noch das Letzte: Diese Studienberatung ist kostenneutral zur Studien­beratung, die bisher durchgeführt wurde. Derzeit haben ungefähr 25 Prozent der Stu­denten diese Beratung in Anspruch genommen. In Zukunft sollen es 100 Prozent sein, es soll mehr Qualität geboten werden – und das zu denselben Kosten. Das ist dieselbe Argumentation, mit der man uns die Abschaffung der Wehrpflicht durch Herrn Darabos schmackhaft gemacht hat. Wir glauben es nur nicht, denn jeder Österreicher weiß, dass mehr Zeit und mehr Leistung mehr Geld kosten. (Beifall bei der FPÖ.)

14.34


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Corto­lezis-Schlager. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.34.25

Abgeordnete Mag. Katharina Cortolezis-Schlager (ÖVP): Herr Vorsitzender! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! In der heute vorliegenden Novelle des Universitätsgesetzes 2002 setzen wir mit der Neuregelung der Studienein­gangs- und Orientierungsphase einen ganz wichtigen Schritt in Richtung mehr Qualität an unseren Universitäten. Alle, die dagegen sind, sind gegen mehr Qualität an unseren Universitäten, das sei ihnen gesagt. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Rosenkranz: Geh bitte!)

Entscheidend ist, dass wir den Universitäten mit diesen Regelungen ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem sie selbst qualitativ hochwertigere Rahmenbedingungen eta­blieren können und bessere Planbarkeit und bessere Vorbereitung auf die Studie­renden gleich von Studienbeginn an erreichen. Herr Kollege Rosenkranz, dagegen kann man nicht sein, außer man möchte das Chaos in manch überfüllten Studienrichtungen fortsetzen.

Lassen Sie mich an dieser Stelle drei Eckpunkte herausgreifen – Sie haben das ja auch schon erwähnt.

Erstens: die verpflichtende Voranmeldung. Was bewirkt sie? – Die verpflichtende Vor­anmeldung ermöglicht, dass die Universitäten frühzeitig wissen, wie viele Studierende sich für die jeweilige Studienrichtung interessieren. Das hat den Vorteil, dass nicht bis


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 136

Ende der gesamten Inskriptionszeit gewartet werden muss, sondern die Universitäten sich bereits im August auf das nächste Semester vorbereiten können und damit auch, wenn nötig, mehr Lehrveranstaltungen anbieten können.

Zweiter Punkt: die verpflichtende Studienberatung. Die Studienberatung gehört selbst­verständlich am stärksten in den Schulbereich. Deswegen kommt es zur Abstimmung dieser beiden Ressorts. Es wird ganz wichtig sein, sicherzustellen, dass die Schü­lerinnen und Schüler sich rechtzeitig ab der zehnten Schulstufe aufwärts darauf vor­bereiten, welche Studienrichtung sie wählen. Denn wir wissen heute, dass 60 Prozent der Studienanfänger nur 10 Prozent des Angebots nutzen. Wir wollen ja Schülerinnen und Schüler rechtzeitig gerade in Richtung der MINT-Fächer, aber auch jener Fächer, in denen wir mehr Nachfrage brauchen, motivieren, hinweisen und ihnen neue Mög­lichkeiten aufzeigen. Sie sollen die Studienrichtungen nicht nur aus dem familiären und sozialen Umfeld heraus reproduzieren, sondern aus der ganzen Bandbreite an Mög­lichkeiten, die die Universitäten und Fachhochschulen bieten, wählen. Dass das noch nicht im Herbst verpflichtend sein kann, sieht eben der Punkt der Verordnung vor. Das wäre zu früh, aber das Ziel, dass sich beide Ressortleiterinnen gesetzt haben, ist, die­ses Angebot mit dem darauffolgenden Studienjahr flächendeckend und verpflichtend einzuführen.

Dritter Punkt: Qualitative Aufnahmeverfahren in der Studieneingangsphase sehen vor, dass es zuerst einen Überblick gibt. Wir sehen in den Studienrichtungen, in denen es bereits solche Lehrveranstaltungen gibt, die einen Überblick über das kommende Stu­dium anbieten, dass viele Studierende überrascht sind, was auf sie zukommt. Durch die gemeinsame Studieneingangsphase können sie noch rechtzeitig umsatteln. Das heißt, die, die trotz sorgfältiger Beratung nicht das passende Studium gewählt haben, können sich möglichst ohne Verzug noch einmal umentscheiden.

Insgesamt schaffen wir mit dem Gesetz bessere Planbarkeit und Transparenz, aber auch die Sicherstellung, dass die Studierenden ihren Eignungen und Interessen ent­sprechend das richtige Studium wählen und dort dann Studienbedingungen vorfinden, die ihnen ein rasches Studienende ermöglichen.

Lassen Sie mich aber sagen, wie es weitergehen muss. Dieses Gesetz ist ein erster wichtiger Schritt in einer Reihe von Schritten, die noch zu setzen sind, die geplant sind. Erstens: Der nächste Schritt, der wichtig wird, ist eine bessere Kapazitätsplanung und ihre Kopplung mit der Universitätsfinanzierung. Das hat sich im Fachhochschulsektor bestens bewährt, wir brauchen vergleichbare Modelle auch für die Universitäten. Daran arbeitet die Frau Bundesministerin, daran arbeitet das Ressort mit hohem Druck und hoher Intensität.

Zweitens brauchen wir auch in den Kapazitätsfestlegungen Klarheit darüber, wie wir die Autonomie der Universitäten erhalten können, gleichzeitig aber eine gewisse Steu­erung erreichen können. Wir müssen unsere Universitäten in Richtung mehr Wettbe­werbsfähigkeit insgesamt begleiten.

Herr Kollege Rosenkranz, ich möchte Sie an dieser Stelle daran erinnern (Abg. Dr. Ro­senkranz: Bitte!), dass jedes Nachbarland Österreichs bereits Studieneingangspha­sen, Aufnahmeverfahren und Studienbeiträge hat. (Abg. Dr. Rosenkranz: Aber keine versteckten!) Also tun Sie nicht so, als wäre das in Österreich eine Ausnahme! Wir sind die Ausnahme, weil wir es nicht haben. In der gesamten EU sind wir das einzige Land. Das heißt, Österreich soll irgendwie den freien Hochschulzugang für ganz Europa sichern. Das, Herr Kollege Rosenkranz, geht leider nicht, auch wenn wir es uns wün­schen. (Beifall bei der ÖVP.) Wir können es uns nicht leisten, wir können es nicht fi­nanzieren. Daher gehen wir zu dem über, was ganz Europa macht. Schließen wir uns an! Mit dieser Novelle ist ein erster Schritt in diese Richtung getan, den brauchen wir.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 137

Ich möchte der Frau Bundesministerin ganz, ganz herzlich danken – für ihr Durch­haltevermögen, für ihr Engagement in diesem Zusammenhang, für den breiten Diskus­sionsprozess in dieser schwierigen Materie, den sie begonnen hat. Sie hat wirklich alle Zielgruppen einbezogen und intensiv diskutiert.

Ich glaube, dass der vorliegende Entwurf – und noch können Sie dem ja zustimmen – einen tragfähigen Kompromiss darstellt, mit dem wir gemeinsam sicherstellen können, dass Kapazitäten, Finanzierung, Studienplätze künftig auch entsprechend verankert werden und wir zu einer qualitativ besseren Ausgangssituation für unsere Studieren­den kommen.

Mein Dank bei dieser Novelle gilt auch den Beamtinnen und Beamten, die großartige Arbeit geleistet haben, uns in den Verhandlungen bis zum Schluss gut unterstützt ha­ben, immer wieder neue politische Kompromisse für uns legistisch formuliert haben. Ih­nen herzlichen Dank, dass es gelungen ist, dass wir das heute fristgerecht beschließen können.

Mein Dank gilt den Universitäten, die jetzt in wenigen Wochen eine hochqualitative Ar­beit leisten müssen, nämlich das, was wir heute wahrscheinlich beschließen oder vo­raussichtlich beschließen werden, auch tatsächlich so umzusetzen, dass unsere Stu­dierenden im kommenden Studienjahr entsprechend gute Bedingungen haben.

Ich freue mich, wenn die halbe oder viertel Million, die Kollege Van der Bellen in Wien bekommt, auch den Wiener Universitäten zugutekommt. Ich glaube, bei der Infrastruk­tur lässt sich noch ein bisschen sparen, um auch von dort her unseren Universitäten in Wien noch mehr Unterstützung zukommen zu lassen.

Vielen Dank in diesem Sinn, Frau Bundesministerin, den Beamten und den Universitä­ten, für das Entgegenkommen und die Unterstützung in der Umsetzung. (Beifall bei der ÖVP.)

14.41


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abgeord­neter Dr. Grünewald. 7 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.41.30

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzte Frau Bundesminister! Ich war immer – zumindest bis heute – in der Hoffnung und im Glauben, in der Bildungspolitik könnte man eine Art Koalition der Vernünftigen bilden, die etwas vorwärts bringt in Forschung und Lehre, wo man zusammen Sach­politik macht. Aufgrund der letzten Rede habe ich Grund genug, diesen Glauben zu verlieren oder zumindest anzuzweifeln.

Frau Cortolezis-Schlager, wenn Sie meinen, all jene, die nicht bedingungslos ÖVP-Ent­würfen zustimmen, würden der Republik schaden oder an ihren Grundfesten rütteln, so finde ich das schon ein starkes Stück; auch, wenn Sie das als „großen Wurf“ bezeich­nen.

Nehmen Sie zur Kenntnis – und sonst fragen Sie die Angehörigen der Universitäten und ihre leitenden Organe –: Universitäten, Pädagogische Hochschulen und Fachhoch­schulen stehen vor einer schwierigen Situation. Schlechte Betreuungsverhältnisse, viel­fach mangelnde Infrastruktur, niedrige Budgets gestatten kaum, einen großen Schritt in die Zukunft zu tun, gestatten kaum, den Anschluss zu finden an Studierendenzahlen im Vergleich zu OECD- und europäischen Durchschnittszahlen – Durchschnittszahlen! Statt klarer oder konkreter Rezepte oder Vorstellungen liefern Sie uns vage Verspre­chungen, statt zukunftsweisender Strategien kommen Gesetzestexte, die man mehr als hinterfragen muss.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 138

Ich komme zum ersten Punkt: Orientierungs- und Eingangsphasen, und zitiere, was die tun sollen: Die Eingangsphasen sollen einen Überblick über die wesentlichen Inhalte des jeweiligen Studiums und dessen weiteren Verlauf vermitteln und eine sachliche Ent­scheidungsgrundlage der Studienwahl schaffen.

Was steht jetzt aber weiter da? – In dieser Studieneingangsphase wird eine oder meh­rere Lehrveranstaltungen – man kann denken, was kommt – für mindestens ein halbes Semester angeboten. Und das ist ein Treppenwitz der Geschichte, wirklich wahr. Im Minimalstfall soll eine Lehrveranstaltung für ein halbes Semester Orientierung über das Studium und den weiteren Verlauf des Studiums schaffen. Das müssen Sie mir vorhüpfen! Das geht nicht! Das ist unmöglich! Universitäten werden aber gezwungen sein, weniger Lehrveranstaltungen zu liefern, vielleicht auch weniger Prüfungen, weil sie nicht über die nötigen Ressourcen verfügen.

Wir haben vorgeschlagen, verwandte Fächerbündel zusammenzutun und daraus eine Orientierungsphase zu schaffen, wo Studierende aus zwei, drei oder vier Fächern dann das am besten für sie Geeignete wählen können, nachdem sie die entsprechenden Prüfungen bestanden haben, und diese anrechenbar mitzunehmen. – Keine Rede da­von.

Eine Prüfung ist eine zäsurhafte Prüfung. Jene Universitäten, die die schlechtesten Ausstattungen haben, werden zwangsläufig, nicht aus weniger Moral oder aus Freude an sadistischen Praktiken, rausprüfen müssen. Sie wissen seit Jahrzehnten, welche Studien den größten Zulauf haben, wo Studierendenzahlen sich seit den Sechziger­jahren vervierfacht, die Betreuungsverhältnisse aber maximal verdoppelt haben. Sie haben jahre-, jahrzehntelang – nicht Sie, aber viele andere – zugeschaut und glauben nun, Qualität garantieren zu können, indem man die Zahl der Studierenden reduziert.

Das ist simpel, das ist so simpel und durchschaubar – traurig ist das Wenigste, was man dabei werden kann. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn Sie jetzt auf eine Prüfung abzielen – Universitäten machen vielleicht mehrere aus genannten Gründen –: Was fördern Sie, wenn Unterricht nur ein halbes Semester lang stattfinden muss? – Sie fördern das Kurzzeitgedächtnis. Ist das Ihre Bildungs­politik? Sie fördern, stur zu büffeln, auswendig zu lernen. Ist das das, was Sie sich wün­schen? – Wir wünschen uns das jedenfalls nicht.

Dann kommt noch die verpflichtende Studierendenberatung dazu. Sie sagen, dass die jetzt ohnehin nicht geht, weil Sie draufgekommen sind, dass es nicht so einfach ist, ge­hen aber in ein anderes Ressort oder andere Fachkompetenz hinein und schneiden die Schule an, für die Sie nicht verantwortlich sind. Das ist auch etwas einfach.

Es gehört eine Oberstufenreform her, gegen die sich aber wieder die ÖVP sperrt. Ich finde, dass HochschullehrerInnen bestimmter Fächer in den Unterricht der Oberstufe einbezogen werden sollen, wo sie über ihr Studium, die Studienbedingungen berichten; statt der dritten Schiwoche könnte man vielleicht eine Schnupperwoche an den Uni­versitäten machen oder die Bereichsarbeit der Matura nach Anhören von gewissen Vor­lesungen. Warum auch nicht? – Lehrer könnten diese Zeit, wenn HochschullehrerInnen unterrichten, nützen, vielleicht selbst einmal wieder einige Vorlesungen anzuhören und so weiter. (Beifall bei den Grünen.)

Aber wenn Sie sagen, diese Studierendenberatung soll kostenlos sein, wenn ein Vier­faches an Beratungszahlen bewerkstelligt werden soll, dann hört sich der Spaß über­haupt auf. Da kann ja jeder in sein Horoskop schauen und bekommt dann wahrschein­lich mehr Infos – nicht, dass Sie glauben, ich glaube an Horoskope, aber die Qualität wird in etwa die gleiche sein.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 139

Ich wünsche mir noch immer eine Koalition der Vernünftigen, aber wenn das als „gro­ßer Wurf“ bezeichnet wird, dann hindert mich das gewaltig daran. (Beifall bei den Grü­nen sowie des Abg. Dr. Rosenkranz.)

14.47


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.47.25

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Mit der vorliegenden Novelle kommen wir dem Ruf, der Aufforderung, dem Bedürfnis der Uni­versitäten nach Maßnahmen zur besseren Planbarkeit nach, in den von meinen Vor­rednern und Vorrednerinnen bereits angesprochenen drei Schritten.

Der erste Schritt ist, dass wir sehr viel unternehmen wollen, um die Beratung zu ver­bessern. Wir führen hier den ersten Schritt in Richtung verpflichtender Beratung vor Studienwahl ein, weil wir der Ansicht sind, dass es notwendig ist, junge Leute mit mehr Informationen und Unterstützung auszustatten, um die aus ihrer Sicht richtige Studien­wahlentscheidung treffen zu können.

Es ist richtig, da sind noch einige offene Fragen zu klären. Ich halte es für richtig, dass die Frau Wissenschaftsministerin gesagt hat, dass es keinen Sinn hat, das jetzt in aller Eile über das Knie zu brechen. Es geht darum – natürlich gemeinsam mit der Unter­richtsministerin; die Schule und die Bedeutung wurden schon angesprochen –, in die­ser Lebensphase den jungen Leuten schon Beratung zukommen zu lassen. Man wird noch gemeinsam überlegen, wie das sinnvoll angeboten und verordnet werden kann.

Aus meiner Sicht ist es natürlich wichtig, dass auch für die entsprechenden Ressour­cen gesorgt wird, weil das entsprechende Angebot sichergestellt sein muss, wenn man die jungen Leute verpflichtet, diese Beratung anzunehmen.

Die Schule ist ein wichtiges Feld, so wie es Kollege Grünewald bereits angesprochen hat, und man kann die Beratung in der Schule nicht den Lehrern allein überlassen. Da­bei haben die Hochschulen auch eine wichtige Funktion, nämlich offensiv mit Infor­mationen an die potenziellen Studienanfänger und -anfängerinnen heranzutreten, auch das Wissenschaftsministerium ist hier gefordert, entsprechende Informationen aufzu­bereiten und das breite Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten im tertiären Sektor auch so aufzubereiten, dass Schüler und Schülerinnen das entsprechend annehmen können.

Der zweite Schritt ist die Voranmeldephase, die wir als Versuch einführen, den Uni­versitäten ein bisschen früher die Möglichkeit zu geben, die Entwicklung der Nachfrage in bestimmten Studien abzuschätzen, um sich dann darauf einstellen zu können.

Der dritte Schritt sind einige Änderungen in der Studieneingangsphase, die dazu füh­ren sollen, die Studieneingangsphase verbindlicher gestalten zu können. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass weiterhin sichergestellt ist, dass jeder Studienanfänger/jede Studienanfängerin in Österreich auch künftig sein/ihr Wunschstudium beginnen kann. Demgemäß gibt es keine Aufnahmeverfahren, die dem Studium vorgelagert sind. Es gibt eine einsemestrige Studieneingangsphase, die weiterhin der erste Teil des Stu­diums bleibt. Die Prüfungen, die in der Studieneingangsphase absolviert werden, sind bereits erste Prüfungen, die für das Studium angerechnet werden. Das bleibt unver­ändert. Es ist das also keine Änderung, die Knock-out-Prüfungen einführt oder fördert.

Die Studieneingangsphase bleibt weiterhin unverändert, eine Phase, in der den Stu­dierenden Orientierung geboten werden soll, ein Überblick über – wie schon zitiert – Verlauf und Inhalt des Studiums.

Ich denke, dass ein Semester ausreichend Zeit ist, um Orientierung über die wesent­lichen Inhalte, die auf einen in einem Studium zukommen, zu erhalten.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 140

Sehr wichtig ist es mir auch, zu betonen, dass dieses Gesetz befristet ist. Es ist ver­bunden mit einer Evaluierung, sodass wir auf entsprechend aufbereitete Daten und Fakten zurückgreifen können, wenn wir letztlich hier im Parlament beschließen, wie diese Regelung fortgeführt oder verbessert werden soll. (Beifall bei der SPÖ.)

14.52


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundes­ministerin Dr. Karl zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


14.52.11

Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung Mag. Dr. Beatrix Karl: Sehr geehrter Herr Nationalratspräsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeord­nete! Wie Sie alle wissen, hat es in den letzten Jahren an unseren Universitäten aus ganz unterschiedlichen Gründen einen starken Zustrom an Studierenden gegeben; sei es, dass mehr Studierende gekommen sind, weil sie etwa in ihrem Heimatland dem Numerus clausus oder der Studienbeitragspflicht entfliehen wollten, sei es, dass Stu­dierende deshalb unsere Universitäten vermehrt in den Massenfächern aufsuchen, weil sie einfach zu schlecht oder zu wenig informiert sind über die große Bandbreite unse­res Studienangebotes.

Wir sehen, dass gerade in den Massenfächern die Situation immer untragbarer wird, schon jetzt untragbar ist. Diese Situation wird sich in Zukunft noch verschärfen durch den stärkeren Zustrom deutscher Studierender infolge der doppelten Abiturientenjahr­gänge und der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland.

Auf diese Situation müssen wir reagieren, auf diese Situation gilt es zu reagieren, und daher haben wir den diesbezüglichen Gesetzentwurf, der Ihnen heute vorliegt, vorbe­reitet. Es wird auf drei Eckpfeiler abgestellt, und keiner dieser Eckpfeiler dient dazu, wie es etwa von Abgeordnetem Rosenkranz angesprochen wurde, Studierende vom Studium fernzuhalten. Wir wollen den Studierenden vielmehr dabei helfen, rasch Klar­heit darüber zu bekommen, ob sie für ein bestimmtes Studium geeignet sind.

Aber lassen Sie mich auf die drei Eckpunkte dieses Gesetzentwurfes näher eingehen. Es ist im Gesetzentwurf eine verbindliche Voranmeldung bereits vor der Inskription vor­gesehen, um auch die Planbarkeit für die Universitäten zu erhöhen. Im Moment wissen die Universitäten erst zu einem sehr späten Zeitpunkt, wie viele Studierende sie tat­sächlich haben, durch diese verpflichtende Voranmeldung wissen sie aber bereits vor der Inskription, mit wie vielen Studierenden maximal zu rechnen ist.

Der zweite Eckpfeiler dieser Reform betrifft die auch bereits angesprochene ver­pflichtende Studienberatung. Die verpflichtende Studienberatung ist deshalb wichtig, weil wir sehen, dass rund 60 Prozent der Studienanfänger in nur 10 Prozent der Fä­cher gehen. Das heißt, wir müssen die angehenden Studierenden besser über die Stu­dienmöglichkeiten informieren. Wir haben, Gott sei Dank, ein großes, breites Angebot an Studienmöglichkeiten, aber darüber müssen wir noch besser informieren – deshalb eine verpflichtende Studienberatung.

Es wurde von Herrn Abgeordnetem Rosenkranz bereits angesprochen, dass vorgese­hen ist, dass es eine gemeinsame Verordnung von mir und der Unterrichtsministerin geben wird, um die näheren Details festzulegen. Ich kann Ihnen versichern, Herr Abge­ordneter, die Konversation zwischen Frau Unterrichtsministerin Schmied und mir funk­tioniert auch so sehr gut, wir brauchen keine Zusammenlegung der Ministerien, um ei­ne gute Konversationsbasis zu haben. Wir werden diese gute Konversationsbasis auch beim Verfassen dieser Verordnung haben.

Aber es geht darum, ein sehr gutes, flächendeckendes Angebot an Studienwahlbe­ratung zur Verfügung zu stellen – dafür brauchen wir natürlich noch Zeit, und es braucht dafür eine gut ausgearbeitete, gemeinsame Verordnung, weil ja auch die Schu­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 141

len gefragt sind, weil auch die Schulen eine wichtige Rolle einnehmen, wenn es um Studienwahlberatung geht. (Abg. Dr. Rosenkranz: Hat das die Lehrergewerkschaft auch schon mitbekommen?)

Der dritte Eckpfeiler dieser Reform ist die Studieneingangs- und Orientierungsphase, die nun umgestaltet wird. Diese neue Studieneingangs- und Orientierungsphase wird straffer gestaltet, sie soll ein Semester umfassen, und es werden die Prüfungswieder­holungen reduziert. Es gibt eine Wiederholungsmöglichkeit, wobei ausdrücklich vorge­sehen ist, dass es nicht nur eine einzige Prüfung in dieser Studieneingangsphase ge­ben darf, sondern es wird mehrere Prüfungen mit reduzierten Wiederholungsmöglich­keiten geben. Diese gestraffte Studieneingangsphase dient dazu, den Studierenden rasch Klarheit zu verschaffen, ob sie für dieses Studium geeignet sind oder nicht.

Herr Abgeordneter Rosenkranz, Sie haben gesagt, dass einem, wenn man die Stu­dieneingangsphase nicht positiv absolviert, nur mehr der Weg auf eine Privatuniversität bleibt. – So ist es nicht. Wenn man die Studieneingangsphase nicht schafft, dann kann man das gleiche Studium an einer anderen Universität belegen, man kann ein anderes Studium an einer öffentlichen Universität wählen. Also es gibt noch viele Möglichkeiten. Natürlich steht auch der Gang auf eine Privatuniversität offen, aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, die besteht, wenn man die Studieneingangsphase nicht positiv ab­solviert.

Aber, wie gesagt, es geht tatsächlich darum, den Studierenden rasch Klarheit zu ver­schaffen, ob sie für ein konkretes Studium geeignet sind, und eben auch darum, die Planbarkeit für die Universitäten zu verbessern.

Es stehen Leistung und Qualität im Vordergrund bei dieser neuen Studieneingangs­phase, wobei ich auch eines klar und deutlich sagen muss: Das ist ein erster wichtiger Schritt. Ich sage nicht, dass das jetzt der ultimative Schritt ist und dass wir mit diesem Gesetzentwurf alle Probleme an den Universitäten gelöst haben. Das würde ich mir nicht anmaßen bei diesem Entwurf. Es geht einfach darum, dass wir damit einen wich­tigen ersten Schritt in die richtige Richtung setzen.

Wir brauchen eine transparentere Regelung, als wir sie jetzt haben, und eine ehrlichere Regelung; eine ehrlichere Regelung gegenüber den Studierenden und gegenüber den Universitäten. Ich meine damit die Studienplatzfinanzierung, wo wir bereits mit den Ar­beiten begonnen haben. Durch die Studienplatzfinanzierung, basierend auf einer Kapa­zitätsfestlegung, soll es tatsächlich zu mehr Ehrlichkeit und Transparenz gegenüber den Studierenden und den Universitäten kommen.

Es wurde von Herrn Abgeordnetem Grünewald vollkommen richtig angesprochen: Ja, wir haben teilweise Qualitätsprobleme im Hinblick auf die Betreuungsverhältnisse. Des­halb möchte ich eine Studienplatzfinanzierung, die kapazitätsorientiert und qualitäts­orientiert ist. Qualitätsorientiert in dem Sinne, dass an internationale Betreuungsver­hältnisse angeknüpft wird. Qualität ist mir in diesem Zusammenhang ganz, ganz wich­tig. Da haben wir noch einiges zu tun, da läuft vieles noch nicht so, wie ich es mir für un­sere Universitäten wünschen würde.

Deswegen ist es wichtig, dass wir die Arbeiten an einem österreichischen Modell der Studienplatzfinanzierung zügig fortsetzen. Natürlich auch mit Diskussionen über die Ka­pazitätsfestlegung, das ist Teil einer Studienplatzfinanzierung. (Abg. Dr. Rosenkranz: Österreichische Modelle sind aber nicht gefragt!) – Natürlich brauchen wir ein öster­reichisches Modell. Ich gehe nicht davon aus, dass wir ein internationales Modell eins zu eins über unsere Universitäten drüberstülpen können. Wir müssen ein österreichi­sches Modell entwickeln, das unseren österreichischen Universitäten und ihren Beson­derheiten entspricht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 142

Insgesamt geht es darum, dass wir die Universitäten wettbewerbsfähig machen, und zwar wettbewerbsfähig mit den Besten. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir sehen, dass wir mit den Universitäten einen wichtigen Schritt in die Zukunft gehen, in eine gute Zukunft für unsere Universitäten. Dieses Gesetz ist ein erster Schritt in Richtung einer besseren Basis für die Zukunft unserer Universitäten und damit auch einer bes­seren Basis für die Zukunft dieses Landes. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

14.59


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen über den Punkt 4 der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung eines Dringlichen An­trages gemäß der Geschäftsordnung um 15 Uhr stattfinden kann.

14.59.34Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag (1427/A)(E)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen nun zur dringlichen Behandlung des Selbständigen Antrages 1427/A(E).

Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich dessen Verle­sung durch den Schriftführer.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Begründung

Euratom, auch als Europäische Atomgemeinschaft (EAG) bezeichnet wurde gleichzei­tig mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Ge­meinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) durch die Römischen Verträge vom 27.3.1957 (in Kraft seit dem 1.1.1958) begründet. Gemeinsam bilden die drei Verträge die Grundlage für die Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EG), heute Euro­päische Union (EU). Ziel von Euratom ist die Förderung der friedlichen Nutzung der Kernenergie und diesbezügliche Forschungen. Der Atomwirtschaft werden mit dem Euratom-Vertrag EU-weite Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Energieträgern eingeräumt. Nach dem EU-Vertrag ist "die Kernenergie eine unentbehrliche Hilfsquelle für die Entwicklung und Belebung der Wirtschaft und für den friedlichen Fortschritt".

Euratom finanziert die EU-Atomforschung und hat Milliarden von Euro als Kredite für die Errichtung oder Modernisierung von Atomkraftwerken vergeben. Für die Euratom-Programme sind im Zeitraum von 2007-2013 insgesamt 4,1 Milliarden Euro im EU-Budget reserviert. Dieser Budgetbeschluss wurde mit der Zustimmung der österrei­chischen Bundesregierung gefasst. In den vergangenen 30 Jahren hat die Atomfor­schung mehr als 60 Milliarden Euro von den Mitgliedsstaaten und EU-Institutionen erhalten. Österreich zahlt seit dem EU-Beitritt mit bei Euratom – 40 bis 50 Millionen Eu­ro pro Jahr.

Atomkraft ist nicht zukunftsfähig

Atomkraft ist lebensgefährlich, schützt das Klima nicht, ist unbezahlbar teuer und er­zeugt Atommüll ohne Ende, für den es weltweit kein einziges sicheres Endlager gibt. Das ist die durch Fakten belegte Realität.

Atomkraft ist nicht zukunftsfähig. Wer weiterhin Milliarden in die Atomenergie pumpen will verhindert damit den Ausbau von Ökoenergien, weil dafür kein Geld übrig bleibt. Die derzeitige Aufteilung der Forschungsmittel zwischen nuklearem und nicht-nu­klearem (v. a. erneuerbare Energien) Bereich ist eklatant einseitig zu Gunsten der


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 143

Atomkraft. Es ist an der Zeit, die ungerechtfertigte Förderung der Atomindustrie zu be­enden.

Bundesregierung nutzt ihre Möglichkeiten zur Reform des Vertrags nicht

Alle Bemühungen, den Euratom-Vertrag zu reformieren und damit die gefährliche För­derung der Atomindustrie mit öffentlichen Geldern zu beenden sind gescheitert und wurden von der Bundesregierung bestenfalls halbherzig betrieben. Österreich nimmt seit Jahren eine passive Position in der Euratom-Frage ein. Eine offensives Auftreten gegen die Finanzierung der milliardenschweren Programme zur Entwicklung neuer Nuklearreaktoren lässt die Bundesregierung vermissen. Die Möglichkeit eines Vetos bzw. einer Vetodrohung bei Entscheidungen im EU-Rat, die Einstimmigkeit erfordern (z. B. Aufstockung der Mittel für das Euratom-Forschungsprogramm) wurden von der Bundesregierung bisher nie genutzt.

Für den Verbleib Österreichs im Euratom-Vertrag gibt es keine Rechtfertigung

Österreich muss aus dem Euratom-Vertrag ausstiegen. Dazu gibt es jetzt keine Alter­native mehr. Ein Ausstieg aus dem Vertrag ist für Österreich rechtlich möglich, ohne aus der Europäischen Union auszusteigen (Vergl. Rechtsgutachten von Univ.-Prof.
Dr. Rotter 2004, Univ.-Prof. Dr. Michael Geistlinger 2005 und Univ.-Prof. Dr. Wegener, 2007).

Österreichischer Anti-Atomkonsens

In Österreich hat es immer einen breiten Anti-Atomkonsens gegeben. Derzeit läuft auf Initiative vieler engagierter BürgerInnen ein Volksbegehren, das eine Volksabstimmung über auf den Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag abzielt. Nachdem alle bis­herigen Reform-Bemühungen gescheitert sind und auch die österreichische Bundes­regierung ihre Reformmöglichkeiten ungenutzt lässt (zuletzt bei der Frage der Laufzeit­verlängerung der deutschen Atomkraftwerke), soll jetzt die Bevölkerung die Möglichkeit bekommen, diese Frage zu entscheiden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Dringlichen Antrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage betreffend den Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag vorzulegen und damit dem Na­tionalrat die Beschlussfassung einer Volksabstimmung gem. Art. 43 B-VG zu ermög­lichen.“

In formeller Hinsicht wird die dringliche Behandlung gemäß § 74a iVm § 93 Abs. 2GOG verlangt.

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich erteile Frau Abgeordneter Dr. Glawischnig-Pies­czek als Antragstellerin zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort.

Gemäß § 74a Abs. 5 der Geschäftsordnung darf die Redezeit 20 Minuten nicht über­schreiten. – Bitte.

 


15.00.09

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Herr Präsident! Ich denke, ich werde noch warten, bis ein Regierungsmitglied erscheint. (Unruhe im Saal. – Ruf bei der FPÖ: Am Präsidium sitzt ein zukünftiges ...!)

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 144

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Derzeit ist ein Regierungsmitglied anwesend, das ist die Frau Bundesministerin für Wissenschaft, und jetzt kommt noch ein zweites hinzu.

Bitte setzen Sie fort, Frau Kollegin.

 


Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (fortsetzend): Wir hätten gerne ein zu­ständiges Regierungsmitglied gehabt, aber ich sehe, der Herr Bundeskanzler ist einge­troffen. Das ist gut so, und der Herr Umweltminister ist mittlerweile auch eingetroffen. Gut, dass Sie sich für die Frage von Euratom interessieren. (Beifall bei den Grünen. – Ruf bei den Grünen: Im Unterschied zur SPÖ!) – Ja, wenig Anwesenheit bei der SPÖ, das muss man auch feststellen. (Abg. Riepl: Bei euch fehlen auch ein paar! Bei euch fehlen auch ein paar!)

Schade, denn diese Diskussion bewegt im Moment sehr viele Bürgerinnen und Bürger auf der Straße, die sich mit ganz wenig Ressourcen in ihrer Freizeit, in der Zeit, die sie normalerweise für Familie und sonstige Aktivitäten hätten, für ein politisches Anliegen engagieren, nämlich für ein Volksbegehren, das die Bundesregierung auffordert, einen Austritt aus Euratom vorzunehmen und eine Volksabstimmung über dieses Thema durchzuführen. Diesen Leuten möchte ich von dieser Stelle aus einmal ein Danke aus­sprechen, dass sie sich ehrenamtlich, neben ihrer Berufstätigkeit für diese Dinge en­gagieren. Das sind nämlich wichtige Fragen im Interesse der österreichischen Bevölke­rung. Danke sehr dafür! (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Die Europäische Union, die Europäische Atomgemeinschaft – wir werden uns das alles noch im Detail anschauen – ist ein sehr abstrakter Begriff. Woran wir alle uns noch sehr gut, sehr direkt und unmittelbar erinnern, ist der 26. April 1986. Der Tag, an dem das Atomkraftwerk Tschernobyl – damals in der Sowjetunion, in der heutigen Ukraine – im Rahmen eines sehr, sehr großen Unfalls de facto explodierte, gewaltige Mengen an Radioaktivität an die Umwelt abgegeben wurden und eine radioaktiv verseuchte Wolke quer durch ganz Europa enormen Schaden anrichtete, auch in Österreich, jährt sich jetzt zum fünfundzwanzigsten Mal.

Zu diesem Zeitpunkt fand in Wien gerade der 1.-Mai-Aufmarsch statt. Es hat geregnet. Radioaktiver Fallout hat vielen Menschen damals gesundheitlich extrem geschadet, und viele erinnern sich noch an die Verbote, nicht in die Sandkästen zu gehen, die Schuhe abzuklopfen, keine Waldfrüchte mehr zu ernten, et cetera. In Österreich hat das zu einem Umdenken geführt, und in ganz Europa hätte es das Ende der Atom­wirtschaft bedeutet, gäbe es nicht Euratom.

Euratom ist sicher die Lebensader einer Industrie, die so furchtbare Unfälle, bei denen so viele Menschen zu Tode gekommen sind, zu verantworten hat. Ohne Euratom gäbe es diese Weiterführung der Industrie nicht. (Abgeordnete der Grünen entrollen ein Transparent mit der Aufschrift: „RAUS AUS Euratom!“) Deswegen gibt es nur eine einzige Alternative, und die heißt für Österreich und für viele engagierte Menschen in ganz Europa: Austritt aus dieser Europäischen Atomgemeinschaft, raus aus Euratom und stattdessen Investitionen in erneuerbare Energieträger! (Beifall bei den Grünen so­wie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Diese Diskussion geht schon lange in Österreich und immer wieder mit demselben Tenor. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Man muss vielleicht jetzt noch einmal erwähnen und erklären, was Euratom eigentlich alles macht, woran sich Österreich damit auch be­teiligt, wie die Argumente gegenseitig aufgestellt sind und wie man die einmal klären kann.

Euratom ist im Wesentlichen eine Gemeinschaft, die sehr undemokratisch organisiert ist. Das Europäische Parlament hat nichts mitzureden. Es gibt zwei große Aktivitäten: auf der einen Seite zinsbegünstige Kredite für sehr große Projekte, also vor allem für neue Atomkraftwerke, und auf der anderen Seite gibt es das Forschungsprogramm, wobei Milliarden vor allem in die Entwicklung von Kernfusionsreaktoren gesteckt, aber


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 145

auch neue Atomreaktoren – die berühmte Generation IV – erforscht werden sollen. – Also eine Gemeinschaft, ein Verein, bei dem man mit der österreichischen Zielsetzung eines AKW-freien Mitteleuropas oder der Stärkung des Anteils der erneuerbaren Ener­gien eigentlich nicht unbedingt dabei sein sollte.

Seit dem Terrorangriff auf die Twin Towers in den USA ist eine neue Gefährdung dazu­gekommen, die immer wieder – vollkommen – ausgeblendet wird, nämlich dass kein einziges Atomkraftwerk Europas gegen einen gezielten Terrorangriff oder gegen einen Flugzeugabsturz gerüstet wäre. Das betrifft insbesondere Anlagen an den österreichi­schen Grenzen. Isar 1, zum Beispiel, in Deutschland, oder Mochovce mit seinem Se­kundär-Containment, dem berühmten Bubble Condenser – also ohne feste Schutz­hülle –, aber auch Dukovany – also alles Atomkraftwerke, die innerhalb der berühmten Todeszone rund um Österreich angelegt sind.

Diese Gefahr wird vollkommen ausgeblendet, als würde sie nicht existieren. Sie exis­tiert in keinem Sicherheitskonzept, in keiner politischen Diskussion. Im Gegenteil: Im Rahmen von Euratom wurden in den letzten 20 Jahren – nach Tschernobyl – 4 Milliar­den € an Krediten zur Verfügung gestellt, um die Atomenergie weiter auszubauen. Der große Nutznießer dieser Geldverschiebung war in erster Linie Frankreich mit über ei­ner Milliarde, aber auch Italien und Belgien – also die großen Atomländer– haben sehr von diesen Geldern profitiert, und Österreich hat seit dem Beitritt zur Europäischen Union da mitgezahlt. Es ist ungefähr eine halbe Milliarde €, die Österreich in diesem Bereich de facto zur Verfügung gestellt hat – aus österreichischen Steuergeldern.

Vor allem vonseiten der ÖVP kommt jetzt immer das Gegenargument, das sei doch alles nur für die Sicherheit und für die Entsorgung gedacht. Das ist allerdings falsch. Das Argument ist nicht wahr. Die Aufschlüsselung der EU-Kommission aus dem Jahr 1989 spricht eine sehr deutliche Sprache: Der Hauptteil der Euratom-Kredite wird für die Produktion von Strom verwendet.

Da geht es einfach um Atomstromproduktion und um nichts anderes. Sicherheit und Abfallentsorgung sind vorgeschobene Argumente. Das ist das letzte Feigenblättchen, an dem sich Österreich in dieser Frage noch festhält, um zu argumentieren, dass man hier weiter mit dabei ist.

In die berühmte Kernfusionsforschung fließt auch sehr viel Geld. Da wird die Heils­bringung versprochen, und die Heilsbringung wird immer weiter in die Zukunft ge­schoben. In 40 Jahren, in 50 Jahren, in 60 Jahren wird es endlich möglich sein, mit Kernfusion auch tatsächlich kommerziell Strom zu erzeugen. So lange wollen wir nicht warten. Wir glauben, dass diese Gelder bedeutend vernünftiger, intelligenter und bes­ser investiert wären im Bereich der erneuerbaren Energieträger. Hier brauchen wir sie ganz dringend, um unsere Abhängigkeit von Uran oder auch von Öl und Gas endlich zu verringern und letztendlich auch auslaufen zu lassen.

Interessant ist auch das österreichische Abstimmungsverhalten über all die Jahre. Ös­terreich argumentiert sehr gerne – und da ist vor allem der Umweltminister gemeint –, wir müssten hier mit dabei sein, weil wir dann mitreden könnten. Es lohnt sich, sich das einmal anzuschauen. An und für sich ist es ja kein falsches Argument: Wenn man wo dabei ist, kann man auch mitreden. (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)

Die Frage ist nur, ob Österreich jemals ernsthaft mitgeredet hat. Wenn man sich die ÖVP-Bilanz hier anschaut, wenn man sich die österreichischen Bemühungen im Rah­men der Euratom-Gemeinschaft von Anbeginn einmal vor Augen führt, so stellt man fest. Das ist leider eine sehr ernüchternde Bilanz!

Insbesondere die ÖVP hat da immer wieder eine sehr doppelbödige Rolle gespielt, weil natürlich alle konservativen Parteien Europas pro Atom ausgerichtet sind und es offen­sichtlich auch der österreichischen ÖVP beziehungsweise der ÖVP-Fraktion in Brüssel sehr schwerfällt, sich gegen diesen Mainstream zu stellen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 146

Im Jahr 2000 entschied sich die ÖVP zum Beispiel gegen erneuerbare Energieträger, weil – wie sie argumentierte –, das eine unzulässige staatliche Beihilfe sei, Wettbe­werbsvorteile, die man nicht argumentieren könne. Und es gab eine hauchdünne Mehr­heit gegen die Förderung erneuerbarer Energieträger und für Atomenergie. – Leider!

Ähnliches haben wir ein paar Jahre später. Auch hier stimmte die VP-Delegation im Europaparlament gegen eine Revision, gegen eine Reform des Euratom-Vertrages. – Interessant und erklärungsbedürftig, wie Sie dieses Mitreden denn begründen, wenn Sie sich hier auf der falschen Seite anstellen zum Mitreden.

Die Bildungsministerin Gehrer hat seinerzeit zu unserem großen Unbill immer wieder den Forschungsprogrammen zugestimmt. Da ging es um eine Verdreifachung der For­schungsgelder für die Atomindustrie in den Jahren 2007 bis 2013. Über 4 Milliarden € wurden zur Verfügung gestellt. Österreich hat da zugestimmt.

Es geht noch weiter: Ganz weiche Sicherheitsvorschläge von der Kommission, die de facto den Freibrief für Neubau und Laufzeitverlängerung bedeuteten, wurden von Österreich, von Umweltminister Berlakovich abgesegnet. – So, also mitreden wofür? Mit­reden warum, wenn man sich bei diesem Mitreden auf die falsche Seite stellt?

Auch das zweite Argument, wir müssten ohnehin weiterhin zahlen, ist falsch. Aber bei der Mitsprache muss man sich schon die Motive noch einmal genau ansehen. Green­peace hat gestern mit einer bemerkenswerten rechtlichen Studie auf einen Punkt hin­gewiesen, den wir bereits im Herbst gerne geklärt hätten, nämlich, welche Möglichkeit Österreich hat, im Rahmen des Euratom-Vertrages gegen die Laufzeitverlängerung in Deutschland vorzugehen. Da gibt es Möglichkeiten. Sie wollten diese Möglichkeiten nicht einmal prüfen.

Das Greenpeace-Gutachten geht davon aus, dass es eine Möglichkeit gegeben hätte, gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren anzuzetteln. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie es denn mit dem Mitreden ist. Warum werden diese Dinge nicht einmal geprüft? Was sich als Interpretation dann schon aufdrängt, ist, dass es hier In­teressen gibt, nämlich persönliche und wirtschaftliche Interessen.

Wolfgang Schüssel hat vor wenigen Monaten die Seiten gewechselt, und ich frage Sie heute, Herr Umweltminister: Hat dieser Seitenwechsel etwas mit Ihrer laschen Anti-Atompolitik zu tun? (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Seit April 2010 sitzt Wolfgang Schüssel im Aufsichtsrat des deutschen Energieriesen und Atomkonzerns RWE. Das war einer der Scharfmacher bei der Ausstiegsdiskus­sion, bei der Verlängerung der Laufzeiten. Sie betreiben Gundremmingen, Biblis, Ems­land, teilweise auch sehr alte Anlagen, und – was man dazusagen muss – diese Auf­sichtsratstätigkeit ist ja keine ehrenamtliche Arbeit. Es sind Jahresgagen von 200 000 bis 300 000 € zu erwarten. Ich betone: 200 000 bis 300 000 €!

Da muss man schon die Frage stellen, auf welcher Seite die ÖVP nun steht. Auf wel­cher Seite steht Wolfgang Schüssel? Aus meiner Sicht ist es absolut unvereinbar (Bei­fall bei den Grünen), und es grenzt an politische Korruption, im österreichischen Natio­nalrat über Energiepolitik, über Anti-Atompolitik abzustimmen und gleichzeitig im Auf­sichtsrat eines der größten Atomriesen Europas zu sitzen und persönlich von der Lauf­zeitverlängerung dieser deutschen AKWs zu profitieren.

Ich würde mich freuen, wenn Sie dazu einmal eine deutliche Stellungnahme abgeben könnten. Unsere Stellungnahme – und ich glaube, die von vielen Bürgerinnen und Bür­gern – ist sehr klar: Da muss sich Wolfgang Schüssel entscheiden: entweder Mandatar im Interesse der österreichischen Bevölkerung oder Aufsichtsrat im Interesse eines Atomriesen! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Die Ausbaupläne rund um Österreich sind mittlerweile besorgniserregend. Wir haben leider das Pech, dass seit dem Jahr 2000 – also seit den letzten zehn Jahren – sich das


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 147

Atomrisiko an Österreichs Grenzen vermutlich verdoppelt hat: Durch den fertiggestell­ten Ausbau in Temelίn, in Mochovce, die neuen Pläne in Oberitalien und der Schweiz, die Laufzeitverlängerung in Paks in Ungarn und das Desaster in Deutschland.

Es gibt eine verheerende Bilanz, was Entsorgungsmöglichkeiten betrifft, auch hier wie­der Deutschland: Um das Lager Asse gab es eine lange Diskussion, angeblich ist es sicher, angeblich ist es trocken, aber durch diesen Salzstock sind die Bäche durchge­flossen. – Also ein Scheitern auf vielen Ebenen, aber trotzdem gibt es Ausbaupläne, die ausschließlich damit begründet werden, dass es eine europäische Atomgemeinschaft gibt, die dies fördert, die dies unterstützt und die bei jedem einzelnen dieser Projekte auch eine sehr unrühmliche Rolle spielt.

Das letzte und neueste Argument ist, Klimaschutz als Deckmantel für Atomausbau­pläne zu missbrauchen, und es gibt immer wieder Vorstöße der Kommission in diese Richtung. Wir hätten uns von Österreich ein sehr viel lauteres, ein sehr viel stärkeres und auch ein sehr viel offensiveres Vorgehen bei all diesen Projekten gewünscht und erwartet.

Vor allem von Ihnen, Herr Umweltminister, aber auch von Ihnen, Herr Bundeskanzler, hat man wenig zu all diesen Ausbauplänen gehört. Sie haben sich sehr vornehm zu­rückgehalten, statt bereits im Vorfeld zu Projekten eindeutig und scharf Stellung zu be­ziehen, internationale Möglichkeiten – auf Verträgen gegründet – auszunutzen, und die Gesundheits- und Sicherheitsinteressen der österreichischen Bevölkerung auch wirk­lich ernsthaft anzugehen und ernsthaft zu vertreten. Atompolitik soll nicht an der öster­reichischen Grenze enden. Im Boulevard und an der österreichischen Bundesgrenze endet sehr oft die österreichische Anti-Atompolitik, und das ist sicher nicht das, was sich die Bevölkerung jetzt erwartet.

Interessanterweise waren sowohl SPÖ als auch ÖVP in vielen Landtagen bereit, das Volksbegehren zu unterstützen, den Inhalt zu beschließen. Wir haben Beschlüsse aus den Jahren 2007 und 2008 von allen neun österreichischen Landtagen. Stimmen der SPÖ, Stimmen der ÖVP, Stimmen der Grünen, Stimmen der FPÖ – in allen neun Land­tagen gibt es Beschlüsse, die die Bundesregierung auffordern, diesen Ausstieg auch vorzunehmen. Fast 200 Gemeinden haben das verlangt und gefordert. Und man fragt sich, was es sonst noch geben muss – außer einer so starken Bewegung in der Bevöl­kerung –, damit Sie in der Bundesregierung sich endlich einmal bewegen.

Ich denke, gerade vor dem Hintergrund, dass sich in vielen politischen Fragen Blo­ckadesituationen ergeben haben zwischen ÖVP und SPÖ, dass nichts weitergeht in vielen Bereichen, ist es wirklich eine große Verfehlung, auf ein so starkes Votum aus den Landtagen, aus den Gemeinden, von der Bevölkerung nicht zu reagieren, das nie­derzubügeln, zu ignorieren und zuletzt auch noch im Umweltausschuss nicht einmal den Mut zu besitzen, das abzulehnen, sondern es einfach zu vertagen und damit die Debatte zum Verschwinden zu bringen. Das ist nicht fair! Das ist vor allem gegenüber all diesen Menschen, die in diesem Bereich arbeiten und sich engagieren, nicht fair. Deswegen bringen wir heute diesen Dringlichen Antrag ein, um Ihnen nicht zu ermög­lichen, das zu verstecke


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 148

n.

Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich, alle haben das mit großem Engagement be­schlossen, und Ihr einziges Argument – in der ÖVP und in der SPÖ – ist mittlerweile ein juristisches, ein rechtliches. Sie sagen nämlich, das sei ja gar nicht möglich, das sei juristisch gar nicht möglich. Sie verweisen auf zwei Rechtsgutachten. Es gibt allerdings drei andere Rechtsgutachten, die sagen, es sei sehr wohl möglich.

Sie übersehen dabei eine ganz wesentliche Frage in der Europäischen Union. Viele Fragen sind keine reinen Rechtsfragen. Der Ausstieg aus einer Teilgemeinschaft der Europäischen Union wäre ein absolutes Novum. Und es würde eine unglaubliche Dy­namik im Bereich der energiepolitischen Diskussion auslösen, wenn ein Land wie Ös­terreich in Austrittsverhandlungen um den Euratom-Vertrag einträte.

Sie wollen es ja nicht einmal probieren. Sie wollen es nicht einmal versuchen, das an­zugehen, diese Verhandlungen aufzunehmen und auszusteigen. Sie verschanzen sich schon im Vorhinein hinter juristischen Argumenten und sagen, das sei gar nicht mög­lich. Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber aufzugeben, bevor man es versucht hat, ist die übliche Feigheit in der Anti-Atompolitik. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Wenn ein Bundeskanzler sogar bei einer Frage, die Einstimmigkeit im Rat vorsieht, mit Volksinitiativen arbeiten möchte, dann könnte er auch in einer umweltpolitischen Frage einmal den Mut haben, das anzugehen. Die Argumente des Umweltministers könnten krauser nicht sein. Er sagt, die gesamte Diskussion sei kontraproduktiv und die Teil­nahme an Euratom sei so wichtig; mitreden, mitzahlen müssten wir sowieso.

Diese Argumente können Sie sich heute sparen. All diese Argumente sind in der Öf­fentlichkeit entkräftet. Es ist offenkundig: Die Frage, ob weiterhin mitgezahlt werden muss oder nicht, wird im Rahmen der Ausstiegsverhandlungen geklärt werden. Sie könnten sich schon einmal darauf vorbereiten, wie Sie das machen würden, aber nicht schon von vornherein die Flinte ins Korn werfen und mit der üblichen Mutlosigkeit auf­geben, insbesondere in diesen wichtigen Fragen.

Wer gegen Atomenergie ist, wer gegen Atomstrom ist, wer gegen Atomkraftwerke ist, der muss auch für Ökostrom sein, für erneuerbare Energieträger. Und das ist das letzte Kapitel, das ich Ihnen beiden zum Vorwurf machen muss: In all den Fragen, die er­neuerbare Energieträger betreffen, muss um jeden Millimeter gestritten werden. Es gibt überhaupt keine Bewusstseinsbildung, dass genau diese Energieträger uns gerade in dieser Frage unangreifbar machen würden.

Wie schaut denn das aus: Eine Atombilanz im österreichischen Stromnetz von 10, 12 oder 15 Prozent – wahrscheinlich sogar noch höher – auf der einen Seite, und auf der anderen Seite wird die Anti-Atompolitik beschworen!? Oder: Konsequenter Ausbau der erneuerbaren Energieträger – bis zum heutigen Tag gibt es kein neues Ökostromge­setz. Säumigkeit! Ich betone: Bis zum heutigen Tag gibt es kein neues Ökostromge­setz. (Abg. Kopf: Es gibt ein gültiges!) – Es gibt ein gültiges, das ist vollkommen wir­kungslos, es ist ein Ökostromverhinderungsgesetz! Das wissen wir alle. (Beifall bei den Grünen.)

Wer gegen Atomenergie ist, muss ein neues Ökostromgesetz vorlegen, in dem auch ganz andere Zielsetzungen festgeschrieben sind als diese mickrigen Ausbaupläne, die die österreichische Wirtschaft in diesem Bereich auf Vorgartenzwergniveau halten und nicht groß machen. (Zwischenruf des Abg. Brosz.)

Ich wünsche jetzt mir von Ihnen, Herr Umweltminister, erstens einmal keine Ausflüchte mehr. (Zwischenruf des Abg. Jakob Auer.) Seien Sie nicht kontraproduktiv, sondern stellen Sie sich hinter all die Leute, die jetzt auf der Straße stehen, Unterschriften sam­meln, darauf hinweisen und auf dem Gemeindeamt oder Bezirksamt unterschreiben! Das ist eine sinnvolle Initiative, das sind kleine Umweltorganisationen, die keine Mil­liardenbeträge zur Verfügung haben, um Werbekampagnen zu schalten, wie Sie in den Ministerien, sondern die machen das alles ehrenamtlich, und die Zielsetzung, die sie verfolgen, ist es absolut wert, verfolgt zu werden.

Greifen Sie das auf! Hören Sie endlich auf mit dieser Mutlosigkeit! Das ist wohl das Allerschlimmste in der Anti-Atompolitik, immer schon von vornherein aufzugeben, von vornherein in die Opferrolle zu fallen, und zu sagen, wir könnten ohnehin nichts ma­chen. Überlegen Sie sich einmal wirklich, wie man diesen Ausstieg vorbereiten kann! Sie haben die volle Unterstützung der Grünen und vieler Bürgerinitiativen, die das seit


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 149

Jahren von Ihnen einfordern und auch das Recht haben, von Ihnen ernsthafte Arbeit und nicht Arbeitsverweigerung zur Schau gestellt zu bekommen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.19


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Abgabe einer Stellungnahme hat sich nun Herr Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich zu Wort gemeldet. Die Redezeit sollte 20 Mi­nuten nicht übersteigen. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


15.19.31

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Mei­ne sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Wir haben im Umweltausschuss schon des Öfteren das Thema Euratom besprochen. Die Argumente wiederholen sich. Es dreht sich im Kreise.

Jetzt ist ein Volksbegehren auf dem Tisch. Das ist legitim. Das ist auch richtig, wenn Initiativen wollen, dass ein Thema öffentlich diskutiert wird. Aber klar ist, dass das Volksbegehren nicht zum Ziel hat, gegen Kernenergie zu sein, sondern dass es eigent­lich zum Ziel hat, aus einem Vertrag auszusteigen, nämlich aus dem Euratom-Vertrag. (Abgeordnete von Grünen und BZÖ halten jeweils ein Transparent in die Höhe mit der Aufschrift: „Raus aus Euratom!“, wobei jenes bei der grünen Fraktion das Logo der Grünen trägt.) Und da ist auch ganz klar, dass wir uns alle einig sind, dass Sie hier mit Ihren Transparenten auch etwas beschwören, was sowohl in der Regierung als auch in den politischen Gruppierungen hier im Parlament – wenn Sie herkommen, sehen Sie es – nicht vorhanden ist. Denn: Österreich ist nicht für die Nutzung der Atomkraft, Österreich ist nicht für die Nutzung der Kernenergie! (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Das ist ein Parteiplakat! Da ist das Logo drauf!)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Meine Damen und Herren, ich darf Sie bitten, die Transparente wieder einzurollen. – Danke.

Herr Bundesminister, Sie sind am Wort. – Bitte.

 


Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (fortsetzend): Die Position der österreichischen Bundesre­gierung ist nicht eine Position der ÖVP gegen die SPÖ oder umgekehrt, sondern eine gemeinsame: Die Kernenergie ist keine Option für uns! Die Kernenergie ist keine nach­haltige Form der Energiegewinnung, weil völlig ungeklärt ist, wo der atomare Restmüll hinkommt und die Sicherheitsrisiken zu groß sind.

Die ÖVP agiert hier nicht doppelbödig, Frau Klubobfrau, das möchte ich Ihnen eindeu­tig sagen, denn auch die ÖVP hat eine ganz klare Position. Auch für uns ist die Kern­energie keine Option, nicht für Österreich und auch nicht für andere Regionen. Wir sprechen da mit einer Zunge. Weil Sie hier die Laufzeitverlängerung der deutschen AKWs angesprochen haben: Ich war der Erste, der dagegen protestiert hat (Abg. Dr. Gla­wischnig-Piesczek: Ja, ja!), gegen den Beschluss einer deutschen Bundesregierung, die unter einer Schwesternpartei steht, nämlich der deutschen Bundeskanzlerin.

Dabei habe ich erreicht, dass die deutsche Bundesregierung im Rahmen des bilate­ralen Nuklearinformationsabkommens Österreich Rede und Antwort steht, wie genau die Details des Beschlusses sind und welche Konsequenzen das hat. Ich war es, der im Ministerrat einen einstimmigen Beschluss erreicht hat, bei dem wir uns ganz klar als österreichische Bundesregierung dafür ausgesprochen haben, dass es maximale Transparenz (Abg. Dr. Pirklhuber: Wo ist die Transparenz?) seitens der deutschen Seite, maximale Sicherheit für die österreichische Bevölkerung und ein Aufrüsten der Atomkraftwerke im sicherheitstechnischen Sinn gibt und dass es, wenn das nicht geht –


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 150

zum Beispiel Isar 1 –, zum Abschalten des Reaktors kommt. Das ist eine ganz klare Po­sitionierung, dazu stehen wir eindeutig. (Beifall bei der ÖVP.) – Das ist der eine Punkt.

Wenn Sie jetzt sagen, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wäre an­zustrengen, dann sage ich Ihnen: Sie können davon ausgehen, dass wir alle rechtli­chen Fragen prüfen, nicht nur die Expertinnen/Experten meines Hauses, sondern auch die Expertinnen/Experten der Bundesregierung. Ich darf Sie nur daran erinnern, dass für ein Vertragsverletzungsverfahren, für eine Klage das Bundeskanzleramt zuständig ist und die Bundesregierung insgesamt.

Daher haben wir eine gemeinsame Position. Wir prüfen alle rechtlichen Möglichkeiten, auch im Zusammenhang mit der Laufzeitverlängerung, sei es auf europäischer Ebene, sei es auf nationaler Ebene, und da ist zum einen derzeit kein Rechtstitel vorhanden, zum anderen endet es ja nicht damit.

Wir bleiben in Kontakt mit den deutschen Behörden und fordern maximale Sicherheit ein. Das freut diese nicht, insbesondere auch nicht in Bayern, aber uns geht es um Si­cherheit für die österreichische Bevölkerung. Das Kraftwerk Isar 1 ist ein alter Reaktor, der muss sicherheitstechnisch hochgerüstet werden. Das ist ganz klar, weil er an der Isar liegt und weil dann, wenn etwas passiert, unter Umständen die radioaktiven Ge­wässer nach Österreich kommen. Daher haben wir ein elementares Interesse, da ma­ximalen Schutz einzufordern, und wir tun das auch. (Abg. Neubauer: ... stillgelegt wer­den!)

Auch bei den internationalen Verhandlungen – ich darf Sie erinnern –, bei der letzten Klimakonferenz in Cancún war es das Anliegen vieler Staaten der Welt, beim JI/CDM-Programm, also beim Programm, bei dem Klimaschutzaktivitäten unterstützt werden, die Kernenergie in das Förderprogramm aufzunehmen. Und Österreich war es, wir gemeinsam mit anderen EU-Staaten, die das verhindert haben. Es wurde erreicht als ein wichtiger Punkt in Cancún, dass die Kernenergie auch in Zukunft im Rahmen des JI/CDM-Programms nicht finanziell unterstützt wird. Es gibt immer wieder Bestrebun­gen. Sie können davon ausgehen, dass sich Österreich und insbesondere auch ich dort vehement dafür einsetzen, dass die Nutzung der Kernenergie nicht zunimmt.

Faktum ist aber, dass in der ganzen Welt und auch in Europa aufgrund des gestiege­nen Energiehungers die Nutzung der Kernenergie für viele Staaten einfach eine Option ist, auch wenn uns das nicht freut.

Daher fahren ja wir in Österreich und insbesondere ich eine andere Linie. Wir setzen verstärkt auf erneuerbare Energieträger. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ja, ja!) Wir sind eines der Vorreiterländer in der Europäischen Union mit über 30 Prozent Anteil er­neuerbarer Energie. Da sind die Deutschen nicht so weit und die meisten Staaten in der Europäischen Union auch nicht.

Mein Ziel ist ein energieautarkes Österreich, in dem wir Energie vollständig im eigenen Land erzeugen. Sie können mir glauben, dass es genug Leute gibt, die sagen: Na, fah­ren wir auch in Österreich mit der Option Kernenergie! Ich tue das nicht, und wir tun das nicht, und auch die ÖVP tut das nicht. Die erneuerbaren Energieträger sind ein großer Punkt. Wir erreichen unser Ziel der Energieautarkie nur dann, wenn wir Energie einsparen, Energie effizient verwenden und alle Möglichkeiten der erneuerbaren Ener­gie nutzen.

Aber jetzt zum Euratom-Vertrag. Ein Ausstieg aus Euratom, den Sie für Österreich hier propagieren, bedeutet nicht, dass es weniger Kernenergie in Europa oder in der Welt gibt. Also Sie erreichen nicht den Effekt, den Sie hier suggerieren! (Abg. Neu­bauer: Es geht ja nicht um ...! – Zwischenruf des Abg. Dr. Pirklhuber.) – Das ist der ers­te Punkt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 151

Der zweite Punkt ist die rechtliche Frage. Wir verschanzen uns nicht hinter der rechtli­chen Frage. Ich sage nur, dass es rechtlich vom Verfassungsdienst im Bundeskanz­leramt, vom Völkerrechtsbüro im Außenministerium geprüft wurde. Die sagen, ein soli­tärer Austritt aus einem Euratom-Vertrag geht nicht, weil man nur insgesamt aus der Europäischen Union austreten kann. (Abg. Neubauer: Blödsinn!) Und ich sage: Das ist eine Option, die für die ÖVP nicht in Frage kommt – und auch nicht für die Bundesre­gierung, ganz eindeutig! (Beifall bei der ÖVP.)

Es gibt keine EU-Mitgliedschaft à la carte, wo ich mir die Rosinen aussuche, so wie
das hier suggeriert wird. Entweder ich bin im gesamten Rechtsbestand dabei oder eben nicht. Das ist die rechtliche Frage.

Nun zur politische Frage. Und da, Frau Klubobfrau Glawischnig, dürfen Sie mir nicht et­was unterstellen, was so gar nicht stimmt, weil Sie hier Mutlosigkeit meinerseits sug­gerieren. Das hat nichts mit Mutlosigkeit zu tun, sondern mit Hausverstand und mit politischer Vernunft. (Zwischenruf des Abg. Ing. Hofer. – Abg. Dr. Pirklhuber: Ist das Ihr ökopolitisches Verständnis?) Ich sage: Auch aus politischen Gründen hat es keinen Sinn auszutreten! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich sage es bewusst offensiv, denn in meiner langjährigen politischen Erfahrung hat es einen Sinn, am Verhandlungstisch zu sitzen. Es ist besser, für Österreich etwas he­rauszuholen, als vor der Tür zu stehen, nicht mitreden zu können und Beschlüsse dann exekutieren zu müssen. Das betrifft den Agrarbereich, wo viele Bauern skeptisch wa­ren betreffend den EU-Beitritt, und so weiter. (Abg. Dr. Pirklhuber: Aber doch nicht für die Atompolitik!) Auch dort gilt gescheites Mitreden, Bedingungen gestalten und nicht draußen vor der Türe warten, so wie es zum Beispiel bei der Schweiz ist, die dann vie­le Dinge übernehmen muss.

Aber zurück zum Euratom-Vertrag. Ich halte es allemal für richtig, mitzureden, mitzube­stimmen, denn wissen Sie, was die Konsequenz ist? – Wenn Beschlüsse Euratom be­treffend gefasst werden und wir theoretisch nicht mit dabei wären, dann müsste unser Minister hinausgehen aus der Ministerratssitzung und darf als ein Mitglied der Euro­päischen Union auf der europäischen Ebene darüber gar nicht abstimmen. (Abg. Mag. Brunner: Was ist der Unterschied? – Zwischenruf des Abg. Dr. Pirklhuber.) Das ist für mich undenkbar, weil es für uns um hohe Sicherheitsstandards geht. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich darf auch hier erwähnen, dass unsere Arbeit auch eine erfolgreiche war im Rah­men von Euratom, im Rahmen der Mitsprache, die wir dort gehabt haben.

Ein Beispiel: Die vorzeitige Schließung von diversen Reaktoren alter Bauart, sowjeti­scher Bauart. Als neue Kandidaten zur Europäischen Union wollten, hat sich auch Ös­terreich dafür eingesetzt, dass unsichere Reaktoren geschlossen werden müssen. Bei­spiele: Kosloduj in Bulgarien – Schließung, Bohunice in der Slowakei – Schließung, Ig­nalina in Litauen – Schließung. Das war ein Effekt unserer Euratom-Mitgliedschaft!

Der zweite Punkt betrifft die hohen Standards. Seit dem EU-Beitritt Österreichs wurden fünf Richtlinien geändert, die einen höheren Gesundheitsschutz nach sich gezogen ha­ben, was das Strahlenschutzniveau anbelangt. Wir haben erstmals europaweit einheit­liche Grenzwerte für das Strahlenschutzniveau. (Zwischenruf der Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek.) Für Patienten, für Arbeitnehmer, für Unternehmer hat es das vorher nicht gegeben. Das ist ein Ergebnis der Arbeit bei Euratom!

Der dritte Punkt: Wir haben im Jahre 2009 eine Richtlinie über die nukleare Sicherheit beschlossen. Das hat Österreich massiv eingefordert und da hat Österreich auch aktiv mitgestaltet. Es ist jetzt so, dass alle Mitgliedstaaten eine nationale Aufsichtsbehörde einrichten müssen, und die muss, wenn Kernkraftwerke im jeweiligen Staat genehmigt werden, einen einheitlichen Regulierungsrahmen vorgeben, zum Beispiel ein absolut


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 152

nachvollziehbares Genehmigungsverfahren. Das betrifft die Slowaken, die Tschechen, die Deutschen, die Spanier, die Italiener – jeden! Es würde auch uns betreffen, wenn wir auf Kernkraft setzen würden, was wir nicht tun, aber die müssen jetzt ein nachvoll­ziehbares Genehmigungsverfahren machen. Sie müssen genug kompetentes Personal aufstellen. Die Bevölkerung muss informiert werden. Es muss regelmäßig Berichte an die Europäische Kommission geben, und diese Aufsichtsbehörde wird alle zehn Jahre überprüft. Grundprinzip: Sicherheit zuerst! Und das hat Österreich mitgestaltet und mit erreicht! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich komme noch zu zwei Punkten. Die gemeinsame Forschungsstelle der Europäi­schen Kommission darf sich bei der Kernenergieforschung nur mehr auf Sicherheits­aspekte beziehen. (Abg. Mag. Brunner: Genau!) Auch das hat Österreich erreicht und gefordert! Österreich hat damals im Jahr 2006 – weil Sie auch immer wieder das mit dem Veto erwähnen – mit Veto gedroht. Das war vor meiner Zeit, das waren meine Vorgänger, weil sie gesagt haben: Wir wollen, dass sich die Kernenergieforschung nur mehr auf die Sicherheitsaspekte bezieht! Und das haben wir im Rahmen von Euratom erreicht.

Abschließend komme ich noch zum Sicherheitskontrollsystem. Es wird das Kernmate­rial einer eingehenden Kontrolle auf der europäischen Ebene unterzogen. Das bedeu­tet, jedes Gramm Uran, jedes Gramm Plutonium wird registriert, wird kontrolliert und kann daher nicht abgezweigt werden oder, was weiß ich, für irgendwelche Attentate verwendet werden (Abg. Dr. Pirklhuber: Brauchen wir eh nicht!), was ja im Sinne der Sicherheit absolut notwendig ist.

Daraus wird klar, dass wir einen Austritt aus Euratom nicht als politische Option sehen und es keinen Sinn dafür gibt, sondern im Gegenteil: Mitreden ist wichtig! (Beifall bei der ÖVP.)

Es zeigt sich auch, dass wir dort nicht passiv sind. Das war ja auch schon während der EU-Ratspräsidentschaft 2006 so, als Österreich gegen den Entwurf des 7. Forschungs­rahmenprogramms gestimmt hat. Das Programm wurde daraufhin überarbeitet, und seither wurde die gemeinsame Forschungsstelle darauf beschränkt, dass nur mehr Si­cherheitsforschung betrieben wird. Österreich hat sich hier immer aktiv eingebracht.

Auch der kolportierte Mitgliedsbeitrag, den wir uns ersparen würden, ist nicht schla­gend, denn es gibt ein EU-Gesamtbudget. Sie wissen ganz genau, es gibt kein aufge­dröseltes Budget, wo wir einen Mitgliedsbeitrag zu Euratom bezahlen. Das ist nicht der Fall. Und es ist auch nicht so, dass da der Neubau von Kernkraftwerken gefördert wird. (Zwischenruf des Abg. Neubauer.) Das ist in gar keiner Weise der Fall, sondern im Gegenteil: Es wird in die Sicherheit investiert. Und das ist ein Punkt, der für uns ganz wichtig ist!

Noch einmal: Das Mitreden ist wichtig!

Abschließend: Was wir wollen – und das ist auch meine Sicht –, das ist, dass wir für die österreichische Bevölkerung maximale Sicherheit garantieren. Das können wir am Verhandlungstisch erreichen. Wir haben schon einiges da bewegt, und wir wollen das auch in Zukunft machen. Wenn Österreich nicht bei Euratom dabei wäre, dann wäre eine atomkritische Stimme weniger dabei, und das wäre schade, weil wir damit den Meinungsbildungsprozess in Europa nicht vorantreiben könnten. Daher: Mit dabei sein, mitentscheiden und mitreden und maximale Sicherheit für Österreich herausholen! – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

15.31


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Mag. Brunner kommt nun zu Wort. Es sind 10 Minuten Redezeit für alle Redner, die nun zu Wort kommen. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 153

15.31.36

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanz­ler! Herr Landwirtschaftsminister! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuse­her! Herr Landwirtschaftsminister, ich gebe Ihnen in einem Punkt recht: Die ganze Dis­kussion wiederholt sich. Ihre Allgemeinsätze wiederholen sich, die Diskussionen im Um­weltausschuss wiederholen sich und eines wiederholt sich besonders oft: Ihre perma­nenten Vertagungen.

Es gibt von den Oppositionsparteien mehrere Anträge zum Austritt Österreichs aus Euratom und die Regierungsparteien haben es nicht für wert befunden, diese Anträge hier ins Haus zu bringen und sie öffentlich zu thematisieren. Da bedarf es heute eines Sonderinstruments der Grünen, damit wir das hier einmal aufs Tapet bringen. Die Re­gierungsparteien würden diese Diskussion verhindern.

Ich habe ein Transparent mitgebracht, das wir von den Initiatoren des Volksbegehrens geschickt bekommen haben. (Die Rednerin entrollt ein Transparent mit der Aufschrift: „Volksbegehren: Raus aus Euratom!“ – Beifall bei den Grünen. – Oi-Rufe bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Rädler.)

Dieses Transparent ist weit gereist: durch ganz Österreich, auf 100 Gipfeln, in allen Bundesländern, in vielen Gemeinden und es hat es bis hierher ins Parlament bis zu Ihnen geschafft. Nur, wenn es nach Ihnen gegangen wäre, wäre die Reise hier zu En­de gewesen, weil Sie die Diskussion mit diesen Menschen verweigert haben. Ich finde, das ist eigentlich das Bedenklichste an dieser ganzen Diskussion, dieser Umgang mit Menschen, denen Atompolitik, Anti-Atompolitik – und das sind, glaube ich, sehr, sehr viele in Österreich – ein wichtiges Anliegen ist. Nicht einmal mit diesen Menschen über ihr Anliegen zu reden, das finde ich demokratiepolitisch sehr bedenklich. Das ist ein Affront gegenüber diesen Menschen, die sich in ihrer Freizeit sehr engagieren und sehr viel Initiative, Zeit und oft auch Geld in die Hand nehmen, um Atompolitik wieder aufs Tapet zu bringen.

Ebenfalls bedenklich ist – das kommt auch von ÖVP-Seite und das liegt jetzt in den Gemeinden auf –, dass es von Ihrer Innenministerin ein Schreiben an die Gemeinden gibt, sie sollen dieses Volksbegehren nicht bewerben. (Abg. Dr. Pirklhuber: Unglaub­lich!) Jetzt ist es ohnehin schon schwer für Menschen, sich hier zu engagieren, und dann kommt noch ein Schreiben von den Regierungsparteien, das ihnen wieder Steine in den Weg legt. Also das ist kein Umgang mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Diesen Vorwurf müssen Sie sich hier gefallen lassen. (Beifall bei den Grünen. – Zwi­schenruf des Abg. Großruck.)

In Österreich gibt es einen breiten Anti-Atomkonsens und Österreich ist Mitglied in ei­nem Vertrag, der folgende Zielsetzung hat: Da steht in der Präambel, dass die „Kern­energie eine unentbehrliche Hilfsquelle für die Entwicklung und Belebung der Wirt­schaft“ darstellt und dass man „entschlossen“ ist, „die Voraussetzungen für die Ent­wicklung einer mächtigen Kernindustrie zu schaffen“.

Das ist genau das, worum es in Euratom geht, eine mächtige Kernindustrie zu schaf­fen und nicht um Sicherheit, Forschung oder was auch immer. Diese Sachen kommen zwar vor, aber de facto geht es darum, die Kernindustrie zu stützen.

Das Ziel, auch irgendwie Versorgungssicherheit zu erreichen, die Müllproblematik in den Griff zu bekommen – all das ist gescheitert und Euratom hat deswegen auch jede Berechtigung verloren.

Es gab ja auch den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Dieser Vertrag ist nach 50 Jahren ausgelaufen, weil es eben keine zukunfts­fähige Technologie mehr ist, es sind keine Energiequellen, auf die man weiter in Euro­pa setzen soll. Bei Euratom wird es trotzdem gemacht. Euratom ist alles andere als zu­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 154

kunftsfähig. Atomenergie ist ein Sicherheitsrisiko. Die Endlagerproblematik ist in keiner Weise gelöst und auch die Versorgungssicherheit kann durch diese Technologie nicht garantiert werden.

Wir haben von Ihnen jetzt allgemeine Plattitüden gehört und wieder nichts Konkretes. Ein Austritt ist sehr wohl möglich. Da gibt es mittlerweile verschiedene Rechtsgutach­ten. Sie zitieren immer eines, ein angebliches Gutachten, das wir auch im Umweltaus­schuss in der letzten Woche diskutiert haben, das Sie uns aber nicht zur Verfügung stellen. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich. – Abg. Dr. Gla­wischnig-Piesczek: Das kriegen wir noch!) Das wundert mich, weil immerhin sind Sie auch Auftraggeber dieses Gutachtens. (Abg. Dr. Pirklhuber: Wie der Schelm denkt, so ist er auch!)

Ich habe da ein Schreiben aus dem Bundeskanzleramt vom Verfassungsdienst, der das Wort „Gutachten“ schon einmal unter Anführungsstriche setzt, weil es sich bei dem angesprochenen Gutachten lediglich um eine interne Erledigung des Verfassungs­dienstes handelt, die gemeinsam mit dem Völkerrechtsbüro des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten im Auftrag des Bundesministe­riums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft erstellt wurde.

Und es wundert mich jetzt schon sehr, Herr Landwirtschaftsminister, wenn Sie uns im Umweltausschuss sagen, Sie können uns dieses Gutachten nicht geben, weil Sie es nicht zur Verfügung haben. Sie selbst sind aber der Auftraggeber dieses Gutachtens. – Also wer, bitte, kann ein Gutachten zur Verfügung stellen, wenn nicht der Auftraggeber?

Ich verlange von Ihnen, dass Sie dieses Gutachten allen Parlamentsparteien zur Verfü­gung stellen, es auch zu veröffentlichen, damit sich die Bevölkerung tatsächlich ein Bild machen kann, was hier los ist und auf welche „Gutachten“ – wie gesagt: unter Anfüh­rungszeichen – Sie Ihre Verneinung des Euratom-Austritts stützen. (Beifall bei den Grü­nen.)

Mitreden war ein wichtiges Stichwort bei Ihnen. Mitreden wobei? Oder mitreden in welcher Form? – Es ist vorhin schon erwähnt worden, wie Österreich hier mitgeredet hat. Österreich hat einer Verdreifachung des Forschungsbudgets zugestimmt. Es freut mich, dass jetzt auch RWE-Aufsichtsrat Wolfgang Schüssel einmal bei einer Atomdis­kussion hier im Haus ist. Sie haben nämlich in Ihrer Funktion als Bundeskanzler zuge­stimmt, dass die Atomtechnologie als Low-Carbon-Technology eingestuft wird.

Das ist nämlich genau der Punkt, mit dem wir bis heute zu kämpfen haben, den Sie auch angesprochen haben, Herr Landwirtschaftsminister. (Abg. Amon: Umweltminis­ter, bitte!) Die Atomenergie, die Atomindustrie sucht ein Schlupfloch in die Klimatech­nologie, möchte als Klimaschutzpolitik anerkannt werden. Das haben wir unter ande­rem Wolfgang Schüssel zu verdanken, der sich dafür eingesetzt hat, dass sie als Low-Carbon-Technology anerkannt wird. Ihren Ausgleich haben Sie offensichtlich erhalten, indem Sie jetzt bei RWE sind. (Abg. Dr. Bartenstein: Hallo! Hallo! Hallo!) Wir kämpfen bis heute damit, dass die Atomkraft aus dem Klimaschutz rauskommt.

Ebenfalls wurde schon angesprochen – auch für Sie, Herr Minister –, dass der Auftritt in Euratom nicht so rühmlich war. Sie haben einer Sicherheitsrichtlinie zugestimmt, die ihren Namen nicht verdient. Da wird der Bevölkerung suggeriert, dass es einheitliche Sicherheitsstandards in der EU für Atomkraft gäbe. De facto ist sie völlig harmlos und wird von der Atomindustrie eher als Werbeinstrument verwendet.

Auch die Mitteilungspflicht, also die Laufzeitverlängerungen in Deutschland haben Sie ja selbst angesprochen. Greenpeace hat eine Studie herausgebracht, aus der genau hervorgeht, dass für Deutschland eine Mitteilungspflicht an die Euratom-Mitglieder be­standen hätte. Sie haben das nicht genutzt, um auch entsprechend dagegen aufzutre­ten. Auch hier wieder: Mitreden ist von österreichischer Seite, von der österreichischen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 155

Bundesregierung nicht wirklich erfolgt und deswegen sehe ich überhaupt keinen Grund, warum wir weiter in diesem Atomfördervertrag drinnen bleiben sollen.

Transparenz haben Sie angesprochen, Herr Minister. Transparenz ist wichtig. Nur, wie gesagt, das Gutachten stellen Sie uns nicht zur Verfügung. Ich habe auch diese Wo­che erst einen Brief aus Ihrem Ministerium bekommen, dass Sie die Umweltsprecher der Parteien nicht in die Gespräche mit Deutschland mit einbeziehen wollen. Das finde ich auch sehr bedenklich.

Zur Frage des Weiterzahlens: Wie gesagt, das ist Verhandlungssache. Wenn Sie schon vorher aufgeben wollen, dann geben Sie auf! Die Briten haben sich einen Rabatt aus­gehandelt. Wenn wir austreten – und das können wir, wir können austreten, wir hätten ja nicht einmal eintreten müssen –, dann können wir, wenn wir möchten, sehr wohl ver­handeln, dass wir weniger Beitrittsbetrag bezahlen.

Die Feststellung, das werde ohnehin alles nur für Sicherheit und Forschung verwendet, ist ein Märchen. Maximal 2 Prozent der Euratom-Mittel werden für die Untersuchung von Entsorgungen geleistet.

Ich sehe es eigentlich überhaupt nicht ein, warum öffentliche Gelder herangezogen werden sollen, um die Probleme der Atomindustrie zu finanzieren. Die Atomindustrie macht fette Gewinne, ihre Aufsichtsräte machen fette Gewinne. Ich sehe nicht ein, wa­rum die öffentliche Hand für deren Probleme aufkommen soll. Da muss das Verur­sacherprinzip gelten, auch wenn dann der eine oder der andere Aufsichtsrat ein biss­chen weniger Gewinn hat. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Grillitsch: Sehr zögerlicher Applaus!)

Sie haben gesagt, für viele Länder ist Kernenergie halt eine Option. Aber das wäre ge­nau die Aufgabe für Österreich! Sie loben uns jetzt für unseren Anteil erneuerbarer Energie, der seit Jahren stagniert, weil hier völlige Blockade, Tiefschlaf herrscht. Wenn wir es vormachen und auf erneuerbarer Energie setzen, die 40 bis 50 Millionen €, die wir jetzt ... (Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich: Die erneuerbare Energie nimmt ja zu! Was sagen Sie denn?!) – Ja bitte, das ist doch mickrig! (Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich: Die nimmt ja zu! ... in Europa! Was sagen Sie denn?!)

Seit dem Jahr 2006 haben wir ein „Ökostrom-Blockade-Gesetz“. Alle europäischen Länder haben ein besseres Ökostromgesetz als Österreich. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich.) Sie werden sich nicht gegenüber der Öko­strombranche in Österreich trauen zu behaupten, dass wir ein super Förderregime ha­ben. Das schaue ich mir an, Herr Minister! (Beifall bei den Grünen. – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Da könnten Sie etwas vorlegen und andere Länder dabei unterstützen. Sie hätten schon längst nicht nur Allianzen suchen können (Ruf: Bulgarien!), sondern müssen, um den Atomausstieg auf europäischer Ebene zu verhindern. Das haben Sie nicht ge­tan. Deswegen soll jetzt das Volk entscheiden, dass wir da endlich herausgehen.

Und ich bin unbedingt der Meinung, Österreich braucht ein eigenständiges, starkes und engagiertes Umweltministerium. (Beifall bei den Grünen.)

15.42


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bayr. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


15.42.15

Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Bundes­minister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich denke, dass die Sorgen der Bevölkerung auf jeden Fall ernst genommen werden müssten. Das ist gar keine Frage. Und die Sorgen vor Kernkraftwerken sind berechtigt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 156

Ich kann mich noch sehr gut an diesen 26. April 1986 erinnern. Wolfgang Katzian und ich waren gemeinsam am Jugendgewerkschaftstag der GPA. Zwei Tage später hat meine schriftliche Matura begonnen, zwei Tage später habe ich meinen 18. Geburtstag gehabt. (Demonstrativer Beifall des Abg. Mag. Donnerbauer.) Viele junge Leute haben sich damals gefragt, ob es angesichts des zu erwartenden radioaktiven Fallouts und angesichts dessen, dass damals noch nicht klar war, was wirklich passieren wird, überhaupt noch Sinn macht, Matura zu machen. (Abg. Scheibner: Aber nur in Ihren Kreisen hat man so gedacht! Bei uns hat man das nicht getan!) Wie gesagt, die Sorgen sind berechtigt.

Der Konsens zur Anti-Atompolitik, der in Österreich herrscht, ist selbstredend. Er ist nicht nur ein Konsens, der irgendwie kühle Asche ist – so glaube ich. Es ist ein Kon­sens, an dem auch wirklich gearbeitet wird. Erst gestern in der Klubsitzung der SPÖ hat der Herr Bundeskanzler darüber berichtet – weil das bei uns immer wieder auch Thema ist –, wie es immer schwieriger wird, im Bereich der Europäischen Union in die­ser Frage der Anti-Atompolitik Verbündete zu finden, zu schauen, dass auch wirklich etwas weitergeht, und das Thema weiterhin aufs Tapet, auf die Tagesordnung zu brin­gen.

Ich denke, viele von Ihnen, die in dieser Frage engagiert sind, werden ähnliche Erfah­rungen haben wie ich. Ich diskutiere immer und immer und immer wieder zum Beispiel mit französischen Kolleginnen und Kollegen – vollkommen egal, welcher Fraktionen – über die Frage, ob denn Atomkraft nicht wirklich eine nachhaltige Energie sei. – Nein, ist sie natürlich nicht!

Ich diskutiere immer wieder mit Kolleginnen und Kollegen der meisten Nachbarländer über die Frage, dass es doch eine tolle Chance ist, um in Zeiten des Klimawandels, der Klimaerwärmung eine andere Technologie zu forcieren. – Nein, ist es sicherlich nicht!

Ich habe unlängst erst mit polnischen Abgeordneten darüber geredet, die wirklich all ihre Hoffnung in die Zukunft der Atomkraft legen und glauben, dass es ein ganz einfach gangbarer Weg sei und ihnen die billige und sichere Energie nur so in den Schoß fallen würde. – Nein, wird sie nicht!

Wir sind uns darüber einig, dass Atomkraftwerke keine zukunftsfähige Technologie sind, dass das keine nachhaltige Energie ist. Wir wissen, sie ist teuer, sie ist ausge­sprochen teuer. Wenn man es auf die Lebenszeit der atomaren Abfälle rechnet, gibt es wahrscheinlich überhaupt keine teurere Energie als Atomenergie. Sie ist gefährlich, und die Endlagerung ist nach wie vor ungeklärt.

Zur Frage der Austrittsoptionen aus Euratom wissen wir, dass es solche und solche Gutachten gibt. Es gibt Gutachten, die rechtlich der Meinung sind, es ist möglich, aus Euratom alleine auszutreten. Es gibt eine Mehrzahl von Gutachten, die der Meinung sind, dass es nicht möglich ist auszutreten. Diese Mehrheit der Gutachten stützt sich unter anderem darauf, dass sie sagt, dass die Europäische Union eine administrative Einheit mit einem einheitlichen institutionellen Rahmen und einem gemeinsamen Bud­get, einem zentralen Budget ist.

Es ist einerseits nicht möglich zu sagen: Dieser Teil unseres Geldes, den wir an die EU zahlen, ist für Euratom, so wie wir auch nicht sagen können, dieser Teil ist für Landwirt­schaft, ist für Regionalpolitik oder für was auch immer. Mir würde einiges einfallen, wovon ich sage: Okay, für diesen Bereich zahlen wir lieber nicht in die Europäische Union, der passt uns politisch eigentlich nicht! – Nur, das ist eben nicht möglich.

Wenn es manchen Parteien – und das unterstelle ich hier schon – in Wirklichkeit da­rum geht, aus der EU generell auszutreten – wie zum Beispiel Ihrer Partei, Herr Ho­fer! –, dann vereinnahmen Sie nicht ein Volksbegehren! (Abg. Ing. Hofer: So wie die SPÖ Burgenland!) Vereinnahmen Sie nicht diese Leute, die berechtigt Sorgen haben,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 157

und tun Sie nicht so, als ob es Ihnen nur darum ginge, aus Euratom auszutreten! Ihnen geht es darum, dass Sie aus der EU austreten wollen. (Abg. Kickl: Gehört die SPÖ Burgenland noch zu euch? Gehören die noch dazu?) Aus Euratom rauszukommen geht halt nur, indem man aus der gesamten EU austritt. Das ist das, was Sie in Wirk­lichkeit wollen. Aber die Leute zu vereinnahmen, die jetzt für eine Sache laufen, die sie für richtig und wichtig finden, halte ich für politisch eigentlich ziemlich schäbig. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Abgesehen von der pragmatischen Frage, ob es denn nun möglich ist, theoretisch auszutreten oder nicht, was ich aus den angeführten Gründen nicht glaube – gesetzt den Fall, es wäre möglich –, stellt sich trotz allem noch die Frage: Ist es politisch sinn­voll auszutreten? Macht es Sinn, weiterhin Beiträge zu zahlen und nicht mehr mitreden zu können? Macht es Sinn, mit unseren Steuergeldern, mit unseren Geldern Dinge zu bezahlen, über die wir überhaupt keine Mitsprachemöglichkeit mehr haben?

Da sage ich, das macht ganz sicherlich keinen Sinn. Das ist politisch wenig intelligent. Es ist richtig, wir sind ganz offensichtlich in der Europäischen Union in unserer Haltung zur Atomenergie auf ziemlich alleinigem Posten. Wir sind ziemlich alleinige Rufer in der Wüste, die Verbündeten werden weniger und weniger. Die Konsequenz daraus zu ziehen und zu sagen: Na gut, dann gehe ich, dann ziehe ich mich zurück und mache gar nichts mehr und stecke den Kopf in den Sand!, ist wahrscheinlich nicht unbedingt eine intelligente Position.

Diese Position teile ich unter anderem mit Greenpeace, das ganz klar sagt: Na gut, wenn man sich anschaut, wo man real auf europäischer Ebene etwas gegen Atom­projekte, die wir nicht wollen, tun kann, dann ist das halt leider einmal nur Euratom! Es ist allemal besser, sagt Greenpeace, drinnen zu bleiben (Abg. Mag. Brunner: ... Green­peace nicht ...!) – lies einfach nach, was Niklas Schinerl von Greenpeace sagt! – und im Euratom zu versuchen, irgendwelche Projekte, die superteuer und nicht zukunfts­fähig sind, mit unserer Stimme zu verhindern, als weiterzuzahlen, auszusteigen und einfach zuzuschauen, wie es passiert. Das ist keine aktive Anti-Atompolitik, ganz im Ge­genteil.

An die Adresse der Oppositionspartei gerichtet – ich weiß das, ich war selbst einmal Teil einer Oppositionspartei –: Man ist als Oppositionspartei mit seinen Standpunkten nicht immer mehrheitsfähig, und man kann sich nicht immer durchsetzen. Aber die Frage ist: Welche Konsequenz ziehe ich daraus? Verlasse ich das Parlament? Sage ich, okay, ich bin nicht mehr Teil dieser Republik, nur weil ich mich nicht durchsetze? – Das ist wahrscheinlich nicht die richtige Herangehensweise. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Worum es uns gehen muss, ist eine Neufassung dieses Euratom-Vertrages. Das sagt sich so leicht. Auch wenn wir das anstreben: Es ist nicht einfach, weil es einen Kon­sens, eine Mehrheit dafür braucht, diesen Vertrag neu aufzusetzen. Selbst wenn es uns gelingt, diese Mehrheit zu finden und ihn neu aufzusetzen, wäre es noch lange nicht ge­sagt, dass das, was wir wollen, wirklich umzusetzen ist.

Was wir wollen, ist klar: Wir wollen einen Ausbau des Schutzzwecks und eine Elimi­nierung dieses Förderungszwecks. Wir wollen reale Wettbewerbsmöglichkeiten und Wettbewerbsgleichheit für Atomstrom, der momentan hoch, hoch Vorteile gegenüber anderen, zum Beispiel erneuerbaren Energien genießt. Wir wollen, dass das Europäi­sche Parlament die Möglichkeit hat, im Rahmen von Euratom auch mitzubestimmen. Wir wollen es auf demokratischere Füße stellen.

Momentan gibt es keine Mehrheit für eine solche Politik. Aber das Gute daran, dass wir in Euratom sind, ist – so denke ich –, dass wir, wenn auch der Trend ganz ins Gegen­teil von dem, was ich jetzt gesagt habe, was wir in Österreich wollen, geht, zumindest


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 158

aufgrund des Einstimmigkeitsprinzips die Möglichkeit haben, den Backlash, genau das Gegenteil zu verhindern. Ich denke, das alleine ist ein Grund mehr, wirklich drinnen zu bleiben.

Wir wissen, dass der Großteil des Euratom-Budgets in vier Bereiche geht: einerseits in die Forschung, in die Grundlagenforschung – diese ist problematisch –, andererseits in die Verbesserung der nuklearen Sicherheit, zum Dritten in finanzielle Hilfen bei Stillle­gungen von Kernkraftwerken und zum Vierten in Sicherheitskontrollen.

Ich denke, der zweite, dritte und vierte Punkt sind unbestritten sinnvoll. Es soll uns da­rum gehen, die finanziellen Ressourcen vom ersten Punkt, von der Grundlagenfor­schung weg und hin zu den anderen drei Punkten zu bewegen, wo es um Sicherheit geht. Momentan ist es leider nicht nur die Frage der Sicherheit. Momentan ist leider auch wirklich die Forschung dabei. Um da Bewegung hineinzubringen, um da Mittel umzuschichten, werden wir versuchen müssen, uns zu artikulieren. Und das wird nur gehen, wenn wir drinnen sind.

Ich meine, die österreichische Position sollte die sein – und ist es wahrscheinlich viel­fach auch –, dass wir darauf beharren, dass es nur ein einziges sinnvolles Atom­kraftwerk gibt: Das ist die Sonne. Sie hat einen genügend großen Sicherheitsabstand zur Erde. Da kann nicht allzu viel passieren, zumindest mittelfristig nicht. Diese Sonne als riesengroßes Nuklearkraftwerk zu nutzen, ist – so glaube ich – die Herausforderung der Zukunft.

Noch eine Anmerkung zur Frage der Laufzeitverlängerungen in Deutschland: Da hoffe ich wirklich sehr auf die SPD und auch auf die Grünen in Deutschland, dass diese we­sentlich zeitnäher in der Lage sein werden, diese Laufzeitverlängerungen, die die zer­bröselnde schwarz-gelbe Bundesregierung beschlossen hat, zu Fall zu bringen. Die Frage der Nichteinbindung des Bundesrates in eine Gesetzgebung, die die Länder in Deutschland sehr wohl betrifft, scheint eine wirklich verfassungsmäßig sehr kritisierba­re zu sein. Ich hoffe, dass unsere Freundinnen und Freunde in Deutschland da dem­nächst auch wirklich erfolgreich sein und die Laufzeitverlängerungen der deutschen AKWs kippen werden. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)

15.51


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Bar­tenstein. 7 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


15.52.08

Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nicht immer bin ich mit Frau Kollegin Bayr einer Meinung. Aber in Sachen Atompolitik bin ich es heute in weiten Maßen – nicht was rot-grüne Zukunftshoffnungen in Deutsch­land anbelangt, denn, Frau Kollegin, ich selbst habe Rot-Grün in Deutschland in der Erstversion erlebt (Zwischenruf der Abg. Bayr), und da war Österreich oft genug gegen sehr, sehr konkrete Pro-Atompositionen von Schröder und Fischer unterwegs. Das ha­be ich noch in guter Erinnerung.

Aber wie gesagt: In vielem haben Sie recht, das heißt in der Erkenntnis, dass Öster­reich – und das ist anders als noch vor fünf oder zehn Jahren, meine sehr verehrten Damen und Herren – ziemlich allein auf weiter Flur steht, mit so einer Anti-Atompolitik isoliert ist. Sie sprachen davon, man solle nicht den Kopf in den Sand stecken wie der berühmte Vogel Strauß. – In all dem haben Sie absolut recht.

Daraus gilt es jetzt die richtigen Schlüsse zu ziehen und zu fragen: Ist das jetzt die Grundlag