Parlament Österreich

 

 

 

 

Stenographisches Protokoll

 

 

 

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91. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode

 

Dienstag, 21., und Mittwoch, 22. Dezember 2010

 

Band 1 – Dienstag, 21. Dezember 2010

 


Stenographisches Protokoll

91. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode

Dienstag, 21., und Mittwoch, 22. Dezember 2010

Dauer der Sitzung

                                               Dienstag, 21. Dezember 2010: 0.07 –   4.17 Uhr

                                                                                                             9.05 – 20.58 Uhr

                                               Mittwoch, 22. Dezember 2010: 9.05 – 19.10 Uhr

*****

Tagesordnung

Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bun­desfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................  26, 112, 339

Ordnungsrufe ......................................................................................  213, 331, 434, 439

Geschäftsbehandlung

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .........................................................................................  27, 112, 339

Unterbrechung der Sitzung ...............................................  111, 338, 384, 525, 527, 529

Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung im Zusammenhang mit Staatssekre­tärin Mag. Verena Remler:

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ... 400

Ing. Peter Westenthaler .......................................................................................... ... 400

Karlheinz Kopf ........................................................................................................ ... 400

Herbert Kickl ........................................................................................................... ... 401

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .............................................................................. ... 401

Wortmeldung des Abgeordneten Sigisbert Dolinschek betreffend Redezeiten        419

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .................  524, 527, 529


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 2

Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls die­ser Sitzung durch Präsidentin Mag. Barbara Prammer ........................................................................ 534

Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls ............................... 541

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 26

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 26

Auslieferungsbegehren

gegen den Abgeordneten Stefan Petzner ..................................................................... 26

Verhandlungen

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundes­gesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bun­desfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.) ...................................................................................................................... 29

Rubrik 0, 1 (Recht und Sicherheit) ............................................................................ 29

UG 01: Präsidentschaftskanzlei; UG 02: Bundesgesetzgebung; UG 03: Verfas­sungsgerichtshof; UG 04: Verwaltungsgerichtshof; UG 05: Volksanwaltschaft; UG 06: Rechnungshof; UG 10: Bundeskanzleramt             ............................................................................................................................... 29

Redner/Rednerinnen:

Mag. Harald Stefan ....................................................................................................... 29

Mag. Wilhelm Molterer ................................................................................................ 32

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 33

Dr. Peter Wittmann ...................................................................................................... 35

Herbert Scheibner ........................................................................................................ 35

Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer ........................................................................ 37

Dorothea Schittenhelm .......................................................................................... ..... 38

Werner Herbert ............................................................................................................. 39

Mag. Gisela Wurm ........................................................................................................ 41

Mag. Daniela Musiol ..................................................................................................... 42

Martina Schenk ............................................................................................................. 43

Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek ............................................................ 44

Wolfgang Zanger .......................................................................................................... 45

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl ........................................................................................... 46

Ernest Windholz ........................................................................................................... 47

Carmen Gartelgruber .................................................................................................. 48

Dieter Brosz .................................................................................................................. 50

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aussetzung der Sessionen am Verfassungsgerichtshof – Ab­lehnung ................  31, 521

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend jeweils eigenes Dienst- und Besoldungsrecht für Polizei und Bundesheer – Ablehnung  40, 521

Entschließungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Prüfkompetenzerweiterung des Rechnungshofes – Ableh­nung ..........................  46, 521


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 3

Entschließungsantrag der Abgeordneten Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der Förderung für Frauenhäuser – Ablehnung                                                 49, 522

UG 11: Inneres ............................................................................................................... 52

Redner/Rednerinnen:

Leopold Mayerhofer ..................................................................................................... 52

Günter Kößl .................................................................................................................. 54

Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 55

Hannes Fazekas ............................................................................................................ 57

Ing. Peter Westenthaler ............................................................................................... 57

Werner Herbert ............................................................................................................. 59

Mag. Alev Korun ........................................................................................................... 61

Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter .................................................. 62

Christoph Hagen .......................................................................................................... 63

Werner Neubauer ......................................................................................................... 64

Entschließungsantrag der Abgeordneten Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend bessere Entlohnung für Exekutivbedienstete in der poli­zeilichen Grundausbildung – Ablehnung  53, 522

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Entlastung und Besserstellung der Exekutive – Ablehnung ....................................................  60, 522

UG 12: Äußeres ............................................................................................................. 66

Redner/Rednerinnen:

Dr. Johannes Hübner ................................................................................................... 66

Dr. Wolfgang Schüssel ................................................................................................ 70

Dr. Alexander Van der Bellen ..................................................................................... 71

Mag. Christine Muttonen ............................................................................................. 72

Herbert Scheibner ........................................................................................................ 73

Bundesminister Dr. Michael Spindelegger ............................................................... 75

Petra Bayr ..................................................................................................................... 76

Mag. Judith Schwentner ............................................................................................. 76

Mag. Ewald Stadler ...................................................................................................... 80

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Streichung von Diplomatenprivilegien innerhalb der Eu­ropäischen Union – Ablehnung  68, 522

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sparmaßnahmen im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten – Ablehnung       69, 522

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kollegin­nen und Kollegen betreffend budgetäre Vorsorge für eine öffentliche Debatte über die österreichische Entwicklungszusammenarbeit – Ablehnung ..............................................................................................................  78, 522

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Entwicklungszusammenarbeit: Budgetpfad und ge­staltbare bilaterale Ausgaben als gesetzlich verpflichtende Ausgaben – Ableh­nung ..........................................................................................  79, 522

UG 13: Justiz .................................................................................................................. 81

Redner/Rednerinnen:

Dr. Walter Rosenkranz ................................................................................................. 82

Mag. Heribert Donnerbauer ........................................................................................ 83


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 4

Mag. Albert Steinhauser .............................................................................................. 85

Dr. Johannes Jarolim .................................................................................................. 86

Mag. Ewald Stadler ...................................................................................................... 87

Christian Lausch .......................................................................................................... 88

Mag. Daniela Musiol ..................................................................................................... 90

Herbert Scheibner ........................................................................................................ 91

Dr. Susanne Winter ...................................................................................................... 93

Ing. Peter Westenthaler ............................................................................................... 93

Bundesministerin Mag. Claudia Bandion-Ortner .................................................... 95

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bezahlung der Rundfunkgebühren für Strafgefangene durch die Steuerzahler – Ablehnung          83, 522

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend notwendige Erhöhung der Planstellen der Verwendungsgrup­pen E 2a und E 2b für Exekutivbedienstete im Justizwachdienst – Ablehnung                                                                                                    90, 522

UG 14: Militärische Angelegenheiten und Sport ............................................................. 95

Redner/Rednerinnen:

Elmar Podgorschek ..................................................................................................... 95

Peter Haubner ............................................................................................................... 98

Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 98

Stefan Prähauser ........................................................................................................ 100

Kurt List ....................................................................................................................... 100

Ing. Norbert Kapeller .................................................................................................. 102

Mario Kunasek ............................................................................................................ 102

Bundesminister Mag. Norbert Darabos .................................................................. 105

Hermann Krist ............................................................................................................ 107

Dieter Brosz ................................................................................................................ 108

Stefan Markowitz ........................................................................................................ 109

Ing. Christian Höbart .................................................................................................. 110

Entschließungsantrag der Abgeordneten Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine weiteren Budgetkürzungen im Bereich der Miliz – Ablehnung ..............................  96, 522

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Zukunft des österreichischen Bundesheeres – Ablehnung                                                                   104, 523

Rubrik 2 (Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie) ............................................ 112

UG 20: Arbeit; UG 21: Soziales und Konsumentenschutz; UG 22: Sozialversi­cherung                  112

Redner/Rednerinnen:

Herbert Kickl ............................................................................................................... 112

August Wöginger ....................................................................................................... 118

Karl Öllinger ................................................................................................................ 120

Renate Csörgits .......................................................................................................... 123

Ursula Haubner .......................................................................................................... 125

Wilhelm Haberzettl ..................................................................................................... 127

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein ....................................................................... 129

Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................... 131

Mag. Helene Jarmer ................................................................................................... 133

Ulrike Königsberger-Ludwig .................................................................................... 135

Sigisbert Dolinschek .................................................................................................. 137


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 5

Bundesminister Rudolf Hundstorfer ..............................................................  139, 182

Fritz Grillitsch ............................................................................................................. 142

Werner Neubauer ..............................................................................................  144, 180

Mag. Johann Maier ..................................................................................................... 146

Mag. Birgit Schatz ...................................................................................................... 147

Oswald Klikovits ........................................................................................................ 149

Gerald Grosz ............................................................................................................... 150

Franz Riepl .................................................................................................................. 156

Dr. Andreas Karlsböck .............................................................................................. 157

Karl Donabauer .......................................................................................................... 158

Dr. Kurt Grünewald .................................................................................................... 160

Heidrun Silhavy .......................................................................................................... 162

Martina Schenk ........................................................................................................... 164

Dr. Franz-Joseph Huainigg ....................................................................................... 167

Mag. Heidemarie Unterreiner ................................................................................... 168

Dr. Johannes Jarolim ................................................................................................ 169

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................... 170

Jochen Pack ................................................................................................................ 173

Dr. Wolfgang Spadiut ................................................................................................ 174

Mag. Christine Lapp ................................................................................................... 175

Carmen Gartelgruber ................................................................................................ 176

Johannes Schmuckenschlager ................................................................................ 178

Christoph Hagen ........................................................................................................ 178

Johann Höfinger ......................................................................................................... 180

Ernest Windholz ......................................................................................................... 182

Harald Jannach ........................................................................................................... 183

Ing. Peter Westenthaler ............................................................................................. 185

Entschließungsantrag der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Verlängerung der Übergangsfristen zur Öffnung des österreichi­schen Arbeitsmarktes für neue EU-Mitgliedstaaten – Ablehnung ............................................................................................................  116, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Vorverlegung der Investitionen in Barrierefreiheit – Ablehnung                                                                117, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend die Beibehaltung der derzeit geltenden Zugangskriterien für die Pflegegeldstufen 1 und 2 – Ablehnung          134, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend umfassende Verbesserungen im Behindertenbereich – Ablehnung ..................  154, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kolle­gen betreffend umfassende Verbesserungen im Pflegebereich – Ablehnung                                                                165, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der Ausgleichstaxe auf ein branchenübliches Mindestgehalt – Ablehnung  172, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Förderung in Höhe der Mehrwertsteuer bei der Anschaf­fung von Kraftfahrzeugen durch Behinderte – Ablehnung ............................................................................................................  177, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung – Ablehnung                                         181, 523

UG 24: Gesundheit ....................................................................................................... 186


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 6

Redner/Rednerinnen:

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein ....................................................................... 187

Dr. Sabine Oberhauser, MAS ................................................................................... 188

Dr. Kurt Grünewald .................................................................................................... 190

Dr. Erwin Rasinger ..................................................................................................... 191

Dr. Wolfgang Spadiut ................................................................................................ 193

Dietmar Keck .............................................................................................................. 195

Dr. Andreas Karlsböck .............................................................................................. 196

Karl Donabauer .......................................................................................................... 197

Ursula Haubner .......................................................................................................... 199

Ing. Erwin Kaipel ........................................................................................................ 200

Bernhard Vock ............................................................................................................ 201

Claudia Durchschlag ................................................................................................. 203

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ................................................................... 204

Dr. Martin Strutz ......................................................................................................... 205

Johann Hechtl ............................................................................................................. 207

Mag. Gertrude Aubauer ............................................................................................. 207

Johann Hell ................................................................................................................. 208

Ridi Maria Steibl ......................................................................................................... 209

Erwin Preiner .............................................................................................................. 210

Hermann Lipitsch ....................................................................................................... 211

Erwin Spindelberger .................................................................................................. 212

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortige Aufkündigung der Vereinbarung gemäß Arti­kel 15a B-VG über die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens zum Zweck einer umfassenden Spitalsreform – Ablehnung  194, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen betreffend steuerliche Absetzbarkeit von Spenden für Tier- und Umwelt­schutz – Ablehnung ...............  202, 523

Rubrik 3 (Bildung, Forschung, Kunst und Kultur) ................................................. 213

UG 30: Unterricht, Kunst und Kultur ............................................................................ 213

Redner/Rednerinnen:

Dr. Walter Rosenkranz ......................................................................................  213, 257

Elmar Mayer ................................................................................................................ 215

Dr. Harald Walser ....................................................................................................... 216

Werner Amon, MBA ................................................................................................... 218

Ursula Haubner .......................................................................................................... 220

Bundesministerin Dr. Claudia Schmied .........................................................  226, 238

Andrea Gessl-Ranftl .................................................................................................. 228

Mag. Heidemarie Unterreiner ................................................................................... 229

Mag. Silvia Fuhrmann ................................................................................................ 232

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl ......................................................................................... 233

Mag. Christine Muttonen ........................................................................................... 234

Stefan Petzner ............................................................................................................ 235

Mag. Katharina Cortolezis-Schlager ........................................................................ 240

Josef Jury .................................................................................................................... 241

Franz Riepl .................................................................................................................. 243

Dieter Brosz ................................................................................................................ 244

Anna Franz .................................................................................................................. 247

Stefan Markowitz ........................................................................................................ 248

Mag. Rosa Lohfeyer ................................................................................................... 250

Josef A. Riemer .......................................................................................................... 251


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 7

Dr. Franz-Joseph Huainigg ....................................................................................... 252

Mag. Helene Jarmer ................................................................................................... 253

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................... 254

Dr. Wolfgang Spadiut ................................................................................................ 255

Mag. Josef Lettenbichler ........................................................................................... 257

Sonja Ablinger ............................................................................................................ 259

Nikolaus Prinz ............................................................................................................. 260

Elisabeth Hakel ........................................................................................................... 261

Mag. Ruth Becher ...................................................................................................... 261

Ewald Sacher .............................................................................................................. 262

Ulrike Königsberger-Ludwig .................................................................................... 263

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kolle­gen betreffend Allianz für Bildung – „Weg mit ideologischen Scheuklappen, her mit echten Reformen!“ – Ablehnung           223, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der Basisabgeltungen für Bundesmu­seen und -theater – Ablehnung            231, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kolle­gen betreffend Aufhebung des 10-Prozent-Limits bei Modellversuchen der „Neu­en Mittelschule“ sowie Überführung der Schulversuche ins Regelschulwesen – Ablehnung ...........................................................................  237, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Stefan Petzner, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Sanierungskonzept für das anatomisch-pathologische Institut – Ablehnung .....  238, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Einführung einer Subventions-Transparenzdaten­bank für die Bereiche Kunst & Kultur – Ablehnung ..............................................................................................................................  242, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Erhöhung der Lesekompetenz von österrei­chischen Schülerinnen und Schülern – Ablehnung ..............................................................................................................................  245, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Evaluierung des Projekts „Haus der Geschichte“ – Ableh­nung ..........................  249, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Sicherstellung der Finanzierung des Freilichtmuseums Stübing – Ablehnung ..........................  256, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform der Sekundarschule – Ablehnung ..........................................................  258, 524

UG 31: Wissenschaft und Forschung ......................................................................... 264

Redner/Rednerinnen:

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................... 264

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................... 266

Dr. Kurt Grünewald .................................................................................................... 268

Mag. Katharina Cortolezis-Schlager ........................................................................ 270

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................... 271

Bundesministerin Mag. Dr. Beatrix Karl ................................................................. 277

Heidrun Silhavy .......................................................................................................... 281


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 8

Dr. Walter Rosenkranz ............................................................................................... 282

Mag. Josef Lettenbichler ........................................................................................... 286

Dr. Alexander Van der Bellen ................................................................................... 287

Erwin Preiner .............................................................................................................. 288

Kurt List ....................................................................................................................... 289

Dr. Ursula Plassnik .................................................................................................... 290

Dr. Ruperta Lichtenecker .......................................................................................... 292

Elisabeth Hakel ........................................................................................................... 293

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl ......................................................................................... 293

Mag. Karin Hakl .......................................................................................................... 295

Elmar Mayer ................................................................................................................ 295

Peter Mayer ................................................................................................................. 296

Ing. Kurt Gartlehner ................................................................................................... 297

Sonja Ablinger ............................................................................................................ 298

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Schaffung einer Medizin-Universität in Linz – Ableh­nung (namentliche Abstimmung)  267, 524

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der F&E-Mittel zur Sicherstellung der 3-pro­zentigen F&E-Quote – Ablehnung  274, 527

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „UNI-Bonus“ und „UNI-Card“ – Akutprogramm für die Universitäten – Ablehnung ......  274, 527

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Uni-Milliarde bis 2015 – Ablehnung ............................................................................  284, 527

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Herkunftslandprinzip“ – Ablehnung (namentliche Ab­stimmung) ........................  285, 527

Rubrik 4 (Wirtschaft, Infrastruktur und Umwelt) .................................................... 299

UG 34: Verkehr, Innovation und Technologie (Forschung); UG 41: Verkehr, Inno­vation und Technologie             ............................................................................................................................. 299

Redner/Rednerinnen:

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................... 299

Ing. Kurt Gartlehner ................................................................................................... 303

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 303

Mag. Karin Hakl .......................................................................................................... 305

Christoph Hagen ........................................................................................................ 307

Franz Kirchgatterer .................................................................................................... 309

Christian Lausch ........................................................................................................ 309

Ing. Hermann Schultes .............................................................................................. 312

Dr. Ruperta Lichtenecker .......................................................................................... 313

Bundesministerin Doris Bures ........................................................................  315, 338

Johann Hell ................................................................................................................. 317

Sigisbert Dolinschek .................................................................................................. 318

Johann Singer ............................................................................................................ 319

Mario Kunasek ............................................................................................................ 319

Elmar Mayer ................................................................................................................ 321

Johann Rädler ............................................................................................................ 322

Gerald Grosz ............................................................................................................... 323

Anton Heinzl ............................................................................................................... 325


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 9

Bernhard Vock ............................................................................................................ 326

Johannes Schmuckenschlager ................................................................................ 327

Erich Tadler ................................................................................................................. 328

Mag. Rosa Lohfeyer ................................................................................................... 329

Gerald Grosz (tatsächliche Berichtigung) .................................................................. 330

Dr. Harald Walser ....................................................................................................... 330

Franz Eßl ..................................................................................................................... 331

Carmen Gartelgruber ................................................................................................ 332

Peter Stauber .............................................................................................................. 333

Mag. Josef Auer ......................................................................................................... 334

Wilhelm Haberzettl ..................................................................................................... 334

Dietmar Keck .............................................................................................................. 336

Wolfgang Großruck ................................................................................................... 336

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Bau des Linzer Westringes im Zuge einer Infrastruk­turgesamtstrategie für Österreich – Ablehnung (namentliche Abstimmung) .................................................................................  301, 529

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Einführung eines Österreich-Tickets – Ablehnung                                                           311, 531

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Staffelung der Forschungsprämie nach Betriebs­größe – Ablehnung .................  314, 531

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Aufrechterhaltung der Direktzugsverbindung zwi­schen den Landeshauptstädten – Ablehnung    320, 531

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend keine Verschlechterungen bei der Nahverkehrsförderung für Län­der und Gemeinden – Ablehnung       324, 531

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vertragsschablone für Vorstandsverträge – Ablehnung                                                 331, 531

UG 25: Familie und Jugend; UG 33: Wirtschaft (Forschung); UG 40: Wirtschaft         339

Redner/Rednerinnen:

Bernhard Themessl ................................................................................................... 339

Peter Haubner ............................................................................................................. 342

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .................................................................................. 343

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................... 346

Josef Bucher ............................................................................................................... 349

Ridi Maria Steibl ......................................................................................................... 351

Elmar Podgorschek ................................................................................................... 353

Gabriele Binder-Maier ............................................................................................... 354

Mag. Daniela Musiol ................................................................................................... 356

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ....................................................  360, 402

Konrad Steindl ............................................................................................................ 364

Herbert Scheibner ...................................................................................................... 365

Angela Lueger ............................................................................................................ 367

Anneliese Kitzmüller .................................................................................................. 368

Mag. Silvia Fuhrmann ................................................................................................ 373

Tanja Windbüchler-Souschill .................................................................................... 374

Mag. Gisela Wurm ...................................................................................................... 377

Ing. Robert Lugar ....................................................................................................... 378

Gabriele Tamandl ....................................................................................................... 380


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 10

Mag. Roman Haider ................................................................................................... 382

Elisabeth Hakel ..................................................................................................  383, 384

Dr. Ruperta Lichtenecker .......................................................................................... 385

Franz Hörl .................................................................................................................... 387

Ursula Haubner .......................................................................................................... 388

Hannes Weninger ....................................................................................................... 391

Edith Mühlberghuber ................................................................................................. 393

Adelheid Irina Fürntrath-Moretti ............................................................................... 394

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 395

Josef Muchitsch ......................................................................................................... 397

Stefan Petzner ............................................................................................................ 398

Gabriel Obernosterer ................................................................................................. 403

Maximilian Linder ....................................................................................................... 405

Walter Schopf ............................................................................................................. 406

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 407

Johann Singer ............................................................................................................ 408

Mag. Ewald Stadler .................................................................................................... 409

Franz Glaser ................................................................................................................ 411

Ing. Christian Höbart .................................................................................................. 412

Stefan Markowitz ...............................................................................................  413, 421

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................... 413

Martina Schenk ........................................................................................................... 415

Gerald Grosz ............................................................................................................... 419

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Christoph Matz­netter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mobilitätsförderung im Zusammen­hang mit länger andauernder Auslandstätigkeit“ – Annahme (E 139) ................................................................................................  348, 531

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fortsetzung des Bundeszuschusses zum Ausbau der Kinderbetreuung – Ablehnung  358, 531

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beibehaltung der bisherigen Höhe des Mehrkindzu­schlags – Ablehnung ..........  359, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beibehaltung der 13. Familienbeihilfe – Ablehnung                                                           370, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anpassung der Familienbeihilfe für Bürger aus dem EU/EWR-Raum – Ablehnung  372, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Rücknahme der Kürzung der Familienbeihilfe für Studierende – Ablehnung  376, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Erhöhung der Energieforschungsausgaben auf 120 Millionen € – Ablehnung ...  391, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kolle­gen betreffend SOS Familie – Leistung und Gerechtigkeit – Ablehnung .............................................................  390, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bündelung der Forschungsaktivitäten – Ablehnung                                                         414, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Martina Schenk, Kollegin und Kolle­gen betreffend jährliche Valorisierung der Familienleistungen – Ablehnung .............................................  416, 532


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 11

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kolle­gen betreffend Weiterführung der Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über den Ausbau des institutionellen Kinderbetreuungsangebots und über die Einfüh­rung der verpflichtenden frühen sprachlichen Förderung in institutionellen Kinder­betreuungseinrichtungen im Jahr 2011 – Ablehnung ..........................................  417, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend dringend notwendige Erhöhung des Budgets der Österreich Werbung – Ablehnung .......  421, 532

UG 42: Land-, Forst und Wasserwirtschaft; UG 43: Umwelt ...................................... 423

Redner/Rednerinnen:

Harald Jannach ........................................................................................................... 423

Jakob Auer .................................................................................................................. 426

Mag. Christiane Brunner ........................................................................................... 428

Mag. Kurt Gaßner ....................................................................................................... 430

Gerhard Huber ............................................................................................................ 432

Bundesminister Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................... 435

Ing. Hermann Schultes .............................................................................................. 438

Rupert Doppler ........................................................................................................... 439

Walter Schopf ............................................................................................................. 440

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 441

Anna Höllerer .............................................................................................................. 444

Dr. Wolfgang Spadiut ................................................................................................ 445

Ewald Sacher .............................................................................................................. 446

Maximilian Linder ....................................................................................................... 447

Franz Eßl ..................................................................................................................... 448

Rosemarie Schönpass .............................................................................................. 449

Ing. Robert Lugar ....................................................................................................... 450

Erwin Hornek .............................................................................................................. 454

Dr. Susanne Winter .................................................................................................... 455

Josef Muchitsch ......................................................................................................... 457

Josef Jury .................................................................................................................... 458

Franz Hörl .................................................................................................................... 458

Werner Neubauer ....................................................................................................... 459

Gabriele Binder-Maier ............................................................................................... 461

Michael Praßl .............................................................................................................. 461

Heidrun Silhavy .......................................................................................................... 462

Nikolaus Prinz ............................................................................................................. 463

Petra Bayr ................................................................................................................... 464

Peter Mayer ................................................................................................................. 465

Mag. Ruth Becher ...................................................................................................... 466

Johann Rädler ............................................................................................................ 467

Rudolf Plessl ............................................................................................................... 468

Fritz Grillitsch ............................................................................................................. 469

Gerhard Huber (tatsächliche Berichtigung) ............................................................... 470

Andrea Gessl-Ranftl .................................................................................................. 470

Erwin Preiner .............................................................................................................. 471

Mag. Josef Auer ......................................................................................................... 472

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 473


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 12

Entschließungsantrag der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer Förderobergrenze für land- und forstwirt­schaftliche Betriebe auf 50 000 € pro Betrieb und Jahr aus dem Agrarbudget der EU und Österreichs – Ablehnung .............................................  425, 532

Entschließungsantrag der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der Beitragssätze in der Sozialversicherung der Bauern – Ablehnung ..............  426, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerhard Huber, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Kompensierung der Bundesmittelkürzungen im Bereich „Ländli­che Entwicklung“ – Ablehnung    434, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen betreffend Berücksichtigung einer finanziellen Entschädigung für unsere Landwirte für den Verlust bereits bezahlter Milchkontingente im BFG 2011 – Ab­lehnung .......................................................  440, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Auszahlung der Fördergelder an alle land­wirtschaftlichen Betriebe bis Ende 2010 – Ablehnung          443, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend zinsfreies Kreditmodell für thermische Sanierung – Ab­lehnung .........................  453, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen betreffend Normverbrauchsabgabe auf Elektrogeräte – Ablehnung                                               452, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Halbierung der Mehrwertsteuer auf Energie aus erneuer­baren heimischen Ressourcen – Ablehnung     456, 533

Rubrik 5 (Kassa und Zinsen) .................................................................................... 475

UG 15: Finanzverwaltung; UG 16: Öffentliche Abgaben; UG 23: Pensionen; UG 44: Finanzausgleich; UG 45: Bundesvermögen; UG 46: Finanzmarktsta­bilität; UG 51: Kassenverwaltung; UG 58: Finanzierungen, Währungstauschver­träge ............................................................................................. 475

Text des Bundesfinanzgesetzes und restliche Teile der Anlage I einschließlich Anlagen II bis IV               ............................................................................................................................. 475

Redner/Rednerinnen:

Alois Gradauer ........................................................................................................... 475

Dkfm. Dr. Günter Stummvoll .................................................................................... 479

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 480

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 485

Ing. Robert Lugar ....................................................................................................... 486

Mag. Wilhelm Molterer .............................................................................................. 488

DDr. Werner Königshofer ......................................................................................... 490

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................... 491

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................... 493

Jakob Auer .................................................................................................................. 497

Wolfgang Zanger ........................................................................................................ 499

Marianne Hagenhofer ................................................................................................ 501

Elmar Podgorschek ................................................................................................... 502

Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................... 505

Maximilian Linder ....................................................................................................... 506

Dr. Günther Kräuter ................................................................................................... 507

Dr. Johannes Hübner ................................................................................................. 508

Konrad Steindl ............................................................................................................ 510

Erwin Spindelberger .................................................................................................. 511

Gabriele Tamandl ....................................................................................................... 512


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 13

Franz Kirchgatterer .................................................................................................... 513

Erwin Hornek .............................................................................................................. 513

Ing. Mag. Hubert Kuzdas ........................................................................................... 514

Wolfgang Großruck ................................................................................................... 515

Hermann Krist ............................................................................................................ 516

Gerhard Köfer ............................................................................................................. 516

Ing. Erwin Kaipel ........................................................................................................ 517

Josef Bucher ............................................................................................................... 518

Entschließungsantrag der Abgeordneten Alois Gradauer, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Entlastung der kleinen und mittleren Betriebe und die Erhöhung der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes – Ablehnung    477, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine kurzfristige deutliche Steuerentlastung und eine mittel­fristig umfassende Steuerreform im Sinne des BZÖ-Flat-Tax-Steuermodells – Ab­lehnung ..................................................................  487, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Umsetzung der Vorschläge des Rechnungshofes zur Verwal­tungsreform und zum Bürokratieabbau – Ablehnung    494, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend zweckmäßige Parameter als Grundlage für den Finanzaus­gleich – Ablehnung  500, 533

Entschließungsantrag der Abgeordneten Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer kerneuropäischen Hartwährungszone – Ablehnung .................  503, 534

Entschließungsantrag der Abgeordneten Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verlängerung des § 113h Gehaltsgesetz – Ablehnung .......................................  504, 534

Annahme des Bundesfinanzgesetzes für das Jahr 2011 samt Anlagen ..................... 520

Eingebracht wurden

Anträge der Abgeordneten

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Abschaffung des Krankenhaus­kostenbeitrages für Organspender (1370/A)(E)

Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot von „Lava red“ und „Monkey go bananas“, der Nachfolgeprodukte von „Spice“ (1371/A)(E)

Martina Schenk, Kollegin und Kollegen betreffend Sicherung der Chancen am Arbeits­markt von Frauen 50plus (1372/A)(E)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung des Regie­rungsübereinkommens in Bezug auf die Jugendgerichtsbarkeit (1373/A)(E)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit notwendigen Therapien (1374/A)(E)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend finanzielle Ausstattung der Jugendgerichtshilfe und Jugendhaftanstalten (1375/A)(E)

Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Eurobonds (1376/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 14

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer kern­europäischen Hartwährungszone (1377/A)(E)

Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Tabaksteuergesetz 1995 (1378/A)(E)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Reform der Schulverwaltung (1379/A)(E)

Martina Schenk, Kollegin und Kollegen betreffend Erstellung einer Burnout-Studie (1380/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot des Klonens von Tieren zur Lebensmittelerzeugung (1381/A)(E)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anpassung der Forschungsför­derungsrichtlinien an die tatsächlichen Gegebenheiten von kleinen und mittleren Unter­nehmen (1382/A)(E)

Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Anglei­chung der Zahl ausländischer Studierender an österreichischen Universitäten an den OECD-Durchschnitt (1383/A)(E)

Fritz Grillitsch, Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesge­setz, mit dem das Altlastensanierungsgesetz geändert wird (1384/A)

Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung eines Berufsbildes sowie eines Lehrberufs für „Rezeptionistinnen und Rezeptionisten“ (1385/A)(E)

Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend umfassende Verbesserun­gen im Behindertenbereich (1386/A)(E)

Franz Kirchgatterer, Wolfgang Großruck, Kolleginnen und Kollegen betreffend akti­ve Mitwirkung Österreichs bei der weltweiten Abschaffung der Todesstrafe (1387/A)(E)

Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der Gesell­schaftssteuer (1388/A)(E)

Mag. Heribert Donnerbauer, Dr. Johannes Jarolim, Kolleginnen und Kollegen be­treffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Ermächtigung zur Übernahme der Rückerstattung der Kühlgeräteentsorgungsbeiträge erlassen und das Bundesgesetz zur Rückführung der Kühlgeräteentsorgungsbeiträge der Konsumenten aufgehoben wird (1389/A)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ausdrückliche Regelung im Ak­tiengesetz, die notwendige Qualifikationen für (künftige) Vorstandsmitglieder vor­schreibt (1390/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Geschäfte unter Freunden des Ex-ÖVP-Finanzministers Grasser“ (Einmie­tung von Bundesdienststellen in Linz und Wien in private Immobilien) (7152/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Schäden aus den Geschäften unter Freunden (offen­kundig durch telefonische Abstimmung in der Causa Meischberger/Grasser) (7153/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Tonband-Protokolle in der Causa Meischberger, Plech, Grasser (7154/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 15

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Abfrageberechtigungen nach dem Meldegesetz“ (7155/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Betrugsbekämpfung 2010 – Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel etc.“ (7156/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Verbotsgesetz 1947, Abzeichengesetz und Verhetzung – Anzeigen und straf­gerichtliche Erledigungen 2010“ (7157/J)

Jochen Pack, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Lehrlingsausbildung beim AMS Steiermark (7158/J)

Franz Glaser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Schließung der Bundesheerdienststelle Deutsch Kalten­brunn (7159/J)

Gabriele Tamandl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Tele­fonterror durch Organe der Statistik Austria (7160/J)

Dr. Wolfgang Spadiut, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend Therapie der feuchten Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) (7161/J)

Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung und Sport betreffend Lehrlingsausbildung im österreichischen Bundesheer (7162/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Evaluierung der Gebührenerhöhungen nach dem Budgetbegleitgesetz 2009 (7163/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Häftlingszahlen, bedingte Entlassungen, Entlassungen gemäß § 133a StPO und gemeinnützige Leistung im Jahr 2010 (7164/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Lehrlinge in seinem Verantwortungsbereich (7165/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend Lehrlinge in ihrem Verantwortungsbereich (7166/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Lehrlinge in seinem Verantwortungsbe­reich (7167/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Lehrlinge in seinem Verantwortungsbereich (7168/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Lehrlinge in seinem Verantwortungsbereich (7169/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Lehrlinge in seinem Verantwortungsbereich (7170/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Lehrlinge in ihrem Verantwortungsbereich (7171/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Lehrlinge in ihrem Verantwortungsbereich (7172/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 16

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Lehrlinge in seinem Verantwortungsbereich (7173/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Lehrlinge in seinem Verant­wortungsbereich (7174/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Lehrlinge in ihrem Verantwortungsbereich (7175/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Lehrlinge in ihrem Verantwortungsbereich (7176/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fa­milie und Jugend betreffend Lehrlinge in seinem Verantwortungsbereich (7177/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung betreffend Lehrlinge in ihrem Verantwortungsbereich (7178/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Umsetzung von „Basel III“ in Österreich (7179/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend die Aufhebung der Energieabgaben-Rückvergütung für Tourismusbetriebe (7180/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend die Umsetzung von „Basel III“ und die daraus entste­hende Kreditklemme (7181/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Umsetzung von „Basel III“ in Österreich (7182/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Werbemaßnahmen (7183/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Auslandseinsatz und Kosten (7184/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Kosten für Werbung im Bundesministerium für Landesver­teidigung und Sport – Sektion Sport (7185/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Hochsaison für Kinderhändler (7186/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Budget Asyl- und Fremdenwesen (7187/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend SOKOs (7188/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Stabilitätsabgabe erhöht die Kreditklemme (7189/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Regressforderungen an Exekutivbeamte (7190/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Hubschrauber des Ressorts (7191/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 17

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Ausga­ben im Kabinett (7192/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend Ausgaben im Kabinett (7193/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Ausgaben im Kabinett (7194/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Ausgaben im Kabinett (7195/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Ausgaben im Kabinett (7196/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Ausgaben im Kabinett (7197/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Ausgaben im Kabinett (7198/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Ausgaben im Kabinett (7199/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Ausgaben im Kabinett (7200/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Ausgaben im Kabinett (7201/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Ausgaben im Kabinett (7202/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Ausgaben im Kabinett (7203/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fa­milie und Jugend betreffend Ausgaben im Kabinett (7204/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung betreffend Ausgaben im Kabinett (7205/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Personalstand der Exekutive in Österreich (7206/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Betreuung von Asylwerbern (7207/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend medizinische Betreuung von Asylwerbern (7208/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 18

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Gesamtkriminalität in Österreich im Jahr 2010 (7209/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Sexualdelikte im Jahr 2010 (7210/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Gewaltdelikte im Jahr 2010 (7211/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Schlepperunwesen (7212/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Förderung im Jahr 2010 (7213/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Betrugsdelikte im Jahr 2010 (7214/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Eigentumsdelikte im Jahr 2010 (7215/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Zuständigkeit Österreichs bei der Prüfung von Asylanträgen (7216/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Einstellung des Asylverfahrens (7217/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend geschützte Werkstätten (7218/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Verkehrsanbindung der Region Voitsberg – Köf­lach – Bärnbach an die A 2 (7219/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Entschärfung von Unfallhäufungsstellen (7220/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Ticketverkauf in Regionalzügen/Missstände in den ÖBB (7221/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Krisengebiet Schule (7222/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Krisengebiet Schule (7223/J)

Ing. Christian Höbart, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend Anschaffung von medizinisch-technischen Großgeräten (7224/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fa­milie und Jugend betreffend geschützte Werkstätten (7225/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Drogensituation beim „Rave On Snow“-Festival (7226/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Vorfälle körperlicher Gewalt in Gerichten (7227/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Behandlungsfehler (7228/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Skidiebstähle 2010 (7229/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend „Ticketsteuer“ (7230/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend AGES Gebühr (7231/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 19

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung und Sport betreffend Arbeitseinsatz von ausländischen Strafgefangenen in mili­tärischen Liegenschaften (7232/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Arbeitseinsatz von Strafgefangenen in militärischen Liegenschaften (7233/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Freigänger in den Justizanstalten (7234/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung und Sport betreffend militärische Grundausbildung für ehemalige Zivildiener (7235/J)

Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissen­schaft und Forschung betreffend Studienbeihilfe (7236/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Stand der Umsetzung, Koordination und Evaluierung der Ramsar-Konvention (7237/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inne­res betreffend Besuch einer Polizeischülergruppe beim TierschützerInnenprozess am 16.12.2010 (7238/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend den merkwürdigen „österreichischen Weg“ beim Umgang mit dem wichtigen Thema Eisenbahnsicherheit (7239/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend ganz offensichtlich unzureichende Sicherheits­standards in der Straßenbahnverordnung (7240/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Verletzung durch das Bundesland Steiermark der Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern gemäß Art. 15a B-VG über eine bundesweite Bedarfsorientierte Mindestsicherung (7241/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend „Aktion 500“ gegen Behindertenarbeitslosigkeit (7242/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Einsatz des Tasers im Strafvollzug 2010 (7243/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wis­senschaft und Forschung betreffend den auffallend geringen Frauenanteil bei den Pro­fessuren an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz (7244/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Entfernung von Nist­kästen für Wanderfalken auf den Flaktürmen im Wiener Augarten (7245/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft, Familie und Jugend betreffend die Entfernung von Nistkästen für Wanderfalken auf den Flaktürmen im Wiener Augarten (7246/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Zukunft der begünstigten Zukunftsvorsorge (7247/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 20

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Mehrwertsteuerbetrug: Gebrauchtfahrzeughandel – Fingierte „Ketten- oder Karussellgeschäfte im Jahr 2009 und 2010“ (7248/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Sommerfrische von Natascha Kampusch in Lackenhof (7249/J)

Fritz Grillitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend zukünftigen Gütertransport auf der Schiene (7250/J)

Oswald Klikovits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Maß­nahmen zur Verbesserung der Lage der ungarischen Volksgruppe (7251/J)

Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Förderungen nach der Förderrichtlinie § 19c BAG (7252/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Maßnahmen zur Inverkehrbringung von pflanzengenetischen Ressourcen (7253/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7254/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7255/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7256/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7257/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Unfälle mit Dienstwägen (7258/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Unfälle mit Dienstwägen (7259/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Unfälle mit Dienstwägen (7260/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Unfälle mit Dienstwägen (7261/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7262/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7263/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 21

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7264/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7265/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fa­milie und Jugend betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7266/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung betreffend Unfälle mit Dienstwägen (7267/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Dienst­reisen (7268/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend Dienstreisen (7269/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Dienstreisen (7270/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Dienstreisen (7271/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Dienstreisen (7272/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Dienstreisen (7273/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Dienstreisen (7274/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Dienstreisen (7275/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Dienstreisen (7276/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Dienstreisen (7277/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Dienstreisen (7278/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Dienstreisen (7279/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fa­milie und Jugend betreffend Dienstreisen (7280/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung betreffend Dienstreisen (7281/J)

Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend der „Schwarzmeerinitiative“ (7282/J)

Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend gerechte Entlohnung der jun­gen Mitarbeiter (7283/J)

Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend den europäischen diplomatischen Dienst (7284/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Festnahme und Anstaltseinweisung von Anton G. (7285/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 22

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Krisengebiet Schule (7286/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Sozialversicherung der Bau­ern (7287/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend den Beitrag des BMUKK zu den Gustav-Mahler-Ge­denkjahren 2010 und 2011 (7288/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend „Abhängigkeit des Minderjährigen P.N.“ (7289/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend neuen Polizeistützpunkt in St. Johann im Pongau (7290/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Sozia­les und Konsumentenschutz betreffend möglichen Missbrauch der Eingliederungsbei­hilfe des AMS (7291/J)

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Investitionsförderung gemäß Wärme- und Kälteleitungs­ausbaugesetz BGBl. I Nr. 113/2008 (7292/J)

Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Inanspruchnahme des österreichischen Gesundheitssystems (7293/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Erfolg des Assistenzeinsatzes im Jahr 2010 (7294/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Betrugsdelikte im Jahr 2010 in den Landeshauptstädten (7295/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Betrugsdelikte im Jahr 2010 in den Bezirkshauptstädten Niederösterreichs (7296/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Eigentumsdelikte im Jahr 2010 in den Landeshauptstädten (7297/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Gewaltdelikte im Jahr 2010 in den Landeshauptstädten (7298/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Fremdenkriminalität 2010 (7299/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Lärmschutzwände entlang der A 2 in der Steiermark (7300/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Lärmschutzwände entlang des Bundesstraßennet­zes (7301/J)

Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Schweißnorm EN 1090-1 (7302/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Gewaltdelikte im Jahr 2010 in den Bezirkshauptstädten Niederösterreichs (7303/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 23

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Toyota“ (7304/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Versäumnisse bei der Inanspruchnah­me von EU-Mitteln (7305/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Ford“ (7306/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Mazda“ (7307/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Ver­säumnisse bei der Inanspruchnahme von EU-Mitteln (7308/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Versäumnisse bei der Inanspruchnahme von EU-Mitteln (7309/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Toyota“ (7310/J)

Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Sozialversicherung der Bauern (7311/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Mercedes-Benz“ (7312/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Mercedes-Benz“ (7313/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Mazda“ (7314/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Kosten elektronisch überwachter Hausarrest (7315/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Ford“ (7316/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Notschlafstellen (7317/J)

Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend die Patenschaft des Pandabärs Fu Hu (7318/J)

Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die WIG – Wörgler Infrastruktur GmbH (7319/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Kontrollen der Lebensmittelbehörde (7320/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 24

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Abhängigkeit des minderjährigen P.N. (7321/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Toyota“ (7322/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend die Rückrufaktion Personenkraftwagen der Marke „Toyota“ (7323/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Eigentumsdelikte im Jahr 2010 in den Bezirkshauptstädten Niederösterreichs (7324/J)

Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Diebstähle in der Vorweihnachtszeit in Wien (7325/J)

*****

Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an die Präsidentin des Nationalrates betref­fend namentliche Abstimmung am 20. Dezember 2010 (53/JPR)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen (6566/AB zu 6622/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen (6567/AB zu 6625/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (6568/AB zu 6641/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (6569/AB zu 6642/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen (6570/AB zu 6628/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen (6571/AB zu 6630/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Jaro­lim, Kolleginnen und Kollegen (6572/AB zu 6643/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (6573/AB zu 6683/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfra­ge der Abgeordneten Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen (6574/AB zu 6685/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen (6575/AB zu 6654/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 25

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kollegin­nen und Kollegen (6576/AB zu 6658/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kollegin­nen und Kollegen (6577/AB zu 6672/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kollegin­nen und Kollegen (6578/AB zu 6680/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (6579/AB zu 6649/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen (6580/AB zu 6655/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Andrea Gessl-Ranftl, Kolleginnen und Kollegen (6581/AB zu 6656/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (6582/AB zu 6682/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (6583/AB zu 6689/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Peter Wittmann, Kolleginnen und Kollegen (6584/AB zu 6693/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Anton Heinzl, Kolleginnen und Kollegen (6585/AB zu 6694/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (6586/AB zu 6705/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen (6587/AB zu 6712/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (6588/AB zu 6726/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (6589/AB zu 6748/J)

des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (6590/AB zu 6773/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (6591/AB zu 6650/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (6592/AB zu 6662/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (6593/AB zu 6675/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (6594/AB zu 6681/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (6595/AB zu 6719/J)


 


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 26

00.07.05Beginn der Sitzung: 0.07 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Fritz Neuge­bauer, Dritter Präsident Mag. Dr. Martin Graf.

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Die 91. Sitzung des Nationalrates ist eröffnet.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Katzian, Ing. Hofer und Ursula Haubner.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Hinsichtlich der Vertretung von Regierungsmitglie­dern verweise ich auf die Bekanntgabe in der 90. Sitzung:

Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich wird durch die Frau Bundesministerin für Inneres Dr. Maria Fekter vertreten.

00.07.23Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegen­stände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsord­nung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

Anfragebeantwortungen: 6566/AB bis 6595/AB.

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Immunitätsausschuss:

Ersuchen des Landesgerichtes Klagenfurt (19 Hv 120/10 b) um Zustimmung zur be­hördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Stefan Petzner wegen des Vergehens der Verletzung des Amtsgeheimnisses nach dem § 310 Abs. 1 StGB;

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

zur Vorberatung:

Justizausschuss:

Bundesgesetz über den Verbraucherschutz bei Teilzeitnutzungs- und Nutzungsver­günstigungsverträgen (Teilzeitnutzungsgesetz 2011 – TNG 2011) (1028 d.B.);

Umweltausschuss:

Bundesgesetz, mit dem das Wasserrechtsgesetz 1959 geändert wird (1030 d.B.);

Ausschuss für Wirtschaft und Industrie:

Bundesgesetz, mit dem das Abschlussprüfungs-Qualitätssicherungsgesetz geändert wird (1029 d.B.).

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 27

Redezeitbeschränkung

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: In der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatte erzielt.

Für diese Sitzung ist für den heutigen Tag eine Tagesblockredezeit von 6 „Wiener Stunden“ vorgeschlagen, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 87 Minuten, FPÖ 75 Minuten, Grüne 63 Minuten sowie BZÖ 60 Minuten.

Für die Budgetberatungen am Dienstag, den 21. Dezember 2010, ist eine Tagesblock­redezeit von 10 „Wiener Stunden“ vorgeschlagen, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 145 Minuten, FPÖ 125 Minuten, Grüne 105 Minuten sowie BZÖ 100 Minuten.

Ferner wurde seitens der Fraktionen folgende Redeordnung vorgesehen: Während der Fernsehzeit, 9.05 Uhr bis 13 Uhr, werden die Untergliederungen 20, 21 und 22 – Ar­beit, Soziales und Konsumentenschutz, Sozialversicherung – gemeinsam debattiert.

Jeder Fraktion steht eine Gesamtredezeit von 41 Minuten zur Verfügung. Es steht den Fraktionen frei, wie viele Redner sie jeweils stellen. Die Einzelredezeit für den Erstred­ner beträgt jedoch maximal 14 Minuten, jene der weiteren Debattenredner maximal 9 Mi­nuten.

Der Aufruf der Redner erfolgt nach dem Prinzip contra/pro. Tatsächliche Berichtigun­gen werden erst nach dem Ende der Fernsehzeit aufgerufen.

Die Redezeit von der Regierungsbank während dieser Debatte beträgt maximal 15 Mi­nuten und kommt ausschließlich der SPÖ zu.

Für die Budgetdebatte am Mittwoch, den 22. Dezember 2010, ist eine Tagesblockrede­zeit von 8 „Wiener Stunden“ vereinbart worden, sodass sich folgende Redezeiten erge­ben: SPÖ und ÖVP je 116 Minuten, FPÖ 100 Minuten, Grüne 84 Minuten sowie BZÖ 80 Minuten.

Ferner wurde folgende Redeordnung festgelegt: Während der Fernsehzeit, 9.05 Uhr bis 13 Uhr, werden die Untergliederungen 40, 33 und 25 – Wirtschaft, Familie und Ju­gend – gemeinsam debattiert.

Jeder Fraktion steht eine Gesamtredezeit von 41 Minuten zur Verfügung. Es steht den Fraktionen frei, wie viele Redner sie jeweils stellen. Die Einzelredezeit für den Erstred­ner beträgt jedoch maximal 14 Minuten, jene der weiteren Debattenredner maximal 9 Minuten. Der Aufruf der Redner erfolgt nach dem Prinzip pro/contra. Tatsächliche Be­richtigungen werden erst nach dem Ende der Fernsehzeit aufgerufen.

Die Redezeit von der Regierungsbank während dieser Debatte beträgt maximal 15 Mi­nuten und kommt ausschließlich der ÖVP zu.

Weiters schlage ich gemäß § 57 Abs. 7 vor, die Redezeit der Abgeordneten ohne Klub­zugehörigkeit auf 10 Minuten zu beschränken.

*****

Im Sinne einer in der Präsidialkonferenz einvernehmlich abgesprochenen Vorgangs­weise wird die Debatte zum Bundesfinanzgesetz 2011 samt Anlagen folgendermaßen gegliedert:

Generaldebatte und Rubrik 0, 1,

Untergliederung 01 bis 06 und 10,

anschließend: Untergliederung 11,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 28

Untergliederung 12, dann

Untergliederung 13, dann

Untergliederung 14,

anschließend: Rubrik 2,

Untergliederung 20 bis 22, dann

Untergliederung 24,

anschließend: Rubrik 3,

Untergliederung 30, dann

Untergliederung 31,

anschließend: Rubrik 4,

Untergliederung 34 und 41,

Rubrik 4,

Untergliederung 25, 33 und 40, dann

Untergliederung 42 und 43,

anschließend: Rubrik 5,

Untergliederungen 15, 16, 23, 44, 45, 46, 51 und 58 sowie

Text des Bundesfinanzgesetzes und restliche Teile der Anlage I einschließlich Anla­ge II bis IV,

anschließend: Schlussabstimmungen.

Allgemeine – eigentlich in die Generaldebatte gehörende – Ausführungen können im Plenum bei der Behandlung der Rubrik 0, 1, Untergliederung 1 bis 6, Oberste Organe, und Untergliederung 10, Bundeskanzleramt, gemacht werden.

Diese Gliederung ist den Abgeordneten schriftlich zugegangen.

Die Wortmeldungen erfolgen zu den einzelnen Untergliederungen, sofern die Debatte zu diesen nicht zusammengefasst ist.

Bei der Verhandlung des Bundesvoranschlages werden die entsprechenden Unterglie­derungen am selben Tag jedenfalls zu Ende beraten werden. Die Sitzung wird danach unterbrochen.

Entschließungsanträge können bei den jeweiligen Untergliederungen eingebracht wer­den.

Die zweite und dritte Lesung über das Bundesfinanzgesetz 2011 samt Anlagen werden nach der Beratung der Rubrik 5, des Textes des Bundesfinanzgesetzes und der restli­chen Teile der Anlagen stattfinden. Im Anschluss daran erfolgen die Abstimmungen über die Entschließungsanträge in der Reihenfolge ihrer Einbringung.

Ferner wurde in der Präsidialkonferenz Konsens über die Gestaltung der Debatte zu dem vorliegenden Verhandlungsgegenstand wie folgt erzielt: Die Redezeitregelung für Regierungsmitglieder gemäß § 57 Abs. 8 GOG wird nicht in Anspruch genommen. Die Redezeit des für die jeweiligen Beratungsgruppen ressortzuständigen Regierungsmit­gliedes, die 20 Minuten überschreitet, beziehungsweise die Redezeit des zuständigen Staatssekretärs, die 10 Minuten überschreitet, wird auf die Redezeit der entsprechen­den Regierungsfraktion angerechnet werden. Die Redezeit ressortfremder Regierungs­mitglieder beziehungsweise StaatssekretärInnen wird jedenfalls auf die Redezeit der ent­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 29

sprechenden Regierungsfraktion angerechnet, ausgenommen die Redezeit des Vize­kanzlers und Bundesministers für Finanzen Dipl.-Ing. Josef Pröll bei der unter der Ru­brik 0, 1, Recht und Sicherheit, Untergliederung 01 bis 06 und 10, abgehaltenen Gene­raldebatte, sofern seine Redezeit die Dauer von 20 Minuten nicht überschreitet.

Hierüber hat der Nationalrat abzustimmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesen Vorschlägen zustimmen, um ein diesbe­zügliches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

00.15.01

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundes­gesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bun­desfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gehen in die Tagesordnung ein und gelangen zu deren einzigem Tagesordnungspunkt.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

00.15.20Rubrik 0, 1 (Recht und Sicherheit)

UG 01: Präsidentschaftskanzlei

UG 02: Bundesgesetzgebung

UG 03: Verfassungsgerichtshof

UG 04: Verwaltungsgerichtshof

UG 05: Volksanwaltschaft

UG 06: Rechnungshof

UG 10: Bundeskanzleramt

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Entsprechend der Gliederung gelangen wir zur Be­ratung der Rubrik 0 und 1, Recht und Sicherheit.

Hierüber findet eine gemeinsame Debatte statt. Entsprechend der Vereinbarung kön­nen auch allgemeine Ausführungen gemacht werden. – Danke für die Aufmerksamkeit.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Mag. Stefan. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


0.16.17

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Hohes Haus! Insbesondere sehr geehrte Damen, sehr geehrter Herr von der Volksanwaltschaft! Sehr geehrter Herr Rechnungs­hofpräsident! Es ist ein denkbar undankbarer Zeitpunkt, jetzt hier nach Mitternacht und nach diesem Abstimmungsmarathon über dieses Thema zu sprechen, obwohl es na­türlich, wie schon der Name Oberste Organe besagt, ein ganz wesentliches Thema ist, denn wenn diese Organe, die jetzt gerade vom Präsidenten genannt wurden, nicht funktionieren, funktioniert die ganze staatliche Gemeinschaft nicht.

Es ist doch sehr enttäuschend, dass dieses Budget, das ja künstlich hinausgezögert wurde unter Inkaufnahme eines Verfassungsbruchs, das künstlich hinter die Landtags­wahlen verlegt wurde unter dem Vorwand, man könnte dann besonders sinnvolle und weitgreifende Regelungen treffen, alles, was an politischem Gestaltungswillen zu er­warten gewesen wäre, einfach nicht gebracht hat. Das ist die große Enttäuschung, denn wann, wenn nicht jetzt, wo drei Jahre lang keine Wahlen, zumindest keine großen Wahlen vor der Tür stehen, könnte eine substantielle Änderung im Staat stattfinden?


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 30

Wann, wenn nicht jetzt, hätte man derartige Änderungen angehen können? Es ist daher für die Zukunft zu befürchten, dass sich auf dem Gebiet nichts tun wird. Dennoch versuche ich es hier zumindest einmal mit zwei Vorschlägen substantieller Ände­rungen, die tatsächlich eine Verbesserung bringen könnten und nicht schlichtweg eine Forderung nach mehr Geld oder sonst etwas sind.

Die erste vorgeschlagene substantielle Maßnahme ist, dass der Rechnungshof bereits in die Budgeterstellung mit eingebunden wird im Sinne eines begleitenden Controllings. Derzeit ist die Situation so, dass die Ministerien, jedes für sich, ein Budget machen, das heißt, an das je eigene Ministerium denkt. Es ist daher so, dass wir im Wesentli­chen ein Gießkannenprinzip haben, demgemäß also zuerst die Gießkanne wirkt und dann der Rasenmäher drüberfährt. So kann man vielleicht einen Golfplatz erzeugen, aber sicherlich keine blühende Landschaft.

Es fehlt die Sicht von außen. Es wäre daher sehr sinnvoll, wenn der Rechnungshof ein­gebunden werden könnte, wenn der Rechnungshof tatsächlich bereits an der Budget­erstellung mitarbeitete, Modellrechnungen machte. Man könnte so eine Kompetenz aufbauen, wenn man sich eben einmal in gewisser Weise helfen ließe. Das sind Maß­nahmen, die garantiert jeder Unternehmer in seinem Bereich in Anspruch nehmen wür­de beziehungsweise auch in Anspruch nimmt wie jeder andere auch, der verantwor­tungsvoll handelt. Es wäre daher sinnvoll, darüber nachzudenken und das auch durch­zusetzen.

Der zweite Vorschlag betrifft den Verfassungsgerichtshof. Es wäre sinnvoll, wenn der Verfassungsgerichtshof ebenfalls bereits bei der Gesetzwerdung eingebunden und be­fragt werden könnte. (Beifall bei der FPÖ.)

Es sollte also eine verbindliche Stellungnahme des Verfassungsgerichtshofs geben, damit es nicht dazu kommt, was wir etwa in den letzten drei Jahren feststellen muss­ten: Es waren etwa 30 Gesetze, die wieder aufgehoben werden mussten. Das bedeu­tet einen unglaublichen auch finanziellen Aufwand und natürlich auch eine Einschrän­kung der Rechtssicherheit der Bevölkerung, die sich dann ja nicht mehr sicher sein kann, dass die Gesetze rechtmäßig zustande kommen. Es wäre also sinnvoll, den Ver­fassungsdienst im Bundeskanzleramt aufzulösen und stattdessen verbindliche Aus­künfte vom Verfassungsgerichtshof einzuholen und so auch eine größere Rechtssi­cherheit zu schaffen. (Beifall bei der FPÖ.)

Es gibt zu diesem Tagesordnungspunkt noch viel zu sagen. (Abg. Strache: Wir wollen mehr, Harald! Wir wollen mehr!) Ja, gerne auch mehr, aber die zur Verfügung stehen­de Zeit erlaubt das nicht.

Es wäre sinnvoll, die Kompetenz der Volksanwaltschaft zu erweitern. Es gibt da aber immer wieder Widerstände. Es ist völlig unverständlich, warum das so ist und warum diese Blockade noch immer besteht.

Es wären viele Maßnahmen zu treffen, die die Obersten Organe anlangen. Es gibt aber auch noch andere Redner, die das hier vorbringen werden. Es wäre vor allem auch wichtig, dass der Verfassungsgerichtshof seinen „Rucksack“, wie man das so schön nennt, den er aufgebaut hat, auch wieder abbauen könnte. Der Verfassungsgerichtshof ist derzeit hauptsächlich mit Verfahren beschäftigt, die sich mit dem Asylwesen be­fassen – 65 Prozent des Anfalles kommen vom Asylgerichtshof –, und ist damit über­lastet. Wir haben derzeit in etwa 2 200 Fälle, die offen sind. Es wäre daher sinnvoll, wenn man jetzt einmal das Sessionensystem so lange aussetzen würde, bis dieser Rückstand aufgearbeitet ist.

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 31

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zu­zuleiten, welche vorsieht, dass die Sessionen des Verfassungsgerichtshofes so lange ausgesetzt werden, bis der Rückstau aufgearbeitet ist und weiters dem Verfassungs­gerichtshof eine Aufstockung des Personals zu diesem Zweck ermöglicht wird.“

(Beifall bei der FPÖ.)

*****

Ich kann also den Regierungsparteien ans Herz legen, die Situation, dass jetzt drei Jahre lang keine Wahlen vor der Tür stehen, zu nutzen und den erforderlichen Mut auf­zubringen. Wir werden sie dabei auf jeden Fall unterstützen. (Beifall bei der FPÖ.)

0.21


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausset­zung der Sessionen am Verfassungsgerichtshof eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorla­ge (980 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvorschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Unter­gliederung 03 – Verfassungsgerichtshof, in der 91. Sitzung des Nationalrates am 20. De­zember 2010

Der Rückstau an noch nicht erledigten Fällen, so die Berichte des Verfassungsge­richtshofes, wird von Jahr zu Jahr größer. Die Auswirkung dieses Rückstaus ist, dass der Bürger im Durchschnitt 8½ Monate auf sein Erkenntnis zu warten hat, was für ihn nachteilige Folgen haben kann.

Derzeit werden die Sitzungen des Verfassungsgerichtshofes vom Präsidenten nach Bedarf angeordnet, in der Praxis jedoch wird das Sessionensystem angewandt, d. h. der Verfassungsgerichtshof tagt nicht – wie etwa der Verwaltungsgerichtshof oder die ordentlichen Gerichte – in Permanenz, sondern in der Regel vier Mal im Jahr für je­weils drei Wochen, und zwar im März, im Juni, im Oktober und im Dezember. Im Be­darfsfall kann der Präsident auch eine ein- oder mehrtägige „Zwischensession“ an­setzten. Wobei der Verfassungsgerichtshof mit diesen Zwischensessionen es nicht ge­schafft hat und auch nicht schaffen kann, die Verfahrensdauer, so wie es den Behör­den gesetzlich vorgegeben ist, auf sechs Monate zu verkürzen.

Daher ist es unumgänglich, dass der Verfassungsgerichtshof zumindest so lange die Sessionen aussetzt und ständig tagt, bis die Rückstände abgebaut sind. Weiters ist zu diesem Zweck auch notwendig das Personal des Gerichtshofes aufzustocken. Dadurch könnte die Verfahrensdauer auf sechs Monate verkürzt werden. Dies führt zu einer Er­höhung des Rechtsschutzes und Minimierung der negativen Folgen für die österrei­chischen Bürger.

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 32

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zu­zuleiten, welche vorsieht, dass die Sessionen des Verfassungsgerichtshofes so lange ausgesetzt werden, bis der Rückstau aufgearbeitet ist und weiters dem Verfassungs­gerichtshof eine Aufstockung des Personals zu diesem Zweck ermöglicht wird.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Molterer. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


0.22.08

Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Her­ren! Am 9. Dezember hat ein Expertenhearing zu diesem Budget, zu diesem Bundes­voranschlag stattgefunden, und es sind dabei aus meiner Sicht zwei Dinge vollkommen klargestellt worden, und zwar parteiübergreifend: Es gibt eine absolute Notwendigkeit zur Budgetkonsolidierung. Nach den Mehrausgaben aufgrund von Banken- und Kon­junkturpaketen waren alle Experten der Meinung, dass die Konsolidierung ein klares Muss ist.

Meine Damen und Herren, in diesem Hearing ist aber auch klargestellt worden, dass Österreich auf diesem Konsolidierungsweg im Vergleich zu anderen relativ besser da­steht. Die Wachstumsraten sind höher, die Defizite geringer, die Schuldenquoten gerin­ger, vor allem aber ist die Arbeitsmarktsituation besser; diesbezüglich ist Österreich in der Zwischenzeit ja die Nummer eins in Europa.

Natürlich haben das Bankenpaket, die Konjunkturpakete entsprechend geholfen, aber, meine Damen und Herren, und das ist aus meiner Sicht, aus Sicht der Österreichi­schen Volkspartei besonders wichtig: Nicht nur das Bankenpaket und die Konjunktur­pakete sind dafür verantwortlich, sondern vor allem auch die Tatsache, und darauf lege ich Wert, dass seit dem Jahr 1997 ganz konsequent am Schuldenabbau gearbeitet worden ist. Die Schuldenquote konnte seit 1997 von damals über 68 Prozent auf unter 60 Prozent im Jahr 2007 gesenkt werden. Damit lag sie überhaupt das erste Mal unter 60 Prozent. Nur weil wir die Schuldenquote so weit abgesenkt haben, können wir jetzt überhaupt davon reden, dass wir relativ besser dastehen, meine Damen und Herren.

Es ist daher die vordringliche Aufgabe dieser Bundesregierung, dafür zu sorgen, dass der eingeschlagene Weg der Konsolidierung auf der Ausgabenseite unbedingt fortge­setzt wird. Meine Damen und Herren! Ökonomische Fakten können durch politisches Wunschdenken nicht außer Kraft gesetzt werden. Wenn die Ausgabendynamik in we­sentlichen Bereichen nicht gebrochen wird, dann gibt es nur zwei Alternativen: Noch höhere Defizite, die zu noch höheren Schulden führen, die auch immer kritisiert wer­den, und das zu Recht aus meiner Sicht, oder noch höhere Steuern. Beide Alternativen sind ein Schaden für Österreich. Beide Alternativen schwächen Österreich, meine Da­men und Herren. Diese Binsenweisheit kann niemand außer Kraft setzen, nicht die Op­position, aber auch nicht die eine oder andere Stimme, die aus der SPÖ zu diesem Thema laut wird.

Meine Damen und Herren! Schulden sind letztendlich etwas – ich rate Ihnen immer wieder, Ewald Nowotny zu fragen –, was ein Land schwächt und unfrei macht. Daher nimmt die Österreichische Volkspartei mit Josef Pröll als Finanzminister diese Verant­wortung wahr. Sie ist alternativlos, und sie ist in der Gesamtverantwortung, zu der wir verpflichtet sind, tatsächlich oberste Priorität.

Meine Damen und Herren! Oberste Priorität, oberste Organe. Ich möchte nur seitens des Parlaments sagen: Ja, hoffentlich kommt der Umbau möglichst rasch zustande. Wir sitzen jetzt seit ich weiß nicht wie lange hier herinnen, und es ist eine Zumutung,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 33

unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Betriebe würden vom Arbeitsinspektorat in der­selben Sekunde geschlossen, meine Damen und Herren! (Allgemeiner Beifall.)

Es ist aber auch eine Zumutung, wie mit Medien umgegangen wird. Es muss aus mei­ner Sicht klargestellt sein, dass die Berichterstattung aus dem Parlament kein Privileg für den ORF ist, sondern allen, selbstverständlich auch den Privaten zusteht.

Meine Damen und Herren, wir begrüßen ausdrücklich die Arbeit des Rechnungshofes und der Volksanwaltschaft. Ich möchte nur einen Punkt herausgreifen beim Bundes­kanzleramt. Es wurde kritisiert, und aus meiner Sicht durchaus zu Recht, dass die Aus­gaben für die Öffentlichkeitsarbeit im Bundeskanzleramt steigen. Wir haben hier im Parlament einen Fünfparteien-Entschließungsantrag zur Frage der Spielregeln für die Öffentlichkeitsarbeit durch die Bundesregierung beschlossen. Das, was in den letzten Wochen an Inseratentätigkeit festgestellt werden konnte, entspricht, so muss ich Ihnen sagen, nicht dem Geist des Entschließungsantrags, der von fünf Parteien beschlossen worden ist.

Ich trete, wir treten daher dafür ein, dass, wenn dieser Entschließungsantrag schon nicht reicht, dann aus meiner Sicht eine gesetzliche Regelung eingeführt werden muss, damit endlich Transparenz und klare Spielregeln die Öffentlichkeitsarbeit der Bundes­regierung bestimmen und diese Regeln auch eingehalten werden, meine Damen und Herren. Da sind wir den Steuerzahlern verpflichtet. Wir können nicht woanders Sparen verlangen, während im eigenen Bereich die Spielregeln nicht gelten. (Beifall bei ÖVP, Grünen und BZÖ.)

0.26


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Kogler. 7 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


0.27.00

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Abgeordneter Molterer ist zu Recht auf den Aspekt der Generaldebatte eingegangen. Der ist schließlich auch so annonciert worden. Ich stelle allerdings fest, dass bei dieser Generaldebatte kein Regierungsmitglied von der ÖVP anwesend ist. Das passt auch ins Bild.

Zur Sache selbst: Herr Kollege Molterer, selbstverständlich! Den Zusammenhang zwi­schen Ausgaben, Einnahmen und Defizit – und die aufgehäuften, kumulierten Defizite sind dann eben die Schulden – kann niemand auflösen. Eines ist allerdings schon auch klar: Wir haben heute viel über Ausgaben-, Kürzungsalternativen, sinnvolles Sparen, weniger sinnvolles Sparen debattiert.

Auch was die Einnahmenseite betrifft gibt es nämlich schon auch einen Riesenunter­schied, und dabei geht es um die Steuerstruktur, welche Steuern einen höheren Anteil haben und welche einen geringeren, und allenfalls auch, welche man im Sinne einer Strukturänderung erhöht und welche nicht. Es ist nun einmal so, dass da welche kon­junktur- und beschäftigungsschädlich sind und andere wieder weniger oder gar nicht.

Im vermögensbezogenen Bereich geht es nicht nur um den Aspekt der Verteilungsge­rechtigkeit. Darüber kann man ja jeweils unterschiedlicher Meinung sein. Eines ist je­doch schon klar: Vermögensbezogenen Steuern, insbesondere Erbschafts- und Schen­kungssteuer, haben, wenn man es ganz oben richtig angeht, überhaupt keinen Ein­fluss auf Konjunktur und Wachstum. Auch deshalb wären sie richtig und gerecht, aber da laufen Sie alle davon unter Flankenschutz der SPÖ, die ihrerseits Gerechtigkeits­kampagnen annonciert und den Bundeskanzler in der Pressestunde auftreten und all das erzählen lässt, was dann aber so ohnehin nicht geschieht.

Sei’s drum! Es wäre trotzdem richtig. Es ist ja nicht aushaltbar in diesem Land, dass bei uns Millionenerben steuerfrei gehen. Das ist fast nirgends auf der Welt, schon gar


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nicht in den kapitalistischen Ländern der Fall. Starten Sie den Vergleich: Ein Millionen­erbe zahlt null Steuern. Ein normaler Arbeitnehmer muss dafür 20 Jahre arbeiten, und er zahlt im Durchschnitt dann für Steuern und Sozialversicherungsabgaben die Hälfte weg. (Abg. Dr. Schüssel: Das stimmt doch so nicht!)

Na selbstverständlich stimmt das! Gewissermaßen über Nacht bekommst du eine Mil­lionenerbschaft und zahlst dafür gar nichts, aber wenn du eine Million mit Arbeiten ver­dienst, selbständig oder unselbständig, dann zahlst du. (Abg. Dr. Schüssel: Von je­dem Vermögen ist schon mehrfach Steuer gezahlt worden!)

Herr Altkanzler! Das ist doch ein völliger Blödsinn! Schon immer ist alles versteuert worden, das ist ja auch völlig logisch. Jeder Vorgang wird besteuert, jeder Konsum, al­les! So gesehen dürfte man auch andere Vorgänge nicht besteuern. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Selbstverständlich nicht. Jeder Vorgang eignet sich dazu. Das ist ja un­glaublich! Aus Sicht dessen, der erbt, ist es ein Einkommen. Was denn sonst? (Beifall bei den Grünen.)

Aber mit Gerechtigkeit haben Sie nichts am Hut. Sie können es nicht erklären. Wenn Sie den Sozialbericht Ihrer eigenen Regierung anschauen – erst vor wenigen Tagen erschienen –, werden Sie feststellen, dass gerade im Bereich der Vermögenskonzen­tration die oberen 10 Prozent immer noch mehr besitzen, und die unteren 10 Prozent immer noch weniger. Im Übrigen gilt das Gleiche bei der Einkommensentwicklung, aber hier ging es ja speziell um die Vermögen.

Wenn Sie da so uneinsichtig sind, wenn Sie das verteidigen wollen, dass man mit 1 Million € null Steuern zahlt, und wenn man um 1 Million € arbeitet, dann zahlt man die Hälfte weg, über 20 Jahre – vorher kommt man ja nicht dazu –, dann ist das ja eine wunderbare christlich-soziale Gerechtigkeitsidee. Wir werden das noch öfter vorbrin­gen. Und mit Ihrer Kampagne, dass dabei immer die kleinen Häuslbauer erwischt wer­den würden, können Sie sich auch wieder irgendwo hinstellen. Das wird alles nicht mehr so gehen, weil man die Freibeträge so machen kann, dass man das erst ab ein paar hunderttausend Euro aufwärts einzieht, na selbstverständlich.

Und das würde die Möglichkeit eröffnen, da mindestens 1 Milliarde € hereinzubringen, ohne die Konjunktur zu schädigen, und dann in diesem Sinne wohl auch verteilungs­gerechter aufzutreten. Dann könnten wir uns manches an anderen Abgaben besser im Nachlassen leisten, oder aber die Ausgaben – zum Beispiel für die Universitäten – wirklich anheben, und nicht mit dem Schmäh, wie die Regierung da operiert. Denn: Es gibt kein zusätzliches Geld für die Unis, es gibt kein zusätzliches Geld für die Schulen. Hören Sie auf mit ihren Schmähs!

Aber das zieht sich ja durch. Ich komme zu unserem Hauptanliegen, nämlich dass wir hier klipp und klar unsere Abänderungsanträge eingebracht haben und möglicherweise zum Budget weitere einbringen werden. Sie haben ja verlangt, dass wir unsere Alter­nativen vorlegen sollen – diese kann man dort im Wesentlichen erkennen, und dann wird eben darüber abgestimmt. So einfach ist das. Das kann man da nicht als Verzö­gerungstaktik oder sonst irgendetwas diskreditieren. Da geht es schlicht und ergreifend um parlamentarische Vorhaben, um Rechte, um den Ausdruck einzelner Abgeordneter oder ganzer Fraktionen nachvollziehbar zu machen. So einfach ist das.

Wenn Sie dazu übergegangen sind, das Budget um fünf, sechs Wochen zu spät einzu­bringen, dann wird es, nebenbei bemerkt, auf diese Zeit auch nicht mehr ankommen. Da werden ganz klare parlamentarische Möglichkeiten genutzt, um eben die Stand­punkte klarzumachen. Ich sehe überhaupt nicht ein, warum das von Abgeordneten selbst als Aktionismus oder sonst was diffamiert wird – damit werden wir uns noch ex­tra auseinandersetzen müssen. (Beifall bei den Grünen.)

0.33



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 35

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Dr. Wittmann zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


0.33.12

Abgeordneter Dr. Peter Wittmann (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Ich glaube, dieses Spar­paket muss man schon im internationalen Kontext sehen. Wenn man sich das im inter­nationalen Vergleich anschaut, dann gibt es mehrere Faktoren, die herauszuheben sind:

Erstens: Österreich ist eines der stabilsten Länder in der Europäischen Union, zweitens jenes Land mit der geringsten Arbeitslosigkeit. Und letztendlich ist dieses Sparpaket ausgewogener als alle anderen, die man auf europäischer Ebene kennt. Sowohl das deutsche Budget weist stärkere Eingriffe und Sparmaßnahmen auf als auch jenes von Großbritannien, bis hin zu den Ländern, die eben gezwungen sind, ärgere Budgetspar­maßnahmen zu ergreifen. Das heißt, im Wesentlichen haben wir ein Sparpaket, das in alle Richtungen ausgewogen ist und wahrscheinlich mit den geringsten Einsparungen in ganz Europa auskommt.

Zu den Obersten Organen: Es ist erfreulich, dass wir beim Verfassungsgerichtshof, bei der Präsidentschaftskanzlei und beim Verwaltungsgerichtshof praktisch dieselben Budgetansätze haben, sodass die Arbeit dieser Gerichtshöfe gewährleistet ist. Da geht es um die Verkürzung der Verfahren. Ich glaube, da ist letztendlich auch ein Minis­terratsentwurf in Begutachtung, der insbesondere den Verwaltungsgerichtshof durch Ein­führung von Landesverwaltungsgerichtshöfen entlasten könnte.

Zum Budget des Bundeskanzleramtes: 2,6 Prozent werden hier eingespart. Auch das Bundeskanzleramt geht also mit Einsparungen sehr sorgfältig um und geht mit Bei­spielen voran. Erfreulich ist, dass die Einsparungen nicht bei den Minderheiten und auch nicht bei den Frauen vorgenommen werden, sondern im Wesentlichen im Bereich der Medienkooperation und in jenem der Presseförderung. (Zwischenruf des Abg. Brosz.) Bei der Presseförderung wird massiv gespart, und ich glaube, das ist auch vernünftig.

Aber was mir beim Bundeskanzleramt-Budget noch auffällt, ist – und das ist wirklich anachronistisch –, dass dort noch immer die Autos der Landeshauptleute enthalten sind. Ich glaube, die Landeshauptleute oder die Länder wären durchaus in der Lage, sich das selbst zu bezahlen. Ich glaube, da sollte man einmal das Selbstbewusstsein der Länder auch in die Richtung hin fördern, dass sie das selbst bezahlen, wenn sie das Geld ausgeben. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt den Vorsitz.)

Aber im Wesentlichen, glaube ich, können wir bei den Obersten Organen mit dem vor­gelegten Budget zufrieden sein. Die einschneidenden Maßnahmen sind nicht groß. Auch die Maßnahmen beim Asylgerichtshof halten sich in Grenzen, sodass der Abbau dieses „Rucksacks“ mit Sommer gewährleistet ist. Und das war, glaube ich, das Ziel der Einführung dieses Gerichtshofs, nämlich die rückständigen Verfahren aufzuarbeiten.

Ich glaube, im Großen und Ganzen ist es bei den Obersten Organen gelungen, ein doch sparsames, aber sehr wirksames, für die Gerichtshöfe unmerkbares Sparprogramm zu gestalten. (Beifall bei der SPÖ.)

0.36


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Scheib­ner. – Bitte.

 


0.36.25

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Meine Damen und Herren! Zu Beginn etwas Positives: Die Rede des Abgeordneten Molterer hat sich von den Beschönigungsversu­chen der anderen Regierungsredner heute, aber auch schon in den letzten Wochen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 36

sehr angenehm abgehoben. Ich bin nur sehr gespannt darauf, was die ÖVP einbringen wird, um genau diesen Missstand zu beseitigen, den er richtigerweise angesprochen hat.

Es war ja für uns in den letzten Wochen und Monaten unerträglich, auf der einen Seite darüber zu diskutieren, wie bei den kleinsten Institutionen eingespart werden muss: bei der Bildung, bei der Wissenschaft, bei wissenschaftlichen Organisationen, bei der Ent­wicklungshilfe, bei der Sicherheit des Landes, bei den Familien, bei den Förderungen in vielen Bereichen – und auf der anderen Seite schlagen wir die Medien auf, und es kommt uns ein Regierungsinserat nach dem anderen entgegen. Dabei haben gerade jene Ressorts, die besonders viel über Einsparungen jammern, besonders viele Insera­te und Beilagen in diesen Zeitungen geschaltet.

Es ist wirklich ein Unding, wir brauchen diese Informationen nicht! Selbstverständlich, dass das Sozialministerium über Pensionsregelungen informieren soll, gut, überhaupt keine Frage, dass, wenn es irgendetwas Neues gibt, darüber berichtet wird. Aber wirk­lich nur, weil man anscheinend eine positive Berichterstattung in anderen Bereichen haben möchte, seitenlang das Konterfei der Minister zu publizieren, das ist wirklich un­erträglich und gehört abgestellt oder zumindest transparent gestaltet, damit man sieht, wofür das Steuergeld in diesen Bereichen ausgegeben wird. (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Dr. Rosenkranz.)

Herr Staatssekretär! Sie sind ja auch dafür verantwortlich. Sorgen Sie dafür, dass die Regierungsmitglieder durch ihre Arbeit in die Medien kommen, aber nicht mit bezahl­ten Inseraten!

Das Budget ist vorgelegt worden – verspätet, per Verfassungsbruch. Wir haben eine Belastungslawine für die Bevölkerung zu verkraften, wichtige Strukturreformen sind versäumt worden. Der Rechnungshofpräsident sitzt heute hier. Er hat einen ganzen Katalog an Einsparungen ausgearbeitet, etwa im Verwaltungsbereich. Wir haben sehr viel darüber diskutiert, aber alles ist am Veto der Landeshauptleute gescheitert.

Nur wenn es darum geht, das Geld, das der Bund einhebt, wieder auszugeben, da sind die Länder großartig und voran, bei der Kontrolle haben sie es nicht so gerne. Wir hät­ten gerne, dass der Rechnungshof nicht nur noch stärker prüfen kann, sondern dass er auch eine begleitende Kontrolle bei Projekten sowohl vom Land als auch vom Bund machen kann. Dann würden viele Dinge, die wir im Nachhinein kritisieren, vielleicht gar verhindert werden.

Beim „Parlament“ haben wir darüber diskutiert, auch im Ausschuss. Übrigens, Herr Staatssekretär, das muss ich Ihnen auch noch sagen: Es waren sehr lustlose Aus­schussberatungen vonseiten der Regierungsvertreter, auch bei den „Obersten Orga­nen“. Viel Information hat man da nicht bekommen. Man hat so den Eindruck gehabt, dass das eine lästige Pflichtübung ist. Gerade das Parlament sollte fit gemacht werden, um hier auch Gesetze zu produzieren: nicht nur darüber abzustimmen, wie wir es jetzt gehabt haben, sondern dass man eben selbst mit einer ordentlichen Legistik hier Ge­setze entstehen lassen und nicht nur beschließen kann! Das wäre auch eine gute Sa­che für die Zukunft.

Verfassungsgerichtshof und Verwaltungsgerichtshof sind grundsätzlich in Ordnung hin­sichtlich der Budgetierung. Bei der Bestellung der Mitglieder, vor allem beim Verfas­sungsgerichtshof, würden wir uns eine Änderung erwarten. Wir haben das jetzt wieder gesehen: Man kann ein Hearing abhalten über mehr oder weniger geeignete Kandi­daten, wir wissen aber, dass viele sich gar nicht melden, weil sie wissen, dass die Ent­scheidung woanders als hier im Parlament getroffen wird. Und das ist sicherlich nicht positiv für die Qualität auch der obersten Gerichtshöfe.

Meine Damen und Herren, wir treten jetzt ein in die Detaildebatten eines Budgets, das leider keine Antworten auf die Fragen der Gegenwart und der Zukunft gibt. Da wird ra­


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senmäherartig eingespart, ohne wirklich Schwerpunkte zu setzen – und gerade bei der Zukunft, etwa bei der Bildung, aber auch bei der Sicherheit wird am meisten einge­spart. Ein Armutszeugnis für diese Bundesregierung, kann ich nur sagen. (Beifall beim BZÖ.)

0.41


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Staatssekretär Dr. Os­termayer. – Bitte.

 


0.41.08

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Josef Ostermayer: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Präsident! Herr Volksanwalt! Frauen Volksanwältinnen! Liebe Kolle­ginnen, liebe Kollegen! Ich werde es auf Grund der vorgeschrittenen Zeit kurz machen, ich habe das auch einigen hier versprochen.

Zu den Ausführungen des Abgeordneten Scheibner: Ich habe jede Frage im Aus­schuss beantwortet, ich habe auch versucht, jedes Detail zu beantworten – und über­dies haben wir anschließend sehr viele Fragen auch noch schriftlich beantwortet.

Ich möchte aber jetzt kurz ein paar Punkte zum Budget des Bundeskanzleramtes an­führen. Peter Wittmann hat schon gesagt, wir haben versucht, genauso wie die ande­ren Ressorts, ja mehr als manche anderen Ressorts zu sparen. Wir haben zwei Berei­che bewusst und dezidiert davon ausgenommen, nämlich die Frauenförderung und die Volksgruppenförderung. Dann blieben die anderen Bereiche über: die Parteienförde­rung, die Parteiakademie-Förderung, der Wahlkampfkostenersatz, wo wir gekürzt ha­ben, und die Presseförderung. Wir haben aber – ich gebe zu, das ist relativ schwer zu verstehen, weil viele Positionen zusammengefasst wurden – im gleichen Ausmaß bei der Öffentlichkeitsarbeit gekürzt. Bei der Presseförderung schaut es im Budget aber mehr aus, weil wir in der RTR, im Digitalisierungsfonds, Geld übrig hatten, Rücklagen hatten, die wir entnehmen und der Presseförderung zuführen.

Wir haben also nicht auf der einen Seite gespart und auf der anderen Seite erhöht. Durch Zusammenfassung verschiedener Budgetpositionen ist das nicht in dem Aus­maß ersichtlich, aber bei der Öffentlichkeitsarbeit ist um 3,6 Prozent gespart worden, und bei der Presseförderung ist insgesamt um 3,6 Prozent gespart worden.

Ich würde nur davor warnen – das wird ja immer wieder in den Raum gestellt –, Öffent­lichkeitsarbeit zu kürzen oder gar ganz streichen, denn ich hielte das für den Presse- beziehungsweise Medienstandort in Österreich für fatal, weil ich davon ausgehe, dass die Wirtschaft das nicht im gleichen Ausmaß kompensieren könnte. Und das hätte zur Folge, dass insgesamt den Medien in Österreich Geld entzogen werden würde. Wenn Sie mit einzelnen Vertretern sprechen, werden Sie erfahren, dass es in diesem Bereich nicht immer ganz leicht war, vor allem auch nicht auf Grund der Wirtschaftskrise.

Ich würde auch davor warnen und hielte es für ganz schlecht, zu glauben, dass sich Journalisten und Journalistinnen sozusagen per se kaufen lassen, wie das immer so „subkutan“ zu unterstellen versucht wird.

Insgesamt haben wir zumindest im gleichen Ausmaß wie die anderen Ressorts, ja so­gar mehr als manch andere Ressorts gespart. Wir reduzieren auch das Personal – es wird ja immer das Thema Verwaltungskostenreduktion angesprochen – im Bundes­kanzleramt, und zwar um 4,3 Prozent, und wir reduzieren auch die Repräsentations­ausgaben auf das Niveau von 2001. Das ist ungefähr die Hälfte von dem, was es 2004 bis 2008 gewesen ist.

Eine allerletzte Anmerkung zu dem, was bereits heute Vormittag hier angesprochen wurde, nämlich zu diesen 300 Projekten des Rechnungshofes. Wenn man sich dieses A 5-Heft des Rechnungshofes im Detail anschaut, sieht man, dass dort rund 315 Maß­


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nahmen angeführt werden. Von den 315 Maßnahmen sind es ungefähr 200, wo es um Effizienz- beziehungsweise Qualitätssteigerung geht. Bei 40 Maßnahmen steht bei den Anmerkungen dabei: Einsparungen. Und wenn Sie sich das Budget und die Budgetbe­gleitgesetze im Detail anschauen – in letzter Zeit ist relativ viel im Bereich der Landes­verteidigung öffentlich diskutiert worden –, dann sehen Sie, dass da sehr viele kleine Maßnahmen getroffen werden, die alle Verwaltungskosteneinsparungen beinhalten.

Eine letzte Anmerkung noch, und zwar etwas, was auch zum Bundeskanzleramt res­sortiert: E-Government ist ein sehr großes Verwaltungsreform-Projekt, das nicht jetzt begonnen, sondern schon vor längerer Zeit begonnen wurde. Vorige Woche hat EU-Kommissarin Kroes bekanntgegeben, dass Österreich in diesem Ranking, das im Rah­men der EU gemacht wird, wieder den ersten Platz eingenommen hat. Ich meine, das ist etwas, was man auch positiv hervorheben muss. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

0.45


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schitten­helm. – Bitte.

 


0.45.45

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Geschätzter Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Re­gierungsbank! Budgetpolitik ist in Zahlen gegossene Gesellschaftspolitik, das muss uns immer wieder bewusst sein, und das sollte auch im Rahmen dieser Debattentage immer wieder im Mittelpunkt stehen.

Das öffentliche Budget reflektiert die gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Prio­rität eines Staates, eines Bundeslandes, aber auch einer Gemeinde – und spiegelt gleichzeitig auch bestimmte gesellschaftliche Leitbilder wider; das ist ein ganz wesent­licher Punkt. Ich glaube, wir sind uns einig, wenn wir eines gemeinsam wollen als Leit­bild für unsere Politik, nämlich eine geschlechtergerechte Gesellschaft.

Das heißt aber auch, dass wir ein Gender-Budget brauchen, und ich weiß, das wird sehr oft belächelt und wird auch ein wenig hinterfragt, aber: Mit einem Gender-Budget können wir Maßnahmen, Möglichkeiten und Mittel ganz bewusst einsetzen, um beste­hende Ungleichheiten in der Haushaltsplanung – und die gibt es – hintanzuhalten.

Tatsache ist – das ist erfreulich, sehr geehrte Frau Bundesministerin –, dass im Bud-
get 2011 dieser Gender-Aspekt Berücksichtigung findet: ob das nun bei der Koordinie­rung und Unterstützung von Programmen zur Gleichstellung am Arbeitsmarkt erfolgt, durch eine spürbare Förderung von Frauenprojekten und Frauenberatungseinrichtun­gen, aber genauso durch verschiedene Maßnahmen gegen gesellschaftliche Benach­teiligung von Frauen, vor allem auch durch die Mitwirkung an der Konsolidierung und Weiterentwicklung von Strukturen zur Gewaltprävention und zum Opferschutz.

Da bin ich auch unserer Frau Bundesministerin Fekter sehr, sehr dankbar, denn in ih­rem Bereich ist der Präventionsbeirat angesiedelt, der immerhin für das Jahr 2011 437 000 € zur Verfügung hat, in diesem Jahr, im Jahre 2010, waren es lediglich 29 000 €.

Warum ist mir das so wichtig? – Weil wir ganz einfach Mittel in diesem Bereich brau­chen, wir brauchen finanzielle Ressourcen, die zur Verfügung gestellt werden müssen, denn die Interventionsstellen und Beratungsstellen sind ein wesentlicher Faktor, um zur Beruhigung der Situation beizutragen.

Wenn man bedenkt, dass allein im Jahr 2010, und zwar von Jänner bis September die­ses Jahres, 238 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren und 677 Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren Opfer von Gewalt geworden sind, und wenn man weiters bedenkt, dass im Jahr 2010, bis zum heutigen Tag, 180 000 Nächtigungen von Frauen außer


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Haus stattfinden mussten, damit sie in Sicherheit sind, von Frauen, die Schutz vor ei­genen Familienangehörigen in diesen Einrichtungen gesucht haben, dann ist ganz klar, dass dieser Budgetansatz ein richtiger und wichtiger ist. Ich bin daher auch sehr dank­bar dafür, dass da keinerlei Kürzungen vorgenommen wurden. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

0.48


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Herbert. – Bitte.

 


0.48.53

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Dazu, dass Bundeskanzler Faymann am vergangenen Sonntag in der „Pressestunde“ bekundete, dass er zwar in der Verwaltung sparen woll­te, aber keinesfalls bei der Bildung beziehungsweise bei den Lehrern und bei der Exe­kutive, kann ich nur sagen: Da hat er wahrscheinlich den Rahmen der in diesem Bud­get festgeschriebenen Verschlechterungen entweder nicht gekannt – oder er hat sie der Bevölkerung bewusst verschwiegen.

Es gibt nämlich ein ganzes Konvolut an Verschlechterungen, die der öffentliche Dienst durch dieses Budget zu erleiden hat, so beispielsweise die drastische Erhöhung des Pensionszugangsalters oder etwa die Verschlechterungen bei den Anrechnungszeiten, den Vordienstzeiten zur Pensionsanrechnung. Da geht es also um radikale Einschnitte, die nicht nur die Verwaltung, sondern jeden Beamten, jeden Verwaltungsbediensteten im öffentlichen Dienst treffen – und so natürlich auch alle Lehrer und alle Polizistinnen und Polizisten in unserem Land.

Besonderer Verlierer in diesem Budget ist aber, und das steht eindeutig fest, vor allem die Exekutive. Deren Bedienstete haben nämlich neben den allgemeinen Verschlech­terungen auch noch zahlreiche berufsspezifische Nachteile zu erleiden. Ich denke hier an die Einschnitte bei den Reisegebühren, aber auch an die Beschränkungen bei der Auszahlung von Zuteilungsgebühren und – und das ist ein besonderes Manko, ein be­sonderer Nachteil für diese Berufsgruppe – an die ersatzlose Streichung des § 83b Ge­haltsgesetz.

Da handelt es sich um die Rechtsschutzversicherung für Exekutivbeamte, eine Bestim­mung, die seinerzeit unter der FPÖ-Regierungsbeteiligung auf Initiative meiner Frak­tion, der FPÖ, in dieses Dienstrechtsprogramm aufgenommen wurde und die hier er­satzlos wieder gestrichen wird, wodurch unsere Polizistinnen und Polizisten seitens der Bundesregierung mehr oder weniger zum Freiwild willkürlicher Beschuldigungen erklärt werden.

Noch etwas zeigt dieses Budget deutlich: Es bedarf endlich berufsspezifischer dienst­rechtlicher Regelungen, die die Anforderungen und Aufgabenstellungen der einzelnen Berufsgruppen im öffentlichen Dienst klar und deutlich definieren. Bei den Lehrern wird es ja schon seit geraumer Zeit angekündigt, allerdings bis dato noch nicht umgesetzt. Aber ich denke, auch andere Berufsgruppen, nämlich speziell jene der Exekutive, aber auch des Militärdienstes, sind davon betroffen.

Aus diesem Grund darf ich folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Herbert und weiterer Kollegen

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 40

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat unverzüglich eine Regie­rungsvorlage zuzuleiten, welche auf ein die jeweiligen dienstlichen Anforderungen des Bundesheers und der Exekutive angepasstes Dienst- und Besoldungsrecht beinhaltet.“

*****

Ich denke, es ist an der Zeit, endlich nicht nur die lang geforderten dienstrechtlichen Fachbestimmungen bei den Lehrern, sondern auch das seitens der Exekutive schon seit langem geforderte Exekutivdienstrecht oder auch das beim Bundesheer dringend erforderliche Militärdienstrecht zur Umsetzung zu bringen. Damit könnten Sie Weitblick beweisen, meine Damen und Herren der Bundesregierung, mit dem vorgelegten Bud­get haben Sie es ja nicht getan – sehr zum Leidwesen des öffentlichen Dienstes. – Dan­ke. (Beifall bei der FPÖ.)

0.52


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Herbert und weiterer Abgeordneter betreffend jeweils eigenes Dienst- und Besoldungsrecht für Polizei und Bundesheer

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilli­gung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 10 – Bundeskanzleramt, in der Sitzung des Nationalrates am 21 Dezember 2010

„Ein neues Lehrerdienstrecht muss her!“, so wird es von den beiden Bundesministern Schmied und Heinisch-Hosek prolongiert.

Einer der Hauptgründe für ein neues Lehrerdienstrecht ist, dass es im Jahr 2013 eine Pensionsschwämme bei den Lehrern geben wird. Jedoch drängt sich der Verdacht auf, dass das Lehrerdienstrecht aus anderen Gründen geändert werden soll. Einer dieser Gründe scheint zu sein, und das ist wohl der Hauptgrund, dass damit die Umsetzung der Gesamtschule weiter vorangetrieben werden kann. Also ein Dienstrecht angepasst an ein neues Schulsystem.

Die Begründung, warum es kein jeweils eigens Dienst- und Besoldungsrecht für die Exekutive und für das Bundesheer geben soll ist, dass dies, laut der Frau Bundes­minister Heinisch-Hosek, zu teuer wäre und diese dienst- und besoldungsrechtliche Erneuerung mit der „im Bälde“ umgesetzten Verwaltungsreform geschehen wird.

Bei der Polizei verhält es sich bzgl. Der Pensionierungs-/Ruhestandsversetzungswelle nicht anders wie bei den Lehrern. Ab 2013 beginnt ein steigender Abgang durch Pen­sionierungen, der sich bis 2020 verschärfen wird. Schon ab 2013 kann die Polizei den Pensionsabgang durch Neuzugänge nicht mehr abdecken.

Beim Bundesheer ergibt sich durch die radikalen, vom Herrn Bundesminister für Lan­desverteidigung und Sport gewollten, Einsparungs- und Umstrukturierungspläne eine neue Situation, die ein rasches Handeln im Dienst- und Besoldungsrecht bedarf.

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 41

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat unverzüglich eine Regie­rungsvorlage zuzuleiten, welche auf ein die jeweiligen dienstlichen Anforderungen des Bundesheeres und der Exekutive angepasstes Dienst- und Besoldungsrecht beinhal­tet.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Wurm. – Bitte.

 


0.52.55

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minis­terin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Frauen Volksanwältinnen! Herr Rechnungshof­präsident! Herr Volksanwalt! Weitblick hat das Parlament bewiesen, indem es zwei Frauen als Volksanwältinnen ernannt hat. Der Quotenmann ist wirklich auch ein wun­derbarer Volksanwalt, aber es sind eben zwei Frauen und ein männlicher Volksanwalt.

Was auch noch zu bemerken ist – das hat mir sehr gefallen bei Durchsicht des Bud­gets, und so stelle ich mir auch Gender Mainstreaming vor –: dass die Volksanwalt­schaft sehr gut bestückt ist mit sehr vielen Frauen in ihrer Abteilung. Sie macht eine gute Arbeit, und auch das zeugt von und für Qualität. Herzlichen Dank auch dafür!

Doch nun zu meinem Hauptanliegen, das ist das Kapitel Frauen, Frauenpolitik. Hier wurde schon erwähnt, dass dieses Budget nicht gekürzt wurde, trotz Sparbudgets. Das ist gut und wichtig und richtig. Wenn – Frau Kollegin Schittenhelm hat es schon er­wähnt – so wichtige Einrichtungen wie Gewaltschutzzentren weiterhin in gleichem Aus­maß gefördert werden – und wir wissen, dass jede fünfte Frau von Gewalt betroffen ist und oft auch Kinder darunter leiden –, dann ist das gut, dann ist das wichtig.

Wenn wir erstmals Meldungen hören, dass der berühmte Gender Pay Gap, die Unter­schiede zwischen Männer- und Frauenlöhnen erstmals zurückgehen, dann, denke ich, hat das damit zu tun, dass der Nationale Aktionsplan schön langsam greift. Dass wir dann im Jänner ein Gesetz beschließen können, wo es um so etwas geht wie Einkom­menstransparenz, auch das ist eine wichtige zusätzliche Maßnahme, um dorthin zu kommen, wo wir hinwollen, und das ist zu mehr Geschlechtergerechtigkeit, auch im Bereich der Einkommen.

Dass durch dieses Budget jetzt Rahmenverträge geschaffen werden können, die über drei Jahre gehen, auch das ist wichtig für die Arbeit der Frauenberatungsstellen, für die Mädchenberatungsstellen, auch in ländlichen Bereichen. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Das weiß der Herr Kollege Hörl genau, wie wichtig das ist und wie oft wir die Länder unterstützen müssen, weil hier die Förderung vielleicht oft nicht ganz so fließt, wie wir sie gerne hätten, zum Beispiel in Tirol, Herr Kollege Hörl.

Und weiter in diesem Punkt Gender Budgeting: Gender Budgeting, schon 2009 in der Verfassung verankert, bedeutet, dass wir die entsprechenden Maßnahmen zu setzen haben, damit wir 2013 nicht nur auf Bundesebene, sondern auch auf Länder- und Ge­meindeebene entsprechend nachvollziehen können, dass Gelder für Frauen, für die Geschlechtergerechtigkeit entsprechend ausgegeben werden. Auch das, glaube ich, ist ein sehr wichtiges und notwendiges Ziel und Anliegen, das wir hier verfolgen.

Wir haben noch viel zu tun in der Frauenpolitik, doch sind wir auf dem richtigen Weg. Und dass hier nicht gespart wurde, das ist ein guter und richtiger Ansatz. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

0.56



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 42

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Mu­siol. – Bitte.

 


0.56.09

Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte KollegInnen! Sehr geehrte ZuhörerInnen! Das sieht man von der Hinterbank aus gar nicht, dass da noch Menschen so lange mit uns ausgeharrt haben. Sehr ge­ehrte VolksanwältInnen! Herr Präsident! Ich weiß nicht, ob ich jetzt sagen soll, schön, dass Sie zu dieser späten, oder, zu dieser frühen Stunde hier erschienen sind. Aber das ist wahrscheinlich eine Frage der Perspektive, ob man schon länger hier gesessen ist oder dazwischen vielleicht schon einen Vorschlaf getätigt hat.

Die Zusammensetzung dieser Bank (die Rednerin weist auf die Regierungsbank) freut mich jetzt besonders, weil hier durchaus AkteurInnen vertreten sind zu den Themen, zu denen ich kurz sprechen möchte. Das sind zum einen die VolksanwältInnen, die ja ein wichtiges Hilfsorgan des Nationalrates sind, aber vor allem eine wichtige Einrichtung für die Bürgerinnen und Bürger, wo aber für uns als ParlamentarierInnen durchaus im­mer anzumerken ist, dass die zahlreichen Berichte, die wir erhalten, und auch die zahl­reichen legistischen Vorschläge eigentlich für uns Vorschläge und Handlungsanleitun­gen sein sollten, hier Gesetzesänderungen vorzunehmen.

Leider muss man sagen – ich habe jetzt keine Prozentsätze im Kopf, das wissen Sie wahrscheinlich viel besser –, dass in allen Berichten, die zumindest ich bislang gelesen habe, hier dem Nationalrat ein eher schlechtes Zeugnis ausgestellt wird, wenn es um die Frage geht, ob dann die legistischen Vorschläge auch umgesetzt wurden. Ich er­innere zum Beispiel an das Unterhaltsvorschussgesetz und an viele andere Probleme, die Sie in jedem Bericht immer wieder formulieren, aber immer wieder kommt es dazu, dass hier keine Veränderungen vorgenommen werden.

Ähnlich, glaube ich, geht es dem Rechnungshof: großes Thema Verwaltungsreform. Da sind Sie ja fast das personifizierte mahnende Gewissen, durchaus auch öffentlich. Sie haben ja hier auch erst kürzlich wieder eine aktualisierte Liste vorgelegt, welche Bereiche die Arbeitsgruppe erarbeitet hat, in der Sie tätig sind, Herr Präsident. Da gibt es dann die Kategorie Auftrag, Problemanalyse, Experten, Vorbereitungsgremium, Endbericht, politische Entscheidung. Und wenn man sich diese Spalten ansieht, dann sieht man, dass Auftrag, Problemanalyse, Experten, Vorbereitungsgremium und End­bericht in fast allen Bereichen erledigt sind, die politische Entscheidung in ausschließ­lich zwei Bereichen von zahlreichen.

Das heißt, auch hier ist die Regierung säumig, auch hier ist die Mehrheit in diesem Haus säumig. Und dazu braucht man nicht länger zu reden, das wissen wir ja alle: Die Verwaltungsreform will nicht wirklich umgesetzt werden.

Dass die Frauenministerin hier sitzt, passt zum Thema Verfassungsgerichtshof. Wir haben ja – in der vorletzten Sitzung, glaube ich, war es – ein neues Mitglied des Ver­fassungsgerichtshofes bestellt, einen Mann, und damit wieder den bereits katastropha­len Frauenanteil im Verfassungsgerichtshof noch einmal gesenkt. Es sind jetzt 21,4 Pro­zent.

Wir haben damals in der Debatte, aber auch sozusagen hinter den Kulissen bespro­chen, dass ein derartiger Bestellungsvorgang, so wie er da passiert ist, nicht noch ein­mal passieren sollte. Ich erinnere daran: Von den, ich glaube, 18 KandidatInnen haben sich nur drei Frauen beworben, und von diesen drei Frauen hat dann eine noch die Kandidatur zurückgezogen. Das heißt, letztendlich standen zwei Frauen zur Wahl.

Da muss man schon darüber nachdenken, warum ist es so, dass Frauen in Öster­reich – und derer gibt es ja viele, die hier kompetent wären – nicht dieses Amt anstre­ben. (Abg. Mag. Wurm: Weil es schon davor zu wenig Frauen gibt!) Das ist eines der


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 43

Probleme. Da haben Sie recht, Frau Kollegin, dass es natürlich im Vorfeld, in der Wis­senschaft und in der Forschung, schon schwierig ist, dass Frauen hier Fuß fassen und dann die entsprechenden Stellungen einnehmen. Es gäbe diese schon, denen wird aber dann durchaus auch aus parteipolitischen Erwägungen – das muss man auch da­zusagen – angedeutet, dass die Wahl nicht auf sie fallen werde, sodass sie sich dann nicht getrauen, eine Bewerbung abzugeben, oder diese dann in letzter Minute zurück­ziehen.

Im Ausschuss haben wir auch über die Reform der Verwaltungsgerichtsbarkeit gespro­chen, wo ja demnächst eine Aussprache im Verfassungsgerichtshof ansteht, und ich hoffe, Herr Staatssekretär Ostermayer, dass das ein Programm ist, wo die Bundesre­gierung nicht vor den Ländern in die Knie geht, sondern wo Sie die durchaus sinnvollen Reformen, die Sie ja bereits im März dieses Jahres vorgelegt haben, auch tatsächlich in Verhandlungen mit den Ländern durchziehen. Ich appelliere an Sie, hier nicht vor den Ländern in die Knie zu gehen, sondern Nägel mit Köpfen zu machen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

1.01


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schenk. – Bitte.

 


1.01.39

Abgeordnete Martina Schenk (BZÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Das Frauenbudget beträgt 0,13 Promille vom Gesamtbudget, und mit diesem Budget kann man eigentlich auch die Ergebnisse und Lösungen der Frau­enpolitik in Österreich gleichsetzen, denn die bewegen sich auch im Promillebereich, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Positiv anzumerken gilt es, dass das Frauenbudget nicht gekürzt wurde. Hier ist aller­dings auch nicht viel zu kürzen.

Die Frauenpolitik ist eine Querschnittsmaterie. Das haben wir des Öfteren gehört, das steht auch im Regierungsprogramm. Nur, wir müssen Lösungen anbieten, und hier ist es Ihre Aufgabe, Frau Ministerin, Lösungen zu erarbeiten und Lösungen anzubieten. (Beifall beim BZÖ.)

Lösungen, meine sehr geehrten Damen und Herren, die den Alltag der Frauen leichter machen, Lösungen, die sicherstellen, dass Leistungen auch entsprechend belohnt und anerkannt werden, Lösungen, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Es wurde heute auch schon das Thema Gewalt angesprochen. Ich halte es für beson­ders wichtig in der Selbstbewusstseinsförderung der Frau, dieses Selbstbewusstsein auch mit Selbstverteidigungskursen zu fördern, weil eine Frau sich im Notfall dann auch selbst verteidigen kann, wenn sie über ein entsprechendes Selbstbewusstsein ver­fügt, und sich das Selbstbewusstsein auch bei Gehaltsverhandlungen positiv auswirkt.

Die Kinderbetreuungsangebote auszubauen, flexibler zu machen, beinhaltet auch für uns die Gestaltungsfreiheit respektive die Wahlfreiheit der Familien, dass sie ihr Kind entweder zu Hause betreuen oder eben in eine Kinderbetreuungseinrichtung geben. Eine weitere Lösung unsererseits wäre die Anerkennung von unbezahlter Familien­arbeit. Karenz, Kindererziehungszeiten und Pflege von Angehörigen sollen bei der zu­künftigen Gehaltseinstufung mit einberechnet und den Frauen angerechnet werden und so auch zu einer besseren Entlohnung führen. (Beifall beim BZÖ.)

Wenn wir schon bei der Entlohnung sind, würde ich anregen, wie wir das schon des Öfteren gemacht haben, beim Kinderbetreuungsgeld die Zuverdienstgrenze abzuschaf­fen und – Frau Ministerin, das haben Sie auch selbst in den letzten Monaten und Wo­chen gefordert – einen gesetzlichen Mindestlohn in der Höhe von 1 300 € brutto einzu­führen, das sind echte 1 000 € netto.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 44

Mit dem vorhandenen Budget, Frau Ministerin, haben Sie nicht viel Spielraum, das ist schon richtig, aber ich möchte an Sie appellieren, das vorhandene Geld sinnvoll und richtig einzusetzen. Ich darf nur daran erinnern, dass die Subventionen für die überlau­fenen Frauenhäuser gerade einmal 7 300 € betragen. (Ruf bei der SPÖ: Das ist Län­dersache! – Zwischenbemerkung von Bundesministerin Heinisch-Hosek.) – Nein, mit 7 300 € werden 16 Frauenhäuser österreichweit vom Bund gefördert, meine sehr ge­ehrten Damen und Herren. (Abg. Mag. Wurm: Das ist ohne die Kosten für die Mitarbei­terinnen!) Aber im Jahr 2010 wurden für Kampagnen, für Inserate 706 398 € ausge­geben, meine sehr geehrten Damen und Herren. 706 398 € für Inserate, für Kampag­nen! Hier hätten sicher Frauenhäuser mehr davon gehabt, wenn sie da eingesetzt wor­den wären. (Beifall beim BZÖ.)

Für Frauen 50 plus, die im Regierungsübereinkommen angeführt sind und für die Sie ja etwas machen wollten – genau nachzulesen auf der Seite 151 –, gibt es kein Geld. Hier ist im Budgetvoranschlag nichts vorgesehen. Stattdessen soll 2011 eine Preisver­leihung für geschlechterneutrale Werbung stattfinden. Dass das nicht kostenlos sein wird, davon kann ausgegangen werden, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Abschließend nochmal mein Appell an Sie, Frau Ministerin: Setzen Sie das Geld, das Ihnen zur Verfügung steht, richtig und sinnvoll ein!  Danke. (Beifall beim BZÖ.)

1.05


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin Heinisch-Hosek gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


1.05.45

Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst Gabriele Heinisch-Hosek: Herzlichen Dank, Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Staatsse­kretär! 4,3 Millionen Frauen zu vertreten ist, glaube ich, eine Sache, die uns alle an­geht, eine Sache, die alle Ressorts angeht – das Wort Querschnittsmaterie ist schon gefallen –, das heißt, Frauenpolitik zu machen ist Sache jedes Ressorts und sollte auch Sache jedes und jeder Abgeordneten hier im Haus sein.

Das heißt, wenn vorhin gelächelt oder sogar gelacht wurde über Begriffe, die gefallen sind, wie Gender Mainstreaming und Gender Budgeting, also Methoden und Strate­gien, um zu einer aktiven Gleichstellungspolitik zu gelangen, oder wenn hier gewitzelt und gescherzt wird, wenn das Wort Frauen fällt, dann denke ich, dass das Ausnahmen sind, die in dieses Haus eigentlich überhaupt nicht herein gehören und hier überhaupt nicht in diesem Sinn verbreitet werden sollten. (Beifall bei der SPÖ.) Aber das spricht für sich, denke ich, wenn manche dieser Ansicht sind. (Abg. Mag. Wurm – in Richtung der FPÖ-Abgeordneten –: Pubertär ist das! Pubertär seid ihr!)

Ich bin auch froh darüber – wie das VorrednerInnen schon gesagt haben –, dass das vergleichsweise kleine Budget gleich bleiben konnte, aber wie schon eingangs er­wähnt, geht es uns alle etwas an, dazu beizutragen, die Aufgaben und Herausforde­rungen, die im Regierungsprogramm stehen, auch zu erfüllen, und ich glaube, mit den Beschlüssen heute ist einiges schon gelungen.

Natürlich ist Frauenpolitik mehr, als nur zu schauen, dass der Nationale Aktionsplan sukzessive, Schritt für Schritt umgesetzt wird. Es gehört auch dazu, gemeinsam zu schauen, dass wir Frauen in Führungspositionen etablieren, dass Frauen in die Chef­etagen vordringen können, dass Frauen für gleiche Arbeit gleich viel verdienen, dass Frauen und Männer Beruf und Privatleben gut vereinbaren können, und so weiter und so weiter.

Immer nur Mängel aufzuzählen und kaum oder keine Gegenvorschläge zu bringen, das ist halt auch ein bisschen dürftig. Ich lade alle ein – alle, die sich zu Wort gemeldet ha­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 45

ben und vielleicht noch zu Wort melden –, mit mir gemeinsam daran zu arbeiten, dass wir Gleichstellung in Österreich auch leben und nicht nur davon reden und dann teil­weise nichts tun.

Zum öffentlichen Dienst zwei, drei Sätze noch. Natürlich freue ich mich, dass Sie alle heute mit den Budgetbegleitgesetzen unseren moderaten Gehaltsabschluss mit be­schlossen haben und auch die Dienstrechtsnovelle, die letztendlich bis 2014 an die 100 Millionen € an Einsparungen bringen wird.

Daher möchte ich mich bei allen, die mit mir verhandelt haben, bei den Sozialpartnern, bei der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, sehr herzlich bedanken, aber auch in diesem Sinne bei allen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes allgemein. Es sind an die 132 000, die hier sehr wohl mit vielen Aufgaben konfrontiert sind. Sie mö­gen zwar viele Erleichterungen haben, aber trotzdem haben sie, weil wir letztendlich weit über 2 000 Planstellen einsparen, mit weniger Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Gleiches oder mehr zu leisten. Dafür möchte ich mich abschließend bei allen sehr, sehr herzlich bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)

1.09


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Zanger gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


1.09.22

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Frau Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ja, wenn in einer Debatte über die Obersten Organe von zwölf Rednern sieben zum Thema Frauen sprechen, dann wissen wir, wer die obersten Or­gane im Staat Österreich sind. Und das ist ja etwas, was mich sehr begeistert. Sie ken­nen mich, Frau Kollegin Wurm, als Unterstützer und Förderer der Frauen, insbesonde­re dann, wenn es um die Frau als Mutter geht und um die Stellung der Frau als Mutter. (Beifall bei der FPÖ.) Hier bringen wir gleich einmal eine kleine Korrektur zu Kollegen Wittmann an, der von einem Sparpaket gesprochen hat. Das ist falsch! Es ist eindeutig ein Belastungspaket, ein Belastungspaket, das zu Lasten der Familien geht, genau jener, die wir im Staat am notwendigsten brauchen, die wir eigentlich fördern sollten angesichts der dramatischen demographischen Entwicklungen, die wir haben, und de­nen wir nicht das Geld aus den Säcken ziehen sollten. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber nun wirklich zu den Obersten Organen, konkret zum Rechnungshof: Der Rech­nungshof hat vor Kurzem eine Erweiterung seiner Prüfkompetenz erfahren, indem die Grenze, ab welcher der Rechnungshof Gemeinden prüfen kann, auf 10 000 Einwohner gesenkt wurde. Der Rechnungshof kann wirklich als beispielgebend gesehen werden, insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass er bereits jetzt elf Planstellen nicht besetzt und sie sozusagen vorreserviert hat. Er ist wirklich eine Institution, die auch für sich als beispielgebend gesehen werden kann, und ich hoffe, dass das in Zukunft so bleibt.

Generell: Ein Kontrollorgan sollte ja mehr an Einsparungspotenzial aufzeigen, als es selbst kostet. Das ist hier ganz eindeutig so. Wir sind froh und stolz darauf, dass wir einen Rechnungshof in dieser Form haben, und ich bin schon ganz gespannt auf den Peers-Bericht, den Sie, Herr Präsident, demnächst auch uns, glaube ich, vorlegen wer­den. Ich bin überzeugt davon, das wird ein ganz ausgezeichnetes Zeugnis für Sie und Ihre Mitarbeiter werden, und dazu gratuliere ich schon jetzt im Vorfeld.

Ich habe hier noch einen Entschließungsantrag einzubringen, denn es geht uns da­rum, die Prüfungen auch weiterzuentwickeln. Konkret geht es darum, dass, wenn der Staat Haftungen übernimmt, diejenigen Institutionen, für die der Staat geradesteht, ge­prüft werden können. Diesen Antrag bringe ich nun ein:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 46

„Der Nationalrat wolle beschließen:

‚Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Regierungsvorlage vorzulegen, die Prüf­kompetenzerweiterungen des Rechnungshofes zur Prüfung von Unternehmen, die vom Staat Unterstützung in Form finanzieller Zuschüsse oder Haftungsübernahmen erhal­ten, beinhaltet.‘“

*****

Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)

1.12


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Zanger und weiterer Abgeordneter betreffend Prüfkompetenzerwei­terung des Rechnungshofes

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Bewil­ligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 06- Verfassungsgerichtshof, in der 91. Sitzung des Nationalrates am 20. Dezember 2010.

Derzeit ist nach den Bestimmungen des B-VG nicht zweifelsfrei, ob dem Rechnungshof etwa bei der Übernahme von Haftungen durch den Staat eine Prüfkompetenz zu­kommt, wenn diese für Unternehmungen bzw. Privatrechtssubjekte übernommen wer­den.

Fest steht, dass öffentliche Mittel eingesetzt werden, und dieser Einsatz der Steuer­mittel in bedeutendem Umfang "Gebarung des Bundes" iSd Art. 121 Abs. 1 B‑VG dar­stellt.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Regierungsvorlage vorzulegen, die Prüf­kompetenzerweiterungen des Rechnungshofes zur Prüfung von Unternehmen, die vom Staat Unterstützung in Form finanzieller Zuschüsse oder Haftungsübernahmen erhal­ten, beinhaltet.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Zinggl. – Bitte.

 


1.12.36

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist nur eine Kleinigkeit, eigentlich ein Detail, aber es ist nicht ganz un­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 47

wichtig. Ich habe auch versucht, es im Ausschuss anzusprechen, aber leider war kein budgetverantwortliches Regierungsmitglied da. Ich möchte es daher jetzt anbringen.

Österreich hat 1987 die Anti-Folter-Konvention der UNO unterzeichnet. So eine Kon­vention hat nur einen Sinn, wenn es auch Prüfmechanismen gibt, also wenn die Insti­tutionen, die Menschen gegen ihren Willen anhalten, regelmäßig im Hinblick darauf ab­gecheckt werden, ob solche Folterungen vorkommen. Daher gibt es seit 2006 auch ein sogenanntes Zusatzprotokoll, das genau solche Prüf- und Inspektionsmechanismen vor­sieht.

Österreich hat sich auch mit dem Regierungsübereinkommen bereit erklärt, hier solche Mechanismen einzurichten, und das sollte und soll – der Ausschuss ist da ganz ein­deutig auf der gleichen Linie, quer über alle Parteien – bei der Volksanwaltschaft ein­gerichtet werden. Nur: Im Budget ist nichts dazu da! Da frage ich mich schon: Wieso eigentlich nicht?

Mag sein, dass es um keine großen Summen geht; es geht vielleicht um ein paar hun­derttausend Euro. Aber es ist allemal besser, so etwas zu budgetieren, und es bleibt am Schluss das Geld übrig, falls es doch nicht verwirklicht wurde, als es nicht zu bud­getieren und dann zu sagen, wir haben es nicht budgetiert, daher können wir auch Fol­ter-Überprüfungsmechanismen nicht verwirklichen, oder es nicht zu budgetieren und am Schluss das Budget zu überziehen. Daher hätte man durchaus, wenn man die Ab­sicht hat, das auch hereinnehmen können.

Das Gleiche gilt auch für die von uns allen immer wieder diskutierten Ausweitungen der Prüfkompetenzen der Volksanwaltschaft in Richtung ausgegliederter Verwaltungsein­richtungen der Straße, der Museen, der Universitäten, der Bahn und so weiter. Ich glaube, dass die Bevölkerung ein großes Interesse an dieser Ausweitung hätte, nicht nur aus rechtlichen Gründen, sondern durchaus auch aus ökonomischen, also budge­tären Gründen.

Ich brauche nur daran zu denken, dass beispielsweise die BIG Handymasten auf Schulen aufgestellt hat. Das ist nicht nur den Schülern, sondern auch den Eltern nicht sehr recht, daher – das ist bekannt – muss so etwas auch überprüft und beeinsprucht werden können. Dann geht es letztlich auch ums Geld, wenn nämlich diese Handy­masten wieder abmontiert werden. Dafür ist aber nichts budgetiert, und ich frage mich daher, ob diese Ausweitung überhaupt beabsichtigt ist. – Danke. (Beifall bei den Grü­nen.)

1.15


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Windholz gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


1.15.20

Abgeordneter Ernest Windholz (BZÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Rechnungshof und Volksanwaltschaft sind jetzt bei uns. Das passt irgendwie zu dem, was uns an Budget vorgelegt wurde. Es gibt viele, die sagen: Das ist ja nicht einmal verfassungskonform; verspätete Vorlage! Und es geht um viele Bereiche, die massiv getroffen werden, vor allem die Ärmsten.

Funktionieren tun der Rechnungshof und der Volksanwaltschaftsbereich vorbildhaft, und da komme ich zunächst auf die legistischen Anregungen der Volksanwaltschaft zu sprechen. Sie werden sich sicherlich noch alle daran erinnern können: Pflegegeld – was wurde da nicht alles versprochen! Es gibt taugliche Vorschläge, aber es wird bei diesem Budget nichts umgesetzt. Genau das Gegenteil wird exekutiert: Es wird für vie­le eine Verschlechterung geben!

Oder zum Rechnungshof: Wie oft haben wir hier schon über eine Ausweitung der Prüf­kompetenz debattiert! Ich nenne als Stichwort: Skylink. Was war das für ein Theater mit


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dieser Bundesregierung, wie lange wollte man das verhindern! Gott sei Dank hat diese Prüfung stattgefunden, mit dem bekannten Ergebnis.

Bei beiden Institutionen weiß man: Ihr seid – im Gegensatz zu dieser Bundesregierung – auf der Seite des Bürgers, und dafür dürfen wir uns hier wirklich bedanken. (Beifall beim BZÖ.)

Große Hochachtung vor Kollegen Molterer! Kollege Molterer hat hier als Vertreter einer Regierungspartei einen Bereich kritisch angesprochen. Ich habe schon den Eindruck: Je schlechter die Umfragewerte, desto massiver sind die Inseratenkampagnen. In Zei­ten, in denen alle geschröpft werden, ist das nicht hinnehmbar!

Herr Kollege Molterer, Sie haben uns jedenfalls mit Sicherheit an Ihrer Seite, wenn dem Geist eines Fünf-Parteien-Antrages nicht Rechnung getragen wird, dass man hier gesetzliche Regelungen herbeiführt. Das wäre auch etwas Gescheites gewesen, wenn Sie das im Rahmen dieser Budgetgesetze mit eingebracht hätten. Was Sie tun, meine Damen und Herren von der Bundesregierung, ist ein Hohn für alle, die geschröpft wer­den! (Beifall beim BZÖ.)

Ich darf noch ein bisschen den öffentlichen Dienst ansprechen, da die zuständige Mi­nisterin sich hier der Posteneinsparungen et cetera rühmt. Im öffentlichen Dienst gibt es viele, viele Leistungsträger, diese haben sich in einer solchen Situation erwartet, dass es endlich ein neues Dienstrecht und auch ein neues Besoldungsrecht gibt. (Zwi­schenbemerkung von Staatssekretär Dr. Ostermayer.) – Ja, ja, das haben Sie x-mal angekündigt – nichts davon ist zu sehen!

Ich sage Ihnen: Trauen Sie sich einmal darüber, Bundes-, Landes- und Gemeindebe­dienstete mit einem Recht auszustatten! Schaffen Sie Anreize, damit die Leistungs­träger einen besseren Stand innerhalb des Systems bekommen. Oder, wenn wir die Exekutive ansprechen, treffen Sie hier zusätzliche Regelungen für die besonderen Er­fordernisse in diesem Dienst! Ich denke hier auch an andere, die Befehls- und Zwangs­gewalt ausüben.

Sie sind in diesem Bereich alles schuldig geblieben, am besten ablesbar ist das im Be­reich der Lehrer. Diese Schul-Debatte haben Sie mit x Ankündigungen geführt; übrig geblieben ist, dass es vielleicht doch ein eigenes Dienstrecht für Lehrer gibt. Sie kön­nen sich ja nicht einmal mit Ihrem Koalitionspartner darüber einigen, wer die Hoheit be­kommen soll, ob es der Bund ist, ob es das Land ist. Das derzeitige Mischsystem ist das Schlechteste, was es gibt.

Und wenn Sie die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst loben: Sie ist in meinen Augen verantwortlich für das ständige Blockieren. Gewerkschaftspräsident Neugebauer hat eigentlich ausgesprochen, wie er die Dinge sieht. Ich sage Ihnen, ob es jetzt der Bund oder das Land ist, es wird jedenfalls besser werden. Nur Neugebauer sieht das anders, er sagt Ihnen: Am gescheitesten ist, es bleibt alles, wie es ist. – Das ist sicherlich der schlechteste Weg.

Das Budget, das Sie vorgelegt haben, ist alles andere als dazu angetan, hier Loblieder zu singen. (Beifall beim BZÖ.)

1.19


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Gartelgruber gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


1.19.48

Abgeordnete Carmen Gartelgruber (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kollegen! Vorab zum Frauenbud­get: Ja, es ist wirklich positiv zu bewerten, dass dieses Frauenbudget mit 10,115 Millio­


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nen € beinahe keine Kürzungen erfahren musste. Irreführend für mich ist aber die jet­zige Auflistung im Budget und die Bezeichnung dazu. Dies hat sich jetzt im Postenver­zeichnis eigentlich geändert.

Laut Voranschlag stehen ungefähr 5,3 Millionen € zur Förderung von Interventions- und Gewaltschutzzentren zur Verfügung. Was leider nicht möglich ist, ist, die Interven­tionsstelle für Frauen und Mädchen, die von Zwangsheirat betroffen sind, neu einzu­richten. Das haben wir leider nicht im Budget, und das ist aus diesen Mitteln auch nicht zu schaffen. Das ist sehr schade, weil wir genau wissen, dass gerade im Bereich der Zwangsverheiratungen immer größere Probleme in der nächsten Zeit auf uns zukom­men werden. Diese bestehen jetzt schon, und sie werden sich noch vergrößern.

Aber Probleme bestehen ja nicht nur mit den Zwangsverheiratungen oder mit der Inter­ventionsstelle, die nicht kommt, sondern Probleme haben auch Einrichtungen wie Frauenhäuser, bei denen die Kofinanzierung, besonders in einigen Bundesländern, nicht funktioniert. Die Basisförderung der Frauenhäuser fällt ja grundsätzlich in die Zu­ständigkeit der Länder, vom Bund, vom Bundesministerium für Frauen werden nur zu­sätzliche Förderungen vergeben. Kollegin Schenk hat das schon angesprochen. Das ist natürlich ein großes Problem, und langfristige Förderungsverträge wären in diesem Bereich sehr, sehr wichtig.

Ein weiterer Kritikpunkt ist auch die Höhe der Förderung. Wenn man bedenkt – auch da kann ich die Worte meiner Kollegin Schenk nur unterstreichen –, wie viele Mittel für Inserate und Kampagnen zur Verfügung gestellt werden, dass aber die Frauenhäuser und die Fraueninterventionsstellen nicht bedient werden, dann ist das sehr, sehr trau­rig. Die Bundesförderung für Frauenhäuser muss endlich auf eine solide Basis gestellt werden. Wir wollen deshalb auch den Bedarf von Frauenhäusern ermitteln und ihnen, wenn sie zusätzliche Mittel benötigen, diese auch zur Verfügung stellen.

Deshalb stelle ich folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst wird aufgefordert, eine Be­darfsprüfung bei den bestehenden Frauenhäusern durchzuführen und eine allfällige Er­höhung der finanziellen Unterstützung vorzunehmen.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

1.22


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Gartelgruber, Mag. Unterreiner, Mühlberghuber und weiterer Abge­ordneter betreffend Erhöhung der Förderung für Frauenhäuser

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­


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willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 10 – Frauen, in der 91. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010.

Frauenhäuser bieten Frauen, die Gewalt durch ihren Partner bzw. Ehemann erleben, und ihren Kindern eine sichere Wohnmöglichkeit, Schutz und Unterstützung. Zur Zeit gibt es quer über alle Bundesländer verteilt insgesamt 30 Frauenhäuser. Sie sind für alle Gewaltopfer offen. Die Adressen der Frauenhäuser sind aus Sicherheitsgründen anonym.

Die Basisfinanzierung der Frauenhäuser fällt grundsätzlich in die Zuständigkeit der je­weiligen Länder. Um die Beratung und Betreuung sowie die Nachbetreuung der von Gewalt betroffenen Frauen zu verbessern, werden aus den Förderbudgetmitteln der Frau Bundesminister finanzielle Unterstützungen nur bis jeweils € 7.500,- pro Frau­enhaus gewährt. Im Jahr 2009 bekamen nur 16 Frauenhäuser diese finanzielle Unter­stützung von Bundesseite.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst wird aufgefordert, eine Be­darfsprüfung bei den bestehenden Frauenhäusern durchzuführen und eine allfällige Er­höhung der finanziellen Unterstützung vorzunehmen.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Brosz. – Bitte.

 


1.22.58

Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Frau Präsidentin! Ich hoffe, dass die Abgeord­neten, die hier fotografiert werden, auch in Zukunft im Nationalrat verbleiben dürfen und nicht möglicherweise von Abschiebungen bedroht sind. (Abg. Ing. Westenthaler: Kriegen wir alle eine Kartei angehängt?) Schauen wir also einmal, was die Frau Bun­desministerin hier fotografiert! Aber eigentlich wollte ich zur Presseförderung sprechen. (Bundesministerin Dr. Fekter: Nein, Herr Brosz, Sie hätte ich nicht fotografiert!) – Mich nicht, immerhin; es sind ja noch andere zum Fotografieren da. (Abg. Dr. Graf: ... im EKIS drinnen! – Abg. Ing. Westenthaler: Wer weiß, was sie damit macht!)

Herr Staatssekretär Ostermayer, wenn Sie darauf hinweisen, dass das Budget so dar­gestellt ist, dass man es schwer nachvollziehen kann, dann stimmt das, was die Pres­seförderung betrifft, offenbar zumindest zum Teil. Dort steht drinnen, dass die Presse­förderung im Bereich der Vertriebsförderung in etwa um 1,5 Millionen € gekürzt wird. Mittlerweile haben Sie auch die Daten nachgeliefert, dass ein Teil davon durch Auflö­sung von Rücklagen wieder bedeckt wird.

Faktum ist dennoch, dass es in den nächsten Jahren zu einer spürbaren Reduzierung der Presseförderung kommen wird. Ich frage mich, wie Sie das dann machen werden. Wenn nämlich der Fonds ausgeräumt ist und nichts mehr zum Rüberschieben da sein wird, werden Sie die Mittel wieder irgendwie bereitstellen müssen. – Fotografierge­räusche im Hintergrund sind irgendwie ganz originell. (Bundesministerin Heinisch-Ho­sek: Im Vordergrund auch! – Weitere Zwischenrufe.) Vielleicht führen wir hier einmal die Fotoaktionen durch und machen dann weiter.

Faktum ist auf jeden Fall, dass hier ein Budgetloch auftaucht, und das werden Sie ir­gendwann wieder bedecken müssen. Das Geld, das jetzt nicht drinnen ist, muss dann,


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wenn der Fonds leer ist, wieder hereinkommen, und wie einfach das in Zeiten von Bud­getknappheit sein soll, schaue ich mir dann einmal an, wenn es so weit ist.

Faktum ist aber auf der anderen Seite, dass das Budget für Inseratenausgaben des Bundeskanzleramtes deutlich erhöht worden ist, wenn man sich die Budgetzahlen an­schaut. (Staatssekretär Dr. Ostermayer: Das ist falsch!) – Entschuldigung! Wenn man das Budget hernimmt und da steht drinnen: 3 Millionen € Budget im Vorjahr und jetzt 3,9 Millionen € Budget, dann können Sie mir dreimal sagen, dass das falsch ist. Fak­tum ist, die Budgetzahlen geben das her. Ob Sie irgendwelche Budgets zusammen­fassen, geht aus den Budgetzahlen schlicht und einfach nicht hervor, das ist auch nicht dort aufgezeichnet.

Nur, um es einmal anders darzustellen: Selbst wenn das so wäre, frage ich Sie noch immer: Wäre es denn nicht intelligenter, herzugehen und zu sagen, wir haben bei den Frauen nicht gekürzt, wir haben bei den Minderheiten nicht gekürzt, dann verzichten wir auch darauf, die Presseförderung zu kürzen, und nehmen den Betrag, den wir dort brauchen, aus den Inseratenausgaben und dem Inseratenaufwand des Bundeskanzler­amts?

Das würde nämlich dazu führen, dass es einen Anspruch auf Presseförderung gibt, dass sich die Medien auch darauf verlassen können, dass sie das Geld bekommen, und nicht davon abhängig sind, ob möglicherweise bei gewissen Zeitungen – sagen wir das einmal sehr vorsichtig – der Herr Bundeskanzler deutlich mehr geneigt ist, Geld in die Hand zu nehmen und dort zu inserieren, und bei anderen Zeitungen – und das war eigentlich massiv das Problem der Medienpolitik Faymann in den letzten Jahren – einfach sagt, dort inseriere ich schlicht und einfach nicht, weil die offenbar eine Bericht­erstattung haben, die ihm nicht wirklich zugutekommt.

Wissen Sie, was die Parteien machen, steht ihnen ja frei. Wenn Sie als SPÖ nur in der „Kronen Zeitung“ inserieren wollen, nur in „Österreich“ inserieren wollen, das können Sie ja machen. Aber als Bundeskanzler, der ja auch die Verantwortung hat, für Infor­mationsarbeit zu sorgen, die wohl dem ganzen Land irgendwie zugutekommen sollte, wenn es schon eine Information ist, die man irgendwie inserieren kann, da ist das etwas anderes, das hat wirklich einen Anspruch darauf, dass man nicht zusätzlich Medienpolitik macht, indem man als Bundeskanzler gewisse Medien herausnimmt und sie fördert und anderen gar nichts gibt. (Beifall bei den Grünen.)

Vizekanzler Pröll hat ja auch Inserate geschalten, mit denen wir nicht wirklich immer zufrieden waren, diese Baby-Inserate und ähnliche Dinge, die nicht sehr glaubwürdig waren, aber er hat zumindest sehr flächendeckend die Zeitungen gefördert, und man hat nicht sagen können, dass er gewisse fördert und andere nicht. Auch da wäre es mir recht gewesen, wenn wir generell dazu übergingen, mehr an Rechtsanspruch zu be­kommen und weniger an Inseratenausgaben, aber dort kann man zumindest nicht sa­gen, dass es eine klare Bevorzugung einzelner Medien gegeben hat.

Das ist etwas, was wir dem Bundeskanzler Faymann seit Jahren ankreiden, und wir werden auch in Zukunft sehr genau darauf achten, ob hier eine Änderung bei der Transparenz und Inseratenpolitik des Bundeskanzlers erfolgt. Ich würde ihm das wirk­lich empfehlen, weil das eigentlich einer Medienpolitik in einer entwickelten Demokratie unwürdig ist, dass man versucht, Medien in Form von Inseraten bei der Berichterstat­tung zu beeinflussen. Und dieser Vorwurf ist Werner Faymann zu machen. (Beifall bei den Grünen.)

1.27


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Mir liegen zu diesem Teil der Gliederung keine Wortmeldungen mehr vor.

Die Beratungen zu diesen Themenbereichen sind somit beendet.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 52

01.27.10UG 11: Inneres

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen nun zur Verhandlung der Unter­gliederung 11: Inneres.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mayerhofer. – Bitte.

 


1.27.37

Abgeordneter Leopold Mayerhofer (FPÖ): Von hinten? (Hinter dem Redner wird fo­tografiert.) Hoffentlich hat sie ein breites Objektiv, die Frau Minister. – Geschätzte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Man kann sich mit diesem Budget nicht einverstanden zeigen, insbesondere auch dann nicht, wenn es um die Belange des Inneren geht.

Beim Sachaufwand wird, wie man sieht, kräftig gespart, ohne zu bedenken, dass in nächster Zeit – ich befürchte, auch in Österreich – ein Verteilungskampf stattfinden wird, der sich selbstverständlich nicht nur in den Gemeindestuben, den Landtagen demokra­tisch abspielen wird, sondern der, wie man ja bereits deutlich sieht, auf der Straße aus­getragen wird, siehe Stockholm, Griechenland oder jüngst auch Rom.

Vorsorge wurde diesbezüglich keine getroffen. Die Sachaufwände wurden massiv ge­kürzt. Die Arbeitsbedingungen für die Polizistinnen und Polizisten werden von Tag zu Tag schlechter. (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Dr. Fekter.) – Ja, dafür kann ich Ihnen gleich einige Beweise bringen. Ihnen wird maximale Verfügbarkeit nach dem Muster einer Billa-Regalbetreuerin abverlangt, und das bei minimaler sozialer Absiche­rung zum Beispiel im Falle eines länger andauernden Krankenstandes.

Eines ist auch zu bedenken und zu bemerken: Wenn man die PIs besucht und in kolle­gialen Gesprächen erfahren muss, dass zum Beispiel Dinge, die im Budget abgebildet sind und von der Frau Minister öffentlich behauptet werden, etwa dass zum Beispiel bei den Überstunden nicht eingespart wird, nicht so sind, sondern dass auf jeder PI der dienstliche Auftrag besteht, Mehrdienstleistungen einzusparen, was tatsächlich we­niger Sicherheit zur Folge hat – wieder zum Nachteil der Bürger –, dann muss man sich die Frage stellen: Sagt die Frau Minister etwas anderes als tatsächlich geschieht? Machen die Herren Landespolizeikommandanten und die Generalmajore etwas, was ihnen nicht ausdrücklich aufgetragen wird?

Es stellt sich weiters die Frage: Verselbständigt sich ein Führungscorps, obwohl der politische Auftrag in eine andere Richtung geht? Ich war auf den PIs, Frau Minister, be­sonders im Mostviertel, und da wird mir das nach und nach und auf jeder PI nachge­wiesen, dass es so ist, wie ich es jetzt sage: Es werden keine Überstunden eingespart, um weiterhin dem Bürger Sicherheit zu bieten als Gegenleistung für seine Steuerleis­tung.

Selbstverständlich ist auch ein sinnvoller Einsatz der Mittel ein Anliegen der Opposi­tion. Dies ist genauso wichtig wie die Erfüllung der gesetzlichen Aufträge der Sicher­heitsexekutive und des Justizapparates. Damit wäre ich wieder einmal beim Fall Kam­pusch.

Wenn man dann nämlich im Zuge der Kampusch-Ermittlungen durch die absolut glaub­würdigen Aussagen des Dr. Rzeszut erfährt, dass offensichtlich Tausende Stunden an Ermittlungsarbeit für die Katz sind, weil Führungskräfte in der Justiz aus anderen Grün­den keine Lust verspüren, die polizeiliche Ermittlungsarbeit und das polizeiliche Ermitt­lungssubstrat in weitere zielführende Maßnahmen münden zu lassen, dann fragt man sich, wieso laut Aussagen des Herrn Dr. Rzeszut  die drei Mitglieder der Sicher­heitsexekutive, die monatelang in der Evaluierungskommission gewerkelt und dort eini­ges zutage gefördert haben, dann nach Hause geschickt wurden. Auch das ist ein be­dauerlicher Umstand.


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So sage nicht nur ich, dass diese ungustiösen Zustände und Umstände um den Fall Kampusch eine Steuergeldverschwendung der Sonderklasse sind. Solche Vorkomm­nisse kosten dem Land dermaßen viel Ansehen und vor allem viel Motivation der Poli­zeibediensteten. Diese Umstände müssen raschest aufgeklärt werden! (Beifall bei der FPÖ.)

Abschließend gibt es noch ein Ersuchen an die Frau Minister, nämlich sich mehr hinter die Polizei zu stellen. Polizisten brauchen Rückhalt durch die Politiker! (Beifall und Bra­vorufe bei der FPÖ.)

Knicken Sie nicht ein, wenn es in Österreich irgendwo eine haarige Amtshandlung gibt und einige Journalisten peinliche Fragen stellen! Stellen Sie sich hinter unsere braven und tüchtigen, hervorragenden Kriminalbeamten und unsere uniformierten Kräfte! Sie haben es sich verdient.

Da wir die Einkommenssituation unserer jüngsten Kollegen verbessern wollen, bringe ich jetzt folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mayerhofer, Vilimsky, Herbert und weiterer Abgeordneter betreffend bessere Entlohnung für Exekutivbedienstete in der polizeilichen Grundausbildung

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Entlohnung für Exekutivbedienstete in der polizeilichen Grundausbildung an jene der Verwendungsgruppe E2c, Gehaltsstufe 1, angeglichen wird.“

*****

Dann könnten Sie sich vielleicht eine sehr kostspielige Werbeaktion, wie sie in den Me­dien erfolgt, ersparen. (Beifall bei der FPÖ.)

1.32


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der eingebrachte Entschließungsantrag ist aus­reichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mayerhofer, Herbert, Vilimsky und weiterer Abgeordneter betreffend bessere Entlohnung für Exekutivbedienstete in der polizeilichen Grundausbildung

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 11 – Inneres, in der 91. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Das Budget des Bundesministeriums für Inneres für das Jahr 2011 weist im Bereich der Sicherheitsexekutive im Vergleich zum Budget 2010 in Plus bei den Personalkos­


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ten von ca. 12 Millionen Euro aus. Trotzdem ist es leider gelebte Praxis, dass Exekutiv­bedienstete in der polizeilichen Grundausbildung zu wenig verdienen, um eine Familie vernünftig erhalten zu können. Auch fehlen im ersten Jahr die Zulagen und Neben­gebühren die dies erleichtern würden.

Gemäß einer schriftlichen Anfragebeantwortung der Bundeministerin für Inneres aus dem Jahr 2009 werden alle Exekutivbediensteten gem. § 36 VBG 1948 für die Dauer der polizeilichen Grundausbildung als Vertragsbedienstete des Bundes mit einem Son­dervertrag für die exekutivdienstliche Ausbildung aufgenommen. Als Ausbildungsbei­trag gebührt ein Entgelt von monatlich 50,29 % des Gehaltes eines Beamten der Allge­meinen Verwaltung in der Dienstklasse V, Gehaltsstufe 2. Die Bestimmungen des
§ 8a Abs. 2 VBG (Sonderzahlung) sind anzuwenden. Über die in den §§ 16 und 22 VBG 1948 iVm den §§ 16, 17, 17a und 17b GebG 1956 vorgesehenen Vergütungen gebühren während der ersten 12 Monate des Vertragsverhältnisses keinerlei sonstige pauschalierten Zulagen und Nebengebühren.

Damit auch geeignete Interessenten mit Familie nicht von vornherein auf Grund der Entlohnung auf die Bewerbung und Ausbildung zum Exekutivbeamten verzichten müs­sen und damit ein größeres Spektrum an tauglichen Bewerbern vorhanden ist, sollte eine bessere Entlohnung für Exekutivbedienstete in der polizeilichen Grundausbildung gewährleistet werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Entlohnung für Exekutivbedienstete in der polizeilichen Grundausbildung an jene der Verwendungsgruppe E2c, Gehaltsstufe 1, angeglichen wird.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kößl. – Bitte.

 


1.32.59

Abgeordneter Günter Kößl (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Geschätz­te Damen und Herren! Kollege Mayerhofer, eines muss ich dir schon sagen: Du hast auf jeden Fall mit deiner Rede bewiesen, dass du dir das Budget überhaupt nicht an­geschaut hast. Du hast überhaupt keine Ahnung, was im Budget drinnen steht, denn bei der Sicherheit wird in diesem Budget überhaupt nicht gespart, das muss man klar und deutlich zum Ausdruck bringen. (Beifall bei der ÖVP.  Ruf bei der ÖVP: Genau!) – Das ist einmal Punkt eins.

Eines muss uns auch klar sein – und wenn du dir das Budget angeschaut hättest, dann hättest du es auch gesehen –, nämlich dass das Budget seit 2004 bis 2011 um 400 Mil­lionen € erhöht worden ist und es bis 2014 zusätzlich 115 Millionen € für die Sicherheit in Österreich gibt.

Also bei der Sicherheit wird überhaupt nicht gespart, es wird auch in den nächsten Jah­ren steigende Budgetzahlen geben. Das ist nun einmal klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, und ich möchte dir sagen, dass du dir das Budget überhaupt nicht ange­schaut hast. Das ist einmal ein Faktum. (Zwischenruf des Abg. Mayerhofer. Abg. Dr. Rosenkranz: Sie sind ... !)


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Wir haben gerade im Personalbereich eine Aufstockung von 18,2 Millionen €. Wir ha­ben 287 Millionen € für den Sachaufwand zur Verfügung. In diesem Sachaufwand sind natürlich auch die Cobra, also die Sondereinheiten, und das Bundeskriminalamt bein­haltet.

Wir haben auch in der Opfervorsorge Maßnahmen getroffen, und auch in der Präven­tion gibt es dementsprechende Mittel. Also es ist wirklich ein hervorragendes Budget, das von der Frau Bundesminister verhandelt worden ist und wodurch Polizeiarbeit mit hoher Qualität auch zukünftig gewährleistet sein wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Mit diesem Budget ist es auch möglich, die Modernisierung fortzusetzen, sowohl im Fuhrpark aber natürlich auch bei den technischen Einrichtungen. Für die Modernisie­rung der Dienststellen stehen im nächsten Jahr ebenfalls 10 Millionen € zur Verfügung. Das Geld wird für die Sanierung beziehungsweise auch für die Erneuerung von Dienst­stellen eingesetzt werden.

Generell wird es im Asyl- und Fremdenbereich sicherlich so sein, dass es durch das neue Bundesamt für Asyl und Migration eine raschere Abwicklung der Verfahren geben wird. Wir haben jetzt schon gesehen, dass wir sehr gut unterwegs sind, denn wir haben gerade in diesem Bereich eine Einsparung von 18 Millionen € erreichen können. Die­ses Geld, diese Einsparung ist ganz wichtig gewesen, weil wir es nun anders einsetzen können. (Zwischenruf der Abg. Mag. Korun. Abg. Ing. Westenthaler: Das steht noch nirgends im Budget!)

Also wir haben für 2011 ein ausgesprochen gutes Budget im Innenbereich zur Verfü­gung. Im Sicherheitsbereich gibt es keine Sparmaßnahmen, ganz im Gegenteil, da wird zusätzliches Geld eingesetzt, und wir können wirklich froh und stolz sein, dass auch zukünftig die hohe Qualität im Sicherheitsbereich gewährleistet ist. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

1.36


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Pilz gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


1.36.36

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Werte Kolleginnen und Kollegen! Schön, dass einige von den Regierungsparteien beim Budgetnachsitzen noch unter uns weilen. (Zwischenrufe bei der ÖVP. Ruf bei der SPÖ: Das sagst gerade du?) Ich erzähle ein­mal kurz aus dem Budgetausschuss:

Ich habe mir erlaubt, im Budgetausschuss die Innenministerin Folgendes zu fragen – es war nicht die schwerste Frage –: Sagen Sie einmal, wie viele Kriminalbeamte gibt es in dieser Republik? Sie wissen ja, wie viele Verbrecher und Verbrecherinnen es un­gefähr gibt. Wie viele Kriminalbeamte und -beamtinnen haben Sie, um die Verbrecher und Verbrecherinnen ordentlich verfolgen zu können?

Antwort der Innenministerin: Na ja, im Bundeskriminalamt haben wir so 800 plus, und in den Ländern haben wir, Daumen mal Pi, auch ein paar Hundert, ich glaube 250. (Ruf bei der ÖVP: Red nicht so einen Blödsinn! Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

So, ich habe mir das genau mitgeschrieben, und andere haben es auch gehört. Ich ha­be dann um die genauen Zahlen ersucht. Die 250 waren dann mehr als 2 500. Das ist keine Erfolgsbilanz der hinter mir sitzenden Innenministerin, sondern ich habe mir dann überlegt: Was ist eigentlich los (Abg. Kößl macht die Scheibenwischerbewegung), wo­für interessiert sich eine Innenministerin, die nicht einmal annähernd weiß, nicht einmal eine diffuse Vorstellung davon hat, über wie viele Kriminalbeamte sie in ihrem Ressort verfügt? (Bundesministerin Dr. Fekter: Sie haben die Wachkörperreform verschlafen!) Na wenn man nicht weiß, wie viele Leute man hat, dann weiß man auch nicht, was man


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tun kann. (Bundesministerin Dr. Fekter: Es gibt keine ... ! Sie haben die Wachkörperre­form verschlafen!)

Erstens: Bitte, Frau Bundesministerin, benehmen Sie sich hinter mir nicht wie in der Österreichischen Volkspartei, sondern wie im Parlament. Sie können sich ja nachher zu Wort melden. (Zwischenrufe bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Rosenkranz.)

Zweitens: Wenn man einmal wüsste, wie viele Kriminalbeamte und ‑beamtinnen man hat – das wäre eine wichtige Voraussetzung –, dann könnte man sich einmal überle­gen, wie man ihnen eine faire Chance verschafft, die wachsende Kriminalität in dieser Republik zu bekämpfen. (Bundesministerin Dr. Fekter: Nein, sie sinkt! Sie wächst nicht, sie sinkt um 10 Prozent!)

Hören Sie doch auf, hinter mir zu singen, denn durch Ihr Singen sinkt die Kriminalität mit Sicherheit nicht! (Rufe bei der ÖVP: Unerhört! Unruhe im Saal.) Also reden wir darüber, wie die Kriminalbeamtinnen und -beamten eine Chance bekommen, das Ver­brechen zu bekämpfen.

Ich nehme ein wichtiges Beispiel: die Automatenspielsucht. In Wien, und zumindest das werden Sie hoffentlich wissen, weist uns die Kriminalpolizei darauf hin, dass Automa­tenspielsucht in der Beschaffungskriminalität bereits ein größeres Problem ist als Dro­gensucht. (Zwischenrufe bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Rosenkranz.) Also muss man den Beamten und Beamtinnen da Unterstützung und eine faire Chance geben.

Was macht die Bundesregierung? – Sie legt diesem Nationalrat einen Gesetzentwurf vor, der beinhaltet, dass die Einsätze in Automaten-Casinos verzehnfacht werden und ein Spiel pro Sekunde möglich ist. Das heißt, erstmals ... (Abg. Ing. Westentha­ler: ... ist aber der Finanzausschuss zuständig!) – Sie haben recht, Herr Kollege Wes­tenthaler. Wir haben es im Finanzausschuss verhandelt. (Zwischenbemerkung von Bun­desministerin Dr. Fekter.) – Ich rede vom Parlament in seiner Gesamtverantwortung.

Junge Menschen können in einer Stunde 36 000 € verspielen. Ich bin zu Wiener Kri­minalpolizisten gegangen und habe sie gefragt: Ja wie wollt ihr das Verbrechen, die Beschaffungskriminalität in diesem Bereich bekämpfen, wenn ihr die jungen Men­schen, speziell jene aus schwierigen sozialen Verhältnissen mit wenig Ausbildung und wenig Berufschancen, diesen Automaten-Spielsalons und dem organisierten Glücks­spiel überlasst? Die Antwort der Kriminalpolizisten war: Wir haben, wenn wir von der Gesetzgebung und der Bundesregierung keine Unterstützung erhalten, diesen Kampf und diese Auseinandersetzung wahrscheinlich verloren.

Frau Innenministerin, ich habe kein einziges Mal von Ihnen gehört, dass Sie in dieser wichtigen Auseinandersetzung auf der Seite der Kriminalpolizei gestanden wären. Sie haben – so wie alle anderen Regierungsmitglieder – im Ministerrat einem Gesetz zuge­stimmt, von dem Sie gewusst haben, dass es die Kriminalität in Österreich fördert. Eine Innenministerin, die ihre Beamtinnen und Beamten unterstützt und wirklich ernsthaft Kriminalität bekämpfen will, dürfte so etwas nie tun!

Warum haben Sie das getan? Warum haben Sie sich für die Automaten-Mafia und ge­gen die Sicherheitsinteressen entschieden? – Weil es von Firmen wie Novomatic und anderen Geld für SPÖ, ÖVP und FPÖ gibt. (Abg. Neubauer: Frechheit!) Die Sicher­heitspolitik in dieser Republik kann gekauft werden, und sie wird gekauft – über Par­teispenden, über gekaufte Abgeordnete, über Inserate in der „Neuen Freien Zeitung“. (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.) – Na selbstverständlich!

Wenn weder die Innenministerin noch SPÖ, ÖVP und FPÖ die Menschen vor dieser Form der politisch geduldeten Kriminalität schützen, dann hat auch die beste Kriminal­polizei der Welt keine Chance. (Zwischenrufe bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Rosen­kranz.) Das ist unser Hauptvorwurf, Frau Innenministerin: dass Sie letzten Endes die


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Exekutive – und wir haben sehr gute Beamtinnen und Beamte in der Kriminalpolizei – in ihrem Kampf gegen die Kriminalität im Stich lassen (Abg. Neubauer: Legen Sie Be­weise vor!), dass Ihnen die Interessen Ihrer Partei, von der Parteienfinanzierung bis zum beherrschenden Parteibuch im Innenministerium, wichtiger sind als die Sicherheit der Menschen. (Zwischenrufe bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Rosenkranz.)

Solange für eine Innenministerin wie Sie die Sicherheit der Österreichischen Volkspar­tei wichtiger ist als die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher, so lange kann aus dieser Sicherheitspolitik nichts werden. (Ruf bei der ÖVP: Das glauben aber nur Sie!) Das ist mit ein wesentlicher Grund dafür, warum wir dieses Budget selbstver­ständlich ablehnen. – Danke. (Beifall bei den Grünen. Zwischenrufe bei der ÖVP.)

1.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordne­ter Fazekas. – Bitte.

 


1.43.33

Abgeordneter Hannes Fazekas (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Bei­de Debattenbeiträge – sowohl jener des Kollegen Pilz als auch jener des Kollegen Mayerhofer – haben wieder gezeigt, dass es gut ist, dass die österreichische Bundes­regierung für die Sicherheitspolitik in diesem Land verantwortlich ist. (Abg. Dr. Rosen­kranz: Also die zwei in einen Topf zu werfen ... !)

Wenn Sie das Budget darüber definieren, dass es in Europa soziale Unruhen geben könnte und in Österreich dafür nicht vorgesorgt ist, dann, so meine ich, haben Sie of­fensichtlich bei den Budgetdebatten heute nicht gut aufgepasst. Ich glaube, Österreich steht sehr gut da. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Die österreichische Sicherheitspolitik und Kriminalitätsbekämpfung darüber zu definie­ren, dass das Glücksspielgesetz und Novomatic dafür verantwortlich sind, geht meiner Meinung nach ebenfalls am Thema sehr weit vorbei. Daher bleibe ich dabei, dass einer der Schwerpunkte dieser Bundesregierung in ihrer politischen Arbeit auch die innere Sicherheit ist und daher der Kernbereich – nämlich die Kriminalitätsbekämpfung und die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit – in Österreich in guten Händen ist.

Mit diesem Budget wurde auch gezeigt, dass nicht überall gespart wird, sondern dass gerade dort, wo es notwendig ist – man denke an die Ausbildung, an zusätzliches Per­sonal, auch an Ausrüstungsgegenstände und vieles andere mehr –, Geld für die Krimi­nalitätsbekämpfung zur Verfügung gestellt wird. Das ist meiner Meinung nach der rich­tige Weg, und ich glaube, man kann auch in diesem Bereich diesem Budget wirklich zustimmen, weil es ein gutes Budget ist. Nur dadurch ist auch gewährleistet, dass die österreichischen Exekutivbeamtinnen und Exekutivbeamten für die Sicherheit der Bür­gerinnen und Bürger hervorragende Arbeit leisten. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

1.45


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Wes­tenthaler. – Bitte.

 


1.45.28

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! In einem Punkt muss ich Herrn Abgeordnetem Pilz sehr wohl recht geben (Ruf bei der ÖVP: ... dass Vollmond ist!), nämlich was die durchaus spürbare Ahnungslosigkeit die­ser Ministerin betrifft. Sie hat ja wirklich von wenig eine Ahnung, aber bei der Sicher­heitspolitik hat sie jedenfalls die Ahnungslosigkeit geradezu zum Prinzip erhoben, wie man auch im Innenausschuss gemerkt hat. (Ruf bei der ÖVP: Na geh!)


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Bundesministerin Fekter wollte uns als einzige Ministerin durch alle Ausschüsse hin­durch erklären, dass ein Budget eigentlich nur ein Nachschlagewerk für Minister ist – das ist interessant, das hat sie im Ausschuss eigentlich wortwörtlich von sich gege­ben –, ein Nachschlagewerk deshalb, weil sie die Kennzahlen nicht kennt und auch sonst das meiste gar nicht gewusst hat. Das ist interessant! (Zwischenrufe bei BZÖ und ÖVP.)

Ministerin Fekter ist wahrscheinlich auch die einzige Politikerin – oder zumindest eine der wenigen in diesem Land –, die noch immer von sinkender Kriminalität spricht. Das findet in ihren Broschüren, in ihren veranstalteten Statistiken statt, aber nicht in der Öffentlichkeit, nicht in der Wirklichkeit, denn da steigt die Kriminalität weiter. Und die­ses Budget tut dagegen überhaupt nichts, Herr Kollege Kößl! (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Dr. Strutz.)

Es nützt auch nichts, wenn Sie von der ÖVP sich als Schönsprecher dieser Ministerin und dieser Regierung hier ans Rednerpult stellen, aber überhaupt keine Ahnung ha­ben, wie es auf Polizeiposten zugeht, auf desolaten Polizeidienststellen, die Sie offen­bar gar nicht kennen. Das ist die Wahrheit! (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Sie sind so weit entfernt von der Wirklichkeit! Tun Sie nur so weiter, bleiben Sie der Schönsprecher der Regierung! Wir decken eher die Missstände auf.

Frau Ministerin, dieses Budget ist nicht nur ein sehr defensiver Ansatz – da kann man schon sagen, okay, es wird nicht viel gekürzt –, es wird auch keine offensive Bekämp­fung der Kriminalität angegangen. (Ruf bei der ÖVP: ... Polizeiposten!)

Was Frau Ministerin Fekter schon gar nicht schafft – das hat sie auch im Ausschuss nicht zustande gebracht –, sind Berechnungen über zusätzliche Exekutivbeamte, denn diese sind alle durch die Bank falsch. (Abg. Amon: ... aber lupenrein dargestellt!) Es geht sich hinten und vorne nicht aus mit Ihren versprochenen 1000 Polizisten mehr!

Herr Kollege Amon sitzt da schön in der ersten Reihe. Sie waren es, der wenige Tage vor der steirischen Landtagswahl in einer Aussendung den Steirerinnen und Steirern 300 Beamte mehr versprochen hat. – Nicht einen Einzigen gibt es bis heute mehr! Das war ein leeres Versprechen, denn es geht sich hinten und vorne nicht aus! (Beifall beim BZÖ.) In Wirklichkeit schwindeln Sie die Menschen an.

Aber was noch interessant war: Der Herr Finanzminister hat in seiner Budgetrede groß angekündigt – und alle, auch Herr Kollege Kößl, haben das gesagt –: Es kommt jetzt ein Bundesamt für Migration und Asyl. Im Ausschuss haben wir die Ministerin gefragt, wie das sein wird, wie das ausschauen wird. Sie hat erklärt, man werde bis Mitte des nächsten Jahres die grundlegenden Schritte gesetzt haben, das werde eingerichtet und umgesetzt. Sie hat uns lang und breit erklärt, was da jetzt alles kommen wird. (Zwischen­ruf der Abg. Mag. Wurm.)

Da haben wir gesagt: Frau Ministerin, wo steht denn das im Budget, dieses Bundesamt für Migration und Asyl? – Da hat sie keine Antwort mehr gehabt, weil nichts drinnen steht! Sie kündigen etwas an, das nicht budgetiert ist, und halten die Leute zum Nar­ren. Das ist in Wirklichkeit das, was Sie hier machen. (Zwischenruf des Abg. Amon.)

Im Budget steht nichts davon, es gibt keine budgetäre Vorsorge! Es gibt kein Bundes­amt für Migration und Asyl, denn wenn es das gäbe, dann gäbe es das zum Nulltarif, gratis – und das nimmt Ihnen überhaupt niemand ab, Herr Kollege Kößl, und auch nicht Ihnen, Frau Ministerin Fekter! Deswegen fordern wir Sie auf: Tun Sie etwas ge­gen die hohe Kriminalität! Verkünden Sie nicht dauernd die Mär von der sinkenden Kri­minalität, denn das stimmt einfach nicht, sondern tun Sie etwas gegen die Kriminalität und sorgen Sie dafür, dass wir auch mehr Exekutivbeamte bekommen!


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Was außerdem ganz falsch ist, Frau Ministerin – es ist zwar nicht Ihr Budgetbereich, aber es fällt in Ihren politischen Bereich hinein –, ist, dass in diesem Land Sozialhilfe an Terroristen ausbezahlt wird. Das gehört auch einmal gesagt. (Beifall beim BZÖ. Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist passiert, und das hat man bemerkt, als man hier einen Schläfer dingfest gemacht hat, der jahrelang von Steuergeldern, von Sozialhilfe gelebt hat – und die Regierung und die Ministerin schauen dabei zu. Das ist ein echter Skandal, und darum sollten Sie sich kümmern! Das ist Ihre Aufgabe und nicht Schön­sprechen und Schönreden, wie es Herr Kollege Kößl hier macht. (Beifall beim BZÖ.)

1.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Herbert. – Bitte.

 


1.49.31

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Kößl, Herrn Kollegem Mayerhofer zu unterstellen, er hätte sich mit dem Budget nicht auseinandergesetzt, ist eine Gering­schätzung eines Abgeordneten dieses Hauses, die absolut zurückzuweisen ist. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)

Herr Kollege Fazekas, wenn Sie meinen, es ist nicht zulässig, von politischen Vor­kommnissen in anderen Staaten auf eventuelle polizeiliche Einsätze im eigenen Land rückzuschließen, dann bin ich froh, dass ich nicht in dieser Welt lebe, in der Sie of­fensichtlich zu Hause sind – sicherheitspolizeilich nämlich –, denn es ist ein schwerer Fehler, keine Rückschlüsse auf die heimische Politik und auf die heimische Sicherheit zu ziehen. (Zwischenrufe des Abg. Dr. Rosenkranz.)

Alles in allem kann ich nur sagen, die Lobgesänge der Vertreter der beiden Regie­rungsparteien sind eher peinlich und eher eine gefährliche Drohung gegenüber unse­ren Exekutivbeamten, die trotz der widrigen Rahmenbedingungen, die ihnen seitens des Innenministeriums geboten werden, eigentlich gute, ja hervorragende Arbeit leis­ten. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Damit bin ich eigentlich schon bei der Sache, nämlich beim vorliegenden Budget, das ungeeignet ist, die sicherheitspolizeilichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Unsere Exekutive hat dabei wahrlich nichts zu lachen, weil dieses Budget an der Reali­tät leider vorbeigeht.

Ich darf daran erinnern, dass wir in einer Zeit leben, in der die Exekutive von Überstun­dendiensten förmlich explodiert, weil zu viele Einsätze durch zu wenige Beamte nicht mehr gewährleistet und gesichert werden können. (Abg. Amon: ... Kollegen keine Über­stunden abgelten wollen! Zwischenbemerkung von Bundesministerin Dr. Fekter.)

Wir haben außerdem die Situation, dass wir aufgrund der zunehmenden Überalterung im Exekutivbereich bis zum Jahr 2020 wahrscheinlich einen Personalkollaps erleiden werden. Diese Zahlen habe nicht ich erfunden, sondern das sagt eine Expertise des Bundeskanzleramtes aus dem Jahr 2007 für alle Berufsgruppen im öffentlichen Dienst, also auch für die Exekutive. Trotz dieser bevorstehenden dramatischen Entwicklungen im Personalbereich marschieren wir sehenden Auges in den sicherheitspolizeilichen Kollaps, weil wir so nicht einmal den Ausgleich des Personalabgangs bis 2013 sicher­stellen können.

Frau Innenministerin, ich darf Sie erinnern – und da bin ich derselben Meinung wie Herr Kollege Westenthaler, der das zuvor schon angesprochen hat –, Sie haben im Regierungsprogramm 1 000 Ausbildungsplätze pro Jahr und 200 Polizisten und Poli­zistinnen zusätzlich versprochen. Was entnehmen wir diesem Budget? Ganze 134 Plan­stellen zusätzlich! Das sind 66 Planstellen weniger, als Sie uns versprochen haben;


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von den Rahmenbedingungen im Sachaufwand, hinsichtlich derer vieles versprochen, aber nicht eingehalten wurde, will ich hier gar nicht reden.

Ich fordere also mehr Planstellen für unsere Exekutive, damit wir die Sicherheit unserer Bevölkerung sicherstellen können, und auch eine gerechte Abgeltung für diesen laten­ten Mehraufwand unserer Polizistinnen und Polizisten, die gerade auf Dienststellen mit hoher Mehrbelastung einen besonders schwierigen und aufreibenden Dienst zu vollzie­hen haben.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mayerhofer, Herbert, Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass es neben der Erhöhung der Planstellen zu einer Entlastung der durch übermäßige Über­stunden-Kommandierungen belasteten Exekutive kommt und eine eigene Belastungs­zulage für Exekutivbeamte, welche in Polizeidienststellen mit einer hohen Mehrbelas­tung eingesetzt sind, geschaffen wird.“

*****

Ich darf Sie einladen, meine Damen und Herren – auch der Regierungsparteien –, die­sen Antrag zu unterstützen. Es wurde schon oft eine sogenannte Mehrbelastungs- oder auch Ballungszentrumszulage von der Regierung versprochen, geschehen ist bis dato aber nichts. Ich denke, das ist ein guter Ansatz, einen neuen Anlauf zu nehmen. Geben Sie sich einen Ruck! Unsere Polizistinnen und Polizisten leisten hervorragende Arbeit, trotz der widrigen Umstände, die ihnen von dieser Bundesregierung geboten wer­den. Geben wir ihnen die erforderlichen Rahmenbedingungen, die ihnen dieses Budget leider nicht gibt! – Danke. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten des BZÖ. – Zwi­schenrufe bei der ÖVP.)

1.54


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Herbert, Mayerhofer, Vilimsky und weiterer Abgeordneter betreffend Entlastung und Besserstellung der Exekutive

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 11 – Inneres, in der 91. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Das Budget des Bundeministeriums für Inneres für den Bereich Sicherheitsexekutive ist in den letzten Jahren gestiegen. Im Budget für 2011 sinkt dieses Budget wieder leicht.

Die Bundesregierung ist gefordert, die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, da­mit die Exekutive im Kampf gegen die Kriminalität wirksam agieren kann. Dazu gehö­


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ren neben der Entlastung von Verwaltungstätigkeiten auch motivationsfördernde Maß­nahmen für die Polizei. Das beginnt bei klaren Unterstützungsaussagen durch die Politik im Falle polizeilicher Amtshandlungen und endet in der Ausrüstung und in einem Anreiz gebenden, gerechten Besoldungssystem.

Dem Landespolizeikommando Wien zum Beispiel stehen 4.584 Exekutivbeamte, über 700 Exekutivbeamte weniger, als es im Stellenplan vorgesehen, zur Verfügung. Ins­gesamt sind im Jahr 2009 im Bereich aller Landespolizeikommanden über 5,8 Millio­nen Überstunden angefallen. Die Polizei benötigt daher mehr Personal für die Vorbeu­gung, Bekämpfung und Aufklärung.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass es ne­ben der Erhöhung der Planstellen zu einer Entlastung der durch übermäßige Über­stunden-Kommandierungen belasteten Exekutive kommt und eine eigene Belastungs­zulage für Exekutivbeamte, welche in Polizeidienststellen mit einer hohen Mehrbelas­tung eingesetzt sind, geschaffen wird.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Ko­run. – Bitte.

 


1.54.38

Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Es sitzt die ÖVP doch durchgehend seit 24 Jahren in der Bundesregierung. Die ÖVP stellt seit zehn Jahren den Innenminister beziehungsweise die Innenministerin (Ruf: Das ist noch besser!), und die ÖVP hat über Jahrzehnte Migrations- und Integrationspolitik verschlafen.

Vor Kurzem ist die ÖVP aufgewacht und hat festgestellt, oje, es braucht Integrations­maßnahmen, es gibt Herausforderungen, es gibt auch Potenziale, die eigentlich zu nut­zen wären, oje, eigentlich sollte man etwas machen! Dann hat man pseudomäßig ei­nen sogenannten Nationalen Aktionsplan Integration aus dem Ärmel geschüttelt, mit Hunderten Maßnahmen, aber mit null Budget.

Die ÖVP gibt jetzt eine Bankrotterklärung – eine weitere Bankrotterklärung – in diesem Bereich ab, indem sie das Budget für Integrationsmaßnahmen, das ohnehin so gering war – auch im europäischen Vergleich sehr, sehr gering –, noch einmal kürzt.

Die ÖVP ist damit verantwortlich dafür, dass das Zukunftsthema Integration völlig an die Wand gefahren wird.

Sehr geehrte Damen und Herren, wenn die Herausforderungen und Probleme in den nächsten Jahren noch weiter anwachsen, wenn die Potenziale von zwei- oder dreispra­chigen jungen Menschen, die hier in diesem Land aufwachsen, weiterhin ungenützt bleiben, wenn in Österreich weiterhin ungefähr 50 Prozent der ausländischen Arbeits­kräfte deutlich unter ihrem Qualifikationsniveau arbeiten und damit nicht nur weniger verdienen, sondern auch weniger Steuern zahlen können, dann ist die ÖVP dafür ver­antwortlich und in zweiter Linie natürlich auch der Koalitionspartner, die SPÖ.

Übrigens, zu der einen Frage, die in den Raum gestellt wurde: Wer sagt das? – Das sagt zum Beispiel August Gächter vom Institut für Höhere Studien und von der Univer­


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sität Wien. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Nein, es ist nicht nur unglaublich, sondern googeln Sie einfach den Namen August Gächter, googeln Sie das Institut für Höhere Studien, dann werden Sie diese Studie von ihm finden, wo er das mit Zahlen und Be­weisen belegt. Das können Sie sich dann einfach anschauen, dann werden Sie hof­fentlich nicht mehr sagen, dass es unglaublich ist.

Ich habe die Innenministerin im Budgetausschuss befragt, wie sie denn die anstehen­den Herausforderungen im Bereich des Zusammenlebens meistern will, wenn sie doch das Budget für Integrationsmaßnahmen weiterhin kürzt. Und die interessante Antwort, die sie gegeben hat, war: Na ja, dann kommen halt NGOs bei Integrationsprojekten zum Zug, die mehr Eigenmittel mitbringen. Auf gut Deutsch bedeutet das, dass das jetzt auf die Zivilgesellschaft abgewälzt wird. Die NGOs sollen gefälligst Spenden in der Bevölkerung sammeln und sollen gefälligst diese Spenden zur Verfügung stellen, damit Integrationsarbeit gemacht werden kann, damit Deutschkurse angeboten werden kön­nen, damit Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für hier lebende, hier arbeitende Men­schen gesichert werden können.

Sehr geehrte Damen und Herren, langsam müssen wir uns fragen, warum wir eigent­lich als Bürgerinnen und Bürger überhaupt Steuern zahlen, wenn das nicht für sinnvolle Integrationsarbeit verwendet werden soll. Warum sollen wir als Bürgerinnen und Bür­ger einerseits Steuern zahlen und ein Gemeinwesen weiterhin aufrechterhalten und fi­nanzieren und gleichzeitig und zusätzlich an NGOs, an zivilgesellschaftliche Organisa­tionen, spenden, damit eigentlich staatliche Aufgaben, Aufgaben der Kommunen, Auf­gaben der Bundesländer von diesen NGOs aus Spendengeldern finanziert werden kön­nen? (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Was bleibt eigentlich dann von unserem Gemeinwesen übrig? Was bleibt eigentlich von der Flüchtlingsbetreuung übrig, wenn immer mehr bei den Dolmetscherkosten ge­spart wird? Wie will diese Innenministerin, die angeblich eine Menschenrechtsminis­terin sein will, ein faires Asylverfahren garantieren, wenn Dolmetscher im Asylverfahren fehlen? Es soll ja auch an Dolmetscherinnen und Dolmetschern gespart werden.

Wie wollen diese Innenministerin und diese Bundesregierung wie versprochen die Asylverfahren schneller machen, wenn bis zum Jahr 2014 25 Prozent des Personals des Asylgerichtshofes abgebaut werden sollen? – Das sind Fragen, bei denen Sie uns die Antworten schuldig bleiben.

Ich sage noch einmal: Dieses Budget ist in vielen Bereichen, auch im Integrations- und Menschenrechtsbereich eine Bankrotterklärung, und das wird sich rächen. Und Sie allein, die ÖVP und die SPÖ, tragen dann die Verantwortung für das Versagen in die­sen Politikbereichen. Wir werden Sie bei jeder Gelegenheit daran erinnern, denn Sie verspielen die Zukunft unseres Landes. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

2.00


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort hat sich nun Frau Bundesministerin Dr. Fekter gemeldet. – Bitte.

 


2.00.38

Bundesministerin für Inneres Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Nach dem Bud­getausschuss hat mein Haus 50 Fragen binnen vier Tagen zu beantworten gehabt. Selbstverständlich haben wir die Antworten auf diese 50 Fragen innerhalb von vier Ta­gen dem Parlament prompt geliefert. Darunter war auch die Frage, wie denn der Natio­nale Aktionsplan für Integration gefördert wird. Aber, Frau Korun, Sie haben diese Be­antwortung wahrscheinlich nicht gelesen! Sie haben zwar zuerst die Frage gestellt, aber dann war es Ihnen wurscht! Ansonsten könnten Sie nicht so falsche Dinge von sich ge­ben, wie Sie es gerade vom Rednerpult aus getan haben! (Beifall bei der ÖVP. – Zwi­schenruf der Abg. Mag. Korun.)


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In dieser schriftlichen Fragebeantwortung haben wir Ihnen im Detail aufgeschlüsselt, dass für die Integrationsmaßnahmen, für den Nationalen Aktionsplan mehr Geld zur Verfügung steht, nämlich plus 200 000 €, im Handlungsfeld Sprache und Bildung kon­kret 2,9 Millionen €, im Handlungsfeld Arbeit und Beruf 1,2 Millionen €, im Handlungs­feld Rechtsstaat und Werte 600 000 €, im Handlungsfeld Gesundheit, Soziales – und ich bin nicht der Gesundheitsminister! – auch immerhin noch 100 000 €, im Hand­lungsfeld Interkultureller Dialog 1,1 Millionen €, im Handlungsfeld Sport und Freizeit 120 000 € – und ich bin nicht der Sportminister!

Wir haben Ihnen das schriftlich im Detail mitgeteilt, und Sie stellen sich hier heraus und behaupten genau das Gegenteil, weil Sie es nicht der Mühe wert gefunden haben, sich anzuschauen, was wir Ihnen innerhalb kürzester Zeit übermittelt haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Dasselbe gilt für die Dolmetschkosten. Die Dolmetschkosten sind mit über 20 Millio­nen € veranschlagt. Und Sie haben heute mit dem Budgetbegleitgesetz auch beschlos­sen, dass über das Justizressort und die Bereitstellungsagentur, nämlich die Personal­bereitstellungsagentur des Justizressorts, Dolmetschleistungen auch dem Innenressort zur Verfügung gestellt werden. – Haben Sie das auch nicht gelesen, Frau Korun? (Zwi­schenruf der Abg. Mag. Korun.) Ansonsten könnten Sie auch diesen Unsinn nicht von sich geben! Die Mittel zur Abdeckung der Dolmetschkosten werden wir selbstver­ständlich gemeinsam mit dem Justizressort zur Verfügung stellen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist schon 2 Uhr früh, und Vollmond ist auch, habe ich vernommen. (Ruf bei der SPÖ: Und die Tage werden immer länger!) Darauf wird wohl zurückzuführen sein, dass auch die Kollegen Westenthaler und Pilz Unsinn von sich gegeben haben. (Zwischen­rufe.)

Es ist nämlich die Kriminalität nicht gestiegen, sondern ganz im Gegenteil im Jahr 2010 wirklich signifikant gesunken. Die Gesamtkriminalität ist um 10 Prozent gesunken, die Zahl der Einbrüche in Einfamilienhäuser ist um 40,9 Prozent gesunken, die Zahl der Diebstähle von Kraftfahrzeugen ist um 51,9 Prozent gesunken, die Zahl der Lkw-Dieb­stähle ist um 72,53 Prozent gesunken. (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist Mitzis Phanta­sieland! Mitzi Sackbauer!)

Wenn Sie sich hier herausstellen und sagen, die Kriminalität steigt, dann muss ich sa­gen, da haben Sie etwas verschlafen, Herr Westenthaler, denn die Kriminalität ist wirk­lich rückläufig! Das ist uns mit den Maßnahmen der Polizei gelungen, und darauf bin ich stolz! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Ing. Westenthaler: Fragen Sie mal die Menschen!)

2.05


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Hagen. – Bitte.

 


2.05.08

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Die Frau Innenminister hat schon recht, dass die Krimi­nalitätsrate derzeit niedriger ist. Das liegt daran, dass jetzt einige Banden erwischt wor­den sind, die in Österreich ihr Unwesen getrieben haben. Aber es kommen neue, die Tendenz ist jetzt wieder steigend, und der muss man entgegenwirken, Frau Minister! So muss man es richtig machen.

Kollege Kößl hat hier darüber jubiliert, wie toll denn das Budget für das Innenministe­rium sei. Ich gebe Ihnen recht, es ist sicher ein Vorteil gegenüber anderen Ministerien, dass hier nicht sehr viel eingespart worden ist, aber – jetzt kommt das Aber, hören Sie mir gut zu! –: Da sind nicht wirklich große Risse gemacht worden.

Sie können sich erinnern: Ich habe hier vor einigen Monaten einmal darüber gespro­chen, dass beim Fuhrpark der Polizei eingespart wird. Genau das passiert jetzt. Die Aus­


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rüstung geht zurück in diesem Bereich, wobei da sicherlich am falschen Ort gespart wird. Damit wird die Einsatzfähigkeit der Exekutive geschwächt und nicht gestärkt, mei­ne Damen und Herren.

Ich möchte auch noch auf diese 1 000 Beamten zurückkommen, die hier immer wieder angesprochen wurden: 2009 bis 2013 1 000 Beamte mehr. Das soll heißen, seit 2009 haben wir jetzt 200 Beamte mehr bekommen. Wir haben jetzt bis 2011, also für das nächste Jahr, 134 zusätzlich, das sind insgesamt 334 Beamte zusätzlich. Die Proble­matik liegt darin, dass zu wenig Ausbildungsstätten zur Verfügung stehen, um Beamte herzubringen.

Aber, und da bin ich jetzt beim Punkt, das hat Kollege Mayerhofer vorhin schon ange­sprochen: Ein großes Problem sind erstens die Überstunden, die die noch vorhande­nen Beamten leisten müssen, weil zu wenig Beamte da sind, zur Verfügung stehen. Wenn ich dann als Exekutivbeamter für Nachtdienste, für Wochenenddienste und für Werktagsdienste pro Überstunde im Schnitt 7 € netto bekomme, dann muss ich sagen, jede Putzfrau erhält mindestens 10 €. Da muss ich fragen: Was ist dieser Regierung die Polizeiarbeit wert, meine Damen und Herren? (Beifall beim BZÖ und bei Abgeord­neten der FPÖ.)

Frau Minister, wenn Sie mir im Ausschuss erklären wollen, dass die Beamten diese Überstunden freiwillig leisten, dann kann ich nur Folgendes dazu sagen: Ja, es gibt einen gewissen Prozentsatz von Beamten, der freiwillig Überstunden macht, und zwar sehr viele. Aber diese Leute sind aus finanziellen Gründen dazu gezwungen! Das liegt daran, dass die Exekutivbeamten ein sehr geringes Grundgehalt haben und dieses nur mit entsprechenden Überstunden und Nebengebühren auffetten können, um ihr und ih­rer Familien Überleben sichern zu können. (Beifall beim BZÖ.) Und das ist der falsche Weg!

Wenn Sie hier etwas richtig machen wollen – es liegt nicht nur an Ihnen persönlich oder an Ihrem Ressort, es liegt auch an anderen Ressorts in dieser Regierung –, dann sorgen Sie dafür, dass die Beamten ein ordentliches Gehalt, ein All-inclusive-Gehalt haben, damit sie nicht mehr so viele Überstunden machen müssen und wie in Deutsch­land und anderen Staaten ausgeruht zum Dienst gehen können! Sie sollten aber nicht, wie es öfters der Fall ist, 80, 90 oder 100 Stunden in der Woche machen müssen, um den Dienstbetrieb aufrechtzuerhalten. Dann sind diese Beamten erschöpft und deshalb nicht richtig einsatzfähig. Das ist der falsche Weg! Da muss angepackt werden!

Zum Schluss möchte ich noch etwas ansprechen: Kollege Mayerhofer hat vorhin den Antrag betreffend den Nachwuchs gebracht. Wir haben ein großes Problem. Wenn wir nicht ordentlich investieren, werden wir keine Leute bekommen. Fakt ist nun einmal, dass jemand, der eine Lehre absolviert hat und Exekutivbeamter werden möchte, zu­sätzlich vielleicht noch eine Familie zu ernähren hat, von 900 € brutto nicht leben kann! Das ist der Punkt, an dem das scheitert. Deswegen werden Sie kein ordentliches Per­sonal bekommen, wenn Sie kein Geld in die Hand nehmen. (Beifall beim BZÖ.)

Da müssen Sie in die Zukunft investieren, Frau Ministerin. Und ich gebe Ihnen den Tipp: Gehen Sie einmal hinaus, reden Sie mit den Leuten, dann sehen Sie, was wirk­lich geschieht! – Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)

2.09


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Neu­bauer. – Bitt


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 65

e.

 


2.09.17

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Vor zwei Tagen hat sich in Linz etwas ganz Bemerkenswertes ereignet. Sozialdemokratische Personalvertreter der Polizei haben sich in einer Art Hil­feschrei an die Öffentlichkeit gewandt und dort genau das gefordert, was wir vielfach in Sitzungen des Innenausschusses bereits im Vorfeld gefordert hatten, nämlich dass die Frau Bundesministerin Fekter ihre anlässlich der letzten Wahlen in Oberösterreich ge­machten Zusagen zur Installierung von zusätzlich 400 Beamten endlich einhält, weil mit dem derzeitigen Bestand in Oberösterreich nicht mehr das Auslangen gefunden wer­den kann, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Und das ist wirklich bemerkenswert, denn das ist auch das, was heute in der Früh Herr Kollege Plessl von der SPÖ ganz anders hier dargestellt hat, als seine eigenen Kolle­gen in Linz das wiedergeben. Auch die SPÖ muss hier endlich umdenken, wenn die eigenen Personalvertreter der Sozialdemokratie in Linz um Hilfe schreien. Das hier im Parlament einfach zu negieren, das ist mir zu billig, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn uns in einer Anfragebeantwortung die Frau Minister mitteilt, dass 173 Beamte in Pension gehen und 125 Posten nachbesetzt werden und wir dadurch ein Minus von 50 Personen haben, Frau Minister, dann können Sie mir mit dieser Rechnung nicht klarlegen, dass alles in Ordnung ist, wenn Sie damals gesagt haben, 2011 Dienstbe­ginn wird das beendet sein. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit, Frau Minister, und hier sind Sie als Innenministerin besonders gefordert, wie ich meine.

Einen zweiten Punkt, der mir noch am Herzen liegt, muss ich Ihnen auch sagen und Sie darauf ansprechen. Ich möchte gerne wissen, welch groteske Idee das war, in Inns­bruck auf den Adventmärkten italienische Carabinieri einzusetzen und die Tiroler Be­völkerung komplett zu verunsichern. Ich hätte gerne gewusst, wessen Schnapsidee das war. Es ist ein Akt gegen die Souveränität Österreichs und auch eine grobe Ge­schmacklosigkeit, wenn man an die Teilung des Landes Tirol denkt, dass man gerade italienische Carabinieri ins Land holt, um hier für Ordnung zu sorgen. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist eine Gemeinheit! Waren es doch genau diese Carabinieri, die in den letzten Jahrzehnten immer dafür gesorgt haben, dass in Südtirol die Menschen verfolgt wur­den, dass die Traditionen und das Brauchtum unterdrückt wurden, dass die Menschen gefoltert wurden. (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.) Und jetzt holen Sie diese Men­schen zu uns ins Land!

Gerade im Vorjahr, meine sehr geehrten Damen und Herren, hat man Jugendliche in den Kasernen in Meran gefoltert. Hier die Bilder von diesen Folterungen. (Der Redner hält einige Fotos in die Höhe.) Diese Gemeinheiten sind bis heute unterdrückt und nicht aufgeklärt worden. Das ist ein Carabiniere (auf ein Foto deutend), wie er gerade einen dieser 16-Jährigen verprügelt, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das Au­ßenministerium ist auch eingeschaltet. Das ist die Wahrheit. Und solche Leute holen Sie zu uns nach Innsbruck, um hier für Recht und Ordnung zu sorgen!? (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Die Leute fragen sich ja, was der nächste Streich sein wird, den Sie vorhaben, ob viel­leicht slowenische Einheiten in Klagenfurt für Recht und Ordnung sorgen sollen, welch groteske Dinge die EU noch auf Lager hat, denen Sie nichts entgegensetzen. Frau Mi­nister, das ist wirklich ein Skandal! Ich ersuche Sie, dass Sie in Zukunft von derartigen Aktionen Abstand nehmen. (Beifall bei der FPÖ.)

2.13


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Untergliederung Inneres liegen mir keine Wortmeldungen mehr vor.

Somit ist auch dieser Themenbereich erledigt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 66

02.13.34UG 12: Äußeres

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Verhandlung der Unter­gliederung 12: Äußeres.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Hübner. – Bitte.

 


2.13.38

Abgeordneter Dr. Johannes Hübner (FPÖ): Frau Präsidentin! Danke, Herr Minister, für Ihr Erscheinen zu dieser nicht mehr ganz taufrischen Zeit. Die sinnvollen Aktionen unserer ... (Abg. Mag. Wurm: Aber, bitte, der Minister schaut ganz gut aus! Sie müs­sen das nicht kommentieren!) Ich bedanke mich für das Erscheinen, ich habe nicht kommentiert. Ob er im Fitnesscenter war oder bis jetzt vor seinem Schreibtisch gear­beitet hat, das ist ein zweiter Punkt.

Aber die grünen Kollegen haben es uns ermöglicht, dass wir einander zu so später Stunde treffen. Ob es sinnvoll ist, dass wir jetzt um viertel drei ein so wichtiges Kapitel verhandeln, ob es sinnvoll war, dass wir zu einer Zeit, in der vielleicht noch Energie und Aufmerksamkeit da waren, in der es noch eine dichte Schar von Zuschauern und Journalisten gegeben hat, vier Stunden dazu verwendet haben, um sinnlose namentli­che Abstimmungen zu machen, das bleibt dahingestellt. (Abg. Dr. Glawischnig-Pies­czek: Auch andere haben viele Änderungen verlangt!) Frau Kollegin, das bleibt dahin­gestellt. Sie werden das anders beurteilen als ich. Sie werden auch einiges von dem, was ich jetzt sage, anders beurteilen als ich. Aber das ist so. Auch der Herr Minister wird mir nicht in allem zustimmen. Da bin ich auch sicher. (Rufe und Gegenrufe zwi­schen Abgeordneten von FPÖ und Grünen.)

Die Kollegen vor uns, die zum Kapitel Inneres gesprochen haben, haben ja einige Wunden aufgedeckt. Sie haben gezeigt, dass in Österreich bei Weitem nicht alles so gut bestellt ist, dass bei Weitem die Kassen nicht überquellen und dass wir bei Weitem nicht alles finanzieren können, was den inländischen Bürgern nottäte. Ich möchte da nur an unsere Redebeiträge erinnern, daran, was Kollege Neubauer gesagt hat, aber auch Kollege Hagen vom BZÖ, Herbert, Mayerhofer und so weiter.

Ich habe mir die Liste der Kollegen, die nach mir reden werden, angeschaut. Sie bietet Gewähr dafür, dass wir jetzt hören werden, dass wir im Rahmen dieses Kapitels, vor allem des Kapitels Entwicklungszusammenarbeit, jede Menge Geld ausgeben müssen, das wir wo auch immer hernehmen. Ich bin gespannt. Ich habe bis jetzt nur gehört, dass man das Vermögen der reichsten 10 Prozent besteuern soll. Woher das kommen soll, bleibt ebenfalls dahingestellt.

Schauen wir uns das Kapitel gemeinsam ein bisschen näher an. Da geht es ja nicht um Dinge, die unserer inländischen Bevölkerung zugutekommen, es geht zumindest nicht um Dinge, die ihr direkt zugutekommen. Wenn Sie einen Pass im Ausland verlieren oder wenn Sie Auslandsösterreicher sind und Ihr Pass abläuft und Sie nicht die 90 € für einen Billigjet investieren wollen, um alle zehn Jahre nach Wien zu kommen, dann müssen Sie dann innerhalb Europas ein Konsulat aufsuchen, und da kommt Ihnen das Kapitel vielleicht zugute.

Wenn Sie Ansehen und Ehre Österreichs im Sinne haben und den Ausführungen des Herrn Ministers oder vieler anderer Kollegen lauschen, die uns erklären, wie wichtig der diplomatische Dienst für unser Ansehen, für unsere Ehre ist und wie wichtig das Gewicht Österreichs in der EU ist und wie das Abstimmungsverhalten der anderen Ländern dadurch beeinflusst wird, dann haben Sie vielleicht etwas davon.

Aber ein großer Teil der Bevölkerung wird davon nichts spüren und nichts haben, weil wir uns da doch in einer Art Parallelgesellschaft bewegen, die weit abgelöst ist von dem, was der durchschnittliche Bürger denkt, merkt und mitbekommt. Das ist eine Parallel­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 67

gesellschaft, die vielleicht sogar gewisse Ähnlichkeiten mit der Gendergesellschaft hat, wie sie die Frau Ministerin Heinisch-Hosek vorgestellt hat. Das ist auch so eine Gesell­schaft, die ich parallel nenne. (Abg. Mag. Wurm: Gendergesellschaft? Das ist ein ganz neuer Ausdruck!)

Die Frau Ministerin hat gemeint, dass sie 4,3 Millionen – soweit ich mich richtig erin­nere – Frauen vertritt. Ich wage die These, dass sie nicht 4,3 Millionen Frauen vertritt, sondern vielleicht 100 000 oder 200 000 oder 250 000 Frauen, die ich, wenn ich un­charmant wäre, als Radikalemanzen bezeichnen würde. (Abg. Dr. Glawischnig-Pies­czek: Als was? – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Es ist ein großer Unterschied, ob es 4,3 Millionen Frauen sind oder ob es ein kleiner Teil dieser Frauen ist. All das, was von sich selbst glaubt, die Bevölkerung zu vertreten, für die Bevölkerung zu handeln und zu sprechen, aber nur eine Minderheit vertritt, nen­ne ich Parallelgesellschaft. Und auch hier in unserem Apparat sind wir nicht weit davon entfernt.

Gehen wir allein von der Stellung des diplomatischen Personals aus. Wir haben das im Ausschuss schon vertreten. Es ist auch innerhalb der Europäischen Union so, dass das diplomatische Personal ... Frau Kollegin (in Richtung der Abg. Mag. Wurm, die ge­rade mit Abg. Mag. Muttonen spricht), Sie können sich dann nachher aufregen, jetzt re­den wir einmal über das diplomatische Personal, und dann können wir wieder über Aus­drücke streiten. (Abg. Mag. Wurm: Wir haben über die „Gendergesellschaft“ geredet!)

Also auch innerhalb der EU, die ja ein gemeinsamer Wirtschaftsraum ist – wenngleich sie keine gemeinsame Wirtschaftsregierung ist und Gott sei Dank auch kein Steuer­regime hat –, auch innerhalb dieses Systems ist das internationale diplomatische Per­sonal weitgehend der Hoheit der einzelnen Staaten entzogen. Das betrifft nicht nur die weitgehende Befreiung von Steuern und Abgaben, das betrifft sogar die Befreiung von verwaltungsstrafrechtlichen und Verwaltungsvorschriften bis hin zur Bauordnung.

Da sind wir der Meinung, das ist ein Punkt, wo jeder verantwortungsvolle Minister und jeder, der wirklich als Volksvertreter und nicht als Mitglied einer Parallelgesellschaft agiert, sich hinsetzen und zumindest die Frage stellen müsste: Brauchen wir das? Macht das alles Sinn? Und ich glaube, dass zumindest ein großer Teil von uns zur Conclusio kommen würde, es macht keinen Sinn. Es ist nicht erklärbar, dass ein Teil der Bevölkerung nur aus alten Überlegungen und Gründen heraus nach völlig anderen Spielregeln handelt.

Zur Entwicklungshilfe werde ich von meinen Nachrednern noch genug hören. Eine An­merkung nur: Wenn wir schon die Mittel zurückfahren und kürzen, dann bin ich der Meinung, sollten wir sie wenigstens vor Platz und nicht für die eigene Verwaltung ver­wenden, wie das zu einem leider sehr großen Teil geschieht. Beispiel ADA. Auch das haben wir schon diskutiert. Die ADA wurde eigentlich 2003 aus der Abteilung VII des Außenministeriums ausgegliedert und vergesellschaftet. Die Abteilung VII hat 50, 60 Mitarbeiter gehabt, die ADA hat zu Spitzenzeiten 166, die Abteilung VII mittlerwei-
le 45. Das heißt, das ist eine Vervierfachung des Mitarbeiterstandes. Wir haben gehört, mittlerweile sei dieser Mitarbeiterstand zwar von 166 auf, ich glaube, 158 zurückgegan­gen, aber auch das ist beträchtlich.

Wir haben daher zwei Anträge vorbereitet und auch eingebracht, die ich jetzt kurz ver­lesen darf. Der erste lautet:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 68

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufge­fordert, auf nationaler wie europäischer Ebene alle notwendigen Maßnahmen zu er­greifen, um innerhalb der Europäischen Union Privilegien für diplomatische Vertreter von EU-Mitgliedsstaaten zu streichen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

Der zweite Antrag:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufge­fordert, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen,

um das Budget für die österreichischen Vertretungsbehörden im Ausland um ein Drittel zu reduzieren,

die Beiträge Österreichs zu internationalen Organisationen um ein Drittel zu senken und

den Personalstand der ADA auf maximal 50 Stellen zu beschränken.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

2.21


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die beiden Anträge sind ordnungsgemäß ein­gebracht und stehen mit in Verhandlung.

Die beiden Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend Streichung von Di­plomatenprivilegien innerhalb der Europäischen Union

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 12 – Äußeres, in der 91. Sit­zung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Privilegien für Angehörige des diplomatischen Corps sind zumindest innerhalb der Eu­ropäischen Union völlig unzeitgemäß und ungerechtfertigt. Vor allem in Anbetracht von Zoll- und Warenfreiheit innerhalb der EU, sowie finanziellen Sparnöten in ganz Europa, erscheint es angebracht, in Österreich, aber auch in allen anderen europäischen Län­dern gegenseitige Privilegien für diplomatische Vertreter von EU-Mitgliedsstaaten zu streichen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 69

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufge­fordert, auf nationaler, wie europäischer Ebene alle notwendigen Maßnahmen zu er­greifen, um innerhalb der Europäischen Union Privilegien für diplomatische Vertreter von EU-Mitgliedsstaaten zu streichen.“

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend Sparmaßnahmen im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d. B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 12 – Äußeres, in der 91. Sit­zung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Nicht nur in Zeiten budgetärer Engpässe ist für die Verwaltung eines Staates Effizienz gefragt. Oft besprochen, geistert seit Jahren eine Verwaltungs- und Föderalismusre­form durch Österreich, die hoch notwendig erscheint, jedoch nicht umgesetzt wird.

Jedoch ergeben sich durchaus Teilbereiche, wo Sofortmaßnahmen möglich wären, so eben auch im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten.

Zum einen wäre es Gebot der Stunde, im Bereich der österreichischen Vertretungs­behörden drastisch zu sparen, zumal sich durch die Europäische Union zahlreiche Ein­sparungsmöglichkeiten ergeben. So ist man dazu angehalten, verstärkt Kooperations­möglichkeiten im Konsularbereich mit anderen EU-Mitgliedsstaaten auszuloten und umzusetzen, ebenso erscheint es geboten, Doppelstrukturen nach Schaffung des Eu­ropäischen Auswärtigen Dienstes zu verhindern.

Ein weiterer Punkt findet sich im Bereich der österreichischen Beiträge zu internationa­len Organisationen. Hier gilt es, unter politischen Erwägungen finanzielle Beiträge zu unterschiedlichsten VN-Missionen zur Gänze zu streichen und so eine deutliche Re­duktion der Kosten zu erzielen.

Ebenso erscheint es geboten, die Austrian Development Agency (ADA) personell effi­zienter auszustatten, sprich Personal stark zu reduzieren. Nach Auslagerung der EZA-Agenden aus dem Ministerium ist dort der Personalstand sprunghaft angestiegen, durch die Reduktion der EZA-Mittel im Außenressort, aber auch grundsätzlich be­trachtet, erscheint es ausreichend, mit 50 Planstellen in der ADA das Auslangen zu fin­den, war doch der Personalstand vor der Ausgliederung der damals zuständigen Ab­teilung im Außenministerium in ungefähr ebendieser Höhe angesiedelt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufge­fordert, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 70

das Budget für die österreichischen Vertretungsbehörden im Ausland um ein Drittel zu reduzieren,

die Beiträge Österreichs zu internationalen Organisationen um ein Drittel zu senken, und

den Personalstand der Austrian Development Agency (ADA) auf maximal 50 Stellen zu beschränken.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Schüs­sel. – Bitte.

 


2.21.30

Abgeordneter Dr. Wolfgang Schüssel (ÖVP): Hohes Haus! Herr Abgeordneter! Ich weiß nicht genau, wer in einer Parallelwelt lebt. Sie haben offensichtlich den Eindruck, dass die Österreicher und Österreicherinnen nichts vom Außenministerium und vom diplomatischen Dienst haben. Daher vielleicht einige kleine Informationen dazu.

Wir haben richtigerweise eines der kleinsten Ministerien für internationale Beziehungen und europäische Angelegenheiten in Europa, aber ein sehr effizientes Ressort und sehr effiziente Beamte, die dort arbeiten.

Wir haben 105 Auslandsvertretungen, wir haben 1 400 Mitarbeiter. Dabei werden im­merhin 130 000 individuelle Härtefälle betreut und Hilfestellungen für Österreicher im Ausland gegeben.

Wir haben über eine Million Besucher auf der Homepage.

Täglich werden Hunderte Auskünfte für Auslandsreisen von unseren Beamten gege­ben.

Es werden im Jahr 300 000 bis 400 000 Visa von diesem kleinen und schlagkräftigen Ressort ausgestellt.

Es werden 40 000 Pässe oder Personaldokumente, die verlorengegangen sind, für Ös­terreicher im Ausland ausgegeben.

Es werden über 5 000 kulturelle Veranstaltungen in den Kulturforen und in den öster­reichischen Botschaften in über 800 Städten gemacht.

Wir haben 150 000 Besucher in den österreichischen Bibliotheken.

Und es gibt immerhin 500 000 österreichische Staatsbürger, die im Ausland leben und von diesem Ressort betreut werden.

Daher: Ich glaube, wir können stolz sein auf unseren diplomatischen Dienst. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Der Minister beweist, wie man mit wenig Geld sehr intelligent umge­hen kann. Ich glaube, das sollten wir gemeinsam anerkennen.

Ein zweiter Punkt: Es neigt sich ja jetzt die zweijährige Mitgliedschaft im UNO-Sicher­heitsrat ihrem Ende zu. Ich glaube, insgesamt haben dort Österreich und seine Vertre­ter gut abgeschnitten. Der Botschafter und natürlich auch der Minister, der achtmal in New York gewesen ist – nicht immer bemerkt von der Opposition, vor allem von der kritischen FPÖ –, hat dort eigentlich mit seinem Team eine sehr gute Arbeit geleistet.

Es hat praktisch jeden Tag eine Sitzung des UNO-Sicherheitsrates gegeben, und wir haben uns insgesamt für einige wichtige Schwerpunkte sehr eingesetzt. Dazu gehören der Schutz der zivilen Bevölkerung in bewaffneten Konflikten, die Stärkung der Rechts­staatlichkeit, die Menschenrechte, der Schutz der Frauen, aber auch Fragen der Ab­


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rüstung und der Non-Proliferation. Das sind, glaube ich, ganz entscheidende Markstei­ne, die auch international sehr beachtet wurden und, wie ich glaube, auch von einem breiten Konsens aller fünf Fraktionen hier im Haus getragen sind.

Also dieses kleine Ressort hat sehr viel bewegt, und im nächsten Jahr geht es weiter mit der Donauraumstrategie, wo ja immerhin ein unausgeschöpftes Potential bei den EU-Budgets zur Verfügung steht. 350 Milliarden € gibt es für die regionalen Struktur­fonds. Davon sind bis zur Stunde, nach dem vierten Jahr, das gerade zu Ende geht, erst 10 Prozent ausgeschöpft; von Rumänien, Bulgarien etwa 2 Prozent. Diese Donau könnte etwa ein Verbindungslink sein für 52 Universitäten, für die verschiedensten Wachstumsimpulse, die der Region sehr guttun würden. Da wird es eine ganze Reihe von Kongressen und von Initiativen geben, die wir nachhaltig unterstützen.

Ein letzter Punkt, ich habe ja nicht sehr viel Zeit: Ich möchte nachhaltig hervorheben, dass wir gerade in diesen Tagen ein leuchtendes Beispiel zeigen konnten. Österreich ist bis jetzt das erste und einzige Land, das mit Russland eine beachtete und interna­tional sehr angesehene Kooperation zustande gebracht hat mit der Durchleuchtung der Archive für Opfer des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit.

Wir haben immerhin 130 000 Österreichern mit dem Boltzmann-Institut, mit dem Au­ßenministerium, mit den russischen Behörden sicherstellen können, dass sie Informa­tionen über ihre verschollenen Angehörigen bekommen, die entweder als Soldaten ge­fallen oder als Kriegsgefangene oder Zivilisten verschleppt worden sind. Und im Ge­genzug hat jetzt die Innenministerin den russischen Behörden eine Dokumentation von über 60 000 ganz konkreten Informationen über Russen, die in Österreich gefallen oder gestorben sind, übergeben können.

Ich glaube, das sind viele, viele kleine Schritte. Und noch einmal: In Summe brauchen wir uns für den auswärtigen Dienst überhaupt nicht nur nicht zu genieren, wir können stolz sein auf diese schlagkräftige Organisation. Wir sollten gerade in diesem Bereich durchaus den Nachweis erbringen, dass man intelligent sparen kann. Der Minister hat hier sicher einiges vor. Das ist nicht leicht, aber ich traue ihm zu, dass er das gut be­wältigen wird. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

2.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Van der Bellen gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


2.26.26

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Kollege Schüssel, ich bin durchaus bei Ihnen, dass es sich hier um ein kleines, aber sehr fei­nes Ressort handelt, mit einer Fülle von Know-how über Jahrzehnte gewachsen. Ich bin nur der Meinung, dass wir mit diesem Budget und angesichts der Entwicklung, die der Bundesfinanzrahmenplan abzeichnet, diese Ansammlung von Eggheads sozusa­gen zu einem Schrumpfkopf machen. Ich bin der Meinung, dass es sich Österreich nicht leisten sollte, zu einer Zeit der Europäisierung der Probleme, der Internationalisie­rung, der Globalisierung ausgerechnet das Außenministerium, dessen Budget immer schon bescheiden war, in dieser Weise weiter zu schrumpfen. (Abg. Gradauer – auf Fotografen in der Presseloge deutend –: Frau Präsidentin!) Was ist?

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Einen Moment! Es ist nicht gestattet, in die Un­terlagen zu filmen. (Die Fotografen tun kund, dass sie das nicht machen.) Gut. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (fortsetzend): Danke. – Aber ich habe das im November schon hier im Plenum gesagt, wir haben das im Ausschuss in voller Länge diskutiert, ich kann nur wiederholen: Ich halte es für einen Fehler, das Budget


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des Außenministeriums in dieser Weise schrumpfen zu lassen. Das ist eher ein Sym­bol für den Rückzug Österreichs aus der internationalen Politik, für diese Provinzialisie­rung, die wir auf verschiedensten Gebieten beobachten können. Leider! Einer der Kommentatoren hat es als die „Hinternationalisierung“ Österreichs bezeichnet statt In­ternationalisierung. Ich halte das für einen sehr bedenklichen Weg, der uns früher oder später noch auf den Kopf fallen wird.

Innerhalb der Kürzungen des Budgets des Außenministeriums ist allerdings besonders bemerkenswert, dass die Entwicklungszusammenarbeit und dort die Mittel der Austrian Development Agency, der ADA, in besonders krassem Maße zusammengestutzt wer­den, allein im nächsten Jahr um ungefähr 10 Prozent, um 9 oder 10 Millionen.

Herr Minister Spindelegger hat im Ausschuss gesagt, na ja, nächstes Jahr werden wir das schon irgendwie sozusagen durch eine Kürzung der Overheads hereinbringen und durch eine Reduzierung der Präsenz am Westbalkan. Mag sein, Herr Minister, aber das ändert gar nichts daran, dass dann spätestens 2012 die Kürzungen in die Sub­stanz gehen werden. Dann brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn vor dem Parla­ment von karitativen Organisationen, von der Caritas mit einer, wie soll ich sagen, transparteilichen Besetzung 3 000 Kreuze aufgestellt werden. Exkommissar Fischler war dabei, Exminister Ferdinand Lacina war dabei, und natürlich war Herr Küberl dort bei dieser Demonstration, wenn man so will, bei saukaltem Winterwetter. Das sind ge­nau die Effekte, die eintreten, wenn man die Mittel für bilaterale und multilaterale Ent­wicklungszusammenarbeit kürzt. Da können Sie sich nicht darauf ausreden, dass die Präsenz am Westbalkan eingestellt wird und dass daher nächstes Jahr noch keine Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit stattfinden werden, die an die Sub­stanz gehen. Mag sein, aber 2012 folgende wird es so sein! Und bis einschließlich 2014 summieren sich diese Kürzungen, verglichen mit 2010, auf über 80 Millionen €. Das ist eine Schande, liebe Kolleginnen und Kollegen, für ein relativ wohlhabendes Land wie Österreich! (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Selbst Minister Spindelegger hat zugegeben, dass wir die internationale Verpflichtung der Erhöhung der Mittel für Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des BIP bis 2015 natür­lich nie erreichen werden! Das ist völlig ausgeschlossen bei diesem Budgetpfad, unge­achtet der zahllosen Unterschriften, die Österreich im Rahmen der Vereinten Nationen unter solche Dokumente gesetzt hat. Das ist äußerst bedauerlich. Und wir bedauern es auch sehr, dass die Vorschläge, die ja von NGO-Seite gekommen sind – zum Beispiel die Flugticketabgabe für die Entwicklungshilfe zweckzubinden –, von ÖVP und SPÖ nicht aufgenommen worden sind. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

2.31


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

 


2.31.07

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Meine Damen und Herren! Ja, gespart muss in allen Ressorts werden, und auch im Außenmi­nisterium gibt es deutliche Einschnitte und Einsparungen. Hier müssen die begonne­nen Strukturreformen noch weiter vorangetrieben werden und Synergien zum Beispiel beim Ausbau des Europäischen Auswärtigen Dienstes unbedingt angedacht und dann auch genutzt werden.

Der Punkt, der uns Sozialdemokraten besonders schmerzt – wir haben das ja auch im Ausschuss schon ausführlich und mehrfach angesprochen –, sind die Einsparungen im entwicklungspolitischen Bereich. Hier muss es in den nächsten Jahren zu deutlichen Veränderungen kommen. Hier muss es zu einer Trendwende kommen, denn wir haben nicht nur die moralische Verpflichtung, als eines der reichsten Länder der Welt zu hel­


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fen, sondern wir sind auch internationale Verpflichtungen eingegangen. (Abg. Dr. Pirkl­huber: Warum stimmen Sie dann zu? Das ist ja völlig inkonsequent!)

Meine Damen und Herren, ich möchte aber noch auf ein aktuelles außenpolitisches Thema aufmerksam machen, nämlich die Wahlen in Weißrussland. Medienberichten nach wurden Oppositionelle nach den Wahlen auf brutale Art und Weise zusammen­geschlagen und verhaftet.

Unter ihnen befindet sich auch der frühere stellvertretende Außenminister und Opposi­tionskandidat Andrej Sannikow. Er ist Gründer der Charta 97, einer Plattform für Men­schenrechte und Demokratie. Für seine Verteidigung dieser Werte wurde er im Jahr 2005 hier in Wien mit dem Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte ausge­zeichnet. Ich verurteile die Verhaftung von Andrej Sannikow aufs Schärfste, auch die der anderen Oppositionellen, und ich fordere ihre Freilassung!

Herr Minister! Ich würde Sie ersuchen, sich umgehend dafür einzusetzen, dass sie frei­gelassen werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

2.33


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Scheibner. – Bitte. (Abg. Mag. Stadler – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Scheib­ner –: Erinnere sie daran, dass in Nordkorea auch noch ein paar Häftlinge einsitzen!)

 


2.33.26

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Muttonen, es ist natürlich gut und richtig, dass man in verschie­denen europäischen Ländern auf Demokratie schaut und den Rechtsstaat dort ein­mahnt – mit welchem Erfolg auch immer. Aber mit derselben Vehemenz sollten wir auch dort vorstellig werden und entsprechend für die Einhaltung der Menschenrechte und auch der sicherheitspolitischen Standards eintreten, wo es andere Regime gibt, wie etwa in Nordkorea, und nicht Urlaubs-Politikerdelegationen dort hinleiten und dort nette Worte mit den Machthabern sprechen.

Ich glaube, da sollte man schon mit gleichem Maß messen, denn dort geht es um ein Regime, das den Weltfrieden bedroht – eine Atommacht! Da ist man ganz leise, da sind die Menschenrechte nicht so wichtig. So gibt es auch noch andere Länder – aber dort, wo es einem politisch in den Kram passt, ist man dann vehement! (Beifall beim BZÖ.) Ich glaube, da sollte man bei der Kritik schon einen einheitlichen Maßstab anle­gen. (Abg. Mag. Muttonen: ... auch kein Anlass!)

Na ja, ich glaube, bei Nordkorea hätte man permanent einen Anlass! Aber Sie messen eben mit zweierlei Maß, bitte schön. (Abg. Mag. Stadler: Heinzl ist hinausgegangen und hat gesagt ...!)

Ich sage Ihnen, ich halte die Vorgangsweise Nordkoreas für noch wesentlich bedenk­licher, und das betrifft uns auch direkt. Da wäre die Außenpolitik, vor allem auch der Europäischen Union, noch stärker gefordert, sich entsprechend einzusetzen, wie ich auch schon oft gefordert habe – Herr Außenminister, Sie wissen es –, dass man in der Europäischen Union stärker auf eine gemeinsame Außenpolitik abzielt.

Jetzt wird ein Europäischer Auswärtiger Dienst mit, glaube ich, 4 000 Beamten einge­richtet, die – was wir gehofft hätten – eines nicht machen sollen, nämlich auch nationa­le Vertretungen weltweit ersetzen. Das wäre interessant, dass sich auch österreichi­sche Staatsbürger an diese EU-Missionen wenden können und wir uns eigene, natio­nale Botschaften ersparen können. Genau das wird nicht passieren.

Die Frage ist: wofür dann der ganze Aufwand?, denn eine einheitliche europäische Au­ßenpolitik ist ja nicht erkennbar, wenn ich mir all die Krisenschauplätze der Erde an­


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sehe. Da ist zwar die Europäische Union manchmal unterwegs, aber meistens mit mehreren Delegationen und mit möglichst unterschiedlichen Meinungen und Strate­gien. Damit ist das Gewicht Europas natürlich entsprechend zu beurteilen.

Damit sind wir bei der Entwicklungszusammenarbeit, diese wurde sehr oft angespro­chen. Natürlich bekennen auch wir uns grundsätzlich dazu, dass man den Menschen in ihrer Heimat eine entsprechende Perspektive aufzeigen muss und damit verhindern kann, dass es Migrationsströme gibt. Allerdings muss man, wenn alle sparen müssen, natürlich auch bei der Entwicklungszusammenarbeit sparen.

Es gäbe hier auch die Möglichkeit (Zwischenruf des Abg. Dr. Pirklhuber), in einer Zeit der Sparsamkeit, lieber Kollege Pirklhuber, einmal auf die Effizienz zu achten. (Abg. Dr. Pirklhuber: Auch!) Die Effizienz wäre wichtig. Wir haben im sicherheitspolitischen Bereich in Europa – das kritisiert man – in 27 Ländern 27 Armeen. Das müsste man zusammenfassen, dann würde man effizienter Sicherheit produzieren.

Wie schaut es bei der Entwicklungszusammenarbeit aus? – Da reden wir nicht über 27 Organisationen in Europa, sondern über Hunderte Organisationen in Europa und wahrscheinlich Tausende weltweit, die heuschreckengemäß in Krisenstandorten einfal­len und dort, jeder mit seiner eigenen Verwaltung, mit seiner eigenen Werbung, zum Teil auch noch gegeneinander arbeiten, aber wenig auf die Effizienz schauen.

Ich glaube, es wäre wichtig, dass wir in Österreich, aber auch auf der EU-Ebene dafür sorgen, dass man einmal gemeinsame Aktionen setzt, gemeinsam koordiniert, gemein­sam finanziert, aber auch entsprechend kontrolliert, wie die Mittel verwendet werden. Da würde man den Betroffenen viel mehr helfen als mit dem einen oder anderen Tau­sender, der hier mehr investiert werden soll. (Beifall beim BZÖ.)

Herr Außenminister, wir haben im Ausschuss auch über die Sicherheitspolitik gespro­chen. Auch hier würde ich mir mehr aktive Initiativen erwarten. Das Verteidigungsbud­get ist ja heute noch ein Thema.

Ich glaube nicht, dass man mit Katastrophenhilfe und ein bisschen Auslandseinsatz – aber nur ja nicht im gesamten Spektrum der Petersberg-Aufgaben! – außenpolitisches Gewicht gewinnt. Das ist ganz einfach notwendig, wenn man außenpolitisch etwas er­reichen möchte, mittlerweile aber auch wirtschaftspolitisch. Den Zugang zur Hochtech­nologie bekommt man eben nur, wenn man auch ein gleichwertiger Partner im sicher­heitspolitischen Bereich ist.

Her Minister, Sie haben im Ausschuss gesagt, Sie gehen davon aus, dass sich Öster­reich am gesamten Spektrum der Petersberg-Aufgaben, also auch an robusten Missio­nen, beteiligen wird. Bis jetzt hören wir nicht viel davon. Ich bin gespannt, wie Sie das in der Koalition umsetzen.

Schließlich würde ich mir auch erwarten, dass man als Österreicher – da wir keine Ab­hängigkeiten, etwa von Amerika, sehen oder sehen müssen – in den Krisenherden, et­wa auch im Nahen Osten, mutiger agiert. Dort wären wir ein guter Partner, ein objek­tiver Partner, eine Brücke zwischen dieser Region und Europa. Da wäre man auch ge­fragt. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass ungerechte Beurteilungen, etwa von Sy­rien oder dem Iran, entsprechend aufgedeckt und diskutiert werden und dass sich Ös­terreich dafür einsetzt, dass man Frieden durch Dialog und nicht durch Ausgrenzung schafft.

Es ist also viel zu tun. Nur, Herr Außenminister, Ihr Budget, ohnehin ein kleines Bud­get, hat einen großen Anteil an Einsparungen zu tragen. Auch das ist nicht unbedingt ein Signal, dass dieser Bundesregierung eine aktive Außenpolitik wichtig ist. (Beifall beim BZÖ.)

2.39



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 75

Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesminister Dr. Spin­delegger. – Bitte.

 


2.39.52

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Michael Spindelegger: Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ich möch­te kurz auf ein paar Fragen eingehen, die im Zusammenhang mit dem Budget des Au­ßenministeriums für das nächste Jahr stehen.

Ich darf zunächst einmal festhalten, dass es nicht nur Einsparungen bei der Entwick­lungszusammenarbeit gibt. Der größte Teil der Einsparungen entfällt auf die Struktur meines Hauses – und das ist auch schmerzlich, meine Damen und Herren. Wenn wir eine Botschaft und zwei Generalkonsulate im nächsten Jahr schließen, so heißt das letztlich auch, dass sich das Netz verkleinert und damit auch nicht für alle Österreiche­rinnen und Österreicher, die im Ausland Schutz und Hilfe suchen, die dort Unterstüt­zung brauchen, mehr Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Aber natürlich ist es richtig, dass wir auch bei der Entwicklungszusammenarbeit spa­ren. Das ist schmerzlich. Das ist eine sehr bittere Pille. Ich sehe keine Möglichkeit, das jetzt abzuwenden. Wir haben in den Budgets 2009/2010 die Beträge gleich gelassen und in anderen Sektoren des Hauses gespart. Das wird uns aber für das nächste Jahr nicht gelingen. Wir werden das bewerkstelligen, indem wir in der Struktur der ADA spa­ren, indem wir Entwicklungszusammenarbeit am Balkan nicht mehr durchführen. Ich glaube, das ist auch durchaus gerechtfertigt. Wir werden auch bei Budgethilfen, die wir an manche Länder geben, durchaus Einsparungen vornehmen.

Aber dennoch möchte ich festhalten: Was da an Aktionismus vor dem Hohen Haus passiert ist, 3 000 Kreuze symbolisch dafür aufzustellen, dass 3 000 Kinderleben im nächsten Jahr ausgelöscht werden, weil wir nicht entsprechend dotieren – meine Da­men und Herren, das ist auch blanker Zynismus! (Beifall bei der ÖVP.) Kein einziges Kind wird davon betroffen sein. Dadurch werden Eindrücke erweckt, die eigentlich nicht gerechtfertigt sind.

Der dritte Bereich, bei dem wir einsparen, wird sein, dass wir auch bei den Freiwilligen­organisationen unsere Beiträge zurückstufen, dass wir bei internationalen Pflichtbeiträ­gen nicht mehr in dem Maße mitfinanzieren, wo wir nicht müssen.

Wir werden trotzdem im nächsten Jahr die Möglichkeit haben, Schwerpunkte zu set­zen. Unsere Schwerpunkte im nächsten Jahr werden sein, dass wir in der Europäi­schen Agenda die Donauraumstrategie voll vorantreiben. Unter ungarischer Präsident­schaft soll sie beschlossen werden.

Wir werden uns einer Kandidatur im UN-Menschenrechtsrat stellen. Wir haben dazu viel Vorarbeit geleistet. Ich glaube, das wird erfolgreich sein.

Und wir werden auch in wirtschaftlicher Hinsicht unsere Unternehmen unterstützen; auch in neuen Räumen wie der Schwarzmeerregion durchaus so aktiv Außenpolitik be­treiben, dass wir die Möglichkeit haben, dass österreichische Investitionen stattfinden, sodass das positive Rückwirkungen auch auf Österreich und die Arbeitsplätze in die­sem Land hat.

Meine Damen und Herren! Das ist daher insgesamt ein Budget, das zwar nicht ange­nehm zu vertreten ist, aber dem entspricht, was andere Ressorts einsparen. Wir wer­den auch mit neuen Strukturen und neuen Ideen versuchen, diese Herausforderung zu bewältigen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

2.42



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 76

Präsident Fritz Neugebauer: Ich danke dem Herrn Bundesminister, und ich erlaube mir, ihm zum heutigen Geburtstag die besten Wünsche zu übermitteln. (Allgemeiner Beifall.)

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.

 


2.43.14

Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister, alles Gute zum Geburtstag auch von mir! Sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Vorsitzender der SJ Favoriten! Liebe Vorsitzende der SJ Hernals! Ich freue mich, dass ihr noch da seid und dass ihr quasi schon übt für später.

Diese Aktion mit den 3 000 Kreuzen ist des Öfteren erwähnt worden, sie ist als zy­nisch, als überzogen bezeichnet worden. Ich sehe das nicht so. Ich glaube, dass diese Aktion durchaus eine war, die versucht hat, jenen Öffentlichkeit zu geben, die keine Stimme haben oder die eine sehr leise Stimme haben, die nicht selbst am Ring de­monstrieren können. Auch wenn der Außenminister gemeint hat, dass im kommenden Jahr keines von diesen 3 000 symbolischen Kinderleben gefährdet sein wird, dann wis­sen wir trotzdem, dass es, wenn sich diese Abflachung beziehungsweise dieses We­niger-Werden der EZA-Mittel kumuliert und summiert bis 2014, sehr wohl wirklich in die Substanz geht, dass sehr wohl konkrete Projekte, konkrete Arbeit von uns, auch von Österreich in den Ländern der Dritten Welt betroffen sind und es dann sehr wohl Pro­bleme auch mit Menschenleben geben kann. Ich denke, dass diese Arbeit wichtig und gut ist und dass sie weitergeführt werden muss.

Ich hätte eigentlich gerne an dieser Stelle einen Entschließungsantrag eingebracht, in dem wir uns darauf verständigt hätten, dass wir im Rahmen des Bundesfinanzrahmen­gesetzes 2012 bis 2015 diese Einschnitte zurücknehmen und die bilateralen Ausgaben zumindest konstant halten. Auch damit würden wir die Ziele nicht erreichen, die wir in­ternational eingegangen sind, nämlich 0,7 Prozent des BNE für Entwicklungszusam­menarbeit zu investieren.

Aber ich denke, dass es wirklich notwendig und machbar wäre, bei den erwartbaren besseren Wirtschaftsleistungen genau das zu tun, genau diesen Weg zu gehen, inter­nationale Solidarität zu zeigen, mehr zu investieren und in  (Ruf: Wo ist der Ent­schließungsantrag?) – Ich komme gleich dazu, wo der Entschließungsantrag ist.

Ich glaube auch, dass es sinnvoll ist und sehr wohl überlegt wäre, in eine konstante ge­rechte Welt mit einer stabilen Zukunft zu investieren. Leider haben wir den Koalitions­partner bisher noch nicht davon überzeugen können, dass es sinnvoll ist, sich auf et­was Konkretes zu verständigen und konkrete Ziele anzugehen. So lange gibt es leider keinen Entschließungsantrag.

Ich hoffe sehr, dass sich bis Mittwoch, bis vor der Abstimmung, alle wirklich noch ihrer Verantwortung bewusst werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

2.45


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Schwent­ner. – Bitte.

 


2.45.37

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Scha­de, wir hätten den Entschließungsantrag gerne gemeinsam eingebracht, wir hätten ihn auch gerne unterstützt. Wir haben ihn eingebracht, er wurde nicht unterstützt.

In diesem Zusammenhang, Herr Minister, kann ich das Wort „schmerzlich“ wirklich nicht mehr hören. Ich empfinde schon das Wort „schmerzlich“ als schmerzlich, denn es hätte doch einiges gegeben, um dem entgegenzuwirken.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 77

Ich würde gerne, nachdem ich schon am Vormittag einiges dazu gesagt habe – es ist dem auch wenig hinzufügen, was Kollege Van der Bellen gesagt hat –, noch zwei Ent­schließungsanträge einbringen.

Ein positiver Effekt in dem ganzen Zusammenhang war jener, dass zumindest das erste Mal das Thema Entwicklungszusammenarbeit breiter diskutiert wurde. Wir wür­den diesen Prozess gerne fortführen.

Ich bringe folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend budgetäre Vorsor­ge für eine öffentliche Debatte über die österreichische Entwicklungszusammenarbeit

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine öffentliche Debatte sowie einen möglichst breit angelegten Konsultationsprozess über die künftige mittel- und langfristige Ausrich­tung der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit zu führen und dafür budgetär Vorsorge zu leisten. Die Ergebnisse dieses Konsultationsprozesses müssen sowohl in das von der OECD empfohlene Weißbuch als auch in die jeweiligen Dreijahrespläne Eingang finden.

*****

Das ist der erste Antrag.

Der zweite lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entwicklungszu­sammenarbeit: Budgetpfad und gestaltbare bilaterale Ausgaben als gesetzlich ver­pflichtende Ausgaben

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Regierung wird aufgefordert,

einen gesetzlich verbindlichen Budgetpfad

 – damit das nicht mehr passiert, was jetzt passiert –

bis 2015 zu erstellen, mit dem das Ziel, 0,7 % des Bruttonationaleinkommens für offi­zielle Entwicklungsleistungen (ODA) zur Verfügung zu stellen, realistisch erreicht wer­den kann,

Kernleistungen des Bundes im Bereich der gestaltbaren bilateralen Entwicklungszu­sammenarbeit (EZA) – also im Besonderen die Ausgaben für die Österreichische Ge­sellschaft für Entwicklungszusammenarbeit (ADA) – von Ermessensausgaben in ge­setzliche Verpflichtungen umzuwandeln und

dafür Sorge zu tragen, dass der Anteil der gestaltbaren bilateralen Projekt- und Pro­grammhilfe an den offiziellen österreichischen Entwicklungsleistungen (ODA) mindes­tens 25 Prozent ausmacht.

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 78

Ich bitte Sie zumindest in diesem Zusammenhang um Unterstützung. Ich glaube, es geht tatsächlich um das Wesen und um eine seriöse Fortführung der EZA in Öster­reich. Und das sind alles Dinge, die dafür notwendig wären. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

2.47


Präsident Fritz Neugebauer: Beide Entschließungsanträge stehen mit in Verhand­lung.

Die beiden Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend budgetäre Vorsor­ge für eine öffentliche Debatte über die österreichische Entwicklungszusammenarbeit,

eingebracht im Zuge der Debatte über Bundesfinanzgesetz 2011 samt Anlagen (980 d.B.)

Im Zuge der Pläne der Bundesregierung, die Mittel für die bilaterale Entwicklungszu­sammenarbeit (EZA) bis 2014 massiv zu kürzen, entstand eine Diskussion rund um die Höhe, aber auch die Ziele der österreichischen EZA. Dieses öffentliche Interesse sollte genutzt werden, um eine öffentliche Debatte sowie einen breit angelegten Konsulta­tionsprozess über die künftige mittel- und langfristige Ausrichtung der EZA in Öster­reich zu starten. Die letzten Eurobarometer-Umfragen zeigen, dass die Österreiche­rInnen der Entwicklungshilfe generell positiv gegenüber stehen. Demgegenüber fehlt es aber an einer politischen Debatte über Ziele und Inhalte.

Das Entwicklungskomitte der OECD (OECD DAC) hat in seinem letzten Prüfbericht zur österreichischen EZA festgestellt (S. 10 bis 12)

„()Austrian development co-operation will require strong public and political backing if the country is to meet its international commitments to reach 0.7% ODA/GNI and to achieve the MDGs. The DAC encourages Austria to strengthen its efforts, and to find new ways of engaging parliamentarians and the public in an informed debate about aid and development issues. The Ministries of Foreign Affairs and Finance and ADA need to invest strategically in communicating Austria‘s aid policy, focusing particularly on development results. This would help promote public debate.“

und empfiehlt u. a.

„() Prepare a medium-term development policy such as a ―white paper, which addresses all ODA activities and is endorsed at the political level. () Strengthen efforts to win political and public support for development co-operation, and in particular for achieving international aid targets and the MDGs. The MFA (Ministry for Foreign Affairs, Anm.) should take the lead on developing, in consultation with the MoF (Ministry of Finance, Anm.), ADA and other government stakeholders, a comprehen­sive and well-targeted communication and advocacy strategy that promotes public and political debate about development in Austria.“

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine öffentliche Debatte sowie einen möglichst breit angelegten Konsultationsprozess über die künftige mittel- und langfristige Ausrich­tung der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit zu führen und dafür budgetär


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 79

Vorsorge zu leisten. Die Ergebnisse dieses Konsultationsprozesses müssen sowohl in das von der OECD empfohlene Weißbuch als auch in die jeweiligen Dreijahrespläne Eingang finden.

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entwicklungszu­sammenarbeit: Budgetpfad und gestaltbare bilaterale Ausgaben als gesetzlich ver­pflichtende Ausgaben,

eingebracht im Zuge der Debatte über Bundesfinanzgesetz 2011 samt Anlagen (980 d.B.)

Die offiziellen Entwicklungsleistungen Österreichs (ODA), die Österreich an die OECD meldet, sinken seit 2007. 2007 betrugen sie noch 0,50 % des Bruttonationaleinkom­mens (BNE), 2008 0,43 % und 2009 nur noch 0,30 % des BNE.

Dieser Rückgang ist vor allem auf die rückläufigen Entschuldungen zurückzuführen, die im Vergleich zu anderen OECD-Ländern einen überproportional hohen Anteil an der österreichischen ODA ausmachten.

Andere Entwicklungsleistungen, insbesondere die Ausgaben für die Österreichische Gesellschaft für Entwicklungszusammenarbeit (ADA) wurden in dieser Zeit kaum er­höht.

Gleichzeitig bekennt sich Österreich seit 1970 zum UN-Ziel, 0,7 % des Bruttonatio­naleinkommens (BNE) für Entwicklung auszugeben, seit 2000 zu den Millenniumszie­len der UNO (MDG) und seit 2005 im Rahmen der EU, seine Entwicklungsleistungen bis 2010 auf 0,51 % des BNE und bis 2015 auf 0,7 % des BNE anzuheben. Auch wenn das Ziel für 2015 nicht erreicht werden wird, so hält die österreichische Regierung nach wie vor am 0,7 %-Ziel fest, auch wenn die Erreichung desselben mit dem in Loipersdorf präsentierten Kürzungen bis 2014 nicht zu erreichen ist.

Die Europäische Kommission hat in ihrer Mitteilung „Zwölfpunkte-Aktionsplan der EU zur Verwirklichung der Millenniumsentwicklungsziele“ an die Regierungen aller EU-Mit­gliedstaaten im April 2010 festgehalten:

„Wird die zugesagte Erhöhung der Entwicklungshilfe zurückgestellt, verzögert sich damit auch die Verwirklichung der MDG. In der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise ist es zwar nicht leicht, die gemeinsame Verpflichtung zur ODA-Aufstockung auf 0,7 % des BNE bis 2015 zu erfüllen, wobei 50 % dieser zusätzlichen Mittel nach Afrika fließen sollen, es ist jedoch nach wie vor möglich und erforderlich. Dies ist eine Frage der Weitsicht und des politischen Willens. Auf der Grundlage einer gerechten globalen und EU-internen Lastenverteilung müssen alle Geber ihren Beitrag zu der Verwirklichung dieses gemeinsamen Ziels leisten.“ (Hervorhebung hinzugefügt)

Für das Budget 2011 (und auch für die Folgebudgets bis 2014) sind nun aber massive Einschnitte bei der Entwicklungszusammenarbeit geplant. So sollen die Ausgaben für die ADA bis 2014 um ein Drittel gekürzt werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 80

Die Regierung wird aufgefordert,

einen gesetzlich verbindlichen Budgetpfad bis 2015 zu erstellen, mit dem das Ziel, 0,7 % des Bruttonationaleinkommens für offizielle Entwicklungsleistungen (ODA) zur Verfügung zu stellen, realistisch erreicht werden kann,

Kernleistungen des Bundes im Bereich der gestaltbaren bilateralen Entwicklungszu­sammenarbeit (EZA)– also im Besonderen die Ausgaben für die Österreichische Ge­sellschaft für Entwicklungszusammenarbeit (ADA) - von Ermessensausgaben in ge­setzliche Verpflichtungen umzuwandeln und

dafür Sorge zu tragen, dass der Anteil der gestaltbaren bilateralen Projekt- und Pro­grammhilfe an den offiziellen österreichischen Entwicklungsleistungen (ODA) mindes­tens 25 % ausmacht.

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Stadler. – Bitte.

 


2.48.07

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Bundes­minister! Zunächst werden Sie von uns Zustimmung ernten für die Kürzung der Mittel der Entwicklungszusammenarbeit oder Entwicklungshilfe, wie man früher gesagt hat. Nur so wird der Druck entstehen, dass dort nicht die Strukturen finanziert werden. Es ist ja bemerkenswert, dass in Wirklichkeit lauter Vertreter von Strukturen jammern kom­men, nicht die Projektvertreter, sondern die Vertreter der Strukturen. Es gehen in Wirklichkeit erhebliche Mittel für die Organisationen drauf, diese landen nie bei denen, bei denen sie landen sollten. Das wissen Sie selber.

Es gibt ja in diesem Bereich Organisationen, die bis zu 40, 50, 60, 70 Prozent der Mit­tel, die sie bekommen haben, für die Finanzierung ihrer Strukturen verwendet haben und nur ein Bruchteil davon überhaupt bei den Menschen gelandet ist, für die er be­stimmt war. Nur so wird der Druck entstehen, dass da tatsächlich die Strukturen ver­schlanken. Daher ist es bemerkenswert, dass eben die Strukturvertreter am lautesten jammern.

Nun aber zu einem anderen Thema und das ist ein Thema, bei dem ich sage, dass Sie bisher säumig sind. Das ist die Frage, wie wir mit einem Botschafter umgehen, der in diesem Land eine Minderheit vertritt und so tut, als ob er der politische Vertreter dieser Minderheit wäre, nämlich der türkische Botschafter, und bei der Gelegenheit die ganze österreichische Bundesregierung, insbesondere die Innenministerin an den Schand­pfahl stellt und die Österreicher massiv beschimpft.

Wie gehen wir mit einem Land um, das 900 Millionen € Heranführungshilfe bekommt, wenn angeblich – ich zitiere hier auch Ihre Aussagen im Außenpolitischen Ausschuss – die Türkei gar nicht EU-Mitglied werden soll? Also wofür führen wir sie dann mit enor­men Mitteln an die Europäische Union heran, wenn sie nicht Mitglied der Europäischen Union werden soll?

Herr Bundesminister, können Sie das uns beziehungsweise auch dem Steuerzahler er­klären, wieso er das alles finanzieren soll, wo wir das Geld anderweitig brauchen?!

Dann geht es natürlich letztlich um die Probleme, die wir im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Europäischen Union haben. Meine Redezeit genügt gar nicht, aber Sie wissen, dass wir nach wie vor ein Problem haben, nämlich dass uns der Europäische Rechnungshof bis heute keine Zuverlässigkeitserklärung ausgestellt hat, dass bei den Projekten, die wir einreichen  bei den Zahlen, die wir an den Europäischen Rech­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 81

nungshof liefern , zu hohe Fehlerquoten vorhanden sind, weil die Zahlen einfach nicht zusammenpassen. Der Rechnungshof stellt sogar in seiner Begründung fest, warum bei der Darstellung der Rückflüsse und der Darstellung der angeforderten Mittel erheb­liche Divergenzen vorhanden sind, und die Abweichungen bei den Strukturfonds sind astronomisch.

Die Europäische Kommission hat selber gesagt, dass die Abweichung der tatsächli­chen von den geplanten Rückflüssen 258 Prozent betrug, allerdings war das im Jahr 2008 der Fall. Der Durchschnitt lag damals bei 27 Prozent, und daran hat sich nichts Wesentliches geändert. Der Rechnungshof sagt dazu, dass in Wirklichkeit die Mittel, die Österreich anfordert beziehungsweise die Mittel, die Österreich im Bereich des Strukturfonds anfordern könnte, zu einem Rückstau geführt haben und wahr­scheinlich verfallen werden, wenn Österreich nicht bessere Projekte einreicht.

Da bin ich beim Kollegen Schüssel: Ich habe wirklich mit großem Genuss heute gele­sen, dass Kollege Schüssel jetzt auch eine etwas differenziertere Auffassung von der Tätigkeit der Kommission hat. Das ist schon neu, und ich begrüße das, und wenn das auch die Linie des Bundesministers wird, dann hat er unsere Unterstützung  denn ich sage auch, meine Damen und Herren, dass es nicht Aufgabe der Europäischen Union ist, Tempo 30 in den Kommunen zu verordnen. Da haben Sie recht.

Es ist nicht Aufgabe der Europäischen Union, Rauchverbote und Glühbirnenverbote  und was weiß Gott noch alles für Detailregelungen aus der Europäischen Union kom­men, bis hin zu den Natura-2000-Regelungen, die ich übrigens für überzogen halte  zu regeln, während man gleichzeitig die großen Probleme der Energieversorgung, der Energiepolitik und einer klugen Währungspolitik unter „ferner liefen“ abhandelt bezie­hungsweise dort nichts anderes als Rettungsschirme entdeckt oder entwickelt  fanta­sielos im Grunde.

Meine Damen und Herren, wenn das der neue Weg Ihrer Außenpolitik im Zusammen­hang mit der Politik gegenüber der Europäischen Union ist, der sozusagen durch den Kollegen Schüssel  einem Ihrer Vorvorgänger  verbalisiert wird, dann haben Sie un­sere Unterstützung, denn das haben wir immer gesagt. Das haben wir auch gesagt, als Sie noch Minister waren, Herr Kollege Schüssel, und damals sind wir dafür noch ver­höhnt worden. Das war so.

Jetzt ist die Österreichische Volkspartei offensichtlich draufgekommen, dass dieser Zentralismus der Europäischen Union  der sich übrigens mit dem Herrn Van Rompuy verschärft hat, da hat sich nichts verbessert  schlimmer geworden ist. Auch das sagt übrigens Kollege Wolfgang Schüssel heute in einer Tageszeitung, wenn er richtig zitiert wird. Ich teile diese Auffassung, Herr Bundesminister. Beginnen Sie damit, in Brüssel ein anderes Auftreten Österreichs zu gewährleisten, als es der Herr Bankenminister bei jeder Gelegenheit tut  im Übrigen zulasten des österreichischen Steuerzahlers. (Bei­fall beim BZÖ.)

2.53


Präsident Fritz Neugebauer: Weitere Wortmeldungen zum Kapitel Äußeres liegen nicht vor.

Damit ist auch dieser Themenbereich abgeschlossen.

02.53.30UG 13: Justiz

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen zur Verhandlung der Untergliederung 13: Justiz.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 82

2.53.59

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Kollege Cap ist jetzt Gott sei Dank auch bei uns. Ich darf gleich im Sinne dessen, was er gesagt hat – er tritt vor allem für Gerechtigkeit ein und hätte gerne konstruktive Vorschläge seitens der Opposition, denen er dann freudig zustimmen kann –, beginnen. Nun, wir probieren es jetzt einmal mit einem ganz kleinen Schrittchen in Richtung Gerechtigkeit, das dem Budget ein bisschen Geld bringt, vielleicht auch dem ORF. Ich bin überzeugt, dass er bis zur Endabstimmung über das Budget auch mit dem Kollegen Kopf entsprechend gesprochen haben wird, sodass man diesem Antrag der FPÖ dann eigentlich nur zustimmen wird können.

Es geht darum, dass es als ungerecht empfunden wird, wenn es in Österreich eine Gruppe gibt, die keine Rundfunkgebühren bezahlt. Das sind ungefähr 10 000 Häftlinge in den 28 Justizanstalten, die keine GIS-Gebühren bezahlen. Sie dürfen zwar fernse­hen, aber müssen eigentlich nichts dafür bezahlen. (Abg. Amon: ... Publikumsrats­wahl!)

Daher stelle ich folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Rosenkranz und weiterer Abgeordneter betreffend Bezahlung der Rundfunkgebühren für Strafgefangene durch die Steuerzahler

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Justiz wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass in Zu­kunft Strafgefangene, welche eine Vergünstigung in Form der Benutzung eigener Fern­sehapparate gewährt wurde, vom Hausgeld einen Beitrag zur Bezahlung der Rund­funkgebühren leisten müssen.“

*****

Das ist das, was auch die Bevölkerung als gerecht empfindet und was man hier wirk­lich einmal umsetzen wird können. (Beifall bei der FPÖ. Abg. Hörl: Das ist schon richtig!) Kollege Cap, ich weiß es in besten Händen, und wir freuen uns auf Ihre Zu­stimmung.

Es gibt auch etwas anderes, was mir aufgefallen ist: Natürlich sind im Justizministerium sehr viele Reformen angedacht, die in der nächsten Zeit kommen sollen, aber ich möchte die Aufmerksamkeit auch auf einen anderen Punkt aus meiner beruflichen Tä­tigkeit lenken: Ich habe erst unlängst eine kleine Verfahrenshilfesache, eine Strafsache auf den Tisch bekommen. Was liest man über den Beschuldigten, der untergetaucht ist? Nicht nur, dass er nicht österreichischer Staatsbürger ist  er ist Jahrgang 1980 , er ist auch Frühpensionsbezieher via AMS. Den findet man nicht. (Abg. Mag. Rudas: Schweigepflicht!)

Da muss etwas passieren, damit staatliche Zahlungen eingefroren werden, wenn je­mand im Verdacht steht, eine strafbare Handlung gemacht zu haben und wenn nach ihm gesucht wird  dass man das Geld nicht einfach jemandem überweist. Ich glaube, da sind Sie gefordert, dass Sie mit den entsprechenden anderen Ministerien, insbeson­dere dem Sozialminister, eine Lösung finden, dass dann gesagt wird: Wenn man dich sucht, dann frieren wir deine Gelder ein, die du vom Staat bekommst, bis du dich stellst. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich glaube, das sind zwei konstruktive Vorschläge, der eine für den Kollegen Cap, der andere für die Frau Bundesministerin, die auf jeden Fall zu mehr Gerechtigkeit und viel­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 83

leicht auch zu mehr Aufklärung bei Verbrechen führen können. Da freut sich auch un­sere Innenministerin. (Beifall bei der FPÖ.)

2.56


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Rosenkranz und weiterer Abgeordneter betreffend Bezahlung der Rundfunkgebühren für Strafgefangene durch die Steuerzahler

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 13 – Justiz, in der 91. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Das Bundesministerium für Justiz führt Rundfunkgebühren von 5000,- Euro für die Strafgefangenen, welchen eine Vergünstigung in Form der Benutzung eigener Fern­sehapparate gewährt wurde, ab. Warum die Kosten für die Rundfunkgebühren vom Steuerzahler bezahlt werden müssen und nicht von den Strafgefangenen, ist nicht nachvollziehbar.

Gemäß § 44 Absatz 1 Strafvollzugsgesetz ist jeder arbeitsfähige Strafgefangene ver­pflichtet, Arbeit zu leisten. Strafgefangene, die eine befriedigende Arbeitsleistung er­bringen, haben für die von ihnen geleistete Arbeit eine Arbeitsvergütung zu erhalten.

Diese Arbeitsvergütung in Form des Hausgeldes und der Rücklagen können somit zur Begleichung der Rundfunkgebühren herangezogen werden.

Auch arbeitsunwillige Strafgefangene erhalten diese Vergünstigungen, obwohl nur ei­nem Strafgefangenen, der erkennen lässt, dass er an der Erreichung der Zwecke des Strafvollzuges mitwirkt, in den Genuss der Vergünstigung kommen soll. Dies ist grund­sätzlich abzulehnen. Weiters verdienen diese Insassen auch nichts, um die Rundfunk­gebühren bezahlen zu können.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Justiz wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass in Zu­kunft Strafgefangene, welche eine Vergünstigung in Form der Benutzung eigener Fern­sehapparate gewährt wurde, vom Hausgeld einen Beitrag zur Bezahlung der Rund­funkgebühren leisten müssen.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Donner­bauer. – Bitte.

 


2.56.55

Abgeordneter Mag. Heribert Donnerbauer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Frau Bun­desministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Zuallererst möchte ich noch einmal


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 84

darauf zurückkommen, was vom Kollegen Hübner schon genannt wurde. Wir würden gerne diese wichtigen Budgetpositionen, das Budget für 2011, zu einer etwas attrak­tiveren Stunde und etwas ausführlicher diskutieren, als es jetzt um 3 Uhr in der Früh möglich ist.

Allerdings hat es hier zwei Fraktionen gegeben, denen es wichtiger war, sechs Stun­den lang zu einer attraktiveren Zeit Abstimmungen zu machen und dafür das Budget nach hinten zu verschieben. Für das nächste Mal kann ich den Kolleginnen und Kolle­gen von den Grünen durchaus sagen: Es sind keine 26 namentlichen Abstimmungen notwendig, um unsere Positionen klar zu machen. Wir stehen zu unseren Positionen und sind auch gerne bereit, das zu bestätigen. Dafür braucht es keine namentliche Ab­stimmung und kein Protokoll. (Beifall bei der ÖVP. Zwischenruf des Abg. Brosz.)

Aber jetzt zum Budget im Bereich Justiz, meine sehr geehrten Damen und Herren: Wenn man das ablaufende Jahr 2010 Revue passieren lässt, so war es durchaus ein schwieriges Jahr, aber für die Justiz auch ein erfolgreiches Jahr – und zwar vor allem ein Erfolg der Frau Justizministerin. Wenn wir uns erinnern, so haben wir im letzten Jahr etwa 150 zusätzliche Planstellen im Bereich Justiz aufgestockt. (Ruf beim BZÖ: Bezirksgericht Bludenz, Bezirksgericht Dornbirn ...!)

Zu Beginn des Jahres gab es schon die erste Diskussion mit der Frau Beamtenminis­terin Heinisch-Hosek, die damals gemeint hat, das Justizpersonal sei ausreichend. Sie wollte keine zusätzlichen Postbediensteten für die Justiz zur Verfügung stellen.

Durch Verhandlungen ist es der Frau Justizministerin gelungen, dass jetzt zusätzliche Bedienstete, auch aus dem Postbereich, für die Justiz herangezogen werden können. Es wurde schon Anfang des Jahres um 35 zusätzliche Planstellen aufgestockt, und im August des heurigen Jahres wurden für Korruptionsbekämpfung und Wirtschaftskrimi­nalität noch einmal 28 Millionen € für die nächsten Jahre zugesagt. Das sind zusätzli­che 190 Planstellen für die Justiz, und ich glaube, das ist durchaus eine Erfolgsge­schichte, die der Hartnäckigkeit und dem Verhandlungsgeschick unserer Justizministe­rin zu verdanken ist.

So ist auch das Budget für 2011 im Bereich Justiz, anders als bei verschiedenen ande­ren Ressorts, eines, das kaum von Kürzungen gezeichnet ist. Es gibt also nur 16 Mil­lionen € weniger bei mehr als 1 Milliarde € Budget für die Justiz. Ich glaube, dass das ein richtiger Weg ist. Es wird aber nicht ausreichen – das muss man auch sagen –, dass man mit gleichem Budget weiterfährt, sondern es wird notwendig sein, mit diesen Mitteln, die vorhanden sind und die im Gegensatz zu anderen Ressorts relativ geringe Kürzungen zu verzeichnen haben, auch effizienter umzugehen.

Das heißt, es ist unsere gemeinsame Aufgabe, auch in den nächsten Monaten und Jahren für effizientere Strukturen zu sorgen, wie wir es auch in den letzten Monaten schon getan haben – zum Beispiel mit der elektronischen Fußfessel, die eine Entlas­tung für die Justizanstalten ist.

Abschließend noch zur Anregung des Kollegen Rosenkranz von vorher: Wie Sie genau wissen, Herr Kollege, ist das Fernsehen für Häftlinge nicht nur eine Begünstigung, sondern es ist auch im Sinne eines besseren Zusammenlebens in einer Haftanstalt für weniger Gewaltbereitschaft notwendig  und unter diesem Aspekt muss man das sehen. Aber Ihr Hinweis ist wichtig, wir werden das auch aufgreifen und sind gerne bereit, uns anzusehen, wie man mit dieser Sache umgehen kann.  Danke. (Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 85

3.00


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Steinhau­ser. – Bitte.

 


3.00.55

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Justizministerin! Es ist ungewöhnlich, dass eine Budgetrede eines Oppositionellen mit einem kleinen Dank beginnt, bei Ihnen mache ich das aber. Ich möchte mich dafür bedanken, dass Sie mir relativ unbürokratisch die schriftlichen Beantwortungen der Budgetanfragen zur Verfügung gestellt haben – auch beim Kabi­nettchef Krakow –, denn der Zeitplan des Parlaments war so knapp, dass eine sinnvol­le Auseinandersetzung nicht möglich gewesen wäre, wenn Sie da dem Parlament nicht entgegengekommen wären.

Das ist aber auch schon das Ende meines Lobes. Das ermöglicht natürlich auch – und das ist in der Demokratie wichtig –, die Fragen auf die Waagschale zu legen und auch kritisch zu wiegen. Den Befund, der vom Kollegen Donnerbauer hier gestellt wurde, dass die Personalsituation bei der Justiz so gut wäre, teile ich überhaupt nicht. Es hat im Jahr 2009 die Personalanforderungsrechnung gegeben. Die Ergebnisse waren er­schreckend.

Es gibt an den Landesgerichten, Bezirksgerichten, bei den Staatsanwältinnen und Staatsanwälten eine Überlastung von 100 bis 120 Prozent. Jetzt gibt es ein paar Plan­stellen mehr, das ist schon richtig. Die werden aber überwiegend im Bereich der Wirt­schaftskriminalität eingesetzt werden. In den ganz sensiblen Bereichen, bei der Fami­liengerichtsbarkeit, wo die Belastung enorm ist, wo man monatelang auf Besuchs­rechtsentscheidungen warten muss, ändert sich gar nichts.

Zweiter Punkt: der Amtstag. Sie haben im ursprünglichen Entwurf des Budgetbegleit­gesetzes den Amtstag abschaffen wollen. Das wäre fatal gewesen, weil Sie damit wei­ten Bevölkerungsschichten den Zugang zum Recht erschwert hätten. Da hat es Protest gegeben, Sie haben das zurückgezogen. Das war richtig. Nur stelle ich fest: Im Budget hat das keine Auswirkungen. Also entweder sind die in Aussicht gestellten Einspa­rungen ohnedies nicht vorhanden gewesen, oder es gibt zwar potentielle Einspa­rungen, durch die Zurücknahme gibt es aber jetzt keine Änderungen im Budget. Das heißt, dass die Abwicklung des Amtstages hochproblematisch werden wird und dass Sie dann den Bezirksgerichten ein Chaos hinterlassen. Ich vermute das.

Dritter Punkt: die Situation beim Verein NEUSTART. Der Verein NEUSTART leistet wichtige Arbeit. In den letzten zehn Jahren, Sie wissen das, wurden dort 25 Prozent des Personals eingespart, obwohl die Leistungen um 75 Prozent zugenommen haben. Allein in den letzten zwei Jahren wurden in der Bewährungshilfe 10 Prozent des Perso­nals gekürzt. Wir haben hier im Parlament das Haftentlastungspaket beschlossen. Das heißt, wir haben zusätzliche Aufgaben für den Verein NEUSTART geschaffen, der aber im Verhältnis immer weniger Personal hat.

Wo führt das hin? Weniger Personal, mehr Aufgaben heißt zwangsläufig weniger Qua­lität. Das ist weder im Sinne der Bevölkerung, noch im Sinne der Kriminalpolitik. Die ersten Ergebnisse sieht man: Die Intensivbetreuung bei der Bewährungshilfe hat abge­nommen. Nur mehr ein Drittel aller Bewährungshilfefälle werden in Intensivbetreuung geführt. Da sind Sie in der Verantwortung, und Sie haben im Ausschuss keinerlei Ver­ständnis für unsere Kritik gezeigt. Sie sagen, die bekämen eh in etwa gleich viel wie bisher. Ich erinnere noch einmal: Die Aufgaben haben zugenommen.

Das andere ist Folgendes: Wenn für personalintensive Aufgabenbereiche, wie sie der Verein NEUSTART ausführt, gleich viel Geld fließt, dann ist das aufgrund der Perso­nalsteigerungen eine relative Kürzung. Vergessen Sie das nicht! NEUSTART ist kein Einzelfall, die gleiche Situation gibt es bei den Sachwalterschaftsvereinen. Die müssen jede zweite Anfrage ablehnen und können die Sachwalterschaft nicht übernehmen. Die Clearingstellen können nicht ausgebaut werden. Das Gleiche passiert bei der Prozess­


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begleitung, die bekommen auch nicht mehr. Auch da bedeuten wieder alleine die Per­sonalkosten, dass das eine relative Kürzung ist.

Ähnlich ist die Situation im Jugendstrafvollzug. Da war und ist seit Längerem bekannt, dass es extreme Missstände gibt, es war vor einigen Tagen wieder mediales Thema. In diesem Budget bieten Sie überhaupt nichts an, um diese Missstände zu beseitigen. Das Einzige, was Sie feststellen, ist, dass der geplante Bau eines Jugendgerichtes oder einer Außenstelle zum Landesgericht wieder nicht möglich ist. Das ist zu wenig. Es ist so! Sie haben das Geld nicht, aber Sie werden die Missstände im Jugendstraf­vollzug beseitigen müssen.

Die Liste könnte beliebig verlängert werden. Die größte Gefahr droht dem Rechtsstaat dadurch, dass er ausgehöhlt wird, indem er ressourcenmäßig immer schlechter ausge­stattet wird. Ich muss leider feststellen, dass es da bei Ihnen keine Trendumkehr gibt, sondern dass die Gefahr der Aushöhlung des Rechtsstaates auch durch diese Bud­getierung gegeben ist. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

3.05


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Jarolim. – Bitte.

 


3.05.53

Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Ich glaube, man muss schon sagen, dass im Verhältnis zu all den Einsparungen, die im Rahmen der Budgeterstellung durchgeführt worden sind, das Justizministerium si­cherlich relativ gut davongekommen ist. Es kam eigentlich auch bei Neustart und bei allen anderen Einrichtungen zu keinen Personalrücknahmen.

Das ändert natürlich nichts daran, dass es Personalbedürfnisse gibt, keine Frage. Es ist auch immer ein Thema, welche Mittel zur Verfügung stehen und wo man Prioritäten setzen kann. Der Strafvollzug ist natürlich momentan wirklich einer der Brennpunkte. Allerdings muss man auch dazusagen, dass es nicht die Idee der nunmehrigen Justiz­ministerin war, den Jugendgerichtshof aufzulösen. Das war eine extrem fahrlässige Entscheidung (Abg. Dr. Rosenkranz: Das stimmt doch gar nicht!), an der wir jetzt nach wie vor zu kiefeln haben.

Wenn man also sieht, dass tagtäglich Jugendliche im Grauen Haus im Strafvollzug ver­gewaltigt werden, dann ist das unerträglich. Ich glaube, Frau Ministerin, und ich darf Sie wirklich herzlich ersuchen, dass, auch wenn wir die Baumgasse jetzt verschieben müssen, es andere Möglichkeiten geben muss, da einzugreifen. Es ist völlig unmög­lich, dass am Freitag am Abend um 16 Uhr bis am Sonntag in der Früh bei sechs Leu­ten mehr oder weniger die Bewachung herausgenommen wird. Noch dazu gibt es ja relativ wenig Freizeitausgleich, wenig Sport. Da staut sich natürlich etwas auf, und dann sind die Schwächsten jeweils die, die unter die Räder kommen – da müssen wir sicherlich stark dagegen auftreten. (Ruf beim BZÖ: ... Sexualstraftäter!)

Frau Minister, Sie haben sicherlich unsere Unterstützung, ich glaube, Sie haben die Unterstützung aller hier im Haus, wenn es vernünftige Maßnahmen gibt – vielleicht kann man mit einer Kaserne etwas machen. Aber das, was derzeit stattfindet, ist schlicht und einfach inakzeptabel. Machen wir es gemeinsam!

Ein weiterer Punkt sind sicherlich auch die ganzen Regelungen, die wir um den § 278a und all diese anderen unbestimmten Begriffe haben, weil wir feststellen, dass wir eigentlich eine Unmenge an Geld in ein Verfahren – nicht nur in der Justiz, sondern auch im Rahmen des Innenministeriums – gesteckt haben, von dem sich nunmehr he­rausstellt, dass es eine absolute Fehlinvestition war.

Ich glaube also, dass wir in der nächsten Zeit sicher viele Herausforderungen zu be­wältigen haben werden. Das um 3 Uhr zu besprechen, ist sicherlich alles andere als


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besonders vernünftig. Aber ich glaube, dass wir viele Diskussionen führen werden, um gute justizpolitische Arbeit zu leisten. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

3.08


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Stadler. – Bitte.

 


3.08.39

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Zunächst, Herr Kollege Donnerbauer: Wenn man die Debatte zur Nachtstunde beklagt und die namentlichen Abstimmungen dafür verantwortlich macht, dann muss ich daran erin­nern, dass die Bundesregierung durch einen Bruch der Verfassung dieses Budget erst in den letzten Dezembertagen dem Parlament zuleitet. Da kann man nicht die Nachtstunden und die Abstimmung beklagen – die einzigen Möglichkeiten, die die Op­position hat, sich zur Wehr zu setzen und Protest gegen Ihren Verfassungsbruch zu üben, meine Damen und Herren. (Beifall bei BZÖ und Grünen.)

Das war der entscheidende Punkt, warum wir diesen Protest gemacht haben: Weil Sie verspätet waren, weil Sie die Verfassung gebrochen haben. Tut nicht Täter- und Op­ferrolle verkehren! Es war Ihre eigene Bundesregierung, Ihr eigener Bankenminister, der aus wahltaktischen Gründen das Budget nicht rechtzeitig dem Parlament zugeleitet hat. (Rufe bei der ÖVP: Schrei net so!) Also vergießen Sie hier keine Krokodilstränen, beklagen Sie sich bei Ihrem eigenen Bankenminister!

Zweite Vorbemerkung: Herr Kollege Kräuter, ich weiß nicht, ob ich die aktuelle Redner­liste habe, aber ich vermisse Ihre Wortmeldung in dieser Debatte. Sie haben doch im Ausschuss großspurig angekündigt, dass Sie hier Telefonabhörprotokolle verlesen wol­len. (Abg. Dr. Kräuter: Was geht denn das Sie an?) – Bitte? Ich frage Sie ja nur. Was geht das mich an? (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von BZÖ und SPÖ.)

Er macht eine großspurige Ankündigung, reißt seinen Rachen auf und sagt, dass er hier – zur Immunisierung – die Debatte dazu benutzen wird, die Telefonabhörprotokolle zu verlesen. Wo sind sie? (Zwischenruf des Abg. Dr. Kräuter.) – Ach, Sie kommen noch? Der Herr Kräuter kommt noch. Ich bin extra hier geblieben und habe mir ge­dacht, heute bekomme ich endlich die Abhörprotokolle des Herrn Kräuter geliefert.

Nun, wo sind denn die Abhörprotokolle? (Abg. Dr. Kräuter: Abwarten!) – Sie kommen noch. Heute noch? (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Kräuter.) Morgen kommen sie. Wann? Können wir erfahren, wann? (Abg. Dr. Kräuter: Abwarten! – Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler.) – Er weiß es noch nicht. Haben Sie die Abhörprotokolle schon? Wann wollen Sie die Telefonabhörprotokolle bringen? Beim Landwirtschafts­budget, oder wann wollen Sie sie bringen? (Abg. Dr. Kräuter: Nein, ...!) – Nein. Wann dann? Beim Verkehrskapitel? Das könnte sein, das Telefon hat etwas mit dem Verkehr zu tun. Auch eine Möglichkeit. Also wann kommt das morgen, Herr Kollege Kräuter? (Abg. Dr. Kräuter: Abwarten!) – Abwarten müssen wir.

Also wir halten fest: Kollege Kräuter hat eine großspurige Ankündigung getätigt, ist aber nicht in der Lage, diese Telefonabhörprotokolle hier vorzutragen. Meine Damen und Herren, halten wir das für das Protokoll fest! (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.) Können wir irgendwann im Laufe der nächsten Jahre damit rechnen, dass es diese Ab­hörprotokolle geben wird? – Abwarten, ja, ich habe es verstanden. Gut.

Frau Bundesministerin, da wir schon beim Abwarten sind: Die Bürger haben nicht so viel Interesse am Abwarten. Die Verfahren dauern nach wie vor zu lange. Das ist Ihnen bekannt; ich weiß, dass auch Sie selbst das so sehen. Aber der leichtere Zugang zum Recht ist es nicht, auch wenn natürlich Ihr Ressort relativ glimpflich davonkommt – das stimmt schon, da hat Kollege Jarolim recht –, aber dennoch ist es kein leichterer Zu­


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gang zum Recht, wenn man gleichzeitig die Gerichtsgebühren bei der sogenannten Glättung hinaufschnalzt – in einem Fall um bis zu 83 Prozent, glaube ich –, und zwar unter Bruch eines Versprechens, das man beim EU-Beitritt gegeben hat.

Man hat damals gesagt, nein, der EU-Beitritt wird nicht dazu führen, dass bei der Ein­führung des Euro, bei der Umstellung der Währung die Abgabenbelastung für die Bür­ger größer wird. Dann hat man die Beträge, die entsprechenden Streitwerte 1 : 1 um­gerechnet – das war korrekt –, und nun glättet man sie, aber natürlich nicht nach oben, sondern nach unten, und damit werden natürlich alle Zivilverfahren automatisch teurer. Das ist logisch, eine fadengerade Geschichte. (Zwischenbemerkung von Bundesminis­terin Mag. Bandion-Ortner.) – Praktisch für alle, Frau Bundesministerin, praktisch alle!

Ich sage es noch einmal: In einem Punkt beträgt die Steigerung sogar bis zu 83 Pro­zent, um die die Gerichtsgebühren hinaufgeschnalzt werden.

Natürlich ist auch die Reduktion der Amtstage, auch wenn es nicht zur völligen Ab­schaffung kam, keine Methode des leichteren Zugangs zum Recht.

Daher sage ich, Frau Bundesministerin: Ihr Ressort ist relativ glimpflich davongekom­men, aber es gibt einige Kritikpunkte, die auch in diesem Ressort anzubringen sind. Ich kritisiere beispielsweise auch, dass man jetzt eine Mindestgebühr von 400 € einführt, wenn man die Jahresabschlüsse zu spät vorlegt (Zwischenrufe bei der SPÖ) – bitte?; die Untergrenze ist 700 € –, oder dass man bei Firmenbucheintragungen oder Grund­bucheintragungen die Gebühren hinaufsetzt.

Oder auch, dass man die fahrlässige Körperverletzung in Zukunft überhaupt erst bei 14 Tagen Leiden ansetzt und darunter im Grunde das Ganze auf den Bürger, auf den Zivilrechtsweg verlagert. Auch das ist kein wirklich leichterer Zugang zum Recht. Denn: Die Verschuldensfrage war bisher auch bei der leichten beziehungsweise bei der fahr­lässigen Körperverletzung wenigstens im Strafverfahren klärbar, sodass man sich die­ser Beweisproblematik im Zivilverfahren begeben konnte beziehungsweise oft sogar einfach nur eine Einigung mit der Versicherung herbeiführen konnte, weil die Verschul­densfrage schon geklärt war. Das wird in Zukunft nicht mehr der Fall sein.

Das heißt, bei einer erheblichen Zahl an Verkehrsunfällen wird in Zukunft der Bürger selber das Prozessrisiko völlig tragen und die Verschuldensfrage auf dem Zivilrechts­weg klären müssen. Das alles sind keine Mittel des erleichterten Zugangs zum Recht, sondern im Grunde Verteuerung und Verkomplizierung beziehungsweise Verlagerung des Risikos auf den Bürger bei der Rechtssuche.

Das ist eine Tendenz, die leider mit diesem Budget zusammenhängt. Der Bürger muss immer mehr Lasten tragen für Aufgaben, für die er vorher schon Steuern zahlt, damit der Staat ihm dieses Service erbringt, und zwar in Zentralangelegenheiten des Staa­tes. Dazu gehört innere und äußere Sicherheit. Die Rechtspflege ist eine Zentralauf­gabe des Staates, für die der Bürger zu den Steuern, die er ohnehin schon zahlt, nicht zusätzlich noch hohe Gebühren zahlen müssen sollte.

Daher, Frau Bundesministerin: Diese Tendenz muss irgendwann wieder umgekehrt wer­den, sodass man dem Bürger den Zugang zur Rechtspflege nicht verteuert, sondern eben erleichtert und Gebühren wieder herabsetzt. (Beifall beim BZÖ.)

3.15


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Lausch. – Bitte.

 


3.15.18

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Ho­hes Haus! Kollege Jarolim, wenn Sie sich hier herausstellen, den Jugendvollzug in Ös­terreich bekritteln und sagen, es sei eine Zumutung, wie die Jugendlichen in Österreich


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untergebracht werden, dann frage ich Sie: Kennen Sie das alte Jugendgericht mit dem Gefangenenhaus in der Rüdengasse? Haben Sie das jemals besucht? (Abg. Doppler: Sicher nicht! – Beifall bei der FPÖ.)

Kennen Sie das überhaupt? Sogar die Jugendlichen in Österreich sagen, diese Unter­bringung im 3. Bezirk war eine Zumutung und gehörte geschlossen. Dass Sie ein ideo­logisches Problem haben und hier Standesvertretung machen, weil kein Roter Präsi­dent des neuen Jugendgerichts wurde, das verstehe ich schon. Aber hier so zu tun, als ob in den österreichischen Haftanstalten täglich zwei oder drei Jugendliche vergewal­tigt würden, ist schlicht ein Witz. Da kennen Sie sich nicht aus! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Herr Kollege Jarolim, genau! Na wer da ahnungslos ist!

Frau Bundesministerin, vom Budget 2009 zum Budget 2011 steigern Sie in Ihrem Haus – und das ist ein bisschen verwerflich, das habe ich Ihnen schon beim letzten Mal ge­sagt – die Personalausgaben um genau 1 Million €. (Anhaltende Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ.) – Ja, ich weiß, die Aufregung ist groß, aber das sind die Tatsachen. (Zwi­schenruf der Abg. Mag. Rudas.) – Ja, die Jugendhoffnung meldet sich auch.

Frau Bundesministerin, Sie sparen vor allem nicht in Ihrem Haus – das habe ich Ihnen schon beim letzten Mal gesagt – bei den Personalausgaben, sondern Sie sparen bei der Basis. Dort sparen Sie massiv bei den Personalausgaben. Zum Beispiel sind für die Justizanstalten im Jahr 2011 Einsparungen von 1,5 Millionen € geplant. Obwohl die Personalvertretungen – egal ob schwarz, rot oder blau – schon seit Jahren einen ekla­tanten Personalmangel und eine Personalnot bei der Exekutive in den Justizanstalten feststellen und immer wieder darauf hinweisen – das müsste auch Ihnen bekannt sein –, werden da Einsparungen von fünf Exekutivplanstellen vorgenommen. Das ha­ben wir im Budgetausschuss angefragt. Sie sagen, das wird in der Vollzugsdirektion stattfinden. Dazu muss man aber wissen, dass die Vollzugsdirektion schon jetzt dienst­zugeteilte Beamte von der Basis hat. Man kann schon sagen, da sparen wir dort ein, nur bringt das nichts, wenn man dann wieder fünf bis zehn Wachebeamte von der Ba­sis dorthin zuteilt.

Da wir das Ganze nicht mehr glauben, bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Lausch, Vilimsky und weiterer Abgeordneter betreffend notwendige Erhöhung der Planstellen der Verwendungsgruppen E 2a und E 2b für Exekutivbe­dienstete im Justizwachdienst

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Justiz wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass es zu keinen weiteren Einsparungen, sondern zu der unbedingt notwendigen Erhöhung der Planstellen der Verwendungsgruppen E 2a und E 2b für Exekutivbedienstete im Justiz­wachdienst kommt.“

*****

(Beifall bei der FPÖ. – Rufe bei der SPÖ: Redezeit! – Abg. Lausch – das Rednerpult verlassend –: Ich bin eh schon fertig!)

3.18


Präsident Fritz Neugebauer: Das sind freiwillige Redezeitbeschränkungen.

Der Entschließungsantrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 90

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Lausch, Vilimsky und weiterer Abgeordneter betreffend notwendige Erhöhung der Planstellen der Verwendungsgruppen E 2a und E 2b für Exekutivbe­dienstete im Justizwachdienst

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 13 – Justiz, in der 91. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Im Budget des Bundesministeriums für Justiz ist für die Justizanstalten ein Budget
von 334,4 Millionen Euro vorgesehen. Dies ist um 3,2 Millionen Euro weniger als im Jahr 2010. Davon werden 1,5 Millionen Euro beim Personal eingespart.

Im Bundesgebiet werden 28 Justizanstalten betrieben. 16 Justizanstalten bei Gerichts­höfen Erster Instanz mit 7 Außenstellen, 8 Strafvollzugsanstalten mit 4 Außenstellen, eine Sonderanstalt für männliche Jugendliche, eine Justizanstalt für die Unterbringung nach § 21 Abs. 1 StGB, eine Justizanstalt für die Unterbringung nach § 21 Abs. 2 StGB mit einer Außenstelle, eine Sonderanstalt für die Unterbringung nach § 22 StGB mit einer Außenstelle.

Zurzeit gibt es ca. 9.000 Insassen in den österreichischen Justizanstalten. Diesen 9.000 Haftinsassen stehen im Verhältnis 3:1 nur ca. 3.000 Exekutivbedienstete im Jus­tizwachdienst gegenüber. Im Jahr 2011 werden wieder Planstellen gestrichen. In den Ländern der europäischen Union beträgt das Verhältnis zwischen Insassen und Justiz­wachebeamten durchschnittlich 2:1.

Die Überstundenbelastung ist übermäßig. Das heißt, dass jedes Jahr von den Exeku­tivbediensteten im Justizwachdienst zusätzlich zur normalen Dienstzeit beinahe 20 Jahre an Überstunden geleistet werden! Laut Personalplan des Bundesfinanzge­setzes 2011 werden wieder Planstellen bei den Exekutivbediensteten im Justizwach­dienst eingespart.

Es darf nicht schon wieder bei der Sicherheit zum Nachteil der Bediensteten gespart werden und eine Erhöhung der Planstellen für Exekutivbedienstete im Justizwach­dienst ist unbedingt notwendig.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Justiz wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass es zu keinen weiteren Einsparungen, sondern zu der unbedingt notwendigen Erhöhung der Planstellen der Verwendungsgruppen E 2a und E 2b für Exekutivbedienstete im Justiz­wachdienst kommt.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Musiol. – Bitte.

 


3.19.06

Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Gute Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Herr Präsident! Herr Kollege Lausch, Sie haben offensichtlich justizpolitisch


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 91

oder vor allem jugendjustizpolitisch keine Ahnung! (Abg. Lausch: Sagen Sie! Das ist Ihre Meinung! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich war im Jugendgerichtshof Rüdengasse. Es war ein altes Gebäude, aber eines war klar: Der Jugendgerichtshof Rüdengasse ist auf die Bedürfnisse und die Notwendig­keiten von jungen und jugendlichen Gefangenen eingegangen. Das kann die Justiz­anstalt Josefstadt nicht! (Beifall bei den Grünen.)

Wenn Sie hier Polemiken betreiben, indem Sie hier über irgendwelche Besetzungspa­ranoia sprechen, dann fahren Sie damit über all die Jugendlichen hinweg, die genau dieser Gewalt, die Kollege Jarolim ausgesprochen hat, tagtäglich ausgesetzt sind. Und das ist zynisch! (Beifall bei den Grünen.)

 Aber nun zu einem anderen Punkt aus dem Bereich der Justiz, nämlich zur Therapie von Suchtkranken. Wir haben uns im Ausschuss schon damit befasst, Frau Ministerin. Es ist ja vorgesehen, dass eben nach dem Suchtmittelgesetz Suchtkranke unter be­stimmten Voraussetzungen sich einer Therapie zu unterziehen haben. Das gibt es ent­weder innerhalb der Haft, innerhalb der Justiz, da wird es von der Justiz selbst erledigt, aber auch durch Einrichtungen außerhalb der Justiz, vor allem dann, wenn Suchtkran­ke aus verschiedenen Gründen nicht in Haft genommen werden.

Und jetzt machen Sie Folgendes: Sie beschließen, dass diese Therapie maximal sechs Monate dauern darf, und zwar für Therapien, die in jenen Einrichtungen stattfinden, die außerhalb der Justiz liegen. Wenn man je im Suchtbereich tätig war – und ich war das als Sozialarbeiterin –, dann weiß man, dass man nicht alle Suchtkranken über einen Kamm scheren kann und dass man nicht sagen kann, dass jemand automatisch nach sechs Monaten fertig therapiert ist. Das zeigen auch die Zahlen der ExpertInnenein­richtungen.

Der „Grüne Kreis“ hat zum Beispiel Zahlen zur Verfügung gestellt, aus denen ganz klar hervorgeht, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer dort in diesen Einrichtungen ist zwar 90 bis 143 Tage, liegt also – für alle, die jetzt zu diesem Zeitpunkt noch rechnen kön­nen – innerhalb dieser sechs Monate, aber man muss dazusagen: Sieht man sich die Aufenthaltsdauer derer an, die eine Therapie auch erfolgreich beenden – und nicht zu jenen zählen, die eine Therapie vorzeitig abbrechen, die aber auch in diesen Durch­schnitt mit einberechnet sind –, dann ist die durchschnittliche Therapiedauer 268 bis 363 Tage. Und wer jetzt noch immer rechnen kann, kann sich leicht ausrechnen, dass das weit über diesen sechs Monaten liegt.

Ihre Aussage im Ausschuss, dass der Trend ja in Richtung ambulante Therapie und weg von stationärer geht, entspricht nicht den Tatsachen. Es gibt Suchtkranke, die eben mehr als sechs Monate stationären Aufenthalt brauchen. Es gibt natürlich auch Suchtkranke, die weniger brauchen und für die eine ambulante Einrichtung besser ge­eignet ist. Aber hier alle über einen Kamm zu scheren und es zu verunmöglichen, dass Menschen, die dies dringend notwendig haben, die nötige Hilfe bekommen, ist kurz­sichtig und in diesem Sinne von uns zu kritisieren.

Und in diesem Sinne: Gute Nacht! (Beifall bei den Grünen.)

3.22


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Scheibner. – Bitte.

 


3.22.44

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Frau Justizministerin! Wir haben einige Pro­blembereiche mit Ihnen im Ausschuss diskutiert. Es hat uns ein bisschen verwundert, dass Sie es abgelehnt haben, so wie wir es beantragt und unterstützt hätten, dass Sie 80 Dienstposten mehr bekommen. Anscheinend sind Sie zufrieden mit dem, was Sie haben. Wir hätten geglaubt, dass gerade im Sinne der schnelleren Verfahren und des


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 92

direkten Zugangs zum Recht diese 80 Dienstposten hilfreich gewesen wären. Aber bitte, das müssen Sie verantworten.

Was uns aber im Ausschuss besonders irritiert hat, war die Diskussion über die Häft­lingszahlen und die Frage: Ist es aufgrund der hohen Häftlingszahlen notwendig, ein neues Gefangenenhaus zu errichten? Sie haben gesagt, Ihnen ist lieber, die Häftlinge zu entlassen als ein neues Gefängnis zu bauen. Ich sage Ihnen, da haben wir eine andere Meinung. Wenn jemand zu einer Strafhaft verurteilt worden ist, dann soll er diese auch absitzen, und nicht dass Sie sagen – das klingt ja schon nach Broda’schen Ideen –, Sie sind froh, wenn es keine Häftlinge gibt. Das sind wir auch, aber wenn sie verurteilt sind, dann sollen sie ihre Strafe auch absitzen. Und da haben Sie die Verant­wortung, dass die notwendigen Gebäude vorhanden sind und die entsprechende In­frastruktur eingerichtet ist. (Beifall beim BZÖ.)

Ein weiterer Punkt, wo wir im Ausschuss anderer Meinung gewesen sind, war die Fra­ge der bedingten Entlassung, vor allem für Sexualstraftäter. Sie haben gemeint, wie so oft, man soll sie bedingt entlassen, denn nur dann könne man auch begleitende Maß­nahmen setzen. Da sind wir auch ganz anderer Meinung. Wir sind der Meinung, gera­de bei Sexualstraftätern soll es keine bedingte Entlassung geben, dafür aber lebens­lange Maßnahmen zur Beobachtung dieser Straftäter, denn das Restrisiko einer Wie­derholung, eines Rückfalls darf nicht auf die Gesellschaft überwälzt werden, vor allem dann nicht, wenn es um Kinder geht.

Frau Justizministerin, da würden wir uns mehr Initiativen von Ihnen erwarten. Das ist Ihre Verpflichtung. Da hätten Sie auch unsere Unterstützung. Da ist im Ausschuss lei­der sehr wenig gekommen. (Beifall beim BZÖ.)

Lassen Sie die Ideologie, dass der Täter nicht selbst verantwortlich ist, sondern ein Opfer der Gesellschaft, also von uns allen, und deshalb haben wir auch das Risiko zu tragen, in dieser Hälfte des Hauses, und überlegen Sie sich, ob Sie nicht der Bevölke­rung hier eine entsprechende Verantwortung schuldig sind.

Und ganz zum Schluss, was auch im Budget nicht ganz verständlich gewesen ist: eine sehr starke Reduzierung der Haftentschädigungen für unschuldig Einsitzende. Ich glaube, wenn jemand nachweislich unschuldig in Haft genommen worden ist, dann wä­ren – man kann das ohnehin nicht entschädigen – die ursprünglichen Sätze schon ge­rechtfertigt gewesen.

Kollege Kräuter ist heute angesprochen worden auf seine angekündigte, dann nicht durchgeführte Aktion der Immunisierung von vertraulichen Akten. Auch das haben wir im Ausschuss diskutiert, und ich möchte das hier auch noch einmal klar sagen. Es ist ganz interessant, wie vor allem in den letzten Wochen und Monaten Gerichtsakten 1 : 1, zumindest dort, wo es passt, an die Öffentlichkeit gespielt werden. Sie, Frau Mi­nisterin, haben im Ausschuss gesagt, das kommt nicht von der Justiz. Wir wissen es nicht, und Sie wissen es auch nicht.

Wir wissen nur eines: dass diese Akten unzureichend geschützt sind. Der Rechnungs­hof kann es entsprechend nachvollziehen, von wem Akten hinausgegangen sind. Die Innenministerin hat gesagt, sie hat das mittlerweile so organisiert, dass es nicht aus­zuschließen, aber erschwert möglich ist, dass diese Akten von eigenen Bediensteten an die Öffentlichkeit gebracht werden. Das würden wir auch von Ihnen erwarten, denn es geht hier um die Rechte unschuldiger Privatpersonen, die wir auch schützen müs­sen.

Es gibt sehr wohl ein Interesse an Aufdeckung, aber vor Vernaderung, Verleumdung und vor Amtsmissbrauch muss man die Bevölkerung schützen. (Beifall beim BZÖ.)

3.27



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 93

Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Winter. – Bitte.

 


3.27.26

Abgeordnete Dr. Susanne Winter (FPÖ): Herr Präsident! Frau Minister! Werte Kolle­gen, insbesondere von der ÖVP und von der SPÖ, ich werde Ihnen heute einen Satz sagen, der gestern gesagt wurde, der morgen gesagt werden wird und der wahrschein­lich das ganze nächste Jahr gesagt werden wird:

Ihr Budget ist kein gerechtes, kein sozial ausgeglichenes, sondern es ist ein Belas­tungsbudget! Es ist ein Budget, das die Familien, die Kinder, die Pendler, die Autofah­rer, die Bankkunden und, und, und ausgesprochen belastet. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie sind weit davon entfernt, dass Sie die tatsächlichen Problemzonen angesprochen haben, nämlich Verwaltungsreform, Föderalismus und Gesundheit. Und, Frau Minister, Sie haben das weitergeführt, was Ihr Finanzminister Ihnen vorgegeben hat, nämlich die Abzocke bei jenen Bevölkerungsgruppen, die sich am allerwenigsten dagegen wehren können.

Frau Minister, Sie kennen sicher den offenen Brief, der von vielen Juristen, von De­kanen, von Präsidenten der Rechtsanwaltskammer und der Staatsanwaltschaft und so weiter unterschrieben worden ist, nämlich in Bezug auf die Rechtspraktikanten. Diese Kürzung der Ausbildungszeit für Rechtspraktikanten von neun Monaten auf fünf Mona­te, das ist ganz einfach ungeheuerlich. Sie wissen, dass unser juristisches Ausbil­dungssystem ein zweistufiges ist: Erst erfolgt die sehr theoretische Ausrichtung auf den Beruf an den Universitäten und dann die praktische Ausbildung im Gericht.

Sie haben damit aber nicht nur den Rechtspraktikanten einen schlechten Dienst erwie­sen und den künftigen Richtern und vielen anderen auch, sondern auch den Gerichten. Denn es ist ja sehr wohl vorgesehen, dass der Amtstag in einer gewissen Form er­halten bleibt. Es bleiben aber auch die Klagen und die Anträge am Amtstag erhalten, und Rechtspraktikanten sind eigentlich die akademischen Hilfskräfte der Richter.

Ich kann mich noch sehr gut an meine Zeit erinnern, und ich habe mit einigen Rechts­praktikanten in Graz gesprochen. Nach wie vor ist es immer noch der gleiche Ablauf: Sie müssen zwar einerseits die Akten der Richter tragen, müssen aber andererseits auch die liegengebliebenen und die neuen Urteile der Richter sehr oft einmal vorab ausfertigen. Ich glaube, gerade diese Gerichtsleute und diese Rechtspraktikanten ha­ben es verdient, dass sie auch ein entsprechendes Gehalt bekommen. Und dies um 20 Prozent zu kürzen, das ist einfach ungeheuerlich.

Und noch etwas finde ich ungeheuerlich, Frau Minister. Wir haben Sie darauf ange­sprochen, und Sie waren der Meinung: Na ja, die gehen um zwölf nach Hause, warum soll man denn die so entlohnen? – Bitte erkundigen Sie sich in den Gerichten. So läuft das nicht.

Noch einmal ein kleiner Satz als Abschluss in Richtung der SPÖ, zum Kollegen Cap. Er war ja heute am Vormittag der Meinung, dass das Budget ein Weg der Gerechtigkeit ist, der weitergegangen werden muss. Ich darf Ihnen dazu die „Kleine Zeitung“ vom 16. Dezember zitieren. Dort steht unter dem Titel „Sauer auf Koalition“: 51 Prozent sind nicht der Meinung, dass es in unserem Land alles in allem gerecht zugeht. – Mehr, glaube ich, ist dazu nicht zu sagen. (Beifall bei der FPÖ.)

3.30


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Westentha­ler. – Bitte.

 


3.31.00

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Der aktuelle grausame Fall des Erwin K. und der Anita K. – nur zur Erinnerung, wer es nicht


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 94

mehr weiß, das ist ja erst in den letzten Tagen und Wochen diskutiert worden, auch in der Öffentlichkeit – hat gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur eine lebenslange Kontrolle und Aufsicht über Sexualstraftäter durchzuführen, sondern vor allem, Frau Ministerin, ersuchen wir Sie noch einmal eindringlichst, zu überlegen, die Tilgungs- und Verjäh­rungsfristen bei Sexualstrafdelikten einer genauen Prüfung zu unterziehen. (Beifall beim BZÖ.)

Denn Sie wissen, was passiert ist: Erwin K., der sich da als „Vater“ von Anita K. aufge­spielt hat, die er grausam ermordet hat, der in den siebziger bis neunziger Jahren mehr­fach einschlägig vorbestraft und verurteilt worden ist wegen Vergewaltigung, Blut­schande und weiterer Delikte, ist, an den Jugendämtern vorbei, ohne jegliche Bean­standung, überhaupt an dieses Kind herangekommen.

Da stimmt doch etwas im System nicht, da ist ein Fehler im System, dass so etwas passieren kann, dass so eine – ich sage das hier ganz ausdrücklich – Bestie überhaupt in die Nähe einer Minderjährigen kommen kann und sich dann auch noch selbst zum Erziehungsberechtigten ernennen kann. Und das Ganze vorbei am Jugendamt, an den Behörden. Da muss etwas geschehen! Das kann so nicht sein. Frau Ministerin, da ha­ben Sie Handlungsbedarf.

Genauso wie bei den vorzeitigen Haftentlassungen, wo allein seit dem Jahr 2006 1 880 Rückfalltäter wieder einsitzen, die vorzeitig bedingt entlassen worden sind. Allein in den Jahren 2008 bis 2010 waren es 310 Sexualstraftäter, Sexualstraftäter mit zum Teil schweren Delikten, die vorzeitig bedingt entlassen worden sind, und davon sind 29 Rückfalltäter. 29 weitere Fälle! Da geht es nicht um einen Fall bei diesen Rückfalltä­tern, sondern meistens gleich und mehrere, um Serientäter, die da ihr Unwesen getrie­ben haben. Daher ist es wirklich dringend notwendig, zu überlegen, wie man diesen Sexualstraftätern tatsächlich den Garaus macht in dem Sinne, dass man sie nicht mehr auf die Öffentlichkeit, auf die Familien und auf die Kinder loslässt, sondern endgültig wegsperrt oder lebenslang kontrolliert. (Beifall beim BZÖ.)

Frau Minister, Sie haben gesagt, wir haben 8 600 Bestand in den Haftanstalten und 8 600 belegt. Das heißt, irgendetwas stimmt auch da nicht. Sie sollten sich überlegen und unseren Vorschlag ernst nehmen, nicht zu sagen, weil wir keine Haftplätze haben, lassen wir alle frei oder sperren wir niemanden mehr ein, sondern neue Haftanstalten und Möglichkeiten von neuen Hafträumen zu prüfen. Wir haben den Vorschlag ge­macht, etwa Bundesheerkasernen, die nicht mehr gebraucht werden, die zum Verkauf stehen, zu übernehmen und dort mögliche Haftplätze zu schaffen. Das wäre eine Idee.

Letzter Punkt: die sogenannte Emmentaler-Justiz. Frau Ministerin, prüfen Sie auch da Ihre Stellen! Zuletzt haben wir die Protokolle des Herrn Kulterer von der Hypo in der Zeitung gelesen – illegal, geheime Protokolle – oder den Strafakt beziehungsweise den vorbereiteten Akt des Herrn Strache im „profil“ – das finde ich auch nicht in Ordnung, dass der vorzeitig in den Medien berichtet wird – oder auch andere Fälle. Sie wissen, was wir meinen. Vergessen Sie nicht, dass ein Ministersekretär einer Ihrer Vorgänge­rinnen erst vor Kurzem verurteilt worden ist, weil er Bawag-Akten dem „profil“, damals noch dem Herrn Worm, zugespielt hat.

Also so aus der Luft gegriffen ist es nicht, dass auch aus Ihrem Haus ganz gezielt Ak­ten den Medien zugespielt werden. Da haben Sie eine Verantwortung, dass Sie, ähn­lich wie der Rechnungshof oder ähnlich wie das Innenministerium, Methoden der Co­dierung, der Sicherung von Akten finden, damit nicht ständig Menschen, die auch un­schuldig sind, wo sich herausstellt, es gibt überhaupt kein Verfahren oder das Verfah­ren wird eingestellt, in den Medien vorverurteilt werden. Da haben Sie einfach eine Verantwortung, Frau Ministerin. (Beifall beim BZÖ.)

3.35



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 95

Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesministerin Mag. Ban­dion-Ortner. – Bitte.

 


3.35.16

Bundesministerin für Justiz Mag. Claudia Bandion-Ortner: Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr verehrter Herr Staatssekretär! Ja, das Justizressort hat ein Budget von 1,1 Milliarden €, und wir haben einen Eigendeckungs­grad von fast 73 Prozent. Das ist alte Tradition in Österreich, und das führt dazu, dass die Justiz nicht den Steuerzahler generell etwas kostet, sondern vor allem die etwas kostet, die die Justizleistungen auch in Anspruch nehmen.

Bitte, das ist Kostenwahrheit, und ich finde, dieses Prinzip ist auch das richtige Prinzip. Das wurde letztens auch in einer Studie des Europarates hervorgehoben, die vor zirka einem Monat in Ljubljana präsentiert wurde.

Dort wurde auch ganz klar, dass die österreichische Justiz sich keineswegs zu verste­cken braucht, ganz im Gegenteil, dass wir sehr, sehr stolz sein können auf unser Jus­tizsystem. Wir sind im Opferschutz Nummer eins, wir sind in den vordersten Rängen, was die Schnelligkeit der Verfahren anlangt, und wir sind vor allem für den Steuer­zahler sehr günstig. Also ich lasse mir nicht immer alles schlechtreden. (Beifall bei der ÖVP.)

Ganz kurz noch zum Strafvollzug. Den einen gibt es zu viele bedingte Entlassungen, den anderen gibt es zu wenig bedingte Entlassungen, den einen gibt es zu viel Betreu­ung im Strafvollzug, und den anderen gibt es zu wenig Betreuung im Strafvollzug. Das ist doch der beste Beweis dafür, dass wir genau den richtigen Weg gehen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

3.37


Präsident Fritz Neugebauer: Weitere Wortmeldungen zum Kapitel Justiz liegen nicht mehr vor.

Damit ist dieser Themenbereich abgeschlossen.

03.37.10UG 14: Militärische Angelegenheiten und Sport

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir gelangen zur Verhandlung über die Untergliede­rung 14: Militärische Angelegenheiten und Sport.

Erster Redner ist Herr Abgeordneter Podgorschek. – Bitte, Herr Kollege.

 


3.37.21

Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Ich glaube, das letzte Mal, als ich zu dieser Tageszeit gesprochen habe, das war wahrscheinlich noch im Rahmen meiner Tätigkeit in der Miliz, wenn ich eine Befehlsausgabe beziehungsweise eine Lagebesprechung abgehalten habe. In einer ähnlichen Situation fühle ich mich jetzt wieder.

Wir haben eine sehr dramatische budgetäre Entwicklung in der österreichischen Lan­desverteidigung, und ich habe berechtigten Zweifel an der Fähigkeit zur Erfüllung der verfassungsmäßigen Aufträge. Unser österreichisches Bundesheer hat sicher eine, würde ich sagen, eingeschränkte Einsatzbereitschaft, und auch wenn immer wieder betont wird, sowohl von Ihnen, Herr Minister, oder auch von Ihrer Generalität, dass al­les zum Besten steht, sind das meiner Meinung nach nur Lippenbekenntnisse und die­nen nur zum Verstummen der Kritik und zur Ruhigstellung der Kritiker.

Wir haben ein Milizsystem, das mehr oder weniger durch die Politik zerstört worden ist. Das war schon damals, als wir durch politische Anweisung die sechs Monate


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 96

Dienstzeit eingeführt haben. Eine ordentliche Miliz ist mit sechs Monaten nicht mehr zu führen, und nachdem das auf Weisung der Politik eingeführt wurde, war – das kann man dann letzten Endes feststellen – die Miliz nur mehr auf freiwilliger Basis möglich. Alle Milizsoldaten haben dann letzten Endes keine Perspektive mehr gesehen, und das führt eigentlich zu einem Desaster.

Jetzt sind wir wieder in einer ähnlichen Situation: Jetzt wurde uns von der Politik die Diskussion zur Abschaffung der Wehrpflicht aufgezwungen. Das ist letzten Endes dann der nächste Schritt, dass wieder ein Teil unserer Verteidigungsbereitschaft verloren­geht.

In der Miliz wird massiv eingespart. 2011 sollen wieder 10 Prozent der Waffenübungen eingespart werden – in Euro ausgedrückt sind das 5,3 Millionen –, vor allem wird auch die Zahl der Milizübungstage massiv gekürzt.

Daher möchte ich folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Podgorschek, Dr. Fichtenbauer, Kunasek, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine weiteren Budgetkürzungen im Bereich der Miliz

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Landesverteidigung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass es zu keinen weiteren Kürzungen im Bereich der Miliz kommt und der Nachwuchs von Milizkräften endlich sichergestellt wird.“

*****

(Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)

3.40


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Antrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Podgorschek, Dr. Fichtenbauer, Kunasek und weiterer Abgeordne­ter betreffend keine weiteren Budgetkürzungen im Bereich der Miliz

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 14 – Militärische Angelegenhei­ten und Sport, in der 91. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Die dramatische budgetäre Entwicklung in den letzten Jahren und Monaten lässt täg­lich mehr Zweifel an der Fähigkeit zur Erfüllung der verfassungsmäßigen Aufträge laut werden. Insbesondere die sträfliche Vernachlässigung der Miliz als integraler Bestand­teil des österreichischen Bundesheeres führt zu einer massiv eingeschränkten Einsatz­bereitschaft.

Der Stellenwert der Miliz ist ja bereits grundsätzlich im B-VG und im Wehrgesetz ge­regelt:

„Artikel 79. (1) Dem Bundesheer obliegt die militärische Landesverteidigung. Es ist nach den Grundsätzen eines Milizsystems einzurichten“ und im Wehrgesetz:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 97

„§ 1. (1) Das Bundesheer als die bewaffnete Macht der Republik Österreich ist nach den Grundsätzen eines Milizsystems einzurichten. Die Organisation des Bundesheeres hat den militärischen Erfordernissen für die Erfüllung seiner Einsatzaufgaben zu ent­sprechen. Die ständig erforderlichen Organisationseinrichtungen (Friedensorganisa­tion) haben den Bedürfnissen des für die Einsatzaufgaben notwendigen Organisations­rahmens (Einsatzorganisation) zu dienen“.

Nicht umsonst wurde und wird immer wieder bei der Diskussion die intensive Einbezie­hung der „Miliz“ als immens wichtige Säule für die operative Leistungsfähigkeit gespro­chen. Doch dienen diese pseudo Lippenbekenntnisse der Verantwortlichen meistens nur dem (untauglichen) Versuch der Ruhigstellung der Kritiker.

Die Leistungen der Miliz seien hier nur beispielhaft in Form des Berichtes aus dem Weißbuch 2008 dargestellt:

„Dies zeigt sich auch an der Einsatzleistung der Wehrpflichtigen des Miliz- und Reser­vestandes (seit dem 1. Turnus sihpolAssE/SchE kommen ca. 14 % der eingesetzten Soldaten aus dem Miliz- oder Reservestand) bzw. in deren Anteil an den Auslandsein­sätzen der Jahre 2007 und 2008 (insgesamt ca. 31 %, je nach Einsatzraum unter­schiedlich zwischen ca. 16 % bei AUCON EUFOR TCHAD/RCA bzw. ca. 60 % bei AUCON/UNDOF).“

Zur Zeit ist es aber leider so, dass die Miliz kaum noch Nachwuchs bekommt. Durch die Verkürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate ist es zu einer de facto Abschaf­fung der verpflichtenden Milizübungen gekommen, da seitdem das Prinzip der Freiwil­ligkeit herrscht. Dazu ist das Milizsystem aber nicht attraktiv genug und die Perspektive durch die politische Führung ist geradezu ein Desaster.

Mittlerweile werden fast 70 Prozent der einrückenden Soldaten als Systemerhalter ein­gesetzt, was sich naturgemäß ebenfalls auf die Motivation für eine mögliche Milizlauf­bahnentscheidung auswirkt.

Die rein politische Entscheidung der Verkürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate war ein übereilter Vorgriff auf eine Empfehlung der Bundesheerreformkommission. Die­se Verkürzung war nämlich dezidiert als letzte Maßnahme aller Reformempfehlungen ausgesprochen worden. Als Wahlzuckerl und budgetschonende Maßnahme wurde sie nur zu gerne vorgezogen und führte naturgemäß zu einer Zerstörung der Aufwuchs­fähigkeit der Milizverbände.

Die Offiziersgesellschaft äußert sich dazu wie folgt:

„Die sogenannte „strukturierte“ Miliz ist mit regionalen Unterschieden bei weitem nicht komplett aufgefüllt und schon gar nicht personell wie ausbildungsmäßig konsolidiert. Die Einheiten sind als solche nicht aufbietbar und könnten erst nach längerer Vorbe­reitungszeit einfache Einsatzaufgaben übernehmen. Die Einheiten sind auch nicht übungsfähig, um die erforderlichen militärischen Kenntnisse und Fertigkeiten im Ver­bund einzuüben und zu erhalten. Bekleidung und Mannesausrüstung sind überwiegend nicht mehr am Soldaten. Dazu kommen noch materielle Mängel, wie fehlende Kraft­fahrzeuge. ()Nicht geregelt ist auch der Aufbietungsmodus für die „strukturierte“ Mi­liz. Insgesamt sind die Voraussetzungen für den Aufbau und den Erhalt der Miliz, vor allem für den Personalersatz, völlig unzureichend. ()“

Im Jahr 2011 kommt es auch wieder bei der Miliz zu Einsparungen. Wie der Minister im Budgetausschuss darlegte, werden Waffenübungen und Funktionsdienste gegenüber dem Jahr 2010 um 10 % reduziert. 5,3 Millionen Euro werden im Bereich Entschädi­gungen für freiwillige Waffenübungen gestrichen. Auch die Anzahl der Milizübungstage sollen dem Vernehmen nach gekürzt werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 98

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Landesverteidigung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass es zu keinen weiteren Kürzungen im Bereich der Miliz kommt und der Nachwuchs von Milizkräften endlich sichergestellt wird.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Haubner. – Bitte.

 


3.40.19

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ich kann zu dem für den Herrn Minis­ter wahrscheinlich erfreulicheren Kapitel, nämlich zum Sport, sprechen und möchte vielleicht dort beginnen, wo die Geschichte der Sportförderung ihre Erfreulichkeit ge­startet hat, im Jahr 2000, als Bundeskanzler Wolfgang Schüssel nämlich den oberen Deckel der Sportförderung aufgehoben hat und seither die Sportförderung erfreuliche Höhenflüge feiert und heuer mit 129 Millionen € insgesamt den absolut höchsten Be­trag in der Geschichte des österreichischen Sports erreicht.

Das ist sehr erfreulich, denn damit kann der Sport seine Aufgaben erfüllen. Das ge­schieht einerseits im Breitensport, wo man das flächendeckende Vereinsnetzwerk be­dienen kann mit seinen über 14 000 Vereinen in ganz Österreich, die die Basis für die Jugendarbeit und für die Nachwuchsarbeit in Österreich sind.

Zum Zweiten kann man damit auch das Veranstalterland Österreich ausreichend dotie­ren, nämlich zum Beispiel mit der Schi-WM in Schladming im Jahr 2013 oder auch mit den Olympischen Jugendspielen im Jahr 2011, wobei sowohl die Allgemeine als auch die Besondere Bundes-Sportförderung ein ganz ein wesentlicher Beitrag dazu sind.

Zum Dritten sind es die erfolgreichen Fachverbände, die die Basis für die Erfolge der Spitzensportler sind. Selbstverständlich bringen die Spitzensportler ihre eigenen Leis­tungen ein, aber die Unterstützung aus den Verbänden und den Vereinen ist eine ganz wichtige.

Damit das Ganze eine ordentliche Abrundung findet, gibt es ja eine Reform dieser Bun­des-Sportförderung, und hier ist es ganz wichtig, dass wir transparente und effiziente Vergabe und vor allem die Kontrolle in dieser Hinsicht einführen und die Autonomie des Sports wahren.

Herr Minister, Sie wissen, Sie haben in uns im organisierten Sport einen Partner in jeder Beziehung. Schauen wir, dass diese finanzielle Ausstattung dorthin kommt, wo sie hinkommen soll, nämlich zu den Vereinen und zu den Sportlern, damit wir weiterhin ein erfolgreiches Sportland bleiben! – Danke. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

3.42


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Pilz. – Bitte.

 


3.42.36

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Meine Damen und Herren! (Abg. Mag. Molte­rer: Sprichst du jetzt zum Sport?) Das würde dir so passen! Selbstverständlich nicht, selbstverständlich zu den 27 000 höchstgefährdeten jungen Männern, die, wenn nicht bald eine vernünftige Entscheidung getroffen wird, wieder Tranche für Tranche zu ei­nem vollkommen sinnlosen militärischen Zwangsdienst eingezogen werden.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 99

Ich respektiere die Position der Freiheitlichen Partei, die sagt: Okay, wir vertreten die Milizoffiziere bis hinauf zu den Milizgenerälen! Die wollen sich regelmäßig treffen. Die einen spielen den Feind, die anderen spielen die Unsrigen, mit Panzern, Kanonen, al­lem möglichen. Und dann wollen sie in dieser Republik auf Kosten der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen Krieg spielen.

Nur: Niemand außer diesen seltsamen Menschen mit ihren seltsamen Freizeitvorstel­lungen braucht diese Miliz. (Abg. Strache: Es geht auch um die Zivildiener, um die so­ziale Sicherheit! Die Zivildiener werden ja dann auch gestrichen! Das darf man nicht vergessen!) Niemand braucht diese freiheitlichen Abenteuerspielplätze. Das ist völlig überflüssig und kostet sehr, sehr viel Geld.

Im Gegensatz zur Freiheitlichen Partei, die die Interessen der Jugend vollkommen ig­noriert (Abg. Strache: Machen wir doch eine Volksabstimmung! Ich freue mich auf das Ergebnis!), die die Interessen alter Milizabenteurer gegen die österreichische Jugend vertritt, stelle ich beim Verteidigungsminister fest, dass er, trotz früherer Äußerungen, in den letzten Monaten begonnen hat, sich politisch zu bewegen. Ich glaube auch, dass die Diskussion bei der Enquete im Hilton auch für ihn durchaus überzeugend ge­zeigt hat, dass überall dort, wo es beim Militärischen nicht mehr primär um Landesver­teidigung geht, sondern um das sinnvolle Organisieren internationaler Friedenseinsät­ze im Rahmen der Vereinten Nationen, es mit der Wehrpflicht vorbei ist.

Nur die Staaten die ausschließlich oder weitgehend auf Landesverteidigung setzen, werden noch in absehbarer Zeit eine Wehrpflicht haben, und das sind so unterschied­liche Staaten wie Finnland oder die Türkei. (Abg. Strache: Oder die Schweiz!) Und jetzt vertritt die Freiheitliche Partei offensichtlich die Position, dass türkische Militärvor­stellungen uns näher sind als deutsche, schwedische, britische, holländische, italieni­sche, tschechische, slowenische und so weiter. (Abg. Strache: Die Schweiz ist uns sehr, sehr nahe! Die Schweiz ist das beste Vorbild!)

Sie wissen ganz genau, der militärische Zwangsdienst geht dem Ende zu. Das wird überprüft, und es wird nächstes Jahr eine Volksabstimmung geben. Wir werden in die­sem Haus den Antrag auf Durchführung einer Volksabstimmung einbringen. (Abg. Stra­che – Beifall spendend –: Hoffentlich!) Und wenn Sie auf der anderen Seite stehen, dann werden Sie, Herr Strache, einmal eine Lektion in direkter Demokratie erleben (Abg. Strache: Dann werden Sie auch sehen, wo die Mehrheit ist!), dann wird die ös­terreichische Jugend, und nicht nur die männliche Jugend, Ihnen eine Lektion bei einer Volksabstimmung erteilen und dann werden Sie zur Kenntnis nehmen, dass die Vor­stellungen, das Geld ins Militär statt in die Schulen, das Geld für Panzer und Kanonen statt in die Pflege und in die Sozialberufe zu investieren, keine Zukunft hat und Sie auch in diesem Punkt eine radikale Minderheit vertreten. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Stra­che: Meinen Sie die 8 Prozent der Grünen in diesem Haus?)

Ich halte es für sehr, sehr wichtig, dass hier in der SPÖ, die aus vollkommen anderen Gründen für die Wehrpflicht ist – das hat etwas mit Geschichte und Vorstellungen von Demokratie zu tun –, in Bezug auf die Wehrpflicht ein Umdenken stattfindet und sie sich Schritt für Schritt neuen Modellen nähert. (Abg. Strache: Pilz für Berufssoldaten! Pilz für die Berufsarmee!)

Nächstes Jahr wird es so weit sein, und ich bin mir sicher, dass es auch nächstes Jahr so weit ist, dass wir in diesem Haus eine klare parlamentarische Mehrheit gegen die klassisch freiheitlichen Vorstellungen von militärischen Zwangsdiensten haben. Ich freue mich auf die Volksabstimmung. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Strache: Pilz für ein Be­rufsheer!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 100

3.47


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Prähauser. – Bitte.

 


3.47.24

Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Kollege Pilz, wir werden natürlich nächstes Jahr genau dieses Thema zu bera­ten haben, aber bevor es darüber zu einer Abstimmung in irgendeiner Form kommt, werden wir beauftragt sein, uns selbst entsprechend zu informieren, miteinander zu diskutieren und einen Weg aufzuzeigen, den dann die Bevölkerung auch nachzuvoll­ziehen in der Lage ist.

Es kann doch nicht so sein, dass jede Partei für sich der Bevölkerung eine eigene Sichtweise oktroyiert oder übersendet und dann auf Wunder wartet, dass die richtige Entscheidung gefällt wird.

Unsere Aufgabe als Volksvertreter ist es, das so vorzubereiten, dass die Menschen wissen, was sie erwartet. Auf der einen Seite können wir nicht so tun, als wären die Soldaten der Vergangenheit nutzlos gewesen und jede Investition hinausgeworfenes Geld. Die Hilfen allein bei Katastrophen und bei anderen Einsätzen sind nicht beziffer­bar. Das ist von der Volkswirtschaft nicht erarbeitbar, wenn das Professionisten ma­chen müssten.

Meine Damen und Herren, wenn wir dem Kollegen Pilz heute zugehört haben, dann konnten wir doch feststellen, dass er eigentlich das erste Mal durchblicken hat lassen, dass er ja im Grunde überhaupt kein Heer möchte, weil er ja gesagt hat, Geld für Pan­zer könne man für die Gesundheit verwenden, Geld für Waffen für Bildung. Damit ist der Weg zu jeglichem Einsatz für andere Zwecke natürlich geebnet.

Ich gehöre zu jenen, die meinen, wir haben die Landesverteidigung in der Verfassung verankert, wir sind auf die Verfassung vereidigt und haben diese auch ernst zu nehmen.

Natürlich ist auch – einer Diskussion sollten wir uns nicht verwehren – ein Einsparpo­tential von 530 Millionen € bis 2014 ein gewaltiger Schritt. Da ist man natürlich auch gefordert, aber es ist auch eine Chance, das ganze System neu zu überdenken. Es ist sicher modifizierbar, es ist effizienter zu gestalten, das ist keine Frage, aber was es letztendlich wird, das werden wir noch gemeinsam zu beraten haben.

Die Grundlage wird die Verteidigungsdoktrin sein, und dann haben wir einen Auftrag zur Erarbeitung eines Konzepts, dann haben wir Farbe zu bekennen, was es uns wert ist, die Landesverteidigung in Österreich zu finanzieren. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

3.49


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter List. – Bitte.

 


3.50.01

Abgeordneter Kurt List (BZÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Da­men und Herren des Hohen Hauses! Herr Kollege Prähauser, Bundesminister Darabos hat – im Auftrag der SPÖ offensichtlich – das Bundesheer in die schwerste Krise der Gegenwart geführt. (Demonstrativer Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

In nur vier Jahren Amtszeit, Herr Bundesminister Darabos, haben Sie die Einsatzbe­reitschaft des Bundesheeres beinahe abgeschafft. Die Budgets sind bei Weitem zu gering. Das Bundesheer wird konsequent kaputtgespart. Katastropheneinsätze wie et­wa jener bei der Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich im Jahre 2002 können nicht mehr bewältigt werden!

Trotzdem hat Bundesminister Darabos – in politischem Gehorsam! – ein weiteres Spar­paket beim Bundesheer, nämlich in Höhe von 530 Millionen €, ohne Widerrede akzep­tiert! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Dieses Sparen, geschätzte Damen und Herren, geht zu Lasten der letzten noch ver­bliebenen militärischen Einsatzbereitschaft – und wird vom BZÖ strikt abgelehnt! (Bei­fall beim BZÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 101

Mit diesem sinnlosen Sparen haben Sie die Motivation beim Kader in den Keller ge­führt: Die Soldaten sind frustriert, weil Investitionen zur Auftragserfüllung zurückgefah­ren, gestreckt oder überhaupt gänzlich gestrichen werden.

Minister Darabos kürzt in allen Bereichen, jedoch ohne das Setzen irgendwelcher Schwergewichte. Es gibt Kürzungen im Dienstbetrieb, in der Ausbildung – und selbst bei den Flugstunden wird gespart! Und damit wird die Sicherheit der Piloten gefährdet!

Wir vom BZÖ fordern als logische Konsequenz daraus: Im täglichen Betrieb darf nicht gespart werden, aber in der aufgeblähten Verwaltung ist Sparen selbstverständlich angesagt!

Gleichzeitig müssen wir feststellen, Herr Bundesminister Darabos, dass die Bundesre­gierung weiterhin Steuergelder fahrlässig verschwendet. Die Fortführung des Assis­tenzeinsatzes an der Ostgrenze ist absoluter Schwachsinn und muss sofort beendet werden!

Wir vom BZÖ fordern die Bildung einer neuen Bundesgrenzschutztruppe mit entspre­chenden Kompetenzen. Nur damit können lückenlose Grenzkontrollen durchgeführt werden. Dieser unser Antrag wird aber ständig von Ihnen von SPÖ und ÖVP sozusa­gen verschleppt – und das seit Monaten!

Geschätzte Damen und Herren! Der bisherige Verlauf der Debatte zeigt: SPÖ und ÖVP sind auch im Bereich der Landesverteidigung völlig zerstritten. Jeder bastelt an seiner eigenen „Sicherheitsdoktrin“. In dieser so wichtigen sicherheitspolitischen Frage gibt es kein gemeinsames Vorgehen in dieser Bundesregierung! Kollege Amon und auch Außenminister Spindelegger machen da einen Alleingang – und Bundesminister Darabos erhält von den selbsternannten Militärexperten Faymann und Häupl die Marschrichtung vorgegeben.

Jetzt ist Minister Darabos da „Spezialist“ – und plötzlich wird er zum Einzelkämpfer! Vorher war er ein bekannter Blockierer und hat jede Reform auf die lange Bank ge­schoben und immer wieder die gescheiterte Bundesheerreform 2010 verteidigt. Jetzt geht er in die Offensive – und das ohne eine seriöse Lagebeurteilung!

In Unkenntnis, im Nichtwissen, welche Aufgaben ein Bundesheer der Zukunft bewälti­gen muss, verscherbeln Sie jetzt, Herr Bundesminister, das Bundesheer. Das ist doch alles völlig ziel- und planlos!

Auf Teufel komm raus wird plötzlich „reformiert“ und „reformiert“ – und die ÖVP sieht tatenlos zu! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Es ist doch geradezu erschütternd, dass die ÖVP da nicht einschreitet. Der Alleingang dieses Verteidigungsministers gehört abge­stellt!

Das Dulden der ÖVP zeigt, dass sich die ÖVP als Sicherheitspartei längst verabschie­det hat. Diese Verantwortung hat das BZÖ bereits übernommen (ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP), auch beim Bundesheer Neu.

Die meisten Staaten in Europa geben dem Berufsheer eine Chance, und zwar eine Riesenchance. Für viele anerkannte Experten – auch in Österreich – ist die Wehr­pflicht, wie sie jetzt durchgeführt wird, ein völliger ökonomischer Unsinn.

Und der allgemeine Tenor lautet: Das Bundesheer ist im Zerbröseln! Politisches Han­deln ist längst überfällig – und das BZÖ hat rasch reagiert! Unter der Verantwortung des kompetenten und erfolgreichen ehemaligen Verteidigungsministers Scheibner ha­ben wir die Lage rechtzeitig beurteilt, und es wurde ein Modell entwickelt, das wir be­reits vor Monaten vorgestellt haben.

Wir haben unsere Vorschläge dazu auch hier im Hohen Haus eingebracht. Es liegt jetzt an den Verhandlungen, was daraus wird. Wir vom BZÖ verlangen die sofortige Ausset­zung beziehungsweise Abschaffung der Wehrpflicht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 102

Wir vom BZÖ fordern für Österreich ein effizientes Freiwilligenberufsheer mit notwendi­ger Milizkomponente.

Zusätzlich müssen die Katastrophenschutzaufgaben für mögliche Assistenzeinsätze des Bundesheeres aufgewertet werden.

Solche Reformen, meine Damen und Herren, würden die Voraussetzungen für die Be­wältigung künftiger Aufgaben durch das neue Heer schaffen!

Sie, Herr Bundesminister Darabos, und Ihr Generalstab, der heute keine Nachtschicht eingelegt hat, wären gut beraten, unsere Modelle zu übernehmen, damit Schutz und Hilfe für Österreich garantiert werden können. (Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

3.54


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Kapeller. – Bitte.

 


3.54.56

Abgeordneter Ing. Norbert Kapeller (ÖVP): Herr Minister! Herr Staatssekretär! Herr Präsident! Eigentlich wollte ich nur mehr fürs Protokoll reden, aber nun ganz kurz, lieber Kurt List: Das Berufsheer auf freiwilliger Basis mit einer Milizkomponente, wie du das als Vertreter der selbst erkorenen „Sicherheitspartei“ forderst, würde wahrschein­lich das Doppelte wie dieses Mischsystem, das wir jetzt haben, kosten. Das könnte eine Berechnung darüber durchaus ergeben – aber sei´s drum.

Kollege Peter Pilz, ich muss ehrlich sagen: Deine pointierten Anmerkungen in den Un­terausschüssen, die relativ familiär sind, weil wir dort alle sehr eng beieinander sitzen, schätze ich wirklich sehr. Du, Kollege Pilz, bist ja in deiner Haltung konsequent, dass du dem Bundesheer nur ein Ziel verschaffen möchtest – und das ist in Wahrheit ein kleines, vielleicht feines Berufsheer. Aber jedenfalls willst du die Abschaffung der allge­meinen Wehrpflicht beziehungsweise jedenfalls die Abschaffung dessen, was es jetzt ist.

Hinweisen möchte ich schon auf Folgendes: Unser Bundesheer hat Inlandsaufgaben, die aber andere Heere, deren Situation wir kürzlich im Hilton präsentiert bekommen ha­ben, nicht haben. Diese präsentierten Länder sind fast alle, die zu einem Berufsheer übergegangen sind, in der NATO verankert. Das ist Österreich ja auch nicht.

Ich denke, gerade hier sitzen Parteien – auch in der Opposition –, die stets ein bünd­nisfreies und neutrales Österreich auf ihre Fahnen heften. Aber davon ist wirklich nicht mehr viel zu sehen! Ein Berufsheer ohne allgemeine Wehrpflicht und ohne Miliz­komponente kann nicht nur die geforderten Inlandsaufgaben nicht erfüllen, sondern da ist doch auch die Bündnisfreiheit und Neutralität unseres Landes in Frage gestellt. Und das stellen Sie in Frage – nicht wir! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

3.56


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kunasek. – Bitte.

 


3.56.32

Abgeordneter Mario Kunasek (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesmi­nister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Zu später, ja eigentlich früher Stun­de ein paar Sätze zu Ausführungen von Vorrednern.

Liebe Freunde, liebe Kollegen von der SPÖ, zu dieser Diskussion, die wir jetzt hier ha­ben – auch die Ausführungen des Herrn Pilz zeigen das –, sind wir aber nicht zuletzt deshalb gekommen, weil ein gewisser Bürgermeister Häupl in Wien diese Diskussion auf unseriöse Art und Weise losgetreten hat. (Demonstrativer Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 103

Leider wurde da bis dato seitens der SPÖ nicht eingegriffen. Häupl hat offensichtlich geglaubt, dass er auf diese Weise schnell bei der Jugend Stimmen holen kann – und den Endeffekt haben wir ja heute hier, auch in der Wortmeldung des Dr. Pilz, gesehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, jetzt einmal zum Budget: 65 Millionen € we­niger für das Jahr 2011 beim Bundesheer; 530 Millionen € weniger bis 2014. Und was das bedeutet, weiß, glaube ich, jeder hier, da braucht man kein großer Sicherheits­experte zu sein.

Was jedoch die ohnehin schon genug schlimme Situation noch mehr verschlimmert, sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, ist die Vorgangsweise von Bundesminister Darabos. Man weiß ja nicht erst seit gestern, dass das Bundesheer 530 Millionen € sparen muss, sondern das weiß man bereits seit dem Frühjahr 2010, und somit hätte man Zeit gehabt – und da bin ich schon beim SPÖ-Wehrsprecher Prähauser –, über Konzepte nachzudenken.

Das, was wir jetzt erleben, ist unkoordiniert, ohne Konzept, ist ein Sparen nach der Ra­senmäher-Methode. Ich will jetzt gar nicht alle Punkte aufzählen, denn das geht über den Abbau von 1 000 Mitarbeitern; die Flottenkilometer sollen beschränkt werden und ebenso die Flugstunden. Massive Einschnitte wird es geben bei der Truppe und eben­so massive Reduktionen im mechanisierten Bereich. – Meine sehr geehrten Damen und Herren, so kann man keine seriöse Sicherheitspolitik machen! (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Bundesminister Darabos, Sie haben, nicht zuletzt hier, mit diesem Budget wieder einmal bewiesen, dass Sie als Verteidigungsminister überfordert und Teil einer – ich sage das ganz offen – sukzessiven Zerschlagung des Bundesheeres sind. Und ich bedauere es sehr, dass hier Abgeordnete der SPÖ, aber vor allen Dingen auch Abge­ordnete der ÖVP – die Sie sich immer genüsslich zurücklehnen, wenn man Bundes­minister Darabos sozusagen ein bisschen nähertritt – diesem Treiben des Bundesmi­nisters zusehen und keine Schritte dagegen setzen.

Bis dato ist dazu von der ÖVP – außer ein Papier von Herrn Spindelegger – eigentlich nichts gekommen. Seriöse Debatten sehen anders aus!

Wir Freiheitlichen stehen für ein funktionierendes Bundesheer!

Wir Freiheitlichen stehen zur Wehrpflicht!

Wir Freiheitlichen stehen zu einer starken Miliz – und vor allen Dingen auch für ein si­cheres Österreich!

Deshalb bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kunasek, Dr. Fichtenbauer, Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zukunft des österreichischen Bundesheeres

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, mit Nachdruck darauf zu achten, dass trotz der geplanten Einsparungsmaßnahmen das österreichische Bundesheer auch in Zukunft seine verfassungsmäßigen Aufträge, die militärische Landesverteidigung mit all ihren in- und ausländischen Komponenten und in weiterer Folge die sicherheitspolizeiliche As­sistenz sowie die Hilfeleistung in Katastrophenfällen außergewöhnlichen Umfangs, er­füllen kann.“

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 104

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist fünf vor zwölf in diesem Bereich! (Rufe: Es ist vier Uhr früh!) – In diesem Bereich ist es fünf vor zwölf, und ich bitte Sie daher, diesem Antrag zuzustimmen. Ich glaube, das sind wir dem Bundesheer – lieber Kurt List, du bist auch davon betroffen – und vor allen Dingen auch den Bediensteten des Bundesheeres schuldig. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

3.59


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Antrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kunasek, Dr. Fichtenbauer, Podgorschek und weiterer Abgeordne­ter betreffend Zukunft des österreichischen Bundesheeres,

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 14 – Militärische Angelegenhei­ten und Sport, in der 91. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010.

Das Bundesfinanzrahmengesetz 2011 bis 2014 sieht für den Bereich UG 14 „Militäri­sche Angelegenheiten“ Einsparungen in der Höhe von ca. 530 Millionen € bis 2014 vor. Im Budget 2011 gibt es ein Minus von ca. 65 Millionen €.

Die Reduktion im Sachaufwand führt zu einer massiven Reduktion der Fähigkeiten des Bundesheeres in der Erfüllung der verfassungsmäßigen Aufgaben. Die geplante neue Strukturierung des Bundesheeres und vor allem der nunmehr angekündigte Abbau der mechanisierten Truppe scheint nicht einmal mehr eine einzige vollständige Brigade nach internationalen Standards zuzulassen. Viele Soldaten und vor allem Offiziere wer­den daher nicht einmal mehr in der Ausbildung volle Verbände sehen, geschweige denn führen. Die Aushöhlung von Verbänden unter Wegnahme der schweren Waffen führt nur wieder zur Frage „wer braucht dann diesen Rumpfverband noch?“ und es wird daher auch dieser Verband aufgelöst.

Die Miliz als wichtiger Bestandteil des Österreichischen Bundesheeres mit einem we­sentlichen Anteil an der Aufgabenerfüllung wird zum Sterben verurteilt. So wurde schon bislang durch die systematische Aushungerung der Miliz die Fähigkeit zur militä­rischen Landesverteidigung (in welchem operativen Verfahren auch immer) defacto eliminiert. Die budgetierten Einsparungen auf diesem Gebiet führen zwangsweise zu weniger Übungsmöglichkeiten der Miliz-Soldaten. Dies wiederrum führt zu Wissensver­lust und unausweichlich zur Frage der weiteren Daseinsberechtigung im Rahmen künf­tiger Einsparungsdiskussionen.

Bei Auslandseinsätzen wurde als "Level of Ambition" der von der Bundesheerreform­kommission empfohlene Brigaderahmen auf zwei Bataillone heruntergefahren und die Zielerreichung auch zeitlich gestreckt. Offenbar sind durch derzeitige Budgetkürzungen dann noch weitere Reduktionen zu erwarten.

Auch im Bereich sicherheitspolizeilicher Assistenzen und Katastrophenhilfe, die auf­grund aktuell zu erwartender territorialer Bedrohungen sich im Allgemeinen als sehr personalintensiv herausstellen, sind weitere Kürzungen zu befürchten.

Es gibt keine neuen mittelfristigen Risikoanalysen, die Vorschläge zur neuen Sicher­heits- und Verteidigungsdoktrin will der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport erst nach dem Budgetbeschluss für 2011 vorlegen. Prophetische Aussagen wie


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jene, über die Möglichkeit künftiger Panzerschlachten, sind entbehrlich, da zum einen mit unserem Gerät maximal ein Panzerscharmützel aber sicher keine Panzerschlacht geschlagen werden kann, zum anderen verblüfft vor dieser Begründung das Interesse anderer Staaten an unseren Kampfpanzern. Vielleicht sollte man diesen Staaten auch unsere prophetischen Möglichkeiten zur Verfügung stellen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, mit Nachdruck darauf zu achten, dass trotz der geplanten Einsparungsmaßnahmen das österreichische Bundesheer auch in Zu­kunft seine verfassungsmäßigen Aufträge, die militärische Landesverteidigung mit all ihren in- und ausländischen Komponenten und in weiterer Folge die sicherheitspolizeili­che Assistenz sowie die Hilfeleistung in Katastrophenfällen außergewöhnlichen Um­fangs, erfüllen kann.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Bundesminister Mag. Darabos. – Bitte.

 


4.00.09

Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Norbert Darabos: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Guten Morgen! Zum Budget kommend: Ich bin sehr überrascht und auch erfreut, dass diese Diskussion über die Zukunft des österrei­chischen Bundesheeres in die Budgetdebatte einfließt, aber ich möchte mich ange­sichts der späten, besser gesagt, der frühen Stunde, nunmehr auf das Thema Budget konzentrieren.

Ich darf einige Worte zu Ausführungen von FPÖ-Abgeordneten hier sagen, und zwar ohne jede Polemik. Sie können sicher sein, dass die Fähigkeit des österreichischen Bundesheeres mit dem Budget 2011 und auch mit den nachfolgenden Budgets bis 2014 gewährleistet sein wird. Wir haben – im Gegensatz zu manchen Vorgängerregierun­gen – auch die Milizübungen, die Sie angesprochen haben, wieder eingeführt. Ich habe das persönlich getan; das werden Sie ja nicht abstreiten können. Das wollte ich jetzt ganz kurz vorausschicken.

Ich stehe dazu, dass wir ein Konsolidierungsprogramm insgesamt in Österreich zu fah­ren haben – und dass das österreichische Bundesheer bis zum Jahr 2014 mit 530 Mil­lionen € betroffen sein wird. Ich möchte nur in diesem Konnex noch sagen, dass beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland 8 Milliarden € im gleichen Zeitraum einzusparen hat. 8 Milliarden €! Auch wenn die Bundesrepublik, Herr Kollege List, zehn Mal so groß ist wie Österreich: Wenn man das durch zehn dividiert, dann wären das 800 Millionen €.

Man kann also mit diesem Konsolidierungspaket auf österreichischer Seite durchaus leben. Was wichtig ist, ist, dass die Effizienz, dass die Effektivität gegeben ist und dass wir den Aufgaben Katastrophenschutz, Auslandseinsatz und dem hoffentlich sehr theo­retischen Fall der Landesverteidigung nachkommen können – und das können wir mit dem Budget 2011!

Ich möchte ganz klar und offen dazu sagen – das ist auch die Diskussion, die in den letzten Tagen gelaufen ist –: Ich stehe dazu, dass wir schweres Gerät abbauen, dass


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 106

wir die Zahl der Panzer halbieren, dass wir ... (Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Sie haben uns Untätigkeit vorgeworfen, aber wir arbeiten seit längerer Zeit daran, und ich freue mich, dass zumindest dieser Punkt bei Ihnen auf Konsens trifft.

Ich bin der Meinung, dass wir auf Grund der geänderten sicherheitspolitischen Rah­menbedingungen – im Marchfeld ist kein Panzerkrieg zu erwarten – die Panzer in jet­zigen Ausmaß nicht mehr brauchen. Deswegen ein klarer Schritt, und nicht, wie Sie sa­gen, ein konzeptloses Vorgehen, sondern ein ganz klares Konzept, und zwar auf Grund der sicherheitspolitischen Lage.

Darüber hinaus ist das Verteidigungsministerium eines jener Ressorts – ich habe das heute sehr genau verfolgt, hier live aber auch über das TV-Gerät: gerade von der FPÖ ist ja dauernd die Forderung nach Verwaltungsreform gekommen –, das eine Verwal­tungsreform tatsächlich umsetzt. Und ich bitte Sie da auch um Ihre Unterstützung. (Zwi­schenruf bei der FPÖ.)

Nicht Panzer verkaufen, sondern Personal abbauen! 1 000 Personen werden bis 2014 abgebaut. Darüber hinaus werden vom Überstandspersonal, das zugegebenermaßen da ist, 400 Personen dem Finanzminister zur Verfügung gestellt, und zwar zur Betrugs­bekämpfung. 200 Beamte und Beamtinnen über Stand werden aus dem Verteidigungs­ressort dem Ressort der Innenministerin zur Verfügung gestellt, damit es mehr Sicher­heit auf unseren Straßen gibt. – Also bitte, wenn das keine Verwaltungsreform ist, was ist dann überhaupt eine Verwaltungsreform?!

Ich würde Sie daher um Ihre Unterstützung in diesem Bereich bitten (Beifall bei der SPÖ) – und nicht nur sozusagen in den Reden hier vom Podium aus zu sagen, man solle in der Verwaltung sparen, man solle Beamte einsparen, aber wenn das dann tat­sächlich getan wird, dann dafür keine Unterstützung zu geben. – Okay, aber das ist ja von Ihnen nicht zu erwarten gewesen.

Wir werden auch weiterhin Liegenschaften verkaufen, werden beispielsweise Stand­orte in Wien zusammenlegen. Auch das halte ich für eine effiziente und gute Maßnah­me. Damit wollen wir 30 Millionen € erzielen, die dem Bundesheer direkt zugute kom­men werden.

Insgesamt ist dieses Budget jedenfalls dazu angetan, trotz dieses Sparvorhabens In­vestitionen zu gewährleisten. Wir haben das höchste Bauvolumen, das das Bundes­heer je gehabt hat, und zwar im Jahre 2011 mit 65 Millionen €. Auch das möchte ich heute betonen.

Meine Damen und Herren, Sie können davon ausgehen, dass die Budgets für die nächsten Jahre gesichert sind und dass wir unsere Aufgaben – damit schließt sich der Kreis – im Katastrophenschutz und im Auslandseinsatz, wo wir die stärkste Phase seit langer Zeit haben, und zwar mit 1 200 Soldatinnen und Soldaten am Balkan bezie­hungsweise am Golan, erfüllen können; ebenso die Landesverteidigung.

Zum Bereich Sport ganz kurz. Es war ja bisher nur ein Redner, der sich mit diesem Thema beschäftigt hat. Ich kann Ihnen zu 100 Prozent recht geben: Das ist das höchs­te Budget, das der Sport je hatte, nämlich mit 129 Millionen €.

Wir konnten mit den einzelnen Dachverbänden, mit den Fachverbänden, aber auch mit der BSO erreichen, dass wir es hier im Hohen Haus ermöglicht bekommen haben, die Grundfinanzierung für den Sport von 40 Millionen € auf 80 Millionen € zu erhöhen. Das ist ein tolles Ergebnis für den österreichischen Sport.

Wir werden im nächsten Jahr hier im Hohen Haus gemeinsam eine Förderreform zu diskutieren beziehungsweise durchzuführen haben. Und ich bin wirklich guten Mutes, dass wir ein neues Fördermodell schaffen können, und zwar eines, das mehr Gerech­


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tigkeit schafft und weniger nach dem Gießkannenprinzip vorgeht, und eines, das mehr und bessere Kontrolle schafft. Ich bin eigentlich sicher, dass alle hier im Hohen Haus vertretenen Parteien an einem Strang ziehen werden.

Wir werden, wie das Herr Abgeordneter Haubner schon angesprochen hat, auch nicht darauf vergessen, große Sportvorhaben zu finanzieren. So beispielsweise die Schi-WM 2013 in Schladming, wo Österreich sozusagen in der Auslage steht. Das gilt auch für die Jugend-Olympiade 2012 in Innsbruck. Das ist weltweit überhaupt erst die zweite Veranstaltung dieser Art. Im Sommer hat es eine in Singapur gegeben, und im Jah-
re 2012 wird es, wie gesagt, eine solche in Innsbruck geben. Das stellt ein tolles Aus­hängeschild für den österreichischen Sport und für die Republik Österreich insgesamt dar.

Ich bedanke mich, dass hier im Hohen Haus vor allem in Bezug auf den Bereich Sport Einhelligkeit herrscht, und ich bin sicher, dass wir mit den 129 Millionen € für den ös­terreichischen Sport Gutes nicht nur im Spitzensport, sondern auch im Breitensport schaffen können. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

4.05


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Krist. – Bitte.

 


4.06.02

Abgeordneter Hermann Krist (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Spät in der Debatte, aber früh am Morgen stelle ich mir die Frage: Was bleibt von diesen rund 17 Stunden, die wir da herinnen verbracht ha­ben? Insgesamt 100 Mal ist der Name Bucher gefallen. Ob das seine Sympathiewerte gehoben hat, weiß ich nicht ganz genau; das überlasse ich anderen Abgeordneten. Wahrscheinlich aber ist Kollege Bucher so fertig, dass er jetzt schon ins Bett schlafen gehen musste. (Zwischenrufe beim BZÖ.)

Ich halte diese Eigenwerbung auf dem Rücken der MitarbeiterInnen der Parlaments­direktion für nicht für in Ordnung. Diese haben jedenfalls auch heute ganz tolle Arbeit geleistet mit den rund 20 durchzuführenden namentlichen Abstimmungen. (Beifall bei SPÖ und FPÖ.) Diese namentlichen Abstimmungen waren zumindest blutdruckanre­gend und haben uns in Bewegung gebracht, was ja aus sportlicher Sicht in Ordnung ist. Höchstleistungen der SchriftführerInnen konnten wir heute gleichfalls erleben.

Das ist, wie gesagt, aus sportlicher Sicht sehr erfreulich, aber ich meine trotzdem, dass relativ wenige Damen und Herren der Opposition eine Ahnung davon haben, was die ParlamentsmitarbeiterInnen leisten müssen, wenn die Geschäftsordnung so exzessiv ausgenützt wird. Daher noch einmal ein großes Danke an die Mitarbeiterinnen! (Abg. Strache: Vergessen Sie nicht auf die Mitarbeiter! – Abg. Dr. Graf: Die Mitarbeiter ha­ben auch etwas geleistet!)

Nun zum Thema Sport. Das Sportbudget ist erfreulich hoch dotiert: rund 80 Millionen € für die Besondere Bundes-Sportförderung, wo ein harter Kampf unseres Ministers ge­meinsam mit unserer Unterstützung dieses Ergebnis gebracht hat. Dach- und Fachver­bände sowie die BSO mit der Politik gemeinsam müssen den Auftrag erfüllen, denn wir haben die Verpflichtung, dieses Geld verantwortungsvoll, effizient und zielgerichtet im Sinne des Breiten- und Spitzensportes einzusetzen.

Wir haben uns ja dazu verpflichtet, im Jahre 2011 die Reform der Sportförderung anzu­gehen; wir werden das gemeinsam umsetzen. Für Jänner kommenden Jahres erwarte ich die ersten umfassenden Unterlagen hiezu; das wurde uns zugesagt. Wir werden dann eine intensive Diskussion im Sportausschuss haben. Der Herr Vorsitzende hat ja schon angekündigt, dass wir das wie immer konstruktiv erledigen werden. Und schluss­endlich soll das in ein neues, modernes und richtungsweisendes Sportfördergesetz mün­den. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Dazu brauchen wir den Willen aller, auch die Unterstützung des Ministers, die er uns ja schon zugesagt hat.

Daher: Freuen wir uns auf ein intensives, spannendes und arbeitsreiches Jahr 2011! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

4.08


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Brosz. – Bitte.

 


4.08.37

Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Die Reform der Sportförderung ist in mehreren Bereichen notwendig, unter anderem im Bereich der Mittelkontrolle. Ich hoffe, dass wir da im nächsten Jahr einen bedeutenden Schritt wei­terkommen, denn dass sich jene Stellen, die letztlich die Mittel vergeben, selbst kon­trollieren, ist etwas, was seit längerer Zeit als unangemessen betrachtet wird.

Auf der anderen Seite brauchen wir eine Sportförderung, bei der wir stärker darauf ein­gehen können, wo aktuelle Erfolge im Sport sind, wo Vorbildwirkungen sind, wo man er­folgreiche Verbände mehr fördern kann, als das bisher der Fall ist. Das ist etwas, was eigentlich schon länger ansteht.

Nun möchte ich auf einen Punkt zu sprechen kommen, der zwar ein konkretes Projekt betrifft, der aber, wie ich meine, schon symptomatisch für die österreichische Sport- und Förderpolitik ist. Ich habe Sie, Herr Minister, im Sportausschuss, im Budgetaus­schuss mehrfach gefragt, wie eine Weiterentwicklung der Werner Schlager-Akademie in Schwechat ausschauen soll, ein Projekt, das aus meiner Sicht international und für österreichische Verhältnisse von relativ großer Bedeutung ist.

Für jene, die das nicht so mit verfolgen: In Schwechat ist ein europäisches Tischtennis­trainingszentrum entstanden, das sozusagen der Gegenpol zu den asiatischen Trai­ningseinheiten, auch denen des Weltverbandes, ist. Ich habe mir damals gedacht, dass die Förderung dieses Projekts etwas ist, das für österreichische Verhältnisse in­teressant und über das übliche Maß hinausgehend ist. Jetzt stellt sich aber heraus, dass es zwar Finanzierungen für die Errichtung der Halle in Schwechat gegeben hat, dass aber der laufende Betrieb offenbar völlig in der Luft hängt.

Wenn man sich anschaut, was dort an Geld und Know-how hineingeflossen ist, dann muss man sagen: In der österreichischen Sportpolitik haben wir ganz offenbar ein mas­sives Problem, denn wenn Sie das ernsthaft meinen, dass Sie sagen, wir zahlen keine Betriebskosten – und dieser Satz fiel im Budgetausschuss mehrfach –, dann frage ich mich, wie das bei einer Sportart wie Tischtennis gehen soll, wo klar ist, dass da nicht massiv Geld hineinfließen kann und dass man dort nicht reich wird, selbst wenn man in den Spitzensport vordringt. Diese Sportler können nur mit der Sporthilfe halbwegs le­ben.

Ein Weltmeister wie Werner Schlager, den es in Österreich wahrscheinlich nur einmal in 100 Jahren gibt, kann vielleicht ein bisschen besser davon leben, aber man kann nicht davon ausgehen, dass da Eltern dahinter stehen, die für ihre Kinder viel Geld in die Hand nehmen können.

Wenn man bei solchen Projekten eine Halle errichtet, die einen höheren zweistelligen Millionenbetrag gekostet hat, es dann aber keine Mittel gibt, um den laufenden Betrieb zu fördern, dann frage ich mich, was eigentlich in der Sportpolitik so vorgeht. (Ruf bei der SPÖ: Nicht die Tatsachen verdrehen!) – Was heißt, „die Tatsachen verdrehen“?! Na Entschuldigung, wo sind denn die laufenden Förderungen?! (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Das glaube ich auch, dass es ganz gut wäre, wenn das hier gewusst würde.

Ich stelle fest, in Schwechat ist eine Halle um sehr viel Geld errichtet worden – und wenn dazu schon Zwischenrufe kommen, dann führen wir diese Diskussion ernsthaft –:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 109

Wo hat es denn einen Masterplan in Bezug auf den Betrieb gegeben? Ihr könnt doch nicht 40 Millionen € in die Hand nehmen und dort ein großes Zentrum errichten, aber schon im ersten Jahr des Betriebes ist nicht sichergestellt, dass die Betriebskosten in irgendeiner Form gedeckt werden können!

Betriebskosten heißt in diesem Fall und unter anderem auch Trainerkosten. Wie soll dort ein Tischtenniszentrum bestehen können, wenn die Trainerkosten nicht auch durch Bun­desmittel mitfinanziert werden? Was glauben Sie denn, wer das zahlen soll?! Das hätte doch wohl in der Logik dieses ganzen Modells drinnen sein sollen, wenn man das för­dert und der Minister hergeht und sagt, wir zahlen Millionen für die Errichtung, dass man dann nachher auch weiß, dass das Ding in irgendeiner Form funktionieren kann.

Ich bin echt erschüttert gewesen über die mehrfache Antwort, es gebe keine Betriebs­kosten. Betriebskosten gäbe es dann, wenn man zum Beispiel beim ASKÖ oder bei der SPORTUNION dabei wäre. Da gibt es nämlich sehr wohl Trainergelder, die dorthin fließen. Das Problem dürfte nämlich offensichtlich auch sein, dass das kein Bereich ist, in dem es sozusagen gewachsene Strukturen gibt.

Ich bin sehr gespannt darauf, wie wir nächstes Jahr um diese Zeit dastehen werden und ob dieses Modell, das meiner Meinung nach vorbildhaft für Österreich sein könnte, tatsächlich betrieben werden kann – oder ob es dort zu einem Finanzierungs-GAU kommt, wie es derzeit ausschaut.

Dass die Hallenfinanzierung jetzt noch einmal vom Bund aufgefettet wird, ist okay, aber das ist ein anderes Kapitel. Dort aber eine Trainingshalle hinzustellen, wo klar ist, dass man dort keine Einnahmen in einem bestimmten Maße lukrieren kann und man nach­her sagt, man zahlt keine Betriebskosten, das ist für mich völlig unverständlich und meiner Überzeugung nach ein völlig falsches Modell von Sportförderung. (Beifall bei den Grünen.)

4.12


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Markowitz.– Bitte.

 


4.12.56

Abgeordneter Stefan Markowitz (BZÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Herr Bundesminister Darabos, Fakt ist: Das Bundesheer wurde letztes Jahr zu Tode gespart. Hier muss man entweder Geld in die Hand nehmen oder ein attraktives Be­rufsheer ins Leben rufen, denn die Miliz ist quasi nicht mehr einsatzfähig.

Wenn man sich das Budget anschaut, dann sieht man, dass, was die Infrastruktur und vor allem die Kasernen betrifft, vom Jahr 2010 auf das Jahr 2011 10 Millionen € einge­spart werden sollen. Auch bei den Personalkosten ist ein Rückgang zu verzeichnen.

Daher: Wir brauchen ein attraktives Berufsheer, sodass nicht 26 000 Menschen, die jährlich beim Bundesheer ausgebildet werden, quasi in einem Beruf ohne irgendeine Zielvorstellung landen. Was sollen diese Menschen danach tun?!

Wir brauchen, wie ich meine, ein Berufsheer von 15 000 Leuten, die auch im Katastro­phenschutz einsatzfähig sind. Das wäre der richtige Weg.

Herr Bundesminister, Sie wissen das ja selber, und wenn man Ihre Ausführungen der letzten Wochen und Monate gehört hat, ist man verpflichtet, an dieser Stelle zu sagen, dass es in den nächsten Jahren in die richtige Richtung gehen muss und dass wir, wie gesagt, ein schlagkräftiges Berufsheer brauchen. Effizient, leistungsfähig und natürlich nicht zu teuer soll dieses sein.

Zum Thema Sportförderung: Ja, es ist schön, dass es hierfür mehr Mittel gibt, und wir wissen auch, warum: Weil die Leute beim Lotteriespiel mehr Geld ausgeben – und da­her gibt es dann auch für die Sportförderung mehr, was natürlich begrüßenswert ist.


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Nur: Was die Förderung betrifft – das haben wir schon im Ausschuss diskutiert –, darf es nicht sein, dass, wenn es Ungereimtheiten bei der Sportförderung gibt, das Auszah­len des Geldes nicht mehr gestoppt werden kann. Ich meine, da müssen wir wirklich danach trachten, dass das in Zukunft nicht mehr der Fall ist, sondern dass man in ei­nem solchen Falle sofort das Auszahlen der Fördermittel stoppen kann.

Was Dopingkontrollen betrifft: Es gibt wieder mehr Budget für Dopingkontrollen – und das ist gut so. Es soll auch mehr kontrolliert werden, nur eines darf es nicht geben: dass eine Kontrolle 2 000 € kostet. Ich finde, solche Kontrollen müssen günstiger und leistbarer werden, damit noch mehr und noch effizienter kontrolliert werden kann. – Vie­len Dank. (Beifall beim BZÖ.)

4.15


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Höbart. – Bitte.

 


4.15.19

Abgeordneter Ing. Christian Höbart (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Ein „Bett­hupferl“ möchte ich jetzt nicht unbedingt hier als letzter Redner loswerden, aber zumin­dest kurz zu den Ausführungen des Kollegen Krist. (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Eines muss man schon feststellen, auch zu dieser späten oder frühen Stunde: Letztendlich ist die Regierung daran schuld, dass das Budget so spät vorgelegt wurde. Das heißt, Sie brauchen hier nicht die beleidigte Leberwurst zu spielen, weil wir hier zu später Stunde sitzen. Das muss man an dieser Stelle schon festhalten. (Beifall bei der FPÖ.)

Man hat Ihnen von den Regierungsparteien schon angemerkt, dass Sie das mehr oder weniger nicht goutieren, dass wir hier zu dieser Stunde noch im Parlament sitzen. (Wei­terer Zwischenruf bei der SPÖ.)

Herr Minister, wo viel Schatten, da auch ein wenig Licht. Ich musste feststellen, Sie ha­ben sich bei Ihrer Rede hier schon ein wenig darüber hinweg geturnt, dass Ihnen das Ressort Landesverteidigung eigentlich überhaupt nicht liegt, sondern eher das Ressort Sport.

Nochmals: Wo viel Schatten, da auch ein wenig Licht – und im Sportbereich ist es zu­mindest so, dass die Budgets ungefähr gleich gehalten werden konnten, was doch als Lichtblick zu bezeichnen ist, wenn man dieses jämmerliche Budget, das hier vorgelegt wurde, betrachtet.

Letztendlich stellen sich aber dennoch für uns einige Fragen über Dinge, die wir in Zu­kunft mit Argusaugen beobachten werden, und da zum einen – das wurde vorhin schon angesprochen – die Neugestaltung der Sportförderung. Seit Monaten warten wir auf das von Ihnen angekündigte Konzept, nach dem es vielleicht auch eine Zurückdrän­gung der verpolitisierten Sportorganisationen gibt. Sie wissen alle, was da gemeint ist: Ich spreche da den ASKÖ, aber natürlich auch die SPORTUNION an. Auch in diesem Zusammenhang würden wir uns weniger Politik wünschen.

Auch der effiziente Kampf gegen Doping ist eine sehr interessante Sache, Maßnah­men, die wir mit Argusaugen beobachten werden, denn wir wissen, die NADA kann, was Effizienz und Effektivität betrifft, sicherlich noch besser werden.

In diesem Sinne wünsche ich gutes Gelingen mit diesem Sportbudget. Wie gesagt: ein ganz klein wenig Licht bei sehr viel Schatten. (Beifall bei der FPÖ.)

4.17


Präsident Fritz Neugebauer: Weitere Wortmeldungen liegen nicht mehr vor.

Somit ist die Beratung zu diesem Themenbereich beendet.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 111

Meine Damen und Herren, in knapp weniger als fünf Stunden werden wir mit den Un­tergliederungen 20 bis 22: Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie fortsetzen.

Ich unterbreche nun die Sitzung bis heute, 9 Uhr.

Die Sitzung ist unterbrochen.

*****

04.17.10(Die Sitzung wird am Dienstag, den 21. Dezember 2010, um 4.17 Uhr unterbrochen und am Dienstag, den 21. Dezember 2010, um 9.05 Uhr fortgesetzt.)

*****


 


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09.05.27Fortsetzung der Sitzung:

Dienstag, 21. Dezember 2010, 9.05 Uhr

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich nehme die unterbrochene 91. Sitzung des Nationalrates wieder auf.

Am heutigen Sitzungstag sind folgende Abgeordnete als verhindert gemeldet: Katzian, Dr. Schüssel und Ing. Hofer.

Wir setzen mit den Budgetberatungen fort.

Ich gebe bekannt, dass die Sitzung bis 13 Uhr vom ORF live übertragen wird.

Redezeitbeschränkung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Für den heutigen Sitzungstag wurde eine Block­zeit von 10 „Wiener Stunden“ beschlossen, sodass sich folgende Redezeiten erge-
ben: SPÖ und ÖVP je 145 Minuten, FPÖ 125 Minuten, Grüne 105 Minuten sowie
BZÖ 100 Minuten.

Ferner wurde auf Grundlage eines Präsidialrundlaufes folgende Redeordnung be­schlossen: Während der Fernsehzeit werden die Untergliederungen 20, 21 und 22 – Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Sozialversicherung – gemeinsam debattiert.

Jeder Fraktion steht eine Gesamtredezeit von 41 Minuten zur Verfügung. Es steht den Fraktionen frei, wie viele Redner/Rednerinnen sie jeweils stellen.

Die Einzelredezeit für den Erstredner beträgt jedoch maximal 14 Minuten, jene der weiteren Debattenredner und -rednerinnen maximal 9 Minuten.

Der Aufruf der Redner und Rednerinnen erfolgt nach dem Prinzip contra/pro.

Tatsächliche Berichtigungen werden erst nach dem Ende der Fernsehzeit aufgerufen.

Die Redezeit von der Regierungsbank während dieser Debatte beträgt maximal 15 Mi­nuten und kommt ausschließlich der SPÖ zu.

Hinsichtlich der weiteren Gestaltung der Debatte zu den heutigen Rubriken verweise ich auf die Ausführungen zu Sitzungsbeginn.

09.07.19Rubrik 2 (Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie)

09.07.21UG 20: Arbeit

UG 21: Soziales und Konsumentenschutz

UG 22: Sozialversicherung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zunächst gelangen wir zur Verhandlung der Un­tergliederungen 20: Arbeit, 21: Soziales und Konsumentenschutz, sowie 22: Sozialver­sicherung. Hierüber findet eine gemeinsame Debatte statt.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Kickl. Ich stelle die Uhr auf 10 Minuten. – Bitte.

 


9.07.43

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister! Auch von meiner Seite einen schönen guten Mor­gen, sofern man einen schönen guten Morgen wünschen kann, wenn man berück­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 113

sichtigt, dass man es hier seit Wochen, ja seit Monaten mit einer innovations- und ge­rechtigkeitsresistenten Bundesregierung zu tun hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber wir werden uns weiterhin bemühen. Noch ist nicht aller Tage Abend. Und vielleicht geschieht ja noch ein kleines vorweihnachtliches Wunder, meine Damen und Herren.

Wenn wir in Tagen wie diesen, auch bereits in den letzten Wochen und Monaten von einer schwarzen Null reden, meine Damen und Herren, dann ist damit nicht gemeint, dass es in Österreich keine Neuverschuldung mehr gibt, so wie es uns diese Bundes­regierung ganz gerne weismachen will, und sie wird nicht müde, das immer wieder zu betonen, denn das Schuldenmachen geht ja munter weiter. Das Einzige, was etwas weniger wird, ist die Belastung durch Zinsenzahlungen.

Nein, meine Damen und Herren, wenn auch ich hier von einer schwarzen Null rede, dann ist das, glaube ich, eher eine politische Charakterdefinition für einen der Haupt­verantwortlichen (Zwischenruf des Abg. Grosz) – ja, ja, der ist auch ein Pflichtvertei­diger von ihm – für dieses Budget, nämlich für den Herrn Finanzminister und für den Herrn ÖVP-Parteichef. Das ist die eigentliche schwarze Null in der ganzen Budgetde­batte. (Beifall bei der FPÖ.)

Null Einhaltung von Versprechen, null Verfassungstreue, null Einhaltung des Vertrau­ensgrundsatzes. Wir könnten das noch lange fortsetzen.

Aber natürlich hätte die schwarze Null das nicht alles zustande gebracht, wenn sie nicht ordentlich Unterstützung gehabt hätte, meine Damen und Herren. Allein hat er das nicht verbocken können, sondern er ist tatkräftig unterstützt worden von lauter ro­ten Nullen, die quer durch alle Ressorts – man kann es nicht anders bezeichnen – lau­ter Nullnummern zum Beispiel in Sachen sozialer Gerechtigkeit und auch in Sachen zukunftsweisender Arbeitsmarktpolitik geliefert haben. Und da dürfen Sie sich jetzt be­troffen fühlen, meine Damen und Herren von der SPÖ, und Sie, Herr Sozialminister.

Ich weiß nicht, ob Sie das Zitat kennen, einige von Ihnen werden es kennen, weil sie prinzipiell nach diesem Motto agieren. Aber ich bringe es auch Ihnen noch einmal zur Kenntnis, Herr Sozialminister. Ich zitiere:

„Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“ – Zitatende.

Das ist das berühmte Gesetz von Murphy. Und jeder, der dieses Gesetz jetzt gehört hat, muss doch ein ordentliches Aha-Erlebnis haben, wenn er an das denkt, was in den letzten Tagen, Wochen und Monaten im Zusammenhang mit dem Budget passiert ist, denn genau dieser Jemand sitzt seit gestern dort hinten auf der Regierungsbank, und auch der Herr Sozialminister ist einer von diesen Jemands, die genau diese Katastro­phen am laufenden Band produzieren, von denen Herr Murphy in der Feststellung sei­ner Gesetzmäßigkeit gesprochen hat.

Es ist interessant, und da haben Sie natürlich in einer Koproduktion quasi ressortüber­greifend einiges zustande gebracht, tatsächliche Meisterleistungen, meine Damen und Herren. Sie haben zum Beispiel dem Begriff „Umverteilung“, einem Begriff, den Sie lan­ge Zeit sehr gerne verwendet haben und der eindeutig besetzt war, eine völlig neue Bedeutung gegeben. Sie haben Umverteilung im Zusammenhang mit dieser Budget­debatte völlig neu definiert. Da muss man nur ein bisschen die europäische Dimension, von der Sie so gerne reden, mit in den Blickwinkel nehmen, meine Damen und Herren.

Im Hinblick auf die Österreicher ist es ja so, dass Sie mit einer geradezu räuberischen Gesinnung an Ihre Aufgaben herangehen – mit einer räuberischen Gesinnung gegen die österreichischen Pensionisten, denen Sie Pensionskürzungen bescheren. Aber Sie


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haben überhaupt kein Problem damit, wenn autobusweise Rumänen und Bulgaren ins Land kommen und sich eine Auffettung ihrer Mindestpension holen. Das ist für Sie dann der Ausgleich im Rahmen einer Sozialunion, wie Sie sich das vorstellen. Für uns ist das ein räuberischer Anschlag, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie, meine Damen und Herren von SPÖ und ÖVP, gehen räuberisch gegen die öster­reichischen Familien vor, indem Sie Leistungen kürzen, aber Sie haben überhaupt kein Problem damit, dass wir Jahr für Jahr Millionen und Abermillionen an Euro ins Ausland exportieren für Kinder von Personen, die sich zwar in Österreich aufhalten, aber deren Kinder im Ausland leben. Das ist eine Inländerdiskriminierung, die Sie da produzie­ren (Beifall bei der FPÖ), weil Sie ja genau wissen, dass der Wert der Familienleistun­gen dann auch in Ungarn, Polen, Tschechien, der Slowakei – und da warten wir noch auf den 1. Mai des kommenden Jahres – ungleich höher ist als in Österreich.

Das müssen Sie einmal einer österreichischen Familie erklären, der Sie jetzt das Geld wegnehmen, warum Sie dort mit 50 Prozent Zuschlag fördern, meine Damen und Her­ren!

Und noch etwas zum Thema Familien. Wenn wir Freiheitlichen von Familie reden, dann meinen wir die österreichischen Familien. So klar ist das hier herinnen in die­sem Hohen Haus aber offensichtlich nicht bei allen. Da haben wir eine große Lobby für die Zogajs, Zekajs und Zukajs und wie sie alle heißen. Aber mit den österreichischen Familien, denen kein Asylbetrug anzulasten ist, meinen Sie es nicht gut, mit denen ge­hen Sie räuberisch um, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Räuberisch gehen Sie auch mit den Behinderten um, räuberisch gehen Sie auch im Zusammenhang mit den Pflegebedürftigen und den jungen Arbeitslosen und so weiter um. Und warum tun Sie das alles, meine Damen und Herren? Sie kürzen, Sie kas­sieren dafür, weil Sie von Rot und Schwarz es ja waren, die uns sozusagen als selbst­ernannter europäischer Hochadel in eine Situation gebracht haben, in der Sie Staaten, die die Euroreife nicht gehabt haben, in den europäischen Währungsverbund hinein­geführt haben. Das war das erste Mal, dass Sie gegen Ihre eigenen Regeln verstoßen haben.

Systematisch und jahrelang haben Sie zugeschaut, wie diese Staaten Schulden über Schulden machen, als ob es kein Morgen gäbe. Und da entstehen natürlich riesige Löcher und ein riesiger Finanzierungsbedarf. Das, was Sie auf der einen Seite hier den Österreichern abknöpfen, stopfen Sie auf der anderen Seite europäischen Ländern und dort wiederum insbesondere dem Bankensektor hinein.

Das ist die neue Form von Umverteilung Marke Sozialdemokratie – von der ÖVP rede ich gar nicht –: Umverteilung von denjenigen, die fleißig und leistungsbereit sind, zu den­jenigen, die dadurch auffallen, dass sie permanent über die Stränge schlagen und sich um keine Regeln kümmern. Umverteilung von denen ganz unten hinauf zu den Ban­ken. Dazu kann ich Ihnen nur gratulieren, Herr Sozialminister. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie haben sich natürlich noch eine Form der Umverteilung ausgedacht. AMS heißt ja im Zusammenhang mit der Beschäftigungspolitik schon lange nicht mehr Arbeitsmarkt­service, sondern das heißt eigentlich, viel mehr Ausländer müssen es sein. AMS steht für Ausländer müssen es sein. Und das ist die zweite Form Ihrer Umverteilung, nämlich eine Umverteilung von den inländischen Arbeitskräften hin zu den ausländischen Ar­beitskräften. Das ist die zweite Umverteilung, an der Sie arbeiten, auch im Zusammen­hang mit diesem Budget.

Ich darf Sie nur daran erinnern, dass Sie es sind, die den 1. Mai, den Tag der Arbeit, einen Feiertag der Sozialdemokratie, dadurch entweihen, dass Sie am kommenden 1. Mai, genau zu diesem Datum, den Arbeitsmarkt für die Arbeitnehmer aus den neuen EU-Beitrittsländern öffnen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 115

Meine Damen und Herren, Sie wissen doch ganz genau – ich weiß nicht, Herr Minister, ob Sie sich noch daran erinnern können, dass Sie irgendwann einmal eine Funktion beim ÖGB gehabt haben –, dass zum Beispiel dieser ÖGB, dass zum Beispiel die Ar­beiterkammer und andere Experten, die nicht aus dem freiheitlichen Lager kommen, davor warnen, dass sich durch diese Maßnahmen der Verdrängungswettbewerb im Niedriglohnbereich zu Lasten der Österreicher auswirken wird. Das sind die Konse­quenzen. Und Sie treiben dieses Spiel der Umverteilung munter weiter voran, meine Damen und Herren. Zusätzlich kürzen Sie dann noch beim AMS die Mittel, weil Sie da­von ausgehen, dass Sie wirtschaftspolitisch, arbeitsmarktpolitisch schon über dem Berg sind. Davon kann keine Rede sein.

Meine Damen und Herren, wir wollen bei diesem Unfug nicht mitmachen, was die Ar­beitsöffnung betrifft. Deswegen bringe ich heute zum wiederholten Male einen Ent­schließungsantrag der Abgeordneten Kickl und weiterer Abgeordneter ein.

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, auf europäischer Ebene alle notwendigen Maß­nahmen zu ergreifen, um eine Verlängerung der Übergangsfristen zu bewirken und da­mit die Möglichkeit zu schaffen, den Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt durch nationale Maßnahmen und Zugangsbeschränkungen zu regeln und den Erfordernissen des österreichischen Arbeitsmarktes und den Folgen der Wirtschaftskrise anzupassen und somit Mehrbelastungen im Budget 2011 vorzubeugen.“

*****

Was waren denn Ihre großen Ankündigungen vor dieser Budgetdebatte? – Ein chi­rurgisch genauer, fast lasergesteuerter, möchte man fast sagen, Präzisionsangriff auf die Superreichen, auf diejenigen, die uns die Krise eingebrockt haben, auf die Speku­lanten und Finanzhaie.

Herausgekommen ist ein Flächenbombardement gegen den Mittelstand, gegen die Be­zieher von kleinen und mittleren Einkommen, gegen die Pensionisten und gegen die Behinderten, die darf man nicht vergessen, denn die Behinderten, meine Damen und Herren, sind so etwas wie Stiefkinder Ihrer Sozialpolitik. Nicht nur dass Sie das Pfle­gegeld, Stufe 1 und 2, dadurch kürzen, dass Sie den Zugang durch Bestimmungen ein­fach erschweren und damit natürlich die Behinderten treffen, gehen Sie in Zeiten, in denen Sie ansonsten Baumaßnahmen vorziehen, um die Konjunktur zu beleben, auch noch her und öffnen ein Hintertürl dafür, dass Sie die Barrierefreiheit, das heißt den Umbau von Institutionen und Einrichtungen in eine behindertengerechte Variante, in der Option bis 2019 nach hinten verschieben. Sie sollten nie mehr hergehen und von Antidiskriminierung reden, solange Sie so etwas fabrizieren, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Deswegen bringe ich auch hier einen Entschließungsantrag der Abgeordneten Kickl und Kollegen ein, um das zu korrigieren.

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Frist zur Umsetzung baulicher Maßnahmen zur Erlan­gung von Barrierefreiheit nicht erstreckt wird, sondern dass die notwendigen Maßnah­men rascher als bisher geplant vorgenommen werden. Im Budget 2011 ist für diese Maßnahmen Vorsorge zu treffen.“

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 116

Meine Damen und Herren, Sie argumentieren gerne damit, dass Sie alles unterneh­men, um diese Krise zu bekämpfen. – Ich sage Ihnen: Kein Wort davon ist wahr! Wahr ist vielmehr, dass Sie diese Krise sind, und diese Krise werden wir erst dann überwin­den, wenn wir dieses rot-schwarze Proporzsystem und damit diese Bundesregierung überwunden haben. (Beifall bei der FPÖ.)

9.17


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die soeben eingebrachten beiden Entschlie­ßungsanträge sind ausreichend unterstützt und stehen mit in Verhandlung.

Die beiden Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kickl und weiterer Abgeordneter betreffend Verlängerung der Über­gangsfristen zur Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes für neue EU-Mitglied­staaten

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 20 – Arbeit, in der 91. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Um einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit und damit verbundenen Mehrbelas­tungen im Budget 2011 entgegen zu wirken, ist die Verhinderung der Ostöffnung des österreichischen Arbeitsmarktes Anfang Mai 2011 von zentraler Bedeutung.

Alle namhaften Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in Österreich in den kommenden drei Jahren nicht ausreichend sein wird, um eine Er­holung des Arbeitsmarktes zu ermöglichen. Die Lage am Arbeitsmarkt wird also ange­spannt bleiben, hunderttausende Menschen in Österreich bleiben ohne Job und laufen so Gefahr, in Armut abzurutschen.

Arbeitnehmervertreter warnen daher zu Recht vor den Folgen der mit Mai 2011 ohne Rücksicht auf geänderte Rahmenbedingungen geplanten Öffnung des Arbeitsmarktes in Richtung jener Staaten, die 2004 der Europäischen Union beigetreten sind.

Mit 1.5.2004 wurden Ungarn, die Tschechische Republik, die Slowakei und Polen in die EU aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt lag das Lohnniveau dieser Staaten bei 15-20% des österreichischen, bzw. bei 30-36%, wenn man das unterschiedliche Preisniveau in diesen Ländern und in Österreich berücksichtigt. Aus diesem Grunde wurde in den Bei­trittsverträgen eine Übergangsfrist von 7 Jahren für die Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes für die Bürger dieser Staaten vereinbart – in der Hoffnung, dass in die­ser Zeit eine weitgehende Annäherung der Lohnniveaus eintreten würde.

Es ist offenkundig, dass eine ausreichende Annäherung des Lohnniveaus dieser Staa­ten an das österreichische Niveau nicht erfolgt ist. Eine Betrachtung der Entwicklung für den Zeitraum 2004 – 2008, für den die erforderlichen Daten vorliegen, zeigt, dass der Anstieg des Lohnniveaus in den genannten Staaten sehr viel langsamer erfolgt ist als beim Beitritt angenommen. Bis 2008 ist das Lohnniveau lediglich auf 22-28% des österreichischen gestiegen bzw. unter Berücksichtigung der verschiedenen Preisni­veaus auf 37-43%.

Unter diesen Umständen ist mit einer ernsten Störung des österreichischen Arbeits­marktes insbesondere durch Tagespendler aus den drei Nachbarstaaten Ungarn, Tschechische Republik und Slowakei ab 1. Mai 2011 zu rechnen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 117

In den angeführten Nachbarstaaten bleibt zudem die Arbeitslosigkeit höher als in Ös­terreich und für Pendler, deren Lebensmittelpunkt in ihren Heimatländern liegt, spielen die höheren Lebenshaltungskosten in Österreich keine Rolle.

Unter diesen Umständen muss mit einem starken Zustrom von Arbeitskräften, insbe­sondere von Tagespendlern, aus den Nachbarstaaten gerechnet werden, mit den Fol­gen eines Verdrängungswettbewerbs und eines weiteren und erheblichen Anstiegs der Arbeitslosigkeit und einer damit einhergehenden Mehrbelastung im Budget 2011 in Ös­terreich. Diese Tagespendler kommen zudem in den vollen Genuss der österrei­chischen Familienleistungen wie Kinderbetreuungsgeld und Familienbeihilfe. Wenn man berücksichtigt, dass beispielsweise eine zahnärztliche Assistentin im grenznahen Ödenburg gerade einmal 350 Euro monatlich verdient und gleichzeitig die Ehefrau ei­nes Tagespendlers aus Ödenburg, der im wenige Kilometer entfernten Eisenstadt einer Beschäftigung nachgeht, bei zwei Kleinkindern rund 400 Euro an Familienleistungen aus Österreich erhält, ergibt sich eine deutliche Schieflage, die nicht zu rechtfertigen ist.

Bei dieser Situation scheint es dringend notwendig, möglichst umgehend die EU auf die besondere Situation Österreichs infolge seiner Randlage hinzuweisen und alles zu tun, um eine Verlängerung der Übergangsfrist aufgrund der Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise zu erreichen. Österreich ist als Nettozahler durchaus in der Lage, schlüssige Argumente vorzuweisen.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, auf europäischer Ebene alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um eine Verlängerung der Übergangsfristen zu bewirken und damit die Möglichkeit zu schaffen, den Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt durch nationale Maßnahmen und Zugangsbeschränkungen zu regeln und den Erfordernissen des österreichischen Arbeitsmarktes und den Folgen der Wirtschaftskrise anzupassen und somit Mehrbelastungen im Budget 2011 vorzubeugen.“

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kickl und weiterer Abgeordneter betreffend Vorverlegung der Inves­titionen in Barrierefreiheit

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt: Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bundesgesetz über die Be­willigung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.), Untergliederung 21 – Soziales, in der 91. Sit­zung des Nationalrates, XXIV. GP, am 21. Dezember 2010

Im Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz wird vordergründig nunmehr doch die bisherige Frist zur Herstellung von Barrierefreiheit bei 31.12.2015 belassen, ab der auch bei Altgebäuden Schadenersatz wegen Diskriminierung verlangt werden kann. Ei­ne längere Umbaufrist ist jedoch möglich, wenn Ministerien, die viel an alter Bausub­stanz haben, in einem verbindlichen, veröffentlichten Etappenplan die Umsetzung der Umbaumaßnahmen festschreiben. Hier gilt als letzte Frist der 31.12.2019. Es steht völlig außer Zweifel, dass diese Fristverlängerung sehr zum Schaden behinderter Men­schen in Österreich in vielen Fällen ganz oder teilweise in Anspruch genommen wird.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 118

Ohnehin anstehende Investitionen in Infrastruktur sind aber optimalerweise dann zu tä­tigen, wenn der Arbeitsmarkt besonders angespannt ist, um Arbeitsplätze zu sichern bzw. zu schaffen. Im Budget 2011 ist für diese Maßnahmen Vorsorge zu treffen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Frist zur Umsetzung baulicher Maßnahmen zur Erlan­gung von Barrierefreiheit nicht erstreckt wird, sondern dass die notwendigen Maßnah­men rascher als bisher geplant vorgenommen werden. Im Budget 2011 ist für diese Maßnahmen Vorsorge zu treffen.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wöginger. Ich stelle die Uhr auf 7 Minuten. – Bitte.

 


9.18.05

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Bucher, es freut uns, dass Sie der Debatte auch wieder folgen, nachdem Sie sich gestern nach dem Abstimmungsmarathon verabschiedet haben, den Sie selber mitzuverantworten hatten. Schön, dass Sie wieder hier sind, Herr Klubobmann Bucher. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Bucher und Grosz. – Präsidentin Mag. Pram­mer gibt das Glockenzeichen.)

Das Kapitel Arbeit und Soziales inklusive Sozialversicherung stellt einen sehr wesentli­chen Bereich im Budget 2011 dar. Wir haben eine Sozialquote von rund 30 Prozent und liegen damit im obersten Viertel im Vergleich mit den übrigen europäischen Län­dern.

Grundsätzlich muss man aber festhalten, dass alle Sozialtransferleistungen erst einmal erwirtschaftet werden müssen, bevor sie dann auch einigermaßen sozial gerecht – wir arbeiten intensiv daran – wieder verteilt werden können. Die Ausgaben im Bereich Ar­beit und Arbeitsmarkt – das ist ein Unterkapitel, das hier behandelt wird – entwickeln sich aufgrund der Gott sei Dank besseren Wirtschaftslage leicht rückläufig: Sie sinken von 6,4 Milliarden 2010 auf rund 6 Milliarden € im kommenden Jahr. 2009 waren es 5,9 Milliarden €. Das heißt, wir pendeln uns in etwa wieder bei den Werten des Jah­res 2009 ein.

Meine Damen und Herren, das ist ein Beweis dafür, dass die Konjunktur und die Ar­beitsmarktpakete, die wir hier auf Vorschlag der Bundesregierung beschlossen haben, gegriffen haben. Wir haben den Menschen und den Unternehmen Rahmenbedingun­gen gegeben, damit sich der Arbeitsmarkt schneller als in anderen europäischen Län­dern wieder erholen konnte.

Und das ist am wichtigsten, meine Damen und Herren, denn das Wichtigste ist, dass die Menschen in unserem Land einen Arbeitsplatz haben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Wir haben rund 3,4 Millionen Beschäftigte mit Stand November 2010 und eine Arbeits­losenquote von 4,8 Prozent. Das ist hinter Holland die zweitniedrigste im Vergleich der EU 27. 13 400 Personen weniger sind arbeitslos und 5 680 sind weniger in Schulung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 119

(Neuerlicher Beifall bei der ÖVP.) Es sollte uns alle freuen, meine Damen und Herren, dass wir in diesem Bereich eine so positive Entwicklung haben. (Zwischenrufe bei den Grünen.)

Etwas anders verhält sich die Situation bei der Pensionsversicherung: Da haben wir eine fast dramatische Entwicklung. Denn: Der Bundesbeitrag steigt von 7,8 Milliarden € im Jahr 2010 auf 8,6 Milliarden € im Budget 2011 an. Das ist immerhin eine Steigerung von rund 10 Prozent. Die Ausgleichszulagen entwickeln sich konstant von 990 Millio­nen € auf 994 Millionen €. Auch die Pensionsanpassung mit 1,2 Prozent bis 2 000 €, dann auslaufend bis 2 300 € ist meiner Meinung nach sozial gerecht und gerade für die niedrigen Pensionen ein wichtiger Ausgleich aufgrund der Inflation.

Was ist aber das Hauptproblem für den stark steigenden Bundesbeitrag? – Wir gehen insgesamt zu früh in Pension. Wenn wir uns mit den europäischen Ländern verglei­chen, dann sehen wir, dass es diese Situation nur noch in Frankreich gibt. Aber Frank­reich hat ja bekannterweise eine Änderung im Pensionsbereich beschlossen, nämlich Antrittsalter-neu 62 Jahre. Wir in Österreich gehen im Durchschnitt mit 58 Jahren in Pension, und das ist aufgrund der – Gott sei Dank! – immer steigenden Lebenserwar­tung einfach zu früh.

Ein zweiter Aspekt, warum wir diese Probleme haben, ist sicherlich der Be­schluss 2008 bei der Hacklerregelung, wo Gratisersatzzeiten hereingenommen wur­den, die eine Kostenexplosion verursacht haben. Im vorigen Jahr sind rund 35 Prozent der Neueintritte bei der Hacklerpension auf diese Gratiszeiten zurückzuführen.

Mit diesem Budget wirkt man aber entgegen: Man nimmt eine Änderung bei den Nach­kaufzeiten bis 2013 vor, das heißt, Ausübungsersatzzeiten müssen künftig, ab 2011, nachgekauft werden, und zwar mit 159 € pro Monat. Und Schulzeiten werden teurer. Es wird insgesamt angehoben auf 937 €. Ab 2014 gibt es dann keine Ersatzzeiten mehr bei der Langzeitversichertenregelung. Präsenzdienst und Zivildienst und Kinder­erziehungszeiten werden angerechnet. Es gibt ein Antrittsalter von 62 Jahren, bei den Frauen wird es stufenweise angehoben. 45 Beitragsjahre reichen aber weiterhin für ei­nen Pensionsanspruch.

Das ist ein erster Schritt, meine Damen und Herren, damit wir auf der einen Seite die Langzeitversichertenregelung für jene, die lange in das System einzahlen, behalten können, aber auf der der anderen Seite die kostendämpfenden Maßnahmen, die not­wendig sind, setzen können.

Für die Zukunft, meine Damen und Herren, ist auf alle Fälle eine raschere Harmoni­sierung aller Pensionssysteme, die wir haben, notwendig. Wir müssen die Systeme an das ASVG-System angleichen. (Beifall bei der ÖVP.) Das ist ein Akt der Gerechtigkeit, meine Damen und Herren! Wir haben Systeme – und ich nenne bewusst keine Betrie­be und keine Landesorganisationen –, bei denen wir mit 52, 54, 56 Jahren in Pension gehen. Aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können nichts dafür. Ich betone das! Wir stehen in der Verantwortung, dass wir diese Systeme ändern, dass wir auch da Gerechtigkeit schaffen, indem wir das an ASVG-System angleichen. Das ist unsere Aufgabe, meine Damen und Herren! Das ist notwendig für die Absicherung eines der weltweit besten Pensionssysteme.

Abschließend, meine Damen und Herren, möchte ich noch ein Thema ansprechen, das mit dem Bereich Soziales zu tun hat, nämlich den Punkt Pflege. Die Pflegeausgaben entwickeln sich dramatisch – weniger im Bund, sondern vielmehr bei den Ländern und den Gemeinden.

Wir diskutieren alle, auch als regionale Abgeordnete, mit unseren Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern die Sozialausgaben, vor allem jene im Bereich der Pflege. Diese Ausgaben können die Gemeinden einfach nicht mehr leisten. Daher bin ich dem Bun­


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desminister und auch unserem Finanzminister dankbar, dass es eine Bund-Länder-Ar­beitsgruppe für den Bereich Pflege gibt, wo Vertreter der Gemeinden, der Bundes­länder und auch des Bundes an einer Lösung arbeiten. Der Herr Bundesminister hat im Ausschuss angekündigt, dass es eine Zwei-Etappen-Lösung geben wird. Wir brauchen bis zum nächsten Finanzausgleich zusätzliche Mittel, damit wir die stark steigenden Kosten bei der Pflege abdecken können. Wir haben nämlich aufgrund der demogra­phischen Entwicklung stark steigende Kosten. Und beim nächsten Finanzausgleich kann der Pflegefonds realisiert werden, der auch im Regierungsprogramm festge­schrieben ist.

Ich bin der Meinung, wir sollten rasch in dieser Bund-Länder-Arbeitsgruppe zu einer Lösung kommen, und zwar in erster Linie im Sinne der Betroffenen. Wir haben ein ver­ändertes Familienbild, wir sehen es in den Bezirken: Wir brauchen mehr Heim- und Be­treuungsplätze. Daher ist diese Maßnahme höchst notwendig. In zweiter Linie brau­chen wir eine Lösung für unsere Gemeinden, damit wir da eine spürbare Entlastung zu­stande bringen.

Meine Damen und Herren, Österreich hat insgesamt ein dicht geknüpftes Sozialnetz mit sehr guten Sozialleistungen. Wir müssen aber dieses System weiterentwickeln und an demographischen Veränderungen anpassen. Das ist unsere Aufgabe, die wir auch wahrnehmen werden! Diesem Budget 2011 stimmen wir jedenfalls zu. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.25


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Öllinger zu Wort. Ich stelle die Uhr auf 10 Minuten. – Bitte.

 


9.25.59

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister, interessant finde ich, oder eigentlich müsste man fragen: Was ist der Grund, warum Sie sich in der Beschreibung dessen, was eine Bud­getsanierung notwendig macht, noch nicht einig sind? Das hat ja auch auf das Sozial­budget Auswirkungen.

Ein Teil der Redner und Rednerinnen war gestern der Meinung: Na ja, Auswirkungen der internationalen Krise, wir müssen daher auch sparen! – So plump und einfach, aber nicht grundsätzlich falsch, war die Erklärung.

Ein anderer Teil der Rednerinnen und Redner – und da habe ich sehr gut aufgepasst – war aber der Meinung: Das, was wir jetzt beim Budget machen müssen, ist, den So­zialstaat, der überbordend ist, ein bisschen niederbügeln! Es wird zu viel für Soziales ausgegeben! Es gibt einen überbordenden Wohlfahrtsstaat in Österreich! Den Leuten geht es zu gut! Das wurde zwar nicht so gesagt, aber das steht ja dahinter. (Zwischen­ruf des Abg. Wöginger.)

Ich weiß schon, gerade in Teilen der ÖVP hört man das doch häufiger als bei anderen Parteien. Aber da würde ich Sie schon bitten, dass Sie sich zunächst einmal in der Analyse, in der Beschreibung, warum überhaupt jetzt so drastische Maßnahmen im Budget gesetzt werden müssen, einig sind. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Zweiter Punkt: Es hat gestern immer wieder geheißen: Na ja, vergleicht es doch mit anderen europäischen Ländern! Wir sind ja noch relativ milde! Schauen wir doch nach Großbritannien, denen geht es ja wirklich schlecht, oder schauen wir nach Irland oder nach Island! – Also unsere Bezugspunkte haben sich in den letzten Tagen und Wo­chen drastisch verändert, weil wir uns jetzt wieder mit einem, wie ich meine, auch sehr politisch motivierten, sehr konservativen Austeritätskurs, wie in Großbritannien verfolgt, messen. Wenn das der Bezugspunkt ist, dann: Nein danke, meine sehr geehrten Da­men und Herren!


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Aber schauen wir uns Großbritannien an! – Die Maßnahmen, die dort bei den Einspa­rungen gesetzt werden, betreffen zu zwei Drittel den Sozialbereich. Genau das Gleiche passiert in Österreich! Ich gestehe schon zu: In Österreich um eine Potenz niedriger als in Großbritannien! Aber Großbritannien, kann doch, bitte, wirklich nicht der Maßstab sein dafür, wann und wo und warum wir in Österreich im Sozialbereich hineinschnei­den wollen und sollen. Aber das ist offensichtlich für Sie ein Bezugspunkt geworden. Für mich ist das, was in Großbritannien abläuft beziehungsweise was jetzt dort von einer konservativ-liberal-demokratischen Regierung gemacht wird, wirklich äußerst bru­tal. Das ist Raub an der Zukunft und Raub an den Menschen zur Potenz. Überhaupt keine Frage! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Insofern haben Sie schon recht: Bei uns läuft es nicht wie in Großbritannien! Okay. Aber ich betone: Zu zwei Dritteln erfolgen auch in Österreich genauso wie in Großbri­tannien die Einsparungen im Bereich Soziales.

Diese Einsparungen haben Sie eigentlich schon im Frühjahr mit dem Budgetpfad fest­gelegt. Schon seit dem Frühjahr ist klar, dass etwa im Bereich Pflege eine Summe von mehr als 300 bis 350 Millionen € bis 2014 eingespart wird. Gleichzeitig gehen Sie her und nehmen diese 350 Millionen € aus dem Bereich Pflege, die sie den Leuten wegge­nommen haben, in die Hand und sagen: Damit finanzieren wir den Pflegefonds!

Also irgendetwas stimmt da nicht. Gehen wir es der Reihe nach durch! Das, was Sie im Bereich Soziales machen, ist noch nicht der soziale Kahlschlag, richtig, aber einzelne Maßnahmen sind es dennoch wert, dass man sie sich näher anschaut, und man stellt fest: Sie sind nicht gerecht und sie sind teilweise unsinnig und bösartig gegenüber den Menschen! (Beifall bei den Grünen.)

Nun zum Bereich Pflege – ich habe damit schon begonnen –: Die Einsparungen betra­gen doch einiges, und sie werden erzielt dadurch, dass es in erster Linie bei den Pfle­gestufen 1 und 2 fast ausschließlich Verschärfungen gibt. Das heißt, der Zugang zum Pflegegeld wird in den Pflegestufen 1 und 2 schwieriger, und das bedeutet für die Men­schen, für die Angehörigen, für die Betroffenen eine massive Verschärfung. Denn sonst kämen Sie ja nicht zu dem Einsparungseffekt von 350 Millionen € bis zum Jahr 2014.

Ist das gut? Ist das gerecht? Ist das sinnvoll? – Sie wissen genauso gut wie ich, dass sehr viele Leistungen im familiären Bereich durch Nachbarn, durch Freunde und Freundinnen, durch Angehörige erbracht werden, und wir müssen irgendwann – das ist zumindest meine Erkenntnis – aus der Praxis herauskommen, dass wir das eine, näm­lich die Zurverfügungstellung von Sachleistungen, gegen das andere, nämlich die sehr bescheidene Geldleistung im Bereich der Pflegestufen 1 und 2, aufrechnen.

Mit den Geldleistungen der Pflegestufe 1 und 2 können Sie Stundenlöhne von zwei bis drei Euro bezahlen. Also eigentlich können Sie damit niemanden wirklich für erbrachte Pflegeleistungen bezahlen. Es wissen alle seit Jahren, dass eigentlich die Geldleistun­gen in den Pflegestufen 1 und 2, die nur für Personen aus dem familiären Bereich, für Angehörige, für Freunde und für Familienmitglieder gedacht sind, keine großartige Er­leichterung darstellen. Und trotzdem erfolgt dort der Schnitt. Wir alle wissen, dass 80 Prozent oder 70 Prozent aller Pflegeleistungen in allen Pflegestufen im familiären Bereich erbracht werden. Trotzdem erfolgt dort der Schnitt. Ist das fair? Ist das ge­recht? Ist das sinnvoll?

Und kommen Sie mir bitte, Herr Sozialminister, nicht wieder mit der Erklärung daher: Na ja, in den Pflegestufen 1 und 2 wird das Pflegegeld ja oft irgendwie als Zubrot für die zu Pflegenden betrachtet! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Das kommt noch dazu: dass im Bereich der Pflegestufen 1 und 2 die Betroffenen dieje­nigen sind, die die niedrigsten Pensionen haben. Das ist schon richtig! Und trotzdem wird die 80-jährige Großmutter oder der 90-jährige Großvater oder umgekehrt, denn


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meistens werden die Frauen älter, in der Regel dieses Geld – und das wissen auch Sie aus Untersuchungen – verwenden, um sich damit Pflege- oder Betreuungsleistungen im weitesten Sinn einzukaufen. Das passiert! Und es ist gut, dass es passiert. Und ausgerechnet dort wird gespart?! – Nein, Herr Sozialminister, ganz sicher nicht mit uns! (Beifall bei den Grünen.)

Ich halte das für grundsätzlich falsch, weil Sie so tun, als ob diese Einsparungen oder Verschärfungen in diesem Bereich kompensiert werden könnten durch mehr Sach­leistungen. Das geht sich nicht aus! Das können sich die Leute gar nicht einkaufen! Dazu haben sie nicht das Geld und dazu gibt es nicht die erforderlichen Betreu­ungsleistungen! Dieses „Hin- und Her-Spielen“ ist grundsätzlich falsch und für die Be­troffenen tatsächlich eine drastische Verschärfung! (Beifall bei den Grünen.)

Dritter Punkt: Bereich Pensionen. – Es fehlt mir natürlich jetzt die Zeit, alles dazu im Detail zu erzählen, aber, lieber Kollege Wöginger, eine Bemerkung sei mir schon ge­stattet: Ausgerechnet die ÖVP beziehungsweise der ÖAAB, deren Vertreter hier immer ans Rednerpult herausgekommen sind und sich ... (Zwischenruf des Abg. Kopf.) Wö­ginger habe ich gesagt. (Abg. Mag. Molterer: Nein, Öllinger haben Sie gesagt!) Dass Sie sich also mit der Langzeitversichertenpension gebrüstet haben, vulgo Hacklerrege­lung, also ausgerechnet die Vertretung des ÖAAB in Gestalt des Kollegen Wöginger kommt hier heraus und sagt: Das können wir uns nicht leisten, bei uns gehen die Leute zu früh in Pension!

Wir reden jetzt konkret von denjenigen, die mindestens 45 Jahre gearbeitet haben oder 47, 48 Jahre! (Abg. Kopf: Stimmt ja nicht!) Das alles geht sich noch aus mit den Rege­lungen, die Sie für die Zeit ab nächstem Jahr beschließen. Das sind nicht jene Leute, die kurz im Erwerbsleben stehen, aber für diese verschärfen Sie es. Und das ist der Punkt, über den wir ernsthaft miteinander reden müssen!

Selbstverständlich kann man darüber reden, dass diese Leute auch mit geringeren Ab­schlägen in die Pension gehen sollen. Nur: Erzählen Sie mir dann auch, inwiefern es gerecht ist, dass man etwa im öffentlichen Dienst mit 42 Jahren in die Langzeitversi­chertenpension gehen kann, während man, wenn man in der Privatwirtschaft ist, in Zu­kunft als Mann 47 Jahre braucht, wenn man mit 15 Jahren einsteigt! (Abg. Wöginger: Braucht man nicht!) Selbstverständlich! Erzählen Sie mir, wo das Gerechtigkeit er­zeugt!

Das ist ungerecht, meine sehr geehrte Damen und Herren (Beifall bei den Grünen), und deshalb werden wir bei derartigen Husch-Pfusch-Regelungen nicht mitmachen!

Sie hätten unsere Bereitschaft gehabt, sich einzulassen auf ein System, mit dem wir die Pflege grundsätzlich regeln, mit dem wir die Pensionen grundsätzlich regeln. Wir wären bereit gewesen, das grundsätzlich zu diskutieren, aber nicht, so drüberzugehen wie Sie, Herr Kollege Wöginger, der Sie so tun, als ob die Pensionsregelungen, von denen Sie ja selber sagen, dass sie ungerecht sind, irgendwann entstanden sind. Die sind auf Ihrem Mist beziehungsweise auf dem der ÖVP/FPÖ-Bundesregierung ge­wachsen! So schaut es aus!

Sich jetzt herzustellen als große Reformer und zu sagen: Wir wollen das alles wieder gerechter machen und ändern!, damit verleugnen Sie die Geschichte der letzen Jahre, an der ja noch einige andere Herrschaften in diesem Haus beteiligt waren. (Zwischen­ruf des Abg. Wöginger.) Wir ganz sicher nicht! Wir haben unsere Position klar erläu­tert.

Und eines sage ich Ihnen: Sozial gerecht muss es sein – und das ist es leider nicht! (Beifall bei den Grünen.)

9.36



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 123

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Csörgits zu Wort. Ich stelle die Uhr auf 8 Minuten. – Bitte.

 


9.37.00

Abgeordnete Renate Csörgits (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Sehr geschätzte Damen und Herren! Das war leider wieder einmal sehr typisch für die FPÖ, Ihre Rede, Herr Kickl: Sie war polemisch (Abg. Neubauer: Sie war gut!), sie war men­schenverachtend, und Sie haben schlecht geredet! (Zwischenruf des Abg. Kickl.) Das ist das Einzige, was Sie können! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Hören Sie auf mit Ihren Märchen!)

Erinnern Sie sich zurück: Was war denn da, als Sie Regierungsverantwortung mitge­tragen haben? – Da gab es die höchste Arbeitslosenrate in diesem Land. Da haben sehr viele junge Menschen keine Arbeit gehabt. Und Sie haben damals eine reale Pen­sionskürzung vorgenommen, indem Sie den sogenannten Übergenuss den Pensionis­tinnen und Pensionisten weggenommen haben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Keine Ahnung!) Daran erinnern Sie sich nicht gerne! (Abg. Kickl: Keine Ahnung!)

Und bei dieser Gelegenheit möchte ich schon feststellen: Ihr Herr Klubobmann ist an Sozialpolitik nicht besonders interessiert, denn sonst wäre er auch zu dieser frühen Morgenstunde hier bei uns im Saal! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Doch, doch, er ist daran sehr interessiert!)

Ich möchte mich in meinen weiteren Ausführungen schwerpunktmäßig mit dem Thema „Arbeitsmarkt“ auseinandersetzen und das, was vonseiten der FPÖ völlig falsch darge­stellt worden ist, ins rechte Licht rücken. (Abg. Neubauer: Wer so viel verdient, der darf ...!)

Zur Bewältigung der Krise, meine Damen und Herren, hat unsere Bundesregierung sehr viele finanzielle Mittel in die Hand genommen. Und es zeigt sich, dass diese Ent­scheidung notwendig und richtig war, denn die Auswirkungen der Wirtschafts- und Fi­nanzkrise sind in unserem Land weniger dramatisch als in vielen anderen Ländern Eu­ropas.

Die Maßnahmen der beiden Konjunkturpakete und der Arbeitsmarktpakete sowie das Rekordbudget im Zusammenhang mit Arbeitsmarktpolitik waren richtige Schritte zur richtigen Zeit. Infolgedessen gehört Österreich seit Monaten zu den Ländern Europas mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit, und darauf, glaube ich, können wir alle sehr stolz sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich darf noch kurz in Erinnerung rufen, was da die positiven Aspekte waren und was denn dazu geführt hat, dass die Arbeitslosigkeit in Österreich erfreulicherweise niedrig gehalten worden ist. Das waren zum Beispiel: Kurzarbeit, Qualifizierungsmaßnahmen, Verbesserungen bei Stiftungen, Bildungskarenz, aber auch Möglichkeiten im Zusam­menhang mit Berufen, etwa die Möglichkeit, Fertigkeiten in sogenannten Zukunftsbe­rufen zu erlernen. Gesundheits- und Sozialwesen sind da an erster Stelle zu nennen.

Diese Maßnahmen, meine Damen und Herren, haben gut gegriffen. Bis Novem­ber 2010 haben bereits 560 176 Personen dank der Unterstützung des AMS wieder eine Arbeit aufnehmen können, und auch das Kursangebot des AMS wurde mit über 263 000 Menschen gut genützt.

Wir haben in unserem Land rund 3 299 000 Menschen, die einer Beschäftigung nach­gehen. Damit ist es gelungen, in Österreich über 60 000 Arbeitsplätze mehr als im Vor­jahr zu erhalten und zu schaffen. Das heißt auf der einen Seite, wir haben das Loch, das durch die Krise entstanden ist, wieder ein bisschen wettmachen können und ver­zeichnen auch im November einen Rekord an Beschäftigung in Österreich. Das ist gut


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so, das ist richtig so, die Maßnahmen unserer Bundesregierung haben gegriffen! (Bei­fall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Was mir ebenfalls sehr wichtig ist und was betont werden muss, ist, dass auch die Maßnahmen für junge Menschen – ich nenne hier die Maßnahmen im Rahmen von „Aktion Zukunft Jugend“ – bei den jungen Menschen gegriffen haben. Sie haben die Möglichkeit, entweder eine Ausbildung in einem Beruf in einer Lehrwerkstätte zu erhal­ten oder den schulischen Ausbildungsweg zu gehen. Damit haben unsere jungen Men­schen im Vergleich zu jenen in anderen Ländern gute Zukunftsperspektiven.

Sehr geschätzten Damen und Herren, obwohl das Bundesministerium für Arbeit, So­ziales und Konsumentenschutz von allen Ressorts den größten Gesamtbeitrag im Bud­get einsparen muss, geschieht das auf sozial verträgliche Weise. Ganz wichtig ist es mir, in diesem Zusammenhang zu betonen, dass wir trotz der erfreulicherweise rück­gängigen Arbeitslosigkeit das dritthöchste Budget im Zusammenhang mit arbeitsmarkt­politischen Maßnahmen zur Verfügung haben.

Damit zeigt sich ganz deutlich, meine Damen und Herren, dass unsere Bundesregie­rung mit Bundeskanzler Werner Faymann auch weiter den erfolgreichen Kampf gegen die Arbeitslosigkeit fortsetzen wird. Für uns ist eines ganz entscheidend: Jeder Arbeits­lose ist ein Arbeitsloser zu viel. Denn: Eine hohe Erwerbsquote, sichere Arbeitsplätze mit einem guten Einkommen sind die Voraussetzung dafür, dass einerseits das hervor­ragende Sozialsystem, das wir in Österreich haben, auch weiter aufrechterhalten blei­ben kann; und das Zweite ist, dass wir durch eine hohe Erwerbsquote Armut verringern und vielen Menschen das Schicksal ersparen, dass sie arbeitslos werden, dass sie ausgegrenzt werden, dass sie keine Perspektiven mehr haben, was dann oft in Ver­zweiflung und Krankheit endet. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, diese negativen Aus­wirkungen der Arbeitslosigkeit zu verringern. (Beifall bei der SPÖ.)

Eines lassen Sie mich auch ganz deutlich sagen: In vielen anderen Ländern sind sozia­le Errungenschaften zurückgefahren worden. Wir in Österreich haben einen anderen Weg gewählt. Wir haben die bedarfsorientierte Mindestsicherung eingeführt, eine so­zialpolitische Verbesserung, von der mehr als 270 000 Menschen in Österreich profitie­ren. Nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist es einerseits gelungen, Menschen vor der Armut zu schützen, ihnen aber andererseits auch Hilfestellung zu geben, damit sie wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden können.

Was für mich im Zusammenhang mit diesem Budget auch ganz wichtig und entschei­dend ist, ist, dass es auch zu Verbesserungen im Zusammenhang mit der Invaliditäts­pension kommt. Ich darf kurz erwähnen: Die Invaliditätspension beträgt bei Männern 1 117 € und bei Frauen 640 €. Hier wird es zu einer Veränderung im Zusammenhang mit den Abschlägen kommen, die Abschläge werden verkürzt. Das heißt, die I-Pen­sionisten und -Pensionistinnen werden eine Erhöhung von 1,2 Prozent ihrer Pension erhalten.

Es gibt noch viele andere positive Ansätze, auf die meine Nachrednerinnen und Nach­redner weiter eingehen werden.

Zum Schluss lassen Sie mich Folgendes sagen: Ganz wichtig und entscheidend ist es, dass für uns nach wie vor die zwei obersten Prinzipien gelten, nämlich einerseits alles dafür zu tun, dass Arbeitsplätze erhalten werden, dass Menschen eine Beschäftigung finden mit einem Einkommen, mit dem sie auch auskommen können, denn damit ist andererseits auch die Kaufkraft gesichert. Dieses Budget trägt entscheidend dazu bei, und ich bedanke mich sehr herzlich. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)


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9.44


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Haubner gelangt nun zu Wort. Ich stelle die Uhr auf 7 Minuten. – Bitte.

 


9.44.47

Abgeordnete Ursula Haubner (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine werten Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher an den Fernsehschirmen! Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen, um die Krise zu meistern, um den Staatshaushalt zu sanieren, um ein Budgetpaket zu schnü­ren, das den nächsten Generationen auch noch Chancen gibt – etwas, was Sie, meine Damen und Herren, in den letzten Wochen immer wieder gehört haben.

Ich frage Sie, ich frage mich: Halten sich wirklich alle daran mit dem Gürtel-enger-Schnallen? Wie schaut es wirklich aus mit jenen, die politisch verantwortlich sind, wenn es darum geht, den Gürtel enger zu schnallen, in Sachen Strukturreformen, in Sachen Reformen des Systems das endlich anzugehen, im Gesundheitssystem, im Schulsys­tem? Wie sieht es aus mit einer Aufgabenreform? Wer fragt sich wirklich nachhaltig: Was braucht, was muss ein Staat heute, im 21. Jahrhundert, noch leisten? Wie schaut es aus mit der Verkleinerung der politischen Gremien bei jenen, die jetzt politische Ver­antwortung tragen? (Beifall beim BZÖ.)

Und wie schaut es aus im Umgang mit Steuergeldern, wenn ich nur etwa an die hohen Parteienförderungen denke?

Ich sage, meine Damen und Herren, wir haben hier ein großes Ungleichgewicht, wir haben eine große Unverhältnismäßigkeit, denn die Sanierung des Budgets besteht ei­nerseits aus Kürzungen und Streichungen von Leistungen und andererseits aus Steu­ererhöhungen und der Einführung neuer Steuern. Die Hauptlast, meine Damen und Herren, tragen die Familien, die Autofahrer, die Pflegebedürftigen und die Menschen mit Behinderungen, die Schülerinnen und Schüler, die Studierenden, aber auch die äl­tere Generation. Sie zahlen den Preis für ein Belastungspaket, das nicht zukunftsorien­tiert ist, das nicht leistungsorientiert ist. Sie zahlen den Preis für eine rot-schwarze Re­gierung, der das Gespür für die reale Lebenssituation Tausender Menschen immer mehr abhandenkommt. (Abg. Dr. Bartenstein: Geh bitte!) Sie zahlen den Preis für ei­ne Regierung, die vor den Wahlen immer sehr viel verspricht und nach den Wahlen – siehe 13. Familienbeihilfe – immer sehr viel streicht.

Meine Damen und Herren! Im Sinne von sozialer, aber auch von Generationengerech­tigkeit fordern wir vom BZÖ an dieser Stelle noch einmal sehr deutlich, im System zu sparen und nicht auf dem Rücken der Menschen. (Beifall beim BZÖ.)

Der Sozialbericht zeigt es ja sehr deutlich, Herr Bundesminister: Nach wie vor sind eine Million Menschen armutsgefährdet, besonders die Älteren, besonders die Familien mit Kindern. Und es zeigt sich: Jedes Kind senkt den Wohlstand. Wir sehen, dass Al­leinerzieherInnen – dies sind vor allem Frauen – mit dem Einkommen nicht auskom­men, weil das Einkommen die Balance mit den Lebenshaltungskosten nicht halten kann. Leistung zahlt sich für viele nicht mehr aus, da hat sich in den letzten Jahren bis heute nichts geändert.

Gerade Sie, Herr Bundesminister, müssten wissen, wie wichtig Transferleistungen und ihre armutsbekämpfende Wirkung sind. Daher ist es für mich, für das BZÖ absolut un­verständlich, dass zwei Drittel der Budgetmaßnahmen, der Sparmaßnahmen, der Kür­zungen die Familien und die Pflegebedürftigen zahlen müssen.

Wenn Sie immer wieder sagen, Herr Bundesminister, es wird gerade im Bereich der Pflege kein Euro weniger ausgegeben, dann muss ich sagen: Das ist für diejenigen, die in Zukunft weniger Pflegegeld bekommen oder gar kein Pflegegeld bekommen – das sind in etwa 24 000 Menschen –, relativ unwichtig, denn sie spüren andere Dinge. Sie spüren, dass sie schon heute mit dem Pflegegeld nicht auskommen. 60 Prozent der Kosten können nicht mehr real gedeckt werden. Der Rechnungshof hat ganz richtig festgestellt, dass derzeit keine Absicherung gegen das finanzielle Risiko der Pflegebe­dürftigkeit vorhanden ist.


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Daher werden wir nicht nur an dieser Stelle, sondern in allen weiteren parlamentari­schen Beratungen und Sitzungen weiter vehement einfordern: Das Pflegegeld muss wertangepasst werden, das Pflegegeld muss valorisiert werden – denn wenn Gebüh­ren und Tarife jährlich an den Index angepasst werden, muss das auch für das Pflege­geld gelten. (Beifall beim BZÖ.)

Sehr geehrter Herr Bundesminister, gerade der Pflegebereich – ich habe es Ihnen schon oft gesagt – entwickelt sich immer mehr zur Großbaustelle, zu einer Großbau­stelle, wo nichts weitergeht. Dort, wo Sie Tempo zulegen sollten, im Bereich der Finan­zierung, stoppen Sie mit Arbeitsgruppen. Jetzt sprechen Sie schon davon, dass mit zwei Etappenplänen bis 2014 eine Lösung kommen soll. Aber dort, wo es um Re­formen geht – in Pflegegeldverfahren, bei der Schaffung einheitlicher Kriterien –, geht nichts weiter. Schnell sind Sie nur, wenn es darum geht, Leistungen zu kürzen, und schnell sind Sie, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderungen auch hier einzu­schränken.

Was die Menschen mit Behinderungen betrifft, so möchte ich an dieser Stelle noch ein­mal Folgendes festhalten: Sie genießen nicht oberste Priorität in dieser Bundesre­gierung. Ich erinnere nur an die Budgetrede des „Bankenministers“, der die Menschen mit Behinderungen und die Anliegen und Sorgen, die sie haben, mit keinem Wort er­wähnt hat. (Beifall beim BZÖ.)

Kollegin Lapp, die im Jahr 2004 Behindertensprecherin der SPÖ war, hat damals – ich kann mich erinnern – gesagt: Die Behinderten sind mit dieser schwarz-blau-orangen Regierung auf der Wartebank. Jetzt frage ich Sie, Frau Kollegin Lapp: Was sind die Behinderten jetzt, wenn die Barrierefreiheit wieder hinausgeschoben wird? – Sie sitzen weiter auf der Wartebank, und ich sage, sie sitzen mehr denn je im Abseits. (Beifall beim BZÖ.)

Eine zweite Baustelle, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind die Pensionen, wo die Kosten explodieren, wo nach wie vor die Systeme undurchsichtig sind, kom­pliziert sind. Kein Mensch kennt sich mehr aus. Nicht ohne Grund sagen 53 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, ihnen fehlt das Vertrauen in dieses Pensions­system.

Statt Mut aufzubringen, dieses System so zu gestalten, dass es nachhaltig umsetzbar ist, dass es nachhaltig den Generationen gerecht wird, setzen Sie nur kurzfristig kos­tendämpfende Maßnahmen.

Weil Kollegin Csörgits von den realen Pensionskürzungen der Regierung bis 2006 ge­sprochen hat, muss ich sagen: Bei realen Pensionskürzungen sind Sie auch nicht fad! Sie führen die Verschiebung der erstmaligen Valorisierung von Neupensionen wieder ein. Sie schaffen einen erschwerten Zugang zur Hacklerpension. Die Hacklerpension, die in ihrer ursprünglichen Form – 45 Jahre zu arbeiten, 45 Jahre einzuzahlen – eine hervorragende Form der Pension gewesen ist, wurde aufgeweicht, es wird daran he­rumgedoktert. Und jetzt bricht man sogar den Vertrauensgrundsatz, den Vertrauens­schutz, indem man das Alter mit einem Schritt um zwei Jahre anhebt.

Auch bei der Streichung des Alleinverdienerabsetzbetrages sind Sie nicht fad. Das trifft gerade Pensionistenehepaare, die in einer bestimmten Zeit ein Lebensmodell gewählt haben, wo sie gesagt haben, einer geht verdienen und der andere – meistens die Frau – bleibt im Sinne der Wahlfreiheit zu Hause und betreut und erzieht die Kinder. Die wer­den jetzt bestraft, denn die Möglichkeit, diesen Alleinverdienerabsetzbetrag geltend zu machen, wird ihnen genommen. Und es sind nicht nur die Generaldirektoren und die reichen Witwen, sondern vor allem die fleißigen „Normalbürger“, die diesen Alleinver­dienerabsetzbetrag jetzt verlieren.


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Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: Solange es Pensionsprivilegien bei den ÖBB, bei der Nationalbank, bei hohen Politikerpensionen gibt, dürfen die Kleinen, Flei­ßigen und Tüchtigen nicht zur Kasse gebeten werden. Dafür werden wir vom BZÖ uns auch dementsprechend einsetzen. (Beifall beim BZÖ.)

Mit unserem neuen Pensionsmodell gehen wir einen Schritt in die richtige Richtung. Wir haben etwas entwickelt, das der höheren Lebenserwartung entspricht. Wir haben etwas entwickelt, das aber auch die Selbstverantwortung, die Eigenverantwortung stärkt und das vor allem auch auf die Generationengerechtigkeit baut.

Zum Schluss, meine sehr geehrten Damen und Herren, möchte ich einen Ausspruch des Herrn Bundeskanzlers zitieren, der in einem Interview, das ich gestern gelesen ha­be, gesagt hat: Es gibt verdammte Ungerechtigkeiten. – Interessant, das von einem Bundeskanzler zu hören. Ich kann ihm da nur zustimmen. Aber ich glaube, für jeman­den, der Verantwortung hat, ist diese Erkenntnis allein zu wenig. Ich frage mich: Wa­rum tut dieser Bundeskanzler mit seiner Regierung nichts, damit diese „verdammten Ungerechtigkeiten“ beseitigt werden? Warum handelt er nicht? Und warum zeigt er hier mangelnde soziale Verantwortung?

Für uns vom BZÖ heißt soziale Verantwortung, dass wir die Verantwortung für die Ge­nerationen wahrnehmen, dass wir im Sinne der kommenden Generationen denken und handeln, dass wir am System sparen und nicht bei den Menschen und dass wir dort investieren, wo Zukunft ist: in der Bildung, in der Familie, in der Forschung und in einer qualitätsvollen Pflege. Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, verstehen auch die Menschen. Das wollen auch die Menschen, diese Ehrlichkeit und diese Ver­lässlichkeit. Und wenn das so ist, dann werden sie auch bereit sein, bei sich selbst ab und zu den Gürtel etwas enger zu schnallen. (Beifall beim BZÖ.)

9.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die folgen­den Rednerinnen und Redner jeweils die Uhr so eingestellt bekommen, wie vereinbart, allerdings existiert von nun an eine maximale Redezeitbegrenzung von 9 Minuten pro Redner/Rednerin.

Herr Abgeordneter Haberzettl ist der Nächste, der zu Wort gelangt. Ich stelle die Uhr auf 5 Minuten. – Bitte. (Zwischenrufe der Abgeordneten Ing. Westenthaler, Dolinschek und Grosz.)

 


9.55.51

Abgeordneter Wilhelm Haberzettl (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Herr Bundes­minister! Verehrte Damen und Herren! Herr Bucher, Sie können schon mit Zwischen­rufen beginnen! Ich sage Ihnen, was mir einfällt, wenn ich Ihnen ins Gesicht schaue: Da fällt mir Unfallrentenbesteuerung ein, da fallen mir Ambulanzgebühren ein. Und wenn Sie wollen, kann ich noch eine Stunde weitererzählen, welche Grausamkeiten Ih­nen, Herr Westenthaler, eingefallen sind. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Westentha­ler: Privilegiensprecher!)

Geschätzte Damen und Herren! Lassen Sie mich zurückblenden in das Jahr 2008. (Abg. Grosz: Erzählen Sie uns einmal von den Privilegien bei den ÖBB! – Zwischenruf des Abg. Bucher.) Herr Bucher, Sie können nicht Zug fahren, Sie kennen sich auf der Eisenbahn nicht aus, und Sie kennen sich im Gesundheitswesen auch nicht aus! (Bei­fall bei der SPÖ. – Abg. Bucher: Oberprivilegienritter der Nation sind Sie!)

Lassen Sie mich zurückblenden in das Jahr 2008. Im Jahr 2008 wurde zum Thema Langzeitversichertenregelung (Abg. Dolinschek: Ihr Zug ist abgefahren! – Heiterkeit des Abg. Bucher) hier in diesem Haus ein einstimmiger Beschluss gefasst, nicht das Auslaufen der Langzeitversichertenregelung 2008 zur Kenntnis zu nehmen, sondern ei­


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ne Verlängerung der sogenannten Hacklerregelung bis zum Jahr 2013 vorzunehmen. (Abg. Ing. Westenthaler: Ihr Zug ist bereits abgefahren!) Es war natürlich zum damali­gen Zeitpunkt bekannt, dass im Jahr 2013 mit dieser Ausnahmeregelung oder mit die­ser Sonderregelung für lange Versicherungszeiten Schluss sein wird.

Jetzt bestand die Möglichkeit, unter Einhaltung des Vertrauensschutzes in dieser Fra­ge, entweder eine langsame Übergangsregelung – Heranführen an das Regelpen­sionsalter von 65 Jahren – vorzunehmen oder eine vernünftige, tragbare Lösung im Sinne der Langzeitversicherten zu finden. Ich glaube, dieser Spagat in diesem Bereich ist gelungen. Es wird jetzt das Antrittsalter ab 2014 auf 62 Jahre angehoben. Wermuts­tropfen dabei ist, dass diese Anhebung nicht schrittweise, sondern in einem Schritt er­folgt, aber dafür ist das auch eine Dauerlösung. Für Frauen gibt es eine Übergangs­lösung, die, Kollege Öllinger, sehr wohl ein bisschen Schwachstellen aufweist. Und ei­ne Ersatzzeitenanrechnung gibt es nur mehr für Kindererziehungszeiten und für Prä­senzdienst.

Im Zusammenhang mit der Langzeitversichertenregelung muss man aber auch die Ver­änderung im Bereich der Invaliditätspension diskutieren. Beim Invaliditätspensionspaket gibt es schon einen sehr deutlich geänderten Zugang, nämlich dass erstens die Frage der Rehabilitation in den Mittelpunkt rückt. Wir wollen nämlich Menschen nicht in die Pension drücken, sondern versuchen, im Wege der Rehabilitation auch für ihre Ge­sundheit zu sorgen. In Zukunft wird aufgrund dieser beschlossenen Vorgangsweise je­dem Antrag auf I-Pension auch ein Antrag auf Rehabilitation vorausgehen.

Es gibt aber auch – unter Anerkennung der schwierigen Situation der Betroffenen, die in die Invaliditätspension gehen müssen – sehr deutliche Verbesserungen im Bereich der Abschläge.

Wenn wir davon ausgehen, dass die durchschnittliche Invaliditätspension für Frauen 640 € und für Männer 1 117 € beträgt und derzeit ein maximaler Abschlag von 15 Pro­zent vorgenommen wird, so wird dieser Abschlag in Zukunft auf 13,8 Prozent reduziert. Das bedeutet eine geringfügige Besserstellung von 1,2 Prozent für die Invaliditätsren­tenempfänger.

Die Abschlagsverbesserung bei Invalidität in Verbindung mit Schwerarbeit ist aber, glaube ich, noch viel wichtiger. Wird in den letzten 20 Berufsjahren zehn Jahre Schwer­arbeit geleistet, so beträgt bei Antragstellung ab dem 57. Lebensjahr der Abschlag bei der Pension maximal 11 Prozent – bisher waren es 15 Prozent.

Es gibt aber auch noch eine Härtefallregelung im Bereich der Pensionen, nämlich: Für ungelernte ArbeitnehmerInnen soll nun ein fiktiver Berufsschutz ab dem 50. Lebensjahr eingeführt werden. Dies dann, wenn sie nur mehr sehr leichte Tätigkeiten ausüben können, weil sie dementsprechend krank sind. Diese Regelung gilt vorerst bis 2015 und wird einem Monitoring unterzogen.

Auch im Bereich der Altersteilzeit wird die jetzige Regelung prolongiert.

Zum Abschluss einige Bemerkungen: Ich glaube, Österreich hat den Weg aus der Wirt­schaftskrise geschafft. Es ist aber nicht so, dass die Wirtschaftskrise selbst schon zur Gänze vorbei ist. Ich denke, es ist unumstritten, dass das Bankenpaket notwendig war, es ist aber auch unumstritten, dass das Konjunkturpaket notwendig war. Wir alle wuss­ten bei Beschlussfassung dieser Pakete aber auch, dass, wenn sich die Wirtschaft wie­der stabilisiert, zu sparen ist. Und es ist dieser Bundesregierung erstmals gelungen, unter der Führung von Bundeskanzler Faymann den ersten Schritt im Bereich der Ver­mögenszuwachsbesteuerung zu setzen, den ersten Schritt im Bereich einer Banken­abgabe zu setzen. Es gab Änderungen bei der Stiftungsbesteuerung, und es gab Än­derungen bei der Konzernbesteuerung bei Zukäufen. (Abg. Ing. Westenthaler: Leider keine Änderungen bei den ÖBB!)


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Wir sollten auch nicht vergessen, dass – wie schon erwähnt – die Arbeitsmarktdaten in Europa hervorragend sind.

Ich glaube, im Zuge der Diskussion darüber, wie wir die Belastungen aufteilen, ist auch klar und deutlich zutage getreten, dass das ein ungemein schwieriger Spagat ist – ich denke, wir haben ihn geschafft. (Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler.)

Gleichzeitig möchte ich aber auch betonen, dass der Druck in Richtung einer Steuerre­form, um hier mehr Gerechtigkeit herzustellen, enorm gewachsen ist. Ich möchte hier Bundeskanzler Faymann zitieren, der gesagt hat, wir sollten uns bemühen, in dieser Legislaturperiode noch eine Steuerreform im Sinne der Gerechtigkeit über die Bühne zu bringen. (Beifall bei der SPÖ.)

10.01


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dr. Belako­witsch-Jenewein zu Wort. Gewünschte Redezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


10.01.58

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Zu meinem Vorredner ein Wort: Es ist natürlich schon besonders pikant, wenn sich hier der ÖBB-Gewerkschafter herstellt und sagt: Wir wollen die Leute nicht in die Pension „drü­cken“!, wenn man andererseits weiß, dass bei den ÖBB das Pensionsantrittsalter im Vergleich zum Vorjahr auch noch gesunken ist und jetzt die ÖBB-Bediensteten bereits mit durchschnittlich 51 Jahren in Pension gehen – und das vor dem Hintergrund des­sen, dass man allen anderen Arbeitnehmern in diesem Land wirklich das letzte Hemd auszieht! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)

Da wird von den Sozialpartnern eine Rot-Weiß-Rot-Card großartig angepriesen, be­worben – Herr Bundesminister, Sie haben sich hingestellt und das als Erfolg verkauft –, aber nicht in allem, wo rot-weiß-rot draufsteht, ist auch rot-weiß-rot drin. Denn wenn man sich anschaut, wie das Punktesystem für diese Rot-Weiß-Rot-Card aussieht, stel­len sich einem schon einige Fragen.

So bekommt man zum Beispiel schon allein für das Alter, also wenn man unter 30 Jah­re alt ist, 20 Punkte; wenn man Matura hat, bekommt man 25 Punkte; bei drei Jahren Berufserfahrung bekommt man 6 Punkte. Das bedeutet, man hat dann schon die nö­tigen 50 Punkte beisammen, wenn man zum Beispiel ein 29-jähriger Maturant ist. Dann hat man bereits das Anrecht, hier sozusagen die Rot-Weiß-Rot-Card zu bekommen, ohne einen Mangelberuf haben zu müssen. Und das, obwohl wir wissen, dass wir in Österreich schon 33 000 Arbeitslose mit Maturaniveau haben – die gibt es jetzt schon in Österreich, und dann sollen diese Leute „importiert“ werden.

Fleischhauer – das wissen wir spätestens seit dem letzten Ausschuss – ist ja sozusa­gen der große Mangelberuf in Österreich. Fleischhauer aus der ganzen Welt können jetzt nach Österreich kommen. (Abg. Kickl: Fleischzerleger, Herr Minister!)

Der Fleischhauer hat es aber nicht ganz so leicht, denn der hat einen echten Mangel­beruf, bekommt aber, im Gegensatz zum Maturanten, nur 20 Punkte.

Diese Rot-Weiß-Rot-Card ist in Wirklichkeit völlig sinnlos, undurchsichtig und bringt nicht den Effekt, den wir eigentlich erwartet haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Schauen wir uns Ihre weitere Arbeitsmarktpolitik an, Herr Bundesminister! Sie setzen sich dafür ein, dass 50 Prozent der Budgetleistungen des AMS für Frauen zur Verfü­gung zu stehen haben. – Herr Bundesminister, aber nur 41 Prozent der Arbeitslosen sind Frauen! Da gibt es eine Diskrepanz, und ich frage mich, wie Sie die Arbeitslosen­rate wirklich sinnvoll senken wollen, wenn Sie sagen, die Frauen müssen mehr bekom­men, obwohl es weniger arbeitslose Frauen gibt.


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Das zeigt die Sinnlosigkeit, wie überhaupt dieses ganze Genderbudget nicht sinnvoll gemacht ist. Es gibt einfach fix vorgegebene Zahlen, ohne auf die Notwendigkeiten zu achten. Das machen Sie auch in Ihrem Budget.

Das Ganze zieht sich noch weiter durch. Sie machen ja jetzt großartig Werbung mit dem Slogan: „Echte Männer gehen in Karenz!“ – Die „unechten Männer“ sind also dann jene, die arbeiten. Gleichzeitig wissen Sie beispielsweise aber, dass viele Männer gar nicht in Karenz gehen können, weil sie nicht freibekommen oder weil sie Probleme an ihrem Arbeitsplatz hätten. Sie würden es dann in Kauf nehmen, dass einerseits die Frauen, die in Karenz gehen, Probleme mit dem Arbeitgeber bekommen, in weiterer Folge dann aber auch noch die Männer, die daran anschließend in Karenz gehen.

Sie wissen, dass diese Probleme in Zeiten eines angespannten Arbeitsmarktes beste­hen, verlangen das aber. Ich weiß schon, es gibt ein gutes Beispiel, das ist unser Be­hindertenanwalt, der ja jetzt in Karenz gehen möchte. Kaum dass er Behindertenanwalt geworden ist, hat sich aber auch schon die Situation für die Behinderten massiv ver­schlechtert. Und das wissen Sie, Herr Bundesminister!

Herr Buchinger war kaum Behindertenanwalt, hat er angekündigt, dass er aufhören möchte. Und was ist jetzt? – Jetzt wurde die Barrierefreiheit für die Behinderten ver­schoben, und da passiert gar nichts.

Das Pflegegeld wird gekürzt – und Sie stellen sich jetzt hin und sagen, dass nicht ein Euro weniger ausgegeben wird. Herr Bundesminister, für jeden, der jetzt in Pflege­stufe 1 ist, ist es – verdammt nochmal! – viel, viel schwieriger, Pflegestufe 2 zu erlan­gen. Allein dadurch bekommt er schon weniger Geld. Und jene Personen, die neu in dieses System kommen wollen, tun sich viel, viel schwerer, überhaupt Pflegegeld zu bekommen.

Und wie schaut es aus, wenn wieder einmal Kontrollen sind? Können Sie garantieren, dass jemand, der heute in der Pflegestufe 3 oder 2 ist, nicht hinunterfällt? – Das kön­nen Sie nicht garantieren!

Das heißt, es gibt natürlich eine reale Kürzung im Pflegebereich. Das sind arme Leute, das sind kranke Leute, und bei diesen wird eingespart! Auf deren Kosten wird einge­spart, damit wir die Mindestsicherung an Menschen auszahlen können, die gar nicht gewillt sind zu arbeiten. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie wissen ganz genau, dass es in ungarischen, in rumänischen, in bulgarischen Ta­geszeitungen schon Annoncen gibt, mit denen Leuten für drei Monate ein Wohnsitz in Österreich angeboten wird. Sie müssen sich nur melden, dann bekommen sie den Haupt­wohnsitz in Österreich und können die Mindestsicherung beziehen. (Abg. Mag. Gaß­ner: Das ist so ein Blödsinn!)

Das heißt, Sie sparen bei den Pflegebedürftigen ein, um das Geld dann den Auslän­dern zu geben. (Beifall bei der FPÖ.) Sie sollen bei uns in Österreich die Mindestsi­cherung bekommen, mit der sie dann in ihren Heimatländern in Osteuropa ein feines Leben führen können. Das ist Ihre Sozialpolitik!

Herr Bundesminister, Sie wissen es ganz genau – wir haben das auch schon im Aus­schuss geklärt –: Diese Mindestsicherung ist nicht vor Missbrauch gefeit, ganz im Ge­genteil. (Zwischenruf des Abg. Mag. Gaßner.) Sie wissen genau, die Vermögenswerte von Menschen, die im Ausland leben, sind nicht nachweisbar! Sie konnten uns auch im Ausschuss nicht erklären, wie Sie das überprüfen wollen. Sie haben keine Möglichkeit, das zu überprüfen.

Das heißt, hier erfolgt eine Bevorzugung von Ausländern. Die können in Rumänien, in Ungarn ein Haus haben und erhalten trotzdem hier die Mindestsicherung, während ös­


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terreichische Staatsbürger, die über Vermögenswerte verfügen, keinerlei Geld bekom­men.

Das ist eine Umverteilung von Pflegebedürftigen, von Menschen, die das Geld brau­chen, von sozial Schwachen hin zu Ausländern, die bei uns noch nie gearbeitet haben, die nur kommen, um das Sozialsystem auszunützen! (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist Ihre Sozialpolitik. – Herr Bundesminister, Sie haben als Sozialminister abge­dankt! (Beifall bei der FPÖ.)

10.07


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Bartenstein gelangt nun zu Wort. Gewünschte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte. (Abg. Öllinger – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Bartenstein –: Bitte, korrigieren Sie das!)

 


10.07.33

Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Minister Hunds­torfer! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich war im selben Ausschuss wie meine Vorrednerin und habe die Erläuterungen des Herrn – in diesem Fall – Arbeitsmi­nisters und Sozialministers zum Thema Mindestsicherung als schlüssig empfunden.

Missbrauch zu 100 Prozent auszuschließen, das wird schwierig sein, aber Missbrauch innerhalb unseres Rechtssystems so weit wie möglich auszuschließen, das ist be­absichtigt. Und da kommt – Hand aufs Herz! – auch viel an Verantwortung auf die Län­der zu. Auch das hat Minister Hundstorfer schlüssig ausgeführt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! In den letzten Minuten, in der letzten Stunde ist seitens der Opposition viel von Kürzungen die Rede, vom Gürtel-enger-Schnallen, O-Ton Ursula Haubner. Schauen wir uns doch die Zahlen an. Wie sieht es denn aus? Was gibt denn dieses Land für Soziales aus, dieses Land, in dem es einen Grundkon­sens gibt, einen Grundkonsens aller hier Sitzenden, ein hohes Sozialniveau haben zu wollen, erhalten zu wollen und auch punktuell weiter auszubauen, je nach Maßgabe der Möglichkeiten?

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Sozialbericht des Ministers sagt uns, dass im Jahr 2009 die Sozialquote auf den neuen Rekordstand von 30,7 Prozent unse­rer gesamten Wirtschaftsleistung angestiegen ist – eine relativ abstrakte Zahl. (Zwi­schenruf des Abg. Öllinger.) 84,1 Milliarden € geben wir pro Jahr in diesem Land für Soziales aus – auch noch eine relativ abstrakte Zahl.

Ich darf sie herunterbrechen auf den jeweiligen Österreicher und die jeweilige Öster­reicherin: Das sind mehr als 10 000 € pro Österreicher, die für Soziales aufgewendet werden – mehr als 10 000 € pro Kopf und Nase! Und das ist doch sehr herzeigbar und zeigt, auf welch hohem Niveau dieser Sozialstaat Österreich weiterhin geleitet und ge­führt wird. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich weiß schon, da ist manches auch krisenbedingt dahinter – na klar, wenn Menschen arbeitslos werden, muss gegengesteuert werden, und, und, und –, die Sozialquote liegt natürlich auch krisenbedingt über 30 Prozent, und wir sind zwar nicht ganz an der Spit­ze Europas, aber immerhin auf Platz sechs, im oberen Viertel der EU-Staaten, was so­ziale Leistungen anlangt.

Punkt zwei: Arbeitsmarkt. Herr Minister, da kann ich mich kurz fassen, die Zahlen spre­chen für sich. Frau Kollegin Csörgits, Sie haben recht ausführlich dazu Stellung ge­nommen, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist wirklich äußerst erfreulich.

Vor allem jetzt im Nachhinein können wir sagen, dass die gesetzten Maßnahmen die richtigen waren. Die Krise wurde nicht nur gut, sondern außerordentlich gut bewältigt, daher an dieser Stelle einmal mehr mein Dank an das AMS. Sie wissen und ich weiß,


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wovon wir sprechen, auch die Sozialpartnervertreter hier in diesem Hause wissen das. Das läuft ganz ausgezeichnet.

Wenn wir uns da in einer Art Finale mit den Holländern – Fußball ist es ja nicht, da hätten wir keine Chance – matchen um den ersten Platz innerhalb der Europäischen Union – auch das hat schon Tradition –, so ist das gut. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Zu dem, was die Freiheitlichen einmal mehr sagen – ich möchte fast despektierlich sa­gen: von sich geben, aber diese Formulierung ist durchaus überlegt –, meine sehr ver­ehrten Damen und Herren, nämlich die Rot-Weiß-Rot-Card sei so schlecht, Folgendes: Lesen Sie internationale Zeitungen, sogar in diesen wird die Rot-Weiß-Rot-Card als sinnvolles Instrument gewürdigt. (Abg. Dr. Rosenkranz: In internationalen, das ist ja logisch! – Zwischenruf der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.) Das muss ja erst kom­men, es wundert mich daher, Frau Belakowitsch-Jenewein, dass Sie schon wissen, wie das ausgehen wird.

Das wird bewertet als sinnvolles Zugangsinstrumentarium. Ja, wir Österreicher neh­men es für uns in Anspruch. Wir wollen uns aussuchen, wer zu uns kommt. Wer die richtige Qualifikation hat, der soll kommen, und wer nicht, der dann eben bitte nicht. Das wird streng nach dem Arbeitsmarkt und nach dessen Erfordernissen bewältigt und gestaltet werden und ist eine sinnvolle Erweiterung und Weiterentwicklung der beste­henden Instrumente betreffend Schlüsselkräfte und so weiter.

Herr Kollege Kickl, das, was Sie in Sachen Übergangsfristen hier einmal mehr an die Wand gemalt haben – er ist, glaube ich, im Moment nicht mehr im Saale; macht nichts, Wortmeldung abgegeben. (Abg. Kickl – in der letzten Bankreihe sitzend –: Hier!) – Ah, ganz hinten. (Abg. Kickl: Damit ich Sie besser sehen kann!) Okay. Vielleicht ein Platz, der Ihnen auch zusteht. (Abg. Neubauer: Sie sind aber auch schon weiter hinten ge­sessen! Sie sind auch schon einmal auf der Regierungsbank gesessen!)

Herr Kollege Kickl, es wird deswegen nicht besser, weil Sie es jedes Mal neu bringen. Wir Österreicher meinen, dass wir unseren Arbeitsmarkt so fit haben, dass wir den 1. Mai in Sachen Zuwanderung gut bewältigen werden, wenn die Übergangsfristen fal­len. (Zwischenruf des Abg. Dr. Rosenkranz.)

Ein Letztes zu einem Thema, das mir auch am Herzen liegt und wo ich nicht so ganz zufrieden bin, weil aus der Ausnahme die Regel wurde und weil das wohl so etwas wie die „Achillesferse“ unseres Sozialsystems, unseres Pensionssystems geworden ist, nämlich zur berühmten Hacklerregelung. Es stimmt ja nicht, dass das als Regelfall eingeführt wurde, wie Ursula Haubner das zum Ausdruck bringen wollte. Nein, die Pen­sionsreform des Jahres 2000 – manche erinnern sich daran –: Anhebung des Pen­sionsantrittsalters von 60 auf 61,5 Jahre, Abfederung für drei Übergangsjahrgänge; mehr sollte es nicht sein. 4 000 Personen haben im Jahr 2001 die Hacklerregelung in Anspruch genommen. Wissen Sie, wie viele es letztes Jahr waren? – 27 000! Aus der Ausnahme ist der Regelfall geworden.

Wissen Sie, was uns die Hacklerregelung heute kostet gegenüber einem Status, bei dem es sie nicht gäbe? – 2 Milliarden € pro Jahr! Wir reden hier über viel, viel gerin­gere Summen, die wir da und dort einsparen müssen und die wehtun. 2 Milliarden € pro Jahr! Und wenn es wenigstens die Hackler wären, die davon begünstigt werden, die am Bau sind, die Schicht arbeiten in den großen Industriebetrieben, bei Nacht und Nebel, bei Kälte und Hitze, aber die sind es ja nicht, die die Hacklerpension in An­spruch nehmen können, sondern es sind Beamte, es sind andere Bedienstete, die eben kontinuierliche Beschäftigungsverhältnisse haben. (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Es sind eben Sündenfälle passiert, einer nach dem anderen, insbesondere im Jahr 2008, als Ersatzzeiten besonders günstig oder gratis zur Verfügung gestellt wurden. Und jetzt


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ist es so, dass die PVA (Zwischenruf des Abg. Kickl), meine sehr verehrten Damen und Herren, 300 Anträge auf Nachkaufzeiten pro Tag zu bearbeiten hat! 300 Anträge! Ein richtiger Run hat da eingesetzt.

Deswegen ist es wichtig und richtig, dass Sozialminister Hundstorfer hier erste Gegen­maßnahmen entwickelt hat – aus meiner Sicht hätten sie weiter gehend sein können; orten Sie da den Ansatz eines Dissenses. Aber ein Anfang ist gemacht, und so gese­hen wird der Sozialstaat gut weiterentwickelt. Die 30,7 Prozent Sozialquote sprechen für sich. Wir sind und bleiben ein Staat, in dem es sich gut leben lässt. (Abg. Neu­bauer: Das wissen mittlerweile alle anderen auch!) Und wenn es einmal nicht so gut geht, dann ist man sozial abgesichert. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

10.14


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Mag. Jarmer zu Wort. Ich stelle die Uhr auf 7 Minuten. – Bitte.

 


10.14.31

Abgeordnete Mag. Helene Jarmer (Grüne) (in Übersetzung durch eine Gebärden­sprachdolmetscherin): Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kollegen! Hohes Haus! Heute zum Thema Einsparungen: Das ist natürlich ein Thema, über das sich niemand freut. Einsparen müssen wir, aber die Einsparungen sind gegen die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Be­hinderungen – leider. Einige dieser Punkte möchte ich hier anbringen.

Es ist uns bewusst, dass wir barrierefrei bauen müssen, die Frist wird jedoch verscho­ben. Was aber nicht aufgefallen ist: Wenn das Ministerium im Teiletappenplan Maß­nahmen nicht berücksichtigt, nicht einbringt, dann ist es auch nicht verpflichtet, das einzuhalten.

Wer überprüft die Einhaltung? – Das ist nicht klar. Wer ist dafür zuständig? – In der UN-Konvention ist in Artikel 9 ganz genau beschrieben, was Barrierefreiheit bedeutet. Es geht dabei nicht nur um Gebäude, Brailleschrift, Gebärdensprachdolmetsch; es ist ganz genau beschrieben.

Zum Thema Arbeit und Arbeitsmarkt: Wir wissen natürlich, behinderte Menschen sind sowieso sehr stark davon betroffen, die Armutsquote ist erhöht.

Was wir nicht vergessen dürfen – und da möchte ich mich einfach wiederholen; man­che meinen, es wären vielleicht nur 10 000 Menschen mit Behinderungen, aber nein –: Es sind 1,6 Millionen Menschen mit Behinderungen in Österreich, chronisch Kranke. Das ist eine sehr große Gruppe in Österreich. Diesbezüglich gibt es ein großes Miss­verständnis. Das ist keine kleine Gruppe.

Beim Maßnahmenpaket fehlt mir etwas: Die Ausgleichstaxe ist zu wenig erhöht. Der Betrag muss mindestens über dem Mindestgehalt liegen. Warum sollte eine Firma einen behinderten Menschen einstellen, was ist der Vorteil für ein Unternehmen? Wir müssen Role Models zeigen, was behinderte Menschen können, welche Stärken sie haben. Das Gesamtpaket muss man zeigen, und das vermisse ich hier. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich glaube, darüber haben wir bereits einmal gesprochen, und darauf möchte ich noch einmal zurückkommen, Herr Minister, nämlich auf das Thema Arbeitsmarkt, Coaching, Job-Coaching, Arbeitsassistenz – da gibt es Einsparungen. Und Sie, Herr Minister, ha­ben gesagt – ich hoffe, ich kann Sie beim Wort nehmen –, dass in diesem Bereich kei­ne Einsparungen stattfinden werden. Ich habe Ihre Zusage, nicht wahr? – Gut.

Zum Thema Pflegegeld: Auch in diesem Bereich wird eingespart. Und wen trifft das be­sonders? – Demenzkranke und Kinder. Die Artikel-15a-Vereinbarung wurde übernom­men, das wissen Sie bereits.


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Deshalb bringe ich hier folgenden Antrag ein – ich lese ihn vor –:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Öllinger, Jarmer, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Regierung wird aufgefordert, die Zugangskriterien in den Pflegestufen 1 und 2 un­verändert beizubehalten.

*****

(Beifall bei den Grünen.)

Was ich damit sagen wollte: Diese Punkte sind natürlich nicht alles, es gibt noch so viel, worüber wir uns unterhalten könnten: dass der Spritpreis gestiegen ist für Men­schen mit Behinderungen, einige Dinge weggefallen sind, die doppelte Familienbeihilfe gestrichen wird. Ein Problem beim Studium sind die Zugangsbeschränkungen, die bau­lichen Maßnahmen werden verschoben. Das ist die eine Seite, dass die baulichen Maßnahmen verschoben werden, aber auf der anderen Seite sagt man: Studieren Sie schneller! – Das geht nicht. Man muss sich überlegen, wie man das machen kann. (Beifall bei den Grünen.)

Zum Thema Einsparungen: Für mich ist es sehr wichtig – ich verstehe natürlich, dass Sie sparen müssen –, dass man auch in Zukunft behinderte Menschen, ExpertInnen in eigener Sache einlädt und mit ihnen gemeinsam an einem Tisch bespricht, was man machen kann, welche Maßnahmen besser nicht umzusetzen sind. Das vermisse ich.

Ich glaube, Sie kennen die UN-Konvention sehr gut. In dieser steht, dass behinderte Menschen einbezogen werden sollen. Im nächsten Jahr wird der Nationale Aktionsplan präsentiert, und das ist auch ein Teil davon. Ich hoffe, dass Sie diese Maßnahmen dann auch so annehmen werden, denn die UN-Konvention ist keine Empfehlung, son­dern Österreich hat sie ratifiziert, unterschrieben und sich verpflichtet, das in Gesetze umzuwandeln. Leider sehe ich bis jetzt nicht viel davon.

Was, bitte, wird umgesetzt? Haben Sie vielleicht etwas gesehen oder gehört? – Nein, damit Sie sich nicht wundern, nichts. Ich hoffe, auf ein Weihnachtswunder! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

10.20


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben von der Frau Abgeordneten Mag. Jarmer eingebrachte Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Öllinger, Jarmer, Freundinnen und Freunde betreffend die Beibe­haltung der derzeit geltenden Zugangskriterien für die Pflegegeldstufen 1 und 2

eingebracht im Zuge der Debatte über das Bundesfinanzgesetz 2011 – BFG 2011

Die geplante Anhebung der monatlichen Stundenwerte, in Pflegestufe 1 von mehr
als 50 auf mehr als 60 Stunden und in Pflegestufe 2 von mehr als 75 auf mehr als 85 Stunden, werden zu budgetären Einsparungen auf Kosten jener Menschen führen,


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die sich am wenigsten wehren können, weil sie auf Hilfe angewiesen sind. Wenn kein Geld für präventive und stabilisierende Maßnahmen bereits in einem frühen Zeitpunkt der Pflegebedürftigkeit vorhanden wird, dann ist damit zu rechnen, dass sich der Grad der Pflegebedürftigkeit rasch erhöht und letztlich dem Staat dadurch womöglich sogar höhere Kosten verursacht.

Das Pflegegeld ist ohnedies nur ein Zuschuss zu den tatsächlichen pflegebedingten Mehraufwendungen. Wohnungsadaptierungen oder Hilfsmittel zur Prävention von Stür­zen oder Unfällen werden in Zukunft für viele nicht mehr im benötigten Ausmaß leistbar sein. Besonders hart betroffen sein werden jene Menschen sein, die nur eine Mindest­person haben und sich deshalb keine Hilfeleistungen am freien Markt zukaufen kön­nen. Deshalb sind wir für die Beibehaltung der derzeit geltenden Zugangskriterien zu den Pflegestufen 1 und 2.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Regierung wird aufgefordert, die Zugangskriterien in den Pflegestufen 1 und 2 un­verändert beizubehalten.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Königs­berger-Ludwig. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.20.20

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Haubner und Frau Kollegin Jarmer! Sie zeichnen hier ein Bild vom Herrn Bundesminister Hundstorfer, mit dem ich nicht ganz einverstanden bin. (Abg. Öllinger: Na, na, na! – Abg. Dr. Moser: Das war noch milde formuliert!) Es ist nicht so, dass die Behindertenpolitik auf der Warteliste steht. Das ist keinesfalls so. Es ist auch keinesfalls so, dass der Herr Bun­desminister Behindertenorganisationen nicht einbindet, ganz im Gegenteil.

Wenn man sich anschaut, was in den letzten beiden Jahren im Behindertenbereich al­les passiert ist (Abg. Mag. Widmann: Kürzungen, Kürzungen, Kürzungen!), dann muss man ja auch – oder kann man ja auch, wenn man möchte – einmal das Positive sehen.

Ich möchte ein paar positive Dinge herausstreichen. Zum Beispiel wurde im vergange­nen Jahr die Unfallversicherung in den Beschäftigungstherapien umgesetzt. Es wurde die Verbesserung der Behindertenvertrauensperson durchgesetzt, die Änderung der Einstufungskriterien. Das Budget für begleitende Hilfen, für Arbeitsassistenz, das schon angesprochen worden ist, wurde nicht gekürzt und wird auch nicht gekürzt. Ein Berufs­ausbildungsgesetz für jugendliche Behinderte wurde verbessert. Es gibt eine Grundla­ge für eine österreichweite Arzneimittel-Hotline. Ich finde auch, dass der veränderte Kündigungsschutz hoffentlich dazu beitragen wird, dass noch mehr behinderte Men­schen in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden, weil ich davon überzeugt bin, dass das beste Mittel zur Inklusion die Teilhabe am Arbeitsmarkt ist und damit auch die Mög­lichkeit zum selbstbestimmten Leben. (Beifall bei der SPÖ.)

Der bereits angesprochene nationale Aktionsplan, Frau Kollegin Jarmer, wird auch da­zu beitragen, dass es noch mehr in das Bewusstsein aller Ministerien, Stellen, Länder, Gemeinden und, so hoffe ich, auch in die Köpfe der Menschen einziehen wird, dass es


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auch darum geht, die sozialen Barrieren im Zusammenhang mit behinderten Menschen abzubauen. Diese Initiative wurde auch von Bundesminister Hundstorfer gesetzt und soll im nächsten Jahr abgeschlossen werden – unter Einbindung aller Akteurinnen und Akteure. Na selbstverständlich wird das so gemacht.

Es werden auch alle Lebensbereiche von Menschen mit Behinderungen in diesen na­tionalen Aktionsplan mit aufgenommen. Bei der Sitzung des Bundesbehindertenbeirats wurde das ja eindeutig mitgeteilt, dass es darum geht, die Menschenrechte anzu­schauen, die Barrierefreiheit anzuschauen, die Bildung anzuschauen, den Arbeitsmarkt anzuschauen, vor allem auch das selbstbestimmte Leben für Menschen mit Behin­derungen in den Mittelpunkt zu stellen, ebenso wie Gesundheit und Rehabilitation. Ich denke mir, das ist doch ein ganz, ganz wichtiger Schritt, um tatsächlich mehr zur In­klusion von Menschen mit Behinderungen beizutragen. Ich bin ja ganz Ihrer Ansicht, Frau Kollegin Jarmer, es sollten vor allem die Stärken von Menschen mit Behinderun­gen betrachtet werden und nicht die Defizite. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Do­nabauer.)

Geschätzte Damen und Herren! Dass Österreich, die Bundesregierung und auch wir, das Parlament, die Anliegen von Menschen mit Behinderungen durchaus sehr ernst nehmen, zeigt auch die Tatsache, dass Österreich einer der wenigen Staaten gewesen ist, der den Staatenbericht zeitgerecht abgeschickt hat. Auch dafür ist Österreich gelobt worden. Es wurde auch so vorgegangen, dass Behindertenorganisationen eingebun­den worden sind, weil es wichtig ist, nicht von oben herab Behindertenpolitik zu ma­chen, sondern mit den betroffenen Menschen Behindertenpolitik zu machen.

Frau Kollegin Jarmer, weil Sie, wie auch schon einige andere Kolleginnen und Kol­legen, die Verlängerung der Frist für die Barrierefreiheit angesprochen haben, möchte ich noch etwas dazu sagen. Das war auch für mich und auch für Kollegen Huainigg ein Punkt, der für keine große Zustimmung gesorgt hat. Ich bin sehr froh, dass es gelun­gen ist, in diesem Bereich sehr wohl eine Veränderung herbeizuführen, weil diese Ver­längerung für die Barrierefreiheit nicht mehr generell gelten wird. Sie wissen alle, Mi­nisterien müssen ihre Teiletappenpläne verpflichtend bis zum Ende des Jahres auf ih­ren Websites veröffentlichen. Diese Teiletappenpläne sind ja auch zu einem großen Teil mit der ÖAR erarbeitet worden. Infolgedessen ist das auch nicht von irgendjeman­dem verordnet, sondern gemeinsam erarbeitet worden.

Ich bin überzeugt davon, dass Ministerien, die ja bereits viel umgesetzt haben im Be­reich der Barrierefreiheit, jetzt keineswegs ihre Anstrengungen hintanstellen werden. Ich denke, das wird nicht passieren; ich bin eigentlich überzeugt davon. Und wir alle wissen, dass diese Verlängerung der Barrierefreiheit aufgrund dessen passiert ist, weil einige Ministerien in alten Gebäuden beheimatet sind. Für diese Ministerien soll es die­se Sonderregelung geben, und ich bin überzeugt, dass alle anderen ihre Teiletappen­pläne einhalten werden.

Ich habe noch ein paar Anmerkungen zum Pflegegeld. So oft wurde heute gesagt, dass das Pflegegeld gekürzt wird. Geschätzte Damen und Herren, das ist immer so, wie man die Sachlage betrachtet. Es ist tatsächlich so, dass das siebenstufige Einstu­fungsverfahren erhalten bleibt. Es ist tatsächlich so, dass das Pflegegeld als Geldleis­tung erhalten bleibt. Wie viel ist da im Vorhinein hineininterpretiert worden! Diese Dinge bleiben erhalten, und niemand in Österreich, geschätzte Damen und Herren auch an den Fernsehschirmen, der jetzt im Pflegegeldsystem ist, wird auch nur einen Euro oder einen Cent verlieren. (Abg. Neubauer: Falsch! – Zwischenruf der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.) Alle Menschen werden die gleiche Leistung erhalten, auch jene, die nur befristete Bescheide haben. (Abg. Neubauer: Lesen Sie die Einschätzungsverordnung!)

Dass man sich aber im Pflegebereich in den nächsten Jahren etwas überlegen müssen wird, geschätzte Damen und Herren, das wissen wir alle, weil es einfach so ist, dass die


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demographische Entwicklung uns dazu zwingen wird, und auch zum Teil die finanzielle Situation der Gemeinden. (Abg. Neubauer: Seit wann kennen wir die demographische Entwicklung? – Abg. Kickl: Seit der Krise!) Auch da ist Bundesminister Hundstorfer auf einem sehr, sehr guten Weg, weil er mit den Ländern in Gespräche eingetreten ist und der Pflegefonds Abhilfe schaffen wird, weil es einfach wichtig ist, dass wir das Pflege­geldsystem in dieser Qualität auch aufrechterhalten.

Geschätzte Damen und Herren, ich bin überzeugt davon, dass die Herausforderungen der Zukunft in vielen Bereichen sehr groß sind, nicht nur im Bereich des Pflegegeldes. Wovon ich aber auch überzeugt bin, ist, dass es nicht dienlich ist, Frau Belakowitsch-Jenewein, wenn man die Gesellschaft auseinanderdividiert, sondern wir müssen darauf achten, dass der soziale Friede gewahrt wird. (Zwischenruf des Abg. Neubauer. – Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: ... Ihr bevorzugt’s Ausländer!) Das passiert nicht mit Polemik und Populismus, sondern mit verantwortungsvoller Politik. (Beifall bei der SPÖ.)

10.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dolinschek kommt nun zu Wort. Ich stelle die Uhr auf 7 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.27.08

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Streichen, Kürzen, Drüberfahren – das zieht sich wie ein roter Faden durch das Budget auf Kosten von Leuten, die es sonst im Leben nicht so einfach haben beziehungsweise von Haus aus etwas schwerer haben als andere. Es betrifft Menschen mit Behinderungen, es betrifft Kranke, es betrifft Arbeiterinnen und Arbeiter.

Einsparungen von 1,4 Milliarden € stehen Steuererhöhungen von 1,2 Milliarden € gegen­über. Das Budgetdefizit steigt weiter an. Die Schulden von ASFINAG, ÖBB, Sozialver­sicherungsanstalten, von Ländern und Gemeinden werden nach wie vor dort nicht mit eingerechnet. So ist es.

Ins Budgetdefizit müsste eigentlich das mit einbezogen werden, so wie es die EU jetzt in Zukunft vorhat. Dann schaut das wieder ganz anders aus. Dann steigt dieses Bud­getdefizit, und beim Finanzstabilitätspakt (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter) ist die Pflegefinanzierung noch ausständig, Herr Kollege Matznetter. Ich erinnere mich noch sehr gut an das Jahr 2006, kurz vor der Nationalratswahl. Da hat die SPÖ sogar den Pflegenotstand ausgerufen. (Abg. Ing. Westenthaler: Ja, ja!) Passiert ist bis heute gar nichts. (Beifall beim BZÖ.) Jetzt kürzt man noch in der Pflege. Man erschwert den Zu­gang zur Pflegestufe 1 und Pflegestufe 2.

Das ist nicht alles, Frau Kollegin Königsberger-Ludwig. Es ist nicht so, wenn jemand schon die Pflegestufe 1 oder 2 hat, dass er auf dieser Stufe bleibt, denn wenn er eine Nachuntersuchung hat, kann er dort auch herausfallen. (Abg. Neubauer: Aufgrund der ... Verordnung!) So ist es! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Bleiben Sie bei der Wahr­heit! (Beifall beim BZÖ.)

Ein großer Brocken auf der Einnahmenseite ist die Erhöhung der Mineralölsteuer. (Zwi­schenruf des Abg. Donabauer.) Diese Erhöhung der Mineralölsteuer mit 4 Cent auf Benzin und 5 Cent auf Diesel ist eine Steuer auf die Steuer und trifft die vielen Pend­lerInnen in Österreich. Wir haben zirka 1,8 Millionen Pendler, und nur 56 Prozent von diesen können überhaupt eine Pendlerpauschale beantragen, der Rest fällt heraus. Das sind Teilzeitbeschäftigte, das sind Beschäftigte in atypischen Berufen und so wei­ter. (Abg. Neubauer: Genau!) Wenn jemand nicht elf Tage zur Arbeit fährt, fällt er so­wieso schon heraus. Das gehört alles umgestellt, Herr Sozialminister. Das gehört um­gestellt. (Bundesminister Hundstorfer schüttelt den Kopf.)


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Ich weiß schon, dass Sie jetzt nicht dafür zuständig sind. Da ist der Herr Bankenminis­ter zuständig. Aber Sie könnten das ja anregen als Sozialminister, dass das endlich einmal auf eine kilometerabhängige Pendlerbeihilfe umgestellt wird. Das wäre richtig. (Beifall beim BZÖ.)

Was mir schon zu denken gibt: Es ist ja heuer das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Ich muss sagen, ich bin überrascht. Es wird der Arbeitsmarkt hochgejubelt, das hat auch der ehemalige Wirtschaftsminister Bartenstein gesagt, die Zahlen sind erfreulich. Da sage ich: Klar, die Arbeitslosenzahlen sind sehr niedrig in Österreich. Darauf sind wir alle stolz. Das ist keine Frage. Aber was mich da­bei so wundert, ist, dass die Einkommensschere immer weiter auseinandergeht und je­der Achte in Österreich armutsgefährdet ist. Das ist immerhin eine Million Menschen in Österreich, die armutsgefährdet ist. Und in Zeiten einer steigenden Verschuldung und in Zeiten einer Finanzkrise werden die Mittel für die Schuldnerberatung auch noch ge­kürzt, Herr Sozialminister und Konsumentenschutzminister. Das gibt mir auch zu den­ken. Das ist nicht im Sinne der Bevölkerung. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Mag. Johann Maier: Zahlen lesen muss man können!)

Ich komme zum Arbeitsmarkt. Kollege Maier, bei den Arbeitslosen sind natürlich jene, die in Schulungen sind, nicht enthalten, und auch jene, die noch nie in einem Beschäf­tigungsverhältnis waren, fallen nicht in diese Statistik hinein. Das sind vor allem junge Leute.

Kein Thema waren bisher die älteren Arbeitnehmer. Länger im Erwerbsleben bleiben, nur wie? Es fehlen hier konkrete Maßnahmen, die gesetzt werden sollten. Ich lese im­mer wieder in Gewerkschaftszeitschriften, in Kolumnen von Arbeiterkammern, der Fak­tor Arbeit, der gehört entlastet. Ja, tun Sie endlich einmal etwas! (Anhaltender Beifall beim BZÖ.) Da sitzen jede Menge Sozialpartner hier im Parlament und auch in der Bundesregierung, aber sie tun nichts. (Abg. Dr. Matznetter: Ihr wart es ... Stiftungen und Spekulanten!) Nichts tun Sie! Leere Worthülsen von Ihrer Seite, das ist die Sozial­demokratie, die für die Leute überhaupt nichts tut, null tut, null! So ist es. Das ist die Wahrheit. (Ruf bei der SPÖ: Wir sind ein Parlament!)

Was ist in den Bereichen der Sozialversicherung? Die Ausgaben bei den Sozialversi­cherungsanstalten steigen. Wie es zu Einsparungen kommen soll, ist mir ein Rätsel. Wir haben noch immer den Luxus von 22 verschiedenen Sozialversicherungsanstalten. Wir brauchen eine Unfallversicherung, eine Krankenversicherung, eine Pensionsversi­cherung. Die Ansätze sind seinerzeit gemacht worden, als wir die Pensionsversiche­rungsanstalt der Arbeiter und der Angestellten zusammengelegt haben. Heute noch vermisse ich ein Zusammengehen von allen. Das Allgemeine Pensionsgesetz hätte die Voraussetzungen dafür geschaffen, nur sitzt man noch immer auf den Sesseln. (Zwi­schenruf des Abg. Donabauer.)

Herr Kollege Donabauer, wozu braucht man eigentlich noch eine Sozialversicherungs­anstalt der Bauern? Berechnet wird sowieso alles bei der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen. Wozu braucht man so viele Generaldirektoren in jedem Bundes­land? Das geht nur auf Kosten der Bauern, diese Beiträge, die es da gibt. Da gehört al­les einmal zusammengeführt. So gehört das einmal gemacht in diesem Bereich. (Bei­fall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich darf noch etwas zur Langzeitversichertenregelung bemerken. Bei der Langzeitver­sichertenregelung wird immer wieder davon gesprochen, dass wir das Alter des Pen­sionsantritts anheben müssen. Jene Männer, die in die Langzeitversichertenregelung, in die Hacklerregelung fallen, gehen durchschnittlich mit zirka 61 Jahren in Pension. Dort brauche ich nichts anzuheben! Wo das durchschnittliche Pensionsantrittsalter bei 58,5 Jahren liegt, bei denen muss ich ansetzen, die die Privilegien haben, dass sie frü­


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her gehen können. (Abg. Hagen – auf Abg. Haberzettl weisend –: Der Haberzettl ... !) Bei den Sonderbestimmungen, wie Nachkauf von Sozialversicherungszeiten und so wei­ter, in diesem Bereich gehört angesetzt.

Es gibt keine Weichenstellung hin zu einer besseren Generationengerechtigkeit. Das vermisse ich alles hier im Budget. Keine nachhaltigen Maßnahmen sind gesetzt wor­den, sondern lediglich Änderungen im geringfügigen Bereich, eine Dämpfung der Kos­tenexplosion bei den Pensionen. Diese Einsparungen allein sind viel zu wenig, sehr geehrte Damen und Herren! (Zwischenruf des Abg. Krist.) Schreiben Sie sich das hin­ter die Ohren! (Beifall beim BZÖ.)

Wir brauchen ein Pensionssystem, auf das die Österreicherinnen und Österreicher und auch die junge Generation vertrauen können und bei dem sie damit rechnen können, dass sie auch in Zukunft eine Pension erhalten. Unterschiedliche Pensionsversiche­rungsanstalten und -beiträge müssen der Vergangenheit angehören. Wir brauchen ein zukunftsorientiertes System.

Jetzt noch ein Wort zum Raubzug und zum Anschlag auf Menschen mit Behinderung, sehr geehrte Damen und Herren. Das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz ist mit 1. Jänner 2006 in Kraft getreten. Jetzt gibt es eine Verschlechterung beim Kündigungs­schutz für begünstigte Behinderte. Die müssen vier Jahre in einem Dienstverhältnis sein – bisher waren es sechs Monate –, damit sie diesen erhalten. Und die NoVA-Be­freiung für diese Leute wird ebenfalls abgeschafft. Man trägt das auf dem Rücken der Ärmsten aus.

Die Verlängerung der Frist zur Herstellung der Barrierefreiheit ebenfalls. Frau Kollegin Lapp, Sie waren damals, 2005, Behindertensprecherin und haben gesagt: Diese Frist bis zum Jahr 2016 ist viel zu lang. Jetzt wird sie noch einmal um vier Jahre verlängert, und jetzt gehen Sie, Frau Kollegin Königsberger-Ludwig, hier heraus und sagen, das ist notwendig bei diesen alten Gebäuden der Ministerien, beim Rechnungshof, beim Verwaltungsgerichtshof, beim Verfassungsgerichtshof und so weiter. Die öffentlichen Ausschreibungen für die Bauwirtschaft sind um 25 Prozent zurückgegangen. Die Bau­wirtschaft würde es ankurbeln, wenn man die Herstellung der Barrierefreiheit forcieren und nicht zurückstellen würde. (Beifall beim BZÖ. – Zwischenruf der Abg. Csörgits.) Ja, aber genau das ist es, Frau Kollegin Csörgits. Das müsste eigentlich forciert wer­den und nicht zurückgestellt werden. Das ist das Problem dabei.

Geschätzte Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Eine Reform in den Berei­chen Verwaltung, Gesundheit, Pension und Pflege ist unumgänglich. Wir haben leider keinen Piloten mehr in der Bundesregierung, sondern nur mehr Systemverteidiger ei­nes überholten Systems in Österreich. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Silhavy: Solche Sturzpiloten wie Sie brauchen wir nicht! – Ruf: Der Donabauer war ein Bruchpilot! – Abg. Grosz: ... Förderungen fladern! – Abg. Dr. Jarolim: Der Dolinschek war ein Bruch­pilot und kein Pilot! – Unruhe im Saal. – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glocken­zeichen.)

10.35


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es hat sich Herr Bundesminister Hundstorfer zu Wort gemeldet. Die gesamte vereinbarte Redezeit beträgt 15 Minuten. – Bitte.

 


10.36.09

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstor­fer: Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuseher und Zu­seherinnen auf der Galerie und werte Damen und Herren zu Hause! Ich möchte und muss ein paar Dinge hier klarstellen. Man muss ein paar Dinge etwas relativieren, und Sie gestatten mir anzumerken, dass ich bei ein paar Punkten wirklich tief erschüttert bin (Abg. Ing. Westenthaler: Wir sind auch entsetzt über Ihre Sozialpolitik! – Zwi­


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schenruf des Abg. Grosz) über den Kenntnisstand dessen, was gestern im Budgetbe­gleitgesetz gestanden ist.

Es ist zum Beispiel drinnen gestanden, lieber Herr Abgeordneter, dass es beim Pflege­geld sehr wohl bei den Befristungen eine Übergangsbestimmung gibt. (Ruf beim BZÖ: Wann wurde da evaluiert?) Man muss es nur lesen. Es ist sehr wohl klargestellt, dass die Einstufungen, die jetzt unbefristet bestehen, auch weiter auf der Basis der jetzigen Einstufungsverordnung weitergehen und so weiter. Das ist alles geschehen. Man muss es nur zur Kenntnis nehmen, was wirklich dort steht. – Das ist einmal Punkt 1. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Ing. Westenthaler: „Das Pflegegeld wird erhöht! Muss man nur lesen!“ – Die Arroganz der Macht!)

Ich weiß, dass ein politischer Mitbewerber sich sehr massiv bemüht und mit einem Wort immer wieder zur Kenntnis bringen will, dass es eine bestimmte Menschengruppe in diesem Land gibt, die bevorzugt wird. Ich weiß, dass dieses Wort bei gewissen Mit­bürgerinnen und Mitbürgern emotional hie und da ankommt. Sie gestatten mir auch hier die Feststellung: Halten Sie auf Dauer gesehen die Österreicherinnen und Öster­reicher und die Menschen, die hier leben, nicht für so naiv (Abg. Kickl: Naiv sind schon Sie!), nicht für so desillusioniert, nicht für so gebildet (Abg. Markowitz: Wie sind Sie gebildet?), wie Sie das hier darstellen. Nicht für so ungebildet, wie Sie das hier darstel­len. (Abg. Strache: Das war schon der richtige freudsche Versprecher! – Zwischenrufe beim BZÖ.)

Zum Beispiel die Familienbeihilfe: Die Familienbeihilfe geht nur zu jenen Wohnsitzen von EU-Bürgern, wo der EU-Bürger hier arbeitet, hier Steuer zahlt. (Abg. Kickl: Und was ist mit den Arbeitslosen oder ...! Ah, genau! Und bekommen sie die Mindestsiche­rung?) Fragen Sie sich auch: Ab wann kann ich denn überhaupt arbeitslos werden? Ar­beitslos kann ich nur dann werden, wenn ich die Voraussetzungen dafür hier am inlän­dischen Arbeitsmarkt erfüllt habe. Da sind wir uns einmal einig. Wir sollten uns auch darüber einig sein, dass auch die Mindestsicherung nur zu ganz speziellen Spielregeln an ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger gegeben werden kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Weil Sie hier dauernd den 1. Mai 2011 propagieren: Ich war es nicht, der damals, im Jahr 2004, in der Regierung gehockt ist. (Abg. Strache: Sie haben die Verhandlungen verweigert! – Abg. Kickl: Da reden Sie von der Krise ... !) Das waren Sie! – Punkt eins.

Punkt zwei: Ich stehe dazu, dass man Verträge einhält. (Abg. Kickl: Schauen Sie ein­mal, dass die ihre Verträge einhalten!) – Ich stehe dazu, dass man Verträge einhält, und ich stehe dazu, dass wir uns über die letzten Jahre sehr, sehr gut vorbereitet ha­ben. Ich stehe dazu, dass wir über die letzten Jahre vieles in der Vorbereitung getan haben, und wir werden in den nächsten Wochen hier im Haus auch noch beim Lohn- und Sozialdumping etwas tun – das ist auch ein Teil des Programms. Und es ist gleich­falls ein Teil des Programms, für die Drittstaatsangehörigen mit der Rot-Weiß-Rot-Card einen geordneten, geregelten Zugang zu ermöglichen – wenn wir sie brauchen, und das ist der ganz entscheidende Unterschied.

Es gibt mit der Rot-Weiß-Rot-Card, so wie es heute bei den Mangelberufen keinen un­geordneten Zugang gibt, auch morgen keinen ungeordneten Zugang (Abg. Kickl: Ich sehe Sie schon auf Werbetour in Afrika!), denn wir haben heute bei den Mangelberufen ein sehr geordnetes System mit sehr vielen Prüfverfahren und werden morgen ein ebensolches haben. Dazwischen haben wir nur eine Überschrift geändert: Es gibt eine Rot-Weiß-Rot-Card. (Abg. Kickl: Erklären Sie uns einmal, was Sie für die eigenen Leute tun! – Ruf bei der SPÖ: Mehr als ... die anderen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Grosz: ... dass der Matznetter ...! – Abg. Ing. Westenthaler – in Richtung des Abg. Dr. Matznetter –: Warum wurden Sie hinausgeschmissen? – Abg. Grosz: Das ist schon traurig!)


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Sehr geehrte Damen und Herren, es sei mir gestattet, Ihnen hier zum Pflegegeld ein paar Dinge noch einmal etwas vertieft näherzubringen. Österreich ist beim Pflegegeld Weltmeister. (Beifall bei der SPÖ.) Sie werden kein Land der Welt finden, wo, in der Relation zur Gesamtbevölkerung, so viele Menschen Pflegegeld beziehen wie in Öster­reich. (Abg. Kickl: Sie werden aber auch andere Länder finden, ...!) In der Relation zur Gesamtbevölkerung beziehen 5,1 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Pfle­gegeld: Der weltweite Schnitt derjenigen Länder, die sich in der OECD vereinigt fühlen, ist 2,3 Prozent; wir haben 5,1 Prozent Pflegegeldbezug. (Abg. Ing. Westenthaler: Da­von kann sich kein einziger Pflegebedürftiger etwas kaufen, von dem, was Sie da er­zählen!)

Was sagt diese Zahl? – Diese Zahl sagt, dass wir ein zugängliches System haben, und wir werden auch in Zukunft dieses zugängliche System haben (Abg. Ing. Westentha­ler: Hauptsache, wir zahlen Sozialhilfe für ...!), weil alle diejenigen, die in Zukunft nicht – so wie heute – glatt die Pflegestufe 2 erreichen, automatisch in die Pflegestufe 1 einge­reiht werden. Dadurch stimmt diese Zahl 24 000 nicht, denn 24 000 ist die Gesamtzahl. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Und die, die schon einzahlen?)

In Wahrheit bremsen wir den Zugang für 10 000 Menschen: Wir haben derzeit einen jährlichen Zugang von 60 000, und dieser jährliche Zugang von 60 000 wird auf 50 000 gebremst. Das ist die Reform, die gestern mit dem Budgetbegleitgesetz hier beschlos­sen wurde. Diese Bremse ist verträglich, ist nachvollziehbar (Abg. Kickl: Was bremsen Sie denn bei den Managergehältern? – Abg. Strache: Dort, wo öffentliche Gelder ..., kann man nichts bremsen! – Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler), denn wir ha­ben in Wahrheit ganz einfach auch weiterhin das bestausgeprägte System, das es beim Pflegegeld gibt. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Die jubeln schon alle, die Pflegebedürftigen! – Abg. Strache: Freudentänze auf den Straßen! – Abg. Ing. Westenthaler: Huldigungen!)

Das wahre Problem beim Pflegegeld ist etwas ganz anderes. Das wahre Problem beim Pflegegeld entsteht doch in Wahrheit überall dort, wo Menschen, die Sozialhilfe brau­chen, Leistungen einkaufen. Dieser Anstieg bei der Sozialhilfe ist in vielen Gemeinden nicht mehr finanzierbar. Das ist unser wahres Problem, weil 42 Prozent  (Abg. Ing. Westenthaler: Aber Sozialhilfe für Terroristen!)

Meine Damen und Herren! Es ist besser, auf gewisse naive Zwischenrufe nicht einmal mehr zu antworten. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Es sei auch mir als Regierungsvertreter gestattet, hie und da einmal ein bisschen polemisch zu sein. (Zwischenrufe bei FPÖ und BZÖ.) Ich muss mir Ihre Polemik auch anhören.

42 Prozent der österreichischen Pflegegeldbezieher kaufen Leistungen zu und 58 Pro­zent kaufen keine Leistungen zu – 42 Prozent kaufen Leistungen zu! Leistungszukauf kann alles sein, und das ist ganz einfach unser wahres Problem: die Finanzierung die­ses Leistungszukaufs. (Abg. Kickl: Nein, das Problem ist, dass Sie das Gesundheits­system ...!) Deswegen werden wir, die Bundesregierung, in den nächsten Tagen und Wochen sehr wohl diesen Pflegefonds einrichten. Wir werden das entsprechend zu­sammenbringen!

Dabei gibt es zwei Etappen. – Frau Haubner, wir sind uns, glaube ich, einig, dass in Österreich ab 2014 eine neue Finanzausgleichsperiode beginnt und dass das in der Fi­nanzausgleichsperiode von 2014 bis 2020 zu regeln ist. (Zwischenruf der Abg. Ursula Haubner.)

Wir stimmen aber auch darin überein, dass die österreichischen Gemeinden 2011, 2012 und 2013 ebenfalls dringendsten Finanzierungsbedarf haben, und das gehört in einer ersten Etappe geregelt (Beifall bei der SPÖ), weil – ich glaube, wir sind uns auch darüber einig – der jetzige Finanzausgleich wegen dieser drei Jahre ganz einfach nicht mehr aufgeschnürt wird. Wir müssen das mit einer anderen Konstruktion lösen.


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Im Übrigen werden Sie sehen, dass es weiterhin das am besten zugängliche und das am besten funktionierende Pflegegeldsystem aller Ländern, die in der OECD vereinigt sind, sein wird.

Es sei mir, zum Schluss kommend, noch ein Kommentar gestattet. Nehmen Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, auch wenn es Ihnen keinen Spaß macht, auch wenn es Ihnen nicht gefällt, Folgendes zur Kenntnis: Wir haben die niedrigsten Arbeits­losenzahlen (Zwischenrufe bei FPÖ und BZÖ – Abg. Neubauer: Trotz dieser Regie­rung!), wir haben den stärksten Rückgang bei den Langzeitarbeitslosen, wir haben den stärksten Rückgang bei der Jugendarbeitslosigkeit und wir haben auch weiterhin einen Rückgang der Arbeitslosigkeit insgesamt, inklusive der Schulungsteilnehmerinnen und Schulungsteilnehmer. Diese Zahlen werden nie verheimlicht; sie wurden nie verheim­licht und werden auch in Zukunft nicht verheimlicht, denn die Gesamtstatistik zeigt die Zahlen inklusive der Schulungsteilnehmer.

Ich weiß, dass es Ihnen wehtut, dass Sie hier keine Angriffsfläche mehr haben (Abg. Strache: Na, die McJobs tun den Österreichern weh! Wo ist denn die Vollzeitbeschäf­tigung? Lauter McJobs! – Abg. Ing. Westenthaler: Und was sind das für Jobs?), aber seien wir doch endlich einmal froh, dass wir in Österreich den Menschen sagen kön­nen: Bist du 15, 16 Jahre alt, dann hast du eine Ausbildungsgarantie. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Seien wir doch froh, dass wir den jungen Menschen Perspektive bieten, seien wir doch froh, dass den jungen Menschen Ausbildung geboten wird! Was ich von Ihnen erwartet hätte, ist eine Forderung, die ich Ihnen jetzt sage: Wir müssen es zusammenbringen, dass jeder 15-, 16-Jährige in diesem Land nach seiner Pflichtschulzeit eine Ausbildung machen muss – eine Ausbildung machen muss! Das ist unser Prinzip. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Das hat schon der Klima gesagt! Daran ist schon der Klima gescheitert! – Abg. Strache: Aber warum scheitern Sie dann daran?)

Es scheitert überhaupt nichts an dieser Bundesregierung, denn wir alle sind eingela­den, die Ausbildungsgarantie der österreichischen Bundesregierung (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Den Kalauer versprechen Sie schon seit 20 Jahren!), die weltweit anerkannt ist, wegen der ganze Delegationen von Arbeitsmarktverwaltungen zu uns kommen, um sich das anzuschauen, weiterzuentwickeln. Dazu sind alle herzlichst eingeladen. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Strache: 70 000 ...! – Abg. Ing. Westentha­ler: Seit 20 Jahren versprechen Sie ..., die war noch nie da!)

10.48


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Gril­litsch. Ich stelle die Uhr auf 5 Minuten. – Bitte.

 


10.48.27

Abgeordneter Fritz Grillitsch (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, auch liebe Vertreter der Opposition! Wir haben eine sehr schwierige Phase hinter uns und auch vor uns: eine Krise, wegen der, so glaube ich, es die Menschen in Österreich verdient haben, dass wir alle, die wir hier herinnen sind, gemeinsam politische Lösungsansätze finden. Das, was hier passiert und wie hier diskutiert wird, dieser Theaterdonner, das haben die Menschen in Österreich nicht ver­dient, meine Damen und Herren von der Opposition! (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Zwi­schenruf des Abg. Petzner.)

Bringen Sie Lösungsansätze! Stellen Sie sich heraus, sagen Sie uns, wie wir das bes­ser machen! Ich sage Ihnen ehrlich, ich habe nichts gegen das demokratische Recht der Opposition, 20 Anträge einzubringen (Unruhe im Saal), über die namentlich abge­stimmt wird, 100 Anträge einzubringen, über die abgestimmt wird – das ist ein demo­kratisches Recht, okay –, aber dann erwarte ich auch, dass am nächsten Tag alle wie­


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der hier sind, beispielsweise auch Frau Kollegin Glawischnig, meine Damen und Her­ren. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ. – Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Wir haben eine Aufgabe hier in diesem Hohen Haus, nämlich die Zukunft zu sichern. Und die Zukunft zu sichern heißt, Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer die Wirtschaft Arbeitsplätze schaffen kann, durch die die Menschen Einkommen ha­ben, durch die wir die Wertschöpfung in diesem Land behalten können und auch die Lebensgrundlagen sichern. Ich sage Ihnen, dieses Budget, das so schlechtgeredet wird, ist in Wahrheit ein verantwortungsbewusstes Budget für die Zukunft dieser Menschen! (Abg. Kickl: Kraut-und-Rüben-Budget!)

Dieses Budget ist aber auch generationenverträglich, meine Damen und Herren – es trägt in sich die Generationenverträglichkeit, die ganz, ganz wichtig ist, was wir erken­nen können, wenn wir uns die demografischen Entwicklungen ansehen. In Wirklichkeit erwarten wir bis 2025 eine demografische Explosion, meine Damen und Herren (Abg. Kickl: Seit wann wissen Sie das? – Abg. Strache: Seit vier Jahrzehnten hat die Anti-Familienpartei ÖVP versagt! Sie schwächen die Familien in Österreich!), nach der es mehr von uns Älteren geben wird als Junge, Herr Kollege Kickl. Es wird mehr Ältere geben als Junge (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kickl), daher haben wir diese He­rausforderungen auch entsprechend zu lösen. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Reden wir nicht daran vorbei, sondern bringen wir Lösungsansätze! Wir müssen schau­en, wie wir die Pensionen sichern können. Wir müssen schauen, wie wir die Pflege fi­nanzieren können. Und wir müssen die Frage beantworten: Welche zukunftsorientierte Krankenkassenfinanzierung haben wir? (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Reden Sie mit den Bürgermeistern draußen, wie es ihnen bei der Sicherung der Sozial­ausgaben, bei der Sicherung der Pflege, bei der Sicherung der Spitalsfinanzierung geht! Reden Sie mit Ihnen! – Ja, Sie haben kaum Gelegenheit, weil Sie keinen Bürgermeis­ter haben, das verstehe ich schon. (Abg. Neubauer: ... als Bauern-... verkaufen ...!)

Meine Damen und Herren, machen wir Lösungskonzepte für die Jungen! Unsere Jun­gen sind die Leistungsträger der Zukunft. Bedenken Sie Folgendes: Wenn früher Mitar­beiter mit dem Kind zum Arzt gegangen sind, konnten sie nicht zur Arbeit gehen. Heute ist es umgekehrt, meine Damen und Herren: Heute können die Mitarbeiter nicht mehr zur Arbeit gehen, weil sie mit Vater und Mutter zum Arzt gehen müssen. – Daher ap­pelliere ich an Sie: Wenn es Einschnitte in Pensionen gibt, wenn es Kürzungen von Geldleistungen gibt – ja, sie sind schmerzhaft –, tragen auch Sie dann diese mit!

Ich appelliere auch an die ältere Generation: Tragen Sie es mit und übernehmen auch Sie Verantwortung! Und an die Vertreter der älteren Generation weiter: Nehmen auch Sie die Verantwortung für die Zukunft wahr! (Abg. Strache: Sparen Sie einmal bei
der Verwaltung und nicht bei den Menschen! ... Banken Milliarden, aber bei den Men­schen ...! Das ist ein Witz! – Zwischenruf des Abg. Grosz.)

Ich komme aus einer Gruppe, Herr Kollege Strache, die ein Einkommensminus von 28 Prozent gehabt hat. Wir nehmen auch in diesem Budget Verantwortung wahr, weil wir dieses Budgetziel mittragen, um zu sparen und die Menschen nicht nur zu belas­ten, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Beispielsweise wurde der Bereich der bäuerlichen Sozialversicherung, die sparsam und effizient arbeitet, vom Rechnungshof geprüft. Aber wir haben auch ein demographi­sches Problem, das wir lösen müssen, und das werden wir nur gemeinsam lösen kön­nen. Deswegen danke ich auch dem Herrn Sozialminister recht herzlich für seine Hand­schlagqualität (Abg. Ing. Westenthaler: Ja, danke, danke!), dafür, dass es gelungen ist, auch das fiktive Ausgedinge abzusenken.


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Das ist eine Qualität, die mich auch ermutigt, zu sagen: Wir brauchen diese Reform­partnerschaft! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler.) Ich bitte Sie, Herr Minister, aber auch um Folgendes: Nehmen Sie Kollegen in Ihrem Regierungs­kreis zur Seite, wie beispielsweise Ihren Kollegen Stöger, der die Bäuerinnen und Bau­ern nur einseitig belasten will mit AGES-Beiträgen und der Erhöhung der Unfallversi­cherungs- und Krankenkassenbeiträgen! Reden Sie mit ihm!

Wählen wir das Modell Hundstorfer, dieses Reformmodell, diese Qualität per Hand­schlag! Dann, glaube ich, werden wir auch in Zukunft entsprechend für die Menschen arbeiten können. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Strache: Der beim BAWAG-Kredit ge­glaubt hat, es handelt sich um eine Anwesenheitsliste!)

10.53


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Neu­bauer zu Wort.

Ich mache darauf aufmerksam und darf Sie herzlich darum bitten, Folgendes zu be­rücksichtigen: Die Lautstärke macht das Argument nicht stärker, weder als Zwischenruf noch von der Regierungsbank, noch vom Rednerpult aus.

Wir können und dürfen die Lautstärke nicht regulieren – das könnte auch zu Missver­ständnissen führen –, daher ist es natürlich an jedem Redner/an jeder Rednerin gele­gen, sich auch entsprechend zu verhalten. Ich darf wirklich darum bitten! Ich glaube, die Zuseherinnen und Zuseher zu Hause werden es Ihnen danken.

Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Neubauer. – Bitte.

 


10.54.17

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehr­ter Herr Bundesminister! Wenn man Herrn Bundesminister Hundstorfer jetzt gerade so zugehört hat, dann kommt man ja fast in Versuchung, zu meinen, in diesem Land sei alles in Ordnung und wir würden in einem Land leben, in dem die Tauben herum- und uns praktisch direkt in den Mund hineinfliegen.

Man musste sich in den letzten zwei Tagen ja die Frage stellen, ob das, was uns hier suggeriert wird, nämlich dass das Budget sozial verträglich und sozial gerecht ist, auch tatsächlich dem standhält, wenn man es näher betrachtet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das letzte Jahr war geprägt von zahlreichen massiven Teuerungen, und auch jene, die in diesem Land Mindestpensionisten sind, haben wirklich massiv darunter zu leiden gehabt. Ich erinnere nur daran, dass sich zum Beispiel Heizöl um 22,4 Prozent verteuerte und sich alleine daraus ergeben hat, dass sich 330 000 Menschen in diesem Land das Heizen in diesem Winter nicht mehr leis­ten können.

Herr Bundesminister, ich habe den Aufschrei von Ihnen, ich habe Aktionen von Ihnen und von der Bundesregierung vermisst, um hier eine Regelung zu finden, um 330 000 Menschen ein entsprechend würdiges Leben in diesem Winter zu ermögli­chen. Das habe ich wirklich vermisst! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)

Hier haben Sie „soziale Wärme“ gezeigt wie ein Eisschrank. Das ist Ihre Wahrheit, das ist Ihre soziale Empfindung, die Sie diesen Menschen in diesem Österreich entgegen­bringen!

In Österreich ist fast 1 Million Menschen armutsgefährdet beziehungsweise lebt an der Armutsgrenze, meine sehr geehrten Damen und Herren. In diesem ach so reichen Ös­terreich ist es möglich, dass sich 330 000 Menschen das Heizen nicht leisten kön­nen und gleichzeitig eine Million Menschen armutsgefährdet ist. Ja, wie erklären Sie das die­


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sen Menschen? (Abgeordnete der SPÖ machen eine beschwichtigende Handbewe­gung. – Ruf bei der SPÖ: Schrei nicht so!) Weil alles so „toll“ ist in diesem Land? – Das ist ja unglaublich! Gleichzeitig setzen Sie eine Mindestsicherung ein, die die Fleißigen und Tüchtigen bezahlen dürfen, um den Ausländern, um den Faulen in diesem Land das Auskommen zu sichern! (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Bundesminister, ist Ihnen klar, dass seit dem vergangenen Jahr, seitdem es diese Regelung statt der Sozialhilfe gibt, der Anstieg bei der Mindestsicherung um das Drei­fache angestiegen ist? Das werden wir uns auf Dauer nicht mehr leisten können! (Abg. Öllinger: Aha!?) Und das, was Sie mit der Rechten bekommen, nehmen Sie mit der Lin­ken weg. Das ist Ihre Politik des Gebens und Nehmens!

Und eines dieser Beispiele ist (Abg. Öllinger: Der kann ja nur brüllen!), dass Sie zum Beispiel die Wartefrist – vor dem Jahr 2008 groß angekündigt; als unsozialer Akt von Bundeskanzler Faymann abgeschafft – jetzt wieder einführen. Das bedeutet für die Pensionisten, dass sie teilweise bis zu 23 Monate Wartefrist haben, um in den Genuss einer Pensionsanpassung zu kommen. Dafür, meine sehr geehrten Damen und Herren und sehr geehrter Herr Bundesminister, müssen Sie sich wirklich schämen! (Beifall bei der FPÖ.)

Gleichzeitig wird der Alleinverdienerabsetzbetrag bei den Pensionisten gestohlen. Den Pensionisten wird der Alleinverdienerabsetzbetrag genommen! Wissen Sie, was das trotz Pensionsanpassung für diese Pensionisten bedeutet? – Ein Minus von 240 € im Jahr. Und das sage nicht ich, sondern das sagen die Vertreter des Seniorenrates, und einer von diesen ist unter anderem Herr Karl Blecha von der SPÖ. (Abg. Vilimsky: Der ist ja auch schon in Pension, der Blecha!)

Bei der Hacklerregelung sind Sie wieder einmal umgefallen. Bei der Pensionsharmoni­sierung wollen Sie keinen Finger rühren. Und betreffend Pensionsharmonisierung, Kol­lege Haberzettl, ist es schon dreist, was Sie hier betreiben: Sie gehen hier heraus, be­schimpfen Mitglieder des Hohen Hauses, obwohl Sie selbst in einem Unternehmen sind, in dem Sie Mitverantwortung tragen sollten, ein Unternehmen, das im Jahr 400 Millio­nen € auf den Kapitalmärkten verspekuliert hat, 250 Millionen € Defizit macht (Abg. Öllinger: Das waren ja Ihre Leute! Das waren Ihre Leute!), das Bedienstete hat, die zehnmal so viel Subvention für die ASVG-Pension bekommen als alle anderen und mit 52 Jahren in Pension gehen – 13 Jahre vor der Pensionsregelung. (Zwischenruf des Abg. Haberzettl.)

Das ist ein Skandal! Da sollten Sie etwas tun, Herr Haberzettl, und sich nicht hier her­stellen und die Menschen dieses Hauses beleidigen! Das steht Ihnen nämlich wirklich nicht zu! (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses Paket ist ein reines Belastungspaket. Es strotzt nur so vor Grauslichkeiten, dass es sich gewaschen hat, und Sie belasten die Alten, die Kranken und die Behinderten, und dafür gehört Ihnen ein großes, dickes Minus ausgesprochen, meine Damen und Herren. Sie bewirken durch Ihre Belastun­gen, dass die Länder nicht mehr zu Atem kommen. Bei den Psychosozialen Hilfs- und Notdiensten in Oberösterreich müssen deshalb 60 Menschen abgebaut werden, bei der Krisenintervention muss um ein Drittel reduziert werden. Und betreffend Menschen mit Behinderung muss ich Ihnen ein Gustostückerl erzählen.

Aufgrund der Einschränkungen in diesem Budget hat es folgende Situation in Oberös­terreich gegeben: Da gibt es ein Projekt, bei dem 6 Millionen € in Wohnungen für Be­hinderte investiert wurden. Stellen Sie sich das vor: 3 000 Behinderte in Oberösterreich suchen eine Wohnung! Nun haben wir endlich diese Wohnungen, aber jetzt können sie nicht bezogen werden, weil nicht einmal mehr das Geld für die Betriebskosten da ist. – Das ist Ihr Versagen in der Sozialpolitik, Herr Bundesminister! Da haben Sie versagt –


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und hier reden Sie alles schön! Das ist wirklich ein Skandal! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Kickl.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach Durch­sicht des Sozialbudgets muss man zu der Ansicht gelangen: Dieses Budget ist nicht ausgewogen, dieses Budget ist nicht gerecht, dieses Budget ist schlicht und einfach unsozial! Und daher sind Sie eigentlich rücktrittsreif, Herr Bundesminister! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Dr. Jarolim: Absurder geht es nicht mehr!)

11.00


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Maier gelangt nun zu Wort. Ich stelle die Uhr auf 5 Minuten. – Bitte.

 


11.00.26

Abgeordneter Mag. Johann Maier (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Ho­hes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollege Neubauer, nehmen Sie eines zur Kenntnis: Diese Bundesregierung mit diesem Bundesminister betreibt eine höchst erfolgreiche Sozialpolitik! Ihre Argumentation ist in keiner Form nachzuvollzie­hen.

Warum glauben Sie eigentlich, dass der Zugang zur Mindestsicherung ansteigt, was Sie beklagen, wo Sie die Wortwahl „Ausländer“ und „Faulen“ getroffen haben? – Die Armen sind es, Kollege Neubauer, die diese Mindestsicherung in Anspruch nehmen! (Beifall bei der SPÖ.) Und das ist der erfolgreiche Weg, der in Österreich gegangen wird. Das Mindestsicherungs-Projekt ist überhaupt das erfolgreichste Sozialprojekt der letzten zehn Jahre. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Tausende Menschen haben Probleme, wenn sie Verträge abschließen, Tausende Menschen haben Probleme mit Unternehmen, die sich nicht an gesetzliche Bestimmungen halten. Diese Menschen können in diesen Fällen Beratungseinrichtungen wie den Verein für Konsumenteninfor­mation aufsuchen oder die Arbeiterkammern, die Hilfe leisten, beraten, informieren und auch Rechtschutz gewähren. Der Verein für Konsumenteninformation – ich möchte das hier mit aller Deutlichkeit sagen – ist das erfolgreichste Sozialpartnerprojekt in Öster­reich, wo Tausende Menschen jährlich beraten und unterstützt werden.

Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit wahrnehmen und mich bei den Kollegin­nen und Kollegen des Vereins für Konsumenteninformation für die hervorragende Tä­tigkeit im Beratungsbereich, bei Tests, aber auch in der Rechtschutztätigkeit recht herz­lich bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Budget für das Jahr 2011 sieht entsprechende finanzielle Mittel für den Verein für Konsumenteninformation vor. Dieser Verein wird mit 1,6 Millionen basisgefördert. Dazu kommen noch Geldmittel, um eine entsprechende Klagstätigkeit des Vereins für Kon­sumenteninformation zu unterstützen.

Ich möchte dem Kollegen Dolinschek schon eines sagen: Bitte, Kollege Dolinschek, nicht schwindeln! Bei der Schuldnerberatung wird überhaupt kein Geld eingespart. Die Schuldnerberatung bekommt vom Sozialministerium genau denselben Betrag wie im Jahr zuvor. Bitte das Budget lesen! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Do­linschek.)

Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine besondere Tätigkeit ist die Klagstätigkeit des VKI. Es geht nämlich nicht nur um Konsumentenrechte, sondern es geht auch um deren Durchsetzung, und das ist der entscheidende Schlüssel für einen effektiven und wirksamen Konsumentenschutz. Erlauben Sie mir, dass ich dafür einige Beispiele darstelle.

Es gibt immer noch Unternehmer, die eine sogenannte Zahlscheingebühr verlangen. Der Verein für Konsumenteninformation ist diesbezüglich erfolgreich unterwegs. In meh­


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reren Verfahren wurde uns bereits recht gegeben, dass diese Zahlscheingebühr nicht gerechtfertigt, dass sie illegal ist. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Oder: der Bereich Telekommunikation. Konsumenten sind immer wieder mit irreführen­der Werbung für Preise und Angebote bei Mobiltelefonie konfrontiert.

Das Hauptproblem aber liegt sicherlich im Anlagebereich. Sie erinnern sich vielleicht noch daran, dass es einmal einen Finanzminister namens Grasser gegeben hat, der Anlageprodukte beworben hat, die so sicher seien wie ein Sparbuch, oder andere An­gebote, bei denen von Mündelsicherheit die Rede war. – Es gibt zurzeit Hunderte Pro­zesse, die der Verein für Konsumenteninformation führt, Sammelklagen, um den ge­schädigten Anlegern in diesem Bereich zu helfen. Das betrifft den AWD ebenso wie natürlich auch die Erste Bank oder aktuell Prolactal; der VKI hat gerade eine Sammel­klage gegen Prolactat eingebracht. (Abg. Grosz: Prolactal!) – Prolactal, Herr Kollege, ja, natürlich!

Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein aktueller Fall ist die Zukunft der begünstigten Zukunftsvorsorge. Sie können sich vielleicht daran erinnern, als der damalige Finanzminister Grasser hier in diesem Haus erklärt hat: „Ein guter Tag be­ginnt mit einem sanierten Budget.“ – Wie viele von uns wissen, meinte er damals be­reits, glaube ich, sein eigenes Budget – nicht das Budget des Bundes und nicht das Budget der Anleger –, denn all diejenigen, die die begünstigte Zukunftsvorsorge mit der 40-prozentigen Veranlagung an der Börse genommen haben, sind in der Zwischenzeit schwerst geschädigt worden.

Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Genau für derartige Fälle sind der Verein für Konsumenteninformation und die Arbeiterkammer zuständig, um die ent­sprechenden Klagen durchzuführen. – Herzlichen Dank, Herr Bundesminister! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Der Herr Kräuter wurde zurückgepfiffen! Er darf nicht mehr lesen!)

11.05


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Schatz. – Bitte.

 


11.06.02

Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Her­ren! Ich bin ziemlich irritiert von der Art, wie diese Debatte geführt wird. Dieses laute Brüllen von – ich sage jetzt einmal – älteren Männern (Beifall bei den Grünen) geht nicht in Richtung einer qualitativ hochwertigen Debatte. Besonders eigenartig finde ich auch das Lamento des Abgeordneten Grillitsch, der aber auch schon wieder weg ist, obwohl er sich darüber beschwert, dass unsere Klubobfrau Glawischnig gerade nicht hier ist.

Ich denke, wir alle sollten einmal überlegen: Warum ist es so weit gekommen? – Wer hat denn die Verfassung gebrochen und das Budget derart spät vorgelegt, dass es jetzt notwendig ist, das alles in kürzester Zeit abzuhandeln, dass es notwendig ist, der­art überlange Sitzungen abzuhalten? Vielleicht sollten Sie künftig darauf achten und nicht im Zuge des Budgetverfahrens die Verfassung brechen, dann könnten wir uns nämlich alle mehr Zeit für die Debatte nehmen. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte auch anregen, dass wir uns insgesamt überlegen, ob diese Art von Debat­ten für irgendjemanden Sinn macht, ob das überhaupt irgendeinen Beitrag zur Quali­tätssteigerung in der Budgetpolitik leisten kann. (Abg. Neubauer: Sie könnten jetzt endlich beginnen!) Ich denke, es ist wirklich an der Zeit, dass wir uns diese Frage stel­len. Herr Abgeordneter Grillitsch und die ÖVP könnten dazu sicher einen wichtigen Bei­trag leisten. (Beifall bei den Grünen.)


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Ich möchte auch noch auf einige Zwischenrufe eingehen. Ich habe das schwierige Ver­gnügen, neben dem BZÖ zu sitzen, heute neben Herrn Abgeordnetem Brosz (Rufe beim BZÖ: Brosz? Grosz?), der wiederholt geäußert hat, dass Herr Minister Hundstor­fer ... (Abg. Ing. Westenthaler: Brosz?) – Grosz. (Abg. Ing. Westenthaler: Sie haben gesagt, Brosz!) Grosz! – Fakt ist, er hat zum wiederholten Male auch in Form eines Zwischenrufes geäußert, Herr Minister Hundstorfer hätte das intellektuelle Niveau einer Suppenschüssel. (Abg. Grosz: Den intellektuellen Radius einer Suppenschüssel!) Herr Abgeordneter, es sind vielmehr Aussagen wie diese, die das intellektuelle Niveau un­serer Debatten extrem hinunterdrücken und zu einer einzigen Peinlichkeit verkom­men lassen. (Beifall bei Grünen, SPÖ, ÖVP und FPÖ.)

Ich möchte jetzt nicht den Herrn Minister in Schutz nehmen, denn das ist schwierig, weil sich Ihre Argumentation natürlich hauptsächlich nach der der rechten Parteien hier im Haus richtet. Sie halten nur mehr Verteidigungsreden gegen die inhaltlich falsche Polemik der Rechten, und das ist wirklich bedauerlich. (Abg. Mag. Widmann: Was heißt das konkret?) Was hätten Sie dem entgegenzusetzen? – Sie hätten dem derart entge­genzusetzen, dass Sie eine gute, effiziente, offensive Politik machen. Aber das tun Sie nicht, Sie reden nur davon. Sie legen Inserate vor, in denen Sie sich selbst be­jubeln, aber wir alle haben die Studien, haben die Daten, die klar besagen, dass das, was Sie sagen, was Sie uns erklären, was Sie uns weismachen wollen, nicht der Realität ent­spricht. Und noch viel wichtiger ist: Die gefühlte Realität der Menschen ist eine andere. Sie können noch so oft sagen, Sie bemühen sich, es sei alles in Ordnung. – Es ist nicht in Ordnung! Das wäre eigentlich die Antwort, die Sie den Rechten geben müssten: eine bessere Sozial- und Arbeitsmarktpolitik! (Beifall bei den Grünen.)

Jetzt habe ich leider einen Großteil meiner Redezeit dafür verwendet, meiner Bestür­zung über die Art der Debatte Ausdruck zu verleihen. (Abg. Scheibner: Sie reden 10 Mi­nuten, aber sagen überhaupt nichts! – Weitere Zwischenrufe beim BZÖ.)

Fakt ist, dass Sie es in diesem Budget leider verabsäumen, wichtige Weichenstellun­gen vorzunehmen. Sie werden wieder nicht in die Bildungsreform investieren, und – weil wir ja über das Kapitel Arbeit, über den Arbeitsmarkt reden – Sie werden auch nicht mas­siv in die aktive Arbeitsmarktpolitik investieren.

Die aktive Arbeitsmarktpolitik muss da ansetzen, wo die Bildungspolitik letzten Endes versagt hat. Sie muss versuchen, Bildungsdefizite, Qualifizierungsdefizite jener Men­schen, die keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, aufzubessern. Sie aber kürzen, statt zu investieren, und das ist ein massives Problem.

Sie argumentieren das Ganze damit, dass die Arbeitslosenrate sinkt. – Ja, aber Sie wissen aufgrund der Studien von Wifo und IHS auch, dass die Arbeitslosenrate pro­portional definitiv weniger rasch sinkt, als Sie die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik kürzen werden. Das heißt de facto, dass pro Arbeitslosem künftig weniger finanzielle Mittel für eine gute Beratung und für gute, qualifizierende Maßnahmen zur Verfügung stehen werden. Das Niveau ist jetzt schon kein gutes, kein berauschendes, aber es wird noch weiter gekürzt werden. Das ist in höchstem Maße kurzsichtig.

Vor allem ist es kurzsichtig in Anbetracht der Tatsache, dass wir wissen, dass fast die Hälfte aller Arbeitslosen höchstens einen Pflichtschulabschluss hat. Das heißt, das Ein­zige, das Sie tun können, um diesen Menschen nachhaltig bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu geben, ist, ihr Bildungsniveau, ihr Qualifizierungsniveau zu steigern. Das ist in volkswirtschaftlichem Sinn, in budgetpolitischem Sinn eine sehr gute Investition. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass sich solche Qualifizierungsmaßnahmen schon nach wenigen Jahren rechnen. Wenn Menschen nicht mehr arbeitslos sind, be­ziehen sie kein Geld mehr aus dem Sozialsystem – über Arbeitslosengeld, Notstands­hilfe et cetera –, sondern sind wieder in die Arbeitswelt integriert, leisten selbst Steuer­abgaben, Sozialversicherungsbeiträge und über den Konsum auch Konsumsteuern.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 149

Meine Damen und Herren, leider ist dieses Budget kein positives Signal für die nächs­ten Jahre. Es ist weitgehend mutlos, es ist perspektivenlos, es ist der Ausdruck des kleinsten gemeinsamen Nenners, den Sie in der Koalition gefunden haben. Das ist schade, und ich hoffe, dass es künftig anders weitergeht in diesem Land. (Beifall bei den Grünen.)

11.12


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klikovits. – Bitte. (Abg. Klikovits begibt sich zum Rednerpult und platziert dort zwei Pappkartons, von denen einer mit orange-grün-blau-gestreiftem, der andere mit rot-schwarzem Ge­schenkpapier überzogen ist. – Abg. Dr. Lichtenecker: Oh, Weihnachtsgeschenke! – Abg. Grosz: Das ist eine Verhöhnung aller Menschen in diesem Land, die sich keine Weihnachtsgeschenke leisten können!)

 


11.12.31

Abgeordneter Oswald Klikovits (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Kollege Grosz, hören Sie einmal zu, dann werden Sie vielleicht auch etwas ler­nen! (Abg. Grosz: Das ist eine Verhöhnung aller Menschen, die sich nichts zu Weih­nachten leisten können!) Sehr geehrte Damen und Herren, vor allem auch liebe Zuse­herinnen und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Seit fast 24 Stunden diskutieren wir Abgeordnete hier das Budget 2011, natürlich mit unterschiedlichen Zugängen. Ich erlaube mir, für Sie darzustellen, welches politische Paket die Opposition Ihnen vorlegt und welches wir als Regierungsparteien den Österreicherinnen und Österreichern un­ter den Christbaum legen.

Das (der Redner hält das orange-grün-blau-gestreifte Paket in die Höhe) ist das Bud­getpaket der Opposition. Sie sehen (der Redner öffnet den Karton; er ist leer), es ist in­haltsleer, es ist nur gespickt mit Polemik. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.) Es ist nur gespickt mit politischem Gejammere und Gejeiere. (Rufe bei der FPÖ: Da ist keine Polemik drin! Es ist leer! – Abg. Neubauer: Keine Belastungen!) Das ist das politische Paket, das ist das Budget, das die Österreicherinnen und Österrei­cher von der Opposition erwarten können.

Ich darf Ihnen im Gegensatz dazu natürlich auch das andere Paket, gefüllt mit 70 Mil­liarden 126 Millionen, zeigen. (Der Redner öffnet den rot-schwarzen Karton; er ist ge­füllt mit Naschwerk. – Zahlreiche Zwischenrufe bei FPÖ und BZÖ.) Das ist das Budget, das wir den Österreicherinnen und Österreichern vorlegen (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP – Abg. Ing. Westenthaler: Setz dich wieder nieder!), das in jedem Fall Inhalte hat und das dafür sorgt (Abg. Ing. Westenthaler: Niedersetzen! – Abg. Ing. Höbart: Da sollten Glasperlen drin sein!), dass Österreich auf einen guten Weg weiterkommt. (Weitere zahlreiche Zwischenrufe bei FPÖ und BZÖ. – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Herr Kollege Grosz, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Opposition! Das (der Redner zeigt ein weiteres, wesentlich kleineres rot-schwarzes Päckchen) ist das Belastungspaket dazu, das wir den Österreicherinnen und Österreichern leider Gottes auch unter den Christbaum legen müssen, das aber auch mithelfen soll ... (Anhaltende Zwischenrufe bei FPÖ und BZÖ. – Präsident Neugebauer gibt neuerlich das Glo­ckenzeichen.)

Reißt euch z’sammen, behält eure Nerven! Wenigstens habe ich es geschafft, dass ihr wieder munter seid. Mit der Schläfertruppe von der Opposition, die gestern Abend nicht anwesend gewesen ist, geht es wieder aufwärts. (Demonstrativer Beifall bei Abgeord­neten von ÖVP und SPÖ.)

Herr Kollege Petzner und auch Kollege Grosz werden wahrscheinlich hierher ans Red­nerpult kommen und uns vermutlich wieder großgoschert beleidigen. Aber so ist das


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 150

eben. (Abg. Dr. Rosenkranz tritt ans Rednerpult und nimmt ein paar Zuckerl aus dem rot-schwarzen Karton.) – Sie bekommen dann etwas, Herr Kollege! Schauen Sie, wie gierig sich die Opposition auf unser Budget stürzt. (Beifall bei der ÖVP.) Also dürften wir gar nicht so falsch liegen. Ich weiß, dass Sie nicht nur politisch ausgehungert sind, sondern auch mit Ihren Vorschlägen. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Zwi­schenrufe bei FPÖ und BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, was wir hier in diesem Paket haben, diese 70 Milliarden, stellen wir den Österreicherinnen und Österreichern zur Verfügung ... (Abg. Dr. Rosenkranz – ein Zuckerl in die Höhe haltend –: Das ist ja abgelaufen!) – Das ist nicht abgelaufen! Sie sind vielleicht abgelaufen, politisch. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Das ist das Budget, das wir zur Verfügung stellen, das – wir haben heute schon sehr viel darüber gesprochen – dafür sorgen soll, dass wir die Arbeitslosigkeit in diesem Land europaweit weiterhin am niedrigsten halten können, das dafür sorgt, dass wir trotz der zehn Stunden, um die wir die ersten beiden Pflegestufen erhöhen müssen, für diese Menschen noch immer jenen Versorgungsgrad sicherstellen, den sie letztendlich brau­chen. Diese Milliarden, die wir zur Verfügung stellen, sind dafür da, die Pensionen zu si­chern, den PensionistInnen 1,2 Prozent mehr zur Verfügung zu stellen, ihnen einen ge­rechten und fairen Anteil zu geben. Das ist das Budget, mit dem wir durch Bildungs- und viele andere Maßnahmen den Jungen eine Chance geben, mit dem wir für Sicher­heit sorgen – und vieles mehr, das wir bereits diskutiert haben.

Geschätzte Damen und Herren, ich möchte gar nicht verhehlen, dass dieses Belas­tungspaket nicht nur die österreichische Bevölkerung schmerzt, sondern natürlich auch uns, aber das sind Maßnahmen, die wir setzen müssen, um den nächsten Generatio­nen, um unseren Kindern – ich habe zwei – auch Chancen in der Zukunft zu bieten, ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Zan­ger.) – Kollege Zanger, Schnellredner.

Ich möchte auch sagen, dass dieses Budget, das wir zur Verfügung stellen, Österreich mit auf den Weg bringt, dass dieses Budget dafür sorgt, dass die Menschen in diesem Land abgesichert sind. Daher müssen wir auch dieses kleine Belastungspaket (der Redner hält noch einmal das kleine rot-schwarze Päckchen in die Höhe), fair, aber ge­recht und vor allem generationensicher, beilegen. (Abg. Öllinger: Was ist da drin?)

Ich möchte alle, vor allem Sie, Herr Kollege Grosz, weil Sie der nächste Redner sind (Zwischenrufe beim BZÖ – Gegenrufe bei der ÖVP – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen), fragen, ob ich die Kartons stehen lassen darf, denn Leistung soll sich lohnen, und die Opposition will ja auch mitnaschen bei unserem Kuchen. Ich erlaube mir, das hier stehen zu lassen, und jeder Redner darf sich am Ende seiner Ausfüh­rungen eine dieser Köstlichkeiten aus dem Budget mitnehmen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Klikovits verlässt das Pult ohne seine Kartons. – Rufe beim BZÖ: Mit­nehmen!)

11.18


Präsident Fritz Neugebauer: Ich danke für das freundliche Angebot. Ich gehe davon aus, dass der nächste Redner mir sagen wird, ob er sich dadurch gestört fühlt. – Herr Kollege Grosz, Sie sind der nächste Redner. Fühlen Sie sich gestört? (Abg. Grosz: Er soll das bitte wegnehmen!) Ich darf Kollegen Klikovits bitten, seine Päckchen zu entfer­nen. (Abg. Ing. Westenthaler: So ein Kasperl! So ein Abgeordnetenkasperl!)

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Grosz. – Bitte.

 


11.18.37

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Du kannst auch deinen Zwetschkenkrampus mit­nehmen. – Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich fühle mich nicht ge­


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 151

stört, sondern ich fühle mich wie Hunderttausende Menschen, die dieser Übertragung vor ihren Fernsehern beiwohnen, wie viele Menschen in diesem Land schlichtweg ver­höhnt von dieser Aktion, verhöhnt von einem ÖVP-Abgeordneten, der in seiner Präpo­tenz und Arroganz hierher ans Rednerpult schreitet, Schokoladezuckerl verteilt und meint, das sei die Politik dieser Bundesregierung:

Schokozuckerl zu verteilen vier Tage vor Weihnachten, zu einem Zeitpunkt, zu dem in Österreich 1 Million Menschen unter der Armutsgrenze leben (Beifall beim BZÖ), Scho­kozuckerl als politische Antwort darauf, dass wir in diesem Land 347 000 Pflegegeld­bezieher haben,

Schokozuckerl dieser rot-schwarzen Bundesregierung als Antwort darauf, dass wir 250 000 Menschen haben, die sich in der Arbeitslosigkeit befinden und nicht wissen, wie sie sich Weihnachten leisten können,

Schokozuckerl Ihrer Regierung als Antwort darauf, dass sich 300 000 Menschen in die­sem Land das Heizen nicht mehr leisten können,

Schokozuckerl Ihrer Regierung als Antwort darauf, dass Sie 1 Million Menschen in die­sem Land, die mit Behinderung leben, die Behindertenförderung kürzen. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Dr. Moser.)

Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Bevor wir uns endgültig lächerlich machen, ersuche ich Sie, sich in dieser schwierigen Situation unseres Landes endlich zu besinnen, endlich Politik für die Menschen zu machen, sie nicht zu verhöhnen, ihnen nicht ins Gesicht zu lügen und sie nicht mit Almosen in Form von Schokozuckerln in irgendeiner Form befriedigen zu meinen! (Beifall beim BZÖ.)

Sie, Herr Abgeordneter Klikovits, gehen in der gleichen Präpotenz hier heraus wie ein Sozialminister, der in seiner parteigegebenen Gewerkschaftspräpotenz hier uns heute erklärt – im O-Ton, ich zitiere –: Halten Sie die Österreicherinnen und Österreicher für nicht so gebildet!

 


Präsident Fritz Neugebauer: Herr Kollege, es ist zu viel der Präpotenz! Ein bissel he­runter mit dem Tonfall! – Bitte. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

 


Abgeordneter Gerald Grosz (fortsetzend): Ich zitiere grundsätzlich den Sozialminis­ter, übersetzt in sein Gewerkschaftsdeutsch, ins Wiener Gewerkschaftsdeutsch: Die Ös­terreicher sind ohnedies dumm genug, dass sie nicht merken, was wir mit ihnen in der Bundesregierung aufführen!

Herr Bundesminister, Sie erklären uns hier heute, dass Sie keinerlei Kürzungen im Be­hindertenbereich vornehmen, mit den Worten: Man muss nur lesen können, es steht eh alles drinnen! (Der Redner ahmt bei diesen Worten immer wieder den Tonfall von Bun­desminister Hundstorfer nach.)

Nach Ihrer Theorie haben wir in diesem Land jetzt in Zukunft Steuersenkungen und nicht Steuererhöhungen – man muss ja nur lesen können!

In diesem Land haben wir in Zukunft den Sozialbereich gestärkt und nicht geschwächt, wie Sie es mit diesem Budget machen – man muss ja nur lesen können! Irgendwo wird es schon drinnen stehen, die Vergünstigung, in dem Haufen Papier. (Beifall beim BZÖ.)

In diesem Land werden auch die Behindertenförderungen erhöht und nicht gekürzt – man muss ja nur lesen können! Irgendwo wird es schon stehen, Herr Bundesminister.

Herr Bundesminister, wir haben gelesen, welchen Pfusch Sie allein bei der Mindestsi­cherung aufgeführt haben. Ich freue mich ja darüber, dass die Bundesregierung und die Regierungsmehrheit nicht einmal in der Lage waren, das Gesetz zur Mindestsi­cherung ordnungsgemäß kundzumachen. Heureka, die Überraschung kommt!


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Sie haben am 2. Dezember das Gesetz kundgemacht, und Sie haben vergessen, so­wohl im Nationalrat als auch im Bundesrat – das belegt auch der heutige Ausdruck des RIS –, dass Sie die Anlagen und die Beilagen dieses Mindestsicherungsgesetzes mit kundmachen, und haben damit auch sämtliche Durchführungserlässe nicht kundge­macht, und daher wird dieses Gesetz zur Mindestsicherung aufgrund Ihres Pfusches vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben werden.

Sie haben jetzt am Freitag über die Parlamentsdirektion noch versucht, die Beilagen als PDF-Dokumente auf die Parlamentshomepage zu stellen. Im Amtsblatt der „Wiener Zeitung“ wurden diese Beilagen nicht kundgemacht. Daher ist Ihr Mindestsicherungs­gesetz nicht ordnungsgemäß kundgemacht. (Abg. Petzner: Na servus, das ist eine Blamage!) Und Sie haben damit Tür und Tor geöffnet, dass wir diesem Schandgesetz endlich auch über den Verfassungsgerichtshof begegnen können. (Abg. Ing. Westen­thaler: Eine Blamage sondergleichen! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wir haben es gelesen, wir haben es gespürt und wir sehen, wie viele Hunderttausende Österreicherinnen und Österreicher unter diesem Budget, unter Ihrer Verwaltung des politischen Elends in Österreich tagtäglich leiden. Jawohl, Sie und Ihre Politik sind das Synonym dafür, dass in Österreich politisches Elend verwaltet wird. Die Erfüllung der Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes wird auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben: keinerlei Barrierefreiheit für die Behinderten. Das wird auf die lange Bank geschoben, weil man es sich ja mit der Wirtschaft in irgendeiner Form verscherzen könnte. (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist zum Genieren!) Man könnte doch wenigstens die eigenen Behörden dazu zwingen, die Behindertengleichstellung endlich durchzu­führen. (Abg. Krist: Absurd! Falsch!)

Herr Bundesminister, Sie haben es zu verantworten, dass die langen Verfahren zu den Pflegegeldeinstufungen in Österreich dazu führen, dass Menschen, denen Pflegegeld zusteht, noch lange kein Pflegegeld bekommen. Sie selbst wissen, dass der Rech­nungshof festgestellt hat, dass gerade bei der Sozialversicherungsanstalt der gewerbli­chen Wirtschaft die Pflegegeldeinstufungen vorne und hinten nicht klappen und sehr viele Menschen den ersten Bezug des Pflegegeldes überhaupt nicht mehr erleben. – Sehr geehrte Damen und Herren, das ist menschenverachtender Zynismus, das ist ein Schandstück dieser Bundesregierung! (Beifall beim BZÖ.)

Sie lassen es als Konsumentenschutzminister zu, dass die Treibstoffpreise seit zwei Jahren auf ihrem Höchststand verweilen, dass die Menschen in diesem Land ausge­sackelt werden. Sie als Konsumentenschutzminister sind nicht in der Lage, die Treib­stoffmultis wegen illegaler Preisabsprachen endlich anzuzeigen. Da haben Sie sich mit dem Herrn Ruttenstorfer, Ihrem Parteikollegen, natürlich arrangiert.

Sie, Herr Bundesminister, sagen heute und verhöhnen damit auch das Parlament, dass es in Österreich kaum mehr Jugendarbeitslosigkeit gibt. Ich rufe Ihnen eine Bro­schüre (eine solche in die Höhe haltend) Ihrer eigenen Arbeiterkammer in Erinnerung, Herr ehemaliger ÖGB-Präsident: „Oberösterreich: 11 000 Junge ohne Jobs. Die AK fordert wirksame Maßnahmen gegen die Jobkrise.“

Das ist die Wahrheit, die Ihre eigenen Parteigänger, Unterläufer und Gewerkschafts­funktionäre in den Bundesländern selbstverständlich spüren, aber Sie in Ihrem Elfen­beinturm im Sozialministerium nicht wahrhaben wollen! (Beifall beim BZÖ.)

Sie verwalten auch in Zukunft den Sozialversicherungsbereich und haben die Chance vertan, endlich die Sozialversicherungen zusammenzulegen. Statt tatsächlicher Refor­men in diesem Bereich kürzen Sie in allen Bereichen. Statt endlich die Sozialversiche­rungen und die Gebietskrankenkassen zusammenzulegen, schauen Sie dabei zu, dass allein die neun österreichischen Gebietskrankenkassen – laut Ihrer eigenen Anfragebe­antwortung – im Jahr 557 Millionen € Gehaltskosten verursachen. Sie finden nichts da­


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bei, dass der Herr Donabauer als Obmann der Sozialversicherungsanstalt der gewerb­lichen Wirtschaft, in der dritten Reihe der ÖVP sitzend, weiterhin mit Dienstwagen, Chauffeur und seinem Chefarzt in der Gegend herumkurvt, und belasten somit die Bei­tragszahler aller Berufsschichten in diesem Land. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wir wollen das nicht und haben daher gestern auch hundert Anträge im Parlament ein­gebracht. Und im Gegensatz zu den Grünen sitzen unsere Abgeordneten jetzt auch wieder da. Denn, Frau Kollegin Schatz: Ihre eigene Klubobfrau bequemt sich irgend­wann einmal um 11 Uhr am Vormittag mit ihrem Frühstück und ihrem Teehäferl herein, frühstückt und verlässt dann wieder den Saal. Das ist keine gute Arbeitsmoral: dieses Parlament mit Aktionismus zu lähmen, aber keine Inhalte zu bringen! (Zwischenrufe bei den Grünen.)

Wir haben hundert Anträge eingebracht, und den 101. Antrag darf ich jetzt einbringen.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dolinschek, Ursula Haubner, Grosz, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat so schnell wie möglich ein zu­kunftsweisendes Gesamtkonzept im Behindertenbereich zu übermitteln, das zumindest folgende Punkte beinhaltet:

Erleichterung der Behördenwege;

Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Zuschüsse;

Förderung der Mobilität und Abbau von Barrieren im alltäglichen Leben;

bundeseinheitliche Regelung der Persönlichen Assistenz;

Einführung einer einheitlichen ärztlichen Begutachtung durch das Bundessozialamt für die Ausstellung eines Ausweises gemäß § 29b StVO;

Weiterentwicklung der Behindertenanwaltschaft;

Einrichtung eines Fonds zur finanziellen Unterstützung für die Rechtsdurchsetzung bei Diskriminierung;

verbesserte Förderung zur Erhöhung der Beschäftigung (Erhalt und Sicherung) sowie

die rasche Herstellung der baulichen Barrierefreiheit und

Einführung von entsprechenden Kriterien bei der Vergabe von Wohnbauförderungs­mitteln.“

*****

Im Gegensatz, Herr Abgeordneter Klikovits, zu Ihrem unwürdigen Schauspiel sind im Paket der orangen Opposition mit 101 Anträgen zahllose Verbesserungsvorschläge ent­halten, wie wir uns Österreich in Zukunft sozialer, zukunftssicherer und wirtschaftlich er­folgreicher vorstellen. – Herzlichen Dank. (Beifall beim BZÖ.)

11.27


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag steht mit in Ver­handlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dolinschek, Ursula Haubner, Grosz, Kollegin und Kollegen betref­fend umfassende Verbesserungen im Behindertenbereich

eingebracht in der Sitzung des Nationalrates am 21.12.2010 im Zuge der Debatte über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (980 d.B.): Bun­desgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2011 (Bundes­finanzgesetz 2011 – BFG 2011) samt Anlagen (1044 d.B.); [UG 21 – Soziales]

Mit dem Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz im Jahr 2006 wurde ein wesentli­cher Schritt gesetzt, Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen die Mög­lichkeit zu geben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und die gleichberechtigte Teil­habe zu ermöglichen. Denn aufgrund einer Behinderung darf niemand unmittelbar oder mittelbar diskriminiert werden.

Dennoch haben Menschen mit Behinderungen aufgrund verschiedener Zuständigkei­ten von Behörden immer wieder große Schwierigkeiten. Viele Antragswerber sind bei einfachen Behördenwegen überfordert. Behinderte Menschen müssen zur Erlangung von Zuschüssen zu behinderungsbedingten Anschaffungen mit unterschiedlichen Stel­len in Kontakt treten. Diese Situation ist gerade für behinderte Menschen besonders belastend. Daher sollen wie auch von der Volksanwaltschaft gefordert eine Erleichte­rung der Behördenwege und eine zentrale Anlaufstelle zur Erlangung von Zuschüssen für behinderungsbedingte Anschaffungen umgesetzt werden.

Während für die Ausstellung eines Ausweises gemäß § 29b StVO für dauernd stark gehbehinderte Personen die Bezirkshauptmannschaften bzw. die Magistrate der Städ­te (in Wien MA 15) zuständig sind, ist die Ausstellung eines Behindertenpasses beim Bundessozialamt zu beantragen.

Als Voraussetzung für die Erlangung eines derartigen Ausweises nach § 29b StVO gilt, dass eine andauernde starke Gehbehinderung vorliegt, die vom Amtsarzt festzustellen ist. Beim Behindertenpass wird die ärztliche Begutachtung zur Feststellung des Behin­dertengrades durch das Bundessozialamt vorgenommen.

Mit dem Ausweis nach § 29b StVO darf zum Ein- oder Aussteigen und zum Ein- und Ausladen der für die gehbehinderte Person nötigen Behelfe, z. B. eines Rollstuhls, an Straßenstellen, an denen ein Halte- und Parkverbot durch Verkehrszeichen kundge­macht ist sowie in zweiter Spur gehalten werden. Weiters darf an Straßenstellen, an denen ein Parkverbot durch Verkehrszeichen kundgemacht ist, in einer Kurzparkzone ohne zeitliche Beschränkung sowie in einer Fußgängerzone in der Zeit, in der eine La­detätigkeit vorgenommen werden darf, geparkt werden.

Unverständnis löst bei den Behinderten oft jene Bestimmungen aus, dass bei der Gratis-Autobahnvignette der Parkausweis nach § 29b StVO nicht ausreicht und hierfür der Behindertenpass mit den erforderlichen Zusatzeintragungen notwendig ist. Da das Ausmaß der Beeinträchtigung durch eine starke Gehbehinderung trotz Judikatur des Verwaltungsgerichtshofes von unterschiedlichen Behörden noch immer unterschiedlich beurteilt wird, ist eine einheitliche ärztliche Begutachtung bei der Zuerkennung des Ausweises gemäß § 29b StVO durch das Bundessozialamt dringend erforderlich. Eine Verwaltungsvereinfachung im Einvernehmen mit den Bundesländern könnte damit die Antragstellung für Personen mit Behinderungen erheblich verbessern.

Aber auch eine rasche Herstellung der baulichen Barrierefreiheit muss umgesetzt wer­den. Kriterien bei der Vergabe von Wohnbau-Förderungsmittel müssen eingeführt wer­den. Im Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz wurde der Bund dazu verpflichtet, die geeigneten und konkret erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um Menschen mit


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Behinderungen den Zugang zu den erforderlichen Leistungen und Angeboten zu er­möglichen.

Obwohl das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz regelt, dass niemand aufgrund einer Behinderung unmittelbar oder mittelbar diskriminiert werden darf, sind aber Be­nachteiligungen für Menschen mit Behinderungen in diesem Bereich evident. Grund­sätzlich hat die betroffene Person bei Verletzung des Diskriminierungsverbotes An­spruch auf Ersatz des Vermögensschadens und auf eine Entschädigung für die erli­ttene persönliche Beeinträchtigung. Oft reichen aber die finanziellen Mittel der Men­schen mit Behinderungen nicht aus, um ihr Recht wirklich durchzusetzen. Zur Rechts­durchsetzung soll daher ein entsprechender Fonds eingerichtet werden, der bei Diskri­minierung finanzielle Belastungen für diese Menschen verhindern soll.

Im Behindertenbereich müssen optimale Voraussetzungen geschaffen werden, damit Menschen mit Behinderungen geeignete und notwendige Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Die Eingliederung und Wiedereingliederung von behinderten Men­schen in Gesellschaft und Beruf sind dabei - unabhängig von der Ursache der Ent­stehung der Behinderung - wesentliche Aufgaben der österreichischen Sozialpolitik. Daher ist eine verbesserte Förderung zur Erhöhung der Beschäftigung (Erhalt und Si­cherung) von Menschen mit Behinderungen anzustreben.

Überdies ist der längst fällige Nationale Aktionsplan umzusetzen und die einzelnen Bundesländer aufgefordert werden, für ihre Bereiche Aktionspläne zu erstellen, die mit realen, konkreten Umsetzungsschritten versehen sind.

Aber auch eine bundeseinheitliche Regelung der persönlichen Assistenz ist dringend notwendig. Denn die persönliche Assistenz umfasst alle Bereiche des täglichen Le­bens, in denen Menschen aufgrund ihrer Behinderung Unterstützung benötigen.

Zudem brauchen Menschen mit Behinderungen eine qualitätsvolle, lebenswerte und leistbare Pflege. Die finanziellen Mittel für Menschen mit Behinderungen müssen auch in Zukunft gesichert werden, damit laufend Leistungen finanziert werden können. Die Kosten für die Betroffenen müssen daher so weit gesenkt werden, dass eine gleichbe­reichtigte Teilhabe und eine selbstbestimmte Lebensführung ermöglicht und gewähr­leistet werden.

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat so schnell wie möglich ein zu­kunftsweisendes Gesamtkonzept im Behindertenbereich zu übermitteln, das zumindest folgende Punkte beinhaltet:

Erleichterung der Behördenwege;

Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Zuschüsse;

Förderung der Mobilität und Abbau von Barrieren im alltäglichen Leben;

bundeseinheitliche Regelung der Persönlichen Assistenz;

Einführung einer einheitlichen ärztlichen Begutachtung durch das Bundessozialamt für die Ausstellung eines Ausweises gemäß § 29b StVO;

Weiterentwicklung der Behindertenanwaltschaft;

Einrichtung eines Fonds zur finanziellen Unterstützung für die Rechtsdurchsetzung bei Diskriminierung;


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 156

verbesserte Förderung zur Erhöhung der Beschäftigung (Erhalt und Sicherung) sowie

die rasche Herstellung der baulichen Barrierefreiheit und

Einführung von entsprechenden Kriterien bei der Vergabe von Wohnbauförderungs­mitteln.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Riepl. – Bitte. (Abg. Dr. Jarolim – in Richtung des Abg. Grosz –: Der Klikovits war dreimal so gut wie du!)

 


11.27.50

Abgeordneter Franz Riepl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde mich bemühen, in den vier Minuten Redezeit, die ich habe, die Sachlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Schreien, diffamieren, andere aus­spotten, das ist nicht mein Stil, nicht Stil der SPÖ und, da bin ich mir sicher, auch nicht Stil der ÖVP. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Abgeordneter Grosz vom BZÖ (Abg. Rädler: Klein, nicht Grosz!) hat gefordert, wir sollen eine Politik für die Menschen machen. Schauen wir uns die derzeitige Situation auf dem Arbeitsmarkt einmal an, der Herr Bundesmi­nister hat schon auf die Arbeitsmarktzahlen hingewiesen. (Abg. Kickl: Schauen wir uns einmal Ihr Pensionssystem an, Herr Riepl!) Beschäftigte im Jahresvergleich: im letzten Jahr plus 55 000 Arbeitslose, heuer minus 13 400. Die Zahl jener, die in Schulung sind, hat sich um 5 600 reduziert. Also insgesamt haben wir in unserem Land innerhalb ei­nes Jahres um rund 19 000 Arbeitslose weniger. Bei den Jungen haben wir ein Minus von 8,4 Prozent, aber sogar bei den älteren Arbeitslosen ist die Zahl etwas geringer ge­worden, zwar nicht sehr viel geringer, aber wenigstens etwas.

Kein anderes mit uns vergleichbares Land in der EU kann auf eine so gute Arbeits­marktbilanz verweisen, und das ist sicher kein Zufall. Ich erinnere an Arbeitsmarktpa­ket 1, Arbeitsmarktpaket 2, an die Ausbildungsgarantie gerade für die Jungen, die wir re­gional je nach Bedarf entsprechend gestaltet haben, und auch an die Kurzarbeit.

Im Jahr 2009 gab es insgesamt 113 Millionen € Zuschuss der Republik für die Betrie­be, für die dort Beschäftigten, um Beschäftigung zu sichern und zu halten. Mittlerweile kommen Briefe aus den Betrieben, wo es Kurzarbeit gegeben hat, in denen man sich beim AMS, bei den Sozialpartnern dafür bedankt, dass professionelle Unterstützung gewährt wurde.

Wir haben das gemeinsam geschafft, und ein bisschen sollten wir auch stolz darauf sein: Regierung, Parlament, Sozialpartner, alle gemeinsam. Wir haben in der Krise Ös­terreich nicht krankgejammert, sondern dagegengehalten. Ich glaube, das ist bei diesem Budget wichtig festzuhalten.

Sehr verehrte Damen und Herren! Zum Bereich Pensionen hat Kollege Wöginger von der ÖVP am Beginn der heutigen Debatte gemeint, der Bundesbeitrag steige drama­tisch. – Ja, das ist richtig, wir haben einen Anstieg des Bundeszuschusses für die Pen­sionen, aber man muss sich auch anschauen: Wer braucht den größten Zuschuss? Wie schaut es da aus? Es sind die Bauern und auch die Selbständigen, die im Ver­hältnis zur Pensionsleistung einen großen Zuschussbedarf haben. Das hängt ein biss­chen auch damit zusammen, dass die Beitragsleistung von diesen von mir genannten Personengruppen geringer ist als im ASVG-Bereich. (Abg. Kickl: Bei Ihrer Politiker­pension, wie ist es denn da?)


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Daher ist es auch gerecht – und damit bin ich wieder beim Budget –, dass mit diesem Budget jetzt die Beitragsleistung für die Bauern und für die Selbständigen in der Pen­sionsversicherung leicht angehoben wird. Dadurch kommen wir auch zu einer verbes­serten Ertragssituation und haben voraussichtlich weniger Zuschussbedarf.

Sehr verehrte Damen und Herren! Ich möchte zum Schluss noch auf den Erstredner dieser Debatte ganz kurz eingehen, weil es mir ein Bedürfnis ist und weil ich morgen nicht die Möglichkeit habe, zum Kapitel Familie etwas zu sagen. Der Herr Abgeordnete Kickl von den Freiheitlichen hat in einem der ersten Sätze seiner Rede heute gemeint: Wenn wir, die Freiheitliche Partei, von Familien reden, dann reden wir von österrei­chischen Familien. – Das Wort „österreichisch“ wurde von Ihnen akustisch betont. (Bra­vorufe bei der FPÖ.) Es ist Ihr gutes Recht, das so auszusprechen.

Ich habe es so verstanden: Wenn Sie von Familien reden, dann reden Sie von rein ös­terreichischen Familien. – Ich erlaube mir dieses Wort „rein“ hinzuzufügen. (Abg. Dr. Rosenkranz: Was heißt das?) Ich darf Ihnen sagen: Wenn wir von der SPÖ von Familien reden, dann reden wir von allen Familien, die in Österreich leben. Das ist ein Unterschied, auf den ich aber stolz bin, Herr Abgeordneter Kickl! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.32


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Karlsböck. – Bitte.

 


11.32.22

Abgeordneter Dr. Andreas Karlsböck (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Schlafentzug gepaart mit Vollmond erklärt einige seltsame Wortspenden von Vorrednern und Vorrednerinnen.

Herr Minister, drei Faktoren bedrohen den Wohlstand in Österreich: Erstens das Bud­getdefizit. Das können wir, wenn wir es richtig angehen, selber managen. Zweitens die finanzielle Belastung durch die EU – Schlagwort Rettungsschirm beziehungsweise die Garantien, die abgegeben wurden. Kein Mensch weiß, wo diese Reise hingehen wird. Das kann alles gut gehen, es kann aber auch ins Gegenteil umschlagen.

Und das Dritte, das unseren Wohlstand bedroht, ist, dass wir, geographisch, historisch gesehen, an einem Schnittpunkt zwischen der ehemaligen westlichen Welt und dem ehemaligen Ostblock leben und heute immer noch die Auswirkungen dieser einstigen Verwerfungen spüren.

Wir haben unterschiedliche Wirtschaftsstandards, unterschiedliche Finanzstandards, unterschiedliche Sozialstandards. Diese große Kluft, die zwischen unserem Land und unseren Nachbarn heute immer noch besteht, bedarf einiger Begutachtungen und ist auch Ursache für zahlreiche Verwerfungen.

Firmen wandern ab, weil es natürlich im Osten deutlich billiger ist als bei uns. Firmen wandern ab, weil sie dadurch deutliche Steuervorteile lukrieren können, mit der unan­genehmen Wirkung für unsere Volkswirtschaft, dass es hier zu massiven Steueraus­fällen kommt. Und wir alle wissen, dass wir diese Steuern zur Finanzierung der Kran­kenkassen und zur Finanzierung unseres Budgets benötigen.

Es wandern aber auch die Menschen ab, die durch dieses Finanzpaket, das hier von der Regierung geschnürt worden ist aufgrund des Budgetdefizits, das korrigiert werden muss, massive Einsparungen in ihrem persönlichen Lebensstandard hinnehmen müs­sen. Die Menschen haben, wie man so schön sagt, eine geringere Kaufkraft. Sie müs­sen sich beim Einkaufen umschauen, sie müssen jeden Euro umdrehen. Das haben wir heute auch schon von vielen Vorrednern gehört.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 158

Ein Beispiel dafür ist, dass vor allem jetzt in der Weihnachtszeit viele Einkäufe nicht bei uns, sondern eben im benachbarten Ausland getätigt werden und dass saisonunab­hängig auch die Sozial- und Gesundheitsleistungen im Ausland konsumiert werden.

Ich erwarte mir von einer aktiven Wirtschafts- und Sozialpolitik, dass hier gegenge­steuert wird, und ich kann nicht verstehen – ich habe das an diesem Ort schon viele Male gesagt –, dass genau in diesem Punkt keine Verbesserungen angedacht werden, sondern sogar noch Aktionen gesetzt werden, die die ganzen Auswirkungen noch ver­schärfen.

Ein Beispiel möchte ich nur nennen, das Sie auch alle kennen: Wenn ein Mensch in Österreich eine Zahnprothese benötigt, dann geht er zu seinem Zahnarzt und bezahlt dort einen gewissen Betrag, den wir Selbstbehalt nennen. Wenn er nach Ungarn fährt und dieselbe Leistung dort in Anspruch nimmt, zahlt er auch einen gewissen Betrag, bekommt aber den gesamten Betrag vollständig von seiner Krankenkasse retourniert. Und ich sage Ihnen, die Konsequenzen sind keine Kleinigkeit, sondern die Konsequen­zen sind Kaufkraftausfälle, Steuerausfälle und Kaufkraftabfluss. Viele Menschen trifft das wirklich bis ins Mark. Ich kann nicht verstehen, dass ein aktiver Sozialpolitiker die­se Verwerfungen einfach in Kauf nimmt und hier keine gegensteuernden Maßnahmen setzt. (Beifall bei der FPÖ.)

In Sonntagsreden wird andauernd davon gesprochen, dass wir das beste Gesundheits­system der Welt haben. Das stimmt, aber es gibt eben auch diese Randbereiche, wo das nicht der Fall ist: Wenn Sie zum Beispiel, wie schon gesagt, diese Rechnungen bei der Krankenkasse einreichen, bekommen Sie das Geld zu 100 Prozent zurück.

Herr Minister, ich bin überzeugt davon, dass Ihnen diese Situation, der diese Men­schen ausgesetzt sind, auch nicht angenehm ist, aber ich glaube doch und unterstelle das vielen Sozialpolitikern, dass sie sagen, wir wissen um dieses Problem, haben aber nicht genügend Geld zur Verfügung, um in diesem Segment einzugreifen. Die Men­schen haben ein Ventil, und dieses Ventil können sie nutzen, indem sie eben nach Un­garn fahren und sich die Prothesen dort anfertigen lassen.

Sie, Herr Minister, nehmen das billigend in Kauf, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die sozial schwach sind, die dieses Mühsal auf sich nehmen müssen. Es ist ja schließlich auch mit Risken verbunden. Und die anderen, die es sich leisten können, können diese Leistungen in Österreich in Anspruch nehmen. Das, finde ich, ist eine ver­fehlte Sozialpolitik.

Der dritte Punkt, warum wir sagen, dass Österreich vom Verlust des Wohlstands be­droht ist, ist jener, dass die Menschen aus dem ehemaligen Osten ab 1. Mai massiv in unser Sozialsystem einwandern werden. Die Menschen interessieren keine theoreti­schen Abhandlungen, sondern sie interessiert aktive Sozialpolitik, die sich an den rea­len Problemen orientiert und die Alltagssorgen mindert. Es müssen daher im Sozialbe­reich für unsere Menschen Maßnahmen ergriffen werden, damit es nicht mehr nötig ist, Österreich zu verlassen, um die notwendigen sozialen und medizinischen Leistungen zu erhalten. (Beifall bei der FPÖ.)

11.38


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Donabauer. – Bitte.

 


11.38.11

Abgeordneter Karl Donabauer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren an den Fernsehschirmen, auf der Galerie! Hohes Haus! Seit 1955 wird in diesem Haus Sozialpolitik gemacht, seit dem Beschluss des Allgemeinen So­zialversicherungsgesetzes. Ich denke, die Sozialpolitik in Österreich ist nicht fehlerfrei,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 159

das zu behaupten wäre überheblich. Sie ist aber wirkungsvoll, sie ist herzeigbar und sie hat dazu beigetragen, dass wir Wohlstand haben, eine soziale Absicherung haben und dass wir in Österreich alle miteinander gut versorgt sind.

Natürlich ist es so, dass die Budgetdebatte Emotionen aufkommen lässt, und ich denke, es lohnt sich nicht, alles zu loben, es ist aber auch nicht richtig, alles zu tadeln und zu kritisieren. Alle, die sich hier herstellen und sich als Besserwisser darstellen, wer immer es ist, sollen beginnen, die Dinge besser zu machen. Das haben Sie von der Opposition bis heute noch nicht gezeigt. (Abg. Petzner: Eine Million lebt an der Ar­mutsgrenze – und Sie reden von Wohlstand für alle! Das ist ja unglaublich!)

Wir haben eine Beschäftigung in Österreich, die herzeigbar ist, und ich möchte in die­sem Zusammenhang sagen, dass die Beschäftigung deshalb wichtig ist, weil sie unse­re Volkswirtschaft stärkt.

Meine Damen und Herren, wir müssen davon ausgehen, dass jeder zweite Euro, den wir in Österreich verdienen, in Wahrheit durch Exporte erwirtschaftet wird. Das heißt, unsere Wirtschaft, unsere Beschäftigten, unsere Dienstnehmer, unsere Unternehmer sind gut unterwegs.

Wenn wir von Beschäftigung reden – darauf hinzuweisen ist mir ein Grundanliegen –, dann geht es nicht nur um die unselbständig Beschäftigten, sondern dann geht es auch um die 100 000 Unternehmer und um die mehr als 200 000 bäuerlichen Menschen, die in den Betrieben arbeiten.

Hätten sie nicht dort Arbeit, würden sie auf den Arbeitsmarkt drängen, und dann wür­den die Beschäftigung und die ganze Soziallinie anders ausschauen. Das, glaube ich, sollten wir in Wahrnehmung unserer Staatsverantwortung sehr deutlich sehen.

Damit das alles auch in Zukunft funktioniert, brauchen wir wettbewerbsfähige und vor allem faire Produktionsvoraussetzungen in all unseren Betrieben. Dabei ist Bildungs­politik wichtig, und ich würde mir wünschen, dass wir die Debatte über die Bildungs­politik möglichst bald auf den Punkt bringen und wirklich das erreichen, was wir brau­chen, nämlich die beste Ausbildung für unsere Jugend, damit sie nach der Schule auch in die Arbeitswelt eintreten kann. (Abg. Petzner: Und genau Ihre Partei verhindert das!)

Herr Bundesminister, ich möchte auch gerade der Weiterbildung ganz große Bedeu­tung beimessen, weil ich denke, dass diese auch über gewisse Zielalter hinaus sehr wichtig für die Beschäftigung ist. Darauf sollten wir uns letzten Endes einstellen, denn nur die Beschäftigung sichert uns die Sozialleistungen. Wenn in Österreich, wie schon mehrmals gesagt wurde, etwa 30 Prozent des BIP für Sozialleistungen ausgegeben wird, dann ist das das Verdienst von uns allen. Darauf können wir stolz sein, aber das wäre zu wenig. – Wir müssen das auch halten. Das ist, glaube ich, die große Aufgabe.

Es hat keinen Sinn, sich gegenseitig aufzurechnen, wer mehr zahlt. Einer meiner Vor­redner hat vorhin gemeint, die Bauern zahlen zu wenig oder die Wirtschaft zahlt zu we­nig. – Nehmen wir die Dinge, wie sie sind! Wir alle, und das ist sozialpartnerschaftlich vereinbart, zahlen in das Pensionssystem 22,8 Prozent an Beiträgen ein. Der Dienst­nehmer zahlt 10,25 Prozent, der Dienstgeber 12,55 Prozent. Sie sehen also: ein du­ales System. Die Wirtschaft zahlt 17,5 Prozent, und der Rest wird, weil sie andere So­zialleistungen in Anspruch nehmen, eben dazugegeben. Die Bauern zahlen in Zukunft 16 Prozent und haben dazu viele Eigenleistungen, so zum Beispiel das fiktive Ausge­dinge oder die Sonderabgabe bei der Grundsteuer. Das alles muss man berücksichti­gen, nur dann führt man eine Debatte über soziale Ausgewogenheit richtig, ehrlich und korrekt. (Beifall bei der ÖVP. Zwischenruf des Abg. Öllinger. Abg. Jan­nach macht die sogenannte Scheibenwischerbewegung.)

Nun noch ein paar Gedanken zu den aktuellen Vorgaben. Ich denke, das Wichtigste
für uns alle ist – das muss unser Ziel sein! –, den Älteren die Angst zu nehmen.
(Abg.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 160

Dr. Strutz: Das tut ihr nicht!) So mancher Debattenbeitrag hat das nicht oder gerade in umgekehrter Weise vollzogen. Das hat keinen Sinn! Es sind mehr als 2 Millionen Menschen, die über die Pension in der sozialen Versorgung stehen, und denen jeden Tag Angst zu suggerieren, meine Damen und Herren, das ist nicht Staatspolitik!

Wir müssen aber auch fair darüber diskutieren, weil wir auch der Jugend Hoffnung ge­ben sollen. Viele junge Menschen fragen uns: Freunde, was hat das für einen Sinn? Ich denke, wir sind in Summe gut unterwegs. (Abg. Öllinger: Ja, ja!) Herr Bundesmi­nister, wenn wir im Pflegegeldbereich Korrekturen vornehmen, dann ist das zwar nicht angenehm, aber insgesamt, so denke ich, vertretbar, weil es stimmt, dass wir europa­weit, ja weltweit die besten Leistungen haben, und die wollen wir auch in Zukunft hal­ten. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Mag. Kuzdas.)

11.43


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Grünewald. – Bitte. (Abg. Öllinger in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Grü­newald : Kurt, bitte! Abg. Dr. Moser: Bring’s ins Lot! Die Stimme der Vernunft!)

 


11.43.17

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Ich möchte hier nicht auf einzelne Zahlen und Tabellen eingehen, sondern einmal schauen, welche Bilder hinter diesen Zahlen und Tabellen stehen. Es sind die Bilder der Politikerinnen und Politiker mit ihren BeamtInnen, die diese Gesetze ge­schrieben haben, aber viel stärkere Bilder sind die Millionen von Menschen, die diese Zahlen und Tabellen und dieses Budget treffen. Ich glaube, das sollte man sich ganz massiv vor Augen halten.

Ich möchte auch betonen – und Sie wissen das ja, Herr Bundesminister –, dass sich Soziales und Gesundheit sehr stark überlappen und überschneiden. Deshalb existiert natürlich eine Art Dschungel, was Kompetenzen, Verantwortlichkeiten und Budgettöpfe betrifft, der zudem noch in einem massiven Spannungsfeld von Bund und Ländern steht. Das alles ist nicht sehr hilfreich. Beide Bereiche sind Querschnittmaterien, und Sie – so wie Minister Stöger und eigentlich alle Ministerinnen und Minister – sollten sich dieses Themas annehmen.

Sie wissen so gut wie ich – und ich möchte einmal kurz über