Parlament Österreich

 

 

 

 

Stenographisches Protokoll

 

 

 

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128. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXV. Gesetzgebungsperiode

 

Mittwoch, 18. Mai 2016

 

 


Stenographisches Protokoll

128. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXV. Gesetzgebungsperiode                       Mittwoch, 18. Mai 2016

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 18. Mai 2016: 9.06 – 23.30 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2017 bis 2020 er­lassen wird sowie das Bundeshaushaltsgesetz 2013, das Bundesfinanzrahmenge­setz 2016 bis 2019 und das Bundesfinanzgesetz 2016 geändert werden

2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem eine Ermächtigung zur Verfügung über Bundesver­mögen erteilt wird

3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Katastrophenfondsgesetz 1996 und das Hagel­versicherungs-Förderungsgesetz geändert werden

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Hand­werkerleistungen geändert wird

5. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über österreichische Beiträge an internationale Finanzinstitutionen (IFI-Beitragsgesetz 2014) geändert wird

6. Punkt: Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regie­rung der Kirgisischen Republik über die Förderung und den Schutz von Investitionen

7. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Gesetz zur Bekämpfung von Lohn- und Sozial­dumping (Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz – LSD-BG) erlassen wird und das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz, das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 1984, das Arbeitsinspektionsgesetz 1993, das Heimarbeitsge­setz 1960, das Betriebliche Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz, das Be­triebspensionsgesetz, das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz, das Sozialbetrugsbekämp­fungsgesetz und das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz geändert werden

8. Punkt: Bericht über den Antrag 1439/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kollegin­nen und Kollegen betreffend: Faires Vergaberecht und Bestbieterprinzip umsetzen

9. Punkt: Bericht über den Antrag 1131/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Arbeitserlaubnis für Asylwerber in Österreich

10. Punkt: Bericht über den Antrag 1566/A(E) der Abgeordneten Mag. Birgit Schatz, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Verstärkung der Lohnkontrollen durch personelle Auf­stockung der Finanzpolizei

11. Punkt: Bericht über den Antrag 1474/A(E) der Abgeordneten Mag. Birgit Schatz, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Weiterentwicklung des Vergaberechts, um die Wirk­samkeit des Bestbieterprinzips zu erhöhen


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 2

12. Punkt: Bericht über den Antrag 760/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Kassasturz in der Arbeitslosenversicherung und beim AMS-Budget

13. Punkt: Bericht über den Antrag 1604/A(E) der Abgeordneten Werner Neubauer, Kol­leginnen und Kollegen betreffend gesetzliche Verankerung der Auszahlung des 13. und 14. Monatsgehalts inklusive einer quartalsmäßigen Anweisung

14. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Weingesetz 2009 geändert wird

15. Punkt: Bericht über den Antrag 1047/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolf­gang Pirklhuber, Harald Jannach, Josef Schellhorn, Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend 10-Punkte-Milchpaket: Maßnahmenprogramm für die österrei­chische Landwirtschaft nach dem Ende des EU-Milchquotensystems ab 1. April 2015

16. Punkt: Bericht über den Antrag 1341/A(E) der Abgeordneten Harald Jannach, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Mengenregulierung zur Stabilisierung des Milchmark­tes in Österreich und Europa

17. Punkt: Bericht über den Antrag 1627/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolf­gang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Milchdialog

18. Punkt: Bericht über den Antrag 257/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Anbau- und Einfuhrverbot von Gentechnikmais in Ös­terreich

19. Punkt: Wahl einer Schriftführerin/eines Schriftführers

*****

Inhalt

Nationalrat

19. Punkt: Wahl einer Schriftführerin/eines Schriftführers ......................................... 326

Wahlergebnis:

Schriftführerin: Mag. Alev Korun ................................................................................ 326

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 35

Ordnungsrufe ..............................................................................................  288, 288, 309

Geschäftsbehandlung

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwor­tung 8253/AB gemäß § 92 Abs. 1 der Geschäftsordnung ........................................................................................ 93

Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung         178

Redner/Rednerinnen:

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 179

Bundesminister Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter ....................................................... 181

Cornelia Ecker ............................................................................................................ 183

Johannes Schmuckenschlager ................................................................................ 184

Josef A. Riemer .......................................................................................................... 185

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 187

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 188

Leopold Steinbichler .................................................................................................. 190


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 3

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 94

Aktuelle Stunde (35.)

Thema: „Aktionsplan ,Sicheres Österreich‘ – Maßnahmen zur Stärkung der inneren Sicherheit“           ............................................................................................................................... 36

Redner/Rednerinnen:

Werner Amon, MBA ..................................................................................................... 36

Bundesminister Mag. Wolfgang Sobotka .................................................................. 38

Otto Pendl ..................................................................................................................... 40

Mag. Michaela Steinacker ............................................................................................ 42

Mag. Gernot Darmann ................................................................................................. 43

Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 45

Mag. Nikolaus Alm ....................................................................................................... 46

Christoph Hagen .......................................................................................................... 48

Angela Lueger .............................................................................................................. 49

Rouven Ertlschweiger, MSc ........................................................................................ 51

Dr. Walter Rosenkranz ................................................................................................ 52

Mag. Alev Korun ........................................................................................................... 54

Dr. Nikolaus Scherak ................................................................................................... 55

Ing. Robert Lugar ......................................................................................................... 57

Aktuelle Stunde – Aktuelle Europastunde (36.)

Thema: „TTIP Verhandlungsstopp und ein NEIN zu CETA. Fairer Handel statt Konzernherrschaft!“    ............................................................................................................................... 59

Redner/Rednerinnen:

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 59

Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner ....................................................................... 62

Mag. Andreas Schieder ............................................................................................... 66

Dr. Angelika Winzig ..................................................................................................... 68

MEP Harald Vilimsky .................................................................................................... 69

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .................................................................................... 71

Josef Schellhorn .......................................................................................................... 72

Ulrike Weigerstorfer ..................................................................................................... 73

Mag. Christine Muttonen ............................................................................................. 75

MEP Mag. Othmar Karas, MBL-HSG .......................................................................... 76

Dr. Johannes Hübner ................................................................................................... 77

MEP Michel Reimon, MBA ........................................................................................... 78

MEP Mag. Dr. Angelika Mlinar, LL.M .......................................................................... 80

Leopold Steinbichler .................................................................................................... 81

MEP Karoline Graswander-Hainz .............................................................................. 83

Ing. Hermann Schultes ................................................................................................ 85

MMMag. Dr. Axel Kassegger ....................................................................................... 86

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ............................................................................. 88

Michael Pock ................................................................................................................. 89

Dr. Susanne Winter ...................................................................................................... 90

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzlers Mag. Christian Kern betreffend Enthebung des Vizekanzlers Dr. Reinhold Mitterlehner vom Amte der Fortführung der Verwal­tung des Bundeskanzleramtes und des Vorsitzes in der Bundesregierung sowie Ernennung seiner Person zum Bundeskanzler durch den Bundespräsidenten              ............................................................................................................................... 35

Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 35


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 4

Rechnungshof

Verlangen gemäß § 99 Abs. 2 GOG im Zusammenhang mit dem Antrag 1680/A betreffend Gebarungsüberprüfung ................................................................................................ 326

Ausschüsse

Zuweisungen .........................................................................................  92, 268, 268, 268

Verhandlungen

1. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1096 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2017 bis 2020 erlassen wird sowie das Bundeshaushaltsgesetz 2013, das Bundesfinanzrahmenge­setz 2016 bis 2019 und das Bundesfinanzgesetz 2016 geändert werden (1120 d.B.)                                                                                                                                                                   94

Redner/Rednerinnen:

Mag. Roman Haider ...................................................................................................... 94

Gabriele Tamandl ......................................................................................................... 96

Mag. Bruno Rossmann ................................................................................................ 97

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 100

Mag. Dr. Matthias Strolz ............................................................................................ 102

Dr. Kathrin Nachbaur ................................................................................................. 103

Ing. Robert Lugar ....................................................................................................... 105

Bundesminister Dr. Johann Georg Schelling ......................................................... 107

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................... 109

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................... 153

Mag. Dr. Maria Theresia Fekter ................................................................................. 154

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 155

Ing. Markus Vogl ......................................................................................................... 157

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 158

Dr. Karlheinz Töchterle ............................................................................................. 160

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 161

Marianne Gusenbauer-Jäger .................................................................................... 163

Dr. Ruperta Lichtenecker .......................................................................................... 164

Mag. Andreas Hanger ................................................................................................ 166

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 167

Franz Kirchgatterer .................................................................................................... 172

Dr. Harald Walser ....................................................................................................... 173

Dr. Harald Troch ......................................................................................................... 174

Claudia Angela Gamon, MSc (WU) .......................................................................... 175

Mag. Maximilian Unterrainer ..................................................................................... 176

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 177

Michael Ehmann ......................................................................................................... 192

Mag. Nikolaus Alm ..................................................................................................... 193

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................... 197

Tanja Windbüchler-Souschill .................................................................................... 199

Sigrid Maurer .............................................................................................................. 200

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kol­legen betreffend One in – two out – Ablehnung ............................................................................................  159, 201

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Finanzierungslücke im BFRG 2017–2020 betreffend Umsetzung der FTI-Strategie – Ablehnung              165, 201

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Abgrenzung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung von


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 5

Leistungen der Arbeitslosenversicherung bei längeren Bezugsdauern – Ableh­nung .................................................................  169, 201

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lohnnebenkosten – Ablehnung ...........................................................................  195, 201

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Körperschaftsteuer – Ablehnung .........................................................................  197, 201

Annahme des Gesetzentwurfes in 1120 d.B. ............................................................... 201

2. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1108 d.B.): Bundesgesetz, mit dem eine Ermächtigung zur Verfügung über Bundesvermögen erteilt wird (1121 d.B.) ..... 202

Redner/Rednerinnen:

Dr. Peter Pilz ............................................................................................................... 202

Franz Leonhard Eßl ................................................................................................... 203

Hannes Fazekas ......................................................................................................... 204

Mag. Roman Haider .................................................................................................... 205

Annahme des Gesetzentwurfes in 1121 d.B. ............................................................... 205

3. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (1106 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Katastrophenfondsgesetz 1996 und das Hagelversi­cherungs-Förderungsgesetz geändert werden (1140 d.B.) .................................................................................................................... 205

Redner/Rednerinnen:

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 206

Jakob Auer .................................................................................................................. 206

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 208

Walter Rauch .............................................................................................................. 209

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 211

Ing. Hermann Schultes .............................................................................................. 212

Hermann Lipitsch ....................................................................................................... 213

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 213

Fritz Grillitsch ............................................................................................................. 214

Marianne Gusenbauer-Jäger .................................................................................... 215

Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................................................ 215

Leopold Steinbichler .................................................................................................. 216

Bundesminister Dr. Johann Georg Schelling ......................................................... 218

Annahme des Gesetzentwurfes in 1140 d.B. ............................................................... 219

4. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (1107 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Handwerker­leistungen geändert wird (1141 d.B.)                    219

Redner/Rednerinnen:

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................... 219

Ing. Mag. Werner Groiß ............................................................................................. 220

Dr. Ruperta Lichtenecker .......................................................................................... 222

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................... 223

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 224

Peter Haubner ............................................................................................................. 226

Leopold Steinbichler .................................................................................................. 227

Johann Hechtl ............................................................................................................. 227

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 228


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 6

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Immissionsschwellenwerte in der Gewerbeordnung – Ableh-
nung .....................................................................................................................  225, 229

Annahme des Gesetzentwurfes in 1141 d.B. ............................................................... 229

Gemeinsame Beratung über

5. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (1094 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über österreichische Beiträge an in­ternationale Finanzinstitutionen (IFI-Beitragsgesetz 2014) geändert wird (1142 d.B.)                                                                          229

6. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (1113 d.B.): Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Kirgisischen Republik über die Förderung und den Schutz von Investitionen (1143 d.B.) ........................................................................... 229

Redner/Rednerinnen:

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 230

Gabriel Obernosterer ................................................................................................. 231

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 232

Petra Bayr, MA ............................................................................................................ 233

Tanja Windbüchler-Souschill .................................................................................... 234

Mag. Christoph Vavrik ............................................................................................... 235

Gerhard Schmid ......................................................................................................... 236

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller .................................................................... 237

Mag. Maximilian Unterrainer ..................................................................................... 238

Dr. Josef Cap .............................................................................................................. 239

Annahme des Gesetzentwurfes in 1142 d.B. ............................................................... 240

Genehmigung des Staatsvertrages in 1143 d.B. ......................................................... 240

Gemeinsame Beratung über

7. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über die Regierungs­vorlage (1111 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Gesetz zur Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping (Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz – LSD-BG) er­lassen wird und das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz, das Arbeitskräfte­überlassungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 1984, das Arbeitsinspektionsge­setz 1993, das Heimarbeitsgesetz 1960, das Betriebliche Mitarbeiter- und Selb­ständigenvorsorgegesetz, das Betriebspensionsgesetz, das Arbeits- und Sozial­gerichtsgesetz, das Sozialbetrugsbekämpfungsgesetz und das Allgemeine Sozial­versicherungsgesetz geändert werden (1133 d.B.) .................................................................................................................... 240

8. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 1439/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betref­fend: Faires Vergaberecht und Bestbieterprinzip umsetzen (1134 d.B.) .................................................................................................................... 240

9. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 1131/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Arbeitserlaubnis für Asylwerber in Österreich (1135 d.B.) ............................................................................................................................. 24


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 7

1

10. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 1566/A(E) der Abgeordneten Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verstärkung der Lohnkontrollen durch personelle Aufstockung der Fi­nanzpolizei (1136 d.B.) .................................................................. 241

11. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 1474/A(E) der Abgeordneten Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Weiterentwicklung des Vergaberechts, um die Wirksamkeit des Best­bieterprinzips zu erhöhen (1137 d.B.) ....................................... 241

12. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 760/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Kassasturz in der Arbeitslosenversicherung und beim AMS-Budget (1138 d.B.)                                                                                                                       241

13. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 1604/A(E) der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend gesetzliche Verankerung der Auszahlung des 13. und 14. Monatsge­halts inklusive einer quartalsmäßigen Anweisung (1139 d.B.) ............... 241

Redner/Rednerinnen:

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein ........................................................................ 241

Josef Muchitsch ......................................................................................................... 243

Mag. Birgit Schatz ...................................................................................................... 244

August Wöginger ....................................................................................................... 246

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 248

Ulrike Königsberger-Ludwig .................................................................................... 249

Ing. Waltraud Dietrich ................................................................................................ 250

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ................................................................... 252

Mag. Gertrude Aubauer ............................................................................................. 252

Werner Neubauer ....................................................................................................... 253

Rainer Wimmer ........................................................................................................... 254

Mag. Judith Schwentner ............................................................................................ 255

Gabriel Obernosterer ................................................................................................. 256

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 257

Dietmar Keck .............................................................................................................. 259

Peter Wurm ........................................................................................................  260, 267

Erwin Spindelberger .................................................................................................. 262

Karl Öllinger ................................................................................................................ 263

Johann Hechtl ............................................................................................................. 264

Gerhard Schmid ......................................................................................................... 265

Ing. Markus Vogl ......................................................................................................... 266

Johann Hell ................................................................................................................. 267

Annahme des Gesetzentwurfes in 1133 d.B. ............................................................... 268

Kenntnisnahme der sechs Ausschussberichte 1134, 1135, 1136, 1137, 1138 und 1139 d.B.                      269

Zuweisung des Antrages 1439/A(E) an den Verfassungsausschuss .......................... 269

Zuweisung des Antrages 1566/A(E) an den Finanzausschuss .................................... 269

Zuweisung des Antrages 1474/A(E) an den Verfassungsausschuss .......................... 269

14. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über die Re­gierungsvorlage (1061 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Weingesetz 2009 geän­dert wird (1116 d.B.) .................. 269

Redner/Rednerinnen:

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 269

Johannes Schmuckenschlager ................................................................................ 270

Erwin Preiner .............................................................................................................. 272

Josef A. Riemer .......................................................................................................... 273

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 276


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 8

Leopold Steinbichler .................................................................................................. 277

Bundesminister Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter ....................................................... 279

Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................................................ 281

Jürgen Schabhüttl ...................................................................................................... 282

Edith Mühlberghuber ................................................................................................. 283

Nikolaus Prinz ............................................................................................................ 284

Entschließungsantrag der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einführung einer Qualitätspartnerschaft für heimische Gastro­nomiebetriebe“ – Ablehnung          278, 285

Annahme des Gesetzentwurfes in 1116 d.B. ............................................................... 285

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1116 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Unterstützung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe im Zusammenhang mit den Schäden durch die Unwetter (E 143) .......................................................................................................... 285

Gemeinsame Beratung über

15. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den An­trag 1047/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Harald Jan­nach, Josef Schellhorn, Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend 10-Punkte-Milchpaket: Maßnahmenprogramm für die österreichische Landwirt­schaft nach dem Ende des EU-Milchquotensystems ab 1. April 2015 (1117 d.B.)                         285

16. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den An­trag 1341/A(E) der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Mengenregulierung zur Stabilisierung des Milchmarktes in Österreich und Europa (1118 d.B.) ................................................... 286

17. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den An­trag 1627/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Milchdialog (1119 d.B.) ....................................................................................................................................... 286

Redner/Rednerinnen:

Harald Jannach ..................................................................................................  286, 306

Jakob Auer .........................................................................................................  289, 310

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ..................................................................  290, 309

Cornelia Ecker ............................................................................................................ 291

Josef Schellhorn ........................................................................................................ 293

Norbert Sieber ............................................................................................................ 293

Leopold Steinbichler .........................................................................................  295, 307

Bundesminister Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter ....................................................... 300

Walter Schopf ............................................................................................................. 302

Franz Leonhard Eßl ................................................................................................... 302

Mag. Maximilian Unterrainer ..................................................................................... 303

Hermann Gahr ............................................................................................................ 304

Fritz Grillitsch ............................................................................................................. 305

Entschließungsantrag der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Qualitätsgütesiegel-Gesetz“ – Ablehnung ..........................................................  298, 311

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1117 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 1047/A(E)               311

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1117 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Situation auf den Agrarmärkten (E 144) ..................................................................................... 311

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1118 d.B. .................................................... 311


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 9

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1119 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 1627/A(E)               311

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1119 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Milchdialog (E 145) ....................................................................................................... 311

18. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 257/A(E) der Ab­geordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anbau- und Einfuhrverbot von Gentechnikmais in Österreich (1127 d.B.) ....................................................................................................................................... 312

Redner/Rednerinnen:

Walter Rauch .............................................................................................................. 312

Johann Höfinger ......................................................................................................... 313

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 314

Hannes Weninger ....................................................................................................... 316

Ulrike Weigerstorfer ................................................................................................... 317

Michael Pock ............................................................................................................... 318

Gerhard Schmid ......................................................................................................... 319

Bundesminister Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter ....................................................... 319

Dipl.-Ing. Georg Strasser .......................................................................................... 320

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................... 320

Martina Diesner-Wais ................................................................................................. 321

Rudolf Plessl ............................................................................................................... 322

Mag. Johannes Rauch ............................................................................................... 322

Harry Buchmayr ......................................................................................................... 323

Erwin Preiner .............................................................................................................. 323

Dietmar Keck .............................................................................................................. 324

Mag. Dr. Klaus Uwe Feichtinger ............................................................................... 325

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend gentechnisch veränderte Futtermittel – Ableh­nung ...........................  315, 326

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1127 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 257/A(E)                  325

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1127 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend die Gewährleistung der Gentechnikfreiheit auf unseren Fel­dern (E 146) ......................... 325

Eingebracht wurden

Petitionen ...................................................................................................................... 92

Petition betreffend „Prüfung der Möglichkeit und Konsequenzen der Entkriminali­sierung von assistiertem Suizid“ (Ordnungsnummer 73) (überreicht vom Abgeord­neten Michael Pock)

Petition betreffend „Erhalt des Postamtes Prutz“ (Ordnungsnummer 74) (über­reicht von der Abgeordneten Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller)

Petition betreffend „Erhalt des Postamtes Zell am Ziller“ (Ordnungsnummer 75) (überreicht vom Abgeordneten Hermann Gahr)

Regierungsvorlagen .................................................................................................... 92

1115: Bundesgesetz, mit dem das Vermessungsgesetz geändert wird

1122: Bundesgesetz, mit dem das Studienförderungsgesetz 1992 geändert wird


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 10

Berichte ......................................................................................................................... 92

Vorlage 103 BA: Monatserfolg März 2016; BM f. Finanzen

III-235: 39. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2015)

III-261: Bericht betreffend Jahresbericht 2014 und Jahresbericht 2015 des ERP-Fonds, den Corporate Governance-Bericht 2015 sowie das ERP-Jahrespro­gramm 2016; Bundesregierung

III-263: Bericht betreffend das Nationale Reformprogramm Österreich 2016; Bun­desregierung

III-264: Bericht des Qualitätssicherungsrates für Pädagoginnen- und Pädagogen­bildung (Berichtszeitraum 2015); BM f. Bildung und Frauen sowie BM f. Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft

III-265: Bericht betreffend Materialien zur sozialen Lage der Studierenden 2016; BM f. Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

III-266: Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich 2014–2015; BM f. Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

III-267: Tätigkeitsbericht der Bundeswettbewerbsbehörde für das Jahr 2015; BM f. Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

III-268: Bericht über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Öster­reich 2015; BM f. Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG ................................................................ 93

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Öster­reich und Ungarn zur Änderung des Abkommens zwischen der Republik Öster­reich und der Republik Ungarn über die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastro­phen oder schweren Unglücksfällen

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Öster­reich und Georgien über die gegenseitige Hilfeleistung bei Naturkatastrophen oder technischen Katastrophen und die Zusammenarbeit bei deren Prävention

Anträge der Abgeordneten

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Überprüfung der Finanz­behörden hinsichtlich Steuerbetrugs bei Aktiengeschäften (Cum/Ex-Deals) (1680/A und Zu 1680/A)

Dr. Rainer Hable, Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Finanz-Verfassungsgesetz 1948, BGBl. Nr. 45/1948, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 51/2012, und das Bundes-Verfassungsgesetz, BGBl. Nr. 1/1930, zuletzt geändert durch das Bundesge­setz BGBl. I Nr. 102/2014, geändert werden (1681/A)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Inflationsstopp 2016 und 2017 (1682/A)(E)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die österreichische Staatsbürgerschaft (Staatsbürgerschafts­gesetz 1985 – StbG), BGBI. Nr. 311/1985, geändert wird (1683/A)

Julian Schmid, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Generation Internet“ (1684/A)(E)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 11

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsge­setz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz BGBl 1/1930 idF BGBl I 102/2014 geän­dert wird (1685/A)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Ver­sorgung mit Hilfsmitteln zur selbstbestimmten Lebensführung (1686/A)(E)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gebärdensprachkurse an den Pädagogischen Hochschulen (1687/A)(E)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kostenersatz für Gebär­densprachkurse (1688/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Grenzüberschreitender“ Kin­dergartenbesuch im verpflichtenden Kindergartenjahr (1689/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Evaluation Ausbau Kinderbe­treuung (1690/A)(E)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbesserung der Po­sition von Unfallopfern (1691/A)(E)

Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung des Dieselprivilegs in Österreich (1692/A)(E)

Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen betreffend maximale Nutzung der ökologischen Spielräume bei der Lkw-Bemautung (1693/A)(E)

Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen betreffend fluglärmreduzierende und damit bür­gerInnenfreundliche Verwendung der bei der Austro Control anfallenden Überschüsse (1694/A)(E)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Begleitforschung zur De-Institutionalisierung und selbstbestimmtem Wohnen von Menschen mit Behinderungen (1695/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mietrechtsgesetz geändert wird (1696/A)

Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Senkung der Lohnnebenkos­ten (1697/A)(E)

Mag. Dr. Matthias Strolz, Kolleginnen und Kollegen betreffend österreichweit einheitli­che Förderdefinition (1698/A)(E)

Mag. Dr. Matthias Strolz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Evaluierung der Trans­parenzdatenbank (1699/A)(E)

Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbesse­rung der Datenübermittlung im Hochschulbereich (1700/A)(E)

Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen betreffend: Belastun­gen für Studierende aus Drittstaaten abbauen (1701/A)(E)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Verpflichtung von Ver­sicherungsgesellschaften zur permanenten Abrufbarkeit ihrer AGB-Kataloge (1702/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend freie Kündbarkeit für unbe­fristete Mietverträge mit einer Kündigungsfrist von 12 Monaten (1703/A)(E)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 12

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Senkung der Mindestdau­er für Befristungen von Mietverträgen (1704/A)(E)

Mag. Andreas Schieder, Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesministeriengesetz 1986 geändert wird (1705/A)

Erwin Spindelberger, Claudia Durchschlag, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Regelung der gehobenen medizi­nisch-technischen Dienste (MTD-Gesetz) geändert wird (1706/A)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Errichtung von EU-Warte­camps in Nordafrika für Personen mit negativem Asylbescheid“ (1707/A)(E)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot des ,Politischen Is­lam‘ analog zum Verbotsgesetz 1947“ (1708/A)(E)

Martina Schenk, Kolleginnen und Kollegen betreffend „DNA-Fingerabdruck“ (1709/A)(E)

Dietmar Keck, Franz Leonhard Eßl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Tierärztegesetz geändert wird (1710/A)

Zurückgezogen wurde der Antrag der Abgeordneten

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bestellungsverfahren Rech­nungshofpräsident [(1639/A)(E)] [(Zu 1639/A)(E)]

Anfragen der Abgeordneten

Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, For­schung und Wirtschaft betreffend Einrichtung einer Militärhochschule (9118/J)

Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Einrichtung einer Militärhochschule (9119/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend „Kriminalität gegen den menschlichen Körper“ (9120/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Stiftungen (9121/J)

Mag. Maximilian Unterrainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Schulleitung der HBLA Kematen seit 1. März 2016 (9122/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend gestoppten Ausverkauf des Bundesheeres (9123/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Schließung weiterer Poststandorte im Bundesland Salz­burg (9124/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit be­treffend ELGA (9125/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit be­treffend Allergievorbeugung (9126/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit be­treffend verschiedene Wertigkeiten im LKF (9127/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 13

Wolfgang Katzian, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend das umfassende Handelsabkommen der EU mit Kanada (9128/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend chronisch kranke Kinder im Pflichtschulbereich, in der Nachmittags­betreuung und im Kindergarten (9129/J)

Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend 4-gleisigen Ausbau der Westbahnstrecke Linz–Wels – drohen­de Verschlechterungen für Pendlerinnen aus dem Raum Pasching-Hörsching-Oftering (9130/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend Rechtsschutz im Vergaberecht (9131/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Cum-Ex Aktiendeals in Österreich (9132/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit betreffend chronisch kranke Kinder in der Pflichtschule, in der Nachmittagsbetreu­ung und im Kindergarten (9133/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend chronisch kranke Kinder in der Pflichtschule, in der Nachmit­tagsbetreuung und im Kindergarten (9134/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „IG-L Hunderter zwischen dem Knoten Haid und der Anschlussstelle Enns-Steyr“ (9135/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „IG-L Hunderter zwischen dem Knoten Haid und der Anschlussstelle Enns-Steyr“ (9136/J)

Martina Schenk, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Auswirkungen der Flüchtlingskrise: Strafbare Handlungen durch Asylwerber“ (9137/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Rückrufe von fehlerhaftem und gefährli­chem Kinderspielzeug im Jahr 2015 (9138/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Kriminalität gegen Senioren (9139/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verdoppelung der Abschiebungen ab 2016 (9140/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Identitätsnachweis afghanischer Täter (9141/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend österreichische Arbeitslosenquote (9142/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres (9143/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Milchmaßnahmenpaket (9144/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 14

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend österreichisch/europäisches Wirtschaftswachstum (9145/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Türkei als sicherer Drittstaat und Visafreiheit (9146/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Geschäfts-/Jahresbericht des Österrei­chischen Patentamtes (9147/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Budgetloch im Bildungsressort (9148/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend ver­schleppte Hypo Insolvenz (9149/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend die gesamten Reisekosten des Bundeskanz­leramtes in den Jahren 2014 und 2015 (9150/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich (9151/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend Fachkompetenz in Bauangelegenheiten (9152/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend Schadstoffbelastung in Lebensmitteln (9153/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Schadstoffbelastung in Lebensmitteln (9154/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Entdeckung neuer Erdbeben­linien rund um Krško (9155/J)

Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Polizeiliches Staatsschutzgesetz I (9156/J)

Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Polizeiliches Staatsschutzgesetz II (9157/J)

Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend polizeiliches Staatsschutzgesetz III (9158/J)

Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend polizeiliches Staatsschutzgesetz IV (9159/J)

Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend polizeiliches Staatsschutzgesetz V (9160/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kreditzugang für Unternehmen (9161/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend Mängel und Intransparenz bei der Daseinsvorsor­ge im Bereich Post (9162/J)

Ulrike Weigerstorfer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Immobilien der FFG“ (9163/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 15

Ulrike Weigerstorfer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend „Immobilien der FFG“ (9164/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung und Sport betreffend Mängel in der Ausbildung der Grundwehrdiener (9165/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Verbesserung der Tourismusförderungen seitens der Osttirol-Investment GmbH (OIG) (9166/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Finanzierung der Steuerreform (9167/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Reaktion auf Panama-Papiere (9168/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Bankomatgebühren (9169/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend „Landwirtschaft und TTIP“ (9170/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes im Bereich Weinmarketing (9171/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Identitäre Bewegung (9172/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend einen islamischen Religionspädagogen, der Frauen den Handschlag verweigert (9173/J)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bil­dung und Frauen betreffend Halbzeit im Frauenministerium – Gleichstellung am Arbeits­markt (9174/J)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bil­dung und Frauen betreffend Halbzeit im Frauenministerium – Gewaltschutz (9175/J)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Auswirkungen der Flüchtlingskrise: Statistischer Wochenüberblick über straf­bare Handlungen von Asylwerbern, Asylberechtigten, subsidiär Schutzberechtigten, etc.“ (9176/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Novelle Kraftfahrgesetz 1967 (§ 82 Abs. 8 KFG)“ (9177/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend „Novelle Kraftfahrgesetz 1967 (§ 82 Abs. 8 KFG)“ (9178/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend „Novelle Kraftfahrgesetz 1967 (§ 82 Abs. 8 KFG)“ (9179/J)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Abschiebungspraxis in Österreich“ (9180/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres betreffend Verdoppelung der EZA-Mittel ab 2016 (9181/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 16

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Auswirkungen der Flüchtlingskrise: Statistischer Wochenüberblick über straf­bare Handlungen von Asylwerbern, Asylberechtigten, subsidiär Schutzberechtigten, etc.“ (9182/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern in Wien (9183/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern im Burgenland (9184/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern in der Steiermark (9185/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern in Kärnten (9186/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern in Niederösterreich (9187/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern in Oberösterreich (9188/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern in Salzburg (9189/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern in Tirol (9190/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend nicht eintreibbare Verkehrsdelikte von Ausländern in Vorarlberg (9191/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Umgehung der Erstaufnahmeprüfun­gen an der Medizinischen Universität Wien durch geplante Quereinstiege (9192/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Umgehung der Erstaufnahmeprüfun­gen an der Medizinischen Universität Innsbruck durch geplante Quereinstiege (9193/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Umgehung der Erstaufnahmeprüfun­gen an der Medizinischen Universität Graz durch geplante Quereinstiege (9194/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Kärntner Gebietskrankenkasse (9195/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Niederösterreichischen Gebiets­krankenkasse (9196/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 17

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Oberösterreichischen Gebiets­krankenkasse (9197/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Salzburger Gebietskrankenkas­se (9198/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Steiermärkischen Gebietskran­kenkasse (9199/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Tiroler Gebietskrankenkasse (9200/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Vorarlberger Gebietskranken­kasse (9201/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Wiener Gebietskrankenkasse (9202/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend „Mystery Shopping“ im Bereich der Burgenländischen Gebietskran­kenkasse (9203/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit betreffend verbesserte Aufklärung über Kaiserschnittgeburten (9204/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Klimaschutzmaßnahmen“ (9205/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Registrierkassennutzung in landwirtschaftlichen Betrieben (9206/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend 100 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft – Bezirk Südoststeiermark (9207/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend versuchte Vergewaltigung in Graz durch einen minderjährigen Afghanen (9208/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Verkehrsunfälle und Ampelanlagen (9209/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität für ange­wandte Kunst Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9210/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 18

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Akademie der bil­denden Künste Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9211/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität für Bo­denkultur Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9212/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Donauuniversität Krems zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9213/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität für künst­lerische und industrielle Gestaltung Linz zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9214/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Medizinischen Uni­versität Graz zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9215/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Medizinischen Universität Innsbruck zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9216/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Medizinischen Uni­versität Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9217/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität Mozar­teum Salzburg zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9218/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Montanuniversität Leoben zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9219/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9220/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9221/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Technischen Uni­versität Graz zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9222/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Technischen Uni­versität Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9223/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität Graz zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9224/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität Innsbruck zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9225/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 19

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Alpen Adria Universi­tät Klagenfurt zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9226/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität Linz zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9227/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität Salzburg zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9228/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Universität Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9229/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Veterinärmedizini­schen Universität Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9230/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Planrechnung der Wirtschaftsuniversi­tät Wien zur Kalkulation der Leistungsvereinbarung 2016–2018 mit dem BMWFW (9231/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht in den Ministerien 2015 (9232/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, So­ziales und Konsumentenschutz betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht in den Bundesländern 2015 (9233/J)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, So­ziales und Konsumentenschutz betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht in verschiedenen Institutionen im Jahr 2015 (9234/J)

Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend ÖBB-Tarifbestimmungen als rechtliche Grundlage für Rei­sen mit den ÖBB (9235/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend 100 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft – Bezirk Voitsberg (9236/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend 100 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft – Bezirk Leibnitz (9237/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend 100 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft – Bezirk Hartberg-Fürstenfeld (9238/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend 100 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft – Bezirk Deutschlandsberg (9239/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 20

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend 100 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft – Bezirk Weiz (9240/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend die terminliche Überschneidung von Reifeprüfung und Aufnahme­prüfungen an Universitäten und Fachhochschulen (9241/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend die terminliche Überschneidung von Reifeprüfung und Aufnahmeprüfungen an Universitäten und Fachhochschulen (9242/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend die diplomatische Beziehung zwischen Österreich und Griechenland (9243/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend nähere Informationen zum Lorenzihof in St. Egyden (9244/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Bundesfinanzrahmenge­setz 2017–2020 (9245/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Verzögerung bei Familienbeihilfen (9246/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend gelockerten Vollzug und Unterbrechung der Freiheitsstrafe (9247/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend die Risiken bei Gesundheits-Apps (9248/J)

Ing. Waltraud Dietrich, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres betreffend „Rot-Weiß-Rot-Karte und Rot-Weiß-Rot-Karte-Plus: Wertekurse?“ (9249/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend „Belastungen der Autofahrer“ (9250/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Grundrechteschutz im Freihandel (TTIP) (9251/J)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend dra­matische Risiken durch das Freihandelsabkommen CETA (9252/J)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Risiken durch das Freihandelsabkom­men CETA für den Bereich Kultur (9253/J)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres betreffend dramatische Risiken durch das Freihandelsabkom­men CETA (9254/J)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Wiens Weltkulturerbe Status (9255/J)

Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend dramatische Risiken durch CETA für den Bereich Verkehr (9256/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 21

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Auswirkungen von TTIP und CETA auf die Land- und Lebensmittelwirtschaft in Österreich (9257/J)

Dr. Eva Mückstein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit betreffend dramatische Risiken durch das Freihandelsabkommen CETA für den Be­reich Gesundheit (9258/J)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend dramatische Risiken durch das Freihandels­abkommen CETA (9259/J)

Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, So­ziales und Konsumentenschutz betreffend dramatische Risiken durch das Freihandels­abkommen CETA (9260/J)

Marianne Gusenbauer-Jäger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend detaillierte und an­fragekonforme Fassung der Anfragebeantwortung 7974/AB (Stärkung der Kommunen im Ländlichen Raum durch Mittel des Programms für ländliche Entwicklung 2014–2020) (9261/J)

Ing. Waltraud Dietrich, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend „demografische Entwicklung in Österreich“ (9262/J)

Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Auswirkungen der Flüchtlingskrise: Statistischer Wochenüberblick über straf­bare Handlungen von Asylwerbern, Asylberechtigten, subsidiär Schutzberechtigten, etc.“ (9263/J)

Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Familienbeihilfe an Volljährige (9264/J)

Mag. Dr. Matthias Strolz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bil­dung und Frauen betreffend Aufhebung verpflichtendes Masterstudium (9265/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Ha­gen, Kolleginnen und Kollegen (8151/AB zu 8425/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lu­gar, Kolleginnen und Kollegen (8152/AB zu 8463/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Aygül Be­rivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen (8153/AB zu 8460/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kol­leginnen und Kollegen (8154/AB zu 8452/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (8155/AB zu 8466/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen (8156/AB zu 8459/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Sigrid Maurer, Kolleginnen und Kollegen (8157/AB zu 8462/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 22

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen (8158/AB zu 8471/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Georg Willi, Kol­leginnen und Kollegen (8159/AB zu 8467/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lu­gar, Kolleginnen und Kollegen (8160/AB zu 8464/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (8161/AB zu 8544/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen (8162/AB zu 8468/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (8163/AB zu 8479/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (8164/AB zu 8503/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen (8165/AB zu 8494/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten
Mag. Dr. Matthias Strolz, Kolleginnen und Kollegen (8166/AB zu 8470/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Petra Bayr, MA, Kolleginnen und Kollegen (8167/AB zu 8465/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8168/AB zu 8537/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen (8169/AB zu 8586/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8170/AB zu 8504/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gernot Dar­mann, Kolleginnen und Kollegen (8171/AB zu 8502/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Ulrike Wei­gerstorfer, Kolleginnen und Kollegen (8172/AB zu 8473/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8173/AB zu 8481/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen (8174/AB zu 8505/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 23

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen (8175/AB zu 8595/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (8176/AB zu 8522/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8177/AB zu 8491/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen (8178/AB zu 8496/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Wendelin Möl­zer, Kolleginnen und Kollegen (8179/AB zu 8498/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Be­lakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8180/AB zu 8484/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8181/AB zu 8488/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8182/AB zu 8583/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Pe­ter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (8183/AB zu 8478/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Josef A. Rie­mer, Kolleginnen und Kollegen (8184/AB zu 8500/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Pe­ter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (8185/AB zu 8509/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8186/AB zu 8485/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Josef A. Rie­mer, Kolleginnen und Kollegen (8187/AB zu 8495/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen (8188/AB zu 8501/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dag­mar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8189/AB zu 8492/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gernot Dar­mann, Kolleginnen und Kollegen (8190/AB zu 8480/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belako­witsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8191/AB zu 8487/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dag­mar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8192/AB zu 8482/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (8193/AB zu 8474/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8194/AB zu 8489/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 24

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (8195/AB zu 8497/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (8196/AB zu 8499/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Je­newein, Kolleginnen und Kollegen (8197/AB zu 8493/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kol­leginnen und Kollegen (8198/AB zu 8530/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8199/AB zu 8490/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Sche­rak, Kolleginnen und Kollegen (8200/AB zu 8536/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Sche­rak, Kolleginnen und Kollegen (8201/AB zu 8540/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen (8202/AB zu 8590/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8203/AB zu 8483/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich, Kolleginnen und Kollegen (8204/AB zu 8523/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Hai­der, Kolleginnen und Kollegen (8205/AB zu 8578/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Hai­der, Kolleginnen und Kollegen (8206/AB zu 8577/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (8207/AB zu 8542/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Matthi­as Strolz, Kolleginnen und Kollegen (8208/AB zu 8541/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Wal­ser, Kolleginnen und Kollegen (8209/AB zu 8531/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich, Kolleginnen und Kollegen (8210/AB zu 8524/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich, Kolleginnen und Kollegen (8211/AB zu 8525/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich, Kolleginnen und Kollegen (8212/AB zu 8526/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 25

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ni­kolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8213/AB zu 8538/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (8214/AB zu 8545/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (8215/AB zu 8584/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Stein­bichler, Kolleginnen und Kollegen (8216/AB zu 8527/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ha­rald Walser, Kolleginnen und Kollegen (8217/AB zu 8592/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8218/AB zu 8510/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Schopf, Kolleginnen und Kollegen (8219/AB zu 8543/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (8220/AB zu 8546/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Spin­delberger, Kolleginnen und Kollegen (8221/AB zu 8582/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (8222/AB zu 8519/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (8223/AB zu 8520/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Georg Willi, Kolle­ginnen und Kollegen (8224/AB zu 8529/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8225/AB zu 8572/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (8226/AB zu 8534/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (8227/AB zu 8521/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8228/AB zu 8539/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen (8229/AB zu 8533/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Rudolf Plessl, Kolleginnen und Kollegen (8230/AB zu 8581/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Rainer Hable, Kolleginnen und Kollegen (8231/AB zu 8591/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Leo­pold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen (8232/AB zu 8585/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 26

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (8233/AB zu 8614/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen (8234/AB zu 8615/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8235/AB zu 8587/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Ab­geordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8236/AB zu 8588/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8237/AB zu 8589/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Johann Rädler, Kolleginnen und Kollegen (8238/AB zu 8594/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (8239/AB zu 8786/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Haubner, Kolleginnen und Kollegen (8240/AB zu 8593/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Jessi Lintl, Kolleginnen und Kollegen (8241/AB zu 8666/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (8242/AB zu 8600/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8243/AB zu 8695/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8244/AB zu 8878/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (8245/AB zu 8597/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Her­mann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8246/AB zu 8598/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Hai­der, Kolleginnen und Kollegen (8247/AB zu 8596/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Hai­der, Kolleginnen und Kollegen (8248/AB zu 8603/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Ab­geordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (8249/AB zu 8604/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8250/AB zu 8605/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 27

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8251/AB zu 8682/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8252/AB zu 8599/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (8253/AB zu 8616/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (8254/AB zu 8635/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (8255/AB zu 8637/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen (8256/AB zu 8787/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8257/AB zu 8684/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8258/AB zu 8655/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8259/AB zu 8651/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Ste­fan, Kolleginnen und Kollegen (8260/AB zu 8618/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8261/AB zu 8645/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8262/AB zu 8661/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Günther Kum­pitsch, Kolleginnen und Kollegen (8263/AB zu 8677/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Plessl, Kol­leginnen und Kollegen (8264/AB zu 8678/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8265/AB zu 8685/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8266/AB zu 8638/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8267/AB zu 8675/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 28

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8268/AB zu 8641/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8269/AB zu 8664/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen (8270/AB zu 8668/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8271/AB zu 8679/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8272/AB zu 8680/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8273/AB zu 8717/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8274/AB zu 8748/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8275/AB zu 8714/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (8276/AB zu 8632/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (8277/AB zu 8631/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (8278/AB zu 8630/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (8279/AB zu 8629/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (8280/AB zu 8628/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (8281/AB zu 8627/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Matthi­as Strolz, Kolleginnen und Kollegen (8282/AB zu 8626/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8283/AB zu 8699/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Wendelin Möl­zer, Kolleginnen und Kollegen (8284/AB zu 8670/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8285/AB zu 8648/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8286/AB zu 8658/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (8287/AB zu 8633/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 29

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8288/AB zu 8660/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8289/AB zu 8646/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8290/AB zu 8672/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8291/AB zu 8619/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8292/AB zu 8620/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten An­neliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8293/AB zu 8647/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8294/AB zu 8621/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Anne­liese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8295/AB zu 8650/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten An­neliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8296/AB zu 8659/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8297/AB zu 8686/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Ro­senkranz, Kolleginnen und Kollegen (8298/AB zu 8671/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8299/AB zu 8734/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belako­witsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8300/AB zu 8617/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmül­ler, Kolleginnen und Kollegen (8301/AB zu 8644/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmül­ler, Kolleginnen und Kollegen (8302/AB zu 8662/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (8303/AB zu 8625/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8304/AB zu 8622/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8305/AB zu 8640/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8306/AB zu 8623/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ha­rald Walser, Kolleginnen und Kollegen (8307/AB zu 8636/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Anne­liese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8308/AB zu 8656/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 30

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (8309/AB zu 8729/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8310/AB zu 8639/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (8311/AB zu 8652/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen (8312/AB zu 8624/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Jessi Lintl, Kolleginnen und Kollegen (8313/AB zu 8653/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Ab­geordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8314/AB zu 8665/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Ab­geordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8315/AB zu 8673/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Sche­rak, Kolleginnen und Kollegen (8316/AB zu 8724/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8317/AB zu 8737/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8318/AB zu 8704/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich, Kolleginnen und Kollegen (8319/AB zu 8634/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8320/AB zu 8649/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8321/AB zu 8683/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8322/AB zu 8657/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen (8323/AB zu 8669/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8324/AB zu 8738/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8325/AB zu 8721/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8326/AB zu 8708/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8327/AB zu 8696/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8328/AB zu 8702/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 31

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8329/AB zu 8689/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (8330/AB zu 8711/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8331/AB zu 8694/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8332/AB zu 8706/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8333/AB zu 8728/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8334/AB zu 8743/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8335/AB zu 8691/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8336/AB zu 8643/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen (8337/AB zu 8768/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8338/AB zu 8726/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen (8339/AB zu 8654/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8340/AB zu 8697/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen (8341/AB zu 8716/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8342/AB zu 8663/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8343/AB zu 8746/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8344/AB zu 8730/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8345/AB zu 8709/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Eva-Maria Himmelbauer, BSc, Kolleginnen und Kollegen (8346/AB zu 8719/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8347/AB zu 8722/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8348/AB zu 8741/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 32

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (8349/AB zu 8674/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8350/AB zu 8751/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8351/AB zu 8752/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8352/AB zu 8753/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8353/AB zu 8754/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8354/AB zu 8687/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8355/AB zu 8755/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Anne­liese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8356/AB zu 8700/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8357/AB zu 8756/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8358/AB zu 8757/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (8359/AB zu 8713/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8360/AB zu 8758/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ni­kolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8361/AB zu 8733/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ni­kolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8362/AB zu 8727/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Ru­pert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8363/AB zu 8740/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8364/AB zu 8759/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8365/AB zu 8690/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Ru­pert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8366/AB zu 8749/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten An­neliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8367/AB zu 8703/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 33

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8368/AB zu 8760/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8369/AB zu 8761/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8370/AB zu 8763/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (8371/AB zu 8718/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8372/AB zu 8765/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8373/AB zu 8767/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8374/AB zu 8762/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8375/AB zu 8764/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8376/AB zu 8766/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Carmen Schimanek, Kolleginnen und Kollegen (8377/AB zu 8775/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolle­ginnen und Kollegen (8378/AB zu 8693/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Judith Schwent­ner, Kolleginnen und Kollegen (8379/AB zu 8720/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmül­ler, Kolleginnen und Kollegen (8380/AB zu 8705/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Rainer Hable, Kolleginnen und Kollegen (8381/AB zu 8769/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Sche­rak, Kolleginnen und Kollegen (8382/AB zu 8731/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kol­leginnen und Kollegen (8383/AB zu 8750/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (8384/AB zu 8837/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8385/AB zu 8857/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8386/AB zu 8725/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucha­rowits, Kolleginnen und Kollegen (8387/AB zu 8736/J)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Dopp­ler, Kolleginnen und Kollegen (8388/AB zu 8742/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 34

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8389/AB zu 8698/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8390/AB zu 8710/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen (8391/AB zu 8715/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8392/AB zu 8723/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8393/AB zu 8744/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8394/AB zu 8777/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitz­müller, Kolleginnen und Kollegen (8395/AB zu 8774/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen (8396/AB zu 8773/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen (8397/AB zu 8779/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (8398/AB zu 8781/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gernot Dar­mann, Kolleginnen und Kollegen (8399/AB zu 8784/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8400/AB zu 8739/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen (8401/AB zu 8732/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (8402/AB zu 8688/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (8403/AB zu 8701/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen (8404/AB zu 8712/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (8405/AB zu 8747/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kol­leginnen und Kollegen (8406/AB zu 8735/J)


 


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 35

09.05.40Beginn der Sitzung: 9.06 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Doris Bures, Zweiter Präsident Karlheinz Kopf, Dritter Präsi­dent Ing. Norbert Hofer.

*****

 


Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich wünsche Ih­nen einen schönen guten Morgen und eröffne die 128. Sitzung des Nationalrates.

Die Amtlichen Protokolle der 123. und 124. Sitzung vom 27. April 2016 sowie der 125., 126. und 127. Sitzung vom 28. April 2016 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Ing. Hackl, Mag. Hauser, Steger, The­messl, Dr. Franz und Doppler.

09.06.31Einlauf

 


Präsidentin Doris Bures: Vom Bundeskanzler ist folgendes Schreiben eingelangt:

„Ich beehre mich mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung vom 17. Mai 2016 (…) Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner vom Amte der Fortführung der Verwaltung des Bundeskanzleramtes und des Vorsitzes in der Bundesregierung entho­ben hat.

Gleichzeitig hat er mich gemäß Artikel 70 Absatz 1 Bundes-Verfassungsgesetz zum Bun­deskanzler ernannt.“

*****

Die Vorstellung des neuen Bundeskanzlers Mag. Christian Kern und der neuen Mitglie­der der Bundesregierung erfolgt vereinbarungsgemäß in der morgigen Nationalratssit­zung.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung

 


Präsidentin Doris Bures: Für diese Sitzung hat das Bundeskanzleramt über Vertre­tung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:

Der Bundesminister für Justiz Dr. Wolfgang Brandstetter wird durch den Bundesmi­nister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Andrä Rupp­rechter vertreten.

Ferner gebe ich die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in ei­nem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, wie folgt bekannt:

Der Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres Sebastian Kurz wird nachmit­tags durch die Bundesministerin für Familien und Jugend MMag. Dr. Sophie Karma­sin-Schaller vertreten.

*****

Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung von ORF 2 bis 13 Uhr und von ORF III in voller Länge live übertragen wird.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 36

09.08.08Aktuelle Stunde

 


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Aktionsplan ,Sicheres Österreich‘ – Maßnahmen zur Stärkung der inneren Sicherheit“

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Amon. Ich mache Sie darauf auf­merksam: 10 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


9.08.32

Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Wir haben das Thema „Ak­tionsplan ,Sicheres Österreich‘ – Maßnahmen zur Stärkung der inneren Sicherheit“ ge­wählt, um es hier in der Aktuellen Stunde zu debattieren, weil neben der Sorge um den Arbeitsplatz und die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zweifelsohne die Frage der inneren Sicherheit – und zwar nicht nur der objektiven Sicherheit der Ös­terreicherinnen und Österreicher, sondern auch das subjektive Sicherheitsempfinden der Österreicherinnen und Österreicher – von ganz besonderer Bedeutung ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sowohl der Bundesminister für Inneres als auch der Justizminister und selbstverständ­lich auch alle, die im Hause mit Sicherheitsfragen befasst sind, wissen um die augen­blicklich nicht einfache Situation. Aber das, was in Diskussionen etwa auch über die Frage des Grenzmanagements in letzter Zeit debattiert worden ist und auf der Agenda einen weiteren Höhepunkt in der Frage etwa der Grenze am Brenner dargestellt hat, hat nun, glaube ich, zu einem – ich möchte es so sagen – in dieser Situation doch be­eindruckenden Erfolg geführt.

Ich möchte Ihnen, Herr Bundesminister, sehr herzlich dazu gratulieren, dass es Ihnen innerhalb sehr kurzer Zeit – wir leben ja in einer wahrlich rasanten Zeit, in der es auch eine Fülle von personellen Veränderungen gibt; Sie sind ja jetzt erst etwa einen Monat im Amt (Bundesminister Sobotka: Drei Wochen!), ja, rund einen Monat, und Sie haben dieses Problem unmittelbar angepackt, sind zu unseren Nachbarn gefahren, haben ih­nen auch die Situation vor Ort gezeigt – gelungen ist, eine sehr, sehr gute europäische Lösung nach Hause zu bringen, nämlich dass jetzt auch unser Nachbarstaat Italien seine Aufgaben im Hinblick auf den Schengenraum ordentlich erfüllen wird. Und dazu möchte ich Ihnen, Herr Bundesminister, gratulieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

Es ist aber so – damit ich da gleich Einwänden zuvorkomme –, dass unsere Sicher­heitsorgane auch an der Brennergrenze imstande wären, innerhalb von eineinhalb Ta­gen das Grenzmanagement voll hochzufahren, das heißt, die Grenzen dichtzumachen in dem Sinne, dass es keine unkontrollierten Übertritte in unser Staatsgebiet geben kann. Solange das aber nicht erforderlich ist, weil die Nachbarstaaten ihre Aufgaben erfüllen, haben wir die Möglichkeit, den Schengenraum entsprechend offen zu halten. Ich denke, das ist eine richtige und wichtige Maßnahme.

Wir haben dieses Thema der inneren Sicherheit gewählt, meine Damen und Herren, weil eine Reihe von Vorfällen in letzter Zeit zu doch beachtlicher Verunsicherung ge­führt hat, und das gerade im Zusammenhang mit der massiven Migrationsbewegung, die wir seit einiger Zeit erleben.

Wenngleich die Kriminalität im Lande im letzten Jahr um 1,9 Prozent zurückgegangen ist und die Aufklärungsquote gestiegen ist, ist die Zahl krimineller Handlungen mit Frem­den und durch Fremde angestiegen. Wir müssen das, meine Damen und Herren, nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern wir müssen natürlich auch Maßnahmen setzen, die


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dem gerecht werden, um die objektive, aber auch die subjektive Sicherheit der Öster­reichinnen und Österreicher herzustellen. Das verlangt einerseits von der Vollziehung, andererseits aber auch von der Gesetzgebung Maßnahmen im Bereich der Prävention, im Bereich des Kontrolldrucks, im Bereich der Ermittlungen, im Bereich der Justizver­fahren und natürlich auch im Zusammenhang mit Außerlandesbringungen.

Deshalb war es, glaube ich, Herr Bundesminister, nicht nur vom Zeitpunkt her, sondern auch von den Inhalten her absolut richtig, gemeinsam mit dem Herrn Justizminister der Öffentlichkeit ein Maßnahmenpaket zu präsentieren, das diesen Anforderungen auch gerecht wird. Es kann nämlich nicht so sein, dass jemand, der nach Österreich kommt, um Schutz vor Gewalttaten zu haben, hier im Lande kriminell und gewalttätig wird. Das ist abzulehnen, meine Damen und Herren, und auch mit allen Konsequenzen, die der Rechtsstaat ermöglicht, zu ahnden! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Deshalb war das Maßnahmenpaket, das Sie, Herr Bundesminister, präsentiert haben, glaube ich, richtig. Im Follow-up zu dieser Präsentation wird es notwendig sein, hier im Hause eine ausführliche Debatte darüber zu führen und mit entsprechenden legisti­schen, also gesetzlichen Maßnahmen darauf einzugehen – etwa wenn es um die Fra­ge, um die Möglichkeit geht, über Asylwerber, wenn es entsprechende Erhebungen gibt, insbesondere bei Straffälligkeiten von Asylwerbern, die Schubhaft zu verhängen. In Zu­kunft sollen durch eine Normierung der Meldepflicht, insbesondere bei Sexualdelikten, Maßnahmen möglich sein, indem wir im Sicherheitspolizeigesetz ähnliche Maßnahmen schaffen, wie wir sie etwa für Hooligans bereits eingeführt haben. Es stellt sich natür­lich die Frage, wie wir damit umgehen, wenn jemand in diesem Bereich straffällig wird. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Eine weitere vorgeschlagene Maßnahme im Zusammenhang mit Sexualdelikten ist – ich glaube, das sollte man ehrlich diskutieren, weil es uns auch in den Ermittlungen helfen kann, notwendig ist und gleichzeitig eine präventive Maßnahme ist –, dass es möglich sein soll, bei Sexualdelikten eine DNA-Probe zu nehmen, um hier auch präventiv vor­gehen zu können.

All das, meine Damen und Herren, sind Maßnahmen, die nicht nur die objektive Sicher­heit verbessern, sondern auch die subjektive Sicherheit der Österreicher sicherstellen sollen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Devise bei den Straftaten, mit denen wir es hier zu tun haben, muss ja wohl lauten: hinschauen und nicht wegschauen!

Der letzte Punkt, den ich sehr gerne im Rahmen dieser Aktuellen Stunde ansprechen möchte und der, glaube ich, für die Österreicherinnen und Österreicher auch beson­ders wichtig ist, ist, dass wir im Zusammenhang mit Asyl auf Zeit und damit dem Schutz vor unmittelbarer Gewalt gegen einzelne Personen, aber auch mit dem subsi­diären Schutz in den nächsten Jahren hinsichtlich der Qualität des Umgangs mit Per­sonen, die wir in ihre angestammten Länder rückführen, umfassender und professionel­ler werden.

Für den Zeitraum von 2016 bis 2019 kann in diesem Zusammenhang von einem Ziel­wert von mindestens 50 000 Außerlandesbringungen ausgegangen werden. Wenn wir die Zahlen des vorletzten und letzten Jahres nehmen und berücksichtigen, dass es da massive Steigerungsraten gibt, weil wir es eben nicht nur mit Flüchtlingen im Sinne der Genfer Konvention oder subsidiär Schutzberechtigten zu tun haben, sondern auch mit anderen Migranten, dann ist diese Zahl durchaus gerechtfertigt. Ich darf darauf ver­weisen, dass wir im Jahr 2014 etwa 6 000 – genau: 5 934 – Außerlandesbringungen hatten und im Jahr 2015 8 365, davon etwa zwei Drittel auf freiwilliger Basis und ein Drittel unfreiwillig.


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Es ist notwendig, dazu eine Reihe von Maßnahmen zu setzen, etwa die Forcierung der Unterstützung von freiwilliger Rückkehr, die Einführung einer gestaffelten Rückkehrhil­fe; das macht Sinn im Sinne etwa der Beratung, im Sinne der Kostenübernahme der freiwilligen Rückführung. Das ist eine Maßnahme, die sinnvoll ist und bei der die finan­ziellen Mittel gut investiert sind.

In diesem Sinne, meine Damen und Herren, glaube ich, dass die Maßnahmen, die der Herr Bundesminister für Inneres gemeinsam mit dem Herrn Justizminister vorgestellt und vorgeschlagen hat, wohl ausgewogen sind, aber der schwierigen Situation entsprechend und angemessen. In diesem Sinne hoffe ich auf eine konstruktive Debatte im Interesse der Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.18


Präsidentin Doris Bures: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Herr Bundes­minister Mag. Sobotka zu Wort gemeldet. Herr Minister, Ihre Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


9.19.05

Bundesminister für Inneres Mag. Wolfgang Sobotka: Sehr geehrte Frau Präsiden­tin! Hohes Haus! Verehrte Damen und Herren! Liebe Gäste! Österreich, und so sehen es unsere Landsleute, ist ein sicheres Land. Neun von zehn ÖsterreicherInnen sagen, sie fühlen sich hier wohl, nicht nur wohl, was die Lebensqualität anlangt, sondern sie fühlen sich vor allem sicher. Das kann man durch einen Monitor, einen Vergleich der Kriminalitätsstatistiken von 2004 bis 2015 auch sehr gut unterlegen. Waren es im Jahr 2004 645 000 Straftaten, so waren es im Jahr 2015 weniger – es sind noch immer zu viele –, nämlich 517 000 Straftaten. Und es ist von 2014 auf 2015 ein Rückgang der Kriminalitätsrate um 1,9 Prozent zu verzeichnen gewesen.

Wir sehen aber bereits in den ersten Monaten des Jahres 2016, dass die Zahl ver­schiedener Deliktformen ansteigt und es insgesamt zu einem Anstieg der Kriminalität kommt. Und es wäre die vornehmste und wesentlichste Aufgabe eines Innenministers, sich mit den Experten zu überlegen, wie wir diese Entwicklung stoppen und jenes gute Ergebnis auch im Jahre 2016 fortsetzen können, das in den Jahren 2004 bis 2015 durchaus auch durch eine erfolgreiche Polizeiarbeit, aber auch mithilfe der Zivilgesell­schaft erzielt wurde, beziehungsweise wie wir den derzeit spürbaren Anstieg wieder auf ein vernünftiges Maß zurückführen können. Wir wissen, dass vor allem die Zahl der Gewaltdelikte, der Einbruchdiebstähle und kleiner Körperverletzungsdelikte im Zuneh­men begriffen ist.

Wir sehen uns das sehr genau an und stellen dabei fest, dass vor allem die urbanen Räume besonders betroffen sind. Wir sehen aber auch, dass es insbesondere bei Asyl­werbern und Asylberechtigten in einzelnen Agglomerationen zu einer besonders hohen Zahl von Übergriffen kommt. Da ist Wien insbesondere an neuralgischen Stellen ein be­sonderer Hotspot und ein besonderer Brennpunkt geworden. Daher wird es notwendig sein, dass wir ein besonderes Augenmerk insbesondere auch auf die urbanen Zentren legen.

Wir haben deswegen gemeinsam mit dem Justizminister und auch mit dem Verteidi­gungsminister beschlossen, den Menschen den Aktionsplan „Sicheres Österreich“ vor­zustellen, der im Wesentlichen aus fünf Teilen besteht, die es in unterschiedlicher In­tensität zu bearbeiten gilt.

Da ist in erster Linie die Präventionsarbeit. Die Präventionsarbeit muss bei all unseren Überlegungen im Vordergrund stehen, denn wir wollen – und das ist die Aufgabe der Polizei – Delikte schon im Keim ersticken und verhindern, was ganz wesentlich ist, und zwar nicht nur für die Statistik, sondern auch zur Hebung des subjektiven Sicherheits-


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gefühls der Menschen. Obwohl die Zahl der Delikte deutlich zurückgegangen ist, hat sich nämlich das subjektive Sicherheitsgefühl nicht verbessert.

Wenn wir das Burgenland hernehmen, wo es die geringste Kriminalitätsrate und höchs­te Anzahl von Polizisten gibt, die Leute aber das schlechteste Sicherheitsgefühl haben, dann sehen wir, dass wir insbesondere bei der Prävention ansetzen müssen.

Wir müssen aber auch bei den zwei Säulen Ermittlung und Kontrolldruck ein deutliches Zeichen setzen. Diesbezüglich habe ich mit dem Polizeipräsidenten von Wien, den Lan­despolizeidirektoren der anderen Bundesländer und dem Generaldirektor für die öffent­liche Sicherheit vereinbart, dass wir insbesondere mit dem Augenmerk auf Wien und die urbanen Zentren den Kontrolldruck für die einzelnen echten Brennpunkte verschär­fen. In den nächsten zwei Wochen werden die einzelnen Maßnahmen vorgestellt wer­den. Sie kennen die neuralgischen Punkte in Wien, das ist der Praterstern, das ist zum Teil der Schwedenplatz, und das ist vor allem die breite Linie an der U6. Und das, was uns am Linzer Bahnhof mit einer sehr klaren Einsatzstrategie der Polizei gelungen ist, wird uns auch in den anderen urbanen Zentren gelingen.

Als vierte Säule ist ganz wesentlich, dass die Verfahren beschleunigt werden, wofür wir auch einen klaren Ansprechpartner bei der Justiz brauchen. Sie kennen alle den tragi­schen Fall, wo ein Kenianer am Brunnenmarkt eine Straftat begangen hat, der bereits ein Register von Straftaten hatte, aber nie aus dem Verkehr gezogen, also quasi nie eingesperrt wurde. Somit hatten wir nicht mehr die Möglichkeit, das in der Prävention entsprechend zu erkennen. Die Nachschärfungen sind daher für uns auf gesetzlicher Basis ganz entscheidend, um vor allem zu einer schnelleren Abwicklung der Strafver­fahren zu kommen, denn sehr viele, die in erster Instanz verurteilt werden und in Re­kurs gehen, tauchen dann unter. Um das zu verhindern und straffällig Gewordene auch in Schubhaft nehmen zu können, soll das Fremdenpolizeigesetz im Herbst entspre­chend adaptiert werden. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Team Stronach.)

Es kann ja nicht sein, dass wir stillschweigend akzeptieren, dass Leute, die – wenn auch nur in erster Instanz und somit noch nicht rechtskräftig – verurteilt sind, ganz einfach un­tertauchen. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.)

Ein wesentliches Moment ist die fünfte Säule, nämlich jene der Rückführungen – voll­kommen richtig. Sicherheitssprecher Amon hat schon ausgeführt, dass wir in den letz­ten Jahren einen Anstieg bei der Zahl der Rückführungen hatten.

Im konkreten Fall des Kenianers am Brunnenmarkt haben wir aus polizeilichen Grün­den den Antrag an die Botschaft gestellt, ein Heimreisezertifikat zu bekommen. Wir ha­ben sämtliche Nachrüstungspapiere geliefert. Die Botschaft hat allerdings eine Aus­kunft verweigert. Erst nach dem tragischen Fall – der Kenianer wäre schon zur Ab­schiebung bereit gewesen – hat die Botschaft dann tatsächlich reagiert und ein Heim­reisezertifikat jetzt auch für andere ausgestellt. Und das ist für uns ein ganz entschei­dender Moment.

Rückführungen können nur dann stattfinden, und das wissen Sie alle, wenn wir die nö­tigen Heimreisezertifikate haben. Und ich bitte alle, dabei behilflich zu sein, dass wir die Heimreisezertifikate bekommen. Ich nehme gerne jede Initiative aus jeder Fraktion, jeder Partei entgegen, die uns dabei hilft, die Heimreisezertifikate zu bekommen. Sie sind herzlichst eingeladen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Sie können sich auch zu Wort mel­den.

Es ist so, dass wir 2015 8 355 Leute rückschieben konnten, und wir sehen, dass die frei­willige Rückführung das Entscheidende ist. Das freiwillige Zurückgehen und der freiwil­lige Rücktransport sind für uns der ganz entscheidende Punkt. Es hat sich gezeigt,


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dass 2016 mittlerweile 2 785 Rückschiebungen stattgefunden haben, das ist ein An­stieg um über 30 Prozent. Wir werden diese konsequente Politik weiterführen, wir brau­chen aber die rechtliche Basis dafür.

Dazu kommt ein Zweites: dass etwa 46 Prozent der Insassen in unseren Gefängnissen österreichische Staatsbürger sind, während 54 Prozent nicht österreichische Staatsbür­ger sind. 21 Prozent kommen aus dem EU-Ausland, während 33 Prozent nicht aus dem EU-Ausland kommen. Und da geht die Initiative auch des Justizministers dahin, auch diese Damen und Herren mit polizeilichen Maßnahmen in die Ursprungsländer zurück­zubringen, damit sie dort ihre Reststrafe verbüßen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Vavrik.) Dann wird es auch wieder möglich sein, Leute verstärkt hereinzunehmen und den Verurteilungsdruck auch wieder zu erhöhen.

Das ist dieses fünfteilige Konzeptpapier, das ganz wesentlich mit der Prävention be­ginnt. Dabei geht es darum, dass auch die anderen Ministerien – Unterrichtsministerium, Gesundheitsministerium, Sozialministerium – ihre Aktionspläne schärfen, damit wir be­ginnen können, und das muss unser aller Ziel sein, Kriminalität zu verhindern. Polizei­liche Aufklärungsarbeit und Präventionsarbeit sind eine wesentliche Stütze.

Ich freue mich auf die Diskussion, auf Ihre Beiträge, denn ich glaube, dass wir dann, wenn wir gemeinsam, jeder aus seiner Sicht der Dinge, die einzelnen Maßnahmen noch von den verschiedensten Seiten beleuchten, ein Paket schnüren können, das den Ös­terreichern als Gesamtes präsentiert werden kann.

Meine Damen und Herren, die Sicherheit hat keine politische Farbe, sondern die Si­cherheit hat nur eine Intention, und die heißt Österreich. In diesem Sinne sind wir alle verpflichtet, für die Sicherheit unserer Landsleute unseren Beitrag zu leisten. (Lebhaf­ter Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.28


Präsidentin Doris Bures: Ich mache Sie jetzt darauf aufmerksam, dass alle weiteren Teilnehmer an der Aktuellen Stunde eine Redezeit von 5 Minuten zur Verfügung haben.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Pendl. – Bitte.

 


9.29.32

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Meine Damen und Herren auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Eine sehr sensible Diskussion, eine sehr heikle Diskussion, aber lassen Sie mich eingangs feststellen: Wir sind zwar auf der einen Seite glücklich, dass Österreich eines der sichersten Länder der Erde ist, aber jede einzelne Straftat ist immer auch eine zu viel.

Wenn wir uns die Entwicklung ansehen, dann ist es, wie ich meine, richtig, dass wir die Themen aufgreifen und versuchen, diese gemeinsam mit den betroffenen Ressorts, nämlich Inneres und Justiz, auch zu lösen. Und ich sage Ihnen, die Österreicherinnen und Österreicher, wir alle haben überhaupt kein Verständnis, wenn jemand zu uns kommt, unsere solidarische Hilfe in Anspruch nimmt und dann hier straffällig wird. Das ist mit aller Deutlichkeit abzulehnen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Da müssen wir auch die Diskussion darüber führen, wo wir ansetzen können. Ich bin sehr gespannt auf die Diskussion. Wir laden ja immer dazu ein, dass wir diese Diskus­sion sehr breit führen. Wir werden ja sehen, wer dann alles wieder ein Problem mit die­sen Dingen haben wird.

Auf eines möchte ich aber doch hinweisen – und das hat jetzt überhaupt nichts mit dir zu tun, Herr Bundesminister, diese Meinung vertrete ich schon seit vielen Jahren –, näm­lich darauf, wie mühsam es bei der Europäischen Union ist, und zwar nicht nur in Fra-


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gen der Flüchtlinge, sondern auch in Fragen der Zusammenarbeit, was du hier auch angesprochen hast. Ich habe mit vielen Behördenvertretern und Politikern in Brüssel diese Diskussion geführt. Wir können nicht immer warten, dass wir etwas gemeinsam lösen, auch wenn es wichtig wäre, sonst überrollen uns die Ereignisse, sondern wir müssen ganz einfach versuchen, das auf nationaler Ebene einer Lösung zuzuführen. Das ist so, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Ich frage mich – jetzt fange ich von hinten an, Herr Minister –, was ein EU-Ausländer in einem österreichischen Gefängnis macht. Wir haben seit zehn Jahren, glaube ich, alle möglichen Abkommen, wonach straffällig Gewordene aus anderen Ländern der EU ihre Strafe zu Hause verbüßen sollten. Wir haben schon vor über einem Jahrzehnt ver­sucht, diese Frage über die EU-Länder hinaus zu lösen. Das gehörte gelöst und müss­te auch gelöst werden.

Bei allem Verständnis für die vorgeschlagenen Maßnahmen müssen wir unser Augen­merk auf die Außerlandesbringung mit allen Mitteln legen. Ich will die Zahlen nicht wie­derholen, die der Herr Minister jetzt genannt hat, das ist Fakt; aber, Kollege Amon, wir müssen bei den zu erwartenden Zahlen ansetzen. Dabei ist jede Diplomatie gefordert, es ist da der Gesamtstaat gefordert und, wenn ihr wollt, die Europäische Union oder die internationale Staatengemeinschaft. Das versteht niemand! Ich verstehe es auch nicht. Irgendwann ist auch der Rechtsstaat ausgereizt. Und wenn es einen negativen Bescheid gibt, dann ist das eben so. Diese Verpflichtung den Österreicherinnen und Ös­terreichern gegenüber haben wir.

Es bringt nichts, wenn jede Fraktion hier immer wieder ihre Meinung vorbringt, sondern ich glaube, es ist angesagt, dass wir im Interesse unserer Heimat, im Interesse der Ös­terreicherinnen und Österreicher die Kräfte bündeln und die anstehenden Probleme lö­sen.

Lassen Sie mich, Herr Minister, noch auf eines hinweisen: Das müssen wir auch mit der Justiz diskutieren. Ich persönlich ärgere mich seit vielen Jahren, dass Wertgegen­stände in dieser unserer Gesellschaft höher bewertet werden als Leib und Leben. Das Leben ist das höchste Gut. Wenn ich mir manche Urteile anschaue, dann frage ich mich, welche Entwicklung wir genommen haben; auch wenn wir das erst angepasst ha­ben – dann muss man es eben noch einmal anpassen.

Wir müssen alles daransetzen, dass solch traurige Ereignisse, dass derartige Strafta­ten, wie sie in letzter Zeit verübt wurden, verhindert werden, und zwar im Hinblick auf die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger, ja schlussendlich der gesamten Ge­sellschaft. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe, dort müssen wir alle gemeinsam hin­kommen.

Wir alle wissen, dass man nicht alles verhindern kann; aber man muss, glaube ich, mit gutem Gewissen sagen können: Wir haben für die Arbeit der Polizei die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Deliktszahlen in den letzten zehn Jahren rückläufig waren, und mich bei den Polizistinnen und Poli­zisten für ihre erstklassige Arbeit bedanken. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzei­chen.) Wir sollten ihnen immer wieder danken, auch bei solchen Diskussionen; ich tue das wirklich sehr gerne. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Schluss kommend möchte ich sagen, ich lade Sie wirklich alle ein: Versuchen wir im Interesse unserer Bevölkerung und des Staates, die Diskussion, die jetzt auf uns zukommt, Herr Minister, sehr sachlich und ziel­orientiert zu führen, denn ich meine, die Menschen werden es den Politikerinnen und Poli­tikern auch danken. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie des Abg. Pilz.)

9.35



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 42

Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Steinacker. – Bitte.

 


9.35.21

Abgeordnete Mag. Michaela Steinacker (ÖVP): Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Geschätzte Mitbürgerinnen und Mit­bürger! „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.“ – Das sagte der chinesische Philo­soph Laotse, und ich glaube, das ist ganz klar, was unsere Bundesminister hier ge­macht haben.

Ziel des Aktionsplans des Innenministers und des Justizministers ist klar: mehr Sicher­heit für Österreich. Die Wegrichtung wurde von den Ministern festgelegt und das Maß­nahmenbündel geschnürt. Ich begrüße ausdrücklich folgende Punkte, die ich Ihnen er­läutern möchte.

Die Schubhaft auch bei erstinstanzlichen Verurteilungen ist ein ganz wesentlicher Schritt, um den Straftätern zu signalisieren, dass diese Straftaten in Österreich nicht akzeptiert werden.

Der zweite Punkt: sofortige DNA-Abnahmen von Beschuldigten bei allen Sexualdelik­ten und nicht wie bisher nur bei Vorsatztaten mit einem mindestens einjährigen Straf­ausmaß.

Und zum Dritten: die Meldeverpflichtung für Verdächtige bei Sexualdelikten. Ich denke, das ist ein ganz wesentlicher Schritt zum Schutz insbesondere der Frauen in Öster­reich.

Unbedingt notwendig ist, dass straffällig gewordene Fremde abgeschoben werden kön­nen. Niemand, auch kein Schutz suchender Flüchtling, kann sich Unterstützung und Auf­nahme in Österreich erwarten, wenn er sich nicht an die Gesetze, insbesondere nicht an die Strafgesetze hält. Da gilt es, klar abzugrenzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Sie kennen leider das Beispiel der Bluttat am Brun­nenmarkt. Ein verwirrter Obdachloser, ein Kenianer, hat eine Wienerin am Weg zu ih­rer Arbeit mit einer Eisenstange erschlagen. Ich bin schockiert, bestürzt und traurig da­rüber. Wir müssen doch auf unserem Weg zur Arbeit sicher sein! Mein tiefstes Mitge­fühl gilt den Angehörigen und Freunden.

Unser Justizminister Brandstetter hat kühlen Kopf bewahrt und sofort die Soko Brun­nenmarkt eingeleitet. Die Sonderkommission prüft im Moment, ob es im Vorfeld der Bluttat zu behördlichen Versäumnissen gekommen ist. Die Schnittstellen zwischen Jus­tiz, Polizei und möglicherweise auch anderen Behörden wie den Gesundheitsbehörden gehören genau durchleuchtet. Auch hier erwarte ich mir von der Sonderkommission Auf­schluss über den Handlungsbedarf.

Ziel ist, dass Straffällige im Sicherheitsnetz der Behörden fest erfasst sind und nicht durchschlüpfen können. Wir brauchen daher eine bessere Vernetzung unserer Behör­den. Und seien Sie sicher: Alles, was notwendig ist, werden wir hier umsetzen! Ich den­ke, jeder von Ihnen sollte bereit sein, diese Verschärfungen und Maßnahmen zu unter­stützen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Neubauer.)

Lassen Sie mich zu einem Punkt des umfassenden Aktionsplans „Sicheres Österreich“ kommen: Mehr als die Hälfte der Insassen unserer Gefängnisse sind Ausländer, 21 Pro­zent kommen aus der EU, 32 Prozent aus anderen Ländern, und in der Untersuchungs­haft ist die Zahl noch höher; mit Stand 1. Mai haben wir dort 74 Prozent Ausländer. Mei­ne Damen und Herren, das muss uns schon zu denken geben, selbstverständlich nicht nur unter Betrachtung unserer Probleme im Strafvollzug und der Kosten, die wir dabei haben.


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Die Antwort der ÖVP zu diesem Punkt ist ganz klar: Straftäter sollen in Zukunft ihre Strafen in ihrer Heimat absitzen. Justizminister Brandstetter wird alles dazu tun, dass wir diese Übereinkommen, so sie noch nicht existieren, kurzfristig erhalten. Wir brau­chen dazu jede Unterstützung des Gesamtstaats wie auch der Diplomatie.

Meine Damen und Herren, ich begrüße auch die präventiven Maßnahmen, die Informa­tionsoffensive und Informationskampagnen, die es im Bereich der sozialen Medien gibt, wie zum Beispiel jene in Afghanistan, und die ausgebaut werden sollen. Falsche Erwartungen, Hoffnungen und Informationen führen dazu, dass sich immer mehr Men­schen auf den Weg nach Europa machen, dies unter falschen Voraussetzungen, weil sie sich ein besseres Leben erhoffen und vor allem die Gründe, aus denen jemand asylberechtigt ist, aus den Augen verloren haben. Wir haben das nicht. Jene, die nach allen auf ihre Rechtmäßigkeit hin geprüften Grundlagen asylberechtigt sind, sollen Asyl bekommen, aber nicht jene, die diese Asylgründe nicht vorweisen können.

Meine Damen und Herren, der Aktionsplan „Sicheres Österreich“ ist ein Schulterschluss zwischen Justiz und Innerem. Die Minister werden alles daran setzen, ihn raschest­möglich umzusetzen. Er ist ein wichtiger Bestandteil für die Sicherheit Österreichs.

Es geht ans Umsetzen, ans Gestalten. Sie alle sollten mit dabei sein! – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.40


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Mag. Darmann zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


9.40.40

Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (FPÖ): Frau Präsident! Werter Herr Bundesmi­nister! Hohes Haus! Geschätzte Kollegen von SPÖ und ÖVP, bei allem gebotenen per­sönlichen Respekt, aber dass Sie sich tatsächlich noch erhobenen Hauptes hier an das Rednerpult zu treten trauen, um der österreichischen Bevölkerung nunmehr das zu ver­kaufen, was seit Jahr und Tag von den Freiheitlichen und von der eigenen Bevölkerung eingefordert und von Ihnen mit dem Ausdruck Hetze in den Wind geschlagen wurde, das schlägt doch dem Fass den Boden aus! (Beifall bei der FPÖ.)

Werte Kollegen, Sie müssen sich doch selbst eines eingestehen – (ein Mitarbeiter steht bei Bundesminister Sobotka an der Regierungsbank) Herr Bundesminister Sobotka, ich darf Sie da direkt ansprechen und kurz um Ihre Aufmerksamkeit ersuchen (Bundes­minister Sobotka deutet mit einer Hand in Richtung seines Ohrs) –: Ist es nicht ein haarsträubender Aktionismus seitens Ihrer Fraktion (Hallo-Rufe bei der ÖVP), nunmehr mit diesen Themenstellungen hier ins Hohe Haus zu kommen, nach zwölf Monaten ab­solut mitverschuldetem und grundlegend verschuldetem Asylchaos in Österreich, bei rund einer Million illegal und unkontrolliert ins Land geschleusten Migranten, die noch dazu mit der Hilfe des nunmehrigen Bundeskanzlers mittels ÖBB durch Österreich ge­schleust und geschleppt wurden, bei 90 000 Asylwerbern im letzten Jahr, 20 000 im heurigen Jahr – wir werden heuer wieder 90 000 erreichen, haben den Familiennach­zug noch nicht dazugezählt (Zwischenrufe bei der SPÖ) –, bei neuen Formen der Mi­grantenkriminalität, die uns tagtäglich erschüttern!?

Während hier herinnen weiterhin Ihre Parolen geschwungen werden, werden draußen vor dem Hohen Haus quer durch Österreich Frauen vergewaltigt, sexuell belästigt, ge­hören Mord und Totschlag, Bandenkriminalität, Messerstechereien zum täglichen Ge­schehen in Österreich – und hier gibt es erneut Versprechungen, die wir seit Jahr und Tag, vermehrt insbesondere seit wenigen Monaten, vonseiten der SPÖ und der ÖVP hören, aber umgesetzt wurde noch nichts. (Beifall bei der FPÖ.)

Darum geht es aber, werte Kollegen, vielmehr ginge es dem österreichischen Volk als Souverän darum. Versprechungen haben die Menschen genug gehört, es wurde auch


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schon genug über die sogenannte objektive und subjektive Sicherheit diskutiert, Herr Kollege Amon, diskutiert wurde ausreichend, über die Maßen, aber umgesetzt wurde bis jetzt nichts. (Zwischenruf des Abg. Amon.) Umgesetzt wurde bis jetzt absolut gar nichts!

Es geht nicht darum, unsere schöne Heimat Österreich schlechtzureden, sondern da­rum, die Probleme, die es gibt, anzusprechen, zu analysieren und zu handeln. Die Proble­me sind jedoch seit vielen, vielen Monaten bekannt. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Amon.) Ich weiß nicht, wie Sie dazu kommen, heute hier eine Aktuelle Stunde zu die­sem Thema vom Zaun zu brechen, wenn der Herr Bundesminister in seinen einleiten­den Worten selbst sagt: Na ja, neun von zehn Österreichern fühlen sich sicher! Es pas­siert ohnehin nichts in Österreich, das passt schon so! (Zwischenruf des Abg. Amon.)

Wofür braucht man denn eine Aktuelle Stunde zu einem Maßnahmenplan zur Stärkung der inneren Sicherheit, Herr Kollege Amon? (Beifall bei der FPÖ.) Natürlich ist es not­wendig, hier endlich zu handeln und Maßnahmen zu setzen, aber das wäre schon seit über einem Jahr notwendig gewesen, um diesen ganzen illegalen Aktivitäten, insbe­sondere durch die unkontrollierte Massenzuwanderung, die unter dem Deckmantel des Asyls über Österreich hereingebrochen ist, ein Ende zu setzen, um dieser Kriminalität auch entschieden entgegenzutreten!

Mit leeren Worten, mit leeren Versprechungen wird man diesbezüglich gar nichts be­wegen, das haben wir schon beim Asylgesetz gesehen, das vor wenigen Wochen auch hier beschlossen wurde. Nach diesem ganzen Theater über was weiß ich, wie viel Poli­zeinotwendigkeit – 5 000 Polizeieinsätze in Asylquartieren und rund um Asylquartiere und auch Verteilerzentren, 13 500 Beamte, die Tag und Nacht im Einsatz waren, Poli­zeiposten, die quer durch Österreich geschlossen werden, auf der anderen Seite Asyl­quartiere, die quer durch Österreich aufgemacht werden –, bei diesen ganzen Entwick­lungen sich hier herzustellen und zu sagen: Na ja, wir werden das jetzt diskutieren; ich lade ein zur Diskussion, und dann werden wir es schon irgendwann umsetzen! (Abg. Neubauer: Eh „alles paletti“!), damit vergeuden wir wieder tagtäglich jene Zeit, die man bräuchte, um endlich auch diese Personen, diese Gestalten aus Österreich abzuschie­ben, die schon seit Jahr und Tag – seit vielen Jahren! – nichts mehr in Österreich ver­loren haben, weil sie unberechtigt hier aufhältig sind.

Durch die Untätigkeit dieser Bundesregierung werden darüber hinaus auch jene Per­sonen weiter vom Steuerzahler durchgefüttert, die hier gegenüber unserer eigenen Be­völkerung kriminell aktiv werden. (Zwischenruf des Abg. Amon.) Man muss sich einmal überlegen, was hier tatsächlich gespielt wird, was hier los ist.

Herr Kollege Amon, Herr Kollege Pendl, Sie sind die wesentlichen Sicherheitssprecher in Ihren Fraktionen. Sie hätten als Gesetzgeber vieles in der Hand, um der Regierung nicht nur mit einer Gesetzesinitiative den Marsch zu blasen, sondern auch kontrollie­rend tätig zu werden und nicht jede Fehlleistung dieser Regierung abzudecken und ab­zunicken und dann auch noch schönzureden.

Dafür ist uns unsere Heimat zu wichtig! (Abg. Amon: Aber uns auch!) Dafür ist auch die innere Sicherheit der österreichischen Bevölkerung zu wichtig (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen) – ich komme schon zum Schlusssatz, Frau Präsident –, und die österreichische Bevölkerung wird es Ihnen wohl auch bei jeder Gelegenheit, wenn Sie in den Bundesländern unterwegs sind, ausrichten, dass es längst an der Zeit ist, zu handeln, und dass diese Regierung das Vertrauen der Bevölkerung schon längst verlo­ren hat. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

9.46


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Dr. Pilz zu Wort gemel­det. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 45

9.46.20

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Werte Kol­leginnen und Kollegen! Wenn Kollege Darmann sich in Wien so fürchtet (Abg. Dar­mann: Und die Grünen verteidigen wieder die Regierung!), wenn er meint, dass Wien wirklich eine derart unsichere Stadt ist (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ist es ja! – Abg. Darmann: Fragen Sie die Frauen, bitte! Was ist denn los mit Ihnen?), dann soll er Be­lege vorlegen. Und dann fragen wir die Frauen, und dann fragen wir das Innenminis­terium, und dann reden wir einmal offen über das, was am Brunnenmarkt passiert ist. (Abg. Hafenecker: In der Schickeria ist alles in Ordnung, das glaube ich Ihnen! – Ruf bei der FPÖ: Das ist ein Wahnsinn!)

Seit Jahren weiß die Polizei und weiß der Staatsanwalt, dass sich ein gefährlicher, Men­schen bedrohender Mann zunehmend verwahrlost durch die Straßen Ottakrings treibt. (Abg. Rädler: Pilz ist am linken Auge blind!) Der war längst da! Sie können an den Grenzen Zäune errichten, so viele Sie wollen, der war längst da!

Hätten Polizei und Staatsanwaltschaft das getan, was ihre Pflichten sind, dann hätten sie diese Frau geschützt vor jemandem, der offensichtlich eine Gefahr für die öffent­liche Sicherheit war. (Abg. Darmann: Diese Person hätte längst abgeschoben werden müssen!) Da erwarte ich mir von Innen- und Justizminister, dass sie uns erklären, wa­rum Menschen in Wien vor offensichtlich gefährlichen und in dem Fall völlig verwahr­losten und zum Teil im Stich gelassenen Menschen nicht geschützt werden. (Abg. Be­lakowitsch-Jenewein: Sie reden schon wieder ein …! – Abg. Darmann: Jetzt sind sie „im Stich gelassen“?) Wir haben ein Recht, das zu erfahren! (Beifall bei den Grünen.)

Und wir haben auch ein Recht, zu erfahren, warum zwar das Innenministerium wahr­scheinlich zu Recht sagt, die Zahl der Vergewaltigungen ist in den letzten Jahren nicht gestiegen, aber sie ist nach wie vor auf einem besorgniserregend hohen Stand. Man kann, meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei, nicht einerseits zu Recht die Übergriffe vonseiten einzelner Flüchtlinge und Asylwerber verurteilen und hier schar­fe Maßnahmen fordern, und andererseits dann, wenn – und die Mehrheit der Opfer fin­det sich nach wie vor im familiären und beruflichen Umfeld und nicht im Bereich von Asylwerbern – zum Schutz der Frauen Frauenhäuser gebaut werden, auftreten und ver­langen, dass es keine öffentlichen Unterstützungen für diese wichtigen Schutzeinrich­tungen für bedrängte und misshandelte Frauen gibt. (Beifall bei Grünen, SPÖ und ÖVP.) Das finde ich schäbig, das finde ich menschlich und politisch schäbig!

Wären Sie eine Inländerpartei, dann würden Sie sich auch um die inländischen Opfer, um die Frauen kümmern. Das sind Sie nicht. Sie sind nur eine Antiausländerpartei, aber keine Inländerpartei. (Abg. Darmann: Jetzt hören Sie aber auf! Das ist ja ein Wahn­sinn, was Sie da sagen!)

Wir schützen alle Opfer, egal, von wem sie angegriffen werden. Schreiben Sie sich das einmal in Ihr blaues Stammbuch! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Darmann: … SPÖ! Das ist ja eine Peinlichkeit!) Und wenn der nächste Täter sich zuerst mit seinen Freun­den betrinkt und dann – und das ist gerichtsnotorisch – erklärt: „Jetzt brenn i an ane auf“, das Kleinkalibergewehr holt, auf eine 13-jährige Schülerin schießt, die schwer verletzt zusammenbricht und noch heute gesundheitliche Schäden hat, dann wird der zu Recht vor Gericht gestellt, zu Recht verurteilt. Aber den können wir nicht abschieben; der war damals ein freiheitlicher Gemeinderat und kein Asylwerber – und das macht den Unter­schied aus. (Zwischenruf des Abg. Mölzer.)

Vor dem Gesetz sind alle gleich, und bei derartigen Straftaten verlangen wir ein schar­fes, klares und rigoroses Vorgehen der Strafjustiz. (Abg. Darmann: … ist Ihnen das nicht peinlich? – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Da gibt es doch überhaupt keine Frage!


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Wenn Asylwerber und Flüchtlinge zu uns kommen und unseren Rechtsstaat nicht ak­zeptieren und die Rechte der Frauen nicht akzeptieren, dann hat der Rechtsstaat da­rauf klare Antworten. Da soll sich niemand Illusionen machen, da gibt es keine Spe­zialnachsicht, da gibt es die Klarheit und die Strenge des Rechtsstaats, und keine Re­ligion und keine Herkunft und kein Fluchtgrund ist da eine Entschuldigung. (Abg. Dar­mann: Es werden die meisten auf freiem Fuß angezeigt, die sind nicht einmal in Unter­suchungshaft!) Aber wenn wir vorbeugen wollen, dann müssen wir wissen, wer diese oft jungen Männer sind, die zu uns kommen – schwer traumatisiert, ohne Traumabehand­lung, im Stich gelassen, tickende Zeitbomben.

Wir müssen aufpassen, wenn die schon da sind, dass nichts passiert, und uns recht­zeitig darum kümmern: um den – jetzt – Täter am Brunnenmarkt, um manche schwer traumatisierten jungen Männer, die aus Kriegsgebieten kommen. (Abg. Darmann: … ist eine Täter-Opfer-Umkehr! Reden Sie einmal über die Opfer, nicht über die Täter! – Abg. Belakowitsch-Jenewein: … kann man alles entschuldigen!) – Das entschuldigt de­ren Taten überhaupt nicht. Ich will, dass sie alle vor Gericht gestellt werden, dass sie, wenn es der Rechtsstaat so vorsieht, verurteilt werden, ihre Strafe verbüßen und dann abgeschoben werden – und mir tut es leid, dass es manche gibt, bei denen der letzte Schritt nicht möglich ist.

Prävention ist das Allerwichtigste (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen), und wenn wir das nicht schaffen – trotz Freiheitlicher Partei – und wenn wir nicht den Schutz aller Frauen schaffen – trotz und gegen die Freiheitliche Partei –, dann lassen wir nicht nur den Rechtsstaat, sondern auch die Menschen im Stich. Dazu sind aber wir Grüne mit Sicherheit nicht bereit. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Rädler: Ein Bärendienst für Van der Bellen!)

9.51


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Alm. – Bitte.

 


9.52.10

Abgeordneter Mag. Nikolaus Alm (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Mi­nister! Geschätzte Damen und Herren! Zum Aktionsplan „Sicheres Österreich“ werden Sie auf den Websites von Innenministerium und Justizministerium nichts finden, was ich einigermaßen interessant finde. Wenn Sie etwas darüber lesen wollen, dann ist es die Website der ÖVP, die da ein wenig mehr Information bietet – das alleine ist schon bezeichnend.

Wir wissen natürlich auch, welchen Hintergrund dieser Aktionsplan hat: Es ist einmal mehr politisches Marketing, das hier stattfindet, mit der gleichen Beugung der Statistik, die wir auch vom Team Stronach kennen, die wir auch von der FPÖ kennen. Als Beleg dafür bringe ich Ihnen ein Zitat von dieser ÖVP-Website, wo Folgendes zum Aktions­plan „Sicheres Österreich“ steht: „Die Flüchtlingskrise ist ein Grund für den Anstieg der Kriminalität in den vergangenen Monaten.“

Damit wird auch von der ÖVP eine direkte Kausalität zwischen Schutzsuchenden und Kriminalität hergestellt, wie wir das ja auch von anderen Seiten immer wieder hören. Basis dieser Behauptungen sind Rohdaten, es gibt keine gesicherte Statistik dazu. Im Steigen ist die Zahl der Delikte, die bestenfalls in den Bereich der Kleinkriminalität fal­len, und Sie wissen, dass Gewaltverbrechen … (Zwischenruf der Abg. Steinacker.) – Sie haben keine Daten dazu, Sie haben keine präsentiert, auf jeden Fall haben Sie keine veröffentlicht. Gerade schwere Verbrechen nehmen nach der Statistik des letzten Jah­res nämlich ab.

Österreich ist ein sicheres Land, das haben Sie selbst gesagt. Der Aktionsplan „Si­cheres Österreich“ wird das vermutlich weder entscheidend nach oben noch nach un­ten ändern können. Das Phänomen der gefühlten Kriminalität existiert jedoch, wir dür-


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fen aber nicht vergessen, dass das subjektive Sicherheitsgefühl auch davon abhängt, wie wir über Dinge reden.

Bundeskanzler Kern meinte gestern, wir dürfen nicht „jeden (…), der in unser Land kommt, als Vergewaltiger und Kriminellen (…) diffamieren“ – #feelthekern. Wenn der Bun­deskanzler das sagt, dann wird er das ja nicht einfach erfinden, dann bezieht er sich auf etwas, das stattfindet. Schauen Sie sich tageszeitungsähnliche Medien wie dieses hier an (der Redner hält eine Seite eines Exemplars der Tageszeitung „Österreich“ mit der Überschrift „Hotspot U6: Drogenhölle, Bandenkriege, Bürger in Angst“ in die Höhe): Da haben Sie Überschriften, die nahelegen, dass in Wien ein Krieg stattfindet, und das ist einfach nicht der Fall.

Einen Unterschied zwischen der FPÖ, dem Team Stronach und der ÖVP gibt es na­türlich schon: Die ÖVP ist in der Regierung, und sie trägt damit natürlich dazu bei, dass dieses Spiel so etwas wie eine offizielle Dimension bekommt. Die Bevölkerung wird da­mit systematisch oder systemisch, jedenfalls aber willkürlich und vorsätzlich verunsichert. Dazu kommen tragische Fälle wie am Yppenplatz, wie am Praterstern – für Nicht-Wie­ner: der Brunnenmarkt und der Yppenplatz sind das Gleiche –, die natürlich kein Beleg dafür sind, dass sich in der Gesamtstatistik irgendetwas ändert.

Natürlich ist jedes Verbrechen eines zu viel, doch Plattitüden, wonach sich InländerIn­nen, AusländerInnen, Österreicher, Nicht-Österreicher an die Gesetze zu halten haben, sind wirklich unnötig. Es geht keiner davon aus, dass hier das Recht für irgendjeman­den nicht gelten würde.

Die Ideen, die Sie jetzt im Aktionsplan „Sicheres Österreich“ haben, betreffen eigentlich nur Verschärfungen, strengere Gesetze, strengere Strafbestimmungen, und es ist nicht davon auszugehen, dass das irgendeinen Erfolg zeitigen wird. (Zwischenruf des Abg. Steinbichler.) Prävention wäre da schon wesentlich sinnvoller, doch das, was Sie als Prävention bezeichnen, sind in erster Linie Überwachungsmaßnahmen – sehen Sie sich das Polizeiliche Staatsschutzgesetz an. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.)

Prinzipiell wäre es eine gute Idee, das Problem mit Prävention zu lösen, doch die Um­setzung über den Überwachungsweg ist natürlich falsch. Massenüberwachung funktio­niert beim Terror nicht – das hat Brüssel gezeigt, das hat Paris gezeigt –, sie funktio­niert aber nicht einmal bei der Kleinkriminalität.

An den U-Bahn-Linien U4 und U6 sind im Jahr 2015 160 neue Überwachungskameras installiert worden. Die Kriminalität dort hat zugenommen. (Zwischenruf des Abg. Stein­bichler.) Nach den Überlegungen zur Statistik, die Sie hier ausführen, müsste ja sozu­sagen das Abmontieren von diesen Überwachungskameras dazu führen, dass die Kri­minalität abnimmt, wenn sie steigt, wenn Sie neue Kameras montieren – also genau das Gegenteil ist der Fall.

Letztendlich ist Überwachung ja keine Präventionsmaßnahme, sondern eine Maßnah­me, die der Aufklärungsarbeit zuträglich ist (Zwischenruf des Abg. El Habbassi), und die Frage ist, ob das überhaupt noch als Prävention bezeichnet werden kann. Anlass­lose Massenüberwachung greift jedenfalls in Grundrechte ein, und wir sollten hier nicht den Weg gehen, in Grundrechte einzugreifen, sondern dort ansetzen, wo Präventions­arbeit wirklich sinnvoll ist: wenn Menschen mit Menschen arbeiten.

Und wenn da Asylwerbende eine gewisse Disposition haben, dann erfordert das auch dort, dass wir den Einsatz von Sozialarbeit in Kooperation mit der Polizei stärken, dass wir uns darauf fokussieren, gesicherte Daten, gesicherte Statistiken zu erhalten (Prä­sidentin Bures gibt das Glockenzeichen), dass wir eine verstärkte Kooperation von Poli­zei und Justiz haben, wie auch der Fall am Yppenplatz zeigt.


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Der Aktionsplan „Sicheres Österreich“ ist nichts anderes als eine Marketingmaßnahme, die ein Problem adressiert, das Sie selbst geschaffen haben, das Sie selbst durch Ihre Ausführungen in diesem Bereich perpetuieren. Die Statistik wird für das Argument ge­beugt.

 


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, Sie müssen zum Schluss kommen.

 


Abgeordneter Mag. Nikolaus Alm (fortsetzend): Eine Verschärfung des Tons, die ei­ne Verschärfung der Gesetze nach sich zieht, das wollen wir sicher nicht. (Beifall bei den NEOS.)

9.57


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ha­gen. – Bitte.

 


9.57.54

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Frau Präsidentin! Herr Bundesminis­ter! Hohes Haus! Meine Damen und Herren vor den Fernsehgeräten und hier im Saal! Sie haben jetzt irgendwelche Träumereien von meinen Vorrednern gehört, und nun möch­te ich Ihnen zum Thema Aktionsplan „Sicheres Österreich“ einmal etwas aus der Pra­xis erzählen, das die Menschen draußen auch so fühlen und so mitbekommen.

In Richtung ÖVP sei Folgendes gesagt: Ja, es ist notwendig – und zwar dringend not­wendig! –, dass wir einen Aktionsplan machen, denn Österreich ist schon lange nicht mehr so sicher, wie es uns vorgemacht wird. Kollege Amon hat hier vom subjektiven Sicherheitsgefühl gesprochen, das gestärkt werden soll. Meine Damen und Herren, nicht das Gefühl sollten wir stärken, sondern wir sollten die Sicherheit stärken! Wir soll­ten die Sicherheitsbeamten stärken, wir sollten schauen, dass die Exekutive wieder mehr Rechte hat, damit sie ihren Job auch ordentlich machen kann und dort auch von der Politik geschützt wird. Meine Damen und Herren, das wäre der richtige Weg! (Bei­fall beim Team Stronach.)

Ich möchte hier auf einige Fälle aus der Praxis zu sprechen kommen. Es wurde hier schon der Fall vom Brunnenmarkt angesprochen. Meine Damen und Herren, da ist ein klares Versagen feststellbar, und zwar nicht von der Polizei – das soll ich Kollegen Pilz von einem Polizeibeamten ausrichten –, sondern die Polizei macht ihre Arbeit, und sie macht sie gut. Dieser Fall wäre nicht passiert, wenn die Staatsanwaltschaft – so schaut es jetzt einmal aus – oder die Gerichte auf die Polizei gehört und dementsprechend re­agiert hätten. Er wäre aber auch nicht passiert, wenn wir andere Gesetze hätten, wenn wir Gesetze hätten, die die Menschen vor solchen Individuen schützten. – Dazu kom­me ich später.

Ich möchte einen zweiten Fall ansprechen, nämlich aus der Stadt Bludenz in Vorarl­berg; ich habe ihn im Justizausschuss letzte Woche schon kurz erwähnt. Dort sind drei ehemalige Asylwerber – alle drei aus Nordafrika –, die keinen Asylstatus bekommen haben und einen aufrechten Ausweisungsbescheid haben, ein Einreiseverbot in Öster­reich, im Zug tätlich gegen den Schaffner vorgegangen. Die Polizei musste einschrei­ten und hat versucht, diese Personen aus dem Zug zu holen.

Die Polizisten wurden von diesen drei Personen – Nordafrikaner, Illegale, das kann man ganz offen sagen – bespuckt. Sie wurden dann tätlich angegriffen, also es wurde Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet, also ein Verbrechen begangen, und die Polizeibeamten haben diese drei Nordafrikaner dann verhaftet und auf die Dienststelle mitgenommen. Dort soll es zur sexuellen Belästigung einer Polizeibeamtin durch diese Herrschaften gekommen sein; einer hat meines Wissens vor der Beamtin onaniert, und dann hat die Staatsanwaltschaft diese drei Personen auf freiem Fuß angezeigt. – Auf­rechtes Aufenthaltsverbot, Einreiseverbot, Straftaten gesetzt: Meine Damen und Her­ren, das ist der falsche Weg, und dann verstehe ich, dass sich die Bevölkerung nicht


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richtig geschützt fühlt. Das liegt nicht an der Polizei, das liegt – in diesem Fall – an den Handlungen der Staatsanwaltschaft – das wird sicher noch untersucht werden –, aber das liegt vielleicht auch daran, dass wir als Gesetzgeber anders agieren müssten und der Polizei mehr Möglichkeiten geben müssten.

Wenn wir bedenken, dass sehr, sehr viele – und Sie haben es vor ein paar Tagen selbst gesagt, Herr Innenminister Sobotka – Exekutivbeamte massiv attackiert werden und den Tätern dann so gut wie nichts passiert, dann ist es nicht einladend für einen Exekutiv­beamten, die Gesetze auszuführen, sondern er muss immer Angst haben, nicht mehr gesund oder gar nicht mehr vom Dienst heimzukommen. Meine Damen und Herren, da muss gehandelt werden! Eine Anzeige auf freiem Fuß ist in einem solchen Fall sicher der falsche Weg.

Erinnern wir uns an die Vergewaltigungen am Praterstern: Der Täter randaliert in der Jus­tizanstalt, geht gegen eine Beamtin vor, die wehrt sich – und jetzt kriegt sie eine An­zeige, weil sie sich gewehrt hat und er blaue Flecken hat! Meine Damen und Herren, man muss da schon überlegen, wie wir die Gesetze gestalten und wie wir unsere Exe­kutive schützen. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir brauchen uns auch nicht zu wundern, dass sich immer mehr Menschen in Österreich bewaffnen – nicht, weil sie der Polizei nicht vertrauen, sondern weil sie dem Gesetzgeber nicht vertrauen, und der Gesetzgeber sind wir hier herinnen, meine Damen und Herren!

Deswegen fordere ich schon lange Wartecamps in Nordafrika, wohin wir solche Leute, die nichts mehr in Österreich zu suchen haben, die hier straffällig geworden sind, brin­gen können, von wo sie dann selbständig nach Hause in ihr Heimatland gehen können oder wo sie verharren können, bis sie ihr Heimatstaat zurücknimmt und das hat sei­nen Grund! (Beifall beim Team Stronach.)

Herr Minister, Sie haben vorhin angesprochen, dass wir Ihnen Tipps geben sollen. Ich ge­be Ihnen einen Tipp. Marokko verhandelt seit 14 Jahren mit Österreich um die Rück­nahme von aus Österreich Ausgewiesenen, in Libyen haben wir nicht einmal einen An­sprechpartner – das sind Aussagen des Herrn Außenministers –, also ich glaube, da wäre es notwendig, dass wir mit diesen Wartecamps genau diese Maßnahmen setzen. Das wäre ein richtiger Schritt, das können wir mit wenig finanziellen Mitteln günstig be­treuen, und so wäre es möglich, dass wir diese Menschen wegbringen und die Öster­reicherinnen und Österreich vor ihnen schützen. Das wäre der richtige Weg. – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

10.03


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Lue­ger. – Bitte.

 


10.03.47

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Innenminister! Werte Kol­leginnen und Kollegen! Der Innenminister und der Justizminister haben vorige Woche am Donnerstag den Aktionsplan „Sicheres Österreich“ erstmals vorgestellt, mit den Hin­weisen, straffällige Ausländer sollten konsequenter und schneller abgeschoben werden und es soll Neuregelungen für Sexualstraftäter geben. Sie hoffen darauf, dass diese Vor­lage im Juli beschlossen wird. – Das ist das Ziel der beiden Minister.

Ausgangslage waren sicherlich die beiden schweren Verbrechen, die am Praterstern und am Brunnenmarkt geschehen sind, welche durch nichts zu entschuldigen sind, wo­bei ich mit Kollegen Pilz einer Meinung bin, dass man das Verbrechen am Brunnen­markt auch so nicht hätte verhindern können, und vor dem Hintergrund, dass die Krimi­nalität 2015 gesunken ist, außer – das hat auch der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit im Zuge einer Pressekonferenz gesagt – einem Anstieg bei den Drogende­likten und Körperverletzungen.


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Viele junge Männer, die in unser Land kommen, sind daran beteiligt, und diese, so die Worte des Herrn Innenministers und des Herrn Justizministers, sollen schneller außer Landes gebracht werden – ausländische Straftäter, aber auch EU-Bürger.

Das, was für mich immer sehr spannend klingt, ist, dass man Straftäter jetzt in Asylwer­ber und Asylberechtigte unterscheiden möchte. – Straftäter aller Nationen, die sich hier in Österreich befinden, sollen gemäß dem Rechtsstaat verurteilt werden! Ich denke, das ist eine Aussage, bei der alle zustimmen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie haben drei Maßnahmen genannt, Herr Innenminister: Asylwerber sollen nach der Verurteilung in erster Instanz in Schubhaft genommen werden. Frau Kollegin Stein­acker hat das auch sehr stark unterstützt. Es wird aber rechtsstaatlich schwierig wer­den, denn wenn wir diese Menschen in Folge nicht außer Landes bringen können, was macht man dann mit ihnen weiter in der Schubhaft? Das gehört diskutiert, und wir sind schon sehr gespannt auf die Vorlage, die wir von Minister Brandstetter bekommen werden.

Ein weiterer Punkt ist: Bei Verdacht von sexueller Belästigung und Nötigung soll es eine Meldepflicht und eine Belehrung durch die Polizei geben. Das wird bei häusli­cher Gewalt bereits praktiziert, das ist auch zu unterstreichen. Die Frage ist, ob wir das wirklich schon auf Verdächtige ausweiten können oder ob es wirklich erst eine Straftat erfordert.

Dasselbe gilt für die DNA-Abgabe – für Österreicher und/oder Ausländer – bei geringen Straftaten. Das ist mir noch zu vage formuliert. Das gehört noch genau formuliert und dann ausdiskutiert.

Dann gibt es ja noch die Diskussion darüber, dass Straftäter ihre Strafe im Heimatland absitzen sollen. Ich zitiere aus demselben Papier, aus dem Kollege Alm zitiert hat. Da steht unter anderem: „Wir haben in den Haftanstalten eine große Zahl von Straftätern aus den EU-Staaten, diese könnten wir ohne Probleme zurückbringen und ihre Strafen in den Heimatländern absitzen lassen. Ich bin bereits mit einigen Ländern in Kon­takt.“ Aussage des Herrn Justizministers Wolfgang Brandstetter.

Das ist gut, wenn er mit den Ländern in Kontakt ist. Im Augenblick haben wir aber kei­ne gesetzliche Möglichkeit, diese Maßnahme auch durchzuführen. Da bin ich gespannt, wie sich das im Gesetzesvorschlag niederschlagen wird.

Das Konzept von Sicherheit ist ein seltsames, und es enthält verschiedene Kompo­nenten – das hört man aus der heutigen Diskussion heraus –: Es geht um die subjek­tive Wahrnehmung, um die gefühlte gesellschaftliche Stimmung und um politische Maß­nahmen. Die Reaktionen der ÖVP-Minister sind sicherlich ein Gemisch aus bei­dem: so ein bisschen Gefühlspolitik. Wenn Kollege Amon in seinem Redebeitrag gesagt hat, da geht es um die Sorge um den Arbeitsplatz, objektive/subjektive Sicherheit und auch ums Grenzmanagement, sieht man, wie umfassend man Dinge in dieses Thema hinein­packt, um noch zusätzlich Verschärfungen machen zu können.

Nichtsdestotrotz kann ich unterstreichen, Österreich ist ein sicheres Land, das darf man nicht vergessen, und es hängt auch davon ab, wie wir über diese Dinge hier im Parlament reden, wie wir sie ausdiskutieren und wie wir sie präsentieren. Den Herrn Außenminister möchte ich dann auch noch in die Pflicht nehmen – wirklich in die Pflicht nehmen! (Beifall des Abg. Loacker) –, denn er ist zuständig für Rücknahmeüberein­kommen, die er zusätzlich diskutieren und verhandeln muss, weil in der Europäischen Union in den nächsten Jahren sicherlich kein entsprechendes Ziel da ist.

Wir haben in der letzten Asylnovelle auch Sprachkurse ab dem ersten Tag beschlos­sen. Das ist ein erster positiver Schritt, aber nichtsdestotrotz fordere ich auch den Herrn Integrationsminister auf, sich darum zu kümmern, dass Sprachkurse stattfinden und für


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jene Menschen, die jetzt bereits in Österreich sind, eine Beschäftigung darstellen. Ich unterstütze die Präventionsarbeit und vor allen Dingen die freiwillige Rückreise, was aber beides damals in dieser Pressekonferenz leider noch kein Thema war. (Beifall bei der SPÖ.)

10.09


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ertlschweiger. – Bitte.

 


10.09.28

Abgeordneter Rouven Ertlschweiger, MSc (ÖVP): Frau Präsidentin! Werter Herr Bun­desminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es heute schon gehört – Kollege Pendl und Kollege Amon haben das sehr gut ausgeführt –: Wir müssen be­müht sein, eine sachliche Diskussion zu führen. Wenn sich dann Herr Kollege Dar­mann von der FPÖ hier herstellt und etwas in einer derart polemischen Art und Weise skizziert (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das war nicht polemisch!), dann ist es meiner Meinung nach schon aufklärungsbedürftig. (Abg. Darmann: Die Wahrheit tut weh!)

Herr Kollege Darmann, wo war denn die FPÖ im vergangenen Monat, als es darum ging, das schärfste Asylgesetz Europas zu beschließen? Wo war die FPÖ? – Die FPÖ hat nicht mitgestimmt! Ich habe es damals schon gesagt: Laut zu schreien und immer nur dagegen zu sein, ist zu wenig. Was wir brauchen, sind konstruktive Vorschläge, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Der italienische Schriftsteller Lampedusa hat es gesagt: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert.“ – So weit würde ich nicht gehen, aber ich gehe so weit, dass wir sagen, mit neuen zeitgemäßen gesetzli­chen Regelungen müssen wir verantwortungsvoll auf die veränderte Sicherheitslage re­agieren. (Abg. Neubauer: Wendehals!)

Es macht Sinn für mich – Kollege Darmann, Sie können ruhig hierbleiben! (Abg. Bela­kowitsch-Jenewein: Er bleibt eh da!) –, wenn Herr Innenminister Sobotka vorschlägt, dass Personen künftig bei einer erstinstanzlichen Verurteilung in Schubhaft genommen werden. Das macht Sinn! (Abg. Walter Rosenkranz: Das müsst ihr aber der SPÖ sa­gen!) Es macht Sinn für mich, wenn er vorschlägt, dass bei Sexualdelikten eine Melde­verpflichtung für Verdächtige eingeführt werden soll und auch DNA-Proben genommen werden. Das macht Sinn, Kollege Darmann! Es macht auch Sinn, wenn er vorschlägt, dass die Abschiebeintensität hinsichtlich Menschen ohne Bleiberecht erhöht werden soll oder dass Straftäter aus EU-Staaten ihre Haft in der Heimat verbüßen sollen. (Abg. Darmann: Darüber reden macht keinen Sinn! Handeln! Redets nicht so viel, tuts han­deln!)

Die Kriminalität fremder Tatverdächtiger ist gestiegen, insbesondere der Asylwerber (Abg. Darmann: Ihr lehnt die ganze Zeit unsere Anträge ab oder vertagt die Anträge!), das haben wir heute schon gehört, nur: Wir müssen etwas Konstruktives beitragen, Herr Darmann, nicht nur schreien, Lösungen anbieten! Wir, unsere Herren Bundesmi­nister Brandstetter und Sobotka, bieten Lösungen an.

Das sind die Fakten, meine Damen und Herren, und diesen Fakten müssen wir mit al­len Mitteln, die uns der Rechtsstaat gibt, entgegenwirken. Deswegen ist auch seitens der Justiz und seitens des Innenministeriums ein Bündel an Maßnahmen notwendig, sowohl in der Vollziehung als auch in der Gesetzgebung. (Abg. Darmann: Im Team Stronach hat sich das aber noch ein bisschen anders angehört!)

Wer sich nicht an unsere Regeln und Gesetze hält, da werden Sie mir sicherlich zu­stimmen, hat in unserem Land nichts verloren, aber – und das sage ich auch in aller Deutlichkeit, und das unterscheidet uns voneinander, meine Damen und Herren –, wir brauchen eine scharfe Trennung zwischen der großen Anzahl an hilfsbedürftigen Men­schen und den einzelnen Kriminellen.


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Integrationswillige Menschen sind voll und ganz zu unterstützen, das ist eine Tatsache, und sie verdienen unsere Unterstützung. (Beifall bei der ÖVP.)

Gegen all diese Kriminellen müssen wir aber weiterhin kompromisslos vorgehen und alle Mittel des Rechtsstaats ausschöpfen. (Abg. Darmann: Dann macht es endlich!) Die Integration, Kollege Darmann, wird nur gelingen, wenn die Angst vor dem Fremden abgebaut werden kann. Und diese Angst kann nur dann abgebaut werden, wenn die kriminellen Erscheinungsformen des Fremden nicht geduldet werden. Genau das ist es, genau das ist die Antwort einer seriösen Politik, und genau das machen wir! Un­sere Polizei leistet unter schwierigsten Bedingungen hervorragende Arbeit. Wenn Sie jetzt sagen, das haben wir alles schon gewusst, dann sage ich: Das stimmt nicht. Die Qualität der Straftaten ist eine andere als in den vergangenen Jahren. (Abg. Neu­bauer: Hört, hört!) Das erfordert ein nationales Umdenken und auch ein Umdenken in der Gesetzgebung – und nichts anderes geschieht hier.

Gerade deswegen appelliere ich auch an Sie – das hat auch der Herr Innenminister gesagt –: Sicherheit hat keine politische Farbe, Sicherheit hat Vorrang in Österreich! Wir müssen uns da alle bei der Nase nehmen – alle im Parlament vertretenen Partei­en – und gemeinsam sachlich über dieses Thema diskutieren. (Abg. Neubauer eine lange Nase zeigend –: Da wäre Ihre so lang!) Bei aller Unterschiedlichkeit der Pro­gramme und der inhaltlichen Schwerpunkte: Das sind wir der Bevölkerung schuldig, denn nur in einem sicheren Österreich wird es möglich sein, ein harmonisches Zusam­menleben zu ermöglichen.

Daher appelliere ich an alle Abgeordneten, den eingeschlagenen Weg in der Sicher­heits- und Asylpolitik wirklich konsequent weiterzugehen. Ich sage es noch einmal: Si­cherheit hat keine politische Farbe, Sicherheit hat Vorrang in Österreich. – Danke schön. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

10.13


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz. – Bitte.

 


10.13.57

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister So­botka – ich muss immer schauen, denn er sitzt so rechts außen! Zunächst darf ich die vierte Klasse der Mary-Ward-Volksschule aus Krems und die Schülerinnen und Schü­ler der Volksschule St. Thekla aus Wien-Wieden begrüßen – beide Volksschulklassen sind durch eine Brieffreundschaft verbunden und besuchen heute das Parlament. (All­gemeiner Beifall.) Ebenso begrüße ich eine Gruppe des Rings Freiheitlicher Jugend aus Eferding. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, NEOS und Team Stronach.) Herzlich willkommen – Politik live, man kann nicht früh genug damit begin­nen, sich politisch zu interessieren, noch dazu bei einer so interessanten Debatte, näm­lich zu Fragen der Sicherheit!

Zunächst zu meinem Vorredner: Bei Kollegen Ertlschweiger sieht man, wie sehr sich der Standpunkt dem Standort annähert. Als er noch dort (in Richtung des Teams Stro­nach weisend) gesessen ist, ist es ihm nicht schnell genug gegangen. Jetzt ist alles bestens. Zu freiheitlichen Vorschlägen kann ich nur eines sagen: Das ist wie beim Fuß­ball – wir Freiheitlichen liefern immer die Steilvorlage, und die anderen müssen laufen, damit sie in den Strafraum kommen und dort vielleicht ein Tor schießen. (Beifall bei der FPÖ.)

Da muss man noch ein bisschen üben, und dann wird es für Österreich besser werden. Die Fußball-Europameisterschaft naht ja schon.

Zu Frau Kollegin Lueger: Als sie in ihrem Redebeitrag das ÖVP-Paket betrachtet und angesprochen hat, habe ich so „richtig“ den apostrophierten neuen Stil des Regierens,


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des Miteinanders bemerkt. Ihre Ausführungen haben vor Bedenken nur so getrieft, und sie hat nicht gesagt: Mein Gott, wenn jetzt diese ÖVP ein Sicherheitspaket macht, dann wollen wir das doch anerkennen und da wollen wir uns doch freuen, dass das passiert! – Nein, das hat sich von Frau Kollegin Lueger anders angehört, denn sie hat gesagt: Da bin ich schon gespannt, wie das dann sein wird und wie das der Justiz­minister – obwohl die Schubhaft selbst eigentlich zum Innenministerium gehört – bei der Schubhaft machen wird! Bitte schön, das wird man gespannt betrachten, wie die­ser neue Stil da einkehrten wird.

Zu Kollegen Pilz: Er hat von traumatisierten Flüchtlingen gesprochen, von jungen Män­nern, die hier sind und ein Trauma haben. Er weiß, wovon er spricht, denn er ist selbst auch mit einem Trauma behaftet. Das Trauma heißt: 22. Mai, ein freiheitlicher Bundes­präsident, und nicht sein Sascha Van der Bellen – neben vielen anderen Traumata, die er hier bereits zu bewältigen gehabt hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Zu dem einen Trauma, das die FPÖ betrifft: Er hat da irgendetwas von Frauenhäusern gesagt, zur Linie der FPÖ. – Ich möchte nur ein bisschen an Entschließungsanträge der Freiheitlichen erinnern, allesamt von den Kolleginnen Schimanek beziehungsweise Mühlberghuber. Ein Entschließungsantrag betrifft die Erhöhung der Förderung für Frau­enhäuser, ein anderer mehrjährige Förderungsverträge für Frauenhäuser und Sozial­vereine. (Zwischenruf der Abg. Schwentner.So schaut die Wirklichkeit aus, Kollege Pilz! (Beifall bei der FPÖ. Ruf bei der FPÖ: Das ist die Wahrheit!)

Das ist die eine Seite, und jetzt zeige ich Ihnen noch ein anderes Beispiel der Wirk­lichkeit zum Thema Sicherheit von Frauen. Linzer Frauenhaus: Das gesamte Personal wurde gekündigt und mit schlechteren Verträgen neu eingestellt. Wer ist politisch dafür verantwortlich? – Die grüne Stadträtin Schobesberger. (Oh-Rufe bei der FPÖ. Abg. Höbart: Wasser predigen und Wein trinken!) So schaut die Realität aus, und da kann man sich vom Trauma vielleicht ein wenig mehr lösen.

Übrigens, was mir bei der Kriminalitätsstatistik auffällt: Viele Anhänger des Kandidaten, der hier von einer breiten Masse getragen wird, weil er so unabhängig ist, des ehema­ligen Bundesvorsitzenden der Grünen, finden nichts dabei, wenn man Sachbeschädi­gung begeht, wenn man Diebstahl begeht. Da ist anscheinend überall nichts dabei. Wir sind bei der Sicherheitsdebatte, und mich würde Folgendes interessieren: Da gibt es ein Zitat von einer Unterstützungsveranstaltung einer durchaus guten österreichischen Schauspielerin, die gesagt hat: Der Widerstand darf aber nicht kriminell sein, außer viel­leicht ganz wenig.

Herr Bundesminister für Inneres, mich würde interessieren: Was ist wenig Kriminalität? Was ist ein bisschen Kriminalität? (Beifall bei der FPÖ.) Ich kenne nur Kriminalität, da gibt es nur Schwarz oder Weiß und sonst überhaupt nichts.

Zu den Beispielen, die Sie gebracht haben: Man muss einmal hinschauen. Das tun wir Freiheitlichen schon seit Jahr und Tag in diesem Land: hinschauen; daher haben wir die Beispiele, und wir haben auch immer diesbezügliche Anträge eingebracht. Würden aber wir hier stehen und sagen, Asylwerber, Asylberechtigte erhöhen die Kriminalitäts­statistik, was würde da passieren? (Abg. Darmann mit verstellter Stimme –: Hetzer! Hetze, Hetze!) – Zwischenrufe: Hetze, Hetze!

Wenn das der Herr Bundesminister sagt, ist das ganz normal; dann heißt es hin­schauen statt wegschauen oder ähnliche Dinge. Warum sinkt denn die Kriminalitäts­statistik? Weil die Polizei keine Überstunden mehr machen darf! Das ist ja ganz klar: Wenn die Amtsstunden der Polizei von 8 Uhr bis 16 Uhr sind, dann wird man sich mit der Verbrechergewerkschaft so einigen, dass die nach 16 Uhr zu arbeiten beginnen. Das ist relativ einfach, daher erklärt sich auch sehr viel von dem, was uns Polizisten – und das sind die, die wirklich an der Front stehen, die tagtäglich mit dem Verbrechen zu tun haben – schildern. Es gibt Dutzende Beispiele.


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Daher ist es sehr schön, da schließt sich zum Schluss wieder der Kreis, dass Herr Kol­lege Ertlschweiger gesagt hat, die Polizisten leisten hervorragende Arbeit unter schwie­rigsten Bedingungen. Warum schwierigste Bedingungen? – Weil das Innenministerium bis jetzt zu wenig dafür getan hat, dass die Bedingungen besser werden, und da müss­te man ansetzen. (Beifall bei der FPÖ.)

Es genügt nicht, dass jede Innenministerin oder jeder Innenminister 2 000 neue Polizis­ten verspricht, und das bei jedem Amtsantritt. – Das wären bis jetzt schon, seit ich das miterlebe – drei mal 2 000 –, 6 000 neue Polizisten. Tatsächlich ist noch kein einziger da. (Beifall bei der FPÖ.)

10.19


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Korun. – Bitte.

 


10.20.00

Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Her­ren, die uns auf der Galerie zuschauen! Vor allem möchte ich auch die jungen Zu­schauer und Zuschauerinnen ganz herzlich im Parlament begrüßen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben gestern eine spannende Rede vom neuen Bundeskanzler Kern gehört – viele von Ihnen haben sie sich angehört, denke ich –, der gesagt hat, dass die Regierung nur mehr wenige Monate Zeit hat, um zu agieren, um konkrete Lösungen für konkrete Probleme zu finden. Ich glaube, es sind nicht nur die Regierungsfraktionen aufgefordert, sondern es sind wir alle, frei gewählte Mandatare und Mandatarinnen, völlig egal, von welcher Fraktion, aufgefordert, wertschätzend mit­einander umzugehen und es zu ermöglichen, echte Lösungen gemeinsam umzusetzen.

Worthülsen, Sprechblasen, symbolische Politik – das sind genau die Dinge, die die Bür­gerinnen und Bürger im Land nicht mehr hören können. (Abg. Hübner – demonstrativ Beifall spendend –: Richtig!) Insofern nehme ich die Rede vom neuen Kanzler Kern auch sehr ernst. Und ich hätte gerne, dass auch wir hier im Parlament diese Worte ernst nehmen und entsprechend Politik machen. (Abg. Hübner: Sehr richtig!)

Österreich ist ein sicheres Land, das sage ich nicht nur als gewählte Parlamentarierin (Ruf: Es war ein sicheres Land, es war!), das sage ich vor allem als Frau, die oft in der Nacht allein auf Wiens Straßen unterwegs ist, die ständig mit öffentlichen Verkehrs­mitteln fährt und die auch sehr viel zu Fuß geht, auch in der Nacht. (Abg. Höbart: In welchen Bezirken?) Es ist leider in vielen Ländern der Welt nicht selbstverständlich, dass eine Frau mitten in der Nacht allein nach Hause fährt oder nach Hause geht und sicher ist. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: In Wien auch nicht mehr!) Das ist ein Zu­stand, den wir Frauen, aber nicht nur wir (Abg. Darmann: Was soll das jetzt?), auf je­den Fall beibehalten und schützen möchten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Ich hoffe, dass wir da alle einer Meinung sind, egal, was die … (Abg. Darmann: Die Frauen in Wien müssen mittlerweile auf Taxis ausweichen!) – Herr Kollege, ich habe gerade von Wertschätzung gesprochen (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Dann schät­zen Sie auch die Frauen, die Angst haben!) und davon, dass wir gemeinsam Lösungen entwickeln. Ich glaube, genau diese Umgangsweise miteinander, dass man ständig da­zwischenplärrt und dass man versucht, den anderen niederzumachen, genau das ist der falsche Weg. (Beifall bei Grünen und SPÖ. – Abg. Darmann: Parlamentarismus! Parlamentarischer Diskurs!)

Wir haben unsere Strafgesetze. Wenn jemand die sexuelle Integrität einer Frau, eines Mannes oder gar eines Kindes verletzt, dann wird er vor Gericht gestellt, von unab­hängigen Gerichten behandelt und, so seine Schuld nachgewiesen wird, verurteilt. Das ist auch gut so. Und auch das werden wir gemeinsam beibehalten. Es ist egal, ob je-


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mand, der Strafgesetze bricht, in Wien geboren ist, in Istanbul geboren ist, in Timbuktu geboren ist, in Belgrad oder wo auch immer: Die Strafgesetze gelten für alle, und diese werden wir auch gemeinsam weiter aufrechterhalten.

Es hat Zeiten gegeben, in denen Sicherheit auch sehr stark als soziale Sicherheit be­griffen wurde, in denen es vielen Justizpolitikern und -politikerinnen, aber auch Kommu­nalpolitikern und -politikerinnen bewusst war, wenn es massive Verarmung gibt, wenn die Reallöhne über Jahre nicht wachsen, dann kann und wird über kurz oder lang vor allem die Kleinkriminalität wachsen, dann sind Omas auf der Straße vor einem Ta­schenraub nicht mehr sicher (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das sind sie jetzt schon nicht!), weil viel Kleinkriminalität da ist beziehungsweise da sein wird. Umso wichtiger ist es, in Prävention, aber auch in soziale Sicherheit zu investieren. (Abg. Darmann: In welcher Welt leben Sie?)

Weil auch über Großkriminalität nicht geschwiegen werden darf: Wir haben alle vor ein paar Wochen von den Panama-Leaks gelesen, wie in großem Maßstab Steuern hinter­zogen werden, wie internationale Konzerne, aber auch einzelne reiche Menschen ihr Vermögen so lange zwischen den Cayman Islands und irgendwelchen anderen Län­dern und Briefkastenfirmen hin- und herschieben, bis sie keine Steuern mehr zahlen müssen. Wir müssen sowohl über die Kleinkriminalität als auch über die Großkrimi­nalität reden (Beifall bei den Grünen – Zwischenruf des Abg. Darmann), denn wenn alle ihren fairen Beitrag dazu leisten würden, dass wir unser Gemeinwesen gemeinsam und gerecht finanzieren und gestalten, dann wäre auch umso weniger Platz für Klein- oder Großkriminalität.

In diesem Sinne bitte ich uns alle, jenseits von Sprechblasen, symbolischer Politik und Dingen, die vielleicht auf den ersten Blick hart und gut klingen, die aber entweder nicht umsetzbar sind beziehungsweise unsere gemeinsame Sicherheit nicht erhöhen, von diesen Dingen Abstand zu nehmen und konstruktive und nachhaltige Politik auch bei der sozialen Sicherheit zu machen.

In diesem Sinne: Danke für Ihre Aufmerksamkeit und danke für die Zusammenarbeit. (Beifall bei den Grünen.)

10.25


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Scherak zu Wort. – Bitte.

 


10.25.54

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Ich hätte den neuen Bundeskanzler Kern mit seinem Appell für einen sachlichen Dis­kurs nicht gebraucht, weil ich glaube, dass das in diesem Parlament etwas ganz Grund­sätzliches sein sollte, was auch mit ein Grund dafür ist, dass wir NEOS uns gegründet haben. Herr Kollege Darmann hat vorhin bei der Rede der Frau Kollegin Korun einge­worfen, es sei „parlamentarischer Diskurs“, was hier von der FPÖ gemacht werde. – Ich habe es nicht als parlamentarischen Diskurs empfunden, ich habe es als sinnlosen Populismus und Demagogie empfunden. Ich glaube, dass es sinnvoll ist, wenn wir über das, was vorgeschlagen ist, sachlich und ernsthaft diskutieren. Das hilft der Sache.

Ich habe es übrigens gleichzeitig (Zwischenruf des Abg. Darmann) – warten Sie ganz kurz! – nicht sehr sinnvoll gefunden, als Herr Kollege Pilz Ihnen zum 128. Mal vorwarf, welche Straftäter es aus Ihren Reihen gegeben hat. Ich halte beides nicht für einen sachlichen und sinnvollen Diskurs, ich glaube, es wäre gut, wenn wir uns damit ausein­andersetzen würden, was der Innenminister und der Justizminister vorgeschlagen ha­ben, uns anschauen, ob das konkret etwas hilft, ob es vielleicht doch nur symbolisch ist oder ein Marketinggag. Ich denke, das sollten wir hier in diesem Parlament machen und aufhören, uns andauernd nur irgendwelche Unnettigkeiten auszurichten, sondern uns kon­kret mit den Themen befassen.


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Herr Kollege Darmann, beziehungsweise Herr Kollege Rosenkranz hat es angespro­chen: Auch das habe ich bei Kollegin Lueger so empfunden, sie hat an dem von ÖVP-Seite Vorgeschlagenen, an einigen Punkten berechtigte Kritik geäußert und gesagt: Dis­kutieren wir das! – Das ist für mich parlamentarischer Diskurs, und das ist das, was wir hier drinnen machen sollten: nicht sofort herauskommen und alles, was vorgeschlagen wird, verteufeln, sondern uns gemeinsam überlegen, wie wir das sinnvoll verbessern können, was wir an den Vorschlägen gut finden, was sinnvoll ist, was Lösungen bringt. Das sollten wir machen, dafür sind wir gewählt worden, und das erwarten sich die Leu­te draußen auch – nicht, dass sich die Leute hier herstellen und sich nur Bösartigkeiten ausrichten. (Beifall bei NEOS, SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Damit zum Inhaltlichen: Das Erste, was Sie vorgeschlagen haben, Herr Innenminister, ist, dass Sie nach einer erstinstanzlichen Verurteilung jeden – so ist es ein bisschen herausgeklungen – quasi in Schubhaft nehmen können. Sie haben auch die Kritik des Rechtsanwaltskammertages dahin gehend gehört, dass es wohl nicht möglich sein wird, nur aufgrund einer erstinstanzlichen Verurteilung eine Schubhaft zu verhängen. Ich sehe das auch sehr kritisch, ich verstehe aber, worauf Sie hinauswollen, ich sehe auch die Problematik, dass sich viele, die erstinstanzlich verurteilt sind, einfach verab­schieden und in den Untergrund gehen. Die große Frage ist, ob wir es mit der U-Haft schaffen können. Es gibt entsprechende Möglichkeiten, dass man Leute dann in U-Haft nimmt, wenn eben Fluchtgefahr besteht, wenn die Gefahr besteht, dass weitere Straf­taten begangen werden und so weiter, und so fort.

Wir müssen ganz klar schauen, dass es hier nicht zu einer pauschalen Verurteilung kommt, dass sich Menschen dann verabschieden und in den Untergrund gehen. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir, wenn die Gefahr besteht und wenn wir das sehen, auch entsprechend reagieren. Ich glaube aber trotzdem, dass wir aufpassen müssen, dass es hier nicht zu pauschalen Verurteilungen hinsichtlich der Fluchtgefahr kommen soll.

Das Zweite, das Sie vorgeschlagen haben, ist die Belehrung entsprechend der Melde­verpflichtung bei Menschen, gegen die wegen sexueller Belästigung ermittelt wird. Ich meine auch da, dass Sie grundsätzlich in die richtige Richtung gehen, weil ich prin­zipiell die Frage, dass wir hier mit gelinderen Mitteln – und das ist ja ein gelinderes Mit­tel als eine Untersuchungshaft – vorgehen können, jedenfalls für besser halte als das, was wir versuchen, zu vermeiden, nämlich eine übertriebene U-Haft, weil wir ja wissen, dass in der Regel die Menschen krimineller aus der U-Haft wieder herauskommen, als sie hineingegangen sind. Das heißt, wenn das etwas nützen kann, so glaube ich, dass das ein adäquater Weg ist.

Bei der Begründung war ich ein bisschen irritiert: Sie haben gesagt, man muss jungen Asylwerbern einen strukturierten Tagesablauf geben. Der Meinung bin ich auch, ich glau­be nur, dass das nicht über das Fremdenpolizeigesetz geregelt werden sollte, sondern eine grundsätzliche Frage ist, denn wenn wir jungen Asylwerbern einen strukturierten Tagesablauf geben, dann ist die Gefahr, dass sie straffällig werden, weitaus geringer. Dort müssen wir ansetzen.

Wir müssen, was die Belehrungen betrifft, auch schon viel früher ansetzen, nämlich in den Deutsch- und Wertekursen, die auch vom Integrationsministerium angeboten wer­den. Ich würde mir diesbezüglich mehr wünschen, weil ich glaube, dass es ganz wich­tig ist, dass wir so früh wie möglich ansetzen und klar sagen, welches Verhalten in Ös­terreich möglich ist, welches in keiner Art und Weise akzeptiert wird und auch straf­rechtlich entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen wird.

Was die Frage der DNA von Sexualstraftätern betrifft: Bei geringen Strafen kann ich auch verstehen, worauf Sie hinauswollen. Ich glaube auch, dass wir da aufpassen müs­sen, dass wir nicht irgendwie eine Verdächtigenkartei aufziehen, denn die große Frage


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ist: Was passiert mit diesen Daten, wenn wir nachher draufkommen, dass jemand gar nicht verdächtig ist? Das heißt, wir müssen uns die Fragen ganz konkret anschauen.

Der Justizminister hat gemeint, er werde sich quasi mehr darauf fokussieren, dass Staatsbürger anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Union ihre Strafe in ihren Hei­matstaaten verbüßen sollen. Das finde ich auch richtig. Ich halte es auch für richtig, was Frau Kollegin Lueger angesprochen hat, nämlich dass wir bei Rückführungsab­kommen mit Staaten, die diese noch nicht unterzeichnet haben, schneller vorgehen. Wir von den NEOS haben sehr oft vorgeschlagen, dass wir über die Mittel der Entwick­lungszusammenarbeit Druck machen müssen. Es ist mir unverständlich, wieso ein Staat jemanden, der hier keinen Schutzgrund hat, nicht zurücknimmt, der noch dazu straffällig geworden ist.

Wir müssen diesbezüglich Lösungen finden. Ich glaube, dass wir sachlich darüber dis­kutieren müssen. Ich halte es für ganz wichtig, dass alles, was in diesem Zusammen­hang kommt, jedenfalls grundrechtskonform ist. Dazu braucht es eine sachliche und längere Debatte. Und wir müssen auch sehen, dass es Probleme gibt; sicher nicht in der Masse, wie es teilweise in den Medien dargestellt wird, aber es gibt konkrete Pro­bleme.

Es gibt Probleme, insbesondere wie dieser Fall am Brunnenmarkt. Da ist die Frage, was bei dieser Sonderkommission herauskommen wird. Ich glaube, dass wir (Präsi­dentin Bures gibt das Glockenzeichen) – ich komme gleich zum Schlusssatz, Frau Präsidentin – da mit teilweise jetzt schon bestehenden rechtlichen Möglichkeiten das Auslangen gefunden hätten. Das heißt, wir schauen uns einmal an, was da passiert ist, und dann diskutieren wir sachlich und schauen, dass wir sinnvolle Lösungen finden, da­mit wir die Probleme auch entsprechend in den Griff bekommen. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ, ÖVP und Grünen.)

10.31


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Klubobmann Ing. Lugar zu Wort. – Bitte.

 


10.31.37

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Hohes Haus! Frau Alev Korun von den Grünen hat uns heute als Beweis für die falsche Politik der Grünen und als Beweis dafür, dass die Politik doch eine richtige war, angeführt, dass sie sich unbehelligt auf Wiens Straßen bewegen kann, dass sie noch nicht Opfer eines Verbrechens wurde. – Das ist natürlich sehr positiv, da freue ich mich sehr. Aber es gibt Leute, die nicht so viel Glück hatten wie Sie, und ich hoffe, dass es bei Ihnen so bleibt, dass Sie weiterhin so viel Glück haben und nicht Opfer eines Verbrechens werden. Wenn man sich aber die Statistik ansieht, dann spricht diese eine ganz andere Sprache. (Abg. Pirklhuber: Langsam! …!)

Wenn man sich anschaut, woher diese Probleme kommen, dann sind Sie von den Grü­nen auch mit schuld an dieser Misere – Sie von den Grünen in erster Linie und auch die SPÖ, die von Anfang an bei dieser Willkommenskultur mitgemacht haben, die von Anfang an dabei mitgemacht haben, dass jeder, egal, wer vor unseren Grenzen ge­standen ist, einfach hereingelassen wurde. (Abg. Darmann: So schaut es aus!)

Es war in den Medien immer zu hören, das seien ja Schutzsuchende. Auch Sie haben immer gesagt, das seien ja Schutzsuchende, auch die SPÖ. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.) Aber es wusste niemand, niemand konnte das wissen. Woher haben Sie gewusst, dass jeder, der vor unserer Tür steht, ein Schutzsuchender ist, wo doch die Konfliktherde Tausende Kilometer entfernt sind?

Dann hat man alle, die man hereingelassen hat, gefragt: Woher kommst du? – Syrien, aha!, und hat Syrien aufgeschrieben und alle hereingelassen. Hintennach ist man drauf-


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gekommen, dass nicht einmal 20 Prozent aus Syrien gekommen sind. Trotzdem hat man sie im Land belassen. Mittlerweile haben wir eine Situation, wo sogar nach offiziel­len Zahlen des Innenministeriums 92 000 Menschen in Österreich sind, die hier nichts verloren haben. Die Dunkelziffer ist noch höher. Und da sprechen Sie davon, dass Sie unbehelligt durch die Straßen gehen und das ein Beweis dafür ist, dass Ihre Politik rich­tig ist?

Ich sage Ihnen eines: Wenn wir es nicht express schaffen, diese Menschen wieder au­ßer Landes zu bringen, dann werden diese Probleme gigantisch steigen, das kann ich Ihnen prophezeien – ich bin kein Hellseher –, und zwar deshalb, weil einfach eine fal­sche Politik betrieben wird. Wer es nicht glaubt, muss sich nur anschauen, dass all die Vergewaltiger, die hier schon vergewaltigt haben, die als Asylwerber nach Österreich gekommen sind, weniger als drei Jahre Haft bekommen. Wissen Sie, warum das so ist, warum die weniger als drei Jahre bekommen? – Dann sind sie nicht vom Asylverfahren ausgeschlossen.

Ich habe mit der ÖVP gesprochen, die ÖVP hat mir zugesagt, dass das endlich abge­stellt wird, dass endlich eine Mindeststrafe von drei Jahren für Vergewaltigung einge­führt wird, dass endlich all jene außer Landes gebracht werden können, die unter Ihrer Ägide auch noch Asyl bekommen. Und habe ich heute etwas von der ÖVP gehört? – Nein! Sie kommen hier mit einer Agenda her und haben den wichtigsten Punkt verges­sen, nämlich Mindeststrafen für Vergewaltiger. Mir kann niemand erzählen, dass ein so traumatisierter Asylwerber, der vor Bomben flieht, der in unserem Land aufgenommen wird, dem wir die Hand reichen, Unterkunft und Verpflegung geben, ein Schutzsuchen­der ist, wenn das Erste, was er tut, ist, jemanden zu vergewaltigen.

Also wenn ich fliehen müsste, um mein Leben liefe und in einem fremden Land aufge­nommen würde, dann beginge ich dort sicherlich kein Verbrechen – ganz sicherlich nicht! –, und schon gar keine Vergewaltigung. Was hier getan wurde, ist, es wurden Men­schen hereingelassen, die in Österreich in Wirklichkeit nichts verloren haben.

Wenn man sich die Welt so ansieht, hat man den Eindruck, Sie wollen die Brutalität, die in der Welt herrscht, die Konflikte, die in der Welt herrschen, gerecht auf alle Län­der verteilen – diesen Eindruck habe ich –, indem Sie einfach ungezügelt alle herein­lassen, die hereinwollen. Wir haben nun einmal leider eine brutale Welt. Wir haben ei­ne Welt, wo über hundert bewaffnete Konflikte stattfinden. Wir haben eine Welt, wo der politische Islam nach der Weltherrschaft greift. So schaut es nämlich aus. (Abg. Bela­kowitsch-Jenewein: Genau!)

Da gibt es einen politischen Islam, der die Weltherrschaft an sich reißen will und dem alle Mittel recht sind: Mord, Totschlag, Vergewaltigung, alles. Und solche Menschen las­sen Sie herein, unkontrolliert?! Haben Sie schon einmal nachgefragt? Gibt es einen Psychotest für Menschen, die hierbleiben wollen? Ich habe gerade einen Waffenschein für eine Waffenbesitzkarte machen müssen, weil ich mich auch selbst nicht mehr si­cher fühle. Da wird man auf Herz und Nieren kontrolliert. Da muss man über Stunden einen Psychotest machen. Haben Sie das schon einmal bei Ihren Freunden gemacht, die da kommen? (Beifall bei Team Stronach und FPÖ.)

Haben Sie das schon einmal gemacht angesichts dessen, wie die denken, wie die zu den Frauenrechten stehen, wie die dazu stehen, dass wir eine Trennung zwischen Re­ligion und Staat haben? Haben Sie die schon einmal gefragt (Abg. Schieder: Und?), ob die den österreichischen Staat überhaupt akzeptieren, ob die uns überhaupt als Parlament akzeptieren oder ob deren Recht vor unserem Recht gilt? (Zwischenruf des Abg. Pendl.)

Diese Fragen sollten Sie einmal stellen, nicht in irgendwelchen Kreisen zusammensit­zen und sich gegenseitig die Hand reichen und glauben, dann wird alles besser. (Präsi­dentin Bures gibt das Glockenzeichen.)


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Prävention heißt, die Menschen, die hier nichts verloren haben, außer Landes zu brin­gen. Das wäre der erste Schritt, und den erwarte ich mir von der neuen Regierung. (Bei­fall bei Team Stronach und FPÖ.)

10.37


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

10.37.11Aktuelle Europastunde

 


Präsidentin Doris Bures: Damit kommen wir jetzt zur Aktuellen Europastunde mit dem Thema:

„TTIP Verhandlungsstopp und ein NEIN zu CETA. Fairer Handel statt Konzernherrschaft!“

Folgende Mitglieder des Europäischen Parlaments wurden für die Teilnahme an der Ak­tuellen Europastunde nominiert: Sozialdemokratischer Klub: Karoline Graswander-Hainz, ÖVP-Klub: Mag. Othmar Karas, FPÖ-Klub: Harald Vilimsky, Grüner Klub: Michel Rei­mon, Klub der NEOS: Dr. Angelika Mlinar.

Ich begrüße die Abgeordneten zum Europäischen Parlament in unserer Mitte. (Allge­meiner Beifall.)

Ich begrüße auch den Herrn Vizekanzler.

Wir gehen in die Debatte ein.

Als Erster gelangt Herr Abgeordneter Mag. Kogler zu Wort. Redezeit: 10 Minuten. – Bitte.

 


10.38.09

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Ja, in der Tat berechtigt eine Aktuelle Europastunde zur Behandlung des Themas TTIP und CETA, weil es jetzt in die entscheidende Phase mit diesen sogenannten Handelsab­kommen geht, „sogenannt“, weil es sich in erster Linie um Investitionsabkommen und in Wirklichkeit – das muss man jetzt einmal, glaube ich, wirklich klarer benennen – um Deregulierungskampagnen handelt von nicht nur, aber jedenfalls auch US-Großkonzer­nen, auch kanadischen, aber jedenfalls auch europäischen. Es geht also gar nicht so sehr um Nordamerika gegen Europa oder umgekehrt, sondern es geht um ganz be­stimmten Wirtschaftsphilosophien, die jetzt hier Platz greifen sollen. Wir meinen, das sind die falschen. Da gibt es bei uns genug zu verteidigen und zu verbessern.

Aber jetzt ist das auf eine schiefe Ebene gestellt, und in Wirklichkeit wird mit diesem Abkommen die Totalabrissbirne gegen ganz vernünftige Wirtschaftsprinzipien in Stel­lung gebracht. Es geht also um die Frage, welches Wirtschaftssystem wir eigentlich glo­bal organisieren wollen, und nicht darum, ob jetzt – das sei auch anderen Kampfpos­tern ins Stammbuch geschrieben – böse Verschwörungstheoretiker da wieder die böse Ostküste am Werken sehen. Damit haben wir nichts zu tun. Das sage ich gleich dazu. (Beifall bei den Grünen.)

Aber es geht eben um die wirklichen Fragen, wie wir Wirtschaft und Handel organisie­ren wollen. Mit Freihandel hat das Ganze sowieso nicht viel zu tun. Schlag nach im Lehr­buch!

Wo stehen wir? – Herr Bundesminister, Herr Vizekanzler, der österreichische National­rat hat, sowohl was CETA als auch was TTIP betrifft, eine klare Stellungnahme abge­geben, da lässt sich nicht viel anderes als eine De-facto-Ablehnung herauslesen. Aber


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nicht genug damit: Es haben die österreichischen Landeshauptleute – mit denen stim­men wir ja bei Gott nicht immer überein, das ist bekannt – mehrmals und zuletzt eben erst vorige Woche eine bindende Stellungnahme – ich werde gleich noch sagen, was das ist – verabschiedet, in der klipp und klar festgehalten wird, sowohl was TTIP, aber eben auch was das Kanada-Abkommen betrifft – und in diese Richtung geht ja jetzt die Debatte, darüber wollen wir heute auch in erster Linie debattieren –, keine Zustimmung zu geben, und zwar nach einer bestimmten Verfassungsbestimmung, die Sie in Wirk­lichkeit bindet.

Uns im Nationalrat würde einmal interessieren, wie Sie mit diesen De-facto- und auch juristischen Bindungen umgehen, denn demnächst werden die entsprechenden Ab­stimmungen im Rat der Europäischen Union, im Handelsministerrat stattfinden, und da spielt Österreich natürlich eine entscheidende Rolle. Es wird nicht viel helfen, wenn Sie sagen, Sie treten eh gegen eine vorläufige Anwendung bestimmter Vertragsteile auf; es ist mittlerweile auch die Debatte, wie sich Österreich insgesamt zu den Inhalten die­ser Abkommen stellt. Ich werde gleich anschließend auf CETA eingehen, weil CETA in Wirklichkeit – das sage ich schon dazu – nicht ganz so übel und nicht ganz so schlimm ist wie das, was erkennbar ist, was uns bei TTIP-Verhandlungen droht, aber allerweil noch mit Fug und Recht als der kleine böse Bruder des TTIP-Abkommens bezeichnet werden kann; deshalb ist es jetzt auch richtig und vernünftig, da hinzuschauen.

Dem sei aber noch einmal vorausgeschickt: Jawohl, kein vernünftiger Mensch wird et­was gegen vernünftigen und fairen Handel haben, das ist ja genau unsere Position, al­so muss man einmal hinschauen, was da drinnen steht – und das haben wir gemacht.

Apropos „drinnen steht“ und Transparenz: Erinnern wir uns, beim Kanada-Abkommen – das liegt im Übrigen in den Grundzügen seit Ende 2014 vor – ist uns jahrelang gesagt worden: Redet nicht mit, haltet euch raus – da hat man noch gar nicht erkannt, worum es geht –, denn wenn das Abkommen da ist, dann seht ihr es und dann können wir da­rüber reden, was vorliegt! Dann hat es vorgelegen; und was ist passiert? – Jetzt wollt ihr daherkommen, jetzt wollen die Abgeordneten mitreden? – So geht es eben nicht, und genau die gleiche Masche wäre Ihnen fast – fast! – beim noch viel schlimmeren TTIP-Abkommen gelungen. Deshalb ist es nur richtig, wenn wir das hier regelmäßig und ausführlich diskutieren.

Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir Grünen dafür sorgen, sondern wir wollen in Wirk­lichkeit schon seit 2014 diese Agenda mitbestimmen; bis vor Kurzem wurden Trans­parenz und Mitbestimmung nicht zugelassen, aber jetzt wird es anders werden müs­sen, sonst werden Sie in Österreich nämlich nicht weit kommen. (Beifall bei den Grü­nen sowie des Abg. Weninger.)

Bei dieser Gelegenheit: Es geht jetzt schon auch um die Bundesregierung, denn – ich habe jetzt den Nationalrat und die Landeshauptleutekonferenz erwähnt – unserer Rechts­auffassung nach muss auch die Bundesregierung Sie mandatieren, sagen, was Sie dort tun dürfen oder nicht. Wir werden ja schon morgen eine wunderbare Gelegenheit haben, das zu debattieren, da wird es ja die Erklärung des neuen Bundeskanzlers ge­ben. Die SPÖ hat Ihnen sozusagen schon Gegenbedingungen mitausgerichtet – ich glaube, sogar Klubobmann Schieder –: Na gut, wenn Sie Bedingungen an die neue Regierungsspitze der SPÖ stellen, dann stellt halt die SPÖ Bedingungen an Ihre Reichshälfte in der Regierung, und da werden TTIP und CETA ein Thema werden! – Gut so! Ich bin auch gespannt, wie sich der neue Bundeskanzler dazu positioniert. Wir sind nicht nur gespannt, wir werden dieser ganzen Angelegenheit morgen nachgehen und ihm gleich einmal auf den Zahn fühlen.

Wenn es jetzt aber so ist, dass CETA primär zu betrachten ist, dann tun wir das. Einige wenige Punkte: die berühmt-berüchtigten Schiedsgerichte oder Investitionsschutzbe­stimmungen, die jetzt – zugegeben – ein bisschen umgemodelt wurden. Die zweite Fra-


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ge wird sein – und damit im Zusammenhang, was die Zukunft betrifft, regulatorische Kooperationskörper, die da auch mitvereinbart sind, wobei immer wieder versucht wird, auch auf die Gesetzgebung, zumindest auf Zuruf, Einfluss zu nehmen –: Schauen wir uns an, wie es mit dem Vorsorgeprinzip steht, schon bei CETA! Das ist ja in der euro­päischen Umwelt- und Wirtschaftsverfassung ganz wichtig. Letztendlich: die berech­tigten Sorgen und Fragen der Bundesländer und der vielen Gemeinden, wenn es um die Möglichkeiten der sogenannten Daseinsvorsorge geht. – All das wird tangiert, das kann man nur unterschätzen, auch bei CETA.

Zu den Investitionsgerichtshöfen, wie sie jetzt heißen: Trotz Verbesserung bleibt völlig unbestritten, dass es um privilegierte Zugänge für Großkonzerne zum Rechtssystem geht. Das sagen nicht nur wir, das sagt auch der Deutsche Richterbund – ich habe hier die Stellungnahme vom Februar dieses Jahres, 2016, mitgebracht –, da steht, es habe über­haupt keine vernünftige Grundlage, es sei in zivilisierten Staaten nicht sinnvoll – ge­nauso wie wir –, und in der Zusammenfassung heißt es wortwörtlich, es sei „der fal­sche Weg“, Sondergerichte für einzelne Gruppen zu schaffen. (Zwischenruf bei den Grü­nen.) – Wenn ihr applaudieren wollt … (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.) – Das ist immerhin der Deutsche Richterbund.

Es ist aber auch deshalb der falsche Weg, weil die Unabhängigkeit der Richter und Richterinnen nicht gewährleistet ist (Zwischenruf bei der ÖVP), sowohl im Bestellver­fahren als auch in der Stellung im Amt. Das hat mit einem normalen Gericht noch im­mer nichts zu tun, es wird aber versucht, das zu suggerieren – von der Kommission, von Frau Malmström, und ich glaube, Sie haben sich da auch noch nicht ganz eman­zipiert. Ich muss da allerdings hinzufügen, erstens, dass wir in den letzten Monaten nachweislich in einer vernünftigen Art und Weise debattieren können – das beziehe ich jetzt aber nur auf Ihre Person –, und zweitens, dass Sie in den entsprechenden Räten immer wieder anmerken, dass es in Österreich besondere Schwierigkeiten gibt. Das will ich nicht verschweigen, das wäre nicht seriös. Trotzdem bleiben die großen Fra­gen, und sie sind bisher entweder unbeantwortet, oder es werden falsche Antworten gegeben.

Setzen wir fort: Das Vorsorgeprinzip wird in dieser Grundkonstruktion torpediert, selbst bei CETA sehen wir, dass das Wissenschaftsprinzip vorangestellt werden soll. Was heißt denn das? – Jetzt ist plötzlich zu beweisen, warum etwas gefährlich sein könnte, es ist vorher aber zugelassen. Nicht, dass das schon im Vertrag steht, aber diese Rich­tung ist eingeschlagen! Und das ist genau der falsche Weg, und das ist etwas, wozu wir in Europa einiges zu bieten hätten.

In Wirklichkeit geht es ja darum, dass wir die Investitionen und den Welthandel in diese Richtung organisieren und nicht zumindest tendenziell das Fallbeil aufrichten; es fällt nicht morgen herunter, aber es wird langsam herunterfallen, und irgendwann wird es den Cut trotzdem geben. Vernünftige Prinzipien sind nicht, wie immer behauptet wird, globalisiert durchgesetzt, sondern es gibt einfach diesen Run, diese Tendenz, die Stan­dards nach unten zu bringen, wenn wir diese Verträge nicht anders formulieren. Wir brauchen sie in dieser Form ja überhaupt nicht. Wir brauchen ja eine ganz andere Art von Handel und Wirtschaften.

Warum sollen wir nicht dafür kämpfen, dass es ein Leben, ein Wirtschaften und einen Handel gibt, ohne dass die Gentechnik durch die Hintertür reinkommt, denn das ist nämlich damit beabsichtigt. Stellen Sie sich vor, wir würden mit diesen Prinzipien die AKW-Frage behandeln! Ja, sie ist eh immer so behandelt worden, und genauso ist sie auch ausgegangen! Das Gleiche gilt für Gentechnik und anderes, deshalb muss man hier schon sagen: Wehret den Anfängen! (Beifall bei den Grünen.)

Das hat nichts mit der Ablehnung von vernünftigem Handel zu tun. Das Gleiche gilt für die Daseinsvorsorge, wobei bis in die Kommunen hinein Bindungen entstehen können;


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und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister auch Ihrer Partei, allen voran, und die Landeshauptleute wehren sich an dieser Stelle zu Recht. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.)

Kommen wir also zum Schluss noch einmal zu dieser Abfolge von Zustimmungsereig­nissen: Sie können da nicht ohne Weiteres gegen das Parlament, gegen die Landes­hauptleute und gegen die Bundesregierung – wenn sie sich denn endlich äußert, mor­gen werden wir es hören – zustimmen, deshalb: Raus aus diesen Verhandlungen, Ab­bruch der TTIP-Verhandlungen! Wir sehen, wo das hingeht, meine NachrednerInnen wer­den das noch erklären; das ist die völlig falsche Richtung. (Präsidentin Bures gibt neu­erlich das Glockenzeichen.)

Und was CETA betrifft, geht es nicht nur darum, ein paar kleine Teile irgendwie zu ret­ten und später, in drei Jahren, abzustimmen, während die große Wurst schon vorher ver­füttert wird.

 


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, kommen Sie bitte zum Schlusssatz!

 


Abgeordneter Mag. Werner Kogler (fortsetzend): Die CETA-Frage ist abzulehnen und die vorläufige Anwendung, um die es da geht, sowieso; das folgt daraus. Das ist ein kla­rer Fahrplan. Bitte, bekennen Sie sich dazu! (Beifall bei den Grünen.)

10.49


Präsidentin Doris Bures: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Herr Vize­kanzler Dr. Mitterlehner zu Wort gemeldet. Herr Vizekanzler, Ihre Redezeit soll 10 Mi­nuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


10.49.20

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Rein­hold Mitterlehner: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Her­ren! Wir haben in Österreich die Situation, dass wir alle einerseits Wohlstand und Ar­beitsplätze wollen und uns das in den letzten Jahren auch erarbeitet haben, ande­rerseits ist es nicht nur en vogue, sondern gehört ja beinahe zur österreichischen Iden­tität – wenn ich den beiden Präsidentschaftskandidaten zuhöre –, gegen TTIP, mittler­weile aber auch gegen CETA zu sein.

Es wurde ja angesprochen, aber es begeistert mich eher weniger, sondern es beun­ruhigt mich, wenn bis zu Gemeinden trojanische Pferde stehen und dort mit Plakaten verkündet wird, die Gemeinde so und so müsse TTIP-frei gestellt werden – wie wenn die Invasion vom Mars oder mit irgendwelchen Flüssigkeiten käme. Darüber muss und möchte ich mich gar nicht lustig machen (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber), denn es ist eine Befindlichkeit in der österreichischen Bevölkerung, sondern ich möchte eher da­rauf eingehen, was eigentlich die Ursache dafür sein könnte.

Ich glaube schon, dass man da einmal sagen muss, dass wir nicht eine Albanien-Poli­tik machen sollten; ich möchte Albanien nicht beleidigen, sondern möchte an diese Poli­tik vor ungefähr 40 Jahren erinnern, als Enver Hoxha gemeint hat, man müsste eine Art isolierte Autarkie betreiben, denn damit wäre man bessergestellt, wenn man all das produziert, was man im Land braucht. (Zwischenrufe der Abgeordneten Pirklhuber, Kogler und Hübner.) Das Ergebnis war furchtbar, was den Wohlstand im Land anbe­langt, man hat erkannt, was man in Österreich schon länger erkannt hatte, dass man bei einem Land, das auf Export ausgerichtet ist, eigentlich nur Erfolg haben kann, wenn man auch handelt.

Es ist wahrscheinlich auch Ihnen, Herr Kollege, nicht verborgen geblieben, dass man da­zu auch Spielregeln braucht (Ruf bei der FPÖ: Welche?), und da waren und sind Frei­handelsabkommen übliche Konstellationen. Wir haben, glaube ich, über hundert der­artige Abkommen, und von all diesen Abkommen hat Österreich immer profitiert. Jetzt


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ist offensichtlich das Problem, dass wir Freihandelsabkommen mit Industriestaaten ge­plant haben – einerseits mit den Vereinigten Staaten und andererseits mit Kanada –, und das löst jetzt derartig dramatische Befürchtungen aus, dass ich Sie schon bitten würde, doch ein paar Überlegungen anzustellen:

Zum Ersten: Glauben Sie wirklich, dass die amerikanischen Großkonzerne oder die eu­ropäischen Großkonzerne so ausgerichtet sind, dass sie die Freihandelsabkommen jetzt wirklich brauchen? Ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass sämtliche Unternehmen, die größere Strukturen haben, wie Siemens oder VW oder die Voest oder umgekehrt General Motors oder Coca-Cola, schon längst in Österreich und in Europa europäische Firmen haben und nach diesen Prinzipien agieren? (Abg. Pirklhuber: Die Standards sind unterschiedlich in den USA und Europa!)

Zum Zweiten: Glauben Sie wirklich, dass Länder, wie die Vereinigten Staaten oder Ka­nada, ihre Bürger Gefährdungen im gesundheitlichen oder in einem anderen Bereich aussetzen? (Zwischenrufe der Abgeordneten Lugar und Schimanek.) Ist Ihnen zufälli­gerweise im gerade von Ihnen so oft strapazierten Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt­schutz aufgefallen, welche Probleme VW derzeit hat (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Pock), weil die Amerikaner von VW die Einhaltung der Abgaswer­te nicht nur am Papier, sondern in der Realität einfordern? (Abg. Neubauer: Dann sa­gen Sie doch, was Sie wollen!) Glauben Sie daher auch wirklich, dass das alles pau­schal so stimmt?

Und zum Dritten: Sie sagen immer, die Landwirtschaft sei so gefährdet und so weiter; wir werden darüber diskutieren. Haben Sie gestern zufälligerweise gehört, dass die Milchpreise dramatisch abgesunken sind (Abg. Pirklhuber: Ja!) und dass man das mit den Sanktionen in Russland begründet? Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass man, wenn die österreichische Landwirtschaft teilweise ein Vielfaches von dem, was wir in Öster­reich brauchen, produziert, irgendwie auf den Export angewiesen ist? Ich kenne Fir­men, die beispielsweise Speck oder anderes produzieren, ihre Produkte über das Inter­net vertreiben wollten und in Amerika aufgefordert worden sind, bei der Food and Drug Administration entsprechende Zertifizierungen, die Millionen Dollar kosten, zu erwerben, weil man sonst nicht exportieren kann. (Abg. Hübner: Das ist aber umgekehrt auch …!)

Das sind Kleinbetriebe. Herr Kollege, glauben Sie wirklich, dass die großen amerikani­schen Konzerne ausgerechnet das kleine Österreich im Visier haben? (Zwischenruf des Abg. Hübner.) Ich glaube weniger (weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), aber ich sage Ihnen schon, was natürlich klar ist: Schauen Sie, ein Freihandelsabkommen eröff­net beiden Teilen Chancen, wenn es gut gemacht ist. Klar ist, dass nicht jeder auto­matisch profitiert, und klar ist, dass natürlich nicht alles so bleibt, wie es ist. (Zwi­schenruf des Abg. Deimek.) Wenn Sie den Handel ansprechen: Es werden sich neue Chancen, aber möglicherweise auch neue Konkurrenten ergeben.

Ja glauben Sie, dass jemand in dem Bereich mit einer anderen Situation Freude hat? Aber wir werden – siehe meine Einleitung: Wohlstand und Arbeit – nur dann profitieren, wenn wir uns dem internationalen Wettbewerb stellen oder wenn wir auf der anderen Seite sagen, das brauchen wir nicht; dann nehmen wir halt andere Formen von Qua­lität, was den Lebensstandard anbelangt, aber auch weniger Arbeitsplätze in Kauf.

Ich glaube, meine Damen und Herren – und ich komme zum Schluss beziehungsweise zur Überleitung –, beide Positionen lassen sich miteinander vereinbaren. Wir brauchen ein gut gemachtes Abkommen. Ein gut gemachtes Abkommen heißt, glaube ich, auch, dass die EU (Zwischenruf der Abg. Schimanek), was Transparenz anbelangt, was die Darstellung der Standards und den Investitionsschutz anbelangt, da anders hätte vor­gehen sollen. Das haben wir auch oft genug angemerkt, die Transparenz wurde zumin­dest verbessert, unter anderem auf unser Bemühen hin.


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Bei den Standards, Herr Kollege Kogler, haben wir das „right to regulate“, und das „right to regulate“ bedeutet, jeder Staat kann im Prinzip die Standards im Gesundheitsbe­reich, im Sozialbereich, wo auch immer, so festlegen, wie er will. (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.) Selbst bei den oft zitierten Produkten – sei es Tiroler Speck, seien es Wachauer Marillen oder sonst etwas – können Sie gerne mit mir den Weg gehen, eine Kennzeichnungsverordnung zu machen, dann soll in österreichischen Produkten auch wirklich das drinnen sein, was behauptet wird. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.) Das ist, wie ich glaube, ein guter und ehrlicher Vorschlag, nichts anderes, und auch den Weg können wir gerne gehen.

Damit komme ich jetzt eigentlich zu dem Punkt, der aus meiner Sicht entscheidend ist: Sie lehnen immer etwas ab, bevor es überhaupt fertig ist. Das ist natürlich auch ein Teil der Diskussion oder ein Problem an sich, denn da kann man natürlich immer etwas behaupten. Ich sage, die amerikanische Position bei den Verhandlungen ist die und die. – Ja glauben Sie, die kann ich oder die EU ablehnen? Die EU kann nur hergehen und bei Verhandlungen sicherstellen (Abg. Pirklhuber: Der Vertrag ist fertig!), dass das, was wir wollen, was im Verhandlungsmandat drinnen steht, auch entsprechend er­reicht wird.

Ich würde Sie im gesamten Prozess schon um eines bitten: zuerst einmal fertigstellen, was die Verhandlungen anbelangt, dann entsprechend anschauen, was drinnen steht – und dann können Sie entscheiden, und dann müssen Sie ablehnen, wenn das, was ich Ihnen gesagt habe, nicht stimmen sollte! Das ist ein ganz einfacher Vorgang: nicht et­was ablehnen, bevor das Ergebnis feststeht (Abg. Kogler: Das kennen wir ja schon!), sondern sich dem stellen, weil uns ein gut gemachtes Abkommen nutzt. Ich sage es Ihnen noch einmal: Ich bin – neben einigen anderen – derjenige, der für Transparenz, für Standards und auch für einen ordentlichen Investitionsschutz kämpft.

Jetzt kommen wir zu CETA: CETA ist ein etwas spezifischeres Problem. Eines muss ich ganz ehrlich sagen, Herr Kollege Kogler: Ich verstehe irgendwie Ihre Taktik – oder auch die von anderen –, zu sagen, CETA sei eigentlich der kleinere Bruder von TTIP, über die Hintertür führt man jetzt TTIP ein. (Abg. Glawischnig-Piesczek: Das ist keine Taktik, das ist …!) Es könnte aber auch sein, dass CETA eigentlich ein ganz gutes Ab­kommen ist und dass man dann bei der Einführung versteht, dass das Abkommen doch etwas beiden Teilen Positives Bringendes ist; daher sollte man sich das auch anschau­en. (Abg. Kogler: Genau!)

Jetzt sage ich Ihnen, und das war auch Teil der Diskussion, es gibt ja nicht nur die ös­terreichische Wirklichkeit, sondern leider – aus Ihrer Sicht; aus meiner Sicht ist die Welt halt etwas größer – auch die europäische. Da waren 27 andere Mitgliedstaaten, die, was das Abkommen anbelangt, das ja vorliegt, dass Sie ja auch studiert haben, sagen – auch Sozialisten –: Das ist eines der besten Abkommen. Da sind für Klein- und Mittel­betriebe entsprechende Fortschritte drinnen. Da sind die Kernstandards der ILO ent­sprechend festgehalten, was Arbeitsstandards anbelangt. Da ist, was den öffentlichen Beschaffungsmarkt anbelangt, vieles geöffnet und ergibt Chancen für österreichische Un­ternehmen. (Abg. Kogler: Die haben wir ja sowieso!)

Herr Kollege Kogler, das mit dem Vorsorgeprinzip ist natürlich irreführend. Das ist gar nicht Bestandteil des Vertrags; das wissen Sie auch, sagen aber, das ist gefährdet, weil man das da doch irgendwo einhängen und aufhängen und damit einklagen könn­te. – Das stimmt nicht, weil es im EU-Vertrag, und der ist ausdrücklich akzeptiert, an­ders festgehalten ist. Jetzt könnten wir trefflich streiten; ich würde Sie einfach einladen, sich das anzuschauen, und dann werden Sie überzeugt sein.

Es ist einmal eine interessante Komponente, wenn 28 EU-Staaten das sagen, zu sa­gen: Die ignorieren die österreichischen Interessen! – Okay, gut, lasse ich mir sagen. Es könnte aber auch sein, dass wir uns das vielleicht doch etwas differenzierter an-


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schauen sollen. Ich würde auch dazu einladen, die Spielregeln differenzierter anzu­schauen. Beispielsweise wird mir von Greenpeace unterstellt – ich war am 13. Mai in Brüssel –, ich hätte mich nicht gegen CETA ausgesprochen, ich hätte nicht dagegen­gestimmt. Also ganz konkret lautet die Überschrift von Greenpeace: „Mitterlehner er­hebt im EU-Handelsministerrat keinen Einspruch gegen CETA“.

Ich übertrage es auf den Fußballbereich: Das ist ungefähr so, als würde ich sagen: Ös­terreich hat Eröffnungsspiel gegen Deutschland bei der Europameisterschaft nicht ge­wonnen. (Abg. Brosz: … gegen Ungarn spielen!) Das ist richtig, aber es war kein Er­öffnungsspiel gegen Deutschland und es wird keines sein. Genau dasselbe gilt auch da: Es war keine Abstimmung, sondern eine Information über den Sachstand, und da­her kann ich dort auch nicht dagegenstimmen. Das ist, glaube ich, nachvollziehbar.

Das Zweite: Ich lasse mir auch nicht gerne unterstellen, ich würde die Beschlüsse des Parlamentes oder auch die Ergebnisse der Landeshauptleutekonferenz nicht respektie­ren. Ich habe es im Protokoll – Sie haben es irgendwo versteckt eh angemerkt –: Ich habe das selbstverständlich angemerkt, dass in Österreich eine sehr kritische Haltung vorherrscht und dass in Österreich auch gegen die vorläufige Anwendung Bedenken bestehen (Abg. Kogler: Richtig! Haben wir ja!) – das ist eins zu eins im Protokoll nach­lesbar.

Jetzt sage ich Ihnen den weiteren Vorgang, und ich würde Sie einfach einladen: Neh­men Sie es unspektakulär! Schauen Sie es sich einfach an und sagen Sie mir dann, ob ich verzögere oder nicht! Ich habe dort nämlich gar keine Kompetenz, die Kompetenz ist ja woanders. Die Kompetenz wird wahrscheinlich bei einem anderen Rat liegen, oder wie auch immer. Das wird erst geklärt. (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Die Vorgangsweise ist wie folgt: Die Kommission wird jetzt die übersetzten Texte vorle­gen. Die Kommission wird Mitte Juni darstellen, wie das Abkommen zu bewerten ist – vermutlich ein gemischtes Abkommen. Dann wird im Herbst der Rat entscheiden – welcher ist eben noch nicht klar –, und dann kommt es ins Europäische Parlament, und dann werden nach unserer Auffassung die nationalen Parlamente, also Sie, entschei­den. – Ja? (Abg. Kogler: Ja eh! – Zwischenruf des Abg. Steinbichler.) Sie entschei­den!

Jetzt muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen: Das ist … (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Steinbichler.) – Geh, bitte! Das ist irgendwie Hosenträger und Gürtel und Sicherheits­riemen und Ähnliches – mehr an Befassungsmöglichkeiten in dem Zusammenhang und damit an korrekter Vorgangsweise gibt es kaum. Daher: Aus meiner Sicht ist das eine ganz klare Vorgangsweise. (Abg. Pirklhuber: Wie setzen Sie die Beschlüsse der Lan­deshauptleute um?) Unterstellen Sie mir nicht, ich wolle Zeit gewinnen, ich würde ös­terreichische Beschlüsse oder sonst etwas nicht respektieren! Das ist einmal klar fest­zuhalten.

Zum anderen: Frau Glawischnig, Sie sagen, bei TTIP und so weiter müsste ein Ver­handlungsstopp beschlossen werden und das ginge so einfach. (Abg. Glawischnig-Piesczek: Ja!) Da darf ich wiederum das Fußballbeispiel zitieren: Das ist ungefähr so, wie wenn Sie ein Fußballspiel bei der Europameisterschaft laufen haben und dann von den Zuschauerrängen „Freiwurf“ oder „Ippon“ hineinschreien, weil gerade eine Ausein­andersetzung ist. Dann werden die sagen: Bitte halten Sie sich irgendwie an die Re­geln! (Abg. Glawischnig-Piesczek: Sie brauchen mir beim Fußball nichts zu erklären! Ich bin mit einem Ex-Profi verheiratet, Sie brauchen mir beim Fußball nichts zu er­klären!)

Die Regel ist, dass der Verhandlungsauftrag einstimmig erteilt worden ist, daher kön­nen Sie einen Verhandlungsauftrag einstimmig wieder wegnehmen. Was die vorläufige Anwendung betrifft, gibt es einen Barcelona-Vertrag, Artikel – auch die sind nachzule-


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sen. Jetzt will ich Sie nicht belehren (Zwischenrufe bei den Grünen), aber einladen, ganz einfach einladen: Sie sind die qualifizierte Unterstützung in dem Bereich, auch in der Öffentlichkeit. Gehen wir doch eher diesen sachlichen Weg! Gehen Sie doch den Weg, dass Sie einmal von Pathos und Emotion weggehen! Schauen Sie sich das dif­ferenziert an! (Abg. Kogler: Viel fader als Sie kann man das nicht machen!) Wir haben bei ein paar Punkten beinahe schon so einen Weg gefunden. Und wenn Sie diesen dann einmal gefunden haben, dann reden wir auch über die einzelnen Inhalte.

Alles andere, das sage ich Ihnen, ist eigentlich ein grobes Umgehen mit den Chancen der österreichischen Bevölkerung. Ich würde mir schwertun, ganz einfach zu sagen: Ist nix, brauchen wir nicht! (Abg. Kogler: Das sagt ja kein Mensch!) Das würde allen Er­fahrungen zum Trotz, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, die Möglichkeit aus­schließen, auch etwas Gutes herauszuholen.

Demgegenüber ist unsere Auffassung, unsere Vorgangsweise, transparent und offen, was die Standards betrifft, vorzugehen. Das müssen wir absichern, so wie einen ver­nünftigen, die Rechtsstaatlichkeit wahrenden Investitionsschutz. (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.) Wenn wir das machen, werden wir am Ende vielleicht auch zusammen­kommen. Alles andere halte ich für eine nicht weiterführende Diskussion. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und NEOS sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.03


Präsident Karlheinz Kopf: Danke, Herr Vizekanzler.

Ich mache darauf aufmerksam, dass in der weiteren Debatte die Redezeit aller weite­ren Teilnehmer an dieser Aktuellen Europastunde 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Zu Wort gelangt Herr Klubobmann Mag. Schieder. – Bitte.

 


11.03.54

Abgeordneter Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Erwartungen an TTIP, die auch den Startschuss aus­gemacht haben, waren, dass man durch ein allumfassendes Handelsabkommen zwi­schen den USA und Europa ein wesentliches Mehr an Wirtschaftswachstum, Arbeits­plätzen und Wohlstand erzeugen könne.

Da ist der erste Zweifel anzubringen, denn die Frage ist, ob wir nicht sowieso schon eine Welt haben, auf der Freihandel, Export und all diese Dinge möglich sind, und ob es nicht wesentlich sinnvoller wäre, in den Details, bei denen es noch Handelshemm­nisse gibt, die störend sind, diese zu beseitigen, anstatt den Weg über ein gesamtes, so allumfassendes Abkommen zu gehen. Oder um bei den vom Herrn Vizekanzler heute so geschätzten Fußballvergleichen zu bleiben: Es gilt die Frage zu beantworten, ob uns eine Zusammenlegung europäischer Fußballligen mit der amerikanischen Fuß­ballliga wirklich mehr bringt. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Mitterlehner.) Wür­den wir zu FC Barcelona, Bayern München und allen Vereinen, die wir haben, auch noch die New York Red Bulls dazubekommen, ist die Frage, ob das jetzt den Fuß­ballzuschauer wirklich vom Sessel haut vor lauter Qualität – weiß ich nicht. (Zwischen­ruf der Abg. Gisela Wurm.)

Daher glaube ich, um auch bei dem Beispiel zu bleiben: Europa sollte sich in all diesen Bereichen mehr Selbstbewusstsein zutrauen und sich seiner Stärken auch wesentlich bewusster werden. Die EU besteht aus einer halben Milliarde Menschen, die auch Konsumenten sind. Wir haben weltweit das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, und in der G7-Runde der stärksten Volkswirtschaften der Welt finden sich alleine vier der großen Länder. Österreich ist zum Beispiel als starke Volkswirtschaft nur deshalb nicht dabei, weil wir ein zu kleines Land sind. Also allein daran sieht man schon, dass sich Europa eigentlich fragen muss, ob es nicht in all diesen globalen Fragen des Handels und der Wirtschaftsbeziehungen stärker und selbstbewusster auftreten sollte.


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Stichwort Stahl: Gerade wird auf der Weltebene verhandelt, ob man aufmachen soll, dass also chinesischer Billigstahl, ohne Beachtung von Umweltstandards, ohne Beach­tung von Menschenrechtsstandards, ohne Beachtung von Arbeitnehmerstandards, auch zu Weltmarktpreisen auf den Markt strömen darf. Wir wissen, wenn das passiert, kön­nen wir uns einfach alles aufzeichnen, was wir an Umweltstandards erkämpft haben und was wir auch an technologischem Fortschritt hineinentwickelt haben.

Auch an diesem Punkt sieht man, dass die Frage des globalen Freihandels nicht so einfach zu beantworten ist, denn es geht uns schlussendlich beim Freihandelsabkom­men um demokratische Standards, um rechtsstaatliche Standards, um soziale, gewerk­schaftliche Arbeitnehmerstandards, um ökologische und letztlich auch um Konsumen­ten- sowie Verbraucherschutzstandards.

Die Aufgabe wird folgende sein: Entweder gelingt es bei TTIP, diese Standards so hi­neinzuverhandeln, dass es klar ist, dass unser hohes Niveau, im weltweiten Vergleich einzigartig hohes Niveau dort auch bestehen bleibt. Wenn das nicht gelingt, dann muss man die Frage auch, glaube ich, wesentlich kritischer bis ablehnend betrachten. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Bis jetzt haben wir den Eindruck, dass gerade dieser Begriff Handelshemmniss wichtig ist, dass in Zukunft nämlich bei einem globalen Abkommen die Gefahr droht, dass auf­grund der Ausrede, dass ein Handelshemmnis bestünde, geklagt wird und Arbeitneh­merstandards, Konsumentenstandards, Tierschutzstandards, Umweltstandards, Klima­standards, all diese Dinge dann beseitigt werden können. Das muss verhindert wer­den.

Daher ist der Punkt für die Sozialdemokratie: Wir sind nicht an sich gegen Freihandel, wir sind aber auch nicht an sich dafür, sondern wir sind sachorientiert und fragen lö­sungsorientiert. Daher ist die Frage, wie es gemacht wird.

Leider haben die letzten zwei Wochen auch vieles gezeigt: TTIP-Leaks, die Verhand­lungsdokumente, die an Öffentlichkeit gelangt sind, oder auch die Aussagen der stell­vertretenden US-Handelsbeauftragten Darci Vetter, die das Landwirtschaftskapitel ver­handelt, die im Interview sagt, Europa müsse Chlorhuhn und Hormonfleisch zulassen. Egal, wie wir zum Chlorhuhn stehen: Ich glaube, das kann nicht der Weg sein, wie wir uns den Schutz unserer Standards vorstellen. (Zwischenruf des Abg. Lugar.) Jetzt ist es den Amerikanern, da haben Sie recht, natürlich unbelassen, ihre Standards zu de­finieren. Unsere europäische Antwort darauf muss sein: Wir werden das keinesfalls zu­lassen!

Damit komme ich auch schon zu dem, woran sich, wie ich finde, die Diskussion ori­entieren muss. Wir haben hier im Parlament unlängst einen Entschließungsantrag – Matznetter, Haubner – mit einer breiten Mehrheit beschlossen, der genau das festlegt, was wir gesichert haben wollen, nämlich die Standards, wie schon erwähnt. Wir wollen sichergestellt haben, dass über sogenannte Streitbeilegungsmechanismen nicht die nor­mal etablierte Gerichtsbarkeit ausgehöhlt wird. Wenn diese Gefahr droht, dann muss es ein besseres System geben, und wenn das nicht der Fall ist, dann muss man sich mit der Frage kritisch auseinandersetzen.

Und wir wollen auch, so wie das auch die Bundesländer sagen – das kommt ja nicht oft vor, dass man hier vom Rednerpult aus sagen kann, die Landeshauptleute haben eine uneingeschränkt sinnvolle Stellungnahme verabschiedet, aber sie haben recht –, dass die Daseinsvorsorge und diese öffentlichen Dienstleistungen geschützt werden. Darauf gehört es zu dringen.

Wenn das nicht gewährleistet ist, werden wir uns dazu negativ stellen. Wenn es noch gelingt, diese Dinge zu schützen, dann soll es mir auch recht sein. Bis jetzt ist es leider noch nicht gelungen. (Beifall bei der SPÖ.)

11.09



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 68

Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Dr. Winzig zu Wort. – Bitte.

 


11.09.56

Abgeordnete Dr. Angelika Winzig (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vize­kanzler! Kolleginnen und Kollegen! Ja, ich finde es mutig von den Grünen, heute eine Debatte über Handelsabkommen zu initiieren, wo doch alle hier im Haus wissen, dass wir seit dreieinhalb Monaten den Leseraum von TTIP geöffnet haben, und noch kein einziger grüner Abgeordneter hat es der Mühe wert befunden, sich über diese Doku­mente zu informieren, sich einzulesen und diese durchzuarbeiten. (Abg. Kogler: Dass seit dreieinhalb Monaten …!)

Darüber waren auch die NGOs am 13. April im EU-Unterausschuss äußerst erstaunt, dass die Grünen das noch nicht gemacht haben. (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.)

Apropos NGOs: Ich gratuliere Greenpeace zur perfekten Marketingkampagne TTIP-Leaks (Abg. Kogler: Ja, genau! – Zwischenruf des Abg. Öllinger), da können US-Kon­zerne noch lernen, nämlich wie man Verhandlungsvorschläge mit überschaubarem Über­raschungseffekt und wenig Neuheiten so perfekt vermarktet, denn jeder, der in der Wirtschaft tätig ist – das sind leider wenige von Ihnen –, weiß, dass man mit Maximal­positionen in Verhandlungen geht und dass Verhandlungspositionen, Verhandlungsvor­schläge mit Sicherheit nie ein Verhandlungsergebnis sind. (Abg. Kogler: Tun Sie lieber etwas gegen diese Käfighaltung für frei gewählte Abgeordnete!)

Oder aber, wie Alexander Zens in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ schreibt: Es darf nicht übersehen werden, dass auch NGOs wie Greenpeace Eigeninteressen ha­ben, mit vermeintlich spektakulären Veröffentlichungen bleibt man interessant für Spen­der. – Ja, die einen wollen interessant sein, die anderen wollen ablenken, so wie zum Beispiel Dr. Drexel von SPAR, der mit einer Anti-TTIP-Kampagne hervorragend von einem Urteil wegen Preisabsprachen bei Milchprodukten und einer damit verbundenen Kartellstrafe in der Höhe von 30 Millionen € – eine der höchsten Kartellstrafen, die in Österreich je verhängt wurde – ablenken kann. (Abg. Pirklhuber: … sagen Sie ihm das persönlich nicht! – Zwischenruf der Abg. Fekter.)

Fakt ist, CETA ist ein hervorragend verhandeltes Abkommen, es hat all ihre Kritikpunk­te aufgearbeitet: das „right to regulate“, die Regulierungshoheit der Nationalstaaten, den Investitionsschutz Neu mit Verfahrenserleichterungen für KMU, die Absicherung der öffentlichen Dienstleistungen, sprich der Daseinsvorsorge, und einen Zugang zum öffentlichen Beschaffungsmarkt, wie ihn Kanada noch nie eingeräumt hat. Aber wahr­scheinlich haben Sie sich bei CETA genauso erkundigt oder informiert, wie Sie sich bei TTIP im Leseraum aufhalten.

Fakt ist aber auch, dass die 13. Verhandlungsrunde bei TTIP gezeigt hat, dass unsere Positionen noch weit auseinanderliegen und wir sicherlich nicht – und das hat Frau Malmström, aber auch unser Vizekanzler schon seit Langem bestätigt – unsere auf al­len Ebenen gesetzten Grenzen unterschreiten werden.

Aber die Konsequenz daraus kann doch nicht sein, dass wir Verhandlungen abbre­chen. Wir hätten doch in der Vergangenheit viel mehr verhandeln sollen, wir hätten uns viel erspart, und wir sollten auch in der Zukunft mehr verhandeln, um Wirtschaftskriege auszuschließen. Sich auszutauschen ist doch immer die beste Lösung! (Abg. Kogler: Ja genau!)

Europa und die USA haben doch seit dem Zweiten Weltkrieg die Gestaltungsmehrheit auf der Welt aufgrund der zwei Drittel Welt-Wertschöpfung inne; wir konnten Regeln aufstellen, die von anderen Ländern akzeptiert wurden. Das wird sich aber bis 2050 ge­waltig ändern, denn da haben wir nur mehr 30 Prozent der Welt-Wertschöpfung. Re-


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geln wie Produktstandards, Wettbewerbsrecht, Datenschutz, das werden uns dann an­dere Länder aufzwingen.

Sie sehen, wenn Sie die TTIP-Dokumente lesen, wie oft schon in diesen Dokumenten auf TPP, auf das Transpazifische Handelsabkommen hingewiesen wird. Auch der Öko­nom Felbermayr von der Uni und vom ifo München zeigt mit Beispielen ganz klar auf – Herr Schieder, Sie haben es auch angesprochen –: Wenn China im Dezember den WTO-Status Marktwirtschaft erhält, dann würden sich die Regeln für Stahl in Europa natürlich biegen. Er zeigt ein weiteres Beispiel, nämlich dass der Renminbi, obwohl er nicht voll konvertibel ist, in den Währungskorb des IWF aufgenommen wird.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, leben Sie doch nicht in einer Seifenblase! (Zwi­schenrufe bei den Grünen.) Europa kann sich doch nicht vor der Globalisierung drü­cken. Ich bin ein Verfechter von Regionalität, von regionalen Produkten und Dienstleis­tungen, aber Herr Dr. Eder hat das doch in der „ZIB 2“ letzte Woche ganz klar aufge­zeigt: Er und die Voest brauchen TTIP nicht, aber seine mittelständischen Zulieferer aus Europa hätten eine große Chance. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwi­schenruf des Abg. Steinbichler.)

Genauso, wie wir uns der Digitalisierung aktiv stellen müssen, müssen wir auch der He­rausforderung Globalisierung aktiv begegnen und sie als Chance nutzen. Die nächste Generation hat ein Recht darauf, dass wir den Kopf nicht in den Sand stecken und an­dere für uns gestalten lassen, sondern dass wir das Heft selbst in die Hand nehmen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Strolz.)

11.14


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Vilimsky, Mitglied des Europäischen Par­laments, zu Wort. – Bitte. (Zwischenruf des Abg. Rasinger.)

 


11.14.06

Mitglied des Europäischen Parlaments Harald Vilimsky (FPÖ): Herr Präsident! Mei­ne sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schon interessant, hier den Ausführungen der Redner der ÖVP lauschen zu dürfen, die aus meiner Sicht wirklich die letzten Apo­logeten eines untergehenden EU-Systems sind. Ungeachtet dessen, wie viel sie bei Wahlen verlieren, wie viele Menschen ihnen abhandenkommen bei demokratischen Wil­lensbildungen, sie gehen unbeirrt den Weg weiter, anstatt vielleicht innezuhalten und nachzudenken, ob ihre Positionen nicht, wenn man sie einer kritischen Betrachtung un­terzöge, nachjustiert werden müssen und sie nicht all das, was von der Europäischen Union kommt, blind nachhüpfen müssen, sondern sich selbstbewusst und mit einer rot-weiß-roten Polung für die Interessen ihres eigenen Landes einsetzen sollten. (Abg. Fek­ter: Tun wir ja!) – Tun Sie nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Bundesminister außer Dienst Fekter, fangen wir gleich mit einem Beispiel an. Es war Ihr Vertreter, damaliger Landwirtschaftsminister, späterer EU-Kommissar, Fischler, der eines versprochen hat – so wie vieles versprochen wurde von der damaligen rot-schwarzen Regierung –, nämlich dass der Schilling nicht abgeschafft wird und auf kei­nen Fall eine gemeinsame Währung kommt. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Mit­terlehner.) Alles hat nicht den Fakten entsprochen. Die Tausend Euro, die von der Frau Ederer versprochen wurden, das Versprechen wurde ebenfalls nicht eingehalten. (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Weninger, Schieder und Fekter.)

Jetzt bin ich beim Fischler und auch bei Ihrer Partei: Österreich bleibt der Feinkostla­den Europas! – Erinnern Sie sich an diese Versprechungen, die damals von der ÖVP der Bevölkerung gegeben wurden? – Das ist genauso wenig wert wie die Ansagen, dass der Schilling erhalten bleibt, dass die Menschen sich etwas ersparen, dass das Pensionssystem abgesichert wird, dass der Arbeitsmarkt vitalisiert wird und so weiter und so fort. (Abg. Neubauer: Arbeitslosigkeit!)


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Jetzt bin ich bei TTIP: Ich bin froh, dass wir wenige Tage vor einer bedeutsamen Wahl diese Frage im österreichischen Nationalrat mit Beteiligung der Fernsehzuseher noch einmal erörtern können, da es da zwei Kandidaten gibt. Der eine Kandidat, der grüne Kandidat hat sich zirka vor einem halben Jahr – nachzulesen in allen Tageszeitungen – sehr positiv zu TTIP ausgesprochen und prinzipiell nichts dagegen gehabt. (Abg. Brosz: So ein Holler! – Abg. Moser: Sie lügen wie gedruckt!) Dann wird es wahrscheinlich Parteistrategen gegeben haben, die gesagt haben: Du kannst ja vor der Wahl nicht so eine Position vertreten, justiere das nach! Mittlerweile hat er es nachjustiert, ist auch ein bisschen dagegen. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ein bisschen!) Die österreichi­sche Bevölkerung wird sich ihr Bild machen müssen, ob sie einer solchen Meinungs-Indifferenz Glauben schenken kann oder auch nicht. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Zweite ist jemand, der dazu seit Jahren ein klares, ein unmissverständliches Mei­nungsbild hat, und das ist der freiheitliche Kandidat Norbert Hofer (Abg. Kogler: Geh bitte! Geh Herr Kollege! Ihr habt’s das doch jahrelang verschnarcht!), der gesagt hat, er wird seine Unterschrift – und er wird der zuständige Mann in der Hofburg sein – nicht unter einen solchen Vertrag setzen, ohne – und da bin ich bei etwas ganz Zentralem – die Bevölkerung vorher zu fragen. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Ich glaube, genau das ist eigentlich der Schlüssel, wie Demokratie, wie Politik, wie auch eine europäische Einigung künftig besser funktionieren kann: die Bevölkerung ab­zuholen, die Bevölkerung einzubinden, die Bevölkerung zu fragen und sich daran zu orientieren, was die Bevölkerung wünscht (Beifall bei der FPÖ) – und nicht gewählte Volksvertreter, wie Sie es sind, wie ich es auf europäischer Ebene bin, in irgendwel­chen geheimen Räumen unter ganz besonderen Auflagen in irgendwelche Zettel hi­neinschauen zu lassen, die von Firmenvertretern, von Lobbyisten, von Bürokraten, von Eurokraten verhandelt wurden.

Bei den Verhandlungen war kein einziger gewählter Volksvertreter dabei. Es war kein einziger Vertreter der sogenannten Zivilgesellschaft dabei. All jene Institutionen, die Sor­ge haben wegen dem, was künftig auf unseren Tellern landen wird, waren daran nicht beteiligt.

Europaweit gibt es massiven Widerstand gegen dieses Abkommen. Ich verstehe auch, warum: weil – und da bin ich bei dem Versprechen der ÖVP – wir der Feinkostladen Europas hätten bleiben sollen – was wir nicht und jetzt wahrscheinlich noch weniger sind, mit all diesen europäischen Unionsentwicklungen. (Abg. Schimanek: Milchpreis! Wasser billiger …!)

Genau darin liegt das Problem. Wer ist denn der Profiteur von dem Ganzen? – Sind es die Menschen mit einer Lebensmittelansammlung auf ihren Tellern, wovon der Stan­dard abgesenkt wurde? Oder sind es die großen Multis, sind es die internationalen Kon­zerne, die noch und noch mehr Profit machen wollen, die eventuell auch gegen uns Kla­gen in Stellung bringen wollen, nur um ihre Profitinteressen zu vermehren? Und landet dann wirklich auf unseren Tellern all das, was vielleicht erst in einigen Jahren als ge­sundheitsgefährdend bezeichnet werden kann? Die Klagssummen liegen dann viel­leicht unter den Profiten der Firmen, die unter dem Strich einen gigantischen Gewinn ge­macht haben.

Ich sage, ich will dieses Abkommen nicht haben, ich will die österreichische Land­wirtschaft schützen, ich will, dass die Qualität der österreichischen Lebensmittel ent­sprechend gewahrt wird. Und ich bin froh, dass es einen Kandidaten wie Norbert Hofer gibt, der klar und unmissverständlich gesagt hat, hier seine Entscheidung ohne Einbin­dung der Bevölkerung nicht zu treffen. – Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.)

11.20


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Frau Klubobfrau Dr. Glawischnig-Piesczek zu Wort. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 71

11.20.50

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Meine geschätzten Damen und Herren Abgeordneten! Vorweg möchte ich ganz kurz auf die Idee des Herrn Vilimsky eingehen, der meint, dass die Volksabstim­mung über TTIP am Ende des ganzen Prozesses tatsächlich der beste Weg ist, um das, was hier am Tisch liegt, nicht Wirklichkeit werden zu lassen. – Spielen wir das ein­mal in Gedanken durch.

Das heißt, es kommt zu einer vorläufigen Anwendung von CETA, es kommt dann zu einer Beschlussfassung von CETA, TTIP wird weiterverhandelt, unter den Bedingun­gen, unter denen es jetzt verhandelt wird, nämlich der absoluten Geheimniskrämerei, dass man diese „Gefängniszelle“ drüben im Wirtschaftsministerium für zwei Stunden auf­suchen, sich zwei Dokumente anschauen und niemanden mitnehmen darf. (Abg. Fek­ter: Die Grünen waren noch nie dort!) – Es sind 14 Dokumente, Frau Kollegin Fekter! Da muss ich siebenmal hingehen, damit ich alle Dokumente anschauen kann. Ich fin­de, das ist entwürdigend und das ist einem Parlamentarismus in keiner Weise würdig. Ich glaube, da sind wir uns einig. (Beifall bei den Grünen.)

Aber denken wir weiter: Sie wollen, dass das alles weiterverhandelt wird, auch unter den gegebenen Bedingungen, nämlich dass jetzt der Lebensmittelmarkt, der europäi­sche Agrarmarkt, auch die europäischen Lebensmittelstandards und Agrarstandards de facto mit den USA abgetauscht werden, die dann im Gegenzug die Regelungen betref­fend den Finanzmarkt, die Versicherungen aufweichen sollen. Das ist das, was im Mo­ment verhandelt wird, das wollen Sie fortgeführt haben, und erst ganz zum Schluss wollen Sie, dass das hier im Hause beschlossen und dann eine Volksabstimmung da­rüber durchgeführt wird.

Ich sage Ihnen, das ist ziemlich absurd. Ich möchte Folgendes: Ich möchte, dass die­ser Wirtschaftsminister gemeinsam mit dem neuen Bundeskanzler die Verhandlungen zu TTIP sofort abbricht. Das System ist dermaßen schief aufgesetzt, es ist nicht mehr zu retten! (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte hier auch eine klare neue Positionierung. Sie haben vorhin Fußballverglei­che bemüht. Im Moment ist es bei CETA, bei dem Abkommen mit Kanada so … (Abg. Peter Wurm: Die Grünen werden wieder umfallen, wie gewohnt!) – Sie kommen gleich dran! – Im Moment ist es so, als würde man ein Fußballspiel nach der ersten Halbzeit be­reits als endgültiges Ergebnis für den Aufstieg oder Abstieg einer Mannschaft bewer­ten. Genau so ist es. (Vizekanzler Mitterlehner: So sehen Sie es!)

Mit der vorläufigen Anwendung des Kanada-Abkommens sind die Klagemöglichkeiten für Konzerne de facto Realität. Dann wird CETA beschlossen, das heißt, die Sonder­klagerechte sind mit Kanada bereits Realität. Und dann wollen Sie das den Amerika­nern vorenthalten? Wie soll denn das funktionieren? Im Übrigen: Es gibt bereits fast 42 000 Tochterunternehmen von amerikanischen Konzernen, die dann über die Hin­tertür Kanada und CETA genau das machen werden, was wir von Anfang an befürchtet haben.

Kollegen von den Freiheitlichen, diese Broschüre (eine solche in die Höhe haltend) ist aus dem Jahr 2014. Das sage ich deswegen, denn das war zu einer Zeit, als Sie noch nicht einmal gewusst haben, wie man TTIP buchstabiert. Aber das ist eine wichtige Frage und immer schon unser vordringlichstes Anliegen gewesen, in diesem Bereich genauer hinzuschauen. (Beifall bei den Grünen.)

Jetzt muss ich noch ein paar Fragen an die Kollegen von der ÖVP richten. Ich weiß nicht, wie Sie sich das wirklich vorstellen. Es ist, glaube ich, keine ausschließliche Fra­ge der Produktion; ich glaube, Landwirtschaft und Lebensmittel sind eine kulturelle Fra­ge. Und wir haben in Europa unsere Lehren aus vielerlei Krisen im Lebensmittelbereich


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gezogen. Wir haben aus den Krisen betreffend BSE, Hormone, Antibiotika unsere Schlüsse in Europa gezogen und ein strenges System der Lebensmittelkontrolle und auch der Verbote. Wir haben Antibiotika aus der Tierhaltung ausgeschlossen, weil es ein riesiges Problem mit den Resistenzen ist, sowohl beim Menschen als auch beim Tier.

Wir wollen nicht den Weg in eine agrarindustrielle Landwirtschaft gehen, und mit TTIP ist der Weg dahin vorprogrammiert. Es ist vorprogrammiert, dass wir mit Billigware überschwemmt werden, dass die österreichischen Bauern weiter unter Druck geraten werden und dass wir sukzessive unsere Standards absenken müssen. Da werden Sie dann argumentieren, sonst sind wir, unsere Landwirtschaft, unsere Landwirte nicht mehr wettbewerbsfähig. Das darf einfach nicht passieren! (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben in dem Bereich wirklich viel zu verlieren: Saatgutvielfalt, Naturschutzstan­dards – es steht viel auf dem Spiel! Ich habe es Ihnen schon öfter gesagt, aber diese Agrarindustrie bedeutet zum Beispiel, dass in einer Woche 360 Millionen Hühner ge­schlachtet werden. Und das ist ein System, das ich einfach nicht will, und das wollen Sie mit Sicherheit auch nicht. Sie wollen auch nicht, dass unsere Bauern mit denen konkurrieren müssen. Das sind nämlich keine Bauern, das sind Industrien, diese Schlacht­höfe sind ganze Städte.

Diese Entwicklung ist eine kulturelle Frage, und da kann man auch eine klare Be­wertung – und das ist keine Befindlichkeit, Herr Wirtschaftsminister – treffen, nämlich dass wir eine andere Form der Wirtschaft, der Landwirtschaft haben wollen, eine, die auf Nachhaltigkeit setzt, die auf Vorsorgeprinzip setzt. Ich will nicht, dass Mütter be­weisen müssen, dass der Schnuller fürs Baby giftig war, weil bereits ein Kind dadurch vergiftet worden ist. Ich glaube, damit ist das Vorsorgeprinzip ausreichend erklärt. (Bei­fall bei den Grünen.)

11.26


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Schellhorn. – Bitte.

 


11.26.02

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Heute wurde schon viel über Sachlichkeit gesprochen und viel auch da­rüber, was Sicherheit bedeutet, und ich denke, man kann mit Sicherheit behaupten, dass sich hier die Grünen und die FPÖ ziemlich einig sind, was den Populismus betrifft.

Wenn ich mich um Sachlichkeit bemühe, dann muss ich auch danken, dann muss ich auch einmal anerkennende Worte für den Herrn Vizekanzler finden (Beifall bei ÖVP und NEOS), weil er sich – offensichtlich erst seit gestern – zu klaren Worten bekannt hat. Das muss sich aber erst auf der Regierungsbank durchsprechen, denn der Minis­ter Rupprechter ist noch nicht so dafür; Präsident Schultes ist schon dafür.

Aber gehen wir in der Sachlichkeit weiter: Wenn die Kollegin Klubobfrau Glawischnig von den Lebensmittelstandards gesprochen hat und davon, dass das alles unter Druck käme, dann würde es nach ihrer Logik kein Biobauernhuhn im Regal in Österreich ge­ben, denn das hat nämlich einen viel höheren Preis. Und gerade diese Bioprodukte flo­rieren bei uns, weil wir uns darauf spezialisiert haben und weil sich die landwirtschaft­liche Produktion nur in die Spezialisierung hineinretten kann.

Also meiner Ansicht nach ist das unsachlich, hier immer nur ein Schreckgespenst von Ergebnissen an die Wand zu malen, die Sie überhaupt noch nicht kennen, die wir alle noch nicht kennen. Wer kennt hier die Ergebnisse? Bitte aufzeigen! Wer kennt sie hier in diesem Raum? Wer kennt die Ergebnisse? (Abg. Kogler: Von CETA schon! – Wei-


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terer Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.) – Kennst du die Ergebnisse? – Nein, wir ken­nen sie nicht. Ich habe kein Handzeichen bekommen. (Abg. Kogler: CETA liegt seit 2014 vor!)

Wir können darüber abstimmen. Ja, wir haben die Möglichkeit. Ja, wir haben das Pro­zedere. Und ich glaube, es steht dafür, dass wir sachlich diskutieren, wenn die Ergeb­nisse am Tisch liegen. Dann können wir sachlich diskutieren – aber nicht vorher im rei­nen Populismus nur Schreckgespenster an die Wand malen! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich bin nicht Ihr Parteistratege, aber es gehen Ihnen bald die Themen aus. Wenn TTIP und CETA bald über den Tisch gegangen sind, dann gehen Ihnen die Themen aus, dann müssen Sie sich etwas Neues suchen. Wir sollten doch für Europa sein!

Wenn hier der Kollege Kogler von einem anderen Wirtschaftssystem spricht: Wissen Sie, wie mein Wirtschaftsverständnis ausschaut? – Es heißt Sicherung von Arbeitsplät­zen und Schaffung von Arbeitsplätzen. Das ifo wurde heute bereits zitiert: Knapp 50 Prozent der Klein- und Mittelbetriebe – mein Betrieb zählt auch zu den Klein- und Mittelbetrieben, wenn auch im touristischen Bereich, aber es gibt Tausende in Öster­reich, die davon profitieren würden – würden von einem Wegfall von nichttarifären Han­delsbarrieren profitieren. Und gerade darum geht es! Es geht um die Sicherung der Arbeitsplätze, und es geht vor allem darum, dass wir die Wirtschaft weiterentwickeln. (Zwischenrufe bei den Grünen.)

Wissen Sie eigentlich, dass die Amis mit den Japanern, mit den Indonesiern und den Südkoreanern nebenbei auch schon verhandeln? Dann ist dieser Wirtschaftsraum noch größer! Die werden dann noch größeren Druck auf uns ausüben!

Ich würde mir wünschen, dass die Regierung ganz stark ist, die Europäische Union in ihrem Verhandlungsmandat ganz stark unterstützt, sodass die Standards gehoben und nicht, wie die Kollegin Glawischnig immer sagt, nach unten nivelliert werden. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.) Nein, wir haben die Chance, sie zu heben. Und das zeigen ja Ihre Leaks, dass Sie so nervös sind, dass das alles doch nicht so ist, wie Sie sagen.

Meiner Ansicht nach zeigen die TTIP-Leaks eines: Europa hat hier ein starkes Mandat, und das nutzt es auch aus – und das sollten wir dementsprechend unterstützen. Dann, wenn das Ergebnis vorliegt, können wir darüber diskutieren. Hören Sie auf, in Ihrem Populismus zu verharren, nach dem 22. Mai gibt es auch noch einen Tag! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.30


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Weigerstorfer zu Wort. – Bitte.

 


11.30.36

Abgeordnete Ulrike Weigerstorfer (STRONACH): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Es geht um TTIP, es geht um CETA, es geht aber auch um TiSA, denn das ist das Nächste, was vor unserer Tür steht.

Der Begriff Freihandelsabkommen ist, muss ich ehrlich zugeben, marketingtechnisch schon einmal sehr, sehr hochintelligent gewählt worden. Freier Handel, das wollen wir natürlich alle. Gerade in der momentanen Situation will natürlich jeder alles probieren, um die Wirtschaft anzukurbeln. Nur, was hinter diesen Freihandelsabkommen steht, ist leider doch eine Mogelpackung, bei der der Preis für die Bevölkerung sehr, sehr hoch sein könnte. (Beifall beim Team Stronach.)

Österreich lehnt Knebelverträge grundsätzlich ab. Sowohl TTIP als auch CETA sind Ver­träge, bei denen es keine Ausstiegsmöglichkeiten gibt, die als Freihandelsabkommen


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verkauft werden. Über 70 Prozent der Bevölkerung – das hat sich inzwischen heraus­gestellt, nachdem man angefangen hat, hinter den Begriff dieses Freihandels zu schau­en – lehnen es ab. Sämtliche Landeshauptleute sind inzwischen gegen CETA, sie ha­ben sich klar ausgesprochen. Es gibt zahlreiche Resolutionen von Gemeinden, Ableh­nung seitens der Bauern und inzwischen auch von großen Konzernen – REWE, SPAR, um nur einige hier zu nennen.

Wir haben schon gehört, die Bundesregierung hat sich hier teils ein bisschen zwiege­spalten zu diesen Themen geäußert. Natürlich sagt man, man hat Bedenken und man will rote Linien nicht überschreiten, allerdings bekommt in den EU-Gremien von dieser Position niemand wirklich etwas mit, nämlich auch von der Position der Österreicher, dieser 70 Prozent, die diesen Freihandelsabkommen negativ gegenüberstehen. Nach dem EU-Handelsministerrat hieß es seitens der Vertreterin der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft: Die Mitgliedstaaten unterstützen das Abkommen stark! – Wo sind die 70 Prozent der ÖsterreicherInnen, die sagen: Wir wollen diese Abkommen nicht!? Also hier spiegelt sich die Meinung der Bevölkerung nicht wirklich wider.

Natürlich ist es klar, dass wir den Vertragstext teilweise nur stichwortartig kennen. Ich war im Leseraum, ich habe es durchgelesen. Es fehlen noch sehr viele Segmente von diesen Abkommen. Aber wir können mit einem Blick in die Vergangenheit sehr wohl ge­wisse Parallelen ziehen, nämlich das NAFTA-Abkommen betreffend. Hier gibt es doch einige Hinweise, was uns da bei TTIP und Co durchaus ins Haus stehen könnte.

Durch NAFTA haben natürlich die Exporte zugenommen. Die Frage ist nur: Welche? – Klar ist, das Lohnniveau ist vor allem in Mexiko ganz stark gesunken. Der Anteil der an der Armutsgrenze Lebenden ist gestiegen, denn der hoch subventionierte US-Mais be­deutete den Ruin vieler, vieler Kleinbauern. Gewinner waren – dreimal dürfen Sie ra­ten – die großen Konzerne, die da ihren Exportanteil ausbauen konnten. Also unter fai­rem Handel stellen wir uns hier in Österreich etwas anderes vor. (Beifall beim Team Stronach.)

Auch beim Schutz für Arbeitnehmer sehen das einige US-Konzerne anders als wir. Sie sehen diesen nämlich als Kostenfaktor. Bereits bei CETA findet sich im Vertragstext kei­ne Garantie, dass europäische Arbeitsschutz- und/oder soziale Standards da inbegrif­fen sind. Die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation, der ILO, sind nämlich nicht Bestandteil des Entwurfs, was auch für TTIP gelten könnte und sollte.

Herr Vizekanzler, Sie haben immer ein bisschen die Transparenz angesprochen und gemeint, die Standards der ILO sind da sehr wohl enthalten. Also bislang konnte sie keiner finden. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns die vorweisen könnten.

Ich möchte auch noch kurz zu „keine Senkung der Standards“ ein paar Zahlen nennen. Hinsichtlich der Rückstände von Pestiziden und anderen Chemikalien hat man sich auf den Codex-Alimentarius-Richtwert geeinigt, und ich kann Ihnen sagen, der ist leider viel, viel laxer, als wir ihn in der EU vorgeschrieben haben. (Präsident Kopf gibt das Glo­ckenzeichen.)

Sie sehen, die Wirklichkeit weicht stark von den gemachten Versprechen ab.

Und ein letzter Satz noch: Die deutsche „Welt“ hat unlängst über Untersuchungen be­richtet, bei denen herausgekommen ist, dass es wirtschaftlich durchaus verkraftbar wä­re, wenn wir TTIP klar ablehnen. Es wäre ein rein politischer Schaden. – Denken Sie da­rüber nach! (Beifall beim Team Stronach.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 75

11.36


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

 


11.36.23

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Mei­ne Damen und Herren! Sie sollten sich einmal im Internet die Seiten der Europäischen Kommission anschauen, denn dort findet man zu CETA einen ganz erhellenden Satz. Da schreibt die Kommission, dass CETA das umfassendste Handelsabkommen ist, „das die EU bisher abgeschlossen hat“ – „abgeschlossen hat“! Also für die Kommission scheint dieses Abkommen bereits fix und durchgegangen zu sein, also schon vor dem Ratsbeschluss, vor der Abstimmung im Europäischen Parlament und noch bevor das Abkommen auch nur einem einzigen nationalen Parlament vorgelegt worden ist. (Abg. Peter Wurm: Da wundern Sie sich, Frau Kollegin?)

Aber so fix, wie sich die Kommission das vielleicht wünscht, ist CETA noch lange nicht. Wir haben hier im Nationalrat – das wurde schon angesprochen – im September 2014 einen Entschließungsantrag verabschiedet. Darin haben wir festgelegt, was ein Han­delsabkommen erfüllen muss, damit es unsere Zustimmung bekommt. Daher werden wir auch keinem Abkommen zustimmen, das wir nicht gründlich prüfen können und das gegen unseren Parlamentsbeschluss verstößt. Ich gehe davon aus, dass unsere Re­gierung auch keinem Abkommen und erst recht nicht dessen vorläufiger Anwendung zustimmen wird, solange es kein klares Votum des Parlaments dafür gibt. Und das gilt natürlich für alle Abkommen, aber im Besonderen für CETA und für TTIP.

Da hat die Kommission schon recht, CETA ist das umfangreichste Abkommen, das von der EU bisher verhandelt wurde, und TTIP ist sicherlich noch größer. Da werden nicht nur Handels- und Wirtschaftsfragen verhandelt, CETA und TTIP greifen tief in unser Le­ben ein. Sie berühren unseren Verbraucherschutz, sie berühren unseren Umweltschutz, sie berühren unsere Trinkwasserversorgung, unsere sozialen Absicherungen, unsere De­mokratie und unseren Rechtsstaat, unser Rechtssystem.

Es gäbe bei dem Abkommen einiges zu verändern, nicht nur an der intransparenten und undemokratischen Art und Weise, wie es umgesetzt werden soll, sondern auch in­haltlich, nämlich besonders was diese Konzerngerichte betrifft. Da hat die Kommission zugegebenermaßen einiges verändert, mit dem Ergebnis, dass wir jetzt von der Traufe in den Regen gekommen sind, wenn Sie so wollen, denn unser Rechtssystem wird wei­terhin schweren Schaden nehmen, da Schiedsgerichte, egal, ob öffentlich oder ob pri­vat, letztendlich Sonderrechte für die Großkonzerne bleiben. Wir schaffen damit eine Paralleljustiz, die unseren Rechtsstaat letztendlich untergräbt.

Hier möchte ich noch einmal vor den vorläufigen Anwendungen warnen, denn wir wür­den in eine Situation kommen, in der uns multinationale Unternehmen auf der Grund­lage eines Abkommens, das wir ablehnen, dem wir nicht zugestimmt haben, mit Millio­nenklagen überziehen können. Und selbst wenn wir das Abkommen dann ablehnen und CETA scheitert, hätten die Unternehmen auf der Grundlage eines Abkommens, das wir ausdrücklich ablehnen, noch mehrere Jahre das Recht, uns weiter zu verklagen.

Unsere Position ist also klar: Nein zu den Schiedsgerichten, Nein zur vorläufigen An­wendung von CETA und Nein zu dem Abkommen in dieser Form!

Ein Abkommen zwischen der EU und Kanada hätte sehr viel positives Potenzial, würde man den Mut haben und sich die Zeit nehmen, es sich ausführlich und genau anzu­schauen und zu diskutieren – etwa im Rahmen der angedachten Enquete –, damit es nämlich kein reines Handelsabkommen wird, sondern auch ein Verbraucherschutzab­kommen, ein Umweltschutzabkommen und ein Anti-Sozialdumpingabkommen. Diese Chance wurde aber bisher vertan, und darum werden wir CETA in dieser Form nicht mittragen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

11.40


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Mag. Karas, Mitglied des Europäischen Parlaments, zu Wort. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 76

11.41.02

Mitglied des Europäischen Parlaments Mag. Othmar Karas, MBL-HSG (ÖVP): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin froh da­rüber, dass der österreichische Nationalrat heute wieder einmal die Fragen von Han­delsabkommen diskutiert, weil es in der Bevölkerung Fragen, Sorgen und Ängste gibt, wie der Herr Vizekanzler auch angeschnitten hat, und weil wir viele dieser Sorgen, die­ser Ängste und dieser Fragen deshalb haben, weil die Debatte zu wenig faktenbasiert ist. Jede öffentliche Debatte – und daher hoffe ich, so auch die heutige Diskussion – trägt zu einer Präzisierung, zu einer Versachlichung bei und stellt die Information in den Mittelpunkt.

Ich habe den Eindruck, dass die FPÖ als einzige Fraktion radikal gegen die beiden Han­delsabkommen ist und es allen anderen Fraktionen nicht um das Ob, sondern um das Wie geht. Und genau darum geht es auch dem Europäischen Parlament. Wir müssen, wenn wir an die Fakten denken – in Bezug auf meine Vorrednerin –, sagen: Der Inhalt des CETA-Abkommens liegt seit 29. Februar 2016 auf dem Tisch, ist also bekannt und kann bewertet werden. Wir können uns unser Abstimmungsverhalten überlegen und beurteilen, ob die Bedingungen, die wir im Nationalrat und im Europäischen Parlament an die Verhandler gerichtet haben, erfüllt sind.

Aus meiner Sicht sind sie bei CETA gerade durch die Abänderungen hinsichtlich der Schiedsgerichte, aber auch darüber hinaus erfüllt. Offen ist, ob es ein gemischtes Über­einkommen ist oder nicht. Der österreichische Nationalrat, Österreich geht davon aus, dass es ein gemischtes Übereinkommen ist. Bei TTIP sind die Verhandlungen noch im Gange. Die Bedingungen des Nationalrates, die Bedingungen des Europäischen Parla­ments, die Bedingungen des Rates für ein derartiges Abkommen liegen auf dem Tisch, noch nicht aber die Verhandlungsergebnisse. Daher möchte ich schon sehr deutlich sa­gen: Wenn wir alle – und ich hoffe, alle – einen faireren Handel wollen, dann müssen wir den faireren Handel verhandeln. (Abg. Pirklhuber: Aber ohne Schiedsgerichte!) Oh­ne Verhandlungen gibt es keine Rahmenbedingungen zur Regelung der Globalisie­rung – und wir wollen die Globalisierung regeln, denn wenn wir sie nicht regeln, ge­winnt im Regelfall derjenige, der das Recht nicht einhält, der niedrigere Standards hat, niedrigere Löhne zahlt, gegenüber demjenigen, der höhere Standards hat. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wollen die Globalisierung nach unseren Werten, nach unserem Rechtsverständnis regeln, daher sagen wir Ja zu Verhandlungen. Alle Sorgen, alle Ängste, alle Resolu­tionen, die ich kenne, sind als Bedingungen des Europäischen Parlaments und des Ra­tes gemeinsam im Verhandlungsmandat an die Verhandler enthalten, und diese Be­dingungen sind die Grundlage der Bewertung der Verhandlungsergebnisse.

Ich frage mich die ganze Zeit – und da schließe ich an Frau Glawischnig an –: Warum soll am Ende eine Volksabstimmung stehen? Ich sage das ganz trocken: Vor wem fürchten wir uns eigentlich? – Fürchten wir uns vor uns Politikern, die wir sowohl im Europäischen Parlament als auch im nationalen Parlament das letzte Wort haben? (Abg. Stefan: Oder vor der Bevölkerung?) Fürchten wir uns vor unseren Bedingungen, die wir an die Verhandler gestellt haben? Fürchten wir uns vor unserer Qualität? Fürch­ten wir uns vor unseren Stärken? – Nein, davor fürchte ich mich nicht! Ich möchte die parlamentarische Demokratie stärken und nicht aushöhlen. Daher bin ich froh, dass das Europaparlament seit dem Lissabon-Vertrag mit in den Entscheidungsprozess ein­gebunden ist.

Ich möchte die europäische Qualität stärken, ich möchte die europäische Landwirt­schaft stärken, ich möchte unsere Stärken in der Wirtschaft und als Standort stärken, daher verhandeln wir, damit wir mit unseren Werten und mit unserem Recht die Globa­lisierung regeln können. Wer sich abschottet, verliert. Wir gehen auf die anderen zu,


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denn wir sind Exportweltmeister und wissen, was der freie Handel für die österreichi­sche Wirtschaft bedeutet: Wohlstand, Arbeitsplätze und soziale Gerechtigkeit! (Beifall bei ÖVP und NEOS.)

11.46


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Hübner. – Bitte.

 


11.46.27

Abgeordneter Dr. Johannes Hübner (FPÖ): Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Da­men und Herren! Geschätzter Kollege Karas, eine Frage kann ich Ihnen gleich beant­worten, nämlich die Frage, wovor Sie sich fürchten. Sie haben gesagt, wovor Sie sich nicht fürchten, Sie haben aber nicht gesagt, wovor Sie sich fürchten. Das ist aber ein­fach zu beantworten, denn – Sie haben es nicht erwähnt – das ist eine Entscheidung des Volkes, eine Entscheidung der Bevölkerung (Beifall bei der FPÖ), die gegen die Nomenklatura und gegen abgehobene Leute ist, die Dinge aus ideologischen Gründen einfach durchsetzen, egal, ob es für die Bevölkerung gut oder schlecht ist, und egal, ob es die Bevölkerung will oder nicht will. Das ist aber eine Politik, die Sie eigentlich nicht mittragen sollten, die Sie nicht vertreten sollten und die wir nicht nur nicht mittragen, sondern die wir aktiv bekämpfen werden. Wir sind der Ansicht, Demokratie und Arti­kel 1 unserer Verfassung, dass das Recht vom Volk ausgeht, sind keine leeren Phra­sen, sondern das sind Grundsteine unseres Handelns, das ist der zentrale Auftrag, den wir von der Verfassung, von den Wählern bekommen haben. Das, Herr Kollege Karas, gilt genauso für den jetzt leider nicht mehr anwesenden Herrn Minister Mitterlehner! (Beifall bei der FPÖ.)

Kollegin Korun von den Grünen hat in der vorangegangenen Debatte dankenswerter­weise sehr wichtige Sachen gesagt, nämlich, das Gebot von heute sei es, eine Politik jenseits von Sprechblasen und jenseits von bloßer symbolischer Politik zu machen. Das sollten wir uns alle ins Stammbuch schreiben lassen, Herr Kollege Karas, und nicht da­von reden, wir müssten internationale Dinge durch Verhandlungen klären, einen Wild­wuchs abstellen, Verhandlungen seien der Weg. Was gibt es denn noch zu verhan­deln? – CETA liegt seit Monaten abgeschlossen und ausverhandelt da. Es gibt ausver­handelte, abgeschlossene Verträge, zu denen wir nur noch das Handerl heben und Ja sagen dürfen, wie Sie meinen, oder zu denen wir das Handerl heben und Nein sagen müssten, wie ich meine. Da brauchen wir jetzt nicht die Leute für dumm zu verkaufen und noch von Verhandlungen und Verhandlungsmandaten zu reden – das ist gelaufen! Und TTIP ist – wenn Sie Kommissarin Malmström zuhören – weitgehend ausverhandelt, für Verhandlungen und Kompromisse ist kaum mehr Spielraum. Wir werden uns hier an CETA orientieren müssen, so wie es ausverhandelt daliegt, sind die Worte der Kom­mission.

Wir haben also nicht zu entscheiden, ob man noch verhandelt und redet, sondern wir haben zu entscheiden, ob die Dinge, die weitgehend ausverhandelt sind, die in den zen­tralen Fragen nicht mehr verhandelbar sind – das haben auch die Amerikaner darge­stellt –, Gesetz werden sollen. Wir haben nicht darüber zu entscheiden – wie desinfor­mativ, muss ich leider sagen, der Herr Wirtschaftsminister gesagt hat –, ob wir ein Al­banien werden wollen und zur Politik von Enver Hoxha zurückkehren. Das verlangt niemand, es will ja auch niemand in die Steinzeit zurückkehren. Natürlich braucht es Handeln, natürlich braucht es Wettbewerb, natürlich braucht es freie Marktwirtschaft, die Frage ist nur: Mit welchen Grenzen? Illimitiert? Brauchen wir die totale freie Markt­wirtschaft? – Die brauchen wir auch nicht, die ist auch in vielen Dingen reglementiert, unter anderem durch Antitrust-Bestimmungen und dergleichen, damit die freie Markt­wirtschaft eine solche bleibt.

Der Freihandel ist natürlich zu beschränken. Es macht ja schon das, was an Freihandel in Europa existiert, nicht überall Sinn. Es macht keinen Sinn, dass Wasser, genannt Mi-


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neralwasser, aus Italien und Frankreich nach Österreich geschifft wird, damit halt Vittel oder Perrier oder Sanpellegrino draufsteht, nur weil das Marken des Nestlé-Konzerns sind, der über Verträge mit den Handelsfirmen und mit der Gastronomie seine Wässer­chen unter seiner Marke hier absetzt. Das macht doch keinen Sinn, das ist ja keine nach­haltige regionale Politik, dass in ein Land, das von Wasser quasi überschwemmt ist, über Tausende Kilometer Wasser herbeigeschafft wird!

Genauso wenig macht es Sinn, dass wir gesalzene Butter aus der Normandie impor­tieren, weil der Danone-Konzern dahintersteht, und dafür unseren Käse nach Süd­frankreich oder nach Spanien exportieren. Wenn wir von regionaler Wirtschaft, regio­nalen Kreisläufen, regionaler Versorgung, Erhaltung der Strukturen sprechen, macht das keinen Sinn.

Es macht auch keinen Sinn, unsere Landwirtschaft mit einer agroindustriellen Land­wirtschaft, wie sie in den Vereinigten Staaten besteht, in einen freien Wettbewerb zu schicken. Das macht keinen Sinn! Wenn es dort Bundesstaaten gibt, in denen die durch­schnittliche Größe eines landwirtschaftlichen Betriebes bei 1 000 Hektar liegt – nicht in allen Staaten, aber in einigen Staaten –, dann macht es doch keinen Sinn, unsere Berg­bauern mit durchschnittlichen Betriebsflächen von 20 bis 25 Hektar in eine freie Wirt­schaft zu schicken. Es sei denn, wir sagen, wir brauchen sie nicht mehr, das Produkt muss am billigsten sein, wir kaufen dort ein, wo wir uns ein paar Cent ersparen. Dann enden wir dort, wo auch die EU-Landwirtschaftspolitik geendet hat: dass wir 20 Cent Abnehmerpreis für die Milch zahlen.

Das sind alles gescheiterte Systeme, und man kann sich diese gescheiterten Systeme am lebenden Modell in Nordamerika anschauen. Es gibt dieses nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA; das gibt es ja. Das Resultat war, dass in Mexiko sehr wohl ungefähr 90 000 Arbeitsplätze in der Montageindustrie, speziell von den großen amerikanischen Automobil- und Maschinenkonzernen, geschaffen worden sind, aber gleichzeitig sind die Existenzen von ungefähr 1,25 Millionen kleinbäuerlichen Maispro­duzenten zerstört worden; die sind heute arbeitslos und leben in den Slums. (Präsident Kopf gibt das Glockenzeichen.)

Ich komme zum Schluss. Wenn Kommissionspräsident Juncker sagt, machen wir ein­mal etwas, und wenn es keinen Aufschrei gibt, weil die Leute gar nicht verstehen, wo­rum es geht, dann machen wir so lange weiter, bis es keinen Schritt zurück gibt. So darf das nicht unsere Politik sein, sondern wir müssen jetzt Nein zu den vorliegenden Ergebnissen sagen! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.51


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Reimon, Mitglied des Europäischen Par­laments, zu Wort. – Bitte.

 


11.52.11

Mitglied des Europäischen Parlaments Michel Reimon, MBA (Grüne): Herr Präsi­dent! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ein Handelsabkommen, in dem große Wirtschaftsräume gemeinsame Standards beschließen und diesen vielleicht noch hochschrauben, wäre ja das Beste und Intelligenteste, das wir beschließen kön­nen. TTIP und CETA sind das beste Beispiel dafür, wie man es nicht macht! Bei TTIP kennen wir das Mandat und wissen wir, in welche Richtung es geht.

Wir haben ja ein Modell, in dem das halbwegs funktioniert: die Europäische Union. 28 In­dustrienationen setzen sich zusammen, erarbeiten in einem Parlament, in einer Kom­mission gemeinsame Standards. Dann kommen die Freiheitlichen, der Präsidentschafts­kandidat macht sich lustig darüber, dass die Zulassung von Landwirtschaftsmaschinen wie Traktoren, Traktorensitzen gemeinsam geregelt wird. – Ja, no na ned! Wollen Sie 28 nationale Regulierungen für Traktorensitze? Wollen die Freiheitlichen in diesem Par-


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lament die Zulassung von Traktorensitzen regulieren? – Bei 440 000 Arbeitslosen in Ös­terreich wollen Sie sich um Traktorensitze kümmern?! Das ist ein völliger Blödsinn! (Bei­fall bei den Grünen. – Abg. Stefan: Sie wollen ja eine Regulierung! – Abg. Neubauer: Das wichtigste Problem in Österreich: der Traktorensitz! Unglaublich!)

Was wir brauchen, ist eine gemeinsam Regulierung – was wir durch TTIP nicht bekom­men, ist genau das! TTIP wird keine gemeinsamen Standards schaffen.

Wenn von Regierungsseite gesagt wird, das Recht zu regulieren muss für den öster­reichischen Nationalrat aufrecht bleiben, dann stimmt das. Das wird bei TTIP passie­ren. Es wird nämlich eine gegenseitige Anerkennung verhandelt: Der US-Standard wird in der Union zugelassen, der europäische Standard wird in den USA zugelassen; beide gelten. Der österreichische, europäische Standard für die Produzenten bleibt aufrecht, für die Konsumenten und Konsumentinnen liegt aber auch das amerikanische Produkt im Supermarkt, beim Händler oder sonst wo. Das ist die gegenseitige Anerkennung, das ist der Verhandlungsauftrag, den die Regierung erteilt hat. Nichts anderes kann he­rauskommen, denn für die Kommission verhandeln Beamte, die nicht frei sind, die nicht irgendetwas entscheiden können. Sie haben einen Auftrag der Regierungen, auch des österreichischen Wirtschaftsministeriums, dass diese gegenseitige Anerkennung heraus­kommen soll.

Was bedeutet das? – Sie können im österreichischen Nationalrat tatsächlich für jede Branche, die von TTIP erfasst ist, in Zukunft die Standards heben. Das dürfen Sie nach TTIP, aber das bedeutet, Sie produzieren dadurch für die österreichischen Unterneh­mer Mehrkosten, höhere Kosten durch den höheren Standard, und machen die öster­reichische Wirtschaft weniger wettbewerbsfähig, weil Amerika ja immer noch nach sei­nen Standards nach Europa exportieren und seine Produkte zu den Preisen, zu denen sie produziert werden, bei uns im Supermarkt anbieten darf.

Das ist das, was TTIP macht. Sie werden keinen Standard in Österreich mehr heben kön­nen, weil Sie dadurch in der Konkurrenzsituation die österreichische Wirtschaft benach­teiligen. Das Recht zu regulieren werden Sie haben, nur nutzen werden Sie es nicht mehr können. – Das ist TTIP! (Beifall bei den Grünen.)

Das ist übrigens auch CETA und auch im Landwirtschaftsbereich. Wir, die Kommis­sion, im Auftrag der 28 Regierungen, abgestimmt mit der österreichischen Regierung, bieten aktiv an, den Landwirtschaftsbereich gegen den öffentlichen Beschaffungsmarkt der USA abzutauschen. – Sie können jeden Lebensmittelstandard in Österreich heben, Sie werden in Zukunft nur trotzdem US-Produkte hier haben!

Zu dem Argument der NEOS: Sie haben schon vollkommen recht, die teuren Biopro­dukte werden sich die Konsumenten, die teure Bioprodukte kaufen wollen, weiterhin leisten können. Das wird es geben, das wird nicht unter Druck kommen. Unter Druck kommen wird das Billigsegment, das absolute Billigsegment der Armen und Ärmsten. Dort ist der Druck, nicht bei den Luxuskunden; für diese Klientel wird es keine Proble­me geben.

Wir bieten – nein –, wir fordern, so muss man es sagen, von den USA im Rahmen von TTIP die gegenseitige Anerkennung bei Finanzmarktprodukten. Die Amerikaner haben 2008 ihre Finanzmärkte für Endkunden streng reguliert. In Europa haben wir das nicht geschafft; europäische Finanzmarktprodukte sind nicht so streng reguliert. Wir fordern im Auftrag der 28 Regierungen von den USA die Zulassung für europäische Finanz­marktprodukte, also das Aufbrechen der Regulierung. – Ich frage Sie: Ist das das Inter­esse Europas, die Finanzmärkte in den USA wieder zu deregulieren? Bieten wir dafür Zugang zu unseren Lebensmittelmärkten, damit unsere Banken drüben wieder schlechte Produkte verkaufen können?

Das sind schlechte Gegebenheiten für gemeinsame Märkte. Wir könnten gemeinsame Regulierungen schaffen, aber dann bitte mit Einbindung der Parlamente. Das steht jetzt


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nicht im Verhandlungsmandat, und deswegen ist das abzubrechen – abzubrechen, so wie der jetzige Verhandlungsstand ist, weil der Auftrag schlecht ist. Wenn Sie sich als Parlament ernst nehmen, dann erteilen Sie neue Verhandlungsaufträge für eine gemein­same Gesetzgebung, für gemeinsame Regulierungen, für gemeinsame hohe Standards, die man tatsächlich nach oben schrauben kann, ohne die Wirtschaft in einen selbstmör­derischen Wettbewerb um niedrigere Standards zu treiben! Dann kann man ein solches Abkommen machen, aber nicht so, wie es jetzt beauftragt ist. Das ist nicht zu retten. (Beifall bei den Grünen.)

Als Allerletztes: Der Investitionsschutz geht in genau diese Richtung. Es wird nicht ir­gendetwas von den Gerichten weggelegt. Sie werden verklagt dafür, dass Sie in die­sem Nationalrat Gesetze erlassen, wenn dieser Investitionsschutz kommt. Wir erleben das bis jetzt nur mit Dritte-Welt-Ländern, die auch von österreichischen Konzernen ver­klagt werden. Wir sollten nicht zulassen, dass gegen Sie als Nationalrat geklagt wird, weil Sie einen Standard heben, einen Umweltschutzstandard nach oben schrauben, ei­nen Sozialstandard nach oben schrauben oder sonst etwas. Das sollten Sie sich als österreichischer Nationalrat nicht wegnehmen lassen! – Danke. (Beifall bei den Grü­nen.)

11.57


Präsident Karlheinz Kopf: Nun ist das Mitglied des Europäischen Parlaments Frau Dr. Mlinar zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


11.57.27

Mitglied des Europäischen Parlaments Mag. Dr. Angelika Mlinar, LL.M (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Spoštovane dame in gospodje! Auch wenn sich in diesen Tagen andere Themen in den Vordergrund drängen, so erleben wir hier heute doch eine sehr leiden­schaftliche Europastunde, denn das Aufregerthema TTIP lässt niemanden kalt, und so viele Expertinnen und Experten, was Freihandel betrifft, wie in diesen Tagen hat es wohl selten gegeben.

Vorweg einige grundlegende Fakten zur Debatte rund um den Freihandel an sich:

Erstens: Der freie Handel steigert, ganz generell und nüchtern betrachtet, grundsätzlich sowohl das Wachstum als auch den Wohlstand in den beteiligten Ländern.

Zweitens: Österreich ist eine höchst erfolgreiche Exportnation, und darauf sind wir alle sehr stolz. Wir profitieren nachweisbar überproportional vom freien Handel, sei es seit dem EU-Beitritt, seit der Ostöffnung mit den neuen Mitgliedstaaten oder sei es mit Län­dern außerhalb der Europäischen Union.

Und drittens – und eigentlich ist das der wichtigste Punkt –: Länder, die untereinander freien Handel vereinbart haben, führen selten bis nie Kriege gegeneinander. Freier Han­del verbindet Menschen, Systeme und Länder und liefert schlicht einen guten Grund für Frieden.

Diese drei Punkte sind für mich klare Vorteile, sodass ich Freihandel in geordneten Bahnen immer schon befürwortet habe; geordnete Bahnen, das bedeutet für mich: ba­sierend auf klaren Vereinbarungen und klaren Regeln und im Interesse der Bevölke­rung.

Damit ganz konkret zu TTIP und CETA, den Handelsabkommen mit den USA und Ka­nada: Ich erwarte mir auch da die gerade erwähnten Vorteile, und ich erwarte mir auch da Verhandlungsergebnisse im Sinne der Bevölkerung. Dieses Vertrauen bringe ich auch den Verhandlerinnen und Verhandlern entgegen. Ich vertraue ihnen, dass sie im Sinne der Bevölkerung handeln.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 81

Für mich steht fest: TTIP hat globale Bedeutung. Es ist leichtsinnig und kurzsichtig, zu glauben, ohne dieses Abkommen bliebe in Europa alles, wie es ist. In Österreich hängt jeder zweite Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Export ab; allein etwa 100 000 Ar­beitsplätze sind direkt mit dem USA-Handel verbunden.

Nun aber zum eigentlichen Punkt meiner heutigen Ausführungen: Dass in dieser De­batte speziell in Österreich Sachverhalte zugespitzt und bewusst dramatisiert werden, ist kein Geheimnis. Ich glaube aber, wer sich nur noch empört, denkt schlicht nicht mehr nach, und das ist eine der Tragödien dieser Freihandelsdebatten. Ich habe oft den Eindruck, es geht mehr um Stimmung als um Fakten, mehr um Ideologie als um Wissen.

All dies bewirkt, dass ich mit einem Déjà-vu kämpfe, nämlich: Beim EU-Beitritt vor gut 20 Jahren hatten wir eine ähnliche Situation. Was war damals Gegenstand der De­batte? – Angst vor Blutschokolade, Farbstoffen aus Läusen und Gentechnik. Wenn wir zurückblicken, dann sehen wir, dass sich die Standards nicht gesenkt haben und auch der viel prognostizierte Untergang des Abendlandes nicht eingetreten ist. (Abg. Lugar: Aber Sie könnten etwas Sachliches sagen! Was halten Sie davon?)

Das Problem bei dieser Art der Diskussion ist die völlige Emotionalisierung und das be­wusste Schüren von Aggression (Abg. Lugar: Sagen Sie etwas Sachliches zum The­ma!) – Aggression, die dazu führt, dass sich die BefürworterInnen und deren GegnerIn­nen in einer Diskussion gegenseitig tatsächlich extrem angreifen. (Abg. Lugar: Sagen Sie etwas zum Thema!)

Ich war vergangene Woche bei einer Debatte zu diesem Thema, und die Emotionen sind dort fast übergekocht. Die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström erzählte mir von Morddrohungen, die sie bekommt. Der Wut- und Aggressionsspiegel nimmt be­ängstigende Ausmaße an. Ein vernünftiger Austausch von Argumenten und Meinun­gen findet tatsächlich kaum mehr statt. (Abg. Lugar: Na sagen Sie einmal etwas Ver­nünftiges!) Wir leben in Zeiten von massiver sprachlicher Gewaltanwendung, und ich sage Ihnen, meine Kolleginnen und Kollegen, dass das nicht sein kann. Wir reden von einem Freihandelsabkommen! Dass man da knapp bis an die Schwelle der sprach­lichen und tatsächlichen Gewalt kommt, ist eine Sache, die wir gemeinsam einbremsen müssen.

Wir Politikerinnen und Politiker haben tatsächlich den Auftrag, diese Emotionen hintan­zuhalten, die Ängste zu beruhigen und nicht, irgendeinen Punktesieg zu erreichen und dem Gegner ein Projekt zu ruinieren. Greifen wir daher ein und sorgen wir für eine De­eskalation dieser Debatte!

Ob bei der Lagerbildung gerade jetzt in der finalen Phase des Bundespräsidentschafts­wahlkampfes oder auch bei der Regierungsarbeit als solcher, zeigen wir alle den Men­schen, dass es auch anders geht! Ich hoffe, dass dies weder für die heutige Debatte noch für die Zukunft ein frommer Wunsch meinerseits bleibt.

Ich wünsche uns allen noch einen konstruktiven Austausch. Hvala lepa! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.02


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Abgeordneter Steinbichler gelangt als Nächster zu Wort. – Bitte. (Abg. Steinbichler begibt sich zum Rednerpult und stellt dort eine Tafel mit einer Fotografie eines Bauernhofes auf, vor welchem ein Schild mit der Aufschrift „Wegen US-Konkurrenz geschlossen“ steht. – Ruf bei der ÖVP: Oje! – Abg. Fekter: Ha­ben wir wieder das Palmöl?)

 


12.02.55

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Kolleginnen und Kollegen! Zuseherinnen und Zuseher auf


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 82

der Galerie und vor den Fernsehgeräten! – Jawohl, Frau Kollegin Fekter, die „Oberös­terreichischen Nachrichten“ von gestern solltest du lesen, die schreiben es bereits, da kannst du es dann schön langsam glauben! Palmöl wird heute noch ein eigenes Thema werden.

Ich hätte den leider nicht mehr anwesenden Vizekanzler Mitterlehner jetzt gerne ge­fragt, wie man sich hier herstellen und vor dem österreichischen Parlament sagen kann: Ich habe keine Kompetenz in Brüssel! – Das ist ja unerhört!

Gleichzeitig lese ich in den „Salzburger Nachrichten“, dass derselbe Herr Vizekanzler sagt: CETA ist ein gutes Abkommen, der Handelsvertrag ist nahe am Ziel! – Herr Staats­sekretär Mahrer, vielleicht kannst du diese Frage weiterleiten.

Es war aber auch bezeichnend, was gerade vorhin Kollegin Mlinar gesagt hat. Ich war immer schon davon begeistert, wie blind sie der Globalisierung nachläuft – wahrschein­lich gibt es noch höhere Ehren als ein EU-Mandat –, aber, Frau Kollegin Mlinar, ich ha­be dir extra die heutige Ausgabe des „WirtschaftsBlatts“ mitgebracht, und du kannst gerne darin lesen, wie „begeistert“ die Manager in Österreich von TTIP und CETA sind, nämlich: 70 Prozent halten nichts von TTIP und CETA, sie halten diese Abkommen für keinen Gewinn; EU-weit sind es 71 Prozent.

Wenn ihr sagt, dass ihr die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertretet – und da darf ich auch gleich Frau Kollegin Winzig mit einladen, das zu tun, denn sie tut dies als Vertreterin der Wirtschaft, vor allem der kleinen Wirtschaft, in Vöcklabruck derzeit nicht –, dann möchte ich da etwas Realität hereinbringen: Dieses Bild (auf die auf dem Redner­pult stehende Tafel zeigend) hat ein Vöcklabrucker Unternehmer ins Internet gestellt, und darauf heißt es: „Wegen US-Konkurrenz geschlossen“. Man kann es um die aktu­elle Preisliste von Wedl – auch aus Vöcklabruck – ergänzen. (Der Redner stellt eine wei­tere Tafel auf das Rednerpult, auf welcher eine Preisliste von Wedl abgebildet ist, wo unter der Überschrift „Steak-Weltmeister“ mehrere bepreiste Fleischstücke zu sehen sind.) Da heißt es: „Steak-Weltmeister“.

Wir reden ja so, als ob wir jetzt in einer heilen Welt lebten. Sepp Schellhorn glaubt im­mer noch, dass in Salzburg die Biobauern an die Hotellerie liefern. Lieber Sepp, du schaust dir das Plakat an, du musst dich aber mit der Realität beschäftigen! 80 Prozent der Bioprodukte kommen aus dem Import.

Ich darf heute mit Freude eine Gruppe des Bauernmarktes Regau unter Obmann Schwarz begrüßen, die sich diese Diskussion auf der Galerie mit Interesse anhört. (Bei­fall bei Team Stronach, FPÖ, Grünen und NEOS.) Auf dem Regauer Bauernmarkt bie­ten über 40 Aussteller aus dieser Region ihre Produkte an. Nur: Hier sieht man (auf die auf dem Rednerpult stehende Tafel zeigend), wie aggressiv derzeit der Markt umwor­ben wird. Hier auf dieser Preisliste mit der Überschrift „Steak-Weltmeister“ sind sieben Gebiete angeführt: Japan, Europa, Südamerika, Nordamerika, Afrika, Australien und Asien, und auf der Speisekarte steht dann meistens – Herr Präsident Schultes, du wirst ja heute noch zu diesem Thema sprechen –: Produkte aus der Region, erzeugt nach heimischen Grundsätzen, nachhaltig und im Einklang mit der Natur. – Das ist das Pro­blem, das unsere Betriebe, unsere kleinen Gewerbebetriebe, unsere Arbeitnehmer ha­ben!

Frau Kollegin Mlinar, ich habe hier eine Internetmeldung zur Fließbandarbeit in den USA, Geflügelindustrie. „Arbeiter in der US-Geflügelindustrie müssen Windeln tragen“, weil sie keine Pause kriegen, damit sie aufs WC gehen können.

Sind das die Arbeitnehmerstandards, die Sie in Österreich einführen wollen? Ist das die Politik, die wir unterstützen wollen? (Beifall bei Team Stronach, FPÖ und Grünen. – Abg. Schieder: Nein …!) – Danke, Herr Kollege Schieder.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 83

Ich habe damals dem jetzt ausgeschiedenen Kanzler Faymann die Hand gegeben, weil ich damals schon der Meinung war, auf die ÖVP können wir uns in dieser Sache nicht verlassen. Ich habe es satt, dass Minister Rupprechter sagt: Na ja, jetzt wackelt das Ab­kommen!

Und zu diesen berühmten roten Linien: Hermann Schultes, vielleicht kannst du heute Nachmittag einmal klarstellen, was diese rote Linien sind, oder Präsident Jakob Auer; das wäre interessant. Diese roten Linien müssen etwas ganz Gefährliches sein. Ich weiß nicht, hat das schon etwas mit der Vorahnung zu tun gehabt, dass es einen neu­en Bundeskanzler geben wird? (Zwischenruf des Abg. Auer.) Ich habe keine Ahnung, aber die roten Linien sind gefährdet. Vielleicht kann es Elisabeth Köstinger erklären. Die will ohnehin Ministerin werden, dann haben wir einen Ansprechpartner in Öster­reich. Das wäre interessant.

Definiert bitte einmal, was die roten Linien sind! Wir wissen ja gar nicht, was da bei CETA, TTIP und Co verhandelt wird. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist ja das Pro­blem! (Beifall beim Team Stronach.) Und dann heißt es: Gehts ins Wirtschaftsministe­rium und schauts euch die Akten an, aber aufschreiben dürft ihr nichts, fotografieren dürft ihr nichts!

Und jetzt komme ich zu einem weiteren Punkt: Kommissar Hogan war hier in diesem Haus. (Zwischenruf des Abg. Eßl.) – Ja, Präsident Eßl, du bist ja der Beste: Du hast an­geblich die Militärmusik gerettet, hast aber gar nicht gewusst, dass du dagegen ge­stimmt hast! Dir glaube ich besonders viel. (Beifall bei Team Stronach und FPÖ.)

Aber eines darf ich dir schon sagen: Du bist wahrscheinlich einer, der in Salzburg für g.g.A. wirbt, für geschützte geografische Angaben, für einen Tiroler Speck aus hollän­dischem Fleisch, mit tschechischem Buchenholz geräuchert, und du gibst dann das Pi­ckerl „Produkt aus Österreich“ drauf. – Was wir da haben, sind keine Schutzmarken.

Wir gehen ungeschützt in diese Globalisierung. Wir gehen ungeschützt in diesen Markt. Wir dürfen unsere Landwirtschaft, unsere Konsumenten, unsere regionalen Arbeitsplät­ze, unsere Firmen nicht dieser Globalisierung opfern. Das ist das Entscheidende! (Bei­fall beim Team Stronach.)

12.08


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Frau Graswander-Hainz, Mitglied des Euro­päischen Parlaments, zu Wort. – Bitte.

 


12.08.26

Mitglied des Europäischen Parlaments Karoline Graswander-Hainz (SPÖ): Sehr ge­ehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! – Oh, Sie haben etwas ver­gessen, Herr Abgeordneter! (Abg. Steinbichler holt seine noch auf dem Rednerpult ste­henden Tafeln.) – Bitte schön, nehmen Sie sie gerne mit!

Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Abgeordnete! Ich möchte mich für die Möglichkeit bedanken, hier zu diesem Thema zu sprechen. Es ist, so scheint es uns allen, sehr wichtig. Ich möchte mich aber besonders bei den Abgeordneten der grünen Parlamentsfraktion dafür bedanken, dass sie eine Debatte über dieses Thema hier in diesem Haus überhaupt ermöglicht haben. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Mit Fußball kenne ich mich nicht so gut aus, ich bleibe bei dem Ausschuss, in dem ich arbeite, dem Ausschuss für Internationalen Handel. Dort beschäftige ich mich mit be­reits bestehenden, aber auch mit neuen, geplanten und sich in Verhandlung befindli­chen Abkommen.

Die Staaten Europas und die Europäische Union selbst haben schon unzählige Ab­kommen beschlossen, aber bei den Bürgerinnen und Bürgern hat das eigentlich wenig


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 84

Interesse hervorgerufen. Bei CETA und TTIP ist jetzt alles anders, und ich finde das gut so. Wir müssen auch die Menschen, die von diesen Handelsabkommen direkt be­troffen sind, miteinbeziehen. Wir sollen hinschauen, das zum Thema machen. Wir sol­len kritisieren, wir sollen diskutieren, und wir sollen Lösungen finden.

Handelspolitik geht uns alle an, und sie muss zum Wohle aller sein. Eine sozial ge­rechte und ökologisch nachhaltige Handelspolitik hätte das Potenzial, ein Fundament für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze zu schaffen, wie wir es ja wollen und wie es dem Konzept einer zukunftsfähigen und überlegten Politik entsprechen würde.

Die EU-Mitgliedstaaten und die EU-Kommission sind gerade bei CETA und TTIP auf­gerufen, daraus zu lernen. Haben wir den Mut, über die Ausrichtung neuer Handelsprä­ferenzen in Zukunft breiter, offener und im Sinne unserer Gesellschaft zu sprechen!

Ich kenne die Argumente und Bedenken, und auch ich als Kritikerin muss eingestehen: Noch kein europäisches Handelsabkommen war je so transparent, wie es TTIP ist! Aber ich frage mich: Warum? – Weil es die EU-Kommission oder weil es Amerika so wollte oder weil den EU-Mitgliedstaaten plötzlich eine transparentere Handlungsfüh­rung wichtig war? – Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist einzig und allein dem Druck der Öffentlichkeit und dem Europäischen Parlament zu verdanken, dass die EU-Kommission in Sachen Transparenz einen Schritt auf uns zugegangen ist. Und ja, ich gebe zu, es ist ein Zugeständnis der EU-Kommission, und es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Die neuesten Enthüllungen von Greenpeace haben aber gezeigt, dass die Verhand­lungspositionen von Europa und Amerika viel zu weit auseinanderliegen. Obwohl nun bereits seit drei Jahren intensivst verhandelt wird, sehe ich weder einen konkreten Fort­schritt noch eine Annäherung; von beiden Seiten ist da gar nichts zu sehen. Es macht nicht den Anschein, als hätten die USA vor, ihren Protektionismus, beispielsweise bei der öffentlichen Auftragsvergabe, aufzugeben und überhaupt ihre Märkte für uns zu öff­nen. Genau darüber verhandelt die Europäische Union schon seit über 20 Jahren, und es ist eigentlich kein Erfolg sichtbar.

Nicht nur hinsichtlich der öffentlichen Auftragsvergabe, auch hinsichtlich der geografi­schen Herkunftsangabe und der Dienstleistungen verhalten sich die USA sehr, sehr zu­rückhaltend und sehr wenig ambitioniert. Die sensibelsten Bereiche werden sowieso bis zum sogenannte Endgame aufgeschoben. Aus diesem Grund glaube ich auch, dass ein Abschluss zur Regierungszeit von Präsident Obama überhaupt nicht infrage kom­men wird.

Den Vertreterinnen und Vertretern der EU-Kommission und den Vertretern der Indus­trie, die immer wieder sagen, was für einen Vorteil uns TTIP bringen wird, dass wir da­durch ein Wirtschaftswachstum haben werden und Arbeitsplätze gewinnen werden und dass sich Europa nur so an der Spitze der Weltwirtschaft wird halten können, möchte ich gerne sagen: Für jede Studie, in welcher der Nutzen von TTIP gepriesen wird, gibt es eine andere Studie, die von einem geringen Wachstumsimpuls spricht oder sogar den Verlust von europäischen Arbeitsplätzen in den Raum stellt. Also nicht nur die man­gelnde Transparenz, sondern auch andere wichtige Punkte in CETA, das bereits aus­verhandelt ist, und in TTIP, das geplant ist, sind für mich absolut nicht akzeptabel.

Erstens stelle ich mich vehement gegen den Investorenschutz. Investorenschutzinstru­mente sind nur für ausländische Unternehmen und nicht für Bürgerinnen und Bürger oder inländische Unternehmen möglich. Ich will keine Zweiklassengesellschaft und auch keine Zweiklassengerichtsbarkeit in Europa. (Präsident Kopf gibt das Glockenzeichen.)

Zweitens: das Primat der Politik. Die öffentliche Daseinsvorsorge und unsere hohen Standards sind auch nicht geschützt.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 85

Einen letzten Satz lassen Sie mich noch sagen: Ja, Handelspolitik ist wichtig, aber sie muss fair sein, sie muss nachhaltig sein, sie muss sozial gerecht sein, und es braucht auch den Rückhalt der nationalen Parlamente, damit wir in eine Zukunft gehen können, die sicher ist. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

12.14


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Schultes. – Bitte.

 


12.14.17

Abgeordneter Ing. Hermann Schultes (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätz­ter Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren im Hohen Haus! (Abg. Kogler: Sagen Sie etwas zum Vorsorgeprinzip und zur Gentechnik!) Zuerst einmal sa­ge ich etwas zu den Mitarbeitern der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Ich freue mich, dass ich sie hier im Haus begrüßen darf. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abge­ordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Meine Damen und Herren! TTIP ist ein Thema, das uns in der Landwirtschaft sehr beschäftigt, sehr bewegt und das uns große Sorgen macht. Wir wissen, dass wir nur dort wettbewerbsfähig sind, wo wir zu den Besten gehören und wo es Unternehmen gibt, die ihre Produkte zu den Menschen bringen, die das Beste wollen, bezahlen und es wertschätzen. Da haben wir im Augenblick eine schwere Krise. Daher ist es schwer, in so einer Zeit über Themen zu reden, die noch mehr Markt bedeuten könnten. Des­halb ist es wichtig, dass wir unsere Positionen sehr klar darlegen.

Bei uns in Österreich ist es verboten, Fleisch zu verkaufen, das von hormonbehandel­ten Rindern ist. – Das ist so, das bleibt so, und dafür stehen wir! In Österreich ist es verboten, gentechnisch veränderte Tiere anzubieten, zu verkaufen. – Das bleibt so, da­für stehen wir! In Österreich ist es verboten, gentechnisch veränderte Pflanzen anzu­bauen, das haben wir in diesem Haus mit Zweidrittelmehrheit abgesichert. – Das ist so, das bleibt so, dafür stehen wir!

Ja, wir legen Wert auf das Vorsorgeprinzip, und das bedeutet: Nur das, was vorher als unbedenklich eingestuft wird, darf nachher auch an den Kunden gebracht werden.

Wir leben in einer Zeit, in der Marktöffnung ständig stattfindet. Ich lebe an der slowa­kischen Grenze, ich habe schon etliche Marktöffnungen erlebt: EU-Beitritt, EU-Erweite­rung, EU-Beitritt der Slowakei, dann Euro in der Slowakei, und jetzt die weitergehen­den Schritte mit der Ukraine und die weitergehenden Schritte beim Mercosur-Abkom­men. – Wir reden die ganze Zeit über diese Themen und müssen ständig darum kämp­fen, uns anzupassen.

Marktöffnung bedeutet, sehr genau zu wissen, was wir zu schützen haben. Wir brau­chen jedes Mal die Verhandlung über Quoten und darüber, wie sie funktionieren. Sie alle wollen, dass wir in schwierigen Zeiten Sicherheit haben, daher ist es wichtig, Stär­ke und Zucker zum Beispiel zu schützen – nicht nur die Industrie, sondern auch, dass es bei uns auf den Äckern wächst. In der Krise hat man nur das, was auf dem Acker draußen wächst. Deswegen ist es wichtig, da sehr genau zu sein und darauf zu ach­ten. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wissen, dass heute viel mehr in Bewegung kommt, als es früher üblich war – In­ternethandel, die Leute kennen sich in der Welt aus –, daher ist es für uns wichtig, den Menschen Sicherheit zu geben, was Herkunft betrifft, damit sie wissen, woher etwas kommt.

Täuschungsschutz ist ein wichtiges Thema, auch in all diesen Verhandlungen. Wenn das nicht sauber geregelt ist, dann werden wir für diese Abkommen nicht zu haben sein. Deswegen ist völlig klar, dass wir all diese Punkte, die ich jetzt aufgezählt habe, als rote Linien sehen und deren Einhaltung für uns grundsätzliche Bedeutung hat. Wenn das nicht passt, dann passt das ganze Abkommen nicht.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 86

Bei CETA können wir uns schon anschauen, was das bedeutet: Da haben wir Quoten, da haben wir Regelungen. Die Kanadier fürchten sich vor unserer Milch und unserem Käse, daher haben sie Quoten dafür verlangt. Wir haben beim Fleisch Quoten verlangt. Das steht drinnen, das war ganz am Anfang außer Streit gestellt, und daher hat das Verfahren, die Verhandlung bei CETA anders laufen können. Es gibt bei CETA ein paar Punkte, die wir vor der Beschlussfassung in Österreich sicher noch diskutieren müssen, aber grundsätzlich kann man davon schon etwas lernen.

Tatsächlich ist es so, dass bei TTIP sehr viele nicht mitbekommen haben, worum es geht. Bei TTIP haben wir als Landwirtschaft Österreich der amerikanischen Botschaf­terin Wesner am 10. Oktober bei einem Besuch auf einem Bauernhof – mit unseren bäu­erlichen Abgeordneten – klipp und klar erklärt, was unsere Position ist, was die beson­deren Knackpunkte sind. Sie hat das brav transportiert, nur in den Verhandlungen fin­det sich das nicht.

Die Kollegen, die für Amerika verhandeln, nehmen nicht ernst, was in Europa der Rat, die Regierungen, das Parlament und wir festgelegt haben. Nur, der Punkt ist der: Wir stehen für die bäuerliche Welt in Österreich, wir stehen für die Konsumenten, und wir bäuerlichen Abgeordneten stehen für die Kompetenz in den Punkten, die ich vorhin auf­gezählt habe.

Sie können sich einer Sache sicher sein: Wenn dieses Abkommen, TTIP zustande kommt, worüber ich große Zweifel hege, und wenn es dann hierher ins Haus kommt, dann werden wir darauf achten, dass es für die Landwirtschaft passt. Wir spielen kein Theater, wir reden dort, wo es notwendig ist, und wir reden dann, wenn es notwendig ist. Dafür bedanke ich mich bei meinen Kollegen, denn die stehen eisern dazu und wis­sen ganz genau, was sie wollen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es geht darum (Präsident Kopf gibt das Glo­ckenzeichen), die unverhandelbaren Positionen klarzustellen. Das haben wir getan.

Ja, wir haben eine Krise, aber das ist eine ganz andere Krise. Die österreichische Land­wirtschaft ist akut in der Krise. Wir brauchen sehr rasch Hilfe. Wir brauchen Hilfe für jene Bauern, deren Betriebe frostgeschädigt sind – darüber verhandeln wir beim nächs­ten Tagesordnungspunkt –, und wir brauchen auch Hilfe in der Frage der Sozialversi­cherungsbeiträge. Außerdem ist der Agrardiesel viel zu hoch besteuert, da brauchen wir das, was für Ungarn und Frankreich gilt.

 


Präsident Karlheinz Kopf: Den Schlusssatz bitte, Herr Abgeordneter!

 


Abgeordneter Ing. Hermann Schultes (fortsetzend): Danke, Herr Präsident! – Wir brau­chen Kunden, die uns treu bleiben, weil wir ihnen auch treu bleiben. Was wir verspre­chen, das halten wir.

Wir bitten Sie nur: Kaufen Sie das auch, damit Sie etwas davon haben! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

12.19


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Kassegger. – Bitte.

 


12.20.02

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekre­tär! Es ist jetzt auch schon viel über Inhalte gesprochen worden. Auf diese möchte ich jetzt noch kurz eingehen, und zwar: Ich habe eben kein Vertrauen, dass entsprechen­de Punkte da gut ausverhandelt werden. Ich bin nicht davon überzeugt, dass die Kon­zernklagerechte nicht kommen – also ich bin überzeugt davon, dass sie kommen. Ich bin nicht überzeugt davon, dass das Vorsorgeprinzip nicht ausgehebelt wird. Ich bin


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auch überzeugt davon, dass es sehr wohl zu Veränderungen und Verschlechterungen der Lebensmittelstandards kommt.

Ich bin auch überzeugt davon, dass beim Verbraucherschutz die Zustände schlechter werden. Ich bin sogar sehr kritisch, wenn es darum geht, Auswirkungen auf die Arbeits­platzsituation in Europa abzuschätzen. Es gibt da Beispiele – Kollege Hübner hat sie schon genannt –, es gibt auch Studien, zum Beispiel der Tufts University, die besagen, dass in Europa deutlich Arbeitsplätze verloren gehen werden und dass wir keine Ar­beitsplätze dazugewinnen werden.

Ich möchte ein bisschen über das Prozedere sprechen. Es ist natürlich richtig, was Kommissarin Malmström sagt, dass die Verhandlungen auf der Grundlage eines Man­dats der Regierungschefs durch die Kommission durchgeführt werden. Ich frage mich: Was hindert unseren Regierungschef, nach Brüssel zu fahren und zu sagen, ich schrän­ke das Mandat ein, ich ziehe das Mandat zurück? – Es wird hier in Österreich immer eine exponierte Kontra-TTIP-Haltung eingenommen, in Brüssel wird dann leider ganz anders gesprochen.

Letztlich ist das ganze Werk meines Erachtens ein Werk von Großkonzernen für Groß­konzerne, ein Werk, das auch einen Geist widerspiegelt, einen amerikanischen Geist. Es sagt auch Nobelpreisträger Stiglitz dazu, alle amerikanischen Freihandelsabkom­men bieten in Wirklichkeit keinen freien Handel, sondern sind von den mächtigsten Wirtschaftslobbys der Welt gesteuerte Handelsabkommen, durch die letztlich die Prei­se für die Verbraucher in die Höhe getrieben werden und letztlich vor allem auch die Parlamente entmachtet werden.

Das ist jetzt der Punkt: Die Grünen haben ja das Thema dieser Aktuellen Europa­stunde begehrt, und ich möchte schon zwei Sätze zum Wunsch des Präsidentschafts­kandidaten der Grünen nach den Vereinigten Staaten von Europa sagen. Was hieße das jetzt konkret, die Vereinigten Staaten von Europa: ein Zentralstaat mit einer Zen­tralregierung in Brüssel, die Abschaffung der „bösen“ Nationalstaaten? Was hieße das jetzt ganz konkret in dieser Diskussion über TTIP zum Beispiel, wenn wir das tat­sächlich verwirklichen? – Wir Freiheitliche sind natürlich explizit stark dagegen. – Das hieße, wir bräuchten uns hier gar nicht über TTIP zu unterhalten, weil das gar nicht in unseren Kompetenzbereich fällt, sondern von 20 Kommissaren in Brüssel entschieden und mit amerikanischen Verhandlern verhandelt wird. Es kommt also gar nicht zu uns.

Das Gleiche hätte gegolten für Dinge wie ESM, wie Bargeldverbot (Abg. Kogler: Geh bitte!), wie EU-Grenzmanagement, Türkei-Deal, Beitritt der Türkei et cetera. Es muss uns bewusst sein: Mit den Vereinigten Staaten von Europa wird das in Brüssel ent­schieden, und wir haben da nichts mitzureden! (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist nicht unser Zugang zu Demokratie – Demokratie, die Macht des Volkes. Das ist nicht unser Zugang, wenn demokratische Mitbestimmung in solchen Vereinigten Staa­ten von Europa darauf reduziert wird, dass wir alle fünf Jahre ein Kreuzerl machen dür­fen und wählen können zwischen Juncker oder Schulz oder Karas – alles übrigens Un­terstützer von Van der Bellen. (Abg. Obernosterer: Was war das jetzt?)

Noch einmal: Das ist nicht unser Zugang zu Demokratie, wenn wir darauf beschränkt werden, alle fünf Jahre ein Kreuzerl machen zu dürfen. Wir Freiheitliche wollen das nicht, deswegen sind wir dem gegenüber sehr kritisch. Wir Freiheitliche sind der Mei­nung, dass das Recht vom Volk ausgeht und dass in elementaren Dingen, die das Zu­sammenleben regeln, die Letztentscheidung beim Volk zu liegen hat. Die Vereinigten Staaten von Europa wären das genaue Gegenteil davon. (Beifall bei der FPÖ.)


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12.24


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Pirklhuber. – Bitte.

 


12.24.25

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Sie haben gerade gehört, Kollege Kassegger hat gemeint, Europa sei nicht die Lösung. Wir ha­ben heute dieses Thema TTIP und CETA unter ein klares Motto gestellt, nämlich unter das Motto „Fairer Handel statt Konzernherrschaft!“. Herr Kollege Kassegger, das ist ja der Grund: weil wir ein starkes Europa brauchen, das genau denen Einhalt gebietet, die heute Global Players sind. Das können Sie hier im Nationalrat allein nicht gestalten!

An dieser Stelle ein Dank an die Europa-Abgeordneten für ihre Arbeit, dass wir auch hier stärker zusammenarbeiten, dass wir die Diskussion führen, parlamentarisch füh­ren, demokratisch führen – das ist die Herausforderung: das Primat der Politik! (Beifall bei den Grünen.)

Dafür kämpfen wir, meine Damen und Herren, damit BürgerInnenrechte, ökologische und soziale Rechte nicht ausgehöhlt werden durch jene „Heuschrecken“, die nichts an­deres im Sinn haben, als ihre Profitraten zu steigern. Das kann nicht die Zukunft Euro­pas sein! Und dafür gibt es gute Belege, nämlich wissenschaftliche Belege: Naomi Klein, Colin Crouch, auch Joseph Stiglitz als US-Ökonom und Nobelpreisträger. Ja, sie haben gesagt, der faire Handel gehört gestärkt. Das ist die Agenda, die wir in Europa brauchen: den fairen Handel zu stärken, um nämlich die Zukunft Europas zu gestalten.

Das ist nämlich die Frage – und die ist an die Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, an den Herrn Minister und den Herrn Staatssekretär gerichtet –: Brauchen wir wirklich für die Zukunft Europas, für die soziale Sicherheit und den wirtschaftlichen Zusammen­halt TTIP und CETA?

Schauen wir uns doch die Fakten an! Was sagen denn Ihre Ökonomen, sozusagen die Apologeten dieses Weges? – 0,04 Prozent zusätzliches BIP, zusätzliches Wachstum soll es bringen. 0,04 Prozent jährlich – und das möglicherweise erst in zehn Jahren! Und wie viele Arbeitsplätze? – Kommissarin Malmström hat es hier im Hause bei der Aussprache gesagt: für Österreich ungefähr 25 000 Arbeitsplätze. (Abg. Kogler: Das ist lächerlich!) Ja, aber da ist noch nicht gegengerechnet, wie viele Bäuerinnen und Bauern aufhören müssen, wie viele kleine und mittlere Unternehmen aufgrund dieser Veränderungen werden aufhören müssen, das ist die Realität. – Also kaum Effekte!

Und wie wichtig sind TTIP und CETA auf der anderen Seite für die transnationalen Konzerne? – Das hat der Herr Minister nicht richtig argumentiert. Er hat zwar recht, wenn er sagt, Coca-Cola sei sowohl in Europa als auch in den USA auf dem Markt, was er aber nicht dazugesagt hat, ist, dass die Rezepturen von Coca-Cola nach euro­päischen Standards anders aussehen, andere Beistoffe und Zusatzstoffe erlaubt sind als in den USA. Und das wurmt den Konzern. Ähnlich ist es in anderen Bereichen – es ist eine ganz breite Palette –, und daher ist das oberste Interesse, und zwar nicht nur der US-, sondern auch der europäischen Großkonzerne, die regulatorische Koopera­tion, die Zusammenarbeit und Harmonisierung von Vorschriften, Regeln und Gesetzen.

Meine Damen und Herren, wenn das DuPont, Monsanto, BASF, Bayer, Syngenta oder Nestlé machen, dann kann man sagen, okay, das sind die Interessen der Industrie und der Großkonzerne. Wir Parlamentarier müssen aber schauen, dass die Interessen der Menschen nicht unter die Räder kommen, nicht unter die Räder dieser Konzerne – die ihre legitimen Interessen vertreten, aber wir haben die bürgerlichen, staatsbürgerlichen Interessen zu vertreten, nämlich erstens, das Vorsorgeprinzip wirklich zu schützen. Die­ses kann und darf in Europa nicht abgeschafft werden. Das ist eine große Errungen­schaft, die auch in den europäischen Verträgen niedergeschrieben ist. Das Vorsorge­prinzip ist kein Lippenbekenntnis von irgendwelchen Grünen oder ökologisch und so­zial orientierten Abgeordneten, es ist Teil der europäischen Verträge. Es ist Teil unse­rer gemeinsamen gesetzlichen Grundlagen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 89

Die Konzerne wollen eines: Beschleunigung der Zulassung von Gentechnikkonstruk­ten, und sie wollen diesen Klagemechanismus einführen. Sie wollen ganz einfach die­se Rechte durchsetzen, und das heißt: politische Macht erringen! (Abg. Kogler: Ge­nau! Das ist in CETA auch drinnen!) Wenn man Staaten klagen kann, wenn man auf die Regulation und auf Gesetze direkten Zugriff hat, dann bedeutet das mehr Macht für die Konzerne, weniger Macht für die Parlamente. Und dagegen gilt es offen und klar auf­zutreten, meine Damen und Herren!

Und wenn die Kommission dann hergeht und Broschüren herausgibt – mein Kollege Walser hat das sehr gut aufgezeigt – und Broschüren in den Schulen verteilt werden, die klipp und klar die Unwahrheit erzählen, und das mit europäischen Steuergeldern fi­nanziert wird, dann sage ich: Stopp, Herr Minister! Da muss die Regierung ein klares Stopp sagen, und ich hoffe, dass die neue Bildungsministerin solche Pamphlete in Kür­ze abstellen wird. (Präsident Kopf gibt das Glockenzeichen.)

Ich komme zum Schluss, meine Damen und Herren: Wir müssen ganz klar CETA hier im Parlament stoppen, denn das ist eine Blaupause für TTIP, und wir müssen auch der EU-Kommission das Verhandlungsmandat entziehen. Das wird die Herausforderung der nächsten Wochen und Monate sein. Und als Basis dafür – das ist das Letzte, was ich noch sage, Herr Präsident – müssen wir die parlamentarische Enquete mit der Zivil­gesellschaft, die meine Kollegin Glawischnig in der Präsidiale schon positiv eingefor­dert hat, umgehend auf den Weg bringen. Das ist der Punkt! Da können wir dann als Abgeordnete persönlich dazu beitragen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

12.29


Präsident Karlheinz Kopf: Es ist unglaublich, wie lang letzte Sätze sein können.

Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Pock. – Bitte.

 


12.30.28

Abgeordneter Michael Pock (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuse­her! Es wurde vieles über die beiden Freihandelsabkommen gesagt, und ich möchte das jetzt auch nicht wiederholen. Ich möchte über drei Grundhaltungen reden, die so­wohl den Nationalrat wie auch das Europäische Parlament, meiner Meinung nach ganz Europa betreffen. Der erste Begriff ist Selbstvertrauen, der zweite Begriff ist Mut, und der dritte Begriff ist dann tatsächlich auch Transparenz. In allen drei Bereichen können wir in Österreich direkt beginnen und können diese auch nach Europa tragen.

Ich verstehe gerade das, was vonseiten der freiheitlichen und der grünen Fraktion vor­getragen wurde, tatsächlich weitestgehend nicht, denn es hört sich für mich sehr Mit­leid erweckend an, es hört sich sehr klein an, es hört sich sehr schwach an. Es hört sich so an, als wären wir nicht Kraft in Österreich und wären wir nicht Kraft in Europa. Mir kommen manchmal wirklich fast die Tränen, wenn ich Ihnen zuhöre – allerdings weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. (Abg. Neubauer: Brauchst ein Taschen­tuch? – Ich hätt’ eines!)

Die Frage ist für mich tatsächlich: Warum ist das so? Europa hat eine um 3 000 Milliar­den US-Dollar höhere Wertschöpfung als die Vereinigten Staaten. Wir haben 180 Mil­lionen Einwohner mehr – und somit auch, aus Sicht eines Freihandelsabkommens, Konsumentinnen und Konsumenten. Die USA sind von der Fläche her doppelt so groß – das ist das Einzige, was sie, was den Freihandel betrifft, tatsächlich an relevan­ter Größe zusätzlich mitbringen können. Wir sind zumindest gleichberechtigter Partner bei Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten. Und deswegen ist es auch so enorm kompliziert: weil Europa in einer anderen Verhandlungsposition ist als üblich. Es ist kein Entwicklungsland, wo wir die Bedingungen vorgeben, sondern es ist ein langwie-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 90

riger, Jahre dauernder Prozess. Ich kann Ihnen nur sagen, hier im Parlament und für Eu­ropa: Mehr Selbstvertrauen! Das ist das, was ich mir wünsche. (Beifall bei den NEOS.)

Der zweite Punkt, den ich angesprochen habe, ist die Frage des Mutes. Was hier an Kritik kommt – von der Behauptung, die Europäische Union werde uns ohnehin das Schlechteste bringen, über die Forderung nach einem sofortigen Abbruch der Verhand­lungen, wobei man teilweise das Ergebnis gar nicht kennt –, das führt aus meiner Sicht zu einem Status quo, in dem wir verharren wollen. Das führt dazu, dass wir uns also heute sagen, dass sich unsere Wirtschaft, der Bereich der Innovationen, der Bereich der Arbeitsplätze, die Verzahnung zwischen westlichen Demokratien in den nächsten 20, 30, 40, 50 oder 100 Jahren überhaupt nicht bewegen sollen. Das ist das, was Sie wollen.

Sie sagen, eine weitere Vertiefung der Kooperation – und ein Freihandel ist per se nur eine weitere Vertiefung von Kooperation, die Verhandlungsergebnisse stehen nicht fest, aber es geht um Kooperation –, das wünschen Sie sich nicht. Sie wünschen, das Er­gebnis nicht abzuwarten, sondern abzulehnen. Hätte dieses Verständnis nach dem Zwei­ten Weltkrieg geherrscht, dann hätte es das Europa, das wir heute erleben, niemals gegeben. Dann hätte es den Wohlstand, den wir heute haben, nicht gegeben, und dann hätten viele Staaten in Süd- und Mittelamerika, die sich auf dem Weg zum Wohlstand befinden, diesen Weg nicht beschreiten können – mit all den Abrisskanten, die es in der Geschichte gegeben hat, aber es ist ein Weg nach vorne. Und über die Spielregeln verhandeln wir im Moment. Die kennen wir noch nicht im Detail, und deswegen können wir sie auch nicht ablehnen. Also: Mehr Mut und mehr Visionen sowohl für Österreich wie auch für Europa! (Beifall bei den NEOS.)

Der dritte Punkt, der unsere eigene Hausaufgabe ist und über den ich auch oft mit un­serer Europa-Parlamentarierin Angelika Mlinar diskutiere, ist die Frage der Transpa­renz. Das ist keine Geschichte zwischen den Vereinigten Staaten und Europa, sondern das ist eine Angelegenheit Österreichs und des Europäischen Parlaments. Es wird uns – auch denjenigen, die sagen, Freihandel ist an sich eine gute Angelegenheit, wenn man ihn richtig verhandelt – nicht leicht gemacht, das Anliegen gegenüber der Bevöl­kerung zu vertreten, zu unterstützen oder auch zu diskutieren, weil viele Zwischen­schritte fehlen.

Es beginnt mit einer banalen Angelegenheit: Ich brauche drei, vier, fünf Wochen, bis ich 90 Minuten Lesezeit im Wirtschaftsministerium bekomme – 90 Minuten, in denen ich aber tatsächlich keine Arbeitsgeräte habe, mit denen ich entsprechend recherchieren kann, denn damit könnte ich ja Informationen hinausschicken, und wobei ich im Minis­terium keine Möglichkeit habe, vielleicht auch selbst einen Experten oder eine Expertin zu befragen. Was hilft es mir, wenn ich Verhandlungspositionen oder teilweise auch fer­tig verhandelte Kapitel bekomme, wenn ich mit niemandem darüber reden kann, wenn der Raum so eingerichtet ist, dass man nicht vernünftig arbeiten kann, und wenn von­seiten der Befürworter nicht kooperiert wird?

Ich wünsche mir, dass jene konstruktiven Kräfte, die auch das Ergebnis sehen wollen, bevor sie darüber abstimmen, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutie­ren. Ich glaube, 70 Prozent Ablehnung ist kein Grund, sofort die Verhandlungen abzu­brechen, aber 70 Prozent Ablehnung ist ein klarer Arbeitsauftrag, um in einen Dialog einzutreten und eine ernsthafte Arbeit zu machen. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

12.35


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dr. Winter zu Wort. – Bitte.

 


12.35.43

Abgeordnete Dr. Susanne Winter (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Werte Kollegen und Kolleginnen! Also ich muss sagen, was heute zu diesem Thema hier gesprochen wird, ist schon ganz großes Kino. Damit habe ich ei-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 91

gentlich nicht gerechnet. Und am allermeisten haben mich die Aussagen von Herrn Mi­nister Mitterlehner verwundert, der sich doch klar und deutlich ganz einfach für TTIP ausgesprochen hat und für alle anderen Handelsabkommen diesbezüglich auch.

Nun, ich weiß nicht, ob es im 21. Jahrhundert Standard ist, dass man sich im nationa­len Parlament Informationen nur derart holen kann, dass man in einem Kämmerchen ganz alleine zeitbegrenzt auf zwei Stunden sitzen darf, sich keine Notizen über diese Unterlagen machen darf, geschweige denn, dass man dann im Nachhinein mit irgend­jemandem auch nur darüber reden dürfte. Dass das als normale Vertragsentwicklung zu sehen ist, das stelle ich einmal sehr infrage.

Dass die NEOS sich natürlich auch für TTIP aussprechen, war mir klar. Vielleicht kann sich Frau Kollegin Mlinar an eine Diskussion im vergangenen Jahr im Petitionsaus­schuss erinnern, wo sie mir auf eine Frage klar und deutlich erklärte, die Milchbauern Österreichs freuen sich schon so auf dieses Abkommen, denn es werde dadurch nur alles besser. Das habe ich damals schon infrage gestellt, und diese Aussage hat allge­mein zu Gelächter geführt.

Wie auch immer: Wir sprechen von einem Freihandelsabkommen. Das allein wirft schon eine gewisse Frage auf, denn freien Handel haben wir ja und die Zölle zwischen den USA und Europa sind relativ gering. Wenn man sagt, wir wollen den freien Handel stärken, dann frage ich mich aber schon, warum wir die Sanktionen gegen Moskau un­terstützen und warum wir nicht auch in verstärktem Maße Handel mit China betreiben.

Was uns dieses Freihandelsabkommen bringt, ist ganz eindeutig: Es sind Sonderrech­te für transnationale Konzerne, und es sind auch Selbstermächtigungsgesetze für Ka­pitalinteressen, und gleichzeitig kommt es zu einer Entmachtung der Parlamente. Und was bekommen wir dafür? – Gen-Food, Hormonfleisch, Gifte in Hautcremen, Gifte und Chemikalien in Kinderspielzeug und diese Sondergerichtsbarkeit, die ja schon einige Ma­le angesprochen worden ist.

Wenn viele meinen, es gäbe da keinen Unterschied zwischen Europa und den USA, dann kann ich Ihnen die Zahlen einer kleinen Statistik nennen: Und zwar sind in den USA acht gefährliche Substanzen verboten, in Europa 1 328. Also wem nützt dieses TTIP, CETA und TiSA, und was da sonst noch kommt? – Eindeutig den Renditenjä­gern in den oberen Konzernetagen.

Was wir auch noch verlieren, ist eben unser Vorsorgeprinzip, denn das Risikoprinzip, das in Amerika herrscht und das dann auf uns überschwappt – und das ist unweiger­lich so –, stellt schon sehr vieles infrage. In Amerika darf nämlich grundsätzlich einmal alles, was produziert wird, zugelassen werden, und erst im Nachhinein muss bewiesen werden, dass es tatsächlich gefährlich ist, und dann wird es verboten. In Europa gilt ge­nau das Umgekehrte, wir haben das Vorsorgeprinzip: Wir müssen zuerst beweisen, und danach dürfen wir erst produzieren und auf den Markt bringen.

In diesem Zusammenhang ist auch die Entscheidung über das Glyphosat, die unlängst erst gefallen ist, zu sehen, denn Glyphosat ist ganz plötzlich nicht mehr krebserregend und nicht mehr gefährlich und nicht mehr gesundheitsschädigend. Würde man auf dem Standpunkt stehen bleiben, dass es das tatsächlich ist, würde man im Vorhinein Gly­phosat und Monsanto bereits diesen Hahn abdrehen, und darum nimmt man diese Ent­scheidungen auch jetzt in Kauf. Die Bevölkerung als solche ist wirklich allen Politikern, wie mir scheint, zum Teil egal.

Großes Lob möchte ich noch Greenpeace aussprechen, das tatsächlich diese Unterla­gen unter großen Schwierigkeiten aufgedeckt und nach draußen gebracht hat. Immer­hin werden ja in Europa 500 Millionen Menschen davon betroffen sein, und insgesamt ungefähr eine Milliarde.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 92

Wenn man sagt, dass wir ja nicht wissen und nicht entscheiden können und erst schau­en müssen, was da herauskommt, dann muss man bedenken: Die Bevölkerung weiß schon lange darüber Bescheid. Das sieht man einerseits an Petitionen, die eingebracht worden sind, andererseits an TTIP-Gegendemonstrationen sowohl in Graz als auch auf der ganzen Welt.

Folgendes möchte ich für alle Menschen, die sich näher für TTIP und Ähnliches inter­essieren und auch ihre Meinung dazu kundtun wollen, anmerken: Am 21. Mai findet um 13 Uhr am Bahnhof Bregenz eine solche internationale Demonstration statt, und ich würde mich freuen, viele Menschen dort zu sehen.

Schlusssatz: TTIP fördert ganz sicher den ungezügelten Raubtierkapitalismus und ist der Sargnagel der Sozialdemokratie. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

12.40


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

12.41.01Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Karlheinz Kopf: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Gesamtwortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 9118/J bis 9265/J

2. Anfragebeantwortungen: 8151/AB bis 8406/AB

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Vermessungsgesetz geändert wird (1115 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Studienförderungsgesetz 1992 geändert wird (1122 d.B.)

4. Antrag:

Zurückziehung: Zu 1639/A(E)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Monatserfolg März 2016, vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen (Vorlage 103 BA)

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 73 betreffend „Prüfung der Möglichkeit und Konsequenzen der Entkriminali­sierung von assistiertem Suizid“, überreicht vom Abgeordneten Michael Pock

Petition Nr. 74 betreffend „Erhalt des Postamtes Prutz“, überreicht von der Abgeordne­ten Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller

Petition Nr. 75 betreffend „Erhalt des Postamtes Zell am Ziller“, überreicht vom Abge­ordneten Hermann Gahr

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Volksanwaltschaftsausschuss:

39. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2015) (III-235 d.B.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 93

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Ent­scheidung des Ausschusses):

Budgetausschuss:

Bericht der Bundesregierung betreffend das Nationale Reformprogramm Österreich 2016 (III-263 d.B.)

Tourismusausschuss:

Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die La­ge der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2015 (III-268 d.B.)

Unterrichtsausschuss:

Bericht des Qualitätssicherungsrates für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (Be­richtszeitraum 2015), vorgelegt von der Bundesministerin für Bildung und Frauen sowie dem Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (III-264 d.B.)

Ausschuss für Wirtschaft und Industrie:

Bericht der Bundesregierung betreffend Jahresbericht 2014 und Jahresbericht 2015 des ERP-Fonds, den Corporate Governance-Bericht 2015 sowie das ERP-Jahrespro­gramm 2016 (III-261 d.B.)

Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich 2014–2015 (III-266 d.B.)

Tätigkeitsbericht der Bundeswettbewerbsbehörde für das Jahr 2015, vorgelegt vom Bun­desminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (III-267 d.B.)

Wissenschaftsausschuss:

Bericht des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Materialien zur sozialen Lage der Studierenden 2016 (III-265 d.B.)

C. Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG:

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und Ungarn zur Änderung des Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Republik Ungarn über die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen oder schweren Unglücksfällen

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und Georgien über die gegenseitige Hilfeleistung bei Naturkatastrophen oder techni­schen Katastrophen und die Zusammenarbeit bei deren Prävention

*****

12.41.14Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 8253/AB

 


Präsident Karlheinz Kopf: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich mit, dass das ge­mäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 8253/AB der Anfrage 8616/J der Abgeordneten Dr. Pirklhuber, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Glyphosat – (K)ein Gift auf unserem Acker durch den Herrn Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft ab­zuhalten.

Diese kurze Debatte findet gemäß § 57a Abs. 4 der Geschäftsordnung nach Erledi­gung der Tagesordnung, jedoch spätestens um 15 Uhr statt.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 94

Behandlung der Tagesordnung

 


Präsident Karlheinz Kopf: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 5 und 6, 7 bis 13 sowie 15 bis 17 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Somit gehen wir in die Tagesordnung ein.

Redezeitbeschränkung

 


Präsident Karlheinz Kopf: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Kon­sens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 128, FPÖ 119, Grüne 100 sowie NEOS und STRONACH je 52 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tages­ordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 26 Minuten. Darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten je Debatte beschränkt.

Wir kommen zur Abstimmung über die soeben dargestellten Redezeiten.

Wer diesen zustimmen will, der gebe bitte ein Zeichen. – Das ist einstimmig ange­nommen.

12.43.151. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1096 d.B.): Bundes­gesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2017 bis 2020 erlassen wird so­wie das Bundeshaushaltsgesetz 2013, das Bundesfinanzrahmengesetz 2016 bis 2019 und das Bundesfinanzgesetz 2016 geändert werden (1120 d.B.)

 


Präsident Karlheinz Kopf: Wir kommen nun zum 1. Punkt der Tagesordnung.

Ich erkenne keinen Wunsch auf Berichterstattung, somit gehen wir in die Debatte ein.

Erste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Mag. Haider. – Bitte.

 


12.43.55

Abgeordneter Mag. Roman Haider (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ho­hes Haus! Laut dem vorliegenden Finanzplan 2017 bis 2020, über den wir heute debat­tieren und der der Budgetfahrplan dieser Regierung ist, soll ja im Jahr 2020 die Neu­verschuldung nur mehr 2,1 Milliarden € gegenüber 5,7 Milliarden € im heurigen Jahr be­tragen. Die öffentliche Verschuldung soll nur noch 76 Prozent im Vergleich zu 84 Pro­zent, die wir jetzt haben, betragen.

Das ist ja auf den ersten Blick durchaus ambitioniert, darum: Schauen wir uns doch ein­mal gemeinsam an, wie diese Bundesregierung diese Ziele mit ihren vier Schwerpunk­ten, die sie in den Finanzrahmen geschrieben hat, erreichen will!

Der erste Schwerpunkt ist die „Umsetzung der großen Steuerreform 2015/2016 und der Lohnnebenkostensenkung“. – Seit Jänner dieses Jahres sehen wir ja, wie die Auswir­kungen dieser Steuerreform im Budget sichtbar werden. Im Gegensatz zu den Ankün­digungen der Bundesregierung sind diese Ergebnisse sehr ernüchternd. Zwar sinken die Lohnsteuereinnahmen, was gut für die Steuerzahler ist, aber beispielsweise steigen die Energieabgaben eklatant, um 70 Prozent. Dazu zum Beispiel fällt der Rechnungs­hof ein klares Urteil: „Tatsächlich führt die Erhebung von Energieabgaben zu einer fi­nanziellen Belastung hauptsächlich für private Haushalte“. – Im Klartext bedeutet das:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 95

Diese Steuerreform bezahlen sich die Menschen wieder selbst. Das ist genau so, wie wir es Ihnen im Vorjahr schon gesagt haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Auf der anderen Seite haben Sie ja auch gehofft, dass durch erhöhten Konsum die Um­satzsteuereinnahmen steigen werden. Sie haben mit 8,4 Prozent gerechnet. Jetzt se­hen wir, dass die Einnahmen nur um 4,8 Prozent steigen – und das auch nur, weil Sie 2 Milliarden € Steuergeld für die Flüchtlingsmisere hernehmen müssen. Das hatte auch wieder der Steuerzahler vorher zu bezahlen. Also auch mit diesem Umsatzsteuereffekt, mit dem Sie gerechnet haben, meine Damen und Herren von den Koalitionsparteien, ist es nichts.

Ich spreche noch gar nicht von diesen 1,9 Milliarden € an Kompensationseinnahmen aus der Betrugsbekämpfung und dieser unsäglichen Registrierkassenpflicht, von de­nen Sie ausgegangen sind. Professor Felderer, der Präsident des Fiskalrates, hat Ih­nen ja ganz klipp und klar ausgerichtet: Da müssen Sie froh sein, wenn nur die Hälfte hereinkommt.

Allein anhand dieser Faktoren sieht man schon, auf welch wackeligen Beinen dieser Fi­nanzrahmen und die Budgetpolitik dieser Bundesregierung insgesamt stehen.

Kommen wir zum zweiten Punkt. Da schreiben Sie: „Zusätzliche Impulse in den Be­reichen innere und äußere Sicherheit und Maßnahmen zur Bewältigung der Flüchtlings­situation“. – Ich halte diesen Euphemismus „Flüchtlingssituation“ für höchst unangebracht, denn es handelt sich hierbei um eine von der Bundesregierung grob fahrlässig herbei­geführte Krise durch die Grenzöffnung für Migranten aus aller Welt. (Beifall bei der FPÖ.)

Aus budgetpolitischer Sicht verstehe ich nicht und sehe überhaupt nicht ein, warum Sie diese 2 Milliarden €, die wir zur Bewältigung dieser Krise aufzuwenden haben, aus dem strukturellen Defizit herausrechnen. Das war eine falsche Entscheidung dieser Bundes­regierung und hat ein strukturelles Problem geschaffen, das uns auch in den nächsten Jahren noch Unsummen kosten und auch in den nächsten Budgets noch enorm belas­ten wird.

Was wir alles mit diesen 2 Milliarden € hätten machen können, wage ich mir gar nicht vorzustellen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich denke nur an die Finanzie­rung der Universitäten, an Investitionen in den Wirtschaftsstandort – das alles findet nicht statt.

Das bringt mich auch gleich zum dritten Punkt: „Forcierung von Zukunftsinvestitionen zur Stärkung“ des Wirtschaftsstandorts. – Das schreiben Sie selbst in Ihrem Strategie­plan. Das klingt natürlich gut und wäre auch dringend notwendig, wie sieht es aber in Wirklichkeit aus? – Da brauchen wir uns nur den letzten internationalen Vergleich an­zusehen: Auf dem „World Competitiveness Scoreboard“ der Schweizer Wirtschaftshoch­schule IMD ist Österreich schon wieder um vier Plätze auf Rang 26 abgerutscht. Noch ein interessantes Detail: In diesem Vergleich schneidet Österreich in den Bereichen Ver­waltung und Regierungspolitik besonders schlecht ab, denn da liegen wir überhaupt nur auf Rang 39 international gesehen.

Das heißt also, insbesondere im Bereich der Neuinvestitionen fällt Österreich immer wei­ter zurück. Echtes Wirtschaftswachstum und auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze sind kaum bis überhaupt nicht erkennbar. Das zeigt, dass es diese Regierung ja durch­aus in der Hand hätte, für Verbesserungen zu sorgen – es geschieht aber gar nichts.

Somit komme ich zu Ihrem vierten angekündigten Punkt, mit dem Sie Ihre Ziele errei­chen wollen: „Fortsetzung der Strukturreformen“. – Fortsetzung? Strukturreform? Wie kann man von einer Fortsetzung von etwas sprechen, das gar nicht stattfindet? – Eine Strukturreform findet man in den letzten zehn Jahren in Österreich nicht einmal mit der Lupe! Da frage ich mich wirklich, wie Sie irgendetwas erreichen wollen. (Abg. Fekter:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 96

Haben Sie die Gesundheitsreform verschlafen?!) – Das ist aber genau der springende Punkt, sehr geehrte Frau Kollegin Fekter!

Die Sozial-, die Pensions- und die Gesundheitskosten fliegen uns um die Ohren, die Staatsschulden erreichen schwindelerregende Höhen, die Bürokratie ufert immer mehr aus, und bei den Förderungen sind wir Weltmeister. Bei den Förderungen sind wir Welt­meister. (Abg. Fekter: Die Gesundheitsreform verschlafen!) Zusätzlich leisten wir uns einen Föderalismus, der teuer und ineffizient ist.

Es tut mir leid, aber echte, nachhaltige Strukturreformen hier in Österreich durch diese Bundesregierung kann ich nicht erkennen. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Fekter.) Genau das Gegenteil ist der Fall. Wir brauchen uns nur die Transparenzdatenbank an­zuschauen, wo die Bundesländer überhaupt noch keine Daten einfüttern. Das heißt: Re­formen werden verschleppt, bis davon überhaupt nichts mehr übrig ist.

Ein kleines Detail noch am Rande für die Menschen, die uns jetzt zu Hause an den Fernsehgeräten hören: Heute um 8 Uhr in der Früh hat es eine kurze Besprechung gegeben, bei der die Opposition informiert worden ist, dass die Bundesregierung heute zu diesem Finanzrahmen beim Personalplan einen 45-seitigen Abänderungsantrag ein­bringen wird, den wir uns eben schnell einmal anschauen sollen. – So wird hier gear­beitet und so arbeitet die Bundesregierung mit ihrem eigenen Finanzplan für die nächs­ten vier Jahre.

Insgesamt lässt sich also leider feststellen, dass das kein zukunftsweisender Finanz­plan ist, wie wir ihn dringend nötig hätten. Auch im Finanz- und Budgetbereich scheint also das Motto dieser Regierung zu sein: Reformblockade und Stillstand um jeden Preis. (Beifall bei der FPÖ.)

12.51


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Tamandl. – Bitte.

 


12.51.51

Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kolle­gen! Herr Kollege Haider, es ist jedes Jahr dasselbe. Man könnte sagen: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. (Zwischenruf des Abg. Haider.) Jedes Jahr hat die Opposition bei der Erstellung des Budgets, bei der Erstellung des Bundesfinanzrahmens gesagt: Das Ergebnis wird nicht halten, die Einnahmen werden nicht so kommen, wie sie bud­getiert sind. – Und jedes Mal liegen wir besser. Die Budgetgebarung des Jahres 2015 wurde im Budgetausschuss bereits beschlossen, und wir erkennen, dass wir wesent­lich besser liegen, dass wir bereits im Jahr 2015 das strukturelle Nulldefizit erreicht ha­ben, und nicht erst im Jahr 2016 und in den Folgejahren. Wir liegen also besser, als wir uns das vorgestellt haben.

Es ist natürlich nicht wegzuleugnen, dass wir vor schwierigen Situationen stehen. Wir hatten ja am 4. Mai im Budgetausschuss ein öffentliches Expertenhearing, bei dem die Experten klarerweise unterschiedliche Zugänge hatten, aber dann trotzdem zu einigen gemeinsamen Bewertungen gekommen sind, wie beispielsweise wie die Flüchtlings­ströme bewältigt werden sollen oder wie man die Frage der steigenden Arbeitslosigkeit lösen soll.

Herr Kollege Haider, selbstverständlich wird man die Gegenfinanzierung zur Tarifreform, zur Steuerreform ab 2016 – mit dem doch sehr großen Ausmaß von 5 Milliarden € – durch die Betrugsbekämpfung wahrscheinlich nicht im ersten Jahr hereinbringen. Aber es wird langfristig gesehen sicherlich möglich sein, diese Gegenfinanzierung, die bud­getiert worden ist, zu realisieren. Es hat ja auch schon im Jahr 2015 einige Vorziehef­fekte gegeben.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 97

Wir brauchen Maßnahmen. Kollege Haider, zum Thema Strukturreformen: Es wurden schon sehr viele Reformen gemacht, allerdings ist es nicht immer ein großer Wurf, son­dern es sind Einzelmaßnahmen. Teilweise sind es natürlich auch solche Maßnahmen – wie beispielsweise die Gesundheitsreform –, die die Kosten in den nächsten Jahren bis wahrscheinlich über den Finanzrahmen hinaus dämpfen sollen.

Wir haben auch vor – und das ist auch notwendig –, die Wirtschaft so zu stärken, dass wir auch wieder Arbeitskräfte in Beschäftigung bringen. Bei 500 000 Arbeitslosen, bei einem sehr hohen Budget – ich würde fast sagen, über 1 Milliarde € – für den aktiven Arbeitsmarkt und dafür, die Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen, muss das schon ein bisschen effizienter funktionieren. Es kann nicht sein, dass wir Geld für et­was zur Verfügung stellen, dann aber letztendlich keine Wirkung zu bemerken ist.

Wir werden die Lohnnebenkosten bis zum Jahr 2018 um 1 Milliarde € senken. Wir ha­ben ja auch im Finanzausschuss heftig diskutiert: Ist es genug? Ist es der richtige An­satz? – Ich denke schon, dass das der richtige Ansatz ist. Ich denke auch, dass das letztendlich – wenn auch nicht heute und nicht morgen – der Wirtschaft helfen wird und wir es auch wieder schaffen werden, mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen.

Einige Eckzahlen sollen auch genannt werden: Wir werden das strukturelle Nulldefizit bis 2020 hoffentlich halten können.

Der Herr Bundesminister hat jetzt wieder einen Schritt gesetzt, zu dem ich sehr herz­lich gratulieren möchte: Er hat eine Grundsatzeinigung zustande gebracht, was diese wirklich exorbitante HETA-Geschichte betrifft. Die Freiheitlichen, die sich immer he­rausstellen und dann das Budget kritisieren und sagen, dass der Finanzrahmen nicht passt, hätten sich durchaus einmal bei den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern dafür entschuldigen können, was sie ihnen mit den Haftungen in Kärnten und der Politik für die Hypo Alpe-Adria angetan haben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordne­ten der Grünen.) Der Herr Finanzminister arbeitet immer daran, diesbezüglich eine Lö­sung zustande zu bringen.

Daher wird es uns auch gelingen, das strukturelle Nulldefizit zu halten. Es wird uns auch gelingen, die Schulden bis zum Jahr 2020 unter 80 Prozent respektive auf 76,6 Pro­zent zu senken – gerade jetzt, da eine Lösung des Hypo-Desasters in greifbarer Nähe ist.

Abschließend möchte ich mich sehr herzlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Budgetsektion und bei der neuen Sektionschefin, Frau Mag. Berger, bedanken. Sie hat uns umfassend bei unseren Vorbereitungen zum Budgetausschuss unterstützt. Ich möchte mich aber auch beim Budgetdienst bedanken, der mit seiner Analyse den Ab­geordneten immer eine sehr breite und gute Grundlage für die parlamentarische Arbeit hier in diesem Haus bietet. Nicht zuletzt möchte ich mich bei den Kolleginnen und Kol­legen, die im Budgetausschuss zwar sehr kontroversiell, sehr heftig, aber doch sehr konstruktiv diskutiert haben, bedanken. Ich denke, der Budgetausschuss ist ein gutes Beispiel dafür, wie man unterschiedliche Meinungen austauschen, aber letztendlich wert­schätzend miteinander umgehen kann. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

12.57


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Rossmann zu Wort. – Bitte. (Abg. Moser – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Ross­mann –: Wertschätzend, bitte!)

 


12.57.25

Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Hohes Haus! Herr Kollege Haider, wenn Sie sich hier herausstellen und sich die Frage


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stellen, was man mit diesen 2 Milliarden € an Flüchtlingskosten nicht alles hätte ma­chen können, so möchte ich zwei Punkte anmerken: Erstens hätten Sie die Flüchtlinge und Asylwerber offensichtlich im Regen stehen lassen, sie ihrem Elend überlassen. Das ist Punkt eins. (Zwischenruf des Abg. Haider.) Punkt zwei: Es stellt sich schon die Frage, was man denn mit den bisher mehr als 5 Milliarden €, die für die Hypo in den Sand gesetzt worden sind, nicht alles hätte machen können. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Haider: Mit den Stimmen der Grünen …!) Es wird nicht bei diesen 5 Milliarden € bleiben. Und wer hat denn das zu verantworten? – Die FPÖ in Kärnten! So schaut es aus, Herr Kollege. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Haider.)

Im Übrigen war es nicht die Entscheidung der Bundesregierung, die Kosten aus dem strukturellen Defizit herauszurechnen, sondern eine Entscheidung der Europäischen Kom­mission. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis!

Frau Kollegin Tamandl, wenn Sie sich hier herausstellen und sagen, das Ergebnis des Budgets sei jedes Jahr besser, als die Opposition behauptet, so erlaube ich mir doch, darauf hinzuweisen, dass ich im Vorjahr an dieser Stelle darauf hingewiesen habe, dass die Schätzungen für die Steuereinnahmen um 1,5 Milliarden € zurückgenommen worden sind, und dass ich das damals schon für falsch gehalten habe. Da hat sich ein Spielraum von 1,5 Milliarden € aufgetan. Zum Zweiten habe ich auf die enormen Spiel­räume im Zusammenhang mit dem Zinsaufwand hingewiesen. Wenn man sich also vor­ab in der Budgetierung und Planung solche Spielräume schafft, so wundert es am En­de des Tages nicht, wenn man zu besseren Ergebnissen gelangt. Das gilt im Übrigen auch für die immer falschen Berechnungen des strukturellen Defizits durch die Euro­päische Kommission, und das gilt auch für die strukturellen Defizite, die in diesem Fi­nanzplan enthalten sind. Man darf sich also nicht wundern, wenn man dann zu besse­ren Ergebnissen kommt.

Beginnen wir aber der Reihe nach! Dieser Finanzplan beruht zunächst auf einem bes­seren Ergebnis für das Jahr 2015. Das war ja auf der einen Seite höchst erfreulich. Auf der anderen Seite stellt sich aber doch die Frage, ob die Übererfüllung eines struktu­rellen Defizits angesichts der Tatsache, dass die Arbeitslosenquote in diesem Land höher denn je ist, überhaupt notwendig ist.

Wäre es nicht sinnvoller gewesen, diesen Überschuss, der sich da ergeben hat, diese Übererfüllung zu verwenden, um die Probleme, die wir in diesem Land haben, zu lö­sen? – Da wäre zum einen das Problem der Arbeitslosigkeit, aber zum anderen auch jenes der Finanzierungserfordernisse zu lösen, die wir in den Zukunftsbereichen ha­ben. Als Beispiel nenne ich nur die Schule, für die dieser Finanzrahmenplan weiterhin eine Unterbudgetierung von 500 Millionen € für die kommenden Jahre vorgesehen hat. Für 2016 ist Erleichterung angesagt, ist eine Lösung in Aussicht gestellt.

Aber wie schaut es denn in der Kinderbetreuung aus? Wie schaut es denn in der Wis­senschaft aus? Wie schaut es denn in der Forschung und Entwicklung aus? Und wie schaut es denn im Klimabereich aus? – Die Worte „Klimagipfel in Paris“ kommen im ganzen Strategiebericht überhaupt nicht vor. Die Ausgaben für Umwelt sinken. Diese Herausforderungen des Klimawandels sind überhaupt noch nicht in den Köpfen dieser Regierung angelangt. Vor diesem Hintergrund finde ich, dass wir – und das bleibt in diesem Rahmenplan erhalten – nicht ein Ausgabenproblem haben, Herr Finanzminis­ter, sondern ein Ausgabenstrukturproblem.

Wo fließen denn die Milliarden in diesem Finanzrahmen hin? – Sie fließen in die Lan­desverteidigung, sie fließen in das Innenministerium – rund 2,5 Milliarden € –; mehr als 2,5 Milliarden € sind immer noch für die Banken vorgesehen. Zwei positive Bereiche möchte ich natürlich auch erwähnen: Das eine ist die Integration mit 500 Millionen € für die Jahre 2016 und 2017; das ist gut so, das begrüßen wir. Aber was ist nach 2017?


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 99

Was ist dann? Keine Integrationsnotwendigkeiten mehr? – Ich sage Ihnen, Herr Finanz­minister, meine Damen und Herren von der SPÖ und von der ÖVP: Die Integration braucht einen langen Atem und endet nicht Ende des Jahres 2017. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Die Aufstockung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit ist ebenfalls positiv zu beurteilen. Aber wenn wir den Finger auf Problembereiche legen, dann stellt sich die Frage: Was passiert denn im Bereich der Arbeitslosigkeit, dem größten Problem, das wir in Österreich zu lösen haben? – Wir werden nach dem, was im Strategiebericht ent­halten ist, in den Jahren 2019 und 2020 erstmals zweistellige Arbeitslosenquoten nach inländischer Definition zu verzeichnen haben – 10 Prozent. Ich finde, das ist untragbar.

Die Experten haben uns beim Hearing im Ausschuss gesagt: Das Problem liegt zum einen in Brüssel, in einer zu restriktiven Budgetierung, das heißt überzogenen Sparpa­keten, zum anderen aber auch in fehlenden Investitionen – auch darauf haben die Ex­perten hingewiesen. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.)

Der Juncker-Plan ist doch nichts anderes als ein Rohrkrepierer. Beginnen wir doch in diesem Land und in der Europäischen Union zu investieren! Bedarf gibt es genug, vom Wohnbereich angefangen bis zur Ökologisierung der Wirtschaft. Darüber hinaus braucht es natürlich andere Instrumente, etwa die Ausweitung der Mittel für die Arbeitsmarktför­derung. Es braucht aber auch eine Arbeitszeitverkürzung als Instrument, denn sonst se­he ich nicht, wie wir das Problem der Arbeitslosigkeit, das viele Menschen in den nächs­ten Jahren in Armut stürzt, werden lösen können. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.)

Wenn Sie, Herr Finanzminister, in Ihrem Strategiebericht behaupten, die Strukturrefor­men würden fortgesetzt werden, dann muss ich schon allen Ernstes fragen: Von wel­chen Strukturreformen reden Sie? – Ich kann das nicht erkennen.

Was den Finanzausgleich und den Föderalismus betrifft, kann ich Ihnen heute schon sagen: Das wird nichts werden, weil die Landesfürsten blockieren. Bildungsreform: Ja, her damit! Wo ist sie? – Verwaltungsreformen: Sie finden nicht statt. Steuerstrukturre­formen haben wir im Ausschuss ausgiebig debattiert – aber wo sind sie? Wo ist eine Öko­logisierung des Steuersystems zur Entlastung des Faktors Arbeit? – Die 1 Milliarde €, die Frau Kollegin Tamandl erwähnt hat, ist doch ein Tropfen auf den heißen Stein. (Bei­fall bei den Grünen.)

Herr Karl Aiginger vom WIFO hat von einer Halbierung der Belastung des Faktors Ar­beit gesprochen, aber nicht von 1 Milliarde €, und da kann und muss die Ökologisie­rung des Steuersystems ein wesentlicher Baustein sein, ebenso wie eine stärkere Be­steuerung der Vermögen und gleichzeitig die Entlastung, meine Damen und Herren von der FPÖ, der unteren und niedrigen Einkommen. Darum muss es gehen.

Steuern auf Vermögen rauf, Steuern auf ökologische Aspekte rauf und Entlastung des Faktors Arbeit mit dem Schwerpunkt der Entlastung der unteren Einkommen – das muss her. Ebenso braucht es eine Intensivierung der Steuerbetrugsbekämpfung, der ag­gressiven Steuerplanung. Es kann nicht sein, dass die Großen es sich richten und die Kleinen brav ihre Steuern zahlen. Damit muss Schluss sein! (Beifall bei den Grünen.)

Noch ein Wort am Ende, Herr Finanzminister: Hören Sie doch bitte endlich auf, im Be­reich der Pensionen Horrorszenarien zu zeichnen! Die langfristigen Berechnungen, die Sie in Ihrem Stabilitätsprogramm vorlegen, zeigen ganz eindeutig, dass wir mit stabilen Kosten für die Finanzierung der Pensionen zwischen 14 und 15 Prozent des BIP zu rechnen haben. (Zwischenrufe der Abgeordneten Loacker und Peter Wurm.)

Wenn Sie weiterhin Ihre Pensionsreformen einfordern werden, dann droht uns das, was es in Deutschland ohnehin schon gibt, nämlich ein Pensionssystem mit Altersarmut. Das wollen wir nicht haben, das brauchen wir nicht. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

13.05



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 100

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Krainer. – Bitte.

 


13.05.55

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Bundesfinanzrahmengesetz gibt es drei große Rahmenbedingungen für diesen Finanzrahmen. Der erste Teil sind einfach noch immer die Auswirkungen der Finanzkrise und damit verbunden die Kosten für die Banken. Mein Vorredner Bruno Rossmann hat vollkommen zu Recht darauf hingewiesen, wie viel Geld uns die Banken noch immer kosten, und da nicht nur, aber vor allem die Kärntner Hypo. (Abg. Kas­segger: Ein bissi die Kommunalkredit auch! Ein bissi die Kommunalkredit auch!)

Ich darf die Gelegenheit gleich dazu nutzen, wie das auch Kollegin Tamandl gemacht hat, Ihnen – nicht nur Ihnen, sondern natürlich auch der Kärntner Landesregierung – zu gratulieren. Ich sage einmal, wir gratulieren dann im Oktober, wenn es in trockenen Tü­chern ist, aber jetzt gratuliere ich jedenfalls betreffend den Meilenstein, dass es so aus­sieht, als ob man eine Einigung mit den Gläubigern der Landeshaftungen finden könnte und dass es endlich die Möglichkeit gibt, aus diesen Landeshaftungen herauszukom­men. Wenn das gelingt, dann ist das wirklich ein ganz großer Erfolg, und dazu jeden­falls von meiner Seite an Sie und auch an die Kärntner Landesregierung eine Gratula­tion. Zumindest schaut es sehr gut aus für Ihre Bemühungen in dieser Frage. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wer uns das eingebrockt hat, wissen wir. Es haben sieben Länder ein Versprechen ab­gegeben, Haftungen für ihre Landesbanken einzugehen, und jedes Land hat immer ei­nem die Verantwortung für die Stopptaste übertragen, dem gesagt wurde: Du schaust dir diese Bank an, und wenn das Risiko zu hoch wird, drückst du die Stopptaste. – Das haben alle Länder gemacht, bis auf eines, nämlich Kärnten, und die Verantwortlichen dort waren die durchwegs freiheitlichen Finanzlandesräte, die auch bekannt sind: Das ist Pfeifenberger, das ist Haider und das ist Dobernig.

Das sind natürlich die, die diese Stopptaste hatten, die auch den Auftrag hatten, zu sa­gen, wann das Risiko zu groß wird, wann die Höhe der Haftungen für sie zu groß wird, und die Stopptaste zu drücken. Das ist nicht passiert. Die anderen Bundesländer ha­ben diese Stopptaste gedrückt.

Da sieht man leider diesen Mangel an politischer Verantwortung bei den Freiheitlichen (Abg. Haider: Bei Ihnen glaubt man manchmal, Sie wären gar nicht im Hypo-Aus­schuss! – Zwischenruf des Abg. Kassegger), da Sie nicht imstande sind, herauszuge­hen und zu sagen: Ja, wir tragen die politische Verantwortung für diese Kosten, ja, wir tragen die politische Verantwortung dafür, dass das Land Kärnten, aber auch alle Ös­terreicherinnen und Österreicher für diese Fehler, die wir gemacht haben, zahlen müs­sen. (Weitere Zwischenrufe der Abgeordneten Haider und Kassegger.)

Das würde Ihnen gut anstehen, denn das würde dazu führen, dass Sie zumindest in die Nähe davon kommen, was Regierungsfähigkeit bedeutet, nämlich auch die Verant­wortung zu tragen und zur Verantwortung zu stehen. Das sind Sie noch schuldig. (Abg. Haider: Verstaatlichung ohne Not! – Zwischenrufe der Abgeordneten Tamandl und Fek­ter. – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von FPÖ und ÖVP.)

Die zweite der Rahmenbedingungen ist die Wirtschaftskrise und die damit verbundene Arbeitslosigkeit, die eine direkte Folge der Finanzkrise waren. Kollege Rossmann hat vollkommen recht damit, dass die Arbeitslosenzahlen und vor allem auch die Progno­se, in welche Richtung das geht, sicher nicht hinnehmbar sind und dass es eine der Hauptaufgaben der Bundesregierung sein wird, nicht nur heute und morgen, sondern auch in den nächsten Jahren dafür zu sorgen, dass die Arbeitslosigkeit nicht steigt, son­dern sinkt, dass mehr Österreicherinnen und Österreicher eine Arbeit haben, von der man leben kann. Das ist sicher das zentrale Problem, um das wir uns in den nächsten


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Jahren kümmern müssen: die Arbeitslosigkeit zu senken und zu schauen, dass die Österreicherinnen und Österreicher eine Arbeit haben, von der sie am Ende des Tages auch leben können.

Die dritte Rahmenbedingung ist auch schon angesprochen worden: das Thema Flücht­linge, das Thema Migration. Diesbezüglich gibt es auch in diesem Finanzrahmen eine Reihe von Ausgaben, einerseits vor allem, was die Integrationsaspekte betrifft – das heißt einfach, dass wir Geld in die Hand nehmen, um die Integration voranzutreiben, was sicher ein wesentliches Thema sein wird –, aber andererseits auch, was die si­cherheitspolitische Frage angeht.

Heute in der Früh ist in der Aktuellen Stunde ja auch über objektive und subjektive Si­cherheitsgefühle in Österreich diskutiert worden, und das, was sicher notwendig ist, ist, dass es eine dementsprechende Aufstockung der Mittel für die Sicherheit gibt, damit einerseits die Sicherheit objektiv besser wird, aber andererseits auch das subjektive Sicherheitsgefühl verbessert wird, das in den vergangenen Wochen sicher sehr gelitten hat.

Das lässt sich nicht immer in harten Zahlen nachweisen, aber es ist sicher sehr wichtig, dass sich wirklich jeder Österreicher und auch jede Österreicherin in unserem Land si­cher fühlen kann und sich sicher fühlt. Es ist für uns in der Politik, vollkommen egal, von welcher Partei wir sind, natürlich eine Kernaufgabe, dafür zu sorgen, dass die Menschen sich auch wirklich sicher in unserem Land fühlen. Deswegen gibt es in diesem Rahmen auch zukünftig Mittel.

Ein anderer wichtiger Punkt, gerade in der Frage Migration und Flüchtlinge, ist die Auf­stockung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit. Natürlich ist es wesentlich, erstens einmal dort Frieden zu schaffen, wo Krieg herrscht, aber wesentlich ist auch, die ökonomische Situation global betrachtet zu verbessern, damit weniger Menschen das Gefühl haben, sie haben gar keine Perspektive in ihrer Heimat, wodurch Wander­bewegungen entstehen. Da ist die Entwicklungszusammenarbeit nicht die alleinige Lö­sung, aber sicher ein wichtiger Baustein.

Die Frage dabei ist nicht nur, wie viel Geld wir investieren, wie viel Geld wir für Ent­wicklungszusammenarbeit ausgeben, sondern, wie gut es investiert wird und ob die Si­tuation vor Ort wirklich insofern verbessert wird, dass weniger Menschen sagen, sie wol­len in den vermeintlich reichen Westen oder nach Europa wandern, weil sie eine Per­spektive zu Hause sehen. Es ist sicher ein wichtiges Signal, dass wir den Einsatz der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit in diesem Zusammenhang verbessern.

Der dritte Punkt, der mir ganz wichtig ist, ist das, was wir alle von unseren Großeltern gehört haben, nämlich: Euch – also den Kindern, den Enkelkindern – soll es einmal bes­ser gehen als uns. – Das bedeutet natürlich vor allem bei jungen Menschen die Chan­ce auf Bildung und über Bildung dann die Chance auf sozialen Aufstieg und auf ein selbstbestimmtes, relativ sorgenfreies Leben.

Das ist auch eine der Hauptherausforderungen, denn wenn ich mir die Situation meiner Generation ansehe und das mit der Generation vergleiche, die heute 20 oder 25 ist, dann muss man sagen, dass diese es schwerer hat und deren Perspektiven und Mög­lichkeiten geringer sind als bei meiner Generation.

Das ist auch ein Kernpunkt: dass die Politik, und zwar unabhängig davon, in welcher Partei man ist, wirklich dafür sorgen muss, dass die Jugend und die Kinder zumindest die gleichen, wenn nicht bessere Chancen und Perspektiven haben, als das bei der ei­genen Generation der Fall war.

Da bleibt wirklich noch viel zu tun. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.)

13.12



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 102

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Klubobmann Mag. Dr. Strolz. – Bitte, Herr Klubobmann.

 


13.13.13

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Wir verhandeln den Finanzrahmen bis 2020, das heißt die Vorausschau darüber, wie wir in den nächsten Jahren mit dem Steuergeld umgehen. Und ich glaube, Herr Minister, wir sind uns einig, dass dabei zwei Dinge sehr wichtig sind: einerseits Verantwortung und Nachhaltigkeit, andererseits Mut und Zuversicht. Zu diesen zwei Bereichen möchte ich sprechen.

Beim Thema Verantwortung und Nachhaltigkeit ist es, glaube ich, wichtig, einen klaren Blick hinsichtlich der Frage zu haben: Wo stehen wir aktuell? – Wenn ich etwas planen will – das geht jedem von uns so, ob ich ein Haus baue, ein Fahrrad anschaffe oder sonst etwas –, muss ich wissen, wo ich aktuell stehe, damit ich die richtigen Entschei­dungen treffen kann.

Wo steht Österreich aktuell? – Wir haben die höchste Arbeitslosigkeit seit 70 Jahren. Wir haben die höchste Staatsverschuldung seit 70 Jahren. Wir haben in vielen Berei­chen eine Reformblockade. Wir haben leider die Bildungsreform nicht so über die Büh­ne gebracht, wie nach einer einjährigen Verhandlungsphase im November des letzten Jahres angekündigt. Wir haben die Pensionsreform faktisch abgesagt. Wir haben riesi­ge Herausforderungen im Bereich der Integration, die noch nicht ordentlich adressiert sind. Da fehlen uns die Lösungen und Konzepte. Wir haben eine große Sehnsucht nach Sicherheit in der Bevölkerung. Und wir haben riesige Verwerfungen in Bereichen wie zum Beispiel im Gesundheitssektor, in dem die Menschen zunehmend spüren, wenn sie zum Beispiel in den Ambulanzen sitzen, dass da einiges nicht stimmt, dass wir immer stärker in Richtung Zweiklassenmedizin abdriften.

Das sind die Herausforderungen, die wir haben. Jetzt ist die Frage: Was davon – an Pro­blemlagen, an Herausforderungen – ist in den nächsten fünf Jahren in diesem Finanz­rahmen abgebildet? – Da halte ich zugute, dass in den Bereich der Sicherheit investiert wird. Man könnte jetzt diskutieren: Sind jeweils die einzelnen Investitionen die richti­gen? – Aber ich halte es für wichtig, dass wir das Thema Sicherheit ernst nehmen. Das ist den Menschen wichtig, das ist uns allen wichtig, und da wird investiert.

In all den anderen Bereichen, Herr Minister, sehe ich nicht, dass Sie in die Verantwor­tung und Nachhaltigkeit gehen. Die einzige Nachhaltigkeit, die dieser Finanzrahmen aus­schildert, ist eine weitere Verschuldung. Wir legen auch im nächsten Jahr 5 Milliarden € Schulden drauf. Das 54. Jahr in Folge machen wir verlässlich neue Schulden. Wir wer­den all die nächsten Jahre neue Schulden machen, und das natürlich auf dem Rücken und in den Rucksack der nächsten Generation hinein, die ohnehin schon mit all den an­deren Themen – höchste Arbeitslosigkeit, höchste Staatsverschuldung – konfrontiert ist.

Ich sehe nicht, dass wir im Gesundheitsbereich Meter machen. Dort wäre für eine nach­haltige Bewegung eine Föderalismusreform notwendig. Das sagt der Rechnungshof, das sagen wir NEOS. Ich sehe nicht, dass wir im Bildungsbereich Meter machen. Herr Mi­nister, ich finde es unerhört, dass wir mit einer Unterdeckung von über einer halben Mil­liarde Euro heuer ins Budgetjahr gegangen sind und auch in den nächsten Jahren die­se Lücke nicht schließen. In keinem anderen Bereich wird so schludrig, so verantwor­tungslos budgetiert wie im Bildungsbereich. Das zeigt natürlich auch, dass das für die­se Regierung offensichtlich keine Priorität hat.

Ich sehe nicht, dass im Pensionsbereich Reformen angesagt sind, im Gegenteil. Durch­schnittlich, Herr Rossmann, legen wir im Pensionsbereich fast eine halbe Milliarde Eu­ro zusätzlich pro Jahr drauf. Das heißt natürlich, dass der Bereich nicht nachhaltig auf­gestellt ist. (Abg. Rossmann: Wollen Sie die Erhöhung aussetzen? Oder was wollen


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Sie denn?) – Ich wünsche mir eine Reform, damit sich auch meine Kinder auf das Sys­tem verlassen können. (Abg. Rossmann: System Altersarmut!) Diese bleibt nach wie vor aus. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Rossmann: Aber Ihr System drängt in Alters­armut rein!) – Über Altersarmut müssen wir reden. Deswegen brauchen wir natürlich ei­ne Reform. Schon die heutige Generation unter 45 wird bei einer Pension von ungefähr 1 100 € landen, wenn nicht weniger, und das legt die Brücke Richtung Altersarmut. Da müssen wir eben über die erste, zweite und dritte Säule reden. Das verweigern Sie als Grüne, und das halte ich ebenso für verantwortungslos. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Rossmann.)

Damit wechsle ich von Verantwortung und Nachhaltigkeit – beides nicht ausreichend wahrgenommen – in die Kategorie Mut und Zuversicht. Herr Schelling, du warst ja un­ser „NEOS“ in der Regierung, wenn man so will. Ich habe vieles von dir, von Ihnen, immer auch sehr positiv gefunden. Gestern gab es einen weiteren Lichtblick: Herr Kern hat in Worten und in einer Zuversicht gesprochen, wie wir sie auch in vielen Bereichen teilen. Das macht einerseits zuversichtlich, aber andererseits habe ich natürlich die Be­fürchtung, dass auch unter einem Bundeskanzler Kern das passiert, was mit Finanz­minister Schelling passiert ist, nämlich dass er von den Fürsten der Finsternis ausge­bremst wird, von einer Schattenregierung der hemmungslosen Besitzstandswahrer.

Die hemmungslosen Besitzstandswahrer sind einerseits die historisch hochverdienten, aber heute leider nicht mehr zu gebrauchenden Sozialpartner. Sie sind zunehmend ein echter Schadensfall für dieses Land, weil sie alles an Bewegung und Reform, was wir brauchen, ausbremsen. Und es sind natürlich die Landeshauptleute, die in einer Egozen­trik, die ihresgleichen sucht, alles an Bewegung ausbremsen, was dieses Land braucht, und die jedem, der hier Reformen will, Fußfesseln anlegt, sodass sich auch ein Herr Mi­nister Schelling leider nicht mehr bewegen konnte. (Beifall bei den NEOS.)

Heute, Herr Minister Schelling, ist ein weiterer solcher Tag. Ich verstehe nicht, wie man diese historische Gelegenheit auslassen konnte, die Landesfürsten, die Landeshaupt­leute in die Pflicht zu nehmen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Zweiten Republik signalisiert die Bundesregierung: Wir übernehmen ohne hinzuschauen komplett die Haf­tung für die Entscheidungen der Bundesländer. Ich halte das für eine Tragödie, nach dem, was in Salzburg passiert ist, wo man mit 1,5 Milliarden € spekuliert hat, nach dem, was in Kärnten passiert ist, und dahin gehend, was in vielen Gemeinden an Spekula­tionen et cetera unterwegs ist. Und Sie signalisieren: Das nehmen wir alles! Der Steu­erzahler zahlt es, er muss es „pecken“, er brennt wie ein Luster!

Wir hätten, da jetzt der Steuerzahler das alles zahlt (Abg. Hanger: Das stimmt ja nicht!), sagen können: Wenn wir das schon machen, dann wollen wir im Gegenzug eine Föde­ralismusreform. Dieses Fenster, Herr Finanzminister, wird sich nie mehr wieder öffnen, und dass Sie heute nicht durchgestiegen sind, sondern dieses einfach so auf Kosten der Steuerzahler schließen, das verstehe ich nicht. Das legt einmal mehr den Verdacht nahe: Wahrscheinlich war die Schattenregierung der Besitzstandswahrer wieder stär­ker als der Reformwille.

Deswegen glaube ich eben – und das werden wir morgen diskutieren –: Es ist kein Pro­blem mit den einzelnen Personen – ich schätze dich –, es ist ein systemisches Pro­blem, dass diese große Koalition für Österreich einfach nicht mehr funktional ist; die lie­fert nicht, die wird zunehmend zu einem Schadensfall. (Beifall bei den NEOS.)

13.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Nachbaur. – Bitte.

 


13.20.26

Abgeordnete Dr. Kathrin Nachbaur (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Finanzminister! Werte Kollegen im Hohen Haus! Sehr geehrte Steuerzah-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 104

ler! Im Gegensatz zu meinem Vorredner halte ich viel vom Föderalismus und wenig vom Zentralismus, es muss nur klare Einnahmen- und Ausgabenverantwortung geben, da gibt es tatsächlich Verbesserungsbedarf.

Im Strategiebericht zum Bundesfinanzrahmengesetz steht: „solide Staatsfinanzen sind Voraussetzung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und für soziale Stabi­lität“.

Nun stellt sich die Frage: Was versteht man unter „soliden Staatsfinanzen“? – Es wird leider solide über Jahre mehr ausgegeben als eingenommen. Es gelang auch in der früheren Regierungskonstellation – leider solide – über Jahre nicht, wirklich große Re­formen umzusetzen. Aber wie unser Finanzminister immer zu Recht sagt, ohne grund­legende Strukturreformen wird es nicht gehen, und wir wissen das.

Man denke an das Pensionssystem, das ist der größte Ausgabenposten im Budget über­haupt. Die Pensionsaufwendungen steigen zwar diesmal langsamer als befürchtet, aber das Geld brauchen wir ja trotzdem, in dem Fall für die Stärkung unserer Polizei und unseres Bundesheeres. Diese Mehrausgaben begrüße ich sehr, denn es ist die aller­erste Aufgabe des Staates, für die Unversehrtheit seiner Bürger, der Menschen im Land zu sorgen (Abg. Lugar: Vorher habt ihr es verursacht!), das sind wir den Bürgern die­ses Landes schuldig. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Lugar: Zuerst verursachen und dann bekämpfen!)

Wir sind es den Bürgern dieses Landes auch schuldig, endlich diesen wirtschaftsfeind­lichen Kurs des früheren Bundeskanzlers zu beenden. Laut letzter EU-Wirtschafts­prognose liegt Österreich jetzt nur mehr auf Platz 21 von 28 beim BIP-Wachstum, und die Rekordarbeitslosigkeit wird auch 2017 entgegen dem Trend aller anderen EU-Staa­ten weiter steigen. Wir müssen dringend etwas für die Wirtschaft und damit für die Arbeitsplätze in unserem Land tun. Wir dürfen die Unternehmer nicht durch Vorschrif­ten ersticken. Ich habe beim letzten Plenum schon ein paar Beispiele erwähnt, wie es so manchem Unternehmer durch das Arbeitsinspektorat geht (Zwischenruf des Abg. Pe­ter Wurm), und jetzt habe ich noch ein Beispiel: In einem Produktionsbetrieb in Nieder­österreich gibt es einen vorschriftsgemäßen Notausgang, dieser liegt zufällig in der Ein­flugschneise eines Flughafens. Jetzt kommt tatsächlich der Arbeitsinspektor auf Kon­trollbesuch und verlangt vom Unternehmer, dass umgebaut und der Notausgang ver­legt wird, denn es könnte tatsächlich der Fall eintreten, dass im Produktionsbetrieb ein Feuer ausbricht, die Mitarbeiter durch den Notausgang die Flucht ergreifen und just in diesem Moment ein Flugzeug genau über dem Notausgang abstürzt. (Neuerliche Zwi­schenrufe des Abg. Peter Wurm.) Das klingt zwar recht lustig, ist aber nicht lustig, wenn man der Unternehmer ist. (Zwischenruf des Abg. Lugar.) Da wird so viel Zeit und Energie verplempert, viel gescheiter wäre es, wenn man sich auf das Geschäft konzen­trieren könnte. Es sind nämlich letztlich das Geschäft, die Wirtschaft und die hart ar­beitenden Menschen, die unseren großzügigen Sozialstaat finanzieren. (Zwischenruf der Abg. Kitzmüller.)

Das erste Pressegespräch des neuen Bundeskanzlers stimmt mich optimistisch, er sagt, er setzt auf Ankurbelung der Wirtschaft, auf Daten und Analysen. Das ist es, was wir brauchen: mehr Daten, Analysen, weniger Ideologie. Ich hoffe, dass die SPÖ unter Herrn Bundeskanzler Kern und seinem durchaus vielversprechenden neuen Team jetzt für echte Strukturreformen mit der ÖVP zu haben ist. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Lugar.)

Uns geht es um standortfreundliche, unbürokratische Wirtschaftspolitik, um ausgegliche­ne Budgets, um eine vernünftige Bildungspolitik, wobei uns Bildung auch etwas wert sein muss. Insofern begrüße ich besonders die Bestellung von Ministerin Hammer­schmid, einer super erfolgreichen Frau, die sich auch als Befürworterin von Studienge­bühren geäußert hat. Leistung muss sich wieder lohnen, und mit der richtigen Wirt-


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schaftspolitik kann unser Land wieder an die Spitze kommen. – Viel Erfolg wünsche ich für diesen Neustart.

Zum Schluss, sehr geehrter Herr Finanzminister, gratuliere ich Ihnen sehr, sehr herz­lich, dass es Ihnen gelungen ist, den Hypo-Alpe-Adria-Albtraum zu einem außergericht­lichen Ende zu bringen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

13.24


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Klubobmann Ing. Lugar. – Bitte.

 


13.25.03

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Hohes Haus! Vielleicht am Anfang ganz kurz zu Frau Nachbaur: Frau Nachbaur, wenn Sie alles Mögliche ankreiden, ha­ben Sie wahrscheinlich vergessen, dass Sie in der ÖVP sind und die ÖVP Teil einer Koalition, einer Regierung ist. (Beifall beim Team Stronach.) Und wenn Sie ein Pro­blem mit dem Wirtschaftsminister haben, dann reden Sie doch persönlich mit dem Wirt­schaftsminister oder mit dem Finanzminister oder vielleicht mit dem Kanzler von der SPÖ, wer auch immer das sein mag. (Zwischenruf der Abg. Nachbaur.) Dann reden Sie doch bitte intern und belästigen Sie uns hier nicht mit Ihrer Oppositionskritik aus der Regierungsarbeit heraus. (Zwischenruf der Abg. Fekter.)

Jetzt zum eigentlichen Thema: Wir sprechen heute über den Finanzrahmen, und da ist es wirklich sehr bemerkenswert, und das hat auch Frau Nachbaur gesagt, dass es ganz wichtig ist, dass wir in Sicherheit investieren und die 2 Milliarden € in die Hand nehmen, damit wir die Probleme, die wir im Land haben, endlich in Angriff nehmen. Nur, woher kommen diese Probleme? – Die Probleme sind ja selbst verursacht. Diese hat die Bundesregierung verursacht, indem sie all die Menschen ins Land gelassen hat, die jetzt Probleme machen. Jetzt geht man her und investiert das Geld, das wir so dringend für Bildung und andere Dinge brauchen würden, um aufzuräumen. Und es ist nicht so, dass man dann klüger wird und sagt: Okay, jetzt müssen wir aufräumen, dazu müssen wir 2 Milliarden € in die Hand nehmen, dann schließen wir zumindest dieses Loch, durch das die Probleme hereinkommen! – Das wäre ungefähr so, als wären Sie ein Hausbesitzer und haben einen undichten Keller, und anstatt das Loch abzudichten, investieren Sie Geld in stärkere Pumpen; genau das machen Sie.

Das heißt, Sie investieren in Sicherheit, ohne aber dafür zu sorgen, dass nicht unge­zügelt neue Flüchtlinge ins Land kommen, die ja nachweislich – da gibt es Statistiken –, nicht alle, das ist keine Frage, auch kriminell sind und Probleme verursachen.

Warum sagen Sie nicht: Die Obergrenze ist erreicht!, auch Sie Herr Finanzminister, Sie sind ja derjenige, der das zahlen muss? Und es gibt jetzt dieses Gesetz, es wurde auch mit unserer Hilfe beschlossen. Warum ist der Notstand noch nicht ausgerufen? Was fehlt Ihnen noch? – Schlagen Sie einmal die Zeitungen auf, ich habe „Österreich“ hier liegen, ich habe die „Kronen Zeitung“ hier liegen, schlagen Sie sie einmal auf! (Zwi­schenruf bei der ÖVP.) Jeden Tag lesen wir von allen möglichen kriminellen Machen­schaften, von Vergewaltigung bis Körperverletzung, richtige Straßenschlachten liefern sich mittlerweile diese Kulturbereicherer in Österreich.

Und was machen Sie? – Sie investieren Geld in zusätzliche Sicherheit, anstatt dass Sie die Probleme lösen. Das ist mein Kritikpunkt. Wenn Sie sagen, das geht Sie alles nichts an, Sie haben einfach dafür zu sorgen, dass Geld fließt, dann ist das nicht rich­tig. Sie sind nicht der Buchhalter der Republik, Sie sind der Finanzminister! (Abg. Öllin­ger: Und Sie sind aus der Vergangenheit!) Ein kluger Finanzminister hat einmal ge­sagt, die Finanzpolitik ist die in Zahlen gegossene Politik. Genau das ist der Punkt, das heißt, Sie können mit der Gestaltung der Finanzpolitik unglaublich viel Einfluss neh­men, aber das tun Sie nicht oder wollen es nicht.


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Deshalb, Herr Minister, auch was das Sparen betrifft, sagen Sie immer, es ist kein Geld da, außer natürlich für die Flüchtlinge, aber sonst ist kein Geld da. Wir haben eine Si­tuation, in der wir 5 000 verschiedene Förderungen auszahlen, von den Kommunen bis zu den Ländern, bis zum Bund. Ihre Vorgängerin hat einmal gesagt, es gibt 5 000 För­derungen und sie hat keine Ahnung, wer wem was auszahlt. Haben Sie mittlerweile eine Ahnung? Sie werden sich heute ohnehin noch einmal zu Wort melden. Sagen Sie uns das einmal! Wissen Sie mittlerweile schon, wofür der Staat Förderungen ausgibt? Genau dafür wäre die Transparenzdatenbank gewesen, die Ihr Vorvorvorgänger, Herr Pröll war das, angedacht hat und die immer noch nicht umgesetzt ist.

Transparenz gibt es nicht. Der Staat weiß nicht, wohin das Geld geht. Er weiß es auch nicht die Länder betreffend. 30 Milliarden € werden ausgegeben, ohne dass Sie wissen wofür. Da hätten wir genug Potenzial, allein die Bezirkshauptmannschaften verschlin­gen Unsummen. Haben Sie schon einmal über die Bezirkshauptmannschaften gespro­chen, ob wir diese brauchen? Brauchen wir so viele Bezirkshauptmannschaften? Diese sind damals gemacht worden, um es jedem Bürger zu ermöglichen, mit dem Pferde­wagen ohne zu übernachten zur Bezirkshauptmannschaft und wieder retour zu kom­men. Brauchen wir das heute noch? – Man könnte sicher mindestens die Hälfte davon schließen.

Jetzt gibt es den Finanzausgleich, da hätten Sie die Möglichkeit, darauf Einfluss zu neh­men. Tun Sie es? – Nein, Sie tun es nicht!

Was Sie tun, ist, bei der HETA, bei der Hypo-Abbaugesellschaft, einen Vergleich aus­zuhandeln, und Frau Nachbaur und alle, die hier gesprochen haben, auch Herr Krai­ner, sind ganz froh. Na, ist das super?! – 90 Prozent bekommen die Gläubiger.

Ich kann mich noch erinnern, vor nicht allzu langer Zeit sind diese Anleihen bei 50 Pro­zent gestanden, und dann haben das Spekulanten gekauft, die bekommen jetzt 90 Pro­zent von Ihnen, und Sie begründen das damit, dass Sie sagen, jetzt ist die Unsicher­heit weg. Für wen ist die Unsicherheit weg? – Für den Steuerzahler, denn der Steuer­zahler war total unsicher, der hat noch geglaubt: Vielleicht komme ich da mit einem blauen Auge raus, vielleicht muss ich nur 50 oder 60 Prozent zahlen! – Jetzt ist die Un­sicherheit weg, jetzt zahlt er 100 Prozent; die 90 Prozent plus die Nebenkosten, die Sie ja auch verursacht haben. So schaut es aus in diesem Land!

Das heißt, wenn es darum geht, eine Sache zu klären, Unsicherheit aufzulösen, dann ist das Einzige, was sicher ist, dass der Steuerzahler alles bezahlt und die anderen mit dem Geld über alle Berge sind. Das haben wir bei der Hypo gesehen, und das sehen wir jetzt leider auch bei der Abwicklungsgesellschaft.

Deshalb, Herr Finanzminister, seien Sie ein bisschen mutiger! Ich weiß, es ist schwie­rig bei der ÖVP, da gibt es ganz viele Einflüsterer, da gibt es viele Einflussbereiche, da gibt es unglaublich viel Beton, den man erst entfernen muss, bevor man etwas bewe­gen kann; das weiß ich natürlich. Sie sind auch schon seit einiger Zeit im Amt und es wird immer mühsamer, das weiß ich auch. Aber jetzt könnte es sein, dass ein neuer Kanzler Ihnen ein bisschen Mut einflößt. Ich hoffe, dass Herr Kern Ihnen den Enthu­siasmus zurückbringt, den Sie am Anfang hatten, denn wir haben am Anfang viel von Ihnen gehalten – das tun wir mittlerweile immer noch –, aber leider ist in den Mühen der Ebenen einiges verloren gegangen. Deshalb: Finden Sie diesen Mut wieder! Ich hof­fe, dass Ihnen der neue Kanzler ein bisschen Nachhilfe gibt. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)

13.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Dr. Schelling zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.

 



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13.31.29

Bundesminister für Finanzen Dr. Johann Georg Schelling: Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Nur eine kurze Bemerkung zur HETA, Herr Klubobmann Strolz: Selbstverständlich übernimmt der Bund keinerlei Haftungen für kei­nes der Bundesländer und auch nicht für Kärnten; das sei zur Klarstellung gesagt. (Abg. Strolz: Aber faktisch schon!) – Überhaupt nicht faktisch, und auch nicht in der Tatsache: Wie das abgewickelt wird, lesen Sie dann, wenn das vorliegt, und dann bil­den Sie sich ein Urteil! Urteilen Sie nicht, bevor Sie überhaupt wissen, was in diesem Memorandum of Understanding vereinbart wurde!

Das Zweite ist – wenn Sie, Herr Klubobmann Lugar, sagen, hier wird gehandelt –: Ja, von den 11 Milliarden € wird 1 Milliarde € auf dem Markt gehandelt – von 11 Milliarden € ei­ne! Alle anderen sind nicht auf dem Markt, sind bei fixen Investoren. (Abg. Lugar: Die wurden auch unter der Hand verkauft!) Und wenn Sie sich anschauen, wie das Cash-Angebot ausschaut – und es muss niemand diese Anleihe nehmen, die wir mit ange­boten haben, es ist niemand dazu verpflichtet –, dann bleibt das Angebot, wie mit Ih­nen, allen anderen schon vielfach besprochen, bei dem 75 Prozent-Cash-Angebot; das ist der Beitrag, den die Gläubiger zu leisten haben.

Was den Bundesfinanzrahmen anbelangt, gibt es zwei Unterscheidungen. Zum einen, Herr Abgeordneter Haider, muss man unterscheiden zwischen Budgetvollzug und Bun­desfinanzrahmen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es keinen Zusammenhang zwi­schen dem Budgetvollzug 2016 und dem Bundesfinanzrahmen 2017 bis 2020 gibt. Dass der Bundesfinanzrahmen schwierig zu erstellen war, habe ich bei der ersten Le­sung schon gesagt, und dass es zwingend erforderlich ist, dass wir jetzt einen Schub in Richtung strukturelle Veränderungen im Budget bekommen, das ist überhaupt keine Frage. Und dass wir Bedarf an Reformen haben, das steht für mich außer Zweifel.

Wir müssen daher diesen Weg beschreiten, denn auch dann, wenn wir über die ge­samte Periode des Finanzrahmens bei einem strukturellen Nulldefizit zu liegen kom­men, steigen noch immer die Schulden. Tatsächlich werden die Schulden durch die HETA sinken, aber das ist auch wieder kein struktureller Effekt, sondern das ist ein Ef­fekt, den wir davor eben eingepreist haben.

Was die Sicherheit anbelangt, glaube ich, dass es richtig ist, dort zu investieren. Herr Kollege Rossmann, Sie kennen meine Meinung dazu, auch ich hätte gerne anders in­vestiert, aber immerhin liegt ein Sechs-Parteien-Antrag vom Parlament vor, dass das Bundesheer mehr Geld bekommen soll. Da haben Sie mir eine anständige Packung mitgegeben, die die Verhandlungen nicht übertrieben erleichtert hat. Daher glaube ich schon, dass in allen Bereichen, das gilt übrigens auch für die Bildung, darüber zu dis­kutieren sein wird, wie viel Geld wir ins System strömen und was herauskommt.

Und weil Sie immer von dieser Bildungslücke sprechen, schauen Sie sich bitte die Tat­sache an, dass wir das teuerste System mit dem geringsten Output haben! Seit Jahren wird von den Bildungsministerinnen in allen möglichen Sidelettern unterschrieben, dass Reformen gemacht werden. Ich bin nicht bereit, Mittel zu budgetieren, ohne dass diese Reformanstrengungen jetzt umgesetzt werden. Ich hoffe, die neue Bildungsministerin wird in diese Richtung gehen und sicherstellen, dass die notwendigen Reformen ge­macht werden, denn eines kann ja nicht sein – und das, glaube ich, will auch niemand, der von dieser budgetären Lücke spricht –, nämlich dass Geld in der Verwaltung statt bei den Kindern ankommt. Wir alle wollen, dass das Geld in der Schule bei den Kin­dern ankommt, und dann wird das Bildungssystem besser. (Beifall bei ÖVP und Grü­nen sowie des Abg. Strolz.)

Ich habe bereits im Ausschuss darauf hingewiesen, dass man jetzt nicht den Fehler ma­chen sollte, dass durch eine nicht abgeschlossene Bildungsreform mitten in den Ver­handlungen zum Finanzausgleich Dotierungen im Budget erfolgen, die uns wieder zwin-


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gen, die Mittel herauszuarbeiten, weil sie schon eingepreist sind. Es ist besser, allen­falls nachzudotieren, als es wieder herauszunehmen, sonst haben wir jede Art von Ver­handlungsposition verspielt.

Ich verstehe schon, dass immer wieder Kritik kommt, und ich kann viele der Kritikpunk­te auch nachvollziehen, aber wir sollten auch einmal den Weg beschreiten, zwei, drei Punkte in die richtige Richtung zu bringen. Es stimmt, wir haben Rekordarbeitslosig­keit, es stimmt aber auch, wir haben Rekordbeschäftigung. Es stimmt, wir haben in der Forschung nachzuholen, aber wir sind eines der wenigen Länder in der Europäischen Union, die die 3 Prozent Forschungsquote bereits erreicht haben. Jetzt kann man na­türlich argumentieren: Wir sind vom Ziel noch entfernt! – Ja, wir sind vom Ziel entfernt, aber wir sind auf dem Weg dorthin.

Damit das auch klargestellt ist: Der größte Teil dieser 3 Prozent kommt aus Steuergeld. Das ist öffentliche Investition, und das ist auch gut so. Daher glaube ich schon, dass wir das auch einmal positiv darstellen sollten. Wir sind übrigens beim Innovationsran­king um drei Plätze gestiegen, wenn wir schon von den Rankings reden. Und die, die immer von auf- und abgesandelt sprechen, sind in der Zwischenzeit, glaube ich, auch bei einer Art von Sandkastenstrategie angekommen.

Die Förderungen, die angesprochen wurden, habe ich auch beim letzten Mal schon er­wähnt. Ich bin jetzt mit den Ländern übereingekommen, dass die Förderungen in zwei Bereichen, nämlich Energie und Umwelt, transparent in die Datenbank eingestellt wer­den, sodass wir daraus ersehen können, ob Fördermaßnahmen tatsächlich die Wir­kung erzielen, die man mit der Förderung vorhat. Ich kann Ihnen garantieren, wenn die­ses Instrument für die Steuerung von Förderungen geeignet ist, dann werde ich die Bundesländer mit großer Sicherheit davon überzeugen, dass alle Daten eingespeist wer­den. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Strolz.)

Herr Abgeordneter Klubobmann Lugar, wenn Sie gerne wissen möchten, wie die För­derungen ausgegeben werden, empfehle ich Ihnen, einmal die Landesförderberichte zu lesen. Ich tue das nämlich und bin in vielen Fällen äußerst verwundert, was alles und wie und wo gefördert wird. (Abg. Lugar: Verhindern Sie es!) Dass das verändert wer­den muss, da bin ich völlig bei Ihnen, das ist gar kein Thema. Daher glaube ich, dass wir den ersten Schritt mit der Transparenzdatenbank gut gesetzt haben.

Bei den anderen Punkten ist es notwendig, dass wir – ich glaube, das ist auch im Aus­schuss beim Hearing herausgekommen – einen durchaus ausbalancierten Bundesfi­nanzrahmen haben und dass wir das auf Basis der vorliegenden Daten erstellt haben. Derzeit schaut es danach aus, dass die Annahmen, die hinter dem Finanzrahmen ste­hen, stabil sind und dass wir diesen Finanzrahmen mit Vorsicht und ausbalanciert prä­sentieren. Ich glaube aber, dass bei den endgültigen Verhandlungen zu den Budgets sehr genau darauf geachtet werden muss, wo Schwerpunkte zu setzen sind und ob sich Rahmenbedingungen verändert haben. Das wird die Aufgabenstellung sein, mit der nach Beschluss des Bundesfinanzrahmens bei den Budgetverhandlungen sofort be­gonnen werden muss.

Wenn man sich insgesamt das Paket dieses Bundesfinanzrahmens anschaut, so sind in vielen Bereichen tatsächlich Gelder, die wir anders einsetzen hätten können, zum Beispiel in der Sicherheit eingesetzt worden. Die Fragestellung war natürlich, woher diese Mittel kommen. Diese Mittel kommen eben von dort, wo wir zum Beispiel durch niedrigere Zinsen weniger Ausgaben haben; dafür sind sie eben in die Sicherheit ge­flossen. Jetzt kann man darüber diskutieren, ob man andere Möglichkeiten für diese In­vestitionen gehabt hätte. Und wenn hier diskutiert wird, dass das alles nur durch die Flüchtlinge verursacht wurde, so ist festzuhalten, dass das nur ein Teilbereich ist, denn Sie selbst haben in Ihrem Antrag zum Bundesheer ohne Bezugnahme auf die Flücht-


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linge gesagt, alle sechs Parteien wollen mehr Geld fürs Bundesheer. Jetzt hoffe ich, dass der Verteidigungsminister dieses Geld sinnvoll einsetzt.

Der letzte Punkt, der mir wichtig ist – ich habe auch das bereits erwähnt –: Wir haben viel mehr Geld in die Integration investiert. Die wird notwendig sein, aber auch da ver­lange ich, dass wir so vorgehen, dass überprüft wird, welche Wirkung dieses Geld er­zielt hat. Ich habe im Ausschuss schon ein Beispiel erwähnt: Wenn wir Deutschkurse abhalten, möchte ich danach gerne wissen, ob diese Menschen auch Deutsch können, denn sonst wäre das Geld ja falsch investiert.

Daher sind alle Ministerien, die jetzt mit der Schaffung von Deutschkursen beauftragt sind, aufgefordert worden, dass sie den Nachweis erbringen, dass diese Mittel entspre­chend richtig und effektiv eingesetzt wurden, damit das Ziel, Deutsch zu lernen, auch erreicht wird.

Für alle Bereiche im Budget soll gelten, dass in Zukunft die Maßnahmen – ob das jetzt bei der Bildung oder in einem anderen Bereich der Fall ist – überprüft werden, ob die Mittel sinnvoll eingesetzt sind.

Sie haben noch den Arbeitsmarkt erwähnt – und damit schließe ich dieses Thema –: Ja, das ist im Moment ein großes, schwerwiegendes Kapitel. Wir geben noch mehr Geld in die aktive Arbeitsmarktpolitik, und daher verlange ich auch vom Sozialminister und vom AMS, dass sie den Nachweis erbringen, dass die Mittel, die da investiert wer­den, zu mehr Beschäftigung und nicht zur Verwaltung der Arbeitslosigkeit führen. Das ist ein Auftrag, den ich erteilt habe. Wir sind als Finanzministerium selbst im Verwal­tungsrat des AMS und werden dort diesen Antrag auch umsetzen. Daher glaube ich, dass alle Ministerien aufgefordert sind, die Mittel so einzusetzen, dass das Ergebnis, das man sich durch den Einsatz dieser Mittel erwartet, auch sichergestellt ist. Und falls es nicht so ist, dann bitte ich nicht nur auf der Länderebene, sondern auch auf der Bun­desebene um Verständnis, dass der Finanzminister nicht bereit sein wird, zusätzliche Mittel zu investieren, wenn das Problem dadurch nicht gelöst, sondern nur verlagert wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.40


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Mag. Greiner. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


13.41.03

Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Mit der heutigen Debatte über das Bundesfinanzrahmen­gesetz beschäftigen wir uns mit der finanzpolitischen Vorschau für die Jahre 2017 bis 2020.

Wie ist die aktuelle Ausgangslage? Wie stellt sich die Situation im Frühjahr 2016 dar? – Ja, wir haben Reformbedarf, aber wir können von einem geordneten Staatshaushalt mit stabilen Zahlen ausgehen; und trotz aller Herausforderungen hält das Budget in Österreich. Die Europäische Kommission schätzt das strukturelle Budgetdefizit immer zu hoch ein. Wir liegen immer besser. 2015 hat es einen strukturellen Budgetüber­schuss von 2 Milliarden € gegeben.

In meinem Beitrag zum Bundesfinanzrahmen 2017 bis 2020 möchte ich mich mit drei essenziellen Fragen befassen: Wie entwickelt sich die Arbeitsmarktpolitik? Was ge­schieht in der Bildung? Welche Bedeutung wird in Österreich Forschung und Entwick­lung beigemessen?

Es entspricht voll und ganz den Intentionen unseres neuen Bundeskanzlers Christian Kern, dass dem Abbau der Arbeitslosigkeit allerhöchste Priorität zukommt. Im aktuellen Bundesfinanzrahmen sind zusätzliche Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik vorgesehen,


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nämlich mehr als 300 Millionen €. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Vor allem Lang­zeitarbeitslose werden durch Qualifizierungsmaßnahmen eine Chance erhalten, am Ar­beitsmarkt wieder Fuß fassen zu können. Weiters liegt ein besonderer Schwerpunkt in der Verbesserung der Ausbildungsqualität, gerade für junge Menschen.

Ich darf zu diesem Zeitpunkt einen Abänderungsantrag der Abgeordneten Tamandl, Krainer, Kolleginnen und Kollegen zum Personalplan einbringen.

Dieser Antrag betrifft die Bereiche Bildung, aber auch Sicherheit und Justiz; das The­ma ist bereits bekannt. Mit diesem Abänderungsantrag werden die notwendigen ge­setzlichen Rahmenbedingungen geschaffen, um die Planstellen auch tatsächlich be­setzen zu können. Es geht um mehrere Tausend Planstellen in den bereits genannten Bereichen.

Meine Damen und Herren, für eine Agenda 2025 – also langfristig vorausblickend – sind steigende Ausgaben in den Bereichen Forschung und Entwicklung eine Schlüs­selfrage. Der Herr Finanzminister hat es schon kurz angesprochen. Bei den staatlich fi­nanzierten Ausgaben für Forschung und Entwicklung liegt Österreich mittlerweile an ers­ter Stelle in der EU.

Zum Thema Bildung: Es kann nicht sein, dass Jugendliche nicht sinnerfassend lesen können. Berufsausbildung, universitäre Ausbildung und damit auch Forschung und Ent­wicklung sind Grundvoraussetzungen für die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Wirt­schaft, des Wirtschaftsstandorts Österreich.

Apropos Konkurrenzfähigkeit: Es ist in Österreich durchaus üblich, immer wieder Ver­gleiche mit unserem Nachbarland Deutschland zu ziehen. Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich jetzt, so kurz vor Beginn der Europameisterschaft, darauf verzichte, einen Fuß­ballvergleich anzustellen; aber wir werden tatsächlich sehr oft weit unter unserem Wert geschlagen. Warum? – Wir liegen bei den sozialen Indikatoren an der Spitze. Unser Pen­sionssystem in Österreich ist weltweit eines der sichersten. Das Pensionsbudget für die nächsten Jahre ist gesichert, weil dort die Reformen bereits greifen. Mit den sozialen Folgen der Harz-IV-Politik, die Zigtausende in die Altersarmut getrieben hat, von der vor allem Frauen betroffen sind, wollen wir uns wirklich nicht vergleichen.

Auch unsere wirtschaftlichen Basisdaten sind respektabel. Werfen wir einen Blick auf den Index der Industrieproduktion: In Deutschland ist dieser 2015 im Vergleich zum Vor­jahr um 0,9 Prozent gestiegen. In Österreich stieg er im gleichen Zeitraum hingegen um 1,7 Prozent, das ist also fast doppelt so viel.

Werte Damen und Herren, es ist unbestritten, dass große Herausforderungen und schwie­rige Aufgaben vor uns liegen, dennoch haben wir wirklich gute Gründe, mit Optimismus und positiver Grundhaltung unsere Zukunft zu gestalten. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.45


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Abänderungsantrag wurde aufgrund des Umfangs gemäß § 53 Abs. 4 GOG an die Mandatare verteilt. Er ist ausreichend unterstützt, ord­nungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


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Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter MMag. DDr. Fuchs. – Bitte. (Ruf bei der SPÖ: Ist da nicht ein Doktor zu wenig?! – Abg. Fuchs – auf dem Weg zum Rednerpult –: Das ist der, der Ihnen fehlt, Herr Kollege Krainer! – Allgemeine Hei­terkeit. – Beifall bei der FPÖ.)

 


13.46.04

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Finanzminister! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Betrugsbe­kämpfung und Steuergerechtigkeit nehmen einen wichtigen Platz im Strategiebe­richt 2017 bis 2020 ein. Jedoch versteht der Herr Finanzminister darunter etwas ande­res als die FPÖ.

Die Arbeitnehmer und die Klein- und Mittelbetriebe tragen derzeit verhältnismäßig eine viel größere Steuerlast als die multinational agierenden Unternehmen. Multinational agie­rende Unternehmen sind in der Lage, Steuern zu vermeiden, die heimischen Klein- und Mittelbetriebe sowie die Arbeitnehmer nicht. Diese Ungerechtigkeit, die wir schon des Öfteren im Hohen Haus aufgezeigt haben, muss endlich beseitigt werden.

Effektive Besteuerung am Ort der Wertschöpfung und Transparenz sind zwei Kern­elemente in der Bekämpfung der Steuervermeidung durch multinational agierende Un­ternehmen. Insbesondere der Steuertransparenz kommt hier eine grundlegende Bedeu­tung zu, um eine gerechtere Besteuerung zu gewährleisten.

Multinational agierende Unternehmen, die in der EU ihren Sitz haben oder in der EU unternehmerisch tätig sind, müssen zu einer länderbezogenen Berichterstattung, dem sogenannten Country-by-Country-Reporting – insbesondere hinsichtlich Umsatz, Ge­winne und bezahlter Steuern –, verpflichtet werden. Diese Daten sollten nicht nur den Steuerbehörden zugänglich gemacht werden, sondern der breiten Öffentlichkeit. Dies würde das Vertrauen der Arbeitnehmer und der Klein- und Mittelbetriebe in das jewei­lige Steuersystem der Nationalstaaten stärken. Jeder Staatsbürger sollte sehen kön­nen, wo die Großkonzerne ihre Steuern zahlen und wie viel sie zahlen.

Zahlreiche Mitgliedstaaten der EU und der Vorsitzende des ECOFIN-Rates, der nieder­ländische Finanzminister Dijsselbloem, unterstützen diesen Vorschlag der EU-Kommis­sion. Welche Meinung vertritt unser Finanzminister dazu? – Herr Schelling blockiert die EU-Transparenz von Großkonzernen mit fadenscheinigen Argumenten. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich zitiere auszugsweise aus der schriftlichen Information des BMF an den EU-Aus­schuss des Bundesrates vom 11. Mai 2016, in der Finanzminister Schelling begründet, warum er gegen die Steuertransparenz für Großkonzerne ist (Zwischenbemerkung von Bundesminister Schelling):

„Diese Entscheidung erfolgte, weil (…) die Risiken für die betroffenen Unternehmen als unverhältnismäßig groß eingeschätzt wurden. Die angesprochenen Risiken sind“ – un-


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ter anderem – „(…) die Gefahr der Fehlinterpretation durch die Öffentlichkeit, die zu ei­ner negativen Beeinflussung des Wettbewerbes führen kann“.

Herr Finanzminister, Sie haben schon recht, das Risiko für die betroffenen Unterneh­men wäre groß, dass die österreichischen Steuerzahler endlich wissen würden, wie wenig Steuern die Großkonzerne tatsächlich bezahlen. Sie stellen sich schützend vor die Großkonzerne und „sackeln“ ungeniert die heimischen Klein- und Mittelbetriebe so­wie die Arbeitnehmer aus, die noch immer auf die Abschaffung der kalten Progression warten. (Beifall bei der FPÖ.)

Was meinen Sie, Herr Finanzminister, mit der Gefahr einer Fehlinterpretation durch die Öffentlichkeit? Haben Sie ein Problem mit der Meinung der Bevölkerung? – Das, was Sie als Fehlinterpretation der Öffentlichkeit bezeichnen, ist nichts anderes als der gesun­de Hausverstand der österreichischen Steuerzahler, vor dem Sie sich offenbar fürchten.

Und zu guter Letzt meint der Herr Finanzminister, dass eine Veröffentlichung der Steu­erdaten einen Bruch völkerrechtlicher Verpflichtungen durch Österreich darstellen wür­de. Sogar die Niederlande, wo die Großkonzerne ein sehr freundliches Steuerumfeld vorfinden, scheinen kein völkerrechtliches Problem zu haben, unser Finanzminister, als Anwalt der Großkonzerne, jedoch schon. Für unseren Finanzminister ist Betrugsbe­kämpfung die Einführung der Registrierkassenpflicht und die Abschaffung des Bankge­heimnisses.

Von einem Finanzminister erwarte ich mir, dass er als Schutzpatron der fleißigen Steu­erzahler und nicht als Anwalt der Großkonzerne auftritt. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich fordere Sie auf, Herr Finanzminister, beenden Sie endlichen Ihren Widerstand ge­gen die Steuertransparenz von Großkonzernen! Setzen Sie sich endlich für Steuerfair­ness im Inland und in der EU ein! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesminister Schelling: Ich warte auf den Zeitpunkt, an dem ich Ihren Steuerakt veröffentlichen darf!)

13.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Ab­geordnete Mag. Dr. Fekter. – Bitte.

 


13.51.11

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Fekter (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Die Rede meines Vorredners über die Großkonzerne war nicht zum Thema des Tagesordnungspunktes; das sage ich nur für alle Zuhörerinnen und Zuhörer.

Wenn hier von Ihnen, den Freiheitlichen gefordert wird, alle Steuerakte transparent zu gestalten, dann erklären Sie das aber auch der österreichischen Bevölkerung, denn das kann man nicht in Großkonzerne und kleine Steuerzahler unterteilen – Steuerakt ist Steu­erakt. Und dafür, glaube ich, braucht es schon noch eine Debatte. Ich bin nämlich auch nicht dafür, dass alle Steuerakte transparent und öffentlich gemacht werden, ohne dass wir das hier intensiv debattieren.

Großkonzerne so einfach „hinzuschimpfen“, das klingt vielleicht ein bisschen populis­tisch, gemeint ist aber die Veröffentlichung aller Steuerakte. Und dass da unser Finanz­minister sensibel ist, das halte ich für richtig. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kogler: Wer sagt das?! – Zwischenruf des Abg. Fuchs.)

Das BFRG, das Bundesfinanzrahmengesetz 2017 bis 2020, welches wir heute hier be­raten, ist nicht das Budget und auch kein planwirtschaftliches Konvolut, sondern ein Steuerungsinstrument für die mittelfristige Budgetplanung und Budgetentwicklung. Der Pfad legt die Auszahlungsobergrenzen für die nächsten vier Jahre fest, und damit be­kommen die Ressorts Planungssicherheit, wie sie ihr Geld ausgeben können. Das kön-


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nen sie aber nicht nach Gutdünken tun, sondern dafür gibt es eine klare strategische Festlegung, und das ist der Strategiebericht.

Der Strategiebericht ist wirklich spannend. (Die Rednerin hält die genannte Publikation in die Höhe.) So schaut er aus, meine sehr verehrten Damen und Herren, und den kön­nen Sie auf der Homepage des Finanzministeriums, www.bmf.gv.at, nachlesen. Er ist spannend, denn darin wird strategisch festgelegt, welche Ziele das Ressort verfolgt, wie die Wirksamkeit der Ausgaben ist, und ausgeführt – der Minister hat es schon an­geführt –, dass Förderungen, wenn sie nicht die Ziele erreichen, ihr Ziel verfehlen und man sie überdenken soll.

Insbesondere habe ich mich für Kunst und Kultur interessiert; die lebt ja von Vielfalt, regionalen Angeboten und Innovation. Gerade im Bereich Kunst und Kultur sind die För­derungen vielfach Investitionen für wirtschaftliche Wertschöpfung. Denken Sie an Ver­lage, denken Sie an technisches Equipment bei den Bühnen, an Kostüme, an Bühnen­bilder, aber auch an Filmproduktionen oder den Tourismus, der unsere Kulturangebote besonders schätzt!

Es gibt hier im Haus Konsens darüber, dass wir den jungen Menschen die Kultur nä­herbringen müssen; und daher, sehr geehrter Herr Minister, ist es gut angelegtes Geld, wenn der Museumsbesuch für Jugendliche gratis ist, denn ich weiß Folgendes: Kultur kostet, aber Unkultur kostet noch viel mehr. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.54


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Mag. Kogler. – Bitte.

 


13.54.42

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Herr Finanzminister! In diesen 5 Minuten werde ich nur auf ein Kapitel eingehen, da es heute aktuell ist. Ich werde schon zumindest ein paar rhetorische Fragezeichen machen müssen, was den Bereich des Finanzrahmens und die Untergruppe 46, Finanzmarktstabilität, betrifft, denn wir hatten – aber auch nicht Ihre Mitarbeiter, das hatte sich ja bewährt – noch keine Aus­sprache über die neuesten Lösungen, die offensichtlich heute – jedenfalls aus Regie­rungssicht – fixiert wurden. Alle wissen, worum es geht, nämlich um die anstehende Ei­nigung mit den Gläubigern der HETA, vormals Hypo.

Für mich ist momentan nicht ganz nachvollziehbar, wie die Behauptung vom März 2015 – teilweise ist sie heute noch ein bisschen nachgehallt – aufrechterhalten werden soll, dass kein Steuer-Euro mehr in die Hypo beziehungsweise HETA fließen soll.

Ich habe das damals schon gut verstanden und diese Schuldenschnittaktion immer aus­drücklich begrüßt, bis heute. Ich glaube, dass das wohl auf den Bundessteuerzahler bezogen war, denn es war doch klar, dass dadurch dann etwas über die Haftungsver­bünde der Länder beigesteuert werden müsste.

Ich halte das im Übrigen für richtig und gerecht. Die Bundesländer haben aus der Sta­bilitätsabgabe, der Bankenabgabe ohnehin schon so viel kassiert, und bald noch mehr, als sie da bei der gesamten Schuldenschnittaktion – ohne Auspufferung, die jetzt kommt – hätten beitragen müssen, aber das war damals nicht durchsetzbar.

Frau Kollegin Fekter, die ehemalige Finanzministerin, nickt; wir wissen in welcher Real­verfassung wir hier leben. Ich halte es nach wie vor für sehr, sehr – verwenden wir kei­ne schlimmeren Worte – aufreizend seltsam, dass die Landeshauptleute damals gleich zugegriffen haben und dass die seinerzeitigen Verhandler sofort einmal die Kralle drauf­gehauen haben, als man die Bankenabgabe eingeführt hat.


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Gut, beitragen wollen sie nichts, und das ist, glaube ich, auch einer der Hauptgründe, warum jetzt die Behauptung, dass der Bundessteuerzahler nichts mehr zahlt, einfach nicht aufrechterhalten werden kann. Wir werden uns wahrscheinlich noch einmal in ei­nem seminaristischeren Kreis darüber austauschen, nur muss ich das Fragezeichen jetzt tatsächlich öffentlich anbringen – seis drum.

Bei 90 Prozent – ich glaube, die Rechnung geht für die Gläubiger noch günstiger aus, wenn man noch einmal anders und auch richtiger rechnet – kann man nicht mehr von großartiger Gläubigerbeteiligung, die angestrebt wurde, sprechen.

Wie kommt das Ganze? – Natürlich ist es ein Problem – das bestreitet kein vernünf­tiger Mensch –, wenn auf bestimmten Forderungen an die Hypo beziehungsweise HETA noch immer die Landeshaftungen von Kärnten – jedenfalls juristisch – picken; das ist ganz klar.

Wenn wir das aber jetzt einmal durchrechnen, dann erkennen wir, dass bei den 75 Pro­zent, die ursprünglich, im heurigen Frühjahr, ohne Zugabe seitens des Bundes ange­boten wurden, so getan wurde, als ob Kärnten diesen Beitrag bei einem Rückkauf selbst stemmen könnte. Wenn man sich die Bedingungen genau angesehen hat, hat man schon den Eindruck gehabt, dass Kärnten auch da schon entgegengekommen wurde, insbesondere im Bereich der Möglichkeiten der Finanzierung aus der Bundesfi­nanzierungsagentur. Dagegen haben wir gar nichts, denn die sollen selbstverständlich auch überleben können, aber in Wirklichkeit war da schon ein gewisses Augenzwin­kern mit dabei. Mit dem Zusatzangebot ging es dann hinauf auf 82 Prozent, jetzt sind es 90 Prozent. Meines Erachtens liegen sie noch höher. Auf die Erklärung, wie es mög­lich ist, dass das nicht Bundessteuergeld sein soll, warten wir noch mit Spannung.

Ich glaube, von der taktischen Aufstellung her wäre diesen Gläubigern wahrscheinlich mehr herauszureißen gewesen. Warum? – Bei allem Risiko von wegen Unsicherheiten im Falle einer Klage et cetera, das das beinhaltet, falls die sich nicht darauf einlassen, muss man aber schon lustig und gut rechnen, um zu glauben, dass diese Differenz in Kärnten zu holen wäre.

Das Risiko liegt nämlich nicht nur beim sogenannten Finanzplatz Österreich und bei Kärnten, sondern auch die Gläubiger haben ein hohes Risiko; und die waren allemal nicht schützenswert. Die waren deshalb nicht schützenswert, weil die nämlich in den Jahren 2004, 2005 und 2006 – um die es ja geht – auch schon hätten erkennen kön­nen, wo sie da investieren. Das war keine brave Regionalbank, und die Haftungsver­sprechen des Herrn Haider waren nicht so viel wert, glaube ich, wenn man es auf die ökonomische Waagschale legt.

Insofern ist das in Wirklichkeit ein sehr, sehr schmerzlicher Vorgang, obwohl sich jetzt alle freuen – natürlich allen voran der Landeshauptmann von Kärnten –, dass da einmal etwas weggeräumt ist.

Ich warte noch auf die Erklärung, wie man – wie gesagt und zusammenfassend – das aufrechterhalten kann, dass da kein Bundessteuergeld drinnen sein soll. Aus Sicht der Gläubiger ist das eine super Geschichte! 75 Prozent hätten sie vielleicht nicht genom­men, aber rechnen wir es einmal durch: Die tauschen wir ein zu Bundesanleihen- oder vergleichbaren Konditionen, na, die würden da momentan aber nur 0,8 Prozent Zinsen dafür kriegen. So schaut es nämlich aus. Wenn du das auf 13 Jahre – bis die das
100-Prozent-Nominale kriegen – durchsiehst, dann kommt man auf diese Art und Wei­se zum Schluss auf 82 Prozent.

Also wie man es auch dreht und wendet: Da ist, fürchte ich, ein satter Anteil von Bun­dessteuergeld drinnen. Die Rechnung wird so sein, dass der Bundessteuerzahler allein am Schluss mit einer Summe im zweistelligen Milliardenbereich übrigbleiben wird und


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die Gläubiger – je nachdem, wie man es rechnet – maximal eine Milliarde beitragen, möglicherweise sogar weniger.

Ich finde, das ist jedenfalls keine gerechte Lastenverteilung, und ich glaube auch, dass mehr möglich gewesen wäre. Aber ich fürchte, die NEOS-Fraktion, die sich ja vermut­lich auch noch äußern wird, hat da recht – mit uns –, dass hier auch die Landeshaupt­leute, weil sie selber ein bisschen mehr hätten beitragen müssen, bei Ihnen ein ent­sprechendes Korsett mit angeschnallt haben, dem Sie offensichtlich auch nicht ohne­weiters entkommen können. (Beifall bei Grünen und NEOS.)

14.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Vogl. – Bitte.

 


14.01.27

Abgeordneter Ing. Markus Vogl (SPÖ): Ich darf das, was Frau Abgeordnete Fekter gesagt hat, auch noch einmal unterstreichen. Ich glaube, es geht darum, zu sagen: Was verhandeln wir heute, oder was diskutieren wir heute?

Der Bundesfinanzrahmen 2017 bis 2020 legt eigentlich die Auszahlungsobergrenzen fest, die wir uns selbst als Ziel setzen. Kollege Rossmann hat schon darauf hingewie­sen, dass wir hier die Usance haben, dass wir eigentlich sehr vorsichtig planen, das heißt, immer mit dem Ziel planen, dass wir natürlich diesen Rahmen einhalten, tenden­ziell sogar unterschreiten. Dass wir das auch in den nächsten Jahren machen werden, da habe ich das vollste Vertrauen, vor allem auch, weil ich weiß, dass Bundesminister Schelling ganz genau darauf schauen wird, dass diese Zahlen, die wir heute be­schließen, auch eingehalten werden.

Was aber trotzdem wichtig ist: Das heißt, wir planen hier vorsichtig, schon in dem Wis­sen, dass wir natürlich Spielräume brauchen. Gleichzeitig haben wir aber auch Schwer­punkte gesetzt, die, glaube ich, wichtig sind und wo wir uns wieder ein bisschen mehr rühren können. Wir haben das zum einen einmal im Personalplan gesehen. Das heißt, diesen Personalabbau der letzten Jahre werden wir in den nächsten Jahren stoppen, weil wir notwendigerweise natürlich zusätzliche Beamtinnen und Beamte in gewissen Bereichen brauchen werden.

Was mir auch wichtig ist, ist, dass wir zusätzliche Mittel dort investieren werden, wo es um die Lehrlingsförderung geht. Ich habe schon einmal darauf hingewiesen: Wir kön­nen natürlich kritisieren, dass wir heute Jugendliche haben, die Schwierigkeiten bei der Lesekompetenz haben. Wir können das kritisieren, aber die Frage ist: Was tun wir da­mit? – Darum ist es wichtig, glaube ich, dass wir zusätzliches Geld in die Hand nehmen, damit wir diesen jungen Menschen wirklich eine Chance geben, auch im Berufsleben einzusteigen. Ich glaube, es ist die Herausforderung an die Politik, hier Antworten zu ge­ben.

Wir haben uns das Ziel gesetzt, das Maastricht-Defizit bis ins Jahr 2020 auf minus 0,4 Prozent zu reduzieren. Wir haben es uns auch als Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren die Staatsschuldenquote um zirka 10 Prozent zu reduzieren. Das sind Ziele, den­ke ich mir, hinter denen wir inhaltlich alle stehen, und das – worauf, glaube ich, auch hingewiesen werden muss – bei den negativsten Risikoszenarien, die es gibt. Das heißt, wir berechnen inzwischen in Risikoszenarien, was auch zeigt, dass sich die Qualität der Budgeterstellung in den letzten Jahren verbessert hat. Das ist ein Prozess, der stän­dig läuft, wobei man, glaube ich, immer wieder den Beamten wirklich danke sagen muss für die Qualität der Unterlagen, die sie uns zur Verfügung stellen.

Worüber es – das war, glaube ich, im Ausschuss eine spannende Diskussion – natür­lich unterschiedliche Standpunkte gibt, ist: Was tun wir mit dem Spielraum, den wir uns


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gegenüber diesem Vorschlag erarbeiten? – Der Herr Minister hat schon darauf hinge­wiesen: Zum Teil nutzen wir diesen Spielraum für notwendige Investitionen, für not­wendige Maßnahmen. Die Frage ist: Was gäbe es darüber hinaus?

Da trennt uns ein bisschen sozusagen die politische Einstellung. Ich würde mir durch­aus wünschen, dass wir die Spielräume, die sich hier ergeben, noch stärker nutzen würden für Investitionen in die Zukunft, in die Arbeitsmarktpolitik, von mir aus auch in Infrastrukturmaßnahmen. Da weiß ich, dass es andere gibt, die sagen: Das Ziel muss es sein, möglichst viel zu sparen. Zu denen gehöre ich, ganz ehrlich gesagt, nicht, son­dern ich würde mir wünschen, wir würden es mehr nützen.

Jetzt zum Kollegen Strolz – er ist leider nicht mehr da –: Wenn er mich persönlich als größten Schadensfall für die Republik bezeichnet, dann finde ich das schon ein starkes Stück. Er sollte nämlich eines nicht vergessen: Sozialpartnerschaft sind Menschen! So­zialpartnerschaft ist etwas, was man sich gemeinsam erarbeiten muss, die kommt nicht vom Himmel gefallen. Es sind Menschen, die an der Sozialpartnerschaft arbeiten.

Wenn wir heute in vielen Kollektivverträgen innovative Lösungen verabschiedet haben, wenn wir heute in Österreich Jahr für Jahr einen Exportrekord erzielen, weil die Be­schäftigten in diesem Land und die Arbeitgeber gemeinsam sinnvolle Lösungen auf be­trieblicher und kollektivvertraglicher Ebene zusammenbringen, dann weise ich diese Anschuldigung wirklich auf das Vehementeste zurück! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Lichtenecker.)

14.05


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schellhorn. – Bitte.

 


14.05.13

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Geschätzter Herr Finanzmi­nister! Ja, Herr Kollege Vogl, was Ihr Abschlussplädoyer bezüglich der Sozialpartner­schaft betrifft, glaube ich, es mag schon richtig sein, nur: Sie ist nicht im neuen Jahr­hundert angekommen! Sie sind noch immer dort, wo Sie sind, und Sie haben noch im­mer Ihr altes Gedankengut. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Vergessen Sie die Worte Ihres neuen Bundeskanzlers nicht! Vergessen Sie nicht, was er gestern gesagt hat: dass alles, was in den letzten Jahren passiert ist, ohne Wirkung war, und dass alles, was in den letzten Jahren passiert ist, auch vonseiten der Sozial­demokratie, eine Blockadepolitik war. Er setzt sich für die Wirtschaft ein und er setzt sich für ein Leistungsprinzip ein. Insofern ist die Sozialpartnerschaft nicht unbedingt ein Leistungsprinzip gewohnt, weil sie einen Schutzmechanismus ausübt und sonst gar nichts. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Zum Bundesfinanzrahmengesetz: Diesbezüglich haben wir auch viel gehört. Da haben wir auch viel darüber gehört, was so schiefläuft in diesem Land. Da haben wir auch viel gehört vonseiten der SPÖ und wir haben viel gehört vonseiten der ÖVP, wo es auch darum geht – worüber auch Kollegin Fekter sinniert hat –, dass es einen Strategiebe­richt gibt und in diesem Bericht auch die Strategie festgelegt wird.

Dann gehen wir in dieser Strategie auch einmal das Ausgabenproblem an! Insofern haben wir auch sehr viel darüber gehört, von unserer Seite zum Beispiel, dass die feh­lenden Reformen vor allem im Sozialsystem nicht angegangen werden, dass die feh­lenden Reformen im Bildungssystem nach wie vor aktuell sind, dass eine steigende Ab­gabenlast bei einer gleichzeitig steigenden Schuldenquote vorhanden ist, und ob nicht die fehlenden Reformen im Kampf gegen die grassierende Arbeitslosigkeit angegan­gen werden könnten.


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Mir als Wirtschaftler, als Unternehmer geht es vor allem um eines – und da möchte ich den Herrn Vizekanzler zitieren, der sozusagen als Vorlage für den neuen Bundeskanz­ler auch eines gesagt hat –: Wir brauchen einen neuen Standortpakt. Ich zitiere ihn jetzt:

„,Wir brauchen einen neuen Standortpakt für Österreichs Wirtschaft, der vorrangig un­ter dem Fokus Deregulierung und Bürokratie-Abbau stehen muss.‘ Dazu gehöre die Reduzierung von Vorschriften, etwa durch eine ,One in – two out‘-Regelung oder auch eine Befristung von Verordnungen.“

Jetzt haben wir den Fall, dass das bis heute noch nicht passiert ist, dass das immer wieder ein Vorhaben ist und dass die Anträge der Opposition – leider ist kein Wirt­schaftstreibender von der ÖVP mehr im Saal –, ja, dass selbst auch die Anträge des Herrn Kollegen Matznetter dementsprechend schubladisiert wurden, und zwar insofern, dass sie abgelehnt wurden. Ich denke, gerade in dieser Geschichte, wenn wir von Bü­rokratieabbau und Deregulierung sprechen, müssen wir auch damit rechnen: Wenn wir es mit dieser „One in – two out“-Regelung schaffen, dann schaffen wir den britischen Weg. Dieser hat eine Ersparnis für die britische Regierung, aber auch für die Unterneh­mer in Großbritannien von mindestens 3 Milliarden geschafft.

Wir sollten also daran denken, dass wir diese Regelung auch dementsprechend um­setzen. Wir sind überbürokratisiert, da sind wir uns alle in diesem Saal einig. Wir müs­sen wieder wettbewerbsfähiger werden, da bin ich sogar eins mit dem Herrn Bundes­kanzler, der das gestern auch gesagt hat. Ich wünsche mir das, und ich wünsche mir auch, dass wir wieder an die Spitze kommen.

Dazu bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, bei zukünftigen Regierungsvorlagen und Ver­ordnungen zu beachten, dass im Gegenzug zu jeder neuen Vorschrift zwei bestehende Vorschriften in vergleichbarem Ausmaß entfallen. Das Ergebnis einer derartigen Prü­fung ist im Vorblatt zu vermerken.“

*****

Insofern sollte das von besonderer Wichtigkeit sein. Nehmen wir alle es ernst, und sa­gen wir: Stauben wir einmal diesen Laden aus und machen wir ihn fit, damit wir wieder wettbewerbsfähig sind! – Danke vielmals. (Beifall bei den NEOS.)

14.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Sepp Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend One in – two out

eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1096 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmenge­setz 2017 bis 2020 erlassen wird sowie das Bundeshaushaltsgesetz 2013, das Bun­desfinanzrahmengesetz 2016 bis 2019, und das Bundesfinanzgesetz 2016 geändert werden (1120 d.B.) – TOP 1


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Seit geraumer Zeit spricht man sich von Seiten der Regierungsparteien für einen ra­schen Bürokratieabbau aus. Zuletzt würde der im Wirtschaftsausschuss von den Re­gierungsparteien eingebrachte selbständiger Entschließungsantrag der der Abgeordne­ten Peter Haubner, Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bü­rokratie-Abbau jetzt“ (666/A(E)) einstimmig beschlossen, doch die Umsetzung lässt auf sich warten.

Auch im Arbeitsprogramm der österreichischen Bundesregierung 2013 – 2018 konnten sich die Regierungsparteien auf eine „One in – one out“-Regelung für jedes neue Ge­setz oder jede neue Verordnung einigen. Im Kapitel Entbürokratisierung und Entlas­tung steht „,One in – one out‘-Regelung: für jedes neue Gesetz, oder jede neue Ver­ordnung, wird angestrebt, dass ein bereits bestehendes Gesetz oder bestehende Ver­ordnung in vergleichbarem Ausmaß entfällt. Das Ergebnis einer derartigen Prüfung ist im Vorblatt darzustellen;“

Mögliche Maßnahmen sind etwa die Einführung einer „One-in – one-out-Regel“ zur Ein­dämmung der Gesetzesflut sowie einer Auslaufbestimmung (Sunset clause) nach briti­schem Vorbild. Im Jahr 2011 wurde die „One in, One out Regel“ eingeführt. Für jede neue Regulierung muss eine andere Regulierung abgeschafft werden. 2013 wurde nachgebessert und auf „one in, two out“ verschärft. 214 Regulierungen wurden seither gestrichen. Britischen Unternehmen wurden so 3 Mrd. Euro erspart. Ähnliche Regelun­gen bestehen schon in Italien, Frankreich, Spanien, Litauen, Portugal und jüngst Deutsch­land (Einführung im Frühjahr 2015 beschlossen).

Auch in Österreich wäre die Einführung einer solchen Regelung wichtig und wün­schenswert um die unter der ausufernden Bürokratie leidenden Unternehmen zu ent­lasten. Das sieht auch der Bundesminister und für Wissenschaft, Forschung und Wirt­schaft, Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner im Zuge der Regierungsumbildung so: „Wir brauchen einen neuen Standortpakt für Österreichs Wirtschaft, der vorrangig unter dem Fokus Deregulierung und Bürokratie-Abbau stehen muss. Dazu gehöre die Redu­zierung von Vorschriften, etwa durch eine „One in, two out“-Regelung oder auch eine Befristung von Verordnungen.“

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, bei zukünftigen Regierungsvorlagen und Ver­ordnungen zu beachten, dass im Gegenzug zu jeder neuen Vorschrift zwei bestehende Vorschriften in vergleichbarem Ausmaß entfallen. Das Ergebnis einer derartigen Prü­fung ist im Vorblatt zu vermerken.“

*****

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Töchterle. – Bitte.

 


14.10.03

Abgeordneter Dr. Karlheinz Töchterle (ÖVP): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Ho­hes Haus! Ich beschäftige mich im Rahmen des zur Debatte stehenden Gesetzes mit dem Bereich Wissenschaft und Forschung, also meinem Bereich. Da habe ich ein Déjà-vu, denn als die Zahlen kürzlich veröffentlich wurden, hat die damalige Präsidentin der uniko und jetzige designierte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid herbe Enttäu­schung signalisiert, weil ihr das Uni-Budget zu wenig steige. Sie verlangte 500 Millionen jährlich mehr.


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Als ich 2011 – und das ist das Déjà-vu – ins Amt kam, wurde ich von verschiedenen Seiten aufgefordert, dem damaligem Finanzrahmen nicht zuzustimmen, weil er eben un­genügende Steigerungen für die Universitäten enthielte. Ich habe damals darauf ver­wiesen, dass das Uni-Budget jeweils getrennt für drei Jahre verhandelt wird, für die kommenden Leistungsvereinbarungsperioden, und zugesagt, dass ich mich um ent­sprechende Steigerungen bemühen würde. Damals hat die uniko noch nicht 500 Millio­nen, sondern nur 300 Millionen jährlich mehr verlangt. Mithilfe der Hochschulmilliarde, die ich dann herausverhandeln konnte, konnte dieser Wunsch erfüllt werden.

Von dieser Hochschulmilliarde sind 250 Millionen jährlich in die nächsten Finanzrah­men hineingerechnet worden, so wie jetzt in den Finanzrahmen auch die Steigerungen von den 615 Millionen, die Reinhold Mitterlehner für die nächste Leistungsvereinba­rungsperiode erreichen konnte, wiederum fortgeschrieben wurden. Das heißt, wenn man beide Zahlen zusammenrechnet, dann wäre man bei den 500 Millionen; so kann man natürlich nicht rechnen. Ich kann nur darauf verweisen, darauf hoffen und auch hier den Finanzminister zitieren, der ja gesagt hat: Das ist eine Vorausschau, ein Rahmen, und es ist nichts in Stein gemeißelt.

Ich kann auch hier darauf hoffen und darauf verweisen, dass es weitere Verhandlun­gen im Zuge der Leistungsvereinbarungsperiode 2019 bis 2021 geben wird und dass die Universitäten da sicher wieder eine Steigerung erleben werden oder auf eine Stei­gerung hoffen dürfen, wie denn überhaupt – und da bin ich einigen Vorrednern, vor allem Frau Kollegin Greiner, dankbar – zu sagen ist, dass wir in diesem Bereich nicht allzu viel Grund zum Jammern haben.

Natürlich ist gerade dieser Bereich, Wissenschaft und Forschung, als ganz wichtiger Zukunftsbereich zu fördern und gut zu finanzieren. Aber wir sind hier auf einem guten Weg. Der Herr Finanzminister hat selber gesagt, bei der Forschungsquote sind wir in­zwischen an vierter Stelle in der EU, knapp hinter drei skandinavischen Staaten und vor Deutschland, das hier immense Anstrengungen unternimmt. Noch dazu ist bei uns ein Großteil der Finanzierung staatlich.

Wir sind hier also auf gutem Wege. Wir haben die Österreichische Akademie der Wis­senschaften als Forschungsträger gut finanziert. Wir haben den FWF endlich auf si­chere finanzielle Beine gestellt. Hier bleibt natürlich auch ein Wunsch offen: Der FWF, der wichtigste Förderer von Grundlagenforschung in Österreich, muss weiter gestärkt werden! Das ist ein Wunsch. Natürlich ist gerade in diesem Bereich nie genug Geld da, aber die Anstrengungen sind fühlbar und auch erfolgreich.

Ich denke, das ist für unseren Bereich ein guter Rahmen. Ich wünsche mir, dass man ihn bis zum Maximum erfüllt und dort, wo es geht, auch noch Nachbesserungen er­reicht. Dann tun wir etwas ganz Wichtiges und Zentrales für die Zukunft unseres Lan­des. (Beifall bei der ÖVP.)

14.13


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter MMMag. Dr. Kas­segger. – Bitte.

 


14.13.56

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesmi­nister! Bei diesem Tagesordnungspunkt diskutieren wir unter anderem das Bundesfi­nanzrahmengesetz für die Jahre 2017 bis 2020, wo die Ausgabenobergrenzen und die erwarteten Einnahmen eben für diese vier Jahre festgelegt werden.

Wir hören ja von der Regierung immer wieder, dass es jetzt höchst an der Zeit ist, so­zusagen Reformen anzugehen, um das Land vorwärtszubringen. Wenn ich mir den Bun­desfinanzrahmen für diese folgenden vier Jahre anschaue, dann ist von diesen Zielen wenig zu sehen. Es werden weiterhin Schulden gemacht, und zwar jedes Jahr. Es sind


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zwar nach diesem Plan abnehmende Schulden, aber da möchte ich gleich hinzusagen: Papier ist geduldig, und es wäre nicht das erste Mal, dass diese Zahlen revidiert wer­den müssen, zum Beispiel nächstes Jahr, wenn der Finanzrahmen für 2018 bis 2021 beschlossen wird.

Das ist nicht von mir erfunden, sondern schauen wir uns die Zahlen an, zum Beispiel für das Jahr 2017: Demnach ist jetzt ein Ausgabendeckel von 78,2 Milliarden vorgese­hen; voriges Jahr – beim Bundesfinanzrahmen, den wir voriges Jahr beschlossen ha­ben – waren es noch 77,4 Milliarden. Das ist also jedenfalls jetzt schon korrigiert und um 0,8 Milliarden hinaufgesetzt worden. Ich lege da also kein großes Vertrauen in die Validität und Stichhaltigkeit dieser Zahlen.

Eines ist jedenfalls klar: Wir werden weiterhin Schulden machen, und zwar erhebliche Schulden. Wir sind – das ist ja ein Vierjahresplan – auch von der strategischen Pers­pektive her weit weg von dem Ziel, das an sich angebracht wäre, nämlich mittelfristig ein ausgeglichenes Budget zu erwirtschaften. Da meine ich jetzt nicht diese Schwin­delkennzahl vom strukturellen Nulldefizit, mit der man sich etwas gesund- und schön­rechnen kann, sondern das faktische Defizit. Also das faktische Budget sollte ausge­glichen sein – das sehe ich hier überhaupt nicht! (Abg. Krainer: Das administrative oder das Defizit nach Maastricht? Oder welches? – Weitere Zwischenrufe.)

Das administrative oder das Maastricht-Defizit, fragt der Kollege Krainer. Ich bin da re­lativ einfach gestrickt, ich gehe her und sage: Was geben oder was zahlen wir aus? Was nehmen wir ein? – Das vergleiche ich dann, und wenn wir mehr auszahlen als ein­nehmen, dann machen wir ein Defizit. Das ist relativ einfach. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Rossmann: … die Zahlen! – Zwischenruf des Abg. Krainer.)

Gut, vielleicht der Hinweis auch, weil wir schon bei Ihnen sind, zu dem Jubel über den erfolgreichen Budgetvollzug in dem Sinne, dass von Ihrer Seite immer gejubelt wird: Jetzt haben wir den Budgetvollzug schon wieder besser zustande gebracht als vorher­gesehen oder geplant, also wir werden im Vollzug besser! – Ja, klar: Jemand, der sich ein bisschen auskennt und Erfahrung hat, weiß, da kann man natürlich jede Menge Puffer einbauen, sowohl ausgabenseitig als auch einnahmenseitig. Ich glaube, Kollege Rossmann hat es schon angemerkt: Auch einnahmenseitig kann man wesentlich vor­sichtiger planen, damit man entsprechende Puffer hat.

Im Übrigen: 2015 (Abg. Krainer: … gesagt, das ist falsch!) Vorzieheffekte in Höhe von 1,2 Milliarden € durch die Erhöhung der Kapitalertragsteuer! Da ist es natürlich keine große Kunst, sozusagen im Budgetvollzug erfolgreich zu sein.

Faktum bleibt, dass wir trotzdem an die 5 Milliarden Defizit machen. Warum ist das so? – Es ist ja von den Vorrednern schon angesprochen worden. Wenn der Herr Bun­desminister hier – ich habe es mir aufgeschrieben – auch heute sagt, es besteht ein „Bedarf an Reformen“, wir brauchen dringend strukturelle Reformen, unser Bildungs­system ist das „teuerste System mit dem geringsten Output“, dann habe ich ja fast schon Mitleid mit dem Herrn Bundesminister. Erstens einmal klingt das so wie bei Ihrer Antrittsrede vor zwei Jahren, und zweitens ist es ganz offensichtlich ein Faktum, dass Sie sich hier nicht durchsetzen können – ich zitiere Kollegen Strolz – gegen die „hem­mungslosen Besitzstandswahrer“ der Kammern und der Landeshauptleute.

Das ist die politische Realität. Ich spreche Ihnen das Bemühen gar nicht ab, aber letzt­lich zählt das Ergebnis. Das Ergebnis – und das spiegelt sich auch in diesem Budget­rahmen wider – ist ein Ergebnis des Stillstandes, des Verwaltens, in Wirklichkeit des Hoffens, dass da nicht Schlimmeres passiert. Meines Erachtens müsste man in dem Rahmen – weil Sie auch von Risikobeurteilung gesprochen haben – doch ein, zwei Worte verlieren über Risken, die sich am europäischen Horizont auftun.


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Wir haben – es sei nur daran erinnert – für 20 Milliarden € im Rahmen des ESM unter­schrieben, da sehe ich große Risken. Ich sehe auch große Risken bei der Zinsentwick­lung. Wir sind jetzt in einer extremen Niedrigstzinsphase. Wenn es da nur geringfügige Erhöhungen gibt, dann ist dieses ganze Papier Makulatur, weil natürlich die Steige­rungseffekte bei der Zinsbelastung umso höher sind, je niedriger das Zinsniveau ist. Also wenn die Zinsen nur um 1 Prozent steigen, verdoppeln sich, nein, das nicht ganz, aber erhöhen sich die Zinsbelastungen, die ja jetzt schon mehrere Milliarden betragen. (Bundesminister Schelling: … erhöht sich denn da?)

Na ja, Sie wissen genau, dass das endfällig ist und sie, wenn sie auslaufen, wieder er­neuert werden müssen. Genauso wird das, wie es sich jetzt einschleift, in weiterer Fol­ge – natürlich nicht sofort, aber langsam ansteigend – deutlich mehr an Zinsbelastung bringen, wo wir jetzt schon einige Milliarden zahlen, also für die Vergangenheit zahlen. Kollege Töchterle hat es ohnehin gesagt und auch den FWF angesprochen, und mit dem Vergleich möchte ich jetzt schließen.

Kollege Haider hat zu Beginn seiner Rede die Kosten der Migration angesprochen, sie betragen 2 Milliarden €. Nur zum Vergleich und zum Nachdenken: Für die Grundlagen­forschung geben wir in Österreich 200 Millionen € aus. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

14.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Gusen­bauer-Jäger. – Bitte.

 


14.20.22

Abgeordnete Marianne Gusenbauer-Jäger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher vor den Fernsehge­räten! Der Bundesfinanzrahmen plant die finanziellen Ausgaben für die nächsten vier Finanzjahre. Ich möchte einige Punkte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, heraushe­ben, einige Punkte, die für die Kommunen von besonderer Bedeutung sind. Als Kom­munalsprecherin lege ich darauf großes Augenmerk.

Vorweg ist noch festzuhalten, dass heute über das Bundesbudget abgestimmt wird, das allerdings die Verteilung in den einzelnen Bereichen nicht vorgibt.

Stichwort Finanzausgleich: Dieser findet im aktuellen Strategiebericht seinen Nieder­schlag, selbstverständlich mit offenen Angaben, denn die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, sie sind noch im Laufen. Diese Verhandlungen sind es, die einen we­sentlichen Einfluss auf die weitere Entwicklung unseres Landes haben werden.

Was bewegt die Gemeinden derzeit, was ist für die Gemeinden von besonderer Rele­vanz? Kommunen sind der bedeutendste öffentliche Investor und damit auch für die wirtschaftliche Entwicklung das Zugpferd Nummer eins. Die Kommunen erledigen eine Reihe von finanzintensiven Aufgaben, die vom Bund nicht immer entsprechend abge­deckt werden, wie beispielsweise die Kinderbetreuung, die Mindestsicherung, die Inte­gration von Flüchtlingen und so weiter.

Das alles bedeutet eine finanzielle Mehrbelastung für die Kommunen. Wenn wir wollen, dass die Kommunen ihre Leistungen weiterhin entsprechend anbieten, dann müssen wir im Finanzausgleich dafür sorgen, dass sie in der Lage sind, diese Leistungen auch zu erbringen.

Die Mittelzuteilung an die Gemeinden ist keine Einbahnstraße. Durch diese Investitio­nen werden Arbeitsplätze geschaffen, es wird die Kaufkraft gestärkt und Regionen im ländlichen Raum werden intakt bleiben. Also jeder Euro, der investiert wird, kommt mehr­fach zurück.

Im Finanzrahmen sind auch Positionen genannt, die für die Gemeinden und Regionen große Bedeutung haben, zum Beispiel die Digitalisierung und die Breitbandoffensive.


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Und speziell am Beispiel der Kinderbetreuung, für die im Finanzrahmen ja entspre­chende Mittel vorgesehen sind, könnte aufgezeigt werden, wie Kommunen jene Aufga­ben erledigen, für die sie auch unmittelbar zuständig sind – der Finanzausgleich soll also aufgabenorientiert sein.

Geben wir den Kommunen daher die Mittel, die sie brauchen, um ihre Aufgaben ent­sprechend zu erfüllen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

14.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Dr. Lichten­ecker zu Wort. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


14.23.44

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Werte Damen und Herren! Der Ausblick in die finanzielle Zukunft im Zu­sammenhang mit dem Bundesfinanzrahmen von 2017 bis 2020 braucht auch einen ge­nauen Blick auf die Herausforderungen der Zukunft.

Die Herausforderungen der Zukunft sind für uns alle sehr klar: vom Klima- und Umwelt­schutz über die Fragen der demografischen Entwicklungen bis hin zur Digitalisierung der Wirtschaft und ganz konkret zu den derzeit hohen Arbeitslosenzahlen. Das sind al­les Bereiche, die unseren Fokus brauchen. Genau diese Herausforderungen brauchen Lö­sungen, und um zu diesen Lösungen zu kommen, brauchen wir Bildung, Forschung und Innovation. Genau darum geht es. In diesen Bereichen müssen entsprechende Schwer­punkte gesetzt werden.

Wir haben in Österreich mit unseren Universitäten, mit unseren außeruniversitären For­schungseinrichtungen eine gute Infrastruktur, ganz klar, aber natürlich auch mit starken Unternehmungen, die gute, zukunftsorientierte Leitbetriebe sind, wie beispielsweise die voestalpine AG oder Infineon, aber genauso auch viele starke kleine und mittelständi­sche Unternehmungen, die eine entsprechende Unterstützung, gerade in den Bereichen Forschung und Innovation, brauchen.

Da heute schon Rankings angeführt wurden, möchte ich auch eines nennen, und zwar den Innovation Union Scoreboard. Werte Damen und Herren, da haben wir in den letz­ten Jahren verloren, und zwar jedes Jahr einen Platz. 2009 waren wir noch auf Platz 6, inzwischen sind wir auf Platz 11 gelandet. Das sollte uns selbstverständlich sehr zu denken geben, denn es gibt einen klaren Beschluss der Bundesregierung, zu den inno­vation leaders vorzustoßen. Das war im Jahr 2011. Und was ist passiert? Jedes Jahr ist ein Platz verloren gegangen. Das hängt natürlich auch mit der Ausstattung zusam­men.

Wenn sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt hat, 2020 eine Forschungsquote von 3,76 Prozent zu erreichen, ist ganz klar, dass enorme Summen fehlen, um das tat­sächlich zu erreichen. Da heute schon ausgeführt wurde, wie viel denn Österreich sehr wohl in Forschung investiert, sei angemerkt, dass die innovation leaders wie Schweden oder Dänemark sehr wohl viel mehr investieren, auch forschungsquotentechnisch, und es natürlich auch einen Auftrag an die öffentliche Hand gibt, entsprechende Initiativen zu setzen.

Wenn wir von den absoluten Zahlen zu den strukturellen Analysen gehen, dann sehen wir, dass es im Bundesfinanzrahmen drei Untergruppen gibt, die Forschung dotieren: das sind die UG 31, Wissenschaft und Forschung, die UG 33, die Forschung im Wirt­schaftsbereich, und die UG 34, die Forschung im Bereich Verkehr, Innovation und Tech­nologie. Zwei dieser Bereiche, nämlich die UG 33 und 34, werden über die Jahre 2017 bis 2020 tatsächlich konstant dotiert. Berücksichtigt man die Inflationsrate, bedeutet das de facto ein Minus.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 165

Wenn Sie, meine Damen und Herren, alle drei Untergruppen zusammenrechnen, dann sind wir beim Bundesvoranschlag 2016 noch bei 6,24 Prozent des Gesamtbudgets. Bis 2020 wird das auf 5,99 Prozent abnehmen, und ich sage Ihnen: Das ist in Zukunfts­bereichen wie Forschung und Innovation nicht tragbar, das kann und darf nicht sein. Das ist eine strukturelle Vernachlässigung dieses so wichtigen Bereichs.

Sie wissen, die Arbeitslosigkeit ist ein Problem, das wir mit aller Konsequenz – und dazu zählt als wesentlicher Punkt die Forschung – bewältigen müssen. Die Forschung von heute, das sind die Arbeitsplätze von morgen. Wir müssen die Innovationskraft sichern. Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung, der das Beratergremium der Bundesregierung ist, hat eine klare Strategie vorgelegt, die beschlossen worden ist. Wir glauben, dass es notwendig ist, diese entsprechend abzusichern und umzu­setzen.

Daher möchte ich jetzt folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fi­nanzierungslücke im BFRG 2017–2020 betreffend Umsetzung der FTI-Strategie

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Novelle des Bundesfi­nanzrahmengesetzes 2017 bis 2020 vorzulegen, mit der die Mittel in den UG 31, UG 33 und UG 34 entsprechend erhöht werden, damit die von der Bundesregierung beschlos­senen Ziele der FTI-Strategie erreicht werden können.“

*****

Meine sehr geehrte Damen und Herren, auch von ÖVP und SPÖ: Wenn Sie Ihre ei­genen, von Ihnen mitbeschlossenen Ziele ernst nehmen, dann ist es auch an der Zeit, genau diesen wichtigen Zukunftsbereich in der Forschung entsprechend zu unterstüt­zen. (Beifall bei den Grünen.)

14.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ruperta Lichtenecker, Freundinnen und Freunde

betreffend Finanzierungslücke im BFRG 2017-2020 betreffend Umsetzung der FTI Stra­tegie

eingebracht im Zuge der Debatte zu dem Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1096 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmenge­setz 2017 bis 2020 erlassen wird sowie das Bundeshaushaltsgesetz 2013, das Bun­desfinanzrahmengesetz 2016 bis 2019, und das Bundesfinanzgesetz 2016 geändert werden (1120 d. B.)

Begründung

Investitionen in Forschung und Innovation sind wesentliche Faktoren für eine zukunfts­orientierte, gute wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in Österreich. Vor al-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 166

lem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Investitionen in Wissenschaft, Universitä­ten und Forschung zur Sicherung des Wissens- und Wirtschaftsstandorts und zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen besonders wichtig und effektiv.

Es ist ein Alarmzeichen, dass Österreich in den Bereichen Innovation und Wettbe­werbsfähigkeit immer mehr an Boden verliert und die Arbeitslosigkeit enorm steigt. Im Innovation Union Scoreboard (IUS) 2015 - hat sich die Position von Österreich das sechste Jahr in Folge verschlechtert. Im Jahr 2009 lag Österreich beim EU-Innova­tionsvergleich noch auf Platz 6, jetzt ist Österreich sogar auf Platz 11 zurückgefallen. Auch im Wettbewerbsranking des World Economic Forum rutschte Österreich von Rang 21 auf Rang 23 ab.

Im März 2011 wurden von der Bundesregierung im Rahmen einer Strategie für For­schung, Technologie und Innovation (FTI) Ziele und geplante Maßnahmen in den Berei­chen Forschung, Innovation und Bildung bis 2020 definiert. Im Zuge von „Europa 2020 – Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum” wurde ein F&E-Quotenziel von 3,76 % für Österreich festgelegt, wobei zumindest 66 %, möglichst aber 70 % von der Wirtschaft zu finanzieren sind (Bundesministerium für Finanzen: Budget­beilagen 2016 - FuE Beilage, Wien 2015, S.5).

Laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) besteht zur Erreichung des FTI-Strategie-Ziels bis 2020 ein kumulierter zusätzlicher Finanzierungsbedarf bei der öffentlichen Finanzierung von über zwei Milliarden Euro (Einzelempfehlung des Rats für Forschung und Technologieentwicklung zur Finanzierung von Forschung und Ent­wicklung in Österreich, 7.9.2015, http://www.rat-fte.at/tl_files/uploads/Empfehlungen/
150907_Empfehlung_F&E%20Finanzierung.pdf auch „Forschungsquotenziele 2020. Ak­tualisierung 2015“ Kathrin Hranyai, Jürgen Janger, WIFO im Auftrag des Rates für For­schung und Technologieentwicklung, Dezember 2015, S.8 und S.22).

Das BRFG 2017-2020 manifestiert die massiven Fehlbeträge der vorgesehenen Bud­gets im Bereich Forschung zur Erreichung der beschlossenen Ziele.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Novelle des Bundesfi­nanzrahmengesetzes 2017 bis 2020 vorzulegen, mit der die Mittel in den UG 31, UG 33 und UG 34 entsprechend erhöht werden, damit die von der Bundesregierung beschlos­senen Ziele der FTI-Strategie erreicht werden können.“

*****

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Hanger. – Bitte.

 


14.29.42

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Ich möchte einleitend die Gelegenheit nutzen, dem Herrn Bundesminister zum Memorandum of Understanding zu gratulieren, das heu­te präsentiert worden ist.

Ich glaube, dass es ein ganz wichtiger Schritt ist, um das Hypo-Desaster abzuwickeln. Da ist sehr viel Strategie da, da ist sehr viel Kompetenz da, und das ist sehr gut für die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 167

Zum Finanzrahmen 2017–2020: Ich denke, die Umfeldbedingungen, unter denen ein sol­cher Finanzrahmen zu erstellen ist, sind ja nicht die einfachsten. Alle  alle Gebiets­körperschaften, alle Fachministerien wollen mehr Geld. (Abg. Kogler: Wieso? Die zah­len ja!) Wir haben ein relativ geringes Wirtschaftswachstum, das heißt natürlich, die Steuereinnahmen steigen nicht so, wie wir uns das wünschen würden, und wir haben die Flüchtlingskrise zu bewältigen.

Ich glaube, der Finanzrahmen ist im Ansatz sehr gut gelungen. Wieso ist das aus mei­ner Sicht so? Auf der einen Seite wird weiterhin konsolidiert – das ist auch schon an­geführt worden –, sodass zumindest die relative Verschuldung von 86 Prozent auf deut­lich unter 80 Prozent sinkt. Man verliert den Blick auf das ausgeglichene Budget nicht, die Entwicklung der Budgetdefizite zeigt auch in die richtige Richtung.

Wir haben natürlich die europäische Finanzmarktstabilität, das ist auf der einen Seite sehr wichtig, gar keine Frage, aber auf der anderen Seite – manche Vorredner haben das schon angesprochen – gibt es natürlich auch ganz wichtige Offensivmaßnahmen für unser Österreich; die Sicherheitsoffensive oder das Arbeitsmarktpaket sind schon an­gesprochen worden.

Eine ganz zentrale Aufgabe der Politik ist es, gerade die Personengruppe 50 plus in Beschäftigung zu halten oder zu überlegen, wie wir sie in Beschäftigung bringen kön­nen. Ich bin da ganz beim Finanzminister, wenn er sagt, dass wir natürlich die Arbeits­marktmittel hinterfragen müssen: Sind sie denn tatsächlich effektiv, schaffen sie denn tatsächlich auch Beschäftigung?

Natürlich hat jeder Abgeordnete sein Steckenpferd: Ich freue mich sehr über die Digi­talisierungsoffensive und möchte auch darauf eingehen. Wir haben in der mittelfristigen Finanzplanung allein für den Breitbandausbau 900 Millionen € dargestellt. Ich möchte bei dieser Gelegenheit erwähnen, dass die Programme, die im BMVIT entwickelt wor­den sind, auch greifen. Sie sind eigentlich relativ einfach: Man hat Österreich auf einer Landkarte in Bereiche eingeteilt, wo der Markt ausbaut, und in solche, wo er nicht aus­baut und wo die öffentliche Hand eingreifen muss.

Die Programme LeRohr, Backhaul und Access greifen, der Markt wird stimuliert, und ich habe gerade auch in meiner Region wirklich ein gutes Gefühl, dass da viel auf den Weg kommt. Wir können uns von der Digitalisierung nicht abschotten, das wird in Zu­kunft ein ganz wichtiges, ganz zentrales Thema sein. Ich glaube auch, dass wir die He­rausforderungen, die mit der Digitalisierung kommen, viel mehr diskutieren müssen. Be­rufsbilder werden verschwinden, neue Berufsbilder werden kommen.

Ich glaube, wir sollten viel mehr über die Chancen sprechen, die uns die Digitalisierung auch in Österreich bringt. Mit der Breitbandmilliarde haben wir in der Infrastruktur her­vorragende Voraussetzungen dafür. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

14.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Loacker. – Bitte.

 


14.32.20

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bun­desminister! Hohes Haus! Kollege Hanger hat ein gutes Gefühl – und darum scheint es mir beim Finanzrahmen ja auch zu gehen! Wir haben heute Früh das subjektive Si­cherheitsgefühl diskutiert, jetzt diskutieren wir das subjektive Finanzgefühl, und das sub­jektive Finanzgefühl bei der Bundesregierung ist gut. – Das ist schön! (Abg. Lichten­ecker: „Subjektives Finanzgefühl“ ist ein netter Begriff!)

Wenn wir einen Blick auf die Zahlen werfen und zur objektiven Situation gehen, dann könnte das das subjektive Gefühl jedoch etwas beeinträchtigen. Der Anteil der Pen-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 168

sionsausgaben am Gesamtbudget steigt vom Antritt der Regierung 2013 bis 2020 von 23,7 Prozent auf 28,5 Prozent, das heißt wir sind auf gutem Wege, dass bald ein Drittel des Budgets für Pensionen, für ein schrottreifes Pensionssystem draufgeht. (Ruf bei den Grünen: Falsch!)

Zwar ist die Dynamik im Vergleich zum letzten Bundesfinanzrahmen etwas gedämpft, aber das liegt ja auch nur daran, dass jetzt eine andere Inflationsrate zugrunde gelegt worden ist. Hat man eine niedrigere Inflationsrate, dann ist die Steigerung der Pensio­nen natürlich auch nicht so stark. Objektiv gesehen liegt Österreich schlecht: Wenn wir den Anteil der Pensionsausgaben am Gesamtbudget anschauen, liegen wir in der Eu­ropäischen Union auf dem viertletzten Platz. Hinter uns liegen Griechenland, Frankreich und Italien, aber sogar diese Länder – nicht gerade die Herzeigestaaten – werden uns bis 2060 überholt haben, wenn sie ihre Nachhaltigkeitskonzepte so umsetzen, wie sie dort schon beschlossen sind, und dann sind wir die letzten.

Die Bundesregierung zeigt sich in allen Pensionsfragen jedoch völlig beratungsresis­tent. Egal was der Währungsfonds, die OECD, die EU-Kommission oder der Rech­nungshof sagen, alle Ratschläge werden in den Wind geschlagen.

Mit dem subjektiven Finanzgefühl sieht es beim Arbeitsmarkt ähnlich aus. Herr Minis­ter, Sie haben gesagt, Sie werden schauen, dass der Sozialminister mit dem zusätzli­chen Geld im Arbeitsmarktbudget für die Qualifizierung sorgt. Das kann er aber gar nicht, denn die Steigerung für die Arbeitslosenleistungen – Arbeitslosengeld und Not­standshilfe – sind so hoch, dass auf der Qualifizierungsseite die Mittel um 3,3 Prozent gekürzt werden.

Das heißt, wir haben mehr Arbeitslose, und wir haben weniger Geld zur Verfügung, um diese zu qualifizieren, dieser Ausgabenblock schrumpft also, und gleichzeitig leisten wir uns Parallelsysteme. Der Rechnungshof kritisiert den Parallelismus von Notstands­hilfe und Mindestsicherung seit Langem und fordert seine Auflösung. Es kommt ganz oft vor, dass sich zwei Behörden um eine Person kümmern, weil jemand Notstandshilfe bekommt und auf die Mindestsicherung aufstockt. Er bekommt also von zwei Seiten Geld, und das könnte man abgrenzen.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Ab­grenzung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung von Leistungen der Arbeitslosenver­sicherung bei längeren Bezugsdauern

Der Nationalrat wolle beschließen:

Der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die vorsieht, dass die nicht unterbro­chene Bezugsdauer von Arbeitslosengeld und darauffolgender Notstandshilfe auf zwei Jahre begrenzt wird und damit die Notstandshilfe langfristig von der Bedarfsorientierten Mindestsicherung abgegrenzt wird.

*****

Meine Aufforderung ergeht also an die Bundesregierung und an die Abgeordneten von SPÖ und ÖVP: Lösen Sie sich von Ihrem subjektiven Finanzgefühl und wenden Sie sich den objektiven Tatsachen zu! Diese sind leider erschreckend. (Beifall bei den NEOS.)

14.35



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 169

Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Gerald Loacker, Kollegin und Kollegen

betreffend die Abgrenzung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung von Leistungen der Arbeitslosenversicherung bei längeren Bezugsdauern

eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1096 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmenge­setz 2017 bis 2020 erlassen wird sowie das Bundeshaushaltsgesetz 2013, das Bun­desfinanzrahmengesetz 2016 bis 2019, und das Bundesfinanzgesetz 2016 geändert werden (1120 d.B.) - TOP 1

Die Ausgestaltung von Leistungen der Arbeitslosenversicherung sind eine zentrale Fra­ge, wenn es darum geht Menschen die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, einerseits entsprechend sozial abzusichern, andererseits diese Personen auch wieder rasch in Beschäftigung zu bringen und die Dauer der Arbeitslosigkeit kurz zu halten. Wesentli­che Einflussfaktoren wurden in der Vergangenheit von wirtschaftswissenschaftlicher Sei­te stets identifiziert und entsprechende Lösungsvorschläge gegeben. Im Bereich der pas­siven Leistungen der Arbeitslosenversicherung ergeben sich aufgrund dieser mikroöko­nomischer Überlegungen umfangreiche Vorschläge zu einer optimalen Ausgestaltung dieser, insbesondere in Bezug auf die zeitliche Ausgestaltung von Ersatzraten, Dauer und Verpflichtungen für den Erhalt der Versicherungsleistung selber.

Wesentliche wirtschaftswissenschaftliche Erkenntnisse  insbesondere aus einer euro­päischen Perspektive  ergeben sich aus Entwicklungen und umgesetzten Politiken in den 1990er-Jahren. Die Studien dazu sind relativ deutlich: „What we have learned the most about is unemployment insurance. The evidence is that limiting of benefits, as well as making them more contingent on job search and job acceptance, leads to more active search, a lower reservation wage, and lower duration of unemployment.” (Blan­chard (2006)) Vor diesem Hintergrund muss selbstverständlich auch die österreichi­sche passive Arbeitsmarktpolitik diskutiert werden. Ziel muss es sein, die Zeiten von Arbeitslosigkeit kurz zu halten, um die negativen sozialen Folgen, aber auch die negati­ven Auswirkungen auf die Arbeitsmarktchancen der Betroffenen zu reduzieren.

Gerade im Hinblick auf die Großzügigkeit und die Dauer der Leistungen der Arbeitslo­senversicherung ergibt sich für Österreich in interessantes Bild. Ein internationaler Ver­gleich zeigt, dass die österreichische Ausgestaltung von Geldleistungen aus der Ar­beitslosenversicherung nicht den internationalen Standards und vor allem nicht ökono­misch sinnvollen Konzepten entspricht. International anerkannte Standards setzen mit einer langsamen Variation bzw. Reduktion der Nettoersatzrate Arbeitsanreize und er­höhen diese Anreize im Zeitverlauf. In Österreich geschieht das nicht. So verändert sich die Nettoersatzrate im zeitlichen Verlauf kaum. Wie folgende Tabelle (Nettoersatz­raten von Geldleistungen der Arbeitslosenversicherung im zeitlichen Verlauf ausge­wählter Staaten, Quelle: OECD) zeigt, ist der österreichische Weg international aller­dings die Ausnahme und nicht die Regel.

 

1. Jahr

2. Jahr

3. Jahr

4. Jahr

5. Jahr

Österreich

61

58

58

58

58


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 170

Deutschland

64

48

42

36

36

Finnland

60

58

33

33

33

Frankreich

67

64

31

31

31

Dänemark

68

68

68

68

9

Schweden

66

63

41

8

8

Niederlande

71

59

3

3

3

Schweiz

80

40

0

0

0

Die „herausragende“ Position Österreichs ergibt sich aus der Ausgestaltung der Not­standshilfe - die Versicherungsleistung im Falle einer längeren Arbeitslosigkeit. Gerade die desaströse Entwicklung der Arbeitsmarktzahlen zeigt sich in einem enormen An­stieg an Ausgaben für Notstandshilfe, was wiederum auf einen außerordentlichen An­stieg der Langzeitarbeitslosigkeit zurückzuführen ist. Diese Entwicklungen schlagen sich in den Bezugszahlen für Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung nieder: im Okto­ber 2015 bezogen 139.611 Personen Arbeitslosengeld und 161.756 Personen Notstands­hilfe, womit inzwischen mehr Personen Notstandshilfe als Arbeitslosengeld empfan­gen, was die Problematik der Langzeitarbeitslosigkeit unterstreicht. Budgetär zeigt sich diese Entwicklung bei den veranschlagten Summen für Arbeitslosengeld und Notstands­hilfe - zwei extrem stark wachsende Ausgabenposten des Bundes, wobei die veran­schlagten Mittel für die Notstandshilfe außerordentlich anwachsen, wie folgende Tabel­le zeigt, die sich aus den Verzeichnis der veranschlagten Konten ergibt:

 

BVA 2016

BVA 2015

%-Veränderung

Arbeitslosengeld

2.010.099.000 €

1.855.500.000 €

+ 8,3%

Notstandshilfe

1.514.842.000 €

1.280.900.000 €

+ 18,3%

Diese Zahlen verdeutlichen, dass Langzeitarbeitslosigkeit zu einer immer stärkeren Be­lastung für die Arbeitslosenversicherung wird. Die Ausgestaltung der Notstandshilfe bzw. generell der passiven Leistungen der Arbeitslosenversicherung beeinflusst die Dauer von Arbeitslosigkeitsphasen maßgeblich. Diese evidente Tatsache wird in der österreichischen Diskussion völlig außer Acht gelassen. Abgesehen von der wirt­schaftswissenschaftlich fragwürdigen Ausgestaltung fehlt auch eine Berücksichtigung von Interessen der Versichertengemeinschaft. Gleichzeitig ist die finanzielle Belastung der Arbeitslosenversicherung im Auge zu behalten. Das Versicherungsprinzip wird über­spannt, wenn die Arbeitslosenversicherung Leistungen der Notstandshilfe zeitlich un­begrenzt ausbezahlt. Das überfordert die Solidarität der Versichertengemeinschaft, denn das Arbeitslosengeld und die ihr folgende Notstandshilfe stellen eine Geldleistung zur Kompensation des vorübergehenden Einkommensentfalls aufgrund eines Jobver­lustes dar. Logisch folgt daraus eine Überführung von Notstandshilfebezieher_innen in die Mindestsicherung nach einem länger andauernden Bezug.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 171

Die Zahlen der Anfragebeantwortung (8002/AB XXV. GP) verdeutlichen, dass wie lan­ge Personen tatsächlich passive Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung bezie­hen und zeigt die Absurdität der Notstandshilfe als Versicherungsleistung bei langen Bezugsdauern auf:

Bezugsdauer (Arbeitslosengeld & Notstandshilfe)

Bezieher_innen

> 1 Jahr

100.252

> 2 Jahre

56.215

> 3 Jahre

33.798

> 5 Jahre

14.178

> 7 Jahre

6.138

> 10 Jahre

2.258

> 15 Jahre

452

> 20 Jahre

125

Wesentlich ist auch die durchschnittliche Höhe der Leistungen, die ausbezahlt werden. Gerade hier ergibt sich für die ausbezahlte Höhe Notstandshilfe ein interessantes Bild:

Bezugsdauer

Durchschnittlicher Anspruch (in EUR, 12x jährlich)

insgesamt

735,37

> 1 Jahr

749,68

> 2 Jahre

749,68

> 3 Jahre

746,02

> 5 Jahre

733,24

> 7 Jahre

712,24

> 10 Jahre

688,19

> 15 Jahre

652,58

> 20 Jahre

650,45

Die Zahlen belegen eindrücklich, dass die Höhe der Notstandshilfe teils deutlich unter den Richtsätzen der Bedarfsorientierten Mindestsicherung von 837,76 Euro für allein-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 172

stehende Personen (2016) liegt. Für entsprechend viele Notstandshilfebezieher_innen ergibt sich dadurch auch ein Anspruch auf Bedarfsorientierte Mindestsicherung als so­genannte „Aufstocker“.

Gerade im Hinblick auf Diskussionen über Reformen bzw. Weiterentwicklung im Be­reich der Bedarfsorientierten Mindestsicherung muss auch die Wechselbeziehung von Mindestsicherung und Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung, insbesondere die Notstandshilfe genauer betrachtet werden. Der Rechnungshof untersucht dies in sei­nem Bericht „Bedarfsorientierte Mindestsicherung“ (Reihe Bund 2014/9) , zeigt darin Ähnlichkeiten dieser beiden Leistungen auf und hält diesbezüglich fest:

„Der RH verkannte nicht die systembedingt unterschiedlichen Anspruchsvoraussetzun­gen und Ziele und die sich daraus ergebenden Leistungsunterschiede der Mindestsi­cherung und der Notstandshilfe. Dessen ungeachtet hielt er es für zweckmäßig, ins­besondere im Falle längerer Bezugszeiträume eine Harmonisierung beider Systeme zu erwägen. Der RH empfahl daher … auf eine Harmonisierung bzw. Über-führung in ein einziges Versorgungssystem für jene Fälle, in denen längere Notstandshilfe– bzw. Min­destsicherungsbezugsdauern vorlagen, hinzuwirken.“

Die Umsetzung dieser Forderung würde auch den Abbau einer wesentlichen Doppel­struktur führen. Denn wie der Bericht des Rechnungshofes auch verdeutlicht, erhält ein großer Teil der Mindestsicherungsbezieher_innen die Mindestsicherung als eine Teilleis­tung und nicht als Vollleistung, d.h. die Mindestsicherung wird nur teilweise ausbezahlt, wenn ein anderer Sozialtransfer (Arbeitslosengeld, Notstandshilfe) unter dem Niveau der Mindestsicherung liegt. Eine vom Rechnungshof geforderte Zusammenführung der Notstandshilfe mit der Mindestsicherung bei langer Bezugsdauer würde diese Problema­tik aufheben.

Gerade der Übergang von Notstandshilfebezug in den Bezug der Mindestsicherung könn­te einen zusätzlichen Anreiz darstellen, aufgrund eines weiter sinkenden Reservations­lohnes eher eine Beschäftigung anzunehmen und damit zu Dauer der Arbeitslosigkeit zu verringern und langfristige Folgen zu verhindern und eine stabile Arbeitsmarktinte­gration zu ermöglichen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die vorsieht, dass die nicht unter­brochene Bezugsdauer von Arbeitslosengeld und darauffolgender Notstandshilfe auf zwei Jahre begrenzt wird und damit die Notstandshilfe langfristig von der Bedarfs­orientierte Mindestsicherung abgegrenzt wird.“

*****

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kirchgatterer. – Bitte.

 


14.36.09

Abgeordneter Franz Kirchgatterer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Mei­ne Damen und Herren! Hohes Haus! Zum Budgetrahmen gehören auch die Einnah­men, und zur Einnahmenseite möchte ich auch sprechen. Wer bringt die Steuerleis­tung, wer erarbeitet den Wohlstand in unserem Land? – Träger des Wohlstandes, der


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 173

Steuerleistung sind die Facharbeiter, ist die Facharbeit. Wir verdanken den gut ausge­bildeten, hochmotivierten Facharbeitern sehr, sehr viel. Es geht mit Blick auf die nächs­ten Jahre auch darum, dass dieses Know-how, diese Erfahrung dem Berufsnachwuchs weitergegeben wird. Das ist mir ein großes Anliegen.

Das duale Ausbildungssystem in Österreich ist international vorbildlich. Über 80 Pro­zent der Lehrlinge schließen die Lehre positiv ab, 2015 haben 10 700 Lehrlinge die Leh­re mit Matura positiv abgeschlossen. Das ist ein sehr großer Erfolg für die Wirtschaft, für die Beschäftigten. Ich denke, es ist auch wichtig, dass es in den zukünftigen Jah­ren, in denen der Berufsnachwuchs weniger wird, die Jahrgänge schmäler werden, ge­nügend Junge für die Lehrberufe gibt.

Ich möchte auch die große Anzahl der österreichischen Preisträger bei den Berufs­nachwuchswettbewerben erwähnen. Wir sind einsame Spitze, und ich möchte den Preis­trägern und auch den Ausbildungsbetrieben gratulieren, insbesondere den Klein- und Mittelbetrieben.

Meine Damen und Herren, bei den Ausgaben stellt sich die Frage, welche Ebene – Bund, Länder, Städte oder Gemeinden – die Leistungen besser erbringen kann. Diese Aufgabenorientierung gilt es zu stärken. Ich darf auch auf die Herausforderungen der österreichischen Städte eingehen: Sie stehen im internationalen Wettbewerb, haben In­vestitionsbedarf im Sozialbereich, im Bildungs- und Kulturbereich, in den Verkehrsnet­zen und nicht zuletzt – sehr wichtig – als Wirtschafts- und Arbeitsplatzstandort.

Meine Damen und Herren, die Steuerreform ist in der Diskussion erwähnt worden: Sie bringt den Österreicherinnen und Österreichern mehr Kaufkraft, sie können sich mehr leisten und beleben damit die Wirtschaft. Das ist gerade in dieser Zeit international ein­zigartig. Trotzdem ist Österreich keine Insel der Seligen. Auch Österreich ist von illega­ler und legaler Steuervermeidung von Großkonzernen und Superreichen betroffen. Da besteht dringender Handlungsbedarf.

Meine Damen und Herren, die österreichische Sozialpartnerschaft hat Österreich zu ei­nem der besten Ländern der Welt gemacht. Die Sozialpartnerschaft hat sich interna­tional sehr hoch bewährt und ist auch europaweit und darüber hinaus Vorbild. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Wal­ser. – Bitte.

 


14.39.28

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Herr Präsident, Herr Nationalratspräsident – Sie mögen es noch eine Zeit lang bleiben! (Ruf bei der SPÖ: Ja, genau!) Herr Minister! Hohes Haus! Die Budgetsituation in der Untergliederung 30, Bildung, ist nicht erfreu­lich. Das freut uns alle nicht.

Wir haben ein strukturelles Defizit, das wir Grüne schon jahrelang erwartet haben. Wir haben es Ihnen schon zu einem Zeitpunkt vorgerechnet, als das noch bestritten wor­den ist – vor zwei Jahren, vor drei Jahren. Dann wurde es jeweils im Verlauf des Jah­res zugegeben. Damals waren es 300, 330 Millionen €, heute gehen wir von etwa 550 Mil­lionen € aus. Ich halte das für nicht fair. Wir haben gestern vom neuen Bundeskanzler und vom Herrn Vizekanzler gehört, dass wir die Politik neu angehen müssen, dass wir eine neue Konstruktivität an den Tag legen sollten, und dann sollten wir uns, so meine ich, diesen Fakten auch nicht verschließen und endlich dieses strukturelle Defizit be­seitigen.

Ich gebe dem Finanzminister natürlich recht, wenn er davon spricht, dass wir im Bil­dungsbereich relativ viel Geld versenken; das ist richtig. Der Hauptgrund dafür, das rechnet uns der Rechnungshof auch immer wieder vor, ist eine Struktur in diesem Be-


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reich, die mehr als nur reformbedürftig ist – im Gegensatz zu dem, was die Kollegen von den NEOS leider immer wieder wiederholen: Diese Struktur ist schrottreif. Die Struktur des Pensionssystems so krankzureden, wie das von Ihrer Seite jeweils gemacht wor­den ist, das halte ich hingegen, gelinde gesagt, für verantwortungslos. (Beifall bei den Grü­nen. Abg. Scherak: Ganz super! – Zwischenruf des Abg. Schellhorn.)

Aber kommen wir zurück zum Bereich der Schule: Allein bei der Schule der Zehn- bis 14-Jährigen haben wir ein dreigliedriges System, und das verschlingt natürlich Geld. Wir haben enorm viele Ausgaben, im OECD-Vergleich liegen wir im Top-Bereich, aber der Output stimmt nicht.

Natürlich haben wir auch in Österreich strukturelle Probleme, wird der Finanzminister sagen, eine relativ niedrige Lehrverpflichtung, all das spielt eine Rolle. Jetzt wollen wir aber nicht wieder diese Stunden-Diskussion beginnen, sondern wir sollten endlich zu einem System kommen, in dem wir die Jahresarbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer berechnen und in eine Situation kommen, wo wir verpflichtende Anwesenheit an Schu­len haben. Wir sprechen von der Schule 9/15, und wir sind überzeugt davon, dass in diesem Zusammenhang mit einem einheitlichen Schulsystem auch einiges zu machen wäre.

Meine Damen und Herren, wie dringend notwendig das ist, zeigt auch der Druck, der im Herbst auf uns zukommen wird, Stichwort Finanzausgleichsverhandlungen. Da wer­den wir mit den Bundesländern natürlich zu einer Lösung kommen müssen. Wir wer­den eine Struktur beseitigen müssen, in der wir Schulerhalter im Bereich der Gemein­den, der Länder und des Bundes haben – all das dient natürlich nicht einer effizienten Verwaltung.

Wenn ich dann als Empfehlung an das Unterrichtsministerium lese, die Effizienzpoten­ziale in der Unterrichtsorganisation sollen effektiver gestaltet werden und es soll eine Restrukturierungen der Ressourcenallokation erfolgen, dann muss ich jedenfalls ein­mal eine Zeit lang nachdenken, bis ich verstehe, was gemeint ist, und ich verstehe es jetzt, glaube ich, es wird nämlich brutal: Das bedeutet größere Klassen, das bedeutet Schließung kleinerer Standorte, das bedeutet Beschränkung bei Zusatzangeboten wie Förderunterricht, Freigegenständen und so weiter und so fort.

Über all das kann man reden, aber im Bereich einer großen Lösung, und bitte nicht wieder als Hauruck-Aktion, die so sicher wie das Amen im Gebet im Herbst kommen wird. Wir müssen in die Infrastruktur investieren, und die beste Infrastruktur ist immer noch Bildung. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

14.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dr. Troch. – Bitte.

 


14.45.00

Abgeordneter Dr. Harald Troch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister Schel­ling! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren und beschließen den Finanzrah­men für die kommenden Jahre, das ist insofern spannend und interessant, weil wir auch Anpassungen vornehmen, Anpassungen nicht nur in Bezug auf Arbeitsmarkt, Integra­tion und Bildung, sondern auch auf etwas, was mir und auch vielen, vielen Österreiche­rinnen und Österreichern ein besonderes Anliegen ist: Das ist das Thema Sicherheit. Und das ist gut so, denn die Sicherheitslage hat sich ja dramatisch verändert. Viele Menschen sind besorgt, und ich möchte zum Thema äußere Sicherheit einmal klar Stel­lung nehmen.

Es hat einen Entschließungsantrag aller Parlamentsparteien zum Thema ÖBH 2018, notwendige Budgetanpassungen und Stärkungen gegeben. Der Finanzrahmen für die kommenden Jahre vollzieht nun diesen einstimmigen Allparteien-Entschließungsantrag.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 175

Das österreichische Bundesheer hat ganz klare Aufgabenstellungen in der äußeren Si­cherheit. Als Mitglied des Landesverteidigungsausschusses kann ich sagen, ich stehe dazu, ich freue mich, dass die entsprechenden Mittel nun sichergestellt werden. Ich muss aber auch sagen, es hat sehr effiziente, konstruktive Verhandlungen zwischen dem Bundesminister für Landesverteidigung und dem Finanzminister gegeben, und da­bei ist es SPÖ und ÖVP wirklich gelungen, etwas auf Schiene zu bringen, nämlich eine entscheidende Weichenstellung bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu schaffen, aber auch generell geht es zum Beispiel auch um Terrorbekämpfung und darum, dass wir dazu entsprechende Maßnahmen setzen.

Diese Sicherheitsmilliarde, die allein zum Thema äußere Sicherheit, also im Wesent­lichen dem Bundesheer, zur Verfügung stehen wird, ist auch insofern erfreulich, als es auch um die Schaffung neuer Arbeitsplätze geht. In Zeiten wie diesen mit bis zu 500 000 Arbeitslosen ist das eine gute Nachricht. 395 Arbeitsplätze werden noch heuer beim Bundesheer geschaffen, insbesondere für Soldaten in der aktiven Truppe, und das wird die Einsatzkraft des Heeres nachhaltig stärken. Aber es werden auch Mittel für die persönliche Ausrüstung der Soldaten freigesetzt. Da geht es um Schutz von Leib und Leben, ich denke, das sind gut investierte Gelder für Menschen, die in einem sehr, sehr anspruchsvollen, schwierigen und manchmal auch gefährlichen Job tätig sind. Es geht um moderne Kampfanzüge, bessere Helme, es geht um feuerfeste Ausrüstung, und es geht um Kommunikationsmittel oder zum Beispiel auch um Nachtsichtgeräte.

Es geht aber auch um die Mobilität des Bundesheeres. Ein Heer, das nicht einsatzfä­hig, nicht mobil ist, wäre an und für sich eine Fehlinvestition. Gerade ein Heer muss mo­bil sein, und dazu kann ich sagen, dass die Mobilitätskrise, von der man noch vor über einem Jahr gesprochen hat, überwunden ist.

Die Sicherheitsmilliarde wird allerdings auch für die Miliz verwendet werden, für eine bessere Ausrüstung der Miliz. Das ist ein klares Bekenntnis zum österreichischen Bun­desheer als Volksheer. Das ist sehr, sehr zu begrüßen.

Und schließlich geht es auch um zeitgemäßes Wohnen unserer Präsenzdiener und Soldaten, das heißt, 100 Millionen € werden allein in den Ausbau, die Renovierung und Neugestaltung von Kasernen fließen. Das bedeutet auch Lebensqualität und Wohn­qualität für die Präsenzdiener und ist daher eine sehr, sehr positive Maßnahme. – Dan­ke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

14.48


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.

 


14.48.38

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auch ein paar Worte dem Wissenschafts- und Forschungsbudget widmen, denn ich glaube, dass es den ös­terreichischen Hochschulen genauso wie den Studierenden endgültig reicht, was das Thema Finanzierung betrifft.

Genauso muss man aber auch sagen, dass die Mär vom freien Hochschulzugang eben genau das ist und dass sie unter anderem mit schuld an der Budgetmisere, die wir in diesem Bereich haben, ist. Unter anderem ist dieses Dogma schuld daran, dass wir den Wissenschaftsstandort Österreich in den letzten Jahren heruntergewirtschaftet ha­ben, bis budgetär jetzt kaum mehr etwas übrig ist, und den Zugang zu den Universi­täten und Fachhochschulen letztendlich unfrei gemacht haben.

Wir kämpfen jeden Tag mit überlaufenen Studienrichtungen und haben trotzdem sehr engagierte Rektorinnen und Rektoren, die es weiterhin schaffen, renommierte Univer­sitäten und Fachhochschulen zu führen und ihren Studierenden auch entsprechend halb­wegs akzeptable Studienbedingungen zu bieten.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 176

Wir haben aber auch eine sinkende Bewilligungsquote beim FWF, da kann man dem neuen Präsidenten Klement Tockner zu seiner Wahl nur gratulieren. Ich hoffe, dass er das Ganze auch gut managen wird, denn der FWF hat große Probleme. Wir haben eine sinkende Bewilligungsquote, und das trotz einer steigenden Anzahl an hochquali­tativen Anträgen. Das bedeutet, dass es mittlerweile quasi willkürlich ist, ob ein guter Antrag angenommen wird oder nicht. Viele Programme wurden aufgrund von Geldman­gel gestrichen. Trotzdem schaffen es unsere Forscherinnen und Forscher, Topleistungen zu erbringen. Aber auf diese Forschungsquote von 3,76 Prozent bis 2020 – das hat Kol­legin Lichtenecker schon gesagt – werden wir nicht kommen.

Auch wenn unsere Hochschulen gute Arbeit leisten und wir Spitzenforscherinnen und -forscher in unterschiedlichen Gebieten haben, muss man sagen, dass das nicht auf­grund der engagierten Wissenschaftspolitik unserer Bundesregierung ist, sondern trotz der Wissenschaftspolitik unserer Bundesregierung. Diese Politik ist in dem Bereich schlichtweg inakzeptabel. Es ist inakzeptabel, dass die Erhöhungen im Finanzrahmen für die nächsten paar Jahre gerade einmal als statistische Abweichung bezeichnet wer­den können. Es ist inakzeptabel, dass wir das 2-Prozent-Ziel an öffentlichen Geldern niemals erreichen werden, wenn es so weitergeht. Es ist inakzeptabel, dass wir als In­novation Follower weiter dahintümpeln und kein Bekenntnis zu einem Spitzenforschungs­standard abgeben wollen, genauso wie es inakzeptabel ist, dass wir in Zeiten einer Wissensgesellschaft und von innovation-driven economies immer noch lieber Abermil­liarden und -millionen in alte Strukturen, in ein schrottreifes Pensionssystem oder in die Militärmusik anstatt in das Wissenschaftssystem stecken.

Es ist genauso inakzeptabel, dass sich schwarze Landeshauptmänner bei einem kata­strophal knappen Wissenschaftsbudget immer noch Prestigeuniversitäten vor die eige­ne Haustür bauen können, die mit keinerlei Bedarf argumentierbar sind und letztendlich zulasten aller Universitäten und Fachhochschulen mitfinanziert werden müssen. Diese fühlbaren Anstrengungen, die Kollege Töchterle angesprochen hat, sind leider nicht ge­nug. Dass sie gerade einmal spürbar sind – das muss man schon am Wort merken –, das ist bei so einem gravierenden Problem nicht ausreichend.

Dabei ist der Weg relativ klar: Wir brauchen mehr öffentliche Gelder, wir brauchen mehr private Gelder, wir brauchen aber auch nachgelagerte Studiengebühren. Wir brauchen mehr kompetitiv vergebene Forschungsgelder. Wir brauchen auch eine Studienplatzfi­nanzierung mit Zugangsbeschränkungen. Da hat die uniko schon vorgerechnet, was das kosten würde: 1,5 Milliarden € von 2019 bis 2021. Diese 500 Millionen € mehr pro Jahr sind notwendig, um den Betrieb gerade einmal in der Art und Weise am Leben zu erhalten, wie man ihn eigentlich als Minimalvariante bezeichnen würde. Ich glaube, wir werden uns in ein paar Jahren alle anschauen und merken, wenn der letzte junge Phy­siker nach Amerika ausgewandert ist und der letzte engagierte Rektor dann seinen Job an den Nagel gehängt hat, dass man mit Luft, Liebe und Kreisky-Nostalgie einfach kei­ne Wissenschaftspolitik machen kann. (Beifall bei den NEOS.)

14.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Unterrai­ner. – Bitte.

 


14.52.48

Abgeordneter Mag. Maximilian Unterrainer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister Schelling! Diese Woche stand ja ganz im Zeichen des Neustarts: ein neues Team, ein neuer Kanzler, quasi ein New Deal. Gestern hat unser neuer Kanzler eine Aussage getätigt, die uns alle ermuntern sollte, die Ärmel hochzukrempeln. Chris­tian Kern hat einen New Deal gefordert. Man kann das nicht genug unterstreichen. Wir brauchen einen neuen Stil des Miteinander, und wir müssen wieder lernen, aufeinan­der zuzugehen, zuzuhören und mehr Verständnis füreinander zu entwickeln.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 177

Die Politik muss eine klare Handschrift tragen, und das tut sie. Wir investieren in die Bildung, in die Arbeitsplätze und in die Sicherheit, und das trotz der Altlasten aus dem Hypo-Desaster und der größten Wirtschaftskrise. Ich will jetzt gar nicht wiederholen, was meine Kollegen Krainer und Rossmann heute bereits festgehalten haben, nämlich dass die FPÖ ja Verursacher dieses Desasters ist und die Verantwortung dafür hat. Ich möchte aber an dieser Stelle ganz bewusst den Bundesminister für Finanzen loben, denn ich kann mir vorstellen, dass diese Aufgabe, die er hat, eine sehr schwierige ist.

Meine Damen und Herren, als Tourismussprecher möchte ich ganz klar die Bedeutung des Tourismus hervorheben. Diese Wertschöpfung trägt nämlich ganz erheblich dazu bei, dass Österreich auf Kurs bleibt, vor allem haben sich die Arbeitsplätze im Touris­mus als krisensicher erwiesen. (Zwischenruf des Abg. Schellhorn.) Wir haben 2014 15,5 Milliarden € an Einnahmen im Tourismus erwirtschaftet, und 2015 war ein noch stärkeres, besseres Jahr. Auch die Eigenkapitalausstattung hat sich in den Betrieben prinzipiell verbessert, vor allem aber glaube ich – und das müssen wir wirklich beto­nen –, dass nur der Tourismus dort Arbeitsplätze schafft, wo sonst keine Wertschöp­fung existieren könnte.

Wir sprechen immerhin von 620 000 Arbeitsplätzen in Österreich. Das entspricht fast einem Viertel der Vollzeitbeschäftigten. Das ist ein Grund zur Freude, aber nicht zum Feiern. Wir brauchen unbürokratischere und leichtere Betriebsübergaben. Wir brauchen einen besseren Weg für die Hotellerie im Umgang mit den Buchungsplattformen, und wir brauchen eine neue Strategie im Wintertourismus. Das muss uns allen bewusst sein.

Wir haben große Aufgaben vor uns. Wir müssen die Menschen, die bei uns Zuflucht gesucht haben, auch bestmöglich integrieren, und ich freue mich, dass der Integra­tionstopf für 2016 und 2017 um 380 Millionen € aufgestockt wurde. Da, glaube ich, kommt dem Tourismus auch eine Schlüsselfunktion zu. Ein Qualitätsmerkmal des österreichi­schen Tourismus ist der Sicherheitsaspekt für unsere Gäste. Für den Zeitraum von 2016 bis 2020 erhält das Verteidigungsministerium 1,2 Milliarden € und das Innenmi­nisterium weitere 625 Millionen €. Das macht Österreich sicher und für unsere Gäste auch weiterhin als Urlaubsdestination interessant.

Übrigens – und das ist ganz wichtig und darf man nie vergessen – hat die Steuerreform über 5 Milliarden € für sechs Millionen Österreicher gebracht, wobei 90 Prozent davon den Klein- und Mittelverdienern zugutekommen. (Abg. Schellhorn: Zulasten des Tou­rismus!) Das ist Budgetverantwortung, wie ich sie verstehe.

Zum Schluss möchte ich Willy Brandt, den ehemaligen deutschen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger, zitieren: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

14.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Brun­ner. – Bitte.

 


14.56.05

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Herr Nationalratspräsident! Sehr ge­ehrter Herr Finanzminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherin­nen und Zuseher! Ich habe mir das Bundesfinanzrahmengesetz angeschaut, und zwar vor allem mit Blick auf wichtige Zukunftsinvestitionen, insbesondere im Hinblick auf den Klimavertrag von Paris.

Der Klimavertrag gibt uns ja eine ganz klare Zielsetzung vor: Bis zum Jahr 2050 müs­sen wir unsere Wirtschaftsweise, unsere Lebensweise, unseren Lebensstil vom Aus­stoß von Treibhausgasen unabhängig gemacht haben. Das ist eine große Aufgabe, und


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die werden wir nur meistern, wenn wir jetzt, in den nächsten Jahren, die entsprechen­den Weichen stellen. Es ist ganz klar: Nach Paris ist nicht vor Paris. Das ist etwas ganz anderes, und entsprechend sollte sich das in unseren Entscheidungen niederschlagen.

Schon vor der Klimakonferenz in Paris ist in den letzten Finanzrahmengesetzen, die wir gesehen haben, der Bereich des Umweltbudgets immer weiter heruntergeschrieben worden. Die ersten Auswirkungen haben wir im Budget für das Jahr 2016 gesehen. Ich glaube, es ist bekannt, ich sage es nur stichwortartig: die thermische Sanierung hal­biert, Umweltförderung im Inland gekürzt, Klima- und Energiefonds gekürzt, Förderung für gewässerökologische Maßnahmen gestrichen, die gibt es nicht mehr. Also das sind alles Entscheidungen, die uns nicht nur dem Ziel nicht näherbringen, sondern uns im Gegenteil sogar weiter davon wegführen.

Wenn man sich jetzt den Finanzrahmen, der bis zum Jahr 2020 reicht, anschaut, dann wird dieser Trend fortgesetzt, einfach linear weitergeschrieben. Herr Finanzminister, ich halte es für grob fahrlässig, diesen wichtigen Zukunftsbereich so zusammenzustrei­chen. Es ist unverantwortlich, was die Herausforderung des Klimawandels angeht. Es ist aber auch völlig widersinnig und unverantwortlich, was die Sicherung des Standorts in Österreich und auch die Unterstützung für den Arbeitsmarkt in Österreich angeht, denn – ich kann es nur am Beispiel der Umweltförderung im Inland sagen – jeder Euro, den wir in diese Programme investieren, kommt mit 5,7 € wieder zurück ins Budget.

Also, es ist nicht nur eine Umweltschutzfrage, eine Klimaschutzfrage, sondern vor al­lem auch eine standort- und arbeitsmarktpolitische Frage. Ich halte diesen Finanzrah­men nicht für zukunftsfähig. (Beifall bei den Grünen.)

Ich fordere daher alle Kolleginnen und Kollegen, auch Sie, Herr Finanzminister, auch die neu aufgestellte Bundesregierung nochmals auf: Überdenken wir das! Es wurde ein Neustart angekündigt. In der Klimapolitik brauchen wir einen generellen Neustart. Da beginnen wir ja nicht nur bei null, wir müssen sogar noch aufholen. Wir Grünen haben unterschiedlichste Maßnahmen beantragt: einmal die Streichung aller klimaschädlichen Subventionen, für die der Staat immer noch Geld ausgibt, dann eine ganze Reihe von Maßnahmen, die zu setzen sind, angefangen bei der Ökologisierung des Steuersys­tems, und viele andere Maßnahmen, die wir alle seit Jahr und Tag kennen, in die wir investieren müssen. Die wurden allesamt in den Ausschüssen – egal, in welchem – ver­tagt.

Von der Bundesregierung habe ich noch keinen Vorschlag zur Umsetzung des Klima­vertrags wahrgenommen. Das erwarte ich mir so schnell wie möglich. Wir sind bereit, konstruktiv zusammenzuarbeiten. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Einen Tipp habe ich an die neue Bundesregierung noch: Österreich braucht dringend ein eigenständiges, starkes und engagiertes Klima-, Energie- und Umweltministerium. Dan­ke. (Beifall bei den Grünen.)

15.00


Präsidentin Doris Bures: Es ist 15 Uhr. Ich unterbreche nun die Verhandlungen über den Tagesordnungspunkt 1.

15.00.27Kurze Debatte über die Anfragebeantwortung 8253/AB

 


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zur kurzen Debatte über die Anfragebeant­wortung des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt­schaft mit der Ordnungszahl 8253/AB.

Die erwähnte Anfragebeantwortung ist bereits verteilt worden, sodass sich eine Verle­sung durch den Schriftführer erübrigt.


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Wir gehen damit gleich in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner/keine Rednerin länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner zur Begründung eine Redezeit von 10 Minuten zukommt.

Ich ersuche nun Herrn Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Pirklhuber als Antragsteller des Ver­langens, die Debatte zu eröffnen. Die Redezeit beträgt 10 Minuten. – Bitte.

 


15.01.15

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Herr Bundesminister Rupprechter! Danke, dass Sie gekommen sind, um dieser Anfragebesprechung beizuwohnen, sprich, auch die notwen­digen und ausführlichen Antworten zu geben.

Worum geht es, meine Damen und Herren? – Heute oder morgen ist einer der Schlüs­seltage für die europäische Umweltpolitik. Auf europäischer Ebene tagt der Ständige Ausschuss, der, heute oder spätestens morgen, über die Zulassung oder die Neuzulas­sung, die Wiederzulassung von Glyphosat, dem weltweit am meisten verwendeten Pes­tizid, das unter dem Handelsnamen Roundup bekannter ist, entscheiden wird.

Herr Bundesminister, bevor wir in die Diskussion einsteigen, möchte ich Ihnen ganz zu Beginn die Frage stellen, ob Sie der Empfehlung der Salzburger Landesregierung ent­sprechend nachkommen werden. Der Salzburger Landtag hat einstimmig, meine Da­men und Herren, einstimmig – auch mit Stimmen der ÖVP – Folgendes beschlos­sen – ich zitiere –: „Die Salzburger Landesregierung wird ersucht, an den Bundesmi­nister für Land- und Forstwirtschaft heranzutreten, sich auf EU-Ebene für ein Verbot glyphosathältiger Pflanzenschutzmittel einzusetzen.“

Das war ein bisschen zur Ausgangslage. Es ist aber nicht nur das Bundesland Salz­burg, das solche Beschlüsse gefasst hat, meine Damen und Herren, sondern selbst­verständlich auch das Bundesland Wien, nämlich auf unserer Initiative hin gemeinsam mit der SPÖ. Auch das Land Vorarlberg hat bereits einen ganz klaren, einstimmigen Beschluss zum Vorsorgeprinzip und zur Garantie des Vorsorgeprinzips gefasst, und der Kärntner Ausschuss für Nachhaltigkeit hat auch einstimmig das Verbot von Gly­phosat gefordert. Das ist die aktuelle Faktenlage in Österreich und nicht uninteressant! (Beifall bei den Grünen.)

Am Rande: Wir haben natürlich auch Anträge hier im Nationalrat gestellt, die wurden aber leider von ÖVP und SPÖ bisher nur vertagt. Die liegen seit Monaten im Gesund­heitsausschuss, wir hatten sie vor Kurzem im Landwirtschaftsausschuss, die wurden hier im Haus noch nicht endgültig beschlossen.

Aber, Herr Bundesminister, meine Frage an Sie war ja – betreffend die Anfrage, die wir an Sie gestellt haben, unter dem Titel „Glyphosat - (K)ein Gift auf unserem Acker“ –: Was werden Sie persönlich, was wird Ihr Ressort, was wird die AGES bis zu dieser Sit­zung, die heute stattfindet, tun?

Heute und morgen findet die Sitzung des Ständigen Ausschusses statt, um die Neuzu­lassung oder Wiederzulassung von Glyphosat endgültig zu verhandeln. Und, meine Da­men und Herren, was ist der Vorschlag der Kommission? – Der Vorschlag ist, die Zu­lassung um neun Jahre zu verlängern. Mehrere Länder sind dagegen – unter anderem Frankreich und die Niederlande –, in Deutschland gibt es momentan hohe innenpoliti­sche Wellen, weil sich Deutschland wahrscheinlich letztlich auch enthalten wird, ob­wohl Deutschland das Land der Zulassungsbehörden ist.

Ihre Antworten auf unsere Fragen, Herr Bundesminister, sind völlig unzureichend, aus­weichend, und zum Teil haben Sie überhaupt keine Antwort gegeben. Ich werde Ihnen jetzt einfach die Chance geben, hier heute noch einmal klarzulegen, was eigentlich die Position der österreichischen Bundesregierung ist, was eigentlich Ihre Position ist.


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Auf Frage 13: „Werden Sie die Vertretung Österreichs im Ständigen Ausschuss an­weisen, im Sinne des Vorsorgeprinzipes, gegen eine Zulassungsverlängerung von Gly­phosat zu stimmen? (…) Wenn nein, weshalb nicht?“, haben Sie, Herr Bundesminister, mir wie folgt geantwortet: Österreich hat „eine schriftliche Stellungnahme an die Euro­päische Kommission übermittelt.“

Meine Damen und Herren: Wo ist die? Haben Sie die schon einmal gesehen? (Abg. Moser: Was steht da drinnen?) – Ich habe sie bis heute nicht gesehen. Ich habe sie auf der Homepage der AGES gesucht: keine Ahnung, keine Antwort, weder hier noch bei der Anfragebeantwortung. Sie verweisen auch nicht in irgendeiner Art und Weise auf dieses Schreiben. Sie haben es uns im Landwirtschaftsausschuss nicht zur Verfü­gung gestellt. Nirgendwo kann man diese Stellungnahme finden. Also was ist jetzt mit dem Interpellationsrecht?

Herr Minister, Nummer eins: Geben Sie dem Nationalrat ordentliche Antworten! Die Ab­geordneten haben ein Rechte darauf; lösen Sie diese wertschätzende Pflicht als Mi­nister auch ein! Das heißt: Geben Sie korrekte und ausführliche Antworten auf unsere Fragen!

Ein Punkt ist ja interessant, denn Sie sagen schon: „Sollten die Forderungen weiterhin nicht berücksichtigt werden, wird Österreich dem EK-Vorschlag“ – das heißt, dem Vor­schlag der Europäischen Kommission – „nicht zustimmen können.“

Bis heute hat kein Abgeordneter dieses Schreiben erhalten (Abg. Moser: Wissen ja gar nicht einmal …!), wissen gar nicht einmal, was die Forderungen sind, die Sie wirk­lich gestellt haben. Sie hätten mit dieser Anfragebeantwortung die Möglichkeit gehabt, all das ausführlich darzulegen – und Sie enthalten das den Kolleginnen und Kollegen vor. Sie wissen: Anfragebesprechungen sind für das gesamte Haus da. Die dienen ja nicht zu meiner Information, sondern zur Information aller Abgeordneten dieses Hau­ses. Herr Minister, in Zukunft erwarte ich mir und in Ihrem Eigeninteresse ersuche ich Sie: Geben Sie ausführliche und vollständige Antworten!

Was ist das Problem bei Glyphosat? – Das Problem, meine Damen und Herren, ist, dass es darum geht, auch einmal im Interesse des Umweltschutzes, des KonsumentIn­nenschutzes und des Gesundheitsschutzes tatsächlich jenen die Stirn zu bieten, die uns unverdrossen kontaminieren, die uns Menschen mit Pestiziden kontaminieren. Mon­santo und die Vertreter dieser Branche meinen doch ernsthaft – und selbst in Öster­reich –, dass es ein Recht der Konzerne gibt, Menschen mit Pestiziden zu kontaminie­ren.

Meine Damen und Herren, das ist so unglaublich, und ich würde mir einen Aufschrei der Konsumentenschützerinnen und Konsumentenschützer aufseiten der Sozialdemo­kraten erwarten. Ich weiß, zwei, drei Abgeordnete haben auch schon bei unselbständi­gen Anträgen mit uns mitgestimmt und haben uns auch persönlich mitgeteilt, dass sie Glyphosat nicht wollen, aber das ist zu wenig. Die österreichische Bevölkerung erwar­tet sich eine klare Antwort der Politik. Warum? – Gerade, wenn Unsicherheit besteht, gerade dann, wenn Unklarheit über die Auswirkungen von Giften besteht, dann muss die Politik klar Schiff machen, Herr Minister, und Antworten geben, nämlich politische Ant­worten.

Wie lautete Ihre Meinung aus ihrer ersten Wortmeldung dazu? – Das geht auch aus die­ser Anfragebeantwortung hervor: Sie haben im März nach der ersten Entscheidung der Kommission und des Ausschusses ganz klar gesagt (der Redner liest neuerlich aus ei­nem Schriftstück vor): „Das ist eine rein fachliche Beurteilung, die jetzt von den zu­ständigen Fachexperten wahrgenommen wird, da hat die politische Ebene eigentlich kei­ne Vorgaben zu geben (…)“.

Ja, Herr Minister, wofür machen Sie eigentlich den Job als Umweltminister, wenn Sie sagen: Ich als Umweltminister gebe keine Vorgaben; das sollen Experten machen, wo


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immer die auch sind – teilweise möglicherweise in der AGES –; ich werde dazu keine persönliche Stellungnahme abgeben!

Herr Bundesminister, ich erinnere an Folgendes: Das Vorsorgeprinzip ist ein Grund­prinzip im Bereich des Zulassungswesens auf der gesamten Ebene der Betriebsmittel in der Europäischen Union, es ist Teil der europäischen Verträge, es ist die Basis der europäischen Zulassung.

Wir sagen: Es darf erst etwas zugelassen werden, wenn es unbedenklich ist und nicht umgekehrt, wenn der Schaden schon da ist. Und das ist eine Situation, die unglaublich ist.

Keine Frage, es besteht ein großer wissenschaftlicher Streit. Warum? – Weil die Inter­nationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation klar gesagt hat, dass es wahrscheinlich krebserregend ist. Und wenn eine internationale Institution sagt, dass es wahrscheinlich krebserregend ist, Herr Bundesminister, dann ist das Vor­sorgeprinzip in Kraft zu setzen. Wenn noch dazu auch österreichische Studien vorlie­gen, die nachweisen können, dass Glyphosat massive Auswirkungen auf das Boden­leben und auf die biologische Vielfalt hat, also negativ im umweltpolitischen Sinn wirkt, wenn man weiß, dass es zu Fehlanwendungen im privaten Bereich kommt, meine Da­men und Herren, dann ist es doch nur recht und billig und ganz im Sinne der politi­schen Verantwortung, Nein zu sagen.

Noch etwas: Der Vergleich macht uns sicher. Ich zitiere die heutige Aussendung der französischen Umweltministerin Marisol Touraine, die ganz klar sagt: „Le président de la République a dit très clairement lors (…) de la dernière conférence environnemen­tale (…) que le glyphosate ne serait pas autorisé en France.“ (Bundesminister Rupp­rechter: J’ai pas compris!) – Vous n’avez pas compris? – Das ist Ihr Problem, Herr Mi­nister, aber ich kann es gerne wiederholen: In Frankreich wird es angesichts dieser neuen Verhandlung im Ausschuss keine Zulassung geben. Frankreich wird aus ge­sundheitspolitischen Gründen Nein sagen, und zwar deshalb, weil es Glyphosat als hormonell wirksame Substanz einschätzt; und daher kann es keine Zulassung geben.

Meine Damen und Herren, das ist eine klare Stellungnahme Frankreichs. Ich würde mir von Ihnen genauso Klarheit wünschen, Herr Minister. Heute haben Sie noch einmal die Möglichkeit, all die Fragen, die Sie nicht beantwortet haben, ehrlich und offen zu beant­worten, wie zum Beispiel meine Frage, wie Sie das einschätzen, dass 96 Wissen­schaftlerInnen weltweit an die EFSA herantreten (Präsidentin Bures gibt das Glo­ckenzeichen) – ich bin gleich fertig, Frau Präsidentin – und kritisieren, dass die Richtli­nien der EFSA unzureichend sind. Sie haben keine Antwort gegeben, Sie haben sich nur auf die EFSA hinausgeredet. Sie haben heute noch einmal die Gelegenheit, Ihre Position darzulegen. Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

15.11


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Dipl.-Ing. Rupp­rechter. Herr Minister, Ihre Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


15.11.55

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Gerne komme ich im Rahmen dieser kurzen Debatte dem Antrag nach, ergänzende Informationen zur Anfragebeantwortung, die aus meiner Sicht durchaus sehr ausführlich gewesen ist, noch nachzureichen.

Nun, so wie es üblich ist und wie es in der EU-Gesetzgebung auch vorgesehen ist, wird der Wirkstoff Glyphosat wie jeder andere Pflanzenschutzmittelwirkstoff turnusmä­ßig hinsichtlich seiner Risken für Gesundheit und Umwelt sowie seiner Wirksamkeit im Rahmen eines umfassenden, und zwar wissenschaftsbasierten EU-Verfahrens neu be-


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wertet. Zahlreiche wissenschaftliche Institutionen sind hier miteingebunden und setzen sich auf EU-Ebene damit auseinander. Die Verlängerung ist letztlich eine Zuständigkeit der Kommission. Es ist de facto eine Entscheidung der Kommission unter Einbindung der nationalen Experten, und die Institutionen haben sich intensiv mit der Risikobewer­tung von Glyphosat auseinandergesetzt.

Wesentliche Prüfkriterien sind dabei die Umweltverträglichkeit, die toxikologischen Ei­genschaften und auch das Rückstandsverhalten. Deutschland hat, vertreten durch die zuständigen Bundesoberbehörden, für die Bewertung und Zulassung von Pflanzenschutz­mitteln im EU-Verfahren die Überprüfung der Genehmigung als Berichterstatter durch­geführt.

Der von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit erstellte Abschlussbe­richt wurde im November 2015 veröffentlicht. Am 7. und 8. März dieses Jahres fand ei­ne erste Expertenberatung im Ständigen EU-Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens­mittel und Futtermittel in Brüssel statt. Bereits im Vorfeld hat die AGES als zuständige Behörde Österreichs strenge Forderungen an die Europäische Kommission übermittelt.

Diese Forderungen sind die folgenden:

Erstens: Eine Äquivalenz zwischen Testmaterial in toxikologischen Studien und Spe­zifikation des technischen Wirkstoffes sollen auf EU-Ebene als Confirmatory Data ab­geschlossen werden, das betrifft den Reinheitsgrad und die Verunreinigungen.

Zweitens: Die Auswirkungen auf die Biodiversität bei der Zulassung von Pflanzen­schutzmitteln mit diesem Wirkstoff, und zwar auf nationaler Ebene, sollen beachtet wer­den.

Drittens: Es sollen Einschränkungen bei Vorerntebehandlungen vorgesehen werden, Stichwort flächenmäßiges Totspritzen von Erntegut bei Getreide, was in Österreich ver­boten ist und aus österreichischer Sicht insgesamt nicht mit der guten landwirtschaftli­chen Praxis in Übereinstimmung steht.

Viertens: Es sollen Einschränkungen der Anwendungen vor allem im nicht professio­nellen Bereich, Haus- und Kleingartenbereich vorgesehen werden. Da sind die Anwen­dungen keinesfalls erforderlich, deswegen bedarf es da weitestgehender Einschrän­kungen.

Und fünftens: Mögliche Risken der Versickerung in das Grundwasser sollen verstärkt berücksichtigt und beachtet werden.

In Österreich hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, die AGES, als zuständige Behörde sehr ausführlich über den laufenden Verfahrensstand berichtet. Im Herbst 2015 wurde in der AGES ein runder Tisch zum Thema Glyphosat mit allen rele­vanten Stakeholdern abgehalten. Es waren Vertreter der Wissenschaft, der Nichtregie­rungsorganisationen, des Handels und die Interessensvertretung eingeladen und an­wesend. Im April 2016 fand ein zweiter runder Tisch zum Thema Glyphosat statt, dabei wurden auch die aktuellen Entwicklungen im EU-Verfahren, die österreichischen For­derungen sowie die letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Wirkstoff noch einmal ausführlich diskutiert.

Ob Glyphosat als genehmigter Wirkstoff in der Union letztlich gelistet bleibt, hängt von der weiteren Vorgangsweise auf EU-Ebene ab. Heute und morgen – Sie (in Richtung des Abg. Pirklhuber) haben es richtig gesagt – findet eine weitere Beratung im zustän­digen Ausschuss in Brüssel statt. Der Vertreter der Agentur für Gesundheit und Ernäh­rungssicherheit, kurz AGES, wird dem Kommissionsvorschlag jedenfalls nicht zustim­men können, wenn die strengen österreichischen Forderungen, die ich vorhin ange­führt habe, nicht berücksichtigt werden.


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Herr Abgeordneter Pirklhuber, Sie wissen sehr gut, dass die Experten der AGES dem Vorsorgeprinzip dem Gesetzesauftrag nach entsprechen müssen und diesem verpflich­tet sind, daher bedarf es diesbezüglich keiner eigenständigen Weisung. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Pirklhuber: Werden Sie die Forderungen …?)

15.16


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ecker. Die Redezeit beträgt ab jetzt 5 Minuten pro Redner und pro Rednerin. – Bitte.

 


15.16.48

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Geschätzte Kol­leginnen und Kollegen! Es gibt einen gewichtigen Grund, Glyphosat zu verbieten, das ist die Demokratie. Heute oder morgen wird, wie gesagt, in der Europäischen Union die Richtungsentscheidung getroffen, wobei es ja nicht nur um ein Unkrautvernichtungs­mittel geht, sondern auch darum, wer in der Union künftig das Sagen hat: die Men­schen oder die Konzerne. Seit Jahren wird gestritten, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht; immerhin geht es ja um das am meisten verwendete Unkrautvernichtungs­mittel dieser Welt. Fachzeitschriften, NGOs, Politiker und viele Leute zerbrechen sich den Kopf und liefern sich einen Schlagabtausch. Aus der politischen Perspektive geht es aber auch um eine klare Haltung. Für mich selbst ist es ganz klar: Wenn nur die ge­ringste Möglichkeit einer Gesundheitsschädigung vorhanden ist oder eine krebserre­gende Substanz drinnen ist, dann ist es ganz klar, dass hier eine ablehnende Haltung eingenommen werden muss. (Abg. Pirklhuber: … französische Ministerin!)

Demokratie ist die Regierung des Volkes und für das Volk. Wenn heute in Brüssel das demokratische Prinzip den Wirtschaftsinteressen geopfert wird, dann müssen wir uns wirklich die allergrößten Sorgen machen. Heute wurden bekanntlich 240 000 Unter­schriften, die sich klar für ein Verbot aussprechen, der Kommission übergeben. Ich glau­be, die Kommission tut gut daran, sich der Sorgen der Menschen anzunehmen. Es gibt nämlich gewöhnliche Menschen, die fast täglich zu mir kommen und sagen: Ich bin mir nicht mehr sicher, wenn ich eine Tomate esse, ob das gesund oder nicht gesund ist. Es gibt Väter und Mütter, die sich nicht mehr sicher sind, wenn sie mit ihren Kindern oder Haustieren über Felder oder Wiesen gehen, ob das die Gesundheit gefährdet oder nicht. Ich verspüre dabei, lieber Herr Minister, eine große Verunsicherung der Menschen in unserem Land, und die sollte man ernst nehmen.

Europa wurde auf dem Fundament gegründet, einander zuzuhören und vor allem zu­sammenzuarbeiten, wollen wir Stabilität und Frieden beibehalten. Was im Großen gilt, muss doch auch im Kleinen gelten. Nehmen wir die Sorgen der Menschen ernst, gilt es also auch, möglicherweise krebserregende Stoffe vorab zu verbannen. Ich glaube auch, wie es auch mein Vorredner schon gesagt hat, dass da das Prinzip der Vorsorge gilt. Ich bin eine Salzburger Abgeordnete, und mein Kollege Herr Pirklhuber hat ja schon vor­getragen, wie sich der Salzburger Landtag zum Thema Glyphosat entschieden hat.

Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, kurz AGES ge­nannt, wird Österreich bei der Europäischen Kommission vertreten, und diese hat sich wie folgt geäußert – und das möchte ich auch gerne zitieren –: Die AGES „hat dabei konkrete Einschränkungen im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes bei der Vorern­te-Behandlung (Sikkation) sowie für den Haus- und Kleingartenbereich gefordert“. Sie haben das schon erwähnten, Herr Minister. Zur Erklärung: Die Sikkation ist das Tot­spritzen der Pflanzen. Weiters setzt sich die AGES unter anderem dafür ein, dass im Rahmen der Zulassung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel in den EU-Mitgliedstaa­ten den indirekten Auswirkungen auf die Artenvielfalt Aufmerksamkeit zu schenken ist. Es liegt jetzt an der Kommission, einen neuen Vorschlag vorzulegen, der diese For­derung berücksichtigt, andernfalls wird Österreich dem Vorschlag nicht zustimmen kön­nen.


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Herr Minister, das bedeutet also, dass Sie jetzt auf den Text der Kommission warten, um eine Entscheidung treffen zu können. Ich möchte an Sie appellieren, und es liegt mir wirklich sehr am Herzen: Nehmen Sie die Sorgen der Menschen in unserem Land ernst, stimmen Sie der Verlängerung von Glyphosat nicht zu! Warum ist es so schwie­rig, sich an den Menschen zu orientieren? Österreich hat eine klare Position zu ver­treten, und zuallererst müssen immer die Menschen gelten und kommen.

Ich nehme Sie, lieber Herr Minister, beim Wort, denn erst kürzlich haben Sie gesagt, dass Österreichs Landwirtschaft kein Glyphosat braucht. Dieser Meinung schließe ich mich ganz klar an, Herr Minister. Lassen Sie den Worten nun Taten folgen! Es wäre gut, wenn Österreich ein Zeichen setzt und sich gegen die Verlängerung des vielleicht krebserregenden Mittels ausspricht.

Abschließend möchte ich noch einen Punkt anführen, der meiner Meinung nach bestä­tigt, wie umstritten das Thema ist und wie unterschiedlich sich ja auch die Menschen dazu verhalten. Kurz bevor die Abstimmung über Glyphosat stattgefunden hat, ist eine Studie hervorgezaubert worden, welche die Unbedenklichkeit bescheinigt. Niemand wird in dieser kurzen Zeit diese Studie überprüfen können – ich selbst natürlich auch nicht –, zudem wird der Chef der Arbeitsgruppe, welche die Studie herausgegeben hat, verdächtigt, in einem massiven Interessenkonflikt zu stehen. (Abg. Pirklhuber: Rich­tig!) Und deshalb sagt auch mein Bauchgefühl Nein zu Glyphosat, weil es einfach zu viele Zweifel gibt.

Abschließend möchte ich dem Landwirtschaftsminister also die dringende Empfehlung mitgeben, sich das Abstimmungsverhalten ganz klar zu überlegen, denn die Verant­wortung in unserem Land haben Sie, sehr geschätzter Herr Minister, und die Men­schen in unserem Land haben leider das schlechte Gefühl. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

15.22


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schmu­ckenschlager. – Bitte.

 


15.22.16

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Bauchgefühl in allen Eh­ren, aber am Ende des Tages sollten es doch die Experten und die Fachleute sein, die entscheiden, auf die wir uns auch in anderem Zusammenhang immer wieder berufen, was auch absolut richtig und wesentlich ist. (Abg. Brunner: Nein! Entscheiden tun noch immer die Politiker!)

Fachexperten beim Thema Glyphosat – bei parlamentarischen Reden haben wir schon oft genug erlebt, dass nicht einmal der Begriff richtig ausgesprochen wird – dürfen wir uns alle nicht nennen. Da bin ich sehr froh, dass wir in Österreich Institutionen haben, die das auch perfekt analysieren können. (Zwischenruf des Abg. Steinbichler.) – Lie­ber Leo Steinbichler, du weißt es wie ich: Die österreichische Landwirtschaft und spe­ziell der Ackerbau sind sehr vielfältig, das ist durch die verschiedensten Bodenstruk­turen bedingt, aber auch durch die verschiedensten klimatischen Bedingungen in den einzelnen Regionen Österreichs. Daher ist es ja nur naheliegend, dass wir auch die verschiedensten Bearbeitungsmechanismen brauchen und hier auch der Landwirtschaft alles Mögliche zur Verfügung stellen sollten.

Ich möchte auf einen Bereich eingehen, das ist speziell die Frage der Sonderkulturen, bei denen Glyphosat auch zur Anwendung kommt. (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.) Aber wir dürfen eines nicht vergessen – und da ist die Panikmache von Menschen, die sich nicht mehr trauen, Paradeiser zu essen oder mit ihren Haustieren durch Felder und Wiesen zu gehen, nicht ganz so berechtigt –: Die Frage ist schon, wohin wir mit dieser


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Entwicklung gehen, wenn wir die Produktion in Österreich immer weiter erschweren. Das sind Sonderkulturen bis hin zur Christbaumkultur, bei der wir dann natürlich den däni­schen Import haben, denn der Christbaum muss stehen.

Aber auch ein ganz wesentliches Thema – und das sollten Sie auch einmal betrach­ten – ist die Frage der Saatgutproduktion in Österreich, wozu wir eine phytosanitäre Sau­berkeit auf den Äckern brauchen, um bestmögliches Saatgut produzieren zu können; da darf es keine Beikräuter geben. (Abg. Pirklhuber: Es gibt ja andere Pestizide auch!) Und wenn Sie beim Thema Glyphosat Richtung Monsanto zielen, dann erfüllen Sie ih­nen hier nur einen Dienst, dann sind Sie ihr Gehilfe, denn wenn wir selbst keine Saat­gutproduktion mehr haben, dann sind wir erst recht diesen Konzernen ausgeliefert. (Bei­fall bei der ÖVP.)

In Österreich wird Glyphosat auf keine Ertragspflanzen und Ertragskulturen ausgebracht. Das sollten Sie sich schon hinter die Ohren schreiben!

Wenn wir diese Nichtregierungsorganisationen in ihrer Tätigkeit betrachten, ist aber schon erstaunlich, wie da eine Schablone über das eine oder andere Thema darübergelegt wird. Vor zwei Jahren waren es die Neonics, ein wesentlicher, toller Erfolg, heute ha­ben wir ja so wesentlich viel mehr Bienen. (Abg. Pirklhuber: Zu Recht!) Wir haben ja auch jetzt viele Kulturen, bei denen wir um einiges mehr an Pestizideinsatz haben, als wir es mit dem erfolgreicheren Mittel gehabt haben – soweit zum Thema Glyphosat. (Abg. Pirklhuber: Das stimmt ja nicht!)

Im Tierschutz sind es die Themen Anbindehaltung, Hornlosigkeit, Abferkelbuchten et ce­tera. Aber das alles ist doch letztendlich auch eine Frage der Ehrlichkeit und der Ernst­haftigkeit: Wo liegen denn die wirklich Ursachen, die den Bauern Schmerzen berei­ten? – Das sind die Märkte, und da sollten wir einmal hinschauen, mit wem diese Nicht­regierungsorganisationen im Bett liegen und vor wem sie im wahrsten Sinne des Wor­tes letztendlich schon kapituliert haben, sie haben sich nämlich dem Kapital ergeben. Schauen Sie sich einmal die Spenderlisten an, und dann wissen Sie, wieso die per­manent darauf schauen, dass wir unsere Produktionsthemen immer neu erklären müs­sen!

Die Bauern haben es satt! Wir produzieren hervorragende Lebensmittel in Österreich und setzen uns nicht mit dem Markt auseinander, auf dem in Österreich Mechanismen zustande gekommen sind, die alles andere als ein freier Markt für landwirtschaftliche Produkte sind, sondern wir bekommen über die Produktionslinie permanent die Proble­me hinein.

Wir haben in Österreich solide Rahmen, wir haben fundierte Erkenntnisse und Fach­leute. Die Landwirtschaft muss Sachkundenachweise erbringen, die Applikationsgeräte müssen überprüft werden. Also das schaue ich mir einmal in einer anderen Branche an, dass so viel erbracht wird! Und das gibt die Sicherheit für die österreichische Be­völkerung. Hier sollten wir nicht verunsichern, sondern darauf verweisen, dass wir recht­liche Rahmen haben, die wirklich fundiert sind. Ich möchte dem Ministerium und vor al­lem auch der AGES danken, denn wir haben Fachleute in Österreich, die kontrollieren, dass wir auch wirklich nur hochqualitative, beste Lebensmittel aus österreichischer Pro­duktion auf den Teller bekommen. (Beifall bei der ÖVP.)

15.26


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Riemer. –Bitte.

 


15.26.54

Abgeordneter Josef A. Riemer (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Dieses Breitbandherbizid, von dem Glyphosat ein


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 186

Bestandteil ist, ist ein explosives Thema. Wir haben jetzt von der einen Seite immer ge­hört, wie schädlich es ist, von der anderen, dass die Landwirtschaft ohne Glyphosat nicht mehr existieren kann. Ich glaube, so sollten wir das auch sehen.

Wir haben – wenn man sich ein Dreieck vorstellt – erstens die Landwirtschaft, zweitens die Gesundheit, aber auch internationale Konzerne. Es ist natürlich auch ein riesiges Geschäft damit verbunden, das kann man auch nicht so wegstecken. Man muss na­türlich auch die Bauern verstehen; da ist ja auch immer wieder diese Diskussion zwi­schen konventioneller und biologischer Landwirtschaft. Wenn jemand sagt, biologische Landwirtschaft ist das allein Richtige und die konventionellen Bauern sind das nicht, dann ist das auch falsch.

Also wo ist der richtige Weg? – Die sogenannte Glyphosate Task Force ist ein Zusam­menschluss von 22 Herstellern und Vertreibern, und die haben eine Neuzulassung be­antragt. Seitdem geht die Diskussion natürlich ordentlich los. Wenn die WHO feststellt, dass das „Unkrautvernichtungsmittel“ – unter Anführungszeichen – krebserregend sei, dann kann ich nicht sagen: Die irren sich!

Wenn die EFSA dann natürlich behauptet: Das stimmt ja auch wieder alles nicht!, und dann werden 100 oder 96 Experten angeführt, die dann wieder sagen: Um Gottes Wil­len – das ist eine Kritik daran –, ihr habt ja in Wirklichkeit nicht die krebsfördernde Sub­stanz darin erkannt!, dann muss es einem auch zu denken geben.

Wenn wir uns jetzt natürlich nur auf die Experten verlassen, dann hieße das nur: Wer richtig prüft, der hat auch recht, und die anderen, die auch richtig geprüft haben, hätten dann ja nicht recht. Ich muss ganz offen sagen, damit würden wir es uns wirklich zu leicht machen.

Die Anwendung unter dem Hauptbegriff Glyphosat ist ja eine vielfältige. Die Frage ist, ob die Landwirtschaft wirklich ohne dieses Breitbandherbizid auskommen kann. Diese müssen wir behandeln, oder wir müssen auf Alternativen für einen besseren Pflanzen­schutz setzen. Kollege Pirklhuber ist ja schon sehr lange engagiert dabei, wir haben schon einige Jahre versiebt und gesagt, dass man alternative Pflanzenschutzmittel auf den Markt bringen sollte. Damit würden vielleicht auch österreichische Produzenten pro­fitieren können.

Wenn man natürlich Glyphosat als Bestandteil einer Lebensmittelkette sieht, dann fällt mir der Satz von Feuerbach ein: „Der Mensch ist, was er isst.“

Ein Leser, ein engagierter Bauer, schreibt dazu, dass in Österreich ausschließlich die Vorsaatanwendung erlaubt sei, um die Altunkräuter ohne wendender Bodenbearbei­tung in den Griff zu bekommen und so weiter. Umgekehrt wäre es aber umso notwen­diger, die zu 95 Prozent aus gentechnischem Anbau stammenden Soja- und Maisim­portproduktionen aus Übersee nach Europa einzuschränken, denn diese Futtermittel würden zwei- bis dreimalig direkt mit Glyphosatmittel behandelt.

Ja, das ist natürlich ein tolles Argument, das dieser Mann bringt. Auf der anderen Seite weist uns das ja schon auf die Gefahren von TTIP und CETA und darauf hin, was wir uns damit einhandeln. Aber es sagt auch gleichzeitig, dass es da ja nur um die Alt­unkräuter gehe. Aber da gibt es ja auch Mikroorganismen, Lebewesen, und die sind ja auch in diesem Grund und Boden drinnen. Also die vernichte ich. Jetzt kann ich na­türlich sagen: Sind wir für die Artenvielfalt? – Dann zählen die natürlich auch dazu.

Ich komme schon zum letzten Punkt, den wir heute vielleicht noch nicht so betrachtet haben, wobei ich Respekt vor den Äußerungen der Damen und Herren habe, die vor mir gesprochen haben. Es geht um den Problemkreis generell, wie viel Gift die Erde verträgt. Wenn man sagt, dass die Bauern das Recht haben, sie ja produzieren müs­sen, da wir sonst das billige Zeug aus dem Ausland reinholen müssen und unsere ei-


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genen Leute verrecken – das kann es ja wirklich nicht sein –, dann muss man aber zur Kenntnis nehmen, dass jährlich 140 000 Tonnen Pestizide auf die Äcker Europas kom­men, in Österreich waren es 2013 10 728 Tonnen, 2014 11 325 Tonnen, das heißt, es waren um fast 900 Tonnen mehr.

Bitte, wohin geht das Glyphosat, worüber die Wissenschaftler ja sagen, dass es so un­bedenklich ist? – Irgendwo kommt es ins Wasser, im Wasser verteilt es sich weiter, und Wasser trinken bekanntlich auch Menschen und Tiere – und so kriegen wir es über die Nahrungskette in uns.

Also ich sage: Den Aspekt der Gesundheit sollte man nicht außer Acht lassen, und man sollte vernünftig neue Produktionen planen und durchführen. – Danke schön. (Bei­fall bei der FPÖ.)

15.32


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Brun­ner. – Bitte.

 


15.32.27

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Landwirtschaftsminister! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Mein Kollege Wolfgang Pirklhuber hat eine umfassende Anfrage zur Zulassung von Gly­phosat an den Herrn Landwirtschaftsminister gestellt.

Herr Minister, Sie haben recht, die Antworten darauf waren sehr ausführlich. Eine we­sentliche Antwort hat aber gefehlt, nämlich die zur Ihrer Position. Eine Frage ist aller­dings beantwortet, die von einem meiner Vorredner auch schon gestellt wurde: Kommt die österreichische Landwirtschaft überhaupt ohne dieses Unkrautbekämpfungsmittel aus? Und diese Frage ist, wie gesagt, beantwortet, die haben Sie selbst nämlich in ei­nem Interview mit der „Tiroler Tageszeitung“ mit Ja beantwortet. Es gibt viele Alterna­tiven.

Vor diesem Hintergrund stellt sich noch einmal die Frage, warum wir ausgerechnet bei so einem Unkrautbekämpfungsmittel, das als wahrscheinlich krebserregend gilt, bei dem die hormonellen Wirkungen noch nicht einmal geprüft sind, jetzt überhaupt darüber re­den, dass es zugelassen werden könnte. Das ist ein klassischer Fall für das Vorsorge­prinzip, das wir heute Vormittag rund um das Thema TTIP schon diskutiert haben. Un­sere Klubobfrau Glawischnig hat gesagt: Na ja, eine Mutter soll nicht nachträglich be­weisen müssen, dass der Schnuller fürs Baby giftig war. Wenn ein Verdacht besteht, dass ein Schnuller fürs Baby giftig ist – nur ein Verdacht –, darf er nach dem Vorsorge­prinzip nicht in Umlauf geraten. Das Gleiche gilt für dieses Unkrautbekämpfungsmittel. (Beifall bei den Grünen.)

Ob das jetzt stattfindet oder nicht, ist eine politische Entscheidung. Natürlich gibt es Meinungen von Expertinnen und Experten, die müssen selbstverständlich die Basis un­serer Entscheidung sein. Und im Übrigen würde ich mir wünschen, wenn bei vielen an­deren Themenbereichen auch so auf die Einschätzungen von Expertinnen und Exper­ten gehört wird, zum Beispiel beim Klimaschutz. Dann hätten nämlich hier im Parla­ment schon ganz andere Entscheidungen getroffen werden müssen. (Beifall bei den Grünen.)

Es ist eine politische Entscheidung. Dafür wurden wir gewählt, um Entscheidungen zu treffen, und das ist jetzt unsere Verantwortung. Wir Grünen haben deswegen einen sehr klaren Antrag eingebracht, der eine klare österreichische Position beziehen wür­de. – Der wurde vertagt. Beschluss dazu hat es in diesem Haus keinen gegeben, es hat allerdings eine Reihe von Beschlüssen gegeben, die zum Teil schon erwähnt wurden. Es gibt ja viele Gemeinden, die entschieden haben: Wir setzen dieses Gift bei uns nicht ein! Es gibt eine ganze Reihe von Bundesländern, die klare Entscheidungen


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getroffen haben, dass sie dieses Gift nicht verwenden wollen, dass sie nicht wollen, dass Glyphosat weiter in Umlauf kommt. Und es gibt auch Entscheidungen von ande­ren Ländern; das Beispiel Frankreich hat mein Kollege Wolfgang Pirklhuber schon er­wähnt. Aber auch Schweden, Italien, die Niederlande werden sich gegen die Verlänge­rung des Einsatzes von Glyphosat aussprechen.

Die Frage ist: Was macht Österreich? – Das ist weiterhin unklar. Es ist zu erwarten, dass sich Deutschland leider enthalten wird; das heißt, es kommt auf weitere Länder an, unter anderen eben auch auf Österreich, ob dieses Gift in Zukunft weiter im Einsatz ist oder nicht.

Herr Minister, da komme ich zu der entscheidenden offenen Frage in der Anfragebe­antwortung. Sie sagen eben auf die Frage nach der Position Österreichs: „Ob Glypho­sat als genehmigter Wirkstoff in der Union gelistet bleibt, hängt von der weiteren Vor­gehensweise auf EU-Ebene ab.“

Ja selbstverständlich, aber was tragen Sie dazu bei, um diese Vorgangsweise zu be­einflussen, und welche Position beziehen Sie? Es ist eben nicht die Entscheidung der Kommission, sondern heute und morgen entscheiden die Mitgliedsstaaten im Ständi­gen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit, wie wir zu dieser Frage stehen. Da hätte ich mir schon eine klare Antwort von Ihnen und auch eine klare Posi­tion Österreichs erwartet. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Rupprechter.) – Und selbst wenn es eine Entscheidung der Kommission ist, erwarte ich mir vom Land­wirtschaftsminister der Republik Österreich, dass er alles in seiner Macht Stehende tut, um diese Entscheidung zu beeinflussen. Auch dann würde ich gerne von Ihnen wissen, welche Position Sie im Namen Österreichs dort vertreten. (Bundesminister Rupprech­ter: Ich sitze nicht in diesem Ausschuss!)

Wir wollen in Österreich eine Landwirtschaft, die gut produzieren kann, die gesunde Lebensmittel produzieren kann. Dafür braucht es kein Gift – im Gegenteil –, und es ist unsere Erwartung an Sie, dass Sie sich dafür einsetzen.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Österreich ein eigenständiges, starkes und en­gagiertes Klimaschutz-, Energie- und Umweltministerium braucht. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.37


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Loa­cker. – Bitte.

 


15.37.24

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Wir haben heute schon die dritte Gefühlsdebatte, nach dem Sicherheitsgefühl und dem Finanzgefühl hat die Kollegin Ecker bei den Paradei­sern und beim Spazieren durch die Wiese ein schlechtes Glyphosat-Gefühl.

Natürlich ist es klug, vorsichtig mit Substanzen umzugehen, die dazu produziert sind, etwas umzubringen. Aber Chemikalien sind nicht allein deswegen gefährlich, weil sie ei­nen komplizierten Namen haben. Glyphosat wird eingesetzt, weil es ein Enzym blockiert, dass das Unkraut zum Überleben braucht. Das Unkraut hat dieses Enzym und stirbt, der Mensch hat dieses Enzym nicht und stirbt nicht.

Ist Glyphosat jetzt krebserregend oder nicht? – Die IARC, also die Krebsforschungsbe­hörde der WHO, sagt probably, also man soll genauer hinschauen; sie hat also nicht gesagt, dass es krebserregend ist. Und das Bundesinstitut für Risikobewertung sagt: Nein, es ist eigentlich kein Problem.

Das IARC hat eine fünfstufige Skala und untersucht damit nicht das Risiko, ob man Krebs bekommt, sondern das Potenzial der Substanz. In der obersten Stufe, jener mit


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Potenzial, sind unter anderen auch Sonneneinstrahlung und Holzstaub. Das heißt, ich kann so lange in der Sonne sein, bis es mir schadet, aber es schädigt mich nicht zwin­gend, wenn ich in die Sonne komme. Es wäre keine neue Erkenntnis, zu sagen: Es kommt immer auf die Dosis an, ob etwas giftig ist oder nicht.

Wenn man zum Beispiel eine Ratte umbringen will, dann braucht man eine geringere Menge Salz als Glyphosat. Kollege Riemer hat gesagt: Das Glyphosat kommt auch ins Wasser, und dann trinken wir es auch. Sie haben ja sicher auch verfolgt, dass die Deut­schen diese Debatte um das Bier geführt haben. Sie müssen an einem Tag 1 000 Liter Bier trinken, damit das gesundheitsschädlich wird. (Abg. Pirklhuber: Dann trinken Sie es einmal! Ob das nicht giftiger ist als Salz, schauen wir uns an!)

Was man in den Studien der IARC auch lesen kann: Die Mengen, mit denen die Tier­versuche gemacht worden sind, entsprachen einer sehr hohen Glyphosatkonzentra­tion, und zwar einer so hohen, die in der Praxis nicht realistisch eingesetzt wird. (Abg. Pirklhuber: Das ist Lobbyismus der übelsten Art!) Und dadurch ist die Aussagekraft der Studien begrenzt.

Das Bundesamt für Risikobewertung untersucht nicht das Potenzial, sondern das Bun­desamt für Risikobewertung untersucht eben das Risiko. Und die sagen: „Die Analyse der zahlreichen neuen Dokumente ergibt keine Hinweise auf eine krebserzeugende, re­produktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei den Ver­suchstieren.“ Und dem schließt sich die EFSA, die Europäische Lebensmittelsicherheits­behörde, an.

Also: Glyphosat kann bei einem Experiment Schäden hervorrufen, allerdings ruft es sol­che Schäden erst bei einer so hohen Konzentration hervor, wie sie in der Landwirt­schaft – bei vernünftigem Einsatz – normalerweise nicht vorkommt. Wer also jetzt ein Totalverbot von Glyphosat fordert, der muss sich auch überlegen: Was ist denn die Alternative? Was ist das Substitutionsprodukt, das stattdessen eingesetzt wird?

Die konventionelle Landwirtschaft wird weiterhin mit synthetischen Pflanzenschutzmit­teln arbeiten, ob uns das jetzt freut oder nicht. Von den Produkten, die da im Einsatz sind, gibt es einige, die viel bedenklicher als Glyphosat sind. (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.) Sinnvoll allerdings ist die Einschränkung im privaten Bereich, da es kei­nen Sinn ergibt, dass ich im landwirtschaftlichen Bereich Beschränkungen auferlege und der Private in den Baumarkt geht, sich Roundup kauft und es in einer beliebigen Menge dorthin, wo er gerade will, schüttet. Da könnte Österreich dem holländischen Beispiel folgen und für den Privatbereich enge Beschränkungen vorsehen, aber für den landwirtschaftlichen Bereich eine andere Regelung vorsehen. (Ruf bei den Grünen: … wenn du es trinken kannst, dann ist es ungefährlich!)

Was auch ein schlechtes Bild auf die Geschichte wirft, ist, wenn die Firma Monsanto in die Debatte hineingezogen wird, es gibt nämlich Hundert Hersteller dieses Produktes. (Abg. Pirklhuber: Aber Monsanto hat schon Institutionen bezahlt, damit sie Studien fälschen!) Das heißt auch, dass mit der Gleichsetzung von Glyphosat und Monsanto keine Sachdebatte, sondern eine Kampagne gefahren wird – und das schädigt die sach­liche Auseinandersetzung.

Herr Bundesminister, Sie haben diese unsachliche Auseinandersetzung nicht verur­sacht, aber Sie könnten einen Beitrag zur Versachlichung liefern, indem Sie in die Aus­schüsse für Gesundheit und für Landwirtschaft Experten für ein Hearing einladen. Ich glaube, dass das der unsachlichen Kritik viel Wind aus den Segeln nehmen und uns in­haltlich weiterbringen würde. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abge­ordneten der ÖVP.)

15.41



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 190

Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Stein­bichler. – Bitte. (Abg. Steinbichler begibt sich zum Rednerpult und stellt dort eine Tafel auf, auf der ein Balkendiagramm mit der Überschrift „Produktion von Palmöl weltweit in den Jahren 2002/3 bis 2015/16 (in Millionen Tonnen)“ zu sehen ist. Über den Balken steht „2x“, um die Verdoppelung der Produktionsmenge zu kennzeichnen. – Abg. Ross­mann: Mal zwei, doppelte Dosis! – Abg. Moser: Glyphosat, keine Tabelle! – Abg. Hö­finger: Es ist verkehrt! Umdrehen!)

 


15.42.00

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Frau Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Zuseher auf der Galerie und vor den Fernsehgerä­ten! Diese Debatte ist, glaube ich, sehr wesentlich, und wird nach meinem Dafürhalten aus einer völlig falschen Perspektive geführt. Ich darf das natürlich auch begründen. Wenn wir ausschließlich von der Anwendung in der Landwirtschaft reden, dann frage ich alle hier anwesenden Kolleginnen und Kollegen: Warum reden wir nicht von der Anwendung auf den Schnellstraßen, auf den Autobahnen, von der ASFINAG? Warum reden wir nicht von der Anwendung bei der Freihaltung der Schienen von Unkraut bei der WESTbahn und bei der ÖBB? Warum reden wir nicht von den Bundesgärten, von den Parks? Warum reden wir nicht von den Hausgärten?

Kolleginnen und Kollegen, warum reden wir nicht vom täglichen Essen? (Zwischenruf bei den Grünen.) Jetzt wird man sich fragen: Wird da auch schon Glyphosat gespritzt? – Da wird es verfüttert! Wir diskutieren – und das ist das Traurige – das in Wirklichkeit nicht. Professor Don Huber von der Purdue University in Amerika hat in seinen Studien die schädigende Wirkung von Glyphosat an Ratten bewiesen, hat die schädigende Wir­kung von Glyphosat bewiesen und hat in Österreich Vorträge gehalten. Wenn er von Experten von Mästerorganisationen beschimpft wird, er soll nach Hause fahren, dann wissen wir, dass manche Leute das wirklich nicht ernst nehmen. Hier reden wir immer noch von der Tierfütterung.

Wir füttern unsere Konsumentinnen und Konsumenten täglich mit Palmöl, also mit Gly­phosat. Deshalb habe ich diese Tabelle noch einmal mitgenommen, die bestätigt, dass sich die Glyphosatproduktion in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat, im selben Aus­maß wie diese unsinnige, wahnwitzige Rodung des Regenwaldes. Es ist interessant, dass man das nicht beim Klimagipfel in Paris diskutiert hat. Ich weiß nicht, was da noch wichtiger war. (Abg. Obernosterer: Warst du nicht dort?)

Passiert dieser Klimawandel? Passiert diese Dürre, diese Trockenheit? Wir diskutieren über einen Überschuss, und 50 Millionen Bürgerinnen und Bürger auf dieser Welt müs­sen Hunger leiden; eine Million Menschen haben Probleme mit dem Übergewicht und eine Million Menschen ringen mit dem Tod durch Verhungern. Wir müssen die Dis­kussion in das richtige Licht rücken, und dazu gehört die Zahl, wie viel Glyphosat aus­gebracht wird. Es werden in Österreich 400 Tonnen ausgebracht, weltweit werden 720 000 Tonnen produziert – 720 000 Tonnen!

Ich weiß nicht, wer auf eine Position bei Monsanto wartet, weil diese Konzerne hier noch unterstützt werden. Jawohl, die sind das Übel dieser ganzen Problematik, das kos­tet nämlich auch unserer Landwirtschaft, unserer gesunden Produktion tatsächlich die Grundlage. Das sind die Konkurrenten, die eine regionale Kreislaufwirtschaft umbrin­gen und abhängig machen. Kolleginnen und Kollegen, wir sollten mit einer Kreislauf­wirtschaft, mit einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion, mit einer regionalen Pro­duktion, mit der wir uns von internationalen Importen ganz wesentlich unterscheiden, trium­phieren und damit unseren Kollegen imponieren. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Ganz wesentlich – ich habe es heute schon einmal erwähnt – sind die niedrigen Stan­dards bei den Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer. (Der Red­ner dreht die Tafel um, es kommt eine Abbildung von vier Menschen, die Plastikhand-


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schuhe und -schürzen, Atemschutzmasken und Hüte tragen, zum Vorschein. – Abg. Matznetter: Wo ist das Palmöl? Wo ist die Margarine?) – Das ist der hohe Sozialstan­dard bei der Palmölproduktion. Ja, Gabi Obernosterer, du hast es daheim in deinem Hotel, du bist auch einer, der solche Arbeitnehmer beschäftigt.

Das ist die Alternative, wenn wir immer billiger und günstiger sein wollen und wir ver­leugnen, wo das Produkt herkommt. (Abg. Obernosterer: Was hast du jetzt gesagt?!) – Wir können jederzeit zu dir nach Hause fahren, dann schauen wir uns an, wie viel Palmöl du in deinem Betrieb hast. Das ist die Realität. Wir müssen diskutieren, was Sache ist. Wir müssen von diesen Showthemen wegkommen, wir müssen von diesen Showbildern wegkommen, von dieser heilen Welt, die es in Wirklichkeit nicht gibt. (Zwi­schenruf des Abg. Matznetter.) – Herr Kollege Matznetter, warum wollen wir uns denn etwas vormachen, das es nicht gibt? (Abg. Matznetter: Wo ist das Palmöl?) – Es ist für dich ein wesentliches Thema! Wo das Palmöl ist? – In 70 Prozent aller Lebensmittel. Du als Vertreter der Konsumenten solltest dieses Thema viel wichtiger nehmen. (Neu­erlicher Zwischenruf des Abg. Matznetter.) – Das ist wirklich auf das Strengste zurück­zuweisen. (Beifall beim Team Stronach.)

Du musst deiner Verantwortung gerecht werden, einmal die Verantwortung der Lobby­isten, der Industriekonzerne, der Nahrungsmittelindustrie einfordern und keine billigen Geschäfte mit ihnen machen. Das ist das ganz Entscheidende, Kollege Matznetter! Wir alle müssen uns bemühen, wir alle sind zu 100 Prozent Konsumenten, wir alle müssen da den geraden Weg gehen.

Ich möchte noch eines erwähnen, auf das ich stolz bin: Ich glaube, es war ein Kollege von der ÖVP, der mich „Palmöl-Leo“ genannt hat. Ein Wirtschaftsredakteur der „Ober­österreichischen Nachrichten“ hat diese Thematik verstanden, wir sind eine Stunde zu­sammengesessen, und er hat gestern einen hervorragenden Beitrag mit Titelseite da­raus gemacht (der Redner hält eine Zeitung in die Höhe): „Schmierige Geschäfte“. Es sind schmierige Geschäfte auf Kosten der Konsumenten, auf Kosten der regionalen Landwirtschaft, auf Kosten von Umwelt und Klima, auf Kosten der Gesundheit. Das ist das Schreckliche!

Ich möchte etwas zurückweisen, Kollege Loacker: Das ist keine Gefühlsdiskussion. Wenn du zwei nahe Familienangehörige an den Krebs verloren hast, dann weißt du, dass Gesundheit das höchste Gut ist, und wenn so ein Spritzmittel Krebs verursacht oder nur in den Nahbereich kommt, Krebs zu verursachen, dann ist es zu verbieten! (Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Pirklhuber.)

 


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, kommen Sie bitte zum Schlusssatz.

 


Abgeordneter Leopold Steinbichler (fortsetzend): Ich bin bereits am Ende meiner Aus­führungen; ich möchte den Satz nur fertig ausführen. Glyphosat ist nicht wieder für 15 Jahre zuzulassen, sondern wie ein Versicherungsvertrag zu prolongieren: Es wird bis auf Weiteres, solange es kein Ersatzmittel gibt, zugelassen, aber sobald es ver­nünftige Ersatzlösungen gibt, verboten. Das wäre ein gangbarer Weg. – Danke. (Beifall beim Team Stronach. – Abg. Matznetter: Wir haben es verstanden! – Ruf bei der ÖVP: Taferl! Leo, nimm dein Taferl mit! – Abg. Obernosterer: Das war das falsche Taferl!)

15.47


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist ge­schlossen.

15.47.30Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsidentin Doris Bures: Ich nehme nun die Verhandlungen über den 1. Tagesord­nungspunkt wieder auf.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Ehmann. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 192

15.48.13

Abgeordneter Michael Ehmann (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Herr Bundesmi­nister! Wir kehren wieder zu Tagesordnungspunkt 1 zurück, zum Bundesfinanzrahmen­gesetz 2017 bis 2020. Es ist schon sehr viel im Detail beleuchtet worden, auch kritisch angemerkt worden, aber ich glaube, insgesamt kann man durchaus sagen, dass es nach vielen Jahren der Konsolidierung, des Konsolidierungsweges wieder Raum für In­vestitionen gibt. Das wird ersichtlich, wenn wir uns den Bereich der LehrerInnen, des Sicherheitspersonals, der Polizistinnen und Polizisten, des Bundesheers und so weiter ansehen.

Das Budget insgesamt wird halten, die Vorgaben der Europäischen Union werden ein­gehalten, und trotzdem beinhaltet es in einem riesigen Ausmaß, mit einem riesigen Volumen von über 5 Milliarden €, die Steuerreform. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Finanzminister Schelling und auch Landeshauptmann Kaiser für die Grundsatz­einigung, die jetzt einmal im Vorfeld getroffen wurde, um dieses unsägliche Modell der Landeshaftungen – das Geschäftsmodell der ehemaligen Hypo – wieder loszuwerden und endlich einen Schlussstrich darunter ziehen zu können.

Ich möchte diese Gelegenheit aber auch dazu nutzen, geschätzte Kolleginnen und Kol­legen, um meinen Abschied bekannt zu geben. Ich werde mit 16. Juni 2016 in den Stadt­senat meiner Heimatstadt Graz zurückkehren und mich der herausfordernden Aufgabe dort stellen. Ich freue mich bereits auf diese Aufgabe, aber es war eine sehr spannen­de Zeit hier im Hohen Haus mit Ihnen allen, geschätzte Kolleginnen und Kollegen.

Ich möchte den Mitgliedern beziehungsweise den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern al­ler Klubs, aber vor allem natürlich auch meinem Fraktionsklub, dem SPÖ-Klub, herzlich Danke sagen für die tolle Unterstützung in den Ausschüssen, im Plenum und auch bei sonstigen Terminen, bei denen man Hilfestellung beziehungsweise Unterstützung be­nötigt hat. Auch der Parlamentsdirektion sei besonders für die Unterstützung beim or­ganisatorischen Arbeiten gedankt: Ich darf an dieser Stelle allen MitarbeiterInnen des Hauses insgesamt meinen besonderen Dank aussprechen.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, in Zeiten wie diesen ist es nicht selbstverständlich, politische Verantwortung zu übernehmen. Ich ziehe vor jedem und jeder meinen Hut, der beziehungsweise die in den heutigen Zeiten noch politische Ver­antwortung übernimmt, sei es auf bundespolitischer, landespolitischer oder kommunal­politischer Ebene; das sei hier wirklich angemerkt. Ich glaube, dass man sich das nicht einfach macht, aber ich bin froh, dass es noch viele Menschen gibt, die sich für das Allgemeinwohl im Sinne der Bevölkerung einsetzen, und ich bin der festen Überzeu­gung, dass es niemand – und das sei jetzt überfraktionell gesagt – böse meint oder nie­mand Böses will. Wir alle haben unterschiedliche Zugänge zu Lösungsansätzen und Zielen, aber das Ziel ist insgesamt, glaube ich, dasselbe: das Bestmögliche für die Be­völkerung herauszuholen. (Allgemeiner Beifall.)

Abschließend möchte ich selbstverständlich dem neuen Team unter Bundeskanzler Christian Kern schon jetzt alles Gute für den weiteren Verlauf wünschen, für die an­strengenden Herausforderungen, die noch da sind. Ich glaube, alles, Kolleginnen und Kollegen, wird hier gemeistert werden, und das wird noch ein guter Weg für die Repu­blik werden. In diesem Sinne darf ich mich heute an dieser Stelle verabschieden. – Dan­ke schön. (Allgemeiner Beifall.)

15.51


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Ehmann, wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Alm. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 193

15.52.11

Abgeordneter Mag. Nikolaus Alm (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Mi­nister! Sehr geehrte Damen und Herren! Bei diesem sehr umfangreichen Gesetz – auch was die inhaltliche Spannbreite betrifft – findet natürlich jeder seine Baustelle, über die er gern spricht. Ich möchte mich einer der größten Baustellen widmen, die wir haben: Das ist der Arbeitsmarkt beziehungsweise die Arbeitslosigkeit. Eine halbe Million Men­schen suchen Arbeit beziehungsweise sind arbeitslos, und da möchte ich gleich zum wesentlichen Punkt kommen, der immer wieder missverständlich ausgelegt wird, näm­lich dazu, wer die Arbeitsplätze schafft: Das sind immer noch die Unternehmen und nicht die Politik selbst.

Wir können nur die Bedingungen dafür verbess