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Plenarsitzung
des Nationalrates


Stenographisches Protokoll

 

32. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Dienstag, 26., Mittwoch, 27., Donnerstag, 28., und Freitag, 29. Mai 2020

 

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Großer Redoutensaal

 


Stenographisches Protokoll

32. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode

Dienstag, 26., Mittwoch, 27., Donnerstag, 28., und Freitag, 29. Mai 2020

Dauer der Sitzung

                                               Dienstag, 26. Mai 2020: 9.06 – 23.22 Uhr

                                               Mittwoch, 27. Mai 2020: 9.05 – 20.06 Uhr

                                        Donnerstag, 28. Mai 2020: 9.05 – 19.22 Uhr

                                                  Freitag, 29. Mai 2020: 8.34 –   9.17 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz, das Arbeits­marktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das Bauar­beiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz, das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abferti­gungsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Beamten-Dienstrechtsge­setz 1979, das Gehaltsgesetz 1956 und das Umweltförderungsgesetz geändert werden (Budgetbegleitgesetz 2020)

2. Punkt: Bericht über den Antrag 537/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994 und das Schaumweinsteuergesetz 1995 geändert werden (19. COVID-19-Gesetz)

3. Punkt: Bericht über den Antrag 538/A der Abgeordneten August Wöginger, Sigrid Maurer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bun­desgesetz über die Bilanzbuchhaltungsberufe geändert wird (21. COVID-19-Gesetz)

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem die Bundesabgabenordnung, das Finanzstrafgesetz, das Bundesgesetz über die personellen Maßnahmen aufgrund der Modernisierung der Steuer- und Zollverwaltung, das Bundesgesetz über die Prüfung lohnabhängiger Abga­ben und Beiträge, das Bundesgesetz über die Schaffung eines Amtes für Betrugsbe­kämpfung, das Alkoholsteuergesetz, das Amtshilfe-Durchführungsgesetz, das Boden­schätzungsgesetz 1970, das Digitalsteuergesetz 2020, das Einkommensteuerge­setz 1988, das Finanzprokuraturgesetz, das Gebührengesetz 1957, das Glücksspielge­setz, das Kommunalsteuergesetz 1993, das Kontenregister- und Konteneinschauge­setz, das Kraftfahrzeugsteuergesetz, das Normverbrauchsabgabegesetz, das Punzie­rungsgesetz 2000, das Zollrechts-Durchführungsgesetz, das Allgemeine Sozialversi­cherungsgesetz, das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungsgesetz und das Lohn- und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 2

Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz geändert werden (2. Finanz-Organisationsreform­gesetz – 2. FORG)

5. Punkt: Bericht über den Antrag 452/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppel­bauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparenz im Budget

6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2020 bis 2023 erlas­sen wird – BFRG 2020-2023

7. Punkt: Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2020 (Bundesfinanzgesetz 2020 – BFG 2020) samt Anlagen

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen ....................................................................................  30, 306, 506, 703

Geschäftsbehandlung

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 GOG              31, 306, 506

Wortmeldung des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried betreffend Anwesenheit des Bundeskanzlers Sebastian Kurz zu Beginn der Dringlichen Anfrage .................................................... 144

Unterbrechung der Sitzung ......................................  305, 435, 436, 505, 508, 701, 702

Wortmeldungen betreffend angekündigten Abänderungsantrag beziehungsweise Anwesenheit des Bundesministers für Finanzen:

Mag. Jörg Leichtfried .......................................................  433, 435, 437, 506, 509, 510

Dr. Nikolaus Scherak, MA ......................................................................................... 434

Erwin Angerer ...................................................................................  434, 437, 508, 510

August Wöginger ..............................................................................  434, 435, 507, 509

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA ......................................................................  436, 508

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 509

Antrag des Abgeordneten Erwin Angerer im Sinne des § 18 Abs. 3 GOG auf Anwesenheit des Bundesministers für Finanzen – Ablehnung .......................................................  434, 437

Wortmeldung der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch betreffend eine der Würde des Hauses entsprechende Wortwahl ............................................................................................. 583

Antrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kol­legen, den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (55 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2020 (Bundesfinanzgesetz 2020 – BFG 2020) samt Anlagen (183 d.B.), gemäß § 53 Abs. 6 Z 2 GOG an den Budgetausschuss rückzuverweisen – Ablehnung           57, 698

Antrag der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen, den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (56 und Zu 56 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2020 bis 2023 erlassen wird – BFRG 2020-2023 (182 d.B.), an den Budgetausschuss rückzuverweisen – Ablehnung ..............................................  698, 698


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Antrag des Abgeordneten Kai Jan Krainer auf Vertagung der dritten Lesung über den Entwurf des Bundesfinanzgesetzes 2020 samt Anlagen in 183 d.B. gemäß § 74 Abs. 1 GOG sowie auf Durchführung einer Debatte gemäß § 59 Abs. 2 GOG – Zurückziehung .................................  700, 701

Ersuchen des Abgeordneten August Wöginger um Sitzungsunterbrechung .......... 701

Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung nach Abhaltung einer Stehpräsidiale:

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 701

August Wöginger ....................................................................................................... 701

Mitteilung der Präsidentin Doris Bures über weitere Vorgehensweise betreffend Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7 ................................................................................................ 702

Antrag der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 74 Abs. 2 GOG auf Behebung von Widersprü­chen, die sich bei der Beschlussfassung in zweiter Lesung über Tagesordnungs­punkt 7 ergeben haben – Annahme ....  703, 708

Antrag der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES gemäß § 74 Abs. 3 GOG auf Durchführung einer Debatte über den Antrag auf Behebung von Wider­sprüchen – Annahme      703, 703

RednerInnen:

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 704

Mag. Andreas Hanger ................................................................................................ 704

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................... 705

Sigrid Maurer, BA ....................................................................................................... 706

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ............................................................................ 707

Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls die­ser Sitzung durch Präsident Mag. Wolfgang Sobotka ........................................................................... 715

Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls ................................ 716

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ................................................................................................... 506

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 30

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an den Bun­deskanzler betreffend „Es braucht echte Hilfe statt leerer Versprechen – das Ver­sagen der Kurz-Regierung bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen und sozialen Krisen-Folgen“ (2064/J) .......................................... 137

Begründung: Mag. Jörg Leichtfried ........................................................................... 144

Bundeskanzler Sebastian Kurz ................................................................................ 147

Debatte:

Peter Wurm (tatsächliche Berichtigung) ..................................................................... 153

Alois Stöger, diplômé (tatsächliche Berichtigung) .................................................... 153

Mag. Gerald Loacker (tatsächliche Berichtigung) ...................................................... 153

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................... 154


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August Wöginger ....................................................................................................... 155

Michael Schnedlitz ..................................................................................................... 158

Sigrid Maurer, BA ....................................................................................................... 161

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 163

Ing. Reinhold Einwallner ........................................................................................... 165

Peter Haubner ............................................................................................................. 169

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................... 170

Ralph Schallmeiner .................................................................................................... 174

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 175

Eva Maria Holzleitner, BSc ........................................................................................ 177

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................... 181

Wolfgang Zanger ........................................................................................................ 183

Dr. Elisabeth Götze .................................................................................................... 184

Henrike Brandstötter ................................................................................................. 185

Maximilian Lercher ..................................................................................................... 187

Dipl.-Ing. Georg Strasser ........................................................................................... 188

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................... 189

Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................... 191

Dr. Helmut Brandstätter ............................................................................................. 192

Michael Bernhard ....................................................................................................... 194

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................... 195

Entschließungsantrag der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Amnestie für ,Corona-Sünder‘“ – Ablehnung ....................................................  160, 196

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Amnestiegesetz im Zusammenhang mit der zum Teil frag­würdigen bzw. unverhältnismäßigen Vollziehung der COVID-19 Gesetzgebung“ – Ablehnung ..................................  166, 196

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit der allgemeinen COVID-19-Maskenpflicht in Österreich“ – Ablehnung  172, 196

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sofortige Rettung österreichischer Arbeitsplätze und KMUs“ – Ablehnung .....  179, 196

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (71 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz, das Arbeitsmarkt­politik-Finanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das Bauar­beiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz, das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfer­tigungsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Beamten-Dienst­rechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956 und das Umweltförderungsgesetz ge­ändert werden (Budgetbegleitgesetz 2020) (175 d.B.) .......................................................................... 33

2. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 537/A der Abgeordne­ten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994 und das Schaumweinsteuergesetz 1995 geändert wer­den (19. COVID-19-Gesetz) (184 d.B.)      3


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3. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 538/A der Abgeord­neten August Wöginger, Sigrid Maurer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Bilanzbuchhaltungsberufe geändert wird (21. COVID-19-Gesetz) (185 d.B.)      33

4. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (110 d.B.): Bundesgesetz, mit dem die Bundesabgabenordnung, das Finanzstrafgesetz, das Bundesgesetz über die personellen Maßnahmen aufgrund der Modernisierung der Steuer- und Zollverwaltung, das Bundesgesetz über die Prüfung lohnabhängiger Abgaben und Beiträge, das Bundesgesetz über die Schaffung eines Amtes für Betrugsbekämpfung, das Alkoholsteuergesetz, das Amtshilfe-Durchführungsge­setz, das Bodenschätzungsgesetz 1970, das Digitalsteuergesetz 2020, das Ein­kommensteuergesetz 1988, das Finanzprokuraturgesetz, das Gebührenge­setz 1957, das Glücksspielgesetz, das Kommunalsteuergesetz 1993, das Konten­register- und Konteneinschaugesetz, das Kraftfahrzeugsteuergesetz, das Norm­verbrauchsabgabegesetz, das Punzierungsgesetz 2000, das Zollrechts-Durchfüh­rungsgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Bauarbeiter-Ur­laubs- und Abfertigungsgesetz und das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsge­setz geändert werden (2. Finanz-Organisationsreformgesetz – 2. FORG) (173 d.B.)                                                     33

5. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 452/A(E) der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Trans­parenz im Budget (174 d.B.)    33

RednerInnen:

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc .................................................................................. 34

August Wöginger ......................................................................................................... 36

MMag. DDr. Hubert Fuchs ........................................................................................... 38

Sigrid Maurer, BA ......................................................................................................... 40

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES .............................................................................. 42

Bundesminister Mag. Gernot Blümel, MBA .............................................................. 45

Gabriel Obernosterer ................................................................................................... 47

Kai Jan Krainer ............................................................................................................. 48

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ....................................................................................... 50

Dr. Dagmar Belakowitsch ............................................................................................ 51

Karlheinz Kopf .............................................................................................................. 53

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ...................................................................................... 54

August Wöginger (tatsächliche Berichtigung) ............................................................. 57

Mag. Markus Koza ........................................................................................................ 57

Dr. Christoph Matznetter ............................................................................................. 59

Angela Baumgartner .................................................................................................... 63

Dr. Susanne Fürst ........................................................................................................ 63

Lukas Hammer .............................................................................................................. 65

Josef Schellhorn .......................................................................................................... 66

Gabriela Schwarz ......................................................................................................... 68

Gabriele Heinisch-Hosek ............................................................................................. 71

Barbara Neßler .............................................................................................................. 72

Erwin Angerer ............................................................................................................... 73

Ing. Klaus Lindinger, BSc ............................................................................................ 75

Michael Bernhard ......................................................................................................... 78

Dr. Elisabeth Götze ...................................................................................................... 79

Julia Elisabeth Herr ...................................................................................................... 80

Dr. Werner Saxinger, MSc ........................................................................................... 81

Mag. Gerhard Kaniak ................................................................................................... 82

Maximilian Köllner, MA ................................................................................................ 83

Hermann Brückl, MA .................................................................................................... 84


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Mag. Jörg Leichtfried ............................................................................................  86, 95

Mag. Gerald Hauser ..................................................................................................... 87

Mag. Andreas Hanger .................................................................................................. 90

Mag. Hannes Amesbauer, BA ..................................................................................... 91

Dr. Christoph Matznetter (tatsächliche Berichtigung) ................................................. 92

MMMag. Dr. Axel Kassegger ....................................................................................... 93

Andreas Ottenschläger ................................................................................................ 94

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „Österreich braucht das größte Investitions- und Beschäftigungspaket in der Geschichte der zweiten Republik“ – Ablehnung ..............................................................................  60, 96

Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Österreich-Gutschein“ – Ablehnung ......................................................................  74, 96

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Hilfe für die Gastronomie“ – Ablehnung ......................................................  88, 96

Annahme der vier Gesetzentwürfe in 175, 184, 185 und 173 d.B. ............................... 95

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 174 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „Transparenz im Budget“ (36/E) .................................................................................... 95

Gemeinsame Beratung über

6. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (56 und Zu 56 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2020 bis 2023 erlassen wird – BFRG 2020-2023 (182 d.B.) ............................................................................................................... 97

7. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (55 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2020 (Bundesfinanzgesetz 2020 – BFG 2020) samt Anlagen (183 d.B.) ......................................................................................................... 97

UG 01: Präsidentschaftskanzlei; UG 02: Bundesgesetzgebung; UG 03: Verfas­sungsgerichtshof; UG 04: Verwaltungsgerichtshof; UG 05: Volksanwaltschaft; UG 06: Rechnungshof; UG 10: Bundeskanzleramt; UG 17: Öffentlicher Dienst und Sport ............................................................................ 97

RednerInnen:

Mag. Thomas Drozda ................................................................................................... 98

Mag. Wolfgang Gerstl .................................................................................................. 99

Christian Lausch ........................................................................................................ 100

Dr. Astrid Rössler ....................................................................................................... 103

Dr. Nikolaus Scherak, MA ......................................................................................... 104

Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab .......................................................... 108

Mag. Ernst Gödl .......................................................................................................... 110

Mag. Selma Yildirim ................................................................................................... 111

David Stögmüller ........................................................................................................ 113

Mag. Philipp Schrangl ................................................................................................ 114

Mag. Friedrich Ofenauer ............................................................................................ 115

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff .............................................................................. 116

Mag. Faika El-Nagashi ............................................................................................... 118

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................... 119

Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................................................ 120

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 121

Dipl.-Ing. Olga Voglauer ............................................................................................ 121

Mag. Christian Drobits ............................................................................................... 122


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 7

Hermann Gahr ............................................................................................................ 123

Wolfgang Zanger ........................................................................................................ 124

Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker .......................................................... 127

Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................... 128

Henrike Brandstötter ................................................................................................. 129

Vizekanzler Mag. Werner Kogler .....................................................................  130, 205

Christoph Zarits .......................................................................................................... 133

Nurten Yılmaz ............................................................................................................. 134

Mag. Agnes Sirkka Prammer .................................................................................... 135

Petra Steger ................................................................................................................ 136

Martina Diesner-Wais ................................................................................................. 200

Yannick Shetty ............................................................................................................ 201

Johann Singer ............................................................................................................ 208

Maximilian Köllner, MA .............................................................................................. 209

Karl Schmidhofer ....................................................................................................... 210

Edith Mühlberghuber ................................................................................................. 210

Rudolf Silvan .............................................................................................................. 211

Volksanwalt Werner Amon, MBA ............................................................................. 212

Alois Kainz .................................................................................................................. 214

Christian Hafenecker, MA .......................................................................................... 214

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein freiheitliches Maßnahmenpaket für öffentlich-rechtlich Be­dienstete im Sicherheitsbereich“ – Ablehnung ..............................................................................................................................  101, 708

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „zusätzliche finanzielle Mittelausstattung des Verfas­sungsgerichtshofs“ – Ablehnung               106, 708

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „zusätzliche finanzielle Mittelausstattung des Verwal­tungsgerichtshofs“ – Ablehnung               107, 708

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einsparung der Inszenierungsmillion des Bundeskanz­lers“ – Ablehnung ........  112, 709

Entschließungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausweitung der Prüfkompetenz des Rechnungshofes“ – Ab­lehnung ..............  126, 709

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Turnunterricht ermöglichen und Sportstätten öffnen“ – Ableh­nung ..................  198, 709

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „finanzielle Soforthilfe für den Sport“ – Ablehnung .............................................  198, 709

Entschließungsantrag der Abgeordneten Yannick Shetty, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Breitensport retten! Maßgeschneiderte Lösungen für KMUs und EPUs jetzt umsetzen“ – Ablehnung     203, 709

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „COVID-19-Transparenzpaket“ – Ablehnung                                               216, 709

UG 32: Kunst und Kultur .............................................................................................. 217

RednerInnen:

Mag. Thomas Drozda ................................................................................................. 217


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 8

Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................... 218

Ing. Mag. Volker Reifenberger .................................................................................. 219

Maria Großbauer ......................................................................................................... 222

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 223

Hermann Weratschnig, MBA MSc ............................................................................ 224

Katharina Kucharowits .............................................................................................. 226

Mag. Martin Engelberg ............................................................................................... 229

Hermann Brückl, MA .................................................................................................. 229

Mag. Dr. Rudolf Taschner .......................................................................................... 232

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................... 232

Vizekanzler Mag. Werner Kogler .............................................................................. 233

Johann Höfinger ......................................................................................................... 237

Dr. Harald Troch ......................................................................................................... 237

Irene Neumann-Hartberger ....................................................................................... 238

Hans Stefan Hintner ................................................................................................... 239

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Maskenzwang beenden – Kunst und Kultur be­leben“ – Ablehnung  220, 709

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „Insolvenzsicherung für auf Grundlage des Kunst-, Kultur- und Sportsicherungsgesetzes ausgegebene Gutscheine“ – Ableh­nung ............................................................  220, 709

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen betreffend „langfristiges Investitionsprogramm von einer Milliarde Eu­ro für die Kultur- und Kreativwirtschaft“ – Ablehnung ...........................................................................................................  228, 709

Entschließungsantrag der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche Einigung auf einen Kollektivvertrag für Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmer der Bundesmuseen und der Österreichischen Na­tionalbibliothek“ – Ablehnung ...............................  230, 709

UG 12: Äußeres ........................................................................................................... 239

RednerInnen:

Petra Bayr, MA MLS ................................................................................................... 239

Dr. Reinhold Lopatka ................................................................................................. 242

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 244

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic .............................................................................................. 245

Dr. Helmut Brandstätter ............................................................................................. 247

Bundesminister Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. ........................................... 248

Mag. Martin Engelberg ............................................................................................... 250

Dr. Harald Troch ......................................................................................................... 252

Michel Reimon, MBA .................................................................................................. 253

Henrike Brandstötter ................................................................................................. 254

Alexander Melchior .................................................................................................... 255

Eva Maria Holzleitner, BSc ........................................................................................ 256

Nico Marchetti ............................................................................................................. 257

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Österreichs internationale COVID-19 Hilfe“ – Ablehnung                                            241, 709

UG 13: Justiz ................................................................................................................ 258

RednerInnen:

Mag. Selma Yildirim ................................................................................................... 258


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 9

Mag. Agnes Sirkka Prammer .................................................................................... 259

Mag. Harald Stefan ..................................................................................................... 260

Mag. Michaela Steinacker .......................................................................................... 261

Dr. Johannes Margreiter ............................................................................................ 262

Bundesministerin Dr. Alma Zadić, LL.M. ................................................................. 263

Mag. Ulrike Fischer .................................................................................................... 265

Mag. Christian Drobits ............................................................................................... 265

Johann Singer ............................................................................................................ 266

Christian Lausch ........................................................................................................ 267

Dr. Gudrun Kugler ...................................................................................................... 270

Dr. Stephanie Krisper ................................................................................................ 271

Mag. Klaus Fürlinger .................................................................................................. 284

Petra Bayr, MA MLS ................................................................................................... 284

Mag. Johanna Jachs .................................................................................................. 285

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................... 286

Dr. Christian Stocker ................................................................................................. 286

Mag. Philipp Schrangl ................................................................................................ 287

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bessere budgetäre und personelle Ausstattung der Justiz­wache“ – Ablehnung  268, 710

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Das einzige, was bei einem zu intervenieren hat, ist das gesatzte Recht“ – Ablehnung  272, 710

UG 11: Inneres; UG 18: Fremdenwesen ..................................................................... 288

RednerInnen:

Ing. Reinhold Einwallner ........................................................................................... 288

Karl Mahrer, BA .......................................................................................................... 289

Mag. Hannes Amesbauer, BA ................................................................................... 290

Mag. Georg Bürstmayr .............................................................................................. 292

Dr. Stephanie Krisper ................................................................................................ 293

Bundesminister Karl Nehammer, MSc ..................................................................... 293

Mag. Wolfgang Gerstl ................................................................................................ 296

Sabine Schatz ............................................................................................................. 297

Dr. Reinhold Lopatka ................................................................................................. 298

Christian Ries ............................................................................................................. 299

Eva-Maria Himmelbauer, BSc ................................................................................... 301

Michael Seemayer ...................................................................................................... 301

Mag. Johanna Jachs .................................................................................................. 302

Nurten Yılmaz ............................................................................................................. 303

Dr. Christian Stocker ................................................................................................. 304

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Aussetzen des Asylrechts“ – Ablehnung .........................................  291, 710

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „finanzielle Besserstellung der Exekutive“ – Ab­lehnung ...................  300, 710

UG 34: Innovation und Technologie (Forschung); UG 41: Mobilität; UG 43: Klima, Umwelt und Energie ....................................................................................................................................... 306

RednerInnen:

Alois Stöger, diplômé ................................................................................................ 306

Lukas Hammer ............................................................................................................ 307


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 10

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................... 308

Andreas Ottenschläger .............................................................................................. 311

Michael Bernhard ....................................................................................................... 312

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ............................................  313, 336, 351

Dr. Astrid Rössler ....................................................................................................... 316

Mag. Dr. Sonja Hammerschmid ................................................................................ 317

Johannes Schmuckenschlager ................................................................................ 319

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 319

Ing. Martin Litschauer ................................................................................................ 321

Dr. Johannes Margreiter ............................................................................................ 322

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................... 323

Julia Elisabeth Herr .................................................................................................... 325

Hermann Weratschnig, MBA MSc ............................................................................ 326

Christian Hafenecker, MA .......................................................................................... 327

Tanja Graf .................................................................................................................... 331

Dr. Helmut Brandstätter ............................................................................................. 332

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................... 333

Alois Schroll ............................................................................................................... 335

Franz Leonhard Eßl .................................................................................................... 337

Walter Rauch .............................................................................................................. 338

Dr. Elisabeth Götze .................................................................................................... 341

Mag. Felix Eypeltauer ................................................................................................ 342

Hermann Gahr ............................................................................................................ 343

Mag. Dr. Petra Oberrauner ........................................................................................ 344

Franz Hörl .................................................................................................................... 345

Peter Schmiedlechner ............................................................................................... 346

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................. 346

Dietmar Keck .............................................................................................................. 347

Julia Elisabeth Herr (tatsächliche Berichtigung) ........................................................ 348

Rebecca Kirchbaumer ............................................................................................... 348

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................... 349

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller .................................................................... 350

Mag. Christian Ragger ............................................................................................... 353

Carina Reiter ............................................................................................................... 353

Mag. Peter Weidinger ................................................................................................. 354

Christoph Stark .......................................................................................................... 355

Joachim Schnabel ...................................................................................................... 355

Lukas Brandweiner .................................................................................................... 356

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Forschungsfinanzierungsgesetz mit Wachstumspfad jetzt!“ – Ablehnung  309, 698

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „keine flächendeckende Autofahrerschikane durch Beschränkung der Geschwindigkeiten im Ortsgebiet auf 30 km/h, auf Freiland­straßen auf 80 km/h und auf Autobahnen auf 100 km/h“ – Ablehnung ..............................................................................................................................  329, 698

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs – Umsetzung ,Nahverkehrsmilliarde‘ jetzt!“ – Ablehnung ...........................................................................................................  329, 698

Entschließungsantrag der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Einführung eines Pfandsystems für Einweggetränkeverpackun­gen“ – Ablehnung  339, 710

UG 14: Militärische Angelegenheiten .......................................................................... 357


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 11

RednerInnen:

Robert Laimer ............................................................................................................. 357

Mag. Michael Hammer ............................................................................................... 359

Dr. Reinhard Eugen Bösch ....................................................................................... 361

David Stögmüller ........................................................................................................ 365

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff .............................................................................. 367

Bundesministerin Mag. Klaudia Tanner .................................................................. 369

Ing. Manfred Hofinger ................................................................................................ 372

Petra Wimmer ............................................................................................................. 373

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic .....................................................................................  374, 385

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................... 375

Mag. Friedrich Ofenauer ............................................................................................ 376

MMag. DDr. Hubert Fuchs (tatsächliche Berichtigung) ............................................. 377

Rudolf Silvan .............................................................................................................. 377

Mag. Maria Smodics-Neumann ................................................................................. 378

Ing. Mag. Volker Reifenberger .................................................................................. 378

Mag. Romana Deckenbacher .................................................................................... 381

Dr. Harald Troch ...................................................................................................... ... 382

Andreas Minnich ........................................................................................................ 383

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 383

Mag. Gerhard Kaniak ................................................................................................. 385

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Michael Hammer, David Stög­müller, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stärkung der Miliz durch Wegfall sozialrechtlicher Nachteile“ – Annahme (37/E)    360, 710

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch, Robert Laimer, Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend „dringend notwendige Erhöhung des Bundesheer-Budgets“ – Ablehnung ...................................................................  363, 710

Entschließungsantrag der Abgeordneten David Stögmüller, Mag. Michael Hammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stärkung der Autarkie von Kaser­nen“ – Annahme (38/E)  366, 710

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Wiedereinführung der 8 Monate Grundwehrdienst im Modell 6 + 2 Monate“ – Ablehnung      380, 710

UG 33: Wirtschaft (Forschung); UG 40: Wirtschaft ..................................................... 386

RednerInnen:

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................... 387

Peter Haubner ............................................................................................................. 388

Erwin Angerer ............................................................................................................. 389

Dr. Elisabeth Götze .................................................................................................... 392

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 393

Bundesministerin Dr. Margarete Schramböck ....................................................... 394

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................. 397

Mag. Dr. Sonja Hammerschmid ................................................................................ 398

Bedrana Ribo, MA ...................................................................................................... 399

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 401

Johann Höfinger ..................................................................................................... ... 403

Dr. Helmut Brandstätter ............................................................................................. 404

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ..................................................................................... 406

Maximilian Lercher ..................................................................................................... 407

Andreas Ottenschläger .............................................................................................. 408

Walter Rauch .............................................................................................................. 409

Martina Kaufmann, MMSc BA ................................................................................... 413


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 12

Dr. Christoph Matznetter (tatsächliche Berichtigung)................................................ 414

Henrike Brandstötter ................................................................................................. 414

Laurenz Pöttinger ....................................................................................................... 415

Mag. Dr. Petra Oberrauner ........................................................................................ 416

Andreas Minnich ........................................................................................................ 417

Peter Wurm ................................................................................................................. 418

Rainer Wimmer ........................................................................................................... 419

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................... 421

Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Maskenzwang beenden – Handel und Gastronomie beleben“ – Ablehnung ...  391, 710

Entschließungsantrag der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Auflösung von Rücklagen der Wirtschaftskam­mern zur Unterstützung der heimischen Unternehmen“ – Ablehnung ................................................................................  402, 711

Entschließungsantrag der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „unbürokratische Soforthilfe für die Unternehmen durch vollstän­dige Entschädigung für den durch erzwungene Schließungen entstandenen finan­ziellen Schaden“ – Ablehnung .  410, 711

UG 42: Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ....................................................... 421

RednerInnen:

Cornelia Ecker ............................................................................................................ 421

Eva-Maria Himmelbauer, BSc ................................................................................... 423

Peter Schmiedlechner ............................................................................................... 424

Clemens Stammler ..................................................................................................... 426

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer .................................................................................... 427

Bundesministerin Elisabeth Köstinger .................................................................... 429

Dipl.-Ing. Georg Strasser ........................................................................................... 431

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 432

Dipl.-Ing. Olga Voglauer ............................................................................................ 438

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................... 439

Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................................................ 441

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 443

Barbara Neßler ............................................................................................................ 444

Klaus Köchl ................................................................................................................. 445

Franz Leonhard Eßl .................................................................................................... 446

Alois Kainz .................................................................................................................. 447

Lukas Brandweiner .................................................................................................... 448

Yannick Shetty ............................................................................................................ 449

Ing. Manfred Hofinger ................................................................................................ 451

Michael Seemayer ...................................................................................................... 452

Karl Schmidhofer ....................................................................................................... 453

Erwin Angerer ............................................................................................................. 454

Johannes Schmuckenschlager ................................................................................ 457

Petra Vorderwinkler ................................................................................................... 458

Gabriel Obernosterer ................................................................................................. 459

Franz Hörl .................................................................................................................... 460

Nikolaus Prinz ............................................................................................................. 461

Andreas Kühberger .................................................................................................... 462

Rebecca Kirchbaumer ............................................................................................... 463

Cornelia Ecker (tatsächliche Berichtigung) ................................................................ 464

Ing. Reinhold Einwallner (tatsächliche Berichtigung) ............................................... 464

Mag. Dr. Petra Oberrauner (tatsächliche Berichtigung ............................................. 464


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 13

MMMag. Gertraud Salzmann ..................................................................................... 464

Carina Reiter ............................................................................................................... 465

Ing. Klaus Lindinger, BSc .......................................................................................... 466

Irene Neumann-Hartberger ....................................................................................... 466

Christoph Stark .......................................................................................................... 467

Andreas Kollross (tatsächliche Berichtigung) ........................................................... 468

Ing. Josef Hechenberger ........................................................................................... 468

Joachim Schnabel ...................................................................................................... 469

Bettina Zopf ................................................................................................................. 469

Michel Reimon, MBA .................................................................................................. 470

Ing. Markus Vogl ......................................................................................................... 470

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aussetzen der Agrarmarketingbeiträge zur Entlastung der heimischen Landwirte“ – Ablehnung               425, 711

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „dringende Miteinbeziehung der privaten Vermieter von Fe­rienwohnungen im Rahmen des häuslichen Zu- und Nebenerwerbs mit maximal zehn Betten in den Coronavirus-Härtefallfonds“ – Ablehnung           440, 711

Entschließungsantrag der Abgeordneten Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abberufung automatisch verlängerter außerordentlicher Zivil­diener“ – Ablehnung  450, 711

Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „sofortigen Importstopp von Billigholz“ – Ablehnung ..........................................  455, 711

UG 30: Bildung; UG 31: Wissenschaft und Forschung ............................................... 471

RednerInnen:

Mag. Dr. Sonja Hammerschmid .......................................................................  471, 504

Mag. Dr. Rudolf Taschner .......................................................................................... 476

Hermann Brückl, MA .................................................................................................. 478

Mag. Sibylle Hamann ................................................................................................. 481

Mag. Martina Künsberg Sarre ................................................................................... 482

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................... 485

Mag. Andrea Kuntzl .................................................................................................... 486

Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................... 487

Mag. Dr. Martin Graf ................................................................................................... 488

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd ................................................................................... 490

Dr. Helmut Brandstätter ............................................................................................. 491

MMMag. Gertraud Salzmann ..................................................................................... 493

Eva Maria Holzleitner, BSc ........................................................................................ 494

Mag. Maria Smodics-Neumann ................................................................................. 494

Katharina Kucharowits .............................................................................................. 495

Claudia Plakolm .......................................................................................................... 496

Bundesminister Dr. Heinz Faßmann ........................................................................ 496

Klaus Köchl ................................................................................................................. 499

Nico Marchetti ............................................................................................................. 500

Mag. Andrea Kuntzl (tatsächliche Berichtigung) ........................................................ 501

Nurten Yılmaz ............................................................................................................. 501

Ing. Johann Weber ..................................................................................................... 501

Mag. Eva Blimlinger (tatsächliche Berichtigung) ....................................................... 502

Petra Vorderwinkler ................................................................................................... 502

Mag. Corinna Scharzenberger .................................................................................. 503


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 14

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bildungsmilliarde: die Zukunft unserer Kinder ist systemrelevant“ – Ablehnung           473, 711

Entschließungsantrag der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „sofortige Rückkehr zum regulären Unterricht ohne Mas­kenzwang“ – Ablehnung  479, 699

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sprachförderung“ – Ablehnung ...........................................................................................................  484, 711

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung der Fachhochschul-Fördersätze jetzt!“ – Ableh­nung .......................  489, 699

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung des Budgets des Wissenschafts­fonds“ – Ablehnung .....  492, 711

UG 10: Frauen und Gleichstellung .............................................................................. 511

RednerInnen:

Gabriele Heinisch-Hosek ........................................................................................... 511

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller .................................................................... 513

Gabriele Heinisch-Hosek (tatsächliche Berichtigung) ............................................... 514

Rosa Ecker, MBA ........................................................................................................ 514

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................... 517

Henrike Brandstötter ................................................................................................. 518

Mag. Romana Deckenbacher .................................................................................... 519

Sabine Schatz ............................................................................................................. 520

Bedrana Ribo, MA ...................................................................................................... 524

Yannick Shetty ............................................................................................................ 525

Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab .......................................................... 527

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd ................................................................................... 530

Mag. Verena Nussbaum ............................................................................................. 531

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic .............................................................................................. 531

Philip Kucher .............................................................................................................. 533

Ing. Johann Weber ..................................................................................................... 535

Mag. Dr. Petra Oberrauner ........................................................................................ 536

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Erhöhung des Budgets für Frauenangelegenheiten und Gleichstellung“ – Ablehnung              512, 711

Entschließungsantrag der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aktionsplan Frauengesundheit“ – Ablehnung ...................................................  515, 711

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Echte Gewaltschutzmaßnahmen statt Rückschritte zu Lasten gewaltbetroffener Frauen und Kinder“– Ablehnung ............................................................................................  521, 712

Entschließungsantrag der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „den Schutz von intergeschlechtlichen und Trans*-Personen in Ungarn“ – Ablehnung  521, 712

Entschließungsantrag der Abgeordneten Yannick Shetty, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Sichtbare Anerkennung der LGBTIQ-Community anlässlich der Pride Week“ – Ablehnung          526, 712


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 15

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Beauftragung und budgetäre Vorkehrung einer Zeit­verwendungsstudie“ – Ablehnung            534, 712

UG 20: Arbeit; UG 25: Familie und Jugend ................................................................. 537

RednerInnen:

Josef Muchitsch ......................................................................................................... 537

Tanja Graf .................................................................................................................... 539

Peter Wurm (tatsächliche Berichtigung) ..................................................................... 540

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................... 541

Tanja Graf (tatsächliche Berichtigung) ........................................................................ 545

Mag. Markus Koza ...................................................................................................... 545

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 547

Norbert Sieber ............................................................................................................ 548

Gabriele Heinisch-Hosek ........................................................................................... 549

Süleyman Zorba ......................................................................................................... 550

Mag. Christian Ragger ............................................................................................... 550

Claudia Plakolm .......................................................................................................... 551

Michael Bernhard ....................................................................................................... 552

Barbara Neßler ............................................................................................................ 555

Petra Wimmer ............................................................................................................. 556

Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ........................................................................... 558

Edith Mühlberghuber ................................................................................................. 559

Nikolaus Prinz ............................................................................................................. 562

Ing. Markus Vogl ......................................................................................................... 562

Bundesministerin Mag. (FH) Christine Aschbacher ........................................... ... 565

Dr. Gudrun Kugler ...................................................................................................... 570

Peter Wurm ................................................................................................................. 571

Mag. Corinna Scharzenberger .................................................................................. 572

Eva Maria Holzleitner, BSc ........................................................................................ 573

Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda ............................................................................... 575

Maximilian Köllner, MA .............................................................................................. 576

Mag. Selma Yildirim (tatsächliche Berichtigung) ....................................................... 577

Bettina Zopf ................................................................................................................. 577

Mag. Andreas Hanger ................................................................................................ 578

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „sofortige Erhöhung des Arbeitslosengeldes“ – Ablehnung                                         538, 712

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Maßnahmenpaket gegen die sektorale Arbeitslosig­keit in Österreich“ – Ablehnung  543, 712

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Wimmer, Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Unverzügliche Hilfe für Familien aus dem Familienhärtefonds, Klarheit und Chancengerechtigkeit für alle Kinder!“ – Ableh­nung ..........................................  554, 712

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Wimmer, Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mehr Budget für Familienberatungen!“ – Ab­lehnung .......  557, 712

Entschließungsantrag der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verdoppelung der Familienbeihilfe in Monaten mit co­ronabedingter Schulschließung“ – Ablehnung       560, 712


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 16

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „arbeitsmarktpolitische Sofortmaßnahmen zur Beschäfti­gungsförderung“ – Ablehnung  564, 713

Entschließungsantrag der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „jährliche Valorisierung der Bundesjugendför­derung“ – Ablehnung .  574, 713

UG 21: Soziales; UG 22: Pensionsversicherung; UG 21: Konsumentenschutz ........ 583

RednerInnen:

Alois Stöger, diplômé ................................................................................................ 583

Bedrana Ribo, MA ...................................................................................................... 584

Mag. Andreas Hanger (tatsächliche Berichtigung) .................................................... 585

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................... 586

Mag. Michael Hammer ............................................................................................... 587

Dr. Dagmar Belakowitsch (tatsächliche Berichtigung) .............................................. 588

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 588

Mag. Markus Koza ...................................................................................................... 591

Bundesminister Rudolf Anschober ................................................................  592, 625

Mag. Verena Nussbaum ............................................................................................. 595

Mag. Peter Weidinger ................................................................................................. 597

Peter Wurm ................................................................................................................. 598

Mag. Ulrike Fischer .................................................................................................... 603

Fiona Fiedler, BEd ...................................................................................................... 604

Mag. Ernst Gödl .......................................................................................................... 607

Ing. Markus Vogl ......................................................................................................... 608

Ing. Martin Litschauer ................................................................................................ 611

Peter Schmiedlechner ............................................................................................... 612

Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ........................................................................... 615

Mag. Felix Eypeltauer ................................................................................................ 616

Heike Grebien ............................................................................................................. 617

Philip Kucher .............................................................................................................. 618

Norbert Sieber ............................................................................................................ 619

Christian Ries ............................................................................................................. 620

Christoph Zarits .......................................................................................................... 627

Petra Wimmer ............................................................................................................. 628

Mag. Klaus Fürlinger .................................................................................................. 629

Dietmar Keck .............................................................................................................. 630

Andreas Kühberger .................................................................................................... 631

Ing. Josef Hechenberger ........................................................................................... 632

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Retten wir unser Pensionssystem und die Zukunfts­chancen unserer Kinder“ – Ablehnung          589, 713

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen betreffend „verpflichtende Barrierefreiheit bei der Gewährung von Bundesförderungen“ – Ablehnung     596, 713

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Ausführungsgesetze zum Sozialhilfe-Grundsatzge­setz und Adaptierung des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes in COVID-19-Zeiten“ – Ablehnung .....................................  600, 713

Entschließungsantrag der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abrechnungskatalog für die Primärversorgungspflege mit der Sozialversicherung“ – Ablehnung              605, 713


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 17

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung der Treuhandfondsrückerstattung für die ASB Schuldnerberatungen GmbH, Dachorganisation der staatlich anerkannten Schul­denberatungen in Österreich“ – Ablehnung     609, 713

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Überziehungszinsen Deckelung“ – Ablehnung .................................................  609, 713

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Reduktion bzw. Erlass von Sozialversicherungsbeiträgen für kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe in der COVID-19-Krise“ – Ableh­nung ...................................................  613, 713

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Preismonitoring und Inflationsstopp in COVID-19-Zeiten“ – Ableh­nung ..........  621, 714

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „finanzielle Absicherung der Landesorganisationen der Schuldnerberatung“ – Ablehnung            629, 714

UG 24: Gesundheit ...................................................................................................... 632

RednerInnen:

Philip Kucher .............................................................................................................. 632

Ralph Schallmeiner .................................................................................................... 633

Mag. Gerhard Kaniak ................................................................................................. 635

Gabriela Schwarz ....................................................................................................... 639

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 640

Mag. Faika El-Nagashi ............................................................................................... 643

Bundesminister Rudolf Anschober ......................................................................... 644

Dietmar Keck .............................................................................................................. 646

Dr. Josef Smolle ......................................................................................................... 648

Rosa Ecker, MBA ........................................................................................................ 648

Martina Diesner-Wais ................................................................................................. 650

Fiona Fiedler, BEd ...................................................................................................... 650

Laurenz Pöttinger ....................................................................................................... 651

Mag. Verena Nussbaum ............................................................................................. 652

Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda ............................................................................... 654

Rudolf Silvan .............................................................................................................. 655

Dr. Werner Saxinger, MSc ......................................................................................... 657

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Maßnahmenpaket zum österreichischen Gesundheits­system nach COVID-19“ – Ablehnung     636, 714

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Veröffentlichung der KH-Qualitätsindikatoren (A-IQI) auf KH-Standortebene“ – Ablehnung          641, 714

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dietmar Keck, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „höchstnotwendige Unterstützung von Gnadenhöfen und privaten Vereinen, die sich um Tiere in Not kümmern“ – Ablehnung .......................................................................................  647, 714

Entschließungsantrag der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Ausfallshaftung des Bundes für die Krankenversicherung“ – Ab­lehnung ........  653, 714


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 18

Entschließungsantrag der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Abdeckung der KV-Fusionsdefizite durch den Bund“ – Ableh­nung ..................  656, 714

UG 15: Finanzverwaltung; UG 16: Öffentliche Abgaben; UG 23: Pensionen – Beamtinnen und Beamte; UG 44: Finanzausgleich; UG 45: Bundesvermögen; UG 46: Finanzmarktstabilität; UG 51: Kassenverwaltung; UG 58: Finanzierungen, Währungstauschverträge ..................... 658

Text des Bundesfinanzgesetzes und restliche Teile der Anlage I einschließlich An­lagen II bis IV              ............................................................................................................................. 658

RednerInnen:

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 659

Karlheinz Kopf ............................................................................................................ 659

Herbert Kickl ............................................................................................................... 661

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ..................................................................................... 666

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer .................................................................................... 668

Mag. Andreas Hanger ................................................................................................ 671

Bundesminister Mag. Gernot Blümel, MBA ............................................................ 673

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................... 675

Mag. Ernst Gödl (tatsächliche Berichtigung) .............................................................. 678

Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................... 678

Erwin Angerer ............................................................................................................. 679

Angela Baumgartner .................................................................................................. 681

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ............................................................................ 682

Hans Stefan Hintner ................................................................................................... 684

Maximilian Lercher ..................................................................................................... 685

Michael Schnedlitz ..................................................................................................... 686

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 686

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................... 687

August Wöginger ....................................................................................................... 688

Pia Philippa Strache ................................................................................................... 691

Dr. Nikolaus Scherak, MA ......................................................................................... 693

Mag. Hannes Amesbauer, BA ................................................................................... 694

Mag. Jörg Leichtfried ................................................................................................. 695

Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG – Ablehnung .......................................................................  665, 714

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Absicherung des Warenverkehrs in der Krise“ – Ablehnung ..........  670, 715

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen
und Kollegen betreffend „Sicherung der Gemeindefinanzen in der Krise“ – Ab­lehnung 677, 715

Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Haftungsobergrenze für Gemeinden“ – Ablehnung ..........................................  681, 715

Annahme des Gesetzentwurfes in 182 d.B. ................................................................ 698

Annahme des Bundesfinanzgesetzes für das Jahr 2020 samt Anlagen in zweiter Lesung             ............................................................................................................................. 699


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 19

Annahme des Bundesfinanzgesetzes für das Jahr 2020 samt Anlagen in dritter Lesung 708

Eingebracht wurden

Regierungsvorlage ....................................................................................................... 30

181: Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) über die Errichtung des Internationalen Zentrums für die Förderung von Menschenrechten auf lokaler und regionaler Ebene unter der Schirmherrschaft der UNESCO (Kate­gorie 2) in Graz (Österreich)

Berichte ......................................................................................................................... 31

III-90: 43. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2019)

III-130: Bericht betreffend Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft – Reihe BUND 2020/16; Rechnungshof

III-132: Bericht betreffend Bahnprojekt: Brenner Basistunnel; Follow-up-Überprü­fung – Reihe BUND 2020/17; Rechnungshof

III-135: Datenschutzbericht 2019; BM f. Justiz

III-136: Jahresbericht 2019 der NADA Austria GmbH; BM f. Kunst, Kultur, öffent­lichen Dienst und Sport

Anträge der Abgeordneten

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Hilfspaket für Gastwirte (539/A)(E)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Hilfspaket für Beherber­gungsbetriebe und Hotels (540/A)(E)

Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen betreffend langfristiges Investi­tionsprogramm von einer Milliarde Euro für die Kultur- und Kreativwirtschaft (541/A)(E)

August Wöginger, Sigrid Maurer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, zur Unterstützung von kommunalen Investitionen 2020 (Kommunalinvesti­tionsgesetz 2020 – KIG 2020) (542/A)

Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Harald Troch, MMMag. Dr. Axel Kassegger, Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anerkennung der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien (543/A)(E)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausrufung eines Biodiver­sitätsnotstandes (544/A)(E)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Landwirtschaftliche Einkommen, Betriebsanzahl und Bodenverbrauch als Wirkungsziele im Bundesbudget (545/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Corona: Sozialstatus im Screeningregister und bessere Information für sozial Benachteiligte (546/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kurzarbeit für alle Ar­beitnehmer_innen in Österreich ermöglichen (547/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 20

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Veröffentlichung der KH-Qualitätsindikatoren (A-IQI) auf KH-Standortebene (548/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Änderung der Arbeiter­kammer-RHO: detaillierte Finanzergebnis-Darstellung gem. Wirtschaftskammer-HO (549/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Änderung der Arbeiter­kammer-RHO bezüglich Digitalisierungsoffensive (550/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abrechnungskatalog für die Primärversorgungspflege mit der Sozialversicherung (551/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausweitung der Budget­kontrolle des Nationalrates über das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terroris­musbekämpfung (BVT) (552/A)(E)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stufenplan für kleinere Gruppen in Kindergärten (553/A)(E)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gleichstellung verschie­dener Pflegeberufe im Straßenverkehr (554/A)(E)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Evaluierung der An­zeigepflicht (555/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Veröffentli­chung der Sitzungsprotokolle des Corona Krisenstabs im Innenministerium (556/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Prüfkompetenz des Rechnungshofs für Gemeinden (557/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Veröffent­lichung der Sitzungsprotokolle der Corona Taskforce im Gesundheitsministerium (558/A)(E)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Flächenversiegelung und Bo­denverbrauch als Wirkungsziele im Bundesbudget (559/A)(E)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Doppelresidenzmodell (560/A)(E)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rechtssicherheit für Unterneh­mer bei Härtefallfonds (561/A)(E)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen für den Jobmotor Tourismus- und Freizeitwirtschaft (562/A)(E)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kultur Satellitenkonto (563/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeiterkammergesetz und das Wirtschaftskammergesetz geändert wird (564/A)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeiterkammergesetz und das Wirtschaftskammergesetz geändert wird (565/A)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Alkoholsteuergesetz geändert wird (566/A)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 21

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesstatistikgesetz 2000 geändert wird (567/A)

Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Prüfkompetenz des Rech­nungshofs für gemeinnützige Bauvereinigungen (568/A)(E)

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend Errichtung eines österreichischen zivilen Friedensdienstes als Instrument aktiver Frie­denspolitik (569/A)(E)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Umsatzsteuergesetz 1994 geändert wird (570/A)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bundeseinheitliche Regelung für das Besuchs- und Betreuungsrecht für Menschen mit Behinderung (571/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung von Behand­lungsmöglichkeiten für Tiere (572/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Das einzige, was bei einem zu intervenieren hat, ist das gesatzte Recht“ (573/A)(E)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2017 geändert wird (574/A)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend den Schutz von interge­schlechtlichen und Trans*-Personen in Ungarn (575/A)(E)

Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Gewalt­schutzmaßnahmen statt Rückschritte zu Lasten gewaltbetroffener Frauen und Kinder“ (576/A)(E)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit dem diskrimi­nierenden Erlass gegen intergeschlechtliche Menschen (577/A)(E)

Petra Wimmer, Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Unverzüg­liche Hilfe für Familien aus dem Familienhärtefonds, Klarheit und Chancengerechtigkeit für alle Kinder!“ (578/A)(E)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Gesetz zur Einhaltung unternehmerischer Sozialverantwortung (Sozialverantwor­tungsgesetz – SZVG) erlassen wird (579/A)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend jährliche Valorisie­rung der Bundesjugendförderung (580/A)(E)

Petra Wimmer, Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mehr Budget für Familienberatungen!“ (581/A)(E)

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schwerpunktsetzung: Gewalt an Frauen und Mädchen (582/A)(E)

Mag. Meri Disoski, Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Geschlechtsspezifische Auswirkungen der Corona-Krise“ (583/A)(E)

Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen betreffend finanzielle Absicherung der Landesorganisationen der Schuldnerberatung (584/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 22

Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der Treuhandfonds­rückerstattung für die ASB Schuldnerberatungen GmbH, Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich (585/A)(E)

Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen betreffend wohnortnaher Zugang zu einer Bankfiliale (586/A)(E)

Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maturareise Stornokosten (587/A)(E)

Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Überziehungszinsen Deckelung (588/A)(E)

Maria Großbauer, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Errichtung eines Fonds für eine Überbrückungsfinanzierung für selbständige Künstlerinnen und Künstler erlassen wird und Bundesgesetz, mit dem das COVID-19-Förderungsprüfungsgesetz geändert wird (22. COVID-19-Gesetz) (589/A)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der Inlän­derdiskriminierung beim Zuzug ausländischer Familienangehöriger (590/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gerüchte um AsylwerberInnen in der Messe Wien (1965/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Hakenkreuz-Schmiererei in Linz (1966/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Hakenkreuz-Schmiererei in Linz (1967/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die „Kriminalitätsentwicklung während und nach der Corona-Pandemie“ – Folgen und Auswirkungen dieser Krise („Coronakriminalität“) (1968/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Abfrageberechtigungen nach dem Meldegesetz im Jahre 2019 (1969/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Kriminalitätsentwicklung um Weihnachten (2015-2020)“ (1970/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Hakenkreuz-Schmiererei in Wels (1971/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Hakenkreuz-Schmiererei in Wels (1972/J)

Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend intransparente Aufwertung von Planstellen durch die Ministerin für Arbeit, Familie und Jugend (1973/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Werbe- und Marketingdienstleistungen der Wavemaker GmbH im Zuge der Corona-Krise (1974/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Arzneimittelrückstände im Trinkwasser (1975/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 23

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Arzneimittelrückstände im Trink­wasser (1976/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Arzneimittelrückstän­de im Trinkwasser (1977/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zunahme der psychischen Erkran­kungen während Corona-Lockdown (1978/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend formellen Besuch der Bundesministerin in Suben (1979/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ausbruch und Flucht von Asylwerbern aus Quarantänezentrum der Messe Wien (1980/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalitätsentwicklung in Corona-Zeiten (1981/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Mediencoaching in der Justizanstalt Asten (1982/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Planungen einer Behörde zur Untersuchung von Polizeigewalt (1983/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Sommerkursen an Schulen (1984/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Wie wird Österreichs Einlagensicherung krisenfest?“ (1985/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Vermittlungsplattform dielebensmit­telhelfer.at (1986/J)

Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend +500 Planstellen im AMS (1987/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wis­senschaft und Forschung betreffend fehlendes Wissen von SchülerInnen über den Holo­caust (1988/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend schwarz-grüner Grenzschutzschmäh (1989/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend steigende Terrorgefahr durch Corona-Krise? (1990/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Förderung des Vereins ZARA (1991/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend För­derung des Vereins ZARA (1992/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 24

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Förderung des Vereins ZARA (1993/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Fördermittel an den Verein ZARA (1994/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Hotline gegen Diskriminierung und In­toleranz (1995/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend GISA-Einträge im Zusammen­hang mit der Pauschalreiseverordnung (1996/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Booking.com (1997/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend temporäres Trageverbot der rot-weiß-roten Armschleifen der Österreichischen Soldaten im Assistenzeinsatz (1998/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Korridorzüge für 24h-Betreuer_innen (1999/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Taskforce öffentliche Register (2000/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Taskforce öffentliche Register (2001/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wissenschaftliche Evidenz für Maßnahmen im Zusammenhang mit der COVID-19-Krise (2002/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Falschinformation über Ausgangsbeschränkungen in Asylquartieren (2003/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Förderung des Vereins ZARA (2004/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Besuch des Bundeskanzlers im Kleinwalsertal (2005/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Ergänzungsregister für sonstige Betroffene (2006/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Ergänzungsregister für sonstige Betroffene (2007/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Ergänzungsregister für sonstige Betroffene (2008/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Folgeanfrage Todesfall im Polizeianhaltezentrum Wien Rossauer Lände am 12.6.2019 (2009/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 25

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Folgeanfrage Todesfall im Polizeianhaltezentrum Wien Rossauer Lände am 12.6.2019 (2010/J)

Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Ermittlungen nach Reißnägel-Attacke am Wiener Pop-Up Radweg (2011/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Leistungsmissbrauchsfälle in der Grundversorgung (2012/J)

Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Maskenpflicht, Abstandsregel und Versammlungsverbot (2013/J)

Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Wenn der Kanzler auf Reisen geht“ – Vorfälle im Kleinwalsertal (2014/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend sehenden Auges in eine post-Corona-Flüchtlingswelle? (2015/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kurz-Besuch im Kleinwalsertal (2016/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend die Öffnung des Sängerknabeninternats St Florian (2017/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Hygienehandbuch für österreichische Schulen (2018/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Missstand beim Grenzeinsatz in Obernberg am Inn (2019/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Überbrückungsgarantie der COFAG (2020/J)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend EU Ver­tragsverletzungsverfahren wegen fehlender Redlichkeit (2021/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Einsatz von Soldat*innen für die Post AG (2022/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Tina Liebich-Oswald (Großnichte des Novomatic-Eigentümers, Ehefrau des Novomatic-Aufsichtsratsvorsitzenden und Geldspendenempfängerin Johann Grafs) im Kabinett des Innenministers während Ermittlungen gegen Beschuldigten Graf, Novo­matic etc. (2023/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Auszahlung von Förderungen im Zuge der Breitbandmilliarde (2024/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Auszahlung von Förderungen im Zuge der Breitbandmilliarde (2025/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 26

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Aus­zahlung von Förderungen im Zuge der Breitbandmilliarde (2026/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Auszahlung von Förderungen im Zuge der Breitbandmilliarde (2027/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Monitoring und Evaluation – Folgeanfrage (2028/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Branchenübliches Overhead Folgeanfrage (2029/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Widersprüchliche Informationen aus dem BMI (2030/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Inanspruchnahme Pensions­splitting (2031/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Lebens­mittelverschwendung (2032/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Lebensmittelverschwendung (2033/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Lebensmittelverschwendung (2034/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Belastung der Exekutivarbeit durch diverse Vereinstätigkeiten (2035/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Berufe von Sexualstraftätern während des elektronisch überwachten Hausar­rests (2036/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Volkshilfe im Fokus der Finanzpolizei (2037/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend ÖVP-Wählertäuschung (2038/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Angstpolitik der Regierung: 2 Millionen Corona-Infizierte (2039/J)

Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Umsetzung des Regierungsprogramms betreffend Building Information Mod­eling (BIM) (2040/J)

Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitali­sierung und Wirtschaftsstandort betreffend Studie zu Building Information Modeling (2041/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend BYD Auto Industry FFP2-Masken (2042/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Geldgeschenke von Novomatic-Eigentümer Graf, Beschuldigter in der „Ca-


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sinos-Affäre“, an seine Großnichte Tina Liebich-Oswald (ebenfalls Ehefrau des Novo­matic-Aufsichtsratsvorsitzenden und ehem. Kabinettsmitarbeiterin im Innenministerium) (2043/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Nebenbeschäftigungen von Mitarbeiter_innen im Bereich Cyber­security (2044/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Militärbedienstete im Home Office (2045/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wissenschaftliche Evidenz für Schul- bzw. Kindergartenschließungen (2046/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Wissenschaftliche Evidenz für Schul- bzw. Kindergartenschließungen (2047/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Wissenschaftliche Evidenz für Schul- bzw. Kindergartenschließungen (2048/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Einsicht in sensible Daten der Statistik Austria (2049/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Treffen mit Interessenvertretungen (2050/J)

Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Folgeanfrage – Verhinderung der Eintragung des dritten Geschlechts durch Wei­sung des ehemaligen Bundesministers Herbert Kickl (2051/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Message Control in der Coronakrise (2052/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Corona Familienhärteausgleich (2053/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Schafft Facebook in Österreich Fakten? (2054/J)

Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Einschränkung der Pressefreiheit (2055/J)

Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend COVID-19-Schulveranstaltungsaus­fall-Härtefonds (2056/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folterprävention und diesbezgl. Kontrollbesuche durch die Volksanwaltschaft während der Corona-Krise (2057/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Folterprävention und diesbezgl. Kontrollbesuche durch die Volksanwaltschaft während der Corona-Krise (2058/J)


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Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Folterprävention und diesbezgl. Kontrollbesuche durch die Volksanwaltschaft während der Corona-Krise (2059/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beschaffung von chinesischen Antikörpertests (2060/J)

Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Beendigung Intra-EU-BITs (2061/J)

Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Dokumente über Initiativen von einzelnen Mitgliedstaaten (2062/J)

Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Einsatz von LeiharbeiterInnen und (neuen) Selbstständigen bei der Post als ÖBAG-Unternehmen (2063/J)

Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Es braucht echte Hilfe statt leerer Versprechen – das Versagen der Kurz-Regierung bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen und sozialen Krisen-Folgen“ (2064/J)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen (1281/AB zu 1272/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kol­legen (1282/AB zu 1274/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafen­ecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (1283/AB zu 1935/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (1284/AB zu 1278/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (1285/AB zu 1279/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (1286/AB zu 1292/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (1287/AB zu 1280/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (1288/AB zu 1285/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (1289/AB zu 1286/J)


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des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (1290/AB zu 1282/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Sche­rak, MA, Kolleginnen und Kollegen (1291/AB zu 1284/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kol­leginnen und Kollegen (1292/AB zu 1281/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kol­leginnen und Kollegen (1293/AB zu 1283/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kol­leginnen und Kollegen (1294/AB zu 1507/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kol­leginnen und Kollegen (1295/AB zu 1290/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (1296/AB zu 1291/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kol­legen (1297/AB zu 1305/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (1298/AB zu 1289/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (1299/AB zu 1297/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1300/AB zu 1301/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (1301/AB zu 1288/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (1302/AB zu 1294/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (1303/AB zu 1295/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (1304/AB zu 1293/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1305/AB zu 1311/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmans­dorff, Kolleginnen und Kollegen (1306/AB zu 1299/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1307/AB zu 1306/J)

der Bundesministerin für Frauen und Integration auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1308/AB zu 1307/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1309/AB zu 1308/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1310/AB zu 1298/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1311/AB zu 1309/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1312/AB zu 1310/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1313/AB zu 1300/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolle­ginnen und Kollegen (1314/AB zu 1302/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1315/AB zu 1304/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1316/AB zu 1315/J)


 


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09.06.09Beginn der Sitzung: 9.06 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Drit­ter Präsident Ing. Norbert Hofer.

09.06.10*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abge­ordnete! Werte Vertreter der Bundesregierung! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Werte Medienvertreter! Werte Zuseher zu Hause vor den Fernsehgeräten! Ich darf Sie recht herzlich begrüßen und die Sitzung für eröffnet erklären.

Ich darf einleitend noch einmal darauf hinweisen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter des Expedit Gesichtsvisiere ausgeben, um den Schutz zu gewährleisten, um die Empfehlungen einzuhalten; es besteht die Möglichkeit, anstelle der Maske das Visier zu tragen, denn es gelten nach wie vor die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden und des Gesundheitsministers.

Die nicht verlesenen Teile des Amtlichen Protokolls der 30. Sitzung und das Amtliche Protokoll der 31. Sitzung vom 13. Mai 2020 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Wir sitzen wieder in der gelockerten Sitzordnung, Abgeordnete haben auch auf der Ga­lerie Platz genommen. Ich darf bekannt geben, dass die Medienvertreter und Medien­vertreterinnen in dieser Sitzungswoche auch Zutritt zu einem Bereich der Präsidenten­loge haben, sodass wir die bildliche Berichterstattung trotz der Einschränkungen hof­fentlich einigermaßen zufriedenstellend ermöglichen können. (Die Abgeordneten der FPÖ tragen Buttons am Revers, auf denen vor rot-weiß-rotem Hintergrund Coronaviren abgebildet sind und die Aufschrift „Allianz gegen Coronawahnsinn.at – Jetzt reicht’s!“ zu lesen ist.)

Für die heutige Sitzung als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Kira Grünberg, Josef Muchitsch und Herbert Kickl.

Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegen­stände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 1965/J bis 2064/J

2. Anfragebeantwortungen: 1281/AB bis 1316/AB

B. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Außenpolitischer Ausschuss:

Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Organisation der Vereinten Na­tionen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) über die Errichtung des Inter­nationalen Zentrums für die Förderung von Menschenrechten auf lokaler und regionaler Ebene unter der Schirmherrschaft der UNESCO (Kategorie 2) in Graz (Österreich) (181 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 31

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft – Reihe BUND 2020/16 (III-130 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Bahnprojekt: Brenner Basistunnel; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2020/17 (III-132 d.B.)

Volksanwaltschaftsausschuss:

43. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2019) (III-90 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Justizausschuss:

Datenschutzbericht 2019, vorgelegt von der Bundesministerin für Justiz (III-135 d.B.)

Sportausschuss:

Jahresbericht 2019 der NADA Austria GmbH, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-136 d.B.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass der ORF die Sitzung wie üblich bis 13 Uhr auf ORF 2 und anschließend bis 19.15 Uhr auf ORF III überträgt. Danach wird die Sitzung kommentiert in der TVthek übertragen.

Ankündigung einer Dringlichen Anfrage


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Klub der SPÖ hat gemäß § 93 Abs. 2 der Ge­schäftsordnung das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung einge­brachte schriftliche Anfrage 2064/J der Abgeordneten Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Es braucht echte Hilfe statt leerer Verspre­chen – das Versagen der Kurz-Regierung bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen und sozialen Krisen-Folgen“ dringlich zu behandeln.

Die geschäftsordnungsmäßige Behandlung der Dringlichen Anfrage wird um 15 Uhr stattfinden.

Behandlung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatten über die Punk­te 1 bis 5 – inklusive Generaldebatte – sowie 6 und 7 der Tagesordnung jeweils zusam­menzufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über Gestaltung und Dauer der Debatten erzielt. Gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsordnung wurde für den heutigen Tag eine Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP 185, SPÖ 128, FPÖ 105, Grüne 95 sowie NEOS 76 Minuten.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 32

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für den heutigen Tag von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 38 Minuten; darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten je Debatte beschränkt.

Für Mittwoch, den 27. Mai 2020 wurde eine Tagesblockzeit von 9 „Wiener Stunden“ ver­einbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP 176, SPÖ 122, FPÖ 99, Grü­ne 90, NEOS 72 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für diesen Tag von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 36 Minuten; darüber hinaus beschränkt sich deren Redezeit auf 5 Minuten je Debatte.

Für Donnerstag haben wir 8 „Wiener Stunden“ vereinbart; Redezeitenaufteilung: 156 Mi­nuten für die ÖVP, 108 für die SPÖ, 88 für die FPÖ, 80 für die Grünen, 64 für die NEOS.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit von jenen Abgeordne­ten, die keinem Klub angehören, je 32 Minuten, 5 Minuten pro Debatte.

In der Präsidialkonferenz wurde für die Beratungen zu den Tagesordnungspunkten 6 und 7 folgende Debattengliederung festgelegt:

Heute: Untergliederungen 01 bis 06 sowie 10 und 17, anschließend UG 32, UG 12, UG 13 und schließlich UG 11 und 18.

Morgen, am Mittwoch: UG 34, 41 und 43, anschließend UG 14, anschließend UG 33 und 40, UG 42, schließlich UG 30 und 31.

Am Donnerstag: UG 10, anschließend UG 20 und 25, darauf folgend UG 21, 22, 24 und anschließend UG 15, 16, 23, 44 bis 46, 51 und 58 sowie Text des Bundesfinanzgesetzes und restliche Teile der Anlage I, einschließlich der Anlagen II bis IV.

Anschließend erfolgen die Schlussabstimmungen zu TOP 6 und 7.

Diese Gliederung ist den Abgeordneten auch schriftlich zugegangen.

Die vorgesehenen Untergliederungen werden am selben Tag jedenfalls zu Ende be­raten, die Sitzung wird danach unterbrochen.

Entschließungsanträge können nur während der Debatten zu den jeweiligen Unterglie­derungen eingebracht werden.

Die Abstimmungen über allfällige eingebrachte Entschließungsanträge erfolgen jeweils nach der dritten Lesung in der Reihenfolge ihrer Einbringung.

Die Redezeitenregelung für Regierungsmitglieder gemäß § 57 Abs. 8 der Geschäftsord­nung wird nicht in Anspruch genommen. Bei Überschreitung der 20 Minuten für jedes für die jeweiligen Beratungsgruppen ressortzuständige Regierungsmitglied beziehungswei­se bei Überschreitung der 10 Minuten für jeden für die jeweiligen Beratungsgruppen res­sortzuständigen Staatssekretär wird die überzogene Redezeit jeweils auf die Redezeit der entsprechenden Regierungsfraktion angerechnet.

Die Redezeit untergliederungsfremder Regierungsmitglieder beziehungsweise Staats­sekretäre wird jedenfalls auf die Redezeit der entsprechenden Regierungsfraktion an­gerechnet. Ausgenommen davon ist die Redezeit des Bundeskanzlers sowie des Vize­kanzlers bei der zum Budgetbegleitgesetz abgehaltenen Generaldebatte, sofern diese jeweils die Dauer von 20 Minuten nicht überschreitet.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die Gestaltung und die eben dargestellten Redezeiten.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig an­genommen.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.


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09.12.491. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (71 d.B.): Bundesge­setz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz, das Arbeitsmarktpolitik-Fi­nanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz, das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abferti­gungsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Beamten-Dienst­rechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956 und das Umweltförderungsgesetz ge­ändert werden (Budgetbegleitgesetz 2020) (175 d.B.)

2. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 537/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Umsatz­steuergesetz 1994 und das Schaumweinsteuergesetz 1995 geändert werden
(19. COVID-19-Gesetz) (184 d.B.)

3. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 538/A der Abgeordneten August Wöginger, Sigrid Maurer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Bilanzbuchhaltungsberufe geändert wird (21. COVID-19-Gesetz) (185 d.B.)

4. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (110 d.B.): Bundes­gesetz, mit dem die Bundesabgabenordnung, das Finanzstrafgesetz, das Bun­desgesetz über die personellen Maßnahmen aufgrund der Modernisierung der Steuer- und Zollverwaltung, das Bundesgesetz über die Prüfung lohnabhängiger Abgaben und Beiträge, das Bundesgesetz über die Schaffung eines Amtes für Betrugsbekämpfung, das Alkoholsteuergesetz, das Amtshilfe-Durchführungsge­setz, das Bodenschätzungsgesetz 1970, das Digitalsteuergesetz 2020, das Ein­kommensteuergesetz 1988, das Finanzprokuraturgesetz, das Gebührenge­setz 1957, das Glücksspielgesetz, das Kommunalsteuergesetz 1993, das Konten­register- und Konteneinschaugesetz, das Kraftfahrzeugsteuergesetz, das Norm­verbrauchsabgabegesetz, das Punzierungsgesetz 2000, das Zollrechts-Durchfüh­rungsgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Bauarbeiter-Ur­laubs- und Abfertigungsgesetz und das Lohn- und Sozialdumping-Bekämp­fungsgesetz geändert werden (2. Finanz-Organisationsreformgesetz – 2. FORG) (173 d.B.)

5. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 452/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparenz im Budget (174 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zu den Punkten 1 bis 5 der Tages­ordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner. – Bitte.



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9.13.57

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Bundesregierung! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Corona mit all seinen Folgen ist für die Bevölkerung, für uns alle seit Wochen, seit Mo­naten allgegenwärtig. Corona bestimmt unser Leben, denn die sozialen und vor allem auch die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns sind unübersehbar.

In den kommenden Tagen soll hier im Hohen Haus ein Budget beschlossen werden. Es ist der Finanzplan für das heurige Jahr, für 2020. Doch was das Parlament beschließen soll, was Sie, Herr Finanzminister, uns vorgelegt haben, bildet diese Jahrhundertkrise nicht im Geringsten ab – während Deutschland es geschafft hat: Deutschland hat vor einigen Wochen sehr wohl ein sehr detailliertes Nachtragsbudget mit einer sehr de­taillierten Prognose von Mindereinnahmen und Mehrausgaben, die aufgrund der Krise für heuer prognostiziert wurden, vorlegen und sogar beschließen können.

Dem, was Sie, Herr Finanzminister, dem Parlament vorlegen, fehlt vor allem eines: Es fehlt ein Plan. Es fehlt ein Plan und es mangelt an einer Perspektive, Herr Finanzminister; es mangelt an einer Orientierung. Es ist genau das: Plan, Orientierung, Perspektive – das sind die Parameter, die Vertrauen schaffen, die Vertrauen in der Wirtschaft schaffen, bei Unternehmerinnen und Unternehmern, in der Politik und natürlich in der gesamten Bevölkerung. Ja, dieser Plan wäre dringendst notwendig.

Wenn wir heute eines wissen, dann dies: dass diese Planlosigkeit gleich zu Beginn des Shutdowns die Ursache von dramatischen Folgen war, die wir bis heute und wahr­scheinlich in den nächsten Monaten und Jahren noch weiter spüren werden. Es sind die Folgen von leeren Versprechungen und Planlosigkeit, sehr geehrte Bundesregierung, mit denen wir hier zu kämpfen haben. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Loacker.)

Die Folgen dieser Planlosigkeit, dieser Orientierungslosigkeit sind ein historischer Höchststand an Arbeitslosigkeit in Österreich, ein Höchststand an Menschen, die zur Kurzarbeit gemeldet sind, mehr als eine Million Menschen in Österreich – übrigens: die Quote der Arbeitslosen in Deutschland ist nur halb so groß, dabei hat Deutschland mit ziemlicher Sicherheit dieselbe Coronakrise durchgemacht wie Österreich –, und es sind Hunderttausende Unternehmerinnen und Unternehmer, die vor einer unklaren Zukunft stehen und nicht wissen, wie sie die nächsten Wochen, die nächsten Monate gesund überstehen – wenn nicht rasch wirklich echte Hilfe kommt.

Ja, bei Pressekonferenzen wird wortreich fast täglich mit Milliarden jongliert, aber wie wir spätestens seit der „ZIB 2“ gestern wissen, wurden von diesen 38 Milliarden Euro, Herr Finanzminister, gerade einmal 460 Millionen Euro vergeben – 460 Millionen, ein kleiner Bruchteil des Geldes, das Sie in mehr als 80 Pressekonferenzen angekündigt haben. Daraus, aus diesem Fakt geht für mich hervor, dass es eine Gruppe und viele Men­schen in diesem Land gibt, die schlaflose Nächte haben – nicht Sie, Herr Finanzminister: Es sind die 550 000 Arbeitslosen dieses Landes, es sind die 1,1 Millionen Menschen, die zur Kurzarbeit angemeldet sind, es sind die Hunderttausenden Unternehmerinnen und Unternehmer, die keine klare Zukunft vor sich haben. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

Und der Unmut, die Angst und die Verunsicherung wachsen in Österreich von Tag zu Tag. Es sind Menschen wie ein Wiener Blumenhändler, der bisher zweimal Unterstüt­zung aus dem Härtefallfonds beantragt hat, seit Wochen keinen Cent aus diesem Härtefallfonds bekommen hat und in einem Interview vor ein paar Tagen nur eines sagt: „Ich wünsche mir, dass die Regierung“ endlich „hält, was sie verspricht.“ – Oder eine junge Salzburger Unternehmerin, die in einem Printinterview gesagt hat, sie wurde trotz der vielen großen Versprechen auf ihrem Weg zu den Unterstützungen von sehr vielen bürokratischen Hürden überrascht; oder ein Wirt aus Wien Landstraße, der kürzlich im Radio, auf Ö1, gesagt hat, dass er bisher keinen einzigen Cent gesehen hat.


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Eine Studie der Universität Wien belegt das: Mehr als 1 000 Klein- und Mittelbetriebe wurden befragt, und mehr als 70 Prozent geben der Regierung für die Unterstüt­zungsleistungen nur ein Genügend oder sogar ein Nicht genügend. Nur 2 Prozent be­trachten Ihre Hilfsleistungen, die Sie in den letzten Wochen gegeben haben, als Sehr gut. – Das ist kein gutes Zeugnis, sehr geehrte Bundesregierung! Ja, es braucht endlich echte Hilfe, echte Hilfe statt leerer Versprechen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der SPÖ.)

Es braucht echte Hilfe für mehr als eine halbe Million Arbeitslose, es braucht echte Hilfe für Hunderttausende Unternehmerinnen und Unternehmer, für Tausende Alleinerziehe­rInnen in unserem Land und viele mehr. Für sie alle braucht es diese echte Hilfe, und die braucht es nicht erst in einigen Monaten, nein, die hätte es schon längst gebraucht, spätestens jetzt braucht es diese echte Hilfe. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist ein kritischer Moment, und wenn man nicht jetzt entschlossen, klar und mit Plan und Orientierung gegensteuert, dann setzt sich – und das ist ein kleines Einmaleins – eine Negativspirale aus Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsabschwung in Gang. Je länger Sie zuwarten, desto schneller bewegt sich diese Spirale nach unten und desto schwie­riger ist es, diese Spirale nach unten zu stoppen, und desto mehr Mittel werden Sie auch brauchen, die Mittel der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, um diese Negativspirale zu stoppen – und das darf nicht passieren, sehr geehrte Bundesregierung! (Beifall der SPÖ.)

Das, was es jetzt braucht, ist ein Plan, es ist politische Entschlossenheit und es ist Kom­petenz, und diese kompetenten Stimmen sagen uns, dass es in Österreich das größ­te Investitions- und Beschäftigungspaket in der Geschichte der Zweiten Republik braucht. – Wann, wenn nicht jetzt?!

Wir müssen die Steuern für die ArbeitnehmerInnen endlich reduzieren, damit sie mehr Geld fürs tägliche Leben und damit eine höhere Kaufkraft haben, den Konsum ankurbeln und damit die Wirtschaft unterstützen können. Wir müssen das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent der Nettoersatzrate erhöhen – eine wichtige menschliche Geste, aber auch eine volkswirtschaftlich notwendige Geste, Herr Finanzminister. Wir müssen mit klugen und nachhaltigen Investitionen in Wachstum und Beschäftigung endlich ein Stoppschild für diese Negativspirale, diese größte soziale und wirtschaftliche Krise unseres Landes aufstellen. All das sollte sich in dem heute von Ihnen vorgelegten Budget wiederfinden, all das findet sich in Ihren Zahlen aber leider nicht wieder. (Beifall bei der SPÖ.)

Noch eines: Insel sind wir auch keine. Österreich und die österreichische Wirtschaft sind nicht alleine, sind keine isolierte Insel, daher müssen wir als Österreich und österreichi­sche Wirtschaft auch ein hohes und großes Interesse an einem EU-weiten Investitions­plan zum europäischen Wiederaufbau haben, an einem gemeinsamen Wiederaufbau – nicht aus einem reinen Akt der europäischen Solidarität heraus; aus meiner Sicht ja, weil ich auch immer solidarisch denke, aus Ihrer Sicht wäre aber vielleicht die wirtschaftliche Vernunft das attraktivere Momentum. Auch das sehe ich aber nicht, sehr geehrter Herr Finanzminister. Es sollte in unserem ureigensten Interesse sein, dass alle Länder Eu­ropas stabil durch diese Krise kommen. Das ist ein Gebot der Stunde. So zu tun, als ob uns in Österreich die Wirtschaft in Italien nichts anginge, ist kleingeistig, kurzsichtig und wirtschaftlich einfach unvernünftig. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren der Bundesregierung! Es braucht jetzt verantwor­tungsvolle Politik, und verantwortungsvolle Politik heißt, genau diese Zusammenhänge aufzuzeigen, den Menschen diese Zusammenhänge zu erklären. Das ist die Aufgabe einer Regierung und das ist die Aufgabe von verantwortungsvollen europäischen Re­gierungschefs. Österreich sollte Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein, denn die europäische Zukunft ist auch die österreichische Zukunft. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

9.23



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 36

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt der Klubobmann der ÖVP August Wöginger. – Bitte.


09.23.41

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vi­zekanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Abgeordnete! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, es ist richtig, wir debattieren das Budget 2020 in einer sehr außergewöhnlichen Situation. Ich möchte aber schon zwei Bemerkungen zu meiner Vorrednerin machen.

Ich treffe viele Menschen in meinem Wahlkreis, die froh und dankbar dafür sind, dass wir bis jetzt - - (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ja, Sie gehen anscheinend nicht zu den Leuten, denn sonst würden Sie das auch hören, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Amesbauer: ... ÖVP volksnah ... neu! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich nehme das immer sehr ernst, was mir die Bevölkerung sagt (Zwischenrufe bei der SPÖ), und da gibt es sehr viele Menschen, die froh und dankbar dafür sind, dass Öster­reich bis jetzt sehr gut durch diese Gesundheitskrise (Abg. Matznetter: ... Regierungs­krise!) – und wir reden hier von einer weltweiten Pandemie – gekommen ist; und ich verstehe nicht, warum eine ehemalige Gesundheitsministerin darüber kein Wort verliert. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zum Zweiten reden Sie von wirtschaftlicher Vernunft (Zwischenrufe der Abgeordneten Kollross und Leichtfried), Sie fordern das größte Hilfspaket der Zweiten Republik. Eines möchte ich Ihnen schon sagen: In der Sozialpartnerschaft werden gute Dinge ver­einbart, wenn man zum Beispiel die Kurzarbeitsregelung als Beispiel nimmt, die mitt­lerweile bei einem Volumen von 12 Milliarden Euro angelangt ist, und dann stellen Sie sich hierher und kritisieren diese Maßnahmen, die Ihre eigenen Gewerkschafter richti­gerweise auch mitvereinbart haben. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wir haben die So­zialpartnereinigung eins zu eins übernommen (Abg. Matznetter: Nein, wir kritisieren, dass ...!), es ist jetzt die Verlängerung, bei der die Gewerkschaftsvertreter mitstimmen. (Zwischenruf des Abg. Stöger.) Das geht auch nicht, meine Damen und Herren: auf der einen Seite verhandeln und zustimmen, auf der anderen Seite kritisieren. Das ist un­seriöse Politik, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Warum beschließen wir dieses Budget? – Das haben Sie zur Gänze verschwiegen, Frau Klubobfrau: weil es zusätzliche Mittel für viele Bereiche in den einzelnen Untergliede­rungen gibt: für Polizei und Bundesheer ein Plus von 119 Millionen Euro; bei der Justiz eine Aufstockung um 10 Prozent, insbesondere für Supportpersonal, von 165 Millionen Euro; zusätzliche Mittel für den ländlichen Raum und zum Schutz vor Naturgefahren, ein Plus von 144 Millionen Euro, zum Beispiel für die Nahverkehrsmilliarde; und das Budget für Umwelt-, Klima- und Energiemaßnahmen wird 2020 um fast 70 Prozent erhöht. Vor allem auch deshalb ist es notwendig, dieses Budget auch zu beschließen (Zwischenruf bei der SPÖ), denn das wäre mit der Fortschreibung des Budgetprovisoriums nicht möglich. Das haben Sie auch verschwiegen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Derzeit ändern sich die Wachstumsprognosen, die leider Negativprognosen sind, bei­nahe täglich. Allein das Wifo geht derzeit von einer Bandbreite von minus 5,25 Prozent bis zu minus 7,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Der Internationale Währungs­fonds prognostiziert minus 7 Prozent, die Oesterreichische Nationalbank minus 3,2 Pro­zent und die Bank Austria rechnet gar mit minus 9 Prozent. (Ruf bei der SPÖ: Raika?!) Also wir haben eine Bandbreite von minus 3,2 Prozent bis minus 9 Prozent.

Sie haben an die wirtschaftliche Vernunft appelliert, die ich bei der SPÖ seit ihrem Be­stehen vermisse (Beifall bei der ÖVP – Zwischenrufe bei der SPÖ), aber was bedeutet


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 37

das jetzt bei minus 3,2 bis minus 9 Prozent? Wie hätten Sie es denn gerne, Frau Rendi-Wagner, was sollen wir denn in das Budget hineinschreiben? (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Da geht es um Milliardenbeträge. – Auch das verschweigen Sie der Be­völkerung, liebe Frau Kollegin, aber vielleicht wäre es hilfreich gewesen, auf die Experten im Hearing zu hören. (Zwischenruf des Abg. Matznetter. Das, was du gut kannst, ist schreien, Herr Kollege Matznetter, das ist dir seit vielen Jahren auf den Leib geschrie­ben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wenn Sie den Expertinnen und Experten wirklich zugehört hätten, dann hätten Sie ver­nommen, dass zum Beispiel Martin Kocher vom IHS betont hat, „trotz wöchentlicher Updates der Studien sei eine Prognose der wirtschaftlichen Lage zum Ende des Jahres nicht möglich“. Margit Schratzenstaller vom Wifo sprach „von der schwierigsten Budget­erstellung in der Geschichte der Zweiten Republik“. (Zwischenrufe der Abgeordneten Kollross und Matznetter.) Man höre: „Das Budget könne deshalb nur eine Moment­aufnahme sein, die aber immerhin die Möglichkeit bietet, die wichtigsten Akzente der Regierungserklärung in Zahlen zu gießen.“ – Genau das machen wir, meine Damen und Herren, die wichtigsten Akzente, die wir vereinbart haben, werden mit diesem Budget auch beschlossen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

Für die Coronahilfsmaßnahmen ist im Budget eine Überschreitungsermächtigung im Ausmaß von 28 Milliarden Euro vorgesehen (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), weil es sich bei den anderen 10 Milliarden Euro um Steuerstundungen handelt. Die Auszah­lungen werden im Sinne der Transparenz jeden Monat in einem umfassenden Bericht dargelegt. Zusätzlich hat jetzt auch der Rechnungshof die Prüfung der Covid-Maßnah­men angekündigt, was gut und richtig ist (Zwischenrufe der Abgeordneten Doppelbauer und Meinl-Reisinger), weil ja der Rechnungshof das Kontrollinstrument des Parlaments ist. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Wir diskutieren derzeit ja auch über einen Unterausschuss auf der parlamentarischen Ebene im Zusammenhang mit dem Cofag-Beirat.

Wir können derzeit nur von Momentaufnahmen sprechen, alles andere wäre unseriös, meine Damen und Herren. Der Finanzminister hat am Sonntag im „Kurier“ auch klar­gestellt: Die Meldung nach Brüssel war keine Budgetdatenmeldung, sondern eine Wirt­schaftsdatenmeldung auf Aufforderung der Europäischen Kommission. (Abg. Loa­cker: ... biegen! – Abg. Matznetter: Das war nicht das Wifo!) Eine Endabrechnung gibt es derzeit nicht, weder einnahmen- noch ausgabenseitig, und ein Kassensturz macht erst im Herbst Sinn, das bestätigen auch die Expertinnen und Experten in diesem Be­reich. Es ist notwendig, dieses Budget jetzt zu beschließen (Abg. Doppelbauer: Wel­ches Budget?), damit wir abbilden können, wo Mehrausgaben vorgesehen sind.

Zum Schluss noch einige Aspekte, damit man versteht, warum wir das in dieser Art und Weise machen: Der Tourismus wird am kommenden Wochenende geöffnet, und wir hoffen natürlich, dass die Österreicherinnen und Österreicher dieses Angebot wieder annehmen und im Inland Urlaub machen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Der Tourismus schlägt sich in Normalzeiten mit 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes nieder, nur wis­sen wir nicht, wie das heuer in der Endabrechnung aussehen wird. (Abg. Matznetter: Das ist aber sehr ...!)

Wir haben 12 Milliarden Euro für die Kurzarbeit vorgesehen; die Abrechnung ist noch nicht erfolgt, das wird erst in den kommenden Wochen und Monaten passieren. (Ruf bei der SPÖ: ... Auszahlung ...!) Heute wird ein Gemeindepaket mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro eingebracht. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) 50 Prozent der In­vestitionskosten im Bereich der Gemeinden werden vom Bund übernommen, und zwar für künftige, aber auch für bestehende Projekte, die sich in den Voranschlägen wieder­finden. Es gibt die Auszahlungen im Bereich des Härtefallfonds und Fixkostenzuschüsse (Zwischenruf bei der SPÖ), die jetzt bereits vorzeitig an die betroffenen Unternehmerin­nen und Unternehmer ausbezahlt werden.


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Meine Damen und Herren, wie wollen Sie das unter dem Aspekt der wirtschaftlichen Vernunft in ein Budget gießen (Zwischenruf bei der SPÖ), wenn niemand weiß, wie diese Abrechnung am Ende des Tages wirklich aussehen wird? Das wäre unseriös, und daher machen wir das nicht. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Wir beschließen aber das Budget, das vorliegt, weil wir es als Grundlage dafür brauchen, jene Ausgaben korrekt zu tätigen, die wir, die Regierungsfraktionen, vereinbart haben – deshalb werden wir dieses Budget auch gemeinsam beschließen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Leichtfried: Also das war eine sehr uninformierte Rede! – Zwischenruf des Abg. Haubner.)

9.32


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Fuchs. – Bitte.


9.32.26

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrter Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Österreicherinnen und Österreicher! Die Bewilligung und Kontrolle des Staatshaushalts gehören in Demokratien zu den zentra­len, wichtigsten und ältesten Rechten der Parlamente. Es gibt bedauerlicherweise 97 schwarz-grüne Nationalratsabgeordnete, welche am Donnerstag wissentlich ein fal­sches Budget beschließen werden. Wir haben auch einen Finanzminister, der nicht in der Lage ist, wozu alle seine Vorgänger in der Lage waren, nämlich ein ordentliches und korrektes Budget vorzulegen. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.) Wir haben auch einen Nationalratspräsidenten Sobotka, der kein Problem damit hat, dass der Finanzminister wissentlich ein falsches Budget vorlegt. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)

Das Budget ist die in Zahlen gegossene Politik – noch nie war dieser Spruch so zutref­fend wie heute. Wir diskutieren nämlich im Hohen Haus immer noch ein Budget, das der Finanzminister vor der Coronakrise erstellt hat. Dieses Budget samt Budgetrede hat der Finanzminister bereits am 18. März in den Mistkübel geworfen. Der Finanzminister findet es aber nicht der Mühe wert, mit aktuellen Budgetzahlen zu hantieren. Die Begründung des Finanzministers ist unfassbar: Jede Zahl, die wir heute kennen, wird schlussendlich falsch sein, meint der Finanzminister; und weil das so ist, hat es laut Finanzminister gar keinen Sinn, das Budget zu aktualisieren.

Herr Finanzminister, ist Ihnen bewusst, dass es ein Bundeshaushaltsgesetz gibt? Ich darf Ihnen – und auch dir, lieber Klubobmann Wöginger – in diesem Zusammenhang § 28 Abs. 2 Bundeshaushaltsgesetz zur Kenntnis bringen: „Die Voranschlagswerte sind zu errechnen, wenn dies aber nicht möglich ist, zu schätzen.“ – Also hört nicht auf eure Experten, lest einmal das Gesetz! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS. – Abg. Leichtfried: Das war jetzt ein ...!)

Jetzt stellen wir uns einmal vor, der AUA-Vorstand wird mit einem Businessplan oder einem Budget, welches der Vorstand in Vor-Corona-Zeiten erstellt hat, beim Finanz­minister vorstellig und beantragt Staatshilfe. – Die AUA würde keinen einzigen Cent vom Finanzminister erhalten. Was aber der Finanzminister von einem Unternehmen verlangt, das muss wohl auch für den Herrn Finanzminister gelten. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

97 schwarz-grüne Nationalratsabgeordnete werden diese Woche 82,4 Milliarden Euro an Auszahlungen und 81,8 Milliarden Euro an Einzahlungen genehmigen, was einen Nettofinanzierungsbedarf von rund 600 Millionen Euro ergibt. Wir wissen aber bereits heute, dass der Finanzminister am 30. April nicht 600 Millionen Euro nach Brüssel ge­meldet hat, sondern 30,5 Milliarden Euro – aber auch diese 30,5 Milliarden Euro werden bei Weitem nicht ausreichen. Brüssel wird also vom Finanzminister über die aktuelle budgetäre Situation informiert, nicht aber der Nationalrat. Für den Finanzminister hat Brüssel wohl eine höhere Priorität als das Hohe Haus.


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Trotzdem genehmigen 97 schwarz-grüne Abgeordnete ein falsches Defizit von 600 Mil­lionen Euro. Und als Belohnung dafür, dass uns der Finanzminister ein falsches Budget vorlegt, bekommt er von den schwarz-grünen Abgeordneten auch noch einen Blanko­scheck über 28 Milliarden Euro zur freien Verfügung als Draufgabe. Eine mögliche Verfassungswidrigkeit dieser Ermächtigung stört die Regierungsparteien sowieso nicht, man ist das ja schon von den Covid‑19-Sammelgesetzen gewohnt. – So schaut es mit der Budgethoheit des Nationalrates aus, wenn Schwarz-Grün die Mehrheit hat; von Budgettransparenz hält Schwarz-Grün nicht viel. Umso wichtiger ist es nun, dass endlich der Covid‑19-Unterausschuss eingerichtet wird, damit alle budgetrelevanten staatlichen Maßnahmen einer echten parlamentarischen Kontrolle unterliegen. Da geht es um das Steuergeld der Österreicher, und da haben Transparenz und Kontrolle noch nie ge­schadet.

Die Opposition hat den Finanzminister schon zigmal aufgefordert, endlich ein Budget auf Basis der zur Verfügung stehenden Daten vorzulegen, auch wenn – wie wir wissen – diese Daten mit Unsicherheit behaftet sind und nicht alle Unwägbarkeiten vorhersehbar sind. Der nun vorliegende Budgetentwurf ist auf jeden Fall Ausdruck von großer Re­spektlosigkeit des Finanzministers und eine Missachtung des Nationalrates. Mittlerweile bekommen wir Nationalratsabgeordnete ja mehr Infos vom Budgetdienst als vom Fi­nanzminister; bei dieser Gelegenheit darf ich mich beim Leiter des Budgetdienstes, Dr. Berger, und seinem Team ganz herzlich für die fachkundigen Analysen bedanken. (Allgemeiner Beifall.)

Nach zehnwöchiger budgetärer Untätigkeit hat der Finanzminister das Budget jetzt wie­der aus seinem Mistkübel geholt und glaubt allen Ernstes, dass wir diesem Budget un­sere Zustimmung erteilen werden. – Nein, die FPÖ wird diesem Budget ganz sicher nicht zustimmen!

Lassen Sie mich noch ein paar Anmerkungen zum Gastropaket der Bundesregierung machen: Von der Erhöhung der Beträge der steuerfreien Essensgutscheine profitieren die Arbeitnehmer, aber nicht die Wirtshäuser; es wird deswegen nicht mehr konsumiert. Von der befristeten Erhöhung der steuerlichen Absetzbarkeit der Geschäftsfreundebe­wirtung profitieren alle Unternehmer, aber sicher nicht die Wirtshäuser; es wird dadurch kein einziges Geschäftsessen mehr geben. Die Abschaffung der Schaumweinsteuer hilft den Sektproduzenten, aber sicher nicht den Wirten. Die Wirtshäuser profitieren lediglich von der befristeten Senkung des Umsatzsteuersatzes für offene nicht alkoholische Ge­tränke. Das von der Bundesregierung groß angekündigte Gastropaket ist in Wirklichkeit gar kein Gastropaket, sondern ein Sammelsurium von steuerlichen Begünstigungen, von denen alle profitieren – nur nicht die Wirte. Die Gastronomie und die Hotellerie brauchen aber rasch ein echtes Hilfspaket und nicht ein schwarz-grünes Marketingpaket. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber es ist ja nichts Neues: Die ÖVP widmet der Inszenierung von Politik so viel Zeit und Detailplanung, dass für die inhaltliche Ausgestaltung kaum Zeit übrig bleibt. Wir haben eine Bundesregierung, die schnelle und unbürokratische Hilfe versprochen hat, aber dieses Versprechen nicht einmal ansatzweise einhält. Schnell und unbürokratisch funk­tioniert bei den Hilfsmaßnahmen nämlich gar nichts. Die Bundesregierung hat den Un­ternehmen 38 Milliarden Euro an Hilfsmaßnahmen versprochen, bis dato sind davon erst 464 Millionen Euro in Cash geflossen. Beispielsweise wurde der Härtefallfonds mit 2 Mil­liarden Euro dotiert, und – man glaubt es kaum – erst 191 Millionen Euro wurden ausbe­zahlt; das sind weniger als 10 Prozent.

Wenn Sie, Herr Finanzminister, mit Ihrem Bürokratismus und Ihrer Formularwirtschaft so weitermachen, dann werden die meisten Unternehmen pleite sein, bevor sie jemals einen einzigen Euro an Hilfe erhalten haben. So sieht die schnelle und unbürokratische Hilfe der Bundesregierung aus.


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Ein Budget, in dem schlussendlich jede einzelne Zahl falsch sein wird, bildet eine Politik ab, in der sich schlussendlich jede einzelne Maßnahme ebenfalls als falsch herausstel­len wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

9.42


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Klubobfrau Maurer. – Bitte.


09.42.20

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglie­der der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen vor den Bildschirmen! Wir stehen vor vier sehr intensiven Plenartagen, an denen wir uns vor allem mit dem Budget für das bereits weit fortgeschrittene Jahr 2020 beschäftigen werden. Das Jahr 2020 ist bisher ein sehr herausforderndes Jahr und es wird mit Sicher­heit weiterhin sehr herausfordernd bleiben: für die zahlreichen Menschen, die ihren Job verloren haben, für die zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmer, die in einer wirtschaftlich sehr prekären Situation sind, aber auch für die Eltern – insbesondere na­türlich die Frauen –, die in den letzten Wochen mit der großen Herausforderung von Homeschooling und Homeoffice konfrontiert waren.

Aber es wird bergauf gehen! (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) Wir haben Locke­rungen, wir haben Hilfsfonds, und entgegen der Einzelbeispiele, die hier immer genannt werden, gibt es sehr viele Beispiele, wo das Geld sehr wohl ankommt, auch wenn man hie und da jedenfalls noch nachbessern wird müssen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das Budget, das wir hier beschließen werden, ist das Ergebnis durchaus langer und zäher Verhandlungen, die im Herbst im Winterpalais begonnen haben und sich bis weit nach Weihnachten gezogen haben. Sie sind auch das Ergebnis deutlich kürzerer, aber nicht minder zäher Verhandlungen mit dem Finanzministerium im Februar. Zu diesen Zeitpunkten war noch nicht absehbar, dass Corona die Republik aufrütteln wird, dass uns Corona einen Strich durch die Rechnung machen wird.

Das Budget ist in Zahlen gegossene Politik – bis jetzt haben das schon drei von vier RednerInnen gesagt. Dieser Satz wird auch an diesem Tag weiter strapaziert werden. Während die Opposition hier lautstark von einem Fakebudget spricht, also von einem gefälschten Budget – und das ist schon eine recht starke Ansage, würde ich meinen, die ich ganz sicher nicht teile –, möchte ich mich hier heute auf die Politik konzentrieren, die hinter diesen Zahlen steht und die in diese Zahlen gegossen ist. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Auch wenn uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und wir in vielen Bereichen logischerweise umdisponieren müssen, ist das Regierungsprogramm, das sich diese türkis-grüne Regierung ausgemacht hat, auf das wir uns geeinigt haben, alles andere als hinfällig. Es ist ein Regierungsprogramm, dem wir uns als grüne Fraktion verpflichtet haben und das wir der österreichischen Bevölkerung und natürlich insbe­sondere auch unseren WählerInnen schuldig sind.

Keine Frage, auch das ursprünglich geplante Budget hätte ohne Corona logischerweise noch nicht alle Maßnahmen umfasst, die das Regierungsprogramm vorsieht. Es war immer klar, dass es gewissermaßen eine Art Übergangsbudget sein wird. Dennoch haben wir aber viele Akzente gesetzt, mit denen wir die Politik, die wir in den nächsten Jahren für diese Republik machen wollen, unterstreichen. Darauf möchte ich mich heute konzentrieren.

Wir von den Regierungsfraktionen haben uns verpflichtet, im Bereich des Klimaschutzes maßgebliche Schritte zu setzen und die Katastrophe abzuwenden, die uns durch die ungebremste Erhitzung des Planeten weiterhin droht. Dadurch leisten wir einen ange­messenen Beitrag, um diese Katastrophe zu verhindern. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)


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Wir verdoppeln die Mittel für die Fotovoltaik, wir verfünffachen die Mittel für den Raus-aus-dem-Öl-Bonus, wir erhöhen das Budget des Klima- und Energiefonds um 15 Mil­lionen Euro. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Coronabedingt steigen jetzt viele Leute aufs Fahrrad um. Das dafür zur Verfügung stehende Budget wird verzehnfacht. Wir haben insgesamt eine Steigerung von über 160 Millionen Euro im Bereich Umwelt, Klima und Energie vorzuweisen, über 200 Millionen Euro mehr für Mobilität, über 20 Millionen Euro mehr für Forschung in diesem Bereich.

Ein anderer Punkt: Alma Zadić, unsere Justizministerin, hat erfolgreich dafür gekämpft, dass in diesem Budget deutlich mehr Mittel zur Verfügung stehen, damit die Justiz ihre chronische Unterfinanzierung überwinden kann. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.) 165 Millionen Euro mehr bedeuten auch 30 neue StaatsanwältInnen für die Bekämpfung von Cybercrime, Hass im Netz und Korruption (Zwischenruf des Abg. Leichtfried), 100 neue Planstellen für Supportpersonal, das die Bearbeitung der Fälle in der Justiz deutlich beschleunigen wird, ebenso eine Aufstockung für die Justiz­wache oder der Datenschutzbehörde. (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Ein anderer Bereich, der mir persönlich sehr wichtig ist und der uns jetzt auch corona­bedingt wieder stärker betrifft, ist Gewalt an Frauen. Wir erhöhen in einem ersten Schritt das Budget im Frauenbereich um 20 Prozent auf 12 Millionen Euro. (Abg. Heinisch-Hosek: 17 Millionen ...!) Das Geld soll insbesondere in den Gewaltschutz fließen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir beschließen dieser Tage dieses Budget inklusive der Überschreitungsermächtigun­gen, die notwendig sind, um die Coronakrise abzufedern. Das betrifft, wie schon gesagt, mehrere Milliarden Euro für die Kurzarbeit, es betrifft die Hilfsfonds, die Härtefallfonds, es betrifft auch Maßnahmen wie die Stundungen. Wir setzen aber neben dieser Direkt­hilfe auch Impulse, damit die Wirtschaft wieder in Gang kommen kann und tun genau das, Frau Rendi-Wagner, was Sie hier gefordert haben, zum Beispiel mit einem 1-Mil­liarde-Euro-Gemeindeinvestitionspaket, mit dem wir dafür sorgen, dass Projekte, die geplant waren (Zwischenruf bei der SPÖ), die aber aufgrund der Ertragsentfälle in den Gemeinden potenziell nicht mehr durchgeführt werden können – der Bau von Kindergär­ten, von Schulen, von Seniorentagesheimen –, trotzdem durchgeführt werden. Wir för­dern dabei 50 Prozent. Auch dieses Gemeindepaket trägt ganz klar eine grüne Hand­schrift. Wir treiben auch mit diesem Investitionspaket die Ökologisierung voran. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es werden Projekte im Bereich der erneuerbaren Energie und im Bereich der thermi­schen Sanierung gefördert. Neubauten haben den Klimaaktiv-Silberstandard zu erfüllen. All das sind wichtige Schritte bei der Bekämpfung der Klimakrise.

Wir haben außerdem 300 Millionen Euro frisches Geld für den Ausbau der Bahn, insbe­sondere der Nebenbahnen vorgesehen; da geht es darum, die regionale Wirtschaft an­zukurbeln. Wir haben 200 Millionen Euro für den Schutz und die Ökologisierung unserer Gewässer vorgesehen. Corona hat uns schwer getroffen, aber gemeinsam mit den zu­kunftsgerichteten Investitionen werden wir es auch schaffen, herauszukommen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir wissen heute vor allem eines, nämlich dass wir nicht wissen, wie das Jahr 2020 wirtschaftspolitisch, arbeitsmarktpolitisch und auch gesundheitlich zu Ende gehen wird. (Abg. Vogl: ... 31. Dezember!) Das wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass, auch wenn die Coronakrise überwunden ist, die nächsten Krisen vor der Tür stehen – eine Wirt­schaftskrise und die Klimakrise –, die zu bewältigen sind.

Wir werden aufgrund des heute beschlossenen Budgets flexibel genug sein, die notwen­digen Änderungen einzupreisen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Von einem gefälschten Budget zu sprechen halte ich für deutlich unangemessen. Falsche Zahlen – andere


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falsche Zahlen – einzufügen, dafür würden Sie uns, werte Frau Rendi-Wagner, garan­tiert genauso prügeln. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Dementsprechend hoffe ich sehr, dass die weitere Debatte an diesen folgenden Tagen sich doch den eigentlichen Inhalten dieses Budgets widmet und nicht nur dieser Metakritik. (Ruf bei der SPÖ: ... rich­tige Zahlen nehmen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

9.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Bitte. (Zwischenrufe der Abgeordneten Matznetter und Vogl.)


9.50.47

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Werter Herr Bundeskanzler, Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bundesregie­rung! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer nicht hier im Saal, aber vielleicht vor den Bildschirmen! Es ist schon einiges zu dem Budget, das die nächsten Tage hier debattiert wird, gesagt worden, und ich habe auch einiges darüber gelesen, wie das so kommentiert wurde. Da ist die Rede von „Haus­nummern“; man könnte genauso gut Hausnummern diskutieren. Es ist, finde ich, auch sehr treffend von „Altpapier“ gesprochen worden, das eigentlich eh schon vor einigen Wochen mehr oder weniger symbolisch in den Mistkübel verfrachtet worden ist.

Man könnte natürlich auf dem Standpunkt stehen, das ist die dumme Opposition, die nicht versteht, in welcher außergewöhnlichen Situation man ist, und dass es sehr schwer möglich ist, wirklich akkurate Zahlen zu liefern. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist jedes Verständnis dafür da, dass nicht jede Zahl in jeder Untergruppe auf Punkt und Beistrich halten wird – das ist völlig klar. Das ist der Opposition genauso klar. Es aber nicht einmal zu versuchen, ein seriöses Budget mit einem entsprechenden Nachtrag zu liefern, ist tatsächlich eine Respektlosigkeit ge­genüber dem Parlamentarismus und gegenüber der Volksvertretung in diesem Land. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

Herr Klubobmann Wöginger, Sie haben gesagt, es wäre unseriös, revidierte Zahlen auf den Tisch zu legen. Der Leitspruch dieser Bundesregierung oder auch der Abgeordneten der Regierungsfraktionen dürfte also sein: Wenn schon unseriös, dann gescheit! (Hei­terkeit der Rednerin.) Da legen wir gleich das Altpapier vor und keine neuen Zahlen (Zwischenruf des Abg. Wöginger) – das ist genauso unseriös beziehungsweise noch unseriöser –, und dann debattieren wir nicht darüber!

Das ist doch kein Anspruch! Das ist doch kein Anspruch, den man an eine ernsthafte Budgetdebatte haben kann. Noch einmal: Das Verständnis ist ja da. Wenn aber die beste Information, die wir hier im eigenen Haus als Abgeordnete bekommen, von unserem Budgetdienst erstellt wird – an dieser Stelle einmal ein herzliches Dankeschön für die wirklich hervorragende Arbeit, die da gemacht wurde (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ) –, dann kommt das doch einer Arbeitsverweigerung des Fi­nanzministers und des gesamten Finanzministeriums gleich. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Der Budgetdienst hat das eingearbeitet, was an Brüssel gemeldet wurde, und es mag schon sein (Zwischenruf der Abg. Greiner), dass das in der Detailtiefe nicht vergleichbar ist – keine Frage –, aber immerhin konnten dadurch wesentliche Abschätzungen und Vorausschauen getätigt werden.

Was Sie machen, ist eigentlich die Fortsetzung Ihrer Aktivitäten der letzten Wochen: Sie nutzen die Krise, um sukzessive eine Entmachtung des Parlaments voranzutreiben. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.) Es geht um eine Ver­ordnungsermächtigung, die Sie dann auf rechtsstaatlich schwindligem Boden umsetzen. Es geht hier nun um eine Überschreitungsermächtigung. Wenn ich lese, dass es welche gibt, die sagen: Das ist ja eine kleinliche Debatte!, dann sage ich Ihnen: Das ist keine


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kleinliche Debatte! Es geht um die Grundinstitutionen der Demokratie und es geht um das Haushaltsrecht des Parlaments.

Wenn die Abgeordneten der Regierungsfraktionen hier am Donnerstagabend beschlie­ßen werden, dass dem Finanzminister mal locker-flockig nahezu ein Drittel des Budgets im Wege einer Überschreitungsermächtigung – eine Art Blankoscheck – ohne Mitwir­kungsrecht des Parlaments gegeben wird, dann ist das meiner Meinung nach eine Selbstaufgabe des Parlamentarismus. Und was das für die Demokratie in diesem Land bedeutet, sollten Sie in Ihren Fraktionen zu Ende diskutieren! (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

Inszenierung schlägt Inhalt – wesentliche Zahlen kennen wir aus Pressekonferenzen. Das ist immer besonders interessant, wenn wir hier keine ordentlichen Zahlen geliefert bekommen, aber wie so viele fieberhaft bei der 80. Pressekonferenz vor den Bild­schirmen sitzen und dann dort die Zahlen hören, die Sie quasi als in Zahlen gegossene Politik – als Plan – präsentieren. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Ich höre schon auf, darüber zu sprechen, was das wieder in Bezug auf den Respekt gegenüber dem Haus­haltsrecht des Parlaments bedeutet, wenn man diese Zahlen aus Pressekonferenzen erfährt.

Wir wissen aber auch seit gestern – seit der „ZIB 2“ – definitiv, dass Inszenierung auch Inhalt schlägt, wenn es um die Frage der Wirtschaftshilfen geht. Entschuldigen Sie, aber wenn wir betreffend Budget eh nur im Kaffeesud lesen können – auch wenn Frau Klub­obfrau Maurer sich redlich bemüht hat, sich noch an den Zielen festzuhalten, die vor Corona ausgeschrieben wurden –, dann diskutieren wir doch darüber, welche Covid-19-Hilfsmaßnahmen tatsächlich passiert sind und welche Wirksamkeit diese gehabt haben!

Schauen Sie, ich habe da so einen Knopf im Hirn: Vor ein paar Wochen – mittlerweile eigentlich Monaten – sind Sie hier gestanden und haben einen Schulterschluss be­schworen, haben gesagt, dass wir nur gemeinsam gut und stark aus dieser Krise heraus­kommen. Es gab da immer wieder Momente, bei denen mit großer Geste verkündet wurde, was jetzt nicht alles gemacht werden würde. Die größte aller Gesten war: „Koste es, was es wolle!“

Immer wieder gab es dann Situationen, in denen Abgeordnete der Oppositionsparteien darauf aufmerksam gemacht haben, dass die eine oder andere Hilfsmaßnahme vielleicht nicht so klug gestrickt war, wie Sie sich das in den Pressekonferenzen schöngeredet haben, dass vielleicht die eine oder andere Hilfsmaßnahme wie zum Beispiel die Kurz­arbeit eine Art Liquiditätsfalle für die Unternehmer werden könnte, weil die Auszahlungen nicht rasch passieren.

Was haben Sie damals gesagt? – Sie haben gesagt: Die Opposition kann nur kritisieren, das ist ja alles falsch, das ist ja alles nicht wahr! – Und jetzt schauen Sie sich das anhand der tatsächlichen Zahlen an, die nun auch auf dem Tisch liegen! Gestern haben wir das von der Kurzarbeit gehört: Diese wurde mittlerweile auf 12 Milliarden Euro erhöht, 273 Millionen Euro wurden ausbezahlt – das Ganze in der Situation, dass nun der Juni kommt, in dem die doppelten Gehälter fällig werden. (Abg. Wöginger: Es ist ja noch gar nicht abgerechnet!) – Das ist ja die Tragik, Herr Wöginger, dass noch nicht abgerechnet ist! Das ist genau das Problem, vor dem wir gewarnt haben. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wir haben gesagt, dass das eine Liquiditätsfalle für Unternehmen werden wird. (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Wöginger und Schellhorn.) Das ist schlecht gemacht, absolut schlecht gemacht! (Beifall bei NEOS und SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schell­horn. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Oder auch der Härtefallfonds: Der Härtefallfonds ist an Bürokratismus nicht zu überbie­ten! (Abg. Schellhorn: Wahnsinn!) Nicht zu überbieten! (Zwischenruf des Abg. Wögin­ger.) Für vielleicht 436 Euro geben Unternehmer alle Zahlen (Zwischenruf des Abg. Vogl) – übrigens nicht nur Schätzungen – und auch alle Daten der Wirtschaftskammer


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bekannt (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wöginger), und es sind 191 Millionen Euro ausgezahlt worden. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Die Frage ist: Können Sie es nicht oder wollen Sie es nicht? (Ruf: Sie können es nicht!) – Wenn das Budget in Zahlen gegossene Politik ist und ein Plan ist (Abg. Wöginger: ... her­schenken?!), dann muss man sagen, das zeugt von einer ungeheuren Planlosigkeit. (Abg. Schellhorn – in Richtung Abg. Wöginger –: Herschenken? Was schenkst du denn her? – Abg. Wöginger – in Richtung Abg. Schellhorn –: ... Untersuchungsausschuss!) – Darf ich die Herren vielleicht bitten, das nachher zu diskutieren? Danke schön. Es zeugt von einer ungeheuren Planlosigkeit und letztlich auch von einer Realitätsverweigerung, was die Betriebe, was die Menschen, was die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch die Unternehmerinnen und Unternehmer jetzt tatsächlich brauchen.

Phase eins sollte rasche und unbürokratische Hilfe bedeuten – also gut, ich glaube, wir können heute feststellen, dass das nicht so wahnsinnig gut funktioniert hat. Die Phase zwei ist nun das Hochfahren. Das ist ein sehr sensibler Bereich, und da habe ich schon einmal gesagt, da reicht die große Geste nicht, das muss mit sehr viel Gewissen­haftigkeit passieren – Inkonsistenzen sind ja genug da –, aber vor allem muss es mit Optimismus, Zuversicht und Planbarkeit einhergehen.

Ich kann an dieser Stelle hier nur noch einmal appellieren, das eine oder andere Mal auch dem zuzuhören, was die Opposition sagt. Mit Angstrhetorik – da (in Richtung Bun­deskanzler Kurz) sitzt ja der oberste Angstrhetoriker – allein wird man die Zuversicht und den Optimismus nicht in dieses Land hineinbringen (Beifall bei den NEOS), weder bei den Konsumentinnen und Konsumenten noch bei den Betrieben, die nun wieder hoch­fahren. Wenn ich möchte, dass konsumiert wird, wenn ich möchte, dass die Betriebe wieder arbeiten, dann braucht es dafür diese Zuversicht. Wir haben gestern auch Vor­schläge gemacht – ich kann sie Ihnen auch gerne wieder unterbreiten –, was man für diese Zuversicht, diese Planbarkeit und den Optimismus braucht.

Wenn wir von Freiheit sprechen, und ich glaube, es ist dringend notwendig, darüber zu sprechen, dann müssen wir in dieser Situation von der Freiheit für Unternehmerinnen und Unternehmer reden. Die kreativen Köpfe, die in den letzten Wochen adaptiert haben, stoßen immer wieder an die Grenzen der Gewerbeordnung. Wann, wenn nicht jetzt, wäre der Plan vorzulegen, Zuversicht und unternehmerische Freiheit in dieses Land zu bringen und die Gewerbeordnung zu reformieren oder auch Entlastung zu bringen? Frau Klubobfrau Rendi-Wagner hat es auch gesagt: steuerliche Entlastung in der Tarifreform bitte vorziehen, damit wir eine Chance haben, den Konsum anzukurbeln und so Zuver­sicht zu bringen!

Eigenkapitalstärkung ist auch wichtig; daher unser Vorschlag, für nicht entnommene Gewinne in den nächsten zwei, drei Jahren die KÖSt auszusetzen. Das wird ein wesent­liches Thema sein – hören Sie Herrn Treichl im „Morgenjournal“ zu! –: die Eigenkapital­ausstattung der Unternehmen. Investitionen in den Unternehmen sicherstellen, Eigen­kapital stärken – habe ich schon gesagt –, und nun sage ich Ihnen den letzten Punkt – ich nehme an, wir werden das auch noch diskutieren –, und zwar: Europa.

Optimismus und Zuversicht bedeuten auch, anzuerkennen – wie es auch schon hier be­sprochen wurde –, dass Österreich keine Insel, sondern Gott sei Dank eine sehr ver­netzte Volkswirtschaft ist. Ich hoffe doch, dass sich, anders als in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, bei den Regierenden ein europäischer Gedanke durchgesetzt hat, dass man sieht, dass eine reine Austria-First-Position wirtschaftspolitisch und europa­politisch das Dümmste ist, das man machen kann.

Wir sind vernetzt, das ist gut so, und die Stärke Österreichs, auch in der Zukunft, liegt in einem starken Europa. Das bedeutet, es gilt die Grenzen aufzumachen, und das be­deutet, es gilt auch auf europäischer Ebene in dieser Phase solidarisch vorzugehen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.00



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Finanzminister. Ich darf ihm das Wort erteilen. (Abg. Matznetter: Vielleicht hat er ja die richtigen Zahlen mitgebracht! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)


10.00.45

Bundesminister für Finanzen Mag. Gernot Blümel, MBA: Meine sehr geehrten Da­men und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeord­neten! Werte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Fernsehschirmen! Vor allem: Sehr geehrte Damen und Herren der Oppositionsfraktionen! Ich darf Ihnen tat­sächlich in einigen Kritikpunkten recht geben (Zwischenruf bei der SPÖ), in vielen Kritik­punkten muss ich Ihnen aber entschieden widersprechen.

Recht geben darf ich Ihnen, wenn es darum geht, dass wir uns in einer Situation der höchsten Unsicherheit befinden und in dieser Politik machen. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Recht geben darf ich Ihnen, wenn Sie sagen, dass diese Krise wohl die größte und schwerste ist, die wir zu unser aller Lebzeiten erlebt haben. Recht geben darf ich Ihnen auch, dass es ständig Verbesserungspotenzial gibt.

Genau aus diesem Grund hat sich die Bundesregierung dafür entschieden, ein beispiel­loses Hilfspaket von 38 Milliarden Euro auf den Weg zu bringen, um einen Schutzschirm über der österreichischen Volkswirtschaft aufzuspannen, um all jenen zu helfen, die am meisten von dieser Krise betroffen sind – und diese Hilfe kommt an, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Ruf bei der SPÖ: Bei wem? – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich darf Ihnen diesbezüglich ein paar Zahlen näherbringen (Zwischenruf der Abg. Grei­ner): Bis dato sind 250 000 Anträge auf Steuerstundungen und Steuerherabsetzungen im Finanzministerium eingegangen (Zwischenruf bei der SPÖ) und im Ausmaß von 6 Milliarden Euro unmittelbar bewilligt worden. (Zwischenruf des Abg. Schellhorn.) Dieses Geld verbleibt als ein Mehr an Liquidität in den Unternehmen, um in dieser Zeit durchkommen zu können. (Abg. Belakowitsch: Die haben ja keine Einnahmen!) Bei den Garantien und Krediten sind bisher über 20 000 Anträge gestellt und bewilligt wor­den, insgesamt ist ein Volumen von 4 Milliarden Euro an Garantien seitens des Staates übernommen worden. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Was die Kurzarbeit betrifft – ursprünglich ja gemeinsam mit der Gewerkschaft mit einem maximalen Ausmaß von 400 Millionen Euro konzipiert (Abg. Belakowitsch: Das haben wir damals schon kritisiert!) –, sind mittlerweile Anträge im Ausmaß von über 10 Milliar­den Euro bewilligt worden. Natürlich kann die Kurzarbeit erst im Nachhinein abgerechnet werden – so ist sie auch konzipiert (Abg. Meinl-Reisinger: Falsch konzipiert!) –, wenn man weiß, wie viel tatsächlich gearbeitet worden ist. Das ist seit Anfang Mai möglich, und auch in diesem Bereich sind bisher über 40 000 Anträge abgerechnet worden, das Geld ist geflossen. Ich bitte Sie also, auch das zu berücksichtigen, wenn Sie schon sach­liche Kritik äußern wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Natürlich ist nicht alles perfekt. Es gibt keine Blaupause für eine Coronakrise, es gibt kein Handbuch dafür, deswegen arbeiten wir auch ständig an Verbesserungen. Wir ha­ben im Finanzministerium eine Hotline eingerichtet, bei der alleine mittlerweile 12 000 Bür­gerkontakte stattgefunden haben. Wir stehen nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort und helfen ihnen weiter (Abg. Schellhorn: Sapperlot!), sondern zie­hen auch für uns die Lehren daraus – wir sehen, wo wir nachbessern und besser werden müssen.

Wenn Sie sich aber die internationalen Zahlen und Vergleiche ansehen, die publiziert werden – egal ob sie von der Europäischen Kommission oder der OECD sind –, sehen Sie, dass Österreich offensichtlich besser als andere Länder durch die Krise kommt


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(Abg. Greiner: Welche Zahlen sind das?) –, egal ob das im Bereich der Gesundheit ist oder ob wir dank der entschiedenen Maßnahmen der Bundesregierung jetzt die Wirt­schaft schneller wieder hochfahren können, als das in anderen Ländern der Fall ist. Das sagen nicht nur wir, das sagt auch die Europäische Kommission.

Die Hilfsmaßnahmen, die in Österreich gesetzt worden sind, gehören teilweise zu den besten weltweit. Das Kurzarbeitsmodell ist das attraktivste und flexibelste, das es welt­weit gibt. (Abg. Schellhorn: Wer sagt das? – Abg. Belakowitsch: Wie kommen Sie darauf?)

Bezüglich der Kredite, die von Ihnen auch immer wieder kritisiert worden sind: Der öster­reichische Staat ist einer von nur vier in der gesamten Europäischen Union, die für bis zu 100 Prozent von Kreditsummen garantieren. Nur ein Beispiel, weil auch Deutschland genannt worden ist: In Deutschland gab es bisher 8 000 Anträge für diese Kredite, in Österreich knapp 7 000, wovon über 6 000 bereits bewilligt worden sind (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) – und das bei einem Faktor eins zu zehn zwischen Österreich und Deutschland. Auch das ist eine Wahrheit dieser Krise. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der Fixkostenzuschuss hat letzte Woche gestartet, es gab bisher knapp 2 000 Anträge, das erste Geld wird Ende Mai, Anfang Juni fließen. Wir haben auch dabei aus der De­batte gelernt und das Auszahlen dieses Fixkostenzuschusses massiv vorgezogen: vom kommenden Jahr auf bereits Anfang Juni und Ende August.

Ich darf zum Budget und den von Ihnen kritisierten Themen kommen. Ich bin der Mei­nung, dass es sinnvoll ist, das Budget in dieser Form zu beschließen, weil viele gute, wichtige und richtige Maßnahmen darin enthalten sind, egal ob das mehr Geld für die Justiz ist (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch – Zwischenruf bei der SPÖ) – 30 Staats­anwälte mehr, über 100 Personen mehr beim Supportpersonal –, ein um 70 Prozent er­höhtes Budget in vielen Bereichen für Umwelt, Klima und Energie, mehr als 100 Mil­lionen Euro mehr für die Polizei oder ein Plus von 400 Millionen Euro im Wissenschafts- und Forschungsbereich. Das kann sich sehen lassen. Danke, dass wir dieses Budget diese Woche beschließen können, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Die Prognosen, was die Wachstumszahlen in Österreich betrifft, sind höchst unter­schiedlich, sie divergieren von minus 3,5 Prozent bis zu minus 9 Prozent. Auch die Wirt­schaftsforscher sagen, dass es erst im Herbst sinnvoll ist, einen Kassasturz zu machen und die Zahlen auf den Tisch zu legen, was es bisher gekostet hat und was es insgesamt vielleicht kosten kann. Spätestens im Herbst werden wir ja auch das Budget für 2021 diskutieren, und auch da wird dann diese Kostenwahrheit entstehen.

Betreffend die bisherigen Coronaausgaben arbeiten wir höchst transparent. Wir haben auch festgelegt, dass es eine Überschreitungsermächtigung von bis zu 28 Milliarden Euro im Budget geben soll, über die auch jedes Monat berichtet wird. Jedes Monat wird dem Parlament genau berichtet, was mit diesem Geld passiert ist. Eine eigene Unter­gruppe für Covid-Maßnahmen ist dafür eingerichtet worden, und auch was mit den Co­ronamaßnahmen genau passiert, kann nachverfolgt werden. Darüber hinaus werden wir natürlich auf die Kritik eingehen und den bisher konkret ausbezahlten Betrag im Budget abbilden.

Vierter Punkt: Die Meldung, die nach Brüssel gegangen ist – es ist ohnehin schon oft gesagt worden, auch gestern Früh im Ö1-„Morgenjournal“ von einer Wirtschaftsfor­scherin –, hat natürlich nichts mit dem Budget zu tun. Ein Budget hat 36 000 Konten, eine Budgetschätzung aus dem Finanzministerium dauert mehrere Wochen, wird zwei­mal im Jahr gemacht und beeinflusst 5 000 bis 6 000 Konten. Was nach Brüssel gemel­det wurde, ist eine Wifo-Schätzung mit volkswirtschaftlichen Gesamtzahlen und nichts anderes.


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Zur Kritik von Kollegen Fuchs, die die Rechtmäßigkeit oder den Zweifel daran betrifft: Ich weiß nicht, mit wem Sie gesprochen haben, Herr Kollege Fuchs – ich schätze Ihre Meinung inhaltlich normalerweise sehr –, aber alle Verfassungsrechtler und Budgetex­perten, mit denen wir gesprochen haben, bestätigen uns die Rechtmäßigkeit dieser Vor­gangsweise, egal ob das Universitätsprofessor Dr. Heinrich aus Klagenfurt ist, Univer­sitätsprofessor Dr. Poier aus Graz oder Budgetexperte Manfred Lödl. Sie alle haben wir konkret befragt, nachdem diese Kritik aufgekommen war, und alle bestätigen uns eine korrekte Vorgangsweise. – Danke auch an diese Experten, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Abschließend darf ich Ihnen nochmals recht geben: Wir stehen vor einer noch nie da­gewesenen Herausforderung. Ich möchte in dieser Situation explizit Danke für die letzten Wochen sagen, vor allem allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Kabinetten, in den Ministerien, die Tag und Nacht daran arbeiten, dass es in den verschiedenen Kör­perschaften ständig zu Verbesserungen kommt, die mit uns gemeinsam gegen diese Krise kämpfen, und Danke an die Österreicherinnen und Österreicher für den starken Zusammenhalt in dieser Situation. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.09


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Obernoste­rer. – Bitte. (Abg. Wöginger: Jetzt is’ zsammgräumt in der Hüttn! – Abg. Matznetter: Aber nicht genug ...! – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)


10.09.09

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Herr Finanzminister! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer zu Hause vor den Fernsehschirmen! (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Herr Finanzminister, Sie haben das ausgeführt und ich möchte nichts wiederholen, aber lassen Sie mich noch ein paar Worte zum Budget an die Oppositionsparteien richten. (Zwischenruf der Abg. Greiner.)

Meine Familie führt zwei Hotels, auch wir müssen ein Budget erstellen. Wir haben uns letzte Woche vor dem Aufsperren – am Wochenende sperren wir beide Häuser auf – zusammengesetzt und haben uns angesehen, wie jetzt das Budget für dieses Jahr aussieht – weil es ja so, wie wir es mit 1. Jänner erstellt haben, nicht mehr passt –, welche Fixkosten wir haben, weil wir ja auch die Verpflichtung gegenüber den Banken haben. Die Fixkosten kennen wir genau: Sie setzen sich zusammen aus dem, was wir in der Küche brauchen, was wir im Service brauchen, im Stock brauchen, in der Verwaltung brauchen. – Genauso verhielt es sich für den Herrn Finanzminister mit den Kosten für die einzelnen Ressorts: Diese Kosten sind fix auf dem Tisch – auch hier im Budget für den Staat.

Dann haben wir ein Budget für Sonderaktionen, die wir setzen müssen, damit wir den Betrieb eventuell besser und schneller in die Höhe fahren können. Dafür gibt es eine Pauschalsumme – wir wissen heute noch nicht, wie viel wir davon in Anspruch nehmen können –, und diese entspricht circa, wenn ich jetzt vergleiche – das Rot ist im Kleinen gleich wie im Großen –, dem Sonderbudget, der Ermächtigung für diese Mittel im Um­fang von 38 Milliarden Euro. Und wisst ihr, wo das größte Fragezeichen bei uns im Be­trieb und wahrscheinlich auch hier im Staat ist? – Es steht hinter der Frage: Wie viel Geld kommt herein? – Das können wir zu Hause nicht sagen, und der Staat kann es auch nicht sagen.

Noch einmal zum Verständnis: Diese Regierung beschäftigt sich momentan schwer­punktmäßig mit dem, was zu tun ist, damit die Wirtschaft in diesem Land wieder in die Höhe geht und damit die Menschen wieder in Arbeit kommen; und dazu gratuliere ich dieser Regierung mit Bundeskanzler Kurz und Vizekanzler Kogler an der Spitze. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Dann komme ich – da ich Gastronom und Hotelier bin – gleich zum zweiten Punkt, den wir heute hier auch noch mit beschließen werden, und zwar zum Wirtshauspaket. Frau Bundesminister Köstinger, die Rahmenbedingungen, unter denen die Gastronomie und Hotellerie in Österreich aufsperren können, sind beispielhaft für ganz Europa! Ich habe mir alle Beispiele angesehen: Solche liberalen und praxisnahen Vorschriften wie bei uns in Österreich (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ), durch die trotzdem die Sicherheit gewährleistet wird, gibt es in keinem anderen Staat. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Schaut euch international an, was es dort gibt, und lacht nicht! Beschäftigt euch einmal mit der Materie, da ihr die Praxis nicht kennt – das sage ich euch ganz ehrlich! (Zwischenrufe der Abgeordneten Angerer und Wurm. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Was das Nächste ist: Das Wirthauspaket, Frau Bundesministerin, das Sie jetzt auf den Tisch gebracht haben, mit einer Pauschalierung bis zu einem Umsatz von 400 000 Euro, den steuerlichen Erleichterungen, der reduzierten Mehrwertsteuer auf alkoholfreie Getränke im zweiten Halbjahr bis Weihnachten, macht – ich habe das gestern mit einem Steuerberater, der hauptsächlich für Wirtshäuser tätig ist, durchgerechnet (Zwischenrufe der Abgeordneten Kollross und Matznetter) – bei einem Landgasthaus mit einem Um­satz von circa 300 000 Euro, das natürlich – wenn es im Familienverband betrieben wird – einen halbwegs guten Gewinn macht, zwischen 5 000 und 15 000 Euro nur an steuerlichen Erleichterungen aus (lebhafte Heiterkeit und Zwischenruf des Abg. Wurm), ohne dass man irgendetwas beantragen muss.

Diese steuerlichen Erleichterungen, Frau Bundesministerin, die in diesem Paket enthal­ten sind, machen mehr aus als der Fixkostenzuschuss, um den die Betriebe auch ansu­chen können. Das ist Hilfe, das ist schnell geholfen, und ich danke der Regierung sehr für diese wirklich praxisnahe Umsetzung. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

10.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Krainer. – Bitte.


10.13.15

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt einige Dinge, die diese Regierung, vor allem die ÖVP, ganz gut kann: Sie kann sehr gut Pressekonferenzen machen. Sie kann sehr gut PR und Inszenie­rung – das macht sie sehr gut, das muss man sagen. Sie kann auch sehr gut rein par­teipolitisch motivierte Entscheidungen treffen, sowohl bei Personalentscheidungen als auch zum Beispiel bei der Frage, wer Härtefallfonds abwickelt – nämlich die WKO und nicht die Finanzämter. Die ganze Welt nimmt Finanzämter, weil diese es besser können, weil sie mehr Personal haben, weil sie schneller sind, weil sie unbürokratischer sind; in Österreich hingegen muss das die WKO machen, weil Präsident Mahrer offensichtlich noch Zeit für andere Dinge hat und sich als Gönner darstellen will – es geht also wieder um die Inszenierung, darum, dass er das Geld an die Betriebe verteilt. – Das also kann die ÖVP, und sie kann auch gut von oben herab agieren. Es gibt aber auch viele Sachen, die die ÖVP nicht kann, die auch Finanzminister Blümel nicht kann.

Das Erste, das er nicht kann, ist, ein verfassungskonformes Budget vorzulegen. Das kann er nicht. Er kann auch kein Budget vorlegen, das dem Haushaltsrecht entspricht. Das kann er nicht. Deutschland kann das. Deutschland macht das! Erklären Sie mir: Wieso können die Deutschen – natürlich aus heutiger Sicht – sagen, wie sich die Einnahmen und Ausgaben – aus heutiger Sicht – entwickeln werden, und das dem Parlament vorle­gen, aber der Blümel und die ÖVP können das nicht? Erklären Sie mir, wieso die Deut­schen so viel besser sind als Sie! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Doppelbauer.)


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Ich habe inzwischen allerdings gehört, dass Sie schon einen Abänderungsantrag ange­kündigt haben. Anscheinend haben Ihnen diese Experten, die Sie aufgezählt haben, ge­sagt, was nicht geht, dass nämlich das, was Sie hier machen, verfassungsmäßig nicht geht, und deswegen werden Sie einen Abänderungsantrag vorlegen müssen, weil die­ses Budget sonst verfassungswidrig sein wird. Das habe ich ganz genau gehört, wie Sie angekündigt haben, Sie werden einen Abänderungsantrag einbringen, in dem Sie die Zahlen verändern werden – weil Sie sie verändern müssen.

Auf uns haben Sie ja nicht gehört, und als wir angekündigt haben, dass wir externe Gut­achter beauftragen werden, das zu prüfen (Abg. Steinacker: Das ist ja unglaublich!), sind sie ganz nervös geworden (Abg. Steinacker: Nein, ...!), sowohl im BMF als auch im Verfassungsdienst – wer ist denn der Leiter des Verfassungsdienstes?; Ihr ehemali­ger Kabinettschef, jetzt fällt es mir wieder ein! –, und haben jetzt tagelang massiv ver­sucht, überhaupt einmal Gutachter zu bekommen. Das ist gar nicht so leicht in Öster­reich, quasi Gutachter zu finden, die das begutachten wollen, was Sie hier vorlegen (Beifall bei der SPÖ), weil jeder auf den ersten Blick sagt: Das ist klar gesetzeswidrig, das ist klar verfassungswidrig! – Sie kündigen also bereits an, dass Sie das reparieren müssen; und das ist gut so, dass Sie das hier zumindest ankündigen.

Was Sie auch nicht können, ist, Hilfe zu organisieren. Sie sind super darin, Pressekon­ferenzen zu machen, zu sagen: 1 Milliarde Euro für die EPUs und KMUs!, dann gibt es die nächste Pressekonferenz, in der es heißt: Nicht 1, nein, 2 Milliarden Euro! – Das, was wir wissen, ist jedoch: Diese Hilfe kommt nicht an! Nicht einmal 200 Millionen Euro von den 2 Milliarden Euro versprochenen Soforthilfen sind angekommen. (Beifall bei der SPÖ.)

Zehntausende EPUs, Zehntausende KMUs bekommen gar nichts oder ein paar Hundert Euro. Das wird nicht reichen! Und Sie wissen, dass das Geld nicht ankommt – Sie haben es ja gestern selber zugegeben, denn Sie können es ja nicht mehr leugnen –, und sagen dann immer: Wir werden jetzt nachjustieren! – Ich sage Ihnen: Lassen Sie das endlich Praktiker machen! Wickeln Sie das endlich über die Finanzämter ab, und binden Sie endlich auch Praktiker aus der Opposition ein, die wissen, wie das geht und wie man das macht! (Beifall bei der SPÖ.)

Das Nächste, das Sie nicht haben, sind Ideen (Heiterkeit der Abg. Steinacker), nämlich innovative Ideen, wie man wirklich mit dieser Krise umgehen kann – im Gegensatz zum Beispiel zum Wiener Bürgermeister, der ein ganz einfaches Konzept hat (Heiterkeit des Abg. Obernosterer): Jeder Wiener Haushalt bekommt einen Gutschein im Wert von 25 Euro – bei Einpersonenhaushalten – oder 50 Euro zur Verwendung in Wirtshäusern. (Abg. Wöginger: Das hat früher der Haider gemacht!) Das wird im Juni ausgeschickt, und da geht es darum: Dieses Geld kommt bei denen an, die es brauchen, nämlich bei den Wirtshäusern und bei den Kaffeehäusern – die wollen nicht Geld fürs Nichtstun, sondern sie wollen Gäste haben und wollen Umsatz machen. Und dort kommt das an! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie ernsthaft den Tourismus unterstützen wollen, wieso lehnen Sie dann die An­träge der Opposition ab? Wir haben gesagt, genau dasselbe Konzept kann man auch für Tourismusbetriebe machen: Geben wir jeder Österreicherin, jedem Österreicher, jedem, der in Österreich lebt, hier arbeitet und Steuern zahlt, allen, die hier leben, einen 200-Euro-Gutschein, der in einem Beherbergungsbetrieb ihrer Wahl bis Ende des Jahres einzulösen ist! (Zwischenruf der Abgeordneten Haubner und Steinacker.) – Da­mit helfen Sie dem Tourismus! Da können Sie noch so viel in Werbung hineinstecken, damit die Deutschen herkommen und womöglich wieder irgendwelche Viren einschlep­pen (Bundesministerin Köstinger: Hallo?! Hallo?!) – da ist es mir lieber, dass die Öster­reicherinnen und Österreicher hier in Österreich Urlaub machen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist das, was wir brauchen! Das ist etwas, was wirklich helfen würde, nämlich innovative Ideen, damit das funktioniert!


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Dass Sie es handwerklich nicht können, sehen wir auch an dem Gesetz, das wir hier gerade debattieren (Abg. Lopatka: Was heißt das: Viren einschleppen?! – Bundesminis­terin Köstinger: Die Deutschen schleppen Viren ein?! – Zwischenruf des Abg. Otten­schläger. – Weitere Rufe bei der ÖVP: Viren einschleppen?!): Das hier (eine Mund-Nasen-Schutzmaske in die Höhe haltend) soll steuerfrei werden – das ist der Schutz aus Stoff, der soll steuerfrei werden –, und auf das hier (ein Gesichtsvisier in die Höhe hal­tend) soll nach wie vor Steuer zu zahlen sein, weil Sie es handwerklich nicht können.

Wir werden Ihnen heute auch die Gelegenheit geben, das handwerklich besser zu ma­chen, nämlich so, dass beides steuerfrei wird, und wir geben Ihnen auch die Gelegen­heit, dieses Budget noch so zu verbessern, dass es gesetzeskonform und verfassungs­konform wird. Es wäre gut für die ehemalige Wirtschaftspartei ÖVP und für die ehemalige Kontrollpartei die Grünen, uns da zu folgen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Steinacker: Sozialistische ...! – Abg. Ottenschläger: War das jetzt ein ..., die Grenzen wieder zu schließen, Herr Krainer? – Abg. Wöginger: Aber die Deutschen nicht! – Ruf bei der ÖVP: Der überholt den Kickl rechts! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schwarz. – Bitte.


10.19.37

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mit­glieder der Bundesregierung! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kolle­gen! Liebe ZuseherInnen! Ich weiß, dass vielen diese Gesetzesvorlage nicht aktuell ge­nug ist. Ich glaube, wir alle hätten gern aktuelle Zahlen, aber hätten wir – wie von Ihnen, Herr Krainer, gefordert – Anfang Mai vor den Ausschussberatungen die Zahlen upge­datet, dann wären sie heute aufgrund der Krise schon wieder überholt gewesen. Das ist ja im Moment gerade das Problem bei der Erstellung dieses Budgets, und es fällt mir einfach schwer, zu verstehen, dass Sie das nicht nachvollziehen können.

Ja, Frau Klubobfrau, das Budget ist ein Plan, ein Plan für die Vorhaben und die Priori­täten, die politischen Schwerpunkte der Regierung, und genau die sind im Budget ab­gebildet, sei es im Bereich des Klimaschutzes oder im Bereich der Digitalisierung. Diese Maßnahmen und diese Zielsetzungen sind vor der Krise richtig gewesen, und sie werden auch nach der Krise richtig sein – sie sind richtig, sowohl mit als auch ohne Corona. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zu diesen Maßnahmen gehören eine Verfünffachung des Raus-aus-dem-Öl-Bonus – das ist eine Förderung, ein Kesseltauschprogramm, das typischerweise nach ein paar Wochen ausgeschöpft gewesen ist – und eine Verzehnfachung der Mittel für Radfahren und aktive Mobilität ebenso wie eine Aufstockung von über 100 Planstellen in der Justiz – eine Budgeterhöhung um 10 Prozent –, eine Erhöhung des Frauenbudgets um 20 Prozent. (Ruf bei der SPÖ: 17! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das sind politische Ziele, die in Form von Zahlen ins Budget gegossen worden sind. Das ist doch genau das, worum es im Budget geht.

Auf diese Baseline, auf diese Zielsetzung kommt Corona oben drauf, und bei Corona macht es eben keinen Sinn, zu sagen: Wir setzen uns das Ziel, dass die Kurzarbeit 20 Prozent mehr kostet. – So macht man keine Budgetpolitik, sondern es geht darum – das ist ja die politische Vereinbarung innerhalb der Regierung –, dass die wirtschaftliche Katastrophe, koste es, was es wolle, abgewendet wird – darum geht es und darauf ha­ben wir uns geeinigt – und dass wir für stabile wirtschaftliche Verhältnisse sorgen.

Jetzt quasi bis runter auf Globalbudgets festzulegen, was Corona kosten darf, würde auch ein gewisses Risiko bedeuten: Man stelle sich vor, wir würden zu niedrig bud­getieren, dann käme es wahrscheinlich zum Beispiel bei den verschiedenen Fonds zu


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einem First-come-first-serve-Prinzip. (Ruf bei der SPÖ: In der Art von Auszahlung gibt es keine ...!) Die Leute würden sich anstellen, und die anderen bleiben dann übrig. Das kann nicht richtig sein. Umgekehrt kann es, wenn man zu hoch budgetiert, zu Mitnah­meeffekten kommen, und schlimmer noch: Es kann dazu führen, dass die Schätzungen im Märzbudget akkurater sind als ein Update, das wir jetzt hineingeben könnten.

Ich glaube, dem Finanzminister die Ermächtigung zu geben, Überschreitungen der ver­schiedenen UGs zuzustimmen, ist genau der richtige Zugang, weil es eben eine Cha­rakteristik dieser Krise ist, dass die Probleme an unterschiedlichen Stellen im Zeitablauf unterschiedlich aufpoppen. Darauf muss man reagieren können, und das geht genau über diese Variante. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Was es aber gerade wegen der hohen Dynamik braucht – da stimme ich Ihnen zu –, sind Transparenz und Kontrolle und die dafür notwendigen Berichte. Genau in diesem Bereich haben wir mittlerweile einiges erreicht. Einerseits hatten wir – wir haben es im Budgetausschuss schon diskutiert – ein relativ ausführliches Kapitel zur Coronakrise im Monatsbericht März, andererseits bringen wir heute einen gemeinsamen Antrag mit den NEOS ein, der Detailbudgets, die abbilden, wo in den verschiedenen UGs die Coro­nahilfen verwendet werden, zum Thema hat. Außerdem gibt es die Verhandlungen zum Coronaunterausschuss und zum Cofag-Beirat, bei dem es starke Minderheitsrechte und regelmäßige Berichtspflichten geben wird. (Abg. Meinl-Reisinger: Es geht doch nicht um Minderheitsrechte! Das ist irgendwie schräg!)

Zusätzlich stehen wir kurz vor den nächsten Budgetverhandlungen. Wir werden im Herbst, glaube ich, eine bessere Sicht darauf haben, wie sich sowohl die wirtschaftlichen als auch die gesundheitspolitischen Verhältnisse entwickeln. Wir werden dann, glaube ich, sowohl das Budget als auch den Finanzrahmen überarbeiten müssen, und zwar nicht nur wegen der Coronakrise, sondern auch wegen der anderen Maßnahmen der Bundesregierung, insbesondere auch wegen der Entwicklungen in der Klimakrise. Ich glaube, das ist in Summe der richtige Zugang.

Ich hoffe, dass Sie sich am Ende vielleicht doch noch durchringen können und diesem Budget zustimmen. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

10.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Belakowitsch. – Bitte.


10.23.51

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Werte Steuerzahlerin­nen und Steuerzahler! Heute wird also über ein Budget debattiert, das in Wahrheit schon im Februar beschlossen worden ist und das der Herr Finanzminister nach eigenen Wor­ten längst ins Altpapier geschmissen hat. Trotzdem soll es heute beschlossen werden. Man stellt sich schon die Frage: Wie seriös ist denn das? – Das ist überhaupt nicht seriös, weil wir ja auch gar keine Informationen darüber bekommen, was denn jetzt in Wahrheit finanziert werden soll, meine Damen und Herren!

Herr Finanzminister, ich habe Ihnen aufmerksam zugehört: Sie werden sich heute wieder einmal eine Verordnungsermächtigung sozusagen ausstellen lassen, nämlich über 28 Milliarden Euro, um die Sie das Budget überschreiten dürfen, aber Sie haben uns heute nicht gesagt, was Sie mit diesem Geld vorhaben. Sie sagen einfach nicht, was Sie in den nächsten Jahren mit 28 Milliarden Euro Steuergeld vorhaben. Herr Finanzminis­ter, das ist eine Missachtung der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler! Es handelt sich dabei nicht um das Privatgeld dieser Bundesregierung, sondern um das Geld der Ös­terreicherinnen und Österreicher, und die haben ein Recht, zu erfahren, was mit diesem Geld passieren soll, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)


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Weil sie ja heute schon so oft angesprochen worden sind, die großartigen Hilfen: Wie heißt es so schön? – Wer schnell hilft, hilft doppelt! Herr Finanzminister, das war das erste Credo dieser Bundesregierung, und das zweite war: „Koste es, was es wolle“! – Wenn wir heute die nackten Zahlen sehen, dann sehen wir, dass von diesen 38 Mil­liarden Euro so gut wie nichts ausbezahlt worden ist. Sie selbst haben sich vorhin hierhergestellt und erklärt, welche Förderungen geflossen sind. Herr Finanzminister, Sie haben nur gesagt, was es an Stundungen gegeben hat und was es an Haftungen ge­geben hat, weil Sie ganz genau wissen, dass nur ganz, ganz wenig Geld tatsächlich geflossen ist, nämlich genau 464 Millionen Euro.

Vielleicht ist dieses wenige geflossene Geld auch mit ein Grund, warum Sie überhaupt nicht willens waren, dieses Budget zu überarbeiten, denn man hat den Eindruck, Sie knausern ganz, ganz, ganz stark bei den österreichischen Unternehmern. Es soll so wenig wie möglich ausbezahlt werden, es werden Hürden eingebaut, es werden die Antragsteller zu Bittstellern gemacht. Kollege Wöginger hat es ja heute richtig ausge­drückt: Die Leute sind uns und dieser Regierung dankbar. – Na, das ist genau das, wohin die ÖVP die Bürgerinnen und Bürger haben will: dass sie zu abhängigen, dankbaren Menschen werden. – Das wollen wir nicht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Wir wollen, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher frei bewegen dürfen, dass die Unternehmer frei entscheiden dürfen, was sie machen und wie sie handeln, und nicht, dass es nur Einschränkungen von oben hinunter gibt. Das ist dieser ganze Coro­nawahnsinn, der sich da abspielt, und all das macht die Unternehmen kaputt – es ist nicht das Virus, sondern es sind Ihre Maßnahmen, meine Damen und Herren, die Sie den österreichischen Unternehmen, den Österreicherinnen und Österreichern Tag für Tag auferlegen und aufbrummen! Ausdruck dessen ist dann diese komische Gesichts­maske, bezüglich der wir genau wissen, dass sie überhaupt nichts hilft, und trotzdem schreiben Sie diese Maske immer noch allen Bürgerinnen und Bürgern in diesem Land vor (Abg. Meinl-Reisinger: Und den Kindern!), und das trotz der Temperaturen, die bald kommen werden.

Schon jetzt gibt es sehr viele Rebellen. Schon jetzt gibt es viele Österreicher, die sie nicht mehr tragen wollen und auch nicht mehr tragen können, weil sie Allergien darauf bekommen, weil sie sie nicht vertragen. Wenn ich in die Reihen der ÖVP schaue, dann bemerke ich, dass auch dort die Rebellion zunimmt: Immer mehr ÖVP-Abgeordnete sitzen heute schon ohne Maske im Plenarsaal. Hören Sie also endlich damit auf, schaf­fen Sie diese Maskenpflicht ab, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Kommen wir noch einmal zurück zu Ihrem Budget. Wenn Sie sagen, es ist so viel Geld geflossen, dann muss man sich fragen, Herr Finanzminister: Welche Unternehmer tref­fen Sie denn? Vielleicht ist die Wirtschaftskammer doch die falsche Institution, um diese Gelder auszuzahlen. Vielleicht ist die Wirtschaftskammer schlicht und einfach überfor­dert und vielleicht sollte man es doch die Finanzämter auszahlen lassen – dann wäre es vielleicht ein objektiveres Verfahren, denn das sind Personen, die das können; die haben das gelernt, die sind dafür da, Gelder auszubezahlen –, damit das Geld auch tatsächlich ankommt, denn viel Zeit, Herr Finanzminister, haben wir nicht mehr. Viele Unternehmer sind heute schon so weit, dass sie sagen, sie sperren zu. Viele Gastronomiebetriebe haben ein, zwei Tage offen gehabt und wieder zugesperrt. Ich weiß nicht, in welcher Welt Sie leben, dass Sie glauben, es geht jetzt allen so wunderbar gut.

Man sieht natürlich, es gibt Gleiche und Gleichere: Bei manchen ist es nicht so wichtig, dass man 1 Meter Abstand hält, bei manchen ist es nicht so wichtig, dass sie Maske tragen. Wenn der Herr Bundeskanzler im Auto mit seinem Chauffeur fährt – ich glaube nicht, dass er mit seinem feschen Chauffeur im gleichen Haushalt lebt (Heiterkeit des


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Abg. Deimek) –, trägt er keinen Mund-Nasen-Schutz. Wenn das jemand anderer macht, nämlich jemand aus dem gemeinen Volk, bekommt er eine Strafe aufgebrummt.

Wenn der Herr Bundeskanzler Schulter an Schulter mit dem Vorarlberger Landeshaupt­mann geht, sich dann in die „ZIB 2“ setzt und erklärt, die Bevölkerung war schuld, dann frage ich mich schon, ob er nicht wahrgenommen hat, dass er zum Landeshauptmann keinen Sicherheitsabstand eingehalten hat. Es gibt da also wirklich Unterschiede, ge­nauso wie beim Herrn Bundespräsidenten – allerdings rechne ich diesem schon sehr hoch an, dass er sich im Gegensatz zum Herrn Bundeskanzler dafür entschuldigt und zugegeben hat, dass es ein Fehler war.

Gerade aber weil der Herr Bundespräsident es auch eingesehen hat, bin ich der Mei­nung, dass diese Sperrstunde weg gehört. Ich habe schon einmal die Frage gestellt: Wie schaut es denn aus, ist das Virus nachtaktiv? Ist es ab 23 Uhr aktiv? – Also weg mit dieser Sperrstunde! Lassen Sie auch die Unternehmer, die Gastronomiebetriebe frei ar­beiten, solange sie arbeiten wollen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Da kann ich den Herrn Bundespräsidenten nur einladen, auch unsere Petition auf der Website www.coronawahnsinn.at zu unterschreiben, denn das ist nämlich genau eine der Forderungen, die wir haben: Weg mit der Sperrstunde und weg mit dieser sinnent­leerten Maskenpflicht, meine Damen und Herren! Schluss mit diesem Coronawahnsinn! (Beifall bei der FPÖ.)

10.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kopf. – Bitte.


10.29.39

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren der Bundesregierung! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher vor den Bild­schirmen! Diese Koalition, meine Damen und Herren, und auch diese Bundesregierung sind durch das Ergebnis der Nationalratswahlen 2019 in höchstem Maße politisch legi­timiert. Die beiden Wahlsieger von 2019, die ÖVP und die Grünen, haben sich ein sehr, sehr ambitioniertes Regierungsprogramm gegeben, das sozialpolitische Initiativen setzt, sicherheitspolitische Initiativen setzt, umweltpolitische Initiativen setzt und nicht zuletzt auch wirtschaftspolitische Initiativen setzt. Man könnte, den Herrn Bundeskanzler zitie­rend und auch Werner Kogler zitierend, sagen, „das Beste aus beiden Welten“: ein öko­soziales Regierungsprogramm. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist nur logisch und legitim, dass der Herr Finanzminister mit seinen Kolleginnen und Kollegen in der Bundesregierung in den Budgetverhandlungen Ausgabenschwerpunkte gesetzt hat, die natürlich diesem Regierungsprogramm folgen. Diese Schwerpunkte, die sich in diesem Regierungsprogramm finden, sind heute trotz dieser bedauerlichen Co­ronakrise nach wie vor aktuell und gültig; deswegen finden sie in diesem jetzt vorliegen­den Budget auch zu Recht ihren Platz auf der Ausgabenseite – völlig richtig.

Ja, natürlich ist es richtig, Corona hat die Situation bei uns im Land dramatisch verändert. Es verändert auch die Situation für unser Budget, sowohl auf der Ausgabenseite als auch auf der Einnahmenseite – keine Frage. Es braucht Ausgaben für Zuschüsse an Unternehmen. Es braucht großzügige Ausgaben zur Sicherung der Arbeitsplätze, hohe Ausgaben für die Kurzarbeit. Es braucht spezielle Branchenkonzepte wie zum Beispiel für die Gastronomie. Es braucht weitere Konzepte: ob für die Hotellerie, ob für die Reiseveranstalter und Busunternehmer, ob für die Eventveranstalter und viele andere mehr, die in ganz besonderer Weise von dieser Krise betroffen sind; daran wird auch gearbeitet.

Insgesamt steht derzeit ein Rahmen von 38 Milliarden Euro zur Verfügung. Dazu kom­men noch Kreditgarantien – der Herr Finanzminister hat schon ausgeführt, wie diese jetzt zu laufen beginnen und in Anspruch genommen werden – sowie Stundungen von


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Steuern und Abgaben in einem sehr hohen Ausmaß. Jawohl, es haben all jene recht, die einfordern, dass es in weiterer Folge auch konjunkturelle Maßnahmen brauchen wird. Der richtige Zeitpunkt dafür ist aber wohl mit den Expertinnen und Experten, den Wirt­schaftsforschern, zu setzen; es ist mit ihnen gemeinsam abzustimmen, wann diese Maß­nahmen am wirkungsvollsten gesetzt werden können. Es wird auch noch Weiteres brau­chen: strukturelle Maßnahmen bei den Steuern, bei der Bürokratie.

Wenn man das alles zusammen betrachtet, dann muss man sagen, es ist einfach un­möglich, zum jetzigen Zeitpunkt seriöse Prognosen darüber zu treffen, was diese zu­sätzlichen Maßnahmen – und es werden weitere folgen müssen, die wir noch gar nicht kennen – alle miteinander kosten werden, nämlich auch in Bezug auf die Einnahmen­seite. Es ist richtig, die Einnahmen werden deutlich hinter dem jetzt vorliegenden Budget zurückbleiben; aber wer kann bei Prognosen der Wirtschaftsweisen und der Wirt­schaftsforscher, die zwischen 3,5 Prozent und 9 Prozent Einbruch bezüglich der Wirt­schaftsleistung differieren, seriös prognostizieren, wo denn die Einnahmen wirklich zu liegen kommen? Das wäre ein unseriöser Blick in die Glaskugel. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren! Das heißt, es ist absolut seriös, dieses vom Finanzminister auf Basis des Regierungsprogramms verhandelte Budget, so wie es jetzt am Tisch liegt, dem Parlament vorzulegen – alle Ministerien brauchen eine taugliche und rechtlich ver­bindliche Grundlage für ihre Ausgabentätigkeit; diese orientiert sich weiterhin unter an­derem am Regierungsprogramm –, aber es ist auch seriös, die Unwägbarkeiten bei Ein­nahmen und Ausgaben, die ich gerade geschildert habe, bei all dieser Unklarheit und Un­planbarkeit zunächst einmal mit einer Überschreitungsermächtigung an den Finanzmi­nister zu regeln. (Abg. Belakowitsch: ... unseriös! – Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

Das ermöglicht nämlich neben diesen strukturellen Maßnahmen, die wir im Regierungs­programm haben, auch eine Chance für einen maximalen Hilfsrahmen, und es braucht einen maximalen Hilfsrahmen, denn sehr viele Unternehmerinnen und Unternehmer sind hart und härtest in ihrer Existenzgrundlage getroffen, da braucht es diesen maximalen Spielraum für den Finanzminister für das Setzen dieser Maßnahmen.

Vielleicht noch eines: Na selbstverständlich – auch das hat der Herr Finanzminister schon gesagt – werden diese Maßnahmen mittels einer monatlichen Berichtspflicht auch dem Parlament zur Kenntnis gebracht und vorgelegt.

Meine Damen und Herren auch von der Opposition! Die Kritik an dieser gewählten Bud­gettechnik – und wir reden hier wirklich nur von einer Technik – halte ich einfach für kleinlich. Stattdessen wäre es angebracht, einerseits die sozial-, umwelt-, sicherheits- und wirtschaftspolitischen Initiativen dieser Regierung zu unterstützen und uns anderer­seits auch dabei zu unterstützen, maximalen Spielraum für die Hilfen für jene in Öster­reich zu schaffen, die sie brauchen – und das sind leider sehr, sehr viele. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.36


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Doppelbauer. – Bitte.


10.36.29

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Zuseherinnen, liebe Zuseher! Hohes Haus! (Die Rednerin stellt einen helltürkisfar­benen Mistkübel mit der Aufschrift „Ein Budget zum Kübeln.“ auf das Rednerpult. – Abg. Matznetter: Sogar das Türkis ist schon blass! – Gegenruf bei der ÖVP.) Werte Mitglieder der Bundesregierung! (Ruf bei der ÖVP: Eine Oberwitzige!) Sehr geehrter Herr Finanz­minister: „Die Tat wird vergessen, doch das Ergebnis bleibt bestehen.“ – Herr Finanzmi­nister, ich weiß nicht: Sagt Ihnen dieses Statement vielleicht irgendetwas? Kennen Sie


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das? (Bundesminister Blümel schaut auf sein Smartphone.) – Er hört mir gerade nicht zu. Er müsste es kennen, es stammt nämlich von seinem Lieblingsdichter Ovid. (Zwi­schenruf des Abg. Leichtfried.)

In der Tat, Herr Finanzminister, Sie haben Ihre Arbeit hier verweigert; das wird vielleicht irgendwann einmal vergessen werden, das kann schon sein, aber im Ergebnis werden Sie der erste und der einzige Finanzminister der Zweiten Republik sein, der es nicht geschafft hat, dem Parlament, dessen Abgeordneten, der Republik und den Bürgerinnen und Bürgern Österreichs ein ordentliches Budget vorzulegen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Stattdessen diskutieren wir hier Altpapier. – Herr Finanzminister, das sind eben Ihre Worte. Weil dieses Ergebnis ja bestehen bleibt, möchte ich Ihnen einfach als Erinnerung diesen Papierkorb überreichen (Abg. Leichtfried: Vielleicht kann der Herr Finanzmi­nister kurz aufmerksam sein?!), in den Sie ja Ihr Budget oder Ihre Budgetrede hinein­geschmissen haben. (Die Rednerin stellt den Mistkübel neben Bundesminister Blümel auf den Boden. – Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Was sollten wir eigentlich hier diskutieren oder was sollen wir eigentlich machen? – Zu beschließen wäre ein realistischer Bundeshaushalt der Republik Österreich. Gerade jetzt wäre es doch so wichtig für die Wirtschaft, einen richtig guten Fahrplan zu haben, einen Fahrplan auf Sicht zu haben, aber was passiert hier? – Es gibt eben keinen.

Was auch besonders wichtig ist, ist, dass in Zeiten der Unsicherheit jeder seine Aufga­ben kennt und auch jeder seine Verantwortlichkeiten ernst nimmt. Lassen Sie uns einmal kurz darüber reden, wie das normalerweise funktioniert! Der Finanzminister der Repu­blik – und ja, das steht in Ihrer Jobdescription, Herr Finanzminister – ist dafür ver­antwortlich, dass er ein Budget vorlegt. Dieses Budget wird dann im Nationalrat diskutiert und es wird letztendlich am Donnerstag diese Woche abgestimmt. Dieses abgestimmte Budget ist der Haushalt, ist der Rahmen, an den sich die Bundesregierung dann zu halten hat; darüber muss sie auch Rechenschaft ablegen. Die Rolle des Nationalrates, dieses Hauses ist, dass hier kontrolliert wird, dass diese Verwendungen begleitend kontrolliert werden.

Das sind die Spielregeln – die sind nicht von uns –; das ist das, was in der Verfassung vorgesehen ist. Leider können wir uns aber auf diese demokratisch bewährten Spiel­regeln im Augenblick nicht verlassen. Meine Damen und Herren, Sie wissen alle, warum das so ist: weil sich nämlich der Finanzminister hierherstellt und ein Altpapier diskutieren lässt – ein Altpapier mit Zahlen von vor Corona. Wir finden das nicht gut, das ärgert mich wirklich.

Es ärgert mich auch, Herr Abgeordneter Kopf, wenn Sie dann sagen, das sei alles se­riös. – Das ist es eben nicht. Es gibt Zahlen und diese Zahlen könnten eingearbeitet werden. Es gibt Zahlen, die hier vorgelegt werden könnten. Man schickt aktuellere Zah­len nach Brüssel, aber was man nicht macht, ist, dass man diese dem Parlament vorlegt. Den Nationalrat lässt man über Altpapier – und das sind die Worte Ihres Herrn Finanz­ministers – diskutieren. Da frage ich mich schon, wie der Parlamentarismus von dieser Truppe um Kurz gelebt wird, und ich sage, er wird nicht gut gelebt und die Demokratie, die Spielregeln werden mit Füßen getreten. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ehrlich, ich habe mich auch gefragt – es ist ja nicht so, dass wir hier nicht Vorschläge liefern wollen –: Gibt es einen guten Grund dafür, warum es so läuft, wie es im Augen­blick läuft? Dann fragt man nach und hört das Zitat vom Finanzminister, das ja sein Credo ist: Aktuell sind leider alle Zahlen falsch, deshalb lohnt es sich nicht, ein ordentliches Budget vorzulegen! – Das ist gelinde gesagt absurd, das ist eine Frechheit!


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Ganz im Ernst, Herr Finanzminister, stellen wir uns einmal vor, Sie wären in der Privat­wirtschaft tätig, Sie wären der CFO oder der Finanzvorstand von einem Unternehmen, das jetzt wegen der Krise einen Kredit braucht. Dann gehen Sie zu Ihrer Bank und stehen dem Bankberater gegenüber, der Sie dann fragt: Wie schaut es denn mit den aktuellen Zahlen aus?, und Sie sagen zu ihm: Puh, weiß ich nicht, die Zahlen sind eh alle falsch, hat mich nicht gefreut! – Dann fragt er Sie vielleicht noch: Haben Sie einen Plan? Wie sind denn die Prognosen für die Zukunft?, und Sie antworten ihm darauf: Hm, na ja, eh alles falsch, keine Ahnung, weiß ich auch nicht!

Was wird dann passieren? – Er wird Sie heimschicken, er wird Sie ohne einen Cent heimschicken. Was wird noch passieren? – Ihre Geschäftsführung oder Ihr Aufsichtsrat, je nachdem, wird Sie kündigen, und das zu Recht, und er wird sich nach einer fähigeren Person umsehen, die das dann erledigt. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ganz im Ernst: Ich würde mir das ehrlich gesagt heute und hier auch wünschen, aber richtig, wir sind ja nicht im realen Leben, wir sind ja hier im Parlament, und da geht es ja dann noch einen Schritt weiter: Als Finanzminister holt man sich dann auch noch eine Überschreitungsermächtigung über 28 Milliarden Euro – freihändig und natürlich wieder einmal ohne parlamentarische Kontrolle kann dieses Geld vergeben werden, denn das wird ja schon wieder vorbeischlawinert. (Abg. Wöginger: Das stimmt ja gar nicht!) – Natürlich stimmt das, natürlich! (Abg. Wöginger: Das stimmt überhaupt nicht! Das ist schlicht und einfach falsch! Sie sind Abgeordnete und behaupten die Unwahrheit!) – Herr Wöginger, mäßigen Sie sich ein bisschen (Abg. Wöginger: Sie auch!), zu Ihnen komme ich auch noch! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Was wir brauchen, was wir wollen, was wir auch verhandeln, was wir als Opposition vorgeschlagen haben, ist ein Budgetunterausschuss für eine begleitende Kontrolle. Was machen Sie als Bundesregierung? – Die Bundesregierung geht her und junktimiert, indem sie sagt: Ja, ihr könnt schon einen haben, aber nur dann, wenn ihr in den Cofag-Beirat geht! – Ganz im Ernst: Dieser Cofag-Beirat hat mit parlamentarischer Kontrolle einfach nichts zu tun! (Beifall bei den NEOS.)

Ich glaube, man muss es noch einmal erklären, denn von außen betrachtet denkt man sich vielleicht: Warum gehen die da nicht hinein? Da hätten sie doch gute Chancen, sich die Zahlen anzuschauen! – Es gibt zwei Punkte, die wir da als Opposition kritisieren. Der eine Punkt ist der: Es wird nur ein Teil der Gelder, die in der Krise vergeben werden, in diesem Beirat untersucht. Der zweite Punkt, der eigentlich noch schwerwiegender ist: Man unterliegt in dem Beirat strenger Geheimhaltung. Das heißt, das hat nichts mit parla­mentarischer Kontrolle zu tun. Wir reden über Steuergelder, die ausgegeben werden, und da braucht es einen anderen Zugang.

Dieser Cofag-Beirat ist ein zahnloser Tiger und ein Ablenkungsmanöver, damit man eben die Opposition vollkommen ohnmächtig und geknebelt als Feigenblatt mit ins Boot holt, um dann letztendlich sagen zu können: Ihr wart ja eh alle dabei! – Ganz ehrlich: So geht es nicht! (Beifall bei den NEOS.)

Ja, es gibt auch kleine Schritte in die richtige Richtung. So haben wir zum Beispiel mit einem NEOS-Vorschlag, einem Antrag von uns, erreicht, mehr Transparenz zumindest in den monatlichen Berichten zu schaffen. Das ist ein guter Schritt in die richtige Rich­tung, und ich möchte mich da auch noch einmal ganz herzlich beim Budgetdienst be­danken, der die Vorlage dafür geliefert hat. Das, meine Damen und Herren, wäre ei­gentlich das, was wir hier in diesem Hause machen sollten; das ist eigentlich der Job, den wir Abgeordnete in diesem Haus haben.

Meine Damen und Herren vor allem von der ÖVP, aber auch von den Grünen, deswegen bitte ich Sie, deswegen appelliere ich auch an Sie: Stimmen Sie diesem Budgetunter­ausschuss zu, denn da kann man wirklich die gesamten Gelder gut kontrollieren!


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Herr Klubobmann Wöginger – weil wir vorhin schon geredet haben – und auch Klubob­frau Maurer: Sie haben hier eine Verantwortung auch Ihrem Team gegenüber, Ihren Abgeordneten gegenüber, denn Sie fordern sie praktisch auf, zu Mittätern zu werden, und das ist nicht das, was wir im Parlamentarismus brauchen. Sie brauchen doch nicht alle Stöckchen, die Ihnen die Regierung zuwirft, sofort zu apportieren, einfach alles ab­zuwinken und durchzuwinken, was gemacht wird. Das ist nicht die Aufgabe von einem Parlamentarier! Dafür werden Sie wirklich nicht bezahlt.

Wir, die gesammelte Opposition, fordern von Ihnen eine ordentliche, begleitende demo­kratische Kontrolle durch einen Budgetunterausschuss – und das jetzt und sofort und nicht junktimiert mit irgendetwas anderem. Es ist nicht akzeptabel, was hier gerade ab­geht. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Abschließend bleibt mir noch eines, etwas sehr Schönes: Ich möchte allen Maturantin­nen und Maturanten – darauf vergessen wir nämlich, die sitzen seit heute in der Früh und schreiben Maturaarbeiten – wirklich alles, alles Gute wünschen und ihnen sagen: Ihr macht einen super Job, ihr macht wirklich einen super Job in dieser absoluten Aus­nahmesituation!

Daran schließe ich noch einen Wunsch an: Ich würde mir nämlich wünschen, dass das gleiche Engagement bei unserem Finanzminister zu sehen wäre. Ich möchte ihm aber noch eine letzte Möglichkeit geben, daran zu arbeiten, und zwar indem ich heute einen Antrag stelle, nämlich einen Rückverweisungsantrag zur Rückverweisung des Budgets an den Budgetausschuss, um dem Bundesminister für Finanzen die Möglichkeit zu ge­ben, seine Versäumnisse aufzuholen und dem Nationalrat doch noch ein aktuelles Bud­get vorzulegen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

10.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete, der Antrag liegt uns nicht vor. (Abg. Scherak: Der kommt später!) – Gut.

Zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet hat sich Herr Klubobmann Wö­ginger. (Rufe bei der SPÖ: Oje!)


10.45.52

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Frau Abgeordnete Doppel­bauer hat behauptet, dass die 28 Milliarden Euro an den Kontrollrechten des Parlaments vorbeigeschwindelt werden. – Das ist die Unwahrheit!

Ich berichtige tatsächlich, dass es, gesetzlich verankert, eine monatliche Berichtspflicht an den Budgetausschuss gibt, was von diesen 28 Milliarden Euro wie verwendet wird. Zum Zweiten prüft jetzt der Rechnungshof als das Kontrollinstrument des Parlaments die gesamten Covid-Maßnahmen und zum Dritten stehen wir mitten in den Verhand­lungen über einen separaten Unterausschuss, in dem alle Covid-Maßnahmen noch ein­mal abgearbeitet werden sollen.

Frau Kollegin, ich erwarte mir etwas mehr Seriosität! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Koza. – Bitte.


10.46.43

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Wenn die Krise etwas gezeigt hat, dann, wie wichtig ein starker Sozialstaat ist, dass wir ein Gesundheitssystem haben, das glück­licherweise noch nicht so wie in anderen Ländern kaputtgespart ist und hoffentlich auch


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so stark und gesund bleibt, wie es ist, dass wir einen Sozialstaat und soziale Siche­rungssysteme haben, in denen die automatischen Stabilisatoren tatsächlich so wirken und wirken können, dass sie einerseits bestmöglich gegen Armut schützen und ande­rerseits Einkommen sichern und dadurch auch die Nachfrage stabilisieren, und dass wir auch sozialstaatliche Institutionen haben, die funktionieren. Alleine das ist nicht hoch genug zu schätzen.

Es hat sich aber auch gezeigt, dass wir Lücken in diesem Sozialstaat haben, wenn es darum geht, schnelle Hilfe, schnelle Unterstützung, rasche Unterstützung zu bieten, wenn es darum geht, ausreichend gegen Armut und soziale Risiken abzusichern. Wir haben auch erlebt, dass die Institutionen unseres Sozialstaats teilweise auch an ihre Grenzen – an Kapazitätsgrenzen, an die Grenzen ihrer Möglichkeiten – stoßen. Ich den­ke nur daran, dass das AMS bei der Umsetzung der Kurzarbeitsregelung massive Auf­stockungen des Personals gebraucht hat und auf eine derartige Krise einfach nicht vorbereitet war. Das zeigt auch dieses Budget. Dieses Budget ist kein Budget, das die Krise berücksichtigt, das auf die Krise vorbereitet ist, weil es schlichtweg für diesen Fall auch nicht gemacht wurde.

Es ist für mich schon sehr nachvollziehbar und ganz verständlich, wenn die Opposition – auch ich persönlich und viele von uns wahrscheinlich – sehr gerne aktualisierte Daten hätte, Daten, von denen wir sagen können: Darauf können wir uns verlassen, das passt, das ist super. Jetzt wissen wir ungefähr, in welche Richtung es geht.

Nur, ganz kurz: Ich weiß nicht, ob ihr dieses Papier kennt (einige Ausdrucke in die Höhe haltend). Das ist das Papier des Fiskalrats vom 17. April 2020, in dem beispielsweise die Kurzarbeitsregelung noch mit 5,4 Milliarden Euro veranschlagt ist. Heute stehen wir bei 12 Milliarden Euro, und wir wissen in Wahrheit bis heute nicht, wie viel von dieser Kurzarbeit (Zwischenrufe bei der SPÖ) – zuhören, lernt etwas! – tatsächlich schlagend wird. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wir wissen aus der letzten Krise, dass die Kurzarbeit im Umfang von circa 25 bis 30 Prozent budgetrelevant, ausgabenrelevant geworden ist. (Abg. Wurm: Das ist eine Selbstanklage! Eine Selbstanklage ist das! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzei­chen.) Wir stehen jetzt bei 12 Milliarden Euro. Wir haben keine Ahnung: Werden es 30 Prozent sein? Werden es 40 Prozent sein? Werden es 50 Prozent sein? – Das heißt, wir haben möglicherweise Abweichungen von über 2 Milliarden Euro. Auch das ist nicht unbedingt eine Form von seriöser Budgetierung, es tut mir aufrichtig leid, auch wenn ich dann die Zahlen da drinnen stehen habe.

Was wir allerdings bedauerlicherweise wissen, ist, wohin die Richtung in den öffentlichen Haushalten geht. (Zwischenruf des Abg. Kollross.) Der Budgetdienst hat wunderbar herausgearbeitet, wie es dahin gehend, was das Finanzministerium nach Brüssel ge­meldet hat, ausschaut. Das Maastrichtdefizit wird auf 8 Prozent des BIP prognostiziert, sprich 30 Milliarden Euro, davon 19 Milliarden Euro ausgabenseitig, 11 Milliarden Euro einnahmenseitig. Im Papier des Fiskalrates steht drinnen – und diese Tatsache beun­ruhigt mich ehrlich gesagt ziemlich –, dass die Sozialversicherungen heuer wahrschein­lich einen Einnahmenentfall von 5,6 Milliarden Euro haben und sich auch die Staats­schuld entsprechend erhöht.

Das wird für uns die zentrale Herausforderung künftiger und aktueller Budgetpolitik sein: den Sozialstaat und seine Institutionen, die uns durch diese Krise getragen haben, die uns gestützt haben, auch weiterhin nachhaltig und ausreichend zu finanzieren. Wir brau­chen den Sozialstaat nicht nur jetzt in der Krise, sondern wir brauchen ihn immer. (Ruf bei der FPÖ: Dann macht ihn nicht kaputt!) Der Sozialstaat ist schlichtweg nicht nur eine Einrichtung der Armutsbekämpfung, für die soziale Sicherheit, sondern ein wesentlicher Wirtschafts- und Standortfaktor. (Beifall bei den Grünen.)


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In der Hinsicht werden wir auch im Rahmen dieses Budgetprozesses und künftiger Bud­getprozesse über alte, neue und künftige Finanzierungsformen – wie wir im Zuge der Krise gesagt haben – tabulos reden müssen. Wir werden auch tabulos über eine Ver­abschiedung von bisherigen Budgetpraktiken, sprich vom Nulldefizit, und über die künf­tige Finanzierung unserer sozialen Sicherheit in einem starken sozialen Wirtschaftssys­tem reden müssen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.51


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Matznetter. – Bitte.


10.52.04

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Meine geschätzten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Mein Vorredner Mag. Koza hat gemeint, es gebe Lücken in unserem Staat, was die Schnelligkeit von Auszahlungen betrifft. Reden wir über eine Lücke, die in der Verwaltung an der Spitze der Weisungspyramide, beim Finanzministerium, liegt.

Ich möchte dieses Beispiel, das Frau Dipl.-Ing. Doppelbauer vorhin gebracht hat, ein bisschen weiterspinnen: Nehmen wir an, die Republik ist ein Unternehmen und alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sind die Aktionäre, denen der Staat gehört. Sie haben einen CFO namens Gernot Blümel (Ruf bei der ÖVP: Hervorragende Wahl!), und der CFO, der für das Rechnungswesen zuständig ist, erklärt, dass jede Zahl, die er vor­legt, falsch ist, da er keine richtigen Zahlen vorlegen kann (Abg. Haubner: Stimmt ja nicht!), und dass, würde er andere Zahlen vorlegen, diese auch falsch wären. (Zwischen­ruf des Abg. Obernosterer.) Dann kommt es zum Jahresabschluss dieses Unterneh­mens. Dieses Haus, das Parlament, hat allen größeren Kapitalgesellschaften vorge­schrieben, dass der dortige Vorstand beziehungsweise die Geschäftsführung einen Lagebericht abgeben muss, der auch die künftige Entwicklung darstellen muss.

Ich schaue bewusst in Richtung des Kollegen Dr. Fuchs: Was müsste der Wirtschafts­prüfer machen, wenn der zuständige Vorstand einen Lagebericht dergestalt abgibt, dass er sagt: Die Zahlen sind falsch, ich bin nicht in der Lage, richtige Zahlen zu nennen, und im Übrigen, was der Gesetzgeber da will, ist eine Prognose, und die ist bekanntlich besonders schwierig, was die Zukunft betrifft, daher gebe ich gar keinen Lagebericht ab! Welchen Bestätigungsvermerk müsste die Kollegin oder der Kollege einem solchen Un­ternehmen geben? – Einen eingeschränkten oder keinen! Welche Aufgabe hätte die Generalversammlung oder die Hauptversammlung? – Sie müsste so einem Vorstand das Vertrauen versagen, weil er nicht in der Lage ist, die Mindestanforderung betreffend das, was er zu tun hat, zu erfüllen.

Das Argument, dass sich die Zahlen ändern können, ist lächerlich, meine Damen und Herren! Man muss immer mit Stand heute die richtigen Zahlen bekannt geben; auch Sie, Herr Blümel! Sie werden es bei Candy Crush nicht lernen! Versuchen Sie, es wirklich einmal zu machen, und tun Sie Ihre Arbeit! (Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt komme ich zu dem Teil, der notwendig ist: Wir haben einen Anstieg der Arbeits­losigkeit auf 58 Prozent – im Vergleich zu 19 Prozent in Deutschland –; Hunderttausen­de Frauen und Männer in diesem Land sind arbeitslos und haben wenig Perspektive. Frau Dr. Rendi-Wagner hat zu Recht als erste Rednerin gefordert: „Österreich braucht das größte Investitions- und Beschäftigungspaket in der Geschichte der zweiten Re­publik“! – Jetzt, und nicht wieder in drei Monaten und nicht mit Nachbessern und Bemü­hen! Jetzt!

Daher bringe ich folgenden Antrag ein:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 60

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betref­fend „Österreich braucht das größte Investitions- und Beschäftigungspaket in der Ge­schichte der zweiten Republik“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat das größte Investitions- und Beschäftigungsprogramm in der Geschichte der zweiten Republik vorzulegen, das ge­eignet ist, Österreich mittelfristig zur Vollbeschäftigung zurückzuführen. Dies soll insbe­sondere durch ein Vorziehen der geplanten Steuerreform für kleine und mittlere Ein­kommen, öffentliche Investitionen – insbesondere im Bereich Klimaschutz -, die Schaf­fung von Investitionsanreizen für Unternehmen sowie öffentliche Beschäftigungspro­gramme gelingen.“

*****

Wenn wir das nicht machen, werden wir noch weiter abstürzen, und wenn die Insol­venzwelle rollt, werden wir genau jene verlieren, die es können.

An dieser Stelle, falls die ÖVP-Fraktion nicht weiß, wen sie statt Gernot Blümel nehmen soll: Gabriel Obernosterer hat ja gestanden, er schafft es, die Budgets für seine Hotels zu erstellen. Nehmt den Obernosterer, der schafft ein Budget! (Ruf bei der FPÖ: Na, bitte nicht!) Ihr müsst keinen Philosophen hinsetzen, nehmt einen erfahrenen Hotelier, der ist sicher eine Bereicherung für dieses Haus! – Danke. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

10.56

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Pamela Rendi-Wagner, Christoph Matznetter

Genossinnen und Genossen

Eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (71 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsge­setz, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsge­setz, das Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz, das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956 und das Umweltförderungsgesetz geändert werden (Budgetbegleitgesetz 2020) (175 d.B.)

Betreffend: Österreich braucht das größte Investitions- und Beschäftigungspaket in der Geschichte der zweiten Republik

Die Ausgangslage

Der Lockdown hat eine soziale und wirtschaftliche Krise ausgelöst, die beispielhaft ist in der zweiten Republik. Die Arbeitslosigkeit ist binnen kürzester Zeit explodiert (+76 % April 2020 im Vgl. zu April 2019), Unternehmen kämpfen um ihre wirtschaftliche Existenz. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet angesichts der Corona-Pandemie in Österreich 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,2% (best case) bis 7,5% (worst case). Damit wäre das Wachstum der vergangenen zwei Jahre vernichtet und das BIP am Stand von 2017.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 61

Österreich hat mithilfe der Bevölkerung und dank der gut ausgestatteten öffentlichen Spitäler das Corona-Virus bisher erfolgreich eigedämmt, bei der Bekämpfung der Aus­breitung der sozialen und wirtschaftlichen Krise versagt die Bundesregierung. Die Wirtschaftshilfen wurden zu spät beschlossen, sind zu wenig und zu bürokratisch. Den Ankündigungen in Pressekonferenzen folgen keine Taten – wortreich wird fast täglich mit Millionen jongliert, bei den Betroffenen kommt nichts davon an.

Steuern auf Arbeit senken, aus der Krise „hinausinvestieren“

Angesichts der negativen Wirtschaftsprognosen hat Österreich keine Zeit mehr zu verlieren. Es muss jetzt gehandelt werden. Der Beschäftigungsmotor muss gezündet werden, um die Arbeitslosigkeit zu senken und Beschäftigung zu schaffen. Senken wir die Steuern auf Arbeit, um den Konsum anzukurbeln. Investieren wir in Wachstum und Beschäftigung, um einen Neustart der heimischen Wirtschaft zu ermöglichen. Stellen wir die Wirtschaft auf ein widerstandsfähiges und nachhaltiges Fundament.

Das größte Investitions- und Beschäftigungspaket braucht einen vernünftigen Maßnah­menmix:

1.          Nachfrage stabilisieren, Konsum stärken

•             Arbeitslosengeld auf 70% Nettoersatzrate anheben – damit erhöht sich das Ein­kommen aller Arbeitslosen und auch jener Menschen, die aufgrund von Corona unverschuldet in die Arbeitslosigkeit gerutscht sind, um fast 30%.

•             Zwar wurde ein SV-Bonus zur Stärkung der kleinen und mittleren Einkommen beschlossen, für die ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen greift diese Maß­nahme allerdings erst 2021 und damit viel zu spät. Der SV-Bonus soll für alle schon ab 1.1.2020 greifen – rückwirkend!

•             Zusätzlich Tarifsenkung für die Lohn- und Einkommenssteuer vorziehen. Für klei­ne und mittlere Einkommen sollen die Steuersenkung schon ab 1.7.2020 voll wirken.

2.          Investitionsturbo starten

Die Unternehmen halten sich aufgrund des größten Wirtschaftseinbruchs seit den 1930er Jahren mit Investitionen zurück. Dies führt zu einem (weiteren) Rückgang des Wirtschaftswachstums. Damit die Unternehmen wieder mehr investieren, müssen An­reize geschaffen werden.

a.          Vorzeitige Abschreibung als Investitionsanreiz: Einführung einer zeitlich begrenz­ten vorzeitigen Abschreibung – also steuerliche Anreize für Investitionen für Un­ternehmen, sodass Investitionen vorgezogen werden – zum Beispiel für Inves­titionen von 1.7.2020 bis 1.7.2021. Das stärkt die Industrie und belastet das Bud­get mittelfristig zudem nicht.

b.          Gemeinnützigen Wohnbau verstärken: Durch Zweckzuschüsse des Bundes für die Schaffung von leistbarem Wohnraum. Das schafft zusätzliche Arbeitsplätze.

c.          Sofortige thermische Sanierung aller öffentlichen Gebäude: Zur Stärkung der Bauwirtschaft und der Zulieferindustrie.

d.          Klimainvestitionspaket in Höhe von 1 Mrd. € jährlich (Verkehr, alternative Ener­gien, Forschung und Entwicklung etc.)

e.          Infrastrukturinvestitionspaket für Städte- und Gemeinden: Aufgrund des Wirt­schaftseinbruchs droht bei den Gemeinden ein riesiger Investitionsstau. Der Städtebund rechnet mit bis zu 2 Mrd. € Einnahmeverlust. Das ist für die lokalen KMUs ein großes Problem – weil die Gemeinden wichtige Auftraggeber sind. Daher braucht es ein jährliches Investitionspaket für Gemeinden von zumindest 500 Mio. € jährlich.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 62

f.            Thermische Sanierung für Privathaushalte. Für Privathaushalte mit alten Heiz­systemen und schlechte gedämmte Wohnungen/Häusern soll es eine staatlich garantierte, zinslose Sanierungsaktion geben. Dabei soll bei der Bank die Be­stätigung/Rechnung des Installateurs bzw. der Baufirma direkt eingereicht wer­den können. Die Bank übernimmt die Rechnung und die betroffenen Haushalte erhalten einen zinslosen Kredit der über 10 Jahre abzubezahlen ist.

3.          Beschäftigung stärken

Das WIFO hat festgestellt, dass uns bis 2030 rund 25.000 Pflegekräfte fehlen werden. Eine Investition in FacharbeiterInnenausbildung rentiert sich daher doppelt. Kurzfristig kommen Menschen in Schulungsmaßnahmen, mittel- bis langfristig mildern wir dadurch das Pflegeproblem.

a.          Qualifizierungsoffensive: Ein „Qualifizierungsgeld Neu“ soll allen Personen über 25 Jahre, die beruflichen Neuorientierungs- oder grundlegenden Weiterbildungs­bedarf haben, eine Weiterbildung ermöglichen. Es soll mit Rechtsanspruch aus­gestattet sein und auch gegenüber dem Arbeitgeber sollen Beschäftigte, die das Qualifizierungsgeld nutzen wollen, eine Freistellung für die Ausbildung analog zur Elternteilzeit durchsetzen können. Mit dem neuen Qualifizierungsgeld sollen schrittweise die bisherigen Instrumente Bildungskarenz, Bildungsteilzeit und Fachkräftestipendium ersetzt werden. Von dieser Offensive sollen als aller erstes potentielle Pflegekräfte erfasst sein.

b.          Aktion 20.000 zu einer Jobgarantie für Langzeitarbeitslose umwandeln: Die schwarz-blaue Bundesregierung hat mit dem vorzeitigen Stopp der „Aktion 20.000“ tausenden älteren Arbeitslosen die Tür vor der Nase zugeknallt. Im freien Spiel der Kräfte wurde eine Art „Aktion 20.000 light“ eingeführt. Dies wird an­gesichts Corona bei weitem nicht ausreichen, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit in dem Segment der älteren Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen einzubrem­sen. Hier braucht es einen großen Wurf im Sinne einer Beschäftigungsgarantie für ältere Menschen und Langzeitarbeitslose.

a.          Lehrlingspaket

Die dramatischen Entwicklungen am Arbeitsmarkt treffen besonders Jugendliche sehr stark. Als letzte in den Betrieb gekommen, sind sie oft die ersten die ihren Job verlieren. Zuspitzen wird sich die Situation auch für jene, die jetzt die Schule abschließen. Sie werden im Herbst auf Lehrstellen bzw. Jobsuche sein. Die Aussichten hierfür allerdings düster: 5.000 Lehrstellen drohen zu fehlen. Jugendarbeitslosigkeit und Perspektivenlo­sigkeit für junge Menschen gehören zu den größten gesellschaftlichen Problemen und führen zu immensen sozialen Folgekosten. Dies wird nicht nur zu sozialen Verwerfungen führen, sondern in der Zukunft einen massiven Fachkräftemangel zur Folge haben.

Hier dürfen wir nicht tatenlos zu sehen. Ansonsten droht aus der Corona-Krise eine Ju­gendkrise zu werden, mit einer „Generation-Corona“, die in Jugendarbeitslosigkeit ab­driftet. Es braucht daher dringend ein umfassendes Maßnahmenpaket insbesondere für Lehrlinge, um den Wegfall tausender Lehrstellen entgegen zu wirken. Lehrbetriebe, die trotz Corona-Krise Lehrlinge aufnehmen, müssen besser unterstützt werden. Die Ausbil­dungsplätze im Rahmen der überbetrieblichen Lehrausbildung müssen dringend aufge­stockt werden. Hier braucht es eine Aufstockung der Finanzmittel um 70 Mio. Euro. Auch im staatlichen sowie staatsnahen Bereich müssen zusätzliche Lehrstellen geschaffen werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 63

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat das größte Investitions- und Beschäftigungsprogramm in der Geschichte der zweiten Republik vorzulegen, das ge­eignet ist, Österreich mittelfristig zur Vollbeschäftigung zurückzuführen. Dies soll ins­besondere durch ein Vorziehen der geplanten Steuerreform für kleine und mittlere Ein­kommen, öffentliche Investitionen – insbesondere im Bereich Klimaschutz -, die Schaf­fung von Investitionsanreizen für Unternehmen sowie öffentliche Beschäftigungspro­gramme gelingen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht, aus­reichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Baumgartner. – Bitte.


10.57.00

Abgeordnete Angela Baumgartner (ÖVP): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bun­desregierung! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte es noch einmal betonen: Der Budgetbeschluss bringt Sicherheit für alle Res­sorts. Die Krisenbewältigung hat oberste Priorität, die Schwerpunkte haben sich ver­lagert. Die Coronapandemie hat die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmen­bedingungen geändert. Wir müssen Handlungssicherheit schaffen.

Im Herbst werden wir wieder ein Budget vorlegen, dann werden mehr Daten und validere Zahlen eingefügt werden. Diese jetzt schon zu fordern, zeigt, dass die Opposition selbst keine besseren Lösungsvorschläge hat. Eines möchte ich hier unbedingt festhalten: Die Experten aller Parteien haben im Budgethearing verschiedene Ansätze gehabt und waren sich mehrheitlich einig, dass die Bundesregierung richtig handelt. Einer muss einfach dagegen gewesen sein – der würde wahrscheinlich überall rot sehen.

Wir schnüren Hilfspakete, setzen Maßnahmen, um den Österreicherinnen und Öster­reichern in der Krise zu helfen, um das Land gut aus der Krise zu bringen: Kurzarbeit, Familienhärtefonds, Gastropaket, der Hilfsfonds. Gestern wurde das Gemeindepaket vorgestellt, was mich als Bürgermeisterin besonders freut. Danke, Herr Finanzminister! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir sehen aber auch, es braucht eine neue Form der Finanzverwaltung – sie muss schneller, digitaler, effizienter, unbürokratischer werden – und es braucht geballte Kom­petenz in den einzelnen Bereichen. Die Anforderungen und Erwartungen an die Finanz­verwaltung haben sich nachhaltig geändert. Um diesen Veränderungen gerecht zu werden, wurde ein erster wichtiger Modernisierungsschritt durch die Organisationsre­form der Finanzverwaltung gesetzt. Mit dem 2. Finanz-Organisationsreformgesetz, das wir heute beschließen, können die notwendigen Veränderungen eingearbeitet und um­gesetzt werden.

Liebe Opposition, vor allem Herr Kollege Krainer und Frau Kollegin Doppelbauer: Ich bin mir wirklich sicher, dass Finanzminister Gernot Blümel in dieser Krisenzeit und auch danach einen wirklich guten Job macht. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

10.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürst. – Bitte.


10.59.41

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Coronazeit ist Sprüchezeit. Einer der vielen Sprüche, die der Herr Bundeskanzler in der letzten Zeit in den Pressekon­ferenzen und Interviews über uns ergossen hat, war folgender: Es ist das Virus, welches


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 64

die Wirtschaft lahmgelegt hat und welches für die verheerenden Folgen auf dem Ar­beitsmarkt verantwortlich zeichnet – wiewohl, es sind nicht die Maßnahmen der Bun­desregierung, es ist das Virus selbst. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Es ist also auch das Virus, welches das familiäre, gesellschaftliche und das Erwerbsle­ben heruntergefahren hat. Es ist das Virus, welches die verfassungswidrigen und ge­setzwidrigen Verordnungen und Erlässe verkündet hat, und nicht der Herr Gesund­heitsminister. Es ist das Virus, welches die Polizei auf die Straße geschickt hat, um Bürger, die sich völlig rechtskonform und eigenverantwortlich verhalten haben, mit dra­konischen Strafen zu belegen – Strafen für die Lebensgefährder. Das war das Virus und nicht der Herr Innenminister.

Viele der Thesen, die in den unzähligen Pressekonferenzen verkündet wurden, haben mit Hausverstand, mit Vernunft und Logik nicht so viel zu tun. Da hätte es nur ein biss­chen kritisches Hinterfragen gebraucht, das von den Journalisten und von den Medien nicht gekommen ist. Warum? – Na gut, die waren natürlich von der außertourlichen Presseförderung satt gegessen, die über sie ergossen wurde. Dieses Geld kam an, im Unterschied zum Geld bei den Unternehmen, die jetzt noch warten.

„Jede Zahl, die wir heute kennen, wird schlussendlich falsch sein“, so ein Spruch vom Herrn Finanzminister – schon verständlich, aber dass schon die Anfangszahl, dass schon die 38 Milliarden Euro einfach eine falsche Zahl sind, ist jetzt wieder nicht nach­vollziehbar, denn dieses Geld kommt bei den Unternehmen nicht an. (Zwischenruf des Abg. Hanger.)

Um es kurz zusammenzufassen: Es geht eigentlich um Stundungen und um Kredite, und das heißt, das ist alles zurückzuzahlen. Daher gehen der AKV und auch das Wifo davon aus, dass es zu einer zeitlich stark verzögerten Insolvenzwelle, zu einer Wirtschaftskrise und einer Rezession kommen wird, denn die Unternehmen werden es sich auch in einem halben Jahr oder in einem Jahr wahrscheinlich nicht leisten können, die Kredite, die dann zurückverlangt werden, zurückzuzahlen.

Ob die Auslagerung von 15 Milliarden Euro auf die schwarz-grüne Finanzierungsagen­tur, die jetzt so locker vorgenommen wird, den verfassungsrechtlichen Haushaltsvor­schriften entspricht, wird auch noch nachzuprüfen sein.

Der nächste Spruch: „Koste es, was es wolle“. – Ja, das trifft zu. Es wurde wirklich alles in Kauf genommen, um den Lockdown, um die Beschränkungen, die es noch gibt, um die plötzliche neue Machtfülle für die Bundesregierung und die alleinige Meinungshoheit und das Eigenlob fortzusetzen und in die neue Normalität zu retten. Da hat man keine Kosten und Mühen gescheut. Der Shutdown der Grenzen und des Flughafens Schwe­chat, den die Freiheitliche Partei schon sehr früh verlangt hat, wurde – fürchte ich – nie ganz so lückenlos umgesetzt; es hat noch Flüge aus China gegeben. Dass der Brenner vielleicht gesperrt wird, wurde vom Herrn Gesundheitsminister noch lange als populis­tische Aktion der FPÖ bezeichnet; Grenzen schließen ist nicht so die Sache der grünen Partei.

Die Kollateralschäden wurden in Kauf genommen: die psychischen Folgen für viele, viele Menschen in der Isolation, vor allen Dingen die Schäden für die Kinder und Jugendli­chen, die von der Bundesregierung total vernachlässigt worden sind; Kinder, die jetzt schon den dritten Monat zu Hause sitzen, viele von ihnen vom schulischen Unterricht abgehängt, jüngere Kinder, die jetzt zwar wieder in die Schule gehen, aber mit absur­desten Vorschriften, die sie sehr verstören.

Die Zertrümmerung der Grundrechte wurde in Kauf genommen. – Bitte, die Lockerungen sind kein Gnadenrecht der Bundesregierung! Die Verhältnismäßigkeit der Eingriffe ist jeden Tag zu überprüfen. Was Mitte März vielleicht in Ordnung war, war Anfang April schon nicht mehr verfassungsmäßig. Im Zusammenhang mit der Zertrümmerung des


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Rechtsstaates durch die verfassungswidrigen rechtlichen Grundlagen fehlt mir übrigens im Budget ein Posten für die Prozesslawine, für die Entschädigungen, die da auf Sie zukommen werden.

Das Kollabieren der Wirtschaft wurde in Kauf genommen. Zwei bis drei Wochen hätte der Shutdown dauern dürfen, für eine Urlaubszeit von zwei, drei Wochen, das schaffen Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Zeit hätte man sich nehmen können, um sich wirklich vorzubereiten und zu lernen, mit dem Virus umzugehen. Ab dann, ab Anfang April – es gibt diese These von vielen Wissenschaftern – hat die Bundesregierung einen Irrweg eingeschlagen, ab da war die Bundesregierung als Wirtschafts- und Wohlstandsgefähr­der unterwegs.

Die Bundesregierung sollte sich jetzt nicht länger mit der langfristigen Entrechtung der Bürger befassen. Denken Sie nicht einmal daran, eine Zwangsapp einzuführen, eine zwangsweise Impfung einzuführen, sondern machen Sie ein gutes Budget, entfesseln Sie die Wirtschaft, deregulieren Sie! Lassen Sie bitte das Steigern der Bürokratie – die Zettel- und Formularwirtschaft steigt jetzt exponentiell an –, deregulieren Sie, damit aus dieser Kurzarbeit nicht eine lange Arbeitslosigkeit für viele Menschen wird!

Wir wollen Eigenverantwortung auf allen Ebenen für die Eltern, für die Familien – wir können uns sehr gut um unsere Kinder kümmern –, für die Erwerbstätigen und die Un­ternehmer. Es braucht weniger Staat und nicht mehr. Hören Sie nicht auf Ihren grünen Koalitionspartner, der jetzt da und dort die Konzepte von Karl Marx auspacken will – das ist nicht die Lösung! Wir brauchen Eigenverantwortung und Freiheit auch für die Politiker, auch für Bundeskanzler Kurz. Natürlich kann er im Kleinwalsertal auf seine Wähler und auf seine Bewunderer zugehen, er ist ja volksnah – nicht aber dann, wenn die Menschen nicht das Gleiche dürfen und sie dann die Schuld dafür bekommen, dass sie sich ihm so angenähert haben.

Es braucht Freiheit und Eigenverantwortung auch für Vizekanzler Kogler; natürlich kann er eine Pressekonferenz mit Leo Windtner, dem ÖFB-Präsidenten, geben, Schulter an Schulter kuschelnd – nicht aber dann, wenn gleichzeitig Regeln für unsere Jungs ver­kündet werden, wie sie den Anfangskreis am Fußballfeld zu gestalten haben, dass sie nicht jubeln dürfen und wie sie zu duschen haben.

Es braucht Freiheit und Eigenverantwortung natürlich auch und nicht zuletzt für unseren Bundespräsidenten; er soll noch lange nach Mitternacht im lauschigen Gastgarten sitzen dürfen – wir aber auch! Ich werte sein Verhalten und seine Verteidigung als freundliche, konkludente Zustimmung zur FPÖ-Onlinepetition: Stoppt den Coronawahnsinn! (Beifall bei der FPÖ.)

11.06


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte.


11.07.01

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Damen und Herren auf der Regierungsbank! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir, ÖVP und Grüne, haben uns auf ein gemeinsames Ziel verständigt, und dieses Ziel lautet: Öster­reich bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu machen und uns auch von der Abhängigkeit von Öl-, Gas- und Kohleimporten zu verabschieden, die uns jedes Jahr Milliarden Euro kostet.

Ich habe in den letzten Wochen – ich weiß nicht, wie es Ihnen gegangen ist – sehr viele Nachrichten bekommen, ich wurde gefragt: Was ist jetzt mit dem Klimaschutz? Stirbt der Klimaschutz wegen Corona? Können wir uns das überhaupt leisten? Was ist jetzt mit euren Zielen? – Meine Antwort ist: Wir haben unsere Ziele keine Sekunde aus den Au­gen verloren, und dieses Budget zeigt auch, dass wir Klimaschutz immer noch genauso ernst nehmen wie vorher und dass sogar mehr denn je dafür veranschlagt ist. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Das Budget, das wir vorgelegt bekommen haben, stärkt jedes einzelne klimapolitische Instrument; ich nenne Ihnen ein paar Beispiele.

Wir stärken zum Beispiel den Raus-aus-Öl-Bonus, bei dem es ja nicht nur darum geht, dass man Ölheizungen, sondern auch Gas- und Kohleheizungen tauschen kann. Allein an Ölheizungen gibt es in Österreich immer noch 650 000. Bisher hatten wir da eine Stop-and-go-Förderpolitik; die Förderungen haben nur wenige Wochen ausgereicht. Jetzt verfünffachen wir die Mittel, und das ist eine sehr gute Nachricht.

Bei der UFI, der Umweltförderung Inland, gehen 80 Prozent der Mittel in KMUs. Die UFI wird um 20 Millionen Euro auf das gesetzliche Maximum – das wir sicherlich noch erhö­hen werden –, auf 90 Millionen Euro angehoben. Die UFI finanziert Betriebe. Ein Beispiel für ein Projekt in diesem Jahr ist die Brauerei in Schladming, die auf klimaneutrale Pro­duktion umgestellt hat. Das sind alles regionale Projekte.

Die Fotovoltaikförderung wurde um 7 Millionen Euro erhöht.

Es gibt endlich eine wesentliche Förderung zur Errichtung von Radwegen – auch in Städten, das war bis jetzt nicht möglich –, da verzehnfachen wir die Mittel.

Was mich als Wiener besonders freut: Auch die Wiener U-Bahn wird in den nächsten Jahren mit 78 Millionen Euro weiter kofinanziert. (Beifall bei den Grünen.)

Es geht aber nicht nur um den Klimaschutz, sondern auch um Arbeitsplätze und re­gionale Wertschöpfung. Wer tauscht denn die Ölheizung in einem Haus und wo werden die Pelletöfen produziert? – In Österreich, in Oberösterreich zum Beispiel werden Pelletöfen produziert. Investitionen in den Klimaschutz sind also nicht nur für das Klima wichtig, sondern auch für die Wirtschaft.

Eine Sache möchte ich auf jeden Fall noch ansprechen, weil hier immer wieder von ei­nem Fakebudget gesprochen wird und davon, dass man es in den Mistkübel schmeißen kann: Ich appelliere, da ein bisschen aufzupassen. Sie verunsichern Menschen, die da­rauf warten, dass wir endlich mit der Fotovoltaikförderung anfangen können. Wir müssen dieses Budget jetzt beschließen, damit wir endlich Klimaschutzinvestitionen vornehmen können.

Allen, die mir jetzt zuhören, möchte ich sagen: Ich kann Ihnen versichern, dass es diese Fördermittel geben wird, die werden nicht gestrichen, die werden nicht in den Mistkübel geschmissen. Wenn wir das am Donnerstag beschließen, dann wird es diese För­dermittel geben. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ich komme wieder auf den Klimaschutz zurück, und da stellt sich die Frage: Reicht das, um unsere Klimaziele zu erreichen? – Natürlich nicht! Das behauptet auch niemand. Abgesehen davon, dass Klimapolitik ein bisschen mehr ist, als einfach viel mehr Geld in ein altes System zu kippen, ist uns natürlich klar, dass es noch ein wesentlich höheres Budget für Umwelt- und Klimaschutz geben muss und auch geben wird, und zwar nicht trotz der Coronakrise, sondern auch wegen der Corona- und Wirtschaftskrise, da wir genau mit den Klimainvestitionen auch die Wirtschaftskrise lösen werden. – Danke. (Bei­fall bei Grünen und ÖVP.)

11.11


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Schellhorn. – Bitte.


11.11.48

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Finanz­minister! Liebe Ministerinnen und Minister auf der Regierungsbank! Herr Finanzminister, Sie haben zuvor im Rahmen Ihrer Rede gesagt, dass Steuerstundungen, Haftungsüber­nahmen et cetera fließen beziehungsweise einberechnet sind. – Ja, einberechnet sind


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sie, aber da fließt nichts, und das wissen Sie genau. Ich glaube, dass es sehr relevant wäre, das zu betonen.

Herr Finanzminister, stellen Sie sich vor, wir beide würden die Rollen tauschen: Sie wä­ren Unternehmer und ich wäre Finanzminister. Sie, Herr Finanzminister beziehungswei­se lieber Unternehmer Gernot Blümel, würden von mir, glaube ich, erwarten, dass ich mein Amt als Finanzminister in dieser Zeit auf eine besondere Art und Weise führe: Besonders gerecht, besonders transparent und besonders sorgfältig sollte ich mein Amt führen. Gerade in einer Krisenzeit ist es wichtig, dass man sein Amt besonders trans­parent und besonders sorgfältig ausführt – und ich würde das tun.

Stellen Sie sich vor, lieber Unternehmer Gernot Blümel, ich hätte Ihnen vor acht Wochen gesagt: 10 Milliarden, nein, 14 Milliarden Euro sind bereits geflossen, um Sie als Unter­nehmer zu unterstützen – für das Geld, das Sie so notwendig zur Überbrückung brau­chen. Auch die Wirtschaftsministerin hat gesagt: 100 Prozent der Haftungen fließen jetzt ganz schnell und unbürokratisch. Wirtschaftsministerin Schramböck hat auch gesagt: In ein, zwei Tagen ist das drüben!

Wenn Sie als Unternehmer zur Bank gehen, Herr Gernot Blümel, dann läuft das aber so ab: Die AWS sagt: Die Hausbank ist schuld! Die Hausbank sagt: Die AWS ist schuld!, oder: Basel III ist schuld! Die AWS sagt, nachdem die Hausbank Sie wieder zurück­geschickt hat: Wir müssen noch auf die Cofag warten! Der Finanzminister sagt: Eh alles da! Jetzt weiß der letzte Bankbeamte auch in Goldegg, dass das alles da ist! Die Wirt­schaftsministerin nickt zustimmend und sagt: Passt alles! Und der Bankbeamte in Gold­egg sagt wieder: Ich weiß es ja nicht, ich bin nicht verantwortlich! Ich müsste für alles geradestehen, wenn Sie insolvent werden! – Das ist die Realität, Herr Finanzminister, das ist die Realität für einen Unternehmer!

Wenn ich dann – so wie gestern – erfahre, dass nicht 10 Milliarden, nicht 14 Milliarden, nicht 38 Milliarden Euro geflossen sind, sondern 500 Millionen, dann kann ich mir vor­stellen, wie es einem Unternehmer geht, der angeblich auch aus dem Härtefallfonds nichts bekommt, einem Kleinstunternehmer. Sie als Finanzminister wissen auch ganz genau: Für einen Fixkostenzuschuss, für Kurzarbeit, bei einem Notfallfonds, überall, wo Sie ansuchen, müssen Sie Umsatzausfälle angeben.

Diese Umsatzausfälle könnten aber auch Sie angeben. Ein ordentlicher Kaufmann, ein verantwortungsvoller Finanzminister, ein gerechter, ein transparent arbeitender und ein sorgfältiger Finanzminister würde drei Szenarien angeben: vom Best Case zum Worst Case. Sie haben verschiedene Institute erwähnt, und bei denen ist vom Best Case bis zum Worst Case alles dabei. Wenn Sie uns heute diese drei Möglichkeiten bieten wür­den, würden wir alle das verstehen, das Problem ist aber, Sie sagen: Es ist eh alles gut, wir wissen von nichts!

Ich als Unternehmer kann nie zu einer Bank gehen und sagen: Ich weiß von nichts! – Ich habe jetzt für den Sommer budgetieren müssen, wie es aussieht, wenn die Salz­burger Festspiele ausfallen, und wie es aussieht, wenn sie nicht ausfallen. Ich denke, das müsste ein Unternehmer Gernot Blümel genauso tun und er wäre diesen Banken gegenüber genauso verantwortlich.

Die Bank, von der wir sprechen, sind die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, denn die geben Ihnen das Geld, das Sie verantwortungsvoll verwalten sollten, alle Zuseherinnen und Zuseher draußen. Und alle, auch jene, die keine Arbeit haben, müssen wissen: Wie läuft es in Zukunft ab? Welches Szenario wollen Sie denn? Wohin wollen wir denn ge­hen, wenn alles vorbei ist? Wollen wir den Faktor Arbeit entlasten, damit wir mehr Men­schen in Beschäftigung bringen? Was wollen wir tun? – Das wäre ein verantwortungs­volles, besonders transparentes und besonders gerechtes Vorgehen, das Sie an den Tag legen sollten.


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Bei den Plaudereien von Herrn Wöginger und von Kollegin Maurer wird mir ganz schlecht. Sie sagen: Es ist eh alles super, eh alles okay!, aber wir kommen bei den Zahlen nicht mehr zusammen.

Heute ist eine neue Staatssekretärin für Kultur hier bei uns. Das Kulturbudget – und jetzt rede ich nicht vom Unternehmertum – ist ohne Coronapandemie bis 2024 um 100 Mil­lionen Euro weniger, weil die Inflation zum Tragen kommt. Und jetzt sagen Sie mir, wie Sie bei gleichzeitigem Rückgang der Zahl der Museumsbesucher, der Zahl der Thea­terbesucher, der Burgtheaterbesucher und der Stützungen für dieses Theater den Kul­turbereich auffetten wollen! Wie wollen Sie das schaffen? – Das interessiert die Steu­erzahlerinnen und Steuerzahler, das interessiert die Kulturinteressierten, und ich glaube, das ist besonders wichtig.

Da fehlt es an Transparenz, da fehlt es an Gerechtigkeit und da fehlt es vor allem an Solidarität! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.17


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gabriela Schwarz. – Bitte.


11.17.54

Abgeordnete Gabriela Schwarz (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Sehr verehrte Damen und Herren! Es ist in den letzten Tagen und Wochen und auch heute schon mehrmals von Fake und vom Kübel die Rede gewesen – ich halte es lieber mit den Fakten.

Zur Erinnerung, warum wir dieses Budget in dieser Form jetzt haben: Fakt ist, dass wir es nach wie vor mit einer Pandemie zu tun haben, die weltweit Opfer fordert. Fakt ist, dass Länder, die weitaus später und nicht so konsequent wie Österreich reagiert haben, weitaus mehr Todesopfer zu beklagen haben. Fakt ist, dass Österreich rechtzeitig reagiert hat. Und wir haben es der Solidarität – weil sie gerade erwähnt wurde – aller Menschen, die in Österreich leben, zu verdanken, dass die Maßnahmen so konsequent umgesetzt wurden und dass es jetzt möglich ist, Schritt für Schritt Lockerungen vorzu­nehmen.

Fakt ist auch, dass das – das wissen wir sehr genau – viel Verständnis und viel Geduld erfordert und dass regelmäßig überprüft werden muss, welche Schritte welche Konse­quenzen zur Folge haben. Fakt ist allerdings auch, dass die Bundesregierung mit großer Verantwortung vorgegangen ist und vorgeht und auch der Finanzminister mit hohem Bewusstsein für notwendige Schritte reagiert hat und reagiert und wir hier im Parlament einmal im Monat genau über diese Schritte informiert werden, nämlich wohin welches Geld fließt.

Die Schätzungen der Experten, auch das ist Fakt, gehen weit auseinander – wir haben es heute schon mehrmals gehört –: zwischen 3 und 9 Prozent. Und Fakt ist auch, dass wir nach wie vor nicht wissen, welche Dinge planbar und vorhersehbar sind, sondern dass wir gewisse Dinge einfach in Kauf nehmen werden und in Kauf nehmen werden müssen.

Zum Beispiel ist in der heutigen Ausgabe des „Kurier“ zu lesen, dass Wifo-Chef Badelt sagt: „Jetzt ein Budget mit konkreten Zahlen abzugeben, wäre fast ein Selbstbetrug. Ein Kassensturz fürs Budget macht erst im Herbst Sinn“. – Mehr ist dazu, glaube ich, auch nicht zu sagen.

Fake hingegen ist – jetzt bin ich beim Fake –, dass Corona eine Grippe ist. Fake ist, wenn Maßnahmen, die zur Lebensrettung von uns ergriffen wurden, als Wahnsinn bezeichnet werden. Fake sind Verschwörungstheorien und Fake ist auch, dass es Zwangsapps und Zwangsimpfungen geben soll. – Genau das, meine Damen und Her­ren, ist für den Kübel. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Ich darf nun zum Schluss einen Abänderungsantrag der Abgeordneten Gabriel Ober­nosterer, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen einbringen:

Die Stundung der Sozialversicherungsbeiträge soll verlängert werden.

*****

Meine Damen und Herren, ich bin überzeugt davon, dass uns allen gemeinsam das Comeback für Österreich gelingen wird, wenn wir weiterhin mit Vernunft, mit Hausver­stand, mit Herz und mit Hirn jeden Schritt gehen. – Ich danke Ihnen dafür. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.20

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Dr. Elisabeth Götze,

Kolleginnen und Kollegen

zur Regierungsvorlage (110 der Beilagen) betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Bundesabgabenordnung, das Finanzstrafgesetz, das Bundesgesetz über die perso­nellen Maßnahmen aufgrund der Modernisierung der Steuer und Zollverwaltung, das Bundesgesetz über die Prüfung lohnabhängiger Abgaben und Beiträge, das Bundes­gesetz über die Schaffung eines Amtes für Betrugsbekämpfung, das Alkoholsteuerge­setz, das Amtshilfe-Durchführungsgesetz, das Bodenschätzungsgesetz 1970, das Digi­talsteuergesetz 2020, das Einkommensteuergesetz 1988, das Finanzprokuraturgesetz, das Gebührengesetz 1957, das Glücksspielgesetz, das Kommunalsteuergesetz 1993, das Kontenregister- und Konteneinschaugesetz, das Kraftfahrzeugsteuergesetz, das Normverbrauchsabgabegesetz, das Punzierungsgesetz 2000, das Zollrechts-Durchfüh­rungsgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungsgesetz und das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz geändert werden (2. Finanz-Organisationsreformgesetz – 2. FORG), in der Fassung des Aus­schussberichtes (173 der Beilagen)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert:

1. Art. 20 (Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes) wird wie folgt ge­ändert:

a) Nach der Z 1a wird folgende Z 1b eingefügt:

»1b. § 733 Abs. 7 wird durch folgende Abs. 7 bis 14 ersetzt:

„(7) Die nach den Abs. 1, 2 und 5 gestundeten verzugszinsenfreien Beiträge sind spä­testens am 15. Jänner 2021 einzuzahlen. Wird glaubhaft gemacht, dass diese Beiträge teilweise oder zur Gänze wegen der Coronavirus-Pandemie aus Gründen der Unter­nehmensliquidität zu diesem Zeitpunkt nicht entrichtet werden können, so sind die noch nicht entrichteten Beiträge auf Antrag in elf gleichen Teilen vom Dienstgeber jeweils zum 15. eines Monates beginnend mit Februar 2021 verzugszinsenfrei einzuzahlen. Die Drei­tagesfrist nach § 59 Abs. 1 findet jeweils Anwendung.

(8) Für Beiträge für die Beitragszeiträume Mai bis Dezember 2020 können dem Dienst­geber auf Antrag bis zu drei Monaten Stundungen und bis längstens Dezember 2021 Ratenzahlungen gewährt werden, wenn glaubhaft gemacht wird, dass diese Beiträge


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 70

wegen der Coronavirus-Pandemie aus Gründen der Unternehmensliquidität nicht ent­richtet werden können.

(9) Die Abs. 7 und 8 gelten nicht für Beiträge, für die der Dienstgeber auf Grund von Kurzarbeit, Freistellung nach § 735 oder Absonderung nach § 7 des Epidemiegeset­zes 1950 einen Anspruch auf Beihilfe, Erstattung oder Vergütung durch den Bund oder das Arbeitsmarktservice hat. Diese Beiträge sind verzugszinsenfrei bis zum 15. des auf die Beihilfen-, Erstattungs- oder Vergütungsauszahlung zweitfolgenden Kalendermona­tes einzuzahlen. Die Dreitagesfrist nach § 59 Abs. 1 findet Anwendung.

(10) Die Abs. 7 bis 9 gelten auch für die nach dem BMSVG oder nach den Landar­beitsordnungen, in Vorarlberg nach dem Land- und Forstarbeitsgesetz, zu entrichtenden Beiträge.

(11) Für die Stundungs- sowie die Teil- und Ratenzahlungszeiträume nach den Abs. 7 und 8 wird vermutet, dass dem Krankenversicherungsträger zur Zeit der Beitragsein­zahlung die Begünstigungsabsicht und die Zahlungsunfähigkeit des Dienstgebers nicht bekannt war oder bekannt sein musste.

(12) Abweichend von § 13a Abs. 2 IESG schuldet der Insolvenz-Entgelt-Fonds für die Beitragszeiträume Februar bis Dezember 2020 dem zur Beitragseinhebung zuständigen Krankenversicherungsträger Dienstnehmerbeitragsanteile für nach § 733 gestundete Beiträge oder offene Ratenzahlungen, soweit diese bis längstens drei Jahre vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bzw. vor jenen Zeitpunkten, die dieser nach § 1 Abs. 1 IESG gleichgestellt sind, rückständig sind. Mit Eröffnung eines Insolvenzver­fahrens oder Abweisung mangels kostendeckenden Vermögens sind durch Stundung oder Ratenzahlungen noch offene Beiträge sofort zu zahlen.

(13) Für Meldeverstöße nach § 114 Abs. 1 Z 2 bis 6 im Zeitraum von 1. Juni bis zum 31. August 2020 sind keine Säumniszuschläge vorzuschreiben.

(14) Die Abs. 7 bis 13 sind auch auf den von § 30a B-KUVG erfassten Personenkreis anzuwenden.«

b) In der Z 2 wird in § 738 nach dem ersten Satz folgender Satz angefügt:

„§ 733 Abs. 7 bis 14 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2020 tritt mit 1. Juni 2020 in Kraft.“

Begründung

Anstelle der Verordnungsermächtigung nach § 733 Abs. 7 ASVG zur zeitlichen Ausdeh­nung der Maßnahmen, die zur Erleichterung der Beitragspflichten im Zusammenhang mit der Corona-Krise ergriffen wurden, soll zum einen vorgesehen werden, dass die bereits gewährten Stundungen längstens bis zum 15. Dezember 2021 bei dreitägigem Respiro verzugszinsenfrei entrichtet werden können.

Zum anderen soll normiert werden, dass die Beiträge für die Beitragszeiträume Mai bis Dezember 2020 auf Antrag gestundet werden können, wenn von Unternehmen glaub­haft gemacht wird, dass sie diese Beiträge wegen der Coronavirus-Pandemie aus Gründen der Unternehmensliquidität nicht fristgerecht entrichten können. Auch in diesen Fällen sind die Stundungen und die Ratenzahlungen mit Dezember 2021 begrenzt.

Bei Eröffnung eines Insolvenzverfahrens oder Abweisung eines entsprechenden An­trags mangels kostendeckenden Vermögens tritt Terminverlust ein, durch Stundung oder wegen Ratenzahlung noch offene Beiträge sind in diesem Fall sofort zu zahlen.

Soweit nichts anderes bestimmt ist, gelten die allgemeinen Regelungen der Lohnver­rechnung, etwa über die Fälligkeit der Beiträge, Meldeverpflichtungen usw. sowie zu Verzugszinsen (§ 59).


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Beiträge, für die der Dienstgeber auf Grund von Kurzarbeit, Freistellung nach § 735 ASVG oder Absonderung nach § 7 des Epidemiegesetzes einen Anspruch auf Beihilfe, Erstattung oder Vergütung durch den Bund oder das AMS hat, sollen davon nicht erfasst sein. Diese sollen vielmehr nach der Auszahlung an den Dienstgeber entrichtet werden müssen.

Durch die Zahlungserleichterungen und der damit einhergehenden Zurückhaltung bei der Geltendmachung von Beitragsrückständen durch Betreibung in Exekutions- und In­solvenzverfahren sollen dem Krankenversicherungsträger keine insolvenzrechtlichen Nachteile weder im Anfechtungsrecht (vgl. die §§ 30 Abs. 1 Z 3 und 31 Abs. 1 Z 3 IO) noch bei der Sicherung der Ansprüche durch den Insolvenz-Entgelt-Fonds entstehen.

Die Aussetzung der Säumniszuschläge für verspätete Meldungen (mit Ausnahme der Anmeldung) soll entsprechend dem Zeitraum für die Möglichkeit von Kurzarbeit bis Ende August 2020 verlängert werden.

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Abänderungsantrag wurde knapp in seinen Grundzügen erläutert, wurde auch an die Abgeordneten verteilt und steht mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek. – Bitte.


11.20.55

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Frau Präsidentin! Mitglieder der Bun­desregierung! Kolleginnen und Kollegen! Zuseherinnen und Zuseher! Wir reden heute, morgen und übermorgen über Milliarden und Abermilliarden Euro. Es ist unvorstellbar, glaube ich, für jede und jeden von uns, was das für Summen sind.

Ich denke jetzt an die Hunderttausenden arbeitslosen Frauen und Männer, die jetzt viel­leicht teilweise zusehen und – der Mai neigt sich dem Ende zu – die vielleicht nicht wis­sen, wie sie die nächsten Lebensmitteleinkäufe bewerkstelligen. Am Ende eines Monats kann es für diese Leute ganz schön eng werden. Wenn 55 Prozent Nettoersatzrate für arbeitslos Gewordene der Meinung der Regierung nach genug sind, so ist das für Zig­zigtausende Leute in Österreich sicher viel zu wenig. Ich verstehe überhaupt nicht, wa­rum nicht eine der Maßnahmen umgesetzt wird.

Weil heute schon einmal gefallen ist: Na, die Opposition soll Vorschläge machen! – Ich kann gar nicht zählen, wie viele Vorschläge wir schon gemacht haben. Beispielsweise wären 70 Prozent Arbeitslosengeld etwas, was jetzt sofort helfen könnte, aber Sie haben das abgelehnt. Das ist jetzt nur ein einziges Beispiel. (Beifall bei der SPÖ.)

Wer in diesem Hohen Haus redet überhaupt über die Frauen? – Außer Dr.in Pamela Rendi-Wagner hat das noch niemand gemacht. Die Frauenministerin ist entschwunden, der Bundeskanzler auch schon längst. – Herr Finanzminister, vom Budget her wären vor allem Sie verpflichtet, darauf zu schauen, wie sich die Ausgaben auf die Frauen und die Männer dieses Landes auswirken. Jedes Ressort ist aufgefordert, ordentliche Gleichstel­lungsziele zu formulieren, nicht irgendwelche Blumenziele, die ohnehin für eh alles oder für nichts sind. Sie haben versäumt – der Budgetdienst hat es nicht versäumt ‑, dass Sie das auch tun.

Hier im Hohen Haus müssen wir genau darauf schauen, wie viel Geld für wen ausge­geben wird. Die Frauen brauchen keinen Applaus, wenn sie am Ende des Monats kein Geld für ihre Familien mehr haben, sie brauchen auch nicht die Zusprüche vom Herrn Bundeskanzler, der sagt: Es ist eh keine Schande, wenn die Kinder in die Betreuung, in die Schule geschickt werden; wenn sie es nämlich nicht mehr schaffen – das hat er nicht dazugesagt, aber gemeint. Das heißt, Frauen sollen die Wunderwuzzis sein, sollen am


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besten nur mehr zu Hause bleiben, sollen kochen, putzen, waschen, die Kinder ver­sorgen, die Älteren pflegen und nicht mehr in ihre Berufe zurückkehren. Das sind die Fünfzigerjahre, die haben wir überwunden! Das wird auch nicht gelingen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Es ist hoch notwendig, dass die Hilfsgelder auch ankommen. Letztes Beispiel: Eine Fa­milie mit zwei Kindern; er ist in Kurzarbeit, sie studiert. Sie haben am 15. April für den Familienhärtefallfonds angesucht. Wir haben am 22. Mai eine E-Mail bekommen: Sie haben noch immer kein Geld. Sie haben alles gut leserlich abgegeben, was abzugeben ist, aber das Geld ist noch nicht da. Das ist nur eines von vielen Beispielen. Es gibt 170 000 Frauen, die Einpersonenunternehmer sind. Der Großteil davon hat überhaupt noch keinen Cent gesehen. – Ja, was denken Sie sich dabei? Was denken sich die Leute, die heute zuschauen und von Ihnen nur blumige Worte hören, aber keine Taten sehen? – Das muss aufhören! (Beifall bei der SPÖ.)

11.24


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte.


11.24.42

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte etwas zum Gastropaket, zu der Hilfe für die Gastronomie sagen, aber vorweg möchte ich bitte klarstellen, dass unser Staat kein Unternehmen ist. – Das ist absurd! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zurück zur Gastronomie: In den letzten Wochen haben wir gemerkt, wie sehr uns unser Lieblingslokal, unser Lieblingscafé fehlt. Ich glaube, wir sind alle froh, dass wir wieder mit unseren Familien, mit unseren Freunden im Café sitzen können. Da geht es nicht darum, dass der Kaffee so gut ist oder dass das Essen so gut ist, sondern unsere Restaurants, unsere Gasthäuser, unsere Bars, unsere Kaffeehäuser sind Orte, wo wir Leute treffen, wo wir Leute kennenlernen, es sind Orte des Zusammenkommens. Egal, wie klein das Dorf ist oder egal, wie groß die Stadt ist, ohne sie würde ein wichtiger Teil im sozialen Gefüge fehlen, der nicht ersetzt werden kann. Wenn man ein Gasthaus aus einem Dorf oder einer Straße wegnimmt, dann nimmt man diesem Dorf, diesem Viertel ein Stück Gemeinschaft und auch ein Stück vom Stadt- und Gemeindebild. Stellen Sie sich unsere Dörfer, unsere Städte ohne die Lokale vor!

Wir alle kennen die traurigen Bilder von leer stehenden Lokalen, die davor mit Leben gefüllt waren. Unsere Gastronomie ist eben mehr als nur ein Lokal. Unsere Gastronomie ist noch viel mehr: Sie ist Arbeitgeberin, sozialer Raum und auch regionale Infrastruktur. Der Bregenzerwälder Bergkäse im Gasthaus, der Tiroler Zirbenschnaps, das Wiener Schnitzel im Restaurant, im Wiener Beisel: Da hängen so viele Bauern, Bäcker, regio­nale Lieferketten dran, das können wir nicht wegdenken. Ein Lokal ist so viel mehr.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Job in der Gastronomie kein einfacher ist: der Dauerstress, den man hat, die Arbeitszeiten, die Arbeitsstunden, der ständige Kontakt mit den Menschen (Abg. Loacker: Was hat das jetzt mit dem Budget zu tun?); und trotz­dem stehen hinter der Gastronomie, hinter den Lokalen Menschen mit großem Gestal­tungswillen, mit einer großer Portion Mut und mit Herzblut und Leidenschaft, die für uns die Türen öffnen.

Derzeit sind viele Gastronomen besorgt und blicken mit wenig Zuversicht in die Zukunft. Die genannten Maßnahmen, wie die im Gastropaket festgeschriebene Steuersenkung, die Fixkostenzuschüsse und auch die Verlängerung der Kurzarbeit sind erste Schritte, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Entwicklung des Landgasthaussterbens nicht erst mit der Covid-Krise angefangen hat, sondern dass das davor schon ein Thema war.


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Darum haben wir auch das Maßnahmenpaket gegen Gasthaussterben reinverhandelt, und das wird gerade nach der Covid-Krise besonders wichtig.

Was wir brauchen, sind Konjunkturmaßnahmen, die besonders diese kleinteilige Wirt­schaft mit oft familiär geführten Betrieben mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Ent­wicklung bestmöglich unterstützen und die für Fairness sorgen, denn mit jedem Lokal, das zusperren muss, verlieren wir Charme und Lebensqualität. Jedes Lokal, das zu­sperrt, ist ein Lokal zu viel. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Leicht­fried: Da hätte jetzt die ÖVP besser zuhören sollen!)

11.28


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Erwin Angerer. – Bitte.


11.28.30

Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren der Bundesregierung! Herr Finanzminister! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Her­ren! Herr Kollege Kopf hat gemeint, dass das, was die Regierung und vor allem der Herr Finanzminister hier machen, wäre seriös. Ich würde eher sagen: Das ist systematisch, was diese Bundesregierung macht, was der Herr Finanzminister hier macht. Er legt uns ein Budget vor und sagt selber dazu: Keine Zahl in diesem Budget wird stimmen; aber was interessieren uns die Gesetze dieser Republik, wir stehen über den Gesetzen. – Offensichtlich ist das die Symptomatik dieser Bundesregierung.

Da sich heute ein paar meiner Bürgermeisterkolleginnen und -kollegen oder auch Ge­meinderäte – Herr Klubobmann Wöginger ist ja selber Gemeinderat – herausstellen und das auch noch rechtfertigen und verteidigen, darf ich eine kleine Nachhilfe geben, was die Gemeindehaushaltsordnung betrifft. In § 14 der Gemeindehaushaltsordnung steht nämlich: „Wird der Voranschlag während des Finanzjahres durch außer- oder überplan­mäßige Ausgaben, durch Mehreinnahmen oder Mindereinnahmen in seiner Aussage­kraft wesentlich beeinflußt oder droht durch außer- oder überplanmäßige Ausgaben oder Mindereinnahmen die Störung des Haushaltsgleichgewichtes, so hat der Gemeinderat einen Nachtragsvoranschlag zu erstellen.“

Also was für eine Gemeinde gilt, wird wohl auch für die Republik gelten, aber offen­sichtlich nicht für einen Finanzminister, weil er ja offensichtlich über dem Gesetz steht.

Ich bin nur neugierig, ob die circa 2 000 Gemeinden und Bürgermeister, die es in Öster­reich gibt, samt ihren Gemeinderäten – und da vor allem die ÖVP-Gemeinderäte – in ihren Gemeinden auf die gleiche Art argumentieren und sagen werden: Wir machen kein Nachtragsbudget, es stimmt eh keine Zahl, die in diesem Budget steht. – Ich bin neu­gierig, was die Gemeindeaufsicht in den einzelnen Ländern dann dazu sagen wird.

Was ist noch symptomatisch für diese Regierung? – Wie gesagt, sie steht über dem Gesetz: Wir wissen, der Herr Kanzler bewegt sich auf Wahlkampftour im Kleinwalsertal und hält sich an keine seiner Verordnungen. Der Herr Bundespräsident verplaudert sich und übersieht die Sperrstunde. Die ersten Verordnungen des Gesundheitsministers müssen wieder aufgehoben werden, weil sie nicht verfassungs- und gesetzeskonform sind – wie überhaupt einfach infrage gestellt wird, ob man Verfassungskonformität in so einer Situation braucht! – Also: Was für die Bevölkerung gilt, gilt für diese Regierung noch lange nicht, denn sie steht offensichtlich über dem Gesetz.

Wenn darüber hinaus in gefühlt 100 Pressekonferenzen immer wieder etwas verkündet wird und dabei auch der Wahrheitsgehalt des in diesen Pressekonferenzen Gesagten sehr infrage zu stellen ist, dann, muss ich auch sagen, bin ich etwas skeptisch, was das Gemeindepaket betrifft. Es ist zwar eine Forderung, die wir hier mehrfach aufgestellt haben, dass die Gemeinden 1 Milliarde Euro für Investitionen, für Projekte bekommen, die Frage dabei wird aber sein, welche Kriterien es bei diesen Vergaben für die Projekte gibt. Wenn sie nämlich die gleichen oder ähnliche sind, wie wir sie beim Härtefallfonds


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 74

haben, dann wird diese Milliarde bei den Gemeinden gleichfalls nie ankommen. Es ist also noch die große Frage, wie das ausgestaltet wird, ob man das wirklich ehrlich meint, wie die Gemeinden bei Projekten unterstützt werden sollen.

Es war aber zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, ihr habt unseren Antrag auf­genommen. Deshalb kommt eine weitere Anregung von uns, die wir schon mehrfach eingebracht haben (der Redner stellt eine Tafel auf das Rednerpult, auf der in roter Schrift „Österreich 1000er“ zu lesen ist und zehn Hunderteuroscheine abgebildet sind): ein Gutschein, der Österreichtausender, der 1 000-Euro-Gutschein – noch einmal als Antrag. (Abg. Leichtfried: Oje, der ist schlecht! – Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Die Gemeinde Wien hat das ja schon übernommen, hat einen Wirtegutschein ausge­stellt, hat gesehen, dass das eine sinnvolle Maßnahme ist. Herr Ludwig hat das sofort erkannt, ich hoffe, die Bundesregierung wird das auch erkennen. Jeder Österreicher soll einen Gutschein in Höhe von 1 000 Euro bekommen, der bis 31.12. dieses Jahres bei einem Unternehmen, das in Österreich steuerpflichtig ist, eingelöst werden kann. Das würde direkt in der Wirtschaft ankommen. Das würde jedem Einzelnen helfen, das würde den Unternehmen helfen und das wären rund 8,8 Milliarden Euro, die als wirkliche Hilfe in der Wirtschaft ankommen.

Deshalb bringe ich noch einmal folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Österreich-Gutschein“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, jedem österreichischen Staatsbürger Gut­scheine im Wert von insgesamt 1.000.- Euro auszustellen, die bis 31. Dezember 2020 nur bei heimischen und in Österreich steuerpflichtigen Betrieben eingelöst werden kön­nen.“

*****

Danke schön für Ihre Unterstützung (Zwischenrufe bei der SPÖ); ich hoffe, dass Sie alle zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

11.33

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Erwin Angerer, Michael Schnedlitz

und weiterer Abgeordneter

betreffend „Österreich-Gutschein“

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2, Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 537/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteu­ergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994 und das Schaumweinsteuergesetz 1995 geändert werden (19. COVID-19-Gesetz) (184 d.B.)

in der 32. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 26. Mai 2020

Die Maßnahmen der Bundesregierung im Zuge der Coronakrise führen zu einer histori­schen Wirtschaftskrise.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 75

Mehr als 1,8 Millionen Menschen haben ihre Arbeit verloren oder haben durch die Kurz­arbeit deutliche weniger Einkommen. Zigtausende Wirtschaftstreibende haben ebenfalls ihre Einkommensgrundlage verloren. Und mit all diesen Menschen auch ihre Familien!

Die österreichische Wirtschaft ist am Boden, zigtausende Betriebe wurden zwangsge­schlossen. Ob viele Betriebe, Gastronomiebetriebe, Touristiker, Handwerker, aber auch Dienstleister die Corona-Maßnahmen der Regierung wirtschaftlich überleben, darf an­gezweifelt werden. Dass die Auftragslage plötzlich wieder in die Höhe schießt, ist un­wahrscheinlich. Sämtliche Wirtschaftsforscher prognostizieren eine schwere Rezession. Hand in Hand mit einer drohenden gigantischen Pleitewelle geht der Konsumschock.

Die österreichischen Familien und die heimischen Wirtschaftstreibenden haben nichts von Versprechungen. Von Hoffnung allein können sie nicht leben, sie brauchen jetzt konkrete Hilfe und Sicherheit.

Wenn wir die massive Pleitewellen abfedern wollen und die Kaufkraft stärken, braucht es schnelle Maßnahmen, die möglichst viele Menschen erreichen und besonders schnell die Kaufkraft österreichischer Familien stärken. Jeder Österreicher und jede Österrei­cherin – etwa 7,4 Millionen Menschen – soll völlig unabhängig vom Alter einen soge­nannten Österreich-Gutschein in der Höhe von 1.000.- Euro erhalten. Für eine vierköp­fige Familie sind das 4.000.- Euro.

Von dieser unbürokratischen Soforthilfe für österreichische Familien und heimische Be­triebe in Höhe von rund 7,4 Mrd. Euro, die Arbeitsplätze sichert, die Wirtschaft ankur­belt und somit natürlich indirekt auch dem Sozialsystem zugutekommt, fließen rund 2,5 Mrd. Euro direkt in Form von Steuereinnahmen zurück in den Bundeshaushalt.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachste­henden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, jedem österreichischen Staatsbürger Gutschei­ne im Wert von insgesamt 1.000.- Euro auszustellen, die bis 31. Dezember 2020 nur bei heimischen und in Österreich steuerpflichtigen Betrieben eingelöst werden können.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Klaus Lindinger. – Bitte.


11.33.16

Abgeordneter Ing. Klaus Lindinger, BSc (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mit­glieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Da­men und Herren! Wir diskutieren hier das Budget des Jahres 2020, und da geht es vor allem um wichtige zusätzliche Investitionen in verschiedene Bereiche, vor allem um den Handlungsspielraum in den Bundesministerien. Dabei geht es um höhere Investitionen in die Bereiche Polizei und Justiz, aber vor allem auch um zusätzliche Investitionen in den Bereich der erneuerbaren Energien und in den ländlichen Raum.

Weil es da noch ein paar technische Anpassungen braucht, bringe ich folgenden Ab­änderungsantrag ein:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 76

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert

1. Im Titel wird die Wortfolge „, das Gehaltsgesetz 1956“ gestrichen.

2. Art. 1 (Änderung des Ausländerbeschäftigungsgesetzes) wird wie folgt geändert:

a. Im Einleitungssatz wird der Ausdruck „BGBl. I Nr. 104/2019“ durch den Ausdruck „BGBl. I Nr. 23/2020“ ersetzt.

b. In der Z 5 werden die Bezeichnungen „Abs. 50“ und „(50)“ durch die Bezeichnungen „Abs. 51“ und „(51)“ ersetzt.

3. Art. 2 (Änderung des Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetzes) wird wie folgt ge­ändert:

a. Im Einleitungssatz wird der Ausdruck „BGBl. I Nr. 12/2020“ durch den Ausdruck „BGBl. I Nr. 23/2020“ ersetzt.

b. Z 1 lautet:

„1. Dem § 10 werden folgende Abs. 74 und 75 angefügt:

„(74) § 14 Abs. 4 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xx/2020 tritt mit 1. Jänner 2021 in Kraft und mit Ablauf des 31. Dezember 2022 außer Kraft.

(75) § 14 Abs. 1 bis 3 samt Überschrift in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2020 tritt mit 1. Jänner 2023 in Kraft.““

c. Z 2 lautet:

„2. Dem § 14 wird folgender Abs. 4 angefügt:

„(4) Die gemäß Abs. 2 und 3 in den Jahren 2021 und 2022 ermittelten Beträge sind im Jahr 2021 um 50 Mio. Euro und im Jahr 2022 um 100 Mio. Euro zu vermindern.““

4. Art. 6 (Änderung des Familienlastenausgleichsgesetzes 1967) wird wie folgt geändert:

a. Im Einleitungssatz wird der Ausdruck „BGBl. I Nr. 104/2019“ durch den Ausdruck „BGBl. I Nr. 28/2020“ ersetzt.

b. Die Novellierungsanordnung in Z 1 lautet:

„1. In § 5 Abs. 1 und § 6 Abs. 3 wird jeweils nach lit. c folgende lit.d eingefügt:“

c. Die Novellierungsanordnung in Z 2 lautet:

„2. In § 55 wird nach Abs. 41 folgender Abs. 42 eingefügt:“

*****

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben 2017 einen Budgetpfad eingeleitet, der meines Erachtens die Prädikate nachhaltig und generationengerecht verdient. Heute heißt es, ein Budget zu beschließen, bei dem wir all jenen unter die Arme greifen, die unsere Unterstützung brauchen – an dieser Stelle ein großes Dankeschön an unseren Finanzminister, dass er so viele zielgerichtete Maßnahmen bereitgestellt hat. (Beifall bei der ÖVP.)

Es geht da nicht nur um die Ankurbelung der Wirtschaft, sondern auch um die Un­terstützung der Landwirtschaft. Unsere Bäuerinnen und Bauern haben zwar selbst in der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 77

Krise bewiesen, dass sie uns mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln versorgen können, aber auch in der Landwirtschaft spitzt sich die Lage immer mehr zu, und deshalb braucht es auch dort eine Entlastung in Form einer Steuerreform, in Form einer Ab­gabensenkung, damit wir die bäuerlichen Familienbetriebe auch in Zukunft erhalten können und damit wir auch die Arbeitsplätze in der Landwirtschaft sicherstellen können. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Kolleginnen und Kollegen, gehen wir gemeinsam diesen Weg aus der Krise, ge­hen wir gemeinsam den Weg in Richtung erfolgreiches Comeback Österreichs! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

11.37

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA,

Kolleginnen und Kollegen

zur Regierungsvorlage (71 der Beilagen) betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Aus­länderbeschäftigungsgesetz, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Insol­venz-Entgeltsicherungsgesetz, das Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz, das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungsgesetz, das Familienlastenausgleichsge­setz 1967, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956 und das Umweltförderungsgesetz geändert werden (Budgetbegleitgesetz 2020), in der Fassung des Ausschussberichtes (175 d.B.)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert

1. Im Titel wird die Wortfolge „, das Gehaltsgesetz 1956“ gestrichen.

2. Art. 1 (Änderung des Ausländerbeschäftigungsgesetzes) wird wie folgt geändert:

a. Im Einleitungssatz wird der Ausdruck „BGBl. I Nr. 104/2019“ durch den Ausdruck „BGBl. I Nr. 23/2020“ ersetzt.

b. In der Z 5 werden die Bezeichnungen „Abs. 50“ und „(50)“ durch die Bezeichnungen „Abs. 51“ und „(51)“ ersetzt.

3. Art. 2 (Änderung des Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetzes) wird wie folgt ge­ändert:

a. Im Einleitungssatz wird der Ausdruck „BGBl. I Nr. 12/2020“ durch den Ausdruck „BGBl. I Nr. 23/2020“ ersetzt.

b. Z 1 lautet:

„1. Dem § 10 werden folgende Abs. 74 und 75 angefügt:

„(74) § 14 Abs. 4 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xx/2020 tritt mit 1. Jän­ner 2021 in Kraft und mit Ablauf des 31. Dezember 2022 außer Kraft.

(75) § 14 Abs. 1 bis 3 samt Überschrift in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2020 tritt mit 1. Jänner 2023 in Kraft.““

c. Z 2 lautet:

„2. Dem § 14 wird folgender Abs. 4 angefügt:

„(4) Die gemäß Abs. 2 und 3 in den Jahren 2021 und 2022 ermittelten Beträge sind im Jahr 2021 um 50 Mio. Euro und im Jahr 2022 um 100 Mio. Euro zu vermindern.““


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 78

4. Art. 6 (Änderung des Familienlastenausgleichsgesetzes 1967) wird wie folgt geändert:

a. Im Einleitungssatz wird der Ausdruck „BGBl. I Nr. 104/2019“ durch den Ausdruck „BGBl. I Nr. 28/2020“ ersetzt.

b. Die Novellierungsanordnung in Z 1 lautet:

„1. In § 5 Abs. 1 und § 6 Abs. 3 wird jeweils nach lit. c folgende lit.d eingefügt:“

c. Die Novellierungsanordnung in Z 2 lautet:

„2. In § 55 wird nach Abs. 41 folgender Abs. 42 eingefügt:“

Begründung

Auf Grund der als Folge der wirtschaftlichen Beschränkungen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie zu erwartenden stärkeren Inanspruchnahme des Insolvenz-Ent­geltsicherungsfonds soll die ursprünglich geplante Abschöpfung von Mitteln im Jahr 2020 entfallen und in den Jahren 2021 und 2022 50 bzw. 100 Mio. Euro betragen.

Die übrigen Änderungen dienen lediglich der Anpassung an die mit dem 3. COVID-19-Gesetz erfolgten Änderungen (Zitierung der letzten Gesetzesnovelle und Korrektur der Absatznummern im Hinblick auf zwischenzeitig eingefügte Absätze).

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Abänderungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Der linke NEOS-Typ!)


11.37.39

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Bundesregie­rung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte voranstellen, dass ich es sowohl dem Hohen Haus wie allen Menschen in un­serem Land gegenüber in Wahrheit als eine große Respektlosigkeit empfinde, nicht nur, dass wir ein Budget bekommen, das substanzlos ist, sondern auch, dass wir diese Bud­getdebatte tatsächlich erst Ende Mai führen. Es war ab März zwar nicht mehr möglich, aber ein Budget Mitte des Jahres zu diskutieren und zu verabschieden ist an sich schon ein Treppenwitz der Geschichte.

Was ich mir jetzt aber im Detail anschauen möchte, ist die Frage (Zwischenrufe der Ab­geordneten Jachs und Gabriela Schwarz) – jaja! –, wie viel Nachhaltigkeit und wie viel Verantwortungsbewusstsein, sozusagen wie viel bewusstes Handeln für die nächsten Generationen denn in diesem Budget steckt. Ich habe mir sehr genau angehört, was meine grünen Vorredner und Vorrednerinnen hier von sich gegeben haben und kann den Argumenten ehrlich gesagt weitestgehend nicht folgen.

Was wir in diesem Budget sehen, ist, dass die Klimakrise, die es ja vor Covid-19 gab, die es während Covid-19 gibt und die es leider auch noch danach geben wird, in dem bestehenden Budget weitestgehend zu wenig Beachtung findet. Vielmehr ist es so, dass wir – das kann man in vielen Zeilen und in vielen Detailbudgets verfolgen – eine Art Greenwashing von ÖVP-Politik erleben. Wir erleben jene Politik, die es bereits seit Jahr­zehnten gibt: sehr hohe Steuern, sehr hohe Förderungen, sehr hohe Subventionen, die oft auch umweltschädlich sind – und dann als Pflaster ein Umweltbudget.

Dieses Pflaster ist größer geworden, das kann man schon sagen; wenn man aber weiß, dass wir 4,3 Milliarden Euro für umweltschädliche Subventionen ausgeben – zehnmal


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so viel, wie das gesamte Umweltbudget überhaupt beträgt – und dann 460 Millionen Eu­ro für das Umweltbudget, dann fragt man sich: Mit welchem Nutzen?! – Zuerst pressen wir die Menschen aus, dann geben wir ihnen einen Teil des Geldes zurück, dann ver­schmutzen wir die Umwelt, und dann versuchen wir, diese zu reparieren. Das ist unlo­gisch, das ist falsch, das ist in Wahrheit alte und oft auch dumme Politik. (Beifall bei den NEOS.)

Was die Regierung nicht gemacht hat, ist: Sie hat nicht auf die Wissenschaft gehört. Das Wegener Center hat sehr klar zum Ausdruck gebracht, dass es 4 Milliarden Euro an Investitionen bräuchte, um die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen; davon finde ich 700 Millionen Euro in diesem Budget. Nichts von dem, was die Wissenschaft empfiehlt, finden wir im Budget von 2020. Es ist also sozusagen weder auf wissenschaftlicher noch auf ökologischer Ebene nachvollziehbar, wo da die Spuren einer grünen Partei sein sollen.

Als letzter Punkt, da das in den letzten Tagen auch sehr genau vom Bundeskanzler angesprochen worden ist: Die Allianz der Sparsamen haben wir auch nicht erreicht. Wir erleben vielmehr eine Allianz der Geizigen, wenn es um die Bundesregierung geht. Der Green Climate Fund ist von österreichischer Seite maßgeblich unterdotiert. Während Dänemark, Schweden und die Niederlande, die ja von Sebastian Kurz genannt werden, bis zu 850 Millionen Euro einzahlen, um gegen den Klimawandel zu kämpfen, macht das die österreichische Bundesregierung mit 35 Millionen Euro.

Es gibt in diesem Budget keine Generationengerechtigkeit, es gibt in diesem Budget keinen maßgeblichen Kampf gegen den Klimawandel. Das geht viel besser, und des­wegen erwarte ich auch eine Rückverweisung an den Budgetausschuss. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Herr und Leichtfried.)

11.41


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Elisabeth Götze. – Bitte.


11.41.33

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuse­her zu Hause vor den Bildschirmen! Seit fast drei Stunden diskutieren wir hier, und ich habe viel Kritik von der Opposition gehört: Fakebudget, zu langsam, Bürokratie und gleich­zeitig wieder zu wenig Kontrolle. – Im Wienerischen würde ich sagen: Ein Gejammer. (Abg. Bernhard: Na geh, komm! Das ist ...!)

Die Kritik ist aber sehr widersprüchlich und sie zeigt: Der Opposition können wir es nicht recht machen. Und, ehrlich gesagt: Das ist auch nicht der Anspruch. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Worum geht es? Was wollen wir? – Wir wollen uns alle, die Menschen, die hier leben, die Unternehmen in Österreich, auch die Gemeinden gut durch die Krise bringen (Abg. Leichtfried: Das sieht der ... aber anders!), und wir wollen, dass es danach wieder bergauf geht. Darüber sprechen wir heute und in den nächsten Tagen. (Abg. Belako­witsch: Dass es irgendwann wieder bergauf geht?) Am Nachmittag beginnt die Debatte über das Budget, jetzt geht es um die Budgetbegleitgesetze, zum Beispiel um jenes, mit dem geregelt wird, dass auch Bilanzbuchhalter, Bilanzbuchhalterinnen neben Steuerbe­raterInnen und WirtschaftsprüferInnen die Zuschüsse für Unternehmen überprüfen kön­nen. (Abg. Matznetter: Die brauch’ ma net, die Überprüfung, das ist bürokratischer Murks!) – Also wieder ein Beispiel: Gejammer! Danke, Herr Kollege Matznetter! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Matznetter: Wer braucht eine Überprüfung? Erteilen Sie doch ...!)


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Liquide Mittel wurden gefordert, und das sind sie: Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden, die Unternehmen bekommen. Ich möchte ein paar Punkte zu diesem Corona­hilfsfonds aufzählen, auf die wir wirklich stolz sind. (Anhaltende Zwischenrufe des Abg. Matznetter. – Ruf bei den Grünen – in Richtung Abg. Matznetter –: Zuhören, Herr Kol­lege! – Gegenruf des Abg. Matznetter. – Abg. Leichtfried: Außerdem jammert er nicht, sondern er stellt fest! – Rufe und Gegenrufe zwischen Abg. Matznetter und Abg. Jakob Schwarz. – Abg. Obernosterer – in Richtung Abg. Matznetter –: Lassen Sie sie aus­reden!) – Herr Kollege (in Richtung Abg. Matznetter), hören Sie vielleicht einmal zu, und dann können wir darüber reden!

Erstens: Für Zuschüsse bis 12 000 Euro brauchen Unternehmen keine Bestätigung ei­nes Wirtschaftsprüfers, einer Steuerberaterin, eines Bilanzbuchhalters, sondern es reicht eine eidesstattliche Erklärung – also keine Bürokratie; darauf bin ich stolz. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Auch ganz kleine Selbstständige können Zuschüsse bekommen: Ab 500 Euro Fixkosten können Zuschüsse beantragt werden. Alle von der Coronakrise betroffenen Unterneh­men können Zuschüsse bekommen, also nicht nur direkt betroffene Branchen, die ge­sperrt waren, sondern das geht ab 40 Prozent Umsatzeinbruch.

Eine besondere Herausforderung, und auch das wurde hier oft diskutiert, sind die Unter­nehmen, die – so heißt das technisch – in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind, „Unter­nehmen in Schwierigkeiten“: Dazu gibt es strenge Vorgaben der EU. Wir haben es aber geschafft, dass, sofern die sogenannte De-minimis-Klausel gilt, also für kleine Unter­nehmen, Zuschüsse bis zu 200 000 Euro an Unternehmen gewährt werden können; ein­zige Ausnahme: wenn das Unternehmen bereits vor Corona insolvent war.

Da heute schon mehrmals vom Härtefallfonds die Rede war: Dieser deckt übrigens den Unternehmer-, Unternehmerinnenlohn ab und nicht, wie das immer wieder irrtümlich ge­sagt wurde, alle Kosten eines Unternehmens. Wenn ein Unternehmen also den Här­tefallfonds für den UnternehmerInnenlohn in Anspruch nimmt, kann es trotzdem die Zuschüsse aus dem Coronahilfsfonds in Anspruch nehmen. Das ist also ein weiterer Punkt, der gelungen ist.

Von meinen Vorrednern wurde von Lücken gesprochen: Ja, wir arbeiten daran, diese Lücken zu füllen, wenn Sie so wollen.

Was braucht es noch? (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) – Das Gemeindepaket: Da­rüber werden wir in den nächsten Tagen noch sprechen, ich glaube, am Freitag ist das dran; das ist ein Konjunkturpaket. Es gibt Branchen, die noch mehr Unterstützung brauchen, auch darüber werden wir sprechen. Es kommt auch – der Herr Finanzminister hat es, glaube ich, schon gesagt – ein Bonus für den Härtefallfonds.

Also: Hören wir auf zu jammern und arbeiten wir daran! – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie Bravoruf des Abg. Obernosterer.)

11.46


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Julia Herr. – Bitte.


11.46.57

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Frau Präsidentin! Wertes Hohes Haus! Das ist für mich und für alle neuen Abgeordneten das erste Budget, das wir beschließen, und ich muss sagen, ich habe es mir anders vorgestellt. Das liegt aber nicht an den Masken und an Corona, sondern an der unglaublichen Frechheit der ÖVP und der Grünen, uns ein Budget vorzulegen, das schlicht und einfach veraltet ist, bei dem die Zahlen nicht stimmen, gar nicht stimmen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist ein Budget aus dem Februar, über das der zuständige Minister selbst gesagt hat, dass er es in den Mistkübel geworfen hat, weil es ja nicht mehr aktuell ist. Und, siehe


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da, es wurde offenbar ausgegraben und man legt es uns jetzt vor. Auf die Kritik geht man ein, indem man ganz einfach sagt: Na ja, es gibt dann einen Freischein für den Finanzminister, es gibt – schon wieder – eine Überschreitungsermächtigung.

Transparenz, Kontrolle schaut natürlich anders aus. Was uns dieser Umgang mit dem Budget aber vor allem zeigt, ist, wie viel Respekt man gegenüber dem Nationalrat hat, nämlich ganz offensichtlich null, wenn man uns hier ganz einfach ein Budget vorlegt, das wir seit Wochen diskutieren, das wir heute Morgen diskutieren, obwohl wir schon wissen, dass es ja gar nicht halten kann. Für wie blöd also will man die Abgeordneten verkaufen?

Ich gehe jetzt aber auf einen zweiten Punkt ein: Man hätte Zeit gehabt, man hätte zwei Monate Zeit gehabt, das Budget zu aktualisieren oder zusätzliche Zahlen vorzulegen, sodass wir unserer Arbeit überhaupt gewissenhaft nachkommen und überhaupt gewis­senhaft über das Budget abstimmen können. Andere Länder, wie Deutschland, haben das ja auch geschafft; aber es ist nicht passiert.

Was ist stattdessen in den letzten zwei Monaten passiert? – Unternehmen sind einge­gangen, Unternehmen, die drei Monate lang keine Einnahmen, aber drei Monate lang weiterhin Ausgaben hatten. Und Hilfe gab es nicht. Das Einzige, was man tun konnte, war, die 31 000. Pressekonferenz zu schauen, bei der man dann wieder gehört hat, dass es ja so unbürokratische und so schnelle Hilfe geben wird, bei der dann der Kanzler und der zuständige Finanzminister immer von 38 Milliarden Euro gesprochen haben. Jetzt, Wochen später, können wir uns anschauen, wie viel Geld denn tatsächlich geflossen ist: Von diesen 38 Milliarden Euro sind überhaupt erst 1,5 Prozent geflossen. – Ja das ist zu langsam, liebe Wirtschaftspartei ÖVP! (Beifall bei der SPÖ.) Die Unternehmen sind weg. Da waren vorher Unternehmen, die jetzt nicht mehr da sind. Da waren vorher Arbeits­plätze, die es jetzt nicht mehr gibt – das ist eine soziale Katastrophe!

Und was machen Sie? Was verhandeln Sie in den zwei Monaten tatsächlich? Was steht jetzt im Budgetbegleitgesetz? – Zum Beispiel eine Senkung der Schaumweinsteuer. Das ist eine gute Botschaft an die Arbeitslosen, an die Menschen in Kurzarbeit, an die Selbstständigen, die gerade keine Aufträge haben, zu sagen: Na bitte, kauft euch doch ein Glaserl Sekt! Das ist genau das, was wir jetzt brauchen! (Abg. Matznetter: Cham­pagnisieren statt ...!)

Somit komme ich zum dritten und letzten Punkt dessen, was uns diese Krise zeigt: dass die ÖVP selbst in so einer Zeit weiterhin Klientelpolitik macht. Die Schaumweinsteuer wird gesenkt, aber auch das eigene Repräsentationsbudget wird vervierfacht; der Bun­deskanzler hat das gemacht. 1 Million Euro mehr für Repräsentation, für Selbstinszenie­rung – das ist jetzt wirklich, wirklich wichtig gewesen!

Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Streichen wir dieses Budget für Repräsentationskos­ten des Kanzlers! Wissen Sie, wie vielen Selbstständigen, wie vielen Unternehmern wir damit helfen können? – Über 1 000! Das wäre einmal ein Ansatz, den dieses Land braucht: eine Regierung, die sich nicht selbst bereichert, sondern allen hilft, die Hilfe brauchen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Leichtfried: Das war eine sehr gute Rede!)

11.50


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Werner Saxinger. – Bitte. – (Abg. Matznetter – in Richtung des sich zum Rednerpult begeben­den Abg. Saxinger, auf dessen Stichwortkarten weisend –: Die türkisen Karterln haben die gleiche Farbe wie ...! – Abg. Saxinger: Eine schöne Farbe voller Zukunft!)


11.51.01

Abgeordneter Dr. Werner Saxinger, MSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Wissen Sie, was das österreichische Wort des Jahres 2019 war?


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(Abg. Meinl-Reisinger: Ibiza!) – Ibiza, genau. In diesem Jahr wird es wahrscheinlich das Wort Corona werden – aber mir persönlich gefällt ein anderes Wort besser, das in den letzten Wochen oft genannt wurde, mein Favorit ist nämlich der Begriff des Präventions­paradoxons. (Abg. Belakowitsch: Das ist viel zu lang, das macht sich auch nicht gut am „Österreich“!)

Das klingt jetzt sehr kompliziert, ist aber sehr leicht erklärt. Was bedeutet das? – Man hat ein Problem, löst dieses, und dann wird gesagt, man hätte gar nichts tun müssen, weil das Problem ja kaum mehr vorhanden ist. Für Corona bedeutet das: Im Rahmen der Pandemie gab es Szenarien mit hohen zu erwartenden Fallzahlen, vielen Infizierten und Intensivpflichtigen. Wir haben mit großen Augen ängstlich auf das benachbarte Ausland geschaut und gesehen, was passiert, wenn man zuwartet und nicht schnell handelt. Wir haben daher alle rechtzeitig den Shutdown mitgemacht, und dafür gebührt der Bevölkerung nach wie vor Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Prammer.)

Glücklicherweise haben viele Maßnahmen gefruchtet, die Infektionszahlen sind derzeit auf einem minimalen Stand. Jetzt sagen aber manche, dass wir das alles nicht gebraucht hätten, da es derzeit ohnehin wenige Infizierte gibt – aber wir haben nur deswegen so wenige Erkrankte, weil wir so rasch und entschlossen gehandelt haben! Das ist das Prä­ventionsparadoxon, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Das Virus ist aber nicht weg, wir haben es derzeit nur im Griff. Die erste Phase haben wir aus medizinischer Sicht sehr gut überstanden. Was tun wir weiter? – Mit den sin­kenden Zahlen steigt auch die Zahl der sogenannten Experten, und so viel Wissen über unser Nichtwissen hatten wir noch nie. Was tut man, wenn man etwas nicht genau weiß und nicht genau vorhersagen kann? (Abg. Belakowitsch: Man verbreitet Angst!) – Nein, es sind Vorsicht und vorausschauendes, verantwortungsvolles Handeln gefragt, und so handeln wir auch im Zusammenhang mit dem Budget. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir bewegen uns weiterhin auf dünnem Eis, Vertrauen und Zuversicht werden in den nächsten Wochen und Monaten sehr wichtig sein und von uns verlangt werden. Wir müssen auch weiterhin in Szenarien denken und die Wissenschaftler forschen lassen. Seien wir kritisch und schalten wir in Bezug auf Verschwörungstheorien und Halbwahr­heiten unser Hirn ein!

Das diesjährige Budget ist ein in Zahlen gegossenes Werk mit – in Zeiten von Corona – vielen Fragezeichen und Unwägbarkeiten, aber mit dem festen Willen, die Zukunft positiv zu gestalten (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), eine Zukunft, die im heurigen Budget aufgrund der Krise nur mit sehr unsicheren Zahlen und Daten abgebildet werden kann, quasi eine jeden Tag aufs Neue schon wieder veraltete Momentaufnahme. (Beifall bei der ÖVP.)

Diese Krise stellt unbequeme Fragen, liebe Kolleginnen und Kollegen, und diese werden wir gemeinsam lösen! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

11.54


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gerhard Kaniak. – Bitte.


11.54.24

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Es ist ziemlich genau drei Monate her, dass ich hier an dieser Stelle gestanden bin und meine Sorge geäußert habe, dass die Maßnahmen und die Politik der Bundesregierung größeren Schaden verursachen würden als der Coronavirus. Jetzt, drei Monate später, hat sich diese Sorge aus meiner Sicht leider be­stätigt.

Was haben wir nämlich zusammengebracht? – Es hat sich gezeigt, dass durch Einhalten einfacher Hygienemaßnahmen und die Disziplin der österreichischen Bevölkerung die


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Infektionsraten schon vor dem Lockdown deutlich zurückgegangen sind. Ja, natürlich haben die von der Regierung getroffenen Maßnahmen diesen Trend verstärkt – aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, um welchen Preis, mit welchen Kollateral­schäden, die unsere österreichische Bevölkerung hat erleiden müssen? Es gibt Kollate­ralschäden in nahezu all unseren Gesellschaftsbereichen!

Ein Bereich, der mir besonders am Herzen liegt, ist der Gesundheitsbereich: Da wurden ganze Abteilungen und Spitäler einfach gesperrt, Hunderttausende Behandlungen in den letzten zwei Monaten einfach nicht durchgeführt. Was das für die betroffenen Pa­tienten an langfristigen, nachhaltigen Schäden bedeutet, lässt sich noch gar nicht errech­nen.

Im Bereich der Wirtschaft, über die wir hier heute diskutieren, gibt es Kollateralschäden in ungeahntem Ausmaß, eine Rezession, wie sie die Zweite Republik noch nicht gese­hen hat. Es gibt Hunderttausende Arbeitslose, und Zehntausende Unternehmen – vor allem im Bereich Gastronomie, Hotellerie und Tourismus – stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.

Es hat auch massive Kollateralschäden im Bereich der persönlichen Freiheit gegeben: Es gab Ausgangsverbote, Einschränkungen und Verordnungen, die gesetzlich besten­falls schwach gedeckt waren, wenn überhaupt. Das sind Eingriffe in die Grundrechte unserer Bürger, wie wir sie uns nie vorgestellt hätten.

Zu guter Letzt gibt es auch massive Kollateralschäden, nachhaltige Schäden für den Sozialstaat. Das, was da passiert, dieses maßlose Schuldenmachen nach dem Motto: „Koste es, was es wolle“, diese Bürde für die nächsten Generationen, die da geschaffen wird, gefährdet die soziale Sicherheit und den sozialen Frieden in unserem Land nach­haltig. – Das sind die Auswirkungen der Maßnahmen der Bundesregierung.

Kommen wir nun zu den vorliegenden Gesetzentwürfen, die wir hier debattieren, wir sind mittlerweile beim 19., 20. und 21. COVID-19-Gesetz. Die Bundesregierung versucht damit, die überschießenden Maßnahmen im Bereich der Gastronomie mit einem Pflaster zu kitten – aber ich frage Sie ganz ehrlich: Was hat ein Wirt davon, wenn die Schaum­weinsteuer abgeschafft wird? Wie viel mehr Umsatz wird er machen, wenn wir die Es­sensgutscheine für den Supermarkt verdoppeln? Was hat der Wirt davon, wenn der Unternehmer statt 50 Prozent jetzt 75 Prozent seiner Kosten für Geschäftsessen steu­erlich geltend machen kann? – Gar nichts hat der Wirt davon!

Auch die halbherzige Senkung der Mehrwertsteuer auf nicht alkoholische Getränke bringt aufgrund ihrer Befristung auf ein halbes Jahr kaum etwas, meine sehr geehrten Damen und Herren. Den meisten kleinen Betrieben kostet nämlich die Umstellung der Registrierkassen mehr, als sich der Wirt durch die geringere Mehrwertsteuer überhaupt erspart.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Bundesregierung, stoppen Sie den Coro­nawahnsinn, beenden Sie diese überschießenden Maßnahmen, beenden Sie die Ein­schränkungen der persönlichen und unternehmerischen Freiheit, und vor allem: Been­den Sie diese vollkommen unsinnige und gesundheitsschädliche Maskenpflicht! – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

11.57


Präsidentin Doris Bures: Als nächster Redner ist Herr Abgeordneter Maximilian Köllner zu Wort gemeldet. – Bitte.


11.57.56

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Jetzt wollte ich schon den Bundeskanzler begrüßen, aber es ist mir erneut nicht gelungen, in seiner Anwe­senheit sprechen zu dürfen – schade, denn es hätte mich wirklich gefreut, wenn er uns


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hier im Hohen Haus einmal länger die Ehre erwiesen hätte. Der Herr Bundeskanzler hat im Moment aber sicher etwas Besseres zu tun, vielleicht ist er auch schon wieder auf Coronatour im Kleinwalsertal.

Heute ist dafür genau jene Person da, die das Geld des Steuerzahlers verwaltet, aber gleichzeitig über das eigens erstellte Budget sagt, dass es quasi ein Fall für den Mist­kübel ist, wie wir bereits gehört haben. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Wenn ich schon bei Ihnen bin, Herr Finanzminister Blümel – der mir nicht zuhört –: Sie wirken ähnlich flexibel wie getrockneter Beton! Wenn beispielsweise ein Gastronom so unflexibel auf die Coronakrise reagiert hätte wie Sie beim Erstellen des Budgets, dann hätte uns bereits jetzt eine Pleitewelle erreicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Wirte haben von einem Tag auf den anderen in Eigenregie ein über Jahre oder gar Jahrzehnte eingespieltes System umkrempeln müssen: von Gaststätten, die es gewohnt sind, tagtäglich in ihrem Lokal Gäste zu empfangen, zu reinen Liefer- und Abholbetrie­ben – und das über Nacht. In der Nacht haben genau diese Menschen nicht schlafen können, weil sie oftmals Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder gar kündigen mussten und selbst nicht wussten, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Kleine und mittlere Unternehmer wie zum Beispiel eben Gastronomen haben Sie zu Bittstellern für Almosen bei der Wirtschaftskammer degradiert. (Beifall bei der SPÖ.)

Genau das ist das, was Sie wollten, anstatt dass Sie einfach das tun, wozu Sie sich in Ihrer Position verpflichtet fühlen sollten, nämlich uneigennützig, rasch und unbürokra­tisch zu helfen. Dieses Motto ist bei Ihnen ebenso nur ein Fall für das Phrasenschwein wie „Koste es, was es wolle“ oder „Wir lassen niemanden zurück“.

Den Betroffenen zaubern solche Aussagen maximal ein bitteres Lächeln ins Gesicht, denn diese müssen sich sprichwörtlich bis auf die Unterhose ausziehen und einen Büro­kratiedschungel durchbrechen, damit sie in den Genuss von in vielen Fällen nicht einmal ein paar Hundert Euro kommen. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind Betreiber eines Fit­nessstudios und haben bis dato überhaupt noch nicht aufsperren können! Ich habe erst gestern mit einem Fitnessstudiobetreiber aus meiner Region gesprochen, bei dem seit dem Lockdown Mitte März keine Hantel geschwungen wurde und der dennoch erst ein Mal eine kleine Minizahlung erhalten hat; viele haben aber noch nicht einmal irgendet­was bekommen. Wie soll er überleben, wenn er gerade erst sein Erspartes in sein Le­benswerk investiert hat?

Herr Finanzminister, Sie messen mit zweierlei Maß! Was für andere gilt, gilt für Sie of­fenbar nicht – und für den Bundeskanzler, wie wir im Kleinwalsertal gesehen haben, auch nicht. „Max. 4 Gäste pro Tisch außer Sie sind Bundeskanzler“ (ein Bild, auf dem eine Schiefertafel mit der genannten Aufschrift zu sehen ist, in die Höhe haltend) – das kursiert zurzeit im Internet. Diesen Spott haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Während jeder noch so kleine Unternehmer mit Verordnungen sekkiert wird und für ein paar Hundert Euro alles offenlegen muss, wollen Sie einen Blankoscheck für 28 Milliarden Euro Steuergeld, ohne korrekte Zahlen vorzulegen. Wohin das Geld fließt, ist unklar. Bei den Unternehmen kommt es aber anscheinend nicht an.

Wir reden also über ein Fakebudget – das ist schlichtweg eine Farce. Sie stoßen die Menschen vor den Kopf, so geht man aber mit den wahren Leistungsträgern in unserer Gesellschaft nicht um. (Beifall bei der SPÖ.)

12.02


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Hermann Brückl. – Bitte.


12.02.07

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Frau Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Ich möchte meinem Vorredner von der ÖVP noch


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etwas sagen, weil er gemeint hat, dieses Budget sei vorausschauend: Ich frage mich, was an einem Budget, das der Herr Bundesminister selbst in den Papierkorb wirft, weil die Zahlen darin nicht valide sind und niemals aktuell sein werden, vorausschauend ist.

Eine jener Gruppen – das wurde jetzt mehrmals angesprochen –, die am meisten unter dieser sogenannten Coronakrise leiden, ist die unserer Wirte und Gastronomen. Dass wir ein besonderes Augenmerk auch auf diese Gruppe legen müssen, liegt daran, dass sie ja nicht nur einen wirtschaftlichen Auftrag, sondern auch einen sozialen Auftrag zu erfüllen haben. Wirtshäuser, Gaststätten, Lokale, Bars, Restaurants sind Treffpunkte des gesellschaftlichen Lebens, sie sind Orte des Zusammenkommens.

Mit der Änderung des Einkommensteuergesetzes, des Umsatzsteuergesetzes, des Schaum­weinsteuergesetzes sollen wir heute dieses sogenannte Wirtepaket beschließen. In Summe gesehen sind diese Maßnahmen irgendwie positiv zu bewerten, aber sie führen nicht zum Ziel und stoppen nicht das Wirtesterben. Sie bieten keinen Rettungsschirm für unsere Wirte. Es mag nett sein, dass wir die Schaumweinsteuer abschaffen. Mancher Wirt wird sich darüber freuen, dass der Steuersatz für die nicht alkoholischen offenen Getränke gesenkt wird oder die Absetzbarkeit von sogenannten Geschäftsessen erhöht wird. Das Überleben unserer Wirte können wir damit aber bei Weitem nicht sichern. Es ist nicht nur so, dass diese Maßnahmen nicht sofort greifen, es ist auch ein bürokrati­scher Aufwand damit verbunden, weil der erhöhte Verwaltungsaufwand für die Um­stellung des Rechnungswesens, der Registrierkassen und die erhöhten Sozialversiche­rungsausgaben einfach unberücksichtigt bleiben.

Jeder, der sich damit auseinandersetzt, jeder, der mit einem Wirt redet, weiß, dass das größte Problem in Wirklichkeit darin liegt, dass es gilt, die Liquidität dieser Gaststätten, dieser Gastronomiebetriebe aufrechtzuerhalten und zu sichern. Sie müssten jetzt über die Runden kommen. Ihre Betriebe sind zwei Monate lang stillgestanden – völlig still – und können jetzt langsam wieder hochgefahren werden, soweit sie überhaupt noch wei­termachen wollen. Wir wissen, dass es genug Gastrobetriebe in Österreich gibt, die mittlerweile bereits zugesperrt haben und nicht mehr aufmachen können, weil sie auf­grund des Einnahmenentfalls ihre Pacht, ihre Miete nicht mehr zahlen können. Sie kön­nen die Mitarbeiter nicht mehr beschäftigen, die Löhne und Gehälter nicht mehr bezah­len, weil ihnen die Infrastruktur zusammen- und weggebrochen ist.

Es gibt in Österreich etwa 46 000 Gastronomiebetriebe, die Hunderttausenden Men­schen Arbeit geben. Wenn wir nicht darauf schauen, dass die Liquidität in diesen Betrie­ben erhalten bleibt, dann wird es für unsere Wirte sehr, sehr schlecht ausschauen. Eine Hilfe könnte darin bestehen, dass wir Direktzahlungen – die können nach Betriebsgröße, nach Mitarbeiteranzahl gestaffelt sein, der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt – leisten, aber auch Vereinfachungen herbeiführen, wie die Aufhebung des absoluten Rauchverbots und die Aufhebung dieser völlig sinnlosen Maskenpflicht für das Personal in den Gastrobetrieben.

Das ist die einzige Möglichkeit, um unsere Gastronomie wirklich zu beleben: dass man den Wirten, den Gasthäusern, den Gastrobetrieben einfach eine größtmögliche unter­nehmerische Freiheit zugesteht. Jetzt, da – wie gesagt – die ersten Wirtshäuser wieder zusperren müssen, weil die Gäste ausbleiben, ist es auch aus ökonomischen Überle­gungen heraus völlig sinnvoll, dass wir uns von diesem umsatzschädigenden Rauchver­bot verabschieden.

Zehntausende Gastronomiebetriebe in Österreich, an denen wiederum ein Vielfaches an familiären Existenzen hängt, brauchen die größtmögliche unternehmerische Freiheit, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen, daher abschließend noch einmal zwei Punkte, auf die es jetzt ankommt, die notwendig sind, um der Gastronomie das Überleben zu sichern: Es gilt, einerseits eine rasche, unbürokratische Liquiditätsbrücke


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 86

zu schaffen und andererseits eine größtmögliche unternehmerische Freiheit für diese Unternehmen zu sichern. (Beifall bei der FPÖ.)

12.06


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Jörg Leichtfried. – Bitte.


12.06.49

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Heute ist ein be­sonderer Tag – das möchte ich schon erwähnen. Viele Tausende junge Menschen in Österreich haben gerade Matura, ihnen möchte ich sagen: Ich und wir alle gemeinsam, glaube ich, halten euch die Daumen, dass unter diesen speziellen Bedingungen die Ma­tura gut hinhaut. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie des Abg. Hofer.)

Wenn wir schon von der Matura reden: Ich glaube, ich kann davon ausgehen, dass die meisten, die da hingehen, gut vorbereitet sind und das gut machen werden. Ich habe in einer Zeitung gelesen: Aufgrund des neuen Systems gibt es jetzt einige, die ihre Matu­raarbeit schon nach einer halben Stunde wieder abgeben, weil sie das Zeugnis für das ganze Jahr vor Schlimmerem bewahrt – ich weiß nicht, ob das Sinn der Sache ist, Herr Unterrichtsminister, aber es ist halt so –; aber sie unterscheidet etwas von Ihnen, Herr Finanzminister.

Der Herr Finanzminister – den Sie zu meiner Linken sehen – nimmt gerade bei den ÖVP Open in Candy Crush teil und hat jetzt nicht unbedingt Zeit, dem Redner zuzuhören – aber das ist eh nichts Neues. (Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.) Der Unterschied zwi­schen den Schülerinnen und Schülern und Ihnen, Herr Finanzminister, mit Ihrem Budget ist folgender: Sie sind erstens schlecht vorbereitet, Sie haben schlechte Vorarbeiten geleistet – und ob Sie jetzt da sitzen bleiben oder nach einer halben Stunde aufge­standen wären, dieses Budget bekommt sowieso ein Nicht genügend, sehr geehrter Herr Finanzminister! (Beifall bei der SPÖ.)

Wie gut ein Budget ist, ist eigentlich ganz einfach zu erschließen: Ein gutes Budget sorgt dafür, dass die Menschen gesund aus der Krise kommen. Es sorgt dafür, dass die Menschen nicht arbeitslos werden, dass sie keine Existenzängste haben. Es sorgt dafür, dass Künstlerinnen und Künstler nicht vor dem Nichts stehen. Es sorgt dafür, dass unser Sozialstaat erhalten bleibt. Wenn ich mir aber dieses Budget so anschaue – das, was man hier überhaupt davon zu sehen kriegt –, muss ich sagen: Es ist nichts davon drin­nen, und das ist wahrscheinlich der Grund, warum Sie sich nicht trauen, ein Budget, das irgendetwas aussagt, vorzulegen.

Es geht nicht darum, dass man es nicht kann; man kann selbstverständlich. Sie zeigen immer mit dem Finger nach Deutschland und meinen, die machen etwas schlechter. – Ein Budget bringen sie zustande. Da sieht man halt, wo die Profis und wo die Laien­darsteller sind, Herr Bundesfinanzminister! (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Ausreden aber, die Sie da verwenden – bei denen Sie so halbherzig von Ihren Kollegen im Abgeordnetenhaus unterstützt werden (Abg. Gabriela Schwarz: Halbher­zig?!), die eh wissen, dass das alles nicht so ist, wie Sie sagen, und sich halt auch be­mühen, das zu verschleiern –, sind ja nicht nur ein Problem für uns und dieses Hohe Haus. Es ist ungehörig, dass kein Budget vorgelegt wird. Es ist ungehörig, dass Sie sich weigern, konkrete Zahlen bekannt zu geben. Es ist ungehörig, dass Sie alle zu täuschen versuchen. Was aber noch schlimmer ist, ist, dass Sie wissen (Zwischenruf der Abg. Maurer), dass das, was Sie tun, bei den Menschen nicht ankommt.

Auch deshalb haben Sie Scheu, Zahlen zu nennen, Herr Bundesfinanzminister! Sie wis­sen, dass von den Milliarden, die Sie per Pressekonferenz versprochen haben, nichts – überhaupt nichts! – bei den Menschen, die es brauchen, ankommt. Herr Klubobmann


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Wöginger sagt: Die Menschen müssen uns dankbar sein und Fahnen aufhängen! – Die Menschen ärgern sich inzwischen! Die Menschen ärgern sich, dass sie im Kreis ge­schickt werden, fleißige, brave Unternehmer werden beispielsweise eine weitere Woche im Kreis herumgeschickt, weil sie vergessen haben, ihr Geburtsdatum anzugeben. Das ist das Problem bei diesen Hilfen! Die, die sie brauchen, bekommen sie nicht! (Beifall bei der SPÖ.)

Da gibt es wiederum einen Unterschied zu unserem nördlichen Nachbarn, und dieser ist sehr aussagekräftig: In Deutschland bekommt in der Regel jeder 48 Stunden nach der Antragstellung die Hilfe, die er braucht. In Österreich dauert es schon einmal 48 Stun­den, bis man überhaupt diesen Antrag ausfüllen kann, weil er so kompliziert ist und von der Wirtschaftskammer nicht akzeptiert wird (Beifall bei der SPÖ), und das sind Dinge, mit denen Sie unser Land ruinieren. (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Kös­tinger.) – Ja, Frau Köstinger passt es nicht, die keppelt schon herein. Damit ruinieren Sie unser Land. (Zwischenruf der Abg. Gabriela Schwarz.)

Es gibt aber wie immer eine Ausnahme: Bei einem geht es besonders flott, und zwar beim Herrn Bundeskanzler. Während alle anderen um ihre Existenz bangen, während alle anderen anscheinend Monate brauchen, um irgendein Geld zu bekommen (Zwi­schenruf des Abg. Obernosterer), macht diese Regierung eiskalt eine Budgetänderung im Bereich der Repräsentationsausgaben – 2019 beim Bundeskanzler: 270 000 Euro, 2020: 1 200 000 Euro. – Das kann man sich wirklich sparen, und das ist etwas, das nie­mand versteht, geschätzte Damen und Herren! Das ist ein Skandal! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Leichtfried – auf dem Weg zu seinem Sitzplatz –: ... der Obernosterer ...! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

12.12


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Hauser. – Bitte.


12.12.28

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Regierungs­mitglieder! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und vor allem auch Zuseher zu Hause! Ich möchte ein bisschen zurückblenden: 15. März. Da wurden die Betriebe gemäß Epi­demiegesetz geschlossen. Ich habe die Verordnung betreffend den Bezirk Lienz, Ost­tirol, von wo ich herkomme, mitgenommen. Die Bezirkshauptmannschaft hat dort, datiert mit 14. März, eine Verordnung mit folgendem Inhalt erlassen: „Alle Gastgewerbebetriebe zu touristischen Zwecken im Bezirk Lienz, insbesondere Gast- und Beherbergungsbe­triebe, Hotelbetriebe, Appartementhäuser, Restaurants, Cafés“ und so weiter „sind zu schließen“. – Das heißt, man hat den Betrieben mit dieser Verordnung, basierend auf dem Epidemiegesetz, die Geschäftsgrundlage entzogen; so weit, so gut.

Im Epidemiegesetz ist aber auch festgehalten, dass in diesem Falle die Betriebe zu ent­schädigen sind, dass sie einen vollen Entschädigungsanspruch haben, was bedeutet, dass es kein Bitten und auch kein Betteln beim Herrn Finanzminister gibt. Ich verweise auf die Vorredner von ÖVP und Grünen, die hier ans Rednerpult treten und sagen: Herr Finanzminister, ich verneige mich vor Ihnen, weil Sie so großherzig und so großzügig sind und uns mit so vielen Programmen unterstützen. – Das wäre, mit Verlaub, alles nicht notwendig gewesen. Das wäre viel einfacher gegangen, indem man einfach die Bestimmungen des Epidemiegesetzes umgesetzt, den Verdienstentgang ersetzt und den Antrag der Opposition am 15. März hier im Hohen Haus angenommen hätte, das Epidemiegesetz eben nicht auszusetzen. Sie haben das Gegenteil gemacht. Wieso haben Sie das Gegenteil gemacht?

Ich zitiere aus einem Kommentar der „Tiroler Tageszeitung“, mit Verlaub, wortwörtlich: „Erst verwehrt die Regierung den Wirten mit juristischen Winkelzügen die Entschädigung aus dem Epidemiegesetz, um sich dann als Retter der Gasthäuser zu präsentieren. Ein


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 88

Vorgehen, unter dem auch das Vertrauen in das Rechtssystem leidet.“ – Dem ist nichts hinzuzufügen.

Sie haben den Ball aufgenommen, weil Sie der große Retter sein wollen. Dann machen Sie den Job aber bitte richtig! Schauen Sie nicht zu, wie die Hilfsprogramme zu kurz geraten sind und wie sie nicht umgesetzt werden, agieren Sie vernünftig!

Ich komme jetzt zum Wirtshauspaket, und zwar mit konkreten Zahlen der Prodinger Tou­rismusberatung zu drei unterschiedlichen Beispielen. Ich nehme nur eines heraus: ein klassisches Wirtshaus in zentraler ländlicher Lage mit einem Jahresumsatz von 444 000 Euro. Der Anteil alkoholfreier Getränke liegt in diesem Fall konkret – das sind keine fiktiven Zahlen – bei 8,4 Prozent. (Abg. Obernosterer: 20 bis 30 Prozent!) Durch die Reduktion der Mehrwertsteuer auf alkoholfreie Getränke von 20 auf 10 Prozent ergibt sich eine Jahresersparnis von 1 400 Euro, sprich halbjährlich – es gilt ja nur bis zum 31.12. – von sage und schreibe 700 Euro. Wenn man noch die Umstellung mit hinein­nimmt, muss man sagen, dass unterm Strich wenig bis nichts übrig bleibt. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Obernosterer.)

Wer tatsächlich von diesem Paket profitiert (in Richtung Abg. Obernosterer), ist zum Bei­spiel McDonald’s. Der darf profitieren. Das ist eine McDonald’s-Förderung, aber keine Wirteförderung!

Deswegen darf ich heute und hier einen Entschließungsantrag einbringen, der weit über das Wirtepaket hinausgeht und der vor allem eines bewirken soll: Man muss die Wirte arbeiten lassen! Man muss sie tun lassen, was sie können, nämlich ausschenken, Essen verkaufen, bewirten, freundlich sein! Wenn sie das können, brauchen sie viel weniger Almosen.

Deshalb bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Hilfe für die Gastronomie“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, im Sinne der heimischen Gastronomie umge­hend folgende Punkte umzusetzen [...]:

- Rücknahme aller Covid-19-Beschränkungen wie sofortige Aufhebung der Masken­pflicht und sofortige Beendigung aller Betretungsverbote

- Sperrstunde wie in der Vor-Corona-Zeit

- Erleichterungen bei Betriebsübergaben

- Erleichterungen bei Betriebsanlagengenehmigungen

- spürbare Senkung der Lohnnebenkosten

- Erleichterungen bei der Registrierkassapflicht

- Einfache und praxisnahe Neuregelung der sogenannten Aushilfen-Regelung

- Wahlfreiheit der Gastronomen hinsichtlich des Rauchverbots.“

*****

Dieses Paket entlastet die Tourismuswirtschaft und lässt vor allem die Unternehmer ar­beiten. Das können sie am besten. Ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei der FPÖ.)

12.18

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 89

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

betreffend Echte Hilfe für die Gastronomie

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2: Bericht des Budgetausschusses über An­trag 537/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuer­gesetz 1988, das Umsatzsteuer 1994 und das Schaumweinsteuergesetz 1995 geändert werden (19. COVID-19-Gesetz) (184 d.B.) in der 32. Sitzung des Nationalrates am 26. Mai 2020

Mit dem 19. COVID-Gesetz werden einige wenige Maßnahmen gesetzt, die aus Sicht der Regierung die heimische Gastronomie unterstützen sollen wie die vorübergehende Halbierung des Steuersatzes auf offene alkoholfreie Getränke oder die vorübergehende Erhöhung der Absetzbarkeit von Aufwendungen oder Ausgaben für die werbewirksame Bewirtung von Geschäftsfreunden. Auch wenn die einzelnen Maßnahmen positiv zu sehen sind und teilweise seit Jahren gefordert werden wie beispielsweise die Streichung der Schaumweinsteuer, sind sie vom Inhalt und Umfang in keinster Weise geeignet bzw. ausreichend, um die coronabedingt schwer in die Krise geratene Gastronomie zu retten.

Die derzeitigen Vorschriften zur Öffnung der Gastronomie sind völlig willkürlich. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum die Lokale nur bis 23 Uhr offenhalten dürften und warum nur vier Personen pro Tisch zugelassen werden. Die Vorschriften, wer wann ei­nen Mund-Nasen-Schutz tragen muss, sind in keinster Weise nachvollziehbar.

In ihrem Statement in einer Pressekonferenz sagte Ministerin Köstinger: „Wir wissen jetzt nicht, wie dieses Wiederhochfahren funktionieren wird.“ Dass die Maßnahmen nicht funktionieren, zeigt die Realität. Einige Betriebe haben aufgrund der verordneten Be­schränkungen erst gar nicht aufgesperrt, andere haben nach den Erfahrungen in den ersten Tagen bereits wieder geschlossen.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, im Sinne der heimischen Gastronomie umge­hend folgende Punkte umzusetzen und dem Nationalrat entsprechende Regierungsvor­lagen zuzuleiten:

•             Rücknahme aller Covid-19-Beschränkungen wie sofortige Aufhebung der Mas­kenpflicht und sofortige Beendigung aller Betretungsverbote

•             Sperrstunde wie in der Vor-Corona-Zeit

•             Erleichterungen bei Betriebsübergaben

•             Erleichterungen bei Betriebsanlagengenehmigungen

•             spürbare Senkung der Lohnnebenkosten

•             Erleichterungen bei der Registrierkassapflicht

•             Einfache und praxisnahe Neuregelung der sogenannten Aushilfen-Regelung

•             Wahlfreiheit der Gastronomen hinsichtlich des Rauchverbots.“

*****



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 90

Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Andreas Hanger. – Bitte.


12.18.25

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Wir befinden uns in der Generaldebatte zum Bundesbudget 2020, und es ist mir persönlich wichtig, einmal einleitend festzuhalten, auf welchen Grundlagen wir diese Debatte führen. Wir debat­tieren hier auf der Grundlage einer in den letzten Jahren sehr erfolgreichen Budget- und Finanzpolitik. Es ist mir wichtig, das ausdrücklich zu betonen.

Wir hatten 2018 erstmals einen gesamtstaatlichen Überschuss, wir hatten 2019 dann auch in allen Gebietskörperschaften Überschüsse, und wir haben es geschafft, die re­lative Verschuldung von 85 Prozent wieder Richtung 70 Prozent zu bringen.

Wieso ist das wichtig? – Weil in Zeiten einer Coronakrise natürlich enorme Finanzierun­gen notwendig sind, damit wir die Wirtschaft wieder in Schwung bringen, und das können wir nur dann, wenn wir solide finanzpolitische Grundlagen haben. Das war schon in der Vorgängerregierung so – da muss ich Staatssekretär Fuchs anschauen –, und das ist ganz wichtig, weil wir unsere Schulden jetzt mit sehr günstigen Zinsen finanzieren können, kurzfristige Anleihen sogar mit einem Minuszinssatz. Die internationalen Fi­nanzmärkte vertrauen Österreich also. Das ist eine solide Grundlage, um diese Krise wirklich bewältigen zu können.

Dieser Rettungsschirm wurde in kürzester Zeit über die österreichische Volkswirtschaft gespannt, und das Krisenmanagement ist hervorragend, wie man anhand der Gesund­heitsdaten, in Kürze aber mit Sicherheit auch anhand der Wirtschaftsdaten sieht.

Wenn wir eine Budgetdebatte führen, dann müssen die Oppositionsparteien halt natür­lich Kritik üben. Ich bin aber sehr überrascht, dass diese Kritik wirklich zum Teil ganz, ganz substanzlos ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich bringe Ihnen drei Beispiele, machen wir es jetzt ganz konkret: Kollege Leichtfried hat gerade gesagt, die Deutschen haben das viel anders, viel besser gemacht, die haben einen Nachtragsvoranschlag eingebracht. Da hat Kollege Leichtfried noch recht: Am 23. März hat das Bundeskabinett in Deutschland einen neuen Nachtragsvoranschlag eingebracht. Herr Kollege Leichtfried, Herr Kollege Matznetter, wissen Sie, wie viel Ein­nahmenentfall die Deutschen budgetiert haben?– Herr Kollege Matznetter hat schon zu­gegeben (Zwischenruf des Abg. Leichtfried), dass er das nicht weiß, es sind nämlich 33 Milliarden Euro. Heruntergebrochen auf Österreich wären das 3 Milliarden Euro. (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Leichtfried und Matznetter.) Ganz ehrlich: Diese Zahl ist genauso unrichtig wie jene, die derzeit auch im österreichischen Budget steht, weil die Zahlen ganz einfach nicht prognostizierbar sind. Ich würde Sie wirklich bitten, das zur Kenntnis zu nehmen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwi­schenrufe der Abgeordneten Matznetter und Kassegger.)

Noch ein anderes Argument habe ich mehrfach gehört: Das technische Update des Ös­terreichischen Stabilitätsprogramms wurde der EU-Kommission zur Verfügung gestellt, nicht aber dem österreichischen Parlament. – Ich frage mich ganz ehrlich, liebe SPÖ, liebe NEOS, liebe FPÖ: Wo waren Sie im Budgetausschuss? – Natürlich wurde dieser Bericht auch dem Budgetausschuss übermittelt, und die Zahlen, die dort genannt worden sind, waren ganz klar ersichtlich; diese dann auf 35 000 Konten herunterzubrechen macht technisch-administrativ ganz einfach keinen Sinn. Das jetzt vorgelegte Budget ist daher die richtige Vorgangsweise.

Noch zu einem dritten Vorwurf, der mangelnden parlamentarischen Kontrolle: Punkt eins: Es gibt einen Monatsbericht an den Budgetausschuss mit detaillierten Daten, wie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 91

die Coronahilfsgelder ausgegeben werden (Abg. Kassegger: Nicht detailliert!), und die Opposition ist herzlich eingeladen, jede einzelne Zahl zu hinterfragen. Der Rechnungs­hof hat die Möglichkeit, all diese Maßnahmen zu prüfen. Davon zu sprechen, dass es keine Kontrolle gibt, ist sehr – ich würde nicht sagen: lachhaft – abwegig. (Zwischenruf des Abg. Vogl.)

In diesem Sinne: Die Vorgangsweise ist eine gute. Wir bringen Österreich mit Sicherheit mit einem gesunden Optimismus wieder auf einen guten Weg, und da wäre natürlich auch ein Schulterschluss im Parlament sehr gefordert. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: Das war jetzt eher eine wirre Rede!)

12.22


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hannes Amesbauer. – Bitte.


12.22.22

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man die Wortspenden einiger Vertreter der ÖVP und ihrer grünen Steigbügelhalter im Zuge der bisherigen Debatte verfolgt hat, könnte man meinen, sie sind weltfremd, sie sprechen von einem anderen Planeten, aber nicht von der Erde und nicht von der Si­tuation hier in Österreich.

Kollege Hanger von der ÖVP hat gerade das hervorragende Krisenmanagement der Bundesregierung gelobt. – Ja bitte, das ist ja eine Verhöhnung der Betroffenen! Was ist da hervorragend? Wo ist das Krisenmanagement? Wie schaut es mit der Wirtschafts­krise aus? Wie schaut es mit der sozialen Krise aus? (Zwischenruf der Abg. Gabriela Schwarz.) Wie schaut es mit der Existenzkrise vieler Menschen aus? (Zwischenruf bei der ÖVP.) – Wenn Sie das hier zum Besten geben, sich herstellen und sagen: Das ist ein hervorragendes Krisenmanagement, wir haben alles im Griff, alles wird gut und alles ist gut!, dann sage ich, meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist eine Verhöhnung jener zigtausend Menschen, die unter Ihren unverantwortlichen Maßnahmen zu leiden haben. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, wenn das alles so großartig ist und wenn es heißt: „Koste es, was es wolle“, wir helfen jedem Betroffenen!, wieso hört man dann nie etwas davon, dass das Geld ankommt? – Ich höre immer nur von Wirten, von Unternehmern, von kleinen Betrieben, dass schon das Ausfüllen der Anträge ein riesengroßes Problem ist und dass dann aus irgendwelchen Gründen kein Geld fließt. Ich habe noch von keinem einzigen Unternehmer gehört, dass von diesen Dingen, diesem Katastrophenfonds und diesen ganzen Hilfspaketen, die Sie ständig ankündigen, etwas ankommt. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Bei jeder Pressekonferenz schmeißen Sie verbal mit den Milliarden um sich, aber diese Milliarden kommen bei den Menschen nicht an. Das ist Unwissenheit, das ist eine bewusste Falschinformation von Ihnen. Sie wissen ganz genau, dass das nicht funktioniert.

Wenn Sie den Gastronomen und auch vielen anderen Branchen helfen wollen, dann hören Sie einmal mit Ihrer Symbolpolitik auf! Beenden Sie den verpflichtenden Gesichts­fetzen, das bringt ja wirklich nichts! Schauen Sie sich an, wie das die Konjunktur belebt! Das Einkaufen, wenn man Gewand kaufen geht, wenn man in ein Bekleidungsgeschäft geht und einen Anzug, einen Pullover oder irgendetwas probiert und dann mit dieser Maske vor dem Spiegel steht, ist zum Beispiel eine ganz tolle Sache. Das ist auch in der Gastronomie eine ganz tolle Sache. Ich möchte meinem Wirt ins Gesicht schauen, wenn ich bei ihm ein Bier bestelle. So schaut es zumindest bei uns am Land aus, meine sehr geehrten Damen und Herren!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 92

Auch die 23-Uhr-Sperrstunde gehört weg, das ist willkürlich. Das Plexiglas wird auch nicht wirklich viel bringen. Die 23-Uhr-Sperrstunde ist umsatzschädigend, sie ist wirt­schaftsschädigend und irrational. Bis 23 Uhr kann man im Gasthaus sitzen, und um 23.01 Uhr ist die Virenbedrohung größer. – Das glaubt Ihnen ja kein Mensch mehr! Das funktioniert ja so nicht, meine Damen und Herren! (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Jetzt gab es diese Situation mit dem Herrn Bundespräsidenten, der ja die Sperrstunde weit überzogen hat. Dazu hört man nur Beschwichtigungen. Ich sage Ihnen ehrlich, ich empfinde es nicht als große Tragik, was der Herr Bundespräsident gemacht hat, weil ich, wie gesagt, diese 23-Uhr-Sperrstunde für einen Schwachsinn halte, aber diese Ver­ordnung gilt für alle, und das darf dann auch nicht kleingeredet werden. Alle rücken aber zur Verteidigung aus.

Die gleiche Situation gab es übrigens bei Sebastian Kurz’ Besuch im Kleinwalsertal, da wurde ja die Bevölkerung sogar zuvor aufgefordert, die Häuser zu beflaggen und Hul­digungen für den großen Erlöser stattfinden zu lassen. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Das ist ja eine offizielle Aufforderung der Gemeinde vor Ort gewesen, das wissen Sie ganz genau. Schuld waren alle anderen: Die Journalisten dort, die Menschen waren schuld. Im Gegensatz zu Herrn Kurz hat sich der Herr Bundespräsident zumindest entschuldigt. Das schaffte Herr Kurz nicht. (Beifall bei der FPÖ.)

Abschließend ein kleiner Vergleich, um zu verdeutlichen, wie hier mit zweierlei Maß ge­messen wird: In der Steiermark hat es zu Beginn der Maßnahmen einen Vorfall mit einem Landtagsabgeordneten der Freiheitlichen Partei gegeben, mit einem jungen Landtags­abgeordneten, der nichts anderes gemacht hat, als sich in einem Vereinsheim zu einer Besprechung mit drei weiteren Funktionären zu treffen. Diese haben dabei ein Bier ge­trunken. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ja, das war dann der große Lebensgefährder, das war der große Skandal, da gab es auch vonseiten der ÖVP Rücktrittsforderungen. Er musste es sich gefallen lassen, in Zeitungen mehrfach als Idiot und Depp bezeichnet zu werden. Da wurde eine Hetzkampagne gegen einen jungen Menschen losgetreten, der einen Fehler gemacht hat, der sich entschuldigt hat, was aber nicht zur Kenntnis genommen wurde. Es wird heute noch gegen ihn gehetzt, weil er sich erlaubt, noch im Gemeinderat zu sitzen und auch wieder zu kandidieren. (Zwischenruf der Abg. Belako­witsch. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wenn aber Herr Sebastian Kurz gegen alle Verordnungen und Maßnahmen verstößt, wenn es der Herr Bundespräsident macht, ist es egal. Mit dem Finger gezeigt wird nur auf die Freiheitlichen, und das ist schäbig, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Ändern Sie Ihren Kurs! Hören Sie mit dieser Maskerade, mit dieser Symbol- und Angst­politik auf! Lassen Sie endlich die Wirtschaft wieder leben, und Sie, Herr Finanzminister, sorgen Sie für ein ordentliches Budget! Mehr kann ich zu Ihrem Budget nicht sagen, weil alle hier im Raum wissen, dass es das Papier nicht wert ist, dass es für den Mistkübel ist – das haben Sie selbst gesagt – und dass es nicht halten wird. Bitte ändern Sie endlich Ihren Kurs! (Beifall bei der FPÖ.)

12.27


Präsidentin Doris Bures: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abge­ordneter Christoph Matznetter zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter.


12.28.00

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Kollege Hanger hat behauptet, wir wüssten alle nicht, dass Deutschland das Budget nur um 33 Milliarden Euro geändert hat. – Das ist falsch.

Ich berichtige tatsächlich: Bereits am 21. März 2020 stand im „Kurier“ – von dort haben Sie es her –, dass Deutschland das Budget um 150 Milliarden Euro ändert. Es handelt sich um eine Verwechslung des Kollegen Hanger. Er hat den Einnahmenentfall zu Be­ginn des Lockdowns – der war da nämlich – mit der Budgetänderung verwechselt. Das


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macht aber nichts, service is our success. Sie machen es besser als Sie. – Danke. (Bei­fall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Wöginger: Sozialistische In­ternationale funktioniert noch!)

12.28


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Axel Kassegger. – Bitte.


12.28.47

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Im Übrigen eine Ergänzung zu Kollegen Matznetter: Die Deutschen haben im Gegensatz zu uns ihr ordentliches Budget für 2020 schon im Oktober 2019 beschlossen. All das, was sie jetzt machen, ist State of the Art: Man macht es selbstverständlich mit Nachtragsbudgets auf Grundlage entsprechender Lageänderungen. (Abg. Wöginger: Ibiza-Nationalratswahl, nicht?) – Wir können darü­ber jetzt diskutieren, Faktum ist, dass wir nach wie vor kein Budget haben. (Zwischenruf des Abg. Vogl.) Was 180 Abgeordnete heute diskutieren müssen beziehungsweise die ganze vorige Woche diskutieren mussten, dazu muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, ich bin jetzt auch schon eine bestimmte Zeit – sieben Jahre – im Parlament, aber so etwas ist mir in dieser Dimension der Sinnlosigkeit wie das, was wir in der letzten Woche ge­macht haben und in dieser Woche machen werden, noch nicht passiert.

Wir werden ein Budget beschließen, von dem Sie selbst sagen, dass Sie es bereits in den Mistkübel geschmissen haben, von dem auch Ministerkollegen sagen, dass wir über Zahlen von Februar sprechen. Sie sagen: Die Zahlen sind falsch, das wissen wir, aber wir sagen euch keine aktuellen Zahlen. – Selbstverständlich gibt es die aktuellen Zah­len – wir können uns an den Budgetausschuss erinnern –, sie werden jedoch einfach nicht mitgeteilt und dem Parlament nicht gesagt. (Zwischenruf des Abg. Wöginger.) Das ist schon eine Missachtung des Parlaments.

Im Übrigen ist meines Erachtens des Pudels Kern in der ganzen Geschichte die Er­mächtigung zur Überschreitung um 28 Milliarden Euro, die man sich im Bundesfinanz­rahmengesetz genehmigen lässt. Die Freiheitlichen stimmen dagegen, weil uns das zu wenig an Information war, was damit passiert.

Des Pudels Kern ist die Cofag mit 15 Milliarden Euro. Wir reden beim Budget teilweise über Detailpositionen, runtergebrochen bis 100 000 Euro, was auch gut so ist. Das wird diskutiert. Selbstverständlich ist es so, dass dann letztlich die Mehrheit entscheidet. Das ist auch gut so. Im Rahmen des parlamentarischen Prozesses wird sich da von den Nationalratsabgeordneten aller Fraktionen sehr viel Mühe gegeben und es werden die einzelnen Positionen hinsichtlich Sinnhaftigkeit durchdiskutiert. Wie gesagt, das geht teilweise runter bis zu 100 000 Euro, und jetzt haben wir 15 Milliarden Euro zur freien Vergabe in der Cofag. 15 Milliarden, 15 000 Millionen Euro! Das ist ein bissi mehr als die 300 Millionen Euro, von denen wir heute reden, die frisches Geld sein sollen. Ich schaue jetzt den ehemaligen Infrastrukturminister Norbert Hofer an, und mir ist neu, dass das frisches Geld ist. Das sind Programme, die unter seiner Ministerschaft schon längst und in größerem Ausmaß angegangen wurden, die Städtemilliarde et cetera.

Wir reden von 15 000 Millionen Euro Cofag-Mitteln! Eine Gesellschaft mit zwei Vorstän­den, einem Schwarzen und einem Grünen, vergibt das teilweise. – Was heißt teilwei­se? – Nach der Geschäftsordnung sind es bis zu 10 Millionen Euro im Einzelauftrag. Und jetzt sagen Sie: Ja, da gibt es dann die detaillierten Berichte. – Den Detaillie­rungsgrad schaue ich mir dann an. Wenn die so detailliert sind wie die Berichte zum Thema Kurzarbeit, nämlich eine Zeile lang – 10 000 Unternehmen haben das bean­tragt –, dann ist das nicht der Detaillierungsgrad, den wir gerne hätten, und das ist un­sere Befürchtung. Ich glaube, dass die Befürchtung durchaus zu Recht besteht. Kom­men Sie mir jetzt bitte nicht mit dem Aufsichtsrat und dem Rechnungshof und dem Beirat!


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Der Beirat hat überhaupt keine Kompetenzen und ist nach guter, alter Tradition besetzt. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.) Da sitzen mehr Kämmerer drinnen als Opposi­tionsabgeordnete, es gibt nämlich fünf Sitze für die Kammern und drei gestehen Sie der Opposition zu. Das Absurde daran ist – Kollege Scherak lächelt schon – das suspensive Vetorecht, also so à la Bundesrat: Man kann etwas verschieben, allerdings nur dann, wenn vier Beiratsmitglieder das beantragen. Meinen Sie das ernst, dass das eine Al­ternative ist? Deswegen lehnen wir das völlig ab! Ganz wichtig ist jetzt – und dazu wird die Nagelprobe am Donnerstag kommen – der Cofag-Unterausschuss des Parlaments. (Zwischenruf des Abg. Wöginger.) – Na ja, die Junktimierung ist eben nicht in Ordnung, Herr Kollege Wöginger. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wöginger.) Natürlich junk­timieren Sie das, weil Sie eine Ausrede haben wollen, um den Unterausschuss nicht zu machen. Ich sage Ihnen eines: Wir sind nicht bereit, und zwar absolut nicht bereit, 15 Mil­liarden Euro im Rahmen der Cofag ohne parlamentarische Kontrolle vergeben zu lassen.

Wen betrifft es denn? – Die Cofag ist für größere Unternehmen gemacht, die werden also wahrscheinlich nicht zurückgelassen werden. Nicht mit uns! Das ist das Mindeste, was eingerichtet werden muss, und das ist für Sie die Nagelprobe, ob Sie es wirklich ernst meinen, und dann können wir im Cofag-Unterausschuss parlamentarisch weiter­reden, und das nicht beschränkt durch irgendwelche Verweise auf Bankgeheimnisse et cetera, sondern parlamentarisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Jeder Abgeordnete sollte da Zugang zu ausreichender Information haben. Ich bin schon sehr gespannt da­rauf, was da am Donnerstag passieren wird. Es ist ja im Geschäftsordnungsausschuss auf der Tagesordnung. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

12.34


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Abgeordneter Andreas Ottenschläger. – Bitte.


12.34.30

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kol­legen hier im Hohen Haus! Vor allem aber auch sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Ich kann gleich auf meinen Vorredner replizieren. Das ist natürlich schon sehr interes­sant: Auf der einen Seite sagen Sie den ganzen Vormittag über, dass die Hilfen zu bü­rokratisch sind und es dieses Formularunwesen gibt, und auf der anderen Seite stellen Sie sich jetzt gerade her und sagen: Wir wollen aber alles überprüfen. (Abg. Kassegger: Sie haben es nicht verstanden oder Sie wollen es nicht verstehen!) Jetzt frage ich Sie ernsthaft: Wie sollen Sie etwas ohne eine entsprechende Dokumentation überprüfen? (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das heißt, der Finanzminister hat auch die Funktion – und ich habe das an dieser Stelle das letzte Mal auch schon gesagt – als Treuhänder für alle Steuerzahlerinnen und Steu­erzahler. Auch in einer Situation wie dieser muss er gewährleisten, dass eben auch durch gewisse bürokratische Maßnahmen entsprechend für die Dokumentation Sorge getragen wird, dass diejenigen, die die Hilfe wirklich brauchen, sie auch bekommen und dass eben kein Missbrauch entsteht. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Deswegen gibt es auch diese Auflagen, und da sollten die Zuseherinnen und Zuseher auch wissen: Sie messen hier mit zweierlei Maß! Sie sagen auf der einen Seite: Es ist zu viel Büro­kratie!, Sie stellen sich aber gleichzeitig her und sagen: Wir werden genau schauen, wer welches Geld bekommen hat und warum. (Abg. Kassegger: Aber nicht wegen 500 Eu­ro!) Und ich wiederhole: Wie soll man das als Parlament überprüfen, wenn es keine entsprechende Dokumentation dafür gibt?

Jetzt zur SPÖ: Ich muss wirklich sagen, Sie glauben hoffentlich selber nicht, dass Ihnen die Kritik irgendwer von den Unternehmerinnen und Unternehmern abnimmt. (Abg.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 95

Matznetter: Das läuft sehr gut!) Ich sage Ihnen auch, warum: Sie haben in der Ver­gangenheit über viele Jahrzehnte hinweg bewiesen, dass Sie im Zweifelsfall den Un­ternehmern lieber Steine in den Weg legen als sie zu entlasten. (Beifall bei der ÖVP.) Sich jetzt herzustellen und zu glauben, die Speerspitze für die Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Land sein zu können, ist mehr als unglaubwürdig. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Mir würden dazu noch andere Worte einfallen.

Eines ist auch sehr interessant: In der gesamten Debatte zum Thema Budget über den ganzen Vormittag hinweg ist eine Kritik an der Vorgangsweise, die eben auch der jet­zigen Situation geschuldet ist, die eine Situation der Unsicherheit ist, sodass gewisse Zahlen einfach nicht prognostizierbar sind, durchaus legitim und man kann darüber de­battieren. Eines war jetzt aber schon interessant: Es hat eigentlich kaum jemanden von den Oppositionsabgeordneten gegeben, der das Budget in seinen Schwerpunkten kri­tisiert hätte. (Abg. Wöginger: Ja, genau!) Das würde die Interpretation zulassen, dass es eigentlich ein sehr gutes Budget ist! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Wöginger: Ja, das ist so!)

12.37


Präsidentin Doris Bures: Mir liegt jetzt noch eine Wortmeldung von Herrn Abgeordne­ten Jörg Leichtfried vor. – Bitte. (Oje-Rufe bei der ÖVP. – Rufe bei der ÖVP: Nein!)


12.38.11

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Kolleginnen und Kollegen! Ja, auch wenn es Herr Kollege Otten­schläger nicht zur Kenntnis nehmen möchte: In unseren Wahlkreisen werden wir massiv von Kleinunternehmern, Einpersonenunternehmen, selbstverständlich auch von Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmern angesprochen. Wäre ich jetzt bei der Österreichischen Volkspartei mit diesem Selbstverständnis, das Herr Ottenschläger relativ präpotent von sich gegeben hat (Widerspruch bei der ÖVP), dann würde ich mir ernsthaft Sorgen ma­chen, wenn jetzt schon die Unternehmerinnen und Unternehmer zur Sozialdemokrati­schen Partei kommen und sich über die Österreichische Volkspartei beschweren! (Abg. Matznetter: Sogar von der Wirtschaftskammer!) Das ist nämlich die Situation! (Beifall bei der SPÖ. – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

12.39

12.39.18


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu jetzt niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Ich frage die Berichterstattung, ob sie ein Schlusswort möchte. – Das ist nicht der Fall.

Bevor wir in den Abstimmungsvorgang eingehen, frage ich die Klubobleute, ob eine Sit­zungsunterbrechung gewünscht wird oder ob wir die Abstimmung durchführen können. – Es wird keine Sitzungsunterbrechung gewünscht. Damit kommen wir sogleich zur Ab­stimmung.

Zunächst gelangen wir zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 1: Entwurf betref­fend Budgetbegleitgesetz 2020 in 175 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Obernosterer, Jakob Schwarz, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungsantrag eingebracht.

Weiters liegt ein Verlangen auf getrennte Abstimmung vor.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Abänderungsantrag sowie vom Ver­langen auf getrennte Abstimmung betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Die Abgeordneten Obernosterer, Jakob Schwarz, Kolleginnen und Kollegen haben einen Abänderungsantrag betreffend eine Titeländerung sowie Änderungen in den Artikeln 1 und 2 eingebracht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 96

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Die Abgeordneten Obernosterer, Jakob Schwarz, Kolleginnen und Kollegen haben einen Abänderungsantrag betreffend Änderungen in Artikel 6 eingebracht.

Wer sich hiefür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir gelangen nun zur getrennten Abstimmung über die restlichen, noch nicht abge­stimmten Teile des Artikels 6 in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist ein­stimmig so angenommen.

Schließlich komme ich zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür ihre Zustimmung geben, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Ich komme sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die auch in dritter Lesung ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Der Gesetzentwurf ist somit in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Damit gelangen wir nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Pamela Rendi-Wagner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Österreich braucht das größte Investitions- und Beschäftigungspaket in der Geschichte der zweiten Republik“.

Wer spricht sich für diesen Entschließungsantrag aus? – Das ist die Minderheit, ab­gelehnt.

Damit gelangen wir zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2: Entwurf betreffend 19. COVID-19-Gesetz samt Titel und Eingang in 184 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die sich für den Gesetzentwurf aussprechen, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer in dritter Lesung seine Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Der Gesetzentwurf ist somit in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten An­gerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Österreich-Gutschein“.

Wer sich für diesen Entschließungsantrag ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Weiters gelangen wir zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Hilfe für die Gastronomie“.

Wer für diesen Entschließungsantrag ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Damit kommen wir zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 3: Entwurf betreffend 21. COVID-19-Gesetz samt Titel und Eingang in 185 der Beilagen.

Wer sich für diesen Gesetzentwurf ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustim­mung. – Der Gesetzentwurf ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer in dritter Lesung dafür ist, den bitte ich ebenfalls um ein Zeichen der Zustimmung. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.


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Nun gelangen wir zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 4: Entwurf betreffend 2. Finanz-Organisationsreformgesetz in 173 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Obernosterer, Götze, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über den vom erwähnten Zusatz- beziehungsweise Abände­rungsantrag betroffenen Teil und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimm­ten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Die Abgeordneten Obernosterer, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatz- bezie­hungsweise Abänderungsantrag betreffend Artikel 20 eingebracht.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so ange­nommen.

Schließlich komme ich zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussbe­richtes.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Bejahung. – Das ist mit Mehr­heit so angenommen.

Ich komme sogleich zur dritten Lesung.

Wer dem auch in dritter Lesung seine Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5, die dem Aus­schussbericht 174 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Transpa­renz im Budget“.

Wer sich hiefür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist ein­stimmig angenommen. (36/E)

12.45.466. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (56 und Zu 56 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2020 bis 2023 erlassen wird – BFRG 2020-2023 (182 d.B.)

7. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (55 d.B.): Bundesge­setz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2020 (Bundesfi­nanzgesetz 2020 – BFG 2020) samt Anlagen (183 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Nun kommen wir zu den Punkten 6 und 7 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

UG 01: Präsidentschaftskanzlei

UG 02: Bundesgesetzgebung

UG 03: Verfassungsgerichtshof

UG 04: Verwaltungsgerichtshof

UG 05: Volksanwaltschaft

UG 06: Rechnungshof

UG 10: Bundeskanzleramt

UG 17: Öffentlicher Dienst und Sport



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 98

Präsidentin Doris Bures: Als Erster gelangt Herr Abgeordneter Thomas Drozda zu Wort. – Bitte.


12.46.28

Abgeordneter Mag. Thomas Drozda (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Sehr geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wer rasch hilft, hilft doppelt. – Dieses grundsätzlich richtige Bekenntnis hat die Bundesre­gierung wieder und wieder formuliert. Letztlich findet das nur leider so nicht statt.

Sie behaupten das bei den EPUs, bei den KMUs, bei der Kurzarbeit, bei den Künst­lerinnen, bei den Künstlern. Sie behaupten es auch bei der Presse- und Medienför­derung, und das ist ein Thema, auf das ich mich jetzt konzentrieren möchte.

Wir von der SPÖ bekennen uns dazu, dass in dieser Krise auch Medien geholfen werden muss, weil diese Zeit auch für Medien eine ökonomisch besonders herausfordernde ist. Das trifft auf elektronische Medien, seien es kommerzielle oder nichtkommerzielle, ge­nauso zu wie auf konventionelle Printmedien oder digitale Medien. Sinnvoll wäre es je­denfalls, Leistungen publizistischer Medien mit gut ausgestatteten Redaktionen und Mit­arbeiterInnen mit Kollektivverträgen zu unterstützen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn wir uns aber die Details dieser Medienförderung ansehen, dann stellen wir fest, dass einige vollständig durch die Finger schauen, obwohl in Summe 32 Millionen Euro an österreichische Medienbetriebe zusätzlich ausgeschüttet werden. Da momentan eine Zeit ist, die jede Macht im Staat braucht, gerade und besonders auch die vierte, die kontrollierende, ist es richtig, jetzt kritische Medien zu unterstützen. Die konkrete Aus­formung allerdings macht deutlich: Medien wollen sie schon, allzu kritisch sollen sie aber nicht sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Wie wäre es sonst zu erklären, dass – und das sind Zahlen, die man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen muss – die Raiffeisen-Zeitungen mehr Geld als das „Profil“ bekommen, oder dass sechs Kirchenzeitungen, quer durch die Bundesländer, in Summe knapp 650 000 Euro bekommen? Weniger Geld als diese sechs Kirchenzeitungen be­kommen zusammen: der „Kurier“, die „Tiroler Tageszeitung“, die „Salzburger Nachrich­ten“, „Der Standard“, die „Vorarlberger Nachrichten“, „Falter“, „Profil“ und „News“. Sie alle bekommen zusammen weniger als diese sechs Kirchenzeitungen im Land.

Nikolaus Forgó, Andy Kaltenbrunner und Daniela Kraus haben im „Addendum“ festge­stellt, dass die Coronasonderförderung in Österreich gerade solche Medien bestraft, die in letzter Zeit auf Innovation und Digitalisierung gesetzt haben. Wo ist die Unterstützung der Onlinemedien? Diese hat man einfach unberücksichtigt gelassen und stattdessen einmal mehr beschlossen, das Bedrucken von Papier zu unterstützen. Erst in einer Nacht- und Nebelaktion wurden übrigens Wochenzeitungen und Magazine in der Förde­rung berücksichtigt.

Das ist also der mediale Schwerpunkt, den diese Regierung setzt. Das mag für die ÖVP noch verständlich sein. Dass die Grünen diesen Weg mitgehen und verteidigen, werden sie zu erklären versuchen. Es wird wohl beim Versuch bleiben.

Ich gestehe Ihnen zu, dass ein Notprogramm nicht der längst fällige neue Entwurf einer zeitgemäßen Medienförderung ist und sein kann, aber was Sie da geliefert haben, kann man nur mit einer Formel aus dem Tasso beschreiben: Man merkt die Absicht, und man ist verstimmt. (Beifall bei der SPÖ.)

12.50


Präsidentin Doris Bures: Ich begrüße auch die drei Volksanwälte und die Präsidentin des Rechnungshofes sehr herzlich. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wolfgang Gerstl. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 99

12.51.15

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin, vielen Dank für die Einleitung am Beginn der Debatte, denn ich glaube, dass es für die Zu­seherinnen und Zuseher sehr, sehr wichtig ist, dass wir das auch erklären. Es fand zuvor diese Allgemeindebatte statt, bei der man sehr allgemein die Kritik der Opposition gehört hat und gemeint wurde, es sei ein Fakebudget. Jetzt geht es genau um das konkrete Budget, nämlich das für die einzelnen Ressorts: Wie viel Geld bekommt das Parlament? Wie viel Geld bekommt das Bundeskanzleramt? Wie viel Geld bekommt die Volksan­waltschaft et cetera? (Abg. Vogl: Und um die Frage, wofür!) Ich glaube, meine sehr geehrten Damen und Herren, es zeigt sich somit sofort, schon alleine aufgrund der Struk­tur der Diskussion, dass dieser Vorwurf der Opposition, es handle sich um ein Fakebud­get, einfach ins Leere geht. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte mich in meiner Rede auf zwei Organe besonders konzentrieren. Das eine ist das Parlament als oberstes Organ, und das andere ist das Bundeskanzleramt.

Meine Damen und Herren, beim Parlament geht es darum: Wie viel Geld investieren wir in die Demokratie? Ich möchte dazu einen Spruch von Herrn Benjamin Franklin zitieren: Eine Investition in Bildung bringt immer noch die besten Zinsen. – Diese Bildung ist für mich in der Politik die Demokratie. Die Demokratie muss weiterentwickelt werden, und die Demokratie muss ausgebaut werden.

Wer, wenn nicht unser Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, ist da der Berufenste? Er als Historiker ist derjenige, der weiß, wie wichtig Demokratie für den Zusammenhalt in der Gesellschaft ist (Zwischenrufe der Abgeordneten Vogl und Loacker), und daher hat er das Parlament auch durch eine externe Firma durchleuchten lassen und hat damit das Parlament auch neu aufgestellt. Er hat eine Einheit geschaffen, die Demokratikum heißt. (Zwischenrufe der Abgeordneten Bernhard und Vogl.)

Mit diesem Demokratikum setzt er auf etwas auf, das eine Vorgängerin von ihm, nämlich Frau Parlamentspräsidentin Prammer, schon gemacht hat. Damit zeigt er auch, dass es uns nicht darum geht, uns von anderen zu unterscheiden, sondern es geht darum, dass das, was gut ist, auch weitergeführt wird.

Das, was Frau Prammer wirklich als ihr Vermächtnis zurückgelassen hat, ist die Demo­kratiewerkstatt für die Schülerinnen und Schüler. Für die Lehrlinge hat das Frau Präsi­dentin Bures ausgebaut, und Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka baut es nun für alle Gesellschaftsschichten weiter aus, egal ob jung oder alt, vom Schüler bis zum Uni­versitätsabsolventen, für alle Gesellschaftsschichten, nicht nur in Wien, sondern in allen Bundesländern, weil das Parlament für alle da ist, meine Damen und Herren. (Zwischen­ruf des Abg. Vogl.) Das ist ein wichtiger Schritt, den wir in diesem Jahr und in den nächs­ten Jahren setzen, und das wird mit diesem Budget nun ermöglicht.

Der zweite Punkt, auf den ich nun gerne eingehen möchte, ist das Bundeskanzleramt. Ich möchte gerne eine Diskussion, die wir im Budgetausschuss zu diesem Thema hat­ten, hier nochmals aufgreifen. Die Sozialdemokraten haben den Herrn Bundeskanzler gefragt, wie es denn nun mit seinem Personal in der Kommunikation ausschaue. Der Herr Bundeskanzler hat damit die Möglichkeit bekommen, zu zeigen, wie der Bundes­pressedienst – das ist die Zusammenfassung aller Organe, die für die Öffentlichkeits­arbeit im Bundeskanzleramt zuständig sind – aufgebaut war.

2007 wurde dieser Bundespressedienst von Bundeskanzler Gusenbauer ins Leben ge­rufen. Er hat damals knapp über 50 Mitarbeiter eingestellt. Dann wurde dieser Bundes­pressedienst weiter ausgebaut, und zwar unter Kanzler Faymann auf 65 Mitarbeiter, und unter Kanzler Kern wurde bereits auf 101 Mitarbeiter aufgestockt.

Meine Damen und Herren! Was hat Kanzler Kurz gemacht? – Er hat als Erstes gesagt: Nein, wir müssen die Aufgaben auch sachlichen Punkten zuführen. Er hat den Bundes­pressedienst als solchen aufgelöst, und er hat es auch, obwohl es sehr schwer ist, dass


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 100

man Beamte wieder entfernt, geschafft, dass man die Anzahl der Mitarbeiter im Bun­despressedienst wieder reduziert. Nunmehr gibt es nur mehr 98 Mitarbeiter. Er zeigt da­mit, dass es ihm wichtig ist, dass man nicht nur über schlanke Strukturen redet, sondern dass man selbst Vorbild ist.

In dieser Form ist das ein Budget – in der Ausgabenstruktur schlank und effizient –, mit dem wir die Mittel dorthin bringen, wo sie wirklich notwendig sind. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.56


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Lausch. – Bitte.


12.56.15

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Geschätz­te Volksanwälte! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Geschätzte Mitglieder der Bun­desregierung! Wir haben heute schon sehr viel Kritik am Budget gehört und über uns ergehen lassen müssen. Es wurden viele Ausdrücke verwendet bezüglich falscher Zahlen, die Zahlen seien das Papier nicht wert und so weiter und so fort, aber das Wort „Fakebudget“, Kollege Gerstl, von einem Abgeordneten der ÖVP zu hören, ist uns neu. Es ist aber vielleicht auch ein bisschen bezeichnend dafür, dass auch die ÖVP einsieht, dass diese Zahlen so nicht stimmen. Es freut mich natürlich auch, dass Kollege Gerstl das Wort „Fakebudget“ in den Mund nimmt.

Man hat gehört, dass die Republik in den vergangenen Wochen sehr gut durch die Co­ronakrise hindurchgeschifft wurde und viele Berufsgruppen hervorragende Arbeit ge­leistet haben. Das ist im Gesundheitswesen so, das ist im Handel so. Da sind sehr viele kleine Betriebe, die offengehalten haben, obwohl da natürlich auch die Angst vor einer Ansteckung vorgeherrscht hat. Natürlich gehen aber auch ein großes Lob und ein großer Dank an die über 150 000 öffentlich Bediensteten in diesem Land.

Wenn man sich das Budget anschaut und sagt, da sind die Zahlen eh das Papier nicht wert, dann ist das natürlich vollkommen in Ordnung, und das ist auch richtig so. Ich bin schon etwas enttäuscht, aber auch verwundert, wie man Berufsgruppen wie dem öf­fentlichen Dienst – da müsste man nicht einmal klatschen, da müsste man auch nicht um 18 Uhr singen und die vielen Danksagungen äußern, die man gehört hat – im Rah­men dieses Budgets dankt.

Das ist hervorragend, das ist wirklich hervorragend, denn wenn man sich das Budget anschaut, dann sieht man, dass da Rücklagen aufgelöst werden, und somit erhöht sich das Budget der Präsidentschaftskanzlei um 0,23 Millionen Euro.

Das Bundeskanzleramt gönnt sich 50 Planstellen mehr. Man sieht also schon deutlich, wie die Bundesregierung da im Einsatz ist. Da wird nicht gespart, sei es mit oder ohne Corona, sondern da wird sich kräftigst gegönnt, aber nicht bei den öffentlich Be­diensteten, bei denen man in den letzten Jahren Aufholbedarf gehabt hätte – und das weiß man –; dabei hat die Vorgängerbundesregierung schon einiges geleistet. (Präsi­dent Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Wo liegen die Probleme im öffentlichen Dienst? – Einmal in der Personalsituation – gut, sei’s drum! –, aber natürlich ist auch ein einziges Dienstrecht für Lehrer, für Verwal­tungsbeamte, für Exekutivbeamte nicht mehr zeitgemäß. Da ist die letzte Regierung da­rangegangen, ein eigenes Dienstrecht für die Exekutive zu fertigen. Das wird in diesem Budget – danach wurde auch der Vizekanzler gefragt – eigentlich nicht weiter verfolgt. Das ist traurig, denn es gibt sehr, sehr viele Maßnahmen, die für die öffentlich Bediens­teten dringendst zur Umsetzung gelangen sollten.

Sie können einem Entschließungsantrag, den ich gleich einbringen werde, zustimmen, in dem viele, viele Punkte enthalten sind, die für die öffentlich Bediensteten schon seit


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Jahren, um nicht zu sagen seit Jahrzehnten, wichtig sind, und sich, wenn es Ihnen ernst ist, auf diese Weise bei den öffentlich Bediensteten bedanken.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein freiheitli­ches Maßnahmenpaket für öffentlich-rechtlich Bedienstete im Sicherheitsbereich“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vorzu­legen, die das freiheitliche Maßnahmenpaket für öffentlich-rechtlich Bedienstete im Si­cherheitsbereich umsetzt.“

*****

Das ist dringend notwendig. Ein paar Punkte noch kurz herausgenommen: Gefordert werden in dem Antrag eine Ballungsraumzulage für die Sicherheitswache, eine Rege­lung für Bedienstete 50 plus, da es im Exekutivdienst, in der Kriminalitätsbekämpfung nicht einfach ist, wenn man in die Jahre kommt und natürlich auch nicht mehr so fit ist, eine Schaffung von Sicherheitsassistenten zur Unterstützung der Polizei, die Polizei­ausbildung und die Justizwacheausbildung als öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis, der Schutz der Privatsphäre – man weiß ganz genau, die Privatsphäre der Bediensteten in der Exekutive ist wenig geschützt –, die Stärkung von Persönlichkeitsrechten bei der Erhebung von strafrechtlich relevanten Anschuldigungen und strafrechtlicher Verfolgung und eine Schwerarbeiterregelung – das ist absolut ein Thema, das man endlich an­erkennen sollte, und jetzt in der Coronakrise kann man Danke sagen: Exekutivdienst ist Schwerarbeit!

In diesem Sinne hoffe ich auf Unterstützung des Entschließungsantrages und bedanke mich bei allen, die die Republik in der Coronakrise aufrechterhalten: bei den vielen Han­delsbediensteten, bei der Exekutive, bei den öffentlich Bediensteten, bei all den Ärzten im Gesundheitswesen – sie alle haben hervorragende Arbeit geleistet – und, nicht zu vergessen, auch bei den Lehrern, die auch in der Krise hervorragende Arbeit geleistet haben und sich um die Kinder gekümmert haben, sodass die Eltern ihrem Beruf nach­gehen konnten. In diesem Sinne: Herzlichen Dank! (Beifall bei der FPÖ.)

13.02

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Christian Lausch

und weiterer Abgeordneter

betreffend ein freiheitliches Maßnahmenpaket für öffentlich-rechtlich Bedienstete im Si­cherheitsbereich

eingebracht in der 32. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 26. Mail 2020 im Zuge der Debatte über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (55 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2020 (Bun­desfinanzgesetz 2020 – BFG 2020) samt Anlagen (183 d.B.) (TOP 7) (UG 17)

Der österreichische Staat ist derzeit mehr denn je gefordert gesetzliche Vorausset­zungen zu schaffen, die der Exekutive im Kampf gegen die Kriminalität wirksames Han­deln ermöglichen, damit diese auch in Zukunft den Österreicherinnen und Österreichern Schutz und Hilfe in allen Bedrohungsszenarien gewähren kann.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 102

In Zeiten extremer Migrationsbewegungen und globaler Gesundheitskrisen ist es dem Engagement und der Einsatzbereitschaft öffentlich-rechtlich Bediensteter im Sicher­heitsbereich, insbesondere bei Polizei, Justizwache und anderen ähnlichen Berufsgrup­pen des öffentlichen Dienstes, zu verdanken, dass die Sicherheitslage nicht weiter aus den Fugen gerät.

Der anhaltende Kriminalitätsrückgang aufgrund der aktuellen Grenzkontrollen öffnet nunmehr ein vorübergehendes Zeitfenster für die Bundesregierung, um sich mit der Si­tuation öffentlich-rechtlich Bedienstete im Sicherheitsbereich neu und ernsthaft zu be­fassen.

Es braucht dringend ein Maßnahmenpaket für öffentlich-rechtlich Bedienstete im Si­cherheitsbereich, insbesondere bei Polizei, Justizwache und anderen ähnlichen Berufs­gruppen des öffentlichen Dienstes, welches folgende Kernpunkte enthält:

•             Definitivstellung: Zur Sicherheit bei der Ausübung des Berufes wird nach einer Dienstzeit von vier statt bisher sechs Jahren im provisorischen Dienstverhältnis die Definitivstellung gewährt.

•             Finanzielle Besserstellung: Pauschalierte Zulagen und Nebengebühren werden Bestandteil des Grundbezuges und somit 14x jährlich ausbezahlt, um eine Ver­besserung im Krankheitsfall zu erreichen und Überstunden zu attraktivieren.

•             Schwerarbeiterregelung: öffentlich-rechtlich Bediensteten, insbesondere im Exe­kutivdienst, dh. etwa bei Polizei, Justizwache oder Bundesheer und anderen ähnlichen Berufsgruppen des öffentlichen Dienstes, sollen im Sinne der be­schlossenen Regelung für ASVG-Versicherte, abschlagsfrei in Pension gehen dürfen.

•             Ballungsraumzulage: um den Mehraufwand in arbeitsintensiven Polizeidienst­stellen zu würdigen aber auch der damit einhergehende Personalfluktuation wir­kungsvoll zu begegnen, braucht es für einschlägige Tätigkeiten in Ballungsräu­men eine wertschätzende Zulage.

•             Regelung für 50+ Bedienstete: Durch verbesserte dienstliche Rückzugsmöglich­keiten (exekutiver Innendienst, Verwaltungsdienst ect.) soll langgedienten öffent­lich-rechtlich Bedienstete im Sicherheitsbereich der Rückzug aus dem Schicht- und Wechseldienst ermöglich werden. Dabei soll der Verlust etwaiger Zulagen stufenweise abgefedert werden.

•             Schaffung von Sicherheitsassistenten: Ergänzend zur herkömmlichen Ausbil­dung braucht es die Einführung von Sicherheitsassistenten bei der Polizei, um den akute Personalnot zu beheben. Dabei sollen Jugendliche nach der Pflicht­schule in einer 3-jährigen Ausbildung den Polizeiberuf erlernen und die Ausbil­dung mit der Dienstprüfung abschließen. Ab dem 2. Ausbildungsjahr sollen diese Sicherheitsassistenten auch zu einfachen Unterstützungsdiensten herangezo­gen werden (z.B. Schulwegsicherung oder Parteienverkehr auf der Polizeiinspek­tion), und damit die Polizistinnen und Polizisten der Dienststelle personell wie auch administrativ entlasten.

•             Polizeiausbildung als öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis: Derzeit werden Poli­zeischüler (Aspiranten) auf Basis eines Sondervertrages nach dem Vertragsbe­dienstetenrecht aufgenommen. Nicht zuletzt aufgrund der nunmehr vorhandenen Ausbildungsplanstellen ist inzwischen wieder eine Aufnahme der Polizeischüler in ein befristetes öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis sinnvoll und notwendig.“

•             Schutz der Privatsphäre: Es wird ein medienrechtlicher Schutz der Privatsphäre der Bediensteten eingeführt. Wird bei Eingriffen die Privatsphäre von Bediens­teten durch Veröffentlichungen verletzt, kann der Dienstgeber im Wege der Fi­nanzprokuratur die Ansprüche der Betroffenen geltend machen.


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•             Stärkung der Persönlichkeitsrechte: Bei strafrechtlich relevanten Anschuldigun­gen, beispielsweise ungerechtfertigten Misshandlungsvorwürfen, übernimmt die Dienstbehörde die aktive Verfolgung um das Risiko nicht auf den Bediensteten abzuwälzen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vorzu­legen, die das freiheitliche Maßnahmenpaket für öffentlich-rechtlich Bedienstete im Si­cherheitsbereich umsetzt.“

1 https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_00049/imfname_771655.pdf

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Frau Kollegin Dr. Astrid Rössler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.02.50

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Regierung! Geschätzte Herren Volksanwälte und Frau Dr.in Rechnungs­hofpräsidentin! Ich darf konkret auf drei Untergliederungen Bezug nehmen, und zwar auf die Untergliederungen betreffend oberste Gerichtshöfe und auf die Untergliederung 10: Bundeskanzleramt, und vorausschicken: Das Budget in der vorliegenden Form ist die Grundlage für jedes staatliche Handeln, für Verwaltungshandeln, und daher ist es beson­ders wichtig, genauer hinzuschauen, welche Ziele und Maßnahmen darin aufgenommen worden sind, wie weit das Regierungsprogramm im Arbeitsprogramm wiederzufinden ist und natürlich auch, welche überprüfbaren Indikatoren es für die Umsetzung und die Ziel­erreichung gibt.

Hier ist wichtig, für die obersten Gerichtshöfe – für den Verwaltungsgerichtshof, für den Verfassungsgerichtshof und sinngemäß natürlich auch für das Bundesverwaltungsge­richt – ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen, den Verbesserungsbedarf zu sehen, Maßnahmen hinsichtlich eines Modernisierungsbedarfs zum Beispiel im Sinne der Digi­talisierung mit zu verankern und vor allem für die entsprechenden Personalressourcen, für Planstellen und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ausreichend Vor­sorge zu treffen.

Das alles ist in diesem Budget zu einem guten Teil vorgesehen. Es ist genau dieser Teil, die obersten Gerichtshöfe, im Sinne eines unverzichtbaren rechtsstaatlichen Prinzips, nämlich des Instanzenzugs, der Überprüfbarkeit von staatlichem Handeln, der Sicher­stellung des Zugangs zum Recht – genau das sind Grundsätze unseres Rechtsstaa­tes! –, besonders gut auszustatten.

Der zweite Punkt, bei dem es auch um das Thema Festlegen von Indikatoren und Wir­kungszielen geht, ist im Bundeskanzleramt verortet, das diesbezüglich eine koordinie­rende Funktion hat, und zwar die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele, die Agenda 2030, oder wie sie so schön heißt: 17 Ziele auf dem Weg zu einer besseren Welt.

Die Umsetzung dieser Nachhaltigkeitsziele wurde in Österreich mit Ministerratsbe­schluss 2016 auf den Weg gebracht, als Anleitung und Auftrag an alle Ministerien, diese


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Nachhaltigkeitsziele umzusetzen – eine Querschnittsmaterie, die gar nicht so einfach wiederzufinden ist und daher sehr gut strukturiert angegangen werden muss. Auch in der EU-Jahresvorschau 2020 ist sie verankert. Österreich deklariert sich ausdrücklich dazu, die globalen Nachhaltigkeitsziele weiter umzusetzen.

Es gibt dankenswerterweise dafür die SDG-Landkarte des Budgetdienstes, auf der ab­gelesen werden kann, in welchen Bereichen diese Nachhaltigkeitsziele bereits auf den Weg gebracht sind und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.

Dann gibt es noch den SDG-Indikatorenbericht der Statistik Austria, auch ein ganz wich­tiges Instrumentarium, um zu sehen, wie man denn bei der Umsetzung vorankommt. Was sich ein wenig technisch anhört, ist in Wahrheit das Überprüfen, ob unsere Wir­kungsziele erfüllt werden, zum Beispiel gute Infrastruktur – nicht nur ein globales Nach­haltigkeitsziel, sondern selbstverständlich auch ein Ziel für uns in Österreich. Da heißt es etwa, das Straßennetz ist gut, aber der Energieverbrauch ist im Verkehrsbereich viel zu hoch und auch die Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich sind zu hoch.

Nachhaltige Städte und Gemeinden: Wir haben einen sehr guten Wohnstandard, aber Minuspunkte sind, dass die hohen Wohnkosten viele Familien, viele Menschen, die auf Wohnungssuche sind, finanziell überfordern, dass der Flächenverbrauch zu hoch ist, aber auch, dass die Siedlungsabfälle zu stark steigen. – Auch das ist etwas, das mittels Indikatoren begleitet und überprüft werden muss.

Schließlich wird hinsichtlich der globalen Partnerschaft positiv festgestellt, dass Öster­reich internationale Abkommen für wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit abge­schlossen hat. Österreichs Entwicklungshilfe ging jedoch in den Jahren 2010 bis 2018 zurück. Umso erfreulicher ist, dass genau in diesem Bereich der Entwicklungszusam­menarbeit jetzt in diesem Budget eine maßgebliche Erhöhung vorgesehen ist – ein weiterer Grund, dieses Budget zu unterstützen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

13.07


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.07.29

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Volksanwälte! Frau Rechnungshofpräsidentin! Die Debatte um das Budget der Höchstgerichte erinnert mich immer ein wenig an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Ich weiß nicht, wer den aller kennt. Da ist es so: Bill Murray wacht in der Früh auf und erlebt immer wieder den gleichen Tag. – So ähnlich fühle ich mich, wenn wir hier die Debatte zum Budget für die Höchstgerichte führen. Es ist nicht mein erstes Mal, sondern ich war schon bei mehreren Budgets dabei, und es ist jedes Mal das Gleiche: Es ist meistens so, dass fast alle sagen: Ja, die Arbeit der Höchstgerichte ist wichtig!, und wenn wir dann im Ausschuss sitzen und die Präsidenten des Verfassungs- und des Verwaltungsgerichtshofes fragen, ob sie mit ihrem Geld aus­kommen, hören wir eigentlich immer entweder sehr klar oder zwischen den Zeilen, dass sich das so nicht ausgehen wird.

Das Einzige, was sich jetzt geändert hat: Normalerweise sind Sie ja dann vorne alle eher beschämt und sagen gar nichts über die finanzielle Situation, Frau Kollegin Rössler hat jetzt aber gemeint, es sei eh alles rosig – das ist etwas Neues, denn normalerweise wird hier totgeschwiegen, dass sich das finanziell nicht wirklich ausgeht.

Es ist so, dass die Höchstgerichte ja schon vor der Coronakrise einen unfassbar großen Anfall an Verfahren hatten. Es waren 2019 beim Verfassungsgerichtshof 5 200 Verfah­ren anhängig, beim Verwaltungsgerichtshof sind es 7 800 neue Fälle. Gerade aufgrund


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 105

der Coronakrise war es ja in den letzten Wochen so, dass die Bundesregierung leider Gottes sehr viele Maßnahmen gesetzt hat, die unter Umständen verfassungswidrig sind. In vielen Bereichen war es ganz offensichtlich, dass die Maßnahmen gesetzeswidrig oder auch verfassungswidrig sind, und es gibt jetzt schon 60 neue beim Verfassungs­gerichtshof anhängige Verfahren. Das heißt, es wäre eigentlich höchst an der Zeit, dass wir diesen beiden Gerichtshöfen endlich das Budget zur Verfügung stellen, das sie brau­chen.

Es ist dieses Jahr auch wie jedes Jahr so, dass der Verfassungsgerichtshof auf Rück­lagen zurückgreifen muss, um überhaupt den laufenden Betrieb aufrechterhalten zu kön­nen. Der Präsident des Verwaltungsgerichtshofes Thienel schreibt in einer Unterlage, die er uns ausgeteilt hat, wörtlich:

Für das Jahr 2020 kann der Verwaltungsgerichtshof aus heutiger Sicht bei normalem Betrieb

 – und wir gehen jetzt einmal nicht von einem normalen Betrieb aus, sondern wahr­scheinlich von einem anderen Betrieb aufgrund von Corona –

mit den vorhandenen Budgetmitteln bei äußerster Sparsamkeit gerade noch das Aus­langen finden. – Zitatende.

Ich finde das einigermaßen peinlich für uns als Parlament, dass wir es nicht schaffen, den beiden Höchstgerichten, dem Verwaltungs- und dem Verfassungsgerichtshof, ein ausreichendes Budget zur Verfügung zu stellen. (Beifall bei den NEOS und bei Abge­ordneten der FPÖ.)

Da geht es ja um die Grundfesten der Demokratie. Ich sage Ihnen etwas: Das Problem ist ja nicht, dass wir da unfassbar große finanzielle Mittel zur Verfügung stellen müssen – das sind ja im Vergleich zu dem, was wir sonst diskutieren, Peanuts, da geht es um so gut wie gar nichts –, es führt aber dazu, dass die Gerichtshöfe teilweise notwendige Sa­nierungsarbeiten nicht durchführen können, dass sie Planstellen später besetzen, als es notwendig wäre, damit sie beispielsweise Zimmer ausmalen können. Ich halte das nicht für sinnvoll, ich halte das für schlichtweg falsch.

Es geht bekanntlich auch nicht um juristische Spitzfindigkeiten, wie der Bundeskanzler das so nebenbei tituliert hat, sondern es geht darum, dass die Höchstgerichte es schaf­fen, unsere grundlegenden Grund- und Freiheitsrechte auch weiterhin zu schützen; da­her bringe ich – wie jedes Mal bei der Budgetdebatte zu diesen Untergliederungen – folgende Entschließungsanträge ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „zu­sätzliche finanzielle Mittelausstattung des Verfassungsgerichtshofs“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefor­dert, im Rahmen der mittelfristigen Budgetplanung den Verfassungsgerichtshof mit aus­reichenden Budgetmitteln auszustatten, um den laufenden Betrieb und die hohe Qualität der Entscheidungen nachhaltig zu sichern.“

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „zu­sätzliche finanzielle Mittelausstattung des Verwaltungsgerichtshofs“


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 106

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefor­dert, im Rahmen der mittelfristigen Budgetplanung den Verwaltungsgerichtshof mit aus­reichenden Budgetmitteln auszustatten, um den laufenden Betrieb und die hohe Qualität der Entscheidungen nachhaltig zu sichern.“

*****

Ein Land, das nicht fähig ist, seine wichtigsten Höchstgerichte mit ausreichend Budget­mitteln auszustatten, macht sich langfristig furchtbar peinlich. (Beifall bei den NEOS.)

13.11

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak‚ MA, Kolleginnen und Kollegen

betreffend zusätzliche finanzielle Mittelausstattung des Verfassungsgerichtshofs

eingebracht im Zuge der Debatte in der 32. Sitzung des Nationalrats über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (55 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2020 (Bundesfinanzgesetz 2020 – BFG 2020) samt Anlagen (183 d.B.) TOP 7 - UG 03

Der Präsident des Verfassungsgerichtshofs DDr. Christoph Grabenwarter machte in den Beratungen des Budgetausschusses auf die knappen finanziellen Ressourcen des Ver­fassungsgerichtshofes aufmerksam. Laut Bundesvoranschlag-Entwurf 2020 steigen die Auszahlungen für den Verfassungsgerichtshof im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr geringfügig von 16,0 Mio. Euro auf 17,3 Mio. Euro. Um Mehrausgaben durch den wei­terhin hohen Arbeitsanfall am VfGH abzudecken, muss auf die Rücklagen zugegriffen werden. Im BVA-E 2020 sind Rücklagenentnahmen iHv 0,4 Mio Euro für den laufenden Betrieb und den Personalbereich budgetiert. Die Auszahlungsobergrenze im Entwurf zum Bundesfinanzrahmengesetz sinkt bis 2023 auf 16,8 Mio. Euro.

Die Zahl eingegangener neuer Anträge und Beschwerden blieb 2019 mit rund 5200 neu anhängig gewordenen Verfahren ungefähr auf dem hohen Niveau der voran-gegange­nen Jahre. Ein überdurchschnittlich hoher Arbeitsanfall war erneut in Asylrechtssachen zu verzeichnen. Die Fallzahlen in diesem Bereich lagen im Jahr 2019 mit über 3.200 neu anhängig gewordenen Verfahren bei rund 62% des Gesamtanfalls. Zudem standen zahl­reiche, teils sehr komplexe Gesetzesprüfungsanträge zur Entscheidung an (z.B. Sozial­versicherungs-Organisationsreform, Sicherheitspaket, Sozialhilfe-Grundsatzgesetz).

Zu einem spürbaren Mehraufwand am VfGH führen die COVID-19-Maßnahmen. Der VfGH-Präsident informierte die Ausschussmitglieder darüber, dass bis dato 59 Eingaben im Zusammenhang mit COVID-19-Maßnahmen erfolgt sind, die sich auf die Gesetz­gebung oder die Erlassung von Verordnungen in diesem Bereich beziehen. Den Großteil machen dabei Individualanträge auf Gesetzes- bzw. Verordnungsprüfung aus (insge­samt 56). Überdies liegen zwei Staatshaftungsklagen vor, wobei es sich in einem Fall um einen Verfahrenshilfeantrag eines Zivildieners handle.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 107

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefor­dert, im Rahmen der mittelfristigen Budgetplanung den Verfassungsgerichtshof mit aus­reichenden Budgetmitteln auszustatten, um den laufenden Betrieb und die hohe Qualität der Entscheidungen nachhaltig zu sichern."

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak‚ MA, Kolleginnen und Kollegen

betreffend zusätzliche finanzielle Mittelausstattung des Verwaltungsgerichtshofs

eingebracht im Zuge der Debatte in der 32. Sitzung des Nationalrats über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (55 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2020 (Bundesfinanzgesetz 2020 – BFG 2020) samt Anlagen (183 d.B.) TOP 7 - UG 04

Der Präsident des Verwaltungsgerichtshofs Dr. Rudolf Thienel machte im Rahmen des Budgetausschusses auf die knappen finanziellen Ressourcen des Verwaltungsgerichts­hofes aufmerksam. Der Entwurf zum Bundesvoranschlag 2020 sieht für den Verwal­tungsgerichtshof Auszahlungen iHv insgesamt 21,7 Mio. Euro vor. Im Vergleich zum vorläufigen Erfolg 2019 bedeutet dies für 2020 einen Anstieg um knapp 0,7 Mio. Euro, das sind 3,1 %,

Wörtlich heißt es in einer den Abgeordneten zur Verfügung gestellten schriftlichen Stel­lungnahme des VwGH-Präsidenten: "Für das Jahr 2020 kann der VwGH aus heutiger Sicht bei normalem Betrieb mit den vorhandenen Budgetmitteln (Personal- und Sachauf­wand) bei äußerster Sparsamkeit gerade noch das Auslangen finden." Außerdem sei noch nicht abschätzbar, ob infolge der Corona-Krise zusätzliche Aufwendungen (etwa für vorgezogene Maßnahmen zum verstärkten Einsatz des Homeoffice) erforderlich sein werden, die allenfalls durch Rücklagenentnahmen abzudecken wären.

Im Jahr 2019 blieb der Neuanfall beim VwGH auf sehr hohem Niveau bei rund 7800 neuen Fällen. Auch im Asylrecht wurde im Jahr 2019 mit knapp 3000 neu anhängig gewor­denen Verfahren das hohe Niveau gehalten. Diese Entwicklung des Aktenanfalles ist durch die Änderungen im Asyl- und Fremdenrecht auch in den folgenden Jahre zu er­warten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefor­dert, im Rahmen der mittelfristigen Budgetplanung den Verwaltungsgerichtshof mit ausreichenden Budgetmitteln auszustatten, um den laufenden Betrieb und die hohe Qualität der Entscheidungen nachhaltig zu sichern."

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Bundesministerin Dr. Raab hat sich zu Wort ge­meldet. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 108

13.11.53

Bundesministerin für Frauen und Integration im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Su­sanne Raab: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeord­nete! Sehr verehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Werte Herren Volksanwälte! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Als Kanzleramtsministerin darf ich Ihnen kurz einen Einblick in das Budget des Bundeskanzleramtes geben.

Das Budget des Bundeskanzleramtes hat sich im Vergleich zum Vorjahr durchaus ge­ändert. Im Jahr 2019 standen noch 311,4 Millionen Euro zur Verfügung, nunmehr, im Jahr 2020, beträgt das Budget 413,5 Millionen Euro. Warum diese Veränderung? – Die grundsätzliche Veränderung in der Budgetstruktur hat sich dadurch ergeben, dass es umfassende Zuständigkeitsänderungen im Bundeskanzleramt gab.

Es sind also gegenüber dem Erfolg von 2019 im Jahr 2020 um 90 Millionen Euro mehr; zu begründen ist das zum einen damit, dass der Bereich Integration mit einem Bud­getvolumen von rund 70 Millionen Euro dazugekommen ist, auch der Verfassungsdienst dazugekommen ist, wohingegen Kompetenzen für Familien und Jugend sowie Kunst und Kultur abgewandert sind.

Was das Budget betrifft, so wurden zwei Untergliederungen abgegeben, die UG 10, un­sere zentrale UG, ist aufgrund dieser Verschiebungen angewachsen. Es darf – und das ist uns auch wichtig – festgehalten werden, dass wir im Bundeskanzleramt natürlich weiterhin ganz sparsam haushalten und dass die Mittel im Vergleich zum Übergangsjahr 2019 nicht entsprechend erhöht wurden.

Es gab nur vier Veränderungen in folgenden Bereichen: Zum Ersten wurde das Frau­enbudget um 2 Millionen Euro erhöht. Das freut mich als Frauenministerin natürlich sehr, ich darf dazu am Donnerstag noch einmal im Detail ausführen, wie das Frauenbudget beziehungsweise die Erhöhung in diesem Jahr verwendet werden wird.

Zum Zweiten: Es gibt eine Digitalförderung in Höhe von 15 Millionen Euro für Medien.

Zum Dritten: Der Verfassungsdienst ist, wie gesagt, dazugekommen, was insgesamt 3 Millionen Euro ausmacht.

Der Bereich Integration mit einem Budget von rund 70 Millionen Euro ist ebenfalls dazu­gekommen.

Auf den letztgenannten und auch größten Bereich möchte ich als Integrationsministerin noch kurz eingehen. Wir haben ja in den letzten Jahren, gerade vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise in Österreich, umfassende Integrationsstrukturen aufgebaut. Wir können als Staat stolz darauf sein, was wir an Integrationsangeboten leisten. Wichtig ist uns auf der einen Seite, dass diese Integrationsangebote stattfinden, auf der anderen Seite aber auch, dass sie angenommen werden. Wir fordern den Erwerb der deutschen Sprache, die Annahme unserer Werte und auch die Integration in den Arbeitsmarkt ganz klar und konsequent ein.

Das spiegelt sich auch im gemeinsamen Regierungsprogramm in zwei Grundsätzen wider. Zum Ersten: Integration durch Leistung. Es geht nicht darum, woher jemand kommt, sondern darum, was er in unserem Land beizutragen bereit ist. Zum Zweiten: Integration ist ein wechselseitiger Prozess, der eben Bereitschaft und Anstrengungen von beiden Seiten bedarf. Dafür braucht es viel Eigenverantwortung, Eigenengagement und Eigenmotivation. Und: Wer Integration behindert, wer keine Schritte dazu unter­nimmt, wer die staatlichen Angebote nicht wahrnimmt, der hat auch mit Sanktionen zu rechnen. Das ist das Grundkonzept unserer verbindlichen Integrationspolitik im Regie­rungsprogramm.

Das jetzige Budget trägt diesen Prinzipien Rechnung, denn nach dem Grundsatz: Wir fördern Integration, ja, aber wir fordern auch Integration!, gibt es verschiedene Schwer­punkte, die dem gerecht werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 109

Zum Ersten: Wir als Integrationsministerium werden die jetzigen Budgetmittel dafür ver­wenden, dass wir die gesetzlichen Verpflichtungen erfüllen, also die zentralen Elemente, die sich auch im Integrationsgesetz wiederfinden, nämlich Deutscherwerb, Wertevermitt­lung und auch Arbeitsmarktintegration. Dementsprechend stellen wir auch Integrations­angebote zur Verfügung. Im Jahr 2019 waren das beispielsweise 160 000 Beratungen an Integrationszentren, 31 000 Werte- und Orientierungskursplätze, 18 000 Deutsch­kursplätze – also da passiert viel an unseren österreichischen Integrationszentren.

Abseits der gesetzlichen Verpflichtungen haben wir uns im Regierungsprogramm auch weitere Schwerpunkte gesetzt. Natürlich sind und bleiben der Deutscherwerb und Deutsch als gemeinsame Sprache der Schlüssel für die Integration. Wir haben auch in der Krise gesehen, dass es da noch viel Aufholbedarf gibt, dass es viel Bedarf an mut­tersprachlichen Informationen gab. Diese muttersprachlichen Informationen können in der Krise die Ausnahme sein, ja, aber sie können natürlich nie die Regel sein, denn wer in Österreich lebt, der muss eben auch Deutsch können. Umso wichtiger ist es, dass unser Ressort jetzt nach der Sozialhilfereform Deutschkurse bis B1-Niveau anbietet; damit einhergehend, also mit der Verknüpfung mit dem Bezug von Sozialleistungen, wird sichergestellt, dass dieses Angebot auch angenommen wird. 60 Prozent der Kursplätze werden von Frauen in Anspruch genommen, deshalb war und ist es mir wichtig, dass auch die Beaufsichtigung der Kinder in diesen Kursen möglich ist; das entsprechende Angebot dafür werde ich weiter ausbauen.

Zweitens – und das ist mir als Integrationsministerin, aber auch als Frauenministerin wichtig – ist folgende Tatsache gegeben: Die Frauen sind der Motor für Integration. Frau­en sind diejenigen, die die Werte innerhalb der Familie weitergeben, die das Rollenbild der Kinder prägen, die vielfach auch für den Bildungsverlauf der Kinder zuständig sind. Deshalb brauchen wir die Frauen im Integrationsprozess, sie spielen da eine ganz zen­trale Rolle. (Ruf bei der SPÖ: Es gibt auch Väter, oder?)

Darüber hinaus wäre es natürlich wichtig – und das sieht man auch –, dass insbesonde­re Frauen davon profitieren, dass es verpflichtende Integrationsmaßnahmen gibt. Seit wir die Integrationsmaßnahmen im Integrationsprozess verpflichtend gestaltet haben, hat sich der Frauenanteil in unseren Kursen verdoppelt. Das zeigt auch – und das ist auch meine Erfahrung aus dem Integrationsbereich –, dass es für viele Frauen mit Mi­grationshintergrund nicht selbstverständlich war, dass sie an Kursen teilnehmen dürfen. Ich habe selbst oft miterlebt, dass man gesagt hat: Einen Wertekurs brauchst du nicht zu besuchen, einen Deutschkurs brauchst du nicht zu besuchen, es reicht, wenn einer in der Familie Deutsch kann!

Weiterhin ist mir ein Thema besonders wichtig, das die Schnittstelle zwischen Frauen und Integration betrifft, das ist das Thema Gewalt an Frauen. Ein gewaltfreies Leben ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben von Frauen. An der Schnittstelle zwischen Frauen und Integration werde ich auch das Thema der kulturell bedingten Gewalt speziell adressieren und Präventionsmaßnahmen dafür setzen, um gegen kulturell be­dingte Formen von Gewalt, denen Frauen mit Migrationshintergrund unterliegen, wie weibliche Genitalverstümmelung oder Zwangsverheiratung, anzukämpfen, denn klar ist natürlich: So etwas kann und darf es in unserer Gesellschaft nicht geben.

Drittens: Lassen Sie mich noch einmal betonen, wie wichtig es ist, dass wir in einem Land leben, in dem wir auch ein starkes Wertefundament haben, in dem wir Grundwerte haben – die wir alle mit Leben erfüllen müssen –, in dem wir die Gleichberechtigung von Mann und Frau als zentralen verfassungsrechtlichen Wert haben, genauso wie die Men­schenwürde und demokratische Prinzipien! Es ist auch wichtig und richtig, wenn wir Menschen, die nach Österreich kommen, dieses starke Wertefundament vermitteln und wenn wir dieses starke Wertefundament im Integrationsprozess betonen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 110

2015 haben wir damit begonnen, Wertekurse für Flüchtlinge abzuhalten, die seit 2017 verpflichtend sind, was ein wesentlicher Meilenstein war; aber nicht nur die Kurse sind wichtig, sondern auch die direkte persönliche Begegnung ist wichtig. Wir haben in der Coronakrise gesehen, dass ehrenamtliches Engagement von ganz zentraler Bedeutung für das Miteinander, für die Gesellschaft ist, dass das Ehrenamt der Kitt ist, der unsere Gesellschaft auch in schwierigen Zeiten zusammenhält.

Aus meiner Erfahrung ist es so, dass Engagement im Sportverein, bei der freiwilligen Feuerwehr oder im Musikverein schon die halbe Miete in der Integration ist. Darum findet sich im Regierungsprogramm auch ein diesbezüglicher Schwerpunkt, und ich werde auf das Ehrenamt auch besonderes Augenmerk in der Integrationsarbeit legen.

Ohne Zweifel ist es für eine langfristige Bewertung der Auswirkungen der Coronakrise auf die Integration zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, aber wichtig war, dass wir in der Integration jetzt ganz rasch wieder Fahrt aufnehmen, weshalb wir ab Mitte Mai unsere Integrationsangebote nach einer zweimonatigen Pause wieder hochgefahren haben und jetzt wieder Deutschkurse und -prüfungen mit persönlichem Kontakt angeboten werden können.

Abschließend lassen Sie mich noch festhalten, dass die Coronakrise natürlich nicht dazu führen darf, dass die Integrationsdefizite größer oder auch die vielen Integrationserfolge der letzten Jahre geschmälert werden. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Re­duktion der Sozialkontakte wesentlich ist, um unsere Gesundheit zu schützen, müssen wir besondere Anstrengungen unternehmen, um den sozialen Zusammenhalt trotz der Reduktion der körperlichen Nähe – sozusagen – zu stärken. Der Integration kommt da­bei eine ganz besondere Bedeutung zu. Der Rückzug in eine Herkunftsgemeinschaft kann keine Antwort auf die Krise sein. Verfestigung von problematischen Milieus und Abschottung schaden der Integration und schaffen auch Nährboden für Extremismus und Radikalisierung, und deshalb müssen wir jene Maßnahmen im Regierungspro­gramm, die sich gegen problematische Milieus, Parallelgesellschaften und alle Formen von Extremismus richten, weiter vorantreiben. Was vor der Krise wichtig war, ist es jetzt mehr denn je. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich darf mitteilen, dass die von Kollegen Dr. Nikolaus Scherak eingebrachten Entschließungsanträge ausreichend unterstützt sind, ordnungs­gemäß eingebracht sind und somit auch mit in Verhandlung stehen.

Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Mag. Ernst Gödl. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.22.18

Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Herr Präsident! Meine geschätzten Damen und Herren der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und liebe Zuhöre­rinnen und Zuhörer zu Hause vor den Bildschirmen! In der Vorbereitung zu dieser Bud­gettagung hier im Nationalrat schaut man üblicherweise auch, was sich in der letzten Budgetdebatte so zugetragen hat, welche Argumente verwendet wurden, und da kann man sehr schnell erkennen, dass es damals, 2018, als wir in einer anderen Regierungs­konstellation für 2018 und 2019 das Budget beschlossen haben, durchaus ähnliche Ver­haltensmuster gegeben hat. Es waren auch damals die Leichtfrieds und die Matznetters, die empört alles in Grund und Boden kritisiert und von einer Mogelpackung gesprochen haben. Ich behaupte nun: Egal welches Budget der Finanzminister ins Haus gebracht hätte, es wäre nie auf die Zustimmung mancher Parteien in diesem Haus gestoßen. Das sei dieser Budgetdebatte vorangestellt.

Ich stehe hier aber auch, gerade im Zusammenhang mit diesem Thema, als Sprecher für Integration und Migration meiner Fraktion, und die Frau Bundesministerin hat ja ge­rade sehr vorzüglich ausgeführt, dass auf dieses Detailbudget Integration das Augen­merk gelegt wird. Das zeigt nämlich auch, wie zukunftsweisend dieses Budget, das wir


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am Donnerstag beschließen werden, ausgestaltet ist. Die Bundesregierung hat sich ganz klar dazu bekannt, im Regierungsprogramm einen starken Fokus auf die Integra­tion zu richten. Das ist schon dadurch dokumentiert, dass ein eigenes Ministerium ein­gerichtet und mit Frau Bundesministerin Susanne Raab auch eine exzellente Expertin für diesen Bereich in die Bundesregierung berufen wurde. Es zeigt sich auch jetzt bei der Erstellung des Budgets, dass wir einen starken Fokus darauf richten, indem wir das Budget eindeutig erhöhen, nämlich insgesamt um 17,8 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2019. Es ist also ein ganz klares Bekenntnis zu einer verstärkten Integration, zu verstärkten Maßnahmen im Bereich der Integration, und auch wenn die Zahl der Asylwerber in den letzten Jahren kontinuierlich sinkt, bleibt es trotzdem eine ganz große Anstrengung, jene, die in den letzten Jahren, vor allem im Jahr 2015, zu uns zuge­wandert sind, die bei uns einen Aufenthaltsstatus, eine Asylberechtigung erreicht haben, in die Gesellschaft zu integrieren.

Integration ist nun einmal ein sehr langwieriger Prozess, und Integration braucht neben dem Willen und dem Engagement des Einzelnen und neben der Unterstützung der Aufnahmegesellschaft vor allem eines: Sie braucht Zeit.

Es braucht auch noch ein Zweites: Es braucht dazu auch Geld, damit wir als Staat jene Maßnahmen, die im Integrationsgesetz als verpflichtend festgeschrieben sind, umsetzen können: den Zugewanderten Deutschkurse, Wertekurse, eine Prüfung und die Möglich­keit zur Erreichung eines guten Sprachniveaus zur Verfügung zu stellen. Es ist unsere Verpflichtung, die Strukturen bereitzustellen, das Eigenengagement der Zugewanderten einzufordern und im Fall des Falles, wenn diese Verantwortung nicht wahrgenommen wird, auch mit Sanktionen gegenzusteuern.

Es ist in der Tat äußerst unbefriedigend – wenn man Zahlen verwenden darf, die vor der Coronakrise aktuell waren –, dass zum Beispiel damals 30 000 Asylberechtigte in Ös­terreich keine Arbeit hatten, davon 10 000 junge Menschen unter 25, und oft ist ein Grund, dass sie zu geringe Sprachkenntnisse haben und sich in unserer Gesellschaft nicht zurechtfinden. Es ist unsere Aufgabe, da ganz klar gegenzusteuern, daher werden 57,7 Millionen Euro für den Österreichischen Integrationsfonds vorgesehen, weitere 12,9 Millionen Euro werden seitens des Bundeskanzleramts über unsere Frau Ministerin direkt in 128 Integrationsprojekte fließen.

Meine Damen und Herren, dieses Budget ist also zukunftstauglich, es steht für eine kon­sequente Integrationspolitik; konsequent in der Bereitstellung von Sprach- und Werte­kursen, konsequent im Einfordern der Leistungsbereitschaft der zugewanderten Perso­nen mit rechtmäßigem Aufenthalt und konsequent auch in der Finanzierung. (Abg. Leichtfried: Das ist aber sehr optimistisch gesehen!) Wir können und sollen dieses Budget für das Jahr 2020 daher auch unbedingt beschließen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.26


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Selma Yildirim. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.26.52

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich stelle fest, dass Herr Bundeskanzler Kurz bei der Budgetdebatte dann, wenn es um das Bundeskanzleramt geht, abwesend ist und sich lieber vertreten lässt. Ich möchte in dem Zusammenhang, weil doch Herr ÖVP-Abge­ordneter Gerstl den Herrn Bundeskanzler ob seiner Sparsamkeit so gelobt hat, einiges richtigstellen.

Sehr geehrte Damen und Herren, parlamentarische Anfragen haben ergeben, dass Herr Bundeskanzler Kurz seine Beraterkosten um 50 Prozent erhöht hat. (Abg. Leichtfried:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 112

Oh!) Es hat sich aus den vorliegenden Unterlagen zum Budget herausgestellt, dass er seine Repräsentationskosten um das Vierfache erhöht hat, um 1 Million Euro.

Wir wissen, dass Kurz im Vergleich zu seinen Vorgängern, den roten Bundeskanzlern, fünf zusätzliche Büroleiter oder Kabinettschefs hat. Wir wissen auch, dass bei ihm be­züglich sehr vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – im Gegensatz zu unseren Kanz­lern, ob das Christian Kern oder Werner Faymann waren – intransparent dargestellt wird. Ich empfehle Ihnen, einen Blick auf die Homepage zu werfen. Wenn man das nur über­fliegt, sieht man, wie viele eigentlich in Fachabteilungen versteckt sind. Das tun wir nicht, und das unterscheidet uns von Ihnen: mehr Transparenz! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Rede betrifft aber im Grunde genommen den öffentlichen Dienst, sehr geehrte Damen und Herren. Wir haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung als Heldinnen und Helden beklatscht – zu Recht. Sie haben Großartiges geleistet. Wir haben gesehen, wie wichtig eine gut funktionierende öffentliche Verwaltung ist, aber wir sollten aus dieser Krise lernen.

Ich erinnere daran, dass in dem Bereich seit Jahren sukzessive gekürzt wird. Das geht auf Kosten der Dienstleistungen und auf Kosten der Versorgung. Die Präsidentin des Rechnungshofes sitzt hier. Der Rechnungshof kritisiert seit 2013 regelmäßig, dass die Finanzverwaltung in vielen Bereichen nicht mehr in der Lage ist, ihre Aufgaben zu vollziehen. Das sollte uns beschäftigen. Und weil es mich wie sehr viele andere entsetzt hat: Es greift – seit 20 Jahren, nicht nur seit Neuestem – das mit den Leiharbeitskräften auch im öffentlichen Dienst um sich. Sehr geehrte Damen und Herren, wir brauchen diese Menschen (Zwischenruf bei der ÖVP), aber wir verstecken sie unter Sachaufwand, Sachkosten! Wir haben den Menschen ihre Würde und ihre sicheren, guten Arbeitsplätze genommen und haben sie zur Manövriermasse degradiert und entwürdigt. Das können wir aus der Krise lernen: dass wir das rückgängig machen sollten.

Es erzürnt mich wirklich, dass in dieser Krise, in der viele Menschen ihre Arbeit verloren haben – 533 000 arbeitslose Menschen, 1,2 Millionen Menschen in Kurzarbeit, die nicht wissen, ob sie ihren Job wieder vorfinden werden –, das Budget für das Bundeskanz­leramt dermaßen erhöht wird. Das ist eine Verhöhnung dieser Menschen! (Beifall bei der SPÖ.)

Daher bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einspa­rung der Inszenierungsmillion des Bundeskanzlers“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundeskanzler wird aufgefordert, auf die Erhöhung seiner Repräsentationsaus­gaben um eine Million Euro zu verzichten.“

*****

Das haben sich nämlich diese Menschen verdient, dass direkte und schnelle Hilfe geleistet wird – und nicht diese Verschleierungstaktik! (Beifall bei der SPÖ.)

13.30

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Maga Selma Yildirim, GenossInnen

betreffend Einsparung der Inszenierungsmillion des Bundeskanzlers


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 113

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 7 Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (55 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvor­anschlages für das Jahr 2020 (Bundesfinanzgesetz 2020 – BFG 2020) samt Anlagen (183 d.B.) in der 32. Sitzung des Nationalrates zur Untergliederung 10

Der Bundeskanzler hatte im Bundesvoranschlag 2019 für Repräsentationskosten den Betrag von 270.000 Euro vorgesehen. Unter Repräsentationskosten sind Reisekosten, Kosten für Veranstaltungen und „sonstige Repräsentationskosten“ zu verstehen.

Im Bundesvoranschlag 2020 wird dieser Betrag nun auf 1.200.000 Euro erhöht. Der budgetierte Betrag wird somit um das 4,4-fache erhöht. Gerade in Zeiten, in denen 1,8 Mio. ÖsterreicherInnen entweder arbeitslos oder in Kurzarbeit sind, der Großteil der kleinen und mittleren Unternehmen um ihre Existenz fürchtet und viele Menschen in systemrelevanten Berufen für geringe Bezahlung ihr Bestes für die Allgemeinheit geben, ist eine solche enorme Erhöhung von Luxusausgaben zum Zweck der Selbstinszenie­rung ein schwerer Fehler.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundeskanzler wird aufgefordert, auf die Erhöhung seiner Repräsentationsausga­ben um eine Million Euro zu verzichten.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte schön, Herr Abgeord­neter.


13.30.39

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Verehrtes Präsidium! Sehr geehrte Frau Mi­nisterin! Herren Volksanwälte! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Zuerst einmal möchte ich als Rechnungshofsprecher einen Dank an den Rechnungshof, an Sie und an Ihr gesamtes Team aussprechen, nämlich für die ausgezeichnete Arbeit, die Sie leisten, und möchte heute auch zum Thema Rechnungshof sprechen, das ja auch zu dieser UG gehört. Vielen Dank an Sie und an Ihr gesamtes Team! (Beifall bei den Grünen.)

Um gleich auf den Punkt zu kommen: Eine ausreichende budgetäre Ausstattung des Rechnungshofes ist eigentlich das Um und Auf. Er braucht diese auch, denn die Aufga­ben des Rechnungshofes sind sehr vielfältig; er prüft die Sparsamkeit und die Wirt­schaftlichkeit in der Verwaltung. Wie wir alle wissen, legt der Rechnungshof diese Grundsätze der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit ja nicht nur bei den geprüften Ein­richtungen an, sondern auch bei sich selber, und doch ist zu sehen – das ist uns im Budget auch aufgefallen, speziell an der Besetzung der Planstellen im Rechnungshof ‑, dass der Rechnungshof mit einem sehr knappen Budget arbeiten muss. Zum Beispiel ist es seit Langem nicht möglich, dass er für ihn vorgesehene Planstellen zur Gänze ausschöpfen oder besetzen kann. Deswegen freut es mich besonders, dass uns die Präsidentin erst letzte Woche im Budgetausschuss die doch freudige Nachricht mitteilen konnte, dass zumindest einige der offenen Planstellen nun auch besetzt werden können. Das ist auch eine sehr gute Nachricht für die Transparenz in diesem Land.

Am Wochenende haben wir weiters erfahren – von Ihnen, Frau Präsidentin; auf Ö1 war das –, dass der Rechnungshof nun auch einen Schwerpunkt auf die Prüfungen der Coro­namaßnahmen legen wird. Das ist eine Entscheidung, die ich nur sehr begrüßen kann


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 114

und die auch richtig und wichtig ist, da der Rechnungshof hier sicherlich seine lang­jährige Expertise einbringen kann und Empfehlungen aussprechen wird, die es uns dann ermöglichen, wenn es wieder zu so einer Katastrophe, zu so einer Krise kommt, die Rahmenbedingungen dementsprechend zu optimieren.

Eine gesunde budgetäre Ausstattung des Rechnungshofes ist aber auch deshalb wich­tig, weil wir im Regierungsprogramm einige Projekte mit dem Rechnungshof vorhaben: einerseits vor allem ein umfassendes Transparenzpaket, das wir gesetzlich verankern wollen. Auch da werden wir den Rechnungshof brauchen und wird eine dementspre­chende finanzielle Ausstattung benötigt. Es geht zum Beispiel darum, durch die Auswei­tung seiner Prüfkompetenzen mehr Transparenz in die Finanzen von Unternehmen zu bringen, an denen der Staat zumindest mit 25 Prozent beteiligt ist. Wir sind gerade dabei, das auszuarbeiten, und wir werden versuchen, das ehestmöglich umzusetzen. Wir wer­den auch mit allen Parteien hier das Gespräch suchen, damit wir zu einer bestmöglichen Umsetzung kommen.

Auch die längst überfällige Kontrolle der Parteifinanzen steht ganz oben auf unserer Prioritätenliste, damit die SteuerzahlerInnen endlich wissen, was die Parteien mit den Steuergeldern machen, die ihnen für ihre politischen Aufgaben zur Verfügung stehen. Das ist ja spätestens seit damals ein Thema, als aufgeflogen ist, dass Ex-FPÖ-Partei­obmann Strache wie in einem Selbstbedienungsladen seine Privatkosten mit Parteigel­dern bezahlen lassen haben soll. Damit wird sich auch der Untersuchungsausschuss in den nächsten Wochen beschäftigen.

Daher muss es unser aller Anliegen hier im Parlament sein, den Rechnungshof budgetär so auszustatten, dass er das bleiben kann, was er ist, nämlich ein verlässlicher und kompetenter Partner, der die Steuergeldverwaltung akribisch kontrolliert und uns durch seine Empfehlungen auch laufend auf mögliche Einsparungspotenziale in der Verwal­tung hinweist.

Ich möchte darauf hinweisen, dass kein Euro, den wir dem Rechnungshof zur Verfügung stellen, ein verlorener Euro ist. Wenn man sich anschaut, wie viel Geld alleine durch die Umsetzung von Rechnungshofempfehlungen Jahr für Jahr eingespart wird, dann ist klar, dass das Budget, das wir dem Rechnungshof zur Verfügung stellen, eine gute Investition ist, die uns bei Weitem nicht so viel kostet, wie es oft den Anschein hat. Je mehr Prü­fungen der Rechnungshof vornehmen kann und je mehr Empfehlungen für Einspa­rungen im System von der Politik aufgegriffen und umgesetzt werden können, desto mehr Geld sparen wir an den richtigen Stellen, nämlich dort, wo Einsparungen auch tat­sächlich sinnvoll sind.

Also noch einmal, Frau Präsidentin: Vielen Dank an Sie und an Ihr gesamtes Team! Vielen Dank für die Arbeit! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.35.41

Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Herren Volksanwälte! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren zu Hause vor den Fernsehschirmen!

Ich möchte mich in dieser Budgetdebatte ganz am Anfang einmal bei den Parlaments­diensten für die sehr gute Arbeit bedanken, beim Legislativdienst und auch beim Bud­getdienst, die uns ja dieses Budget aufbereitet haben und uns auch mitgeteilt haben,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 115

dass es eben nicht passt, wie wir heute schon oft gehört haben. Es ist ein Budget, das noch vor der Covid-19-Krise erstellt worden ist, und das Finanzministerium, der Herr Finanzminister und auch die Regierungsparteien haben es nicht für notwendig gehalten, das Parlament und somit auch Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren Bürger und Steuerzahler, über die neuesten Zahlen zu informieren – anders, als man das mit den Herren und Damen in Brüssel gemacht hat.

Wir sehen eine Reihe von Ausgabensteigerungen, und diese sehen wir kritisch. Da stellt sich zum Beispiel hinsichtlich des Parlaments die Frage, wofür wir diese enorm vielen neuen Planstellen für Public Affairs brauchen. Landläufig werden ja manche ORF-Landesstudios auch als Landeshauptmann-TV verunglimpft – ich hoffe, dass das nicht zu einem Parlamentspräsidenten-TV wird, sondern dass auch die Abgeordneten in diesem neuen Medium nach ihrer Stärke ordnungsgemäß vertreten sein werden. Gut ist die Verbesserung der Sicherheitseinrichtungen, das ist etwas, was sehr wichtig sein wird.

Dann kommen wir zu einem nächsten Punkt: Wenn man sich das Budget der gesamten Bundesgesetzgebung anschaut, also des Hohen Hauses, der Gesetzgebung, dann sieht man, dass dafür 0,23 Prozent des gesamten Budgethaushaltes aufgewendet werden. Schauen wir jetzt ein bisschen genauer hin, wie viel der Herr Bundeskanzler für sich aufwendet: Das Bundeskanzleramt braucht mehr als das Doppelte, und es ist eigentlich ein Wahnsinn, wenn ein einziger Bundeskanzler für seine Medienarbeit doppelt so viel braucht wie alle 183 Abgeordneten zusammen.

Herr Bundeskanzler, vielleicht schichten Sie ein bisschen etwas von Ihren neuen Plan­stellen zu den Gerichten um, denn die müssen sich nämlich in Zukunft öfter damit be­schäftigen, was Sie in den ganzen Pressekonferenzen für ein Chaos angerichtet haben, und diesen Blödsinn wieder geradebiegen! Vielleicht geben Sie auch ein paar Plan­stellen vom Bundeskanzleramt an das Finanzministerium ab, damit man dort die Mög­lichkeit hat, die Hilfen, die Sie den Unternehmerinnen und Unternehmern schon seit zwei Monaten versprechen, schneller auszuzahlen!

Weil mich Herr Kollege Stögmüller zuerst ein bisschen angespornt hat: Das sind alles so Dinge, da wären die Grünen früher auf die Barrikaden gestiegen! Und jetzt stimmt ihr einfach ganz ruhig mit, und es sagt auch niemand mehr etwas, sondern ihr seid dabei. Also ich möchte nie wieder hören, dass die Grünen die großen Korruptionsjäger sind. Und wenn Herr Kollege Stögmüller da auch noch den Namen unseres ehemaligen Bun­desparteiobmannes in den Mund nimmt, der sich aus Parteigeldern – das werden die Gerichte klären – wie auch immer bedient hat, dann frage ich Sie: Wann sagen die Grünen endlich, wie hoch der Vertrag des Herrn Lothar Lockl in der Bundespräsident­schaftskanzlei dotiert ist? Das sind nämlich öffentliche Gelder, und solange das nicht offengelegt wird, braucht ihr überhaupt nichts von anderen Leuten und anderen Parteien in diesem Zusammenhang zu reden. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

13.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordne­ten von Grünen und FPÖ.)


13.39.44

Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Herr Vizekanzler! Frau Minister! Geschätzte Herren Volksanwälte! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zu­seher! Irgendwie ist es ja doch so, wie Kollege Scherak zitiert hat: „Und täglich grüßt das Murmeltier“ – in diesem Fall nur alle Jahre oder alle zwei Jahre.


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Jedes Mal, wenn ein Budget diskutiert wird, kommt – je nach Standort, je nach Stand­punkt – die Schelte entweder von links oder von rechts, in diesem Fall von Kollegin Yildi­rim und von Kollegen Schrangl – dabei hätten Sie bei der Beantwortung der Budgetan­fragen, was die Leiharbeiter betrifft, nur richtig zuhören müssen, denn unser Bundes­kanzler Sebastian Kurz hat durchaus auch ausgeführt, dass unter den SPÖ-Bundes­kanzlern tatsächlich viele Leiharbeiter beschäftigt waren und diese Leiharbeiter jetzt nicht mehr beschäftigt werden, und genauso, dass der Budgetposten Repräsentations­ausgaben an frühere Zeiten angeglichen wurde, weil das zu niedrig budgetiert war. Wenn aber die Schelte von links und von rechts kommt, dann sind wir in der Mitte und liegen richtig.

Das Budget 2020 steht tatsächlich unter dem Eindruck der Coronakrise – einer Gesund­heitskrise, die uns eine weltweite Pandemie beschert hat. Auch das Wifo bestätigt – das werden Sie ja gehört haben –, dass sich diese Zahlen krisenbedingt tagtäglich ändern können, dennoch müssen wir das Budget 2020 beschließen, denn die Zahlen, auf die es wirklich ankommt – nämlich die Erhöhungen im Bereich der Justiz, der Polizei, des Bundesheeres, im Bereich der Forschung und des Klimaschutzes –, stimmen auf jeden Fall und die sind wichtig und richtig und notwendig. Genau deshalb müssen wir dieses Budget beschließen. Damit werden viele wichtige Projekte finanziell abgesichert, und gerade als Sprecher für den Bereich öffentlicher Dienst ist es mir wichtig, darauf hinzu­weisen, dass zum Beispiel im Bereich der Justiz 100 Planstellen für zusätzliches Per­sonal im Verwaltungsbereich, Planstellen für rund 40 Staatsanwälte und zehn Richter, fünf Planstellen für die Datenschutzbehörde und 96 in Justizanstalten geschaffen wer­den.

Was das Sicherheitsbudget betrifft: Schaffung von 1 184 Planstellen im Bereich der Exe­kutive, verbesserte Schutzausrüstung und technische Ausstattung, meine sehr ver­ehrten Damen und Herren! Das ist wichtig, denn der öffentliche Dienst – das hat sich in dieser Krise wieder bestätigt – ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft. (Beifall bei der ÖVP.) Das haben wir in den letzten Tagen und Wochen bemerkt. Es hat sich gezeigt, wie wichtig diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind: vom Krankenhaus über das Pflegeheim, Polizei, Bundesheer, die Lehrerschaft und noch viele andere Bereiche. Sie repräsentieren die Republik auch als Dienstleister und haben die Coronakrise hervor­ragend gemeistert, genauso wie wir alle. Darauf können wir stolz sein.

Jeder wird Ihnen bestätigen, dass das Budget in der jetzigen Situation jederzeit neu ge­schrieben werden müsste, was die Ausgaben betrifft, aber dennoch, Herr Vizekanzler, möchte ich Ihnen noch einen Gedanken mitgeben, was das Thema Pensionierungen betrifft: Im öffentlichen Dienst wird es in den nächsten 13 bis 15 Jahren viele Pensio­nierungen geben. Ich ersuche, durch ein entsprechendes Personalmanagement – was die Nachfolge betrifft, was das Wissensmanagement betrifft – eine entsprechende Vor­sorge zu treffen, um die Fachkompetenz im öffentlichen Dienst zu erhalten.

Meine Damen und Herren, aufgrund der Coronakrise werden wir viele neue Schulden machen müssen. Es ist aber ein Glück, dass wir in den vergangenen Jahren gut ge­wirtschaftet haben, nach dem Motto: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. – Auch wenn wir jetzt viele Schulden aufnehmen müssen: Wir verfolgen eine solide und eine funktionierende Finanzpolitik im Interesse unseres Landes. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

13.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Hoyos-Trauttmans­dorff. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.43.26

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Herr Präsident! Frau Präsi­dentin des Rechnungshofes! Herr Vizekanzler! Frau Ministerin! Liebe Damen und Herren


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 117

der Volksanwaltschaft! Ich darf kurz zum Rechnungshofbudget, zur UG 06, reden: Na­türlich – das haben auch schon Vorredner hier gesagt; Niki Scherak hat vorhin gesagt, „täglich grüßt das Murmeltier“ – ist es schön, wenn das Budget des Rechnungshofes ein bisschen steigt. In diesem Fall bewegen wir uns in einem Bereich von knapp 3,2 Prozent. Das ist durchaus etwas, worüber man sich freut, aber die Situation ist trotzdem so, dass die Planstellen des Rechnungshofes nach wie vor nicht ausgeschöpft werden können, die Personalsituation ist nach wie vor sehr angespannt. Der Rechnungshof leistet mit seinen Ressourcen großartige Arbeit, aber die Ressourcen sind eben sehr eng be­messen.

Gerade in Zeiten der Krise muss man sich daher darüber Gedanken machen, wie wir die Ressourcen zur Verfügung stellen können, um über die Dinge, die hier passieren, Kon­trolle ausüben zu können. Der Rechnungshof hat glücklicherweise angekündigt, dass er konkret hinschauen wird, was die Förderungen betrifft, was den Härtefallfonds betrifft, was aber auch andere Maßnahmen während der Coronakrise betrifft. Als Parlament ist es unser Anliegen – beziehungsweise es muss unser Anliegen als Parlament sein –, dass dem Rechnungshof auch zukünftig genug Mittel zur Verfügung stehen.

Wir hatten in den letzten Jahren immer wieder die Situation, dass der Rechnungshof Rücklagen hat auflösen müssen, um seiner Arbeit nachkommen zu können. Wir sind dieses Jahr Gott sei Dank nicht in dieser Situation, aber wir müssen darüber hinaus schauen, dass es auch in den nächsten Jahren niemals zu einer derartigen Situation kommt.

Erhöhter Prüfungsaufwand: Da sprechen wir einerseits über Covid und alle Dinge, die rund um Covid passiert sind, und andererseits über Maßnahmen, die im Regierungspro­gramm angekündigt werden. Die Prüfung von Unternehmen ab 25 Prozent öffentlicher Beteiligung ist beispielsweise zu erwähnen, aber darüber hinaus auch andere Dinge, die ihr angekündigt habt. Wir warten auf das Transparenzpaket, ich hoffe, dass das kommt. All das wird auch weitere Investitionen in den Rechnungshof und auch mehr Geld für den Rechnungshof bedeuten müssen, damit es am Ende nicht heißt: Ja, der Rech­nungshof darf zwar mehr prüfen, aber eigentlich kann er nicht mehr prüfen, weil er nicht die entsprechenden Ressourcen hat.

Das heißt, Budget und Prüfungsaufgaben gehen natürlich immer Hand in Hand. Wir wer­den auch in Zukunft darauf schauen, dass der Prüfungsaufwand budgetär gedeckt wird und der Rechnungshof seiner Aufgabe gut nachkommen kann.

Wir werden heute zwei Selbständige Entschließungsanträge einbringen, weil wir eben diese Prüfung als so wichtig empfinden und weil wir es als wichtig empfinden, dass der Rechnungshof auch dort hinschauen kann, wo momentan sogenannte Prüfungslücken sind. Das ist zum Beispiel im Gemeindebereich der Fall – Sie wissen es, Frau Prä­sidentin –: Es gibt Bereiche, wo nicht klar ist, ob der Landesrechnungshof oder der Bun­desrechnungshof für die Prüfung zuständig ist. Dazu bringen wir einen Entschließungs­antrag ein. Darüber hinaus bringen wir einen Entschließungsantrag zum Thema ge­meinnützige Bauvereinigungen ein. Auch dieses Thema kennen wir schon und haben wir hier schon einmal diskutiert.

Ich glaube, dass die Arbeit, die Kontrolle des Rechnungshofes gerade in Zeiten der Krise, gerade in Zeiten, in denen es ein erhöhtes Maß an Aufgaben oder Aufwand auf­seiten der Republik gibt, weil eben Förderungen ausbezahlt werden, weil es gewisse Notfallmaßnahmen gibt, nicht zu unterschätzen ist. Dementsprechend müssen wir auch in Zukunft darauf schauen, dem Rechnungshof jene Mittel zur Verfügung zu stellen, die er notwendigerweise braucht, um seine Aufgaben erfüllen zu können. Dafür haben Sie, Frau Präsidentin, auch in Zukunft unsere volle Unterstützung. (Beifall bei den NEOS.)

13.47



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 118

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag.a Faika
El-Nagashi. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.47.09

Abgeordnete Mag. Faika El-Nagashi (Grüne): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Die Herren Volksanwälte! Herr Vizekanzler! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Integrationsbudget hat eine wesentliche Aufgabe, näm­lich ein Chancenbudget zu sein, ein Zukunftsbudget, und ich würde auch so weit gehen, zu sagen, ein partizipatives Budget. Damit kann es ein Budget des Zusammenhalts sein, ein Budget der Inklusion und auch ein Budget der Vielfalt. Das ist möglich durch die Integrationsarbeit der unzähligen Projekte, der Initiativen und der Vereine, die in diesem Bereich tätig sind. 2020 werden es 128 Projekte sein, die mit nahezu 13 Millionen Euro gefördert oder kofinanziert werden. (Beifall bei den Grünen.)

Das ist eine beachtliche Zahl, aber ich möchte auch auf jene Vereine, Projekte und Initia­tiven eingehen, die unbezahlt, im Ehrenamt, ohne Förderung ihre Arbeit leisten und auch in den vergangenen Wochen ihre Arbeit kontinuierlich, niederschwellig und bedarfsorien­tiert geleistet haben.

Das sind Vereine, die Menschen aus der Isolation geholt haben, wie zum Beispiel der Verein Fremde werden Freunde, der gemeinsam mit dem ORF über die Social-Media-Kanäle des ORF Informationen mehrsprachig – auf Arabisch und auf Farsi – zur Ver­fügung gestellt hat, um die Bevölkerung in Österreich zu informieren und ständig auf dem Laufenden zu halten. Das sind Initiativen wie die vielen Mentoring- und Paten­schaftsprojekte, die Menschen miteinander verbinden, auch virtuell, etwa die Initiativen PatInnen für alle oder auch Start with a Friend. Das sind Vereine und Gruppen, die Mög­lichkeiten für Jugendliche geschaffen haben, über ihre Anliegen, Sorgen und Probleme zu sprechen, wie die Muslimische Jugend Österreich oder der Verein Afghanische Ju­gendliche – Neuer Start in Österreich. Das sind Vereine wie Fibel oder Ehe ohne Gren­zen, die in dieser sehr schwierigen Zeit bikulturelle und binationale Familien begleitet haben, in einer Zeit, in der die Familienangehörigen nicht gewusst haben, ob sie sich wiedersehen können, wann sie sich wiedersehen können und das zum Teil immer noch nicht wissen. Das sind Vereine und Initiativen wie Miteinander Lernen und Orient Ex­press, die Migrantinnen dabei unterstützt haben, auch in dieser Zeit Deutsch zu lernen, sie darin unterstützt haben, weiterhin unabhängig zu sein. Das sind Vereine wie das Integrationshaus und die Asylkoordination, die der Desinformation entgegengewirkt und sich für die Rechte der Betroffenen eingesetzt haben. Das sind Vereine wie Queer Base, der mit lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intersexuellen Geflüchteten zu­sammenarbeitet, die Schwarze-Frauen-Community, die Dokustelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus und die Beratungsstelle Zara – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit –, die auf die Lebensrealitäten von Menschen aufmerksam machen, die Rassismus und Diskriminierung erleben.

Ohne all diese Vereine und Initiativen, die zum Teil unbezahlte Arbeit machen, wäre Integrationsarbeit in Österreich nicht möglich. Diese Initiativen machen Integrations­arbeit in Österreich feministisch, antirassistisch, inklusiv und intersektional, und genau so sollte Integrationspolitik in Österreich auch sein. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben deswegen im Regierungsprogramm auch festgehalten, dass Integration ein Querschnittsbereich ist, dass wir die interkulturelle Kompetenz vor allem im Bildungs­bereich erhöhen werden, dass wir in der staatlichen Verwaltung und in staatsnahen Be­trieben auf Diversitymanagement und -monitoring setzen werden und dass wir eine poli­tische Verantwortung im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung haben.

Integrationspolitik in diesem Sinne ist Frauenpolitik, ist Bildungspolitik, ist Sozialpolitik, und Integrationspolitik schafft damit Chancen, Zukunft und Zusammenhalt. Das ist nur


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mit der Zivilgesellschaft und durch die Zivilgesellschaft möglich, das verdient nicht nur Dank, sondern das verlangt nach Dialog, nach kontinuierlichem Dialog und nach nach­haltigen Strukturen, die das ermöglichen und absichern. Dafür werde ich mich und dafür werden wir uns auch weiterhin einsetzen. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Ku­charowits: Auch beim Budget!)

13.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag.a Karin Grei­ner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.52.08

Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Als Rechnungshofsprecherin möchte ich einen Punkt aufgreifen, den der Rech­nungshof auch prüfen wird, nämlich den Härtefallfonds, über den 2 Milliarden Euro an Steuergeldern ausbezahlt werden sollen. Wir wissen, der Herr Finanzminister hat die Abwicklung des Härtefallfonds an die Wirtschaftskammer Österreich ausgelagert. Das ist eigentlich nicht die ureigenste Aufgabe der Wirtschaftskammer und auch kein Kompli­ment für die Bediensteten des Finanzministeriums. (Beifall bei der SPÖ.)

Wie läuft die Handhabung des Härtefallfonds? – Viele Betroffene haben sich wirklich ratlos gezeigt, weil proklamiert wurde, die Antragsabwicklung erfolge rasch, sie erfolge vor allem unbürokratisch. Wie aber sehen das die Unternehmerinnen und die Unterneh­mer, die EPUs, die KMUs? – Sie sind mit einem 15-seitigen Antrag konfrontiert, mit mehrmaligen Versuchen, diesen zu stellen, wenn man nicht wirklich mit der Materie vertraut ist. Man hat ihn schließlich den Steuerberatern übergeben. Selbst dann wurden Anträge mit der Begründung, sie seien mangelhaft ausgefüllt, zurückgeworfen. Die Leute wurden im Kreis geschickt. Es bedurfte also mehrerer Anläufe, einer großen Portion Ge­duld.

Hat es sich wenigstens gelohnt? – Leider nein, denn der Großteil der Unternehmerinnen und Unternehmer wartet nach wie vor auf Unterstützung. Viele wissen nicht, ob ihr Ge­schäft überleben wird, viele sind wirklich verunsichert. Heute Vormittag sagt der Herr Finanzminister großmütig: Die Hilfe kommt an! – Wo hat der Herr Finanzminister hin­geschaut? (Beifall bei der SPÖ.) Er sollte seinen Blick von seinem Handy abwenden, hin zum wirklichen Leben. Man hat die UnternehmerInnen dazu befragt – wir haben eine aktuelle Umfrage da –: 66 Prozent der EPUs und 63 Prozent der KMUs geben der Hand­habung des Härtefallfonds ein Nicht genügend. – Wir von der SPÖ haben den Rech­nungshof ersucht, den Härtefallfonds zu überprüfen. Die Frau Präsidentin hat sich am Wochenende auch medial dazu geäußert und erfreulicherweise findet das auch statt. Sehr geehrte Damen und Herren, da geht es um Steuergeld und da brauchen wir volle Transparenz!

Einen Punkt möchte ich noch kurz ansprechen, der betreffend Prüftätigkeit sehr sensibel ist, und zwar Betreuungseinrichtungen und Pflegeeinrichtungen. Wie ist es diesen in der Krisenzeit ergangen? Wie haben sie agiert? Wie ist es den dort Betreuten ergangen? – Die Frau Rechnungshofpräsidentin hat sich dazu positioniert, wir haben das in Gesprä­chen vorher auch schon geklärt: Bei Prüfungen von Betreuungseinrichtungen wird der Fokus nicht ausschließlich auf den wirtschaftlichen Faktor gelegt. Warum nicht? – Es geht vor allem um gesundheitsrelevante Fragen, es geht um den sensiblen sozialen Bereich. Wir haben aus den Prüfungen, die uns in naher Zukunft hierzu vorliegen wer­den, Schlüsse zu ziehen und dann die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Frau Präsidentin Kraker, ich darf mich abschließend bei Ihnen und bei all Ihren Mitarbei­terinnen und Mitarbeitern für die konstruktive Zusammenarbeit bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)

13.55



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 120

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Ni­kolaus Berlakovich. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.55.42

Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Vertreter der Volksanwaltschaft! Vertreter des Rechnungshofes! Hohes Haus! Vor Kurzem haben wir der Gründung der Zweiten Republik aus den Trüm­mern des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren gedacht. Gedacht wurde auch eines Ereig­nisses, das zehn Jahre später stattgefunden hat, nämlich der Unterfertigung des öster­reichischen Staatsvertrages vor 65 Jahren. Er hat dieser neuen Republik und den Men­schen hier in Österreich die Freiheit gebracht, er war aber auch von großer Bedeutung für die österreichischen Volksgruppen. Zu diesem Thema darf ich sprechen, denn erst­mals wurden im Staatsvertrag die österreichischen Volksgruppen erwähnt und ihre Rechte festgeschrieben, nämlich im Artikel 7. Im Wesentlichen geht es dabei erstens um das Recht auf Amtssprache, zweitens um das Recht auf eine mehrsprachige Ausbildung und drittens um das Recht auf topografische Aufschriften.

In diesen 65 Jahren ist für die Volksgruppen sehr viel passiert, das Volksgruppengesetz wurde erlassen, die Volksgruppenbeiräte wurden gegründet, es wurde eine finanzielle Unterstützung für die Volksgruppen geschaffen, und zweisprachige topografische Auf­schriften wurden im Burgenland und in Kärnten – wenn auch erst nach Jahrzehnten – eingeführt.

Man könnte meinen, dass alles in Ordnung ist. – Leider nein, ist es nicht. Vor einiger Zeit hat die Europäische Kommission eine Studie in Auftrag gegeben, um zu erfahren, zu erforschen, wie es denn um die Volksgruppen, um die Minderheiten in Europa steht. Das Ergebnis ist ziemlich bedrückend: 80 Prozent der europäischen Volksgruppen sind in ihrer Existenz gefährdet. Das ist deswegen sehr bedauerlich, weil die Einzigartigkeit unseres gemeinsamen Europas die kulturelle und die sprachliche Vielfalt ist. Das gilt nicht nur für große Sprachgruppen und Kulturgruppen, sondern auch für viele kleine. Diese Vielfalt macht die Einzigartigkeit Europas und auch Österreichs aus.

In Österreich ist die Situation eine ähnliche. Wir haben in der Staatszielbestimmung fest­geschrieben, dass sich die Republik Österreich zu ihrer gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt bekennt, ihr unterstützend gegenübersteht und diese auch fördert. Daher ist es wichtig, dass wir da aktiv sind. Wir haben das bei den Regierungsver­handlungen gemacht. Wir, Kollegin Voglauer, Kollegin Blimlinger, Präsident Sobotka, Bundesministerin Raab – danke für die Initiative –, haben gemeinsam ein Programm aufgestellt, das hinsichtlich Volksgruppen sehr breit gefasst und sehr positiv ist.

Zum einen wurde eine zeitnahe Erhöhung der Volksgruppenförderung festgeschrieben. Leider geht sich das aufgrund der vorhin diskutierten Schwierigkeiten aufgrund von Co­rona und der finanziellen Nöte jetzt nicht aus, aber immerhin bleibt die Volksgruppen­förderung nominell gleich. Das begeistert die Volksgruppenvertreter weniger, sie haben sich mehr erhofft. Es wird notwendig sein, in den nächsten Jahren eine Erhöhung der Volksgruppenförderung zu veranlassen, weil auch das ein Impuls für die regionale Wirt­schaft ist und wir das brauchen.

Wichtig ist aber auch, dass Publikationsorgane der österreichischen Volksgruppen, wie es zum Beispiel bei den burgenländischen Kroaten die „Hrvatske novine“ oder bei den Kärntner Slowenen die „Novice“ ist, abgesichert werden. Das sind zentrale Blätter, die die Bevölkerung informieren, und damit wird die Sprache gelebt und auch am Leben erhalten. Von zentraler Bedeutung ist auch der Sendeplatz im ORF und die Verwendung der Sprache in den öffentlich-rechtlichen Medien.

Danke an Bundesministerin Raab, sie hat sich bereits mit den Volksgruppenvertreterin­nen und -vertretern zusammengesetzt. Wichtig ist der permanente Dialog, und wichtig


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ist in unserem eigenen Interesse auch, dass wir gemeinsam etwas für die österreichi­schen Volksgruppen erreichen. – Srdacno hvala da ste me poslušali. Vielen Dank. (Bei­fall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Gerald Loa­cker. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.59.36

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bun­desministerin! Frau Rechnungshofpräsidentin! Hohes Haus! Ich spreche zur Unterglie­derung 17, das betrifft die Beamten. Der Herr Vizekanzler ist leider nicht da, aber es wird ihm sicher berichtet, was ich dazu sage. Viele Erwerbstätige sind jetzt von Kurzarbeit betroffen, sind von Arbeitslosigkeit betroffen, Unternehmer stehen vor ihrem Ruin. Nicht betroffen sind zwei Berufsgruppen: die öffentlich Bediensteten und die Politiker, die haben ein fixes Einkommen, mit dem sie jeden Monat sicher rechnen können. Gerade deswegen ist es jetzt schon wichtig, einen Blick auf die Dienstrechtsverhandlungen im Herbst zu haben und sich bewusst zu machen, welche budgetären Folgen das hat, was da vereinbart wird.

In den letzten beiden Jahren haben die öffentlich Bediensteten großes Glück gehabt. 2017 war Wahlkampf, und so ist 2018 eine schöne, dicke Gehaltserhöhung dahergekom­men. 2018 haben wir eine Übergangsregierung gehabt, die keine politische Rückende­ckung hatte, und so war es für die Gewerkschaft ein Leichtes, den Minister einigermaßen über den Tisch zu ziehen und ein dickes Paket auszuverhandeln, obwohl der EuGH mit der Vordienstzeitenanrechnung dem öffentlichen Dienst gerade ein 400-Millionen-Euro-Paket hinübergeschoben hatte.

Die Kosten sind deutlich gewachsen, die Biennalsprünge schlagen jedes Jahr im Schnitt mit 1,1 Prozent zu Buche – also da ist eine sehr hohe Dynamik drin –, und jetzt wird der öffentliche Dienst mit 1 340 Planstellen noch zusätzlich aufgeblasen. Es wäre an der Zeit, sich zu überlegen: Wie gehe ich als Arbeitgebervertreter, wie gehe ich als Vize­kanzler Kogler in die Verhandlungen mit der Gewerkschaft im Herbst? Der Arbeitgeber müsste der Gewerkschaft erstmalig auch mit eigenen Forderungen gegenübertreten. Ich habe im Budgetausschuss den Vizekanzler danach gefragt, und er hat mich quasi wissen lassen, dass er mit der Einstellung des H.-C. Strache in die Verhandlungen ge­hen wird, nämlich ohne Gegenforderung, und einfach die Politik des Verteilens weiterma­chen wird. – So kann man nicht arbeiten.

In der aktuellen Krise bangen zwei Millionen Österreicher um ihre finanzielle Zukunft – mindestens! –, die öffentlich Bediensteten haben das Glück, dass sie von ihrem Einkom­men her am allerwenigsten betroffen sind, weder Arbeitslosigkeit noch Kurzarbeit noch Konkurs müssen sie fürchten, daher wäre es Zeit, mit Gegenforderungen in die Ver­handlungen zu gehen und zum Beispiel alte Zöpfe wie die bezahlte Mittagspause ab­zuschaffen, denn viele Menschen, die jetzt keinen Job haben, wären froh, wenn sie we­nigstens eine unbezahlte Mittagspause machen dürften. (Beifall bei den NEOS.)

14.02


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.02.35

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Herr Präsident! Gospod president! Spoštovane dame in gospodje! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Vertreter der Volksanwaltschaft und des Rechnungshofes! Der Umgang mit seinen Volksgruppen ist die Visitenkarte eines Landes. Im vorliegenden Budget sind


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für die Volksgruppenförderung etwas mehr als 3,8 Millionen Euro vorgesehen – ein nicht allzu hoher Budgetrahmen für Österreichs Volksgruppen, vor allem ein Budgetrahmen, der seit 25 Jahren nicht mehr erhöht wurde; also in Wirklichkeit ist dieses Budget die Hälfte wert.

Wenn sich bei mir in der Früh meine Familie trifft, dann begrüßen wir uns mit einem herzlichen: Dobro jutro! – Guten Morgen! –, so wie es viele Familien tun, die sich einer Volksgruppe angehörig fühlen. Ja, 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs werden diese Sprachen unserer Volksgruppen nach wie vor gesprochen. Sie gehören zu unse­rem Alltag in Österreich und in den Bundesländern, und das Sprechen dieser Sprachen ist keine Selbstverständlichkeit.

Es gibt in jeder Sprache ein herzliches: Dobro jutro!, genauso aber auch ein: Lahko noc! – Gute Nacht! Während unsere Kinder in Kärnten zum Beispiel unbekümmert das slowenische Gymnasium besuchen können und sich um den Erhalt ihrer Schule nicht irgendwie zu kümmern brauchen, wissen tschechische Schüler der tschechischen Volks­gruppe in Wien, dass deren Eltern und Schulerhalter jährlich darum kämpfen, die Schule zu erhalten. – Beides findet in Österreich statt. Den Verlust an angewandter Sprache, an gelebter Kultur und Tradition, an gelebter Bildung, all das können wir mit Geld nicht ausgleichen – die Weichen für eine gute Zukunft stellen können wir allemal! Daran wer­den wir gemessen.

Es sind diese reichen Sprachen, diese vielschichtigen Kulturen und ihre Kunst, landes­weit und international gepriesen und ausgezeichnet, diese Lebensart mehrerer Kulturen: All das braucht Raum, braucht Schutz und braucht Anerkennung – nicht nur in Kärnten, sondern überall, wo Volksgruppen leben. Volksgruppen, die nicht um ihre Existenz und ihren Fortbestand bangen müssen, das würde unser Land auszeichnen.

Für Volksgruppen und ihre Institutionen ist das Budget immer eine Frage der Existenz, immer eine Frage der eigenen Aufopferung, denn was finanziell nicht abgegolten werden kann, wird ehrenamtlich geleistet. Diese ehrenamtlichen Leistungen sind über die Jahre in allen Volksgruppen jährlich stärker geworden, und sie können nicht Basis dessen sein, was wir in Zukunft als eine angemessene Förderung ansehen werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist unsere Aufgabe, den österreichischen Volksgruppen ein gutes Fundament mit ei­ner angemessenen Förderung zu geben, dass wir diese Identität, die zu Österreich gehört, weiterentwickeln, zukunftsweisend in ein: Dobro jutro!, und nicht in ein: Lahko noc! Es ist unsere Aufgabe, gezielt zukunftsorientierte und moderne Volksgruppenförde­rung aufzubauen, und das bedeutet Investition in Kompetenz und Identität – Kompetenz und Identität, zwei wichtige und seit jeher tragende Säulen unseres schönen Österreich mit all seinen Menschen, die hier leben, mit allen Volksgrupppen, mit allen Minderhei­ten. – Hvala lepa, danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

14.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Christian Drobits. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.06.36

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Volksanwaltschaft und des Rechnungshofes! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher vor dem Bildschirm! Wir haben die tiefste Wirtschaftskrise seit 1945, viele sind in ihrer Existenz gefährdet, egal ob Arbeitnehmer oder Unternehmer, und viele wollen Wahrheit und Fairness erfahren.

In diesem Budget finden sie weder Wahrheit noch Fairness. Hinsichtlich Budgetwahrheit sieht man gar nichts, da ist nämlich alles unklar. Seit zehn Wochen gibt es eine be­harrliche Realitätsverweigerung, und diese wird auch abgebildet. Fairness findet man


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deshalb nicht, weil genau diese Gruppen seit der Abschaffung des Epidemiegesetzes nunmehr nicht entschädigt werden können und so nicht in der Lage sind, weiter zu existieren.

Schaut man sich nun diese Fairness und diese Wahrheit und die obersten Organe an, so sieht man, dass da eine krasse Diskrepanz besteht. Worin liegt diese?

Erstens: oberste Organe, Bundesgesetzgebung: Hinter mir sitzt der Dritte Nationalrats­präsident, der in Bezug auf den Personalplan in der Präsidentschaftskanzlei etwas ge­fragt wurde. Er hat dann eine Frage gestellt, und es wurde ihm seitens des Ersten Präsidenten gesagt, diese Frage passe nicht zum Budget. Das Einvernehmen nach § 14 der Geschäftsordnung wurde somit nicht hergestellt. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Die Zweite Nationalratspräsidentin wurde gar nicht nach dem Personalplan gefragt. – Das ist nicht das Einvernehmen, das wir wollen. (Beifall bei der SPÖ.)

Einvernehmen ist dem Demokratieverständnis entsprechend notwendig, und, Herr Kol­lege Gerstl, Demokratieausbau heißt für mich nicht Demokratieeinschränkung, indem die beiden anderen Nationalratspräsidenten ausgeschlossen werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein weiterer Punkt: Präsidentschaftskanzlei, 300 000 Euro Erhöhung der Repräsenta­tionsaufgaben. Was rechtfertigt diese 300 000 Euro, wenn derzeit überhaupt keine Fest­aktivitäten stattfinden, wenn durch Corona keinerlei Reisen notwendig sind? Die Antwort von Bundesministerin Edtstadler war, das werde nach der Coronakrise schon kommen. Ich hoffe nicht, dass das der Ansporn für unseren Bundespräsidenten war, nach 23 Uhr einen Lokalaugenschein vorzunehmen.

Ich glaube auch nicht, dass der Herr Bundeskanzler – der jetzt nicht da ist – weiß, dass er im Endeffekt ein eigenes System aufgebaut hat. Dieses System heißt: Kontrolle über die Kontrolle durch Kontrolle, Kontrolle zum Quotienten. Was heißt das genau? – Er hat 6,5 Millionen Euro für diesen Bereich bereitgestellt. Diese 6,5 Millionen Euro beinhalten zwei Kleingruppen mit jeweils fünf Mitgliedern; die Zahl fünf dürfte die Lieblingszahl sein. Diese fünf Mitglieder sind Think Austria, wo bekanntlich Frau Mei-Pochtler den Vorsitz hat, und Büroleiter, die er bezahlt. Und dieses System, das da aufgebaut worden ist, geht an der parlamentarischen Kontrolle vorbei.

Meiner Meinung nach haben wir die Aufgabe, darauf zu achten, dass grundsätzlich das Sparen im System erfolgt. Momentan habe ich das Gefühl – wenn ich das Budget be­trachte, in dem die Repräsentationsausgaben mittlerweile das 4,4-Fache ausmachen, in dem es mittlerweile eine 23-prozentige Steigerung des Etats im Bundeskanzleramt gibt –, dass im Endeffekt das Sparen bei anderen angesagt ist, und das Sparen im System heißt beim Herrn Bundeskanzler: sparen, aber noch nicht zum richtigen Zeitpunkt jetzt bei mir, sondern bei den anderen! – Das wollen wir nicht, das ist purer Luxus!

Ich sage ganz klar: Wir wollen nicht, dass bei den Kleinen gespart wird, sondern wir wollen, dass bei den obersten Organen gespart wird – und das ist im Budget nicht er­sichtlich. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

14.10


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Hermann Gahr. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.10.55

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Mein Vorredner hat jetzt alles schlechtgemacht. (Ruf bei der SPÖ: Das Richtige gesagt!) Ich darf feststellen, dass das Budget 2020 für alle hier eine besondere Herausforderung darstellt. Es geht um riesige Herausforderun­gen, es geht um Investitionen, gezielte Investitionen in die Sicherheit, es geht um den


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Schutz vor Naturgefahren, es geht um erneuerbare Energie, aber es geht vor allem da­rum, meine Damen und Herren, dass wir in Arbeit und Wirtschaft investieren: einerseits, um bestehende Arbeitsplätze zu sichern, und andererseits, um den Wirtschaftskreislauf wieder in Schwung zu bringen.

Wir sollten auch darauf Bedacht nehmen, dass der österreichische Rechnungshof immer wieder aufzeigt, dass wir in unserem Land sparsam, wirtschaftlich und transparent wirt­schaften. So kann man, glaube ich, feststellen, dass das Budget für den österreichischen Rechnungshof von 36 Millionen Euro – eine Steigerung von 3,83 Prozent – gut investiert ist, weil es damit Planungssicherheit und Stabilität gibt. Der Rechnungshof kann also seinem Auftrag nachkommen.

Es geht darum, dass wir die zukünftigen Herausforderungen annehmen. Im Septem­ber 2019, vor den Nationalratswahlen, hat es den Beschluss zum Parteiengesetz gege­ben, der ein Verbot von Großspenden und die Verschärfung bei Geldbußen beinhaltet.

Wichtig ist auch – wir haben das heute schon öfter gehört –, dass wir die Maßnahmen, die aufgrund von Covid gesetzt wurden und werden, möglichst zeitnahe prüfen. Frau Präsident des Rechnungshofes, ich glaube, das ist eine riesige Herausforderung.

Zusätzlich wird im Rechnungshof gezielt in IT investiert. Die Frau Präsident hat es im Budgetausschuss festgestellt: Es geht darum, dass wir den Wissensaustausch und die Vernetzung in allen Bereichen ermöglichen, um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden.

Abschließend darf ich hier noch einen Punkt erwähnen: Der Rechnungshof hat immer wieder gesagt, dass die Zahl der Akut- und Intensivbetten in Österreich reduziert werden sollte. Hin und wieder passiert aber etwas, und in der heurigen Krise haben wir diese Akutbetten durchaus gebraucht. In anderen Ländern hat es einen Mangel daran gege­ben, was zu dramatischen Situationen geführt hat. Frau Rechnungshofpräsident, ich meine, man sollte das Ganze überdenken und dabei die Langfristigkeit und Nachhaltig­keit sehen, aber es geht vor allem darum, dass wir der Bevölkerung, wenn es Anlässe und Fälle wie Corona gibt, Sicherheit bieten können.

Abschließend darf ich mich für die Zusammenarbeit bedanken. Ich glaube, wir sollten gemeinsam die zukünftigen Herausforderungen bewältigen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.14


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wolfgang Zan­ger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.14.06

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Ja, für mich ist das heute zum Teil, muss ich sagen, ein Freudentag, und das habe ich der Frau Präsidentin des Rechnungshofes zu verdanken. Ich möchte euch und auch Ihnen, Frau Präsidentin, gleich erzählen, warum das so ist.

Vor ziemlich genau 14 Tagen sind wir hier herinnen gesessen, und zwar im Budgetaus­schuss zur Besprechung eines Budgets, das das Papier, auf dem es geschrieben steht, zwar nicht wert ist, aber wir erfüllen schon unsere Pflichten. Damals habe ich Sie gebeten, zu berücksichtigen, dass es meiner Meinung nach notwendig wäre, im Rech­nungshof eine Sondereinheit einzurichten, die all die schwarz-grünen Coronaknüller zu prüfen hat. Nach dem zu schließen, was Sie, Frau Präsidentin, am Wochenende bekannt gegeben haben, haben Sie das jetzt getan, und Sie werden sich diesen Coronaknüllern widmen.

Einer dieser Knüller ist der Soforthilfefonds – es geht also um dessen Prüfung –, den Sie gleich einmal kritisch hinterfragen wollen; so nehme ich das wahr. Dieser Soforthilfe­fonds hat ja tatsächlich für Aufsehen gesorgt, und ich habe mir dann die Mühe gemacht,


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bei den Steuerberatern, die mir bekannt sind, beziehungsweise bei ihren Angestellten nachzufragen, wie es denn tatsächlich mit den Anträgen ausschaut: Wie viele werden da eingereicht? Wie viele kommen positiv beschieden zurück? Und der Eindruck, den ich hatte, war – das ist ohnehin schon beschämend genug –, dass vielleicht 10 Prozent der eingereichten Anträge positiv beschieden wurden.

Ich muss sagen, das deckt sich auch mit meiner Wahrnehmung, denn in meinem Umfeld kenne ich keinen Coronainfizierten und schon gar keinen Coronatoten, aber auch kei­nen, der irgendeine Soforthilfe gekriegt hätte.

Wie wir jetzt wissen, sind von dem mit 2 Milliarden Euro dotierten Soforthilfefonds rund 120 Millionen Euro ausbezahlt worden. Da sind wir noch ein bisschen unter der Quote, da ist es ja so, dass fast 95 Prozent nichts bekommen haben.

Jetzt frage ich mich auf der einen Seite, wie das passieren kann – das werden Sie prüfen, Frau Präsidentin –, aber auf der anderen Seite, wofür man so etwas prüft, was ohnehin das Finanzamt auch prüfen wird, wobei es in Wirklichkeit um eine verschwindend ge­ringe Summe geht.

Ich würde anregen, dass man die Cofag prüft, denn es ist ja das eigentliche Versagen des Parlaments, der schwarzen und grünen Abgeordneten, dass wir eine Finanzierungs­agentur des Bundes haben, eine Coronafinanzierungsagentur, die von zwei Geschäfts­führern geleitet wird – natürlich einem schwarzen und einem grünen; es geht dort um einen Topf von 15 Milliarden Euro, die praktisch freihändig, ohne Kontrolle vergeben werden (Zwischenruf bei der ÖVP) – und nicht dem parlamentarischen Interpellations­recht unterliegt. Das ist ja der wahre Knüller! Ich wünsche mir, Frau Präsidentin, dass der Rechnungshof auch da hineinschaut, und zwar sehr, sehr genau! (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Zum konkreten Budget: Frau Rechnungshofpräsidentin, Sie haben den Wunsch ge­äußert, dass Sie von 282,5 Vollbeschäftigungsäquivalenten auf 290 aufstocken können. Das ist natürlich ein legitimer Wunsch und dafür finden Sie auch unsere Unterstützung, denn auch wir haben ja Wünsche, insbesondere wenn es um eine Erweiterung und Ausweitung der Prüfkompetenzen des Rechnungshofes geht. Ein schon lange gehegter Wunsch, den wir auch immer wieder in Anträge fassen, ist, dass der Rechnungshof Un­ternehmen prüfen soll, die eine 25-prozentige staatliche Beteiligung aufweisen – also nicht erst ab einer 50-prozentigen.

Wir legen wieder einen entsprechenden Entschließungsantrag vor, den ich hiermit ein­bringe:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausweitung der Prüfkompetenz des Rechnungshofes“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzu­leiten, in der das Bundes-Verfassungsgesetz und das Rechnungshofgesetz dahinge­hend geändert werden, dass die Prüfkompetenz des Rechnungshofes ausgeweitet wird, um Unternehmen, an denen die öffentliche Hand mit mindestens 25 Prozent beteiligt ist, prüfen zu dürfen.“

*****

Ich hoffe auf Zustimmung und darauf, dass ein lange gehegter Wunsch endlich einmal in Erfüllung geht, aber noch mehr wünsche ich mir, dass Sie bei all den schwarz-grünen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 126

Coronaknüllern, die da jetzt vom Parlament verabschiedet wurden, fündig werden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

14.18

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Zanger und weiterer Abgeordneter

betreffend Ausweitung der Prüfkompetenz des Rechnungshofes

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 7 über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (55d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2020 (Bundesfinanzgesetz 2020 –BFG 2020) samt Anla­gen (183d.B.) – UG 6 – in der 32. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 26. Mai 2020

Für die Kontrolle wirtschaftlicher Unternehmen durch den Rechnungshof ist derzeit ent­weder eine mindestens 50-prozentige Beteiligung, oder eine gleichzuhaltende tatsäch­liche Beherrschung durch die öffentliche Hand (Bund, Länder, Gemeinden mit mindes­tens 10.000 Einwohnern oder RH-unterworfene Rechtsträger) vorgesehen. Bei einigen Unternehmen, an denen die Republik beteiligt ist, werden derzeit nur ca. 25 Prozent gehalten.

So zeigt ein internationaler Vergleich von entsprechenden Zuständigkeitsregelungen et­wa, dass im Unternehmensbereich eine Prüfungszuständigkeit von Einrichtungen der externen öffentlichen Finanzkontrolle bereits bei jedweder Beteiligung der öffentlichen Hand besteht (wie bspw. der Obersten Rechnungskontrollbehörden von Ungarn und Polen). Aber auch auf nationaler Ebene ist in mehreren Bundesländern das Beteiligungs­ausmaß zur Auslösung einer Prüfung herabgesetzt. So haben die Länder Burgenland, Kärnten, Salzburg und Steiermark eine Kontrolle von Unternehmen durch den Landes­rechnungshof schon ab einer 25-prozentigen Beteiligung vorgesehen.

Eine entsprechende Prüfungskompetenz sollte auch für den Bundesrechnungshof vor­gesehen werden und in Artikel 126b Abs. 2, Artikel 127 Abs. 3 und Artikel 127a Abs. 3 B-VG sowie in § 12 Abs. 1, § 15 Abs. 1 und § 18 Abs. 1 RHG somit die Wortfolge in „25 vH“ anstelle von „50 vH“ geändert werden.

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzu­leiten, in der das Bundes-Verfassungsgesetz und das Rechnungshofgesetz dahinge­hend geändert werden, dass die Prüfkompetenz des Rechnungshofes ausgeweitet wird, um Unternehmen, an denen die öffentliche Hand mit mindestens 25 Prozent beteiligt ist, prüfen zu dürfen.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung.

Zu einer Stellungnahme hat sich die Präsidentin des Rechnungshofes, Frau Dr. Margit Kraker, zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Präsidentin. (Abg. Leichtfried: Das war jetzt eine untypische Zanger-Rede!)



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14.19.08

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Ja, ich möchte mich jetzt auch zur UG 6: Rechnungshof, zu Wort melden und mich auch bei Ihnen für die un­terstützenden Ausführungen und auch für die Zusammenarbeit, die mit allen Fraktionen vonseiten des Rechnungshofes sehr intensiv angestrebt wird, bedanken. Der Rech­nungshof ist ja das Kontrollorgan des Nationalrates und versucht, durch unabhängige und objektive Berichte die Arbeit, die Kontrollarbeit des Hohen Hauses zu unterstützen.

Wenn Sie mich fragen, ob mir als Rechnungshofpräsidentin schwummrig wird, wenn je­den Tag neue Milliarden versprochen werden, dann muss ich sagen: Mitunter ja, aber natürlich – und das ist unbestritten und wurde auch schon öfter betont – erfordern außer­gewöhnliche Situationen außergewöhnliche Maßnahmen.

Förder- und Hilfsmaßnahmen des Staates in Milliardenhöhe sind jetzt sicherlich notwen­dig, um die Wirtschaft und die Gesellschaft in dieser Zeit der aktuellen Krise zu unterstüt­zen, denn die Krise hat uns alle ja auch unvermittelt getroffen. Wenn man zu Milliarden­paketen Ja sagt, dann muss man eben auch zu Transparenz und zu einer umfangrei­chen Kontrolle Ja sagen – und da ist eben der Rechnungshof jenes Organ, das dazu aufgerufen ist.

Der Rechnungshof sieht es angesichts dieses großen Volumens der Krisenbewälti­gungsmaßnahmen, die insbesondere der Bund beschlossen hat, aber eben auch die Länder in Teilen beschlossen haben, als seine Verpflichtung an, diese Pakete umfas­send zu kontrollieren. Wichtig ist es dem Rechnungshof und auch mir, dass die Hilfspakete bei denen ankommen, für die sie gedacht sind, nämlich zur Bewältigung der Folgen der Coronakrise. Da werden wir genau hinschauen. Deshalb wird die Aufarbei­tung der Covid-Maßnahmen den Rechnungshof in der nächsten Zeit sehr stark beschäf­tigen.

Ich habe schon einige Themen angekündigt: den Härtefallfonds, aber eben auch andere Themen wie die Bedeutung der Verfügbarkeit und der Nutzung von Gesundheitsdaten, das Zusammenwirken zwischen Behörden von Bund und Ländern und eben insbe­sondere die Krisenfestigkeit von Pflegeeinrichtungen. Viele weitere Prüfungen werden folgen, aber wir haben eben auch nur begrenzte Kapazitäten, mit denen wir nur Stück für Stück abarbeiten können. Ziel der Prüfungen ist es, Verbesserungen für die Zukunft zu erreichen.

Sehr geehrte Damen und Herren, das Budget 2020, das erst jetzt zur Beschlussfassung steht, wurde ja bereits vor der Coronakrise oft als Übergangsbudget bezeichnet – es gab ja das Provisorium –, weil sich wesentliche Regierungsvorhaben erst im Budget 2021 widerspiegeln sollten. Jetzt, da wir die Covid-Krise erleben, handelt es sich erst recht um ein Übergangsbudget, denn beim Budget für das Jahr 2020 fahren wir derzeit alle nur auf Sicht und zum Teil ins Ungewisse. Eines ist aber sicher: Sobald die Sicht wieder klarer wird, müssen die Grundprinzipien der Budgetierung wieder strikt eingehalten wer­den, und wir alle müssen die richtigen Lehren aus der Krise ziehen.

Hohes Haus, vor dem Hintergrund, dass Kontrolle eben unverzichtbar ist, kommt einer ausreichenden finanziellen Ausstattung des Rechnungshofes eine grundlegende Bedeu­tung zu, denn nur so ist es möglich, dass wir die Planung der Prüfungshandlungen ganz konsequent vorantreiben können. Das vorliegende Budget sieht für das laufende Jahr ein Auszahlungsvolumen von 36 Millionen Euro vor, das entspricht einer Erhöhung um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahresbudget – das ist grundsätzlich positiv. Der Finanz­rahmen für die Folgejahre reicht aber nicht aus, er müsste für die kommenden Jahre noch entsprechend angepasst werden, damit es nicht zu realen Kürzungen kommt. Deshalb sage ich, dass man am Budget 2021 erkennen wird, ob insbesondere die von


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 128

vielen Seiten versprochene Stärkung der Finanzkontrolle zum Tragen kommen kann und wird.

Mit dem vorliegenden Budget können wir – und das habe ich im Budgetausschuss schon deponiert – 282,5 Stellen finanzieren. Das liegt deutlich unter dem – wie wir schon öfter gesagt haben – kommunizierten erforderlichen Personalstand von 290 Vollzeitstellen, die wir zur Erfüllung unseres Aufgabenportfolios anstreben.

Zudem gibt es eben die Debatte um zusätzliche und weitere Aufgaben für den Rech­nungshof infolge eines umfassenden Transparenz- und Kontrollpakets mit echten Prüf­rechten für den Rechnungshof, an dem gearbeitet wird. Es soll auch die beschriebene Ausweitung der Prüfkompetenzen bei öffentlichen Unternehmen kommen, in welcher Form, das wird man dann noch sehen. Ich halte fest, dass der Rechnungshof die Aus­weitung der Prüfkompetenzen selbstverständlich sehr begrüßt. Es wurden auch noch andere Bereiche wie Wohnbauträger et cetera angesprochen.

Eines ist auch klar: Jede künftige Ausweitung der Prüfkompetenzen muss, wenn man Kontrolle ernst nimmt, mit zusätzlichen Ressourcen für den Rechnungshof einhergehen. Darüber hinaus ist der Rechnungshof auch gefordert, im Bereich der Digitalisierung wei­tere Maßnahmen zu setzen. Beim digitalen Rechnungshof geht es darum, zusätzliche Prüfressourcen freizusetzen, neue Tools einzusetzen, die Steuerungsinstrumente auszubauen und die Prozesse zu vereinfachen. Deshalb – und damit schließe ich – kommt es auf das Budget 2021 und auf einen realistischen Rahmen für die Folgejahre an.

Ich bedanke mich nochmals für Ihre Unterstützung und für die Zusammenarbeit. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS sowie bei Abgeord­neten der FPÖ.)

14.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag.a Eva Blimlinger. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.25.15

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­te Frau Präsidentin! Sehr geehrte Volksanwälte! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen, ob TV oder Laptop, was auch immer! Ich freue mich sehr, heute zum öffentlichen Dienst zu sprechen, weil ich mich sehr darüber freue, dass wir in den letzten Wochen, um nicht zu sagen Monaten, sehr deutlich gesehen haben, wie zentral es ist, dass es einen starken Staat mit einer starken öffentlichen Verwaltung gibt.

Gott sei Dank haben sich – das ist ein bisschen mit den Intensivbetten vergleichbar – nicht diejenigen durchgesetzt, die immer für einen schlanken Staat plädiert haben und immer ein Beamtenbashing veranstaltet haben. Die Öffentlichkeit hat ja immer ein äu­ßerst negatives Bild – wie ich meine völlig zu Unrecht – von den Beamten: die faulen Beamten, die eigentlich abgesichert sind und deren Zahl man abbauen müsste. Ganz im Gegenteil: Man muss den Staat stärken, man muss ihn mit den fähigen und guten Beamtinnen und Beamten stärken. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)

Es ist auch so, dass im Budget für den öffentlichen Dienst eine Steigerung von 10,9 Pro­zent gegeben ist, das entspricht 18,5 Millionen Euro mehr. Das ist unter anderem dem geschuldet, dass wir in Zukunft eine zentrale Bundesdisziplinarbehörde haben. Das ist also nicht mehr verteilt auf alle Ministerien mit eigenen Disziplinarkommissionen, son­dern es gibt eine zentrale Behörde, die auch im Dienstrecht die Aufgaben, die diszipli­narrechtlich nötig sind, wahrnehmen wird. Dadurch wird es auch zu einer Verbesserung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung, 26. bis 29. Mai 2020 / Seite 129

kommen. Es gibt da ja auch oft die Klage: Was kann einem Beamten schon passieren? – Es kann ihm viel passieren und daher ist auch diese Behörde eingerichtet worden.

In diesem Zusammenhang ist auch zu sagen, dass es im Rahmen der Wirkungsziele um eine Weiterentwicklung des Dienstrechts geht. Jeder, der ein bisschen etwas damit zu tun hat, weiß, dass das Beamtendienstrecht und das Vertragsbedienstetengesetz Mate­rien sind, die nur wenigen Kennerinnen und Kennern wirklich bekannt sind und von die­sen durchdrungen werden. Da geht es sicherlich darum, das eine oder andere auch in Bezug auf das Gehaltsgesetz zu verändern, den Zulagendschungel durchaus auch im Sinne der öffentlich Bediensteten, im Sinne der Beamtinnen und Beamten etwas zu ver­einfachen.

Was aber ein besonderer Bereich ist – und den gilt es, im kommenden Budgetjahr und in den kommenden Budgetjahren auszubauen –, ist ein modernes Recruiting. Wir haben in den nächsten vier bis fünf Jahren eine große Welle in Bezug auf das Ende der Beam­tendienstzeit. Sie wissen, Beamte haben ja kein Recht in Pension zu gehen, sie treten nur in den Ruhestand und können jederzeit zurückgeholt werden. (Abg. Loacker: Wir weinen alle ...! – Abg. Wurm: Wie viele holen wir zurück?!) Daher muss es eine Ent­wicklung dahin gehend geben, dass wir ein modernes Recruiting haben, um dieses De­fizit, das in den nächsten Jahren entstehen wird, auszugleichen.

Was uns aber ganz wichtig ist, ist die Wirkungsorientierung, und zwar im Sinne der Kenn­zahlenarchitektur, im Rahmen der Qualitätssicherung. Da kommen Wirkungsziele wie Klimaschutz und Gleichstellung der Geschlechter hinzu. Diesbezüglich sind wir auch schon in den vorigen Jahren im öffentlichen Dienst auf einem guten Weg und werden noch auf einen besseren Weg kommen.

Abschließend noch zwei Punkte, die ich gerne sagen will – wir haben das im Regie­rungsprogramm –: Beamtinnen und Beamte sind die einzige Gruppe, für die es keine Altersteilzeit gibt, was insbesondere im Bereich der Lehrerinnen und Lehrer, aber auch im Bereich der Pflegeberufe wirklich ein großes Thema ist. Es ist diesbezüglich danach zu trachten, dass wir eine Altersteilzeit für Beamtinnen und Beamte einführen.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen, die in den letzten Wochen wirklich über die Maßen Dienst geleistet haben, und würde die Ministerien, die Ministerinnen und Minister, aber auch die Leiter der obersten Organe dringend und inständig bitten, im Bereich der Prämien und Belohnungen für diesen Einsatz während der Coronazeit großzügig vorzu­gehen. – In diesem Sinne sage ich Danke! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Der Kollege Loacker ... hinter die komplette ...!)

14.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Henrike Brand­stötter. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.30.03

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Es war ja ein lobenswerter Schritt, es war eine gute Idee, in der Coro­nakrise gezielt auch Medien mit einer Sonderförderung von 32 Millionen Euro zu helfen, aber damit, die jeweilige Höhe dieser Förderung an die Druckauflage zu knüpfen, sind wir schon wieder um einiges weg von einer guten Idee. Zwischen Ihre Idee und eine gute Idee passt nicht nur ein Babyelefant, da kann man eine ganze Reihe von Altpapiercon­tainern hinstellen.

Vielleicht ist das aber auch Ihre soziale Ader, denn mit dem vielen Altpapier können sich dann all jene ein warmes Bett bauen, die Sie im Stich gelassen haben und die Sie nicht flächendeckend und ohne Rücksicht auf Verluste gefördert haben. Das sind die ganzen


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Klein- und Einzelunternehmer und -unternehmerinnen, die ganz komplizierte Kriterien erfüllen müssen, um dann eventuell vielleicht unter Umständen auch nur eine Handvoll Almosen zu bekommen.

Apropos Kriterien: Sinnvolle Kriterien vermisst man in der Medienpolitik ja überhaupt auf allen Ebenen. Qualität? – Fehlanzeige! Zukunftsweisende Konzepte? – Aber nein! Wenn man sich die Förderlisten anschaut, dann könnte man meinen, dass jene am meisten bekommen, die den Presserat am häufigsten beschäftigen. Und dem nicht genug, wird auch noch jenen eine Extraportion gegeben, die ohnehin schon haben, und gerne auch Druckwerken politischer Vorfeldorganisationen. Da bekommt zum Beispiel die österrei­chische „Bauernzeitung“, an der selbstverständlich auch der ÖVP-Bauernbund beteiligt ist, 129 000 Euro aus dem Coronatopf. Das ist mehr als das „Profil“ mit 103 000 Euro und deutlich mehr als der „Trend“ mit 42 000 Euro. Nur 103 000 Euro für das „Profil“: also mit diesem Betrag kann man die 59 PR-Mitarbeiterinnen und ‑Mitarbeiter im Bun­deskanzleramt wahrscheinlich nicht einmal einen halben Monat lang bezahlen.

Eigentlich soll es jetzt ums Budget gehen, aber wenn Sie keine neuen Zahlen liefern – wo wir doch alle wissen, dass die alten Zahlen nicht halten werden –, dann seien Sie mir nicht böse, wenn ich das auch nicht ganz ernst nehme. Da rede ich lieber über das, was ich sehe, und nicht über Ihre Ankündigungen – und was ich sehe, ist, dass die Medien­förderung eine Dauerbaustelle ist, aber statt sie zu reparieren und neu zu denken, bauen Sie sich eine Medienlandschaft ganz nach Ihrem Geschmack. Ihnen geht es dabei nur darum, die Zügel in der Hand zu halten, und die Medienmacherinnen und Medienmacher sollen sich um Förderungen brav anstellen – und dann bitte aber auch Hofberichterstat­tung machen. Das ist Ihnen wichtig. Wer aber nicht spurt und wer nicht kontrolliert wer­den kann, der wird dann eben ausgesperrt.

Innovation und Zukunft interessieren Sie dabei überhaupt nicht. Onlinemedien, Pod­casts, Finanzierungen neuer Formate? – Davon taucht in Ihren Medienplänen genau gar nichts auf. Plattformunabhängiger Qualitätsjournalismus? – Ich habe den Eindruck, al­lein die Vorstellung, dass es so etwas geben könnte, überfordert Sie schon. Sie über­gehen unglaublich viel, was für die Entwicklung einer gesunden Medienlandschaft über­lebenswichtig wäre und senden damit auch dramatisch falsche Signale für die Jour­nalistinnen und Journalisten, für die Medienbranche und für die Gesellschaft in Öster­reich.

Und übrigens: Bei all dem, was ich jetzt in Richtung ÖVP gesagt habe, sind die Grünen immer mitgemeint. (Beifall bei den NEOS.)

14.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Herr Vizekanzler Mag. Werner Kogler gemeldet. – Bitte schön, Herr Vizekanzler.


14.33.50

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler
Mag. Werner Kogler
: Nur ein paar kurze Gedanken zum Budgetprozess hier, dann zum öffentlichen Dienst und zum Sport, der ja in dieser Runde, glaube ich, schon mit umfasst ist:

Es ist ja bekannt, dass ich für Budgetprozesse im parlamentarischen Betrieb sehr viel übrighabe, und ich verstehe alle hier, die meinen, na ja, sie hätten es gerne ein bisschen genauer. Ich möchte trotzdem darum werben nachzuvollziehen, dass eine einmalige Situation halt einmalige Maßnahmen und Umstände erzeugt und dass das nun einmal nicht nur einfach ist.

Wir wären schon gut dran, wenn wir einschätzen könnten, ob der Einbruch in der Wirt­schaftsentwicklung 5 Prozent oder 9 Prozent beträgt. – Es ist eben sehr schwer, und ich


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sage Ihnen nur, wenn Sie 5 Prozent Range haben, dann ist das eine Differenz in Höhe von 20 Milliarden Euro in der monetären Leistung der Volkswirtschaft. Auch wenn es nur 2,5 Prozent wären – ich beglückwünsche jeden, der voraussagen kann, in welchem Kor­ridor das mit Ende des Jahres aufschlagen wird –, sind es immer noch 10 Milliarden Euro – Entschuldigung, sind es dann 10 Milliarden Euro?; ja – mit einem Eins-zu-eins-Durchschlag ins Budget. (Zwischenruf des Abg. Wurm.)

Nun, an dem Vorgang kann ich jetzt – weil man sich da sehr bemüht, höre ich von den Sozialdemokraten – nichts großartig Verfassungswidriges erkennen, ich erinnere mich aber an einen Vorgang, als man aufgrund von Wiener Landtagswahlen das Budget ein­fach zwei Monate verschoben hat, obwohl es schon fertig war – man wollte es halt nur nicht der Öffentlichkeit präsentieren. Dieser Vorgang war in der Tat verfassungswidrig, und das hat dazu geführt, dass der eine oder andere Abgeordnete hier im Haus 12-Stun­den-Reden gehalten hat, und der erste Satz hat gelautet: Am Anfang war der Verfas­sungsbruch. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) So heilig ist die ganze Angelegenheit also nicht, und ich wollte wirklich um Verständnis werben, dass das gerade für alle, die sich hier beteiligen und bemühen, keine einfache Situation ist; ich habe aber auch für die andere Seite Verständnis.

Jetzt zum öffentlichen Dienst: Da geht mein Dank natürlich hinaus an die Beamtinnen und Beamten, an die Vertragsbediensteten, dass selbst in Zeiten der Krise, und zwar an vielen Stellen – an viel, viel mehr, als man glaubt! –, hervorragende Arbeit geleistet wur­de. Man kommt drauf, dass wir eigentlich auch im staatlichen Gefüge sehr, sehr viele, wenn man so will, Schlüsselressorts haben, die dafür sorgen, dass auch unter diesen schwierigen Umständen alles aufrechterhalten bleibt. Das sind viel, viel mehr als die Krankenhausbediensteten oder die Bediensteten in Pflegeanstalten und es reicht natürlich bis hin zu den als solchen wahrnehmbaren Polizeibeamtinnen und Polizei­beamten. Da sind eigentlich noch ganz viele andere in allen Häusern, und wir haben uns ganz genau überlegt, wie wir mit diesen Schlüsselpositionen in den Häusern umgehen, die dann immer da und nicht im Homeoffice waren beziehungsweise vom Homeoffice hereingeholt wurden, wenn sie gebraucht wurden. Das hat, denke ich, überall recht gut funktioniert – Sie wissen, dass wir hier gemäß unseren Bestimmungen ja letztendlich Ressortverantwortung haben und die Kolleginnen und Kollegen in den Ressorts das gemacht haben. Ich denke, das kann sich sehen lassen, das hat ganz gut funktioniert – vielen Dank dafür! Das sollte auch in diesen besonderen Zeiten nicht unerwähnt bleiben. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ansonsten gibt es in der Zukunft natürlich eine Reihe von Herausforderungen im öffent­lichen Dienst – die wurden zum Teil angesprochen, zuletzt von Kollegin Blimlinger –, etwa was das Recruiting betrifft, wenn man sich anschaut, wie die Altersverläufe im öffentlichen Dienst sind. Ich kann mich noch daran erinnern, dass vor 15 Jahren davon abgeraten wurde, dass junge Menschen Lehramt studieren. Jetzt dreht sich das um, aber das gibt es ja auch in vielen anderen Bereichen. Das heißt, wir brauchen eigentlich eine gute Imagekampagne, dass wir auf allen Ebenen – da geht es nicht nur um die A-Posten, da geht es gerade auch und genauso um die B-Posten – ein gescheites Recruiting zustande bringen. (Zwischenruf des Abg. Vogl.) Das ist uns völlig bewusst.

Wir haben zu Beginn des Jahres im Eifer des Neuen natürlich sehr viele Projekte entwi­ckelt. Die müssen jetzt coronabedingt zumindest in der Vorbereitung einmal verschoben werden, wir sind aber gerade dabei, das alles wieder aufzunehmen. Das betrifft ja viele Bereiche – ich kann sie hier nur stichwortartig streifen.

Insgesamt, im großen politischen Kontext, geht es natürlich um ein Transparenzpaket; wir haben ja die Gelegenheit, hier mit der Frau Rechnungshofpräsidentin zu diskutieren: Es sind einige Erweiterungen und Verbesserungen betreffend die Möglichkeiten und Kompetenzen des Rechnungshofes vorgesehen.


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Im Transparenzpaket geht es aber natürlich noch um viel mehr. Es geht darüber hinaus – Stichwort öffentlicher Dienst – um die nächste große Welle, wenn Sie so wollen, der Schulungen im Antikorruptionsbereich, sodass wir da wirklich in die alleroberste Liga in Europa aufsteigen – das ist mir natürlich ein besonderes Anliegen.

Es geht aber auch darum, dass wir, wenn man es in haptische Einzelprojekte zerlegen wollte, etwa bei der Verwaltungsakademie anständige Verbesserungen vornehmen können – allein schon deshalb, weil mit einem neuen Mietvertrag im wahrsten Sinne des Wortes die halbe Miete eingespart werden könnte und wir wirklich Budgetausweitungen vornehmen, wenn es dann um die Kurse, um die Qualifizierungen geht. Das ist jetzt schon sehr gut dort, und es gibt das ambitionierte Programm, das noch einmal massiv aufzuwerten, momentan unter dem Arbeitstitel Austrian School of Governance.

Da gäbe es jetzt also noch eine ganz lange Liste vorzutragen – ich bin aber, glaube ich, gut beraten, Sie da nicht allzu lang zu strapazieren, und das Thema Sport habe ich mir ja auch noch vorgenommen.

Ich möchte nur eines sagen, weil ja der Rechnungshof als sogenanntes Organ dieses Hauses schon angesprochen wurde: Mir ist dieser auch deshalb immer schon so wichtig, weil seine Arbeit aus Sicht der Regierung und aus Gründen der Effizienz begrüßenswert ist. Es gibt nicht so viele Institutionen in der Republik, bei denen man sagen kann, dass der investierte Euro und auch die Posten, um die es geht, mit Sicherheit eine hohe Ren­tabilität haben.

Es gibt zwar viele solche Stellen – viel mehr als vermutet werden –, aber es gibt ein paar, bei denen wir über diese Rentabilität gar nicht nachzudenken brauchen. Das ist der Rechnungshof, das ist die Großbetriebsprüfung bei der Finanz – das war nicht immer beliebt, aber da haben wir ja anständig nachgelassen –, und das sind überhaupt alle Bereiche der Korruptionsbekämpfung. Diese Bereiche schaffen Effizienz, da ist der Euro an sich gut investiert, dazu haben wir unsere Meinung natürlich genau gar nicht geän­dert, und an diesen Projekten werden wir auch weiterarbeiten.

Jetzt noch zum Sport: Darüber wurde noch nicht so viel debattiert, ich weiß auch gar nicht, wie weit das dann von den Abgeordneten beabsichtigt ist. Ich kann nur sagen, wir haben das im Budgetausschuss ausführlich getan. Ich darf auch die Einladung wie­derholen – die Terminakkordierung findet ja gerade statt –, dass wir uns auch mit den Sportsprecherinnen und Sportsprechern treffen, um alle Vorhaben genauer durchzuge­hen. Das ist nämlich mit Sicherheit ein Themengebiet, bei dem wir sehr viel gemeinsam weiterbringen können.

Ich möchte von den vielen, vielen Projekten nur ein paar stichwortartig aufzählen. Ich werde das nicht großartig ausführen, aber Sie wissen, wie wichtig mir die sind. Es gibt die tägliche Bewegungseinheit mit dem Projekt Kinder gesund bewegen 2.0, das hat einen konkreten Namen und ist schon entwickelt worden. Das ist extrem ausbaufähig, und damit wir da weiterkommen, haben wir darauf einen budgetären Schwerpunkt ge­legt, der jetzt dazu führt, dass wir schon in diesem Jahr 6,4 Millionen Euro verfügbar haben, und da soll es noch weitergehen.

Auch wenn das Ganze jetzt coronabedingt in der geplanten Form nicht möglich war, würde ich das Geld nicht umschichten, sondern wir können einfach einen noch größeren Schwerpunkt mit Beginn des neuen Schuljahres setzen und die Mittel ganz gezielt einsetzen. Ich habe diesbezüglich schon Kontakt mit dem Bildungsminister aufge­nommen.

Ein anderes Projekt, dessen Wert oft unterschätzt wird, sind kostenlose Schwimmkurse für alle. Die kosten natürlich auch etwas, aber wenn man die flächendeckend anbietet – das wurde zwar immer schon gefordert, aber nur teilweise umgesetzt, und diese Kurse sollten bis hinunter zu den Kleinsten angeboten werden –, kann man etwas bewirken,


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denn Ertrinken ist die häufigste Todesursache bei Unfällen von Kindern unter fünf Jah­ren. Diese Situation kann und soll verbessert werden.

Wir haben dann, und das ist mir natürlich besonders wichtig, noch ein paar andere Schwerpunkte, die Sie vielleicht wenig überraschen werden, sie bilden sich aber im Budget ab, wenn Sie genau nachlesen: Wir wollen die Sportevents, die wir fördern, unterstützen, etwa bei den Anlagebauten; es geht vor allem aber auch um Projekte, bei denen es nur um die Veranstaltungsförderung geht, damit es wesentlich mehr Green Events gibt. Wir möchten die Veranstalter dazu bringen, immer mehr entsprechende Kriterien zu erfüllen. Das kann bei den ganz großen internationalen Events beginnen und geht bis hin zu den Vereinsfesten, wenn wir da alle mittun, auch alle Gebiets­körperschaften. Das geht dann von Beschaffungs- und Materialmanagement bis zum Abfallmanagement und so weiter. Ich habe mir das selber einmal bei ein paar größeren Sportstätten angeschaut: Da geht schon noch etwas. Ich würde das also nicht unter­schätzen, es kostet gar nicht so viel, und da wollen wir anständig antauchen.

Dann gibt es noch drei Bereiche, die wir uns im Besonderen vorgenommen haben, die die Gleichstellung der Geschlechter und die Frauenförderung im Sport betreffen. Da gibt es einzelne Positionen, die für diese Vorhaben ausgewiesen sind.

Weil jetzt auch Frau Bundesministerin Raab hier neben mir sitzt: Ein anderer Schwer­punkt, den ja sie auch im Ressort hat, betrifft die Frage der Integration, Integration und Sport. Da haben wir schon mit einem Projekt begonnen, da wollen wir noch mehr ma­chen. Man kann das immer wieder im Vereinsleben sehen, was das bewirken kann, und da ist sicherlich großes Potenzial vorhanden.

Zuallerletzt wollte ich nicht unerwähnt lassen, dass für uns auch die Inklusion und damit die Förderung des Behindertensports eine große Rolle spielt, und auch das bildet sich im Budget ab. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

14.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Christoph Zarits. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.45.09

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Minister! Geschätzte Volksanwälte! Frau Rechnungshofpräsidentin! Meine geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gleich bei der Rede des Herrn Vizekanzlers anschließen und mich auch zum Thema Sport äußern. Als Sportsprecher der Volkspartei ist mir das Thema Sport natürlich ganz besonders wichtig. Wir stehen natürlich im Sport, so wie in vielen anderen Bereichen auch, aufgrund der Coronakrise vor massiven Herausforderungen, vor schwierigen Aufgaben, die wir vor drei Monaten noch nicht für möglich gehalten haben.

Ich möchte aber die Gelegenheit nutzen, um mich hier ganz herzlich bei allen Sport­lerinnen und Sportlern und bei all jenen Menschen, die sich ehrenamtlich in den Vereinen und in den Kommunen engagieren, zu bedanken. Sie haben maßgeblich dazu beige­tragen, dass wir in Österreich besser durch die Krise gekommen sind, weil Sie einerseits das Verhalten im Sport angepasst haben und andererseits auch sehr, sehr viel Verständ­nis für die Situation gezeigt haben. Ich meine, der Dank gehört denen, die sich im Sport an die Verhaltensregeln gehalten haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der Sport hat neue Herausforderungen, neue Aufgaben vor sich – ich habe es angespro­chen –, der Sport braucht in der Krise unsere Hilfe. Ich glaube, wir alle müssen anpa­cken – ich nenne die Gemeinden, ich nenne die Länder und auch den Bund –, um ge­meinsam die Sportvereine, die Verbände, die Sportlerinnen und Sportler und den Sport im Allgemeinen zu unterstützen.


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Ich bin dem Herrn Vizekanzler sehr dankbar dafür, dass er bereits im Ausschuss über den NPO-Unterstützungsfonds berichtet hat: 700 Millionen Euro werden für die Vereine, für die Verbände, für die Sportlerinnen und Sportler und für den Sport allgemein zur Bewältigung der Krise zur Verfügung stehen. Wir werden am Donnerstag den Beschluss fassen, hoffentlich einen sehr, sehr breit getragenen Beschluss, vielleicht gelingt uns hier im Plenum sogar ein einstimmiger Beschluss für die Vereine und für die Non-Profit-Organisationen, das wäre mir sehr, sehr, sehr viel wert. Ein herzliches Dankeschön an den Herrn Vizekanzler für die Vorbereitungsarbeiten, die Richtlinie wird gerade erstellt, und ich denke, es wird ein sehr, sehr gutes Paket sein.

Wichtig ist für mich, das Budget 2020 im Sportbereich noch anzusprechen. Es ist wichtig, dass wir da mehr Geld zur Verfügung haben. Einige Projekte wurden ja bereits vom Herrn Vizekanzler im Detail vorgestellt. Wesentlich ist, dass wir in den Schulen mit der Bewegungseinheit, die wir flächendeckend einführen wollen, für mehr Bewegung sor­gen. Weitere Projekte betreffen den Bau von Sportstätteninfrastruktur sowie natürlich auch die Förderung von Nachwuchs- und Leistungssport. Auch die Sportveranstaltun­gen, Stichwort Green Events, möchten wir fördern.

Ich glaube, es ist wichtig und auch ein Ziel von uns allen, die den Sport lieben, die den Sport betreiben, die den Sport konsumieren – sei es auf der eigenen Sportanlage in der eigenen Kommune oder auch bei großen Sportveranstaltungen –, dass wir bald wieder Sportveranstaltungen in der Realität sehen und Sport konsumieren können. Ich glaube, das ist unser aller Wunsch.

Der Herr Vizekanzler hat in der Vergangenheit gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Bundesregierung, auch mit dem Gesundheitsminister, bereits sehr, sehr viele Lo­ckerungsregelungen verabschiedet, mit denen es dann möglich war, schrittweise wieder verschiedene Sportarten auszuüben. Wir sind auch im Sportbereich weiter als andere Länder. Ich meine, wenn wir alle zusammenhalten, wenn wir den Sport in dieser schwie­rigen Situation unterstützen, wenn wir den Sportvereinen und den Ehrenamtlichen in den Vereinen die nötige Unterstützung zukommen lassen, dann sehen wir auch im Sportbe­reich einer guten Zukunft entgegen.

Ich bitte um die Unterstützung unseres Fonds für die Ehrenamtlichen und vor allem die Vereine und die Verbände im Sportbereich am Donnerstag. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

14.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Nurten Yılmaz. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.49.17

Abgeordnete Nurten Yılmaz (SPÖ): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin! Herr Vizekanzler! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Werte Herren Volksanwälte! Wer hat in der Coronakrise die Zeitungen ausgetragen? Wer hat die Pakete mit dem Lkw ausgeliefert? Wer ist auf den Baustellen gestanden? Wer hat si­chergestellt, dass unsere Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in der Krise funktio­nieren? Wer saß an der Kassa und sitzt noch immer an der Kassa und schwitzt den ganzen Tag unter der Maske? Wer hat die Lebensmittel in den letzten Wochen geerntet und geliefert? – Das waren nicht die Damen und Herren Abgeordneten, das war nicht die Bundesregierung, das waren die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in unserem Land. Das waren besonders Frauen und Arbeitnehmerinnen, Arbeiterinnen und Arbeiter mit Migrationsbiographie, die unser Land in der Coronakrise am Laufen gehalten haben.

Wir können stolz darauf sein, was da in unserem Land geleistet wurde. Es wird Zusam­menhalt gezeigt, es stehen die Leute solidarisch zusammen, und zwar egal welchen Vornamen sie tragen, egal wo sie geboren wurden, egal welche Erstsprache sie spre­chen und egal welchen Pass sie besitzen. Deshalb verlange ich Respekt, Respekt vor


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der harten Arbeit, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Migrantinnen und Mi­granten in unserem Land täglich leisten. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich verlange eine Politik, die diesen Zusammenhalt fördert anstatt nach Herkunft zu spalten. Ich verlange, dass diese Arbeit endlich gescheit bezahlt wird. Ich verlange, dass MigrantInnen endlich rechtlich gleichgestellt werden und mitreden können, wenn es um unser Land geht, und nicht Bürger zweiter Klasse sind. Ich erwarte mir von der Politik, dass sie endlich die Wahrheit zur Kenntnis nimmt, dass wir ein Einwanderungsland sind und man dementsprechend in unsere gemeinsame Zukunft investieren sollte. (Beifall bei der SPÖ.)

Das alles wäre Aufgabe einer klugen Integrationspolitik, liebe Frau Ministerin, leider findet sich nichts davon in Ihrem Budget wieder. Sie führen einfach die schwarz-blaue Symbolpolitik weiter. Diese Symbolpolitik hat mit ernsthafter Integrationspolitik im Inter­esse der Menschen nichts zu tun. Machen Sie endlich konsequente Politik für diejenigen, die sich in Österreich etwas aufbauen möchten und unser Land täglich am Laufen halten! Es geht nicht nur um Integration, es geht um Teilhabe, Gleichheit und Lebenschancen.

Ich möchte hier auch ein Versprechen abgeben: Die ArbeitnehmerInnen, egal ob mit Migrationsbiographie oder ohne Migrationsbiographie, sind jetzt schon die Hauptbetrof­fenen dieser Krise, sei es durch Arbeitslosigkeit, durch Kurzarbeit oder Konkursgefahr; und sie sind auch besonders dem Virus ausgesetzt. Wir lassen nicht zu, dass die Kosten der Coronakrise diesen Leuten umgehängt werden. Diese 38 Milliarden Euro Corona­kosten werden jene zu zahlen haben, die jetzt schon viel Vermögen besitzen und viel zu wenig für unser Gemeinwohl leisten. Wir SozialdemokratInnen stehen immer auf der Seite jener, die die Zeitungen austragen, die Pakete ausliefern, am Bau hakeln, unsere Eltern pflegen und den Handel am Laufen halten. Wir werden nicht zulassen, dass sie doppelt und dreifach für das Regierungsversagen zu zahlen haben. (Beifall bei der SPÖ.)

14.53


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.53.58

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Geschätzte Herren Volksanwälte! Frau Präsidentin des Rech­nungshofes! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wenn in der letzten Zeit die Rede vom Sport war, dann meistens im Zusammenhang mit dem, was gerade nicht möglich ist.

Dieses Budget, das uns heute vorliegt, bildet aber das ab, was in Zukunft wieder möglich werden soll. Es zeigt uns, wohin der Weg im Sport führen wird. Insgesamt wird das Sportbudget auf über 140 Millionen Euro aufgestockt. Allein für die allgemeine Sportför­derung werden die Mittel um über 10 Millionen auf 54,2 Millionen Euro erhöht.

Ziel ist es, das Niveau in der Sportförderung zu halten. Um die effiziente und zielge­richtete Verwendung der Mittel sicherzustellen, ist es dabei notwendig, das Augenmerk auf die Transparenz zu legen. Dabei wird aber genauso auf die Erhöhung des Frau­enanteils geachtet werden, sowohl bei den FunktionärInnen als auch in jenen Gremien, die die Sportförderung vergeben. Es ist wohl unbestritten, dass da noch ein gewaltiger Gestaltungsspielraum ist. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Die Investitionen in den Sportstättenbau sollen weiterhin gefördert werden, nicht zuletzt auch deshalb, weil das Mittel sind, die der lokalen und regionalen Wirtschaft zur Verfü­gung stehen. Grundsätzlich bleibt auch die Förderung von Sportveranstaltungen, von Großveranstaltungen ein weiteres Ziel. Wenn diese wieder stattfinden können, werden dabei auch die Kriterien der Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle spielen. Weiterhin


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investiert wird auch in die Förderung von SpitzensportlerInnen, in deren Ausbildung und deren Karrierewege, sowohl für SportlerInnen ohne als auch für solche mit Behinderung.

Schon bevor die Menschen in Österreich durch die Abstandsmaßnahmen bemerkt ha­ben, wie wichtig Sport und Bewegung im Alltag sind, wurde in diesem Budget einer der Schwerpunkte auf den Bereich der Bewegung im Alltag gelegt. Aus beiden Programmen, Tägliche Sport- und Bewegungseinheit und Kinder gesund bewegen, wurde das Pro­gramm Kinder gesund bewegen 2.0 ins Leben gerufen. Damit wird das bundesweite Bewegungsangebot in Kindergärten und Volksschulen verbessert. Die Fördermittel für Kinder gesund bewegen wurden substanziell aufgestockt – der Herr Vizekanzler hat es bereits gesagt. Damit nähern wir uns dem Ziel der täglichen Bewegungseinheit für alle Kinder und Jugendlichen bis zum Ende der Schulpflicht mit einem ersten wichtigen Schritt.

Viele Menschen haben jetzt mehr denn je festgestellt, dass Sport mehr ist als nur eine schöne Nebensache. Im Budget wurde das schon vorher so gewertet und so soll es auch umgesetzt werden, noch zusätzlich zu der raschen Akutunterstützung der Vereine durch das NPO-Paket. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

14.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Abgeordnete Steger, Sie wollen, glaube ich, zwei Anträge einbringen. Das heißt, ich würde vorschlagen, das sehr flott zu machen. – Dan­ke schön.


14.57.24

Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Herr Präsident, ich werde versuchen, schneller zu reden. Sehr geehrter Herr Sportminister, Sie sind ja noch da! Ich habe Ihnen vorhin bei Ihrer Rede über das Sportbudget sehr genau zugehört und ich muss sagen, ich bin wirklich fassungslos – fassungslos aus dem einfachen Grund, dass man, wenn man Ihnen zugehört hat, den Eindruck gewonnen hat, als gebe es diese Coronakrise im Sport überhaupt nicht. Es fehlt Ihnen offenbar vollkommen – vollkommen! – das Bewusstsein dafür, in was für einem Zustand der österreichische Sport sich zurzeit befindet. Sie reden über Gendermaßnahmen, über Green Events im Sportbereich und alles andere, nur nicht über die dringend benötigten Hilfsmaßnahmen, die der Sport jetzt dringend notwen­dig hat, sehr geehrter Herr Minister! (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Shetty.)

Sie reden von einer Terminkoordinierung mit den Sportsprechern, die es noch überhaupt nicht gab. Es gab keinen Sportausschuss, es gibt keine Gespräche mit den Sportspre­chern. Sie haben nicht einmal das Interesse an Vorschlägen für mögliche Maßnahmen, von denen es wahrscheinlich von allen Seiten viele geben würde. Sie haben kein In­teresse daran, diese überhaupt zu hören. Mir als ehemaliger Profisportlerin tut es rich­tiggehend weh, wenn ich das hier mit anhören muss, sehr geehrter Herr Minister.

Es ist absolut unverständlich! Sämtliche Maßnahmen, die Sie gemeinsam mit dieser Regierung in den letzten Monaten, von Beginn an im Bereich des Sports gesetzt haben, sind unverständlich. Am Beginn der Krise haben Sie einmal alles komplett zugemacht, kein Sport war mehr möglich, ohne Differenzierung, egal ob Freizeitsport oder Berufs­sport, egal ob drinnen oder draußen, egal ob Einzelsport oder Mannschaftssport; es war vollkommen egal. Sie haben nicht mit den zuständigen Verbänden, mit den Sportlern, mit den direkt Betroffenen gesprochen.

Sie haben es bis heute nicht geschafft, dass der Turnunterricht in den Schulen wieder stattfinden kann. Das ist etwas, das die Menschen überhaupt nicht verstehen, dass die Kinder auf ihren Plätzen festgehalten werden und sich in den Schulen auch nicht mehr bewegen dürfen. Besonders jetzt hat sogar die WHO gemeinsam mit dem Olympischen Komitee einen Brief ausgeschickt und gesagt, dass den Kindern endlich wieder die Bewegung ermöglicht werden muss, dass es wichtig ist, auch den Sport in die Corona­maßnahmen zu integrieren, weil das für die Gesundheit, für die Abwehr wichtig ist.



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich darf bitten, den Antrag einzubringen. Wir haben nur mehr ein paar Sekunden.


Abgeordnete Petra Steger (fortsetzend): Ich komme zum Antrag, zumindest einmal zum ersten Antrag; vielleicht bringe ich den zweiten dann nach der Dringlichen Anfrage ein. Ich bringe einmal folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Turnunterricht er­möglichen und Sportstätten öffnen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sofortige Schritte zu setzen, um den Turnun­terricht an österreichischen Schulen ab Ende Mai sicherzustellen und eine rasche Öff­nung aller Sportstätten für den Breitensport zu ermöglichen.“

*****

Das ist dringend notwendig für die Gesundheit unserer Kinder.

Zu dem Rest komme ich dann wieder nach der Dringlichen Anfrage. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Shetty.)

15.00


Präsident Ing. Norbert Hofer: Besten Dank, Frau Abgeordnete. Der Antrag ist ausrei­chend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung. Der zweite Antrag folgt dann später.

Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen über die Punkte 6 und 7 der Tagesord­nung, damit die verlangte Behandlung einer Dringlichen Anfrage gemäß der Geschäfts­ordnung jetzt um 15 Uhr stattfinden kann.

15.00.31Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an den Bun­deskanzler betreffend „Es braucht echte Hilfe statt leerer Versprechen – das Versagen der Kurz-Regierung bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen und so­zialen Krisen-Folgen“ (2064/J)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schrift­lichen Anfrage 2064/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich deren Verlesung durch den Schriftführer.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Begründung

Seit längerem beherrscht Sars-Covid-19 die politische Realität in Österreich – aus­reichend Zeit um ein erstes Resümee zu ziehen. Die Österreicherinnen und Österreicher haben Monate der Entbehrungen und der Angst durchlebt. Menschen starben, Exis­tenzen wurden vernichtet, Unternehmen schlitterten in die Pleite, die Arbeitslosigkeit ex­plodierte.

Trotz Versäumnissen bei Beschaffungen von Schutzausrüstungen und Tests sowie mangelhafter Krisenkoordination hat Österreich durch die große Mithilfe der Bevölkerung


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und dank der gut ausgestatteten öffentlichen Spitäler das Corona-Virus bisher erfolg­reich eingedämmt – bei der Bekämpfung der Ausbreitung der sozialen und wirtschaft­lichen Krise versagt die Bundesregierung jedoch auf ganzer Linie. Die Wirtschaftshilfen wurden zu spät beschlossen, sind zu wenig und zu bürokratisch. Den Ankündigungen in Pressekonferenzen folgen keine Taten – wortreich wird fast täglich mit Millionen jongliert, bei den Betroffenen wächst der Unmut von Tag zu Tag, weil von den versprochenen Hilfen nichts bei ihnen ankommt.

Während in Ischgl die Reaktion auf die anrollende Pandemie verspätet kam, wurde der Shutdown für ganz Österreich rasch beschlossen. In der Folge wurde es verabsäumt, den Beschäftigten und Unternehmen ausreichend und schnell Hilfe zukommen zu lassen. Die im Epidemiegesetz bis zum Shutdown enthaltenen notwendigen Entschädi­gungen für Unternehmen wurden gestrichen und somit abgeschafft. Damit ging Ver­trauen verloren, die Unsicherheit bei den Unternehmen wurde vergrößert, Massenkündi­gungen waren die Folge. Einzelmaßnahme reihte sich an Einzelmaßnahme. Die Res­sorts wirkten oftmals wenig abgestimmt, die Regelungen widersprachen sich mitunter gar. Die geforderte zentrale Krisenkoordination in der Bundesregierung fehlt bis heute.

Diese leeren Versprechen haben dramatische Folgen: Die soziale und wirtschaftliche Krise ist beispiellos in der Zweiten Republik. Die Arbeitslosigkeit ist – anders als in an­deren Ländern wie z.B. Deutschland – binnen kürzester Zeit explodiert. Unternehmen mussten Insolvenz anmelden, viele kämpfen um ihre wirtschaftliche Existenz. Das Wirt­schaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet angesichts der Corona-Pandemie in Öster­reich für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,2 Prozent (best case) bis 7,5 Prozent (worst case). Damit wäre das Wachstum der vergangenen zwei Jahre vernichtet und das BIP am Stand von 2017.

Obwohl der Faktor Zeit eine große Rolle spielt und rasches Handeln gefragt wäre, lässt sich bis heute keine Strategie der Bundesregierung für die Bewältigung der wirtschaftli­chen und sozialen Auswirkungen der Corona-Krise ausmachen.

Chaos beim Öffnen und „Hochfahren“ schafft Unsicherheit

Viele Maßnahmen und Regeln scheinen mittlerweile willkürlich und wenig nachvollzieh­bar. So gelten bis 29. Mai beispielsweise für unterschiedliche Räume ähnlicher Größe völlig unterschiedliche Regelungen. Wird ein Saal als Restaurant genutzt, so ist es vier Personen plus Kindern ohne Masken gestattet, an einem Tisch Platz zu nehmen. Geht nun aber der Vorhang auf und betritt ein Kabarettist die ebenfalls vorhandene Bühne, ist dies nicht mehr möglich, da für Theater andere Bestimmungen gelten. In Flugzeugen wiederum sitzen Menschen dicht aneinander ohne die gängigen Abstandsregeln ein­halten zu müssen. Die Regelungen für Schulen zählen wohl zu den am wenigsten nach­vollziehbaren.

Während die Unzufriedenheit mit der von der Bundesregierung verordneten „neuen Nor­malität“ steigt, gönnte sich der Bundeskanzler im Kleinwalsertal ein Bad in der Menge – ganz ohne Maske und Distanz. Gleichzeitig laufen zigtausende Strafverfahren gegen „normale Menschen“ wegen angeblicher Verletzungen der Abstandsvorschriften.

Wirtschaftshilfen kommen nicht an, Rekordarbeitslosigkeit als Folge

Zu Beginn der Krise hatte der Bundeskanzler versprochen: "Koste es, was es wolle" – niemand in Österreich werde im Stich gelassen. Die Realität sieht jedoch anders aus: Statt rascher Hilfe in ausreichender Höhe, wurden bürokratische Hürden aufgebaut. For­mulare mit zweistelliger Seitenanzahl müssen ausgefüllt werden, um am Ende mit ein paar hundert Euro abgespeist zu werden. Sogar der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser (ÖVP) stellt fest: „Diese zweite Auszahlungsphase ist kompliziert ge­staltet. Es gibt in der Abwicklung Probleme, vor denen wir aber den Bund bereits beim


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Start gewarnt haben. Manche Unternehmer hätten nur 37 bis 40 Euro bekommen. Sol­che Auszahlungen habe ich nicht veranlasst – das wäre ja peinlich. Erst in Nachver­handlungen haben wir eine Mindestgrenze bei Auszahlungen von 500 Euro erreicht. Tat­sache ist aber, dass bis zum heutigen Tag noch viele Unternehmen auf eine tatsächli­che finanzielle Hilfe aus einem der vielen Hilfspakete warten.“ (Tiroler Tageszeitung, 18.5.2020)

Zwei Drittel der Kleinunternehmer sagen, die Hilfen der Regierung genügen bei weitem nicht. Die Kulturszene fühlt sich komplett im Stich gelassen. Viele von ihnen haben sich darauf verlassen, dass die Regierung ihre Versprechen einhält und die angekündigten Hilfen auch wirklich kommen – doch die Erwartungen wurden enttäuscht.

Beim Härtefallfonds wurden unbürokratische Hilfe und 6.000 Euro für drei Monate an­gekündigt. Die Realität sieht jedoch anders aus: Hunderttausende Unternehmen fielen in der ersten Phase (mit strengen Kriterien zu Mindest- und Maximalumsatz, Nebenbe­schäftigung und Doppelversicherung) ganz durch und wurden auch in der zweiten Phase gar nicht oder nur gering gefördert. Von den Anfang März versprochenen zwei Milliarden wurden im ersten Monat laut Wirtschaftsministerin Schramböck nur 156 Millionen Euro ausbezahlt – das sind gerademal acht Prozent (!) der versprochenen Summe. Viele EinzelunternehmerInnen bekamen die Mindesthöhe von 500 Euro in der ersten Aus­zahlungswelle – das ist nicht einmal die Höhe des Sozialhilferichtsatzes (920 Euro). Da­her ist es mehr als verständlich, dass eine Studie der Universität Wien zeigt: 63 Prozent der Ein-Personen-Unternehmen (EPU) und 66 Prozent der Kleinstunternehmer beur­teilen den Härtefallfonds mit der Note "Nicht genügend".

UnternehmerInnen beklagen, dass es de facto keine Hilfe und Unterstützung gibt. Ein Lokalbesitzer gegenüber dem Ö1 Mittagsjournal am 19.5.2020: „Es heißt überall, die Unternehmen werden unterstützt und die kriegen ja urviel Geld, wir haben bis heute keinen einzigen Cent bekommen. Wie geht da bitte die Rechnung auf.“

Im Gegenzug wurden den Unternehmen ihr Recht, das seit mehr als 100 Jahren besteht – nämlich die volle Entschädigung nach dem Epidemiegesetz – genommen. Selbständige und kleine Unternehmen wurden stattdessen zu Bittstellern bei der Wirtschaftskammer gemacht. Die Wirtschaftshilfen machen umgerechnet nicht einmal die Hälfte von denen in Deutschland aus. Kein Wunder, dass Experten bereits davon sprechen, dass rund ein Drittel der Klein- und Mittelunternehmen illiquide sind – bei Gastronomie und Hotels sind bereits 40 Prozent der Betriebe in ihrer Existenz bedroht.


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Ein Thema, das anderen Regierungschefs schlaflose Nächte beschert hätte, bei der ak­tuellen Bundesregierung jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist die Arbeits­losigkeit. Die Bundesregierung hat die höchste Arbeitslosigkeit in Österreich in der Geschichte der Zweiten Republik zu verantworten. Der Höchststand Mitte April lag bei 588.000 Betroffenen. An EPUs und Kleinstunternehmen hängt ein Viertel der öster­reichischen Arbeitsplätze – die misslungenen Hilfen haben die explodierenden Arbeits­losenzahlen mit zu verantworten. Dazu kommen noch 1,3 Millionen Menschen in Kurz­arbeit. Experten prophezeien, dass auch von dieser Gruppe viele Menschen in die Ar­beitslosigkeit kommen werden.

In Österreich ist dabei die Arbeitslosigkeit deutlich stärker gestiegen als in Deutschland. Während sich die Zahl der Arbeitslosen in Österreich seit dem Vorjahr um 58 Prozent erhöht hat, ist sie in Deutschland um 19 Prozent gestiegen. Im Gegenzug ist das Volu­men für die Wirtschaftshilfen in Deutschland hochgerechnet fünfmal so groß wie in Ös­terreich. Für EPUs und Kleinstunternehmen gibt die deutsche Regierung das 25-fache aus und leistet mit 15.000 Euro eine bis zu 2,5-fache maximale Auszahlung im Vergleich zu Österreich.

  Stand 4. Mai 2020

Der angekündigte "Kampf um jeden Job" wurde wohl abgesagt. Langfristige Strategien, wie die Arbeitslosigkeit gesenkt werden kann, sind keine bekannt. Innovative Instrumen­te der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit stehen nicht in Diskussion. Die Auswirkungen werden noch lange zu spüren sein. Einer ganzen Generation von jungen Menschen wird der Einstieg ins Berufsleben erschwert, die ältere Generation aus dem Arbeitsmarkt ge­drängt, ohne Perspektive nochmals im Berufsleben Fuß zu fassen. Doch all dies war kein Gegenstand von Pressekonferenzen. Selbst die unmittelbare Existenzsicherung durch die Anhebung des Arbeitslosengeldes von 55 auf 70 Prozent des letzten Netto­einkommens wird von Sebastian Kurz verweigert.

Inzwischen rollt eine Pleitewelle an. Und diese wird noch weiter anschwellen, wenn die Corona-Kurzarbeit ausläuft. Angekündigt wurde auch, dass Betriebe für den Zeitraum der Schließung keine Miete zahlen müssen. Die Bundesregierung verweigerte jedoch, klare gesetzliche Grundlagen dafür zu schaffen. In der Praxis verlangt sogar die Bundes­immobiliengesellschaft weiter Mietzahlungen.


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Die Bundesregierung und vor allem der Finanzminister haben nicht begriffen, was ihr Zögern bei den Wirtschaftshilfen bedeutet: Dass der viel zu langsame, bürokratisch ge­bremste Fluss der Hilfsgelder der Wirtschaft ungleich mehr schadet als ein paar Mil­lionen, die weniger zielgerichtet eingesetzt werden. Diese Summen sind letztlich unbe­deutend im Verhältnis zu dem wirtschaftlichen Schaden, der entsteht, wenn Unterneh­men angesichts mangelnder Liquidität zugrunde gehen.

Familien und Kinder gehören zu den Hauptverlierern

Die Bundesregierung betreibt jedoch auch in anderen Bereichen Ankündigungspolitik, denen sie kaum Taten folgen lässt. Der Familien-Härtefonds sollte Familien mit Kindern die Existenz sichern. In der Realität bekommen Familien, die bereits zuvor von Arbeitslo­sigkeit betroffen waren und nun kaum Chancen haben, einen Job zu finden, eine deutlich kleinere Unterstützung. Kinder von geringfügig Beschäftigten oder von Eltern, die So­zialhilfe bzw. Mindestsicherung beziehen, sind de facto von einer Unterstützung aus­geschlossen.

Während die Bundesregierung für viele Bereiche zumindest Rettungspakete angekün­digt hat, werden 1,1 Mio. SchülerInnen völlig im Regen stehen gelassen. Erst nach mas­sivem öffentlichen Druck wurde ein Plan für Schulen vorgelegt. Den Eltern und Kindern wird dabei einiges abverlangt. Erschwerend kommt hinzu: für Kinder und Eltern sucht man vergebens nach einem Hilfspaket, obwohl doch unbestritten ist: die Zukunft unserer Kinder ist systemrelevant!

Dabei hat die Corona-Krise unser Bildungssystem und unsere Kinder besonders hart getroffen. Die Wochen der Schulschließungen haben viele an ihre Grenzen gebracht. Die Mammutaufgabe beginnt aber an den Schulen erst so richtig. Nicht nur, weil es eine immense Herausforderung ist, den Schulalltag im restlichen Schuljahr mit seinen neuen Corona-Regeln zu organisieren. Sondern auch, weil die Wochen der Schulschließungen Probleme und Defizite unseres Schulsystems erst so richtig deutlich gemacht haben. Viele Eltern haben bereits ihren Urlaub aufgebraucht, wissen nicht, wie sie im Sommer die Betreuung organisieren sollen. Auch hier gibt es noch kein Hilfsangebot der Bundes­regierung.

Krisenbewältigung im Bereich Wirtschaft und Soziales ist gescheitert

Die Krisenbewältigung im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik muss als gescheitert betrachtet werden. Die Arbeitslosigkeit ist die höchste in der Zweiten Republik, die Hilfen kommen bei den Unternehmen nicht an. Sogar der Rechnungshof hat hier mittlerweile Prüfungen angekündigt. Was Österreich jetzt braucht, ist planvolles Vorgehen: Das größte Investitions- und Beschäftigungspaket in der Geschichte der Zweiten Republik mit zielgerichteter Zukunftsorientierung.

Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen daher nachstehende

Dringliche Anfrage

1.          Wie begründen Sie konkret den Missstand, dass es der Bundesregierung bis heute nicht gelungen ist, eine Strategie im Umgang mit den sozialen und wirt­schaftlichen Folgen der Corona-Krise zu entwickeln?

2.          Welche unabhängigen Evaluierungen der bisherigen Einzelmaßnahmen finden derzeit statt, um den bestmöglichen Weg für Österreich aus der Krise zu finden?

a.          Wer hat diese Evaluierungen vorgenommen und was waren die konkreten Ergeb­nisse?

3.          Welche Erwägungen der Bundesregierung waren konkret ausschlaggebend da­für, den Entschädigungspassus aus dem Epidemiegesetz zu streichen?


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4.          Welche Fehlentscheidungen haben Sie und Mitglieder ihrer Bundesregierung bisher im Umgang mit der Coronakrise getroffen?

a.          Welche Lehren haben Sie konkret daraus gezogen?

5.          Welche Überlegungen und Berechnungen für Österreichs Wirtschaft und Arbeits­markt wurden bei Beschluss des Shutdowns für die Zeit danach, konkret nach Planungszielen, angestellt?

a.          Welche Expertinnen und Experten waren in diesen Prozess einbezogen?

b.          Es ist auffällig, dass Umfang der Hilfen und die Auszahlungsmodalitäten mehr­mals geändert wurden. Welche Gründe liegen dafür vor, dass die Bundesre­gierung die Situation zu Beginn völlig falsch eingeschätzt hat?

6.          Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus dem Umstand, dass Deutschland die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise bisher besser als Öster­reich bewältigt hat?

a.          Welche unterschiedlichen staatlichen Maßnahmen sind für die deutlich höher gestiegene Arbeitslosigkeit in Österreich maßgeblich gewesen?

b.          Inwiefern wird der Vergleich mit Deutschland zu anderen Maßnahmen der Bun­desregierung führen?

7.          Haben Sie einen Krisenstab zur Bekämpfung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Coronakrise eingerichtet und wie setzt sich der konkret zusammen?

8.          Wer berät den Bundeskanzler gegenwärtig in wirtschaftlichen Fragen, aufgeglie­dert nach internen und externen BeraterInnen?

9.          Haben Sie als Bundeskanzler Gespräche mit Kleinunternehmern geführt, um zu erfahren, welche Probleme sie in Folge der Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Covid-19-Pandemie haben?

a.          Wenn ja, mit wem und wann erfolgten die Gespräche, welche Ergebnisse brachten diese konkret?

b.          Wenn ja, warum wurden dann keine entsprechenden Maßnahmen getroffen?

c.          Wenn nein, warum nicht?

10.        Warum hat die Bundesregierung das Arbeitslosengeld nicht erhöht und damit die soziale Situation vieler ÖsterreicherInnen dramatisch verschlechtert?

11.        Warum wurde das Angebot der EU-Kommission zur Beschaffung von Schutz­ausrüstung bereits im Jänner 2020 von Ihrer Seite abgelehnt?

12.        Warum kam es auch in der Folge zu Verzögerungen bei Bestellung und Lieferung von Schutzausrüstung und Tests?

13.        Welche Maßnahmen hat die österreichische Bundesregierung konkret gesetzt, um Österreich entsprechend vor einer zweiten Welle an Covid-19 Infektionen zu schützen?

14.        Welche Personen koordinieren das Corona-Krisenmanagement der Bundesre­gierung, um die einzelnen Maßnahmen effizient aufeinander abzustimmen, auf­gegliedert nach regierungsinternen und externen Personen?

15.        Wie viele Personen wurden insgesamt bisher wegen Missachtung der Corona­vorschriften angezeigt, wie viele Personen wurden rechtskräftig bestraft und wie viele Verfahren laufen noch?

16.        Sollte der Bundeskanzler der Republik Österreich in der Coronakrise für den Rest der Bevölkerung bezüglich der Einhaltung von Vorschriften als Vorbild dienen?


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17.        Auf welcher Grundlage konnte bei Ihrem Besuch des Kleinwalsertals die Einreise sowie Ausreise von Ihnen selbst und Ihren Begleitpersonen über die Grenzüber­gänge des Kleinwalsertals erfolgen, obwohl diese von deutscher Seite geschlos­sen waren?

18.        Welche Personen haben Sie konkret begleitet und welche Funktion haben diese konkret inne?

19.        Erfolgte bei Ihnen und Ihren Begleitpersonen die vorgeschriebene Vorlage eines negativen COVID-19-Tests, der nicht älter als vier Tage sein durfte?

a.          Von wem wurde dieser Test bei den Personen Ihrer Delegation wann vorge­nommen?

b.          Welcher Behörde gegenüber wurden diese Tests vorgelegt?

20.        Warum haben Sie sich nicht selbst in 14-tägige Heimquarantäne begeben, wie es die Vorschriften über die Einreise nach Österreich vorsehen?

21.        Gegenüber welchen Ländern wurden seitens der Bundesregierung konkrete Maßnahmen in Bezug auf Grenzöffnungen gesetzt und welche evidenzbasierten, insbesondere gesundheitspolitischen Gründe gibt es dafür?

22.        Welche Schritte zur Wiederherstellung der Reisefreiheit wurden seitens der Bun­desregierung im Rahmen der EU gesetzt und welche gesundheitspolitischen Hintergründe gibt es dafür?

23.        Aus welchem evidenzbasierten Grund wurde die Öffnungszeit von Gastbetrieben mit 23 Uhr beschränkt?

24.        Warum setzt die Bundesimmobiliengesellschaft nicht die Rechtsmeinung der Bundesregierung, dass Betriebe für den Zeitraum der Schließung keine Miete zahlen müssen, um?

a.          Was hat die Bundesregierung und das zuständige Mitglied der Bundesregierung konkret unternommen, damit diese Rechtsmeinung allgemeine Gültigkeit er­langt?

25.        Warum hat die Bundesregierung nicht dafür Sorge getragen, dass Hilfsleistun­gen, wie von ihr angekündigt, rasch und unbürokratisch erfolgen?

a.          Welche Maßnahmen werden Sie setzen, damit es endlich zu raschen Auszah­lungen kommt?

26.        KünstlerInnen und die Kreativwirtschaft sind besonders von der Coronakrise be­troffen, da sie noch längerfristig mit Einschränkungen ihrer Berufstätigkeit rech­nen müssen. Warum hat die Bundesregierung den Auswirkungen der Maßnah­men auf den Kunst- und Kulturbereich so wenig Bedeutung beigemessen?

a.          Haben Sie als Bundeskanzler Gespräche mit KünstlerInnen geführt?

b.          Wenn ja, wann und mit wem?

c.          Wenn ja, warum wurden dann keine entsprechenden Maßnahmen getroffen, um die Situation für die Betroffenen zu verbessern?

d.          Wenn nein, warum nicht?

27.        Wie viele Unternehmen mussten seit Beginn der Coronakrise nach Monaten auf­gegliedert Insolvenz anmelden?

28.        Mit wie vielen weiteren Insolvenzen rechnet die Bundesregierung konkret bis zum Ende des Jahres?


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In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs 2 GOG-NR zum frühest möglichen Zeitpunkt zu behandeln und dem Erstanfragesteller Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich erteile Herrn Abgeordnetem Mag. Leichtfried (Abg. Leichtfried: Zur Geschäftsordnung!) als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort. (Abg. Matznetter – auf Abg. Leichtfried weisend –: Zur Geschäftsord­nung!) – Zur Geschäftsbehandlung? – Bitte schön.


15.01.04

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Danke, Herr Präsident, und danke, dass Sie mich schon aufgefordert haben, meine Rede anzutreten. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass das eine Anfrage an den Bundes­kanzler ist und der Herr Bundeskanzler anscheinend nicht da ist. Deshalb würde ich Sie ersuchen, zu klären, wie das Abbleiben des Herrn Bundeskanzlers zu interpretieren ist, und die Sitzung dann, wenn der Herr Bundeskanzler da ist, fortzusetzen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS. – Bundeskanzler Kurz betritt den Saal. – Rufe: Da kommt er! – Abg. Matznetter: Jörg Leichtfried wirkt! – Abg. Wöginger: Gut, dass wir das bei euren ... auch gemacht haben! – Abg. Loacker – in Richtung Abg. Wöginger –: Wie ihr in Opposition wart, warst du noch in der Schule!)

15.01


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich begrüße den Bundeskanzler und die Regie­rungsmitglieder und erteile dem Anfragesteller, Herrn stellvertretendem Klubobmann Leichtfried, das Wort. – Bitte sehr.


15.02.25

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Vielen Dank, Herr Präsident! Ich darf mich auch bei Herrn Präsidenten Hofer bedanken, dass das so prompt funktioniert hat und der Bundeskanzler sofort erschienen ist. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren! Ein Redebeitrag, den dieses Haus am Vormittag erfahren hat, hat mich nicht zur Ruhe kommen lassen. Es war August Wöginger, der gemeint hat, die Menschen sind „dankbar“. (Ruf bei der ÖVP: Jawohl!) Ich habe das Gefühl, das ist zumindest ein großer Trugschluss.

Wir haben dieses starke parlamentarische Mittel, eine Anfrage an den Bundeskanzler, sehr bewusst gewählt, weil landauf, landab in allen Bundesländern, in allen Bezirken, in allen Städten, in allen Dörfern die Menschen nicht dankbar sind, sondern ängstlich und wütend, weil nichts an Hilfe ankommt. Die Hilfspakete funktionieren nicht. Die Maßnah­menpakete funktionieren vielleicht vor den Kameras, wenn man Pressekonferenzen ab­hält, aber dort, wo das Geld benötigt wird, dort kommt es nicht an.

Die Regierung hat versprochen: „Koste es, was es wolle!“ – Und was ist passiert? – In Österreich sind so viele Menschen arbeitslos wie noch nie zuvor in der österreichischen Geschichte, in der Geschichte der Zweiten Republik. Zwei Drittel der Kleinunternehme­rinnen und Kleinunternehmer sagen: Diese Hilfen genügen nicht. Die Kunst- und Kul­turszene fühlt sich im Stich gelassen. Menschen, die krank sind, kommen nicht in die Krankenhäuser. Menschen, die sich von ihrem Vater, ihrer Mutter, ihrem Ehemann, ihrer Ehefrau verabschieden wollen, durften das nicht. Viele von ihnen haben sich darauf


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verlassen, dass die Regierung ihr Versprechen: „Wir lassen niemanden im Stich“, ein­hält, und die sind jetzt enttäuscht, mehr als enttäuscht.

Unbürokratische Hilfe war angekündigt: 6 000 Euro für drei Monate. Wir erinnern uns, das war eines der ersten Dinge, die angekündigt wurden. Sie, Herr Bundeskanzler, haben das gesagt: 6 000 Euro für die ersten drei Monate, bis zu 2 000 Euro Maximum pro Monat für jede einzelne Person und jedes einzelne EPU. Nichts davon ist ange­kommen. Nichts haben die Menschen, die sich bemühen, ihre Geschäfte wieder aufzu­sperren. Nichts haben die Menschen, die ihre Gasthäuser wieder aufgesperrt haben. Nichts haben die, die in der Arbeitslosigkeit sind, die glauben, vielleicht gäbe es doch ein bisschen mehr. Nichts haben die, die in Kurzarbeit sind und zu wenig Geld verdienen.

Hunderttausende Unternehmen fielen beim Härtefallfonds in der ersten Welle um eine Förderung um und wurden auch in der zweiten Welle nicht gefördert. Von den Anfang März versprochenen 2 Milliarden Euro wurden höchstens 150 Millionen Euro ausge­zahlt. Das sind nicht einmal 8 Prozent! Das sind nicht einmal 8 Prozent von dem, was die Menschen zum Überleben brauchen, geschätzte Damen und Herren.

Viele Einzelunternehmer bekamen Abschlagszahlungen in geringer Höhe. Das ist nicht nur eine Mär, die von der Opposition verbreitet wird; es wird von der Universität Wien bestätigt. Vor allem wird bestätigt und wird klar, dass die abwickelnde Stelle, die Wirt­schaftskammer – aus welchen Gründen immer die ausgesucht wurde –, vollkommen überfordert ist. Sie ist inzwischen der Bremser zwischen den Auszahlungen und den Empfängern geworden, und die Bürokratie, die hier eingefordert wurde, die Bürokratie, die von den Unternehmen erledigt werden muss, hindert diese, ihren Überlebenskampf vernünftig zu führen, geschätzte Damen und Herren.

Ich habe dieses Wochenende mit einem Brucker Konditor gesprochen. Er hat gesagt, er ist mit seinem Steuerberater eine Woche bei diesem Antrag für die Wirtschaftskammer gesessen und am Ende haben sie ihn zurückgeschmissen, weil versehentlich das Ge­burtsdatum falsch angegeben war. Ja was ist denn das für eine Servicequalität, ge­schätzte Damen und Herren? So bringt man die Unternehmen und Unternehmer in un­serem Land um! (Beifall bei der SPÖ.)

Es droht das Zusperren. Es sind und drohen Existenzängste, von denen Sie anschei­nend nichts mitbekommen. Wie viele Menschen kennen Sie, die in der Nacht nicht mehr schlafen können, weil sie nicht wissen, wie sie ihr Geschäft, ihre Eigentumswohnung finanzieren, ihre Kredite zurückzahlen? Wie viele kennen Sie von denen? Und wie viele kennen Sie von denen, die nicht mehr wissen, an wen sie sich wenden sollen?

Wir haben heute Vormittag eine Diskussion geführt, in der Kollege Ottenschläger ge­meint hat, dass sich keine Unternehmer und Unternehmerinnen an uns wenden. – Das tun sie sehr wohl, und ich darf Ihnen etwas vorlesen, was mich besonders gerührt hat; ein älteres Ehepaar hat sich an uns gewendet. Sie haben, bis sie in Pension gegangen sind, ein Nebenerwerbsweingut betrieben, und in der Pension – denn wir wissen, wie hoch die Pensionen in diesem Bereich sind – haben sie sich im Jahr 2015 entschlossen, eine Frühstückspension aufzumachen.

Sie sind dann in dieses Coronaschlamassel gekommen und haben geglaubt, niemand wird zurückgelassen und einem jeden wird geholfen werden. Die Dame schreibt wort­wörtlich: Mein Mann und ich dachten auch, dass wir zumindest aus dem Härtefallfonds einen Obolus erhalten würden – abgelehnt, weil wir zwar zwei Steuernummern haben, aber keine zweite Krankenversicherung in der Gewerbekasse. Wieder einmal fallen wir durch den Rost und können nun mit unserer sauer verdienten Pensionsrente den Umbau abbezahlen. Bitte senden Sie einen lieben Gruß an Herrn Vizekanzler Kogler und an den Herrn Bundeskanzler, der behauptet hat: Wir lassen niemanden im Stich. – Zitatende.

Diese Grüße richte ich Ihnen jetzt aus, Herr Bundeskanzler. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)


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An diesen Menschen, an den vielen, die betroffen sind, hängt ungefähr ein Viertel der österreichischen Arbeitsplätze, und da zeigt sich, dass andere es besser machen.

Ich kann mich gut erinnern, mit welcher Häme manchmal – insbesondere während der Zeit der letzten von Ihnen geführten Regierung – nach Deutschland geschaut wurde. Ich kann mich gut erinnern, wie wir – also nicht wir, sondern Sie – behauptet haben, bei uns läuft alles besser und wird alles besser gemacht. – Jetzt gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Österreich und Deutschland: In Österreich dauert es 48 Stunden, den Antrag auszufüllen, in Deutschland bekommt man nach 48 Stunden die Hilfe. Das ist der Unterschied, und das ist meines Erachtens dort besser gemacht. (Beifall bei der SPÖ.)

Man sieht auch am Beispiel der Kurzarbeit, dass es hakt, und zwar gewaltig hakt. Groß­spurig wurden 10 Milliarden Euro für Kurzarbeit angekündigt. – 10 Milliarden Euro! Von der Wirtschaftsministerin wurde betont, dass das binnen 48 Stunden ausbezahlt wird. Was ist die Realität bis jetzt? – Von den 10 Milliarden Euro wurden 273 Millionen Euro ausbezahlt, geschätzte Damen und Herren. Das bedeutet, dass die Unternehmen nicht genug Geld haben, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bezahlen. Das bedeutet, dass diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht genug Geld haben, um ihre Kredite zu bezahlen. (Abg. Haubner: Keine Ahnung!) Das sind die Auswirkungen dieser Langsam­keit. Für diese Langsamkeit sind Sie voll verantwortlich, das muss man auch einmal ganz klar sagen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Haubner: Keine Ahnung!)

Ich bitte Sie, bedenken Sie eines: Tun Sie endlich etwas gegen diesen Bürokratiewahn­sinn in diesen Fragen! Tun Sie endlich etwas dafür, dass die Menschen ihr Geld schnell und wirksam erhalten! Ich habe von einem Gastronomen gelesen, der einen 20-seitigen detaillierten Antrag einreichen musste. Er sagt, wenn wir das alle so machen, werden die Beamten in der Wirtschaftskammer zehn Jahre brauchen, um das alles abzuarbeiten. In Salzburg erzählt ein Geschäftsführer, dass er wegen Kurzarbeit für jeden Einzelnen der 1 300 Mitarbeiter ein 12-seitiges Formular ausfüllen musste, 1 300 mal 12, damit ist auch ein Geschäftsführer lange beschäftigt, geschätzte Damen und Herren. Ist das das kurze, schnelle Helfen, das Sie versprochen haben? Ist das die wirkungsvolle Hilfe, von der Sie in 61 – oder waren es 63? – Pressekonferenzen gesprochen haben? – Nein, das ist Schikane gegenüber all denen, die Hilfe brauchen, und nichts anderes, geschätzte Damen und Herren von der Bundesregierung!

Wie schaut es mit der Hilfe für die Menschen aus, die in der Coronakrise arbeitslos geworden sind? Haben sie Hilfe erhalten, damit sie mit 55 Prozent dessen, was sie vor­her bekommen haben, auskommen können? – Nein. Haben sie Hilfe erhalten dafür, dass sie schnell wieder in neue Jobs kommen? – Nein.

Alles, was Sie bis jetzt getan haben, ist, zu verhindern, dass das Arbeitslosengeld von 55 auf 70 Prozent aufgestockt wird. Das wäre doch das Mindeste, das man schnell tun kann, um diesen Menschen zu helfen. (Beifall bei der SPÖ.)

Dasselbe gilt für den Kunst- und Kulturbereich. Ein wesentlicher Bestandteil des öffent­lichen Lebens in Österreich wurde im Stich gelassen, ihm wurde nicht geholfen.

Dasselbe gilt für die Risikogruppen, für die wir uns verzweifelt bemüht und darum ge­kämpft haben, dass auch Angehörige von Menschen, die zur Risikogruppe gehören, besser geschützt werden. Auch das wollten Sie nicht.

Ich habe langsam das Gefühl, Ihnen geht es nicht darum, vielen Menschen zu helfen. Ihnen geht es wie immer darum, denen zu helfen, denen Sie sich politisch verpflichtet haben. Und das, geschätzte Damen und Herren, ist in dieser Zeit das Falscheste, was man machen kann.

Was dann noch dazukommt, ist, dass Sie nicht nur nicht helfen, sondern dass sich die Menschen inzwischen aufgrund dessen, was Sie an Maßnahmen ergreifen, einfach nicht


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mehr auskennen. Sie wissen nicht mehr, was zu tun ist, was sicher ist und was weniger sicher ist. Sie wissen nicht mehr, wie man sich verhalten muss, und werden dann ge­straft, weil sie sich unter Umständen falsch verhalten.

Wer aber kann sich denn noch auskennen, wenn beispielsweise im Freien 1 Meter Ab­stand beim Spazierengehen einzuhalten ist und im Gasthaus kann man zu viert zu­sammenkuscheln? Was für einen medizinischen, gesundheitspolitischen Sinn macht das? Was ist die Überlegung dahinter? Oder: Wie kann es sein, dass wir zur Schweiz die Grenzen öffnen, aber zu Slowenien nicht, wobei jeder weiß, dass Slowenien pro 100 000 Einwohner weniger Betroffene hat? Was ist der medizinische Sinn dahinter? (Abg. Schmidhofer: Da kannst du rüberfahren nach Italien!) – Das kann man von der Schweiz aus auch, die grenzt nämlich auch an Italien – für alle, die das nicht wissen.

Das Problem bei diesen Maßnahmen ist aber – und die Juristen unter Ihnen werden mir zustimmen –, dass Menschen, die von diesen Normen betroffen und ihnen unterworfen sind, die diese Normen nicht mehr verstehen und durch sie verwirrt werden, auch das Bewusstsein für die Rechtmäßigkeit dieser Normen fehlt.

Um dem I noch ein Tüpfelchen aufzusetzen, passiert dann Folgendes – und das, Herr Bundeskanzler, war, glaube ich, schon ein großer Fehler von Ihnen, über den Sie vielleicht noch etwas sagen könnten –: Es hat eine kurze Zeit gegeben, in der die Grenze zu Slowenien offen war. Ich selbst bin aus der Steiermark und denke, es ist bei den Kärntner Freundinnen und Freunden ähnlich: Das haben einige ausgenützt, um schnell günstig Zigaretten kaufen zu fahren. Jetzt kann man darüber, ob das gescheit ist, un­terschiedlicher Meinung sein, das kann man diskutieren. Was aber dann passiert ist, als sie zurückgekommen sind, war interessant. Sämtliche dieser Zigarettenkäuferinnen
und -käufer, die wahrscheinlich dort mit niemandem gesprochen haben, die Schutzmas­ken getragen haben, die niemanden getroffen haben, haben samt und sonders 14 Tage in Quarantäne gehen müssen. Für Sie, Herr Bundeskanzler, der Sie zweimal die ös­terreichische Staatsgrenze von Deutschland her überschritten haben, gilt das alles an­scheinend nicht, und das ist ungerecht. Entweder gelten Gesetze und Regeln für uns alle, entweder sind Politikerinnen und Politiker auch Vorbild, um das einzuhalten, oder wir können mit diesen Maßnahmen aufhören und uns das alles ersparen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.17


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundeskanzler. – Bitte, Herr Bundeskanzler.


15.17.27

Bundeskanzler Sebastian Kurz: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Ab­geordnete! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Österreicherinnen und Ös­terreicher! Vor allem aber natürlich Herr Abgeordneter Leichtfried, vielen Dank für diese Dringliche Anfrage und für die Möglichkeit, vielleicht ein paar Fragen, die Sie gestellt haben, zu beantworten (Rufe bei SPÖ und FPÖ: Alle, bitte! Alle!) und da und dort viel­leicht das eine oder andere aus meiner Sicht zu schildern beziehungsweise auch rich­tigzustellen.

Einleitend möchte ich festhalten, dass ich verstehe, dass es bei vielen Menschen eine wahnsinnige Anspannung, eine große Betroffenheit gibt und die Situation keine einfache ist. Wir erleben gerade nichts Alltägliches. Wir erleben eine globale Pandemie und eine globale Wirtschaftskrise. Ich glaube, ich bin nicht der Einzige in diesem Raum, auch wenn ich einer der Jüngsten bin, der sagen kann: Wir alle haben so etwas bisher noch nicht erleben müssen.

Als ich Ihren Ausführungen gefolgt bin, Herr Abgeordneter Leichtfried, hatte ich fast den Eindruck, wir wären in Österreich in einer schlechteren Situation als anderswo. Die


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Wahrheit ist aber: So dramatisch diese globale Pandemie ist, so dramatisch diese glo­bale Wirtschaftskrise ist, mir fällt kein Land ein, mit dem ich gerne tauschen würde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Nehmen wir uns vielleicht trotz aller Notwendigkeit der Oppositionsarbeit, trotz aller An­spannung, trotz aller Emotion einen Moment des Innehaltens! Versuchen wir alle ge­meinsam hier im Parlament über die Parteigrenzen hinweg, ohne Emotion, ohne Ag­gression, einfach nur einen Moment in uns zu gehen und uns selbst ganz ehrlich – Hand aufs Herz, Herr Abgeordneter! – folgende Frage zu stellen: Mit welchem Land auf der Welt würden wir im Moment gerne tauschen?

Sehr geehrte Damen und Herren, ich kann Ihnen sagen, aufgrund meiner Tätigkeit als Außenminister und als Bundeskanzler habe ich viele Kontakte, viele Freundschaften, viele Bekanntschaften überall auf der Welt. Mir fällt im Moment kaum jemand ein, der mir sagt, es ginge ihm besser als bei uns in Österreich, und ich habe noch niemanden getroffen, der mir gesagt hat: Euch in Österreich geht es schlechter als uns, anderswo in der Welt. – Das sollten wir uns bei aller Emotion einen Moment vor Augen führen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Gerade weil ich für mich auf die Frage, mit welchem Land ich gerne tauschen würde, keine Antwort geben kann, weil mir keines einfällt, möchte ich heute schon noch einmal ein großes Wort des Dankes loswerden: ein Danke an alle im Gesundheitsbereich, ein Danke an alle Verantwortlichen, die in dieser Phase Entscheidungen getroffen haben, auch an Sie in der Opposition – wir haben viele der Beschlüsse einstimmig gefasst (Zwischenruf der Abg. Brandstötter) –, ein Danke an die österreichische Bevölkerung, die vorbildlich agiert hat, und an alle, die gemeinsam dazu beigetragen haben, dass wir seit drei Wochen weniger als 100 Neuinfizierte pro Tag haben, dass wir eines der Länder mit den niedrigsten Ansteckungszahlen in ganz Europa sind und dass wir dadurch eines der Länder sind, die am schnellsten wieder hochfahren können. Danke an alle, die dazu einen Beitrag geleistet haben! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin froh, dass wir nach der Phase des Lockdowns schneller als andere wieder in die Phase der Öffnung kommen konnten. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Jetzt nach dieser Phase der Öffnung ist es wichtig, dass wir den nächsten Schritt machen, hin in Richtung Eigenverantwortung, hin in Richtung wenig Regeln, wenig klare Regeln (Abg. Loacker: „Wenig klare Regeln“ stimmt!) und eines Maximums an Freiheit, Eigenverantwortung und Hausverstand. Das wird der nächste Schritt sein, den wir mit Juni setzen wollen, und der wird gut und richtig für unser Land sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Jetzt zur wirtschaftlichen Situation: Wir haben es nicht nur mit einer globalen Pandemie zu tun, wir haben es – und das soll man nicht kleinreden – mit der größten Wirtschafts­krise zu tun, die wir jemals erlebt haben. Das ist die Realität, weltweit (Zwischenrufe bei der SPÖ), und gestatten Sie mir auch da einen kurzen Blick über unsere Grenzen hinaus: Obwohl wir ein exportorientiertes Land sind, obwohl wir ein Tourismusland sind – zwei Bereiche, die ganz besonders stark betroffen sind –, ist die EU-Kommission laut der aktuellsten Studie der Meinung, dass es zwei Länder gibt, die wirtschaftlich am bes­ten durch diese Krise kommen werden, nämlich Österreich und Deutschland (Abg. Ha­fenecker: Die EU hat nicht einmal ...!), und dass es eine Handvoll Länder mit einem vergleichsweise geringen Einbruch des BIPs gibt. Österreich ist unter diesen Ländern. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich kann Ihnen auch sagen, warum das der Fall ist: Zum Ersten, weil wir schnell und rasch reagiert haben. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Danke an Sie alle – Sie haben die Maßnahmen, die Sie jetzt kritisieren, alle mitgetragen (Abg. Belakowitsch: Das stimmt ja nicht!), und ich bin Ihnen nach wie vor dankbar dafür. Zum Zweiten, weil wir ein 38-Milliarden-Euro-Hilfsprogramm geschnürt haben, das vom Volumen her, da


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